Mein Burgenland 1/2022

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Österreichische Post AG RM 22A042722 K Kommunikation Burgenland GmbH, Neusiedler Straße 86, 7000 Eisenstadt

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Burgenland M E I N MAGAZIN

FÜR LEBEN, L AND UND LEU T E

Die burgenländische

Erfolgsformel Wie sich die Burgenländer nach schwierigem Start in 100 Jahren an die Spitze gearbeitet haben

Von außen betrachtet

DIE SPITZEN DER REPUBLIK über ihre persönliche Verbindung zum Burgenland

Bildlich gesprochen

DER LANDESHAUPTMANN beantwortet drei Fragen ohne ein einziges Wort

Das Auge isst immer mit CHEFKOCH MAX STIEGL serviert einen Klassiker der pannonischen Küche


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M EI NUNG

Liebe Burgenländerinnen und Burgenländer!

Köpfe dieser Ausgabe

W

enn Sie diese Zeilen lesen, dann halten Sie die erste Ausgabe von Mein Burgenland in der Hand. Die burgenländische Öffentlichkeit erhält damit ein neues Magazin, das von nun an zehn Mal im Jahr via Post zu Ihnen kommt. Mein Burgenland soll unterhalten, anregen und einfach Lust auf die vielen schönen Seiten unseres Landes machen.

„Ein starkes Land braucht informierte Bürgerinnen und Bürger.“

Aber natürlich soll Mein Burgenland auch in jeder Ausgabe Servicetipps anbieten und Hintergründe ausleuchten, Zusammenhänge näherbringen und ­einen Überblick sowie eine Einordnung liefern, was Land und Leute bewegt und was bei uns von Norden bis Süden los ist. Gerade in einer nicht einfachen Zeit, in der es bei ­vielen Menschen verständlicherweise mehr Fragen als Antworten gibt, begrüße ich dieses neue Informationsangebot sehr. Ein starkes Land braucht informierte Bürgerinnen und Bürger; Nachrichten sind ein Rohstoff unserer Informationsgesellschaft. Und je besser das Informationsangebot ist, desto einfacher ist es für jede und jeden Einzelnen von uns, gute Entscheidungen zu treffen. In diesem Sinn wünsche ich Ihnen viel Anregung, Spaß und Unterhaltung beim Lesen der folgenden Seiten!

S. 5

Elisabeth Pauer-Gerbavsits

Die ORF-Moderatorin widmet ihre erste Kolumne dem Thema Fasching in der Corona-Zeit

S. 19

Oliver Rathkolb

Der Zeithistoriker über Burgenlands Weg vom ­„Armenhaus“ zur europäischen Musterregion

Fotos: ZVG, Russmann, Fertl. Cover: Josef Rovirosa/westend61/Austrianimages

Ihr

S. 30

Saskia Jungnikl Hans Peter Doskozil

Landeshauptmann Burgenland

Die gebürtige Südburgen­ länderin schreibt in ihrer Kolumne über die Schönheit des Heimkommens

IMPRESSUM Mein Burgenland. Redaktion und Medieninhaber: Kommunikation Burgenland GmbH, Neusiedler Straße 86, A-7000 Eisenstadt; Tel.: +43 2682 254 31, E-Mail: office@kommunikation-burgenland.at, UID: ATU 76190836. Medienherausgeber: Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landespressedienst, Europaplatz 1, A-7000 Eisenstadt. Verlag, Grafik, Produktion und Akquise: CRM Medientrend GmbH, Neudorferstraße – Betriebsgebiet 3, 7111 Parndorf. Grafisches Konzept: Eva Urthaler. Druck: Leykam Druck GmbH & Co KG. Zustellung: Österr. Post AG. Verlagsort: Eisenstadt. Herstellungsort: Neudörfl. Das gesamte Impressum ist online einsehbar unter: www.meinburgenland.at/impressum Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: Medieninhaber: Kommunikation Burgenland GmbH. Erklärung über die grundlegende Richtung: Information der Bürgerinnen und Bürger über aktuelle und relevante Ereignisse im Land Burgenland und die Arbeit der burgenländischen Landesregierung und der Landesholding Burgenland. Druckfehler und Irrtümer vorbehalten.

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M E I NUNG

DES O T O F NATS MO

EDITO R IA L Wolfgang Zwander

Liebe Leserinnen und Leser!

Ich darf Sie ganz herzlich in der neuen Medienwelt Mein Burgenland begrüßen. Neben digitalen Angeboten unter www. ­meinburgenland.at, wo Sie sich auch für unseren Newsletter anmelden können, finden Sie Mein Burgenland nun auch zehn Mal im Jahr als Magazin in Ihrem Briefkasten. Damit dürfen wir Ihnen in einer oft unübersichtlich wirkenden Welt ein kleines Stück Einordnung anbieten.

PS: Wenn Sie uns etwas mitteilen wollen, schreiben Sie uns bitte: via Post oder EMail an redaktion@meinburgenland.at. Wir freuen uns auf Ihre Meinung!

WINTERSCHLAF AM SEE IN SEINEN LETZTEN ZÜGEN

Noch hat die Schönheit der kälteren Monate den Neusiedler See und das Burgenland im Griff. Doch wie immer zu dieser Jahreszeit warten Land, Menschen und Wasser schon voller Sehnsucht auf den Einzug des Frühlings.

Das sagt der Weinbauer I kann ma net vorstelln, dass die Bundesregierung des mit ihrer Impflotterie ernst gmant hot, weil sie hätt jo nur bei uns im Burgenland anrufen miassn, wir hättn ihr zagt, wia des geht

Wolfgang Zwander ist Chefredakteur und Herausgeber von Mein Burgenland

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Burgenland Tourismus/Martin Steiger, Burgenland Tourismus/Birgit Machtinger, Fertl, Illustration: Elena Vinogradova

Als Redaktion sehen wir es als unsere wichtigste Aufgabe, Ihnen Neues, Relevantes, Unterhaltsames und natürlich „Gschmackiges“ aus dem Burgenland nach Hause zu liefern. Das Burgenland hat sich in den vergangenen 100 Jahren zu einem Ort des sozialen Zusammenhalts und Wohlstands entwickelt. Dass es für die damit verbundene Sicherheit ­keine Garantie gibt, daran hat uns Corona erinnert. Die Corona-Krise wurde im Burgenland deutlich erfolgreicher bewältigt als im Rest von Österreich. Aber sie hat auch gezeigt, dass unsere Stabilität keine Selbstverständlichkeit ist, sondern das Ergebnis harter Arbeit und guter Politik. Man kann mit der Vergangenheit abschließen, sagt ein Sprichwort, aber man kann sich nie sicher sein, ob auch die Vergangenheit mit einem abgeschlossen hat. Nehmen wir in diesem Sinne die schwierigen Anfangsjahre des Burgenlandes bewusst als Motivation, um das burgenländische Erfolgsmodell trotz ­Corona und Co weiter auszubauen.


KOLUM NE Elisabeth Pauer-Gerbavsits

Mitten aus dem Burgenland Fasching

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Fragen an

Tourismuschef Didi Tunkel

Herr Tunkel, warum sind Sie ausgerechnet während Corona Tourismus-Chef geworden? Ich bin durch und durch Burgenländer, ich bin durch und durch Touristiker. Nachdem mir Covid mein Lebenswerk Splashline mit Summersplash zerstört hatte, war ich frei. Die Gelegenheit hat gepasst, ich habe mich beworben, ich wollte mich in meiner Heimat engagieren. Ich glaube, dass mir in der Bewerbung meine Erfahrung als Unternehmer sehr geholfen hat. Wie war der Start? Ich war von der ersten Minute an Krisenfeuerwehr, musste aber auch langfristige Maßnahmen setzen und die Geschäftsstelle optimieren. Aber das Team der Geschäftsstelle, meine Erfahrung und meine Einsatzbereitschaft waren da sehr nützlich. Am Anfang habe ich mich oft 14 Stunden am Tag in Unterlagen eingearbei-

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tet. Gleichzeitig war ich von Beginn an viel im Land unterwegs, um Touristikerinnen und Touristiker zu treffen. Was haben Sie erreicht? Kein anderes Bundesland konnte in der Covid-Krise seinen Tourismus so erfolgreich unterstützen wie das Burgenland. Corona-Kasko und Bonusticket waren echte Wettbewerbsvorteile im Werben um den Inlandsgast. Um die landesweit einheitliche Burgenland-Card und das gesetzlich verpflichtete digitale Melde­ wesen beneidet uns ganz TourismusÖsterreich. Uns hilft, dass die Politik die große Bedeutung vom Tourismus erkannt hat und unser Draht zum Tourismus­ referenten LH Doskozil sehr gut ist. Die Zusammenlegung der Tourismusverbände ist auch geschafft. Und wir haben noch viel vor.

Eine eigene Kolumne in Mein Burgenland – das war zunächst einmal eine große Freude, dann aber kurz die Panik: Worüber werde ich schreiben? Eine Kolumne zu verfassen, hat für mich doch auch etwas damit zu tun, ­etwas Persönliches preiszugeben. Und ich beginne, weil wir eigentlich gerade die närrische Zeit haben/hätten, mit einem ungewöhnlichen Bekenntnis – ich bin ein richtiger Faschingsfan! Das Thema Fasching spaltet unsere Gesellschaft übrigens länger als Corona. Es gibt Menschen, die können dem Fasching rein gar nichts abgewinnen. Ich hingegen liebe die Umzüge und die Verkleidungen, mit meinem Faschingsfundus könnte ich mittlerweile schon einen Verleih ausstatten. Um den Fasching ausgiebig zu feiern, nehme ich mir schon seit einigen Jahren Urlaub dafür (wer den Fasching mag, hat sicher Verständnis dafür, es sind doch einige Herausforderungen zu meistern!). Doch heuer wird die närrische Zeit wohl wieder ruhig verlaufen, keine Umzüge, keine Party, kein Blochziehen und keine Bälle. Es ist grundsätzlich kein Problem, ja wir können auch ohne Fasching leben, aber er fehlt. Übrigens: Ich habe gerade in der Wohnung Girlanden und Papierschlangen aufgehängt – ein bissi Fasching muss sein!

Elisabeth Pauer-Gerbavsits ist Chefin vom Dienst und M ­ oderatorin beim ORF Burgenland

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heute H E UT E

Das Neueste auf einen Blick

Worüber das Burgenland …

Die Landesholding Burgenland investiert 26 Millionen Euro in ein neues Hallenbad für die Burgenländer. Das alte Hallenbad in Neusiedl am See wird dafür in den nächsten Monaten generalsaniert und ausgebaut.

… STAUNT

Bio-Essen in Burgenlands Kindergärten

Burgenländer trainiert olympisches Ski-Team Das Burgenland hat viele Stärken, Skisport bringt man aber eher mit anderen Ländern in Verbindung. Umso erfreulicher, dass der Burgenländer Michael Stocker als Trainer des israelischen Ski-Teams bei Olympia in Peking dabei war. 6

Über Gott, das Burgenland & SCHAUBILDdie VOGELPERSPEKTIVE HAUPTEING Welt

Neues Haus der Volksgruppen

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as Land Burgenland wird gemeinsam mit Vertre­ tern aller Volksgruppenorganisationen ein „Haus der Volksgruppen“ im früheren Städtischen Internat von Oberwart errichten. Damit soll der Beitrag der Volksgruppen zur Identität, Geschichte und Gegenwart des Burgenlandes gewürdigt und ein neues Kapi­ tel in der Volksgruppenpolitik aufgeschlagen werden. Neben der Ausrichtung von Veranstaltungen und Festen innerhalb und mit den Volksgruppen soll im neuen Zentrum verstärkt auf Jugendarbeit und Inte­ gration gesetzt werden. Das Volksgruppenhaus soll einerseits koordinierende Stelle innerhalb der Volks­ gruppen sein, andererseits ist es nach außen ein sichtbares Zeichen der Wertschätzung und des Miteinanders. Die Landesimmobilien-Gesellschaft LIB wird das Projekt vorfinanzieren und als Anschubfinanzierung zwei Millionen Euro zur Verfügung stellen.

Als ich vor zehn Jahren beruflich ins Burgenland kam, rechnete ich mit der viel zitierten panno­ nischen Entschleunigung. Ein deut­scher Kardinal sagte einmal, wer im Burgenland Bischof sei, der müsste eigentlich Kurtaxe an den Papst zahlen. Dies, so meinte ich, könne auch für einen kirch­ lichen Mitarbeiter kein Nachteil sein. Ich sollte mich täuschen. Klein und harmlos kam es zu­ nächst daher, dieses Land ver­ schwimmender Grenzen, bis es mich mit Haut und Haaren ver­ schluckte wie der Schlamm des Neusiedler Sees meine Zehen beim ersten Hineinwaten. Gleich­ zeitig wurde es zum Pater-Nos­ ter-Aufzug, der mich auf die unterschiedlichsten Ebenen im ­ MIYAKO NAIRZ ARCHITECTS I b Weltgefüge brachte. Auf Reisen mit Bischof Zsifkovics konnte ich erfahren, wo der rote Faden pan­ nonischer DNA überall hinführt. Es gibt viele Hinweise, dass Gott die Lust an den Burgenlän­ dern nicht verloren hat. Er lässt ihnen ihre liebenswerten Unge­ reimtheiten durchgehen, kennt er doch ihre nicht ganz einfache Geschichte. Andererseits darf er etwas dafür erwarten, dass er ih­ nen Wein, See, Wind, die EU-För­ derungen und widerstandsfähige Naturen wie Verena Dunst gege­ ben hat. Eine 100er-Feier beein­ druckt ihn eher weniger, Gott ist mehr der „Schauen wir mal, was ich morgen so richtig Neues schaffen kann“-Typ. Reden wir übers Burgenland 2.0! Dominik Orieschnig ist Sprecher der Diözese Eisenstadt und Vizepräsident des burgenländischen Hilfsfonds 01|2022

Fertl, MIYAKO NAIRZ ARCHITECTS I bau & architektur ges.m.b.h., ZVG

Das Burgenland erhält ein neues Hallenbad

… SCHMUNZELT

Dominik Orieschnig

Burgenland 2.0

… SPRICHT

In neun von zehn burgenländischen Kindergärten kommt bereits mindestens die Hälfte des Essens aus biologischer Landwirtschaft. Das ist ein Teil der großen Bio-Offensive des Landes und auch gesetzlich verankert.

KOLUM NE


Wien Holding: Auf ins Museum! Die vier Wien Holding-Museen – Kunst Haus Wien, ­Jüdisches Museum Wien, Haus der Musik, Mozarthaus Vienna – bieten Kulturinteressierten ein vielfältiges Ausstellungsprogramm.

HAUS DER MUSIK

KUNST HAUS WIEN

Die Welt der Klänge

Wenn der Wind weht

Auf vier Etagen können die Welt der Musik und Klänge erforscht werden. Die Höhepunkte: das „Sonotopia Universe“ mit einem Virtual-Reality-Klanglabor, der modernisierte „Virtuelle Dirigent“ und die neue Sonder­ ausstellung „Vom Erhabenen zum Abscheulichen – Nachdenken über Musik“.

Die Beziehungen des Menschen zu den ­unsichtbaren Elementen Wind, Luft und Atem sind vielschichtig. Die Arbeiten der Ausstellung thematisieren neben Luft als Lebensenergie auch die Gefahr von Stürmen, ­Luftverschmutzung und den Klimawandel.

Täglich

Bezahlte Anzeige. Fotos: David Bohmann, Luzerner Theaters/Ingo Hoeh, Barbara Nidetzky, HdM, Eduardo Leal

Seilerstätte 30, 1010 Wien, www.hdm.at Täglich 10–22 Uhr; Eintritt: 16 €

Ab 12. März 2022

Untere Weißgerberstraße 13, 1030 Wien, www.kunsthauswien.com Täglich 10–18 Uhr; Eintritt: Ausstellung 9 €

„In unseren vier Wien Holding-Museen stehen das Entdecken, das Hören, das Sehen und das Spüren im Mittelpunkt. Davon können sich unsere ­Besucherinnen und ­Besucher in diesem Jahr wieder bei zahlreichen Ausstellungshighlights überzeugen.“ DR. KURT GOLLOWITZER, Geschäftsführer der Wien Holding

TICKETS JÜDISCHES MUSEUM WIEN

MOZARTHAUS VIENNA

Die Wiener Rothschilds

Cherubino alla vittoria!

Die Geschichte der Familie Rothschild liest sich in Teilen wie ein Krimi. Sie musste sich gegen Konkurrenten durchsetzen, wurde in Konflikte verwickelt und mit antisemitischen Stereotypen konfrontiert. Die Ausstellung ruft die Leistungen und Errungenschaften der Rothschilds in Erinnerung.

In der sogenannten Militärarie der Oper „Le nozze di Figaro“ offenbart der Held dem Offi­zier Cherubino die Schrecken des Soldaten­ lebens. Die Ausstellung in Kooperation mit der Wienbibliothek im Rathaus zeigt Mozarts Figaro-Arie im Kontext der Militärmusik.

Bis 5. Juni 2022

Dorotheergasse 11, 1010 Wien, www.jmw.at Sonntag bis Freitag 10–18 Uhr, samstags ­geschlossen; Eintritt: 12 € 01|2022

Ab 30. März 2022

Tickets für die Museen der Wien Holding sind an den jeweiligen Museumskassen sowie bei Wien Ticket, einem Unter­ nehmen der Wien Holding, erhältlich: www.wien-ticket.at

WIEN HOLDING GMBH Universitätsstraße 11, 1010 Wien www.wienholding.at

Domgasse 5, 1010 Wien, www.mozarthausvienna.at Dienstag bis Sonntag 10–18 Uhr; Eintritt: 12 €

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H E UT E

Was verbinden Sie mit dem Burgenland

?

Mein Burgenland hat die Spitzen der Republik gefragt, welche Emotionen und ­Geschichten sie mit dem Burgenland verbinden. Erhalten haben wir neun sehr ­persönliche und teilweise überraschende Antworten

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Zajc, ZVG, Wieser, Wenzel

ALEXANDER VAN DER BELLEN, Bundespräsident Wenn ich an das Burgenland denke, fällt mir sofort eine Vielfalt ein, die ihresgleichen sucht. Ein breit gefächertes Kulturangebot, große und kleine Festivals, zahlreiche Naturschutzgebiete, Storchennester, ­Kellergassen, Windparks und Bio-Obst – all das ist untrennbar mit dem Burgenland verbunden. Und selbstverständlich: der hervorragende Wein! Allem voran sind es aber die Menschen, die das Burgenland zu einem so schönen Ort machen. Ob es unterschiedliche Volksgruppen, Sprachen oder Bräuche sind, die Burgenländerinnen und Burgenländer leben Vielfalt. Und sie leben sie miteinander. 01|2022


WOLFGANG SOBOTKA, Nationalratspräsident Als begeisterter Musiker verbinde ich mit dem Burgenland natürlich Joseph Haydn, den großen Komponisten und Kapellmeister am Fürstenhof in Eisenstadt. Aber auch die Opernfestspiele in St. Margarethen sowie die herrliche Naturkulisse der Seebühne Mörbisch sind weit über die Grenzen des Landes bekannt. Was mir immer in Erinnerung bleiben wird, ist das Bild, als Österreichs damaliger Außenminister – der von mir höchst geschätzte Alois Mock – und sein ungarisches Pendant, Gyula Horn, bei Klingenbach/Sopron den Stacheldrahtzaun an der Grenze mit einer Schere durchgeschnitten haben. Der Eiserne Vorhang, der Europa jahrzehntelang geteilt hatte, gehörte damit endgültig der Geschichte an. Für Österreich und das Burgenland war die Grenzöffnung ein Geschenk und eine entscheidende Weichenstellung auf dem Weg zur europäischen Integration. DORIS BURES, Zweite Nationalratspräsidentin Für mich war und ist das Burgenland immer ein Ort der Entspannung und der Lebensfreude. In jungen Jahren kam ich immer an den Campingplatz in Sankt Andrä am Zicksee zur ­sportlichen Betätigung, mittlerweile komme ich eher, um kultureller ­Unterhaltung und kulinarischen Genüssen zu frönen. Das Burgenland hat insgesamt – auch wirtschaftlich und infrastrukturell – eine ungeheure Aufwärtsentwicklung genommen. Hier war der Beitritt zur Europäischen Union sicherlich ein wirklicher Turbo. Dazu eine Landespolitik, die pragmatisch, konsequent und mit entsprechendem Augenmaß diese Entwicklung gesteuert hat. Eine beeindruckende Erfolgsstory!

„Allem voran sind es die Menschen, die das Burgenland zu einem so schönen Ort machen.“ ALEXANDER VAN DER BELLEN, Bundespräsident

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NORBERT HOFER, Dritter Nationalratspräsident Mit dem Burgenland verbinde ich zuerst eine glückliche Kindheit und Jugend und die Menschen, die in ­einem rücksichtsvollen, respektvollen Miteinander leben und sich nach Kräften gegenseitig unterstützen. Auf Basis der breit gefächerten kulturellen Wurzeln und der Geschichte des Bundeslandes, das erst vor 100 Jahren nach Österreich gekommen ist, haben wir Burgenländerinnen und Burgenländer uns eine gemeinsame Identität geschaffen, die von Gastfreundschaft und Zusammenhalt geprägt ist. Ich schätze zudem das vielfältige Landschaftsbild, das sich von Nord nach Süd eindrucksvoll verändert und in jeder Form tiefen Eindruck hinterlässt. Ich genieße es, rund um meine Heimatgemeinde ausgedehnte Fahrradtouren zu unternehmen, die mich im Umfeld des Dreiländerecks auch in die Steiermark und nach Niederösterreich führen. Das Burgenland ist in jeder Hinsicht lebenswert. Ich bin dankbar, hier meine Heimat zu haben.

„Das Burgenland ist in vielerlei Hinsicht eine Vorzeigeregion innerhalb der EU.“

KARL NEHAMMER, Bundeskanzler von Österreich

KARL NEHAMMER, Bundeskanzler von Österreich Das Burgenland ist nicht nur das jüngste, östlichste und wohl sonnigste Bundesland, sondern hat auch im europäischen Kontext wesentliche Bedeutung. Vormals ein Gebiet der ungarischen Reichshälfte Österreich-Ungarns, das mit dem Zerfall der Monarchie Eigenständigkeit erlangt hat, nimmt das Burgenland heute eine weitere bedeutende Rolle ein: Als Grenzregion ist es Schauplatz der europäischen Integration und deren Motor zugleich und mit der EU-Osterweiterung ins Zentrum Europas ­gerückt. Die ethnische Diversität und Mehrsprachigkeit sind Ausdruck für die kulturelle Vielfalt und spiegeln gleichzeitig den europäischen Geist wider. Das Burgenland ist auch in vielerlei anderer Hinsicht eine Vorzeige­ region innerhalb der EU, beispielsweise im Bereich der erneuerbaren Energien und wirtschaftlichen Entwicklung. Abseits davon ist das Burgenland für viele vor allem Heimat, Ort der Ruhe und Zuflucht. 9


H E UT E

„Mit dem Burgenland pflegen wir in der Ostregion seit Jahren eine bewährte Kooperation.“ MICHAEL LUDWIG, Bürgermeister von Wien

JOHANNA MIKL-LEITNER, Landeshauptfrau von Niederösterreich Mit dem Burgenland verbindet uns eine jahrelange Tradition der Zusammenarbeit in der Ostregion. Gemeinsam mit Wien, dem Burgenland und Niederösterreich geben diese drei Bundesländer der gesamten Region eine starke Stimme. Als jüngstes Beispiel möchte ich das Jahresticket für den gesamten öffentlichen Verkehr in ganz Niederösterreich und dem Burgenland anführen. Aber auch im gemeinsamen Kampf gegen die Pandemie haben wir gemeinsame Maßnahmen umgesetzt – ich denke da beispielsweise an die gemein­ same Osterruhe im vorigen Frühjahr. Ich danke den Verantwortungsträgerinnen und -trägern unseres Nachbarbundeslandes für die Zusammenarbeit und wünsche uns weiterhin eine gute Basis dafür. 10

HERMANN SCHÜTZENHÖFER, Landeshauptmann der Steiermark Wenn ich heute an das Burgenland denke, kommen mir natürlich als Erstes das Jubiläumsfest „100 Jahre Burgenland“ und die Seefestspiele in Mörbisch, die ich sehr gerne besuche, in den Sinn. Außerdem arbeiten die Steiermark und das Burgenland in vielen Bereichen sehr erfolgreich zusammen. Neben den inhaltlichen Themen wie Verkehr, Tourismus und Forschung verbinden beide Länder natürlich wunderschöne Landschaften und vor allem ausgezeichnete Weine. Was in der Steiermark ein spritziger Weißwein ist, ist im Burgenland ein kraftvoller Rotwein. Kultur und Kulinarik lassen sich dabei bestens miteinander verbinden. KATHRIN GAÁL, Wiener Vizebürgermeisterin „‚Home is where your heart is“ – das Burgenland ist ein großes Stück Heimat für mich. Seit meiner frühesten Kindheit habe ich wunderbare Erinnerungen an die herrliche Region rund um Stegersbach und verbringe auch jetzt noch viel Zeit mit meinen Freundinnen und Freunden im schönen Burgenland. Die Entwicklung des Bundeslandes vom Grenzgebiet unmittelbar am Eisernen Vorhang zum innovativen Impulsgeber der Centrope-Region sucht seinesgleichen. Woran das liegt? Es ist diese einzigartige Kom­ bination aus Betriebsamkeit und Geselligkeit, aus harter Arbeit und Genussregion, aus Zusammengehörigkeit und Weltoffenheit, aus Bescheidenheit und Durchsetzungskraft, aus Tradition und Fortschritt. Kurzum es sind die Burgenländerinnen und Burgenländer, die dieses ­vermeintlich kleine Bundesland zu einem Big Player in Österreich machen!

„Was in der Steiermark ein spritziger Weißwein ist, ist im Burgenland ein kraftvoller Rotwein.“

HERMANN SCHÜTZENHÖFER Landeshauptmann der Steiermark

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Königshofer, ZVG, Scheriau, Votava

MICHAEL LUDWIG, Bürgermeister von Wien Als Wiener Bürgermeister freue ich mich zunächst, dass viele Wienerinnen und Wiener sich das Burgenland als Naherholungsgebiet ausgesucht haben. So tragen zum Beispiel sommer­ liche Wanderungen im Nationalpark Neusiedler See, der mit einer Vielfalt an Wildvögeln aufwartet, die europaweit einzigartig ist, ganz ideal zur Entspannung bei. Und gerade dieses Naturerlebnis hat ja auch eine große Zahl an Wiener Kulturschaffenden und Intellektuellen dazu bewogen, zumindest mehrere Wochen im Jahr im Burgenland zu verbringen und Energie zu tanken, die jedenfalls wieder nach Wien ­„zurückfließt“. Andererseits nutzen viele Burgenländerinnen und Burgenländer das vielfältige Angebot unserer Stadt und statten uns regelmäßige Besuche ab. Andere wiederum arbeiten in Wien. Auch hinsichtlich der wirtschaftlichen und logistischen Stärkung und Aufwertung der „Region Ost“ pflegen wir mit dem Burgenland seit Jahren eine bewährte Kooperation. Und schließlich ist Österreichs jüngstes Bundesland auch für mich als Historiker von größtem Interesse.


Ohne Worte

Auf dieser Seite beantworten unsere Interviewpartner drei Fragen nur mit Gesten. Für die erste Ausgabe von Mein Burgenland haben wir dazu Landeshauptmann Hans Peter Doskozil in seinem Büro besucht

Frage 2

Müssen Sie sich manchmal auch ärgern?

Frage 1

Herr Landeshauptmann, was ist das Schönste an Ihrem Beruf?

Frage 3

Fertl

Was zeichnet die Burgenländer aus? 01|2022

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morgen M OR G EN

Die Zukunft im Blick

KOLUMNE Werner Gruber

Aus dem Tagebuch des Forschungskoordinators

Primar Gottfried Pfleger, Martina Unger und Anita Wilfinger (v.r.) vom OPTeam im KH Oberwart begrüßen ihren neuen Roboter-Kollegen

Ein RoboDoc in Oberwart

D

DIE ZUKUNFTSZAHL

ie burgenländischen Landesspitäler sind ins Roboter-Zeitalter eingetreten: Im KRAGES-Schwerpunktspital in Oberwart hat Anfang Februar 2022 die burgenlandweit erste Operation mit Unterstützung eines Da-Vinci-OP-Roboters statt­ gefunden; Urologie-Primarius Gottfried Pfleger entfernte bei der Premi-

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1.182

Firmengründungen gab es 2021 im ­Burgenland. Knapp 40 mehr als im Jahr davor

ere über Konsole und 3D-Bildschirm eine Prostata wegen eines Karzinoms. Primar Pfleger: „Das natürliche Zittern der menschlichen Hand wird damit ausgefiltert und nicht auf die Instrumentenspitze übertragen. Vor allem Eingriffe in einem engen, begrenzten OP-Gebiet wie dem Becken werden übersichtlicher und exakter möglich.“ Robotertechnologie mit menschlichen Vorteilen. Es folgten die Chirurgie mit Gallen-Operationen sowie die Gynäkologie mit speziellen Eingriffen. Die Ärzte können mit HightechUnterstützung genauer arbeiten. Für die Patienten bedeutet das: Die OP ist schonender, weniger belastend für den Körper und sie müssen weniger lang im Spital bleiben.

Pressekonferenz mit Landeshauptmann Doskozil und Landesrat Schneemann zum Thema „Neubesetzung des Forschungskoordinators des Landes Burgenland“. An diesem Tag wurde ich vom Herrn Landeshauptmann zum neuen Forschungskoordinator ernannt. Viele Gespräche, Diskussionen und Plaudereien gingen diesem Termin ­voraus. Dabei ging es nicht immer nur um Wissenschaft und Forschung, manchmal auch nur um Banales. Für mich als Wissenschafter beziehungsweise als Volksbildner ist diese Tätigkeit neu – ich erklärte wissenschaftliche Zusammenhänge und versuchte, die Natur zu verstehen. Nun bin ich Teil der Verwaltung – ab jetzt gilt es, das Burgenland mitzugestalten. Was hat der Forschungskoordinator zu machen? Die Aufgabe besteht darin, die Forschungsquote zu heben. Die Forschungsquote ist der Quotient aus den Gesamtausgaben für Forschung und Entwicklung durch das Bruttoinlandsprodukt des jeweiligen Bundeslands. Leider muss man sagen, dass das Burgenland eher bei den schlechteren Bundesländern ist – wir tragen im Moment noch die rote Laterne. Das ist sicher dem Umstand geschuldet, dass das Burgenland über keine Universität verfügt, landwirtschaftlich geprägt ist, mit wenig Industrie und viel Tourismus. Damit haben wir aber auch viele Chancen, die Situation zu verbessern – es gibt noch wenig eingefahrene Strukturen. Also müssen wir neue Strukturen im Bereich der Wissenschaft, Forschung und Entwicklung aufbauen – rasch und effizient. Werner Gruber ist begeisterter und begeisternder Physiker und seit 2021 Forschungskoordinator des Landes Burgenland 01|2022

Neumann-Strobl, Fertl

14. 5. 2021, 10:00 Uhr


Ihre Karriere in der KRAGES Die Burgenländische Krankenanstalten-Ges.m.b.H. (KRAGES) ist der größte Gesundheitsdienstleister des Burgenlandes. Sie betreibt das Schwerpunktkrankenhaus in Oberwart, die drei Standardkrankenhäuser in Güssing, Oberpullendorf und Kittsee sowie eine Schule für Gesundheits- und Krankenpflege in Oberwart und Eisenstadt. Die KRAGES-Direktion in Eisenstadt steuert und koordiniert die Standorte, entwickelt das Unternehmen strategisch weiter und unterstützt die Häuser mit Shared-Services. Für den Ausbau unserer Leistungen suchen wir laufend neue Kolleginnen und Kollegen in unseren Bereichen Medizin, Pflege, Therapie, Technik und Verwaltung.

Für aktuell offene Stellen können Sie sich hier bewerben:

www.arztstellen.at www.pflegestellen-burgenland.at www.krages.at Burgenländische Krankenanstalten-Ges.m.b.H. KRAGES, Josef Hyrtl-Platz 4, 7000 Eisenstadt, FN 110107 y, LG Eisenstadt, Sitz: Eisenstadt, www.krages.at


M OR G EN

P

TEXT: WOLFGANG ZWANDER

ünktlich zum 100. Geburtstag im Vorjahr steht das Burgenland heute in vielen Bereichen an einem bisherigen Höhepunkt ­ seiner Kraft und Leistungsfähigkeit. Bis hierhin war es aber nicht immer ein leichter Weg. Die vergangenen hundert Jahre waren für die Menschen in Österreichs jüngstem Bundesland ohne Zweifel auch mit Härten verbunden, wie es etwa in der Bilanz des Historikers Oliver Rathkolb ab Seite 18 in dieser Ausgabe nachzulesen ist. Die Burgenländer haben sich in dieser Zeit mit großer Entschlossenheit gemeinsam etwas aufgebaut, das heute weit über die Grenzen des an Einwohnern kleinsten Bundeslandes hinaus für große Aufmerksamkeit und positive Schlagzeilen sorgt. Aus dem viel zitierten „Armenhaus“ der Republik von 1921 ist ein Aufstiegsland geworden. Eine Region, die heute auf vielen Gebieten in ganz Europa als Vorbild gilt.

Wie sich das Burgenland in 100 Jahren vom letzten Platz an die Spitze gearbeitet hat

Das große Burgenland-Programm Bio- und Energie-Wende, Umweltschutz, Gratis-Kindergarten, Mietkauf-Modell für leistbaren Wohnraum, 1.700 Euro Mindestlohn, Pflegeanstellung, Start-up- und In­ dustriepolitik, Spitäler-Garantie, Bildungs-, Mobilitäts-, Sport- und Tourismus-Offen­ sive, kulturelle Höhepunkte und eine Weinkultur, die ihresgleichen sucht und mit der Weltspitze mithält.

Das

burgenländische

MODELL 14

01|2022


Josef Rovirosa/westend61/Austrianimages

ZUSAMMENHALT. Der klare Fokus auf die Bedürfnisse der Menschen bringt dem Burgenland einen Wettbewerbsvorteil


Das sind Schlagwörter, die Teile eines größeren Programms sind, mit dem das Burgenland bei der Bewältigung der Herausforderungen unserer Zeit eine Vorreiterrolle einnimmt (mehr Informationen zu den bereits heuer vorgestellten Schwerpunkten auf Seite 17). In Politik und Medien wird dieses Gesamtprogramm oft und gerne „Das burgenländische Modell“ genannt. Aber was ist es, das dieses burgenländische Modell im Kern ausmacht? Klar ist, auch die beste Beschreibung des burgenländischen Erfolgs-

ROTER ADLER. Als das Burgenland 1921 von Ungarn zu Österreich kam, musste ein Wappen entworfen werden

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DIE BURGENLÄNDER HABEN SICH ETWAS ­AUFGEBAUT, DAS HEUTE WEIT ÜBER DIE LANDES­ GRENZEN FÜR AUFMERK­ SAMKEIT SORGT

wegs kann der Wirklichkeit nie ganz gerecht werden. Das Burgenland, seine Kultur, seine Geschichte und seine Bewohner sind das Ergebnis einer bunten Mischung, die sich seit 1921 zu einer proeuropäischen, nach außen offenen und nach innen starken Willensgemeinschaft entwickelt hat – und die sich nicht in ein Modell pressen lässt. Stabilität und Gestaltungskraft Aber es gibt doch einige zentrale Punkte, die man gut und gerne als burgenländisches Erfolgsgeheimnis bezeichnen kann. Ganz oben steht dabei: Im Burgenland stehen die Anliegen und sozialen Interessen der Burgenländerinnen und Burgenländer nicht nur in Sonntagsreden und in der Vorwahlzeit im

Mittelpunkt, sondern das ganze Jahr. Das sollte eigentlich überall eine Selbstverständlichkeit sein, ist aber leider in einem häufig von Sonder­ interessen dominierten Politbetrieb noch immer viel zu oft die Ausnahme. Der klare Fokus auf die Bedürfnisse der Menschen bringt dem Burgenland einen Wettbewerbsvorteil. Möglich ist diese Politik aber nur, weil die Burgenländer mit klaren Aufträgen im Wahllokal für entsprechende Stabilität und Gestaltungskraft sorgen. Es ist ein altes politisches Gleichnis: Je größer das Vertrauen der Wähler in die Regierenden ist, desto mehr Kraft haben diese, um das Wohl von Land und Menschen in den Mittelpunkt ihrer Politik zu stellen. So können auch wichtige Projekte umgesetzt werden, die nicht immer jedem von Anfang an gefallen müssen, die aber mutige und gerechte ­Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit liefern.

IM BURGENLAND STEHEN DIE ANLIEGEN UND SOZIALEN INTERES­ SEN DAS GANZE JAHR ÜBER IM MITTELPUNKT 01|2022

Landesmedienservice, Josef Rovirosa/westend61/Austrianimages

VERTRAUEN. Es ist ein altes politisches Gleichnis: Je größer das Vertrauen der Wähler in die Regierenden ist, desto mehr Kraft haben diese, um das Wohl von Land und Menschen in den Mittelpunkt ihrer Politik zu stellen. Im Bild: Landeshauptmann Hans Peter Doskozil mit seinem Regierungsteam Heinrich Dorner, Astrid Eisenkopf, Daniela Winkler und Leonhard Schneemann (v. l.)


DAS ERFOLGSGEHEIMNIS SIND DIE BURGEN­ LÄNDERINNEN UND BURGENLÄNDER

Wie groß das Vertrauen zwischen Menschen und Politik im Burgenland ist, hat sich gerade auch während der Corona-Krise gezeigt: Nirgendwo sonst in Österreich sind prozentuell so viele Menschen dem Aufruf des Landes gefolgt, eine Schutzimpfung in Anspruch zu nehmen. Dass der Anreiz dafür durch eine schon sehr frühzeitig ins Leben gerufene Impflotterie noch einmal verstärkt worden ist, passt zu einer Politik mit Weitblick. Stärke, die sich in der Krise zeigt Oft ist es im Leben und auch in der Politik so, dass sich Stärke besonders deutlich erst in Krisensituationen zeigt. So war das auch im Burgenland bei Corona. Aber das gilt hier im Osten Österreichs zwischen Kalch und Kittsee wohl auch darüber hinaus. Denn die Geschichte des 20. Jahrhunderts traf das „Armenhaus“ Burgenland eben härter als andere Teile Österreichs. Die Menschen hier waren ärmer, es gab weniger Aufstiegsund Bildungsmöglichkeiten, es war schlecht bis gar nicht an Verkehrsadern angeschlossen, es musste sich erst in seiner ganz neuen Identität finden, und während des Kalten Krieges lagen fast 400 Kilometer seiner Landesgrenze direkt am Eisernen Vorhang. Und diese Aufzählung ließe sich durchaus noch länger fortsetzen. Womöglich hat aber genau das die Menschen hier positiv heraus­ gefordert, die Ärmel hochzukrempeln, um miteinander das Beste aus ihrer Si­tuation zu machen. Um Stärke in schwieriger Zeit zu zeigen, ohne dabei die fürs Burgenland typische Geselligkeit zu verlieren. Denn klar ist: Das wirkliche Erfolgsgeheimnis des Burgenlandes sind die Burgenländerinnen und Burgenländer. 01|2022

Starker Start ins Jahr Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und sein Regierungsteam haben 2022 mit viel Elan begonnen und gleich in den ersten Wochen des neuen Jahres wegweisende Projekte und weitere Meilensteine vorgestellt. PFLEGE Laut Schätzungen pflegen im Burgen­ land derzeit 400 bis 600 Personen zu Hause einen Angehörigen. Um diese Gruppe besser zu unterstützen, bietet das Land den Pflegenden die Chance auf ein Dienstverhältnis und ein Monats­ gehalt von bis zu 1.700 Euro netto an. Im vergangenen November wurde dieses Modell auch auf Pflegeeltern ausgewei­ tet. Und zu Jahresbeginn gab das Land darüber hinaus den Start eines neuen Pflegemodells bekannt: 28 Regionen sollen nun je einen Stützpunkt und 70 Subregionen bekommen; diese sind jeweils zuständig für mobile Hauskrankenpflege, Tagesheimstätten und betreutes Wohnen. Ein in Österreich einzigartiges Modell, das mit den vorhandenen Mitteln den größtmögli­ chen Positiveffekt für die Betroffenen erzielt. WOHNBAU Im Jänner hat die Landesregierung Pläne für eine massive Erweiterung des geförderten Wohnbaus und für mehr leistbaren Wohnraum im Burgenland präsentiert. Größte Neuerung: Das Land steigt mit einer Tochtergesellschaft selbst in den Wohnbau ein – für Mieter wird damit möglich, durch Zahlung ihrer

Miete ihre Wohnung zu sehr günstigen Konditionen zu erwerben. Noch heuer sollen in allen sieben Bezirken erste Wohnungen gebaut werden und bereits 2023 sollen die ersten Burgenländer in die neu errichteten Wohnungen einziehen können. MINDESTLOHN Auf Betreiben von Landeshauptmann Doskozil ist 2019 im Burgenland ein Mindestlohn von 1.700 Euro netto eingeführt worden. Dieser „gerechte Lohn“ (Doskozil) galt von Anfang an im Einflussbereich des Landes und wird auch in den kommenden Monaten auf weitere Ebenen ausgerollt, darunter auch immer mehr Gemeinden und Betriebe. ENERGIEWENDE Das Land und die Energie Burgenland haben eine neue Wärmestrategie präsentiert, die die Unabhängigkeit der burgenländischen Haushalte von den Energiepreisen am Weltmarkt stärken soll – und außerdem gut für das Klima und die Umwelt ist. Das Programm „Pumpen­Peter“ ist das erste Wärme­ pumpen-Abo Österreichs und inkludiert alles: von der Energieberatung bis hin zur Inbetriebnahme der Anlage, Entsorgung des bisherigen Heizsystems sowie Wartung über die gesamte Laufzeit von 15 Jahren. Am Ende der 15-jährigen Laufzeit geht das Produkt in das Eigentum des Kunden über. Das Programm ist ein Meilenstein öster­ reichischer Energiepolitik. 17


Der Musiker und ExCovid-Patient Franz Martin Neuberger (r.) bedankt sich mit einem Konzert für die gute Behandlung im Krankenhaus Kittsee

Für fünf Krankenhäuser gibt es im Burgenland eine Standortgarantie

„WIE AUF HÄNDEN GETRAGEN“

Burgenlands Krankenhäuser sind da, wenn etwas passiert. Landeshauptmann Doskozil startet nun eine große Gesundheitsumfrage

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TEXT: BENJAMIN HEIDINGER

ich habe im krankenhaus kittsee während meiner schweren covid-erkrankung auf der intensivstation in beinahe schon familiärer atmosphäre eine so erstklassige betreuung erfahren, dass ich mich trotz dieser schrecklichen krankheit fast so etwas wie wohlfühlen konnte. dafür möchte ich auch auf diesem weg noch einmal meinen dank und meine hochachtung an das gesamte personal aussprechen Kürbiskernöl als Dank Frau Anni S. (68) entging im Kranken­ haus Güssing nur knapp der Intensiv­ station. Sie berichtet: „Ich habe mich während der zwei Wochen von dem Personal wie auf Händen getragen 18

g­ efühlt. Mein größter Respekt geht an alle, die im Krankenhaus arbeiten – vor allem in der Pandemie.“ Sie b ­ eschenkte die Belegschaft der Covid-Station mit selbst gemachtem Kürbiskernöl.

DIE GROSSE GESUNDHEITSUMFRAGE FÜR DAS BURGENLAND

Die burgenländische Gesundheitsversorgung entwickelt sich laufend weiter – entsprechend des medizinischen Fortschritts und der Bevölkerungsentwicklung. Die Landespolitik schafft dafür die Rahmenbedingungen, mit dem Regionalen Strukturplan Gesundheit sind bis 2025 Weichen gestellt. Das Burgenland plant aber schon für die weitere Zukunft: Mit einem Schreiben an alle Haushalte setzt Landeshauptmann Hans Peter Doskozil dabei auf Ihre Meinung. Dem Schreiben ist die Umfrage „G’sund im Burgenland“ beigelegt. Weitere Fragebögen lassen sich online unter www.burgenland. at/meinegesundheit herunterladen. Sie können die Umfrage auch online beantworten (siehe auch QR-Code).

Nähe und Nahbarkeit Geschichten wie diese zeigen, wie wichtig im Burgenland Nähe ist: Nähe in Kilometern und Minuten gemes­ sen, bis zum nächsten Spital. Aber vor allem auch diese menschliche Nähe, die das Burgenland ausmacht. Die Standortgarantie für fünf Spitäler wurde Anfang 2021 im Regionalen Strukturplan Gesundheit (RSG) Bur­ genland fixiert. Damit ist das Burgen­ land flächendeckend versorgt. Der RSG sagt aber auch: Was ist die Basis­ versorgung und wer spezialisiert sich worauf zusätzlich? Wer ist etwa für Notfalloperationen zuständig nach ­einem Unfall, wer für planbare Ein­ griffe – etwa Knie, Hüfte, Schilddrüse oder für dringende Krebs-OPs? Die richtigen Angebote sind das Um und Auf – vor allem, wenn sie auf die Anforderungen und Wünsche der Menschen abgestimmt sind. Zur Online-Umfrage:

ZVG

in Konzert nur für Mit­ arbeiterinnen und Mitar­ beiter des Krankenhauses Kittsee – damit bedankte sich Martin Franz Neuberger aus St. Andrä am Zicksee im Vorjahr, nachdem er mit Covid auf der Inten­ sivstation behandelt worden war. Darauf angesprochen, übermittelte ­ der Autor, Lehrer und Bio-Bauer fol­ genden Text:

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G E STER N

TOURISMUS. Die Schönheit des Burganlandes zog und zieht Menschen aus ganz Europa an und hat die gute Entwicklung unterstützt

Ein Kind des Friedens

Louis Eschenauer/Quelle: Burgenländisches Landesarchiv, Fotosammlung

Ein langer Weg, der sich ausgezahlt hat: Die schöne, aber beschwerliche Geschichte von 100 Jahren Burgenland

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ie Geschichte Europas wird zumeist als Ge­ schichte blutiger Kriege erzählt. Sie kann aber auch positiv als Ge­ schichte der Friedenslösungen erzählt werden – vom Westfälischen Frieden 1648 bis zur EU, die auf den Trümmern des Zweitem Weltkrieges entstanden ist. Das Entstehen des Burgenlands ist Teil dieser zweiten Erzählung. Es wur­ de in zwei Friedensverträgen (SaintGermain mit Österreich und Trianon mit Ungarn) vereinbart und nach ver­ 01|2022

BILANZ: OLIVER RATHKOLB

lustreichen militärischen Auseinan­ dersetzungen im Rahmen des Venedi­ ger Protokolls 1921 umgesetzt. Trotz der Gewalt-Exzesse mit fast 90 Toten hat sich damals im Burgenland keine „Abwehrkampfmentalität“ entwickelt. Die Beziehungen zu Ungarn sind schon im Laufe der Zwischenkriegszeit rela­ tiv eng geworden und haben sich nach dem Fall des Eisernen Vorhanges und dem EU-Beitritt beider Staaten so in­ tensiviert, dass heute von einer neuen pannonischen Region in Europa ge­ sprochen werden kann.

36 PKW, 9 LKW und 25 Motorräder Die Situation dieses ehemaligen Rand­ gebiets der ungarischen Reichshälfte der Habsburger Doppel-Monarchie änderte sich auch nach 1921 nicht tief­ greifend. Es gab einen sehr hohen ­Anteil an Agrarwirtschaft und Groß­ grundbesitz, Rufe nach einer Boden­ reform blieben ungehört. Die Infra­ struktur war katastrophal. Viele Gemeinden hatten keinen An­ schluss an den öffentlichen Verkehr. 1922 waren im gesamten Burgenland nur 36 PKW, 9 LKW und 25 Motor­ 19


G E STER N

High-Tech und Umweltschutz Seit den 1960 Jahren entstanden Un­ ternehmen mit neuen Arbeitsplätzen im Industrie- und Gewerbebereich, im Tourismus bis zu High-Tech-Unter­ nehmen in der Gegenwart, die zu den Austrian Leading Companies gehören. Mit einer neuen Gründerzeit durch EU-Beitritt und Ziel-1-Förderung wurde ein weiter Ausbau der wirt­ schaftlichen und kulturellen Infra­ struktur erfolgreich realisiert. Trotz wachsender Wirtschaft ste­ hen Umwelt- und Klimaschutz ganz oben auf der politischen Agenda. Kli­ maneutralität wird angestrebt; die De­ ckung des Strombedarfs durch erneu­ erbare Energie ist bereits gelungen. 40 Prozent der Landesfläche stehen un­ ter Naturschutz. Hier setzt das Bur­ genland neue Maßstäbe. Sprachliche und religiöse Vielfalt Neben der Sprachenvielfalt ist die bur­ genländische Geschichte auch beein­ flusst durch religiöse Vielfalt. Diese reicht von der katholischen Kirche über die evangelischen Kirchen bis hin zu kleinen muslimischen Gemeinden und zuletzt einem orthodoxen Kloster in St. Andrä am Zicksee. Die histori­ schen Konflikte spielen heute keine Rolle mehr. Die Erinnerungsorte des jüdischen Glaubens, Synagogen und Bethäuser, Friedhöfe, werden im Bur­ genland wieder gepflegt. Die Wieder­ herstellung der großen ehemaligen Synagoge in Kobersdorf wurde von der Burgenländischen Landesregierung beschlossen, und das 1972 errichtete Jüdische Museum in Eisenstadt hält die Erinnerung an jüdisches Leben 20

und Kultur seither nachhaltig auf­ recht. Europäische Kulturheimat Kultur im Burgenland ist mehr als ein Festival und umfasst sowohl Klassi­ ker-Pflege von Joseph Haydn zu Franz Liszt auf höchstem künstlerischem Niveau und mit exzellenten Ausbil­ dungsstätten, als auch den Kulturbe­ trieb in den Gemeinden – von Ge­ sangsvereinen, über Musikkapellen und alternative Kulturzentren bis zu

verschrieben haben, wie Feuerwehr, Rettung und viele mehr, bilden ein so­ ziales Netz, um im Alltag und im Kri­ senfall sofort zu helfen. Teamgeist und Zusammenhalt sind in den Vereins­ welten nach wie vor gelebte Alltagsre­ alität. Sozialdienste wären heute ohne gemeinnützige Vereine und GmbHs nicht vorstellbar. Dem Burgenland ist es gelungen, innerhalb eines halben Jahrhunderts die extreme Benachtei­ ligung im Schulsystem aufzuholen. Anfangs gab es nur zwei maturafüh­

HAUPTSTADT. Die Frage nach der burgenländischen Landeshauptstadt blieb lange ungeklärt, weil viele am in Ungarn liegenden Sopron (Ödenburg) festhalten wollten

Sommer-Festivals und Konzertevents. Bildende Künstler und Literaten prä­ gen ebenso das kulturelle Leben. Schon 1972 proklamierte Kulturrat Gerald Mader einen „umfassenden Kulturbegriff“ und warb für eine „ge­ meinsame europäische Kulturhei­ mat“, die „Öffnung der Kultur für alle“ verbunden mit einem Plädoyer für „Meinungsvielfalt und Toleranz“. Teamgeist und Zusammenhalt 4.900 Kulturvereine, Sportvereine, aber auch Vereine, die sich dem Schutz und der Unterstützung der Menschen

ZUM AUTOR Oliver Rathkolb, 66, ist einer der führenden Historiker der Republik und ist Professor für Neuere Geschichte an der Universität Wien

rende Schulen, und noch 1937 konnten nur 3 Prozent der Schüler eine vier­ klassige Hauptschule besuchen, da Schulgeld verlangt wurde. Heute hat das Burgenland eine der höchsten Ma­ turierenden-Quoten Österreichs. Die Zahl der Studierenden ist deutlich an­ gestiegen und der Frauenanteil ist in­ zwischen höher als jener der Männer. Innovative Vielfalt Die burgenländische Identität ist eine höchst moderne Mehrebenen-Identi­ tät geworden, die starke Wurzeln in den kulturellen Traditionen der Volks­ gruppen hat. So kann sich heute eine Burgenländerin und ein Burgenländer gleichzeitig als Europäer, Österreicher und Burgenländer mit kulturellen kro­ atischen, ungarischen oder Roma-Prä­ gungen verstehen – eine innovative Vielfalt, die es noch immer selten in Europa zu finden gibt. 01|2022

Quelle: Burgenländisches Landesarchiv, Fotosammlung

räder zugelassen. Der gesamte andere private Verkehr und Handel erfolgte praktisch mit Pferde-, Ochsen- und Kuhgespannen und über das ebenso rudimentäre Eisenbahnnetz. Die wirt­ schaftlichen Probleme konnten erst in der Zweiten Republik beseitigt wer­ den. In der Wiederaufbauphase nütz­ ten die Menschen im Burgenland die Chance des langen Wachstums in der Nachkriegszeit und verbesserten mit bewundernswertem persönlichem Einsatz ihre Arbeits- und Lebensbe­ dingungen.


prost& mahlzeit

P R OST&MA HL ZE IT

Das Rezept des Monats auf einen Blick

Zutaten für 4 Personen l 1,5 kg Hirschschlögel

ausgelöst l 100 g Zwiebeln, mit Schale grob

geschnitten l 250 g Wurzelgemüse l Wildjus im Glas (200 ml) von

Schüsseltrieb Manufaktur l 100 g Uhudlergelee (alternativ

Preiselbeeren) l 0,75 l guter Rotwein l 3 Knoblauchzehen l Öl, Senf l Salz, Pfeffer, Stärke, zerstoßene

Wacholderbeeren

Rezept aus der Weinstube Szemes in Pinkafeld

Netzwerk Kulinarik, Szemes

Hirschbraten in Uhudlersauce WILD, TAUBE & GIN In der südburgenländischen Weinstube Szemes wird richtig gut gekocht. Der AMA GENUSS REGION-Wirt Philipp Szemes nimmt die Regionalität als Küchenlinie ernst: Kräuter aus dem eigenen Garten, Gemüse aus einer Kooperative, den Gin brennt er selbst, Wildsuppe, Rehragout, Hirschbraten oder Wildbeuschl bringt er unter dem Namen Schüsseltrieb ins Glas. Seine Lieferanten – seien es Täubchen, Wagyu-Rind, Lamm oder Eier – wählt Philipp Szemes persönlich aus. Bekannt ist er auch in der fleischlosen Genießer-Szene für sein ausgezeichnetes veganes Angebot! www.szemes.net

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Zubereitung: Die Knoblauchzehen schä­ len, mit etwas Öl mischen und mit einem Stabmixer mixen. Hirschschlögel mit Salz, Pfeffer und Knoblauchöl einreiben. Den Ofen auf 220 Grad vorheizen. Auf unterster Schie­ ne ein Blech mit dem geschnittenen Wurzelgemüse und den Zwiebeln (mit Schale) einschieben. Schlögel auf einem Gitter 15 bis 20 Minuten braten. Danach die Temperatur auf ca. 120 Grad reduzie­ ren und mit dem Wein übergießen. (Der Wein läuft auf das Blech und wird reduziert – Vorsicht, Spritzgefahr!) Den Bra­ ten schonend 3 bis 4 Stunden garen. Alle 20 bis 30 Minuten mit dem Saft im Blech übergießen. Mit einer Fleischgabel anstechen und die Zartheit überprüfen, bis der Schlögel schön zart ist. Jetzt den fertigen Braten

aus dem Ofen nehmen und leicht aus­ kühlen lassen. Den Saft durch ein Sieb abseihen und in einem Topf reduzieren lassen. Mit dem „Wildjus“ (erhältlich ­unter www.purer-genuss.at) und dem Uhudlergelee aufgießen und mit einem Stabmixer mixen. Danach mit etwas Stärke leicht binden. Mit Salz, Pfeffer und den zerstoßenen Wacholderbeeren würzen. Den überkühlten Braten mit ­einem scharfen Messer in ca. 2 Zentime­ ter dicke Scheiben schneiden. Anrichten: Die Hirschbratenscheiben im Uhudlersaft nochmal erhitzen. Die Knödel mit Butter in einer Pfanne gold­ gelb braten. Den Braten mit Saft, Semmelknödel und Rumzwetschken auf dem Teller arran­ gieren und genießen! 21


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P R OD UKT

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M ONATS

Es grammelt im Land ausgewählt von Max Stiegl

Wäre das Burgenland ein Gericht, es wäre wahrscheinlich Grammelknödel mit Kraut. Es gibt kaum etwas, was den kulinarischen Charakter und die kulinarischen Tugenden des Burgenlandes so auf den Punkt bringt und in sich vereint

Großes Kino & gekochte Geschichte Wenn das Gericht gut gemacht ist, ist es ganz großes kulinarisches Kino. Nicht ohne Grund hat der deutsche TV-Koch Tim Mälzer Grammelknödel unlängst unter die Top 10 besten Gerichte ever gereiht und sie als „Fresse voll Ge­ schmack“ und „asozial geil“ bezeichnet. Zwar gibt es Grammelknödel in ganz Österreich, ich behaupte aber: Der Grammelknödel ist gekochte burgen­ ländische Geschichte. Er ist ein wun­ derbares Beispiel für die Kunst, aus ­wenig viel, aus Einfachem etwas Besonderes zu machen. Günstige Zutaten vereinen sich zu etwas, das viel mehr ist 22

als die Summe ihrer Teile, und werden zu einer großen Köstlichkeit. Ja nichts verschwenden Da ist zunächst einmal der gefüllte Knödel als Idee und Technik. Gefüllte Knödel sind ein unschlagbarer Res­ teverwerter. Fleischabschnitte oder Speckreste, ein wenig übrig gebliebenes Gemüse oder altes Brot, das zu hart zum Essen, aber zu wertvoll zum Weg­ werfen ist – all diesen Zutaten kann dank Knödel neues Leben eingehaucht werden. (Die Krone dieses Auferste­ hungswunders ist der geröstete Knödel mit oder ohne Ei, der selbst noch die Reste der Reste köstlich macht.) Seine wichtigste Zutat, die Gram­ meln, sind im Burgenland allgegenwär­

ZUR PERSON Max Stiegl, 41, lässt sich nicht gern einschränken. Er verkocht alles, was ihm im Burgenland unterkommt: das Gemüse des Seewinkels, das Wildgeflügel des Leithabergs, die Fische des Sees und, wenn es sich ergibt, auch einmal Pferdekopf und Schilfrohr. Das hat ihm unter anderem einen Michelin-Stern und den Titel „Koch des Jahres“ eingebracht.

tig und wesentlicher Bestandteil eines jeden Sautanz’. Sie sind bloß das, was beim Schmalzauslassen übrig bleibt, und knusprig frittiert ganz köstlich. Wenig symbolisiert so schön den ganz­ heitlichen „Ja nichts verschwenden“Ansatz der alten Tradition. Tradition aus dem Burgenland Das Kraut schließlich war lange das wichtigste Gemüse des Burgenlandes – auch, weil es im Winter oft das einzige war. Eingesalzen und vergoren, blieb es bis nach Ostern frisch und versorgte Bauernfamilien mit wichtigen Vitami­ nen. Einst hatte daher jede burgenlän­ dische Familie ein Sauerkrautfass im Keller oder Haus. Seit es das Gut Purbach gibt, haben wir daher Grammelknödel auf der Kar­ te, und sie waren und sind eines unserer beliebtesten Gerichte. Wir verwenden Grammeln vom Mangalitza-Schwein, einer alten Fettschweinrasse vom Bal­ kan, die in der pannonischen Puszta eine lange Tradition hat. Als Beilage gibt es Paradeiskraut, einen burgenlän­ dischen Klassiker, den wir mit ein we­ nig Ingwer würzen – als Zugeständnis an die Moderne und weil es einfach ­fantastisch schmeckt. 01|2022

Ingo Pertramer, Luzia Ellert

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in guter Grammelknödel gehört nicht nur zum Besten, was die öster­ ­ reichische Küche hervor­ gebracht hat, sondern zu den großen Köstlichkeiten dieser Welt. Er ist außen flaumig, innen knusprig und saftig zugleich, er schmeckt herrlich fleischig-schweinisch, ohne ­ Fleisch zu enthalten, intensiv, und doch charmant-umschmeichelnd, ein echtes Wohlfühlessen. Seine klassische ­Begleitung, das Kraut, balanciert seine Üppigkeit wunderbar aus.


Grammelknödel vom Mangalitza-Schwein mit Ingwer-Paradeiskraut Für den Teig: l 500 g mehlige Erdäpfel, in der Schale gekocht l 1 Ei l 1 Dotter l 50 g Butter l 50 g Weizengrieß l 150 g griffiges Mehl l Salz l Muskat l Cayenne l Für die Fülle: 1 EL Butterschmalz l 2 Schalotten, fein geschnitten l 250 g Grammeln l 1 Knoblauchzehe, fein gehackt l Petersilie, geschnitten l Salz und Pfeffer l Muskat l gehackter Schnittlauch zum Garnieren

Erdäpfel schälen, noch heiß durch die Presse drücken und mit Ei, Dotter, weicher Butter, Grieß, Mehl und restlichen Zutaten verkneten. Geschnittene Zwiebeln in Schmalz hellbraun rösten. Gehackte Gram­ meln und Knoblauch dazugeben und

mitrösten. Masse auskühlen lassen und mit Petersilie, Salz, Pfeffer und Muskat würzen. Aus der Masse 12 Kugeln formen und 60 Minuten kühl stellen. Dann den Teig auf einer mit Mehl bestreuten Arbeitsfläche zu einer Rolle formen und in 12 gleich

große Stücke schneiden. Teigstücke mit der Hand flachdrücken, mit einer Grammelkugel belegen und Knödel formen. Dann in siedendem Salzwas­ ser ca. 12 Minuten garen. Mit Schnitt­ lauch garnieren und mit IngwerParadeiskraut servieren.

Ingwer-Paradeiskraut

l ½ Krautkopf l Salz l 50 g Ingwer, fein gerieben l 1 kg passierte Tomaten l 20 g Ingwer, dünn geschnitten l 5 EL Ketchup l Salz, Pfeffer, Thymian

Krautkopf in dünne Scheiben schnei­ den, einsalzen und mit dem frisch geriebenen Ingwer gut vermischen. Tomaten mit den restlichen Zutaten 01|2022

aufkochen, ca. 30 Minuten ziehen lassen und abpassieren. Kraut auspressen und im Tomaten­ fond aufkochen. Auskühlen und am

besten über Nacht ziehen lassen. Vor dem Servieren wieder aufkochen.

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nt Produzea ts n o M s e d

Faul war nur der Willi

Die Bio-Imker Christine und Bernd Katona aus Lockenhaus zeigen mit ihren Produkten, dass uns die fleißigen Bienen viel mehr als nur Honig liefern

ockenhaus liegt unterhalb der imposanten südburgenländischen Templerburg, gleich am wunderbaren, grenzüberschreitenden Naturpark Geschriebenstein. Mitten in dieser malerischen Landschaft finden die Bienenvölker alles vor, was sie zum Schaffen brauchen – und die BioBauern Katona somit den grandiosen Rohstoff, um die tollen Produkte aus Honig herzustellen. Bio-Honig mit dem gewissen Etwas Schon im eigenen Garten stehen die ersten Bienenstöcke, die anderen sind an verschiedenen Standorten verteilt. So kommt der Honig auch zu seinen verschiedenen Namen:

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Auwald, Graben, Hinteres Kreut. Der Unterschied zur herkömmlichen Imkerei zeigt sich schon am Anfang des Imkerjahres: Katonas Bienen bekommen ein Stück natürliche Wabe in einen Rahmen, an dem sie dann weiterbauen. So wird vermieden, dass künstliches Wachs in den Stock kommt. Ganze drei Kilogramm Honig kann so ein Bienenvolk, das aus etwa 80.000 Bienen besteht, produzieren – am Tag wohlgemerkt! Zwei Mal im Jahr schleudern die BioImker den Honig – und nehmen den Bienen dabei nur einen Teil weg. Schließlich sollen sie sich von ihren eigenen Vorräten und nicht von Zuckerwasser ernähren, wenn es kalt wird. 01|2022

Netzwerk Kulinarik/Martina Siebenhandl

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TEXT: SIGRID WEISS


HONIG, MEDIZIN, KONSERVIERENDE WACHSTÜCHER: Die Bio-Imker Katona schaffen ein vielfältiges Angebot

BIOHOF KATONA Waldgasse 2 7442 Lockenhaus T: 0664/320 44 45 www.biohof-katona.at

NATURNAH. ­Unweit des malerischen Naturparks Geschriebenstein leben und arbeiten die Bienen der Katonas

Nahrungs- und Heilmittel, Haltbarmacher und noch vieles mehr Dass Honig nicht nur das natürlichste Süßungsmittel ist, sondern auch heilende Eigenschaften hat, ist schon seit der Antike bekannt. Die Anwendung von Bienenprodukten wie Honig, Propolis, Bienenwachs, Gelée royale oder Bienengift zu Heilzwecken wird als Apitherapie bezeichnet. Deswegen kann man in dem AMA GENUSS REGIONBetrieb Luft aus dem Bienenstock inhalieren. Diese Therapie nennt sich Stockluftatmen. Dazu hat man ein hölzernes Saunafass adaptiert, in das die heilsame Luft aus dem Bienenstock geleitet wird. Mit ihr werden die Wirkstoffe von Nektar, Pollen, Propolis, Wachs und Honig mittransportiert. Das kann bei Lungenbeschwerden, aber auch Nebenhöhlenentzündungen, Schlaflosigkeit und ­Infektanfälligkeit helfen. Auch Propolis hat faszinierende Eigenschaften. Nach der Sommersonnenwende beginnen die Bienen, ihren Stock damit zu schützen. Propolis, auch Bienenharz genannt, ist ein zähflüssiges Gemisch, mit dem die Bienen die Fluglöcher ihrer Stöcke behandeln. Es wirkt antibiotisch, antiviral und antimykotisch und hält Viren, Pilze und Bakterien aus dem Stock fern; und das leistet Propolis auch für die menschliche Gesundheit. Das Ausgangsmaterial von Propolis ist Harz, das die Honigbienen von Birken, Buchen, Fichten, Pappeln und Erlen sammeln. Hinzu kommen Wachs, Pollen und ätherische Öle aus den Blüten. Gelée royale ist das geheimnisvollste Elixier eines Bienenstaats: Nur durch die Ernährung mit diesem wird aus einer Biene eine Königin, ohne die kein Bienenvolk exis01|2022

tieren würde. Doch als naturnaher Imker überlässt Bernd Katona diesen hochpotenten Wirkstoff lieber seinen Bienenvölkern. Aus dem selbst gewonnenen Bienenwachs und Harz aus dem eigenen Wald stellt Christine Katona die heiß begehrten Wachstücher her. Feine Baumwollmusselin-Tücher – ganz burgenländisch auch im Blaudruck – werden mit der Mischung bestrichen. Dies verleiht den Tüchern nicht nur eine geschmeidige, biegsame Konsistenz, sondern auch eine antibakterielle Wirkung. Man merkt es an Lebensmitteln, die man darin einwickelt – sie halten deutlich länger. Wärmt man das Tuch ein wenig in den Händen an, kann man die Enden gut zusammendrücken und verschließen, sodass man es auch für Jausen verwenden kann. Marktstandlerei mit Bio-Bienen Das Marktstandl der südburgenländischen Bio-Bauern zeigt dann die ganze Bandbreite an Produkten, die sie aus dem universell einsetzbaren Rohstoff erschaffen: Es gibt grob gesiebten Bio-Honig mit Pollen, in hübsche Rexgläsern abgefüllt; Hanfhonig und triefenden Honig, noch in den wachsigen Waben, so wie Winnie Puuh ihn geliebt hat; pflegenden Lippenbalsam aus Bienenwachs; Propolistropfen und Propoliscreme. Und noch einige andere außergewöhnliche Dinge kommen aus dem Wald der Katonas: Birkenwasser, direkt aus dem Baum im Frühling entnommen, sowie Wipferlsirup gegen Husten. Eine exklusive Spezialität ist auch das Blütenpollensalz. Erhältlich sind die Bio-Imkerei-Produkte ab Hof, über den Onlineshop und auf verschiedenen Bauernmärkten in der Region. 25


P R OST&MA HL ZE IT

Am Anfang war

der Wein

Der burgenländische Weintourismus hat eine Vision für das ganze Land

Das sanfte Hügelland und die vielschichtigen Böden, das milde Klima und die vielen Sonnentage, all das hat dazu beigetragen, dass im Burgenland seit mehr als 3.000 Jahren Wein angebaut wird. Der Wein ist hier älter als die ersten Siedlungen der Römer.

In der Natur der Burgenländer Ob und wie sehr es eine direkte Verbindung zwischen dem Wesen der Burgenländer und ihrer 3.000 Jahre alten Weinkultur gibt, lässt sich natürlich nicht im Detail beantworten. Aber Eigenschaften wie eine vergleichsweise große Welt­ offenheit, Gelassenheit und Freundlichkeit legen zumindest sehr nahe, dass das burgenländische Lebensgefühl mit der Weinkultur des Landes im Zusammenhang steht.

Nahe liegt auch, dass diese Weinkultur entsprechend gepflegt und für den Wohlstand des Landes genutzt wird. Bereits heute zeichnet der WeinKulturerbe tourismus im Burgenland für Über die vielen Jahrhunderte rund 700.000 Übernachtunist die Kultur des Weinbaus gen pro Jahr verantwortlich. zu einem Teil des Landes-­ Um diese Verbindung zwiCharakters geworden, wie ein schen Wein und Tourismus Stück Erbgut, das von Generanoch enger zu machen, hat tion zu Generation weiterge- BORDEAUX WAR GESTERN, BURGENLAND IST HEUTE. sich im vergangenen Sommer geben wird. Diese tief sitzende Der ­burgenländische Wein rangiert heute im internationalen der Ausschuss „Weintouris­Spitzenfeld kulturelle Veranlagung ist für mus Burgenland“ gebildet. die Burgenländer in vielfacher Ausschuss-Obmann Herbert Hinsicht ein Geschenk. Seit frühester Antike wird dem Oschep sagt: „Unser Ziel ist, dass das große Potenzial des Wein eine positive und anregende Wirkung zugeschrie- burgenländischen Weins optimal genutzt wird. Dafür arben. Tausende Sprichwörter aus aller Welt zeugen davon. beiten wir vor allem daran, dass das Miteinander und die In vielen Kulturen ist es Teil des überlieferten Wissens, Vernetzung aller Beteiligten noch besser und stärker dass der Wein die Menschen die Wahrheit suchen und wird. Das führt zu einer Win-win-Situation für das Burauch aussprechen lässt. Im Wein liegt die Wahrheit, „in genland.“ vino veritas“, haben die Römer gesagt. Die Chinesen ­sagen: Nach dem Wein folgt die wahre Rede. Denn Weinkultur ist ja noch einmal viel mehr als guter Wein. Weinkultur ist sorgsamer Umgang mit den Böden 26

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Burgenland Tourismus/Peter Podpera, Burgenland Tourismus/Birgit Machtigner, ZVG

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o wie jeder Mensch bestimmte Eigenschaften hat, die seinen Charakter ausmachen, so gilt das auch für Regionen und Länder. Eine der ganz besonderen Eigenschaften des Burgenlandes ist, dass es ein herausragender Ort für den ­ Anbau von Wein ist.

TEXT: WOLFGANG ZWANDER


KULTURERBE. Die mehr als 3.000 Jahre alte Weinkultur im Burgenland ist Teil des Landescharakters geworden

und der Umwelt. Weinkultur ist Verbundenheit mit der Natur und Zeit zum Nachdenken. Weinkultur ist Entschleunigung und Geselligkeit. Weinkultur ist gutes Essen aus artgerechter und nachhaltiger Produktion. Weinkultur ist Qualität und Gastfreundschaft. Weinkultur ist Authentizität und Regionalität. Weinkultur ist eine willkommene Antwort auf den Stress und die Hektik unserer Zeit. Dass das für sehr viele Menschen auch außerhalb des Burgenlandes ein attraktives Programm ist, das zeigen gut besuchte Veranstaltungen wie ­ das Martiniloben am Neusiedler See und überhaupt die vielen sommerlichen Wein-Events und Uhudler-Feste.

geltende Qualitätskriterien definiert und geltend gemacht werden. Außerdem spielt natürlich auch ein entsprechendes Mobilitäts- und Übernachtungsangebot eine große Rolle, weil Weintrinken und Autofahren einfach eine schlechte Kombination sind. Darüber hinaus ist Teil des Programms, dass Hoffeste stärker gefördert, Weinverkaufs-Aktivitäten gemeinsam beworben und Wein-Touren zu einem Ganzjahres-Angebot ausgebaut werden. Und hinzu sollen noch zwei bis drei „Houses of Wine“ kommen: Weinhäuser, die über das Burgenland verteilt ihren Gästen den Wein theoretisch wie praktisch näherbringen sollen. Und damit natürlich auch das Burgenland selbst.

Ein Programm für das Land Dieses Angebot soll nun mit Unterstützung des „Weintourismus Burgenland“-Ausschusses noch einmal verbessert und verbreitert werden. Die Arbeit fängt damit an, dass das BasisWeinwissen in Gastro und Tourismus wachsen soll, dass sich NEUE PLÄNE. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil Touristiker mit Winzern besser zwischen Weintourismus-Burgenland-Chef Herbert Oschep abstimmen und dass einheitlich (rechts) und Weinbauverband-Präsident Andreas Liegenfeld 01|2022

Denn letztlich ist es ja so: Die Weinkultur ist ein so zentraler Teil des Burgenlandes, dass man mit ihr immer auch das Land selbst verändert. Das Burgenland und der Wein sind verbunden wie die Rebe und die Traube. Geht’s dem einen gut, geht’s dem anderen gut. 27


U N T ER W EGS

2022

Unterwegs im Burgenland Ein Ausblick auf das Kulturjahr 2022 mit einigen Highlights aus den Bereichen Kunst, Kultur, Musik und mehr ZUSAMMENGESTELLT VON: FLORIAN FUCHS, DORIS FISCHER

Liszt Festival Raiding Plus

Der international renommierte LisztStandort Raiding wächst weiter Richtung Ganzjahresprogramm: Barock-Jazz Festival: 19.–20. März 2022; Oster Festival: 9.–10. April 2022; Liszt Festival: 9.–26. Juni 2022 und 6.–23. Oktober 2022; Family Concerts – Advent Festival: 10.–11. Dezember 2022 Infos: www.lisztfestival.at

Friedensburg Schlaining

Auf der Friedensburg Schlaining warten das ganze Jahr über viele verschiedene, spannende Führungen zum Thema 100 Jahre Burgenland. Für Kinder und Familien gibt es auch lustige Mitmachführungen. www.friedensburg.at

Manuel Rubey: „Goldfisch“ 11. März 2022, 19.30 Uhr, Kulturzentrum Güssing 12. März 2022, 19.30 Uhr, Kultur Kongress Zentrum Eisenstadt www.kulturzentren.at

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Schloss-Spiele Kobersdorf:

„Der Bockerer“ 5.–31. Juli 2022 16. Juli 2022: Biker-Fahrt mit Intendant Wolfgang Böck 24. Juli 2022: Oldtimer-Fahrt mit Intendant Wolfgang Böck www.schlossspiele.com

frühlings.schlössl.markt Von 7.–8. Mai 2022, 10–17 Uhr, dreht sich im Martinsschlössl Donnerskirchen alles um regionalen Genuss, wertvolle Lebensmittel sowie Kunsthandwerk. www.genussburgenland.at

Historischer Kochworkshop mit dem KochKulturMuseum 5. November 2022, 11–15 Uhr Landesmuseum: Kochen wie in Chicago 3. Dezember 2022, 11–15 Uhr Landesmuseum: Kochen wie im British Empire www.landesmuseum-burgenland.at 01|2022


Seefestspiele Mörbisch

Die Seefestspiele Mörbisch nehmen ihr ­Publikum diesen Sommer mit auf eine gsReise ins Königreich von Siam. Der Köni für tz upla Scha n ische exot den t bilde palast hte schic die tragische wie wahre Liebesge ngs der schönen Britin Anna und dem anfa . gkut Mon g unnahbaren Köni 14. Juli bis 15. August 2022 www.seefestspiele-moerbisch.at

BRASS Frühling Das Blasmusikfest auf Schloss Tabor 22.–24. April 2022 Mit diesem neuen dreitägigen Veranstaltungsformat heißt es auf Schloss Tabor Bühne frei für Blasmusik auf höchstem Niveau. Der historische Innenhof wird zum Hotspot der Brass-Musik. www.schlosstabor.at

Frühling 22.-24. APRIL

Das Blasmusikfest

Reinhard Gambas, Schloss Tabor, CREATEAM NEO, Ingo Pertramer, Kochkulturmuseum, CMYK, Theater auf Tour Levinden Boer, Reini Buchacher, Christian Steinbrenner

Kindertheater „Feuerwehrmann Sam live!“ Das große Camping-Abenteuer 26. März 2022, 16 Uhr Kulturzentrum Oberschützen 27. März 2022, 15 Uhr Kultur Kongress Zentrum Eisenstadt www.kulturzentren.at

KAISER MUSIKANTEN BURGENLAND BLECH CUVÉE MOUNTAIN CREW SÜDBURGENLÄNDER BÖHMISCHE WÜDARAMUSI MORITZ&CO N MV NEUHAUS MV MINIHOF MV ST.MARTI

Alle Infos auf schlosstabor.at

Noch mehr Termine!

Music ’n’ art mit CloudyaH Veranstaltungsreihe in der Landesgalerie mit Claudia ­Heidegger: Bildende Kunst und Musik verbinden sich zu einem Musikgenuss der besonderen Art. 27. März 2022, 10 Uhr, Landesgalerie Burgenland landesgalerie-burgenland.at Sonderausstellung Landesmuseum Burgenland „Unsere Amerikaner – Burgenländische ­Auswanderergeschichten“ Bis 11. November 2022 www.landesmuseumburgenland.at

Grenzland im Fokus. 100 Jahre Burgenland 25. Februar bis 18. April Die Ausstellung in Kooperation mit dem Fotomuseum WestLicht und dem Burgenländischen Landesarchiv übersiedelt aus Wien in die Landesgalerie. landesgalerie-burgenland.at

01|2022

Wissenschaft am Abend (Vortragsreihe) „Tradition und Brauchtum“, Vortrag von Elke Ferderbar 23. Juni 2022, 18 Uhr, Landesmuseum Burgenland www.landesmuseum-burgenland.at Führungen im Landesmuseum „ Auf schaurigen Spuren durchs Museum“ – Es wird schaurig im Landesmuseum Burgenland. In dieser speziellen Führung bietet sich die einmalige Gelegenheit, das Burgenland von seiner düstersten Seite kennenzulernen. 4. März, 1. April, 6. Mai, 3. Juni, 1. Juli, 5. August, 2. September, 7. Oktober, 4. November und 2. Dezember 2022, jeweils um 18 Uhr, Landesmuseum Burgenland www.landesmuseum-burgenland.at Salonkonzerte mit Ensembles des Joseph Haydn Konservatoriums „Das Haydn-Haus muss klingen!“ 29. April, 27. Mai, 24. Juni, 29. Juli, 26. August, 30. September und 28. Oktober 2022, jeweils um 19 Uhr; Haydn-Haus Eisenstadt www.haydnhaus.at

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wia xogt S E IT E

tako se veli / így mondjuk / sar phendo

So sprechen Burgenländerinnen und Burgenländer – von Leo Szemeliker „Wenn d’Kittseewa schifoahn san, haaßt’s imma: Ia heats eich au wia d’Weana. Wenn d’Kittseewa noch Wean auffefoahn, haaßt’s: Do kumman de Grawodn.“ („Wenn die Kittseer Ski fahren sind, heißt es immer: Ihr hört euch an wie Wiener. Wenn die Kittseer nach Wien fahren, heißt es: Hier kommen die Kroaten.“)

HEIDE FABSICH (56), Amtsleiterin, IRMGARD JURKOVICH (81), ehemalige Schuldirektorin, Marktgemeinde Kittsee (Kopčany/Köpcsény/Gijeca, Bezirk Neusiedl), über die Verortung ihres Dialekts

„Wennst net haagli bist, host ouft wos Guads.“ („Wenn du nicht heikel bist, bekommst du oft etwas Gutes.“)

ROSINA SCHARDL (88) aus Kalch (Gemeinde Neuhaus am Klausenbach, Bezirk Jennersdorf)

„Meričicu sam našal: ‚Miško, poseri se friško!‘“ („Ein bisschen etwas habe ich gefunden: ‚Michael, verrichte schnell deine Notdurft!‘“)

CHRISTIAN „BENC“ BRIEBER (46) aus Unter­ pullendorf/Dolnja Pulja (Bezirk Oberpullendorf), mit einem Spottvers aus der Dorfchronik

Liebe Leser! Wenn auch Sie vorstellen wollen, wie man in Ihrer Gemeinde spricht, senden Sie bitte einen Satz in Ihrer Sprache oder Ihrem Dialekt an redaktion@meinburgenland.at

RÄTSEL

Des Rätsels Lösung finden Sie in der nächsten Ausgabe von Mein Burgenland

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KOLUM NE Saskia Jungnikl-Gossy

Willkommen zu Hause Ein Pendlerleben

Es gibt einen Tag, den ich als geborene Burgenländerin und NeoWienerin nie vergessen werde, und das war der Tag, an dem mein Auto ein neues Nummernschild bekam. Mit Einführung des Parkpickerls hatte ich keine Wahl mehr und da stand dann 2016 plötzlich W anstelle von GS und ich fühlte mich einfach schrecklich. Meine kleine Familie hat nun seit einiger Zeit ein kleines abgelegenes Kellerstöckl im südlichen Burgenland und das fühlt sich zumindest versöhnlich nach Heimkommen an. Es gibt halt noch ein paar Irritationen. Obwohl ich hier geboren und aufgewachsen bin, überrascht mich manches doch noch immer. Etwa der Mann, der mir auf einem meiner ersten Spaziergänge wie selbstverständlich erklärte, er hätte unseren Keller eh schon abgemessen, um zu erfahren, um wie viel man den Grundriss denn erweitern dürfte. Noch während wir lächelnd (und ein wenig ungläubig) nickten, erklärte uns ein paar Schritte weiter der nächste, wir hätten aber eine schöne Küche! Meine Schwiegerfamilie versucht mich vorzubereiten, dass unangemeldeter Besuch hier eher die Regel ist, aber leider mag ich keine Überraschungen. Was meine Teilzeitrückkehr ins Burgenland angeht, könnte ich also nicht aufgeregter und glücklicher sein. Ich bin gespannt, was sie für mich bereithält, und freue mich, wenn Sie mich dabei begleiten. Willkommen zu Hause! Die geborene Südburgenländerin Saskia Jungnikl-Gossy lebt als Publizistin in Wien und pendelt samt Familie zwischen dort und ihrem kleinen ­Kellerstöckl im Burgenland hin und her 01|2022

Harald Hoffmann, Partyhead, MCSush, Pamela Russmann

L E TZTE


Wirtschaftsagentur Burgenland

Die Antriebskraft

Informationen zu Förderungen, Finanzierungen, Businessparks, Investorenservice und Regional- & Projektentwicklung finden Sie unter wirtschaftsagentur-burgenland.at.


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