Mein Burgenland 4/2022

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MEIN MAGAZIN FÜR LEBEN, LAND UND LEUTE Kaiserin Sissy im Schloss Tabor DIE SISSY-DARSTELLERIN Valerie Luksch beantwortet drei Fragen ganz ohne Worte Sommer- und Kultur programm JEDE MENGE IDEEN und Tipps für Ihren Sommer im Burgenland Die Mutter aller Wahlen VOR 100 JAHREN wählten die Burgenländer erstmals ihren Landtag Willkommen bei Anna und der König im Burgenland Die Seefestspiele Mörbisch und Alfons Haider laden mit „Der König und ich“ in eine Welt voller Magie und unmöglicher Liebe 04/2022 Burgenland Österreichische Post AG RM 22A042722 K Kommunikation Burgenland GmbH, Neusiedler Straße 86, 7000 Eisenstadt Aktuelle Informationen zur kommenden Gemeinderatswahl auf Seite 11
VERLÄSSLICH BAUEN, EFFIZIENT HANDELN. www.landesimmobilien-burgenland.at Historical Renovation BAUMIT LIFE CHALLENGE AWARD 2022 „EUROPAS SCHÖNSTE FASSADE“ Auszeichnung

Liebe Burgenländerinnen und Burgenländer!

Köpfe dieser Ausgabe

Als Landeshauptmann werde ich manchmal gefragt: Was ist eigentlich die Aufgabe der Politik? Aus tiefster Überzeugung antworte ich darauf: Die Aufgabe der Politik ist, den Menschen zu dienen.

Nun könnte man mit gewissem Recht nachfragen, was das konkret heißen soll, den Menschen zu dienen. Was dem einen dient, kann ja dem anderen schaden. Und umgekehrt. Was ist also damit gemeint?

S. 15

„Gute Politik ermöglicht

das Notwendige.“

Aus meiner Sicht geht es vor allem darum: Bei der Poli tik, die wir machen, müssen immer die Interessen aller Burgenländerinnen und Burgenländer im Mittelpunkt stehen. Und wir müssen heute die richtigen Entschei dungen für morgen und übermorgen trefen.

Ein Land steht immer vor bestimmten Herausforde rungen. In guten Zeiten sind sie kleiner, in schwierigen Zeiten größer. Politik heißt, diese Herausforderungen für das Land und die Menschen bestmöglich zu meis tern. Gute Politik ermöglicht das Notwendige.

Notwendig ist in den heißen Sommermonaten aber ohne Zweifel auch: zu genießen, was man hat. Wir Burgenländerinnen und Burgenländer haben das Bur genland. Und im Burgenland wartet auf Sie in den kommenden Wochen und Monaten ein breites und vielseitiges Angebot an Festen, Events, Kulturveran staltungen und Freizeitspaß. Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Sommer im Burgenland!

Martin Selmayr ist der Mann der EU-Kom mission und radelte zu LH Doskozil nach Eisenstadt

S. 10

Valerie Luksch schlüpf im August im Schloss Tabor bei der jOPERA in die Rolle von Kaiserin Sissy

S. 22

Albert Gesellmann spricht mit Herbert Oschep über das Blaufränkischland und den Jahrhundertwein

IMPRESSUM

Mein Burgenland. Medieninhaber und Herausgeber: Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landespressedienst, Europaplatz 1, A-7000 Eisenstadt; Landesholding Burgenland GmbH, Marktstraße 3, A-7000 Eisenstadt. Redaktion: Wolfgang Zwander (Chefredakteur), Florian Fuchs (Chef vom Dienst). Verlag, Grafk, Produktion und Akquise: CRM Medientrend GmbH, Neudorferstraße – Betriebsgebiet 3, 7111 Parndorf. Grafsches Konzept: Eva Urthaler. Druck: Leykam Druck GmbH & Co KG. Zustellung: Österr. Post AG. Verlagsort: Eisenstadt. Herstellungsort: Neudörf. Das gesamte Impressum ist online einsehbar unter: www.meinburgenland.at/impressum

Ofenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: Medieninhaber: Kommunikation Burgenland GmbH. Erklärung über die grundlegende Richtung: Information der Bürgerinnen und Bürger über aktuelle und relevante Ereignisse im Land Burgenland und die Arbeit der burgenländischen Landesregierung und der Landesholding Burgenland. Druckfehler und Irrtümer vorbehalten.

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Fotos: Landesmedienservice, Elena
Cover:
Bin
Vinogradova, ZVG, www.herbertlehmann.com.
Jerzy
Hans Peter Doskozil Landeshauptmann Burgenland

FOTODES MONATS

Liebe Leserinnen und Leser!

Der burgenländische Sommer hat auch heuer wieder ein abwechslungs reiches und hochqualitatives Kultur programm zu bieten. Schauspiel, Theater, Musical, Operette, Oper; der Umfang und die hochprofessionelle Arbeit dahinter beeindrucken in ganz Europa.

Hinter diesen vielen Auführungen steckt viel mehr als Geschäft und Unterhaltung. Der österreichische Psychologe Erwin Ringel (1921–1994), Autor des Buches „Die öster reichische Seele“, befasste sich sein ganzes Berufsleben lang mit den we niger schönen Seiten der psychischen Gesundheit in unserem Land.

Ringel meinte, wir Österreicher hätten Schwierigkeiten, lebenswich tige Emotionen wie Freude und Lie be, aber auch Wut und Trauer ohne Komplexe auszuleben. Eines von Rin gels Rezepten gegen diesen Zustand war, Menschen in die Kulturhäuser zu schicken. Er war zutiefst überzeugt davon: Die Emotionen, die man bei guten Opern, Musicals und Co erlebt, helfen uns dabei, mit unserem eige nen Seelenleben besser in Berührung zu kommen.

Nicht nur, aber auch in diesem Sinn: Genießen Sie den Kultursom mer 2022 im Burgenland! Sie wollen uns etwas mitteilen? Schreiben Sie mir sehr gerne: wolfgang.zwander@ kommunikation-burgenland.at

SOMMER

IM BURGENLAND

Mein Burgenland wünscht all seinen Leserinnen und Lesern mit einem Gedicht des Schriftstellers Christian Morgenstern (1871–1914) einen schönen Sommer:

Wie wundersam ist doch ein Hügel, der sich ans Herz der Sonne legt, indes des Winds gehalt’ner Flügel des Gipfels Gräser leicht bewegt.

Das sagt der Weinbauer

Gounz ehrlich: Je mehr i ma de Nachrichtn aus unsra Wöd ounschau, desto dankbarer bin i, dass i anfoch a klana Weinbauer mit an großn Bauch in unserem Burgenland bin

4 04|2022 MEINUNG
Fotos: Fertl, ÖWM/WSNA , Illustration: Elena Vinogradova, ZVG
EDITORIAL
Wolfgang Zwander ist Chefredakteur und Herausgeber von Mein Burgenland Wolfgang

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Fragen an

Gerald Goger, Geschäftsführer LIB

Herr Goger, jüngst wurden die Landesimmobilen Burgenland für die Sanie rung der Burg Schlaining international ausgezeichnet. Was macht dieses Projekt so besonders?

Der Life Challenge Award 2022 für die gelungene Generalsanierung der Frie densburg Schlaining zeigt mir einmal mehr, dass uns die Umsetzung des öf fentlichen Aufrages sehr gut gelungen ist – und das bei einer starken Konkur renz, bei immerhin über 300 eingereich ten Projekten. Wir arbeiten im Team wirklich gut zusammen – und darauf bin ich ebenso stolz wie auf die internatio nal renommierte Auszeichnung. Was ist das Geheimnis der guten Zusammenarbeit?

Ich würde sagen, es ist eine ausgewoge ne Mischung unterschiedlicher Persön lichkeiten in den relevanten Positionen. Wir reden nicht nur davon, wir leben Gleichberechtigung bei einem hohen Frauenanteil in unserem Team.

Und nicht zu vergessen: miteinander zu reden.

Wohin soll die LIB Reise gehen? Wir wollen mit unseren Töchtern, der Real Estate Burgenland (REB) und der Projektentwicklung Burgenland (PEB), ein starker öfentlicher Aufraggeber sein. Und so selbstständig Projekte durchführen und innovative Ansätze gemeinsam mit unseren Partnern vorantreiben, um das Burgenland zu kunfsweisend zu positionieren.

Mitten aus dem Burgenland

Als Kind waren wir spätestens ab Mai täglich auf dem Fahrrad unter wegs, das war ganz selbstverständ lich. Auch meine Großmutter, die nie einen Führerschein besessen hat, er ledigte alles im Dorf mit ihrem alten „Wafenrad“. Mit über 80 war das dann aber schon etwas gefährlich, denn Rücksicht nehmen auf andere Verkehrsteilnehmer war nicht so ihre Sache. Sie war damals schon eine Ver treterin des Vorranges für Radfahre rinnen in allen Bereichen. Nach den Kindheitsjahren folgten bei mir eini ge fahrradlose Jahrzehnte. Das Auto und der Führerschein bedeuteten in den 1980/90er Jahren noch die große Freiheit. Doch seit einigen Jahren bin ich wieder auf das Rad gekommen, und es war ein E-Bike, das mich dazu gebracht hat. Ja – ich bin eine beken nende E-Bike-Fahrerin! Ich würde sonst nie noch nach der Arbeit nach Rust auf ein Eis fahren oder bei star kem Wind ein Runde drehen. Bei sommerlichen Temperaturen über winde ich mich und es geht sogar mit dem Rad zur Arbeit hinauf in den Buchgraben. Dann nehme ich mir vor, das viel öfter zu machen. Durch mein E-Bike entdecke ich das Land aus ei nem anderen Blickwinkel. Über eines bin ich mir allerdings sicher: meine Großmutter hätte wenig Verständnis für die elektrische Unterstützung –„Wozu ein Motor?“. Ich schalte ihn daher wirklich oft aus

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Elisabeth Pauer-Gerbavsits ist Chefn vom Dienst und Moderatorin beim ORF Burgenland

heute

Das Neueste auf einen Blick

Worüber das Burgenland …

STAUNT

Die Hilfsbereitschaf der Burgenländer

LH Doskozil besuchte die Ukraine und hatte viel im Gepäck: etwa 7 Löschfahr zeuge, die gemeinsam mit Ortsfeuerweh ren organisiert worden sind, medizinische Hilfsgüter und eine Sonmercamp-Einladung für 600 ukrainische Kinder

SPRICHT

Rot-weiß-rote Kicker im Burgenland

Österreichs Nationalteam zu Gast im Burgen land: Neo-Team chef Ralf Rangnick bereitete sich mit den Austro-Stars in Bad Tatzmannsdorf auf seine ersten sportlichen Heraus forderungen mit dem ÖFB-Team vor

RÄTSELT

Weniger Scheidungen im Burgenland

Das Beziehungs leben der Burgen länderinnen und Burgenländer verändert sich: 2021 gab es im Vergleich zum Vorjahr um 6 Prozent weniger Scheidun gen und um 2 Prozent mehr Hochzeiten. Woran mag das wohl liegen?

Das Burgenland startet ein europa weites Pilotprojekt zur Speicherung grüner Energie in Andau

Pilotprojekt für Energie-Autarkie

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil bringt das klare Ziel des Landes Burgenland im Be reich der Stromversorgung auf den Punkt: „Wir wollen Unabhängigkeit bei Energie und Preisaut arkie für die Burgenländer erreichen.“ Ein weite rer großer Schritt in diese Richtung ist das in ganz Europa einzigartige Forschungs- und Pilotpro jekt zur Speicherung von Strom aus Wind und Sonnenenergie. Das Land und Burgenland Ener gie kooperieren dafür mit dem deutschen Ener giespeicherhersteller CMBlu Energy.

Bereits jetzt ist das Burgenland europaweiter Vorreiter im Bereich der Erneuerbaren Energi en. Auf dem erklärten Weg zur Klimaneutralität bis 2030 baut man deshalb Wind- und Sonnen kraft massiv aus. Ein Schlüssel dabei ist die Spei cherung der grünen Energie. Mit dem innovati ven und umweltfreundlichen Speichersystem auf rein organischer Basis soll es bis 2025 möglich sein, im Land mehrere hundert Megawatt Strom zu speichern – ein absoluter Meilenstein.

Dominik Orieschnig

Über Gott, das Burgenland & die Welt

BURGENLÄNDISCHER PEACEMAKER

„Als Gläubiger brauche ich keine Theologie. Ich glaube einfach. Ich kenne Frauen in den Neunzigern, die beten täglich den Rosen kranz. Die wissen nicht einmal, dass es überhaupt Theologieprofessoren gibt.“ Das sagte Harald Schmidt, legendärer Talk show-Master und überzeugter Katholik kürzlich in einem Interview. Damit sagte er etwas sehr Burgenländisches. Denn neben der Mariazell-Wallfahrt ist das Rosenkranz gebet, allein oder kollektiv gesprochen, Be standteil der burgenländischen Seele.

Mit dem „Global Consciousness Project“ der Princeton University werden seit Jah ren die Verbindungen von Menschen zu ei nem globalen, vereinten Bewusstseinsfeld erforscht. Ofensichtlich gibt es Bewusst seinsstrukturen, die wir nicht sehen kön nen, die aber unsere Welt real beeinfussen. Jahrelang zog eine vom Kriegsheimkehrer und Friedensaktivisten Petrus Pavlicek ge gründete Rosenkranz-Gebetsgemeinschaft über die Wiener Ringstraße. Größtes Ge betsanliegen damals, dem Zehntausende Österreicher und die Regierungsspitze folg ten, war die Freiheit Österreichs, die mit dem Staatsvertrag 1955 Wirklichkeit wurde. Dass Papst Franziskus heute massenhaft Rosenkränze in die Ukraine schickt, sollte nicht voreilig belächelt werden.

Der gute alte burgenländische Peace maker hat 59 Kugeln, wird nicht von Rüs tungskonzernen produziert und braucht keine Ideologien, um zu funktionieren: ob als katholische Gebetsschnur, als neben wirkungsfreies Psychopharmakon für Be ladene oder als weltumspannende Verbin dungskette für die kollektive Beschwörung der guten Dinge im Universum.

6 04|2022
HEUTE
Fotos: Landesmedienservice, Getty Images, Burgenland-Tourismus/Andreas Hafenscher, Fertl
KOLUMNE
Dominik Orieschnig ist Sprecher der Diözese Ei senstadt und Vizepräsident des burgenländischen Hilfsfonds

gestalten – Bessere Energie eben

Energie Burgenland wird zu Burgenland Energie! Mit frischem Design, neuen Produkten und einem überarbeiteten Markenaufritt – der Fokus auf erneuerbare Energie bleibt und rückt bei Burgenland Energie nach dem Markenrelaunch mehr denn je in den Fokus

Beim überarbeiteten Logo wird es deutlich: Das „B“ ist eine Hommage an die langjährige und erfolgreiche Geschichte des Un ternehmens und bleibt Kern der Mar ke. Modern neu interpretiert und wei terentwickelt symbolisiert der gelbe Punkt im Logo die aufgehende Sonne und zeigt so die enge Bindung zum Burgenland, dem Land der Sonne.

Burgenland Energie ist seit vielen Jahren nicht nur verlässlicher Ener gieversorger, sondern auch erfolg reicher Energieproduzent mit Markt führerschaft in Sachen Windenergie. Mit der strategischen Neuausrich tung geht die Entwicklung weiter –hin zum führenden europäischen GreenTech-Unternehmen. Sonne und Wind, das Gold des Burgenlands, ste hen mehr denn je im Fokus bei Bur genland Energie. Warum nicht die

Kraft der Sonne, die kostenlos zur Verfügung steht, nutzen? Seit vielen Jahren in Österreich die Nummer eins in Sachen Windenergie, will Bur genland Energie diese Vorreiterrolle auch bei Sonnenenergie mit Photo voltaikanlagen einnehmen. Burgen land Energie soll zum modernen eu ropäischen GreenTech-Unternehmen werden. Zu 100 % der erneuerbaren Energieerzeugung verschrieben. Eine starke Vision braucht eine starke Marke – das wird mit dem neuen Auf tritt deutlich unterstrichen.

Innovative, nachhaltige und leist bare Produkte für die Nutzung erneu erbarer Energien bringen bessere Energie für alle Kund:innen. Jede:r soll selbst Energie produzieren kön nen; umfassende Produktpakete zum leistbaren Fixpreis im Monat machen das möglich – leistbar, nachhaltig und

regional. Unabhängiger von Energie importen und fossiler Energie aus dem Ausland zu werden, ist das erklärte Ziel. Gelingen kann das mit bedingungslosem Einsatz von nach haltigen Energien aus erneuerbaren Ressourcen und mit innovativen Produkten und Lösungen für Privat haushalte und auch für Gemeinden. Selbst Strom produzieren und nutzen – die umfangreichen Gesamtpakete von Burgenland Energie machen das möglich.

Burgenland Energie bewahrt Be währtes, gestaltet Neues, bleibt ver lässlicher Partner und liefert bessere Energie. burgenlandenergie.at

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Advertorial
burgenlandenergie.at

der König ANNA im Burgenland &

Das heuer in Mörbisch gespielte Musical „Der König und ich“ ist eine kleine Reise in uns selbst. Eine Reise in die Innenwelt unserer Nöte, Bedürfnisse und Wünsche. Es ist auch eine Einladung, um für einen Abend in eine Traumwelt einzutauchen. In eine kurzweilige Welt voller Magie und Melodien, Emotionen und Pointen.

Als Zuseher wird man dabei auf den Königshof ins exotische Siam –heute Thailand – im Jahr 1862 mitgenommen. Dort herrscht König Mongkut nach alter Tradition und mit absolutistischer Strenge. Der Mo narch regiert nicht als Erster unter Gleichen, sondern herrscht als direkt vom Himmel eingesetzter Autokrat.

Verwirrung von der Insel

Ein Besuch aus England bringt diese scheinbar göttliche Ordnung jedoch kräftig ins Wanken – und hinterfragt das auf dem Hof herrschende Men schen und Sittenbild.

Um seinen unzähligen Kindern von unzähligen Frauen eine gute Er ziehung zukommen zu lassen, hat der König die verwitwete Engländerin Anna als Privatlehrerin engagiert. Mit ihrer Ankunft am Hof nimmt das Stück seinen Lauf.

Die Seefestspiele Mörbisch laden mit „Der König und ich“ ab 14. Juli in eine Welt

voller Magie, Emotionen und

Pointen

8 04|2022
HEUTE

TICKETS

Kollision der Welten

Es folgt eine Kollision unterschiedlicher Werte, ein Clash of Civilizations. Eine Frontalkonfrontation zwischen an gelsächsisch westlichem Individualismus und den kollek tivistischen Werten einer absolutistisch geführten Monarchie in Südostasien im 19. Jahrhundert.

Die Reibung zwischen diesen beiden so fremden Wel ten ist der Antrieb dieses Stücks. Und es ist auch diese Reibung, die zwischen Anna und dem König so etwas wie Liebe entstehen lässt. Eine Liebe, die umso intensiver ist, gerade weil sie am Ende scheitern muss.

Wer sich jetzt die Frage stellt, warum dieses Stück welt weit bereits mehr als 100 Millionen Zuseher angezogen hat, der nähert sich dem Geheimnis von „Der König und ich“. Es geht dabei nicht um Siam oder absolutistische Monarchien, um Kolonialismus oder westliche Werte.

Sondern es geht darum, wie es Mörbisch Generalintendant Alfons Haider sagt, dass „auch ein absolutistisch regierender König in seinem Leben Liebe braucht“. Wie wir alle. Und dass diese Liebe – wenn wir sie leben und ha ben wollen – auch schon einmal unseren Alltag und unsere Ordnung über den Haufen werfen kann. Und dass es natür lich kein Zufall ist, wenn mit dieser Liebe etwas Fremdes in unser Leben tritt, das bislang womöglich gefehlt hat.

Ein König, der lieben will Für den König ist dieses anziehende Fremde die für ihn exotische Europäerin Anna, die ihn wie einen Menschen und nicht wie einen Gott behandelt. Und für die verwitwete Anna ist das begehrenswerte Fremde der für sie exo tische König, der sein Amt mit absoluter Macht ausüben kann, aber am Ende des Tages einfach nur ein verliebter Mann aus Fleisch und Blut sein will.

Das ist der Zauber, der das Stück unter dem Namen „Anna und der König“ auch zu einem Hollywood Block buster werden ließ.

Um die Auführung in Mörbisch mit dem entsprechen den Rahmen auszustatten, hat man im Burgenland beim Bühnenbild keine Mühen gespart. „Der König und ich“ wird auf einer 3.600 Quadratmeter großen Open Air Bühne aufgeführt, es ist die größte dieser Art in ganz Mitteleuropa. 800 Quadratmeter davon sind vergoldete Fläche. Und der Palast des Königs ist 33 Meter hoch.

Der König wird gespielt vom Musicaldarsteller Kok Hwa Lie, Anna von der Schauspielerin Milica Jovanović. Darüber hinaus werden auf der Bühne mehr als 40 Schau spieler aus asiatischen Staaten wie Thailand, China, Japan und Singapur spielen. Und zusätzlich kurzfristig gecastete Kinder, die gemeinsam mit ihren Müttern auf der Bühne stehen werden. Und jeder zweite im Stück gesprochene Satz ist eine Pointe, verrät Alfons Haider.

ERMÄSSIGUNG FÜR MEIN-BURGENLAND-LESER

Wer bis 24. Juni Karten für die Auführung am 15. oder 16. Juli bestellt, erhält zwölf Prozent Ermäßigung (auf maximal 4 Karten) für bestimmte Plätze. Die Ermäßigung kann mittels Promocode „65 Jahre“ im Online shop der Seefestspiele unter www.seefestspiele.at oder telefonisch unter 02682/662 10 eingelöst werden.

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Foto: Jerzy Bin Mein-Burgenland-Leser erhalten ermäßigten Eintritt für das Musical, das weltweit bereits mehr als 100 Millionen Zuseher angezogen hat

Ohne Worte

Die Schauspielerin Valerie Luksch, 27, spielt ab 4. August im Schloss Tabor im Rahmen von jOPERA Jennersdorf Kaiserin Sissy. Infos und Tickets unter: www.jopera.at

Frage 1 Was verbinden Sie mit Kaiserin Elisabeth von Österreich?

Frage 2 Wie viel Romy Schneider steckt in Sissy?

Frage 3 Hat uns Kaiserin Sissy heute noch was zu sagen?

10 04|2022
Fotos: Elena Vinogradova

Alle Infos zur Gemeinderatswahl 2022

Wer am 5. Juli 2022 in der Wählerevidenz steht, ist wahlberechtigt

Wer wird gewählt?

Alle Gemeinden im Burgenland wählen ihren Gemeinderat und ihren Bürgermeister.

Wer darf wählen?

Wahlberechtigt ist grundsätzlich jeder österreichische Staatsbürger und EU-Bürger, der mit Stichtag 5. Juli 2022 seinen Haupt- oder Nebenwohnsitz im Burgenland hat. Außerdem muss am Tag der Wahl, am 2. Oktober 2022, das 16. Lebensjahr vollendet sein. Besonders wichtig ist, dass man spätestens bis zum 5. Juli 2022 in der GemeindeWählerevidenz aufscheint. Nähere Bestimmungen zum Thema Hauptund Nebenwohnsitz erfahren Sie bei Ihrer Gemeinde.

Möglichkeit

der Briefwahl?

Ja, auch das ist möglich. Dafür können Sie ab 5. Juli 2022 bei Ihrer Gemeinde eine Wahlkarte beantragen. Die Briefwahlkarte muss bis spätestens 30. September 2022, 14:00 Uhr, wieder bei Ihrer Wohnsitzgemeinde einlan gen, um gewertet zu werden. Eine Übermittlung kann per Post oder auch durch Abgabe, sei es persönlich oder durch Boten, erfolgen. Darüber hinaus können Sie die verschlossene und ausgefüllte Briefwahlkarte auch am Wahltag in Ihrem Wahllokal, in dem Sie im Wähler verzeichnis eingetragen sind, abgeben.

Wann wird gewählt?

Die Wahl fndet am 2. Oktober 2022 statt. Mögliche Stichwahlen folgen am 23. Oktober 2022.

Kann man auch schon vor dem 2. Oktober 2022 wählen?

Ja, das geht. Es gibt einen vorgezogenen Wahltag, das ist Freitag, der 23. September 2022. Ihr Wahllokal muss in dieser Zeit jedenfalls zwischen 18:00 Uhr und 19:00 Uhr geöfnet sein.

Personen, die aufgrund ihres gesundheitlichen Zustands ihr Wahllokal am Wahltag nicht besuchen können und eine Wahl karte beantragt haben, können gleichzeitig auch den Besuch der Sonderwahlbehörde („fiegende Wahlbehörde“) bei ihrer Wohnsitzgemeinde beantragen. Diese Wahlbehörde kommt am Wahltag zu Ihnen nach Hause.

04|2022 11 Illustration: Freepik.com
Was tue ich, wenn ich es aus gesundheit lichen Gründen nicht zur Wahl schafe?
Gibt es die
Mehr Informationen erhalten Sie auch in Ihrer Gemeinde.

Kunst & Kultur

„Der König und ich“ (ab 14.7.) in Mörbisch auf der Seebühne, „Sonn Wein Music“ (u.a. 24.6.) in Podersdorf und Open-Air-Kino in Neusiedl (4.–7.8.) etc. – darf’s noch ein bisserl mehr sein?

Kulinarik

Flüssige wie auch bissfeste Genüsse gibt es vom Weinsommer in Gols (15.–17. 7.) übers Genusswandern in Neusiedl (18. 6.) bis zum Ruster Sturmfest Anfang September

Sport

Sich beim Austria Triathlon (2.–4. Septem ber) voll verausgaben, radelnd den See umrunden oder sich bei der Sport- und Campingmesse inspirieren lassen

Im

und am Wasser

Egal ob Feiern beim Seefest in Illmitz am 9. 7., Surfen lernen in Podersdorf oder Wein verkosten direkt am See mit musikalischer Untermalung –am kühlen Nass ist alles möglich

12 04|2022

DER SEE, DER ALLES KANN

ob man sich am liebsten am, im oder rund um das Wasser aufhält: Der Neusiedler See lässt keine Wünsche ofen

In den Sommermonaten, wenn die Sonne ganz besonders freundlich vom Himmel lacht, die Nächte lau sind und Flora wie Fauna sich von ihrer schönsten Seite zeigen, zieht es die Menschen noch intensiver als sonst zum Neusiedler See. Kein Wunder, denn dieses (riesen)große kühle Nass bietet nicht nur erfrischen den Badespaß für Wasserratten, sondern hält schier unendliche Möglichkeiten für Sportbegeisterte, Kulturinteressierte, Tierliebhaber, Hobbykapitäne, Entde cker u. v. m. bereit. Denn beginnend mit Juni versprechen Konzerte, Themen abende, Marathons, Surfevents, Musicals und Weinverkostungen Kurzweil für alle Interessengebiete.

Wem der Sinn nach etwas mehr abgeschiedener Erholung steht, der fndet diese entweder nur einen Steinwurf entfernt in der St. Martins Therme oder auch fernab des großen Sees im südlich gelegenen Avita Resort.

Lutzmannsburg

Kurhaus

St. Martins

Viel mehr Termine sowie Infos zu Veranstaltungen und Urlaubsmöglichkeiten gibt es unter www.neusiedlersee.com, www.burgenland.info und bei den einzelnen (Veranstaltungs-)Orten

Reduce

Ganzjahresalternativen für Erholungsuchende und Thermalwasser-Fans

– Sonnentherme Lutzmannsburg: Der Allrounder mit Vergnügen für die ganze Familie und vielen Specials für Kleine (bis 1. Juli: Zirkuswochen) www.sonnentherme.at

– Gesundheitsresort Bad Tatzmannsdorf: Abschalten, fallen lassen, mit allen Sinnen genießen; dafür stehen die eher – oder sogar ausschließlich – auf Adults ausgelegten Reduce-Anlagen www.reduce.at

– Das Kurhaus Marienkron: Gesundheit und Erholung, fernab von Hektik und Alltag, bilden das Zentrum des Kurhauses. Abge rundet durch individuelle Betreuung und familiäre Herzlichkeit www.marienkron.at

– St. Martins Therme & Lodge: In den Sommermonaten sorgen neben den unterschiedlichen Becken und dem Entspannungsprogramm der extra angelegte Sandstrand und die eindrucksvollen Safaris für noch mehr Abwechslung www.stmartins.at

04|2022
Ganz egal,
TEXT: FLORIAN FUCHS GESTALTUNG: SARAH REINPRECHT

morgen

Die Zukunf im Blick

Aus dem Tagebuch des Forschungs­

koordinators

14. 5. 2021, 10:00 Uhr

In der letzten Kolumne versuchte ich Ihnen zu erklären, wo das Problem in der Energieversorgung liegt. Mit Strom alleine geht es nicht, denn Strom lässt sich nicht so leicht spei chern und manche Prozesse benöti gen Gas, wie zum Beispiel das Ziegel brennen. Dabei braucht man hohe Temperaturen und mit Strom wäre dies extrem teuer. Zum Glück haben meine Vorgänger hier schon – man kann ruhigen Gewissens sagen – re volutionäre Arbeit geleistet. Durch die Entwicklung der sogenannten Biomassegaskraftwerke kann man CO2-neutral „Bioerdgas“ herstellen.

Bäume nehmen Kohlenstofdioxid auf und wandeln es in Holz um. Damit sind sie eine CO2-Senke und verlangsa men den Klimawandel. Verbrennt man Holz im Ofen, zum Beispiel, um es im Winter warm zu haben, so wird wieder Kohlenstofdioxid freigesetzt. Wenn der Waldbestand gleich groß bleibt – es wächst ja nach – wäre die Kohlenstof dioxidbilanz neutral. Das Holz setzt zwar bei der Verbrennung Kohlenstof dioxid frei, aber wenn gleich viel Holz nachwächst, wäre die Kohlenstofdi oxidbilanz neutral. Damit wären die Hackschnitzelheizungen so halbwegs in Ordnung. Aber es geht besser.

Was passiert, wenn Holz verbrennt?

Die Antwort ist durchaus komplexer, als man glaubt. Es brennt nämlich nicht direkt das Holz, sondern durch die Zündtemperatur wird ein Teil des Hol zes in brennbares Gas umgewandelt. Dieses Gas sorgt für die Wärme. Übrig bleibt Asche – die nicht brennbaren Be standteile des Holzes. Nun kann man

das Holz unter hohen Temperaturen dazu bringen, dieses brennbare Gas frei zusetzen, ohne dass es sofort abbrennt. Bei 850 °C und unter Zufuhr von Was serdampf setzt Holz Methan und Was serstof frei. Methan ist die etwas exak tere Bezeichnung von Erdgas. Also können wir Erdgas aus Holz herstellen. Dieses CO2-neutrale „Erdgas“ – eigent lich sollte es Biogas heißen – kann man sammeln, in das Gasnetz einspeichern oder direkt in elektrische Energie um wandeln. Für diesen Prozess braucht man kein hochwertiges Holz – abgestor benes Holz oder altes Schilf tun es auch.

Interssante Alternativen Leider haben wir nicht ausreichend Schadholz in Österreich, um die ge samte Gasproduktion für Österreich sicherzustellen. Natürlich könnte man Ackerfächen verwenden, um Getreide anzubauen, um es dann in Methan um zuwandeln. Aber Lebensmittel sind zu wertvoll, um diese in Energie umzu wandeln. So macht es schon Sinn, Gas einzusparen oder dort, wo es möglich ist, durch alternative Techniken zu er setzen. Trotzdem stellt diese Technik – von der TU Wien unter Prof. Hofau er entwickelt und in Güssing erstmals großtechnisch umgesetzt – eine inter essante Alternative dar.

Werte Leserin und geneigter Leser, Sie sehen, dass Forschung nichts Ab straktes ist, sondern, dass Wissen schaft und Entwicklung für unser Le ben einen wertvollen Beitrag liefern können. Und wir sehen anhand von Güssing, dass auch ein kleines Bundes land sensationelle Forschung umset zen kann. Wir bleiben am Ball und ar beiten weiter. Lassen Sie sich in den nächsten Jahren überraschen.

Eigenes Labor fürs Burgenland

Um Gesundheit und PatientenSicherheit der Menschen im Burgenland bestmöglich zu garan tieren, hat das Land Burgenland die Labor Burgenland GmbH übernom men. Das bringt massive Vorteile für den Gesundheitsstandort Burgen land: Unabhängigkeit, Verlässlich keit, Topqualität und – nicht zuletzt – die Erträge bleiben im Unterneh men. Mit den eigenen Testkapazitä ten werden KRAGES und andere Unternehmen der Landesholding vollkommen unabhängig von Dritt anbietern, was PCR-Testungen be trift. Dies ist ein immenses Sicher heitsplus im Hinblick auf mögliche nächste Wellen und neue Mutatio nen, die für den Herbst erwartet werden.

14 04|2022 MORGEN Fotos: Fertl, ZVG
DIE ZUKUNFTSZAHL Kilometer Radwegenetz zählt das Burgenland nach neuer Zählung 2022 3300
KOLUMNE Werner Gruber ist begeisterter und begeisternder Physiker und seit 2021 Forschungskoordinator des Landes Burgenland

Der Landeshauptmann ist im engen und regelmäßigen Austausch mit der EU Kommission und ihrem Vertreter in Österreich

„Starke Verbündete im Burgenland“

Martin Selmayr, 51, war Generalsekretär der EU-Kommission und leitet heute die Vertretung der Kommission in Wien. Mit Mein Burgenland spricht er über die Gefahr für Europa, Burgenlands Einfuss in der EU und seine ersten Erfahrungen in Österreich

MEIN BURGENLAND: Herr Selmayr, Sie waren über viele Jahre lang eine der einfussreichsten und, wie viele sagen, mächtigsten Personen auf europäischer Ebene. Seit nunmehr mehr als zwei Jahren sind Sie in Österreich tätig. Wie haben Sie diesen Wechsel erlebt?

MARTIN SELMAYR: Ich empfnde meine Ar beit in Österreich als sehr bereichernd. Nach mehr als 20 Jahren in Brüssel ist es sehr ange nehm, nah an den Menschen und in den Regio nen zu sein. Mir hat die Arbeit in Brüssel viel Spaß gemacht, aber wenn man 20 Jahre lang in Konferenzräumen und Verhandlungen mit Di

plomaten sitzt, dann ist es schön, wieder vor Ort zu sein. Ich freue mich, dass ich in Österreich sehr freundlich aufgenommen worden bin. Und ich mag es, dass ich hier ganz direkt mit den Sorgen und Erwartungen von Menschen kon frontiert bin, die nicht Teil der EU-Blase sind.

Sie haben sich in Brüssel als Teil einer EU-Blase empfunden?

Ja, das ist ganz normal und bis zu einem be stimmten Grad auch notwendig. Es gibt eine Wiener Blase, eine Eisenstädter Blase und na

04|2022 15 Foto:
Landesmedienservice
INTERVIEW:

türlich auch eine Brüsseler Blase. Daher ist es für mich sehr bereichernd, dass ich hier nun in Österreich wieder einen neuen Zugang zu den Dingen erhalte.

Wie gut haben Sie Österreich und seine unter schiedlichen Regionen bereits kennengelernt –und welche Erfahrungen haben Sie gesammelt?

Ich war sehr viel mit dem Fahrrad in Österreich unterwegs, um die Menschen und das Land noch besser kennenzulernen und zu verstehen. Eine spannende Erkenntnis dabei war für mich, wie sich die Ost-West-Ausdehnung Österreichs auswirkt und wie unterschiedlich etwa die Men schen und Stimmungen in Vorarlberg, Tirol, Wien und im Burgenland sind. Davon abgeleitet gilt für ganz Europa wie auch für Österreich aus meiner Sicht, dass man sich auf diese Vielfalt bewusst einlassen und dass die Politik darauf aufauen muss. Wichtig ist auch, dass man auf die Marktplätze geht und hört, was die Men schen zu sagen haben und wo sie der Schuh drückt. Denn das erfährt man nicht aus den Gesetzbüchern.

Das Burgenland gilt als sehr europafreundlich. Was macht aus Ihrer Sicht ein proeuropäisches Land aus?

Proeuropäisch heißt, konstruktiv an Europa mitzuarbeiten. Und nicht zu erlauben, dass Erfolge nationalisiert und Misserfolge auf die europäische Ebene abgeschoben werden. Und da weiß ich, dass ich im Burgenland auf sehr starke Verbündete zählen kann.

Wie sehr hängt die burgenländische Haltung zu Europa Ihrer Meinung nach damit zusammen, dass die sehr positive Entwicklung des Burgen lands auch mit EU-Förderungen verbunden ist? Förderungen sind wichtig. Das sieht man auch

im Burgenland, das Förderungen gebraucht hat, weil es für lange Zeit an der Außengrenze, direkt am Eisernen Vorhang, gelegen ist. Aber es sind keinesfalls nur die Förderungen, die für eine proeuropäische Sicht relevant sind.

Was ist darüber hinaus entscheidend? Am Beispiel Burgenland sieht man besonders gut die grundsätzlichen Vorteile, die uns ein of fenes Europa bringt. Regionen wie das Burgen land proftieren ganz stark vom Außenhandel. Österreich zählt überhaupt zu den Exportwelt meistern. Dafür braucht es aber auch starke Partner, die Österreichs hochqualitative Pro dukte kaufen, darunter viele aus dem Burgen land, wie etwa der burgenländische Wein, der an jeden französischen Rotwein herankommt –wie ich selbst schon feststellen durfte. Hier pro ftieren das Burgenland und Österreich davon, dass man in der EU Teil einer Wirtschafts-, Rechts- und Wertegemeinschaft ist. Aber eben auch Teil einer Solidargemeinschaft. Auch die ser Punkt verdeutlicht sich besonders gut im Burgenland, das an drei EU-Mitgliedsstaaten grenzt. Die Slowakei, Ungarn und Slowenien gewinnen ohne Zweifel wirtschaftlich durch die EU, was aber wiederum positive Rückwirkun gen auf das Burgenland hat. Wenn es der Slowa kei, Ungarn und Slowenien gut geht, geht es ten denziell auch dem Burgenland gut. Das wird, so ist mein Eindruck, im Burgenland besonders gut verstanden. Das alles ist aber nur möglich, wenn rund um Österreich herum Frieden und Stabilität herrschen.

Womit auch das traurige Thema des Kriegs in der Ukraine angesprochen ist. Wie kann sich aus Ihrer Sicht ein EU-Staat wie Österreich in dieser bis vor Kurzem fast undenkbaren Situation bestmöglich verhalten?

Es ist wichtig, dass alle EU-Staaten jetzt fest und geschlossen an der Seite der Ukraine ste hen. Und das tun sie. Österreich hat mehrfach klargemacht, dass es zwar militärisch neutral ist, aber nicht gegenüber europäischen Werten und dem Völkerrecht. Beides verletzt Putin auf brutalste Weise. Österreich leistet wertvolle hu manitäre und fnanzielle Hilfe für die Ukraine und nimmt Menschen auf, die aus der Ukraine gefüchtet sind. Die EU-Staaten haben zudem –natürlich mit Unterstützung Österreichs –beispiellose Sanktionspakete beschlossen, um sicherzustellen, dass Putin einen hohen wirt schaftlichen Preis für seine Aggression zahlt.

Was würden Sie sagen, ist über den Krieg in der Ukraine hinaus die größte Gefahr für Europa?

16 04|2022 Foto: Landesmedienservice
MORGEN
„Proeuropäisch heißt, konstruktiv an Europa mitzuarbeiten. Da kann ich im Burgenland auf starke Verbündete zählen.“

Die größte Gefahr ist, wenn wir Europa für selbstverständlich nehmen würden. Wenn wir das Europa der ofenen Grenzen, des Wohl stands und des friedlichen Miteinanders nicht mehr im Alltag leben und wertschätzen, dann kann Europa einem durch die Finger rinnen. Deshalb sollte man die Ärmel jeden Tag hoch krempeln, damit Europa weitergeht und auch noch besser wird.

Ganz persönlich gefragt: Welche Emotion verbinden Sie mit Europa?

Ich bin stolz, Europäer zu sein. Weil Europa der sicherste und wohlhabendste Kontinent ist und hier über Jahrhunderte für Werte wie Sicher heit und Rechtsstaatlichkeit gekämpft worden ist, die Europa heute ausmachen. Und ich freue mich, jetzt im Herzen dieses Kontinents leben zu dürfen, im schönen Österreich.

In welche Richtung entwickelt sich die EU aus Ihrer Sicht?

Europa wächst mit uns und entwickelt sich mit uns und unserem Handeln weiter. In seinen Gründungsverträgen hat Europa defniert, dass es eine immer engere Union werden will. Das ist ein sehr gutes Ziel. Aber nichts ist perfekt, wir müssen jetzt und heute dafür sorgen, dass Europa immer noch ein Stück besser wird.

Was hat ein Land wie das Burgenland dabei für Möglichkeiten?

In einem föderalen Staat mit starken Ländern, wie es in Österreich der Fall ist, lebt man Europa auf allen Ebenen. Das Burgenland ist ein großes Vorbild, wie man Politik auf europäischer Ebe ne sehr proaktiv mitgestalten kann. Es gibt ein Burgenland-Büro in Brüssel, es gibt burgen ländische Abgeordnete im Europäischen Parla ment und im Ausschuss der Regionen und vor allem einen burgenländischen Landeshaupt mann, der sich regelmäßig mit der Europäischen Kommission austauscht und der sehr aktiv für ein ofenes, starkes Europa der Solidarität und der Menschlichkeit eintritt.

04|2022 17
„Ich bin stolz, Europäer zu sein. Und ich freue mich, jetzt im Herzen dieses Kontinents leben zu dürfen.“
Martin Selmayr hat Österreich mit dem Fahrrad erkundet und dabei bei Landes hauptmann Doskozil einen Stopp gemacht

Nach Konfikten, Umbrüchen und vielen Wirren kann 1922 der neue Burgenländische Landtag erstmals in einem Vortragssaal der Martinkaserne in Eisenstadt tagen

Im Strudel der untergehenden Monarchie

Vor 100 Jahren, am 18. Juni 1922, wählten die Burgenländer unter widrigen Umständen zum ersten Mal ihren Landtag

Vor 100 Jahren, am 18. Juni 1922, hat im Bur genland die erste Land tagswahl stattgefunden.

Die Vorgeschichte zu dieser Wahl ist eine gute Erinnerung, dass die heute im Burgenland vorherr schende Stabilität alles andere als selbstverständlich ist.

Das Burgenland ist nach dem Ers ten Weltkrieg mitten in den Strudel der untergehenden Monarchie gera ten. Die Grenzen waren bereits vor dem Krieg umstritten. Deutschnatio nale wollten das zu Ungarn gehören de, aber zu großen Teilen deutsch sprachige Burgenland schon lange in die österreichische Reichshälfte eingliedern. Nach 1918 überschlugen

sich dann die Ereignisse auf pannoni schem Boden.

Habsburg will Thron zurück Nach dem Ende der K.-u.-k.-Monar chie wurden große Teile des einstigen Königreichs Ungarn durch tschecho slowakische, rumänische, jugoslawi sche und französische Truppen be setzt. Vor dem Hintergrund dieser Landnahme riefen Sozialisten im März 1919 in Budapest eine Rätere publik aus, enteigneten Großgrund besitzer und verstaatlichten Banken, Großindustrie, Mietshäuser und be stimmte Betriebe.

Nur ein paar Monate später nah men aber rumänische Truppen Buda pest ein und die Räterepublik brach

im August 1919 wieder zusammen. Im Windschatten der rumänischen Truppen übernahm nun der Militär Miklós Horthy die Macht in Ungarn. Horthy gab politische Gegner der Verfolgung und Ermordung preis und führte erneut die Monarchie ein; was auch zur Konsequenz hatte, dass plötzlich wieder die aus Wien vertrie benen Habsburger Anspruch auf den ungarischen Königsthron erhoben. Davon wollte Horthy jedoch nichts mehr wissen.

Das Burgenland war zu diesem Zeitpunkt noch immer ein Teil von Ungarn. Wenngleich es in den Frie densverträgen nach dem Ersten Weltkrieg der Republik Österreich zugesprochen worden war.

18 04|2022 Foto: Burgenländisches Landesarchiv/Fotosammlung
GESTERN

Gendarmen treten Rückzug an Ungarns Widerstand gegen diese Gebietsabtretung war groß, schließ lich gab Budapest aber auf Druck der Siegermächte nach. Als Datum für die Übergabe wurde der 28. August 1921 festgelegt.

Das rund 2.000 Mann starke Gen darmerie-Kontingent der Österrei cher stieß beim vereinbarten Ein marsch allerdings auf bewafneten Widerstand ungarischer Milizen –und zog sich wieder zurück. Erst im Herbst 1921 kam es zu einer Kompro misslösung: Die bewafneten ungari schen Einheiten zogen ab, Österreich stimmte im Gegenzug einer Volks abstimmung in Ödenburg und acht benachbarten Gemeinden zu.

Im Dezember 1921 wurde unter bis heute fragwürdigen Umständen abgestimmt. Das ofzielle Ergebnis: 72,8 Prozent waren in Ödenburg für einen Verbleib bei Ungarn. Die ande ren acht Gemeinden stimmten einen

Tag später mit 54,6 Prozent für Öster reich, felen aber im Rahmen der Ge samtabstimmung an Ungarn.

Um die Jahreswende 1921/22 kam das Burgenland dann ohne dieses ver lorene Gebiet zu Österreich.

Überraschende Sieger

Am 18. Juni 1922 fndet dann schließ lich die erste Landtagswahl im öster reichischen Burgenland statt. Nach dem Verlust von Ödenburg müssen die Landesbehörden provisorisch un tergebracht werden; die Landesregie rung residiert in angemieteten Villen in Bad Sauerbrunn, einem vor dem Ersten Weltkrieg forierenden Kur ort, während der Landtag im ehe maligen Kadetteninstitut in Eisen stadt, der heutigen Martinkaserne, tagt.

Die Überleitung von den ungari schen auf die österreichischen Rechtsverhältnisse gestaltet sich schwierig und passiert nur langsam

und mithilfe zahlreicher Übergangs bestimmungen.

Relativer Gewinner der ersten Landtagswahl ist dann die Sozialde mokratische Arbeiterpartei, die rund 38 Prozent der Stimmen erhält. Für viele damalige Beobachter war der Ausgang dieser ersten Wahl durchaus überraschend, da die Zahl der Wähler der Sozialdemokratie die Zahl der burgenländischen Industriearbeiter bei Weitem überstieg. Ofenbar hat ten auch Kleinbauern und Landarbei ter die Sozialdemokraten unterstützt, die fast sieben Prozentpunkte vor den Christlichsozialen lagen.

Burgenlands Herausforderungen in der schwierigen ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren mit dieser Wahl noch nicht abschließend bewäl tigt. Aber die Wahl galt damals vielen als ein hofnungsfrohes Fanal für eine friedliche und demokratische Zu kunft des Burgenlandes – als Teil der rot-weiß-roten Republik.

12 .-21 . AUGUST ´22 GOLSERVOLKSFEST.AT HIGHLIGHTS JOSH CHRIS STEGER WOLFGANG AMBROS • DIE SEER • NOCKALM QUINTETT VOXX CLUB • WENDIS BÖHMISCHE BLASMUSIK 20 annno o P n a ia20 WIRTSCHAFTSMESSE 13. - 21 AUGUST 22

prost

&mahlzeit

Das Rezept des Monats auf einen Blick

Zutaten für 2–3 Personen

KANINCHEN

l 2 Kaninchenkeulen, ausgelöst (die Knochen gehackt separieren)

l 4 Kaninchenrückenflets l 8 Scheiben Rohschinken l Salbeiblätter

l 3 Karotten, grob würfelig l 1 Sellerie, grob würfelig l 3 Zwiebeln, grob würfelig l 2 EL Tomatenmark

l 0,3 l Wein (1 Teil weiß, 2 Teile rot) l Wacholder, Lorbeer, Pfeferkörner, Liebstöckel, Salz, Pfefer l 2 l Fond

Süßkartofelpüree

l 1 halbe Zwiebel l 1 große Süßkartofel l 250 ml Milch l 125 ml Schlagobers l 10 g Butter zum Anbraten der Zwiebel l Salz, Pfefer, Muskat

Gewidmet von Gasthaus Leban in Kittsee

Kaninchen mit Süßkartofelpüree

JOSEF UND

LEBAN führen gemeinsam ein ge schichtsträchtiges Wirtshaus an der Grenze zur Slowakei. Diese Grenznähe und ihre Ofenheit spiegeln sich bei den Rezepten, aber auch bei Veranstaltungen wie dem ofenen Tisch wider. Das blaue Kamel vor dem Gasthaus symbolisiert ihre Auseinandersetzung mit der Kultur, den Menschen und Rezepten des Grenzraumes. www.gasthaus-leban.at

Zubereitung Kaninchen: Kaninchen keulen anbraten und wieder aus dem Topf nehmen. Anschließend die Kanin chenknochen im selben Topf braun rös ten, das Gemüse dazu und weiterrösten, anschließend mit Tomatenmark tomati sieren und mit ¹⁄8 l Weißwein ablöschen. Wein nahezu völlig einreduzieren und mit Fond bedeckt aufgießen. Haushaltsmethode: Die Keule wieder dazu und weich schmoren (ca. 1,5 Stun den). Vakuummethode: Die Keulen mit Salz, Pfefer, Butterwürfel, Thymian und Rosmarin vakuumieren und bei knapp 80 °C fast 2,5 Stunden dämpfen. Die Kno chen abseihen, den Jus ein wenig redu zieren, evtl. mit Maisstärke binden.

Die Kaninchenrückenflets von der Sil berhaut befreien, mit Salbeiblättern be legen und mit Schinken umwickeln. Scharf anbraten und gar ziehen lassen.

Zubereitung Süßkartofelpüree: Zwie bel fein schneiden und mit Butter anschwitzen. Klein geschnittene ge schälte Süßkartofel dazu und kurz mitanschwitzen. Mit Milch aufgießen und weich kochen. Mit dem Stabmixer pü rieren. Abschmecken und mit Butter und Schlagobers verfeinern.

Anrichten: Geschmorte Keulen und ge bratene Kaninchenflets mit Süßkartof felpüree und Fonds anrichten.

20 04|2022
CARINA
PROST & MAHLZEIT

Neue Gäste bringt der Wein

Der neu geschafene Verein „Wein tourismus Burgenland“ hat sich das Ziel gesetzt, zwei große burgen ländische Stärken noch besser zu sammenzuführen und dadurch zu optimieren: Wein und Tourismus.

Die Nachfrage nach Urlauben, bei denen der Wein eine entscheidende Rolle spielt oder sogar im Mittel punkt steht, steigt zunehmend. Als Bindeglied zwischen Tourismus, Weinwirtschaft, Politik und Kultur soll der Verein daher bestehende An gebote sichtbarer machen und neue Ideen umsetzen. „Der burgenländi sche Wein soll nun noch besser mit Weinliebhabern außerhalb des Bur genlandes zusammenfnden“, sagt Landeshauptmann Hans Peter Dos kozil. Geschäftsführer des neuen Ver eins ist der Weinexperte Christian Zechmeister.

Mein Sommer Mein Sommer Mein Sommer im AVITA im AVITA im AVITA
Bei der Vorstellung des neuen Vereins (v. l.): Winzer Liegenfeld, Büroleiter Oschep, Geschäfsführer Zechmeister, LH Doskozil und Tourismus-Chef Tunkel

„Jetzt kannst du etwas Neues machen“

Weintourismus-Chef Herbert Oschep im Gespräch mit Winzer

Albert Gesellmann über lehmige Böden, Trockenheit, den Bela Rex und die Motivation für das Projekt Jahrhundertwein

Anlässlich des Jubiläums „100 Jahre Burgenland bei Österreich“ ist die Idee entstanden, dieses Jahrhundert mit einem ganz besonderen Wein ausklingen zu lassen: dem Jahrhundertwein. Pro jekt-Initiator Herbert Oschep, Ob mann vom Weintourismus Burgen land, hat die vier Winzer besucht, die diese Jubiläums-Cuvée herstellen. Mein Burgenland präsentiert die da

bei entstandenen, äußerst informa tiven Wein-Gespräche mit den be teiligten Winzern. In der aktuellen Ausgabe sind wir zu Gast beim Wein gut von Silvia und Albert Gesellmann in Deutschkreutz im Mittelburgen land.

Herbert Oschep: Lieber Albert, herzlichen Dank für deine Einladung! Wir befnden uns hier in Deutsch kreutz, der Heimat des Blaufränki

schen. Welches Klima und welche Böden sind dafür verantwortlich, dass der Blaufränkische hier so gut wird?

Albert Gesellmann: Ja, das Mittel burgenland wird gern auch das „Blau fränkischland“ genannt. Grundsätz lich haben wir hier, wie überall im Burgenland, kontinentales Klima. Also einen heißen, trockenen Som mer und einen kalten, schneearmen Winter. Niederschläge lassen leider in den letzten Jahren zunehmend zu

22 04|2022
Fotos: www.herbertlehmann.com, Josef Steiger
INTERVIEW: HERBERT OSCHEP
PROST & MAHLZEIT
Albert Gesellmann hat Ideen aus Südafrika und Kalifornien ins Burgenland gebracht

wünschen übrig. Aber der große Vorteil hier sind unsere Böden. Das Mittelburgenland ist geprägt von schweren, lehmigen Böden. Lehmbo den hat eine perfekte Wasserspei cherfähigkeit und das ist das Spezielle hier. Die Weine gehen dadurch mehr in die Würze, haben mehr Pfefrigkeit und diese dunkelbeerige Frucht.

Oschep: Stichwort Trockenheit – ist diese auf Dauer gesehen ein Problem für den Weinbau oder kann das durch die lehmigen Böden ausgeglichen werden?

Gesellmann: Natürlich müssen wir uns Gedanken machen über die sehr trockenen Winter mit wenig Nieder schlag. Und leider Gottes kommt auch im Frühjahr immer weniger Wasser. Bis jetzt sind wir damit aber noch gut über die Runden gekom men. Diese Trockenheit führt zu klei neren Beeren, die im Weinbau von Vorteil sind. Dadurch hast du viel mehr Oberfäche im Verhältnis zum Volumen. Das bringt mehr Charakter, mehr Tannine, mehr Farbstof. Aber ohne Wasser geht’s natürlich auch nicht, Wasser ist der Motor des Wachstums.

Oschep: Winzer ist man das ganze Jahr über. Aber was ist für dich der wichtigste Teil deiner Arbeit?

Gesellmann: Grundsätzlich gilt: Der Wein entsteht im Weingarten. Dort kriegt der Wein seine Identität und seinen Ausdruck. Der Weingarten ist unser Grundkapital, 80 Prozent der Qualität eines Weins kommen aus dem Weingarten. Das Weitere ist

dann der Keller, die Kellerwirtschaft, das Verschneiden, die Cuvéetierung. Aber der Grundstock ist defnitiv der Weingarten.

Oschep: Einer deiner erfolgreichsten Weine ist der Bela Rex. Was steckt da dahinter?

Gesellmann: Man muss fast sagen, der Ideengeber war mein Vater. Er war Ende der 1980er-Jahre einer der Ersten, der hier in der Region Caber net Sauvignon gepfanzt hat. Und wir haben dann auch Merlot angebaut. Mein Vater hat mich dann ausge schickt in die weite Welt und ich war 1991 in Südafrika und in Kalifornien. Als ich zurückgekommen bin, hat er zu mir gesagt: So, jetzt hast du viel ge sehen, jetzt kannst du etwas Neues machen. Dadurch ist eigentlich die Idee geboren worden, dass man eine Cuvée mit internationalen Rebsorten macht: den Bela Rex. Am Anfang war das noch eine Cuvée aus 80 Prozent Cabernet Sauvignon und 20 Prozent Merlot. Im Laufe der Jahre haben wir den Wein immer weiter entwickelt. Heute ist das eine Cuvée aus 50 Pro zent Cabernet Sauvignon und 50 Pro zent Merlot. Und der Name Bela Rex kommt vom ungarischen König Bela IV., der im Jahr 1245 das Gebiet hier rund um Deutschkreutz erstmals urkundlich in Verbindung mit Wein erwähnt hat.

Oschep: Zum Schluss noch eine kurze Frage, lieber Albert. Wir haben uns ja miteinander etwas vorgenommen, nämlich unseren Jahrhundertwein. Du bist einer von vier Winzern, die ihn

kreieren. Ich bin dir sehr dankbar dafür, aber warum tust du dir das eigentlich an? Du hast so viel Arbeit, deine großartigen Weine sind schon so enorm bekannt. Warum bist du bei diesem Projekt dabei?

Gesellmann: Das ganze Burgenland in einem Wein zu vereinen, in einer überregionalen Cuvée: Als ich von dir diese Idee gehört habe, habe ich die Herausforderung sofort gespürt. Und als ich dann noch die Namen der drei anderen beteiligten Winzer gehört habe, war es für mich eine Selbstver ständlichkeit, dass ich hier mitarbei te. Wir wollen einen Wein kreieren, der einzigartig sein wird.

Oschep: Ich bin zutiefst überzeugt, dass das gelingen wird! Lieber Albert, danke dir vielmals!

Herbert Oschep, Büroleiter von Landeshaupt mann Hans Peter Doskozil und Chef von Weintouris mus Burgenland, hat das Projekt „Jahrhundertwein“ ins Leben gerufen. Dabei kreieren die vier burgenländischen Winzer Gesellmann, Kopfensteiner, Prieler und Scheiblhofer eine Cuvée zu Ehren des Jubiläums „100 Jahre Burgen land bei Österreich“. Oschep hat die vier renommierten Winzer besucht und mit ihnen über ihren Wein und ihre Arbeit gesprochen. Mein Burgenland bringt Auszüge aus den daraus entstandenen Gesprächen.

DEUTSCHKREUTZ

Deutschkreutz im Bezirk Oberpullendorf hat etwas mehr als 3.100 Einwohner und ist geprägt von schweren, lehmigen Böden, die eine perfekte Wasserspeicherfähigkeit haben

04|2022 23
Auf den lehmigen Böden im Mittelburgenland gedeiht exzellenter Wein Das ganze Interview als Video gibt es hier

PRODUKT DES MONATS

ausgewählt von Max Stiegl

Kulturgut & Gaumenfreude: Leithaberger Edelkirsche

Der Leithaberg mag heute vor allem berühmt sein für die wunderbaren Trauben, doch einst waren sie bei Weitem nicht das einzige Obst, das an seinen Hängen prächtig gedeihte. Ein anderes war einst noch viel berühmter: die Leithaberger Kirsche

Wie die Traube liebt sie das warme Kli ma und die Nähe des Neusiedler Sees, die vielen Sonnenstunden und den kalkhaltigen Boden. Sie reift hier früher als anders wo in Österreich und wird besonders süß und aromatisch. Lange Zeit aller dings wurde sie kaum im Burgenland genossen. Das rotbraune Gold des Leithabergs wurde stattdessen ins rei chere Wien verkauft.

Während der Erntezeit zogen noch in den 1950er-Jahren tagtäglich fahren de Kirschhändler (die sogenannten „Pracker“) mit ihren Pferdewägen durch die Dörfer entlang des Leithage birges, um Kirschen für die Wiener Märkte zu kaufen. Für viele Bauern familien, die Selbstversorger waren, bedeutete die Kirschernte das erste, oft dringend benötigte Bargeld des Jahres.

Die wurmfreie Geldquelle

Die Händler zahlten um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts einen Schilling für ein Kilo Kirschen. Wer feißig war, konnte bis zu 100 Schilling am Tag verdienen – ungefähr das Drei fache des sonst üblichen Tageslohns. Kein Wunder, dass fast alle Bauern Kirschbäume in ihren Weingärten pfanzten. Die Gemeinden Donners kirchen, Purbach, Jois, Breitenbrunn und Winden bewirtschafteten zur

Hochzeit des Kirschhandels jeweils 15.000 Kirschbäume, bis zu 15 ver schiedene autochthone Sorten sollen hier gedeihen. Das Stadtwappen von Jois schmückt bis heute eine Kirsche.

Ihre Namen verraten oft, wie sie aussehen oder für welche Zuberei tungsart sie besonders gut taugen: „Donnerskirchner Blaukirsche“, die „Frühbraune“ und die „Spätbraune“ aus Purbach, die „Windender Schwar ze“, „Joiser Einsiedekirsche“ oder die „Hängerte“, die ihren Namen den stark überhängenden Ästen des Bau mes verdankt. Die dunkle Farbe der Früchte ist für Ortsfremde oft irritie rend, dabei deutet sie einen großen Vorteil an: Im Gegensatz zu roten Sor ten sind die Kirschen vom Leithaberg nämlich so gut wie wurmfrei.

Die Kirschen von damals Ältere Leithaberg-Bewohnerinnen er innern sich oft noch gut an die Kir

ZUR PERSON

Max Stiegl, 41, lässt sich nicht gern ein schränken. Er verkocht alles, was ihm im Burgenland unterkommt: das Gemüse des Seewinkels, das Wildgefügel des Leithabergs, die Fische des Sees und, wenn es sich ergibt, auch einmal Pferde kopf und Schilfrohr. Das hat ihm unter anderem einen Michelin-Stern und den Titel „Koch des Jahres“ eingebracht.

schensaisonen ihrer Jugend: Oft wa ren es nämlich die Mädchen und junge Frauen, die die Kirschen in FünferPartien brockten (die Burschen der Leithaberg-Dörfer verdienten ihr Geld eher mit dem Schilfschneiden). Be reits um vier Uhr in der Früh, knapp vor Tagesanbruch, standen die Ernter auf ihren Leitern.

Die Kirschernte war und ist müh sam und mitunter gefährlich: Von ho hen Leitern aus müssen die Früchte vorsichtig per Hand gepfückt wer den. Die Ernter müssen dabei aufpas sen, ja nicht auf Äste zu steigen, weil Kirschbaumäste leicht brechen und oft morsche Stellen haben, die kaum oder gar nicht zu sehen sind. Jedes Jahr stürzten einige junge Mädchen ab und verletzten sich mitunter schwer.

Als die Zeiten glücklicherweise besser wurden und Bargeld im Früh jahr nicht mehr so knapp war, wurden die Kirschbäume mit den Jahren im mer seltener: zu Beginn der 2000erJahre waren nur mehr knapp 5.000 Kirschbäume übrig. Dank des Vereins „Leithaberger Edelkirsche“ wird der Kirschenanbau am Leithaberg heute aber wieder gefördert – weil die Kir sche, genauso wie der Wein, ein Stück burgenländische Kultur ist und die Früchte umwerfend gut schmecken. Probieren Sie sie zum Beispiel einmal nach dem folgenden Rezept.

24 04|2022
PROST & MAHLZEIT
Fotos: Pertramer, Luzia Ellert

Gratinierte Leithaberg-Kirschen mit „Zuckerla“-Sorbet (für 4 Personen)

Für die Sabayon: l 50 g Zucker l 120 ml trockener Riesling l 5 Eigelb (Kl. M) l 200 ml Schlagobers l 2 cl Amaretto l 2 cl Gran Marnier l 1 EL Kristallzucker l ¼ l Rotwein l ½ Zitrone l ½ Orange l 500 g entkernte Kirschen l 1 Msp. Kardamom Für das Sorbet: 400 g Zuckerla-Püree (kleine gelbe Kirsche) l 50 g Wasser l 0,4 g Xanthan l 9 g Glycerin Für das Sorbet: Das Wasser mit dem Xanthan vermischen und gut ver rühren.

Diese Mixtur mit dem Glycerin über das Zuckerla-Püree geben und mit einem Mixer gut verrühren. Anschließend bei minus 20 Grad Celsius einfrieren.

Für die gratinierten Kirschen Zucker, Weißwein und Eigelb mit dem Schneebesen in einem Schlagkessel

verrühren. Im heißen Wasserbad 4 bis 5 Minuten cremig-dicklich aufschlagen. Sabayon im kalten Wasserbad kaltschlagen. Das Schlag obers steif schlagen und gemeinsam mit dem Amaretto und dem Gran Marnier vorsichtig unter die Sabayon rühren.

Einen Esslöfel Zucker karamellisie ren, mit einem viertel Liter Rotwein löschen und auf die Hälfte reduzie

ren lassen. Zesten von je einer halben Orange und Zitrone und den Karda mom dazugeben. Anschließend die entkernten Kirschen ebenfalls in den Topf geben und kurz aufochen lassen.

Die Kirschen mit Sabayon in ein ausgefettetes Förmchen füllen und bei 240 Grad Celsius gratinieren. Gemeinsam mit dem Sorbet servieren.

04|2022 25

Regionale Anbieter wie Roland Jungwirth liefern frischen Fisch und Meeresfrüchte direkt aus dem Burgenland

Schwimmende Leckerbissen Produzenten des Monats

Wer im Burgenland an frischen Fisch denkt, hat bestimmt die Neusiedler-See-Fischer vor Augen, die auf ihren Zillen Karpfen, Hechte, Zander und Welse mit Netzen aus dem Steppensee holen

Der Nähe zu Ungarn ist auch das berühmtes te burgenländische Fischrezept, die Ha lászlé, eine paprizierte Fischsuppe, zu ver danken. Doch in den burgenländischen Gewässern tummeln sich noch einige Überraschungen. Fische schmecken nicht nur hervorra gend, sie sind auch sehr wertvoll für unsere Ernährung.

Dennoch ist es wichtig, auf die Herkunft und Zuchtbe dingungen der Fische zu achten. Die Bestände in den Meeren sind gefährdet, große Fischzuchten arbeiten oft mit viel Einsatz von Antibiotika und wachstumsfördern dem Futter. Deshalb gibt es hier ein paar Tipps, wo man regionalen Fisch aus dem Burgenland mit gutem Gewis sen kaufen kann.

26 04|2022
Fotos: Martina Siebenhandl, Felix Uitz, Claudia Kaltenböck, Hermann Gohl
PROST & MAHLZEIT

Amur-Karpfen aus dem Seewinkel

Mitten im Nationalpark Neusiedler See –Seewinkel liegen die Fischteiche von Robert Jungwirth. Dort züchtet der Quereinsteiger verschiedene Arten von Karpfen. Anders als die Karpfen aus dem Neusiedler See wachsen die Fische in klarem Wasser der Lehmteiche auf, was ihnen zu einem erstklassigen Geschmack verhilf. Die Fütterung mit Gerste und biologisch angebautem Klee sorgt für festes, wenig fettes Fleisch. Der Rest der Nahrung ist Naturfutter, also Zooplankton aus dem Teichwasser. Den regionalen Fisch kann man im Hofaden kaufen oder online bestellen. www.karpfen-shop.at

Güssinger Garnelen

Im südburgenländischen Güssing züchtet Georg Ofner fangfrische Garnelen. Dafür entwickelte der Absolvent der Montanuni in Leoben ein einzigartiges Verfahren, das auf Industrieabwärme, biologische Wasseraufbereitung und Zero Waste setzt, um die wärmeliebenden tropischen Garnelen nachhaltig und antibiotikafrei produzieren zu können. Zugestellt werden die Meeresfrüchte per Post, vakuumiert und bei 2° C gekühlt. Einen Tag nach dem Fang hat man sie bereits im Haus! www.guessinger-garnelen.at

Forellen & Saiblinge mit Wasserkraf

Auch die Fischzucht Lafnitz ist ein spannendes kulinarisches Projekt der Energie Lafnitz, die ein kleines Krafwerk betreibt. In den Teichen wachsen Gold-, Lachs-, Bach- und Regenbogenforellen sowie Saiblinge im frischen, fießenden Wasser der Lafnitz. Zu Feiertagen wie Aschermittwoch, Ostern, Pfngsten, im Sommer, zu Allerheiligen und Weihnach ten wird ein Ab-Hof-Verkauf der regionalen Fische organisiert. Ansonsten kann man anrufen, wenn man in der Gegend ist. Wer der Fischzucht auf Facebook folgt, fndet die aktuellen Termine.

Fischzucht Lafnitz: 0664/429 19 10

Regionaler Fisch aus den Güssinger Teichen

Neusiedler-See-Fische

Die Fischerei im Neusiedler See ist zumindest seit Mitte des 16. Jahrhunderts belegt. Früher befassten sich sogenannte „Seebauern“ mit der Fischerei und den Rohr- und Binsenschnitten. Für die meisten der am Seeufer lebenden Menschen war die Fischerei eine wichtige Einnahmequelle. Auch heute noch sind einige Fischer mit ihren Netzen unterwegs. Der Fang der Fischer wird großteils ab Hof verkauf. Je nach Saison gibt es Fische wie Karpfen, Hecht, Zander, Wels und Aal. Man kann sie fangfrisch, geputzt, ausge nommen, fletiert oder auch geräuchert kaufen. Am besten vorher anrufen! www.fschereiverband-neusiedlersee.at

Nachhaltige Indoor-Fischzucht

Störflets & Romeo Caviar aus Mariasdorf

In den weitläufgen Naturteichen im südburgenländischen Mariasdorf schwim men echte Störe bis zu zwölf Jahre ungestört und werden ausschließlich mit Kürbispresskuchen zugefüttert. Ansonsten ernähren sie sich von Zooplankton, Insektenlarven und kleinen Fischen, die natürlich in den Teichen vorkommen. Im Herbst wird feinster Störkaviar produziert. Doch auch der Geschmack der Störflets aus der Region Südburgenland ist ganz besonders! www.romeo-caviar.at

Die weitläufge und idyllische Teichanlage unterhalb der Burg Güssing wurde um die Jahre 1912 von ungarischen Teichbauern angelegt. Seit 1934 ist sie im Besitz der Familie Hofmann. Wegen reichlich vorhandener Kleinfsche in den natürli chen Teichen dürfen sich die Raubfsche wie Zander und Wels ihr Futter selbst erjagen. Auch die Karpfen fnden reichlich Naturnahrung vor und bekommen lediglich regional produziertes Getreide als Beifutter. Im Hofaden kann man in den Wintermonaten regionalen Fisch wie Karpfen, Welse, Amur, Hechte und Schleien küchenfertig kaufen. www.fsche-hofmann.at

Auch hochmoderne Indoor-Anlagen haben ihre Vorteile: In Pamhagen steht die größte Zandermastanlage Österreichs. Sie arbeitet mit einem Biofltersystem, indem das Wasser durch Bakterien biologisch aufbereitet wird. Was übrig bleibt, kann als Dünger verwendet werden. Zander bekommt man freitags im Hofaden in Pamhagen und samstags am Bauernmarkt in Bruck/Leitha. Dazu gibt es andere Fischsorten, Räucherfsch und Delikates sen wie Fischsuppe im Glas sowie Fischsulz. Die Fischfarm Sigleß züchtet Welse und Störe. Die Energie zum Temperieren der Becken kommt aus Photovoltaikanlagen und Wärmepumpen. Das Wasser wird in einer Bioflteranlage aufbereitet, eine Abwasserrückgewin nungsanlage hilf beim Energiesparen. Die regional produzierten Fische bekommt man ab Hof, auf Bauernmärkten und im regionalen Einzelhandel. www.fschfarm-sigless.at www.seewinkler-zander.at

04|2022 27
LÖSUNG FÜR DAS RÄTSEL AUS MEIN BURGENLAND 2022 AUSGABE 3:

2022

Unterwegs im Burgenland

Musicals, Workshops, Theater, Konzerte: Das alles und noch mehr verspricht der Kultursommer 2022

27. 8., Freilichtmuseum Gerersdorf

Was passiert, wenn sich die Strottern und ihre Wienerlieder mit BlechMusikern zusammentun? Es entstehen geniale neue Interpretationen im Zuge des Programms „Schau di an“. www.kultursommer.net

Gabalier live am See 29. Juli, Seebühne Mörbisch Mit seiner „BACK TO LIVE!“-Tour kommt der Volks-Rock-’n’-Roller Andreas Gabalier Ende Juli auf die Seebühne, die über den Sommer auch Spielstätte für „The King and I“ (Infos ab S. 8) ist. www.seefestspiele.at

Der Rosenkavalier 26. 8.–4. 9., Schloss Tabor

Das UHUDLERTHEATER gastiert erstmals auf Schloss Tabor. Die Bühne verwandelt sich dabei in ein Labor, in dem zu Liebe und Leidenschaf geforscht wird. uhudlertheater.at

Die Zeit der Vollbärte Noch bis 10. Juli (Sa. & So. um 15 Uhr) werden die Passions spiele im Steinbruch gespielt. Die Background-Story zu den Bärten, warum es u. a. eine „Jesus-Familie“ gibt und wie man Karten gewinnen kann, beantworten wir online.

„Galerie kreativ“

5., 19. & 26. galerie Burgenland 6- bis 10-Jährige können sich bei diesem Workshop von den Werken großer Künstler zu ihren ganz eigenen Kunstwerken mit ver schiedenen Materialien auf Leinwand inspirieren lassen.

www.landesgalerie-burgenland.at

Noch mehr Termine!

Führung: Auf schaurigen Spuren durchs Museum Wer das Burgenland von seiner düstersten Seite kennenlernen mag, hat bei diesem Spezialrundgang die Gelegenheit dazu. 1. 7. & 5.8., jew. 18 Uhr, Landesmuseum Burgenland www.landesmuseum-burgenland.at

Entdeckungstour: Haydn-Kräutergarten In Haydns ehemaligem „Kuchlgärtl“ wartet ein Schatz alter Weisheiten und barocker Rezepturen auf Interessierte 6. 7. & 3. 8., 10–12 & 14–16 Uhr, Haydn-Haus Eisenstadt www.haydnhaus.at

Motivation: Die SPUSU-Bewegungs-Challenge Seit 11. Juni läuf der Wettbewerb unter allen Gemeindem im Burgenland für 100 Tage. Bewegungsminuten können beim Laufen, Gehen, Radfahren und Inlineskaten gesammelt wer den, auf die besten Gemeinden und Personen warten Preise. www.meinburgenland.at/gemeinde-challenge Konzert: LakeSide Festival der Blasmusik Kleine wie größere Bläser-Truppen garantieren beste Stimmung bei traditionellen wie auch modernen Stücken 2. & 3. 9., Seebad Illmitz www.lakesidefestival.at

28 04|2022
Fotos: Passionsspiele St. Margarethen, Reiner Riedler, KBB/Weiss, ZVG Zusammengestellt von: FLORIAN FUCHS Strottern & Blech

Verdis „Nabucco“ zählt zu den beliebtesten und meistgespielten Opern der Welt

Babylon im Burgenland

Die Oper im Steinbruch St. Margarethen erfreut ab 13. Juli mit der zeitlosen Heldengeschichte „Nabucco“

Wer an die Kraft von Geschichten und großen Emotionen glaubt, kommt im Sommer bei der Oper im Steinbruch in St. Margarethen sicher auf seine Kosten. Die heurige Opernproduktion „Nabucco“ verschmilzt mit der Felslandschaft zu einem der vielen Höhepunkte des burgenländischen Kultursommers.

Macht, Liebe, Wahnsinn „Nabucco“ zählt zu den beliebtesten und meistgespielten Opern der Welt. 1996 wurde sie als erstes Stück in der Oper im Steinbruch gezeigt, 2007 stand sie noch einmal auf dem Pro gramm. Heuer wird sie als Neuinsze nierung von 13. Juli bis 14. August auf Europas größter und wohl schönster Naturbühne aufgeführt.

Der italienische Komponist Giuseppe Verdi komponierte mit „Nabucco“ 1841 eine außerordentlich erfolgrei che Oper, die eine zeitlose Heldenge schichte rund um die Themen Macht, Liebe, Eifersucht, Wahnsinn und na türlich Widerstandskraft erzählt.

Der babylonische König Nebukad nezar, genannt Nabucco, unterwirft das Volk der Israeliten. Während sich Nabucco daraufin zum Gott erklärt, um ewig in Erinnerung zu bleiben, verliebt sich seine Lieblingstochter in den Prinzen der Israeliten. Nun schlägt ein Blitz in den Palast ein, der größenwahnsinnig gewordene König fällt in geistige Umnachtung. Die Schwäche ihres Vaters ausnutzend, reißt eine zweite – weniger geliebte –Tochter Nabuccos nun alle Macht an sich und will die Israeliten als Volk vernichten. Den Israeliten bleibt nur

noch ein Wunder, wenn sie überleben wollen …

Spanischer Regisseur

Auf fast 7.000 Quadratmetern Büh nenfäche wird im Steinbruch das Babylon von König Nabucco nachgebaut. Verwendet werden dafür ge waltige Materialmengen: 900 Kubik meter Styropor, 12 Tonnen Stahl, 547.000 Stück Schrauben und 4,6 Tonnen Putz und Farbe wurden von den Dekorationsbauern verarbeitet.

Während der Bühnenaufau in den kommenden Tagen abgeschlossen wird, starten unter der Leitung des preisgekrönten spanischen Regis seurs Francisco Negrin bereits die Proben. Die Weichen für eine erfolg reiche Premiere am 13. Juli sind da mit gestellt. Mehr Informationen und Tickets: www.operimsteinbruch.at

04|2022 29 Foto: Thomas Schmid

wia xogt

tako se veli / így mondjuk / sar phendo

„Kimm uoa, hold in Schloapfa, geh in Kölla und höil die Höilzköihln. I geh in Weu’at heuiln.“ („Komm herein, sei still, geh in den Keller und hole die Holzkohle. Ich gehe in den Weingarten, Unkraut entfernen.“)

WEINBAUER PETER MÜNZENRIEDER (49) im einzigartigen Dialekt von Apetlon (Abeluoa/Mosonbánfalva) im Seewinkel, wo ugs. „die Franzosen“ wohnen „Kot ki kako, a ja ću ovako!“ („Jeder, wie er will, aber ich mache es so.“)

KATHARINA TYRAN (39), Slawistin an der Universität Wien mit Wurzeln in Neudorf auf

dem Heideboden/Novo Selo, zitiert den legendären, vor Jahrzehnten verstorbenen Ropov Pišto (Stefan Mikula), ein Neudorfer Original.

„Mia reï’n, wia uns da Schnowö gwochsn is – zum Beispü song ma zu an Restl in da Wei’-Floschn ‚Noagl‘ … owa Noagl fnd ma ned vü in Kreitz – vü zu schod ba den guidn Kreitza Wei.“ („Wir sprechen so, wie uns der Schnabel gewachsen ist – zum Beispiel nennen wir den letzten Rest in Weinfaschen ,Noagl‘ … aber einen Noagl gibt es nicht oft in Deutschkreutz –viel zu schade angesichts der guten Deutsch kreutzer Weine.“)

RÄTSEL

Willkommen zu Hause

Ich mag den Sommer nicht. Das ist keine populäre Sicht, ge nerell liebt jeder den Sommer, aber ich mag die Hitze nicht, mir wird es zu spät dunkel und zu früh hell, die Luft ist nicht so er frischend wie im Herbst und Winter; ich fühle mich, als ar beite mein Hirn wochenlang nur auf Stand-by. Ich vermute, dass meine gewachsene Abnei gung gegen den Sommer etwas mit meinem Wohnort zu tun hat. In der Stadt hat es gefühlt zehn und tatsächlich ca. fünf Grad mehr als auf dem Land, die Nächte kühlen nicht ab. Es wird erwartet, dass man aktiv und aufgeschlossener ist, was Leute wie mich, die gerne mal alleine sind, unter Druck setzt.

Am Land schließt man un tertags alle Jalousien, am Abend lässt man den Wind durchzie hen und setzt sich unter einen Baum. Zu verklärt? Möglich. Ich bin auch kein Fan von Sommer auf dem Land, aber er lässt sich leichter durchstehen. Vielleicht ist es so: Man spürt die Jahres zeiten in ihrer Schönheit auf dem Land besser. Wenn es Herbst wird – ich werde ihm aus Liebe eine Kolumne widmen –, ist auch das am Land besser spürbar, für immer wird mir ein Feld im Nebel mit Krähen dar auf und bunten Bäumen dahin ter das Gefühl von Sehnsucht und Zuhause geben. Das Bild rettet mich über jeden Sommer.

30 04|2022
HELENE SOMMER, 38, Deutschkreutzer Musikan tin und KRAGES-Personalchefn in Karenz Fotos: Pamela Russmann, ZVG Die geborene Südburgenländerin Saskia Jungnikl-Gossy lebt als Publizistin in Wien und pendelt samt Familie zwischen dort und ihrem kleinen Kellerstöckl im Burgenland hin und her So sprechen Burgenländerinnen und Burgenländer – von Leo Szemeliker Liebe Leser! Wenn auch Sie vorstellen wollen, wie man in Ihrer Gemeinde spricht, senden Sie bitte einen Satz in Ihrer Sprache oder Ihrem Dialekt an redaktion@meinburgenland.at
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Des Rätsels Lösung fnden Sie in der nächsten Ausgabe von Mein Burgenland Saskia Jungnikl Gossy KOLUMNE

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