AUSGABE 4/2018
TECHNOLOGIE. INNOVATION. UNTERNEHMERTUM.
TECHNOLOGIE. INNOVATION. UNTERNEHMERTUM.
MOBILITÄT DER ZUKUNFT
Der Strategiedialog Automobilwirtschaft BW treibt den Wandel voran. //06–07
DIGITALE LEITFIGUREN BW-Innenminister Thomas Strobl und Porsche-Vorstandsmitglied Lutz Meschke im Gespräch über die Transformation im Automotive Sektor
//08–10 AUSGABE 4/2018
SMARTE DÖRFER
CYBERONE
Wie eine digitale Plattform das Leben in ländlichen Regionen besser macht.
Diese Start-ups kämpfen im 20. Jubiläumsjahr um den Hightech Award.
//20–23
www.hashtag6789.de
//48–53
BOARD OF EDITORS
DR. JÜRGEN JÄHNERT
BWCON GMBH GESCHÄFTSFÜHRER
BOARD OF EDITORS BWCON Die führende Wirtschaftsinitiative zur Förderung des Hightech-Standortes Baden-Württemberg.
FRAUNHOFER–INSTITUT FÜR ARBEITSWIRTSCHAFT UND ORGANISATION IAO
Dr. Jürgen Jähnert ist seit 2014 als Geschäftsführer der bwcon GmbH tätig. Davor leitete der den Bereich IKT bei der MFG Baden-Württemberg und in Personalunion die Geschäftsstelle von bwcon e.V., aus der im Jahre 2014 die bwcon GmbH hervorgegangen ist. Die bwcon GmbH agiert als integrierter Dienstleister für Innovation und Technologietransfer am Markt und bietet Unternehmen ganzheitliche Unterstützung beim Weiterentwickeln der eigenen
Geschäftsmodelle. Dies beinhaltet Ideenmanagement, offene Innovationsprozesse für Unternehmen, Gründungen (auch Ausgründungen aus Unternehmen) und umfangreiche Beratungskonzepte für Unternehmen im Prozess der Digitalen Transformation. Dr. Jähnert hat seit vielen Jahren Lehraufträge für den Bereich IT Service Management an der Universität Stuttgart und arbeitet regelmäßig als Gutachter für die Europäische Kommission und das spanische Wirtschaftsministerium. www.bwcon.de
STÄDTETAG BW Vertritt die Interessen seiner Mitglieder gegenüber dem Land Baden-Württemberg, dem Bund und der Europäischen Union.
LEICHTBAU BW GMBH Mit mehr als 1.900 Unternehmen und über 260 Forschungseinrichtungen das weltweit wohl größte LeichtbauNetzwerk. We connect your business.
Unterstützt Unternehmen, Institutionen und Kommunen auf dem Weg zu neuen Geschäftsmodellen, effizienten Prozessen und wirtschaftlichem Erfolg.
MARC KÖNIG Marc König ist bei der bwcon GmbH Leiter des Bereichs Geschäftsentwicklung und seit 2017 Geschäftsführer der bwcon research gGmbH. Er unterstützt Gründungs- und Wachstumsunternehmen. Neben den zahlreichen Inkubations- und Acclerationprogrammen gehören in sein Tätigkeitsbereich auch die Betreuung eines Beraternetzwerks, bestehend aus etwa 100 ehemaligen Managern und Unternehmensgründern aus der
Hochtechnologiebranche. Als Senior Research am IST Innovationsinstitut für Strategische Innovation und Technologiemanagement an der HTWG Konstanz forscht er an der Bewertung von Geschäftskonzepten in der Frühphase eines Unternehmens. Im Rahmen eines Forschungsprojekts zu Qualitätssicherung von Accelerationprogrammen ist er Teil des renommierten Innovation Growth Lab von NESTA und der Ewing Marion Kauffman Foundation. www.bwcon.de
DR. WOLFGANG SEELIGER
SDZ DRUCK UND MEDIEN Der größte Mediendienstleister in Ostwürttemberg verbindet erfolgreich Kunden und Märkte.
Ein Produkt der SDZ Druck und Medien und bwcon in Kooperation mit Fraunhofer IAO Leichtbau BW GmbH und Städtetag BW. Ausführliche Infos zum Board of Editors und dessen Akteuren finden Sie auf den Seiten 58-59.
LEICHTBAU BW GMBH GESCHÄFTSFÜHRER
BWCON GMBH GESCHÄFTSENTWICKLUNG UND GESCHÄFTSFÜHRER RESEARCH GGMBH
Dr. Wolfgang Seeliger ist seit Mitte 2013 Geschäftsführer der Leichtbau BW GmbH mit Sitz in Stuttgart. Die Landesagentur für Leichtbau Baden-Württemberg unterstützt Unternehmen und Forschungseinrichtungen bei der Vermarktung von baden-württembergischem Knowhow und bei der Stärkung ihrer Wett-
bewerbsfähigkeit. Als promovierter Diplom-Chemiker mit betriebswirtschaftlicher Zusatzausbildung (MBA) hatte Seeliger zuvor verschiedene leitende und beratende Positionen in der Industrie und in den Bereichen Beratung, Finanzen und Maschinensowie Automobilbau inne. An der Hochschule für Technik in Stuttgart ist er zudem seit 2006 als Lehrbeauftragter tätig. www.leichtbau-bw.de
EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser, nicht ohne Grund ist die Leitfarbe der vierten Ausgabe unseres Magazins #6789 ein leuchtendes Cyanblau. Der größte Businessplanwettbewerb des Landes, der CyberOne Hightech Award, feiert in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag und erstrahlt seit Beginn in ebendiesem Blau. Mit-Begründer Klaus-Dieter Laidig erzählt im Gespräch von den Anfängen, und was er sich für Gründer im Land wünscht (Seite 50). Wie jedes Jahr stellen wir natürlich auch die diesjährigen 9 Finalistenteams und ihre Geschäftskonzepte vor (ab Seite 51). Elektrifizierung, Digitalisierung, autonomes Fahren und Sharing-Modelle katapultieren uns mitten in ein neues Mobilitätszeitalter. Das konstatierte jüngst Ministerpräsident Winfried Kretschmann nach einem Jahr Arbeit des Strategiedialogs Automobilwirtschaft BW. Grund genug für uns den Schwerpunkt dieser Ausgabe auf das brandaktuelle Thema „Mobilität der Zukunft“ zu lesen (ab Seite 6). Mit an Bord der Landesinitiative und verantwortlich für den Bereich Digitalisierung: BW-Innenminister Thomas Strobl und Lutz Meschke, stellvertretender Vorstandvorsitzender der Porsche AG. Mit beiden haben wir im Doppelinterview über die wichtigsten digitalen Mobilitätsthemen gesprochen (ab Seite 8).
Projekte für Städte, Verwaltung und ländliche Regionen vor – darunter auch die Plattform „Digitale Dörfer“ (Seite 20): Sie will das Leben auf dem Land lebenswert machen. Eines der heißesten Technologiethemen ist zwar in aller Munde, gleichzeitig aber ein Buch mit sieben Siegeln: Blockchain. Experte Jochen Kaßberger bringt Licht ins Dunkel, erklärt im Interview die technologische, soziale und ökonomische Dimension der Technologie und wirft einen Blick auf die Zukunft von Blockchain (ab Seite 38). Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen der vierten Ausgabe der #6789. #6789 ist ein Gemeinschaftsprojekt. Der „#“ repräsentiert dabei das Netzwerk – unerlässlich, wenn man neue Ideen voranbringen will. Die Zahlen „6789“ stehen für die ersten Ziffern der Postleitzahlen im Südwesten und sind so ein Symbol für die Region. Neben bwcon, der führenden Wirtschaftsinitiative zur Förderung des Hightech-Standortes Baden-Württemberg, und der SDZ Druck & Medien, dem Medienunternehmen in Ostwürttemberg, sind an der vierten Ausgabe als Partner im Board of Editors das Fraunhofer IAO, die Leichtbau BW GmbH und der Städtetag BW beteiligt.
Antriebe der Zukunft werden den Fahrzeugbau und damit die urbane Mobilität nachhaltig verändern. Dr. Wolfgang Seeliger (Leichtbau BW GmbH) hat mit Experten aus Wissenschaft, Stadtplanung und Automobilwirtschaft diskutiert, welchen Beitrag zum Wandel in Richtung einer intakten urbanen Umwelt insbesondere KMU leisten können (Seite 28). Die Digitalisierung verwandelt unsere Städte in Smart Cities. Aber wie sieht es auf dem Land aus? Ein wichtiger Themenblock der aktuellen Ausgabe der #6789 widmet sich ab Seite 17 den Digitalen Zukunftskommunen. Wir stellen die Digitalisierungs-Strategie unter Führung der BW-Landesregierung, ihre Beteiligten und neue
Astrid C. Koke SDZ Druck & Medien
Tomma Profke bwcon
#6789-Redaktion
#6789-Redaktion
#6789 – Technologie. Innovation. Unternehmertum
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#08
DIGITALE LEITFIGUREN IM DOPPEL-INTERVIEW
#16
DREIDIMENSIONALE MOBILITÄT TECHNOLOGIE
INNOVATION
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AUFTAKT: DIE NEUE AUTOMOBILWIRTSCHAFT
17
BÜRGERSERVICE VIA APP
08
DOPPELINTERVIEW STRATEGIEDIALOG
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NEUE CHANCEN FÜR LÄNDLICHE REGIONEN
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MOBILITÄTSREGION DER ZUKUNFT
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BLOCKCHAIN – MEHR ALS EIN HYPE
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Der Strategiedialog Automobilwirtschaft BW zielt auf den Wandel.
Thomas Strobl und Lutz Meschke im Gespräch über Mobilität der Zukunft.
Die Initiative InKoMo 4.0 will digitale Mobilitätsprojekte skalierbar machen.
Technologie. Innovation. Unternehmertum – #6789
55 Gewinnerkommunen gehen bei der Digitalisierung als Leuchttürme voran.
„Digitale Dörfer“: Wie Digitalisierung für neue Lebensqualität sorgt.
Experte Jochen Kaßberger stellt die Technologie und Anwendungen vor.
#12 MOBILITÄTSREGION DER ZUKUNFT
#38
BLOCKCHAIN: DAS EXPERTEN-INTERVIEW
#20
#32
SMARTE DÖRFER
LEICHTBAU MEETS AUTOMOTIVE
UNTERNEHMERTUM
CYBERONE
28
MOBILITÄT IN DER STADT VON MORGEN
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DER CYBERONE – NEUE IMPULSE SEIT 20 JAHREN Der Hightech Award feiert Jubiläum.
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ALTERNATIVE ANTRIEBE MÜSSEN LEICHTER SEIN
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VC-FINANZIERUNG – SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG
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IN NUR EINEM SCHRITT ZUM BAUTEIL
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DIE 9 FINALISTEN IM PORTRÄT
Leichtbau meets Automotive – Sechs Experten, ein großes Thema.
Der Fahrzeugbau ist gewaltig im Umbruch: Neue Technologien im Sektor.
Neue Verfahren in der Serienfertigung von Kunststoffteilen
CyberOne Mitbegründer Prof. Günther Laidig im Interview
Sie kämpfen beim HighTech-Award 2018 um die begehrte Auszeichnung.
#6789 – Technologie. Innovation. Unternehmertum
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AUFTAKT – STRATEGIEDIALOG AUTOMOBILWIRTSCHAFT
DIE NEUE AUTOMOBILWIRTSCHAFT Ein strategischer Dialog mit allen beteiligten Akteuren aus Politik und Wirtschaft treibt den Wandel voran. „Die Megatrends Elektrifizierung, Digitalisierung, autonomes Fahren und Sharing-Modelle haben uns mitten in ein neues Mobilitätszeitalter katapultiert.“ Winfried Kretschmann findet im Juli dieses Jahres klare Worte dazu, in welchem Umbruch sich die deutsche Automobilwirtschaft befindet. Der Ministerpräsident von Baden-Württemberg zog bei einer Zusammenkunft aller Beteiligten des von der Landesregierung angeregten und vom Staatsministerium geleiteten Strategiedialogs Automobilwirtschaft BW eine erste Bilanz nach einem Jahr Arbeit.
»BADENWÜRTTEMBERG IST DIE WIEGE DES AUTOMOBILS.« //Zitat: Ministerpräsident Winfried Kretschmann
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Alle relevanten Gruppen an einen Tisch bringen, um zukunftsfähige Lösungen und Strategien für die Automobilwirtschaft zu entwickeln – das ist der auf insgesamt sieben Jahre angelegte Plan des Strategiedialogs Automobilwirtschaft BW. Sechs Themenfelder bearbeiten die dafür wichtigsten Bereiche: die Produktion und Zulieferung, den Vertrieb, die energiepolitische Seite, das Thema Digitalisierung, neue Verkehrslösungen und das Forschungs- und Innovationsumfeld. Jedem der sechs Themenfelder des Programms stehen ein Fachministerium und ein Wirtschaftsunternehmen voran. Außerdem beteiligen sich im jeweiligen Lenkungskreis weitere Vertreter aus der Wirtschaft und Wissenschaft sowie einige Initiativen und NGOs. Auch die Arbeitnehmerseite der
Technologie. Innovation. Unternehmertum – #6789
Automobilwirtschaft und Bürger als Kunden und Nutzer werden in diesen Prozess eingebunden. Es geht also nicht nur um eine technische und wirtschaftliche Veränderung, sondern auch um eine gesellschaftliche. Mit der Landesagentur e-mobil BW als Koordinator aller Themenfelder nimmt der Strategiedialog Automobilwirtschaft BW seit einem Jahr Fahrt auf. Erste Projektideen aus den einzelnen Themenfeldern starten in die Umsetzungsphase: Der Aufbau eines Zentrums für digitalisierte Batteriezellenproduktion, neue Konzepte für das Recycling von Batterien, neue Stromanwendungen im Verkehr, ein Elektromobilitäts-Nachrüstprogramm für Busse oder ein intelligentes Parkraummanagement sind einige Beispiele, mit denen sich die Lenker
Mehr als eine Vision sind Digitalisierung und Mobilität der Zukunft für Winfried Kretschmann, Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut und Thomas Strobl (l.)
Positive Bilanz zieht der Strategiedialog Automobilwirtschaft BW nach einem Jahr. Ministerpräsident Winfried Kretschmann sieht das Land auf dem besten Weg zum ökologisch nachhaltigen Mobilitätsland Nr. 1 //Fotos: e-mobil BW / Studio KD Busch (2)
und Macher der Themenfelder momentan beschäftigen. Die Aufgabe des SDA ist es, die für den Transformationsprozess wichtigen Handlungsfelder aufzuzeigen und dabei nicht nur landes- sondern auch bundes- und sogar europapolitische Sicht einzunehmen. Es sollen Instrumente für die Umsetzung der digitalen Transformation im Mobilitätsbereich benannt und klare Empfehlungen für Politik, Wirtschaft und Wissenschaft abgeleitet werden. „Baden-Württemberg ist die Wiege des Automobils. Und unser Ziel muss es daher sein, dass auch das Auto der Zukunft ‚Made in Baden-Württemberg‘ ist“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der mit der Landesregierung das neue Format
der institutionalisierten Zusammenarbeit angeordnet hat. Der moderne Weg, den die Landesregierung damit verfolgt, zeigt vor allem auf, worum es geht: dass in der digitalisierten Gegenwart und Zukunft die fest definierten Branchengrenzen der Vergangenheit zunehmend verschwinden. Der Transformationsprozess, der durch den SDA angestoßen wird, berücksichtigt, dass heutzutage und in Zukunft nicht mehr in Branchen gedacht wird. Bei den Aushängeschildern der deutschen Automobilwirtschaft, der Porsche AG und der Daimler AG, stehen die Themen ganz weit oben auf der Agenda. Daimler hat im Transformationsrat des Strategiedialogs ein Bündnis für Bildung initiiert. Porsche investiert bis 2022 sechs Milliarden
Euro in die Elektrifizierung, setzt auf Schnittstellen zu Zukunftstechnologien und innovativen Start-ups. Eines der sechs Themenfelder des SDA beschäftigt sich mit dem Thema Digitalisierung unter Leitung des Innenministers von Baden-Württemberg, Thomas Strobl und des Stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Porsche AG, Lutz Meschke. Im Fokus stehen hierbei auch die Kommunen als Betreiber digitaler Infrastrukturen, von Mobilitätsangeboten und Verkehrssystemen. Die vorliegende Ausgabe der #6789 gibt einen näheren Einblick in das Themenfeld Digitalisierung des SDA. Mehr dazu lesen Sie auch im Doppel-Interview der beiden Leiter des Themenfelds Digitalisierung, Thomas Strobl und Lutz Meschke, auf den nächsten Seiten.
#6789 – Technologie. Innovation. Unternehmertum
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DOPPEL-INTERVIEW STRATEGIEDIALOG
DIGITALISIERUNG UND MOBILITÄT DER ZUKUNFT »WIR WOLLEN BADENWÜRTTEMBERG ZUM MOBILITÄTSLAND NUMMER EINS WEITERENTWICKELN.« //Zitat: Thomas Strobl
Der Strategiedialog Automobilwirtschaft Baden-Württemberg wurde vor über einem Jahr ins Leben gerufen. Gibt es aus dem Themenfeld Digitalisierung, dem Sie beide vorstehen, bereits erste Ergebnisse zu vermelden? Thomas Strobl: Die Digitalisierung krempelt unsere Mobilität komplett um: Autonom fahrende Fahrzeuge, intelligente Verkehrsführung und die Vernetzung unterschiedlicher Verkehrsträger – all das schafft völlig neue Angebote und Möglichkeiten. Anders als früher sind dabei alle Bereiche in Gesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik gleichermaßen gefordert. Wir wollen und wir müssen Baden-Württemberg vom Automobilland Nummer eins zum Mobilitätsland Nummer eins weiter-
Thomas Strobl ist stellvertretender Ministerpräsident und Minister für Inneres, Digitalisierung und Migration des Landes Baden-Württemberg. //Foto: Chaperon 8
Technologie. Innovation. Unternehmertum – #6789
DOPPEL-INTERVIEW STRATEGIEDIALOG
Die rasant voranschreitende Digitalisierung fordert die Automobilwirtschaft in Baden-Württemberg. Es gilt, neue Lösungen schnellstmöglich umzusetzen und zur Marktreife zu bringen, um im Wettbewerb bestehen zu können. Thomas Strobl und Lutz Meschke, die Leiter des Themenfelds Digitalisierung des SDA, erläutern im Gespräch mit #6789 den Weg in die Mobilität der Zukunft.
entwickeln. Um hier innovative Lösungen auf die Straße zu bringen, brauchen wir aber eine gemeinsame Kraftanstrengung. Und ich bin froh, dass es hier nicht bei einem bloßen Lippenbekenntnis geblieben ist, sondern wir inzwischen in der Tat schon die ersten Projekte auf die Straße gebracht haben. Lutz Meschke: Wir haben uns in den vergangenen Monaten vor allem damit beschäftigt, wie wir bestmögliche Voraussetzungen für eine fruchtbare Start-up-Kultur in Baden-Württemberg schaffen und das digitale Bildungsangebot verbessern können. Unser Ziel muss es sein, die Wirtschaftskraft unserer Region dafür zu nutzen, einen fruchtbaren Boden für
Gründer zu schaffen. Das gelingt uns allerdings nur dann, wenn wir den politischen und wirtschaftlichen Diskurs mit allen Beteiligten suchen und Unternehmensgründer finanziell wie administrativ unterstützen. Bei der Verbesserung der digitalen Bildung müssen wir den Hebel ganz vorne ansetzen. Zwei Ansätze sind, einerseits das Unterrichtsfach Informatik flächendeckend im Bildungsapparat einzuführen und andererseits Kinder bereits im Grundschulalter spielerisch mit der digitalen Welt in Kontakt zu bringen. Der Lenkungskreis im Themenfeld Digitalisierung setzt sich zusammen aus Vertretern von Wissenschaftlern, Unternehmern und politischen
Akteuren und hat sich in drei Bereiche unterteilt. Woran arbeiten die einzelnen Arbeitsgruppen? LM: Um das Gründertum in Baden-Württemberg zu stärken, arbeiten unsere Kollegen gerade an einem Finanzierungsmodell, wie wir jungen Unternehmen ausreichend und kostengünstig Räumlichkeiten zur Verfügung stellen können. Wir wollen den Austausch zwischen Start-ups, der Industrie und der Politik fördern. Beim Thema digitale Bildung setzen wir an, indem wir Unterrichtsmaterialien für das Schulfach Informatik modern aufbereiten und bereitstellen. Dafür arbeiten wir mit dem Start-up „AppCamps“ zusammen. Darüber hinaus wird die „Haba Digitalwerkstatt“
»WIR WOLLEN DEN AUSTAUSCH ZWISCHEN START-UPS, INDUSTRIE UND POLITIK FÖRDERN.« //Zitat: Lutz Meschke
Lutz Meschke ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Mitglied des Vorstandes Finanzen und IT, Dr. Ing. h. c. F. Porsche AG //Foto: Porsche AG #6789 – Technologie. Innovation. Unternehmertum
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DOPPEL-INTERVIEW STRATEGIEDIALOG
Busse auf Schulhöfe bringen, worin Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren bereits frühzeitig wichtige Kompetenzen im Umgang mit den neuen Technologien entwickeln. Und ganz klar ist: Die digitale Transformation betrifft heute alles was wir tun – themen- und branchenübergreifend. TS: Das Auto der nahen Zukunft ist digital, vernetzt und intelligent – dank Datenverarbeitung in Echtzeit. Das kann nicht einer alleine lösen, auf den Weg bringen. Deshalb arbeiten wir in unserem Projekt „InKoMo 4.0“ zum Beispiel gerade mit voller Kraft daran, Innovationspartnerschaften zwischen Kommunen und Mobilitätswirtschaft aufzusetzen. Sozusagen als Teilchenbeschleuniger zwischen Kommunen und Wirtschaft bringen wir regionale Stärken und Tüftler-Geist unserer Hidden Champions ganz gezielt zusammen, vernetzen sie, um Innovationen schneller auf den Weg zu bringen. Die Mobilität von morgen beginnt vor Ort, in unseren Kommunen. Parallel dazu arbeiten wir an neuen Fördermöglichkeiten. Hier investieren wir rund drei Millionen Euro bis Ende 2019. Digitale Mobilität ist ein Stichwort. Das beinhaltet ja nicht nur das autonome Fahren, sondern zum Beispiel auch digitale Plattformen, die unsere Mobilität in Zukunft intelligent und effizient steuern werden. An welchen digitalen Mobilitätsthemen muss besonders intensiv gearbeitet werden, um die Spitzenstellung des Landes zu behaupten? TS: Wir werden das autonome Fahrzeug nur mit der richtigen, digitalen Infrastruktur auf die Straße bringen
können. Die künftige, intelligente Mobilität lebt von Datenvermittlung in Echtzeit. Das wiederum gelingt aber nur mit einer flächendeckenden 5Gbzw. Glasfaserabdeckung. Deshalb haben wir hier auch eine Investitionsoffensive gestartet – eine Milliarde Euro investieren wir alleine als Land Baden-Württemberg bis 2021 in die Digitalisierung, die Hälfte davon in den Ausbau des schnellen Internets. Wir müssen hier aber noch schneller Fahrt aufnehmen und die Kraft der Kommunen, der Telekommunikationsunternehmen und Netzbetreiber in einer echten Gigabitoffensive bündeln. LM: Ein ganz zentraler Punkt ist die Optimierung der Rahmenbedingungen. Dazu gehört an allererster Stelle eine flächendeckende und leistungsfähige digitale Infrastruktur. Wir brauchen einen schnellen Ausbau des Mobilfunk-Datennetzes in Richtung des künftigen 5G-Standards. Darüber hinaus muss im Festnetz der Wechsel vom Kupferkabel zur Glasfaser-Technologie noch konsequenter als bisher vorangetrieben werden. Ohne ein verlässliches, schnelles Internet sind digitale Angebote wie vernetztes Fahren oder viele Funktionen des autonomen Fahrens gar nicht umsetzbar. Hier brauchen wir dringend eine Lösung. Dazu müssen Bund, Länder und Kommunen an einem Strang ziehen. Herr Minister Strobl, Sie sind für das Thema Digitalisierung in Baden-Württemberg verantwortlich, die nicht nur die Automobilbranche transformiert, sondern die gesamte Gesellschaft. Wie begegnen Sie dieser Herausforderung?
»OHNE EIN VERLÄSSLICHES, SCHNELLES INTERNET SIND VERNETZTES UND AUTONOMES FAHREN NICHT UMSETZBAR. « //Zitat: Lutz Meschke
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Technologie. Innovation. Unternehmertum – #6789
TS: Keine andere Koalition vor uns hat sich mit einer solchen Investitionsoffensive so konsequent der Digitalisierung und damit der Zukunft verschrieben wie wir es tun – abgesehen von einer Milliarde Euro, die wir bis 2021 in digitale Projekte investieren. Wir gestalten den digitalen Wandel, gebündelt im Digitalisierungsministerium und mit unserer Digitalisierungsstrategie digital@bw: von A wie autonomes Fahren bis Z wie Zukunftskommune. Wir setzen diese Maßnahmen in Teamarbeit mit zehn Ministerien und mit einem hohen Tempo um. Dabei stehen wir zu unserem zentralen Versprechen: Wir stellen die Menschen in den Mittelpunkt, denn die Technik ist für die Menschen da und nicht umgekehrt. Immer wieder wird über das Thema Sicherheit im Zusammenhang mit der Digitalisierung diskutiert. Welche Maßnahmen ergreifen Sie um für genügend Sicherheit zu sorgen? LM: Wir beschäftigen uns natürlich intensiv mit Cyber Security und Datensicherheit. Mit der zunehmenden Vernetzung und der Einführung der damit verbundenen Dienste steigen zwangsläufig auch die Anforderungen an den Schutz der digitalen Informationen. Dieser Herausforderung stellen wir uns in enger Zusammenarbeit mit den Verbraucher- und Datenschützern, der Politik und den Versicherern. Der Kunde wird voll umfänglich darüber informiert, welche Daten erhoben werden, wie diese weiterverarbeitet werden und welchem Zweck sie dienen. Er darf selbst entscheiden, ob seine Daten erhoben und genutzt werden. Und: Wir beschäftigen uns mit Zukunftstechnologien wie Blockchain und testen, wie wir einen bestmöglichen Sicherheitsstandard gewährleisten können. TS: Natürlich wirft die Mobilität der Zukunft auch völlig neue Fragen in Bezug auf die Datennutzung und Datensicherheit auf. Wem gehören die erzeugten Daten, dem Autohersteller oder einem Plattformbetreiber? Dem Besitzer der Autowerkstatt?
Der Versicherung? Oder doch noch dem Eigentümer des Fahrzeugs – also dem Kunden? Damit werden wir uns beschäftigen müssen. Vor allem aber müssen wir sicherstellen, dass die Daten sicher sind. Cyberangriffe, Cyberkriminalität, Cyberspionage bis hin zum Cyberwar stehen heute auf der Tagesordnung und gerade für Europas Innovationsstandort Nummer eins, Baden-Württemberg, ist die Cybersicherheit ein bedeutender Standortfaktor. Wir, unsere Unternehmen mit ihrem gigantischen Know-how, haben etwas zu verlieren. Deshalb tun wir als Landesregierung in dem Bereich sehr viel. Demnächst werden wir dazu auch eine Studie mit den Themenschwerpunkten „IT-Sicherheit und autonomes Fahren“ ausschreiben. Daraus wollen wir insbesondere Erkenntnisse für die Wirtschaft und Sicherheitsbehörden ableiten. Ganz im Sinne von „security by design“ – bereits beim Entwurf eines Produkts müssen Sicherheitsbelange berücksichtigt werden. Hier sehe ich eine große Chance für den Automobil- genauso wie für den ebenfalls sehr starken IT-Standort Baden-Württemberg, um zügig auf Basis höchster Standards marktreife Lösungen anbieten zu können. Die neugegründete Porsche Digital GmbH in Ludwigsburg soll weltweit Trends und Ideen für Porsche aufspüren. Um was für digitale Trends handelt es sich hierbei, Herr Meschke? LM: Die Porsche Digital nimmt für uns im Rahmen der digitalen Transformation eine zentrale Rolle als Schnittstelle zwischen Porsche und Innovatoren weltweit ein. Ihre Aufgaben sind dabei die Suche nach geeigneten Partnern, innovativen Technologien und der Ausbau unseres digitalen Ökosystems. Es geht hier rund um Konnektivität und Smart Mobility. Die Porsche Digital beschäftigt sich aber vor allem auch mit den Erlebnissen unserer Kunden, die über das Fahrzeug hinausgehen: mit Porsche-typischer Mobilität und dem digitalen Lifestyle.
»2024 SOLL DIE MOBILITÄT DER ZUKUNFT SAUBERER, STRESSFREIER UND SICHERER FÜR UNS ALLE SEIN.«
//Foto: Steffen Schmid
//Zitat: Thomas Strobl
Der SDA BW ist auf sieben Jahre angesetzt – eine ungewöhnlich lange Zeit für ein Projekt. Wenn Sie jetzt ein paar Luftschlösser bauen dürften: Was wäre das Wunsch ergebnis des Themenfelds Digitalisierung am Ende des Jahres 2024? TS: Mein Wunsch ist, dass wir ein großes Stück dazu beigetragen haben, dass die Digitalisierung in den Köpfen fest verankert ist und unsere Industrie erfolgreich in der Antriebstechnik, am autonomen und vernetzten Fahren oder gerne auch fliegenden Taxis, wie aktuell schon in Bruchsal, arbeitet. Mobilität der Zukunft soll 2024 sauberer, stressfreier und sicherer für uns alle sein. Etwa bei der Verkehrssicherheit können wir unserem Ziel „null Verkehrstote“ näher kommen. Massenfertigung von Mobilität auf Premium-Niveau kommt 2024 nicht aus den USA oder Asien, sondern vor allem aus Baden-Württemberg. Dort wo das Auto erfunden wurde, dort wo seit über hundert Jahren die besten Autos der Welt gebaut werden, dort sollte 2024 auch das weltbeste Auto-Automobil gebaut werden. Als Landesregierung setzen wir dabei auf die Innovationskraft der Menschen in unseren Betrieben und ihren unternehmerischen Geist – den berüchtigten Tüftler- und
Erfindergeist, der zu unserem Land genauso gehört wie Maultaschen oder Spätzle. Wir haben alle Chancen 2024 ganz vorne mit dabei zu sein... LM: Digitale Transformation ist in meinen Augen kein Projekt, sondern vielmehr ein grundlegender Veränderungsprozess. Für uns bei Porsche stehen Elektromobilität, Digitalisierung und Konnektivität ganz oben auf der Agenda: Ende 2019 wird in Zuffenhausen unser erster Seriensportwagen mit rein elektrischem Antrieb, der Taycan, vom Band rollen. Allein bis 2022 investiert Porsche sechs Milliarden Euro in die Elektrifizierung. Wir rechnen damit, dass 2025 mehr als jeder zweite ausgelieferte Porsche über einen elektrischen Antrieb verfügt. Um Themen wie die vollständige Fahrzeug-Vernetzung und damit autonomes Fahren serientauglich zu machen, bedarf es einer verlässlichen und gut ausgebauten digitalen Infrastruktur. Meine klare Erwartung ist, dass wir Ende 2024 genau dort stehen: Wir verfügen über eine funktionierende und zukunftsorientierte Infrastruktur, beste Voraussetzungen für die digitale Bildung – bereits für unsere Jüngsten. Und vielleicht kommen Gründer dann ja sogar lieber nach Stuttgart als nach Berlin.
#6789 – Technologie. Innovation. Unternehmertum
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INKOMO 4.0
MOBILITÄTS REGION DER ZUKUNFT Digitale Infrastruktur, vernetzte Mobilitätsangebote und eine Optimierung des bestehenden Verkehrssystems werden zunehmend zu einem differenzierenden Standortfaktor. Umso wichtiger erscheint es, dass – vor allem in Zeiten der Transformation – Kommunen und Unternehmen an einem Strang ziehen. In einem vom Städtetag Baden-Württemberg initiierten Netzwerk – gemeinsam mit weiteren Partnern, wie dem Gemeindetag BadenWürttemberg, dem Landkreistag Baden-Württemberg, der bwcon GmbH sowie der e-mobil BW – sollen gezielt Innovationspartnerschaften zwischen Kommunen und der Mobilitätswirtschaft (InKoMo 4.0) aufgebaut werden.
Das Projekt InKoMo 4.0 Mit dem Projekt InKoMo 4.0 wird unter anderem die Schnittstelle zwischen Städten und Unternehmen mit Schwerpunkt auf kommunale Mobilität gepflegt – insbesondere mit dem Fokus auf Digitalisierung kommunaler Mobilität sowie dem Ausbau von Innovationspartnerschaften. Das Projekt institutionalisiert im Themenfeld Digitalisierung die Zusammenarbeit der Kommunen mit den Akteuren der Mobilitätswirtschaft unter dem Dach des Strategiedialogs Automobilwirtschaft BW und ist durch das Innenministerium Baden-Württemberg finanziert. Die Karten werden neu gemischt „Bei insgesamt 1.101 Städten und 12
Gemeinden in Baden-Württemberg ergibt sich eine große Spannweite für Unternehmen“ berichtet Gudrun Heute-Bluhm, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Städtetags BW. Denn sowohl traditionelle Unternehmen als auch Kommunen werden dazu ermutigt, in Digitalisierung zu investieren. Die Botschaft der Landesregierung lautet: Projekte anpacken, nicht nur darüber reden.
ZIEL VON INKOMO 4.0 IST EINE WEITREICHENDE SKALIERUNG VON DIGITALEN MOBILITÄTS PROJEKTEN.
Technologie. Innovation. Unternehmertum – #6789
„Manche Unternehmen setzen voll und ganz auf Digitalisierung und manche reagieren eher verhalten“, weiß Heute-Bluhm. Doch der Fortschritt ist nicht aufzuhalten. Michael Ruprecht, Leiter Anwendung neue Mobilität, kommunale Projekte von der Landesagentur e-mobil BW, rät den Unternehmen, der Digitalisierung und der Mobilität unbedingt erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken und erste Aktivitäten zu starten. Er sieht es als kommunalen Standortvorteil, wenn nachhaltige Mobilitätslösungen in die Anwendung kommen. Bei der Erreichung des Ziels von InKoMo 4.0, der weitreichenden Skalierung von digitalen Mobilitätsprojekten, helfen eine Bestandsanalyse von
Gudrun Heute-Bluhm ist seit Sommer 2014 geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Städtetags BW. //Foto: e-mobil BW / Studio KD Busch
//Foto: metamorworks – Fotolia.com
HINTERGRUND ZUM STÄDTETAG Mobilitätsprojekten sowie umfangreiche Befragungen von Kommunen nach ihren Bedürfnissen einerseits und Unternehmen nach ihrem Angebot andererseits. Neue Veranstaltungsreihe Im Oktober 2018 startet dann die erste von insgesamt vier Matching-Veranstaltungen – eine in jedem baden-württembergischen Regierungsbezirk. Dort werden Kommunen und Unternehmen aus der digitalen Mobilitätswirtschaft zusammengeführt, um eine eventuelle Innovationspartnerschaft einzugehen.
Der Städtetag Baden-Württemberg wurde am 10. Mai 1954 in Baden-Baden gegründet. Die wesentlichen Aufgaben des Städtetages Baden-Württemberg bestehen in der Vertretung der Interessen seiner Mitglieder gegenüber dem Land Baden-Württemberg, dem Bund und der Europäischen Union. Die Mitglieder des Verbandes werden insbesondere über das für sie wichtige politische Geschehen und über aktuelle Entwicklungen im Gesetzgebungsund Verwaltungsbereich unterrichtet. Seit 1999 unterhält der Städtetag zusammen mit dem baden-württembergischen Gemeindetag und dem baden-württembergischen Landkreistag in einer Bürogemeinschaft mit dem bayerischen und dem sächsischen
Städtetag ein Büro in Brüssel. Damit wird der immer größeren Notwendigkeit einer Präsenz auf der europäischen Ebene Rechnung getragen. Nach langen Vorarbeiten kam es zur Gründung des Städtetages in seiner heutigen Form, dem mittlerweile 189 Städte und Gemeinden des Landes Baden-Württemberg sowie unter anderen der Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS), der Verband kommunaler Unternehmen e.V. (VKU), die Kommunale Informationsverarbeitung Baden-Franken (KIVBF) und die Kommunale Informationsverarbeitung Reutlingen-Ulm (KIRU) als Mitglieder angehören. (Quelle: www.staedtetag-bw.de)
#6789 #6789 –– Technologie. Technologie. Innovation. Unternehmertum
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MITTELSTAND 4.0-KOMPETENZZENTRUM USABILITY
//Foto: SFIO CRACHO – Fotolia.com
Es ist spät geworden, die letzte Bahn ist gerade davongefahren und der Weg nach Hause scheint unendlich lang. Heutzutage kein Problem: App öffnen, Standortsuche einschalten – tatsächlich befinden sich 8 Autos in unmittelbarer Nähe und zum Losfahren bereit.
DIGITALE MOBILITÄTS LÖSUNGEN EINFACH NUTZEN UND POSITIV ERLEBEN Carsharing-Dienste wie car2go, stadtmobil oder DriveNow haben diesen Bedarf erkannt und innovative Services entwickelt, welche uns das Produkt ganz neu erleben lassen. Andere Anwendungen wie beispielsweise moovel zielen auf eine kombinierte Lösung ab und machen das Mobilitätserlebnis zu einem flexiblen Abenteuer aus Bus, Bahn und Fahrrad. Ein Erfolgsfaktor bei digital unterstützten Mobility-Dienstleistungen ist, wie gut die Nutzer die dazugehörigen Apps und Webseiten nutzen können. Emotional positives Erleben Um Usability und Nutzerfreundlichkeit im Gestaltungs- und Entwicklungsprozess zu erreichen, muss der Nutzer in das Zentrum der Betrachtung gestellt und aktiv in solche Prozesse einbezogen werden. Die Nutzung soll nicht nur einfach, sondern auch emotional positiv erlebt werden. Hier wird von positiver User Experience – dem positiven Nutzererlebnis – gesprochen. Für positive Erlebnisse muss systematisch gestaltet werden. So kann man beispielsweise bei Flugreisen bereits vor der Reise die Sitznachbarn kennenlernen, um dann mit ihnen leichter ins Gespräch
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Technologie. Innovation. Unternehmertum – #6789
zu kommen. Bei Diensten mit dem ÖPNV wäre auch denkbar, dass man auf Wunsch einfach eine neue Strecke und neue, interessante Orte in der Stadt kennenlernen kann. Digitale Technologie perfekt nutzen Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Usability setzt genau hier an. Ziel ist es, kleine und mittelständische Unternehmen sowie Start-ups dabei zu unterstützen, digitale Technologien so zu gestalten, dass sie einfach genutzt und positiv erlebt werden können. Von Informationsveranstaltungen über Workshops bis hin zu gemeinsamen Pilotprojekten zielt das vielfältige Angebot des Kompetenzzentrums darauf ab, mittelständische Unternehmen und Start-ups für die Themen Usability und positive User Experience zu sensibilisieren und so zu qualifizieren, dass diese Themen in Unternehmensprozessen verankert werden können.
SMART MOBILITY ON DEMAND
Mit nur zwei Klicks kann man in der App einen Parkschein lösen und diesen bei Bedarf auch verlängern. //Fotos: Daimler AG, MVMANT
SMART MOBILITY AUS KORNWESTHEIM Das Kornwestheimer Start-up MVMANT bietet Lösungen für „Smart Mobility on-demand“ und liefert dabei eine Synthese aus Bus und Taxi. Fahrzeuge, die auf Routen zirkulieren, werden über eine App dirigiert. Die Disposition der Fahrzeuge wird durch intelligente Algorithmen gesteuert, damit diese vorausschauend am richtigen Ort und Zeitpunkt verfügbar sind. Der Ursprung des Unternehmens und die Idee zu MVMANT liegt auf Kuba. Der Geschäftsführer, Blochin Cuius, beobachtete dort während eines Aufenthalts, wie sich die sogenannten „Taxi particular“ durch die Straßen von La Habana schlängelten. Die Mitfahrer konnten überall ein- und aussteigen und teilten sich die Fahrt in den schönen Oldtimern mit anderen. Der Vorteil: Weniger Fahrtkosten, weniger Umweltbelastung pro Kopf. Aus den kubanischen Eindrücken, gepaart mit der digitalen Lösung eines New Yorker Taxiunter-
nehmens, entstand die Vision eines eigenen, verfeinerten Systems. MVMANT ist die Zusammensetzung von Movement und Ant (Ameise). Ameise deshalb, weil Mitgründer Riccardo D‘Angelo die Idee hatte, einen Ameisenalgorithmus ins Spiel zu bringen, um Routen und die Disposition der Fahrzeuge zu optimieren. Über vier Jahre brüteten Cuius und D‘Angelo über dem Projekt --- bis sie sicher waren, alles in MVMANT zu investieren. Mut und Investitionen haben sich gelohnt: Nach langen Durststrecken, in denen der Erfolg noch auf sich warten ließ, kam mit der Seed-Finanzierung aus dem „FiWareFrontierCities Programm“ die lang erwartete Hilfe. Die erste Version konnte entwickelt werden. Mit Unterstützung von Mercedes-Benz Vans konnte diese dann nach 10-monatiger Entwicklung erfolgreich in Ragusa (Italien) getestet werden. Am Anfang gingen die Prognosen in Richtung eines totalen Flops. Doch am Ende war die Resonanz für das
Projekt überwältigend. Und mittlerweile gibt es eine große Anzahl von Anfragen. Seitdem geht es bergauf mit MVMANT. So bekam das junge Unternehmen zahlreiche Preise, wie zum Beispiel den „Italian-Innovation Award“ oder den „Start-up Catania“. Beim Heidelberger Innovation Forum gewannen sie die „Start-up Competition“. Sogar Dubai ist mit im Boot. Dort pendeln seit Februar 2018 vier Minibusse von MVMANT innerhalb der Dubai-Internet-City und der Mall of Emirates. Begeistert ist man auch in Rom von der Idee. Eine Route in Latina bei Rom soll noch diesen Sommer eingeweiht werden.
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DREIDIMENSIONALE MOBILITÄT
PER LUFTTAXI DURCH DIE DRITTE DIMENSION //Foto: Volocopter GmbH
Mal eben zum Shoppen oder zum Frisör fliegen, in die Oper oder einfach kurz zu den Eltern jetten. Kein Problem, denn bald soll dies möglich sein und keine reine Zukunftsutopie aus einem Science-Fiction Film mehr. In naher Zukunft werden sich die Verkehrsprobleme der Innenstädte in Luft auflösen. Metropolen wie New York, Paris, Singapur oder London werden Vorreiter sein. Die Vision der „Volocopter GmbH“ aus Bruchsal steht fest! Sie bedient sich eines Traums, der so alt ist wie die Menschheit: Fliegen! Die Bruchsaler sind weltweit führend bei der Entwicklung von senkrecht-startenden, voll-elektrischen Multikoptern für den bemannten Flug. Bereits 2011 schrieb das Unternehmen Luftfahrtgeschichte. Der weltweit erste bemannte Flug eines rein elektrisch angetriebenen 16
Mulitcopters startete. Seitdem setzte das junge Unternehmen weitere Meilensteine: 2016 erhielt Volocopter die vorläufige Verkehrszulassung durch die deutsche Luftfahrtbehörde für einen 2-sitzigen Volocopter. Das hat mittlerweile 60 Mitarbeiter Tendenz steigend. 2017 traf das LuftfahrtStart-up eine Vereinbarung mit RTA Dubai über die weltweite Premiere eines autonom fliegenden Lufttaxis. „Man stelle sich vor: man kommt in Newark Airport an und kann dann ganz entspannt in einen Volocopter einsteigen und nach Lower-Manhattan fliegen“ beschreibt Florian Reuter, CEO des Unternehmens, seinen großen Traum, den er zu realisieren gedenkt. Dreidimensionale Mobilität. Urban! Autonom! On-Demand! Das sind die Schlagworte der Zukunftsvisionäre. Es scheint alles ganz einfach
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und sogar kostengünstig zu sein. In den Mega-Cities soll eine hochvernetzte digitale Infrastruktur geschaffen und so genannte HUB´s errichtet werden. HUB’s, das sind die Start- und Landeplätze an denen pro Stunde, im besten Fall, tausende Passagiere abgefertigt werden können. An diesen Standorten können die Batterien gewechselt werden. Die Vorteile dieses futuristischen Transportmittels liegen auf der Hand. Autonom, zeitsparend, sicher! Der größte Vorteil dabei aber wird sein, dass man Staus in Innenstädten, oder auf Autobahnen nur noch aus Erzählungen kennen wird.
DIGITALE ZUKUNFTSKOMMUNE
BÜRGERSERVICE VIA APP
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GEWINNERKOMMUNEN
Die Landesregierung Baden-Württembergs will die Digitalisierung der Kommunen mit hohem Tempo in die Fläche bringen. Dazu wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben. 55 Gewinnerkommunen gehen nun für alle anderen Kommunen im Land bei der Digitalisierung voran. Zwei Fraunhofer-Institute und eine Wirtschaftsinitiative begleiten die Digitalisierungs-Strategien und -Projekte wissenschaftlich und praktisch.
//Foto: SFIO CRACHO – Fotolia.com
Das Ministerium von Baden-Württemberg für Inneres, Digitalisierung und Migration unterstützt seine Kommunen auf dem Weg ins digitale Zeitalter und hat dafür den Landeswettbewerb ‚Digitale Zukunftskommune@bw‘ ausgelobt. Anfang Mai 2018 hat Digitalisierungsminister Thomas Strobl die Gewinner bekannt gegeben. Vier Städte und ein Landkreisverbund werden zu digitalen Modellkommunen ausgebaut, 50 weitere auf ihrem Weg ins digitale Zeitalter unterstützt. Insgesamt investiert das Land 7,6 Millionen Euro in das Projekt. „Eine digitale Stadt ist weit mehr als eine digitale Verwaltung oder schnelles Internet“, sagte Strobl bei der Bekanntgabe der Gewinnerstädte.
Digitale Städte können ihren Bürgern neue Dienstleistungen bieten, der Wirtschaft und Wissenschaft ein attraktives und vernetztes Umfeld. Schon heute verändern digitale Plattformen die Mobilität, den Wohnungsmarkt oder den Einzelhandel in Kommunen. „Manche Städte und Gemeinden haben im Wettbewerb überzeugende und konkrete Vorschläge gemacht, um die Lebensqualität der Menschen vor Ort über neue, vernetze Dienste etwa in der Telemedizin oder in der digitalen Bildung zu verbessern“, so Strobl weiter. Nach einer aktuellen Umfrage des Deutschen Städte- und Gemeindebundes im ‚Zukunftsradar Digitale Kommune‘ schätzen derzeit nur zehn Prozent der Kommunen ihren Stand der Digitali-
sierung als gut ein. 1.101 Städte und Gemeinden sowie 35 Landkreise gibt es in Baden-Württemberg. Der Wettbewerb wurde mit der Ausschreibung im August 2017 gestartet. In den vier Städten Heidelberg, Karlsruhe, Ludwigsburg, Ulm sowie einem Verbund um die Landkreise Biberach, Böblingen, Karlsruhe, Konstanz und Tuttlingen wird die Umsetzung von digitalen Leuchtturmprojekten mit 4,4 Millionen Euro gefördert. In 50 weiteren Kommunen wird die Entwicklung ihrer Digitalstrategie in Höhe von bis zu jeweils 45.000 Euro unterstützt. Aus den besten Strategien werden nach einem Jahr mindestens vier Kommunen ausgewählt, die bei der Umsetzung einiger ihrer
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DIGITALE ZUKUNFTSKOMMUNE
Prof. Dr. Anette Weisbecker ist seit 2013 stellvertretende Institutsleiterin des Fraunhofer IAO und IAT der Universität Stuttgart. //Foto: Fraunhofer IAO
INTERVIEW Werden ältere Menschen durch die Digitalisierung der Kommunen von den Diensten der Behörde ausgeschlossen? Darauf antwortet Anette Weisbecker, stellvertretende Institutsleiterin des Fraunhofer IAO. Anette Weisbecker: Nein. Zum ersten nutzen immer mehr ältere Menschen die digitale Technik, um z.B. mit den Enkeln und Kindern engen Kontakt zu halten. Vier von fünf Deutschen sind online. Die Generation der
Ideen mit bis zu 100.000 Euro gefördert werden. Die Auswahl der Kommunen erfolgte durch eine Jury, die sich aus Vertretern des Innenministeriums Baden-Württemberg zusammensetzte. Die 5 Hauptgewinner haben im Vergleich zu den 50 Gewinnern bereits eine Digitalstrategie. Karlsruhe baut eine App auf, über die die Bürger der Stadt Informationen rund um das städtische Leben bekommen, etwa Echtzeitinformationen zur Verkehrslage und Parkplatzmöglichkeiten bis hin zu Kultur- und Freizeittipps. Ulm will einen in den 1960er Jahren entstandenen Stadtteil digital vernetzen. Ärzte, Apotheker und Händler werden online Dienste anbieten, beispielsweise einen Arzttermin vereinbaren, Medikamente bestellen oder sich Lebensmittel liefern lassen. „Bei gesellschaftlichen Veränderungsprozessen sind etwa zwei Prozent ei18
ner Gruppe immer die Innovatoren, die mutig neue Wege gehen und andere inspirieren“, so Wilhelm Bauer, Technologiebeauftragter der Landesregierung und Leiter des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart. Das Institut entwickelt gemeinsam mit Auftraggebern Strategien, Geschäftsmodelle und Lösungen für die digitale Transformation. Das Fraunhofer IAO ist eines von drei Einrichtungen, die an dem Projekt ‚Digitale Zukunftskommune@bw‘ die Begleitforschung betreiben. Die beiden anderen sind das Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE in Kaiserlautern und bwcon, die führende Wirtschaftsinitiative zur Förderung des Innovations- und Hightech-Standortes Baden-Württemberg. Willi Wendt ist beim Fraunhofer IAO stellvertretender Projektleiter von ‚Digitale Zukunftskommune@bw‘.
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über 50-Jährigen holt dabei weiter auf, insbesondere durch die mobile Nutzung des Internets. Zum zweiten werden Angebote benötigt, die weniger technikaffine Menschen befähigen, neue digitale Dienst wahrzunehmen. Zugang und Beteiligung für alle kann vor allem auch mit Hilfe der Digitalisierung erreicht werden. Und zum dritten wird es weiterhin konventionelle Angebot neben den digitalen geben.
„Unser Ziel ist es, dass die Kommunen voneinander lernen, indem wir sie vernetzen.“ Das ergibt Sinn, denn bei gleichen Aufgaben entstehen dieselben Herausforderungen. Ein Wissensaustausch kann sie lösen. Zunächst redet das Forschungsteam des Fraunhofer IAO mit Vertretern der Kommunen und erfasst dabei Bedarfe und Probleme. Bei der Gliederung der Erkenntnisse ergeben sich gegebenenfalls Ähnlichkeiten. „Vielleicht haben andere Kommunen das Problem schon auf ihre Art gelöst“, sagt Wendt. Um die Probleme mit den entsprechenden Lösungen zusammenzubringen, findet im Oktober 2018 ein Treffen der Projektteilnehmenden statt. Falls es keine Kommune gibt, die schon eine Lösung für eine definierte Aufgabe gefunden hat, entwickelt das Fraunhofer IAO auf Basis von vorangegangenen Projekterfahrungen selbst eine und schlägt diese vor. Sollten auch die
»UNSER ZIEL IST ES, DASS DIE KOMMUNEN VON EINANDER LERNEN, INDEM WIR SIE VERNETZEN.« //Zitat: Willi Wendt
//Foto: Vadim Ponomarenko – shutterstock.com
Willi Wendt leitet am Fraunhofer IAO das Forschungsteam Urban Data & Resilience. //Foto: Fraunhofer IAO
Wissenschaftler keine Lösung finden, werden externe Spezialisten eingebunden. Eine solche Runde findet nochmal im Dezember 2018 statt, an der auch Kommunen teilnehmen können, die keine Projektkommunen sind. Im März 2019 ist die zweite geschlossene Veranstaltung mit demselben Programm wie beim ersten Mal. Dann ist das Projekt für die 50 Kommunen abgeschlossen. „Wir haben von da an ein halbes Jahr Zeit, um einen Projektleitfaden für die Digitalisierung aller anderen Kommunen in Baden-Württemberg zu erstellen“, gibt Wendt einen Ausblick. Das Projekt der fünf anderen Kommunen läuft zwei Jahre länger. Die treffen sich jährlich zum Erfahrungsaustausch über die Implementierung ihrer Lösungen. Die wesentliche Frage der 50er-Gruppe ist die, ob ihre technische Ausstat-
tung ausreicht für die Digitalisierung. „Einige Kommunen sind gut ausgestattet, andere müssen in Hard- und Software sowie Infrastruktur investieren“, weiß Wendt. Wie die technische Ausstattung aussehen muss, ist ein zentraler Inhalt der Digitalisierungsstrategie. „Den Bürgern reichen gängige Internetlösungen und Smartphones, um die Angebote zu nutzen“, so Wendt. Digitalisierung soll die Qualität von Prozessen in Kommunen verbessern und beschleunigen und komfortable Lösungen für die Bürger schaffen. Peter Ilg
Land treibt Digitalisierung voran Digitalisierung ist ein Arbeitsschwerpunkt der baden-württembergischen Landesregierung. Dazu hat sie eine Investitionsoffensive gestartet: rund eine Milliarde Euro wird sie in dieser Legislatur in die Digitalisierung investieren. Die Hälfte davon fließt in den Ausbau der digitalen Infrastruktur. Andere Projekte sind digitale Zukunftskommunen, Zukunftsdörfer und Smart Home. Alle Vorhaben werden vom Digitalisierungsministerium koordiniert. PI
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SMARTE DÖRFER – LANDLEBEN 4.0
DIE PLATTFORM „DIGITALE DÖRFER“ VERNETZT LÄNDLICHE REGIONEN Schnelles Internet, perfekte Infrastrukturen, funktionierende öffentliche Nahverkehrsnetze – Großstädte werden mehr und mehr zu Smart Cities. Doch wie sieht es eigentlich auf dem Land aus? Die Folgen des strukturellen Wandels zeigen sich insbesondere dort. Mängel in der Infrastruktur und Mobilität, fehlende Nahversorgung und Ärztemangel mindern vielerorts bereits die Lebensqualität. Die Plattform „Digitale Dörfer“ will mithilfe digitaler Lösungen ländliche Regionen fit für die Zukunft machen.
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SMARTE DÖRFER – LANDLEBEN 4.0
Steffen Hess leitet am Fraunhofer IESE in Kaiserslautern das Forschungsprogramm „Smart Rural Areas“. //Fotos: Fraunhofer IESE
Digitale ® Dörfer Die Dörfer und ländlichen Regionen Deutschlands sind immer stärker von den Auswirkungen des demografischen Wandels und von Landflucht betroffen. Dieser Trend ist zugleich eine große Herausforderung: Wie wird unser Dorf aussehen, wenn die Bevölkerung immer älter wird? Werden dann noch junge Leute und Familien zu uns ins Dorf ziehen? Wie sichern wir unsere Infrastruktur, den Zugang zum Handel, unsere Mobilität und medizinische Versorgung? Vor diesen Fragen stehen in Deutschland rund zwei Drittel der Bevölkerung – sie leben in ländlich geprägten Regionen. „Digitale Dörfer“ – die vom Ministerium des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz und dem Fraunhofer IESE sowie der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz entwickelte und geförderte Plattform will durch die Digitalisierung neue Chancen für ländliche Regionen auftun. Das Projekt gilt dabei als Vorreiter für weitere Initiativen. Sie alle haben das Ziel, digitale Dienste im ländlichen Raum zugänglich und leicht anwendbar zu machen.
Viele alltägliche Themen werden leichter mithilfe zwischenmenschlicher Kommunikation. Gerade hier leistet die Digitalisierung hervorragende Dienste, denn sie führt Menschen zusammen. Der eine hat ein Anliegen, der andere die Lösung. Eine Lösung, die von einer Person kommt, die man bis dato vielleicht gar nicht kannte. Mit der man sich nun über die App „DorfFunk“ verbinden kann. Und mit Hilfe derer man vielleicht beispielsweise feststellt, dass man jeden Tag zur gleichen Zeit den gleichen Weg zur Arbeit nimmt, aber bisher immer allein im eigenen Wagen gefahren ist. Es geht in den „Digitalen Dörfern“ also letztlich um Gemeinschaft, um Information und um bessere Vernetzung. Stets mit dem Ziel einer weitreichenden Verbesserung der Lebensqualität auf dem Land. Vom Netzwerkeffekt der Smart Ecosystems profitieren Vorbild für die im Projekt „Digitale Dörfer“ entwickelte Plattform ist die ganzheitliche Betrachtungsweise der Digitalisierung im Sinne eines „Smart
Das Projekt „Digitale Dörfer“ Die „Digitalen Dörfer“ sind Teil des größeren Forschungsprogramms „Smart Rural Areas“ des Fraunhofer-Instituts für Experimentelles Software Engineering in Kaiserslautern. Das Programm widmet sich der Frage, wie Herausforderungen in ländlichen Regionen mittels intelligenter, softwarebasierter Lösungen bewältigt werden können. Die dafür als Pilotprojekt gestarteten „Digitalen Dörfer“ werden vom rheinland-pfälzischen Innenministerium sowie von der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz unterstützt.
Ecosystems“. Was es damit auf sich hat, erklärt Steffen Hess, der am Fraunhofer IESE in Kaiserslautern das Forschungsprogramm „Smart Rural Areas“ leitet: „Im Idealfall entsteht ein sich selbst verstärkender Effekt, je mehr Nutzer daran teilnehmen. Das Besondere: Die Akteure eines Netzwerks müssen sich dafür zunächst gar nicht kennen. Allerdings werden sie über digitale Werkzeuge einander nähergebracht, wie im realen Leben und wie es das Beispiel „Digitale Dörfer“ nachhaltig verdeutlicht.“ Die Vorzüge des Landlebens digitalisieren In den „Digitalen Dörfern“ werden die bekannten analogen Vorzüge eines Lebens auf dem Land, in dörflichen Strukturen – die Versorgung mit Lebensmitteln und Waren hoher Qualität, die Verbundenheit zur Natur oder das menschliche Miteinander – in die digitale Welt übertragen und dadurch optimal nutzbar gemacht. Mithilfe der Plattform und eines Smartphones ist es möglich, ständig, überall und nach Wunsch am Dorfleben teilzunehmen. Man trägt
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PILOT-DÖRFER
RUND
das Dorf sozusagen bei sich. Dabei kann man wählen, ob man sich selbst aktiv einbringen möchte. Unkompliziert nimmt man mit Mitbürgern Kontakt auf. Man erfährt, was wann wo los ist in der Region. Aufwändige Amtsbesuche werden verkürzt oder entfallen komplett. Die Mobilität wird vereinfacht. Ohne Umstände gelangt man in den Genuss regionaler Dienstleistungen, Lebensmittel oder sonstiger Güter. Was nach Zukunftsmusik klingt, wurde im Sommer 2015 als ein Ideenwettbewerb in verschiedenen rheinland-pfälzischen Gemeinden durchgeführt. Als Pilotprojektgemeinden erhielten die Verbandsgemeinden Betzdorf-Gebardshain sowie Eisenberg und Göllheim den Zuschlag. Hier wird „Digita22
39.000 EINWOHNER
le Dörfer“ im realen Umfeld getestet. In insgesamt 32 Dörfern mit rund 39.000 Einwohnern. Der Fokus der ersten Entwicklungsphase lag auf der Nahversorgung. In der zweiten Phase, die sich zunächst bis Dezember 2020 erstrecken wird, wird an weiteren Diensten mit Schwerpunkt Kommunikation und Mobilität gefeilt. In sogenannten „Living Labs“ werden vor Ort die bisherigen sowie neue Anwendungen getestet und in die Breite gestreut.
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Regionale Lieferdienste und „Dorffunk“ Menschen möchten zunehmend regional einkaufen, gleichzeitig aber von den Möglichkeiten der Online-Bestellung und einem Lieferservice profitieren. Um zunächst den lokalen Handel wieder zu stärken, wurde im Rahmen des Projekts im ersten Schritt die „BestellBar“ entwickelt, ein Online-Marktplatz. Hier lassen sich unkompliziert die Waren regionaler Händler bestellen. Die Auslieferung erfolgt dann über „LieferBar“, unter Einbeziehung von Nachbarn, Freunden und kann durch Logistikdienstleister ergänzt werden. Die App „DorfFunk“ ermöglicht die echte Teilhabe am Dorfleben. Der Hund ist entlaufen? Man hat zu viele Zucchini im Garten für den Eigenverbrauch? Oder benötigt Hilfe beim Aufbau eines Schrankes? Mit „DorfFunk“ ist es möglich Hilfe anzubieten, aber natürlich ebenso Hilfe abzurufen. Gleichzeitig erfährt man über „DorfNews“ alles Wichtige aus der Region.
Online ist es künftig zudem möglich, sich über den Stand des Baugesuches zu informieren oder die Gemeinde auf ein mangelhaftes Spielgerät auf dem Spielplatz hinzuweisen, um nur zwei Beispiele zu nennen. Denn ein schneller, direkter Kontakt mit der Verwaltung ist erwünscht. Sogar sogenannte Chatbots sind künftig angedacht, damit bei einer großen Anzahl gleichzeitiger Anfragen automatisiert rasch die Antwort erfolgen kann. Viele zeitraubende Behördengänge wird man sich also in Zukunft ersparen können. Mobilität auf dem Land der Zukunft „Vom Land für´s Land“ lautet das Projektmotto, unter dem – gemeinsam mit den Einwohnern der Verbandsgemeinden – in den „Living Labs“ weitere digitale Lösungen geschaffen werden. Ein heute schon brennendes Thema auf dem Land: Mobilität. Die „FahrBar“ App soll künftig eine Reihe von Lösungen auf Fragen wie „Wie kommt man unkompliziert von A nach B, auch ohne eigenes Fahr-
zeug?“, „Wie lassen sich Fahrzeuge wirtschaftlicher und somit auch umweltfreundlicher nutzen?“ oder „Wie gestaltet sich die Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs?“ bieten. Sie soll 2019 in einer ersten Version in Betrieb genommen werden. Mit „FahrBar“ lassen sich potenzielle Mitfahrgelegenheiten ganz leicht organisieren. Oder beispielsweise die Fahrpläne des Bürgerbusses dem tatsächlichen Bedarf optimal anpassen. Erkenntnisse aus der Arbeit am Thema „autonomes Fahren“ werden in die weitere Entwicklung und in die Pilotphase von „FahrBar“ einfließen. Die genaue Ausgestaltung erfolgt in Zusammenarbeit mit den Bürgern und der Gemeindeverwaltung. Die Plattform „Digitale Dörfer“ wächst lebendig an den Anforderungen und wird kontinuierlich um neue Dienste erweitert. Damit auch in Zukunft das Leben auf dem Land lebenswert bleibt. Eva Stengel/Astrid Koke
Nachbarschaftshilfe Die App macht´s möglich: Waren online im Nachbarort bestellen und von Nachbarn oder Freunden nach Hause geliefert bekommen. //Fotos: Fraunhofer IESE
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DIGITALISIERUNG VON KOMMUNEN UND VERWALTUNG
INNOVATION & QUALIFIKATION IM VERBUND!
Kommunale Digitallotsen
Baden-Württemberg strebt in der Digitalisierung eine Führungsrolle an – bei der Industrie 4.0 und auch im e-Government. Vom Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration Baden-Württemberg initiiert und Anfang Juli 2018 offiziell gestartet, spielt die Digitalakademie@bw dabei eine wichtige Rolle für die öffentliche Verwaltung. Das Verbundvorhaben zielt darauf ab die digitale Transformation in Landesverwaltung, Kommunen, Landkreisen und Regionen bedarfsgerecht zu fördern. Im Land der Patente möchte man auch im Bereich der Digitalisierung die Nase vorne haben. Dabei kommt den Verwaltungen der Kommunen, Landkreise und Regionen eine entscheidende Rolle zu. Um dieser gerecht zu werden, muss man ihnen dafür neue Werkzeuge an die Hand geben. Und die Menschen für den Wandel begeistern! Gemeinsam mit ihren Partnern entwickelt die Digitalakademie@bw in den 24
Handlungsfeldern Qualifizierung, Innovation, kultureller Wandel und Wissenstransfer ein neuartiges und interdisziplinäres Programm von Fortbildungen und Qualifizierungen – bis hin zur agilen Entwicklung digitaler Verwaltungsprozesse und innovativer Methoden zur Lösungsentwicklungund Umsetzung. Führungskräfte und Mitarbeiter in den Verwaltungen sollen motiviert und in die Lage versetzt werden, die Digitalisierung vor Ort als Chance zu erkennen, kompetent zu begleiten und nach vorn zu bringen. Die Effekte der Digitalisierung sind für die Kommunen und Landkreise in Baden-Württemberg über den Kernbereich der Verwaltung bereits zu spüren. Beispiel Verwaltung: Mancherorts sind Bürgerdienste voll digital und jederzeit abrufbar. Beispiel Mobilität und Verkehr: Welche Rolle wird autonomes Fahren spielen? Beispiel Leben im Alter: Wie sehen neue Versorgungs-
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sind wichtige Impulsgeber und fungieren in den Verwaltungen als Motivator für Digitalisierungsprojekte. //Fotos: Ludmilla Parsyak (2), ©Fraunhofer IAO
DIGITALISIERUNG VON KOMMUNEN UND VERWALTUNG
konzepte und intelligente umgebungen aus?
Wohn
1.101 Städte und Gemeinden und 35 Landkreise gibt es in Baden-Württemberg. Um den digitalen Wandel voranzubringen haben die kommunalen Landesverbände in Zusammenarbeit mit der Verwaltungsschule des Gemeindetags Baden-Württemberg und den Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademien BW das Programm „Kommunale Digitallotsen“ geschaffen. Es qualifiziert ausgewählte Mitarbeitende zu Impulsgebern. Sie unterstützen Transformationsprozesse und begleiten Kollegen in der Öffnung in Richtung Digitalisierung. Die Aufgabe der Digitalakademie@ bw: Digitalisierung muss zur Chefinnen- und Chefsache werden! Wenn es gilt Potenziale zu ermitteln und den Wandel in die Digitalisierung zu vollziehen, kommt den Führungskräften eine Schlüsselrolle zu. Um die dafür notwendigen Kompetenzen auf Leitungsebene zu vermitteln, hat die Führungsakademie BW das Kompetenzzentrum „Digital Leadership“ gegründet. Die Digitalakademie@ bw bietet hier kontinuierlich Weiterbildungsprogramme zu Personalentwicklung, Führungsverhalten und Kulturwandel in der digitalen Welt. Intelligente Straßenbeleuchtungen, eine städtische Müllentsorgung nur nach tatsächlichem Aufkommen. Innovative Lärm- und Schadstoffemissionen reduzierende, sichere Verkehrskonzepte. Überall lässt sich auf kommunaler Ebene von digitalen Innovationen profitieren. Bei der Digitalakademie@bw werden sie im „Kommunalen InnovationsCenter (KIC@bw)“ gebündelt. Hier entstehen virtuelle sowie reale Experimentier- und Erfahrungsräume mit interessierten Kommunen. Ziel ist der optimale Wissensaustausch zwischen Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Vor allem sol-
Die Digitalakademie@bw … tritt als Wissensvermittler und Anlaufstelle für die digitale Transformation in Kommunen, Landkreisen und Verwaltung in Baden-Württemberg auf. Die Initiative bietet aktuell vier Leistungsangebote: Digitalakademie@bw: Kompetenzzentrum Digital Leadership, Programm Kommunale Digitallotsen, Fachzentrum Digitale Prozesse (service@bw) und Kommunales InnovationsCenter (KIC@bw). www.digitalakademie-bw.de
len vor Ort neue Innovationspartnerschaften und Netzwerke außerhalb der Rathäuser aktiviert werden, die zum Beispiel die Wirtschaft vor Ort, kommunale Unternehmen aber auch bestehende Bildungseinrichtungen oder Initiativen einbeziehen. Das „Fachzentrum Digitale Prozesse (service@bw)“ bringt mithilfe von ITEOS in den Kommunen zentrale eGovernmentprozesse „auf die Straße“ und trägt dazu bei, dass dort Daten, Informationen und Services überall, jederzeit und sicher verfügbar sind.
Vernetzung im Land sind kreative Veranstaltungsformate. Sie bringen die richtigen Akteure zur richtigen Zeit zusammen. Ein wichtiger Bestandteil wird auch die Innovationsplattform „Morgenstadt-Werkstatt“ sein, die in 2018 und 2019 gegen Jahresende Highlights und Praxiserkenntnisse der beteiligten Akteure im Land diskutiert und weiterentwickelt. Daneben werden viele regionale Veranstaltungen und Festivals in der Fläche des Landes vorhandenes Wissen und gute Praxisbeispiele zusammenbringen, ob im Nordschwarzwald, im Landkreis Tuttlingen oder im Ostalbkreis.
Die Digitalisierung ist ein Wirtschaftsfaktor! Ebenso wichtig ist aber auch das zukünftige Zusammenleben in den Städten und Gemeinden. Big Data, Transparenz und Soziale Medien beeinflussen das Miteinander. Ein rasanter Kulturwandel ist die Folge, dem sich niemand entziehen kann. Wichtigste Wegweiser: Die Führungskräfte und Mitarbeiter in den Verwaltungen. Ein wichtiges Element für die
Botschafter, Motivator, Berater, Begleiter, Partner – das ist die neue Digitalakademie@bw. „Die Zukunft gestalten“ ihr Motto. Sie will entscheidend dazu beitragen, dass der Funke der Begeisterung überspringt. Für die unendlichen Möglichkeiten und Chancen, welche die Digitalisierung Kommunen, Landreise und Regionen bietet! Eva Stengel
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VERANSTALTUNGEN
DIE WICHTIGSTEN
EVENTS
IN DEN KOMMENDEN MONATEN
NICHT NUR LEICHTER, SONDERN BESSER Save the date: Auf dem Gemeinschaftsstand „Leichtbau aus Baden-Württemberg“ präsentieren Unternehmen während der Hannover Messe 2019 vom 1. bis 5. April ihre innovativen Leichtbaulösungen, um Teile oder Produkte nicht nur leichter zu machen, sondern auch ihre Funktion zu verbessern. Schauen Sie vorbei – oder profitieren Sie als Aussteller vom einzigartigen Standkonzept. Mehr Infos unter www.leichtbau-bw.de/hm19
MORGENSTADT-WERKSTATT MEETS DIGITALAKADEMIE@BW Datum: 13. und 14. Dezember 2018 Ort: Fraunhofer-Institutszentrum, Stuttgart Anmeldung: www.iao.fraunhofer.de/veranstaltungen Die Digitalakademie@bw versteht sich als Impulsgeber für die digitale Transformation in Kommunen, Landkreisen und Verwaltungen. Die Morgenstadt-Werkstatt ist das Kreativformat der Digitalakademie@bw. An zwei Tagen werden in Workshops, Planspielen und Makeathons konkrete Lösungen zu aktuellen Herausforderungen von Städten und Kommunen erarbeitet. Alle beteiligten Akteure – Unternehmensvertreter, Vertreter von Kommunen, Wissenschaftler, Stadtplaner, Architekten – können vorab Fragestellungen in die Werkstatt einbrinMORGENSTADT-WERKSTATT gen und sich aus MEETS DIGITALAKADEMIE@BW einer Vielzahl an Formaten einen eigenen Tagesab13. UND 14. DEZEMBER 2018 lauf zusammenstellen. FRAUNHOFER-INSTITUTSZENTRUM STUTTGART
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INFOS FÜR GRÜNDER Finance and Law Day – Dezember 2018 in Stuttgart Am 6. Dezember 2018 können sich Startups, Unternehmer und solche, die es noch werden wollen, in Stuttgart wertvolle Tipps für die eigene Unternehmensstrategie und -organisation von Experten einholen. In Fachvorträgen geben diese ihre Erfahrungen in den Bereichen Gründungsformalien, Gründerkredite, Business Angels, Versicherungen, Verträge, Unternehmensbewertung, Venture Capital und Steuerrecht weiter. Weitere Informationen unter www.bwcon.de/veranstaltungsueberblick
GRÜNE TECHNOLOGIEN UND ECO-INNOVATION 5. Green Innovation and Investment Forum – 27. März 2019, im Hospitalhof in Stuttgart Investoren, Venture Capitals, KMUs und Unternehmensvertreter sind herzlich zur fünften Auflage des GIIF eingeladen. Die Matchmaking-Veranstaltung bringt internationale Gründer, Start-ups und KMU aus den Bereichen Grüne Technologien, Ressourceneffizienz und Eco-Innovation mit Investoren und potenziellen BusinessPartnern zusammen. Interessierte Start-ups können sich bis November 2018 noch bewerben unter www.green-inno-forum.eu
NACHHALTIGE MOBILITÄTSKONZEPTE
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Ökologie und Arbeitswelt nachhaltig verbessern Gestresste Pendler kennen die Situation:. Zwischen 8.30 und 9.05 Uhr geht nichts mehr auf den Zugangsstraßen zur Firma. Das hohe Verkehrsaufkommen zu Stoßzeiten sowie Parkplatzprobleme am Standort sind zwei Aspekte, die für Mitarbeiter und Unternehmen gleichermaßen ökologisch wie sozial eine Rolle spielen. Ein Freiburger Unternehmen liefert in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IAO und der Uni Leipzig die Lösung mithilfe einer App.
Hohe Zeitverluste belasten Arbeitnehmer, häufig kommen sie bereits gestresst am Arbeitsplatz an. Arbeitgeber müssen mit Produktivitätsverlusten und unzufriedenen Mitarbeitern rechnen und verlieren dadurch unter Umständen erheblich an Attraktivität unter wichtigen Fachkräften. Verkehrsprobleme nachhaltig lösen Oft sind Verkehrs- und Parkplatzprobleme jedoch hausgemacht. Durch starre Arbeitszeiten und Schichtpläne sowie ein unzureichendes Angebot an Kommunikationskanälen für die eigenen Mitarbeiter wie auch zwischen benachbarten Firmen (z.B. in Industriegebieten) verursachen viele Unternehmen die Staus teilweise mit, unter denen sie und ihre Mitarbeiter leiden. In Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IAO und der Universität Leipzig sowie drei anderen Unternehmen hat das Freiburger Unternehmen highQ Computerlösungen GmbH das auf drei Jahre angelegte Projekt „Social Business digital“ gestartet. Unternehmen können durch ein digitales soziales Netzwerk ihre Mitarbeiter dabei unterstützen, besser untereinander zu kommunizieren und den täglichen Arbeitsweg stressfrei und umweltverträglich zu gestalten. Denn mit nachhaltigen Mobilitätskonzepten lässt sich die Verkehrslage durch die optimale Nutzung von eigenen und öffentlichen Verkehrsmitteln so entzerren, dass die Arbeit-
nehmer entspannter zum Arbeitsplatz kommen. Davon profitieren auch die Arbeitgeber. App fördert Kommunikation und verringert Verkehrsaufkommen Kern des Projekts ist die App „myQommute“. Mit ihr können Informationen, beispielsweise über Staus, Alternativrouten, öffentliche Verkehrsmittel u. a. verteilt und ausgetauscht werden. Außerdem motiviert die App die Mitarbeiter dazu, Fahrgemeinschaften zu bilden und somit dazu beizutragen, das Verkehrsaufkommen zu verringern. Eine Chatfunktion regt die Kommunikation untereinander an und sorgt für einen besseren Informationsfluss. Über ein Bonussystem (Zeitmeilen) wird stauvermeidendes Verhalten der Nutzer (z.B. Fahrten vor oder nach der Rush Hour, Bildung von Fahrgemeinschaften, Park & Ride) belohnt.
Zusätzlich motiviert die Incentivierung dazu die vielfältigen Funktionalitäten der App zu nutzen. Die gewonnenen Zeitmeilen lassen sich in Prämien eintauschen oder regen an sich spielerisch mit KollegInnen oder anderen Abteilungen zu messen. Das Mobilitätsverhalten der Nutzer wird auf diese Weise hin zu ressourcenschonendem Pendeln positiv beeinflusst. Das kommt Mitarbeitern, Arbeitgebern, der Natur und den unter dem hohen Verkehrsaufkommen leidenden Kommunen zugute. Mehr unter: www.highQ.de „myQommute“ wird als Baukasten verschiedener Module entwickelt, die auf Anforderungen des Unternehmens angepasst werden können, bis hin zur Adaption des Corporate Design.
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VISION – LEICHTBAU IM URBANEN SYSTEM
MOBILITÄT IN DER STADT VON MORGEN Der Trend zur Urbanisierung ist ungebrochen: Schon heute wohnen 54 Prozent der Menschen in Städten, bis zum Jahr 2050 sollen es rund 70 Prozent sein. Das erfordert neue Mobilitätslösungen, um Menschen und Waren zu befördern oder die Stadtbevölkerung zu versorgen. Für die Veränderungen, die uns in den kommenden Jahren erwarten, gibt es bereits Ideen und Konzepte.
»ES GILT, EINE BRÜCKE ZWISCHEN MOBILITÄT UND ARCHITEKTUR ZU SCHLAGEN.« //Zitat: Dr. Wolfgang Seeliger
Alle Verkehrsmittel beanspruchen räumliche Ressourcen im städtischen System. Die einen mehr, die anderen weniger. Auch mit alternativen Antrieben wird die Konkurrenz um den begrenzten Raum in Städten zwischen Mensch und Maschine weiterbestehen. „Die Nebeneffekte des Verkehrs, wie hohen Flächenverbrauch zurückzudrängen und unsere Umwelt lebenswerter zu gestalten, das verstehen wir unter anderem unter der Vision Leichtbau im urbanen System“, sagt Dr. Wolfgang Seeliger, Geschäftsführer der Landesagentur für Leichtbau Baden-Württemberg,
kurz Leichtbau BW GmbH. Die Gesellschaft ist ein Unternehmen des Landes, deren Aufgabe darin besteht, gemeinsam mit Wirtschaft und Wissenschaft Baden-Württemberg als einen weltweiten Spitzenstandort im Leichtbau weiter zu etablieren und die Wettbewerbsfähigkeit des Leichtbaus im Land zu stärken. Beim Technologietag Hybrider Leichtbau, der Ende Juni in Stuttgart stattfand, war der Konzept-Leichtbau das zentrale Thema. „Dabei geht es darum, ein Produkt von Grund auf als Ganzes komplett neu zu denken, indem man zuerst methodisch hinterfragt, welche
Dr. Wolfgang Seeliger Dr. Wolfgang Seeliger ist seit Mitte 2013 Geschäftsführer der Leichtbau BW GmbH mit Sitz in Stuttgart. Die Landesagentur für Leichtbau Baden-Württemberg unterstützt Unternehmen und Forschungseinrichtungen bei der Vermarktung von baden-württembergischem Know-how und bei der Stärkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit. www.leichtbau-bw.de
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VISION – LEICHTBAU IM URBANEN SYSTEM
Dr. Bernhard Wiedemann Dr.-Ing. Bernhard Wiedemann leitet seit 2013 das Management „Fahrzeugbranche und Additive Manufacturing“ bei TMG Consutants. In seiner Funktion als Sprecher des Netzwerks automotive-bw fördert er den Auf- bzw. Ausbau eines neutralen, unabhängigen Clustermanagements mit der Zielsetzung der nachhaltigen Weiterentwicklung und Sicherung des Innovations- und Produktionsstandortes Baden-Württemberg. www.automotive-bw.de
// Fotos: Leichtbau BW GmbH
Funktionalität es erfüllen muss“, so Seeliger. Daraufhin zielen dann Design und Konstruktion ab. Beim Kongress wollte die Leichtbau BW GmbH herausfinden, wie weit der Prozess hin zu einer intakten urbanen Umwelt fortgeschritten ist und was der Leichtbau dazu beitragen kann. Ein weiterer wichtiger Punkt für Seeliger ist die Frage, was kleine und mittlere Unternehmen zu diesem Wandel beitragen können und wie sie Projektpartner werden. Für Professor Dr. Horst Friedrich, Leiter des DLR Instituts für Fahrzeugkonzepte in Stuttgart, ist die Mobilität der Zukunft elektrisch, digital und automatisiert sowie vernetzt. Friedrich stellte ein sogenanntes Driveboard vor, das die fahrende Basis für Fahrzeuge bildet und das mit Kapseln als Aufbau für verschiedene Einsatzzwecke bestückt wird. „Durch die Wechselaufbauten kann das Driveboard verschiedene Fahrzeuge ersetzen, die sonst nicht optimal genutzt wären“, sagt Friedrich. Einsetzbar sind sie für den Transport von Personen und Waren. „Um eine möglichst hohe Nutzlast bei den modularen Fahrzeugen zu erreichen und um die maximalen Achslasten einzuhalten, sind clevere Ideen auch vom systemischen
Leichtbau nötig“, so Friedrich. Denn wenn man das Gewicht des Fahrzeugs verringert, kann man es im Gegenzug schwerer beladen. Friedrich ist der Meinung, dass Leichtbau eine technokulturelle Geisteshaltung ist, beziehungsweise sein sollte. An unserer gebauten Umwelt sieht man, wie prägend das Automobil bisher war“, sagt der Zukunftsstadtgestalter Steffen Braun vom Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation. Er ist ausgebildet als Stadtplaner und Experte für urbane Systeme. Braun vertritt die These, dass das Pendel nun in die andere Richtung schlägt: „Es wird nicht mehr dem Auto Platz gemacht sondern den Menschen.“ Manche Städte bauen bereits konsequent Verkehrsraum zurück, andere verbieten bestimmte Autos. Das Automobil ist in der Mobilitätsentwicklung nicht mehr vorrangig. Durch die Urbanisierung entstehen Nischen für neuartige Fahrzeuge, etwa elektrisch betriebene Kleinlaster bis 18 Tonnen Gesamtgewicht. „Dies erfordert neue Fahrzeugkonzepte, die perfekt an die städtischen Anforderungen angepasst sind.“ Leichtbau findet für Braun dann statt, wenn man weniger Hardware braucht und die wenigen Fahrzeuge von vielen geteilt werden.
»DIE LIEFERANTEN STEHEN VOR DER HERAUSFORDERUNG, DASS DAS FAHRZEUG QUASI NEU ERFUNDEN WIRD.« //Zitat: Dr. Bernhard Wiedemann
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VISION – LEICHTBAU IM URBANEN SYSTEM
Steffen Braun Dipl.-Ing. Steffen Braun ist seit 2016 Mitglied des Direktoriums und aktuell Leiter des Forschungsbereichs „Urbane System-Gestaltung“ am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart. Im Forschungsbereich forschen und gestalten über 35 „Grenzgänger” aus Ingenieurs-, Raumplanungs-, Organisations-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften interdisziplinäre Systemlösungen für nachhaltige und zukunftsfähige Stadtsysteme der Zukunft. www.iao.fraunhofer.de
»STÄDTE DEFINIEREN SICH KÜNFTIG DARÜBER, WELCHE NACHHALTIGE LÖSUNG SIE WOLLEN.« //Zitat: Steffen Braun
Organisiert wird seine Idee der neuen Mobilität oder Logistik immer mehr digital. Leichtbau ist für ihn auch dann gegeben, wenn man viel weniger Lastwagen braucht, weil nun Cargo-Bikes Waren liefern. Cargo-Bikes sind elektrische Lastenfahrräder. „Städte definieren sich künftig darüber, welche nachhaltige Lösung sie wollen.“ Die spannende Frage dabei sei: welche Branchen können die liefern? Stadtplanung und -entwicklung sind langwierige Prozesse, an denen eine Vielzahl unterschiedlicher Experten beteiligt sind. „Um lebenswerte Lebensräume in komplexen, urbanen Systemen zu schaffen sind entspre-
Martin Zeilinger Dipl.-Ing. Martin Zeilinger ist seit März 2014 Leiter Daimler Trucks Vorentwicklung emissionfreies Fahren bei der Daimler AG. Beim Technologieführer der Branche definiert er mit seinem Team neue Standards für zukünftige Transportaufgaben und für hoch automatisiertes Fahren im Lkw. Von 2004 bis 2014 war er bei der EvoBus GmbH verantwortlich für die Bereiche Erprobung und Powertrain Technologie. Sein letzter Schwerpunkt war die Einführung von Euro 6 in das gesamte Fahrzeugportfolio EvoBus. www.daimler.com/konzern/geschaeftsfelder/daimler-trucks
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Technologie. Innovation. Unternehmertum – #6789
chende Rahmenbedingungen notwendig.“ Die sollen laut Braun von der Politik geschaffen werden, indem sie dabei unterstützt, die Beteiligten für Innovation zu vernetzen und gezielt Experimentierfelder schafft. Für Professor Johann Tomforde sollte der Transport nicht auf dem Hof eines Gebäudes aufhören, sondern sich im Inneren fortsetzen. „Die Versorgung von großen Gebäuden muss in die Transportkette mit aufgenommen werden.“ Tomforde appelliert daran, nicht einfach nur neue und zusätzliche Fahrzeuge zu erfinden, denn das verschärft das Verkehrsproblem,
VISION – LEICHTBAU IM URBANEN SYSTEM
Prof. Johann Tomforde Prof. Johann Tomforde ist geschäftsführender Gesellschafter der TEAMOBILITY GmbH mit Sitz in Böblingen. Dort arbeitet er mit einem interdisziplinären Expertenteam an Smart City- und Mobilitätskonzepten von morgen. Tomforde gilt als der „Vater des smart“: Zu Studentenzeiten entwickelte er 1969 die ersten Konzeptstudien, baute bei Mercedes-Benz die neue „City Car-Marke“ auf und war in den 90er Jahren für Entwicklung und Produktion des smart zuständig. www.teamobility.de
sondern intelligent vernetzte Lösungen zu schaffen, die multimodal einsetzbar sind. In multimodalen Transport- und Mobilitäts-Strömen können smarte Verkehrsmittel multifunktional kombiniert werden. Tomforde ist geschäftsführender Gesellschafter von Teamobility in Böblingen. Das Unternehmen entwickelt Mobilitätssystemlösungen und zukunftsfähige Geschäftsmodelle auf den Gebieten Automobilität, Transport und digitaler Vernetzung. Davor war Tomforde lange Zeit bei Daimler und hat dort unter anderem den Smart erfunden. Erste Konzepte von ihm gehen auf das Jahr 1969 zurück. Manchmal sind gute Ideen einfach zu früh. Aktuell ist für Tomforde eine günstige Phase für disruptive Innovationen, „weil jeder verstanden hat, dass es zu Ende geht mit der Evolutionsspirale im konventionellen Fahrzeugbau“. Heute seien wir in einer Situation, in der alle viel offener sind für neue Wege. Disruptive Systeme und Technologien ersetzen bestehende Produkte oder verdrängen diese vollständig vom Markt. Weil wir noch nicht wissen, welche Antriebe in 10, 20 oder 30 Jahren die nachhaltig beste Alternative sind, sollten alle Prozessbeteiligten offen sein für die Art des Antriebs der Zukunft. Für Zulieferer ist das eine extrem schwierige Situation, weil sie heute nicht wissen, was morgen von ihnen erwartet wird.
Seit über 100 Jahren wird das Fahrzeug der Gegenwart ständig optimiert. „Darauf hat sich die gesamte Lieferantenkette eingestellt und daher wissen die Zulieferer ganz genau, was in ihrem kleinen Ausschnitt zu tun ist und wie der nächste Schritt aussieht“, sagt Dr. Bernhard Wiedemann vom Automobilcluster automotive-bw. „Die Lieferanten stehen vor der Herausforderung, dass das Fahrzeug quasi neu erfunden wird – und darauf leitet sich die Fragestellung ab, welche Themen sie morgen bedienen und nachhaltig aufbauen sollen, um langfristig auf der sicheren Zulieferseite zu sein“, so Wiedemann. Dazu müssen sie allerdings wissen: womit beschäftigen sich ihre Kunden? Eine ausreichende Antwort vom Hersteller bekommen sie selten, weiß Wiedemann. Deshalb fordert er: „In Abstimmungsprozessen müssen die Lieferanten mehr an die Hand genommen werden.“ „Wir wissen ja auch nicht genau, welche Antriebstechnologien sich durchsetzen werden“, kontert Martin Zeilinger, Leiter Vorentwicklung bei Daimler Trucks. Für ihn ist es nicht damit getan, dass Zulieferer bei ihrem Kunden nachfragen, was sie künftig produzieren sollen. „Da gehört schon Eigeninitiative dazu.“ Ein Hersteller von Kühlanlagen etwa solle sich Gedanken darüber machen, ob beispielsweise Elektro-
»MIT DER EVOLUTIONSSPIRALE IM KONVENTIONELLEN FAHRZEUGBAU GEHT ES ZU ENDE.« //Zitat: Prof. Johann Tomforde
fahrzeuge auch Wärmetauscher brauchen und kommt dann zur Antwort: Klar gibt es auch dort Aggregate, die anspruchsvoll temperiert werden müssen. Das Business der Zulieferer wird sich verändern, aber ihre lange Tradition im Automobilbau kann sich nach Meinung Zeilingers fortsetzen. Bei der Frage, wie sich das Bild der Städte in den nächsten Jahrzehnten verändern wird, geht es nicht allein um Antriebe oder Mobilitätskonzepte. „Es gilt, eine Brücke zwischen Mobilität und Architektur zu schlagen, denn für die Stadt der Zukunft müssen die Kästchen zwischen beiden Bereichen aufgebrochen werden und zusammenwachsen“, sagt Dr. Wolfgang Seeliger abschließend.
Peter Ilg
#6789 – Technologie. Innovation. Unternehmertum
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LEICHTBAU MEETS AUTOMOTIVE
ALTERNATIVE ANTRIEBE MÜSSEN LEICHTER SEIN Der Fahrzeugbau ist gewaltig im Umbruch. Neue Antriebe werden konventionelle ergänzen, vielleicht ganz ersetzen. Zurzeit bestehen für den Leichtbau gute Wachstumschancen, weil viel Bewegung im Markt der Mobilität ist.
//Zitat: Thomas Stephan
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Fahrzeuggewicht minimieren Aus dem Hause Mercedes-AMG kommen nicht nur Performance Fahrzeuge, die parallel zu den jeweiligen Mercedes-Modellen entstehen, sondern auch komplett in Eigenregie entwickelte reinrassige Sportwagen. Die Daimler-Tochter hat ihren Sitz in Affalterbach, etwa 20 Kilometer nordöstlich von Stuttgart gelegen. 1.700 Beschäftigte hat Mercedes-AMG dort. Der Maschinenbauingenieur Thomas Stephan leitet das Team Gewichtsmanagement. „Eines unserer Entwicklungsziele ist minimales Fahrzeuggewicht“, sagt Stephan. Geringes Gewicht macht Autos schnell und senkt den Verbrauch. Bei Mercedes-AMG und anderen Herstellern.
SPORTWAGEN
»EINES UNSERER ENTWICKLUNGSZIELE IST MINIMALES FAHRZEUGGEWICHT.«
Wenn ein Fahrzeug leicht werden soll, fängt man am besten damit an, sich bereits in der Konzeptphase Gedanken darüber zu machen, an welchen Stellen und mit welchen Materialien man Gewicht sparen will. Ziel des Konzeptleichtbaus ist es, ein Gewichtsoptimum zu erreichen, das auf den gestellten Anforderungen basiert. Leichtbau ist daher kein Selbstzweck, sondern ein Mittel, um eine Zielsetzung zu erreichen. Die Ziele können ganz unterschiedlich sein. Im Sportwagenbau sind das ganz andere als für Lastwagen. Beim „Technologietag Hybrider Leichtbau“ Ende Juni haben ein Leichtbauexperte vom Sportwagenhersteller AMG und der Geschäftsführer des Kompetenzzentrums Nutzfahrzeuge vom Entwicklungsdienstleister EDAG die Leichtbauziele für ihre völlig unterschiedlichen Fahrzeuge vorgestellt. Im Ergebnis geht es beiden darum, diese leichter zu machen. Leichtbau BW GmbH hat das DLR Institut für Fahrzeugkonzepte damit beauftragt, zu untersuchen, welche Fahrzeugkonzepte künftig gefragt sind und welche Potenziale der Leichtbau dabei hat. Ein Wissenschaftler vom DLR stellte erste Studienergebnisse vor.
Und auch AMG muss einen breiten Spagat machen, denn „das Auto soll zwar möglichst leicht sein, doch die Kunden wollen maximalen Komfort“. Der macht Fahrzeuge schwer. Deshalb sucht Stephan mit seinem Team passende Stellen am Fahrzeug, dass es nicht zu schwer wird. Das beginnt schon in der Konzeption eines Fahrzeugs. „Wir entwickeln unsere Produkte parallel zu den je-
LEICHTBAU MEETS AUTOMOTIVE
weiligen Mercedes-Modellen und prüfen daher schon in der Konzeptphase gemeinsam mit den Kollegen im Konzern, an welchen Stellen wir eine Gewichtsreduktion einbringen können.“ In der Fertigung setzt AMG auf einen intelligenten Materialmix. Carbon wird für Gelenkwellen genutzt, Aluminium im Gitterrahmen und Magnesium im Vorbau für eine gute Gewichtsbalance der Autos und damit einer ausgeglichenen Achslastverteilung. In der AMG-Ikone, dem Modell Mercedes-AMG GT R, wurde extremer Leichtbau in Form smarten Materialeinsatzes betrieben. Das Auto hat 585 PS, erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 318 km/h und wiegt nur 1.630 kg. Zum Vergleich: Ein Golf 7 bringt nur 300 kg weniger auf die Waage bei wesentlich geringeren Fahrleistungen. Seine stabilen Eigenschaften hat der GT R ein-
drucksvoll auf der Nordschleife des Nürburgrings unter Beweis gestellt: mit dem Auto wurde die bis dato schnellste, jemals von der Zeitschrift „Sport Auto“ getestete Runde eines straßenzugelassenen Sportwagens gefahren. Geringes Gewicht und starke Stabilität schließen sich durch kreativen Leichtbau offensichtlich nicht aus. Mehr Nutzlasten rausholen Die PS-Klasse bleibt ähnlich, doch die Höchstgeschwindigkeit fällt stark ab. Dafür bringen Nutzfahrzeuge zusammen mit ihrer Ladung ein beachtliches Gewicht auf die Waage. „Trucks sind gerade wegen ihrer Größe ganz faszinierende Fahrzeuge, die es uns ermöglichen, in Luxus und Wohlstand zu leben, indem sie zuverlässig und effizient vielfältigste Transportaufgaben bewältigen. Und vor allem sind sie genau auf ihre Transportaufgabe angepasste Maßanzüge“,
Neue Fahrzeugkonzepte Sehen so die Autos der Zukunft aus? // Foto: DLR Institut für Fahrzeugkonzepte, Stuttgart
#6789 – Technologie. Innovation. Unternehmertum
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LEICHTBAU MEETS AUTOMOTIVE
E-Antrieb und Brennstoffzelle könnte die bisherige Bauform künftig in Frage gestellt werden.“, sagt Seifert. Wenn man den Rahmen nach bionischen Methoden so neu konstruieren würde, wie ihn die Natur hätte wachsen lassen, dann käme einer heraus, der einem Käfig ähnelt. „Man braucht keine herkömmlichen Querträger mehr, hat weniger Bauraumrestriktionen und kann schwere Komponenten besser anbinden“, so Seifert. Insgesamt macht das den Rahmen auch leichter, weil zudem ein Materialmix verwendet werden kann.
NUTZFAHRZEUGE
sagt Jochen Seifert. Der Maschinenbauingenieur ist seit 2006 Geschäftsführer des Kompetenzzentrums Nutzfahrzeuge der EDAG Engineering Schweiz GmbH, mit Sitz in Arbon am Bodensee. Das Unternehmen ist ein führender Entwicklungsdienstleister im Bereich Automotive. Der Güterverkehr ist wohlstandsgetrieben, ein signifikanter Wachstumsmarkt und je leichter ein Lkw selbst ist, umso mehr Nutzlast kann er transportieren. Und nur die bringt Geld, das Eigengewicht ist hier notwendiger Ballast. Der Fahrzeugrahmen ist das Rückgrat eines jeden Lkw. An diesen werden Motor, Achsen und Fahrerhaus angebaut. Er sieht einer Leiter sehr ähnlich, daher auch seine Bezeichnung: Leiterrahmen. In dieser Konstruktion sind zwei Längsträger durch mehrere Querträger miteinander verbunden, ähnlich den Sprossen an einer Leiter. An den Außenseiten der Längsträger hängen teilweise schwere Komponenten, etwa Dieseltanks mit über 1.000 Litern Fassungsvermögen, komplexe Abgasnachbehandlungssysteme und in Zukunft vermehrt auch schwere Batterie-Packs oder Gas-Flaschen. „Der Leiterrahmen hat sich bisher bewährt, aber getrieben durch die neu hinzukommenden Komponenten von
EDAG hat für die vergangene IAA Nutzfahrzeuge 2016 einen solchen Rahmen nachgebildet und als visionäre Idee präsentiert. Der gezeigte Demonstrator ist ein Rahmen für ein kurzfristig realisierbares Übergangsszenario. Er besteht hinten aus einem konventionellen Leiterrahmen, der im vorderen Bereich die Vorteile einer Käfigstruktur aus modernen Gusswerkstoffen und leichtbaugerechter Formgebung anklingen lässt. Für die IAA Nutzfahrzeuge im September kündigt Seifert eine konsequente Fortführung dieser Idee durch das innovative EDAG-Chassis-Konzept „BatteRange“ an (Halle 13, B33).
Studie EDAG Light-Truck Je leichter ein Lkw ist, umso mehr Nutzlast kann er transportieren. Und nur die bringt Geld. Das Eigengewicht ist notwendiger Ballast, den es zu minimieren gilt. //Foto: EDAG Engineering Schweiz GmbH
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Technologie. Innovation. Unternehmertum – #6789
Einsparpotenzial im Nutzfahrzeugbau gibt es bei nahezu allen Teilen. Wie hier in einer gewichtsoptimierten Radaufhängung für einen Light-Truck. //Foto: EDAG Engineering Schweiz GmbH
»FÜR DEN LEICHTBAU BESTEHT ZURZEIT EIN RIESIGES POTENZIAL, WEIL VIEL BEWEGUNG IM MARKT IST.« //Zitat: Dr. Gerhard Kopp, DLR
Prototyp
Warum sich Leichtbau lohnt Von Sport- und Lastwagen nun zur Wissenschaft und wie die Forschung Trends hinsichtlich zukünftiger und langfristiger Fahrzeugkonzepte sieht. „Wenn man an die gesellschaftlichen Entwicklungen denkt, beeinflussen Urbanisierung, Globalisierung, aber auch Sicherheitsaspekte und die alternde Gesellschaft die Mobilität von morgen“, sagt der Luft- und Raumfahrtingenieur Dr. Gerhard Kopp vom DLR Institut für Fahrzeugkonzepte in Stuttgart. Dazu kommen Ressourcenknappheit und Ressourcenschonung und es gibt politische Vorgaben, die sich auf die Mobilität auswirken: bis 2050 soll der CO2-Ausstoß im Vergleich zu 1990 um 60 Prozent reduziert werden. „Um all diese Rahmenbedingungen einzuhalten, muss jeder an der Mobilität Beteiligte seinen Beitrag leisten“, sagt Kopp. Die besondere Herausforderung im Leichtbau ist, dass Fahrzeuge immer schwerer werden. „Elektromobilität bringt zwar eine CO2-Reduzierung, aber große Batterien für Elektroautos machen Fahrzeuge schwer und dadurch verbrauchen sie mehr Energie“, so Kopp. Der Leichtbau stehe gleich vor einer doppelten Herausforderung: das Zusatzgewicht muss kompensiert werden und er muss insgesamt seinen Beitrag zur CO2-Reduzierung leisten. Das große Problem: Leichtbau darf nicht mehr kosten als konventioneller Fahrzeugbau. „Doch ohne systematischen Leichtbau werden wir unsere Ziele nicht schaffen“, prognostiziert der Wissenschaftler.
„Leichtbau lohnt sich, denn durch ein geringeres Fahrzeuggewicht steigt die Reichweite – Reichweite in Form von mehr Batterien ist aber sehr teuer. Mit Leichtbau lässt sich hier also Geld sparen“, sagt Dr. Wolfgang Seeliger, Geschäftsführer der Leichtbau BW GmbH. Außerdem könne man dank einem geringeren Fahrzeuggewicht die Nutzlast erhöhen, so Seeliger weiter. Das DLR Institut untersucht im Auftrag der Landesagentur für Leichtbau BW Trends von Fahrzeugkonzepten. „Zurzeit besteht für den Leichtbau ein riesiges Potenzial, weil viel Bewegung im Markt ist“, sagt Kopp. Beispielsweise durch alternative Antriebe und selbstverständlich bestehe darin ein gewisses Risiko, weil nicht sicher ist, welcher oder welche Antriebe sich durchsetzen werden. Was eine signifikant wichtige Rolle im Engineering neuer Fahrzeugkonzepte spielen wird, ist nach Meinung des Wissenschaftlers die Digitalisierung. „Sie macht es möglich, neue Fahrzeuge schneller zu entwickeln.“ Dann können auch kleinere Stückzahlen als Nischenprodukte gewinnbringend umgesetzt werden. „Der Leichtbau der nächsten Generation braucht die Digitalisierung. Und wenn alle Prozesse in der Entwicklungskette miteinander vernetzt sind, können wir in Echtzeit individuelle Leichtbaulösungen realisieren und die Time-to-Market drastisch verkürzen, was einen enormen Wettbewerbsvorteil darstellt“, ergänzt Dr. Wolfgang Seeliger. Peter Ilg
WISSENSCHAFT
Die Digitalisierung ermöglicht die schnellere Entwicklung neuer Fahrzeuge. //Foto: DLR Institut für Fahrzeugkonzepte, Stuttgart
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NEUE LEICHTBAUTECHNOLOGIEN
IN EINEM SCHRITT ZUM BAUTEIL. NEUE VERFAHREN IN DER SERIENFERTIGUNG VON KUNSTSTOFFTEILEN Im Fokus bei der Entwicklung zukunftsfähiger Produkte steht die Einsparung von Gewicht, Material, Energie und nicht zuletzt von Kosten. Leichter, fester und günstiger sind die Schlagworte insbesondere im Automobilsektor. Leichter sollen in den Fahrzeugen der Zukunft insbesondere Karosserien und Einbauteile werden, ohne dabei Einbußen in Sachen Stabilität und Steifigkeit hinnehmen zu müssen. Neue Technologien, Materialien und Verfahren in der Produktion sollen diese Ziele ermöglichen.
In der Herstellung von Karosserie- und Einbauteilen in der Fahrzeugindustrie kommen aktuell fast 80 Prozent thermoplastische Kunststoff- oder Kunststoffverbundteile zum Einsatz. Sie sind kostengünstig, in kurzen Zykluszeiten produzierbar und durch Aufschmelzen umformbar und wiederverwendbar. Der Nachteil: Thermoplast-Bauteile besitzen oft nicht ausreichende Festigkeits- und Steifigkeitswerte. Mit dem Einsatz von lang- und endlos-faserverstärkten thermoplastischen Kunststoffen lassen sich Festig- und Steifigkeitsanforderungen im Fahrzeugbau wirtschaftlich erfüllen. Einer der Experten für hochfeste Thermoplaste ist die Weber Fibertech in Markdorf. Zur Ermöglichung des wirtschaftlichen Leichtbaus setzt das süddeutsche Unternehmen auf drei verschiedene, aufeinander aufbauende Verfahren. „Unsere Verfahren sind ursprünglich aus der Idee entstanden, eine komplette, extrem leichte, aber hochfeste Karosserie mit minimalen Investitionskosten zu bauen“, sagt Friedbert Schmitt, Geschäftsführer bei Weber Fibertech. Auf Basis einer skalierbaren Fertigung wurden Verfahren konzipiert, in denen Thermoplasten mit Lang- und EndlosFasern und weiteren Materialien in einem One-Shot-Fließpressverfahren kombiniert werden können. 36
Hohe Steifigkeitsund Festigkeitswerte erreicht dieses Bauteil durch lokale Verstärkung mit 10-mm-Langfasern und Endlosfasern im D-LFT-Verfahren mit nur einem Pressehub.
Mit dem patentierten E-LFT-Verfahren lassen sich in Kombination z.B. mit Organoblechen, UD-Profilen oder Tape-Gelegen mit Glas- oder Carbonfasern mittlere und großflächige Kunststoffteile mit einer Größe bis zu zwei Quadratmetern produzieren. Durch die Verwendung von Endlosfasern sind Bauteile genau dort verstärkbar, wo Lasten auftreten. „Schon in der Grundmatrix erreichen wir Faserlängen von 10–12 mm, alleine damit erhalten wir Bauteile mit hoher Festigund Steifigkeit“, erläutert Schmitt. „Bei Einbauteilen, die hohe Steifigkeitswerte erfordern, wie z.B. Sitzschalen, werden entsprechend der Lastfälle zusätzlich Endlosfasern eingebracht, aus Kostengründen meist auf Basis von Glas“, erklärt er weiter. „Unser E-LFT-Verfahren ermöglicht so die kostengünstige Entwicklung und Herstellung ultraleichter Bauteile mit hoher Festigkeit, maximaler Steifigkeit
Technologie. Innovation. Unternehmertum – #6789
und hervorragenden mechanischen Eigenschaften“, so Schmitt. Es verbindet speziell gemischte Compounds aus Rohmaterial und Additiven mit unterschiedlichen Lang- und Endlosfasertypen. Die in die Fertigungslinie integrierte Compoundierung bewirkt eine hohe Flexibilisierung in der Adaptierung des Materials auf die spezifischen Anforderungen des Bauteils, das dann als One-Shot-Verfahren in nur einer Pressung gefertigt wird. In der Weiterentwicklung lassen sich mit dem E-LFT-Hybrid-Verfahren langfaserverstärkte Thermoplasten mit Metall oder Aluminium formschlüssig verbinden oder im E-LFT-Dekor-Verfahren mit Materialien wie Stoff oder Vlies kombinieren. „Insbesondere im Fahrzeugbau gibt es Anforderungen bei Steifigkeiten, die den Einsatz von Metall erfordern. Eine Fertigungsbesonderheit der Hybridvariante ist die Produktion mit unserem One-
NEUE LEICHTBAUTECHNOLOGIEN
Shot-Verfahren: Das nicht vorgeformte Metall- oder Aluminiumblech wird gleichzeitig mit dem Kunststoff in einem einzigen Schritt gefertigt. „Mit unserer Technologie lassen sich zudem Oberflächenstrukturen darstellen und damit Strukturteile für den Sichtbereich herstellen“, so Schmitt. Das spart Kosten durch den Wegfall
nicht mehr benötigter herkömmlicher Verkleidungen. Das Besondere: Durch den Einsatz der Endlosfaserprofile lassen sich leichte und hochfeste Teile auf Basis günstiger Thermoplaste herstellen, die durch das Hybridverfahren auch mit weiteren Materialien kombiniert und auch als Sichtteile verwendet werden können. Zum Einsatz kommen die in Markdorf produzierten Bauteile aktuell z.B. in Heckklappen, für Sitzkomponenten der Daimler E-Klasse und als komplexe Strukturteile im Maschinenbau.
„Unsere Technologien ermöglichen wirtschaftlichen Leichtbau in nahezu allen Industriezweigen. Der Schwerpunkt liegt aber nach wie vor im Karosserie- und Fahrzeugbau“, sagt Schmitt. Neben der Automobilindustrie halten lang- und endlosfaserverstärkte Teile auch im Flugzeug- und Maschinenbau, bei Elektrogeräten, im Motorenbau oder bei alternativen Energiesystemen Einzug. Der spannendste Markt der Zukunft dürfte jedoch die Herstellung von Batteriegehäusen für Elektrofahrzeuge sein, deren Gewicht noch einen der kritischen Faktoren in der Produktion darstellt. Astrid Koke
„Smarte“ Heckklappe mit E-LFT: 25 % höhere Steifigkeit bei weniger Kosten und Gewicht.
LEICHTBAULÖSUNGEN AUS DEM LÄNDLE AUF DER IAA NUTZFAHRZEUGE Nutzlasten erhöhen und den Kraftstoffverbrauch senken – das geht mit Leichtbau. Während der IAA NUTZFAHRZEUGE (20. bis 27. September) präsentieren sieben Aussteller ihre innovativen Leichtbaulösungen am Gemeinschaftsstand „Leichtbau aus Baden-Württemberg“ in Halle 13, Stand E24:
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Driving tomorrow
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Wie kann man innerhalb kurzer Zeit individuelle Leichtbaulösungen realisieren und so die Time-toMarket drastisch verkürzen? Lernen Sie bei der ACCELERATED INNOVATION GMBH die Vorteile einer komplett digitalisierten Entwicklungskette kennen. Mit den Kunststoffgranulaten der BADA AG lassen sich nicht nur Metalle ersetzen – Additive sorgen für besondere Eigenschaften wie etwa elektrische Isolierung oder Flammschutz. GAUGLER & LUTZ OHG ist der Spezialist für leichte Kernmaterialien – so lassen sich extrem leichte Teile realisieren, bei gleichzeitig maximaler Steifigkeit. Die KCN GMBH stellt ihre Antirutschböden für Lkw-Aufbauten und -Trailer vor. So lassen sich Niederzurrzeiten oder das Auslegen von Antirutschmatten einsparen.
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SAINT JEAN INDUSTRIES hat sich auf Entwicklung und Herstellung von Aluminium- und Stahlteilen für Chassis, Rohkarosserien, ultraleichten Aluminiumrädern und Antriebssträngen spezialisiert. WEBER FIBERTECH GMBH stellt kostengünstige Leichtbauteile aus Faserverbundstoffen für Karosseriestrukturen her. Durch die Substitution von Metallteilen ist eine Gewichtseinsparung von etwa 30 bis 50 Prozent möglich. Außerdem ist A2LT – AUSTRIAN ADVANCED LIGHTWEIGHT TECHNOLOGY am Gemeinschaftsstand mit vertreten, der die Kompetenzen der österreichischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen im Themenfeld Leichtbau bündelt. Mehr unter: www.leichtbau-bw.de/iaa18
#6789 – Technologie. Innovation. Unternehmertum
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INTERVIEW – BLOCKCHAIN
BLOCKCHAIN – MEHR ALS EIN HYPE Blockchain ist als Schlagwort in aller Munde. Was mit dem Bitcoin begann, ist heute vor allem im Bereich Werttransfer und Wertaufbewahrung ein heißes Thema. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff? Der Stuttgarter Blockchain-Experte Jochen Kaßberger bringt im Gespräch mit der #6789 Licht ins Dunkel, wirft einen Blick auf Chancen und Risiken von BlockchainAnwendungen und erklärt konkrete Einsatzfelder dieser Zukunftstechnologie mit besonderem Blick auf Baden-Württemberg.
Auch wenn Blockchain als Begriff vertraut ist – können Sie das Wesentliche dieser Technologie kurz erläutern? Zunächst ist Blockchain eine neue Form der digitalen Kommunikation in einem dezentralen Netzwerk, in dem es keine Client-Serverarchitekturen mehr gibt. Hier spielen Stichworte wie Kryptographie oder das sich fortschreibende Kassenbuch eine Rolle. Bislang war Vertrauen nicht digitalisierbar, dies wird jetzt mit Blockchain möglich.
BLOCKCHAIN IST EINE INNOVATION AUF DREI EBENEN: TECHNOLOGISCH, SOZIAL UND ÖKONOMISCH. Es zeichnet sich aktuell jedoch ab, dass Blockchain sich vor allem dort 38
am besten einsetzen lässt, wo Werte digitalisiert werden, also im Bereich von Währungen, Eigentumsanteilen, der Tokenisierung von realen Werten wie etwa Investitionsgütern. Innerhalb der Technologie ist grundsätzlich zwischen Public und Private Blockchains zu unterscheiden. Beispiele für Public Blockchains sind etwa der Bitcoin oder Ethereum, bei denen jeder Teilnehme mit einer spezielle Software (Knoten) ohne zusätzliche Zugangsberechtigung am Netzwerk teilnehmen kann. Die Datenintegrität der Transaktionen wird über einen Konsensus-Mechanismus gesichert. Private Blockchains werden vor allem in Netzwerken von Unternehmenskonsortien eingesetzt, bei denen die Teilnehmer gemeinsam genutzte Prozessdaten untereinander austauschen und zur gegenseitigen Kommunikation nutzen. An diesen Netzwerken kann nur teilnehmen, wer eine exklusive Zugangsberechtigung besitzt. Oft wird die Blockchain-Thematik jedoch von einer generellen Digitalisierungsherangehensweise überlagert. Und nach einer anfänglichen Eupho-
Technologie. Innovation. Unternehmertum – #6789
riephase, was alles mit der Blockchain-Technologie möglich ist, ist inzwischen eine gewisse Ernüchterung eingetreten, da erkannt wird, dass die Blockchain-Technologie nicht alle Probleme der Digitalisierung löst. Was ist das Besondere an der Blockchain-Technologie? Das Besondere der Blockchain-Technologie ist ihre Polivalenz, dass sie, wie gesagt, eine Innovation auf technologischer, sozialer und ökonomischer Ebene bedeutet. Auf technologischer Ebene wird durch die Kombination verschiedener Komponenten Vertrauen zwischen Teilnehmern, die sich nicht kennen und normalerweise nicht vertrauen, geschaffen. Der soziale Hintergrund der Blockchaintechnologie wird schnell deutlich, wenn man die Anfänge der Technologie innerhalb der weltweiten dezentralen Open-Source Communities betrachtet, aus deren Engagement der eigentliche Innovationstreiber von Blockchain und ihre Möglichkeiten einer globalen Koordination von Netzwerkteilnehmern kommt.
// Fotos: adrian_ilie825; pingebat; Julian – Fotolia.com
INTERVIEW – BLOCKCHAIN
Auf ökonomischer Ebene wurde mit Blockchain-Technologie auf Computerprotokollbasis erstmals eine digitale Vergütung beispielsweise für die in einem Netzwerk bereitgestellte Rechenleistung möglich. Ein besonders wichtiger Aspekt ist zudem, dass es auf Ebene von Peer-to-Peer-Netzwerken immer mehrere Teilnehmer braucht, damit diese Technologie funktioniert. Aus unternehmerischer Sicht ist ein signifikantes Wesensmerkmal der Private Blockchain-Technologie, dass sie für einen unternehmensinternen Einsatz allein wenig Sinn macht, sondern es eben immer externer Teilnehmer bedarf. Kunden und Partner Netzwerke unter Einhaltung verbindlicher digitaler Regeln. Hier kommt neben dem ökonomischen der soziale Aspekt des Netzwerkens ins Spiel, eine funktionierende Blockchain erfordert grundsätzlich die Zusammenarbeit mit anderen Netzwerkteilnehmern.
Es lässt sich eine zögerliche Umsetzung von Projekten auf Private Blockchain-Basis in Unternehmen beobachten. Wo liegen hier die Gründe? Bei der Umsetzung von Private Blockchain-Projekten hat sich auf Unternehmensebene tatsächlich eine gewisse Ernüchterung breit gemacht. Zum einen befindet sich die Technologie in einem frühen Entwicklungsstadium und lässt sich daher in geschäftskritischen Bereichen noch nicht problemlos einsetzen. Andererseits bedeutet die Implementierung einer Private Blockchain in bestehende Systeme einen erheblichen Aufwand. Denn Private Blockchain-Projekte erfordern die Zusammenarbeit von mehreren Unternehmen in einem Netzwerk, in dem dann Transaktionsdaten ausgetauscht werden, für eine reine unternehmensinterne Nutzung macht Blockchain, wie bereits gesagt, keinen Sinn.
Das Blockchain Ökosystem in Baden-Württemberg mit seinen beteiligten Organisationen.
BLOCKCHAIN IN BADEN-WÜRTTEMBERG
#6789 – Technologie. Innovation. Unternehmertum
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INTERVIEW – BLOCKCHAIN
»EINE BLOCKCHAIN ERFORDERT IMMER DIE ZUSAMMENARBEIT MIT ANDEREN NETZWERKTEILNEHMERN.« //Zitat: Jochen Kaßberger
In welchen Bereichen geschieht gerade am meisten? Gibt es so etwas wie einen Hotspot für diese Technologie in Deutschland? Gerade gibt es mindestens zwei spannende Bereiche. Da sind die Großunternehmen, die erkennen, dass das Thema Relevanz und Zukunftspotenzial hat. Es gibt kaum ein Fortune 500-Unternehmen, das sich nicht mit dem Thema befasst, besonders vor dem Hintergrund, dass erkannt worden ist, was die Digitalisierung für Gesellschaft und Unternehmen bedeutet. Man kann sich hier nicht mehr erlauben, einen wesentlichen Trend zu ignorieren. In Europa ist ein Hotspot für Blockchain-Projekte, neben London, ganz klar Berlin. Hier bewegt sich auch im Bereich innovativer Start-ups sehr viel. Die Leser von #6789 interessiert natürlich insbesondere, was sich in Baden-Württemberg tut? Mit blockLAB versuchen wir in der Region Stuttgart die Blockchain40
Akteure zu vernetzen und den Standort im Bereich Blockchain-Technologie zu stärken. Im Stuttgarter Raum sind es natürlich zunächst Großunternehmen wie Bosch, ENBW, Daimler, Porsche oder die LBBW, die Projekte vorantreiben aber auch erste Startups sind aktiv. Ein erfolgreiches Beispiel in Baden-Württemberg für den Einsatz von Blockchain-Technologie auf ein bestehendes Finanzierungsinstrument ist der Prototyp, der 2017 von der LBBW und Daimler an den Start gebracht wurde. Weltweit waren sie die Ersten, die ein Schuldscheindarlehn auf Basis einer Private Blockchain umgesetzt haben und damit 100 Millionen Euro bei Investoren eingesammelt haben. Mittlerweile ist die LBBW führend in diesem Bereich. Auf dem Finanzplatz wäre auch die von der Börse Stuttgart entwickelte BISON App zu nennen. Sie ermöglicht den Handel mit Kryptowährungen für Endanwender und ist die weltweit erste Krypto-App, hinter der eine traditionelle Wertpapierbörse steht. Den Prototypen der App gibt es be-
Technologie. Innovation. Unternehmertum – #6789
reits, das fertige Produkt ist ab Herbst verfügbar. Am 2. August verkündete die Börse zudem, dass sie zukünftig eine durchgehende Infrastruktur für digitale Assets schaffen möchte. Dahinter stehen Anlageprodukte auf Basis der Blockchain-Technologie. Die Börse Stuttgart übernimmt mit dieser strategischen Ausrichtung eine Führungsrolle in Europa. Ein vielversprechendes Start-up aus dem Stuttgarter Raum ist OLI Systems. Sie haben auf Basis blockchaingestützer Software- und Hardware-Komponenten ein öffentliches Energiehandelsnetz entwickelt in dem Teilnehmer ein dezentrales Netzwerk bilden und beliebig und deutschlandweit Energie teilen können. Welches sind die derzeit spannendsten Einsatzbereiche der Blockchain-Technologie? Werttransfer und Wertaufbewahrung sind sicher die spannendsten Gebiete in Form von Kryptowährungen, ICO und der Tokenisierung von Realgütern wie etwa Investitionsgüter. Insbesondere die sogenannten ICO – Initial Coin Offerings – als Crowdfunding auf Blockchain-Basis zeigt deutlich die Dynamik, die gerade im Thema Werttransfer steckt. Allein in 2017 wurden auf diese Weise in den USA zwischen 6 und 8 Milliarden US-Dollar in Blockchain-Projekte investiert. Das ist der vierfache Betrag von dem, was klassische Venturekapitalfirmen bislang hier investiert haben. Damit hat man im letzten Jahr eine Disruption in der Frühphaseninvestition von Blockchain-Projekten gesehen – mit einer unglaublichen Dynamik. Vielleicht ist es ein Vorbote dessen, was im Finanzbereich passiert, dass innerhalb kürzester Zeit massive Umwälzungen stattfinden. Ist die dynamische Entwicklung der ICOs mehr als nur ein Hype? Initial Coin Offerings sind als Thema insofern sehr spannend, weil sie exemplarisch zeigen, was grundsätzlich im Bereich der Projekt-Finanzierung auf Blockchain-Basis möglich ist. Man
INTERVIEW – BLOCKCHAIN
»WIR VERSUCHEN DIE BLOCKCHAINAKTEURE IN DER REGION STUTTGART ZU VERNETZEN.« //Zitat: Jochen Kaßberger
sollte es vielleicht so betrachten, dass ICOs zwar gerade einen Hype erleben, der sich sicher aber auch wieder abschwächen wird und letztlich dann nur ein kleiner Teil der Projekte auch realisiert wird. Die Daseinsberechtigung der ICOs zeigt sich insbesondere in ihrem Potenzial für Investitionen und Risikokapitalanlagen. Hier bieten sie einfach eine gute Ausgangssituation für technologieorientierte Startups, weil Geld da ist, um neue Entwicklungen zu treiben. So wird dann eine Dynamik in Gang gesetzt, die positive Effekte für Start-ups haben kann. Die relativ leichte Verfügbarkeit von Riskiokapital ist ja einer der Gründe, warum das Silicon Valley heute eine so große Bedeutung für Technologie-Start-ups hat, denn insbesondere die Vor- und Frühfinanzierung von Neugründungen ist für die Entwicklung junger Technologieunternehmen entscheidend. Wie sieht es aus mit Anwendungsmöglichkeiten in der Industrie 4.0? Es gibt hier ganz klar Ansätze, noch wird aber viel ausprobiert. So kann zum Beispiel die Identität von IoT-Geräten über die Blockchain dezentral abgesichert werden. Aktuell haben wir gemeinsam mit dem ISW der Universität Stuttgart und 51nodes eine Blockchain-basierte Beauftragung von Produktionsmaschinen entwickelt. Am Beispiel einer Steuerung eines 3D-Druckers folgt das auf Ethereum-Basis entwickelte Modell einer prozessbasierten Darstellung einer Produktionskette vom Auftrag über mehrere Produktionsschritte bis zur Auslieferung des Produkts. Die
einzelnen Wertschöpfungsschritte werden durch den Einsatz von Maschinenkapazitäten verschiedener Anbieter realisiert. Das Besondere ist hier insbesondere die Tokenisierung von Maschinenkapazitäten und Produktionsmitteln innerhalb der Wertschöpfungskette. Das Projekt zeigt modellhaft die Machbarkeit der Integration von Blockchain-Technologie in heutige Produktionstechnologien und soll als Grundlage für weitere Vorhaben dienen. In der Realität wird es sicher aber noch ein oder zwei Jahre dauern, bis hier in Deutschland größere konkrete Anwendungen an den Start gehen. Wir danken für das Gespräch. Die Fragen stellte Astrid Koke.
INFO Jochen Kaßberger
blockLAB Stuttgart
studierte Architektur an der Universität Stuttgart und der Arizona State University in den USA und beschäftigt sich seit Mitte der 90er Jahre mit dem Internet. Nach einem Aufenthalt in der US-amerikanischen Dot.Com Industrie um die Jahrtausendwende arbeitete er über zehn Jahre als Managementund Organisationsberater in der Automobilindustrie. Seine Begeisterung für die Weiterentwicklung des Internets und die Blockchain-Technologie führten dazu, blockLAB Stuttgart Anfang 2016 zu gründen. Er ist Teilhaber der 51nodes GmbH.
ist ein 2016 gegründetes Netzwerk von Blockchain-Interessierten. Regelmäßige Events wie der CryptoMonday und weitere Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit der bwcon informieren über die Blockchain-Technologie und ihre Anwendbarkeit und vernetzt die Beteiligten. 2018 veranstalteten bwcon und blockLAB den ersten Blockchain-Hackathon in Stuttgart. (www.blocklab.de) Im Juni 2018 haben blockLAB gemeinsam mit der bwcon ihre Blockchain-Strategie für Baden-Württemberg an das Innenministerium des Landes Baden-Württemberg übergeben. Aktuell arbeitet blockLAB daran, anhand des eigenen Beispiels die Rechtsform des „Nicht eingetragenen Vereins“ mit der Blockchain zu verbinden und dann Vereinen zur Verfügung zu stellen. Damit soll die Diskussion über eine digitale Gesellschaftsform angestoßen werden. Mehr unter: www.blocklab.de
#6789 – Technologie. Innovation. Unternehmertum
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ÜBER BLOCKCHAIN Zunächst ist Blockchain eine neue Form der digitalen Kommunikation in einem dezentralen Netzwerk, in dem es keine Client-Server-Architekturen mehr gibt. Innerhalb der Technologie ist grundsätzlich zwischen Public und Private Blockchains zu unterscheiden. Beispiele für PUBLIC BLOCKCHAINS sind etwa der Bitcoin oder Ethereum, bei denen jeder Teilnehmer, der einen Knoten betreiben möchte, ohne zusätzliche Zugangsberechtigung am Netzwerk teilnehmen kann. PRIVATE BLOCKCHAINS werden vor allem in Netzwerken von Unternehmenskonsortien eingesetzt, bei denen die Teilnehmer gemeinsam genutzte Prozessdaten untereinander austauschen und für Projekte nutzen. An diesen Netzwerken kann nur teilnehmen, wer eine exklusive Zugangsberechtigung besitzt.
PUBLIC BLOCKCHAIN Die Basis der Blockchain ist ein dezentrales Protokoll, eine verteilte Datenbank, für Transaktionen zwischen Teilnehmern, die jede Veränderung transparent und fälschungssicher erfasst. Dezentral bedeutet, dass diese Datenbank auf jedem Computer der Netzwerkteilnehmer verteilt ist und jeweils der vollständige Datensatz jedem Teilnehmer zugänglich ist. Zusammen bilden diese das Blockchain-Netzwerk. Im Prinzip besteht die Blockchain aus mehreren Elementen: einem dezentralen Peer-to-PeerNetzwerk und Blöcken mit Transaktionsdatensätzen. Die Richtigkeit der Transaktionen wird über einen Konsensus-Algorithmus sichergestellt. Vorgänge in der Blockchain sind fälschungssicher, da kryptografische Verschlüsselungsmethoden eingesetzt werden, deren Manipulation extrem schwierig ist. Die bekanntesten Beispiele sind der Bitcoin oder die Plattform Etherum. 42
INITIAL COIN OFFERINGS – DIE ZUKUNFT DES FUNDRAISING?
BLOCKCHAIN IN STICHWORTEN
PUBLIC VS. PRIVATE BLOCKCHAIN Unterschiede und Einsatzmöglichkeiten
Technologie. Innovation. Unternehmertum – #6789
Initial Coin Offerings (ICO) haben in den letzten zwei Jahren eine dynamische Entwicklung erlebt. Die Idee, Tokens eines Blockchain-Projekts zu vertreiben, hat sich zu einem erfolgreichen Instrument entwickelt, um Geld für die Entwicklung neuer Anwendungen zu sammeln. Was sind ICO überhaupt? Initial Coin Offering bedeutet, dass ein Anbieter Investoren im Austausch gegen Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum einige Einheiten einer neu geschaffenen eines Krypto-Tokens anbietet. Das im Voraus erstellte Token kann einfach verkauft und an allen Krypto-Exchanges gehandelt werden. Aktuell ist das Ethereum-Netzwerk die Blockchain, auf der die meisten ICO-Token erstellt werden.
Private Blockchain Ein Private Blockchain-Netzwerk wird von einer Entität, zum Beispiel einem Unternehmenskonsortium, gestartet. Die Teilnahme am Netzwerk erfordert, gegensätzlich zur Public Blockchain, eine Einladung bzw. eine Beitritts-Berechtigung. Diese muss entweder vom Netzwerk-Starter oder durch eine Reihe von Regeln validiert werden, die der Netzwerk-Starter vorgibt. Unternehmen, die eine Private Blockchain einrichten, tun dies zumeist als Netzwerk mit bestimmten Zugangsregeln und nur für bestimmte Transaktionen. Der Zugangskontrollmechanismus variiert. Sobald ein Teilnehmer dem Netzwerk beigetreten ist, spielt er eine gleichberechtigte Rolle bei der dezentralen Aufrechterhaltung der Blockchain. Nur die Entitäten, die an einer bestimmten Transaktion teilnehmen, haben Kenntnis und Zugriff darauf. Die Technologie eignet sich daher auch für Unternehmensanwendungen.
BLOCKCHAIN VERANSTALTUNGEN
FÜR WEN EIGNET SICH DIE TECHNOLOGIE? Neben dem Einsatz der Public Blockchain-Technologie für Kryptowährungen wie dem Bitcoin und für Crowdfunding mittels ICO eröffnen Private Blockchains insbesondere für Unternehmen neue Perspektiven. Für die häufigsten Anwendungsfälle in der Industrie ist dabei die digitale Identität von grundlegender Bedeutung. Sei es für Lösungen innerhalb der Supply Chain (z.B. Container Tracking), in der Finanzbranche (z.B. Schuldscheindarlehn) oder der Erleichterung des Datenaustauschs zwischen Patienten und Providern im Gesundheitswesen sowie bei der Tokenisierung von Produktionsmitteln oder Investitionsgütern.
ANGEBOTE UND INFORMATIONEN für Blockchain-Interessierte in Baden-Württemberg. Blocklab und bwcon vernetzen und informieren Blockchain-Interessierte in der Region in zahlreichen Veranstaltungen und Workshops.
HIGHTECH SUMMIT 2018 Am 26. September 2018 findet der Technologiekongress Hightech Summit im Rahmen der Initiative Wirtschaft 4.0 BW des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg und Baden-Württemberg: Connected e.V. im Kraftwerk Rottweil statt. Im Blockchain-Slot werden Experten über neueste Technologien und die erfolgreiche Umsetzung von Leuchtturmprojekten berichten. Kostenfreie Anmeldung unter http://bit.ly/HTS2018Anmeldung
MIT BLOCKCHAINTECHNOLOGIE DIE WELT VERÄNDERN!
BWCON SPECIAL INTEREST GROUP BLOCKCHAIN
2. Blockchain Hackathon – Februar 2019 in Stuttgart Nach dem großen Erfolg der ersten Auflage geht der Blockchain Hackathon Stuttgart vom 15.–17 Februar 2019 in die zweite Runde! Welche innovativen Ideen können entstehen, wenn Blockchain-Technologie auf digitale Infrastrukturen trifft? Unter dem Titel „Converging the Crypto Universe into Industrial IoT“ diskutieren und entwerfen Entwickler, Programmierer, Unternehmer und viele weitere Blockchain-Enthusiasten visionäre Szenarien und Ideen. Satelliten-Events und Experten-Vorträge bieten zudem inspirierende Einblicke ins Blockchain-Universum. Wir suchen visionäre Partner, die den Blockchain Hackathon erneut zu einem unvergesslichen Event machen. Ansprechpartnerin: Simona Pede, pede@bwcon, Tel.: 0711/18421643
Bei der Special Interest Group Blockchain & Decentralized Computing von Baden-Württemberg: Connected e.V. treffen sich Blockchain-Experten und -Interessierte in regelmäßigen Abständen zum Wissensaustausch. Die SIG hat sich zum Ziel gesetzt, Blockchain-Technologie für Unternehmer bekannt zu machen und interessierte Unternehmen für gemeinsame Projekte zusammenzubringen. Weitere Informationen unter www.bwcon.de/fuer-das-netzwerk/ special-interest-groups/sig-blockchain
Weitere Informationen: www.blockchain-hackathon.de
#6789 – Technologie. Innovation. Unternehmertum
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INDUSTRIE 4.0 IM ALPENRAUM
Alpenraum im Fokus: Auf dem Weg zur Fabrik der Zukunft Die Implementierung neuer Technologien und die Erarbeitung, Einführung und Umsetzung digitaler Strategien auf dem Weg zur Fabrik der Zukunft ist eine Herausforderung vor der viele traditionelle Produktions-Unternehmen in den Regionen des Alpenraumes stehen. Genau hier setzt das von der EU geförderte, länderübergreifende Projekt BIFOCAlps an. Ziel ist es die Rahmenbedingungen für die Implementierung neuer Technologien und damit den Übergang zur Fabrik der Zukunft auch für kleine und mittelständische Unternehmen voranzutreiben. So soll langfristig die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit des Produktions-Sektors im Alpenraum gesichert werden.
nicht, kompetitiv auf dem Weltmarkt aufzutreten. Arbeitslosigkeit und die Aufgabe von Produktionsstätten, die neue Produkte und neue Prozesse benötigen würden, sind die Folge. Die Herausforderungen der Digitalisierung und der Bedarf nach Best Practices und Wissenstransfer sind hoch. Hier setzt das im November 2016 gestartete und von der EU geförderte
BIFOCAlps Projekt an: BIFOCAlps steht für „Boosting Innovation in Factory of the Future Value Chain in the Alps („Innovationssteigerung in der Wertschöpfungskette der Fabrik der Zukunft im Alpenraum“). In einem Verbund aus elf Partnern aus Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich und Slowenien fördert das zweijährige Projekt Synergien und
Bildquelle: Freepik.com
Rund 40 Prozent der europäischen Fertigungsindustrie ist im Alpenraum angesiedelt, mit einem hohen Anteil an KMU und Familienunternehmen. Die Spezialisierung auf Technologien der Industrie 4.0 und die Entwicklung zur »Fabrik der Zukunft« (FoF) spielen für die Unternehmen der Region eine zunehmend bedeutende Rolle. Doch schaffen es viele kleine und mittelständische Unternehmen der Region
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Technologie. Innovation. Unternehmertum – #6789
INDUSTRIE 4.0 IM ALPENRAUM
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DAS PROJEKT Das Projekt BIFOCAlps ist eines von insgesamt 23 ausgewählten Projekten im Rahmen des Programms Interreg Alpine Space mit einer Fördersumme von über 1,6 Mio. Euro auf dem Weg zur Factory of the Future, durch Innovation und Wissenstransfer zwischen den Unternehmen, akademischen Einrichtungen und politischen Entscheidungsträgern.
Zusammenarbeit zwischen den Hauptakteuren des Innovationssystems der alpinen Region, um den dortigen Unternehmen den Übergang in Richtung Fabrik der Zukunft zu erleichtern.
Ebenso konnten strategische Leitlinien zur Sensibilisierung der politischen Entscheidungsträger erarbeitet, um die produzierende Industrie auf dem Weg zur Factory of the Future zu unterstützen. Regelmäßige Workshops mit KMU, Unternehmen und politischen Entscheidungsträgern präsentieren konkrete Lösungsansätze auf dem Weg zur Industrie 4.0 – von einem Kennzahlensystem für Innovationsstärke bis hin zu Handlungsempfehlungen für die Technologieeinführung im Unternehmen.
Technologietransfer leicht gemacht: Die Best-Practice-Map Die konkreten Ergebnisse nach 20 Monaten Laufzeit sind eine länderübergreifende Karte, die existierende Best-Practice-Beispiele, eingesetzte Technologien und Kompetenzen auf allen Ebenen der Produktionswertschöpfungskette der einzelnen Regionen aufzeigt. Die Unternehmen des Alpenraumes erhalten nachhaltige Unterstützung
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AUGMENTED UND VIRTUAL REALITY
DATENSICHERHEIT UND -SCHUTZ
MENSCH-MASCHINE KOMMUNIKATION
NEUE MATERIALIEN
CLOUD COMPUTING
BIG DATA
INTERNET DER DINGE
READINESS-LEVEL DER BADENWÜRTTEMBERGISCHEN UNTERNEHMEN IN BEZUG AUF DIE EINFÜHRUNG NEUER TECHNOLOGIEN
INNOVATION Die bwcon, als baden-württembergischer Projektpartner, hat im Rahmen von BIFOCAlps aufgezeigt, wie neue Technologien in Unternehmen eingeführt werden können. Im Fokus stand die Förderung der Übernahme von Best-Practices in die Wertschöpfungskette der produzierenden Industrie ebenso wie die Verbesserung des Wissenstransfers zwischen den Hauptakteuren des Innovationssystems sowie die Sensibilisierung der politischen Entscheidungsträger für die Auswirkungen des Zukunftsparadigmas „Fabrik der Zukunft in der produzierenden Industrie“. Workshops und Events mit Key Notes von Start-up und Technologieexperten aus BW verdeutlichten den teilnehmen KMU die Potenziale der neuen Technologien. Mehr unter: www.alpine-space.eu/projects/ bifocalps/en/home www.bwcon.de
Die Ergebnisse
(1 – am Anfang; 4 – erfolgreich eingeführt)
stammen aus einer Umfrage in Baden-Württemberg als einer der Repräsentanten des deutschen Alpenraumes. Sie bilden den ReadinessLevel der Unternehmen in Bezug auf die Einführung neuer Technologien ab.
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BIFOCALPS – INTERVIEW
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Maßstab Innovationsstärke Wie misst man Innovationsstärke? Mit dem von Fraunhofer Austria entwickelten Kennzahlensystem lassen sich unter anderem Potenziale hinsichtlich der »Fabrik der Zukunft« quantifizieren. Christoph Biegler, projektverantwortlicher Entwickler bei der Fraunhofer Austria erklärt das Vorhaben in einem Kurzinterview. Als einer der Partner im BIFOCAlps Projekt haben Sie ein Performance Measurement System (PMS) erarbeitet. Können Sie Ihre Methodik und ihr Forschungsziel kurz beschreiben? Das treibende Forschungsziel war es, ein PMS zu entwickeln, dass es Unternehmen ermöglicht, Potenziale hinsichtlich der »Fabrik der Zukunft« zu identifizieren und die Auswirkungen der gesetzten Maßnahmen auf den Unternehmenserfolg zu quantifizieren. Die Methodik beruht zunächst auf einem vorangegangenen Arbeitspaket. Hier hat das Konsor-
tium die kritischen Erfolgsfaktoren auf dem Weg hin zur Fabrik der Zukunft identifizieren können: Strategie – Technologie – Innovationsfähigkeit – Netzwerke & Wissensaustausch – Qualifikationen & Änderungs management. Anhand einer qualitativen Selbstbewertung definierter Kriterien kann der Reifegrad in den Kategorien bestimmt und somit Handlungsfelder abgeleitet werden. Das entwickelte PMS macht dann über quantifizierbare Kennzahlen in den Ebenen »Prozess«, »interne Ergebnisse« und »externer Unternehmenserfolg« den Erfolg gesetzter Maßnahmen messbar. Dem Unternehmen wird so ein Werkzeug zur Steuerung am Weg zur »Fabrik der Zukunft« an die Hand gegeben. Welche Vorteile bietet Ihr Projekt Unternehmen auf dem Weg zur Fabrik der Zukunft ? Das Projekt liefert eine Übersicht von Handlungsempfehlungen in Richtung
Christoph Biegler ist wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Fraunhofer Austria »Fabrik der Zukunft«. Ein weiterer Vorteil liegt in der Möglichkeit zur Selbstbewertung und zur Fortschrittskontrolle anhand prozessorientierter und strategischer Erfolgsgrößen. Welches sind Ihrer Ansicht nach die wichtigsten Einflussfaktoren bei der Einführung neuer Technologien? Oft fehlt den Unternehmen eine transparente, methodisch gestützte Vorgehensweise bei der Auswahl und Einführung von Technologien auf dem Weg in die Industrie 4.0. Speziell KMU kämpfen oft mit der Komplexität und Interdisziplinarität. Kooperationen mit Industrie und Forschung werden immer wichtiger.
ANALYSE VON LEITLINIEN UND STRATEGIEN für die Digitalisierung der Produktion FINANZIELLE UNTERSTÜTZUNG
▪ Einfacher Zugang zu Fördermitteln auch für größere aber mittelständisch geprägten Unternehmen.
▪ Kontinuierliche Förderung von Investitionen in Innovationen
INFRASTRUKTUR
▪ Investitionen in den Ausbau einer Hightech-Infra-
struktur sind notwendig, um im globalen Wettbewerb zu bestehen. Davon sind besonders ländliche Regionen betroffen, in denen viele KMU angesiedelt sind.
▪ Möglichkeiten finden auch kleinen Unternehmen Zugang zu guter Infrastruktur zu geben.
AUSBILDUNG
RAHMENBEDINGUNGEN
▪ Konzepte zur zukünftigen Fachkräftesicherung entwickeln. ▪ Vielen Unternehmen fehlen Mitarbeiter um Digitalisie-
▪ Möglichkeiten schaffen, um digitale Technologien im
▪ Anpassung der Schul- und Berufsbildung an die zukünftig
nehmen vor zusätzliche Herausforderungen, um mit dem weltweiten Wettbewerb Schritt zu halten.
rungsmaßnahmen zu ergreifen.
erforderlichen Fähigkeiten der Mitarbeiter.
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Technologie. Innovation. Unternehmertum – #6789
Rahmen von Demo-Projekten zu testen.
▪ Verordnungen wie z.B. die DSGVO stellen Unter
ALLIANZ INDUSTRIE 4.0
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Entscheidende Technologien und Märkte fördern Die Allianz Industrie 4.0 Baden-Württemberg öffnet den Weg in eine wettbewerbsfähige, digitalisierte Zukunft. Mit Ihrem Angebot hilft die Initiative der bwcon kleinen und mittelständischen Unternehmen den Überblick bei den Zukunftsthemen zu wahren. Mit Orientierungsgesprächen, Matchmaking, Coaching und Beratung vernetzt, qualifiziert und unterstützt die Allianz Industrie 4.0 aktiv bei der Umsetzung der Digitalen Transformation. Industrie 4.0, Internet der Dinge, Digitalisierung der Wertschöpfungsketten, industrielles Internet, digitale Geschäftsmodelle, Big Data u.v.m. Die bwcon hilft Start-ups sowie kleinen und mittelständischen Unternehmen den Überblick zu bewahren und gibt Orientierung. Dazu organisiert und veranstaltet die bwcon: Orientierungsgespräche Die bwcon unterstützt Unternehmen bei Aktivitäten in der Vernetzung, Digitalisierung und Entwicklung eines digitalen Geschäftsmodells. In einem Orientierungsgespräch werden Ist-Situation und der Bedarf in den Bereichen Digitalisierung, Vernetzung und Geschäftsmodell analysiert. Matchmaking Mit ihren Matchmaking-Veranstaltungen und dem umfangreichen
Smarte Technologien und ihre Implementierung sind unerlässlich auf dem Weg in die Fabrik der Zukunft. Die Allianz Industrie 4.0 hilft KMU bei der Umsetzung des digitalen Wandels. // Foto: zapp2photo – fotolia.com
IKT-Netzwerk ist die bwcon eine der größten und innovativsten Matchmaking-Plattformen für Anbieter und Anwender für den Hightech-Standort Baden-Württemberg. Coaching und Beratung bwcon bietet Business Coaching seit 2005 über sein bewährtes Venture Development System an, das Unternehmerteams – neben der Vermittlung von betriebswirtschaftlichem und technologischem Wissen – auch bei dem Aufbau eines Partnernetzwerks und in den Wachstumsphasen unterstützt.
eines der wichtigsten Technologiethemen für die erfolgreiche Umsetzung der Digitalen Transformation in den Unternehmen. Digitalisierung und Vernetzung, mit ihren vielschich tigen und komplexen Transformationseffekten, bedürfen einer ganzheitlichen Betrachtung. Die bwcon hilft Unternehmen aktiv dabei ihren Weg in eine wettbewerbsfähige digitalisierte Zukunft durch konkrete Handreichungen, Konzepte und kompetente Beratung und Coaching zu gestalten.
Digitalisieren und vernetzen. Geschäftsmodelle im Wandel Mit der Themensäule IT-System, IT-Vernetzung und Geschäftsmodelle in der Allianz Industrie 4.0, verantwortet und koordiniert die bwcon
ALLIANZ INDUSTRIE 4.0 Allianz Industrie 4.0 BadenWürttem berg: Einzigartige Plattform für branchenübergreifende Zusammenarbeit Die Allianz Industrie 4.0 ist ein vom Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg initiiertes und gefördertes
Netzwerk. Ziel ist es, die Kompetenzen aus Produktionstechnik sowie Informations- und Kommunikationstechnik zu bündeln und den industriellen Mittelstand in Richtung Industrie 4.0 unterstützend zu begleiten.
bwcon gmbh turning ideas into business Kompetenzträger und Innovations treiber der Allianz Industrie 4.0 Baden-Württemberg
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20 JAHRE CYBERONE
NEUE IMPULSE – SEIT 20 JAHREN Der größte Technologiepreis des Landes Baden-Württemberg, der CyberOne Hightech Award, feiert Jubiläum.
Als im Jahr 1998 der Hightech-Preis CyberOne junge Unternehmerinnen und Unternehmer dazu aufrief, ihren Businessplan einzureichen, war das Ziel dasselbe wie auch 20 Jahre später noch: Es sollte ein Fördermechanismus für Gründerinnen und Gründer geschaffen werden, der sie in ihren innovativen und zukunftsweisenden Ideen unterstützt, sie zu Kapital bringt, sie an den Markt heranführt und durch Experten darin coacht, ihre Ideen nicht nur zu spin-
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nen, sondern auch bis zu Ende zu denken und auszuführen. Seit 1998 zählt der CyberOne mit diesem Konzept zu den wichtigsten Businessplan-Wettbewerben im Südwesten Deutschlands. In Kooperation mit dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg führt die Wirtschaftsinitiative Baden-Württemberg: Connected e.V. (bwcon) den Wettbewerb in diesem Jahr nun bereits zum 20. Mal durch und richtet sich an Start-ups aus allen Techno
Technologie. Innovation. Unternehmertum – #6789
logiebranchen. Bewertet werden unter anderem Innovationsgrad, Wettbewerbsvorteil und Kommerzialisierungspotenzial der eingereichten Konzepte. Wie damals braucht auch heute das wirtschaftsstarke Bundesland Baden-Württemberg innovative und nachhaltige Gründungen, vor allem in den Bereichen Technologie und Hightech. Mit der Unterstützung des CyberOne zeigt das baden-württembergische Wirtschaftsministerium, dass der Fokus auch weiterhin darauf liegt, die Gründerkultur im Bundesland zu stärken und mehr Sichtbarkeit für junge Unternehmen von Beginn an zu schaffen. Und der Technologiepreis Cyber One steht dafür, seit zwei Jahrzehnten konstant qualitativ gute Start-ups hervorzubringen und auf die öffentliche Bühne zu stellen. Bei der Auswahl der Start-ups werden viele regionale Unternehmen einbezogen – als Sponsor, Preisgeber und Fachjuroren. Daraus ergibt sich nicht nur der hohe Wirkungsgrad des Preises, sondern auch ein optimaler Zugang zum Markt für alle Einreicher. Denn wer es unter die neun Finalisten in den drei Bereichen IKT/Medi-
Jürgen T. Siegloch
en- und Kreativwirtschaft, Industrielle Technologien sowie Life Science und Health Care geschafft hat, hat nicht nur die besten Chancen auf 10.000 Euro Preisgeld als Erstplatzierter der jeweiligen Kategorie, sondern auch auf zahlreiche Kontakte zu Investoren, Coaches und Branchenpartnern, auf das fachkundige Feedback von Juroren und Beratern, eine Mitgliedschaft im bwcon-Verein und damit Zugang zum größten Wirtschaftsnetzwerk im Land und jede Menge öffentliche Aufmerksamkeit. Bei der 20. Bewerbungsrunde gingen dieses Jahr über 100 Einreichungen aus allen Technologiebranchen ein. Die Rekordzahl macht deutlich, dass es keinen Abbruch in der Hightech-Gründerszene gibt – im Gegenteil! Die Bewerbungen kamen flächendeckend aus Baden-Württemberg und den angrenzenden Wirtschaftsräumen. Es sind Start-ups und Gründerteams aus der frühen Gründungsphase, teilweise auch aus der Vorgründungsphase, universitäre Ausgründungen oder Projektgruppen aus Forschungseinrichtungen und Unternehmen, die ihren vollständigen Businessplan einreichen.
Die Fachjury hat sich auch in diesem Jahr wieder alle Mühe gemacht, aus den vielen qualitativ guten Einreichungen die besten Businesspläne herauszustellen. Mit in der Jury sitzen Vertreterinnen und Vertreter der Sponsoren und Branchenpartner des CyberOne, wie etwa von der Pfizer Pharma GmbH, von bridgingIT, den Landesagenturen Leichtbau BW, BIOPRO BW und der Medien- und Filmgesellschaft BW. Unternehmensvertreter von weiteren nennenswerten Firmen wie Trumpf, HP Enterprise, Kärcher, Badenova, Haufe-Lexware oder Bansbach komplettieren die Jury zu einem branchenübergreifenden Pool von Experten, von dem die Teilnehmenden profitieren können. In Jürgen T. Sieglochs Augen bietet die Teilnahme den Gründerinnen und Gründern eine optimale Plattform vor allem auch für PR-Zwecke und erreicht damit auch weitere Gründungsinteressierte, die wiederum die Zukunft des Awards sichern. Er ist der für den CyberOne zuständige bwcon-Vorstand. Da die Investoren und Juroren nicht nur auf eine perfekte Präsentation setzen, sondern allem voran auf eine
ist der für den CyberOne zuständige bwcon-Vorstand (links). Für ihn ist besonders die Persönlichkeit der Gründerinnen und Gründer ausschlaggebend für den Erfolg. // Foto: bwcon herausstechende Persönlichkeit achten, die diese Präsentation hält, ist für ihn die Persönlichkeit der Gründerinnen und Gründer ausschlaggebend. Und die fordert und fördert seiner Meinung nach der CyberOne ganz besonders. Ein Highlight bedeutet für ihn aber jedes Jahr die Preisverleihung des Awards. „Die CyberOne-Preisverleihung ist DIE Veranstaltung in Baden-Württemberg für alle Gründer. Wir haben dabei schon immer darauf geachtet, dass wir das Event dort veranstalten, wo der Puls der Zeit ist und es entsprechend eine tolle Location gibt“, sagt er und freut sich schon auf die Jubiläumsfeier. Sie wird in diesem Jahr am 26. September im Kraftwerk Rottweil im Rahmen des Hightech Summits Baden-Württemberg stattfinden. Auch dieses Jahr wird dort die Hightech-Branche des Landes erwartet – aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Sie alle treffen sich, um weiterhin neue Impulse fürs Land zu liefern, wie auch in den letzten 20 Jahren.
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20 JAHRE CYBERONE
VC-FINANZIERUNG: SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG Klaus-Dieter Laidig hat vor 20 Jahren den CyberOne Hightech Award initiiert und mit der Wirtschaftsinitiative Baden-Württemberg: Connected e.V. 1998 zum ersten Mal ausgerufen. Die Idee dazu entstand nach einem längeren Aufenthalt im Silicon Valley. Von den Anfängen im kalifornischen Technologiehotspot, der Entwicklung des CyberOne Awards und was er sich für die Gründungskultur in Deutschland wünscht, erzählt er hier im Interview.
Herr Laidig, Sie haben den CyberOne Hightech Award vor 20 Jahren ins Leben gerufen. Was war damals Ihre Intention und von wem wurden Sie unterstützt? 1998 war ich Mitglied des Board of Directors von gleich fünf Firmen im Silicon Valley. In diesem Zusammenhang habe ich mit drei bekannten Venture Capital-Unternehmen zusammengearbeitet: Accel Partners aus Palo Alto und Sequoia und Mohr Davidow Ventures aus Menlo Park. Was mich dort unglaublich begeistert hat, war kennenzulernen, wie im Silicon Valley die VCs ihre Start-ups betreuen. Da stellt man sich als Deutscher die Frage, was könnten wir eigentlich tun? Und anstelle zu jammern, habe ich einfach entschieden: wir stellen in Deutschland was Eigenes auf die Beine. Auf einmal ging dann alles sehr schnell, für deutsche Verhältnisse. Im Frühjahr 1998 habe ich im bwcon-Vorstand meine Idee und mein Konzept vorgestellt, grünes Licht erhalten und im Sommer ist schon die Bewerbungsphase gestartet. Bis Jahresende hatten wir dann die ersten Einreichungen von Start-ups vorliegen, die ersten Preise wurden dann im Frühjahr 1999 vergeben. Macht Sie die Entwicklung des CyberOne Awards stolz? 50
Absolut! Ich meine, man ist immer zufrieden, wenn man sieht, dass die nachfolgenden Persönlichkeiten das, was man aufgebaut hat, erfolgreich weiterführen. Und was heute beim CyberOne gemacht wird, finde ich toll. Das sollte man einfach unterstützen – und eigentlich könnte man in Stuttgart und der Region noch viel mehr machen. Das Silicon Valley ist eigentlich ein sehr kleines Tal, aber da gibt es eine große Befruchtung der Firmen gegenseitig. Das darf man nicht unterschätzen. Namhafte Wirtschaftsunternehmen unterstützen den CyberOne seit jeher. Woher rührt das Interesse, einen Start-up-Award zu fördern? Ein Start-up hat den Vorteil, dass es ohne historische Grenzen etwas aufbauen kann. Deshalb haben auch große Konzerne hier im Stuttgarter Raum viele Start-ups gegründet, weil man dann außerhalb von den Strukturen einer Großfirma etwas aufbauen kann, mit einer Firma, die kurze Entscheidungswege zulässt. Die großen Firmen wie Daimler und Bosch haben ja eine ganze Kollektion von Start-ups, die sie selber finanzieren. In Start-ups kommt man sehr schnell zu Entscheidungen und Ergebnissen. Die Financiers unterstützen diese Freiheiten. Ich denke daraus entsteht das Inte-
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ZUR PERSON Klaus-Dieter Laidig (77) ist Senator E. h. der Laidig Business Consulting GmbH und Mitglied des Beirats des Fraunhofer IAO. Zuvor war er in verschiedenen Positionen für die Hewlett-Packard GmbH sowie weitere namhafte Unternehmen tätig. Vor 20 Jahren war er Gründungsmitglied von Baden-Württemberg: Connected e.V.. Er initiierte den CyberOne Hightech Award im Jahr 1998. resse, einen Businessplan-Award wie den CyberOne zu unterstützen. Wenn Sie einen Wunsch für den CyberOne Hightech Award frei hätten – was würden Sie sich für den Technologiepreis in Zukunft wünschen? Ganz klar: Mein Wunsch ist mehr Finanzierung. Hier liegt der große Unterschied zu den USA. In Deutschland gab es 2017 ca. vier Milliarden Euro VC-Kapital. In den USA kam man da auf 70 Milliarden Dollar, davon stammen 80 Prozent aus dem Silicon Valley. Mein Wunsch wäre, dass die Politik sich bewegt und sehr schnell ein VC-Gesetz beschließt. Es gibt ein paar Punkte, die uns enorm weiterhelfen könnten. Wenn man beispielsweise die Teilwertabschreibung bei VC-Invests oder die Möglichkeit von Roll-over-Krediten für Unternehmen in ein Gesetz einbringen würde, wäre ich glücklich. Denn einer der wichtigsten Schlüssel zum Erfolg heißt Venture Capital-Finanzierung!
CYBERONE
FINALISTEN 2018: INDUSTRIELLE TECHNOLOGIEN PAKADOO Onlineshopping ist komfortabel, hat allerdings einen Haken: man ist selten zuhause, wenn das Paket kommt. Mit dem digitalen Service pakadoo können Arbeitnehmer ihre Pakete offiziell im Betrieb empfangen und retournieren. Sobald ein Paket im Unternehmen ankommt, erhält der Empfänger per Mail einen Code, mit dem er sein Paket sicher abholen kann. So spart er Zeit und unnötige Wege. Die gebündelten Zustellungen und entfallende Mehrfachfahrten von Paketdiensten reduzieren CO2-Emissionen und entlasten den Stadtverkehr. Zukünftig soll der Service von pakadoo in den öffentlichen Raum ausgedehnt werden, d.h. über Paketschränke Onlineshoppern im lokalen Handel und an anderen öffentlichen Plätzen zur Verfügung stehen. www.pakadoo.de
ADLATUS ROBOTICS Adlatus ist lateinisch für Gehilfe – und genau das bietet ADLATUS Robotics GmbH ihren Kunden. Sie entwickelt, produziert und vertreibt Service-Roboter und liefert Kunden Komplettlösungen inklusive Beratung, Inbetriebnahme, Schulungen und Service. Mit über 20 Jahren Erfahrung in der Robotik, kennen die Mitarbeiter die Anforderungen für autonome Systeme am Markt. Sie entwickeln und realisieren erfolgreich innovative Lösungen mit den neuesten Technologien. Ihr ADLATUS CR 700 ist eine intuitiv gestaltete Reinigungsmaschine, die das Know-how einer Reinigungsfachkraft mit der Reinigungsleistung eines Roboters verknüpft, um eine höhere Wirtschaftlichkeit bei optimalem Reinigungsergebnis zu erreichen. www.adlatus-robotics.com
AUCOBO War früher ein Mitarbeiter für eine Maschine zuständig, trägt er heute oft die Verantwortung für viele Maschinen gleichzeitig. Neue, mobile Kommunikationsprozesse zwischen Mensch und Maschine werden nötig. Das aucobo-System schafft diese mittels Industrie-Smartwatches. Es besteht aus Applikationen für die Endgeräte, einem severbasierten Kernsystem, das etwa die Analyse von Meldungen ermöglicht, sowie Konnektoren zu Softwaresystemen und Maschinensteuerungen bildet. So kann eine Maschine sich zielgerichtet beim Werker auf der Uhr melden, bevor das Material ausgeht. Neben den vereinfachten Prozessen lassen sich Informationsflüsse in verschiedenen Bereichen analysieren, um Optimierungspotenziale zu erkennen. www.aucobo.de #6789 – Technologie. Innovation. Unternehmertum
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FINALISTEN 2018: LIFE SCIENCE & HEALTH CARE CARBONAUTEN Biokohle bietet eine effiziente Möglichkeit, dauerhaft den CO2-Gehalt in der Atmosphäre zu senken. Bislang gab es keine Technologie, die zertifizierte, spezifizierte und chargengenaue Biokohlenstoffe im industriellen Maßstab zu marktgerechten Preisen erzeugt. Mit carbotwin setzt das Start-up carbonauten eine dezentrale Technologie ein, die das alles kann und zudem noch Energie erzeugt. Dafür wird stückige Biomasse wie Restholz oder Reststoffe aus der Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion verarbeitet, die ansonsten verrotten oder verbrannt werden. Die entstehenden Biokohlenstoffe werden als Hilfsmittel für die Landwirtschaft und Tierhaltung, aber auch die Produktion von Biogas oder Aktivkohle eingesetzt. www.carbonauten.com
EVID.ONE Für Ärzte ist es fast unmöglich die immer größere Zahl wissenschaftlicher Quellen im stressigen Klinikalltag parat zu haben und zugunsten des Patienten anzuwenden. Das Start-up evid will diese Wissenslücken durch neue technologische Möglichkeiten schließen. evid.one ist eine Softwarelösung für alle Ärzte. Sie bietet – basierend auf den neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen – eine präzise und sichere Entscheidungsunterstützung. Mit evid.one recherchieren Ärzte in Sekunden die aktuell gültigen Therapieempfehlungen für ein Krankheitsbild und werden mittels Funktionen wie Dosierungsanpassung und Wechselwirkungscheck unterstützt. Dies erhöht die Therapiequalität, während der Arzt entlastet wird und mehr Zeit für seine Patienten hat. www.evid.one
OPTO BIOLABS Licht an für die Optogenetik – sie kann die Kommunikation innerhalb einer Zelle durch Lichtsignale manipulieren. Ihr Einsatz reicht von der Entwicklung neuartiger Therapien bis zur industriellen Synthese von Ethanol (biofuels). Das Start-up opto biolabs liefert maßgeschneiderte Lichtquellen für die optogenetische Forschung. Ihr erstes Produkt – der pxONE – beleuchtet biologische Zellproben homogen bei konstanter Temperatur. Die digitale Steuerung ermöglicht z.B. eine einfache Auswahl von Wellenlänge, Lichtintensität und Belichtungszeit. Das spezielle Design erlaubt zum ersten Mal die Kombination von Optogenetik und Durchflusszytometrie durch die Analyse von tausenden Zellen pro Sekunde. www.optobiolabs.com
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CYBERONE
FINALISTEN 2018: IKT, MEDIEN- & KREATIVWIRTSCHAFT COVEXO Die Cloud hat den Software-Betrieb revolutioniert. Jetzt will das Start-up covexo die Vorteile der Cloud auch in die Entwicklung bringen. Die Gründer, selbst leidenschaftliche Entwickler, haben die covexo Cloud Plattform entwickelt. Sie vereinfacht den Start neuer Software-Entwicklungsprojekte und optimiert und beschleunigt gleichzeitig die Entwicklungsprozesse. Die wesentliche Idee ist, dass Entwickler mit ihrem bevorzugten Code-Editor programmieren, während dabei jede Zeile Code automatisch im Hintergrund in eine auf Kubernetes basierende Cloud übertragen wird. Dies bringt Entwicklern eine enorme Zeitersparnis, da sie aufgrund der begrenzten Rechenleistung auf ihren Computern oft langen Wartezeiten aussitzen müssen. www.covexo.com
DEEPVA Video- und Bildarchive großer Medienunternehmen wachsen schnell und stetig. Unternehmen stehen deshalb vor der Herausforderung ihren wachsenden Bestand an Mediendaten zu verwalten und recherchierbar zu machen. Bislang musste die Beschreibung und Verschlagwortung der Video- und Bildbestände manuell mit hohem Arbeitskraftaufwand erfolgen. DeepVA, eine auf Künstlicher Intelligenz basierende Software, soll das nun ändern. Auf automatisierte Weise werden mit DeepVA verschiedene Merkmale aus Bildern und Videos extrahiert und beschrieben. Sie bietet Medienunternehmen bei der Suche nach bestimmten Personen oder Merkmalen in Videos zum Zwecke der Wiederverwendung enorme Einspar-und Optimierungspotenziale. www.deepva.com
//Foto: Thomas Ecke / DISQ / n-tv
WIRSINDHANDWERK.DE In Zeiten der Digitalisierung und des Fachkräftemangels suchen immer mehr Handwerksbetriebe nach einer einfachen Lösung, ihren guten Ruf online zu transportieren. wirsindhandwerk.de ist die erste professionelle Präsentations-, Bewertungs- und Empfehlungsplattform für das Handwerk. Handwerksbetriebe nutzen sie als digitale Referenzmappe und Qualitätssiegel im Internet. Endkunden finden glaubwürdige Informationen, verifizierte Bewertungen und Empfehlungen für die Wahl ihres Handwerkers. Gemeinsam mit vielen Partnern aus den Kammern, Verbänden und der Industrie hat sich das Start-up wirsindhandwerk.de zum Ziel gesetzt, Handwerksbetriebe auf ihrem Weg in die Digitalisierung zu begleiten. www.wirsindhandwerk.de #6789 – Technologie. Innovation. Unternehmertum
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CYBERONE ERFOLGSGESCHICHTE
AUF DER WELLE DES ERFOLGS Prof. Dr. Michael Feindt war CERN-Forscher und hat mit seinem Algorithmus den Grundstein zum Erfolg für den CyberOne Wachstumssieger 2012 gelegt. // Foto: Blue Yonder
Der CyberOne hat in seiner 20-jährigen Geschichte für neue Impulse und positive Effekte bei den Gewinnerunternehmen gesorgt. Einer der Preisträger von 2012, das Karlsruher Unternehmen Blue Yonder, hat in den sechs Jahren seit dem Gewinn des Preises eine rasante Entwicklung erlebt. Im Gespräch mit der #6789 erzählt Unternehmensgründer und ehemaliger CERN-Forscher Prof. Dr. Michael Feindt die Erfolgsgeschichte von Blue Yonder seit dem Gewinn des CyberOne 2012 in der Kategorie Wachstum. Seit ihrem Gewinn des CyberOne 2012 sind sechs Jahre vergangen. Hat der Preis in Ihrem Unternehmen eine Veränderung bewirkt? Welches war der positivste Effekt? In dem Jahr vor dem Gewinn des CyberOne gab es ja bei uns eine größere Veränderung als 2011 mit Uwe Weiss ein neuer Geschäftsführer und erfahrener Manager an Bord gekommen ist. Es wehte mit ihm einfach ein anderer Wind, große Projekte wurden angestoßen. Bereits im ersten Jahr danach sind wir massiv gewachsen, wofür wir 2012 ja auch den CyberOne gewonnen haben. Der Preis war für uns als junges, wachsendes Unternehmen insofern wichtig, da er eine Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit und auf dem Markt bewirkt hat. Gerade kleinen Unternehmen hilft das Bekannterwerden immens. Durch die Veranstaltung haben wir unser Netzwerk erweitern können. Was hat sich bei Ihnen seitdem getan, gibt es einen besonderen Meilenstein? Bei Blue Yonder hat sich seitdem immens viel getan, wir haben eine rasante Entwicklung erlebt. Uwe Weiss hat uns quasi seit 2011 von „Garagengröße“ zum Marketplayer groß gezogen. Unsere Technologie war zuvor schon gut und wurde über die Jahre immer weiter entwickelt, aber den Push gab eben die bewusste ManagementEntscheidung in Richtung massives Wachstum. 2014 kam dann ein wei-
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Technologie. Innovation. Unternehmertum – #6789
CYBERONE ERFOLGSGESCHICHTE
terer Investor hinzu, wir haben unsere Standorte in Karlsruhe und Hamburg weiter ausgebaut und in London einen neuen eröffnet und weltweit neue Kunden gewonnen. Vor allem aber haben wir 2015 unsere Strategie neu ausgerichtet, indem wir Standardprodukte speziell für den Handel in den Bereichen Warendisposition und Preisgestaltung entwickelt haben. Doch die größte Veränderung ist sicher die aktuelle Übernahme durch JDA Software, der Weltmarktführer im Bereich Supply Chain Produkten. Dadurch können wir uns international viel breiter aufstellen und so unsere DNA verbreiten. Das ist ein Schritt in den Weltmarkt, der mich persönlich sehr begeistert. Was treibt Sie bei der Arbeit an? Meine Begeisterung für Künstliche Intelligenz. Das heißt, die Idee mit mathematischen Methoden, anhand von Daten und Softwaretechnologie komplexe Zusammenhänge besser zu verstehen und konkrete Handlungen davon abzuleiten. Das ist für mich als Gründer und Entwickler des Kernalgorithmus eine Genugtuung zu sehen, dass wir damit wirklich großen positiven Einfluss auf Vieles haben. Natürlich ist es auch der wissenschaftliche Ehrgeiz Dinge besser zu machen. Und dann eine große Befriedigung zu sehen, dass es funktioniert, wenn große Unternehmen Prozesse auf Basis unserer Ideen und Produkte umstellen. Das macht wirklich große Freude. Aber allem voran sind wir ein Wirtschaftsunternehmen, bei dem der wirtschaftliche Erfolg sicher ein wichtiger Antrieb ist.
scheidungen pro Tag sein, die durch Blue Yonder-Lösungen vollständig automatisiert und deutlich optimiert werden. Die Produkte funktionieren entlang der gesamten Supply Chain bis hin zur Lagerhaltung, Herstellung und Produktionsplanung. Ein weiterer Schwerpunkt unserer Lösungen liegt auf Algorithmen zur Preisfindung- und Preisoptimierung, die sich am Markt immer stärker durchsetzen. Was würden Sie jungen Start-ups mit auf den Weg geben? Leider ist der Nährboden für Innovationen und Start-ups in Deutschland
noch immer schlecht. Zunächst ist es überhaupt schwer Investoren zu finden, die bereit sind auch gewisse Risiken einzugehen. Das war eine Erfahrung, die wir zu Beginn auch gemacht haben. In den USA ist man deutlich offener für Start-ups. Das wäre in Deutschland in Bezug auf die Investition in junge Unternehmen einfach wünschenswert, vor allem die Skepsis gegenüber Software und Daten abzulegen. Jungunternehmern würde ich auf den Weg geben, den Mut zu haben, Risiken einzugehen und dann keine Angst vor dem Scheitern zu haben. Aus Fehlern kann man lernen und noch Besseres schaffen.
Uwe Weiss hat als neuer Geschäftsführer seit 2011 Blue Yonder massiv auf Wachstum ausgerichtet. // Foto: Blue Yonder
Was ist das Besondere an der Technologie und den Lösungen von Blue Yonder? Unsere Produkte leisten für unsere Kunden Effizienzverbesserung in allen Prozessen. Wir bieten Lösungen für die automatisierte Warendisposition, die die optimalen Bestellmengen für jedes Produkt und in jeder Filiale ermittelt. In einer Supermarktkette können das 20.000.000 Ent#6789 – Technologie. Innovation. Unternehmertum
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Information zur Datenverarbeitung Hiermit informieren wir Sie über die Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten durch die SDZ Druck und Medien GmbH und die Ihnen nach dem Datenschutzrecht zustehenden Rechte. Wer ist für die Verarbeitung meiner personenbezogenen Daten verantwortlich und wie erreiche ich den Datenschutzbeauftragten? Verantwortlicher im Sinne des Art. 4 Nr.7 Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) für die Datenverarbeitung ist: SDZ Druck und Medien GmbH Bahnhofstraße 65, 73430 Aalen Telefon: 07361 594-0 E-Mail: info@sdz-medien.de vertreten durch die Geschäftsführer Christian Kaufeisen und Dr. Alexander Weinstock Unseren Datenschutzbeauftragten erreichen Sie unter den o.g. Kontaktdaten oder unter: E-Mail-Adresse: datenschutz@sdz-medien.de Welche Datenkategorien nutzen wir als SDZ Druck und Medien GmbH und woher stammen diese? Wir nutzen Ihre Antrags- und Auftrags- bzw. Vertragsdaten (beispielsweise aus Ihrem bei uns gestellten Auftrag zur Belieferung mit unseren Produkten/Dienstleistungen), wie etwa Ihre Stammdaten (beispielsweise Ihr Name, Ihr Geburtsdatum, Ihre Adresse und Ihre Kontaktdaten oder Log Files), Wahrscheinlichkeitswerte für das zukünftige Zahlungsverhalten (sog. Bonitäts-Scoring, Bonitätsdaten), Angaben zu Ihrer Bankverbindung (wie beispielsweise IBAN und BIC) oder Zahlungsdaten und Steuermerkmale als auch Werbe- und Vertriebsdaten (wie beispielsweise Beratungen über unsere Produkte/Dienstleistungen), geografische Daten zum Aufenthaltsort sowie weitere vergleichbare Daten (wie beispielsweise Daten im Rahmen des Beschwerdemanagements). Wir erheben nur die für die verfolgten Zwecke absolut notwendigen personenbezogenen Daten. Im Rahmen der Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten unterscheiden wir zwischen personenbezogenen Daten, die wir direkt bei Ihnen erheben, und personenbezogenen Daten, die wir aus anderen Quellen erhalten. Personenbezogene Daten, die wir direkt bei Ihnen erheben Wir erheben die personenbezogenen Daten, die Sie uns mit einem Vertragsantrag mitteilten. Im Falle eines elektronischen Vertragsantrages und/oder -abschlusses werden zusätzlich Ihre Verbindungsdaten verarbeitet. Im Fall eines telefonischen Vertragsantrages und/oder Abschlusses werden zusätzlich Ihre Verbindungs- bzw. Sprachdaten verarbeitet. Sie selbst stellen uns nach Ihrer eigenen Entscheidung die vorgenannten Daten zur Verfügung. Bitte sehen Sie von einer Übermittlung Ihrer Daten ab, sofern Sie mit einer Bearbeitung nicht einverstanden sind. In diesem Fall erfolgt keine weitere Verarbeitung. Wenn Sie ein gesetzlicher Vertreter, Mitarbeiter oder wirtschaftlicher Eigentümer eines unserer Vertragspartner oder unseres Kunden sind, können Ihre personenbezogenen Daten erhoben werden, sofern Sie im Namen oder im Auftrag unseres Vertragspartners in der zu uns bestehenden Geschäftsbeziehung handeln. Personenbezogene Daten, die wir aus anderen Quellen erhalten Wir können auch auf andere Quellen zur Erhebung von personenbezogenen Daten zugreifen. Hier kann es sich insbesondere um Wirtschaftsauskunfteien, wie beispielsweise der Creditreform e.V., sowie andere Betrugsbekämpfungsagenturen handeln. Die vorgenannten Unternehmen stellen uns insbesondere die nachfolgenden Informationen zur Verfügung: a. Scorewert b. öffentlich zugängliche Informationen, wie z.B. Informationen aus Schuldnerverzeichnissen, öffentlichen Registern wie beispielsweise den Insolvenzbekanntmachungen, oder Informationen aus dem Handelsregister sowie Informationen aus der Presse und dem Internet; c. spezielle Informationen zur Betrugsbekämpfung. Bevor wir einen Vertrag mit Ihnen abschließen, können wir gegebenenfalls auch bei Wirtschaftsauskunfteien Informationen über Ihren Ehepartner/ Partner oder andere Personen, mit denen Sie finanziell verbunden sind, einholen. Im Rahmen Ihrer Antragstellung wird Ihre Bonität dann auch aufgrund von Einträgen verbundener Personen bei den Wirtschaftsauskunfteien ermittelt. Zu welchem Zweck erfolgt die Verarbeitung meiner personenbezogenen Daten? Um auf Ihren Antrag hin ein Vertragsverhältnis mit Ihnen anzubahnen oder zu schließen oder einen Vertrag, dessen Vertragspartei Sie sind, zu erfüllen und/oder diesen zu beenden, Art 6 (1) b) DSGVO. Die Erhebung dieser Daten erfolgt: - zur Angebotslegung für Neu- und Bestandskunden; - zur Bindung von Bestandskunden; - zur Belieferung von (Neu)Kunden; - zur Reaktion auf Änderungsmeldungen; - zur Bearbeitung von Reklamationen; - zur Versandsteuerung; - zur Sicherung der Zustellung; - zur Bearbeitung und Klärung von Beschwerden von Interessenten und Bestandskunden; - zur Erstellung von Rechnungen; - zu Bonitätsprüfungen; - zur Vermeidung von Zahlungsausfällen; - zur Forderungsanmeldung; - zur Durchführung von Mahnverfahren; - zur Durchführung von Inkassoverfahren; - zur Kommunikation über soziale Netzwerke und per Telefon, E-Mail oder Fax;
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zur Durchführung von Leserreisen; zum Ticketverkauf für Events und Veranstaltungen; zur Durchführung von Gewinnspielen;
Wir verarbeiten Ihre personenbezogenen Daten, wenn dies erforderlich ist, um auf Ihren Antrag hin ein Vertragsverhältnis mit Ihnen anzubahnen, zur Durchführung vorvertraglicher Maßnahmen sowie zur Erfüllung und/oder Beendigung des daraufhin geschlossenen Vertrages oder eines anderen Vertrages, dessen Vertragspartei Sie sind. Zu Zwecken der Erbringung der vertraglich vereinbarten Leistung legen wir insbesondere eine Kundendatei für Ihre Identifizierung an, wenn Sie in Kontakt mit uns treten. Zur Vertragserfüllung erfolgen ferner die Erstellung von Bedarfsanalysen, die Verwaltung und die Serviceabwicklung Ihres Vertrages oder die Verbesserung dieser Vorgänge. Um unsere rechtlichen Verpflichtungen zu erfüllen, Art 6 (1) c) DSGVO. Wir können Ihre personenbezogenen Daten erheben und verarbeiten, um die rechtlichen Verpflichtungen zu erfüllen, denen wir unterliegen. Dazu gehört beispielsweise die Erfüllung steuerrechtlicher Kontrollund Meldepflichten. Um unsere berechtigten Interessen sowie die Interessen anderer Verantwortlicher oder Dritter an der Datenverarbeitung zu wahren, Art. 6 (1) f) DSGVO. Wir erheben und verarbeiten Ihre personenbezogenen Daten darüber hinaus zur Wahrung unserer berechtigten Interessen oder den berechtigten Interessen von Dritten, soweit die Datenverarbeitung für die Wahrung dieser berechtigten Interessen erforderlich ist. So fragen wir beispielsweise bei der Prüfung Ihres Antrages bei Wirtschaftsauskunfteien, wie der Creditreform e.V. oder der Creditreform Boniversum GmbH, Ihre Einträge ab. Dazu werden die personenbezogenen Daten, die zur Bonitätsprüfung notwendig sind (wie beispielsweise Name, Adresse, Geburtsdatum, Geschlecht), an die Wirtschaftsauskunftei übertragen. Die Kenntnis der Bonitäts- und Ausfallrisiken unserer Vertragspartner stellt für uns Im Hinblick auf die Vertragsdurchführung ein berechtigtes Interesse zur Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten im Sinne des Art. 6 (1) f) DSGVO dar, um Zahlungsausfälle zu vermeiden. Wenn die Bonitätsprüfung positiv ausfällt, dann ist der Abschluss eines Vertrages möglich. Fällt die Bonitätsprüfung negativ aus, so wird kein Vertragsabschluss erfolgen. Darüber hinaus haben wir ein berechtigtes Interesse daran, Sie über unsere verbesserten internen Abläufe hinsichtlich der Abwicklung des bestehenden Vertragsverhältnisses sowie über ähnliche Produkte und Dienstleistungen zu informieren. Daneben haben wir ein berechtigtes Interesse, Ihnen werbliche Informationen zu übermitteln, es sei denn, Sie widersprechen dem Erhalt solcher (Werbe-)Informationen (wie insbesondere: Durchführung von Kampagnen zur Neukundengewinnung, Generierung von Neukunden, Rückgewinnung von Kunden). Weiterhin können wir Ihre Daten verarbeiten zu Zwecken der Markt- und Meinungsforschung bzw. Bedarfsanalysen. Ferner kann die Datenverarbeitung erfolgen zur Geltendmachung von rechtlichen Ansprüchen oder zur Verteidigung gegen rechtliche Ansprüche. Um Ihre Daten aufgrund Ihrer Einwilligung zu verarbeiten, Art 6 (1) a) DSGVO. Wenn Sie uns Ihre ausdrückliche Einwilligung erteilt haben, so verarbeiten wir Ihre Daten entsprechend den dort angegebenen Zwecken. Diese sind etwa die Übermittlung von werblichen Informationen (wie beispielsweise regelmäßige Informationen per E-Mail). Werden meine Daten an Dritte weitergegeben?
Interessen oder Grundrechte und Grundfreiheiten, die den Schutz personenbezogener Daten erfordern, überwiegen. OMS-Online Marketing Service GmbH & Co. KG Zollhof 6 - 40221 Düsseldorf Werden meine Daten in ein Drittland übermittelt? Es findet eine Datenübermittlung in Drittstaaten statt. Diese Daten werden bei Nutzung des Dienstes WhatsApp Inc., 1601 Willow Road, Menlo Park, Kalifornien 94025 und der Plattform Facebook Inc., 1 Hacker Way, Menlo Park Kalifornien auf Servern in den USA gespeichert. Bei Nutzung der Immobilienplattform „immo.inschwaben.de“ werden Daten zu Fiare UK Ltd., Bonhill Street 6-8, EC2A4BX London übermittelt. Im Rahmen der Leserreisen kann bei einer Beauftragung des Reiseveranstalters hwtours, via san Carlo 7a, Locarno-Muralto eine Datenübermittlung in die Schweiz erfolgen. Über welchen Zeitraum erfolgt die Speicherung meiner Daten? Wir verarbeiten die personenbezogenen Daten nur solange, wie dies für die Erfüllung unserer vertraglichen und gesetzlichen Pflichten erforderlich ist. So ist die Datenverarbeitung unter anderem erforderlich für die Vertragsdurchführung und -abwicklung einschließlich der Abwehr und der Durchsetzung von zivilrechtlichen Ansprüchen innerhalb der relevanten Verjährungsfristen. Die Verjährungsfristen können wegen §§ 195 ff. Bürgerliches Gesetzbuch bis zu dreißig Jahre betragen; die regelmäßige Verjährungsfrist beträgt drei Jahre. Daneben sind die steuerrechtlichen, handelsrechtlichen, abgaberechtlichen und sonstigen gesetzlichen Aufbewahrungspflichten zu beachten. Die dort vorgesehenen Fristen zur Aufbewahrung/ Dokumentation betragen sechs bis zehn Jahre zuzüglich der Festsetzungsverjährung von weiteren vier Jahren. Um nicht gegen gesetzliche Regelungen zu verstoßen oder die Möglichkeit zu verlieren, einen Anspruch durchzusetzen oder uns gegen einen solchen zu verteidigen, behalten wir uns vor, die Daten erst nach Ablauf der letzten Frist zu löschen, die die Datenspeicherung legitimiert. Was sind meine Rechte als betroffene Person? Sie haben das Recht: • Auskunft darüber zu verlangen, ob und wenn ja, welche personenbezogene Daten, die Sie betreffen, verarbeitet werden, Art. 15 DSGVO; • die Berichtigung unrichtiger oder die Vervollständigung unvollständiger personenbezogener Daten zu verlangen, Art. 16 DSGVO; • von uns zu verlangen, dass Sie betreffende personenbezogene Daten unverzüglich gelöscht werden, sofern die in Art. 17 DSGVO genannten Bedingungen erfüllt sind; • die Einschränkung der Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten zu verlangen, soweit Art. 18 DSGVO dies vorsieht; • die Sie betreffenden personenbezogenen Daten in einem den Voraussetzungen des Art. 20 (1) DSGVO entsprechenden Format zu erhalten; • auf Datenübertragbarkeit unter den in Art. 20 (1) a), b) DSGVO genannten Voraussetzungen; • nicht einer ausschließlich auf einer automatisierten Verarbeitung beruhenden Entscheidung unterworfen zu werden, wenn eine Entscheidung nur in einem automatischen Prozess getroffen wurde und diese Entscheidung Sie erheblich beeinträchtigt. Die Entscheidung wird im Falle einer Ablehnung von uns noch einmal manuell überprüft, nachdem Sie uns Ihre Überlegungen und Einwände zu der in dem automatisierten Prozess getroffenen Entscheidung mitgeteilt und die manuelle Überprüfung beantragt haben, Art. 22 (1), (3) DSGVO. Darüber hinaus sind Sie berechtigt, die Kriterien für die Entscheidung einzusehen. Kann ich der Verarbeitung meiner personenbezogenen Daten widersprechen?
Die nachfolgenden Behörden/Unternehmen können personenbezogene Daten gemäß den oben genannten Zwecken im Rahmen ihrer Aufgabenerfüllung erhalten: Polizei und Ermittlungsbehörden (mit vorliegender Rechtsgrundlage), Banken/Zahlungsdienstleister, IT-Dienstleister (motoso.de GmbH & Co. KG, Lokstedter Weg 50, 20251 Hamburg; Traffective GmbH, Kastenbauerstr. 2, 81677 München; Fiare UK Ltd., Bonhill Street 6-8, EC2A4BX London; Plista GmbH, Torstr. 33-35, 10119 Berlin), Werbe- und Marketingagenturen (DER PUNKT GmbH – Agentur für Design & Lösung, Kaiserstr. 142-144, 76133 Karlsruhe; OMS – Online Marketing Service GmbH & Co. KG, Zollhof 6, 40221 Düsseldorf; Kesselhaus GmbH, Beim Alten Ausbesserungswerk 4, 77654 Offenburg; Ligatus GmbH, Christophstr. 19, 50670 Köln), Telemarketing (PDT GmbH, Zettachring 12a, 70567 Stuttgart), Newsletter-Anbieter (CleverReach GmbH & Co. KG, Mühlenstr. 43, 26180 Rastede), Online-Jobbörsen (stellenanzeigen.de GmbH & Co. KG, Welfenstr. 22, 81541 München), Druckereien (Aumüller Druck GmbH & Co. KG, Weidener Str. 2, 93057 Regensburg), Druckereidienstleister (WRH Global Deutschland GmbH, Otto-Volger-Str. 13, 65843 Sulzbach a. Ts.), Inkassodienstleister (Inkassobüro Uwe Wagenblast, Scheffoldstr. 43, 73529 Schwäbisch Gmünd), Softwarehersteller (VRS Media GmbH & Co. KG, An der Reeperbahn 6, 28217 Bremen), und Auskunfteien (z.B. Creditreform e.V.).
Verarbeiten wir Ihre Daten zur Wahrung berechtigter Interessen, können Sie dieser Verarbeitung aus Gründen, die sich aus Ihrer besonderen Situation ergeben, widersprechen. Sie haben das Recht, einer Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten zu Zwecken der Direktwerbung ohne Angabe von Gründen zu widersprechen. Wir verarbeiten Ihre personenbezogenen Daten dann nicht mehr, es sei denn, wir können zwingende schutzwürdige Gründe für die Verarbeitung nachweisen, die Ihre Interessen, Rechte und Freiheiten überwiegen oder die Verarbeitung dient der Geltendmachung, Ausübung oder Verteidigung von Rechtsansprüchen.
Wir können die Daten im jeweils erforderlichen Umfang innerhalb unseres Unternehmens übermitteln. Hier erhalten nur die internen Abteilungen bzw. Stellen Zugriff auf Ihre Daten, die diese für die Erfüllung unserer gesetzlichen und vertraglichen Pflichten benötigen. Ferner können wir Ihre personenbezogenen Daten an jeden, an den wir Rechte abtreten, die aus der Vertragsbeziehung zu Ihnen resultieren, übermitteln. Ihre Daten können unter anderem auch an weitere Dritte zu anderen Zwecken, die gemäß der Datenschutzgrundverordnung zugelassen sind, übermittelt werden, wie beispielsweise an juristische oder steuerliche Dienstleister oder Aufsichtsbehörden.
Sind Sie verpflichtet, Ihre Daten bereitzustellen?
Eine Weitergabe Ihrer personenbezogenen Daten an Wirtschaftsauskunfteien, wie z.B. die SCHUFA Holding AG, erfolgt vor Abschluss des Vertrages unter anderem dann, wenn Sie Leistungen erhalten haben und diese nicht vollständig und rechtzeitig bezahlt haben. Die Übermittlung Ihrer personenbezogenen Daten an Wirtschaftsauskunfteien, die bereits im Rahmen Ihrer Antragstellung bei uns erhoben werden, kann beispielsweise auch erfolgen, um das berechtigte Interesse der jeweiligen Wirtschaftsauskunftei am Erhalt und der Verarbeitung der Daten zu wahren und kein Grund zu der Annahme besteht, dass Ihre
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Wo können Sie sich beschweren? Sollten Sie der Auffassung sein, dass die Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten durch uns rechtswidrig ist, oder wird gegebenenfalls aus anderen Gründen gegen das Datenschutzrecht verstoßen, so können Sie sich bei der für uns zuständigen Aufsichtsbehörde beschweren: Landesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Postfach 10 29 32, 70025 Stuttgart
Im Rahmen des Vertragsverhältnisses müssen Sie diejenigen personenbezogenen Daten bereitstellen, die für die Begründung, Durchführung und Beendigung des Vertragsverhältnisses und der Erfüllung der damit verbundenen vertraglichen Pflichten erforderlich sind oder zu deren Erhebung wir gesetzlich verpflichtet sind. Ohne diese Daten werden wir nicht in der Lage sein, den Vertrag mit Ihnen durchzuführen. Findet eine ausschließlich auf einer automatisierten Einzelfallentscheidung beruhende Verarbeitung der Daten statt? Wir nutzen die Bonitätsangaben (Scoring), um uns vor Zahlungsausfällen zu schützen. Die Angaben der Wirtschaftsauskunftei können bei der Gestaltung der Zahlungsbedingungen zum Abschluss bzw. der Durchführung des Vertragsverhältnisses berücksichtigt werden. In diesem Zusammenhang verfolgen wir jeglichen Verzug oder Ausfall einer Zahlung während des laufenden Vertragsverhältnisses.
#6789 ist eine eingetragene Marke der SDZ Druck und Medien GmbH.
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HERAUSGEBER: SDZ Druck und Medien GmbH Bahnhofstraße 65 73430 Aalen Tel. 07361 594-228 www.sdz-medien.de
IN KOOPERATION MIT
KOOPERATIONSPARTNER: bwcon GmbH, Fraunhofer IAO, Leichtbau BW GmbH, Städtetag BW
REGIONALE PARTNERSCHAFT
REDAKTIONELLE UND GRAFISCHE UMSETZUNG: Medienwerkstatt Ostalb Schleifbrückenstraße 6 73430 Aalen Tel. 07361 49045-20 www.medienwerkstatt-ostalb.de REDAKTION: Kerstin Schmidt (V.i.S.d.P.) Peter Ilg, Dr. Jürgen Jähnert, Marc König, Astrid C. Koke, Tomma Profke, Hubertus Rösch, Eva Stengel Datenschutzbeauftragter: datenschutz@sdz-medien.de
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BOARD OF EDITORS
GUDRUN HEUTE-BLUHM
STÄDTETAG BADEN-WÜRTTEMBERG GESCHÄFTSFÜHRENDES VORSTANDSMITGLIED
PROF. ANETTE WEISBECKER
Oberbürgermeisterin a. D. Gudrun Heute-Bluhm hat seit 1. August 2014 das Amt als geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Städtetags Baden-Württemberg inne. Für den Städtetag Baden-Württemberg sitzt sie im Hauptausschuss und Finanzausschuss des Deutschen Städtetags. Von 1995 bis 2014 war Heute-Bluhm Oberbürgermeisterin der Stadt Lörrach. Gudrun Heute-Bluhm studierte Rechtswissenschaften an der Universität Konstanz und arbeitete als
Fraunhofer IAO sowie stellvertretende Institutsleiterin des Instituts für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT der Universität Stuttgart. www.iao.fraunhofer.de
Nach einem Informatikstudium arbeitete Prof. Anette Weisbecker als Systemanalytikerin in der Industrie. Ihre Karriere am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO begann sie 1988 als Mitarbeiterin im Bereich »Informations- und Kommunikationssysteme«. Seit 2001 ist sie Mitglied des Institutsdirektoriums, seit 2013 stellvertretende Institutsleiterin des
FRAUNHOFER IAO IAT DER UNIVERSITÄT STUTTGART STV. INSTITUTSLEITERIN
DR. ALEXANDER WEINSTOCK
SDZ DRUCK UND MEDIEN GMBH GESCHÄFTSFÜHRER
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Verwaltungsrichterin am Verwaltungsgericht Freiburg. Außerdem wirkte sie als Stellvertreterin des Landrats beim Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald sowie als Leiterin des Bau- und Umweltdezernats. www.staedtetag-bw.de
Alexander Weinstock ist seit 2016 Geschäftsführer der SDZ-Gruppe in Aalen. Das Medien-Unternehmen mit 330 Beschäftigten produziert u.a. die Tageszeitungen „Schwäbische Post“ und „Gmünder Tagespost“, die Wirtschaftszeitung „Wirtschaft Regional“, Magazine und CP-Produkte.
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Der promovierte Diplom-Kaufmann und Jurist war zuvor 20 Jahre lang in verschiedenen Führungspositionen der Medienbranche tätig, u.a. als Geschäftsführer der Tageszeitung „Hessische Allgemeine“ in Kassel sowie des Herder-Verlages in Freiburg, zuletzt in der Geschäftsführung der Mediengruppe Pressedruck in Augsburg. www.sdz-medien.de
BOARD OF EDITORS
DR. JÜRGEN JÄHNERT
BWCON GMBH GESCHÄFTSFÜHRER
BOARD OF EDITORS BWCON Die führende Wirtschaftsinitiative zur Förderung des Hightech-Standortes Baden-Württemberg.
FRAUNHOFER–INSTITUT FÜR ARBEITSWIRTSCHAFT UND ORGANISATION IAO
Dr. Jürgen Jähnert ist seit 2014 als Geschäftsführer der bwcon GmbH tätig. Davor leitete der den Bereich IKT bei der MFG Baden-Württemberg und in Personalunion die Geschäftsstelle von bwcon e.V., aus der im Jahre 2014 die bwcon GmbH hervorgegangen ist. Die bwcon GmbH agiert als integrierter Dienstleister für Innovation und Technologietransfer am Markt und bietet Unternehmen ganzheitliche Unterstützung beim Weiterentwickeln der eigenen
Geschäftsmodelle. Dies beinhaltet Ideenmanagement, offene Innovationsprozesse für Unternehmen, Gründungen (auch Ausgründungen aus Unternehmen) und umfangreiche Beratungskonzepte für Unternehmen im Prozess der Digitalen Transformation. Dr. Jähnert hat seit vielen Jahren Lehraufträge für den Bereich IT Service Management an der Universität Stuttgart und arbeitet regelmäßig als Gutachter für die Europäische Kommission und das spanische Wirtschaftsministerium. www.bwcon.de
STÄDTETAG BW Vertritt die Interessen seiner Mitglieder gegenüber dem Land Baden-Württemberg, dem Bund und der Europäischen Union.
LEICHTBAU BW GMBH Mit mehr als 1.900 Unternehmen und über 260 Forschungseinrichtungen das weltweit wohl größte LeichtbauNetzwerk. We connect your business.
Unterstützt Unternehmen, Institutionen und Kommunen auf dem Weg zu neuen Geschäftsmodellen, effizienten Prozessen und wirtschaftlichem Erfolg.
MARC KÖNIG Marc König ist bei der bwcon GmbH Leiter des Bereichs Geschäftsentwicklung und seit 2017 Geschäftsführer der bwcon research gGmbH. Er unterstützt Gründungs- und Wachstumsunternehmen. Neben den zahlreichen Inkubations- und Acclerationprogrammen gehören in sein Tätigkeitsbereich auch die Betreuung eines Beraternetzwerks, bestehend aus etwa 100 ehemaligen Managern und Unternehmensgründern aus der
Hochtechnologiebranche. Als Senior Research am IST Innovationsinstitut für Strategische Innovation und Technologiemanagement an der HTWG Konstanz forscht er an der Bewertung von Geschäftskonzepten in der Frühphase eines Unternehmens. Im Rahmen eines Forschungsprojekts zu Qualitätssicherung von Accelerationprogrammen ist er Teil des renommierten Innovation Growth Lab von NESTA und der Ewing Marion Kauffman Foundation. www.bwcon.de
DR. WOLFGANG SEELIGER
SDZ DRUCK UND MEDIEN Der größte Mediendienstleister in Ostwürttemberg verbindet erfolgreich Kunden und Märkte.
Ein Produkt der SDZ Druck und Medien und bwcon in Kooperation mit Fraunhofer IAO Leichtbau BW GmbH und Städtetag BW. Ausführliche Infos zum Board of Editors und dessen Akteuren finden Sie auf den Seiten 58-59.
LEICHTBAU BW GMBH GESCHÄFTSFÜHRER
BWCON GMBH GESCHÄFTSENTWICKLUNG UND GESCHÄFTSFÜHRER RESEARCH GGMBH
Dr. Wolfgang Seeliger ist seit Mitte 2013 Geschäftsführer der Leichtbau BW GmbH mit Sitz in Stuttgart. Die Landesagentur für Leichtbau Baden-Württemberg unterstützt Unternehmen und Forschungseinrichtungen bei der Vermarktung von baden-württembergischem Knowhow und bei der Stärkung ihrer Wett-
bewerbsfähigkeit. Als promovierter Diplom-Chemiker mit betriebswirtschaftlicher Zusatzausbildung (MBA) hatte Seeliger zuvor verschiedene leitende und beratende Positionen in der Industrie und in den Bereichen Beratung, Finanzen und Maschinensowie Automobilbau inne. An der Hochschule für Technik in Stuttgart ist er zudem seit 2006 als Lehrbeauftragter tätig. www.leichtbau-bw.de
AUSGABE 4/2018
TECHNOLOGIE. INNOVATION. UNTERNEHMERTUM.
TECHNOLOGIE. INNOVATION. UNTERNEHMERTUM.
MOBILITÄT DER ZUKUNFT
Der Strategiedialog Automobilwirtschaft BW treibt den Wandel voran. //06–07
DIGITALE LEITFIGUREN BW-Innenminister Thomas Strobl und Porsche-Vorstandsmitglied Lutz Meschke im Gespräch über die Transformation im Automotive Sektor
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SMARTE DÖRFER
CYBERONE
Wie eine digitale Plattform das Leben in ländlichen Regionen besser macht.
Diese Start-ups kämpfen im 20. Jubiläumsjahr um den Hightech Award.
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www.hashtag6789.de
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