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Schopfl och
by SDZ Media
SCHOPFLOCH
SCHOPFLOCHS JÜDISCHER FRIEDHOF – DIE GESCHICHTE EINES VERBANDSFRIEDHOFS
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Bereits in frühen Jahren lebten Juden und Christen zusammen in Schopfl och. Um das 14. Jahrhundert herum siedelten sich die ersten Juden dort an und wurden Teil des gesellschaftlichen Lebens. Noch heute zeugt der jüdische Friedhof von der jüdischen Geschichte der Marktgemeinde und ist Teil der Erinner ungskultur. Um diese nicht zu vergessen, wurden über 1.000 Grabsteine in einem eigens dafür ins Leben gerufenen Projekt dokumentiert.
Grabstein mit rein hebräischer Schrift. Fotos: Gemeinde Schopfl och
Am nördlichen Ortsrand von Schopfl och, an der Straße nach Deuenbach, befi ndet sich der jüdische Friedhof. Der einstige Verbandsfriedhof wurde im 16. Jahrhundert errichtet und diente als Bestattungsort für Juden aus Schopfl och, Feuchtwangen und Dinkelsbühl. Aber auch von umliegenden Gemeinden in Franken und Hohenlohe wie unter anderem Crailsheim, Mönchsroth oder Schwäbisch Hall wurde der Friedhof genutzt. Heute steht die Ruhestätte unter Denkmalschutz und ist vielmehr ein Ort, der als Teil jüdischer Tradition und Geschichte erhalten wird. Während seiner Anfangszeit wurde er mehrfach erweitert und umfasst so eine Fläche von fast 13 Quadratkilometern. Einst sollen etwa 1.600 Grabsteine dort gestanden haben. Ende der 1920er Jahre zählte der Kunsthistoriker Theodor Harburger noch 1.356 Steine. Heute hingegen sind lediglich etwa 1.200 Grabsteine übrig. Viele davon sind zudem stark verwittert oder als Fragmente vorhanden, sodass oft die Inschriften nicht mehr zu lesen sind.
DER JÜDISCHE FRIEDHOF ALS „ORT DER EWIGKEIT“ Im Judentum wird ein Friedhof als „Ort der Ewigkeit“ oder auch „Haus des Lebens“ bezeichnet und ist eng mit dem ewigen Ruherecht verbunden, das auf jüdischen Friedhöfen gilt. Mit Blick auf die Vorstellungen in Bezug auf die Auferstehung des Menschen zum Jüngsten Gericht hat dies eine tiefe Bedeutung im jüdischen Glauben. So ist es nicht verwunderlich, dass auch die Grabinschriften sich dem „Leben“, der „Ruhe“ und der „Auferstehung“ widmen. Die Inschrift der meisten Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof in Schopfl och beginnen daher mit den Worten „hier ist geborgen“ oder auch „hier ruht“, während sie mit den Worten „seine/ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens“ enden.
Teil des Friedhofs in Schopfl och war auch das Tahara-Haus, das sich einst neben dem südlichen Eingang befand, bevor es 1938 – ebenso wie die Synagoge in Schopfl och – in Brand gesetzt und schwer geschändet wurde. Das Tahara-Haus diente der rituellen Waschung, der Tahara, in dem die Toten gewaschen und
eingekleidet wurden, bevor das Begräbnis stattfand.
Belegt wurde der Friedhof dabei von Ost nach West, sodass die ältesten Grabmäler im hinteren östlich gelegenen Teil zu fi nden sind. Zu den ältesten Grabsteinen gehört einer aus dem Jahre 1580, während die letzte Bestattung noch 1938 stattfand.
EIN VEREIN DOKUMENTIERT UND ERFORSCHT Um dieses kulturelle Erbe zu erhalten und in Erinnerung zu behalten, wurde im September 2017 der Verein Bet Olam gegründet. Unter dem Vorstand von Bürgermeister Oswald Czech von Schopfl och und Bürgermeister Patrick Ruh von Feuchtwangen setzte sich der Verein zum Ziel, das gefährdete Denkmal zu erforschen und die Grabsteine zu dokumentieren. Unterstützt und gefördert wird der Verein durch Gemeinden wie Schopfl och und Mönchsroth, aber auch durch die Städte Feuchtwangen und Dinkelsbühl sowie mehrere Stiftungen, darunter das Bayerische Landesamt für Denkmalpfl ege. Schopfl ochs jüdischer Friedhof ist ein eindrucksvoller Teil einer Erinnerungskultur, die auch besichtigt werden kann. mh