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Kreßberg

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REFORMATOREN, FÜRSTPRÖPSTE UND MUTIGE KINDER

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Geschichte und Bedeutung der Fürstpropstei bekommen Gäste in Ellwangen auf dem Marktplatz vermittelt. Foto: Tourist-Information Ellwangen

Auf unserem Streifzug durch die Geschichte verlassen wir das Mittelalter und tauchen in die Epoche der Frühen Neuzeit ein. Dabei folgen wir den Spuren einer Zeit voll Wandel und Veränderung.

Gesellschaftliche Veränderungen durch die Reformation sind heute noch spürbar.

Foto: Stadt Crailsheim

Die Frühe Neuzeit (ca. 16. bis 18. Jahrhundert) ist ein prägendes Kapitel in den Regionen des Magischen Dreiecks. Gesellschaftliche Umbrüche entfesselten einen mächtigen Streit zwischen den Konfessionen und verändern Religion, Brauchtum und mancherorts sogar das Stadtbild.

Kleiner Obrist in Rokokouniform in Dinkelsbühl. DER REFORMATORISCHE VORREITER Crailsheim zählt zu den Städten, die sich mit am frühsten der reformatorischen Bewegung Martin Luthers anschlossen. Bereits 1522 predigte Adam Weiß in der Johanneskirche im evangelischen Sinne und beteiligte sich maßgeblich an der Durchsetzung der Reformation in Mittelfranken. Von der besonderen Rolle Crailsheims in der Reformationszeit zeugt außerdem ein Glasfenster in der Schlosskirche zu Wittenberg. Dort ist das städtische Wappen zu sehen. Die Reformation ist bist heute in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens prägend verankert und seit Februar 2015 trägt die Stadt sogar den Titel „Reformationsstadt Europas“. Zwölf Stelen führen durch die Innenstadt und laden dazu ein, die Reformation unter ganz unterschiedlichen Gesichtspunkten zu betrachten, beispielsweise wenn auf den Infotafeln aktuelle Fragestellungen und Spannungsfelder zwischen Reformation und Judentum, Demokratie oder Migration behandelt werden. Die künstlerische Gestaltung des Stimpfacher Bildhauers Rudolf Kurz lässt dabei den 2,6 Kilometer langen Rundweg zusätzlich zu einem ganz besonderen Kunsterlebnis werden.

DIE MUTIGE KINDERLORE In Dinkelsbühl werden die Ereignisse der Frühen Neuzeit buchstäblich lebendig. Alljährlich feiern die Dinkelsbühler im Juli die sagenhafte Aufhebung der Schweden-Belagerung im 30-jährigen Krieg durch die mutige Türmerstochter Lore und die Kinder der Stadt. Das historische Festspiel der Kinderzeche erinnert an ein Dinkelsbühler Schulfest, das 1629 erst-

mals urkundlich erwähnt wurde und gemeinsam mit der einsetzenden Historisierung zum heutigen Festspiel beitrug. Die „Schulzeche“ war ein von der Stadt und Kirche bezahlter Ausfl ug der Lateinschüler am Ende des Schuljahres. Ein „Zechgeld“ gibt es heute zwar nicht mehr, doch für ihre Mitwirkung erhalten Kinder und Jugendliche eine „Kinderzech-Gucke“, prall gefüllt mit Süßigkeiten. Während der Kinderzeche sind in Dinkelsbühl Schülerinnen und Schüler von der ersten bis zur achten Klasse sowie über 1.000 weitere Akteure beteiligt und lassen die Geschichte durch das Festspiel aufl eben. Seit Dezember 2016 gehört das Heimatfest zum immateriellen Kulturerbe der Bundesrepublik Deutschland. Doch nicht nur im Juli wird Geschichte in Dinkelsbühl erlebbar. Der Verein „Brauchtumspfl ege Dinkelsbühl“ betreibt das Kinderzech-Zeughaus. Dort lagern die originalgetreuen Kostüme des Festspiels und interessierte Besucher erfahren nicht nur alles über die Kinderzeche, sondern auch über die historischen Fakten, insbesondere der traditionellen Handwerksberufe, die damit einhergehen.

DIE MÄCHTIGEN FÜRSTPRÖPSTE Nirgendwo im Magischen Dreieck werden die Veränderungen in der Frühen Neuzeit so deutlich wie im barocken Stadtbild Ellwangens. Aus dem Kloster entstand 1460 die Fürstpropstei, die schon nach kurzer Zeit eine kulturelle und wirtschaftliche Glanzzeit erlebte. Der Fürstpropst vereinte in seiner Person weltliche Landesherrschaft und höchsten Kirchenvertreter. Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg (1694-1732) und Franz Georg von Schönborn (1732-1756) bauten die Stadt zu einer barocken Residenz um. Vor allem im späten 17. und 18. Jahrhundert entstanden imposante Gebäude, die noch heute Besucher aus nah und fern begeistern. 1682 entstand so

Imposantes Deckenfresko im Schloss ob Ellwangen

Foto: Tourist-Information Ellwangen

die Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg. 1688 folgte das Palais Adelmann und 1699 bis 1702 der Neubau des Spitals. 1720 bis 1727 wurde das Schloss ob Ellwangen umgebaut und mit dem Zeitgeschmack entsprechenden Residenzräumen und einem imposanten Deckenfresko im Treppenhaus ausgestattet. 1748 bis 1750 entstand schließlich das Stiftsrathaus auf dem Marktplatz und damit sind noch längst nicht alle Bauten dieser Epoche benannt. Einen Großteil der künstlerischen und handwerklichen Leistungen in dieser Zeit leisteten Meister aus städtischen Handwerkerfamilien, wie der weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Bildhauer, Stuckateur und Elfenbeinschnitzer Melchior Paulus. Um mehr über die Fürstpropstei und ihre Bedeutung für die Stadt Ellwangen zu erfahren, lohnt sich ein Spaziergang durch die barocke Stadt. Die Informations-Stele am Marktplatz lädt dazu ein, die verschiedenen Orte der Stadtgeschichte zu erkunden. sek

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Die Station auf dem Ehrenfriedhof berichtet vom Wandel der Bestattungskultur.

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