curt Magazin München #84 // Freistil

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curt. STADTMAGAZIN MÜNCHEN # 84 // SOMMER 2016

curt. STADTMAGAZIN MÜNCHEN # 84 // SOMMER 2016

FREISTIL


KINO, MOND & STERNE 01.06. - 04.09.2016 auf der Seebühne/Westpark

JULI

KINO, MOND & STERNE ALS APP

So. 31.7. Ich und Earl und das Mädchen Do. 21.7. The Nice Guys Fr. 22.7. Erlösung Sa. 23.7. Zoomania

Mo. 1.8. DIE MGM FILMNACHT.

Spectre Di. 2.8. tba.

So. 24.7. Monsieur Chocolat

Mi. 3.8. DIE KULTFILMNACHT DER STADTSPARKASSE MÜNCHEN.

Mo. 25.7. Deadpool

Do. 4.8. Ice Age - Kollision voraus!

Di. 26.7. International Ocean Film Tour Vol.3 (OMU)

Fr. 5.8. Ein ganzes halbes Jahr

Mi. 27.7. Der geilste Tag

So. 7.8. Frühstück bei Monsieur Henri

Do. 28.7. Birnenkuchen mit Lavendel Fr. 29.7. The Revenant - Der Rückkehrer Sa. 30.7. GRIECHISCH-TÜRKISCH-BAYERISCHER FREUNDSCHAFTSTAG. Kurzfilme

Das weitere Programm für August & September bekommt ihr mit der kostenlosen Kino, Mond & Sterne App.

iOS App

Sa. 6.8. tba. Mo. 8.8. tba. Di. 9.8. Reel Rock 10 (OMU) AB 10.08. WEITERE TERMINE

EINTRITT: € 6,- im Vorverkauf zzgl. VVK-Gebühr. EINLASS: 20.00 Uhr. Start: Im Juli 21.15 Uhr und im August 21.00 Uhr. Vorstellungen finden bei jedem Wetter statt. KARTEN und alle INFOS im Internet. Kino, Mond & Sterne. Die besten Nächte des Jahres.

www.kino-mond-sterne.de

Android App


VORWORT Ich war letztens am See, da es ausnahmsweise mal nicht geregnet hat. Ich zog ein paar Runden, umgeben von der Natur, und watete dann, um einer leichten Erschöpfung zuvorzukommen, an Land, um mich etwas zu stärken. Ich sah auf einem Steg in der Nähe ein Mädchen neben einem Windsurfbrett hocken. Sie rief mir zu: „Was soll denn das gewesen sein?“ Ich so: „Was jetzt genau?“ „Na, das Rumgerudere, das du da abgezogen hast.“ Jeder hat eine Antwort auf seine Frage verdient, sei sie auch noch so dumm. „Das war Freistilschwimmen. Im Volksmund auch Kraulen genannt. Oder für euch Kids: Freestyle“, rief ich. „Pass auf!“, meinte sie und stand lächelnd auf. Sie hob den Finger und blickte in Richtung gegenüberliegendes Seeufer. In dem Moment kam ein leichter Wind auf. Die Wasseroberfläche kräuselte sich erst leicht, dann immer mehr, der Wind nahm rasch zu und innerhalb von 30 Sekunden hatten wir einen veritablen

Sturm mit Gischt und allem Drum und Dran. Der halbe See war überrascht, Tretbootfahrer versuchten, an Land zu kommen, Stand-upPaddler fielen von ihren wackligen, unförmigen Boards, Kinder weinten.

mondfarbenen Hintern des nun noch lauter schreienden Hobbysportlers freilegte. Das Mädchen landete derweil sauber auf einem Wellenkamm und ritt die Welle ein wenig herunter, während es weiter Kurs auf mich nahm.

Das Mädchen warf ihr Brett ins Wasser, hielt dabei das Segel noch fest und sprang mit einer geschmeidigen Bewegung drauf und fuhr sofort los. Es kam sofort ins Gleiten und jagte vom Wind getrieben circa 500 Meter schnurgerade über das Wasser, vollzog eine astreine Powerhalse und kam dann wieder auf mich zu. Ein Stand-up-Paddler, der sich auf seinem Brett festklammernd von den Wellen vorbei­ getrieben wurde, kreuzte den Weg des Mädchens und kurz bevor sie zusammenstießen, presste sie ihr Board in eine Welle und sprang über den Paddler, der einen spitzen Schrei ausstieß. Die Finne des Boards touchierte dabei offenbar die Badehose des Paddlers, die unter einem sauberen Schnitt aufplatzte und den

Ich stand noch immer regungslos bis zu den Knien im Wasser. Kurz bevor das Mädchen mich erreichte, drückte es sich in das Heck ihres Boards, scherte etwas aus und umkurvte mich knapp, hob zu einem Sprung über eine Welle an, landete auf dem Steg und hüpfte gelassen vom Brett, dass an der gleichen Stelle zur Ruhe kam, wo es zuvor schon lag. In diesem Augenblick legte sich der Sturm schlagartig wieder. Das Mädchen blickte mich an und sagte nur: „DAS ist Freestyle!“ „OK, sagen wir unent­schieden“, murmelte ich und ging wieder ans Ufer. Einen schönen Sommer, Euer Thomas


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INHALT 06 EINE LIEBE ZUR MUSIK, EINE LIEBE ZUR KUNST: SEÑOR BURNS!

14 DER ZUFALLSGENERATOR – FREESTYLER ROCK THE MICROPHONE!

16 COVER ARTWORK: BERND HOFMANN

The master himself – der Münchner Illustrator, Labelinhaber und Sieb­ druck-Künstler Bernd Hofmann aka Señor Burns – hat sich für unsere Sommerausgabe am Titel ausgetobt. Mehr zu ihm, seiner Arbeit und den limitierten Plakaten des Covermotivs gibt es ab Seite 6 in diesem Heft.

WHITE CLUB TENNIS – IM GESPRÄCH MIT CHRISTOPH HANKE UND PETER WEHNER

24 GRAVITYLAB – FREESTYLE-FACILITY-INDOORPARCOURS IN MITTERSENDLING

28 CURT SUCHT CURT – AUF DER SUCHE NACH DER WAHREN LIEBE?


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MACH'S DIR SELBST! DIY-TIPPS FÜR ANTI-MÜCKENSPRAY & CO.

CURT PRÄSENTIERT: KONZERTE FREIKARTEN GEWINNEN!

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„MOTORRAD FÄHRT MAN MIT'M ARSCH!“ ZU BESUCH BEI DEN TEMPLE CHOPPERS

ZOMBIE SESSIONS – EINE FEIN ABGESTIMMTE ABSAGE AN DIE OBERFLÄCHLICHKEIT

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FLEISCH ODER NICHT FLEISCH? AKTIONSBÜNDNIS ARTGERECHTES MÜNCHEN

UNTERWEGS MIT ... OCCUPANTHER

54 FREESTYLE – ABER MIT PLAN! OLAF RAUSCHENBACH

DER

T RAND

RÄT

WEINB

86 DER WEINBRANDT RÄT – HUUBERT WEINSCHORLE

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WASCHDLS GRANTNOCKERL – WIR LIEBEN BOYKOTTSTIMMUNG

IM FREISTIL DURCHS WASSER – UND DURCH DAS DEUTSCHE BILDUNGSSYSTEM

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MATHILDE WESTEND – HOHES NIVEAU AUF ENGSTEM RAUM

IMPRESSUM SERVUS, SCHEE WAR'S!


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Eine Liebe zur Musik, eine Liebe zur Kunst

SEÑOR BURNS


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Wer sich für Münchner Independent-Musik interessiert, SiebdruckKunst mag oder vielleicht sogar auf beides steht, läuft dem umtriebigen Illustrator, Siebdruck-Dude, Labelgründer und Vater von zwei Töchtern Bernd Hofmann aka Señor Burns unweigerlich in die Arme. Das Cover dieser Ausgabe trägt seine Handschrift. „Ein 7-farbiger Siebdruck, ökonomisch natürlich komplett daneben, aber wird hübsch, glaub ich“, meinte er und setzte dann noch drei Farben drauf. Wir lieben das Motiv und danken dem spendablen Señor! This Señor Burns, Dude. Und wie!

TEXT: MELANIE CASTILLO // FOTOS: BERND HOFMANN >> senorburns.wordpress.com


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LIMITIERT! Unser Covermotiv gibt es als Original-Sieb­ druck-Poster und "Artist proof"-Edition in limitierter Auflage. Beide Versionen kann man im Online-shop bei senorburns.bigcartel.com erwerben (Format 50 x 70 cm). Das Making-of der Original-Siebdruck-Poster gibt's auf curt.de/mue. Und: Wir verlosen zwei holde Exemplare!

Nach seiner Schreiner-Ausbildung in München verlor der 1974 in Würz­burg geborene Bernd Hofmann seine Seele an die Kunst und setzte noch ein Studium an der Kunst­akademie obendrauf. Er probierte sich im Siebdruck und züchtete in Haidhausen unter dem Künstler­namen Señor Burns* seine eigene Atelierwerkstatt hoch. Durch die Liebe zur Musik und dem Wunsch, seine eigene Band „Gepetto“ (ein Trio aus drei Schreinern), später „Russ Defense“ und sein Performance-Projekt „Orange à Trois“ mit Label und Logo auf eigene Beine zu stellen, gründete er 2001 das Indie-Label „Red Can Records“. Artwork und Musik korrespondieren miteinander. Bernd nimmt bei der Gestaltung entweder Bezug auf den Bandnamen selbst, auf einen einzelnen Songtitel oder den Inhalt. Oft sind es auch einfach subjektive Stimmungen, die eine Band oder ihre Songs erzeugen, aus denen sich Bilder und Farben formen. „Ganz ohne geht es eigentlich nicht, dafür ist meine Wertschätzung der jeweiligen Musik gegenüber zu groß“, sagt Bernd. „Ich versuche nicht, die Bands meiner Gestaltung zu unter­werfen, im besten Fall begegnet sich das auf gleichem Niveau.“ Bis zum letzten Release 2011 sind in den Jahren seit der Gründung auf Red Can Records gut 30 Tonträger von lokalen Bands wie Angela Aux, Candelilla, The Dope, Jesus Kid Canaveral, Joasihno, Kitty Empire, L’egojazz, Mondo Ray, Monostars und Purren zusammengekommen.

* Die Simpsons hatten keinen Einfluss auf die Wahl seines Künstlernamens – eher verliehen im seine Impulsivität und subtile Eloquenz den Titel des „Señors“, eines spanischen Herrn. „Burns“ steht für die Leidenschaft, mit der er für seine Arbeit brennt – und für das brandstiftende Element.

Bernd Hofman kann in seiner Künstlerkarriere auf annähernd 200 Sieb­ druck-Plakate zurückblicken: „Die meisten liegen mir echt am Herzen. Zu sehr vielen gibt es einfach auch gute Geschichten oder es ist mir persönlich von Bedeutung, dass ich das machen konnte. Um exemplarisch drei meiner Dauerbrenner rauszupicken, nehmen wir diese hier ...“


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QUICKSAND (Juni 2014) „Eine meiner All-time-favourite-Bands aus New York, zum ersten Mal 1994 gesehen und enorm prägend. Haben sich 1998 aufgelöst, mit dem Frontmann Walter Schreifels bin ich seit etwa 2007 befreundet. Ich hab mit ihm ein Konzert in der Glocke veranstaltet und konnte ihn für ein Musikprojekt gewinnen, aber QUICKSAND waren tot und unerreichbar, bis eben 2014. So werden Jugendträume wahr!“ THE NOTWIST (Sommer 2013) „Relativ schlicht, Markus Acher und ich waren total begeistert, auf Tour hat es sich kaum verkauft, aber irgendwann viel später sind alle total steil gegangen und innerhalb weniger Monate war die Auflage weg.“ DEAD PAN RANGERS/PIT ER PAT/VERSTÄRKER (Sept. 2005) „Zwar nicht mein erstes Konzertplakat, aber eben mein erstes Siebdruck-Gigposter! Vielleicht nicht weg­weisend, aber doch weg­ bereitend. Ein von uns selbst veranstalteter Konzertabend mit sehr freundlichen Australiern, einer großartigen Postrock-Kapelle aus Chicago und den Lokalhelden, die später noch mehrere Male auf Plakaten auf­tauchen sollten.“



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Bernd Hofmanns Arbeiten kann man nicht nur in seiner Haidhauser Atelierwerkstatt bestaunen, sondern zusammen mit vielen anderen Künstlern aus dem Gigposter-Metier im Rahmen der COLORED GIGS Postershows. Die Wanderausstellung wurde vom Team um Bernds Dresdner Kollegen Lars P. Krause vom DOUZE Studio initiiert. Seit 2009 veranstaltet die Crew jedes Jahr die Postershow im Anschluss an das Reeperbahn-Festival in Hamburg – dort sind sie zusammen mit 30 internationalen Posterkünstlern als FLATSTOCK POSTER CONVENTION vertreten – eine Postershow in Dresden. Im Lauf der Jahre hat man sich untereinander angefreundet, vernetzt und aus­ getauscht, sodass 2014 dann mit Leipzig schon eine zweite COLORED GIGS-Station etabliert wurde; im letzten Jahr gab es als Ergänzung noch die erste COLORED GIGS in München, am Wochenende vor dem FLATSTOCK in Hamburg. Nach der irre guten Resonanz der Besucher, aber auch von der Münchner Galerie Köşk selbst, die den Raum zur Verfügung gestellt hat, war klar, dass es eine Wiederholung geben würde. Somit findet auch dieses Jahr der Auftakt der COLORED GIGS POSTERTOUR wieder in München statt, erneut im Köşk. Neben 16 internationalen Artists, die persönlich mit ihren Arbeiten zu sehen sind, gibt es eine Tombola und am Eröffnungsabend Live-Musik von whåZho. Und wenn alles mit Bernd Hofmanns und Joris Diks’ Crowdfunding-Aktion glattläuft, auch die Präsentation des GigposterBuchs „SQUEEGEE!! the european gig poster movement“.

COLORED GIGS POSTERTOUR // 16.–18. SEPTEMBER // KÖŞK, SCHRENKSTR. 8 >> colored-gigs.de // MEHR INFOS ZU SEÑOR BURNS >> senorburns.wordpress.com


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DER ZUFALLSGENERATOR

FREESTYLER Sommer in der Stadt. Endlich wieder im Freien sitzen, frei haben ... Wir wollten wissen, wie es um die Freestyle-Künste der Münchner steht, und sind losgezogen, um Freiwilligen vom Königsplatz bis zum Ostbahnhof kleine Reime zu entlocken. Gar nicht so einfach! Dennoch haben wir ein paar Freigeister gefunden, die so frei waren, uns ihre poetischen Ergüsse mitzuteilen. Ganz spontan und frei Schnauze.

INTERVIEWS UND TEXT: PATRICIA BREU UND PETRA KIRZENBERGER // FOTOS: PETRA KIRZENBERGER


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YO!

PATRICIA (21) UND ANNA (20)

LINDA (24)

Rapplebattle MC (32)

Die Prüfung ist weg, drum geben wir ’nen Dreck. Wir sind jetzt hier und trinken Bier.

Fühl dich frei und glücklich, in Minga bist du richtig.

Freiheit, ihr Opfer, hier als kleine Mahnung, landet heut’ bei jedem Stress in Sicherheitsverwahrung.

MÄX POWER (ALLE SO UM DIE 30)

LEVENT (38) spontilonga.com

LILI (15)

Wir sitzen hier im Sommer auf Steinen und immer noch fällt uns nix ein zum Reimen. Das Bier ist kühl, das Wetter schwül.

Wir werden immer besser darin, was wir tun. Drum müssen wir darauf achten, was wir tun. Denn wir werden immer besser darin.

Wenn die Sommerwinde wehen, kann man München wieder im Hellen sehen. Auch abends beim NachHause-Fahren, zwar mit dem Radl statt der Bahn.


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FOTO: CHRIS CHONDROGIANNIS // UNSPLASH.COM

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Im Frühjahr 2015 riefen PETER WEHNER und CHRISTOPH HANKE ihr Projekt ins Leben – für den eigenen Freundeskreis. Anderthalb Jahre später hat es sich zu einer deutschlandweiten Community ausge­weitet, inklusive Spielerbörse, einer eigenen Liga, einem Jour fixe und ganz schön cool: Urban Tennis. White Club will nette Leute zusammen auf den Platz bringen und das möglichst unkompliziert, unabhängig von Verein und Verband. Eines steht dabei immer im Vordergrund: der Spaß! Zu Füßen der Bavaria auf der Theresienwiese trifft curt das sympathische Duo auf ein Radler und einen Ratsch. Voller Leidenschaft erzählen Christoph und Peter von ihrem Herzensprojekt, bei dem jeder herzlich willkommen ist.

Was unterscheidet White Club vom klassischen Tennisverein oder -verband? Was macht euer Projekt aus? CHRISTOPH: Wir wollen diese klassischen Barrieren umgehen, also dass man eben keinen Jahresbeitrag zahlen und nicht immer auf der gleichen Anlage spielen muss. Vor allem auch nicht ewig mit den gleichen Leuten, was in Vereinen oft der Fall ist. Bei uns gibt es so ein bisschen Abwechslung: verschiedene Anlagen und ganz viele verschiedene Tennispartner in der jeweiligen Spielstärke. Von ganz gut bis kompletter Anfänger ist alles dabei. PETER: Spielstärke ist uns egal, Hauptsache nett. „Lieber nett als Profi“ haben wir auf unserer Website geschrieben. Wichtig ist uns: Es ist ein Mitmach-Ding. Auf eurer Homepage und in den sozialen Netzwerken erkennt man: Das Projekt wächst und erlangt zunehmende Beliebtheit. Wie seht ihr selbst die Entwicklung des Clubs? CHRISTOPH: In München ist es super. Aber wir versuchen es gerade ein bisschen über die Grenzen Münchens „rauszuschubsen“, weil wir glauben, dass es kein Münchner Phänomen ist. Wir haben das hier gestartet und gedacht, wenn sich 50 Leute anmelden, dann wäre das super. Und jetzt sind es bereits über 900! Und es gibt Anfragen aus Nürnberg, Hamburg und Köln … PETER: … Südtirol, Wien … CHRISTOPH: … und deswegen glauben wir, dass mehr Leute Bock haben auf ein „Tennis 2.0“. Diese andere Form von Tennis, die man eventuell noch nicht kennt. Jeder Sport hat irgendwie so eine Verjüngung bekommen, ob das Beach-Volleyball ist oder Soccer-5


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oder sowas. Tennis hingegen ist immer in den relativ gleichen Strukturen geblieben und ich glaube, dieses etwas Ungebundenere, Ungezwungenere haben die Leute vielleicht nicht vermisst, aber sie freuen sich, dass es jetzt da ist. Wie ist euer Projekt entstanden? Habt ihr das erstmal zum Spaß ausprobiert oder war da schon von Anfang an der Gedanke dahinter, dass ihr was wirklich Großes aufziehen wollt? PETER: Christoph kenne ich seit zehn Jahren und wir haben bis letztes Jahr nie zusammen Tennis gespielt, weil ich mit meinem Liga-Zeugs von Passau bis an den Bodensee gefahren bin, um mit Leuten Tennis zu spielen, die ich nicht kenne. Ich habe mich jeweils drei Stunden ins Auto gesetzt, um dann ein Einzel und ein Doppel zu spielen, und festgestellt, dass das nicht befriedigend ist. Und es gibt so viele nette Leute in der eigenen Gegend und deshalb haben wir das erstmal für unseren eigenen erweiterten Freundeskreis gebastelt. Dass es so viele Leute so nett finden, überrascht uns und erfreut uns natürlich. Ein Thema bei euch: Urban Tennis. Ihr habt vor Kurzem auf der Türkenstraße gespielt und in Paris vorm Eiffelturm. Wie kam es denn zu diesen einmaligen Gelegenheiten? CHRISTOPH: Die super + CENTERCOURT Galerie hat gefragt, ob wir in der Türkenstraße unseren Platz aufbauen wollen. Und wir dachten, urbaner wird’s nicht. Wir haben also in der Türkenstraße, die ab­ gesperrt wurde zwischen Adalbert- und Akademiestraße, ein Doppelturnier gespielt. Megastark und hat Megaspaß gemacht – es gab sehr viele lachende Gesichter. Und diese Nummer in Paris, da wurden wir

einfach gefragt, ob wir unseren Platz auf einer Brücke über der Seine mit ca. hundert Meter Luftlinie zum Eiffelturm aufbauen und mit Gaël Monfils, einem französischen Top-15-Spieler, ein paar Bälle klopfen wollen. Das war auch ein starker Tag mit Megasonnenbrand (lacht). PETER: Das mit Gaël Monfils war für uns auch wichtig – er ist ja ein farbiger Tennisspieler. Wir heißen „White Club Tennis“ und haben so gar nicht daran gedacht, dass das irgendwann mal jemandem negativ aufstößt, weil wir das gar nicht so assoziiert haben. Wir kommen vom Tennis, der weiße Sport, und haben daraus eine Wortmischung mit Fight Club ge­bastelt. Und jetzt haben uns in letzter Zeit ein paar Leute gefragt, ob wir rassistisch wären oder sowas, und deswegen war das für uns auch ein wichtiges und deutliches Zeichen in Paris, dass dem keinesfalls so ist. CHRISTOPH: Na ja, wir haben ja letztes Jahr auch schon mal in der Bayernkaserne mit Flüchtlingen gespielt. Das wollten wir natürlich nicht medial ausschlachten, sondern es war einfach ein toller Tag und wir wollten Lächeln auf die Gesichter zaubern. Wir haben Klamotten, Schläger und Bälle eingesammelt, sind dann hingefahren mit zwei Autos, haben den Kofferraum aufgemacht und die ganzen Kids haben die Schläger genommen und da vier, fünf Stunden nur rumgebolzt. Das war cool. PETER: Wir hatten davor noch überlegt, wie wir das didaktisch aufbauen, welche Übungen wir machen … Nix da! Kofferraum auf und innerhalb von zehn Minuten waren hundert Bälle überall. Ich habe keine zehn Sätze an diesem Nachmittag gesprochen – der Ball hat gesprochen. Das war wirklich ein super Erlebnis für alle Beteiligten.


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Ihr stoßt doch aber bestimmt auch mal auf Hindernisse, Ein­schränkungen oder Verbote? Ist schließlich nicht alltäglich, dass mal eben eine Straße gesperrt wird … PETER: Wir würden gerne mal auf einem Containerschiff spielen, das am besten durch den Hamburger Hafen fährt, das wäre unsere Traum­ vorstellung. Aber deswegen waren die letzten beiden Events super für uns, sowohl die Türkenstraße als auch Paris, weil sich da jemand anderes um die Organisation gekümmert hat und darum, was passiert, wenn die Polizei kommt etc. CHRISTOPH: Aber die Polizei war auch super nett. Wir mussten leider zwei, drei Autos abschleppen lassen und da war ein Polizist, der das organisiert hat. Der fand unsere Idee aber auch ganz geil und ich: „Ja, magst du spielen?“ Und er so: „Ok!“ Dann stand er da mit kugelsicherer Weste auf der Türkenstraße und hat Tennis gespielt. Voll geil! PETER: Ich habe da immer die größeren Bedenken, aber der Christoph sagt zu Recht: Wir verkaufen ja keine Drogen, wir spielen nur Tennis. Wie sind denn eure Pläne für die Zukunft? Inwieweit wollt ihr den White Club noch ausbauen? PETER: Wir haben z. B. ein neues Feature gebaut, wo du deine eigene Liga für dich und deine Freunde anlegen kannst. Also nicht wir geben dir zehn Leute, die du nicht kennst aus deiner Gegend, sondern du sagst, ich hab hier fünf Freunde. Und damit wir alle mal den Hintern hochkriegen und keiner eine komische Excel-Tabelle pflegen muss, haben wir das Format geschaffen.

Was noch so ein hohes, pathetisches Ziel ist: Du kannst in dieser schönen Stadt hier umsonst Fußball spielen, umsonst Basketball spielen, du kannst aber nicht umsonst Tennis spielen. Wir sitzen hier an der Theresienwiese und schau dir diese riesige Fläche an. Wir brauchen nur einen Pinsel, einen Stift und eine große Truhe, in dem das Netz drin ist. Wenn München die erste Stadt wäre, die kostenlose öffentliche Tennisplätze zur Verfügung stellt, wäre das der Wahnsinn. München brüstet sich mit: „Wir sind jung, wir sind dynamisch und sportlich“ und auf dem Tourismus-Prospekt ist seit 20 Jahren der Eisbach-Surfer drauf. Warum nicht mal ein Tennisspieler mit Hintergrund Bavaria? Weitere Infos und alle Details zum Mitmachen unter whiteclub-tennis.com


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GravityLab DAS EINZIG GÜLTIGE GESETZ: DIE SCHWERKRAFT

JULIA MÄHNER ÜBER DEN FREESTYLE-FACILITY-INDOOR-PARCOURS IN MITTERSENDLING


FOTO: GRAVITYLAB

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FOTO: GRAVITYLAB, MAXIM VON SCHIRACH

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Ob Philip Morris, britischer Tabakhändler und Namensgeber des Tabakkonzerns, wohl dem Sport ähnlich gesonnen war wie Winston Churchill? Ihm werden schließlich die Worte „No sports!“ zugeschrieben. In diesem Fall würde sich Morris jedenfalls im Grab umdrehen. Nicht nur musste der Philip-Morris-Konzern in Sendling seine Halle räumen, nein, diese Halle ist über die letzten Monate zu einem Eldorado für Freestyle-Sportler umgebaut worden. Am 11. Juli öffnete GravityLab seine Tore: die erste wetterunabhängige Trainingshalle für sämtliche Freestyle-Sportarten. Schwarz-orange baut sich der Eingang auf und führt über eine Metalltreppe ins Innere. Ein Riesending. Zur Linken türmt sich der Trainingsblock-Parcours auf – eine Spielwiese für Akrobaten, die mühelos auf Trafos springen oder mehrstöckige Häuser sekundenschnell hinaufklettern. Hier bauten Gründerin Sabine Schmalschläger und ihre Crew Plattformen in unterschiedlichen Größen und Formen ein, die als Hindernisse, die sogenannten Obstacles, dienen. Direkt daneben: die Trampolin-Wiese. Insgesamt elf Trampolins finden sich auf dieser 260 Quadrat­ meter großen Fläche. Ein Gang trennt Parcours und Trampolins von der Hauptattraktion des GravityLabs: die Rampe, der Airbag, die Wave. Die Rampe, auch Big Air genannt, katapultiert Skater, Biker oder Ski-Fahrer in den Airbag. Auf der anderen Seite schließt an den Airbag nahtlos die Wave an. Ähnlich wie ein über-dimensionales, feingeschliffenes Schlagloch zieht sich das Konstrukt von der Wand hin zum Airbag. Es ist eine Kombination aus Halfpipe, Rampe und Schüssel: Die Sportler können entweder endlos skaten oder sich mit einem Sprung in den Airbag abseilen. Wohlgemerkt sind Big Air und die Wave nicht nur für Skater oder BMX-Biker geeignet. Ebenso können diese Geräte etwa von Skifahrern auf Rollski oder Rollschuhfahrern verwendet werden. Überhaupt: GravityLab ist für alle da. Vom Kind bis hin zum Rentner, vom Anfänger bis hin zum Profi. Sabine Schmalschläger möchte, dass dies alle wissen. „Ich will auch für so Mamas wie mich Work-outs anbieten. Wir wollen schließlich alle fit bleiben.“ Die Idee für das GravityLab ist auch entstanden, weil Schmalschläger Mama ist. „Ich habe mich von meinen beiden Söhnen inspirieren lassen. Die treiben jede Sportart, die ihnen so unterkommt. Und ich fand es eben schade, dass es abseits vom Vereinssport eher wenige Möglichkeiten hier in München gibt.“ Seit Mitte Juli hat München also eine Sportstätte mehr. Preislich bewegt sich der Eintritt im Bereich eines etwas teureren Fitness-studios: Für Erwachsene kostet die Stunde freies Training 17 Euro, während Kinder 13 Euro zahlen müssen. Doch dafür sollte das Training in dem GravityLab auch unendlich unterhaltsamer als in der Muckibude sein. Und besser als eine Fabrikhalle für Philip Morris ist die neue Nutzung allemal. GravityLab, Flößergasse 4a, Mo–So 14–22 Uhr >> gravitylab.de


CURT SUCHT CURT

Schon seit Monaten schleichst du nachts durch die Stadt, um allen zu zeigen, wem dein Herz gehört. Ganze Häuserwände verzierst du mit dem Namen deines Angebeteten. Ganz München weiß nun, wer dir einfach nicht mehr aus dem Kopf geht. Ach, ein wahrlich wohlklingender Name: curt! Auch wir haben die unendlich vielen Bekundungen deiner Liebe gesehen und sind zutiefst berührt – wir finden kaum noch Schlaf, weil uns diese Fragen so schmerzlich plagen: Wer bist du? Warum tust du das? Liebster Verehrer, bitte melde dich bei uns! Wir könnten Freunde werden! Hier sitzt bereits ein Team aus so hoch motivierten wie verzweifelten Psychologen, Malern, Stadtführern und Spinnern, die mit Hochdruck daran arbeiten, die Mosaike dieser Liebesgeschichte zusammenzusetzen. Liebe Leser: Helft uns bitte bei der Spurensuche mit sachdienlichen Hinweisen. Herzlichen Dank für eure Mithilfe – bei unserer Suche nach der wahren Liebe für curt. >> muenchen@curt.de

TEXT: HENRIKE HEGNER // FOTOS: ADRIAN LEEDER, PATRICIA BREU, PETRA KIRZENBERGER, HENRIKE HEGNER, MELANIE CASTILLO

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MACH'S DIR SELBST!


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TEXT: LEA HERMANN // ILLUS: KATHARINA KONTE >> katharina-konte.de

DIYs sind oft nicht nur für dich, sondern auch für die Umwelt besser – und Spaß macht das Ganze auch noch. Die meisten Zutaten stehen sowieso zu Hause rum, stauben vor sich hin, vieles landet vielleicht sogar im Müll oder Glascontainer. Und besser als die Waren im Laden ist das selbstgemachte Zeug allemal – frei von irgendwelchen Schadstoffen, die dir womöglich schaden. Du weißt, was drin ist, ohne mit der Lupe auf der Packung das Kleingedruckte lesen zu müssen. Super Sache! In unserer letzten Ausgabe haben wir euch bereits DIYs für Deo, Gin und veganen Honig aufgeführt, hier ist nun Teil II unserer Reihe.


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ANTI-MÜCKEN-SPRAY Stellt euch folgendes Horror-Szenario vor: Sonntagabend. Ihr seid zum Grillen eingeladen. Die Mücken-Plage hat Hochsaison. Das Mücken-Spray: schon wieder leer oder seit dem letzten IsarAufenthalt unauffindbar. Drogerien: alle geschlossen. Was also tun? Sich dem Schicksal fügen? Als Mückennahrung herhalten? Nein, das muss nicht sein: Anti-Mücken-Spray ist ratzfatz selbst gemacht!

IHR BRAUCHT: 4 EL Alkohol (um die 40 % Vol., der Billig-Wodka vom Discounter mit 37,5 % Vol. tut’s aber auch) abgekochtes Wasser Eukalyptos-Öl und Citronellaoder Lemongras-Öl eine 75-ml- bis 100-ml-Sprühflasche (z. B. eine alte Deo-Glasflasche)

Ihr vermischt den Alkohol mit fünf Tropfen Citronella- oder Lemongras-Öl und drei Tropfen Eukalyptus-Öl. Mit einem Trichter schüttet ihr das Gemisch vorsichtig in die Glasflasche. Mit dem abgekochten, erkalteten Wasser füllt ihr den Rest auf. Fertig! Nicht vergessen, die Flasche vor jedem Gebrauch gut zu schütteln. Das Spray schützt nicht nur vor Insekten, es kühlt an heißen Tagen auch. Mischt ihr noch ein paar Tropfen Lavendel-Öl mit hinein, hat die Mixtur noch eine beruhigende Wirkung, wenn ihr bereits Opfer einer fiesen Mücken-Attacke geworden seid oder zu lange in der Sonne gebrutzelt habt. Ätherische Öle, vor allem Eukalyptus, wirken auf Insekten abschre­ckend. Einziger Nachteil zu den herkömmlichen gekauften Produkten: Das Spray muss öfter aufgetragen werden, damit es seine Wirkung behält. Dafür ist das selbstgemachte Mücken-Spray aber ohne irgendwelche Zusätze, die der Haut schaden könnten.


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DIY-SAUBERMACHER Frisch gepressten Zitronensaft braucht man zum Backen und Kochen. Die Schalen landen meist im Abfall. Schade, kann man sie doch prima zu Putzmittel weiterverarbeiten. Und das macht so blitzblank sauber, dass selbst Meister Proper himself vor Neid erblassen würde.

IHR BRAUCHT: Schalen von 3–4 Zitronen weißer Haushalts-Essig (keine Essig-Essenz!) ein großes Gefäß (z. B. ein leeres Essiggurken-Glas) eine alte Putzmittel-Sprühflasche

Entfernt das restliche Fruchtfleisch aus der Schale. Anschließend gießt ihr die Zitronenschalen in einem Gefäß mit Essig auf, bis sie vollständig bedeckt sind, und lasst sie eine Woche ziehen. Das Gemisch sollte sich leicht gelblich verfärben. Ist die Wartezeit vorüber, siebt ihr die Zitronenschalen heraus. Einen Teil des so entstandenen Konzentrats schüttet ihr verdünnt mit Wasser (Mischverhältnis etwa 1  : 3) in eine alte Putzmittelflasche. Der Rest bleibt im Glas für weitere Putzeinsätze. Euer DIY-Putzmittel riecht genau so, wie man es sich vorstellt: schön stark nach Essig und Zitrone. Jetzt könnt ihr dem Dreck in Bad und WC zu Leibe rücken. WARNUNG: nicht für Natursteinböden geeignet! Kalk und andere Mineralien könnten gelöst und ausgewaschen werden! Also aufpassen!


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«  MOTORRAD FÄHRT MAN MIT’M ARSCH » TEXT: TIM BRÜGMANN UND ADRIAN LEEDER // FOTOS: BAD AND BOLD

AUF EINEN BLUES MIT DEN TEMPLE CHOPPERS Aufrechter Sitz, ausgestreckte Arme, der Körper bedeckt von einer Kutte aus Leder. 1969 bannen Peter Fonda und Dennis Hopper das Lebens­gefühl einer Generation auf die große Leinwand. Das Bild der nur mit dem zwingend nötigsten ausgestatteten schlanken Maschinen, auf denen die beiden Protagonisten durch Amerika heizen, prägt der Film „Easy Rider“ über Jahrzehnte hinweg. Was ebenfalls nicht auf dem Weg von Los Angeles nach New Orleans verloren ging, war die Musik. Von Psychedelic Rock zurück zum Blues sind Motorrad und Musik unzertrennlich. 2016 sitzen wir in einem Hinterhof im Westend vor einer Werkstatt, umringt von alten Maschinen. Da wären BMW, Ducati, Harley Davidson und Eigenkreationen. Wir trinken Bier, dessen Etikett eine Comic-Katze ziert, haben den Grill angeworfen und sprechen mit ANDI, MARCUS und STEPHAN über ihr Hobby, den Tempel. Sie sind die Temple Choppers.


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„Was wir nicht machen, ist schwierig zu beantworten”, witzelt Andi. Was sie aber machen? Vor circa zwei Jahren haben sie den Grundstein für ein kleines Idyll gelegt und betreiben seitdem keine Werkstatt im eigentlichen Sinne, sondern ihren Tempel. Eine Ideenmanu­faktur rund um das Motorrad. Die Temple Choppers sind die Kulmination ihrer Einzelteile, eine Band. Ein Einzelner ist hier nichts und geplant wird stets zu dritt. Der Laden entstand ganz unverhofft. Allesamt sind sie mit Rädern bestens vertraut, unterhielten bisweilen einzelne Projekte, gingen jedoch stets geregelten Anstellungen nach. Ein bierseliger Abend im Jennerwein lenkte ihren Blick über Umwege auf die alte Garage in der Westendstraße. Nach etwa sechs Monaten nahm das Projekt Gestalt an. Keller und Werkstatt wurden mit neuer Elektrik versehen, alte Möbel sowie Schallplattenregale machen die Räume funktional. Nichts ist gekauft oder stylisch zusammengestellt worden. Der Tempel glänzt nur dank Authentizität und Individualismus. Neben ihrer Leidenschaft für Motorräder und Dynamik ist der Kitt, der all das zusammenhält, die Musik. Vornehmlich aber der Blues. So wird nicht nur geschraubt, sondern ohne fixes Programm nach Feierabend der Verstärker eingesteckt, der Kontrabass gezupft und im Notenheft geblättert. Musiker, das sind Andi und Stephan seit einigen Jahren, aber auch Benachbarte und Freunde, die sich zu gelegentlichen Sessions einfinden oder auf privat organisierten Events gefeatured werden, sind vor der Garage live zu erleben. Dass die Temple Choppers auch neben der Musik laut werden wollten, war klar. So eng wie Musik und Motorrad verbunden sind, so ergeben sich darüber hinaus weitere Projekte. Eine alte Kaffeemaschine, das Schlagwort „Speed“ und die Hilfe einer privaten Rösterei brachten beispielsweise den ersten eigenen Kaffee hervor – die Speed Beans. Wesentlich enger mit ihrem Lifestyle


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HÄLT MIT DEN GROSSEN MIT: DAS EIGENE BIER DER TEMPLE CHOPPERS TEMPLE-HELL

verbunden ist das Bier. Ein Braukessel im Freundeskreis sowie Kontakte zur Münchner Craftbeer-Szene stießen sogleich den nächsten freien Raum des Tempels auf: Das Temple-Hell war geboren. Ein eigenes Bier, das bereits überregional die Kehlen runterfließt und mit den Großen mithalten kann. Das Gesicht der Temple Choppers kommt aus Stephans Feder. Eigentlich als Kinderbuch-Illustrator tätig, ist es seine schwarze Katze, bei der er sich einer Textzeile des Blues („a black cat crossed my trail“) bediente und die sinnbildlich für die Ideale des Tempels steht. Die Katze verkörpert verspielte Neugierde und Freiheit. So individualistisch wie der Tempel und seine Bikes sind, so auch die kleine schwarze Katze irgendwo zwischen Rockabilly und kindlichem Charme.

TEMPLE'S FINEST COFFEE: SPEED BEANS

Es gibt keine Sprengsätze an der Idee, da alle ihrem Job nachgehen und Familie haben. Für Business fehlen die Ambitionen, zu wertvoll ist der kleine, aber feine Rückzugsort. „Motorrad fährt man mit dem Arsch“, heißt es. Es ist der intuitive Umgang mit den enormen Kreiselkräften und dem Beschleunigungsverhalten, aber auch ihre Intuition, die ihre Projekte gelingen lassen. Ein ewiges Ausprobieren steht über einem kurzweiligen Trend. Die Temple Choppers haben im Westend eine Heimat gefunden. Einen Kos­ mos im Hinterhof. Viele, die auch von außerhalb kommen, finden hier eine Nähe und Persönlichkeit, die eine Großstadt nur selten bietet. München mag

PRODUKTFOTOS: ADRIAN LEEDER

Gute Ideen kommen unterwegs. Ein Geschäft gibt es nicht, nur Visionen. Eventuell will man einen Meisterbetrieb aufbauen oder einfach nur Umbauteile und Applikationen in kleiner Serie herstellen. Auch Bier und Kaffee kön­nen jederzeit Änderungen erfahren. Dreh- und Angelpunkt bleibt das Motorrad als gemeinsamer Nenner zwischen Andi, Marcus und Stephan.


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ein Dorf sein, es ist dennoch etwas Besonderes, hierherzukommen und die drei Jungs vorzufinden. Man sieht eine ungestrichene Wand, eine Tür voller Aufkleber, durch die man fast schon suchend blickt, und fragt: „Jemand da?“ Tatsächlich, dreimal die Woche. Manchmal auch öfter. Die Temple Choppers als eine Art „Gleis neundreiviertel“ sind nicht Wirklichkeit. Wie ein Zwischenboden, den es eigentlich gar nicht geben kann. In etwa so wie das Motorrad in der Innenstadt ein Paradoxon ist. Als Fortbewegungsmittel eigentlich an den Rand gedrängt und nicht im Mittelpunkt der Kultur einer Stadt stehend, sind sie laut, so wie Musik nicht leise gehört werden kann. Und dennoch sind die Temple Choppers unter ihrer Patina ein strahlendes Beispiel. Sie gehen den Gang auf dem Drahtseil und zeigen, wie sich schier Unvereinbares in Einklang bringen lässt. Dieser Modus Vivendi ist es, der den Blues in der kleinen Ideenmanufaktur inmitten von Bikes, Bier, Kaffee und Blues so schnell nicht verstummen lässt. Der Hinterhof der Westendstraße 21 steht all denen offen, die sich nach guten Gesprächen und familiärer Gemeinschaft sehnen. Die die Leidenschaft für Musik und zwei Räder teilen und – egal ob einfach so oder auf der Durchreise – bei einem kühlen Temple Hell verweilen und Freiheit genießen wollen: Follow the black cat.

TEMPLE CHOPPERS BAVARIAN BACKYARD MANUFACTURING WESTENDSTR. 21 temple-choppers.de


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ARTGERECHTES

MÃœNCHEN TEXT: CLAUDIA PICHLER // ILLU: SABINE HANEL >> facebook.com/sabinehanel.illustration


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FLEISCH ODER NICHT FLEISCH? Diese Frage stellen sich immer mehr Leute. Keine Angst, hier soll jetzt keine Grundsatzdiskussion geführt werden, vielmehr ist die Entscheidung für oder gegen eine fleischlose Ernährung eine private, quasi der gelebte Ausdruck der persönlichen Haltung. Aber worauf sich doch wohl (hoffentlich) alle einigen können: wenn Fleisch, dann bitte artgerecht. Also ohne schlechtes Gewissen. Ohne ungutes Gefühl über die Qualität des Produkts, ohne un­gutes Gefühl über eine mögliche hormonelle oder medikamentöse Belastung, ohne ungutes Gefühl über die Tierhaltung, genauer die Massentierhaltung, die industrielle Schlachtung am Fließband, die Tierquälerei und auch ohne ungutes Gefühl, dass der Bauer selbst nicht mehr von seinem Fleisch satt werden kann. So schmeckt uns das Fleisch doch viel besser.

Nur leider sieht die Entwicklung tatsächlich anders aus. Der idyllische, intakte Bauernhof gehört in Bayern schon längst nicht mehr zur Realität. Stattdessen entstehen in der Bilderbuchlandschaft riesige industrielle Agrarfabriken. Die produzieren in Massen und damit billiger, aber eben auch tierquälerisch, unsozial, umweltbelastend oder gar gesundheitsgefährdend. In München gibt es jetzt eine unerschrockene Allianz, die diesen scheinbar unausweichlichen Trend zur Intensivtierhaltung nicht hinnehmen will. Vor gut einem Jahr wurde das „Aktionsbündnis Artgerechtes München“ ins Leben gerufen, dessen ehrgeiziges Ziel es ist, die Stadt München von einer Selbstverpflichtung zu überzeugen. Überall dort nämlich, wo die Stadt als Veranstalterin und Hausherrin auftritt, sollen nur noch Produkte aus art­gerechter Haltung auf den Tisch kommen. Das betrifft im Kleinen städtische Empfänge mit ein paar Häppchen genauso wie städtische Kantinen und Mensas, Krankenhäuser und andere Ein­richtungen und ist erst im ganz Großen konsequent zu Ende

gedacht, und zwar bei öffentlichen Großveranstaltungen, auf der Auer Dult, den Christ-­ kindlmärkten oder auf der Wiesn. Mit bestem Beispiel geht das Tollwood voran, das seit 2003 komplett bio-zertifiziert ist und aus dessen kulturellem, buntem, engagiertem und verantwortungsbewusstem Geist das Bündnis hervorgegangen ist. Auf dem Kulturfestival klappt es also: nur tierische Produkte aus artgerechter Haltung, daneben viele vegane und vegetarische Alternativen, dazu sogar Bio-Bier. Seiner Beliebtheit hat das nie geschadet, eher im Gegenteil. Offensichtlich hält der höhere Preis hier die Gäste nicht ab. Diesen Eindruck bestätigen auch Umfragen und Gutachten, die das Aktionsbündnis in Auftrag gegeben hat. Zunächst die erste gute Nachricht: Eine Beschränkung auf Produkte aus artgerechter Haltung ist durchaus finanzierbar. Die Mehrkosten betragen je nach Zusammenhang zwischen 10 und 20 Prozent. Bemerkenswerte 75 Prozent der Münchnerinnen und Münchner, das ist die zweite gute


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Nachricht, würden laut einer Umfrage die angestrebte Selbstverpflichtung der Stadt München begrüßen. Das bringt uns zur noch beachtlicheren dritten guten Nachricht: 85 Prozent der Münchner Bevölkerung sind auch noch bereit, den dafür erforderlichen Mehr­preis zu bezahlen. Das klingt ja alles prima. Die Idee ist machbar, finanzierbar, findet eine breite Unterstützung bei den Konsumierenden, und die wollen sich das auch noch gern leisten. Warum ist das also nicht schon längst umgesetzt? Tja, gute Frage. Ein Blick in die Chronik der Ereignisse lässt einen die Stirn runzeln. Die Beratung über diese Thematik im Stadtrat wurde mehr­-

fach verschoben, diverse Änderungs­anträge und kontroverse Diskussionen sorgten laufend dafür, dass ein Beschluss im Rahmen der Stadtratssitzung bislang nicht zustande kam. Nächster anberaumter Termin ist im September. Warum sich die Stadt damit so schwer tut, ist schleierhaft. Die „artgerechten Münchner“ sind durchaus kompromissbereit. Zunächst wünscht man sich eine Umsetzung im Kleinen, bei den Empfängen der Stadt München. Das bedeutet auch den kleinsten Aufwand. Dann schwebt ihnen ein Pilotprojekt an der ein oder anderen städtischen Schule oder Kantine vor, auch das klingt nicht utopisch. Den Traum

von der artgerechten Wiesn heben sie sich gern für etwas später auf – überzeugt davon, dass sich ihre gute Idee und Überzeugung eben auch bis dort durchsetzen werden. Zum Unterstützer-Kreis zählen zehntausende Menschen aus dem Großraum München, darunter namhafte Künstlerinnen und Künstler sowie Unternehmen. Vielleicht können sich noch mehr Leute für diese gute Sache begeistern – am besten so viele, dass der Stadtrat diese Achse der Artgerechten nicht mehr so leicht ignorieren kann. Also, Mitmachen ist angesagt! >> artgerechtes-muenchen.de


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TEXT & FOTO: SIMONE REITMEIER

OLAF RAUSCHENBACH studierte Anfang der 1990er-Jahre Darstellende Kunst an der UdK Berlin und war Stipendiat der Akademie der Künste in der Abteilung Film- und Medienkunst. Nach mehr als 15 Jahren durchgehender Präsenz im deutschen Fernsehen begann er, nach einer sinn­erfüllenderen Aufgabe zu suchen, und fand diese in der Arbeit mit Laienschauspielern im Rahmen seiner Projektgruppe „ÜBERMUT TUT GUT!“. Dazu sagt er: „Wir betrachten den künstlerischen Ausdruck nicht länger als Privileg einiger Auserwählter, denn entgegen ihrer ursprünglichen Funktion ist die Kunst heute zum Großteil zu einer vermarktbaren Ware unter vielen geworden. Sie unterliegt Modeerscheinungen und dient der Manipulation. Wir finden eine künstlerische Sprache, die den handelnden, berührbaren und existenten Menschen im Fokus hat.“

FREESTYLE – ABER MIT PLAN OLAF RAUSCHENBACH Wie kommst du als Schauspieler zu diesem Projekt, bei dem nicht mehr du der Akteur bist, sondern Laien in Aktion treten lässt? Ich bin nur durch dumme Zufälle Schauspieler geworden. Es gab da eine einzige Professorin an der UdK Berlin, die hat eine bestimmte Sache an mir extrem gut gefunden. Das war die Aussage, dass mir die Kunst durchs Leben hilft. Ich hab also beschrieben, wie ich bei der Armee damals, da war ich 18, auf dem Wachturm gestanden und Erich-Mühsam-Gedichte in die Nacht rezitiert habe. Ne fette Ausgangssperre an der Backe gehabt dafür. Ja und dann bin ich Schauspieler geworden. Ich war gut im Geschäft. Aber ich war da nicht zu Hause in dieser narzisstischen Medienindustrie. Ich konnte dem einfach nicht entsprechen. Das hat mich irgendwann erschöpft. Aber am Ende ist geblieben, dass ich gemerkt hab: Kunst kann dir helfen. Der Zufall will, dass ich angefangen habe, mit Laien zu arbeiten, und gemerkt habe, hey, das funktioniert! Dann hab ich ein Projekt gestartet und gemerkt, hey, das funktioniert, ich kann das. Ich kann das ja besser als spielen. Und es ist für mich auch ehrlicher als spielen. Und das „WELTSCHMERZ projekt“ ist sozusagen der letzte Ausguss aus diesem Gedankengang: Kunst, darstellende Kunst, kann dir helfen. Und das ist es, was ich gerne weitergeben möchte: meine Erfahrung, die ich gemacht habe. Und zwar nicht nur ins Kino gehen und sich reinziehen, was so quasireligiöse Stars abliefern, sondern es selber machen. So komm ich vom Schauspieler zum Pädagogen, zu genau diesem Projekt.


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MEINE INTENTION IST, ANDERE ZU ERMUTIGEN, ETWAS ZU WAGEN. „Es selber machen“ klingt, als müsse man schon einiges an Mut mitbringen. Meine Intention ist, andere zu ermutigen, etwas zu wagen. Eine Idee, einen Gedanken, einen Text oder was auch immer darstellerisch sowohl für die Bühne als auch für das Medium Film umzusetzen. Ich weiß, dass sehr viele den Gedanken und einen tief verborgenen Wunsch haben, gesehen zu werden, wahrgenommen zu werden. Ich gebe einen Rahmen, dem Wunsch Raum zu geben. Aber nicht nur einfach dem kindlichen Bedürfnis danach, sondern nachdem du dich hinterfragt hast und weißt, was du überhaupt willst. Aber ich stell mich jetzt nicht einfach hin und erzähl von meinem Drama. Damit erreiche ich niemanden, es hört keiner zu, ich werde nicht gesehen – ist völlig schnuppe. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass viele Menschen gesehen werden wollen. Und ich kann dir mit meinem Fachwissen und meiner Erfahrung den kompletten Rahmen bieten, schauspielerisch, dramaturgisch als auch technisch, um dir zu sagen: Mach mal! Und in dem Moment, in dem du dich mit deinem Text auseinandersetzt, setzt du dich ja zwangsläufig mir dir selbst auseinander. Und höchstwahrscheinlich findet dadurch ein Entwicklungsprozess statt. Ich nehme den Wunsch nach dem Gesehenwerden wirklich ernst und biete eine anspruchsvolle Form, ohne jemanden vorzuführen und ohne dass sich jemand lächerlich macht, so wie es in den neuen, aktuellen Medien häufig der Fall ist. Das heißt also auch, dass es keine eingeschränkte Zielgruppe gibt, sondern es kann wirklich jeder bei dir mitmachen? Ja klar, genau so ist es. Wirklich jeder. Es kommt das raus, was derjenige mitbringt. Und ich schau, dass es keine Nabelschau wird, sich keiner vorführt. Tatsächlich gibt’s da keine Grenzen. Wie das am Ende aussieht? Ich weiß es nicht. Wie wir das am Ende umsetzen? Dabei spielen viele Zufälle ein Rolle. Das Zufallsprinzip wird immer wieder genötigt. Immer aber aus den einzelnen Ergebnissen. Das kann auch heißen: „Du, ich spiel meine Rolle nackt.“ „Na ja, dann machen wir´s halt so, dass du nicht aussiehst wie ein Pornostar. Oder wenn du aussehen willst wie ein Pornostar, dann denk mal drüber nach ...“ Und da beginnt wieder Kommunikation. Was willst du eigentlich? Es geht also um die Erfahrung, die man macht, indem man die Seiten wechselt vom Konsumenten zum Akteur. Genau, ein „Endprodukt“ spielt erst mal keine Rolle. Aber wenn was draus wird – umso besser. Und klar, am Schluss schau ich dann, das Ganze so zu straffen, Impulse zu geben,


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FOTO: SEBASTIAN KLICH


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dass deine Arbeit auch eine Form bekommt und funktioniert. Wir versuchen aber nicht, als Laien den Profi-Schauspieler zu kopieren. Können wir gar nicht. Also machen wir es komplett anders, finden eine völlig neue Sprache. Unsere Sehgewohnheit ist ja eher Mainstream und schnell. Und wir erfinden vielleicht einfach eine neue Sehgewohnheit. So ermöglichst du es also deinen Teilnehmern, absolut frei in ihrem Thema zu agieren und sich individuell auszuprobieren. Quasi Freestyle, aber mit Plan. Na ja, du bist das ja schon. Du bist ganz anders als die anderen. Ein absolutes Original ohne eine Kopie. Du musst dich nicht mal um ein Alleinstellungsmerkmal bemühen als Teilnehmer. Du hast ja schon eins. Dich! Also freier geht’s nicht. Freier als: Ich nehme mich, meine Gedanken, meine Gefühle, meine Sorgen, meine Ängste, was auch immer, pack das in einen Text und daraus entsteht was. Das ist frei. Woher kommt die Idee zu deinem neuen Angebot, dem „WELTSCHMERZ projekt“? Klingt ja erst mal recht traurig. Das ist ein Germanismus, den als Gefühl jeder kennt. Jeder kennt Krisen. Diese tiefe Not in einer Krise. So wie Rio Reiser singt: „Wenn die Nacht am tiefsten ist, ist der Tag am nächsten.“ Klingt erst mal ein bisschen scheiße, weil so freudlos und schwer und peinlich. Aber da wir nix verkaufen und kein Produkt vermarkten müssen, können wir das ruhig so machen und das Kind beim Namen nennen. Sonst würde ich es „das Märchenland“ nennen. Aber das wär ja ein Scheiß. Die Poesie, die Substanz, um die es letztlich geht, ist der Weltschmerz. Dieses Gefühl, das jeder kennt – der eine so, der andere so. Was aber nicht heißt, dass dein Thema, mit dem du als Teilnehmer arbeiten möchtest, nicht mit Spaß oder Freude zu tun hat. Na klar, erst recht. Der Freude liegt ja dummerweise das Leid zugrunde. Ohne Schwarz kein Weiß. Kannst ja wählen, was du willst. Das Ergebnis kann sehr lustig sein. Kann aber auch tottraurig sein. Ich arbeite mit dem, was die Leute in die Runde werfen. Versuche nicht, zu pushen oder zu forcieren. Sondern nur zu nehmen, zu sortieren und umzusetzen.

DAS WELTSCHMERZ PROJEKT Im Zentrum des neuen Projekts steht wieder die Arbeit mit den Medien Film und Theater. Dabei hat die Regie einzig beratenden Charakter. Jede/-r Teilnehmer/-in wählt einen eigenen Text oder Ähnliches selbst aus und arbeitet mit Olaf Rauschenbach daran. Jeder spielt die Hauptrolle und bestimmt den Inhalt in seinem Stück. Aus jedem einzelnen Beitrag entsteht so eine Folge in der geplanten Web-Serie und ein Abschnitt der Bühnenperformance. Teile deine Erfahrungen mit anderen Menschen. Du wirst gehört und gesehen. Rauschenbach schöpft hier aus seinem großen Erfahrungsschatz in der Arbeit mit Laien und hat für die gemeinsame Gruppen- und Einzelarbeit Methoden extrahiert, die es den Teilnehmern möglich machen, sich zu öffnen und zu zeigen, ohne Gestaltungsdruck, Angst zu versagen .... All das, was uns eigentlich im Wege steht. Das WELTSCHMERZ projekt – Auf der Suche nach dem heiligen Gral, dem Stein der Weisen oder dem Geheimnis zum Lösen des Gordischen Knotens. // Ein Film- und Theaterprojekt für Menschen von 14 bis 80 // Projektstart: Herbst 2016 // Weitere Infos und Anmeldungen unter >> konsensdemokratie.de // superbia@uebermut-tut-gut.de


R U T L KU FÜR

N E T A P ÜNCHEN M

KulturPaten für München stellt Geflüchteten und Menschen mit Behinderungen ehrenamtliche KulturPaten für gemeinsame Kulturerlebnisse an die Seite. Direkter und persönlicher Kontakt zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen, zwischen Einheimischen und Zugezogenen – mitten in München. Ein Projekt des gemeinnützigen Vereins KulturRaum München e. V.

Vermittlung von kostenfreien Tickets für begleitete Kulturbesuche. Alle Infos zur Teilnahme unter: kulturraum-muenchen.de/kulturpaten


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WIR LIEBEN BOYKOTTSTIMMUNG ­ eißwürschd, Lederhosen und das beruhiW gende Rauschen der Isar: München ist ein Traum von einer Stadt. Aber weil München nicht München wäre ohne eine ordentliche Portion Grant, lässt curt-Redakteur Sebastian Klug (bayerisch: „Waschdl“) an dieser Stelle in jeder Ausgabe einmal so richtig den Grantler raus und zeigt auf, was schiefläuft in der Landes­hauptstadt und im Rest der Welt. In dieser Ausgabe ist es die Boykottleidenschaft in den sozialen Medien.

WASCHDLS GRANTNOCKERL

TEXT: SEBASTIAN KLUG // ILLUS: TOBIAS HAMMERBACHER


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Wir haben ja mal wieder ein Aufregerthema. Oder hatten, weil zum Zeitpunkt dieser Zeilen ist der Sturm eigentlich schon wieder abgeebbt. Es ging und geht um die Milchbauern, die für ihr Produkt Stück für Stück unter das Existenzminimum gedrückt werden. Von wem? Ganz klar: von den Bösen. Und das sind in unserer Welt nicht mehr Adolf Hitler, Darth Vader oder Clarissa von Anstetten (Reihenfolge zufällig), sondern eine schwer definierbare, aber in diesem Fall gern gebrandmarkte kulinarterroristische Gruppierung namens „Die Discounter“. Ausgelöst hatte die Kollektivwut auf die vermeintlichen Milchfaschisten einmal mehr die Fleisch und Hut gewordene Kabarettistenbeleidigung Harry G., der es sich wie so oft nicht verkneifen konnte, seinen Senf zu dem Thema auf Facebook in Form eines Videos mit herumfuchteln­dem Finger und tanzender Augenbrauen herumzuschmieren. Der er­klärte und aus seiner Sicht eindeutige Feind: „Da Aldi“. Und diesen Feind über­nahmen anschließend seine Gefolgsleute (oder sagt man da eher Follower?) gerne und begannen, sich in den asozialen Medien umfangreich darüber auszulassen, dass man gefälligst nicht mehr zum Dis­counter bzw. konkret „zum Aldi“ rennen solle. Um die Milchbauern zu retten. Was dabei nicht beantwortet wurde, waren zwei zentrale Fragen: die nach dem „Wirklich“ (Antwort: Nein, so einfach ist es leider nicht) sowie die nach dem „Sondern“. Aus gutem Grund: Denn die Antwort auf die zweite Frage würde die gesamte im schlichten Hirn des Herrn G. auf populistische Banalitäten reduzierte Hasstirade gegen „an Aldi“ ad absurdum führen, besieht man sich einmal die Alternativen. Da wäre zum Beispiel REWE. Ein Konzern, der wie kein anderer die Gentrifizierung mit der Peitsche vorantreibt und deutsche Innenstädte mit singlefreundlichen Minisupermärkten (REWE City) und premium-


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schwangeren Feinkostregalen (REWE Feine Welt) zuscheißt, um gleichzeitig ein paar hundert Meter weiter den Pöbel mit Billigfutter (und -milch) abzufertigen: „Erstmal zu Penny“. Eine Ausnahme in der Geschäftslandschaft? Nicht im Geringsten. Als nächstes gibt’s da ja EDEKA. „Wir lieben Lebensmittel“. Vor allem aber liebt man dort das Geld seiner Kunden; so sehr, dass man neben einer Supermarktkette mit 11.585 Filialen und 10.500.000 Quadratmetern Ladenfläche, eigenen Fleischwerken, Großbäckereien und sogar einem eigenen Verlag für das Kundenmagazin auch noch eine Bank gegründet hat: die EDEKABANK. Wir lieben Geld. Dass man sich dabei als Tante-Emma-Laden inszeniert, funktioniert so gut, dass die Tatsache, dass EDEKA de facto mit großem Abstand Marktführer vor allen anderen Wettbewerbern ist, gerne übersehen wird. Die einzige Instanz, der die unkontrollierbare Marktmacht des Branchengoliaths aufzufallen scheint, ist das Bundeskartellamt, das den Konzern seit einiger Zeit sehr kritisch beobachtet. Wir lieben Monopolmacht. Klar, man könnte diese Macht natürlich auch nutzen, um dem Verfall des Milchpreises entgegenzuwirken, aber pst: Wir lieben ja auch Geld (siehe oben). Daher: Scheiß drauf! Und wenn jemand fragt: Bei uns gibt es ja auch Berchtesgadener Milch und die zahlen als Ge­nossenschaft ja einen guten Preis an ihre Bauern. Man klopfe uns auf die Schultern. Dass EDEKA jedoch mit seiner Eigenmarke genau die Dumpingmilch auf den Markt wirft, die Milchbauern in Scharen in den Ruin treibt, muss ja nicht unbedingt erwähnt werden.

Dass es auch vonseiten EDEKAs eine Einkaufsvariante für den Pöbel namens NETTO gibt, fällt der breiten Masse übrigens ebenfalls nur selten auf – dass hier mehr Mitarbeiterunterdrückung, Lohndumping und unrechtmäßige Werkverträge an der Tagesordnung sind als irgendwo sonst noch weniger. Nein, solche Realitäten muss man ausblenden, um die Wahrheit zu erkennen: Wer zu EDEKA geht, hat ein reines Gewissen und tut Gutes für sich, seine Familie und den Rest der Welt. Wir lieben Selbstbetrug. Und dann gibt es da noch meinen persönlichen Liebling. Den Underdog unter den Lebensmittelhändlern, den netten, kleinen Laden von neben­an, in dem man alternden Damen und halbstarken Kiffern in klassisch ge­streiften Lebensmittelhändlerkitteln dabei zusehen kann, wie sie im Fünf-Minuten-Takt „Kasse 5 bitte Storno“ in die Sprechanlage nuscheln und Gurken nach Länge sortieren und bei Cola­flaschen darauf achten, dass jedes Etikett ordentlich nach vorn schaut: Tengelmann. Ja, der arme Tengelmann. Man muss eigentlich schon in der Vergangenheitsform von ihm sprechen: Mit traurigen Ge­sichtern gab die Tengelmann-Führung nämlich vor gut eineinhalb Jahren bekannt, dass man sich aus dem Geschäftszweig Supermärkte zurückziehe. Die fortschreitende „Aldisierung“ der Gesellschaft mache es unmöglich, konkurrenzfähig zu bleiben, hieß es damals. Also wolle man – tadaa – das Filialnetz an EDEKA verkaufen (übrigens einer der Gründe für die Beobachtung durch das Bundeskartellamt). Selbst­verständlich wurde umgehend für alle Anleger die Information nachgeschoben, dass das Unternehmen wirtschaftlich stabil dastehe. Dank seiner zwei Hauptsäulen OBI und – jetzt kommt’s – KiK. Das Dumping hat Tengelmann nach eigener Aussage zerstört, aber er hat ja Gott sei Dank noch den hochwertigen, nachhaltigen und ständig an der Wahrung der Menschenrechte orientierten Premiumhandel KiK in der Hinterhand.


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„Kauf nicht bei Aldi“, durfte ich mir vor Kurzem auch in echt (ohne Facebook) von zwei Freundinnen anhören. Meine erste Assoziation waren braun gekleidete Männer mit Schildern in der Hand, auf denen „Kauft nicht bei Juden“ steht. Die Boykott-Kultur ist wieder hip und das liebste Spielfeld der Boykottjünger ist der Lebensmittelbereich. Denn hier findet sich aus Sicht vieler der Kern einer neuen alten Philosophie: Du bist, was du isst. Und je teurer und damit besser du isst und einkaufst, desto besser bist du. Logisch. Viele zahlen daher lieber so viel wie möglich für bestimmte Lebensmittel anstatt so viel, wie es eben wert ist. Beispielsweise könnte man nach Aussagen von Tierschützern die Lebensbedingungen eines konventionell aufgezogenen Schweins deutlich erhöhen, wenn man auf den Fleischverkaufspreis 40 Cent pro Kilo aufschlagen und diese direkt in die Tierhaltung investieren würde (übrigens ein Konzept, an dem zumindest in Ansätzen einige deutsche Supermarktketten derzeit arbeiten, unter anderem auch Aldi und Lidl, nicht aber EDEKA). Diese hypothetischen 40 Cent werden vom geneigten Endverbraucher jedoch nicht als Verbesserung wahrgenommen, weshalb der lieber 8 Euro mehr zahlt, um vermeintliche Bio-Qualität zu bekommen, von denen wiederum beim entsprechenden Bauer lediglich 1,50 Euro ankommen, um die Haltung seiner Tiere zu verbessern. Der Rest des Geldes landet beim Großhändler und der Marktkette – dafür hat man als Kunde am Ende ein reines Gewissen. Wir lieben Gewinn­margen. Das hier soll kein Loblied auf Aldi oder einen anderen Discounter sein. Dass so einiges schiefläuft bei der massenhaften Produktion von Lebensmitteln ist sonnenklar und ein Wechsel in der globalen Strategie ist längst überfällig. Aber man ändert nichts, indem man die einen, bei denen der Stempel des Bösen besonders gut aussieht, boykottiert und damit die, deren verlogene Eigendarstellung besser funktioniert,

damit stärkt (Wir lieben Brand Marketing). Jeder kann und soll dort einkaufen, wo er das möchte, doch solange es ein Supermarkt ist, sollte man sich nicht einbilden, dass man als Kunde des einen Ladens ein besserer Mensch ist als der Kunde des anderen. Bei uns daheim schlagen wir der Debatte übrigens jetzt auf eine ganz andere Art ein Schnippchen: Für Milchvieh fehlt uns zwar der Platz, aber wir halten seit Kurzem Hühner, die mit viel Liebe aufgezogen werden und uns dafür ihre Eier in einer aus naturbelassenem Holz von uns selbst im Garten erbauten Hütte legen. Diese Eier lagern wir anschließend in gebrauchten Eierkartons. Und zwar in Eierkartons vom Aldi.


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MATHILDE WESTEND

HOHES NIVEAU AUF ENGSTEM RAUM Kunst und Kultur brauchen Raum und Leidenschaft. Größe und Dekor sind dagegen zweitrangig. Vor gut einem Jahr hat die Münchner Schauspielerin THERESA HANICH in der Gollierstraße 81 ihr eigenes Theater eröffnet. Das Mathilde Westend, zwischen Mittlerem Ring und Gewerbegebiet gelegen, ist die wohl kleinste Bühne Münchens. Mehr als 15 Personen passen nicht in den kleinen Ladenraum, der nun Bühne, Foyer, Zuschauerraum und Regiekasten zugleich ist. curt sprach mit der Macherin über das erste Jahr. TEXT: DAVID EISERT // FOTOS: MARION „MAJO“ PIETZ >> picturekitchen.de


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Glückwunsch zum ersten Geburtstag. Mit welcher Absicht bist du gestartet? Ursprünglich sollte dieser Raum unser Produktionsbüro werden. Vor einigen Jahren hatte ich mit vier Freunden ein Tournee­ theater gegründet. Dafür haben wir ein Büro gesucht und dieses Lokal hier gefunden. Kurz nachdem ich den Mietvertrag unterschrieben hatte, ging unsere Truppe auseinander. Nun war da dieser Raum und die Idee vom Theater, das ich sehr gerne weiterführen wollte. Ich habe ein paar Dinge ausprobiert und eine Probeveranstaltung mit einem befreundeten Schauspieler gemacht. Alle Anwesenden waren begeistert und ich habe die Dinge ins Laufen gebracht. Es funktioniert viel besser, als ich es je gedacht hätte. So ist aus dem Büro für ein Theater tatsächlich ein Theater geworden.

«  DIE SPANNUNG UND AUFMERKSAMKEIT DES PUBLIKUMS IN DIESEM INTIMEN RAHMEN ZU SPÜREN, IST JEDES MAL GROSSARTIG. »

Und wie kam es zu dem Namen? Mathilde ist der Name meiner Oma, die ein sehr prägender Mensch für mich gewesen ist. Sie war selber Schauspielerin, konnte aber nach dem Krieg nicht als solche arbeiten. Kurz vor der Eröffnung ist sie gestorben und da lag es für mich nahe, meinem Theater ihren Namen zu geben. In der Kombination mit dem Westend klingt das auch richtig gut.

Wie ist dein Blick aufs Westend? Im Westend gab es noch kein richtiges Theater, das sah ich von Anfang an als Vorteil und als Inspiration. Das Umfeld ist wahnsinnig nett. Die Nachbarschaft war vom ersten Tag an neugierig auf das, was wir hier vorhatten. Von allen Seiten wurde das Projekt bestätigt und wir motiviert. Viele Leute aus dem Viertel waren auch schon in einer Vorstellung und zeigten sich angetan, dass es hier nun auch eine Bühne gibt. Mittlerweile kommt unser Publikum aus der ganzen Stadt.

Welches waren die ersten Schritte und erinnerst du dich an besondere Highlights? Ich habe das Monologstück „Der Liebesbeweis“ entdeckt und mich mit dem Regisseur Florian Hackspiel gleich an die Arbeit gemacht. Im Mai 2015 war Premiere. Und im Dezember folgte zusammen mit Julia Loibl die zweite Premiere „Tage des Schreckens, der Verzweiflung und der Weltverbesserung“, unser Dorothy-ParkerStück. Jeder einzelne Abend fühlt sich wie ein kleines Highlight an. Die Spannung und Aufmerksamkeit des Publikums in diesem intimen Rahmen zu spüren, ist jedes Mal großartig.

Ist diese Theater dein kleines Stück Freiheit in München? Ja, irgendwie schon. Während meines Studiums bin ich in die freie Szene rein­geschlittert und mochte es sehr gerne, dass ich in München wohnen und gleichzeitig mit meinen freien Ensembles viel unterwegs sein konnte. Nun habe ich mit dem Mathilde meinen eigenen festen Platz, die volle künstlerische und kreative Freiheit. Wir machen so gut wie alles selbst. Wir können alle unsere Ideen ausspielen und sind auch immer gefordert,


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was Neues und Frisches auszuprobieren. Mittlerweile trägt sich meine Idee und auch das Publikum kommt regelmäßig. Ein toller Ansporn für uns. Wie kommst du zu deinen Stücken? Was ist bei der Auswahl wichtig? Der Text muss mich reizen. Ich mag klassisches Sprechtheater und spannende Geschichten von besonderen Menschen. Dass unsere ersten Stücke von Frauen sind, ist nicht bewusst gewählt, aber vielleicht kein Zufall. Das Thema „Frauen in der Gesellschaft“ interessiert mich sehr. Es ist doch absurd, dass Frauen immer noch für ihre Gleichberechtigung kämpfen müssen. Was macht für dich deine kleine Bühne ganz besonders? Ganz klar, die Nähe zum Publikum. Ich beobachte immer wieder, dass einzelne Zuschauer im ersten Moment irritiert sind, wie nah hier bei uns alles ist. Es bleibt nicht aus, dass sich die Blicke von mir und einem Zuschauer

«  DAS THEMA FRAUEN IN DER GESELLSCHAFT INTERESSIERT MICH SEHR. ES IST DOCH ABSURD, DASS FRAUEN IMMER NOCH FÜR IHRE GLEICH­ BERECHTIGUNG KÄMPFEN MÜSSEN. »

direkt begegnen, was ich sehr genieße. Auf einer großen Bühne mit Scheinwerfern ist das selten der Fall. Auch sonst bekomme ich alles mit, was nebenbei passiert. Das ein oder andere muss man dann schon ausblenden, aber ich finde es nicht irritierend. Dieses Unmittelbare wirkt auf mich kraftgebend und ich kann mit meinem Publikum noch nach einer Vorstellung ins Gespräch kommen, was sehr schön ist. Auf was können sich die Zuschauer freuen, wenn sie ins Mathilde Westend kommen? Auf Autoren, die eher selten gespielt werden, aber hervorragende Texte geschrieben haben. Auf unkonven­tionelle und experimentelle Inszenierungen. Beim Dorothy-Parker-Stück sitzen sich die Zuschauer gegenüber; auch das ist ungewöhnlich und fordert von den Leuten eine ganz andere Konzentration. Das Publikum ist mitten im Geschehen und es freut mich jedes Mal, wie sich die Menschen darauf einlassen und es so positiv annehmen. Und dann ist da auch noch unser eigener Anspruch, Theater von hoher Qualität zu machen. Ein paar Worte zu deiner Partnerin Julia Loibl. Wir haben uns vor einigen Jahren angefreundet und von Anfang an war der Wunsch, etwas zusammen zu machen. Sie ist ein ähnlicher kreativer Freigeist wie ich und mag ebenfalls das kleine Feine. Wie es dann gerne mal so ist, kam immer wieder etwas dazwischen, bis uns ein Flohmarktbesuch das Buch von Dorothy Parker in die Hände gespült hat. Julia ist eine tolle Schauspielerin und eine große Bereicherung. Was ist für das zweite Jahr geplant? Nach der Sommerpause starten wir im September nochmal mit dem Dorothy-Parker-Abend. Im Herbst wollen wir dann eine neue Inszenierung feiern. Dazu möchte ich aber noch nichts verraten. Ich freu mich auf jeden Fall über jeden Neugierigen.


MATHILDE WESTEND, GOLLIERSTRASSE 81 >> mathilde-westend.de


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TEXTE: MIRJAM KARASEK & MELANIE CASTILLO

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MIIKE SNOW | TECHNIKUM Zwei schwedische Produzenten und ein amerikanischer Singer/Songwriter, die seit 2007 gemeinsam am Strang ziehen. Indie, Pop, Electronica, Psychedelic, Dance: Das Trio hat den Dreh raus und wuppt das Ding, just mit Album No. 3 „Ill“. Die muss man einfach liebhaben.

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SUNFLOWER BEAN | STROM Das Indie-Pop-Trio aus Brooklyn singt über Jugend, Aufregung, Rebellion und kommt entsprechend auf- und anregend daher – inklusive einem wüsten Haufen von Zitaten und ihrem erfrischenden DIY-Anspruch. Diese Art der musikalischen Sonnenblumenkerne mögen wir!

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CASPIAN | BACKSTAGE Anfangs waren sie noch auf der Suche nach einem Sänger. Gottlob erfolglos, denn die Band aus Massachusetts hat in der Postrock-Szene ihre feste Heimat gefunden. Nach dem Tod von Bassist Chris Friedrich haben sie sich mit „Dust And Disquiet“ neu und überzeugend aufgestellt.

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WOLF ALICE | AMPERE Als „rocky Pop“ bezeichnen die Indie-Rocker aus dem Norden Londons selbst ihre Musik. Bei Alt-J waren Wolf Alice noch Vorband, jetzt kommt das Quartett mit seinen bitter­ süßen Geschichten endlich selbst auf Headliner-Tour.

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AaRON | AMPERE Artificial animals Riding On Neverland – kurz AaRON – mögen sich nicht auf 6 Mio. YouTubeKlicks und Gold-Auszeichnungen wund­­liegen. Deshalb: aufstehen und ab zu dunkleren, extra­ vaganten Sounds. Das französische Pop-Duo hat sich mit „We Cut The Night“ einfach neu erfunden.

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THE PAPER KITES | KRANHALLE Back again from Down Under: Mit ihrem zweiten Werk „twelvefour“ legten sie nach, geschrieben in den produktivsten Stunden zwischen Mitternacht und vier Uhr morgens. Ein gelungenes Konzept: Ihr Münchner Konzert Anfang des Jahres war jedenfalls ausverkauft. Deshalb: Beeilung!

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WOVENHAND | AMPERE David Eugene Edwards tut es wieder. Haut uns seine psychedelischen Gothic-A­nwandlungen mit voller Dröhnung um die Ohren. Für Fans von außer­gewöhnlichem Americana ein Muss. Alldieweil der Ex-16-Horsepower-Guru sein neuntes Wovenhandwerk vollendet hat: „Star Treatment“.

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WINTERSLEEP | STROM Die Band aus dem kanadischen Halifax mag’s zwar mitunter melancholisch, gemeinhin aber rege anregend. Ihr dynamischer Indie-Mix aus Up­tempo, Folk Rock und hymnischen Balladen gibt’s auf dem neuen Album „The Great Detachment“ zu hören.


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STEEL PANTHER | ZENITH Klischees en masse, Glamour und Sex, Frauen, nochmals Sex – da ist der Kultstatus schon vorprogrammiert. Wer die Hollywood-Kings mit ihren wallenden Mähnen und hauchdünnen Leggins also live bewundern will, sollte sich vorbereiten. Crazy shit!

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NEONSCHWARZ | FEIERWERK Das Hamburger Quartett Neonschwarz erzählt euch Geschichten aus der Großstadt. Folglich heißt ihr neuer Longplayer auch „Metropolis“, prallvoll mit Gesellschaftskritik in lässig-cooler Attitüde. Die Crew um Captain Gips und Johnny Mauser hiphopt das Ding einfach.

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OKTA LOGUE | FEIERWERK Das Konzert im Milla war letzten Mai restlos ausverkauft. Jetzt gibt’s eine neue Chance auf Indie-Rock mit psychedelischem Touch – aus Darmstadt wohlgemerkt. Auf „Diamonds And Despair“ werden gewohnte Gitarrensoli, Synthesizer-Klängen und ein Hauch Pop serviert.

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MØ | TECHNIKUM Wer in 2014 enttäuscht war, weil das Konzert wegen akuten Stimmverlusts der dänischen Sängerin abgesagt wurde, kann erleichtert auf­atmen. Karen Marie Ørsted alias MØ kommt mit ihrer grandiosen Stimme, dem Dauerbrenner „Lean on“ und neuem ruppigen Elektro-Pop vorbei!


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#curtpräsentiert BLUMENTOPF R.I.P 22. Oktober Zenith

FOTO: ADRIAN LEEDER


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RED FANG | STROM Die Band aus Portland, Oregon, mischt den Rock’n’Roll- und Sludge-Zirkus gehörig auf. Schnell, hart und laut muss es sein, auch auf ihrem neuesten Coup namens „Whales And Leeches“. Dazu eine absolut coole Live-Show. Besser geht wohl nicht. GOAT | FEIERWERK Sie stammen aus dem schwedischen Dorf Korpolombolo im tiefsten, dunklen Schweden, tragen afrikanische Gewänder und Masken – wer sich dahinter verbirgt, weiß niemand. Was bekannt ist: Das Musikerkollektiv macht geilen Scheiß – Voodoo, Afro-Groove, Post Punk, Funk, Tribal Drums ... BENJAMIN FRANCIS LEFTWICH | FEIERWERK Mit „Last Smoke Before The Snowstorm“ setzte er 2011 ein erstes Zeichen. Jetzt, nach dem Tod seines Vaters und einer musikalischen Pause, kehrt der britische Singer/Songwriter mit „After The Rain“ zurück: Songs zwischen Licht und Dunkel­heit, filigran und erhaben zugleich.

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TRÜMMER | AMPERE Die Hamburger Band macht musikalisch „Revolte“, aufrüttelnd, geistreich und voller Energie. Mit „Interzone“, ihrem zweiten Album nach dem einschlagenden Debüt, bleiben sie ihrer Linie treu. Und wir können uns auf deutschsprachigen Post-Punk-Rock-Pop vom Feinsten freuen.

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PARQUET COURTS | STROM Punk-Rock ohne Gefrickel und ohne Kompromisse. Die New Yorker Band um die Brüder Andrew und Max Savage lieben es dreckig und direkt, dabei einfach und hörbar selbstgemacht. Das neue Werk „Human Performance“ könnte also nicht passender heißen.

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SEKUOIA | FEIERWERK Dunkles Dubstep-Brummen mit oft hell klingenden Instrumenten und melancholischen Vocal-Samples. Neu hingegen: Der dänische Produzent Patrick Alexander Bech-Madsen aka Sekuoia ist spürbar beatlastiger geworden. Passt perfekt!

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BLUMENTOPF | ZENITH Ausverkauft! Lange vorher. War klar. DIE deutsche Hip-Hop-Band geht nach 24 Jahren aus­einander und feiert ihren Abschied gemeinsam mit Wegbegleitern: „Wir wollen das Blumentopf Ding da beenden, wo wir uns immer am wohlsten gefühlt haben: auf der Bühne.“


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EXPLOSIONS IN THE SKY | STROM Ein Feuerwerk anlässlich der Feiern zum Unabhängigkeitstag begründete den Namen der Texaner. Funkensprühend auch die Musik der vier Mannen, übrigens allesamt Filmfans: Das neueste Album „The Wilderness“ verknüpft film­ musikartigen Sound im weiten Feld des Postrock.

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WHITNEY | UNTER DECK Ihre souligen Countrysongs hat das Sextett aus Chicago bereits im Februar vorgestellt. Jetzt haben Max Kakacek, Julien Ehrlich & ihre Schulfreunde das Debüt „Light Upon The Lake“ im Koffer – mit entspannt-positiven Songs, die das Herz im Oktober wunderbar erwärmen.

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SEASICK STEVE | TECHNIKUM Eine Musikerkarriere mit 60+? Seasick Steve macht’s vor. Als ehemaliger Hobo und Straßenmusiker, nach Gefängnis und Herzinfarkt hat er schließlich genug erlebt, um seine Geschichten mit Leben zu füllen. Die singt, schreit, seufzt er von der Bühne. Das ist der wahre Blues!

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HOCH 3 . München | Foto: Kerstin Groh

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AT FIRST THE ART OF MUSIC SOUGHT PURITY, LIMPIDITY AND SWEETNESS OF SOUND. THEN DIFFERENT SOUNDS WERE AMALGAMATED, CARE BEING TAKEN, HOWEVER, TO CARESS THE EAR WITH GENTLE HARMONIES. TODAY MUSIC, AS IT BECOMES CONTINUALLY MORE COMPLICATED, STRIVES TO AMALGAMATE THE MOST DISSONANT, STRANGE AND HARSH SOUNDS. IN THIS WAY WE COME EVER CLOSER TO NOISE-SOUND.   LUIGI RUSSOLO „THE ART OF NOISES” (1913)

Es ist schwierig zu sagen, ob der italienische Maler und Komponist Russolo am Anfang des letzten Jahrhunderts von dem sprach, was sich uns heute, den Konzertgängern der Neuzeit, vor und auf den Bühnen der Welt, Nacht für Nacht noch darbietet. Mehrheitlich regiert die musikalische Oberflächlichkeit in den Spielplänen der Münchner Venues, während interessante Bookings, bestehend aus Bands, die sich nach aktiven Zuhörern, ja gar nach den Jacques Cousteaus des Sounds sehnen, ins Off verbannt werden. Der Mainstream macht der Nische den Garaus. Satter Ticketverkauf über alles.

TEXT: TIM BRÜGMANN // ILLU: SOPHIE NEUDECKER // FOTOSTRECKE: ZOMBIE SESSIONS

Und auch wenn es keines Studiums der Wirtschaftswissenschaften bedarf, um die Lage der hiesigen Promoter zu verstehen, so mangelt es der Szene dennoch arg an Akteuren, die ein Ventil für ein wenig Extravaganz bieten. Doch auch hier gilt das alte Motto: Wer sucht, der findet. Und so bietet eine Veranstaltungsreihe unter dem nom de guerre der ZOMBIE SESSIONS einmal im Monat tief unten im Keller des Feierwerks, dem Sunny Red, die so bitter nötige Abhilfe. Seit nun fast drei Jahren stehen die Sessions für eine fein abgestimmte Absage an die musikalische Oberflächlichkeit.


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Es fuzzt, es kratzt, riecht nach Keller, schmeckt nach Spezi oder Bier und bietet all denen, die sich dem Modergeruch des Proberaums entziehen wollen, eine Bühne für ausgeklügelte Sets oder hanebüchene Experimente. Aber auch all jene, die den Tauchgang in neue Klang­ welten, Stile und Genres wagen, und sich aktiv mit dem Sound auseinandersetzen wollen, kriegen ihre CO2-Flasche umgeschnallt. Das wechselnde Ensemble an Performenden speist sich vor allem aus dem Fahrwasser des Noise. So geben sich neben Verfechtern des StonerRocks auch Kollegen aus dem (Post-)Punk oder dem Hard­coreGenre das Mikrofon in die Hand. Die kleine Bühne des mit Graffiti und Stickern gepflasterten Sunnys liefert zusätzlich ausreichend Platz für Spielereien in der elektronischen Musik von Ambient bis ohren­­be­täubenden Lärm, gerne unter­malt mit den feinsten Visuals experimentierfreu­diger VJs. Ein jeder dieser Schaukämpfe, von denen bis dato 24 Runden ausgetragen wurden, ist abgefahren, unvorhersehbar und vor allem eines: musikalisch höchst spannend. Speerspitze des Ganzen ist dabei die Münchner Band „P H I“, deren Mitglieder Vince (Vocals), Phine (Drums), Philipp (Gitarre) und Eric (Bass) die Sessions zunächst als Möglichkeit, sich selbst und befreundeten Bands einen Spielort zu sichern, aus dem Bad der Ideen hievten. Mit ihrem eigenen Sound zwischen Grunge und Stoner stehen sie sinnbildlich für das Timbre jener Nächte, die sie mit Leidenschaft und Weitblick organisieren.

Offenheit, das fordern Phine und Philipp während unseres gemein­ samen Bierchens im Backstage-Bereich, während wir über ihr Herzensprojekt sinnieren. Eine Einladung, sich mit Nischen-Genres zu beschäftigen, das versprechen die Zombie Sessions jedem, der bereit ist, die Gitterstäbe aus dem Kopf zu nehmen. Während regionale Helden, Freunde aus der Umgebung oder vereinzelt aus allen Ecken Europas das Publikum in Soundgewitter schicken, ist man hier kein Punk und auch kein Metaller. Die Sessions richten sich an musikalische Kosmopoliten und kriechen in die Ohrmuscheln auraler Fernfahrer, die nicht nur ein einziges Genre zulassen. Do-it-your-self und Non-Profit, das sind die Eckpfeiler, auf denen die Zombie Sessions ihr Dach gebaut haben. Flyer, Werbung und Booking sowie der kaum erwähnenswerte Eintritt stehen für eine Atmosphäre ohne Schnörkel und Schi Schi. Die Grundangst, kommerziell zu werden, so Philip, legt eine sympathische Decke über die Kernidee der Konzert­nächte. Veganes Essen aus dem Freundeskreis erdet das Ganze zudem und macht die familiäre Atmosphäre perfekt. Es gibt nur wenige Orte, nur wenige Zufluchtspunkte, an denen dieser gelebte Idealismus bestehen kann. Ein Get-together Gleichgesinnter, die sich über ihre große Leidenschaft austauschen: ehrliche (laute) Musik. Bei den Zombie Sessions finden sie alle ihre auditive Erfüllung. Der Kurt Cobain an der Bar, der moshende Punk mit mehr Spikes als Verstand, der grimmige Doom-Metaller in der schwarzen Kutte und


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das Blumen-Mädchen, das nie von Woodstock wiedergekehrt zu sein scheint. Sie alle kommen und gehen mit einem Lächeln, wohlwissend, dass ihnen nur die Zombie-Session-Bands wie „Suddenly the Goat“, „Braindead Wavelength“ oder die hauseigenen „P H I“ diese einzigartige Kombination präsentieren. Und so setzen sich die Jungs und Mädels vor allem ein Ziel, nämlich das Publikum auf musikalische Entdeckungstour zu schicken, Barrieren in den Ohren und Köpfen niederzureißen und sich der gesamten Klaviatur des Noise-Sounds zu öffnen. Auch wenn es nur für einen Freitag im Monat ist. Die Zombie Sessions, so wünscht man es sich, als Garant für musikalische Erfahrungen, die einen rar gewordenen Blick auf die Vielfalt von härterer Musik freigeben. Früher ein Geheimtipp und verbannt auf Werk- und Sonntage, ziehen die Zombie Sessions jeden Monat immer freitags Stück für Stück immer mehr Jünger in die Experimentier-Enklave des Sunny Red. Wer „P H I“ und ihre Partner in Crime auf der Mission, das 08/15 aus Münchens Musik-Szene zu fegen, unterstützen will, der hebe entschlossen die Pommesgabel via Facebook oder per E-Mail und setze sich ein für ein bisschen mehr Farbe. In der Musik. In München. Im Ohr.

DIE NÄCHSTE SESSION (VOL. 25) FINDET AM 2. SEPTEMBER STATT. >> facebook.com/zombiesessions // zombie.sessions@gmail.com


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unterwegs mit

OCCUPANTHER

TEXT & FOTOS: LISA LINDHUBER


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Als Occupanther macht der Münchner Künstler MARTIN BRUGGER eingängige elektronische Musik. Das Multitalent studierte Jazz-Bass und arbeitet neben seinen diversen musikalischen Projekten zudem als Produzent und DJ. Mit seiner EP „Chimera“ sorgte er 2014 für Auf­ sehen und erhielt durchweg positive Kritiken. Ende 2016 soll nun endlich sein erstes Album erscheinen – mit ausgiebiger Tour im Anschluss. Doch damit nicht genug. Gemeinsam mit dem Münchner Pianisten Carlos Cipa arbeitet Martin gerade an einem (noch) geheimen Projekt. Im Rahmen des Abschlussprojekts seines Studiums ist außerdem mal eben ein Quintett namens „Fazer“ entstanden, das modalen, freien Jazz spielt. Also: Watch out! Von diesem Herrn kommt noch Großes auf uns zu. Bis es so weit ist, könnt ihr jetzt erst­mal die Münchner Geheimtipps des talentierten Musikers entdecken. curt hat einen Sommertag mit Occupanther verbracht und seine Hot-Spots in Haidhausen abgeklappert. Martins Vorliebe hat sich dabei ziemlich schnell heraus­ kristallisiert: gutes Essen! >> occupanther.de


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DER SIZILIANER, BALANSTRASSE 25

LA DOLCE VITA AM MITTAG Occupanthers Geheimtipp für ein leckeres Mittagessen in italienischer Atmosphäre: Der Sizilianer in der Balanstraße. „Ein cooles Mittagslokal mit angenehmem Ambiente und authentischer sizilianischer Küche.“ Von Montag bis Freitag hat der überschaubare und gemütliche Laden bis 16 Uhr geöffnet. Um die Mittagszeit gibt es täglich zwei verschiedene Hauptgerichte, die Entscheidung sollte also selbst Unentschlossenen leicht­ fallen. Martin betont: „Das Essen ist echt immer lecker und man bekommt auch meistens einen Platz.“ Gut zu wissen!


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NOMIYA, WÖRTHSTRASSE 7

STUBENMUSI BEIM JAPANER „Ich bin regelmäßig hier – genauso wie eine Gruppe von Bayern in Tracht, die vorrangig zum Biertrinken kommt, aber immer ihre Instrumente dabeihat. Zu späterer Stunde stehen sie dann alle auf den Stühlen und spielen ihre Stubenmusi. Hier erlebt man echt immer ganz besondere Momente.“ Doch selbst wenn man nicht in den Genuss dieses musikalischen Spektakels kommt, ein Besuch bei Nomiya im Franzosenviertel lohnt sich trotzdem. Japanische Spezialitäten in bayerischer Wirtshausatmosphäre – sehr lecker und irre gemütlich! Weiterer Pluspunkt: Hier gibt’s Tilmans Biere. Eben diesen Tilman kennt Martin noch aus früheren Punk-Zeiten und seiner ehemaligen Band „Mary Jane“. Seit zwei Jahren braut Tilman nun sein eigenes Bier. Kein Wunder, dass Occupanther seinen alten Kumpel gern supportet – das Helle schmeckt nicht nur super, sondern passt auch ausgezeichnet zu Sushi!


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ESSO TANKSTELLE, HOCHSTRASSE 5

ISAR-WETTER = TANKSTELLEN-WETTER Die Tanke nahe des Rosenheimer Platzes oberhalb der Isar hat 24/7 geöffnet und liegt direkt um die Ecke des Musikers. Er ist hier sozusagen Stammgast und holt sich gerne mal ein Milky Way Crispy Rolls und eine Saftschorle. Die Esso-Mitarbeiter nennen das Bier liebevoll „Arbeiter-Champagner“ und seit Kurzem gibt es eine Lounge im Wirts­ haus-Look mit Alpenpanorama, Geweihen und mit Kuhfell bezogenen Möbeln. „Ich saß hier mal zu späterer Stunde mit einem Kumpel, um das Bier zu trinken, das wir gerade gekauft hatten, als der Mitarbeiter halb ausrastete und uns rausschickte mit den Worten: ‚Biertrinken ist hier verboten!‘“ Schade eigentlich, dass es dort keine Ausschankgenehmigung gibt, aber für ein süßes Betthupferl oder den Arbeiter-Champagner zum Mitnehmen ist die Tankstelle definitiv eine gute Anlaufstelle.



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HUUBERT WEINSCHORLE

TEXT: CHRISTOPH BRANDT

Für den weinbrandt, herzhafter Hedonist und gestandenes Mannsbild, wie er im Buche steht, hatte Wein mit Mineralwasser jahrelang den Gout eines laschen und ganz und gar unmännlichen Mixgetränks. Bei einer vinophilen Visite in Deidesheim lässt er sich indessen von lang ansässigen Schoppentrinkern eines Besseren belehren und kommt schon allein deshalb auf den Geschmack, weil die Pfälzer ihrem präferierten Durstlöscher eine maskuline Form geben: Hier sagt man nämlich „der“ Schorle!

Das auf der Deidesheimer Weinkerwe vorherrschende Mischverhältnis – ein handlicher Halbliter-Becher wird fast bis zum Anschlag mit passablem Riesling gefüllt und lediglich mit einem klitzekleinen Spritzer Sprudel verdünnt – überzeugt den unersättlichen Genussmenschen natürlich umso mehr. Warum man jedoch sein „Dubbeglas“ nur kurz kräftig antrinkt und es danach reihum durch die gemeinsame Runde „trollen“ lässt oder weshalb dort so groteske Kreationen wie „Pershing“ (pappsüßer Weißherbst mit Fanta) sich einer ergötzlichen Daseinsberechtigung erfreuen, wird dem weinbrandt wohl auf immer und ewig ein kulinarisches Rätsel bleiben. Eines gechillten Nachmittags sonnt sich das befreundete Studententrio Benjamin, Robert und Rupert an der Münchner Isar, als es urplötzlich von einem emphatischen SchorleSchmacht ergriffen wird. Nur was tun, wenn auf die Schnelle weder etwas Vorgefertigtes noch Utensilien zum Selbstmischen zur Hand sind? Alle drei vertreten spontan eine Meinung: Es besteht der unbändige Bedarf nach einer „gmiatlich freshen“ Weinschorle, die a) dem Gaumen schmeichelt, b) sich perfekt für unterwegs eignet und c) an fundamentalen Feierlocations gekühlt griffbereit


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liegt. Also machen sie sich sofort auf die Socken. In der Pfalz spüren sie erstklassige Qualitätsweine von kleinen Winzerbetrieben auf, verwenden reinstes Tafelwasser und wenig Kohlensäure und verzichten auf unnütze Zusätze. Schlussendlich heben sie HUUBERT in der pfandfreien 275-ml-Longneck-Glas­ flasche in zwei Geschmacksrichtungen aus der Taufe. HUUBERT weiss (5,8 % vol.) besteht zu 51 % aus feinherb süffigem MüllerThurgau. HUUBERT rosé aus erlesenem Portugieser Weißherbst trinkt sich dagegen fruchtig lieblich und hat einen Hauch weniger Umdrehungen. Der zeitgemäße Look mit dem niedlichen Eulen-Logo rundet zudem das sympathische Erscheinungsbild stimmig ab. Wie immer bleibt es am weinbrandt, das letzte Wort haben zu müssen. Ergo eine erquickliche Erkenntnis, die er zusammen mit einem pfundigen Rausch aus Deidesheim mit nach Hause gebracht hat: „En gude Pälzer Schobbe macht fidder wie alle Doping-Drobbe.“

DER WEINBRANDT RÄT: HUUBERT Weinschorle – Infos bzw. Bezugsquellen gibt es unter huubert.de oder facebook.com/huubert.weinschorle


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MÜNCHEN FÜR LAU

beim Lachclub München 05 vorbeischauen. Sonntags von 11–12 Uhr im Westpark und donnerstags von 19–20 Uhr am Königsplatz werden Lachsitzungen angeboten: eine Mischung aus tiefer Yoga-Atmung und Dehnund Lachübungen. Der Spaß kostet in der Regel nichts, Spenden sind aber gern gesehen.

TEXT: FRANCESCA KARMRODT // ILLU: KATHARINA KONTE

>> lachclub-muenchen05.de

Laue, lange Sommerabende – da schmeckt das Bier gleich noch besser als sonst und es kribbelt einem die Unternehmungslust nur so unter den Fingerspitzen. Doch, was wenn im Portemonnaie Ebbe herrscht? An unserem unverschämt teuren Fleckchen gibt es im Sommer dennoch genug – ganz ohne Geld – zu unternehmen. Mit Spaßfaktor 200, mindestens. CRITICAL MASS „Wir behindern nicht den Verkehr, wir sind Teil des Verkehrs!“ Unter diesem Motto schwingt sich München jeden letzten Freitag des Monats aufs Radl. Mit guten Beats, gern in Verkleidung und mit einer Halben geht’s kreuz und quer durch die Stadt. Eine kreative Form des Straßenprotests, bei der jeder für die Gleichberechtigung gegenüber dem moto­ risierten Verkehr mit-radeln kann. >> criticalmass-muenchen.de

MUSIKSOMMER IM OLYMPIAPARK Open-Air-Feeling am Olympiaberg beim Lauschen des musikalischen Treibens im Olympia­stadion. Schon lange kein Geheimtipp mehr – lohnt aber trotzdem. Einen kitschigen Sonnenuntergang aka Desktophintergrund von 2001 gibt’s gratis dazu. Ein buntes Konzertpgramm in echt sehen kann man beim Musiksommer im Theatron vom 28. Juli bis 21. August. >> theatron.de POP UP YOGA MÜNCHEN & LACHCLUB MÜNCHEN 05 Gina und Terry machen Pop Up Yoga. Yoga an etwas anderen Orten. Von der Villa Stuck bis über den Dächern Münchens: An allen möglichen und unmöglichen Orten werden regel­ mäßig Stunden angeboten. >> yoga-mit-gina.de Wer sich indes einen knackigen Bauchmuskelkater nicht entgehen lassen will, sollte

EIN SOMMERNACHTSTRAUM „Amor steckt von Schalkheit voll, macht die armen Weiblein toll.“ Ein Liebeschaos hoch zehn gibt’s im Münchner Sommertheater, wenn William Shakespeares Sommernachts­ traum wieder das Amphitheater im Englischen Garten erobert. Jedes Wochenende (Do, Fr, Sa) bis Ende Juli und im September, immer um 21 Uhr. Picknicken ist auch erlaubt. Sollte es regnen, wird die Aufführung in die Mohr-Villa verlegt. Auskunft erteilt die Wetterhotline (Tel.: 089 244 165 89). >> mstheater.de FREE & EASY FESTIVAL 18 Tage voll gepackt mit Konzerten, Partys, Filmen und politischen Diskussionen. Alles für lau beim Free & Easy Festival im Backstage: 20. Juli–6. August. Angesichts der aktuellen Debatte um den Standort Backstage hoffentlich nicht zum letzten Mal! >> backstage.eu/f-e


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NACHT, FLOHMARKT TonHalle München

MÜNCHEN im Feierwerk am

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SEP 2016

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OKT 2016

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TonHalle München

12 — 18 H

Ostbahnhof · Grafingerstr. 6 Standbuchung nur auf

12 — 18 H

www.NACHTKONSUM.com

Hansastraße 39-41 · München Einlass 17 Uhr · Eintritt: 3 Euro

Einlass 17 Uhr · Eintritt: 3 Euro

umwerk WWW.NACHTKONSUM.COM


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« TO WANDER LIKE A ERDBEERE »

FREIE ILLUSTRATION VON ALPER BAYDEMIR >> alperbaydemir.de


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« TRASHFISH 2050 »

FREIE ILLUSTRATION VON LOTTE DÜX >> lotteduex.tumblr.com


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IM FREISTIL DURCHS WASSER

UND DURCH DAS DEUTSCHE BILDUNGSSYSTEM TEXT: HENRIKE HEGNER // FOTOS: ACHIM SCHMIDT >> achimfrank.com

Ich bin eine Hochstaplerin: Abi, Uniabschluss, Job – alles zu Unrecht erschlichen. Hier nun mein Versuch, mich von der Last einer Lebenslüge zu befreien, die auf einer geschenkten Freischwimmerprüfung erbaut wurde. DER BEGINN DER LEBENSLÜGE Zugegeben, meine Freischwimmerprüfung habe ich geschwänzt, weil ich anlässlich meines 6. Ge­­burts­tags eine Party für meine Posse geschmissen habe. Kumpel Ingo S. wollte sich an diesem schicksalhaften Augusttag weder Prüfung noch Party entgehen lassen, Schwimmkursleiter Herr G. wohl aber meine zusätzliche Einzelprüfung. So fungierte Ingo S. als Bote für mein schicksalhaftes Geburtstagsgeschenk: ein Wisch über meine bestandene Freischwimmerprüfung. Eine Prüfung, an der ich körperlich nie anwesend war. Und glaubt mir: Auch ein sechsjähriges Kind findet es etwas zweischneidig, wenn ihm die erste offizielle Prüfung im Leben so einfach wie unverdient gelingt. Aber untergegangen bin ich im Wasser bisher trotzdem noch nicht, was dieser Text beweisen sollte. DAS NETZ DER LEBENSLÜGE Diesen erschlichenen Freischwimmer-Wisch habe ich dann aber in der 7. Klasse trotzdem wieder rausgekramt. Er war Grundlage für den Jugendschwimmer, der für die Sportnote, die für den Zugang zur 8. Klasse, die obligatorisch fürs Abitur, das für meinen Studienplatz, der wiederum für


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mein deutsches Diplom, das hingegen fürs Vorstellungsgespräch meines ersten Jobs. So! Und nun sitze ich hier mit einem Lebenslauf, der auf einem Schwindel gründet! Das schlechte Gewissen nervt immer mal wieder – genau wie mein Neffe, der zwar noch keine Schnürsenkel binden kann, mir aber bereits vorhält, auf einem Gebiet schon mehr geschafft zu haben als ich. Alles hat eben seinen Preis! FREISCHWIMMEN VON DER LEBENSLÜGE Daher beschloss ich also, die Freischwimmerprüfung nachzuholen. Keine einfache Aufgabe. Meine so offenen wie freundlichen Anfragen an den DLRG und städtische Bäder blieben bis heute unbeantwortet. Zwei Freunde halfen, indem sie einen Prüfer hervorkramten und zusammen mit mir ihre Prüfung des Seepferdchens nachholten. Meine Aufgabe: 200 Meter schwimmen in 15 Minuten, einen Ring aus 2 Meter Tiefe holen und ein Kopfsprung vom 1-Meter-Brett. Klingt machbar. War es aber nicht! Die Prüfung endete nach den vier Bahnen mit meinem Prüfer so: „Und? Wie ist meine Zeit?“ „5:25! Ey! Du hast dich gerade abgestützt! Damit bist du jetzt durchgefallen!“„Wie? Ich bin doch 200 Meter unter 15 Minuten geschwommen?!“ „Du hast nicht zugehört! Das macht man fürs Seepferdchen. Du musst 15 Minuten schwimmen – und dann mindestens 200 Meter schaffen.“ Das konnte ich nicht mehr, hatte mich bei der Arbeit fürchterlich abgehetzt, um es pünktlich zu dieser Prüfung zu schaffen und noch einen angemessenen Schoko-Kuchen anlässlich Homie R.s Geburtstag zu backen. Und außerdem wollte ich doch noch mit den vier Beteiligten dieser Story nach der Prüfung zusammen ein Kaltgetränk genießen. Ich brach ab, Kraft und Zeit reichten nicht mehr. Ich wollte mich jetzt lieber mit den Freunden erholen, als diese Prüfung zu machen. Ja, diese Geschichte wiederholt sich! Aber untergegangen bin ich trotzdem bisher noch nie – nirgendwo, was dieser Text beweisen sollte. Als mir nach der misslungenen Freischwimmerprüfung ein blauer Wisch über das bestandene Seecurtchen überreicht wurde, wusste ich, dass auch nie die Gefahr bestand, dass ich mal richtig absaufe. Bestimmt auch, weil ich auf die Freischwimmerprüfung verzichtet habe.


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ILLU: KATHARINA KONTE

WIR WÜNSCHEN EINEN SCHÖNEN SOMMER!


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CURT MEDIA GMBH

MITARBEITER DIESER AUSGABE:

Geschäftsführung: Reinhard Lamprecht. lampe@curt.de

Mirjam Karasek, Melanie Castillo, Adrian Leeder, Petra Kirzenberger, Christoph Brandt, Tim Brügmann, Thomas Karpati,

ART DIREKTION & CVD MÜNCHEN Melanie Castillo. mel@curt.de

SCHLUSSREDAKTION & LEKTORAT Mirjam Karasek. mirjam@curt.de

LITHO & FINAL COUNTDOWN Petra Kirzenberger. petra@curt.de

DRUCK

Achim Schmidt, Claudia Pichler, Lea Hermann, Sebastian Klug, Katharina Konte, Henrike Hegner, Simone Reitmeier, Patricia Breu, Lisa Lindhuber, Julia Mähner, David Eisert, Francesca Karmrodt, Tobias Hammerbacher, Marion "Majo" Pietz, Heike Fröhlich, Sabine Hanel und Bernd Hofmann. Des Weiteren danke an Henrike, Adrian und Mirjam für den Support bei dem Social-Media-Kram. Du willst auch bei curt mitmachen? Meld dich gerne bei uns! muenchen@curt.de

DIE NÄCHSTE AUSGABE # 85 ERSCHEINT IM HERBST/WINTER 2016. Bis dahin sind wir online auf curt.de/muenchen für euch da und lassen nichts anbrennen. Das ist unsere Plattform für Termine, Konzertempfehlungen, Albenrezensionen, Filme, Kultur, Theater, massenhaft Verlosungen und Pipapo.

ColorDruck Solutions GmbH facebook.com/curt.muenchen

CURT MAGAZIN MÜNCHEN

ÜBER UNS

curt Media GmbH // Geschäftsführer:

curt München erscheint 3 x im Jahr in einer Auflage von 5.000–10.000 Stück (je nach Finanzierungslage) und liegt kostenlos

Reinhard Lamprecht (ViSdP), Gerald Gömmel

in der Stadt (siehe curt-Dealer weiter unten) aus.

Widenmayerstr. 38, 80538 München Tel.: 089 520 306 81 // Fax: 089 520 306 15

Wir alle machen curt München off- und online für lau in unserer Freizeit. Das idealistische Projekt ist der Zusammenarbeit

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kreativer Köpfe zu verdanken – Journalisten, Fotografen, Grafiker, Illustratoren und Künstler, die mit Herzblut ein Stadtmagazin von München für München gestalten. Romantik pur! Wir finanzieren den Druck der Ausgabe ausschließlich

CURT MAGAZIN NÜRNBERG Chefredaktion: Reinhard Lamprecht Bogenstr. 43, 90441 Nürnberg

durch Anzeigen, Förderer und milde Gaben. Danke an dieser Stelle an alle, die uns unterstützen! Wir fahren die Ausgaben selber in der Stadt aus. Falls also mal unser Magazin-Aufsteller leer sein sollte, freuen wir uns über eine kurze Ansage, dann bemühen wir uns um Nachschlag.

Tel.: 0911 940 58 33 // Fax: 0911 80 15 317 E-Mail: info@curt.de

DIE CURT-DEALER DER STADT Feierwerk, Südstadt, City Kino, Café Kosmos, Bergwolf, Trachtenvogl, Substanz, Backstage, Münchner Volkstheater,

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Attentat Griechischer Salat, Zum Laden, Literatur Moths ... Wir erweitern die Liste gerne. Schreibt uns, wenn ihr curt bei

gestattet. Sonst: Beule!

euch auslegen wollt: muenchen@curt.de


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