curt magazin muenchen #75 // Die bewegte Ausgabe

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curt Stadtmagazin m端nchen # 75 // Sommer 2013

curt Stadtmagazin m端nchen # 75 // Sommer 2013

Die bewegte Ausgabe


KINO, MOND & STERNE 06.06. - 08.09. auf der Seebühne/Westpark

PREMIERE Mo 08.07. Di 09.07. Mi 10.07. Do 11.07. Fr 28.06. Original-Version. Sa 29.06. So 30.06. Mo 01.07.

Django Unchained (OmU) Die Croods Celeste & Jesse Oblivion

Di 02.07. Original-Version. Mi 03.07. Do 04.07. Fr 05.07. Sa 06.07. So 07.07.

Searching for Sugar Man (OmU) Heiter bis wolkig Take This Waltz MGM Jubiläums-Filmnacht. Skyfall Liebe Vielleicht lieber morgen

Fr 12.07. Sa 13.07. So 14.07. Mo 15.07. Di 16.07. Mi 17.07. Do 18.07.

Argo Trans Bavaria The Sessions Wenn Worte berühren Hangover 3 Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger Benefiz. Madagascar 3 Silver Linings Zero Dark Thirty Original-Version. Reel Rock 7 (OmU) Before Midnight 3 Zimmer/Küche/Bad

KINO, MOND & STERNE - ALS APP Das weitere Programm für Juli, August & September steht im Moment noch nicht fest, aber mit der kostenlosen Kino, Mond & Sterne App bleibt ihr am Laufenden.

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Fr 19.07. Die Nacht im Wolfsrudel. Sa 20.07. So 21.07. AB 22.07.

EINTRITT: € 6,- bzw. Double Feature € 9,- im Vorverkauf zzgl. VVK-Gebühr. EINLASS: 20.00 Uhr. Start: Im Juni 21.40 Uhr und im Juli 21.20 Uhr. Vorstellungen finden bei jedem Wetter statt. KARTEN und alle INFOS im Internet. Kino, Mond & Sterne. Die besten Nächte des Jahres.

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Hangover + Hangover 3 Green City Kurzfilmnacht. Das hält kein Jahr...! WEITERE TERMINE

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vorwort Kürzlich ging ich im Grünen spazieren und sah auf einer Streuobstwiese eine junge Frau unter einem Apfelbaum stehen: Sie starrte die Äpfel an. Auf meine Frage, was sie hier täte, antwortete sie: „Ich habe Hunger. Und da ich strenge Veganerin bin, warte ich, bis die Natur mir von sich aus einen Apfel schenkt. Wenn einer herunterfällt, nehme ich ihn mir und bin glücklich.“ „Das ist ja interessant“, antwortete ich, „ich habe noch keinen Veganer kennengelernt, maximal Vegetarier.“ „Vegetarier sind Luschen“, sagte die Veganerin grimmig und starrte weiter in den Baum. „Sag mal“, fuhr ich fort, rupfte mir dabei einen Apfel von einem tief hängenden Ast und biss hinein, „lebst du denn schon immer vegan?“ Sie starrte mich komisch an und wurde rot. „Bist du wahnsinnig, den Apfel einfach vom Baum zu reißen? Hast du keine Gefühle? Du Grobian, du Naturvergewaltiger, DU ELENDER FLEISCHFRESSER!“ Sie hob einen Stein auf, warf ihn nach mir und rannte dann wütend auf mich zu. Ich machte, dass ich wegkam, und rannte, so schnell ich konnte. Bei Verrückten weiß man nie. Sie blieb hartnäckig hinter mir und ich warf den angebissenen Apfel nach ihr, verfehlte sie aber, da sie eine geschickte Ausweichbewegung vollführte. Ihre gebatikten Pluderhosen flatterten dabei im Wind. Sie schrie hinter mir her: „Irgendwann werdet ihr dafür büßen, dass ihr die Natur ständig zerstört und ausbeutet, und dann werdet ihr schon merken…“ „Schon klar, dass man Geld nicht essen kann“, unterbrach ich sie, „ aber es kann ja nicht jeder nur Salat und Tofu essen. Ist doch voll langweilig.“ Das Reden fiel mir schon etwas schwer. Der Veganerin ging es aber auch nicht viel besser. „Es kommt … immer drauf an … was man draus kocht ... aus Tofu … kann man echt … so einiges machen!“ „Aber kein … Steak … Chateaubriand!“, rief ich ihr zu. Jetzt war ich schon ziemlich außer Puste. „Na … kannst wohl … nicht mehr, Fleischfresser?“, japste sie mir hinterher. „Zu viele tierische … Eiweiße, … zu … viel … Cho … les … te … rin?“ Auch sie war schon am Ende. „Und du?“, gab ich zurück, „wohl zu … wenig … Eisen … und … Mine … ralien, was?“ Meine Lunge brannte und ich hatte Seitenstechen: Ich musste stehenbleiben, egal ob sie mich erwischte. Die Veganerin war Gott sei Dank im gleichen Moment stehengeblieben, keine fünf Meter hinter mir. Wir schnauften beide, als würden wir gleich unsere Lungen auskotzen. „Hast ja recht“, sagte ich, als ich wieder etwas Luft bekam. „Zu viel Fleisch, zu wenig Ausdauer. Etwas Bewegung könnte nicht schaden.“ „Siehst du? Aber ich habe das Gefühl, dass mir ein wenig Proteine auch nicht schaden könnten.“ „Dann sollten wir das vielleicht öfter machen! Morgen, gleicher Ort, gleiche Zeit?“ „Bin dabei. Und dann erwisch ich dich, Steakfresser.“ Sie grinste mich an. „Träum weiter, Mohrrübe “, erwiderte ich, ebenfalls lächelnd. Wir verabschiedeten uns und gingen jeder in eine andere Richtung davon. Denkt dran, egal was ihr esst: Hauptsache, ihr bleibt in Bewegung. Euer Thomas


2 curt // vorne weg

curt # 75 // die bewegte Ausgabe

04 // zufallSgenerator Was hat dich zuletzt bewegt?

36 // moving munich Rastafari-Lasterfahrer Errol Achille

06 // Porträt UUUH! – Sandra Bayer

40 // unterwegs in münchen Der kleine curt-Stadtführer für den Sommer

08 // Frauenbewegung Geschichte to go So now: Power für die Frau 14 // eingecheckt Eine Lebensreise entlang der Thalkirchner Straße 20 // Waschdls Grantnockerl Der Socialsportingwahn 22 // selbstversuch Fortbewegung alternativ 26 // Unterwegs zu hause Circus Baldoni Schausteller und Roadies

46 // Porträt Giesinger Schuhwerkstätte Korsetten Lewandowski Foto-Werkstatt Wiener 54 // Selbstversuch Trampen 60 // vergleich Balztanz vs. Tanzbalz 62 // im ausland Bali und Lombok 68 // Festivals 2013 Sinstruct Festival Brass Wiesn Festival Free&Easy

Flowerstreet Festival SonneMondSterne Kino, Mond und Sterne Fünf Seen-Filmfestival Viehhof-Kino Prima Leben und Stereo >> Interview mit Tocotronic

Cover

82 // tanz TANZWERKSTATT EUROPA 2013 86 // Präsentationen Feine Konzertabende!

Foto: Christin Büttner

88 // auf ein memory ... mit Sportfreunde Stiller 92 // Literatur Die PULS Lesereihe 94 // impressum UUUH! Yeah! 96 // hinten raus Illustration von Patrick Widmer

Mehr Sommer und Bewegung auf einem Bild geht nicht, dachten wir uns, als wir den Covervorschlag der 25-jährigen Münchner Fotodesign-Studentin Christin Büttner im Posteingang hatten. Das Foto entstand auf der Tierparkbrücke, als Christin mit ihrer Freundin Nina zum Flaucher unterwegs war: Auf dem Weg zum Grillen – eh klar! Weitere Fotos von Christin findet ihr auf Seite 14 und im Artikel ab Seite 46. >> www.christinbuettner.de


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4 curt // zufallsgenerator

Was hat Dich zuletzt bewegt?

Immer schön in Bewegung bleiben! Das dachte sich auch curt und ging auf der Suche nach bewegenden Momenten auf die Straße. Der Lohn der Arbeit: Jetzt wissen wir endlich, was Münchner aktuell bewegt.

INTERVIEWS & Fotos: michael dengler

Azur, 21 Jahre

Als Leute gesagt haben, dass ich ein guter Mensch bin.


zufallsgenerator // curt 5

Julian, 21 Jahre

Der Sternenhimmel gestern Nacht.

Gaspar, 23 Jahre

Die Babytiere im Zoo.

Demian, 19 Jahre

Der NSU-Prozess.

Isabella, 25 Jahre

Mein Fahrrad.


6 curt // porträt

UUUH YEAH! Für die bewegte Ausgabe hat uns Sandra Bayer von UUUH! ihre UUUH!robic-Illustration gewidmet. Dynamik und Sex pur. Die 26-jährige Kommunikationsdesignerin kommt ursprünglich aus Freising und wohnt jetzt in Berlin, Neukölln. Sie zeichnet saugute schlechte Porträts (siehe curt-Impressum auf S. 94), hält den Moment des Orgasmus bei Mensch und Hai fest und hat ein Faible für Konfetti in der Unterhose. Außerdem wirkt sie beim Künstlerkollektiv „omg“ mit, die ähnlich liebenswerte Dinge tun. Heißer Tipp für Singles: Für 3 Euro könnt ihr Sandra ein Foto von euch schicken, anhand dessen sie euch mittel bis schlecht porträtiert. Das Porträt wird dann bei den „Singles ohne Niveau“ auf uuuh-yeah.com veröffentlicht. Flirtfaktor: Topp! TEXT: Melanie Castillo, Illus: Sandra Bayer

UUUH!ROBIC

mensch und hai mit orgasmus


porträt // curt 7

Wann hast du dein Talent entdeckt, schlechte Porträts zu zeichnen? Wir hatten einen Stand auf dem Fesch‘Markt in Wien und uns war langweilig. Also haben wir angefangen, Leute schlecht und gegen Geld zu zeichnen, und festgestellt, dass das superviel Spaß macht, weil es überhaupt keinen Druck gibt. Schlecht ist halt nicht gut. Das einzige Problem ist eigentlich, dass man nach einigen schlechten Porträts plötzlich anfängt, besser zu werden.

die Hälfte der Menschen Konfetti in der Unterhose hätten, die würden das dann zu den Leuten bringen, mit denen sie Sex haben oder bei denen sie aus anderen Gründen die Unterhose ausziehen, schon hätten die auch Konfetti in Wohnung/Unterhose und irgendwann findet man es einfach überall. Ich persönlich fände das schon ziemlich super. Aber ich bin ja auch die Konfettibeauftragte. Also was soll ich sonst sagen?

Haben sich schon Paare aufgrund deiner Partnervermittlung „Single ohne Niveau“ gefunden? Leider nicht. Ich arbeite noch daran. Die Leute trauen sich wohl nicht so richtig, obwohl es meiner Meinung nach kaum etwas Romantischeres und gleichzeitig Lockereres gibt, als sich in ein schlechtes Porträt zu verlieben. Ich denke schon, dass mich das irgendwann reich machen wird: dann zeichne ich schlechte Porträts in meinem Konfettipool und trinke dabei Champagner mit Strohhalm.

Teil des Kollektivs OMG zu sein, bedeutet ... ... mit großartigen, ehrlichen und kreativen Menschen zusammenzuarbeiten. Ich schätze jeden von ihnen total und immer wenn wir zusammen was ausstellen oder verkaufen, ist es wie ein kleines Familientreffen. Mit Schnaps und Tetris.

Für welche berühmte Person würdest du gerne mal ein schlechtes Porträt machen? Stefan Sagmeister oder Marilyn Manson. Ich wäre superaufgeregt, also würde es auch überschlecht werden. Wenn alle Menschen Konfetti in der Unterhose tragen würden, dann ... Konfetti ist ja schon eine Art Seuche. Wenn man einmal damit anfängt, wird man das nicht mehr los; es taucht immer überall wieder auf. Es würde also schon reichen, wenn nur

Was bewegt dich? Abschiede, Tiervideos, meine Familie, Musik. Wo bewegst du dich? Auf Partys, von A nach B und wenn ich mal Sport mache. Warum Haie, Menschen und Orgasmen? Grundsätzlich ist der weiße Hai mein Lieblingstier Nr. 1 und ich habe – wie glaube ich jeder – gerne Orgasmen. Außerdem ist mir aufgefallen, dass Haie beim Angriff und Menschen beim Orgasmus sehr ähnlich aussehen und das finde ich lustig und interessant.

>> uuuh-yeah.com >> omeing.tumblr.com


8 curt // frauenbewegung

Bildnachweis: wikipedia


Geschichte to go Frauenrechte in München

frauenbewegung Text: Julia Fell

Das Thema Frauenrechtsbewegung ist bekanntlich nicht sonderlich sexy. Genau genommen lockt es kaum noch jemanden hinterm Ofen hervor, der sich nicht von Haus aus für das Thema interessiert. Der Rest denkt bei „Emanzipation“ an lila Latzhosen, BH-Verbrenn-Aktionen (die es übrigens nie gegeben hat) oder die unbezähmbare Alice, die immer so schwarz malt. So weit das Klischee. Aber mal im Ernst – ist die Frauenrechts-Debatte überhaupt noch zeitgemäß? Immerhin sitzt heute eine Frau im Chefsessel der BRD. Die Frauenquote groovt sich langsam, aber sicher ein. Radikale Gruppen wie Putin-Schreck Pussy Riot oder die Oben-ohneProtestschwestern Femen mischen Politik und Popkultur auf (neuester Streich: Femen sprengte das GNTM-Finale im Mai; „Heidis Horror Picture Show“ stand auf blanken Brüsten geschrieben). Frauen erscheinen uns heute stärker, selbstbestimmter und freier als je zuvor. Sie können werden, was sie wollen, leben, wie sie wollen, anziehen, was sie wollen, keck sein bis zur Grenze des guten Geschmacks und sind dabei auch noch das „schönere“ Geschlecht. Frauen haben sich die Welt doch schon längst erobert. Muss man da noch über Gleichberechtigung reden? Ja, man muss!


10 curt // frauenbewegung

Die soziale Realität hat leider immer noch wenig mit Fairness zu tun. Zahlen gefällig? Weltweit wird jede dritte Frau in ihrem Leben mindestens einmal vergewaltigt oder geschlagen; meistens ist es der Ehemann oder der feste Partner, oft ist es – besonders krank – Teil strategischer Kriegsführung. Etwa 2 Mio. Mädchen werden jedes Jahr genitalverstümmelt, davon stirbt rund ein Viertel an den Folgen. Gut zwei Drittel aller Analphabeten auf der ganzen Welt sind weiblich, was auf eine systematische Benachteiligung für Frauen in Bezug auf Bildung hinweist. Und nein, es passiert nicht nur am anderen Ende der Welt, sondern auch vor unserer Haustür: 25 bis 30 % weniger verdienen Frauen europaweit für die gleiche Arbeit als ihre männlichen Kollegen (in Bayern lag dieser Gender Pay Gap 2012 bei 26 %). Kein deutsches DAX-Unternehmen wird von einer Frau geführt, der Anteil weiblicher Top-Manager beträgt mickrige 5 %. Denn: Auch die Frauenquote ändert nichts daran, dass Frauen in Führungspositionen für die „old boys“ in den Chefetagen noch immer ein ungewohnter Anblick sind. Kein Randphänomen, wie viele denken, ist dagegen Gewalt gegen Frauen. 40 % aller Frauen in Deutschland, die 16 Jahre und älter sind, erleben körperliche oder sexuelle Gewalt – oder beides. Laut Bundeskriminalstatistik wird in Deutschland alle zwei bis drei Tage eine Frau durch ihren Partner getötet. Umfragen innerhalb der Bundeswehr zeigen, dass sogar fast 20 % der Soldatinnen sexualisierte Übergriffe innerhalb der Bundeswehr erfahren müssen. Ein weiterer schlimmer Fakt, den man vielleicht nicht erwartet: Deutschland ist eine regelrechte Drehscheibe des Menschenhandels und der damit verbundenen Zwangsprostitution. Laut einer EU-Studie von 2005 gab es alleine im Jahr 2003 fast 25.000 Opfer von Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung in der BRD.

So ernüchternd die Statistiken auch sind – man darf eines dabei nicht vergessen: Frauenrechte, überhaupt der Gedanke, dass Frauen prinzipiell die gleichen Rechte haben sollten wie Männer, stecken, auch in unseren Breitengraden, noch in den Kinderschuhen. In Deutschland stehen Männer und Frauen juristisch gesehen seit gerade mal 64 Jahren auf Augenhöhe; die Zeiten, in denen frau in Europa weder wählen, noch studieren, noch Hosen tragen konnte, liegen teilweise nicht einmal 30 Jahre zurück. Vor diesem Hintergrund wird klar, dass die Feminismus-Welle mit einem Affenzahn über uns rollt und noch längst nicht am Ende ihrer Reise angekommen ist. Doch wer hat sie hierzulande eigentlich ins Rollen gebracht? Wer waren die deutschen Pionierinnen der Frauenbewegung, die mit eisernem Durchhaltevermögen, Kampfgeist und Geduld die Ideale etabliert haben, die heute selbstverständlich sind? Es waren Münchnerinnen! Natürlich nicht nur. Aber viele der klugen, couragierten Ladys, die die Frauenrechte in Deutschland revolutioniert haben, hatten ihre Homebase in München. Schon deswegen lohnt sich ein Blick auf die Geschichte der Frauenrechtsbewegung, die in der Isarmetropole geschrieben wurde. Wer war z. B. diese Dame, nach der der Luise-Kiesselbach-Platz benannt ist?

Münchner Frauenrechtlerinnen, fotografiert um 1895 (v. l. n. r.): Anita Augspurg, Marie Stritt, Lily Braun, Nina Cauer und Sophia Goudstikker Bildnachweis: SZ-Photo


„Es gibt Ideen, die sich erst in ferner Zukunft realisieren lassen. Wir sind nach wie vor der Überzeugung, dass jede Arbeit, die für Freiheit, Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Frieden geleistet wird, sich irgendwie fördernd auswirkt, deshalb arbeiten wir unentwegt weiter.“

Anita Augspurg in einer Mitteilung, die sie 1934 an die Mitglieder der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit schrieb.

Anita Augspurg – die Krawallgurke Seit wann dürfen Frauen an der LMU studieren? Wer war 1923 die weibliche Schlüsselfigur in der Niederschlagung des Hitler-Putsches? Wo in München steht der bundesweit erste Sex-Shop nur für Frauen? Warum ließ sich eine Künstlerin 1968 auf dem Marienplatz öffentlich an den Busen grabschen? Und worüber sangen die Flying Lesbians? Das und vieles mehr erfährt man auf einem Audioguide zum Selber-Herunterladen – dem Themengeschichtspfad zur „Frauenbewegung in München“, den das Kulturreferat anbietet. Dafür braucht es nicht mehr, als einen mp3-abspielenden Player oder ein Smartphone und die Tracks, die auf muenchen.de (unter ThemenGeschichtsPfade) gratis zum Download bereitstehen. Dort findet man auch eine umfangreiche Begleitbroschüre mit Übersichtskarte. Zwei Spaziergänge gibt es, einen nördlichen und einen südlichen. Beide sind spannend, unabhängig voneinander, funktionieren aber am besten in der vorgeschlagenen Reihenfolge. Am Ende eines jeden Tracks wird erklärt, wie man am schnellsten zur nächsten Station kommt, dazu gibt es viele O-Töne, Zeitzeugenberichte, Interviews und Musik. Ergibt alles in allem ein schön produziertes Hörspiel, das man sich auch gut beim Chillen an der Isar oder auf einer längeren Autofahrt anhören kann. Wärmstens empfohlen für alle, die quasi im Vorbeigehen Interessantes zu den Orten in der Innenstadt erfahren möchten, an denen sie regelmäßig vorbeischlendern. Und an alle, die noch an den Lila-Latzhosen-Mythos glauben. In diesem Sinne: Go Schwester! Und Bruder. Die Geschichte der Frauenbewegung: muenchen.de >> ThemenGeschichtsPfade

Anita Augspurg war gebürtige Niedersächsin aus gutem Hause; hätte auch Berufstochter bleiben können, was ihr aber zu blöd war. Lieber ließ sie sich zur Schauspielerin ausbilden und nahm Bühnenengagements in verschiedenen Städten an. 1884 zog sie nach München und eröffnete ein Fotoatelier in Schwabing (Kunden waren u. a. Thomas Mann und das bayerische Prinzenpaar). Mit kurzen Haaren und in Hosen – damals unerhört – radelte sie durch die Stadt oder ritt im Herrensitz (!) durch den Englischen Garten. Und engagierte sich mehr und mehr in Sachen Frauenrechte. Bald stellte sie fest, dass ihr das juristische Wissen fehlte, um wirklich etwas bewegen zu können. Darum nahm sie in Zürich ihr Jurastudium auf (im damaligen deutschen Kaiserreich hatten Frauen an der Uni noch nichts zu suchen) und kehrte 1897, mit 40 Jahren, als erste promovierte Juristin Deutschlands nach München zurück. Von da an schlug sie mächtig Alarm: 1902 wurde sie Mitbegründerin des „Deutschen Vereins für Frauenstimmrecht“, bot Rechtskurse für Frauen an, rief zum Boykott der bürgerlichen Ehe auf. Außerdem bombardierte sie den deutschen Reichstag, in dem sie mit einer Sondergenehmigung ein- und ausging, mit ihren Gesetzesvorlagen, u. a. für die Reform des Familienrechts, die Abschaffung der Prostitution und die Streichung des § 218. Seit 1923 stand sie, wie man heute weiß, auf der Liquidationsliste der Nazis. In weiser Voraussicht flüchtete sie im Januar 1933 mit ihrer Lebensgefährtin Lida Heymann in die Schweiz. Ihr Vermögen und Besitz wurden beschlagnahmt, ihre Aufzeichnungen gingen verloren. Augspurg starb, wenige Monate nach Heymann, 1943 in Zürich – das Ende des Dritten Reiches durfte sie nicht mehr erleben.


so now: power für die frau

Text: PEtra Kirzenberger

Sie kommt mit einem coolen Mountainbike im KOFRA an und kaum ist sie zur Tür rein, werden ihr Schwung und ihre Power spürbar. Und Power braucht man zweifelsohne, um zu tun, was Dr. Anita Heiliger seit über 30 Jahren macht: sich für die Frauenbewegung allgemein und speziell für die im Raum München einsetzen. Anita ist die Gründerin von KOFRA, dem Kommunikationszentrum für Frauen, das 1982 als autonomes Selbsthilfeprojekt gegründet wurde. Dort finden Frauen Beratung, Gespräche und Informationen, die ihnen dabei helfen, ihre Interessen selbst in die Hand zu nehmen. Was sind die Schwerpunkte von Kofra? Das ist je nach Aktualität der Themen verschieden. Ein großer Erfolg in letzter Zeit sind z. B. die Gruppen „Frauen in Männerberufen“, „Künstlerinnen-Netzwerk“ oder politisch motivierte Kreise wie „Frauengerechte Sprache“, „Sexuelle Gewalt“ und „Pornofizierung“. Die Ämterbegleitung wird gerne in Anspruch genommen – hierbei wird Frauen für Amtsbesuche Unterstützung und auf Wunsch auch Begleitung geboten. Uns geht es vor allem darum, Frauen zu vernetzen und zu stärken, ihnen zu helfen, ihre Interessen und Begabungen zu finden, und ihnen bei der Lösung von Problemen und der Umsetzung von Zielen konkrete Unterstützung zu

bundesweit verteiltes Flugblatt zum Muttertag 1973, mitgestaltet vom „Frauenforum München“ // Bildnachweis: Archiv der Münchner Arbeiterbewegung


frauenbewegung // curt 13

Opferorientierung im Sexualstrafrecht ... All das hat dafür gesorgt, dass die Akzeptanz der Frauenfragen sukzessive zunahm. Wir MÜSSEN was tun, das steht heute fest. Dr. Anita Heiliger beim „slutwalk“ 2012 in münchen: gegen Vergewaltigungsmythen und für selbstbestimmte Sexualität

bieten. Die Frauen kommen in die Beratung mit den verschiedensten Anliegen. Häufig sind es Probleme mit Jobcentern, Armut, Wohnungsnot ... Zum Thema Berufsleben werden Unzufriedenheit, zu geringe Anerkennung, Mobbing und Veränderungswünsche geäußert, worauf wir auch durch eine Vielfalt von Workshops und Seminaren reagieren. Im Grunde werden heute ähnliche Probleme diskutiert wie schon in den 70er-Jahren: Lohngleichheit, Kinderbetreuung, Gewalt gegen Frauen ... Das ist leider traurige Realität. Studien haben z. B. erwiesen, dass sogenannte „Häusliche Gewalt“ nach wie vor Einrichtungen wie Frauenhäuser notwendig macht. Es wird immer noch genau so oft zugeschlagen wie Anfang der 70er-Jahre. Zwar gibt es nun Maßnahmen zum Schutz von Frauen NACH dem gewaltsamen Übergriff, aber zum Schutz DAVOR wird kaum etwas getan. Frauen verdienen zudem nach wie vor ca. 20 % weniger für die gleiche Arbeit, wie sie ihre männlichen Kollegen leisten, und die unzureichende oder unbezahlbare Kinderbetreuung hindert oft an der Verwirklichung beruflicher Ziele. Die größten Erfolge der Frauenbewegung in den letzten Jahren? Es gab viele Meilensteine: die institutionialisierte Frauenpolitik, Bewegungen, die z. B. Mitte der 80er das Thema „Frauengleichstellung“ aufbrachten, die Gründung von Frauenhäusern – das erste gab es 1972 in Berlin –, die Finanzierung von Frauenprojekten durch Bund und Länder, die erhöhte

Wie können Frauen sich in der Frauenbewegung engagieren? Wir alle sollten uns darum bemühen, Frauenthemen mutig anzusprechen, Opfer von Übergriffen oder Benachteiligung dazu ermutigen, darüber zu sprechen, es publik zu machen. Jede sollte ihre Meinung kundtun, z. B. LeserInnenbriefe zu brisanten Frauenthemen schreiben. Das kann durchaus etwas bewegen! Und natürlich kann frau jederzeit bei Kofra vorbeikommen und sich hier engagieren! Wie kann mann dazu beitragen, dass die Geschlechterbilder und -rollen sich ändern? In unserer Gesellschaft wird nach wie vor ein sehr „starkes“ Männerbild vermittelt – die Erfüllung dieser Ideale überfordert auch viele Männer! Männer, die dem alten Rollenbild nicht entsprechen wollen, werden oft von anderen Männern abgewertet und aufgezogen. Männer müssen ganz klar einen anderen Umgang mit ihrer Sexualität und ihrer Aggression finden. Jederzeit nach allen Wünschen Sex zu haben und Frauen dafür zu benutzen (die Partnerin, Pornos, Prostitution …), ist keine akzeptable Kultur. Respekt und Gleichstellung fangen hier an. Deine Vision einer frauengerechten Welt? Ich träume von einer Zukunft, in der die Selbstbestimmung der Frau über Leben und Körper ganz normal ist. Frauen haben die Möglichkeit zur freien Entfaltung, stehen in ihrer Kraft, können ihre Fähigkeiten in die Gesellschaft einbringen. Sie werden von Männern respektiert und in allen Belangen als gleichwertig angesehen. Es gibt keine Gewalt gegen Frauen. >> kofra.de // Kofra e. V. // Baaderstraße 30 // Tel. 089 20 10 450


14 curt // eingecheckt


Von der Wollust bis zur Gruam Eine Lebensreise entlang der Thalkirchner StraSSe

TEXT: bob pfaffenzeller Opener Foto: Christin Büttner Foto-Dokumentation: Sonja PAWLOWA PROTOKOLL: Mirjam Karasek

München beschreibt sich selbst gerne mit dem schönen Bild von der Biergarten-Gesellschaft: Da wo alle zusammensitzen und das Leben Leben sein lassen, vom Professor bis zur Putzfrau, vom Menschen mit Migrationshintergrund bis zu Menschen mit Behinderungen. Ich hab mich schon immer gefragt: Wenn alle so nett zusammen am Tisch sitzen – bewegt sich dann überhaupt noch etwas? Also haben wir an diesem Abend den Biergarten links liegen gelassen und uns der vielleicht bewegendsten Straße Münchens ausgesetzt: der Thalkirchner Straße zwischen Arbeitsamt und Großmarkthalle.


16 curt // eingecheckt

Klassisch: Südstadt Hier sitzt noch niemand. Wir sind die ersten. Ist ja noch früh. Sogar so früh, dass die Kicker noch frei sind. Aber erst mal die erste Seitan-Gulaschsuppe meines Lebens bestellen. Angeblich haben ZenBuddhisten aus Japan oder China den Weizeneiweiß-Fleischersatz entwickelt. Die Erleuchtung bleibt aus, aber gut gewürzt ist der vegane Auftakt des Abends. Mittlerweile fläzen sich auf den Sofas hinter uns auch schon einige Gäste; der Abend kommt langsam in Fahrt. Wir sind bereit, auf die andere Seite zu wechseln ...

Chaotisch: Kafe Marat Hier sitzen sie, die jungen Leute, denen das Münchner Biergarten-Feeling zu selbstgerecht ist. Die vom Kafe Marat aus mehr Krach und Unordnung ins gemütliche München bringen wollen. Heute Abend scheint allerdings alles geordnet – und wir fühlen uns in den Räumen des Kafe zurückversetzt in die alten Jugendheimzeiten der 70er- und 80er-Jahre, als wir mit Palästinensertuch und RAF-Sticker gegen die kapitalistische Ordnung unserer Heimatstädte rebellierten. Das soziale Projekt Kafe Marat ist selbstverwaltet, Entscheidungen werden im Kollektiv getroffen. Deshalb will man zwar mit uns sprechen, aber nicht namentlich zitiert werden. Wir verstehen das, sitzen auf einer Bank im Hof und trinken in Ruhe unser Bier – fast wie im Biergarten.

schweren herzens trennte sich gerd pantner nach 18 Jahren von seiner geliebten südstadt ...

... seit 2012 in nicht minder guten händen: Die neue crew der südstadt, bestehend aus Elena, Bine und Koch Frank.

Thalkirchner straSSe 29

In den Räumen des Kafe Marat finden so unterschiedliche Gruppen wie u.a. eine kongolesische Kulturgruppe, das Frauencafé „daneben“, das schwul-lesbische Queerkafe, die Offene Werkstatt, eine Sportgruppe und diverse Kollektive Platz, die unkommerziellen Cafébetrieb mit günstigem veganen Essen, Konzerte und andere Veranstaltungen organisieren. Auch deshalb möchte man wohl lieber nicht mit kommerziellen Etablissements in der Thalkirchner Straße in einem Atemzug genannt werden.

Thalkirchner straSSe 102

Bunte Ansichten: Auch auf dem Damen-Klo im Kafe Marat wird viel Meinung kundgetan.


Einladend: El Furkan Hier sitzen wir im Vorraum der Moschee, trinken Ayran, schauen Musik-Clips eines albanischen Senders und plaudern mit einem Imam. Gerade noch standen wir rauchend und unschlüssig vor dem Eingang, der uns eher an einen Dönerladen erinnerte. Bis uns der freundliche Imam hereinbat und die Ayran spendierte.

Erotisch: Isarvorstadt Hier sitze ich und kann nicht anders: Ich hänge an Nicoles Lippen und lausche ihren Ideen über soziale Projekte, die sie vorantreiben will. Meine Begleiterinnen nehmen mir das intellektuelle Interesse nicht ab und vermuten andere Hintergedanken: Schließlich war Nicole 2002 erotischste Frau Bayerns und wurde in die Liste der 100 erotischsten Frauen der Welt aufgenommen.

Das Islamische Zentrum der (mazedonischen) Albaner „EL-Furkan“ ist Treffpunkt für rund 200 Muslime. An diesem Abend spielen ein paar Männer albanisches Domino und freuen sich sichtlich über unseren Besuch. Als Mann darf ich auch die Moschee im hinteren Teil begutachten, während die Mädels den Gewinner des DominoSpiels fotografieren müssen. Wir sagen „Faleminderit“ und schlendern weiter ...

Das Spiel ist aus ... die Domino-Spieler diskutieren am Tresen über Sieg und Niederlage.

Thalkirchner straSSe 35

Dabei kann frau schön und intelligent sein und hinter dem Tresen der „Isarvorstadt“ stehen. In der ehemaligen „Sonderbar“ schenkt Nicole nicht nur Apfelstrudel aus (Wodka, Apfelsaft und Zimt), sondern lässt uns auch von ihren wunderbaren Suppen (Spargel-Zucchini, Paprikasuppe mit Fleischbällchen) kosten. Während ich mit Nicole ein tiefschürfendes Gespräch über visionäre Ideen führe, unterhalten sich die Mädels über den funkelnden Kronleuchter und das Damenklo, das farblich zu Sonjas Nagellack passt. Na ja ...

Leckere Aussichten: Im „El Furkan“ wurde curt aufs Herzlichste willkommen geheiSSen und bewirtet.

Verlockende Aussichten: In der Isarvorstadt gibts Suppe und Visionäres satt.

Thalkirchner straSSe 53


18 curt // eingecheckt

Zu: Fischteich Hier sitzen wir nicht, sondern stehen vor geschlossener Tür: Wir sind zu spät für den „Fischteich“, zwei Stunden und 36 Minuten nach Dienstschluss (geöffnet von 17 bis 22 Uhr). Schade! Wir haben nur Gutes über das Boazn-Biotop gehört und hätten uns gerne persönlich im Fischteich getummelt. Wir kommen wieder!

Lustvoll: Pigalle Hier sitzen wir im schummrigen Stripteaseschuppen. An der Stange auf der Tanzfläche räkelt sich keine Tänzerin, in den Separees kümmern sich keine bestrapsten Damen um zahlungskräftige Herren und vor der Tür steht kein grimmiger Rausschmeißer. Das „Pigalle“ war früher Cabaret und Tabledancebar und der neue Pächter Stefan Alof hat die Inneneinrichtung nahezu nicht verändert. Stefan (Kirchenvorstand, Hobby-Theologe) hat mit seinem Kompagnon (Zeltlagerleiter, Oberministrant und Wirt) eine neue Ausgehadresse für nachtschwärmerisches Glockenbach-Publikum geschaffen. Heute ist Ladies Night und während meine Begleiterinnen an ihrer Erdbeerbowle nippen, biete ich den beiden die Bob-Burlesque-Show an der Stange. Übrigens: Wer sich traut und an der Stange strippt, entlockt den Wirten eine Lokalrunde. Nach meiner Show müssen die Damen dringend an die frische Luft, weiter geht’s ...

Den Froschkönig aus dem Fischteich konnten wir leider nicht mehr mit in unser Bettchen nehmen.

Achtung: Los Bandidos

Wer sich im Pigalle an die Stange wagt, steht unter Beobachtung. Fotografieren aber ist (auSSer für curt) strengstens untersagt.

Thalkirchner straSSe 27

Thalkirchner straSSe 23

hach, unser bob ...


Hier gehen wir einfach vorbei: das Lokal, vor dem uns unsere Töchter und Söhne gewarnt haben ... Aus: Zur Gruam Hier stehen wir sardinenbüchsenmäßig an die Wand gequetscht, versuchen, im engen Körpergewühl Astra zu trinken und zugleich unsere Füße irgendwie vor den Tritten der unzähligen Besucher zu schützen. Früher verirrten sich hierher nur Stammgäste; es geht die Legende, der ehemalige Wirt der etwas anrüchigen Boazn habe stets einen Baseballschläger neben dem Tresen gehabt. Heute ist es so gerammelt voll, dass man nicht mal mehr mit einem Baseballschläger zuschlagen könnte. Es ist Electro-Night und wir sind inmitten der jungen Hipster irgendwie dafür schon zu alt. Ganz aus: Das Fazit Betrunken und bester Stimmung. Wir haben heute Abend eine bewegende Reise von der Wollust über die Anarchie gemacht und sind am Ende in der Gruam gelandet. Und das alles innerhalb einiger hundert Meter. Es stimmt: Die Thalkirchner Straße ist in Bewegung.

bei moni‘s getränkemarkt konnten wir zwar keinen stopp einlegen, aber das ansprechend dekorierte schaufenster wollten wir euch in keinem fall vorenthalten ...

Thalkirchner straSSe 51

Zu später Stunde in der Gruam kann mit viel Alkohol und noch mehr Tuchfühlung gerechnet werden.

Thalkirchner straSSe 114


20 curt // waschdls grantnockerl

WAschdls grantnockerl

Weißwürschd, Lederhosen und das beruhigende Rauschen der Isar: München ist ein Traum von einer Stadt. Aber weil München nicht München wäre ohne eine ordentliche Portion Grant, lässt curt-Redakteur Sebastian Klug (bayerisch: „Waschdl“) an dieser

DER SOCIALSPORTINGWAHN Ich war jetzt wieder beim Radeln. Das bedeutet, dass, wenn mich der Rappel packt und Bewegung unausweichlich ist, um meine psychische Grundzufriedenheit und damit auch das Seelenheil meines sozialen Umfeldes sicherzustellen, ich aufs Radl steige und losfahre. Ich tue das auch, weil ich bereits keuche, wenn ich zwei Flaschen Bier aus dem Keller hochtragen soll. Weil die Körperfettwaage, die ich als Werbegeschenk für ein „Stern“-Abo bekommen habe (das nebenbei bemerkt sterbenslangweilig war), meinen Körperfettanteil als armselig bezeichnet (zumindest steht „poor“ im Display). Und ich tue das, und das ist vielleicht der wichtigste Grund, weil es mir Spaß macht. Es gibt so viele Gründe, einfach auf sein Radl zu steigen und loszufahren. Einer jedoch ist mir vollkommen schleierhaft, obwohl er immer weiter verbreitet zu sein scheint: Sport treiben, um es anschließend über Facebook in die Welt hinauszukotzen.

Stelle in jeder Ausgabe einmal so richtig den Grantler raus und zeigt auf, was schief läuft in der Landeshauptstadt. Diesmal im Visier: das zwanghafte „Einchecken“ in Fitnessstudios.

TEXT: SEBASTIAN KLUG

Ehrlicherweise muss man hier zwei Typen unterscheiden: Die einen sind die, die ihre sportliche Leistung deshalb bekanntgeben, weil sie sich dabei von einer App begleiten lassen, die aufgrund ihres technisch begrenzten sozialen Umfeldes ganz wild auf eine Social-Media-Anbindung ist. Ich benutze so was auch und es ist nicht ganz einfach, einen Post à la „Ich bin gerade 2.900 Kilometer in 8 Minuten gefahren und fühle mich großartig dabei“ zu vermeiden, eben weil die App einen förmlich dazu zwingen möchte und alles unternimmt, dass man diesen Schritt nicht überspringt. Möglich ist es dennoch. Der andere Typus sind dagegen diejenigen, die in ihrem Fitnessstudio „einchecken“, also die ganze Welt daran teilhaben lassen, dass sie sich gerade „im Studio“ und damit in dem Irrglauben, sie würden jetzt Sport treiben, befinden. Ich war jetzt ein Jahr in einem solchen Laden angemeldet und muss sagen:


Start und Ziel

Um Spaß geht es dort nicht. Ein Fitnessstudio ist in etwa so was wie ein Glockenbach-Café mit Schweißgeruch: Man achtet darauf, die richtigen Trainingsklamotten anzuziehen, ergötzt sich am Anblick hauteng bekleideter Schicksen, stemmt möglichst öffentlichkeitswirksam möglichst große Gewichte – im Idealfall nie, ohne den Blick von seinem Spiegelbild an der überdimensionalen Spiegelwand zu nehmen – und trinkt anschließend zu Wucherpreisen einen Premiumfruchtsaft oder alternativ ein künstliches Getränk, das „nach modernsten wissenschaftlichen Erkenntnissen entwickelt“ wurde. Darüber hinaus ist es in einem Fitnessstudio offenbar verpönt, sich zu sehr auf seine sportlichen Ambitionen zu konzentrieren, denn der Großteil der (in erster Linie) Männer verbringt den Großteil seiner Zeit nach vorne gelehnt mit dem Blick auf das i- oder sonstige Smartphone – immerhin muss man ja wie gesagt über Foursquare, Twitter, Instagram, Facebook und am besten noch über Xing mitteilen, wo man gerade ist. Also ich geh nicht mehr hin. Eingecheckt hab ich da eh nie. Wobei ich auch ganz ehrlich sein will: Meine Radlerlebnisse sind, wenn man sie mal von außen betrachtet, recht ähnlich: Am Ende lande ich am liebsten in einem Biergarten und trinke ein nach wissenschaftlichen Erkenntnissen von Mönchen entwickeltes Bier, das im Idealfall mit Kohlenhydraten und ascorbinsäurehaltigem Zitronenaroma zu einer Radlermaß veredelt wurde. Wenn sich eine Bedienung in ihrem im oberen Bereich hautengen Dirndl vornüberbeugt, schaue ich sicherlich nicht weg. Und dann hole ich, vom Sport geschwächt und vom Bier zum Müßiggang ermutigt, mein iPhone raus, um nachzusehen, wie ich am einfachsten mit der S-Bahn wieder nach Hause komme. Weil übertreiben möchte ich es ja auch nicht mit der Fitness.


Fortbewegung alternativ ein Selbstversuch In München gibt es jedes Jahr eine Klimakatastrophe. Sie findet meistens unter der Erde statt. Dort, wo Nahverkehrsteilnehmer sich Backe an Backe gegenseitig die U-Bahn-Luft wegatmen. Oder in den S-Bahn-Waggons, in denen die Stammwürze vieler Menschen zu einem wahren TEXT: JULIA FELL // FOTOS: Arne Schuber Potpourri der Ausdünstungen diffundiert. Oder auch in Bus und Tram, wo sich garstige Rentner, Kinderwagenkolonnen und ungeduschte Neuperlacher Ghettogangster um Sitz- und Stehplätze batteln. Das Unheil beginnt traditionell an den ersten sonnigen Juni-Samstagen, verschlimmert sich dramatisch im Juli und erreicht einen ersten Höhepunkt Ende August, um schließlich zur Wiesnzeit in einem wahren Gestankskonglomerat zu gipfeln (Highlights: die Nuancen Bierdunst und Wurfhendl). Kurzum: Der Münchner Nahverkehr im Sommer mieft. Darum wird es höchste Zeit, sich nach anderen Fortbewegungsarten umzusehen, die zum Transport von A nach B taugen. Wer wie ich zwar flink ist, ansonsten aber die körperliche Konstitution einer Fruchtfliege hat, nutzt dabei die physikalischen Kräfte von Sprungfedern, Rad und Wasserströmung. Ein Selbsttest zu Land, zu Rad und zu Wasser.


selbstversuch // curt 23

7meilenstiefel Man kippelt, man fuchtelt mit den Armen, man sieht aus wie ein zweijähriges Kind beim Laufenlernen. Bei dem Unterbau kein Wunder: Sprungstelzen wiegen rund 4 kg je Stiefel, wippen dank einer Fiberglasfeder und haben eine – und das ist das Gemeine – abgerundete Auftrittsfläche, die gerade mal 10 cm lang und ca. 8 cm breit ist. Was bedeutet, dass man nicht still stehen kann, sondern ständig balanciert. Allerdings klingt das schlimmer, als es tatsächlich ist; die ersten Schritte sind zwar noch wackelig, aber schon nach ein paar Minuten klappt es. Zum Glück habe ich das nicht alleine herausgefunden, sondern einen Crashkurs von Mathis Uchtmann, Inhaber von Jump the city, bekommen, sonst hätte ich spontan der Länge nach mit dem Gesicht abgebremst. Fachkundige Anleitung ist also dringend empfohlen. Eine gewisse Grundfitness schadet sicherlich auch nicht, ist aber keine Voraussetzung (die Stelzen können bis zu 120 kg Gewicht tragen). Die stetigen kleinen Ausgleichsbewegungen merke ich am nächsten Tag mehr als gedacht. Überraschenderweise zwiebelt es vor allem im Nacken, der sich über das ungewohnte Nachhintenlehnen beschwert. Und ist es das wert? Jein! 40 cm zusätzliche Körpergröße fühlen sich ziemlich groß an; damit eine Runde durch Bogenhausen zu bouncen, könnte schon Spaß machen. So richtig angefixt bin ich trotzdem nicht. Das liegt wohl auch daran, dass ich mich generell nicht gerne auf die Schnauze lege und Respekt vor der Schwerkraft habe. Drei, vier Trainingseinheiten sollte man auf jeden Fall investieren. Ein Paar 7meilenstiefel kosten je nach Bindung um die 300 Euro, dazu kommen Helm und Schützer. Jump the City bietet Schnupperkurse ab 24 Euro an. >> jump-the-city.de

So sieht man dabei aus: spacig, leichtfüSSig, 90er-Jahre-mäSSig So ist es wirklich: anspruchsvoll, nichts für Grobmotoriker Erreichbare Höchstgeschwindigkeit: Geübte schaffen es auf 30 km/h. 
 Erreichte Höchstgeschwindigkeit: geschätzte 0,03 km/h
 SpaSSfaktor: steigt erst nach MEHREREN Versuchen 
 Sexyness-Faktor: niedrig (wenn man noch keine hohen Jumps schafft)


24 curt // selbstversuche

Lastenrad In Asien sieht man sie an jeder Straßenecke, die „Bikes of burden“ – Fahrräder, die schwere Lasten durch die Straßen gondeln. Das können Möbel sein, Nutztiere in Käfigen, palettenweise Lebensmittel oder Großfamilien. Der profane Drahtesel kann nämlich, entsprechend umgebaut, ganz ausgezeichnet als Transportmittel für Großes, Sperriges und Schweres funktionieren und ist dabei noch umweltschonend und gut für die Muckis. Detlef Schmitz beschäftigt sich schon lange mit der Konstruktion ausgefallener Fahrräder. In den 80ern baute er ein solarbetriebenes eBike und fuhr damit quer durch Australien. Heute gibt er sein Wissen in LastenradbauWorkshops weiter, die in der WerkBox³, einer offenen Werkstatt am Ostbahnhof, stattfinden. Dort kam auch „Atalante“ zur Welt, ein Lastenrad mit Schubkarre (im Fachjargon „Muldenrad“), die man mit einer einfachen Handbewegung kippen und ausleeren kann. Die moosgrüne Lady, benannt nach der angeblich schnellsten Läuferin im antiken Griechenland, leistet heute in den Gärten des Ökologischen Bildungszentrums gute Dienste. Wie alle Lastenräder aus Schmitz’ Werkstattprojekt kann und soll sie auch an Dritte verliehen werden, die ein Transportmittel suchen. Ein schönes Konzept: Alte Schrotträder bekommen einen neuen Sinn, die Workshop-Teilnehmer lernen Schweißen und Reparieren, und am Ende steht ein Gefährt da, das von vielen Leuten genutzt werden kann. Aber fährt sich so ein großes Schiff auch problemlos? „Wer das nicht fahren kann“, so Schmitz, „der kann nicht Fahrrad fahren.“ Ich verabrede mich zu einer Probefahrt mit Atalante und Elke Dittrich, einer ihrer Erbauerinnen. Bei genauerem Hinsehen bekomme ich Zweifel, ob ich die erste Runde ohne Crash überstehe, denn das Schubkarrenrad hat nur zwei Räder – nicht drei, wie viele andere Lastenräder. Das Extra an Gewicht, das wir in die Schubkarre packen, muss also in erster Linie auf dem Hinterrad aufliegen, welches auch noch kleiner ist als das Vorderrad. Wackelt bestimmt wie ein Kuhschwanz, denke ich. Das mit der Statik funktioniert wohl so ähnlich wie bei einem Liegefahrrad – das hat trotz beachtlicher Länge nur zwei Räder, auf denen man irgendwie balanciert. Hab ich nie verstanden, wie das funktionieren kann (ich habe allerdings auch nie verstanden, warum Menschen überhaupt Liegefahrrad fahren). Nun ja, ich trete. Und siehe da: Atalante rollt wie eine Eins und liegt super auf der Straße. Dank Kettenschaltung gibt es 21 Gänge; die investierte Muskelkraft wird verblüffend gut umgesetzt. Auch die Bremsen sind topp, bloß die eigene Überlänge darf man beim Lenken nicht vergessen. Cool, dass es in München DIY-Projekte gibt, in denen so viel Know-how und Liebe stecken! >> werkbox3.de

So sieht man dabei aus: sehr stark
 So ist es wirklich: wie Fahrradfahren Erreichbare Höchstgeschwindigkeit: unwichtig 
 Erreichte Höchstgeschwindigkeit: geschätzte 1 km/h
 SpaSSfaktor: ok 
 Sexyness-Faktor: je nach Ladung niedrig (z. B. Kühlschrank) bis exorbitant (z. B. Cocktailbar)


selbstversuch // curt 25

Tubing Nichts ist vollkommener, als an einem bullig heißen Tag die Isar hinunterzutreiben. SUP (Stand Up Paddling) oder einfach nur planschen sind super für kurze Strecken – sind es ein paar Kilometer mehr, sollte man sich ein Gefährt besorgen. Transportmittel der Wahl sind dann Floß oder Schlauchboot. Beides ganz nett, aber ein bisschen konsens-gebremst (einer muss immer aufs Klo/zum Kiosk/kurz schwimmen gehen/die über Bord gegangene Ladung retten). Beim Tubing fällt dieses Problem weg, denn jeder hat seine eigene Nussschale und bestimmt sein Tempo selbst. Dazu braucht es nur einen großen Reifen, ein Doppelpaddel und evtl. einen Neoprenanzug, falls die Isar noch sehr kalt ist. Das alles kann man sich bei den Sportpiraten ausleihen, die Tubingtouren dieses Jahr zum ersten Mal, und bis jetzt auch als einziger Anbieter in München, organisieren. Treffpunkt ist der Campingplatz Maria Einsiedel (gut mit U-Bahn und Bus zu erreichen, Parkmöglichkeiten sind reichlich vorhanden). Dort gibt’s die Ausrüstung in die Hand, dann geht’s mit dem Taxi zur Einstiegsstelle (unterhalb vom Brückenwirt in Pullach) und ab in den Isarkanal. Die Paddeltechnik ist bocksimpel und klappt nach ein paar Minuten intuitiv. So bewegt man sich sitzend, in Rücken- oder Bauchlage flussabwärts. Umkippen und gefährliche Strömungen sind ausgeschlossen. Ein Sicherheitsrisiko stellen lediglich aggressive Mit-Tuber dar, die andere Verkehrsteilnehmer anpöbeln oder waghalsige Rammmanöver starten. Aber auch da hat der Veranstalter mitgedacht und durchschlagskräftige Wassergeschosse für die Unterlegenen eingepackt. Damit, stellen wir bald fest, kann man auch hervorragend Spaziergänger zwangserfrischen (kommt allerdings nicht immer so gut an) oder vorbeifahrende Flöße angreifen (die evtl. mit David Hasselhoff kontern). So schippert man ein paar Kilometer bis zum Wehr, das man als einzige Stelle auf der Route umtragen muss, wird dafür aber mit einem Abstecher zum Kiosk belohnt. Auf dem letzten Drittel der Strecke kommen dann ein paar Stromschnellen, die, wie in unserem Fall, selbst mit Schlafmangel und Kater extrem Spaß machen. Ansonsten kann man sich auch einfach zurücklehnen, das Grün genießen und Schäfchenwolken zählen. An der Floßlände nehmen wir noch die Surferwelle mit, kurz dahinter ist Schluss – nach rund 14 km bzw. 2,5 Stunden. Die Sportpiraten bieten Tubing inklusive Transfer, Neoprenanzug und -schuhe sowie Sicherheitsausrüstung ab 25 Euro an. Bislang gibt’s die Touren nur am Wochenende; vielleicht, meint Geschäftsführer David Burger, in Zukunft auch unter der Woche. >> sport-piraten.de

So sieht man dabei aus: wie eine schwimmende Topfpflanze
 So ist es wirklich: sehr spaSSig, ganz einfach, entspannend
 Erreichbare Höchstgeschwindigkeit: bisschen schneller als die Isarströmung
 Erreichte Höchstgeschwindigkeit: bisschen schneller als die Isarströmung 
 SpaSSfaktor: mega
 Sexyness-Faktor: medium (weil mit Helm)



unterwegs zu hause // curt 27

Heute hier, morgen dort Das bewegte Leben

TEXT: PETRA Kirzenberger // Fotos: achim Schmidt

Dahoam is dahoam, sagt der Münchner gern. Kein Wunder: In unserer schönen Stadt lässt sich’s in der Tat gut leben! Doch was braucht der Mensch fürs Heimatgefühl? Die gewohnte Umgebung, ihm vertraute Menschen? Hat man das Nomadensein im Blut oder ist es Gewöhnungssache? curt fragte nach, wie es ist, unterwegs zu Hause zu sein.

Es ist eine bunte Truppe, die wir an einem warmen Mai-Tag in München treffen. Bunt auch von Berufs wegen – sie sind schließlich eine waschechte Zirkusfamilie. Die Familie Kaiser führt ein Leben on the road – zwischen Pferden, Kamelen, Hühnern und Ziegen, heute hier, morgen dort. Sie sind eine ganz normale Familie, wie sie sagen, die eben einen Familienbetrieb führt: Als Circus Baldoni ziehen sie schon seit 25 Jahren durch Deutschland. Mama Christine stammt ursprünglich vom Zirkus Atlas, Papa Toni aus einer Zirkusfamilie mit acht Kindern. Die vier Kinder der Kaisers – Antonio (20),

Miguel (21), Leslie (15) und Salima (9) – überzeugen ebenso durch eine Vielzahl von Talenten wie Cousin Daniel (15). Voltigieren, Messerwerfen, Jonglieren – schon bald sind wir baff ob der vielseitigen Begabungen der Kids. Wenn man beim Zirkus arbeitet, kann man nicht normal sein, sagen sie uns im Interview, aber außergewöhnlich finden sie ihr Leben eigentlich nicht. Schließlich kennen sie nichts anderes – sie sind von klein auf dabei. Nesthäkchen Salima hat die Vorteile einer Kindheit beim Zirkus auch gleich parat: „Wenn wir z. B. Prinzessin sein wollen,

dann ziehen wir ein Glitzerkleid an und stellen uns in die Manege. Jedes Mädchen fühlt sich in so einem Kleid wie eine Prinzessin!“ Antonio war bis zu seinem 16. Lebensjahr auf ca. 20 verschiedenen Schulen – bevor er seine Mitschüler richtig kennenlernte, war er oft schon wieder weg. Sein Bruder Miguel ist selbst bereits Papa, Freundin Levinia kommt vom Zirkus Hansa und reist nun ebenfalls mit dem Circus Baldoni. Das ist Tradition beim Zirkus: Die Mädels gehen mit den Jungs. Auch Levinias Familie ist seit Generationen dabei. Nicht zuletzt zeugen die


28 curt // unterwegs zu hause

Leslie als charmante Hula-Hoop-T채nzerin ...

... und als fleiSSige Sch체lerin


unterschiedlichen Geburtsorte vom bewegten Leben der Sippe: Christine wurde in Kopenhagen geboren, Miguel in Eschwege bei Kassel, Daniel in Warstein, Salima hat in München ihren ersten Schrei getan. Meistens sind sie nur zwei bis drei Wochen an einem Ort, im Sommer oft auch nur wenige Tage. Zu Hause fühlen sie sich immer dort, wo ihr Zelt steht. In den letzten Jahren legten sie aber pro Umzug keine solch großen Distanzen mehr zurück wie früher. „Das lohnt sich einfach nicht mehr“, erzählt uns Papa Toni. Meistens bewegen sie sich nun also in einem Umkreis von 20 bis 30 km um München. Selbstverständlich hat jeder seinen eigenen Wohnwagen. „Das würde gar nicht anders gehen“, sagt Antonio. Gibt es oft Streit? „Eigentlich nicht – halt ab und zu den ganz normalen Geschwisterzank.“ Schwester Leslie wirft lachend ein: „So was wird dann halt an der Messerwand ausgetragen!“ Insgesamt wirken die Geschwister sehr verbunden und sagen auch selbst: „Vertrauen ist wichtig. Alle helfen mit – nur so geht es.“ Bei der anschließenden Show dürfen wir uns vom funktionierenden Teamwork überzeugen und sind ehrlich beeindruckt vom Zusammenspiel der Familie: Leslie macht vor der Show Crêpes und überzeugt bei einer Einlage mit den Hula-Hoop-Reifen und einer Trapeznummer im schwarzen Glitzerdress. Mama Christine hält Popcorn und Getränke parat, Papa Toni verkauft Leuchtstäbe und spielt in der Show mal Clown, mal Direktor; kurz darauf ist er Cowboy und

packt auch mal beim Aufbau mit an. Die ganze Familie sorgt in eingespielter Weise für einen reibungslosen Ablauf der Show. Wir sehen Dromedare, Pferde, Ponys im Synchronlauf zu Live-Musik mit wechselnder Besetzung: Im einen Moment sitzt Antonio am Klavier, im nächsten lässt er als Dompteur die Peitsche knallen, muss Miguel in die Manege, springt Leslie am Schlagzeug ein. Levinia macht an der Zirkuskasse eine ebenso gute Figur wie bei der Seiltanznummer und auch Salima beweist in gleich drei verschiedenen Nummern ihr Können. Überhaupt können hier alle alles: Jeder ist mal der Clown, fast jeder spielt ein Instrument, kann jonglieren, reiten – auch Lassotricks und die Fertigkeiten des Messerwerfens sind allen geläufig. Neue Nummern entdecken die schlauen Kids auf Youtube, dann wird so lange geübt, bis alles sitzt. Ein Zirkus macht viel Arbeit: Die Tiere müssen versorgt werden, außerdem wird täglich ein bis zwei Stunden mit ihnen trainiert, Geräte werden gewartet, Wagen repariert, hinzu kommen alltägliche Dinge wie einkaufen, Rechnungen bezahlen ... Christine kümmert sich u. a. um das (leibliche) Wohl der Familie und Salima und Leslie müssen zwischendurch auch andere Tricks lernen: Eine Privatlehrerin unterrichtet die Mädchen in den wichtigsten Schulfächern. Aber mit irgendjemandem tauschen? Auch da herrscht wieder Einigkeit bei Familie Kaiser: So wie es ist, so ist es gut. Das Lampenfieber, die neuen Aufgaben, die Menschen, der Applaus – all das ist ihnen vertraut und lieb. Unterwegs sind sie zu Hause.

Daniel

Papa toni

Antonio

Salima


30 curt // unterwegs zu hause


Der Circus Baldoni schlägt überall sein Zelt auf, die Familie bleibt aber stets beisammen. Für viele Schausteller und Roadies ist das Leben auf Achse das einzig wahre – wieder andere nutzen die mitunter recht guten Verdienstmöglichkeiten, die solche Jobs einbringen. Um ihren Lieben zu Hause etwas zu bieten, verzichten sie selbst acht bis neun Monate im Jahr auf ebendies: ein Zuhause. Wie fühlt man sich, wenn man weit weg vom Elternhaus, von Freunden, der Freundin ist? Wir wollten es genau wissen und mischten uns unter das fahrende Volk ...

Ionel, 43 Jahre Roadie beim Autoscooter Woher kommst du? Aus Rumänien. Wie lange bist du schon als Roadie unterwegs? Seit neun Jahren. Meine Frau und mein Kind sind mit mir unterwegs und ich mag dieses Leben. Was bedeutet für dich „zu Hause“? Meine Familie.

Maximilian, 28 JAhre SchieSSbudenbesitzer Wie lange bist du schon unterwegs zu Hause? Meine Familie war schon immer in diesem Geschäft, ich wurde also hineingeboren. Was bedeutet Heimat für dich? Heimat ist für mich ein Ort, an dem ich mich geborgen fühle. Das Gute ist: Ich nehme mein Zuhause immer mit – in Form meines Wohnwagens! Im Winter bin ich dann für ca. drei Monate in München ansässig und im Frühling geht’s dann wieder los. Hast du nie daran gedacht, sesshaft zu werden? Ich hab’s versucht! Ich hab eine Ausbildung zum Arzthelfer gemacht, aber auf Dauer war das nichts für mich: jeden Tag dieselbe Bushaltestelle, dieselben Leute, alles so geordnet ... Das Leben unterwegs ist einfacher. Ich hab keinen Chef, treffe viele Menschen, komme herum ... Fühlst du dich nicht auch manchmal einsam? Ich bin es gewohnt, allein zu sein, und hab kein Problem damit. Natürlich fühle ich mich manchmal einsam, aber ich denke, das passiert jedem mal – auch wenn man nicht unterwegs ist. Was ist für dich besonders am fahrenden Volk? Alles! Wir haben eine eigene Musik – eine Art Komödiantenmusik –, unsere eigene Kultur, sogar eine eigene Sprache, wenn man so will. Es gibt viele Ausdrücke, die aus dem Zigeunerischen kommen. „Latscho“ heißt zum Beispiel „super“. „Latscho Baschoben“ heißt somit „Gute Musik“!


32 curt // unterwegs zu hause


Peter, 52 Jahre Schausteller (Wildwasserbahn)

Marius, 23 Jahre Roadie beim „Breakdance“

Wie lange bist du denn schon als Schausteller unterwegs? Ich bin seit 35 Jahren selbstständig. Meine Frau und ich stammen beide aus Schaustellerfamilien, irgendwann haben wir den Betrieb übernommen.

Wie lange machst du den Job schon? Ungefähr zwei Jahre.

Hast du nie daran gedacht, sesshaft zu werden? Überlegungen dieser Art gab’s durchaus, aber das ist nicht so einfach. Ich werde schon unruhig, wenn wir mit einem Weihnachtsmarkt vier Wochen an einem Ort sind. Ich mag es, neue Orte und Menschen kennenzulernen oder altbekannte Gesichter wiederzusehen. Wenn man so lange dabei ist, kennt man sich untereinander. An manchen Orten verhandle ich schon mit den Kindeskindern der Veranstalter, die ich aus meiner Jugend kenne. Wie oft wechselt ihr den Standort? Zwischen 12- und 16-mal im Jahr ... Wo bist du am liebsten? Zu Hause in Bamberg. Da verbringen wir aufs Jahr verteilt ca. vier bis fünf Monate.

Bist du viel unterwegs? Ich bin das halbe Jahr auf Achse, den Winter über bin ich in München, z. B. am Christkindlmarkt. Was bedeutet für dich „zu Hause“? Ein Ort, an dem ich mich wohlfühle. Das kann überall sein. Was gefällt dir am Leben unterwegs? Ich finde es toll, an verschiedenen Orten zu sein und viele Menschen kennenzulernen. Wie handelst du dein Privatleben, wenn du unterwegs bist? Meine Freundin kommt mich ab und zu besuchen – sonst würden wir uns zu lange nicht sehen.


34 curt // unterwegs zu hause

Yvonne, 24 JAHRE, und Tim, 36 JAHRE // Zombiepaar

Wer braucht morgens länger im Bad? Yvonne: Ganz klar er! (lacht) Tim: Na ja, ich hab schon ein ziemlich aufwendiges Make-up. Bis zu einer Stunde dauert es, bis alles richtig schön gruselig aussieht. Wie lange seid ihr schon unterwegs? Tim: Ich trete seit 2010 als Zombie auf, bin aber schon unterwegs, seit ich zehn Jahre alt war. Ich stamme aus Köln und hab als Straßenkünstler auf der Domplatte angefangen. Ich hab eine Ausbildung zum Restaurantfachmann, aber das Leben unterwegs gefällt mir besser. Das ist sicher nicht jedermanns Sache, aber ich find es gut, viele Menschen und neue Städte kennenzulernen. Ich mag die Abwechslung, die Shows, den Applaus. Yvonne kam dann vor ca. fünf Jahren dazu. Yvonne, was hat dich dazu bewogen, dein geordnetes Leben aufzugeben und mit Tim auf Tour zu gehen? Yvonne: Als wir uns kennenlernten, fand ich das alles gleich sehr aufregend. Es war eine so ganz andere Welt! Nach einem Jahr hab ich meinen Job als Verkäuferin an den Nagel gehängt und bin seitdem mit ihm unterwegs. Meine Familie war nicht gerade begeistert, aber natürlich ist ihnen vor allem wichtig, dass ich glücklich bin. Und das bin ich!

Wie oft wechselt ihr den Standort? Um die zehn Mal im Jahr. An welchem Ort seid ihr am liebsten? Tim: Wir schauen uns die Städte, in denen wir sind, immer genau an und entdecken an vielen Orten schöne Dinge. Am aufregendsten aber war bisher China – da waren wir vor ein bis zwei Jahren. Die chinesische Mauer hat mich sehr beeindruckt. Yvonne: Ich komme immer gerne nach München! Auf dem Oktoberfest machen die Shows echt viel Spaß. Dort besuchen uns auch die meisten unserer Stammfans. Es gibt aber auch welche, die uns überallhin nachreisen! Was ist für euch „zu Hause“? Tim: Wir haben in Nürnberg eine gemeinsame Wohnung, in der wir pro Jahr ca. drei bis vier Monate verbringen. Unterwegs leben wir in einem Wohnwagen, den der Chef uns stellt. Da kann man es sich schon gemütlich machen. Und wir haben ja einander! Habt ihr schon mal daran gedacht, wieder sesshaft zu werden? Yvonne: Ich glaube, wenn wir Kinder bekommen, würde ich aufhören. So ein Leben im Wohnwagen ist für Kinder auf Dauer eher nicht ideal.


n a c h t k o n s u m

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36 curt // moving munich

TEXT: SONJA PAWLOWA FOTOS: SERGEI PAVLOV

i like to move it


Rastafari-Lasterfahrer. Seit 23 Jahren Möbler: Errol Achille bewegt nicht nur Möbel. Er wird auch bewegt von den Menschen, die er bewegt.

Wer ihn schon mal gesehen hat, vergisst ihn nie wieder: Errol Achille hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Seine Eltern kamen aus der Karibik, aufgewachsen ist er in den Midlands, dem Ruhrpott Englands. Vor 23 Jahren hat ihn das Schicksal nach München verschlagen. Ein Mann in Griechenland bot ihm an, für die US-Army Umzüge in der McGraw-Kaserne durchzuführen. Entscheidungserleichternd war gewissermaßen die Zufallsbekanntschaft mit einer blonden Alpenschönheit im Englischen Garten. Die Blondine ging – der Job blieb. Bis heute. Was hat sich verändert in den letzten 23 Jahren? Man merkt, dass weniger Geld da ist als in den 90er-Jahren. Damals wurde uns bei langen Fahrten das Hotel bezahlt, heute schlafen wir im Lkw. Es gibt mehr arme Leute, die aus größeren Wohnungen in kleinere ziehen und mit jedem Cent rechnen müssen. Aber es gibt auch sehr, sehr reiche Kunden, die uns in der Maximilianstraße zu einer Cola für 20 Euro das Glas einladen. Was geblieben ist, sind die Gefühle. Umzüge sind immer emotional. Was macht den Job denn aus? Neben vielen „normalen“ Umzügen sind es immer wieder die Menschen, die fesseln. Ein Möbler dringt in den Privatbereich der Kunden ein. Er bewegt sich auf sensiblem Terrain, denn oft tun sich Abgründe auf. Immer nur Umzüge? Es gibt Orchestertransporte, Kunsttransporte, Büroumzüge, Firmenumzüge, Privatumzüge und Räumungen. Eine Räumung ist für alle Beteiligten ein Albtraum. Bei der Umzugsfirma ist eine Räumung unbeliebt, denn Aufwand und Gewinn stehen in keinem Verhältnis. Zunächst findet eine Ausschreibung statt. Der Billigste gewinnt. Aber auch nach vollzogener Räumung bleibt der Vorgang schwierig, da die Räumungskosten von staatlicher Seite beglichen werden

müssen und die Amtswege immer noch lang und undurchdringbar sind. Den schwer verdaulichsten Part erdulden die beiden Parteien vor Ort: der Pleitegeier und der Möbelpacker. Traurigster Umzug? Eine Räumung in Niederbayern. Die Aufgabe: Möbel aus einer Räumung sollen aus einer Containerlagerung von Niederbayern nach Augsburg gebracht werden. Die Realität verstörend: Eine 13-fache Mutter und ihr AlkoholikerEhemann stehen vor den Trümmern ihres Lebens. Die Kinder – bis auf das Baby in den Armen der Mutter – sind „untergebracht“. Im Heim vermutlich. Der Container gefüllt mit armseligen Habseligkeiten. Gleich ganz vorn: die zersplitterten Glastüren windschiefer Wohnzimmerschränke. Errol fragt die Frau, wie es nun weitergehen soll. Sie zuckt mit den Achseln. „Erst mal eine neue Bleibe finden, dann können wir die Sachen auslösen.“ Dass es auch anders kommen könnte, sagt im Moment keiner laut. Erotischer Umzug? Badenixe in Gilching: Eine attraktive 40-Jährige mit wallenden roten Haaren muss ihren Esoterik-Shop schließen und die darüberliegende Wohnung auflösen. Sie zieht in ihr Elternhaus, das sie fortan mit ihrer Schwester teilen wird. Natürlich hängen da Emotionen in der Luft. Errol macht mit ihr den obligatorischen Durchgang durch die Wohnung. Was geht mit? Was soll abgebaut, eingepackt, verstaut werden? Entscheidungen müssen getroffen werden. Als die Packer routiniert zu packen beginnen, bricht die Rothaarige zusammen. „Das ist mir zuviel Stress. Ich gehe in die Badewanne.“ Mit diesen Worten verschwindet sie im Badezimmer, nur Geräusche von einlaufendem Wasser bekunden noch ihre Anwesenheit. Doch immer wieder tauchen Fragen auf. Der Teufel steckt ja im Detail. Als Pausen entstehen und die Mannschaft steht, klopft Errol an die Badezimmertüre. Die Frau kommt nass, nur in ein Handtuch gehüllt, heraus,


38 curt // moving munich

beantwortet angespannt die Fragen, die zu beantworten sind, und verschwindet wieder im Bad. Nicht ohne sich und ihren Körper kokett zu präsentieren. Errol denkt: „Wieso macht sie das?“ Erst als die Packer alle fertig sind und die beiden allein in der leeren Wohnung stehen, wird ihm allmählich klar, was abläuft. Die Dame ist geduscht, gebadet, geföhnt und blickt ihn an. Er denkt: „Bin ich naiv!“ Eine pikante Situation. Die Rothaarige schlägt vor, Telefonnummern zu tauschen. Äußerst zweideutig. Es könnte sich ja auch um den Umzug Betreffendes handeln. Oder aber ... Eigentlich ist ganz eindeutig, was sie will. Errol ist der erotische Traum weißer Frauen ihres Schlages: schwarz, groß, charmant, mit Dreads. Aber nein. Da kollidieren Professionalität und Verlockung. „Ich hab ihr einen Kuss auf die Backe gegeben. Bye-bye, und das war’s. Sie hat mich später noch mal angerufen, aber ich hatte zu viel Angst. Sie war eine Kundin.“ Der nervigste Umzug? Uwe mit Hund: Ein Umzug aus einem Hochhaus in ein denkmalgeschützes altes Stadthaus. Die Kundin, eine valium-süchtige Apothekerin, kann leider am Umzugstag nicht anwesend sein. Stattdessen steht ihr Freund Uwe zur Verfügung. Sein erster Text: „Kannst du mich zur Tankstelle fahren? Ich muss Jägermeister kaufen und hab keinen Führerschein.“ Alles klar. Der Rundgang durch die Hochhauswohnung bestätigt den ersten Eindruck: Messie! Bestellt ist Full-Service. Das bedeutet packen, Küchenabbau, Küchenaufbau, auspacken. Also alles. Und alles pauschal. Arbeitsende 17 Uhr. Uwe leitet die Vorgänge nahezu souverän. Er sichert sich zusätzlich durch zahlreiche Anrufe in der Apotheke ab. Als der Lkw

schon recht voll ist, ruft die Apothekerin an. Die Steuerakten werden gebraucht. Es steht eine Prüfung vom Finanzamt an. Tja. Leider befindet sich die Kiste mit den Aktenordnern schon im Lkw. Ganz weit hinten. Verzögerung. Alles raus, alles rein. Das dauert. Uwe geht derweilen mit seinem Hund spazieren. Obwohl das gar nicht sein muss. Denn: Uwes Hund benutzt ja die Toilette. Selten, aber wahr. Uwes Hund setzt sich auf die Klobrille und erledigt sein Geschäft zielsicher in die Kloschüssel. Zirkusreif. Doch als die Mannschaft mit dem Lkw am Zielort, dem frisch renovierten Stadthaus, eintrifft, muss sie schmerzlich die unangenehmen Nebenwirkungen dieses Kunststücks erkennen. Der Hund hat bei vorangegangenen Hausbesuchen die Toilette aufgesucht, aber das Runterspülen vergessen. Die Toilette ist verstopft. Ein unsäglicher Gestank strömt durchs Gebäude. Möbler trinken allgemein literweise Kaffee, um den Tag zu überstehen. Da ist ein verstopftes Klo denkbar ungünstig. Wieder eine Verzögerung. Einer nach dem anderen überquert den Platz zur nächsten Wirtschaft, sprich zum nächsten Klo. Das dauert. Uwe ist mittlerweile von seinem Jägermeister knocked out und schläft. Das Haus ist klein und verwinkelt, zudem weiß gestrichen. Enge Treppen führen zwei Stockwerke nach oben zur Dachterrasse. Alles ist neu. Da ist größte Vorsicht geboten wegen der Schäden. Es regnet mittlerweile und durch die Verzögerungen ist es auch schon recht spät. Die Apothekerin lässt sich nicht blicken, Uwe schläft immer noch. Die Stimmung ist unerträglich. Als gegen 20 Uhr die nassen Gartenmöbel zur Dachterrasse hinaufgehievt werden, steht Uwe auf und fängt an zu streiten. Kommentar Errol: „Er hat wahrscheinlich ein langweiliges Leben.“


Der ekligste Umzug? Die Hundezucht: Es war eigentlich nur eine Restladung, die Errol holen sollte. Der Kunde war auch kein richtiger Kunde, sondern ein Mitarbeiter: der Disponent. Seine Frau hatte sich ein zweites Standbein aufgebaut, weil sie als Hausfrau und Mutter dringend Geld dazuverdienen musste und gleichzeitig die Kinderbetreuung problematisch war. Das Business war: Hundezucht. Eine absurde Idee, die letztlich auch nicht hingehauen hat. Jedenfalls nicht finanziell. Wegen der Hunde war der Familie die Wohnung gekündigt worden. Kein Wunder, denn die gesamte Zucht fand in einem kleinen Zimmer in der Mietwohnung statt. „Als ich die Tür öffnete, verkrampfte sich mein ganzer Körper voller Ekel. Der schreckliche Gestank hätte an sich schon gereicht. Aber was da auf dem Boden lag, hat mich echt würgen lassen.“ Da lagen neben getrockneter Hundescheiße auch noch die Nachgeburten von den Zuchterfolgen. Alles noch da, nur die Hunde nicht. Die Frau des Disponenten winkte Errol mit den Gummihandschuhen. Errol: „Ich dachte nur: So haben die gelebt. Und sogar mit kleinen Kindern.“

Wiederkehrende Probleme TierE:„Tiere sind keine Sachen. Für manche Tiere gibt es strenge Vorschriften. Ein Kunde wollte mal seinen Hund mit dem Möbel-Lkw nach England schmuggeln, um die monatelange Quarantäne zu umgehen. Hat leider nicht geklappt. Die haben einen Wärmesensor an der Grenze und orten alles Lebendige im Fahrzeug. Nicht nur Menschen. Das war sehr traurig für den Hund und teuer für den Kunden.“ Ungeziefer bei Einlagerungen: „Besonders bei Containerlagerung oder Verschiffung muss der Kunde extrem darauf achten, dass kein Ungeziefer zwischen das Umzugsgut gelangt. Ich habe beim Öffnen eines Containers weinende Kunden gesehen, weil Mäuse die wichtigsten Akten zerfressen hatten oder Erinnerungsstücke kaputt waren.“ Ausmisten: „Viele stellen erst am neuen Wohnort fest, dass die alten Möbel der reinste Schrott sind. Dann sollen wir die Möbel zum Sperrmüll fahren. Vorher ausmisten spart viel Geld und Arbeit.“ Dokumente: „Die wichtigen Papiere, z. B. Führerschein, Verträge, Versiche-

Kreativster Umzug? Schwindelige Fische: Der Umzug war null vorbereitet, aber entfernungsmäßig auch nicht allzu aufwendig. Der neue Wohnort lag nur zwei Straßen vom alten entfernt. Ein Packer brachte gerade einen Karton heraus.

rungen, Wasser- und Stromsachen, sollten immer beim Auftraggeber bleiben. Vor allem bei langwierigen Auslandsumzügen ist es dumm, wenn Kontodaten, Pässe und Ähnliches im Laster sind. Es kann ja immer zu Unfällen jeglicher Art kommen. Dann ist der Kunde aufgeschmissen.“ Kaffeemaschine nicht einpacken! „Möbler trinken den ganzen Tag

Errol: „Der Karton bewegt sich ja.“ Antwort des Kunden: „Den müsst ihr vorsichtig tragen.“ Errol: „Was ist da drin?“ Es war das Aquarium. Voll mit Wasser und allen Fischen. Über den Deckel war eine Folie gespannt und zugeklebt. Quasi versiegelt. Normalerweise müssen die Fische in Plastikbeutel umgesetzt werden, das Wasser aus dem Aquarium abgelassen und am Zielort der Sollzustand wieder hergestellt werden. Das dauert seine Zeit. Der Kunde hatte leider nicht daran gedacht. Macht nichts. Das Aquarium wurde einfach zu Fuß transportiert.

über Kaffee, sonst könnten sie den Job nicht durchhalten. Kaffee ist also elementar. Wir hatten schon Kunden, die das nicht wussten. Am Ende haben sie unseren Kaffee mitgetrunken.“ Schadensprotokoll: „Vor dem Umzug wird schon protokolliert, ob Möbel, Böden oder Wände beschädigt sind. Es kann natürlich immer was passieren. Dafür gibt es eine Versicherung. Im Allgemeinen aber passen wir auf wie die Schießhunde. Keine Chance für Versicherungsbetrüger.“

Übrigens: Errol ist nicht nur ein Unikum in der Umzugsbranche. Er ist auch als Kunstmaler ein Individualist. Infos: muenchner-kuenstler.de/RasBen.html


40 curt // unterwegs in m端nchen


Idee und Text: Carina Neumann Fotos: Julian Schöll Illus: Veronica BurnuthiAN

Summertime and the livin’ is easy ... aber was unternimmt man eigentlich in München in der heißen Jahreszeit? curt hat für euch die schönsten Orte und Aktivitäten der Stadt abgeklappert und einen kleinen Stadtführer mit Ideen für einen unvergesslichen Sommer zusammengestellt. Viel Spaß damit!

stadtlich


42 curt // unterwegs in münchen

Für Sonnenanbeter die schönsten Strände Münchens

Für romantiker den Sonnenuntergang genieSSen

Praterstrand Leinen-Liegestühle, plätschernde Lounge-Musik und Fruchtcocktails – eine Prise Ibiza auf der Praterinsel. Der OutdoorWaschsalon und die Urlaubsatmosphäre machen die Bierpreise wieder wett.

Auf dem Turm der Paulskirche Nach einem berauschenden Wiesntag das Spektakel von oben betrachten – bis die Karussells zu leuchten beginnen.

Kiosk St. Moritz in Schwabing Liebenswertes Potpourri aus Souvenirladen, Strandbar und Straßencafé. Spätestens beim Genuss von Omas Kuchen zwischen goldenen Kerzenleuchtern ist es um einen geschehen. (Gunezrainerstr. 6) Kulturstrand Ein bunt gemischtes Kulturprogramm auf überdimensional großen Sitzkissen im Sand genießen. Die Corneliusbrücke wird zur Schaubühne für Lesungen und Live-Musik jeglicher Art.

AM Nymphenburger Kanal Auf einer Parkbank sitzen mit Blick auf den Jagdpavillion: fast zu kitschig, um wahr zu sein. Auf dem Gipfel des Olympiabergs Freunde und einen Kasten Bier einpacken, es sich auf dem Berg gemütlich machen und den Klängen eines Konzerts lauschen – vorher unbedingt das Konzertprogramm der Olympiahalle studieren.


Für weltenbummler orte in münchen, die akutes fernweh stillen Italien Bella Notte im Dreimühlenviertel. Eine Szenerie, die Walt Disneys „Susi und Strolch“ entsprungen sein könnte, die sich am Ende der Spaghetti küssen. Eisdiele, Pizzeria und Italiener regieren die Ehrengutstraße zwischen Dreimühlenstraße und Roecklplatz. Die Stühle stehen teils so eng beisammen, dass sie zu kuscheln scheinen. Murmelndes Stimmengewirr hallt vom Kopfsteinpflaster wider, das nachts in warmes Kerzenlicht getaucht wird. „Pronto“, ruft der Kellner und serviert noch einen Ramazotti. Balkan Je weiter man von der Goethestraße in Richtung Hauptbahnhof läuft, desto mehr bewegt man sich in orientalischen Gefilden. Dieses Viertel will so gar nicht in das restliche Bild Münchens passen. Als „Tourist“ findet man hier auf den zahlreichen Märkten und in den kleinen Schlemmerläden so ziemlich alles an kulinarischer Feinkost, die man aus dem Urlaub vermisst. Asien Schuhe aus und Kerzen an – wer eine Oase im Großstadtdschungel sucht, ist im Westen des Westparks richtig. Zwischen den „Vier Jahreszeiten“, die in Form der exotischsten Pflanzen- und Blumenarten im Chinesischen Garten gedeihen, steht ein chinesischer Gebetstempel – der wohl stillste Ort Münchens. Auch Thailand hat seine Spuren hinterlassen: Am 28. Juli findet das jährliche Khao Pansah-Fest an der Thai-Salah und an der Nepal-Pagode statt – ein thailändisches Kerzenfest mit Tempel- und Volkstänzen, Khao Pansah-Zeremonien, thailändischer Schnitzkunst und Thai-Küche.


44 curt // unterwegs in münchen

Für Hydrophobe rettung an regentagen ostbahnhof Ob Beachvolleyball, Tennis, Handball, Soccer oder Fußball – beim beach38° am Ostbahnhof könnt ihr eurem Frust über den Regen Paroli bieten! Der wird angesichts des karibischen Flairs in der dazugehörigen Strandbar aber sowieso nebensächlich. Jeden Monat variieren die Gerichte und Cocktails im beach38° aufs Neue. Aus Urlauserinnerungen entstanden, landen Köstlichkeiten berühmter Strände aus aller Welt auf Münchens Tellern. Bon appétit!¡Buen provecho! Bom apetite! TU-Kino Der „TU-Film“ für 3 Euro läuft meistens auf einen Klassiker oder Kultfilm hinaus. Die Studenten selbst legen die Filmrolle ein und schmeißen die Bar im Hörsaal zu niederknienden Preisen: Bier für 1 Euro sorgt für zünftiges Zuprosten und Flaschenklirren, das den Streifen mit Feierlaune untermalt. Die Vorstellungen finden jeden Dienstag um 20 Uhr in der Technischen Universität München statt. Wirklich großes Kino. Prost! TRAM 19 Für eine erschwingliche Stadtrundfahrt im Trockenen sorgt die Tram 19 zur St.-Veit-Straße. Wenn der Regen einem das Picknick an der Isar versaut, kann man es im rollenden Stadtguide nachholen. Ab dem Hauptbahnhof klappert die Tram einige der schönsten Sehenswürdigkeiten Münchens ab – und man kann Pläne schmieden, wo es hingeht, wenn sich die Sonne wieder blicken lässt. Endstation ist der Max-Weber-Platz. Aus Trotz gibt es hier noch ein Eis bei „Sarcletti“. (Nymphenburgerstraße 155)


für actionhelden kleiner kick zwischendurch eisbach Eine gelungene Abkühlung an heißen Tagen: die Eisbach-Runde. Man hüpft kurz nach der Surferwelle am Haus der Kunst in den Eisbach und lässt sich bis zum Restaurant „Tivoli“ treiben. Von dort aus geht es dann eine Station mit der Tram zurück, bis man wieder am Haus der Kunst ist. Am besten von den „alten Hasen“ einweihen lassen, denn es gibt ein paar tückische Stellen im Eisbach. Einfach den nassen Fußspuren an der Tramhaltestelle folgen. Bon voyage! Kletterhalle in Thalkirchen In der weltgrößten Kletterhalle in Thalkirchen warten 120 neue Kletterund 140 neue Boulder-Routen darauf, erklommen zu werden. Egal ob Kletteraffe oder Faultier, es ist für jeden ein angemessener Schwierigkeitsgrad dabei. Wetterabhängig kann man sich entweder im Außen- oder Innenbereich abseilen, und als krönender Abschluss nach heißen Sommertagen warten Grillabende auf der Dachterrasse. (Thalkirchnerstraße 207) Mountainbike-Trail an der Isar Wem Fahrradfahren im Fitness-Studio zu fad ist, der sollte diese Route entlang der Isar mal ausprobieren: Mit dem Mountainbike geht es von der Thalkirchner Brücke aus Richtung Süden bis zur Marienklause. Von da aus verlässt man die befestigte Straße und folgt dem schmalen Pfad, der links in den Wald hineinführt. Kurz vor dem Überqueren der GrünwalderBrücke lohnt sich ein Abstecher in den „Bombenkrater“ – ein Funpark für Mutige. Am anderen Isarufer führt der Trail links am asphaltierten Radlweg vorbei und endet schließlich mit dem Überqueren der Großhesseloher-Brücke, wo es linksherum wieder zurück nach Thalkirchen geht.

für töpfe ohne deckel die besten hotspots, diesen zu finden stabi Hätte München einen Laufsteg, wäre es die STABI! Sehen und gesehen werden, heißt es in der Staatsbibliothek München und es ist fraglich, ob die Herrschaften denn wirklich nur zum Lernen herkommen. Bücher vor sich herwälzen und die Stirn in Falten legen ist sexy, egal ob sich ein Gameboy oder höchster Intellekt hinter dem Buchrücken verbirgt. Wer nun noch die Alibi-Brille zückt, hat sein Date für den Abend gesichert! Und wer das nicht macht, kann seinem Schwarm immer noch auf der Facebook-Seite „Spotted: Stabi“ sein Herz schenken. Lola Bar Plüschig, samtig, kuschelig – so bezaubernd und klein, dass es glatt ein Unfall sein könnte, wenn da auf einmal ein fremder Arm auf deiner Schultern liegt. Aber was soll’s, es ist gemütlich. Das verruchte Gitarrenklimpern des SingerSongwriters lässt uns auf das noch gemütlichere Barock-Sofa sinken, wo leider nur zwei Leute draufpassen ... egal, es ist doch sooo gemütlich! (Ickstattstraße 2a) Pimpernel Den Kosenamen „Pimperschnell“ muss man sich erst mal hart erkämpfen. Die ehemalige Schwulen-Bar im Glockenbachviertel ist alles andere als schwul – hier tummelt sich nach der Sperrstunde des offiziellen Nachtlebens alles, was inoffiziell noch nicht schlafen möchte ... zumindest nicht allein. Als kleines Betthupferl: Büffelgras-Vodka mit Apfelsaft. (Müllerstraße 56)



PortrÄt // curt 47

wer rastet, der rostet nicht TEXT: PATRICIA BREU // FOTOS Giesinger Schuhwerkstatt und Lewandowski Korsetten: CHRISTIN BÜTTNER, FOTOS WERKSTATT WIENER: Rachid Moulay

Es scheint, als hätte die Hipsteria ihre Hausaufgaben nicht ordentlich gemacht. Anders lässt sich die Abwesenheit der Szene-Crowd in manchen Institutionen der Münchner Ladenwelt nicht erklären. Auf die Gefahr hin, dass sich das ändert, hat curt für euch die schönsten gesucht – und Bewegung gefunden.


48 curt // portrÄt

Giesinger Schuhwerkstätte Inhaber: Herr Dalibor Rasevic

Seit wann gibt es die Giesinger Schuhwerkstätte? Ich habe in Bosnien in einer Fabrik gelernt, aber nur die Schuhherstellung am Fließband. Ich bin dann extra am Wochenende zu einem privaten Schuhmacher gegangen, um das Reparieren zu lernen. Das Geschäft hier besitze ich seit 2009, vorher hatte es zwei andere Besitzer. Der erste wohnte und arbeitete hier 15 Jahre lang, meinem Vorbesitzer Herrn Rodnicki gehörte die Schusterei 45 Jahre lang. Ich habe sie ihm mit Inventar abgekauft und das Geschäft seit 2010 eigentlich jeden Samstag umgebaut. Was ist das Besondere an Ihrem Geschäft, dass es nach so langer Zeit immer noch existiert? Ich habe Glück, dass das Geschäft in einer Nebenstraße liegt und es deswegen keine Konkurrenz gibt. Die Lage ist eigentlich nur für Schuhmacher oder Schneider geeignet. Der alte Schuhmacher hat das Geschäft aufgebaut, ich habe seinen Kundenstamm übernommen. Die

Kunden kommen sogar bis aus Schwabing und Grünwald hierher. Vielleicht gibt es hier auch etwas Magisches. Das kann ich nicht erklären. Was hat sich im Lauf der Zeit verändert? Es kommen immer mehr junge Leute und Leute, die alte Schuhreparatur mögen. Die Leute sagen: „Es gibt nichts, was Herr Rasevic nicht machen kann. Er macht das 100 %ig.“ Welche sind Ihre Lieblingskunden? Schöne Frauen! Gibt es einen Gegenstand im Geschäft, den Sie ganz besonders gern mögen? Ich mag das ganze Geschäft gern, denn ich habe es wie ein Wohnzimmer eingerichtet. Aber den Platz hier am Fenster mag ich gern. Hier ist alles grün und am Nachmittag spiegelt sich die Sonne in den Fenstern gegenüber. Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Dass alles weiter so läuft. Ich habe das Geschäft genau so, wie ich es wollte: tägliche Arbeit von morgens bis abends, ein gutes Schustergeschäft in einer Ecke der Stadt. Egal, wer zu mir kommt – Hauptsache, ich mache gute Arbeit.

>> Giesinger schuhwerkstätte ZugspitzstraSSe 4, Obergiesing

Dalibor Rasevic


Portrait // curt 49


50 curt // portrÄt

Korsetten lewandowski Inhaberin: Frau Dilz

Seit wann gibt es Korsetten Lewandowski? Das Geschäft wurde 1885 gegründet. Ich habe ab 1953 dort gelernt und das Geschäft 1970 übernommen. Ich bin das ganze Leben schon hier, das gibt es heute bei anderen gar nicht mehr. Was ist das Besondere an Ihrem Geschäft, dass es nach so langer Zeit immer noch existiert? Weil es eine lange Geschichte hat. Früher waren wir in der Theatinerstraße und Hoflieferant. Für das Königshaus sind die Kutschen sechsspännig vorgefahren und die Damen kauften ihre Unterwäsche bei uns ein. Und wo das Königshaus kauft, kauft der Adel. Aus ganz Europa kamen die Kunden. Das Geschäft erstreckte sich über ein ganzes Haus. Die Korsetten waren für Offiziere, denn Männer durften zu Kaiserzeiten keinen Bauch haben. Ein paar hundertjährige Korsetten haben wir sogar noch aufbewahrt. Im Krieg wurde das Gebäude ausgebombt, anschließend sind wir in die Sendlinger Straße umgezogen.

Was hat sich im Lauf der Zeit verändert? Die Farben der Unterwäsche. Früher gab es nur Schwarz und Weiß. Seit etwa zehn Jahren gibt es immer mehr Farbe. Da zahlt man natürlich drauf, denn weiße Unterwäsche z. B. passt immer zusammen. Welche sind Ihre Lieblingskunden? Wir haben viele Stammkunden. Sie kommen bis aus Köln, Hamburg, Moskau, Kalifornien, Costa Rica und sogar Südafrika zu uns. Eine Kundin ist zum Tafelberg ausgewandert und wenn sie einmal im Jahr zu Besuch da ist, kauft sie bei uns ihre Unterwäsche. Frau Dilz

Gibt es einen Gegenstand im Geschäft, den Sie ganz besonders gern mögen? Nein, denn ob ein Stück passt, kommt immer ganz auf den Menschen an, seine Figur und seinen Geschmack. Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Dass es gut weitergeht, dass die netten Kunden bleiben. Denn das baut auf und macht viel aus.

>> korsetten lewandowski Sendlinger StraSSe 62, Hackenviertel



52 curt // portrÄt

fotowerkstatt wiener Inhaber: Herr Gerard Wiener

Herr Wiener und sein Kollege, Herr Moulay: Sie haben vieles gemeinsam, denn sie stammen beide aus Paris und lieben die Musik von Edith Piaf. Seit wann gibt es die Foto-Werkstatt? Herr Wiener: Seit 40 Jahren. Ich habe insgesamt drei bis vier Stück in Deutschland. Ich bin damals mit einem Freund von Paris nach München gekommen, um Urlaub zu machen. Wir sind geblieben, haben Arbeit gesucht und der Laden hier hat funktioniert. Was ist das Besondere an Ihrem Geschäft, dass es nach so langer Zeit immer noch existiert? Ich bin gut und vor allem spezialisiert. Und es gibt immer weniger Leute, die solche Reparaturen machen. Die Leute haben Vertrauen in mich.

Was hat sich im Lauf der Zeit verändert? Ich bin alt geworden. Seit es Digitalkameras gibt, sind die Kunden weniger geworden. Aber inzwischen fangen viele junge Leute wieder mit analoger Fotografie an. Sie wollen es ausprobieren. Welche sind Ihre Lieblingskunden? Junge Damen. Und Stammkunden, die Kameras auf den Flohmärkten sammeln und sie von mir reparieren lassen. Sie sind sehr penibel, aber auch zufrieden mit meiner Arbeit. Gibt es einen Gegenstand im Geschäft, den Sie ganz besonders gern mögen? Ich habe keinen Lieblingsfotoapparat. Denn sie sind alle unterschiedlich. Ich habe so eine große Auswahl. Die Apparate da hinten, das ist eigentlich totes Kapital. Obwohl 50 Prozent von ihnen funktionieren. Aber keiner will sie haben. Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Dass alles verkauft wird. Alles muss raus. Aber auch, dass alles funktioniert bis zum Ende. Ich gehe nicht nur in eine Richtung wie ein Pferd.

>> foto-werkstatt wiener LandwehrstraSSe 12, Ludwigsvorstadt

herr moulay und Herr Wiener



54 curt // selbstversuch

Ein Mensch steht an der Straße und hält den Daumen hoch. Nicht, um sich ein Taxi zu rufen oder seine Freude über das hohe Verkehrsaufkommen auszudrücken, sondern weil er mitgenommen werden will. Bestenfalls in eine andere Stadt. Und noch besser für lau. Das ist „Trampen“. Synonyme: „Per Anhalter fahren“, „Autostopp“ oder „Hitchhiken“.

Bis in die 1980er-Jahre stand „Trampen“ in Deutschland für kostenloses Mitfahren im Auto von A nach B. Das taten damals vorwiegend junge Leute. Und zwar nicht nur, weil sie kein Geld für die Fahrtkosten berappen konnten, sondern auch, weil es „in“ war. Die Hippies in den 60er- und 70er-Jahren kultivierten das „Trampen“ und es wurde zur Massenbewegung. Gründe: Konsumverweigerung, Freiheitsdrang, endlose Ferien. Später kamen dann die Punks, die grundsätzlich null Bock hatten, Geld auszugeben. Egal wofür. Und für das Bahn-Establishment oder die Automafia schon gar nicht. So standen mindestens zwei Generationen an der Autobahn und hielten den Daumen raus. In den letzten 15 Jahren ein nahezu unbekanntes Bild! Wie trampt man 2013?

Daumen hoch in München TEXT: Sonja PAWLOWA // Fotos: Nadine Deckensattl

Die Goldenen Tramperregeln müssen nicht bis aufs i-Tüpfelchen befolgt werden. Einiges versteht sich gewissermaßen von selbst. Wenn man sich mit Bierflasche in der einen Hand und Zigarette in der anderen an den Seitenstreifen der A8 stellt, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Auto anhält, gleichsam bei null. Möglicherweise stoppt ein Streifenwagen. Dass es eher schwierig wird, wenn man vor Wut einen Leitpfosten umtritt, weil wieder ein potenzieller Fahrer Gas gibt statt anzuhalten, dürfte auch jedem einleuchten. Überhaupt sollte sich ein Tramper 2013 mit den Tugenden der Hippiegeneration anfreunden. Die da wären: Geduld, Toleranz, Gottvertrauen (auch als Atheist) und Freundlichkeit. Obwohl Ehrlichkeit nicht unbedingt immer ein Hippieattribut war, hilft sie beim Trampen schon. Denn Freunde oder Haustiere im Gebüsch zu verstecken, kommt eher blöd. Dennoch: Die meisten Internetweisheiten erscheinen fragwürdig. Da heißt es etwa: „Daumen raus“ bringt nichts. Stimmt das? Da hilft der Selbstversuch.



56 curt // selbstversuch

Wie soll ich mich kleiden? Die Empfehlungen zum Thema „Ausstattung eines Trampers“ sind weitläufig. So wie 2013 ein Sommerfrischler ohne spezielle Radfahrer- oder Trekkingbekleidung kaum mehr die Naherholungsgebiete Münchens betreten darf, ohne kritische Blicke zu ernten, muss auch der moderne Tramper einige Vorschriften beachten, um als solcher identifizierbar zu sein. Empfehlenswert: 1. Hose, kein Rock 2. Feste Schuhe, keine Pumps oder Flipflops 3. Regenjacke für alle Fälle 4. Schlafsack, auch für alle Fälle 5. Handy sowieso (GPS nicht verkehrt) 6. Geld für Bus & Zug, wenn’s hart auf hart kommt 7. Edding zum Schildermalen 8. Mittelgroßer Rucksack Gepäck ist ein wichtiger Aspekt. Es sollte nicht zu klein sein, damit ein Tramper nicht versehentlich mit einer Liebesdienerin im Außeneinsatz verwechselt wird. Das gilt für Mädchen und Jungs, die Handtäschchen lieben, gleichermaßen. Zu großes Gepäck jedoch schreckt ab. Welcher Fahrer hat schon Lust, den gesamten Kofferraum umzuräumen, damit ein XXXL-Überseekoffer Platz findet? Außerdem kommt es vor, dass ein Tramper nicht bis zu dem Ort kutschiert wird, den er sich aufs Schild geschrieben hat.

Wenn es dann Abend wird auf einem Parkplatz kurz vor Steyr, erleichtert jedes Kilo weniger den Fußmarsch gewaltig. Weil auch nicht überall vorbildlich asphaltiert wird, ist ein Rollkoffer keineswegs optimal. Und wenn der Super-GAU eintritt – ein Rausschmiss mitten in der Pampa und der Bus, der sonst täglich kommt, hat einen Tag Verspätung –, ist es ganz schön, in einem Zelt schlafen zu können. Besonders bei Regen. Meine Ausrüstung ist nahezu perfekt (abgesehen von Punkt 1, 3, 4, 8). Es ist Sonntag, 11.30 Uhr. Das Wetter ist trocken und mild, bayerischer Himmel. Ein schöner Tag! Es kann losgehen. Wo soll ich mich hinstellen? Ort: München/Autobahnauffahrt A8, Richtung Salzburg Standplatz 1: Rosenheimer Straße, gegenüber vom ZAR Vorteil: Platz zum Anhalten für Autos, Zubringer zur Autobahnauffahrt Nur den Daumen rauszuhalten, scheint mir nach zwei Grünphasen an der Rosenheimer Straße wenig ergiebig. Also hebe ich ein Schild hoch, um grob mein Ziel zu signalisieren: SALZBURG. Überraschenderweise dauert es keine fünf Minuten, bis der erste Wagen an der Bushaltestelle ausschert. Karlsruher Nummer. Ich renne natürlich sofort hin. Unterwürfigkeit muss sein.

Auf meine Frage, ob er mich mitnehmen wolle, antwortet der Fahrer: „Klar. Bis Rosenheim. Aber erst muss ich kurz pieseln.“ Er verschwindet tatsächlich im Gebüsch. Und kehrt erleichtert zurück. Da erfahre ich, wer dieser entspannte Kerl ist. Dieter heißt er. Aus Karlsruhe, wie das Kennzeichen schon besagt. Künstler auf dem Weg zu seiner Freundin nach Rosenheim. Warum nimmt er Tramper mit? „Ich bin noch die Woodstockgeneration“, sagt er. „Alter Hippie eben. Wir sind früher immer getrampt. Ich bin auf die Art weit rumgekommen. Ganz Frankreich per Anhalter und so.“ Und heute nimmt Dieter oft Tramper mit? „Eher selten. Es gibt ja Mitfahrzentralen. Von Karlsruhe nach München sind vier Leute bei mir mitgefahren. Die habe ich vorhin abgesetzt. Das geht per Internet schnell und einfach: mitfahrzentrale.de oder mitfahrgelegenheit.de. Mach ich immer so.“


Da haben wir also schon den ersten Grund, warum kaum einer mehr trampt. Es ist ganz problem- und risikolos, die Mitfahrgelegenheit zu buchen. Kostet allerdings. Wer aber nun kein Geld hat oder keines zahlen will, der muss sich wohl oder übel an die Straße stellen. Oder an die Tankstelle. Standplatz 2: Innsbrucker Ring, Shell-Tankstelle. Letzte Tankstelle vor der Autobahnauffahrt Vorteil: Gelegenheit zur direkten Kontaktaufnahme An der Tankstelle herrscht reger Betrieb. Allen Vorurteilen zum Trotz spreche ich zunächst einen Mercedesfahrer an. Neues, blitzblankes Auto, Fahrer um die 50. „Fahren Sie Richtung Salzburg? Würden Sie mich mitnehmen?“ Ich beachte die erste Regel des Tramper-Einmaleins: freundlich sein. Dennoch rechne ich mir keine Chancen aus. Immerhin habe ich Gepäck, das schmutzen könnte. Aber schon wieder eine Überraschung. „Bis Bernau kann ich dich mitnehmen.“ Ha! Warum macht er das? Er fährt ein tolles neues Auto, hat die Rückbank voll mit Zeug und sicher auch den Kofferraum. „Ich nehme oft Tramper mit“, sagt er. „Die meisten sind junge Männer, wie mein Sohn.“ Aha, der Sohn trampt. Großartig. TRAMPEN ONLINE: Zwischenergebnis: Klappt ja ganz gut. Ist es ein Zufall? Sind nur die Männer um die 50 so sentimental, dass sie aufgrund ihrer Jugenderinnerungen Tramper mitnehmen?

>> anhalterfreunde.de >> hospitalityclub.org >> wikitravel.org


58 curt // selbstversuch

Weiter an der Tankstelle. Nächster Versuch mit einem jüngeren Fahrer. Mittelklassewagen, nicht alt, nicht neu. Gut aussehender Mann unter 30. „Kann ich mitfahren?“„Schon, aber nicht weit. Ich fahre zu meiner Mutter, nur ein paar Kilometer. Aber allgemein ... gern.“ Ist er schon mal getrampt? „Lange nicht mehr. Aber mache ich ab und zu. Ich hab ja eine Bahncard, da lohnt es den Aufwand nicht. Und manchmal fahr ich mit der Mitfahrzentrale.“ Aber wann trampt er denn dann? „Eigentlich nie. Wenn die Strecke bahnmäßig extrem ungünstig liegt, dann würde ich eher trampen.“ Und seit wann ist denn nun das Trampen so sehr aus der Mode gekommen? „Vermutlich seit es Internet gibt. So seit 12 Jahren würde ich sagen. Da sind die Alternativen einfach bequemer.“ Gibt es Fahrzeugtypen, die sich fürs Trampen gar nicht eignen? Porsche oder Audi TT vielleicht? Ein Ü-30-Typ betankt sein weißes TT-Cabrio. Ich winke mit der Rückseite meines Salzburg-Schilds.

„SÜDEN“ steht drauf. Das passt besser zu dem schnittigen Flitzer, dessen Fahrer in der Werbebranche tätig sein könnte. „Da stehen Sie für mich falsch. Ich komme gerade vom Golfen.“ Mann, das hätte ich mir denken können. Aber er lacht, ist freundlich und gesprächsbereit. Tramper darf er leider grundsätzlich nicht mitnehmen, weil der TT ein Firmenwagen ist. Klassische Ausrede, wie ich bereits in verschiedenen Foren gelesen habe. Aber per se lehnt er Tramper ja anscheinend nicht ab. Ein älteres Ehepaar aus dem Norden, das ich anspreche, will mich in ihrer gepflegten Familienkutsche lieber nicht mitnehmen. Die Dame verweist auf ihren Mann, der mit einem Grummeln zum Bezahlen an die Kasse geht. In der Zwischenzeit plaudert die Frau mit mir. „Ich hab schon mal einen Tramper mitgenommen. Das fiel mir plötzlich so ein. Aber nur ein paar Kilometer aus der Stadt raus. Vielleicht, weil es zu regnen anfing oder so. Schlechte Erfahrungen hab ich nicht gemacht. Aber im Allgemeinen nehme ich niemanden mit. Da müssen Sie schon meinen Mann fragen, ob der das jetzt macht.“ Egal, das Pärchen war sowieso ziemlich unsympathisch. Was aber, wenn ein allzu unsympathischer Zeitgenosse willens ist, Tramper mitzunehmen? Überhaupt: Ist es nicht gefährlich, mit wildfremden Leuten mitzufahren? Im Internet wird empfohlen, ein Foto vom Kennzeichen zu machen, bevor man einsteigt, und es

notfalls sogar an Eltern oder Freunde zu schicken. Nicht nur, weil es sich um frei umherziehende Massenmörder handeln könnte, sondern auch, falls das Auto abdüst, bevor man seinen Überseekoffer aus dem Kofferraum wuchten konnte. Aus demselben Grund soll man auch Bargeld und Ausweis am Leib tragen und ein zusätzliches Geheimversteck zwischen Unterhosen im Gepäck benutzen. Das Risiko streuen, wie beim Aktienkauf. Auf meine Frage, ob Trampen nicht gefährlich sei, antworteten mir „meine“ Fahrer: „Man sieht ja, wen man mitnimmt.“ Natürlich sieht man auch, wo man einsteigt. Deshalb ist es sicherlich ratsam, lieber nicht einzusteigen, wenn man ein schlechtes Gefühl hat. Ihr seht: Beim Trampen sind plötzlich wieder Qualitäten gefragt, die seit Ende der Hippiebewegung verschüttet sind. Intuition zum Beispiel. Fazit Keiner hat mich beschimpft oder auch nur schwach angeredet. Bis Rosenheim als ersten Zwischenstopp problemloses Weiterkommen. Vermutlich schneller als mit der Bahn. Rock‘n‘Roll!

Übrigens Es gibt sogar einen deutschsprachigen Trampverein, Abgefahren e.V. – Deutsche Autostop Gesellschaft, der das Trampen vom „Hippie-Muff“ der 68er befreien und es als modernes, menschenfreundliches und äußerst flexibles Fortbewegungsmittel wieder populärer machen will – u.a. mithilfe einer jährlich stattfindenden deutschen Trampermeisterschaft.


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60 curt // vergleich

TEXT: PEtra kirzenberger // IlLus: Veronica burnuthian >> crash-trash.tumblr.com

Freitagabend. Die männliche Jägerschaft bläst zum Halali und geht auf Hasenjagd. Ich beobachte – mal amüsiert, mal fasziniert, mal verwundert bis verstört –, wie man(n) versucht, mit flottem Hüftschwung die holde Weiblichkeit von seinen Qualitäten zu überzeugen und sie evtl. mit seinen Genen zu beglücken. Alle sind sie da: der Poser, der um die Wirkung seiner mühevoll einstudierten Bewegungen weiß und das Geziere der Ladys genießt, die alle danach lechzen, dass er ihnen seine Moves auch in der Horizontalen vorführt. Zugegeben: Dieser Gattung verfiel auch ich schon mal. Leider war der einzige Wonnelaut, den er mir in dieser Nacht entlockte, ein Seufzer der Erleichterung, als er endlich fertig war. Der betont lässige Nichttänzer, der mir von seinem Beobachtungsposten an der Bar aus wiederholt ein verschmitztes Lächeln schenkt, ist vermutlich ein Relikt aus den 90ern, in denen alles außer Headbangen für die damals noch bart- und brusthaarlosen Jungs als total uncool galt. Auch der Clown der Truppe gibt sich alle Mühe: Er wirbelt herum, wirft die Arme in die Luft ... und es macht in der Tat Laune, ihm zuzusehen! Wenigstens nimmt er sich selbst nicht so ernst, während er total aus dem Rhythmus rumspackt. Ein weiterer Jäger pirscht sich an und ehe ich mich versehe, wirbeln wir übers Parkett. Er kennt sie alle, die Unwiderstehlich-Tricks. Ich hab zwei Songs lang richtig Spaß! Dummerweise macht der Traumtänzer während unserer Kippenpause den Mund nicht nur auf, um Rauch auszupusten, sondern um mir zu sagen, dass er nicht gestillt wurde und gerne an meinen Brüsten saugen möchte, bis er einschläft. Nee, ne? Hat er jetzt nicht gesagt!? Ich hab genug für heute, stöckele gerade Richtung Exit, als sich plötzlich zwei Arme um meine Taille legen. Ich rieche die genau richtige Menge meines Lieblingsdufts: Aftershave, Lederjacke, Kaugummi. Die Arme stark, die Hände sanft, er bewegt sein Becken kaum merklich und geschmeidig hin und her ... Verblüfft und ob der Dreistigkeit leicht erbost drehe ich mich um: Mr. I-don’t-dance schaut mich aus Augen an, die geschätzte 33 Grüntöne haben, und grinst mir ein unverschämt freches Lächeln entgegen. Tanzen will er noch immer nicht. Doch sein Kuss verrät, dass er Takt und Fantasie hat. Am Ende zählt eben doch mehr als der Hüftschwung – vor allem in der Vertikalen.

BAlztanz


vergleich // curt 61

TanzbalZ

TEXT: Christoph brandt

Freitagabend. Im Epizentrum des Parketts stehe ich mir die Beine in den Blähbauch und halte brav den von Mutti indoktrinierten katholischen Abstand zur diffusen Damenwelt. Die leichtfüßigen Ladys duften nach estrogenem Eau de Toilette und ich, der greise Grobmotoriker und alternde Arthrosenkavalier, nach schalem Eau de Transpirant. Die rasende Masse treibt mich in die Ecke, von wo aus ich gazellenhafte Grazien lüstern dabei beäuge, wie sie schamlos ihr rhythmisches Körperritual zu ohrenbetäubend akustischen Impulsen zelebrieren. Ach, wenn Blicke vögeln könnten, aber wie so häufig scheint die Gunst der Schäferstunde aussichtslos wie Stalingrad. Nominell ist Tanzen die künstlerisch ausgedrückte Unfähigkeit, still zu sitzen. Für mich, Koordinationstrottel und Konservus Eloquenzus zugleich, ist es eher die vertikale Frustration einer horizontalen Begierde. Es gibt de facto lediglich zwei Dinge, die mich daran hindern, zum begnadeten Bewegungswunder zu avancieren: mein linker und mein rechter Plattfuß. Als einer, der es ob seiner gutgemeinten mütterlichen Erziehung gewohnt ist, nach jemandes Pfeife zu tanzen, habe ich mich zudem ausreichend mit theoretischem Tanz beschäftigt, um nachzuvollziehen, dass man z. B. einen gewandten Tangotänzer an seinem feuchten Knie erkennt. Ohne Vorwarnung tippt mich eine optische Maus an: „Bist du für den nächsten Tanz vergeben?“ „Oh nein, ich bin frei!“ „Kannst du wohl für ca. zehn Minuten mein Sprizz-Glas halten?“ Ich markiere einen Wimpernschlag lang den wilden Mann, erwidere schließlich: „Wenn’s Umstände macht, gerne …“ – und sie schwebt zufrieden mit einem schaumbärtigen Milchreisbubi von dannen. Ich halts mit der Glühbirne und trags mit Fassung, denn die Situation neulich gestaltete sich weitaus verzwickter: Ich war des Nachts durch einige Etablissements im Glockenbachviertel gepirscht. Bei meiner letzten Station scharwenzelte plötzlich eine listige Lachmeralda um mich herum, die äußerlich einer sachverständigen Dozentin am Institut für angewandte Ornithologie ähnelte. Allegro ma non troppo schickte ich mich an, als unvergessliche Kerbe an ihrem Bettpfosten zu enden. Engumschlungen ließ ich gehörig die Puppe tanzen. Wir gingen sukzessive auf Tuchfühlung und ich befehligte meinem hitzigen Hosenschritt: „Denk bloß ned dran, jetzt schon das Festzelt aufzubauen! Ein einziger Gedanke herrschte vor: Keine Erektion! KEINE EREKTION!! Doch dann bekam sie eine …



im ausland // curt 63

Was ich auf Bali gelernt habe: Wenn dein Essen an einen anderen Tisch geht, bleibt dein Essen an einem anderen Tisch. Was ich auf Lombok gelernt habe: Man ist nie zu alt, um auszusteigen. In diesem Sinne: Man sieht sich immer zwei Mal. Das erste Mal waren drei Wochen im Fr端hjahr 2013.

TEXT und fotos: andreea hula

lady need transport? 3 Wochen auf Bali und Lombok


64 curt // im ausland

Ich war der festen Überzeugung, dass die Postkarten, die ich im Hotel abgegeben hatte, nie ankommen würden. Wahrscheinlich hatte sich der Hotelangestellte Wayan die Briefmarken gemopst und den Rest in die Tonne befördert. Fünf Wochen später wusste ich, die balinesische Post ist einfach langsam. Wie alles andere auch. Außer den Mopedfahrern. Die sind verrückt. Alles in allem lässt es sich auf Bali entspannt leben. Man darf nur nicht erwarten, dass jeder am Tisch gleichzeitig das Essen bekommt, man darf nicht zu Fuß unterwegs sein oder glauben, am Strand in Ruhe die Sonne genießen zu können. Sucht man Idylle, weiße Strände und Entspannung, findet man diese besser etwa 100 Kilometer nordöstlich auf Lombok, die zu den vier kleinen Inseln neben Bali gehört: Lombok, Gili Air, Gili Meno und Gili Trawangan. Auf letzterer waren wir und haben das Paradies gefunden. Keine Autos. Keine Mopeds. Keine Hunde. Nur Pferdekutschen, Bonanzaräder und Katzen. Und eine Moschee. Sollte mich jemals jemand fragen, wo Mash-ups erfunden wurden – ich hab da eine eigene Theorie: nämlich auf Gili T., wie die Balinesen diesen Schatz nennen. Rechts klimpert jemand „Could you be loved“ von Bob Marley, links tönt „Leaving on a jet plane“ und von vorne muslimische Gebete. Eine Harmonie unter sternenklarem Himmel, die ihresgleichen sucht. Schräg, aber charmant. Am zweiten Tag wollten wir den Tauchschein machen. Am fünften Tag hatten wir schon die ganze Familie aus „Findet Nemo“ gesehen, waren mit Schildkröten geschwommen und hatten Dori guten Tag gesagt.

Den Tauchschein in der Tasche gehörten wir nun zum inneren Kreis der Insel und begrüßten die Neuankömmlinge mit einem müden Lächeln. Am siebten Tag tanzten wir barfuß in der Sama Sama Reggae Bar mit HippieMädchen, Aussteigern, Einheimischen. Nach einer Woche gab es nur noch zwei Optionen: Wir versuchen, am Strand selbstgebastelte Muschelketten zu verkaufen, oder kriegen die Kurve und ziehen weiter, um das eigentliche Ziel unserer Reise zu erkunden. Und da wir schon mal so weit geflogen waren, packten wir unsere Sachen, aßen ein letztes Mal Bananapancakes auf Gili Trawangan und fuhren zurück in die Zivilisation. Schweren Herzens und reich an wundervollen Aussteigergeschichten. Und natürlich mit einem Fußkettchen um die Fesseln. Bali war nett. Leider nicht mehr, aber auch nicht weniger. Reisfelder, Hindutempel, Kuta Beach, Jimbaran Bay, Ubud ... Zehn Tage blieben uns, um die Insel zu erkunden und mit Taxifahrern fertig zu werden. Als gute Deutsche das Wandern von Kindertagen an gewohnt, waren wir für die Balinesen ein unverständliches Phänomen. Jede Erkundungstour ging einher mit zahlreichem Gehupe und Belagerungen, um uns auch noch so kurze Strecken zu fahren. Wobei sich hier erste kulturelle Unterschiede herauskristallisierten. Balinesen in Ubud, im Landesinneren, sind auf Fakten fokussiert und wiederholen Substantive immer zwei Mal: „Taxi? Taxi?“, „Massage? Massage?“, „Dinner? Dinner?“. Während Balinesen im Süden, um Kuta, eher an die Bedürfnisse appellieren: „Lady need Transport?“ Dabei spielt es keine Rolle, ob der Taxifahrer im Auto, auf dem Moped oder sogar zu


Drachentreppe im Affenwald – Fuchur lässt grüSSen.

Was der Luwak (Mischung aus Frettchen und Katze) ausscheiSSt gilt als teuerster und bester Kaffee der Welt.


66 curt // im ausland

Fuß unterwegs ist. Selbstverständlich macht jeder einen Freundschaftspreis, möchte dir morgen die ganze Insel zeigen, dich zu seinem Cousin bringen, der den besten Laden hat und selbstverständlich auch alles zum Tiefpreis verkauft. Braucht man alles nicht, hat man einen verhandlungssicheren Partner an seiner Seite. So handelte mein Tauch- und Reise-Buddy Katrin für fünf Shirts einen Preis aus, der weit unter dem Startpreis eines einzigen lag. Ein paar Tempel und Reisfelder später haben wir dann auch versucht zu surfen. Aber unser Surflehrer „Danny Boy“ hat mich ununterbrochen getunkt. Das Brett habe ich hauptsächlich von unten gesehen, kaum war mein Kopf über Wasser, brach die nächste Welle über mich nieder. Wie soll ich bitte aufs Brett kommen? Und wieso ist das so schwierig? Es liegt am Mond ... Nach 30 Minuten wurde die Stunde abgebrochen: Es war kurz nach Vollmond, da spielt das Meer verrückt. In zwei, drei Tagen könnten wir es noch mal versuchen. Die erste Nacht in Kuta war auch gleichzeitig unsere letzte. Alle hatten uns davor gewarnt. Aber wir wollten es am eigenen Leib erleben. Jetzt warnen wir alle anderen. Lasst Kuta links liegen: zu voll, zu laut, zu nervig. „Official Moneychanger Magic Mushroom“ – der tatsächlich Kunden hatte – war neben dem Zwergenboxen echt das Schrägste. Wir packten mal wieder unsere Sachen und zogen zwei Strände nördlicher: nach Seminyak. Dort haben wir die letzte Woche in einem großartigen Bungalow verbracht und jeden Morgen frische Maracujas geschlemmt. Tagsüber haben wir irgendwas gemacht

und am Nachmittag hingen wir rechtzeitig zum Sonnenuntergang im La Plancha ab, von CNN zu einer der Top50-Strandbars der Welt gewählt, auf Foursquare mit dem Tipp versehen: „People who like Sama Sama Reaggae bar go to La Plancha.“ Wozu also der Rummel in Kuta? Beim zweiten Surf-Versuch bekam ich dann leider einen dicken Fuß und konnte kaum mehr laufen. Ich hatte mir eine Infektion geholt. Bisschen eklig, aber nicht ungewöhnlich. Durch das feuchte Klima entzündet sich selbst das kleinste Aua ganz dolle und die europäischen Touristen müssen über kurz oder lang ins Krankenhaus, um auch auf diesem Weg die balinesische Wirtschaft anzukurbeln. Im Touristenkrankenhaus für Weiße kann man sich für 180 Euro die Augen lasern oder zum gleichen Preis den Oberlippenbart entfernen lassen. Kleinere Wunden für unter 100 Euro werden zwar professionell, aber ohne Betäubung behandelt. Bali hat mich wirklich um viele Erfahrungen reicher gemacht, aber vor allem hat mich Bali gelehrt, was echte Schmerzen sind. Bevor es losging, haben wir noch Scherze gemacht. Doch spätestens als die (männliche) Krankenschwester wissen wollte, was „pain“ auf Deutsch heißt, hätte ich stutzig werden sollen. So viel sei gesagt: Weil es nicht okay ist, mit einem kleinen Spaten drei Zentimeter tief im Fleisch zu schaben, habe ich meine lokale Betäubung dann doch noch bekommen. Die letzten Tage durfte ich dann keine Schuhe mehr tragen. War auf Bali kein Problem. Doof war es dann nur wieder in Deutschland. Ich trug Socken und Birkenstock. Wäre ich mal auf Lombok geblieben. Dann hätte ich jetzt viele Muschelketten.


ein traum in orange: Sonnenuntergang in Seminyak Beach.



festivals 2013 // curt 69

Schrammel fieeeep flöööt Bummm tschak wheeeeeeeee bäng Klonk tröööt Ey, ihr geilen Festivals da draußen: Wir kommen!

TEXTE: Andreea hula, Mirjam Karasek, Oliver armknecht und Melanie Castillo // fotostrecke: Michael dengler


70 curt // festivals 2013

SinstRuct festival

Hach! Da hatte doch glatt jemand die gleiche Idee wie curt, und zwar das Sinstruct Festival, bei dem sich heuer alles rund um das Thema „Bewegung“ dreht. Und das klingt ziemlich abgedreht! „Sinstruct. Festi Val di Non Sens. Ein Festival der Art art.“ nennt sich das Treffen junger Künstler aus verschiedenen Nationen, das vom 1. bis zum 4. August zum zweiten Mal stattfindet. Als Treffpunkt haben sich die Kreativen ein besonders schnuckeliges Plätzchen inmitten der Südtiroler Bergwelt nahe der Gemeinde „Unsere Liebe Frau im Walde“ ausgesucht. Auf den Wiesen, so der Veranstalter, lässt sich nicht nur gut Purzelbaumschlagen, es soll vor allen Dingen eine bewegte und bewegende Auseinandersetzung zwischen den verschiedenen Kunstrichtungen stattfinden, zwischen Kunst und Natur und zwischen Künstlern und Besuchern sowieso. „Sinstruct“ will einen kunstvollen Freiraum schaffen, inmitten grüner Weidewiesen auf 1.500 m Höhe. Ein Areal, auf dem sich Künstler entfalten, den Raum gestalten können; ein Festival, das unterhält und gleichzeitig zum Nachdenken anregt. Hört sich ungemein kreativ an, wird es sicherlich auch – und ist zudem (noch) ein kleiner Geheimtipp! Münchner Künstler und Bands sind ebenfalls vertreten, unter anderem Angela Aux, GTA Hoffmann, die DJs Jonas Friedlich, Mooner und Peter Stangl, die Künstler Ivo Rick und Babette. Also: Bewegt euch, packt das Zelt ein und ... rauf auf den Berg! >> 1 x2 Tickets auf curt.de/muenchen gewinnen! Sinstruct Festival // 1. bis 4. August // Südtirol/Val di Non // Festivalticket im VVK 36, AK 40 Euro >> sinstruct.com




festivals 2013 // curt 73

brass wiesn festival Wie cool sind bitte Leute, die heute sagen können, sie waren auf dem ersten Southside oder schon in den 90ern auf Rock im Park? Mit dem Brass Wiesn Festival bekommen wir genau diese Chance. Und in zehn Jahren werden wir den Zuagroasten mal erzählen, wie derbe geil es auf dem allerersten Brass Wiesn Festival in Eching abging. Abgesehen vom unbezahlbaren Coolnessfaktor erwartet euch auch noch die volle Ladung Brass-Musik aus aller Welt, gepaart mit bayerischer Tradition und einer Prise Heimatverbundenheit. Auf dem ehemaligen Sonnenrotgelände treffen u. a. Shantel & Bucovina Club Orkestrar und Russkaja auf Moop Mama und Kellerkommando. Auf, zu zwei Tagen Disco Partizani! >> 3x2 Tickets auf curt.de/muenchen gewinnen! Brass Wiesn Festival // 9. bis 10. August // Eching // 1-Tages-Ticket 25 Euro, Festival-Ticket (2 Tage inkl. Camping) 39 Euro >> brasswiesn.de

free&Easy Einen passenderen Namen hätte das Backstage für sein alljährliches Festival wohl nicht wählen können: „Free“, weil während der gesamten 18 Tage alle Veranstaltungen bei freiem Eintritt sind. „Easy“, weil es auf vier Indoor-Bühnen, einer OutdoorBühne und den Freiflächen absolut entspannt zugeht. Ab 18 Uhr kann im Biergarten der Sommer bei Bier, Cocktails und Grillereien ausgekostet werden, bis es dann ab 19 Uhr mit Konzerten, Partys, Theaterstücken, Filmen und politischen Diskussionen zur Sache geht. Es gibt viel Neues zu entdecken – etwa die Newcomer-Bands, die sich in den Mitternachts-Shows im Werkstatt-Studio präsentieren. Wer alles dabei ist? Roger von Blumentopf, Dying Fetus, Vista Chino (Ex-Kyuss live) ... ach, geht doch einfach hin! FREE & EASY Festival 2013 // Backstage // 23. Juli bis 10. August // kostenlos! >> backstage.eu

flowerstreet Wenn die Festivalsaison sich dem Ende neigt, wird im Feierwerk noch mal richtig aufgedreht. 20 Bands sorgen am Sonntag, 15. September, für beste Stimmung mit Indie, Rock, Pop und Folk. Euch erwarten zum 5. Festival-Geburtstag nicht nur heimische Schmankerl aus dem Hause Flowerstreet/In Bloom Records, sondern auch nationale und internationale Sahnestückchen: Becquerels, Blind Freddy, Boy Miez Girl, Ego Decay, Elektrik Kezy Mezy, Finn Nelé, Famouse Naked Gipsy Circus, Kentucky River Fish Kill, Line Walking Elephant, Malleus, Morning Boy, Professor Grabowski, Red Manhole, Sarah Sophie, Starpost, Supersieger, Stray Colors, Swallow Tailed, Tiny Tim, Tuó und viele mehr. >> 3x2 Tickets auf curt.de/muenchen gewinnen! curt präsentiert: Flowerstreet Festival // 15. September // Feierwerk // AK 13 Euro >> flowerstreet-festival.de


74 curt // festivals 2013

Sonnemondsterne

Das am zweiten Augustwochenende an der Bleilochtalsperre bei Saalburg-Ebersdorf stattfindende, auch dieses Jahr schwerpunktmäßig elektronische SonneMondSterne hat wieder ein sehr amtliches Line-up, sowohl fürs Herz als auch fürs Tanzbein. Angeführt von den live immer wieder überragenden Seeed, den britischen Drum’n’ Bass- & Dubstep-Superhelden Chase & Status oder den Berliner Elektropoppern von MIA. gibt sich im Weiteren die elektronische DJ-Championsleague von Modestep, Modeselektor und Wankelmut über DJ Rush, Oliver Huntemann und Fritz Kalkbrenner bis hin zu AKA AKA feat. Thalstroem, The Disco Boys oder Format:B ein Stelldichein, dass es nur so kracht und scheppert. Glücklich, wer sich dafür rechtzeitig ein Ticket gesichert hat und dabei sein darf. Und zwei von euch haben dieses Glück noch. Dank dem Team von Jägermeister, die in ihrem Gasthaus „Zum röhrenden Hirschen“ auf dem Gelände für viel Kokolores sorgen werden, können wir noch >> 1x2 Tickets fürs SMS.X7 unters Volk bringen. Mehr Infos zum Gewinnspiel auf curt.de/nbg SonneMondSterne // 9. bis 11. August // Saalburg Beach (Thüringen) // ausverkauft >> sonnemondsterne.de

TEXT: timo Grasser // Foto: Tony Guenther

Die schlechte Nachricht vorneweg: SMS.X7 ist schon seit einiger Zeit (völlig zu Recht) ausverkauft. Weiterlesen lohnt sich aber: zum einen, weil dort an der Bleilochtalsperre einmal mehr ein Fest auf die Beine gestellt wurde, das aller Ehren wert ist, zum anderen, weil wir, zusammen mit Jägermeister, wenigstens noch zwei von euch glücklich machen und gen Thüringen schicken können.


F R E u D E A M TA N Z E N — M u N A — S M S B OAT

B R E A K S ‘ N ’ D R u M S — G LO B A L S TAG E — D u S T E D D E C K S —

S H Ow C A S E S : K AT E R M u K K E — S T I L VO R TA L E N T — C O C O O N —

Mira & Christopher Schwarzwalder … A N D M A N Y M O R E

TS KE S: E C Ti N fO N N & i . SO D w w ON E .DE M N w ER T S

Disco Boys, Bart Skills, Format B, Optical, Metrik feat. Rascal MC, Ozma, NME Click, Aelement LIVE , Gunjah, Schluck den Druck, HVOB LIVE , Dapayk LIVE , Markus Kavka, Hometrainer, Captain Capa, Matt John LIVE , Kellerkind, Gunjah, Rampue, Peter Schumann, Jan Blomqvist LIVE , Nu LIVE , Karocel LIVE , Daniel Dreier, Dana Ruh, Julien Bracht LIVE , W!ld, Christian Burkhardt LIVE , Sven Dohse, Ostblockschlampen, Breakfastklub, Marcapasos LIVE , Katcha feat. Katrin, Bootleg, Juli Holz, Bassraketen, Monkey Maffia, Douglas Greed LIVE , Nico Stojan, Stereofunk, Golden Toys, David Dorad, Sascha Cawa, Luna City Express, Pilocka Krach LIVE , Jens Bond, Juli Holz, You and me, Gestört aber Geil, Sun@Night feat. Dressman LIVE , Dan Caster, Nico Schwindt, Dressman,

Modeselektor DJ-Set , Booka Shade, Joris Voorn, Seth Troxler, Miss Kittin LIVE , Oliver Koletzki, Niconé & Sascha Braemer, Pan-Pot, AKA AKA feat. Thalstroem, Wankelmut, Sub Zero feat. Felon, Drumsound & Bassline Smith feat. MC Youngman LIVE , Tantrum Desire, DJ Rush, Edu Imbernon, Karotte, Gregor Tresher, Ilario Allicante, Mathias Kaden, Dirty Doering, Marcus Meinhardt, Britta Arnold, Proxy, Dominik Eulberg, Oliver Huntemann, Daniel Stefanik, Martinez, Felix Kröcher, Deetron,

BLOODy BEETROOTS LiVE , MiA., fRiTZ KALKBRENNER LiVE , SVEN VÄTH, LExy & K-PAUL , NETSKy LiVE , MODERAT, MODESTEP, MOONBOOTiCA LiVE , MAREK HEMMANN LiVE ,

S E E E D, CHA S E & STATU S , N E RO, K N i fE PAR T y, BOyS N O iZ E LiV E ,

9/ 1 0/ 11 AU g 2013 Saalburg beach

So n n em o n dStern e


76 curt // festivals 2013

kino, mond & STerne

5 seen-filmfestival

viehhof open air

curt gratuliert zu 20 Jahren Kino, Mond & Sterne im Westpark! Zum Jubiläum verabschiedeten sich die Veranstalter heuer offiziell von Ernemann X Filmprojektor, der sie seit 18 Jahren treu begleitet und an keinem Abend im Stich gelassen hat. Besonders in die Herzen der Gäste geprägt hat sich das KMS nicht nur durch den einmaligen Flair auf der Seebühne und der besten Filmauswahl, sondern dass es als einziges Open-Air-Kino in München ermöglicht, seine eigenen Speisen und Getränke selbst mitbringen zu dürfen. Hauptsache, man trägt kein Glas mit sich. Also, Weinchen abfüllen, Snacks und Decke einpacken! Wir versprechen euch einen unvergesslichen Abend unter den Kinosternchen. >> 1 x 2 Freikarten könnt ihr bei uns wöchentlich auf curt.de/muenchen abstauben!

7 Jahre fsff, 7 Spielstätten an einem der hübschesten Fleckchen Bayerns: Von Wessling über Diessen nach Starnberg werden nicht nur teils oscarprämierte Filme gezeigt, sondern auch jene, die es nicht ins kommerziell erfolgreiche Kino geschafft haben. 12 Festivaltage mit 120 Filmen aus allen Genres und für jedes Alter. Etwa aus dem Bereich Jugendförderung: Neben sechs neuen Kinderfilmen werden zusätzlich zwei französische zu Ehren der Partnerschaft Starnbergs mit Dinard gezeigt. „Sieben Räume, Sieben Künste“ bildet mit Arbeiten aus Schauspiel und Musik, Tanz und Malerei, immer in Verbindung zu passenden Filmen, eine weitere Neuerung. Ehrengast ist heuer Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase, der über das gesamte Festival anwesend sein wird. Wer nicht hingeht, ist selber schuld!

Uriges Ambiente, eine entspannte Atmosphäre, dazu spannende Filme: Der Viehhof hat sich in den letzten beiden Jahren als Adresse für eine charmante Open-Air-Kino-Unterhaltung etabliert. So auch in diesem Jahr: 80 Tage lang wird auf dem Gelände der alten Münchner Großviehhalle Kino, Kunst und Kultur unter freiem Himmel geboten mit einer bunten Mischung aus Blockbustern und Geheimtipps. Musikfreunde schauen bei der Substanz-Bühne vorbei. Für Erfrischung ist danach im Nachtbiergarten gesorgt, aber auch die Unterhaltung kommt dort mit Kultserien wie „Zur Freiheit“ nicht zu kurz. Kleine Besucher dürfen sich aufs Wochenende freuen, wenn die Familientage locken. >> 3 x 2 Tickets für einen Film eurer Wahl auf curt.de/muenchen gewinnen!

Kino, Mond & Sterne // Seebühne Westpark // Bis 8. September >> kino-mond-sterne.de

fsff // 24. Juli bis 4. August // Seefeld, Starnberg, und Herrsching >> fsff.de

Open-Air-Kino im Viehhof // Tumblingerstr. 29 // 13. Juni bis 1. September >> viehhof-kino.de



Tocotronic auf dem 20. „Prima Leben und Stereo“

Von der verqueren Kunst des Scheiterns INTERVIEW: Christina Herbert

Seit nunmehr zwei Jahrzehnten bereichern Tocotronic die deutsche Musikszene um wahrhaft lyrische Lyrics voller fröhlich-bedrohlicher Wahrheiten. Als Headliner rocken die Hamburger das Freisinger Festival „Prima Leben und Stereo“ am 2. und 3. August, um das Doppeljubiläum gebührend zu zelebrieren. Wir verkürzen euch die Wartezeit: curt im Gespräch mit Frontmann Dirk von Lowtzow – wie es sich gehört über irgendwie alles und irgendwie nichts.


festivals 2013 // curt 79

Riecht oder stinkt es um euch gerade nach Erdbeer? Glücklicherweise nicht. Das sind üblicherweise Ausdünstungen eines schlechten, getriebenen und rastlosen Charakters. Im Augenblick herrscht bei uns eitel Sonnenschein, Sabbat und innere Ruhe. Wie bleibt man sich und seinen Fans 20 Jahre treu, ohne langweilig zu werden? Man muss stetig einen wirren Kopf bewahren und bereit sein, Liebe zu geben und zu empfangen. Die Form der Texte hat sich mit der Zeit offensichtlich verändert. Eure Texte erinnern heute auf eine Art an Filme von Stanley Kubrick oder Lars von Trier: Viele Wege, keine Schilder. Wie würdet ihr selbst den Wandel beschreiben und weshalb war er notwendig? Es wundert uns immer ein bisschen, dass uns diese Frage gestellt wird, denn im Laufe von 20 Jahren muss sich zwangsläufig die „Lust am Text“ verändern – sonst wird es ja auch langweilig! Und das wollen wir ja unbedingt vermeiden. Viele Wege, keine Schilder – das klingt großartig! In Deutschland gibt es ja meistens zu wenig Wege und zu viele Schilder. Nicht nur im Straßenverkehr.


Gibt es denn etwas, das alle Zeilen vereint, sie im Innersten zusammenhält? Vielleicht: der Wille zur Selbstzertrümmerung. Alle unsere Texte haben ein autodestruktives Element. Und natürlich Humor. Wir sind eigentlich ein Comedy-Act, nur merkt das keiner. Es scheint, als sänget ihr heute eher für als gegen etwas. Lässt sich in Worte fassen, was das ist? Es gab in der letzten Zeit ein gewisses Überangebot an Intellektuellen, Künstlern und selbsternannten Wissenschaftlern, die sich als die letzten Widerständler gegenüber einer angeblich gleichgeschalteten öffentlichen Meinung inszenierten – die Palette reicht vom Ernst-Jünger-haften Feuilleton-Dandy, der auf die modernen Zeiten schimpft, bis zu den rassistischen Ressentiments eines Thilo Sarrazin und der antisemitischen Dichtung eines Günter Grass. Widerstand und Dagegensein haben – kurz gesagt – leider einen leicht reaktionären, mindestens aber opportunistischen Touch bekommen. Demgegenüber fanden wir einen Begriff wie Emanzipation interessant. Wir wollten auf dem Album „Wie wir leben wollen“ ein paar Wege aufzeigen – ohne Schilder aufzustellen, wie du es bereits so treffend formuliert hast. Vielleicht ist das eine verquere Kunst des Scheiterns. Wie sie in den SpongeBob-Filmen propagiert wird. Neulich war ich auf einer großartigen David-Bowie-Ausstellung in London, wo auch seine sehr intuitive und assoziative Technik, Texte zu komponieren, dargestellt wurde – unter anderem per Mischung von Satzfetzen am PC. Wie läuft der Schreibprozess bei euch ab? Das ist ein sehr handwerklicher Prozess, denn mich persönlich interessiert – bei allem Spaß am Experiment – der gut geschriebene Song doch am meisten. Ich mag Konventionen, denn zu viel Freiheit macht mich arm. Wenn ich das Wort „Cut-up-Methode“ oder den Namen William S. Burroughs höre, muss ich leider auch immer ganz viel gähnen. Aber natürlich: Ein guter Künstler ist immer ein Vollzugsorgan, jemand, der dem gehorcht, was die Sache oder seine Komposition von ihm will. Was er schafft, „gehört“ ihm nicht, die Wörter haben einen eigenen Willen. Gibt es auf „Wie wir leben wollen“ Verse oder einen Song, der euch aus einem besonderen Grund am Herzen liegt? Vielleicht das Titelstück, da es unsere Idee für das Album hoffentlich auf den Punkt bringt. Und „Abschaffen“, weil ich es eine wundervolle Vorstellung finde, den Tod abzuschaffen.


festivals 2013 // curt 81

Wie wollt ihr persönlich auf keinen Fall leben, sagen wir, die nächsten 20 Jahre? Eine sehr gute Frage! Also ich sage jetzt mal: Ich möchte nicht aufhören, mich für etwas zu begeistern und zu lernen. Dann würde ich mich wirklich tot fühlen. Und ohne Haare auf dem Kopf möchte ich auch nicht so gerne leben – ich habe abstehende Ohren. Ihr habt euch mehr als sonst dem Pop hingegeben. Gibt es für euch musikalische Grenzen? Auf jeden Fall! Wie ich schon sagte: Ich finde das Arbeiten innerhalb gewisser Regeln und Konventionen sehr wichtig. Dieses Quadrat, innerhalb dessen man sich bewegt, kann natürlich beliebig weit ausgedehnt, die Ecken ausgeleuchtet werden. Aber ich habe große Angst vor der Beliebigkeit, nach dem Motto: morgens Tango, abends Pogo. Außerdem sollte man vielen Musikrichtungen den nötigen Respekt dadurch zollen, dass man sie begeistert anhört, sie aber gerade NICHT nachzumachen versucht. Beispielsweise Free Jazz, den ich heiß und innig liebe, oder Dub-Reggae. Wir Münchner freuen uns auf das „Prima Leben und Stereo“ in Freising, das dieses Jahr 20. Geburtstag feiert. War das für euch ein Grund zuzusagen? Unter anderem ja. Wir freuen uns sehr auf einen wunderschönen Sommerabend. Wir wünschen dem PLUS ... ein dickes PLUS am Ende des Festivals. Ein persönlicher Gruß ans Münchner Publikum? Wir spielten Anfang April in München. Was das Publikum uns in der dortigen Tonhalle geboten hat, war einfach unbeschreiblich. Ich habe selten so ein tolles, sexy, cooles und gut gelauntes Publikum erlebt. Kein Geschleime. Jahrhundertkonzert! Danke dafür, ihr lieben MünchnerInnen! Lasst uns das wiederholen!

curt präsentiert: tocotronic auf dem Prima leben und stereo in freising // 2. und 3. August // 3 x 2 Festivaltickets auf curt.de/muenchen gewinnen!


82 curt // tanz

Lord, give me grace and dancing feet ... einmal zeitgenรถssischer tanz to go, bitte!


TEXT: Margarita Sereda-Wildenauer // Fotos: Johannes mairhofer

„Tanzen in München ist eher schwierig“, sagte ich zu meinem neuen Mitbewohner, als wir uns darüber unterhielten, wo man in München abends gut weggehen kann. Das eine oder andere Schmankerl gibt’s natürlich auch in der Münchner Clubszene, aber wie erklärst du einem Berliner (an dieser Stelle sei angemerkt, dass das hier nicht die übliche MünchenBerlin-Debatte werden soll, denn mittlerweile wissen wir alle: Hating Munich is so fuckin’ last year!) das durchaus weit verbreitete Phänomen, welches die Eigenart des Münchner Publikums ausmacht? Diesen Zustand, wenn du tanzt und alles um einen herum, na ja, sich irgendwie nicht bewegt? Ich pflege es immer als „die fehlende Dynamik im Raum“ zu bezeichnen. Und dennoch wage ich mich ab und an vor die Tür, um zu schauen, ob sich etwas verändert hat. Diesmal wage ich mich in ein mir weniger bekanntes, mehr professionelleres Terrain: in die Trainingsstunde der Choreografin Katja Wachter. In den clean-weißen Räumlichkeiten der Iwanson Schule angekommen, bin ich gespannt, was mich erwartet. Schließlich weiß man das bei zeitgenössischem Tanz nicht immer so ganz. Die Tänzer sind in Action und auf den ersten Blick wirken die Bewegungsabläufe höchst eigenartig, im Hintergrund läuft unaufdringliche Musik, volle Konzentration auf den Körper. Es handelt sich um eine Improvisationsstunde, bei der nur wenige Bewegungsabläufe vorgegeben sind, der Bewegungsfantasie keine Grenzen gesetzt sind. So ist ein Aspekt des zeitgenössischen Tanzes, dass es nicht darum geht, ein bestimmtes Ideal zu erfüllen, sondern dass man vor allem Raum hat, das persönliche Bewegungspotenzial zu entfalten, erklärt mir Katja im Anschluss. Im Tanz fand sie für sich eine Art


84 curt // tanz

Ausdrucksebene, die zur Vermittlung einer Message nicht auf verbale Ausdrucksformen angewiesen ist. Was ursprünglich der Antrieb zum Tanzen war, ist mittlerweile paradoxerweise zu einem der zentralen Punkte in der Konzeption ihres Tanzes geworden: die gesprochene Sprache. So auch in der Improvisationsstunde, in der die Tänzer nicht nur durch Bewegung kommunizieren, sondern auch verbal eine dynamische Einheit entstehen lassen. Bei einer durchaus bewegten Visastempel-Anhäufung (da wären Südkorea, Mexiko, USA, Russland ...) konnte die Wahl-Münchnerin die Stadt nach einiger Zeit doch in ihr Herz schließen und weiß den Sommer am Ufer der plätschernden Isar sehr zu schätzen. Dieses Jahr bietet Katja Wachter im Rahmen der alljährlichen Tanzwerkstatt Europa in München auch Contemporary Dance Workshops für Anfänger und Fortgeschrittene an. Dabei wird es vor allem darum gehen, den eigenen Körper und die Bewegungsmöglichkeiten kennenzulernen. Mittels weniger Vorgaben ist der Bewegung viel Raum gelassen, Dynamik programmiert und selbst jeder Körperklaus bestens aufgehoben.

Katja Wachter bietet im rahmen der tanzwerkstatt europa Contemporary Dance Workshops für Anfänger und Fortgeschrittene an.

WAS? Tanzwerkstatt Europa – das Festival für zeitgenössischen Tanz wird von Joint Adventures organisiert: Workshops (Choreographic Laboratories, Contemporary Dance, Bodywork, HipHop), Performance-Programm und Symposium Wann? 31.Juli – 10. August 2013 Wo? Workshops in der Tanztendenz, im Muffatwerk und im Dancespirit Wie viel? Kurse ab 150 Euro (20 Stunden), einzelne Kurseinheiten à 2 Zeitstunden 26 Euro Mehr Infos zu den Workshops und Performances: jointadventures.net/tanzwerkstatt-europa.html


31. JULI – 10. AUGUST 2013 MÜNCHEN


86 curt // präsentationen

curt präsentiert feine konzertE

01 | 07

CHELSEA LIGHT MOVING // AMPERE „Chung and shred burners“ nennt der Ex-SonicYouth-Gitarrist Thurston Moore die musikalische Richtung seines neuen Quartetts. Mit aktuellem Debüt-Album, rauchiger Stimme und Krachergitarre im Gepäck besucht er uns zum MUFFATfestspiel. Supportact: Metabolismus; VVK 25, AK 30 Euro

02 | 07

DINOSAUR JR. // THEATERFABRIK „I bet on Sky“ ist das zehnte Album seit der Bandgründung 1985 und das dritte seit der Wiedervereinigung der Originalbesetzung um J Mascis, Lou Barlow und Murph. 28 Jahre später klingt der Sound der AltRocker zeitlos und genial wie eh und je. Supportact: Wild Style Lion; VVK 25, AK 30 Euro

03 | 07

BAND OF HORSES // RATHAUSPLATZ DACHAU Seit „The Funeral“ zählen die Southern-Rocker zu einer der erfolgreichsten Rockbands der USA – nicht zuletzt wegen bislang vier großartiger Alben! Das ist auch in Dachau bekannt und so wurden die vier Musiker um Frontmann Ben Bridwell für den Dachauer Musiksommer verpflichtet. VVK 25,80 Euro

10 | 07

THE BLACK SEEDS // AMPERE „Love me now“ singen The Black Seeds zu einer Mischung aus Reggae-, Dub- und Funk-Rythmen. „Ja, wir lieben euch!“, antwortet curt und freut sich ab sofort auf die Neuseeländer im Muffatwerk Ampere mit Gitarre, Saxophon, Trompete, Bongos, Schlagzeug ... VVK 20, AK 25 Euro

02 / 03 | 08

PRIMA LEBEN UND STEREO // FREISING Es ist wieder Zeit für eines der schönsten Festivals in München! Wer die Open-Air-Stimmung am Vöttinger Weiher noch nicht live miterlebt hat, der hat jetzt wieder die Chance. 2013 mit Tocotronic, Moop Mama, Main Concept, Desmond Meyer u. a. VVK inkl. Camping: 49, ohne Camping: 39 Euro

08 | 08

WOVENHAND // AMPERE Als sich am 6. April 2005 die Band 16 Horsepower auflöste, startete Frontmann David Eugene Edwards Wovenhand. Jetzt muss der Sänger erneut umdenken. Sein Mitstreiter Pascal Humbert verließ die Band, um unter die Winzer zu gehen. Support bekam er von Alexander Hacke (Einstürzende Neubauten). Wir sind gespannt! VVK 21, AK 26 Euro


Zu allen Konzerten verlosen wir 3 x 2 Karten! alle gewinnspiele findet ihr auf curt.de/muenchen

11 | 09

GUAIA GUAIA // MILLA Der Dokumentarfilm über die beiden Straßenmusiker „Unplugged: Leben Guaia Guaia“ feierte auf dem Filmfest München 2012 Premiere. Jetzt kommen Elias Gottstein und Carl Luis Zielke zurück und beehren uns im Milla mit ihren cleveren deutschen Texten. VVK 17,35 Euro

14 | 09

FLOWERSTREET FESTIVAL // FEIERWERK Wenn Elektrik Kezy Mezy mit Lucky Fish, Tuó, The Whiskey Foundation und Amadeus & The Breaking Hearts zusammenspielen, dann kann das nur eins bedeuten: Flowerstreet Records hat seine Perlen zusammengeworfen und läutet ein zu einem Tag voller Indie-, Rock- und Folk-Schätze. AK 13 Euro

17 | 09

BUILT TO SPILL // AMPERE Einst von Kritikern als Retter des Indie-Rocks gefeiert, begeistern Built to Spill um Frontmann Doug Martsch bis heute mit ihrer eigenwilligen Mischung aus Neil Young, Offbeat-Melodien und hervorragenden Texten. Und das nach langer Zeit endlich mal wieder live in München! Supportact: Disco Boom. VVK 18, AK 23 Euro

18 | 09

BOMBEE // STUDIO SCHWARZ Einen Soundtrack zur Reise durch das Selbst wollen Alexander Seypt und Philip Roeder von BOMBEE mit ihren neuen Songs liefern. Wie das klingt? BOMBEE orakelt: nach elektronischer Pop-Musik, die dazu verführt, der Melancholie ebenso freien Lauf zu lassen wie dem Gefühl, im Hier und Jetzt angekommen zu sein. Wir sind gespannt! AK ca. 10 Euro

01 | 10

GOD IS AN ASTRONAUT // AMPERE Gegründet von den irischen Brüdern Torsten und Niels Kinsella, schweben God is an Astronaut seit 2002 durch den zeitlosen Post-Rock-Kosmos. Mit an Bord: starke, emotionale Melodien und eine konsequente Verschmelzung von Bild und Sound, die sich live in aufwendigen Lichteffekten materialisiert. VVK 18, AK 23 Euro

13 | 10

65 DAYS OF STATIC // FEIERWERK Mit melodisch lärmendem Chaos erfreuen die 65dos ihre Fans. Die Math-Rocker aus Sheffield feierten ihren Durchbruch 2004 mit „The Fall of Math“, das von Kritikern und Radiohörern frenetisch gefeiert wurde. Eine Mischung aus Drum ’n’ Bass und durchgeknallter Analoginstrumentalisierung, die Euphorie auslöst! VVK 14, AK 18 Euro


auf ein memory ... mit sportfreunde stiller Idee und Umsetzung: Michael Dengler

Anno 1996: Der Zufall bringt drei junge Typen zusammen und begründet die Geburt der Sportfreunde Stiller. Fünf Studioalben, ein MTV Unplugged, unzählige Konzerte und das aktuelle Album „New York, Rio, Rosenheim“ sprechen ihre eigene Sprache. Doch so selbstverständlich ist die Geschichte einer der erfolgreichsten Bands Deutschlands nicht. Was Schalke-Manager Horst Heldt, kleine Pimmelchen oder Thrombosespritzen damit zu tun haben und wieso ein Cappy fast alles verhindert hätte, lest ihr hier in unserem Interview-Memory.


auf ein memory ... // curt 89

Rüde: Was ist das? Basketball? Flo: Es gibt ein Lied von einer Band aus München. Eines meiner absoluten Lieblingslieder, das wir leider nicht mehr live spielen, weil Peter und Rüde es nicht so gut finden. Ich kann mich auch noch erinnern, wo das entstanden ist: auf einer kleinen Finca in Spanien. Und danach haben wir uns rückwärts in den Pool gehauen. Peter: Aber es gibt immer wieder so Ausreißer-Lieder, in denen wir versuchen, unsere Liebe zum HipHop zum Ausdruck zu bringen. Ob das dann HipHop ist, müssen andere beurteilen. Für uns ist es einfach wichtig, Grenzen auszuloten und Dinge auszuprobieren.

Flo: Das ist doch Germering, unser erster Videodreh. Alles natürlich sehr aufregend. Da haben wir doch mit Horst Heldt als Bademeister gerechnet, der aber irgendwie doch nicht kam. Und dann hat es ein befreundeter Journalist gemacht. Für den Peter allerdings äußerst schmerzhaft. Da hätte er eigentlich Thrombosespritzen gebraucht. Peter: Weil ich immer vom Zehner runter musste. Irgendwann ging es immer auf den Oberschenkel und der wurde dann schnell dunkelblau. Gegen Ende hat es mir so gegraust vor diesem Aufschlag ... und der Regisseur: „Noch mal hoch, bitte!“ Ich hab da ja auch meine Jugend verbracht. Immer da hinten auf der Wiese, beim Sprungturm, bei den coolen Jungs. Bin aber nie gesprungen, so als wäre ich verletzt. Von wegen: „Bei mir geht heut nix.“

FlO: Wahnsinnig tolle Zeit, als wir da als Barkeeper gearbeitet und Rüde dort kennengelernt haben. Da hab ich erstmal das Bier fallen lassen. Peter: Der Rüde hat am Anfang immer so ein Kangol Cappy aufgehabt. Rüde: Muss das jetzt sein? Peter: Er war total nett und ein guter Basser, aber können wir jemanden in die Band nehmen, der so ein Cappy aufhat? Und Pferdeschwanz! Das geht styletechnisch echt gar nicht. Als ich ihn dann besser kennengelernt hab, wusste ich, dass das nicht für Style stand, sondern dass er immer irgendwas verliert und dann kommt das nächste, das er irgendwoher bekommt. So entsteht sein Style. Aber es war einfach super, dass wir dann auch irgendwann im Atomic Café spielen durften und es irgendwann auch mal voll wurde.


Peter: Was sind das für Stadtwappen? Flo: Sizi... Ratum ... Es könnte New York, Rio, Rosenheim sein? Peter: YEAH! Es folgt ein langer Versuch, die Stadtwappen zuzuordnen – ohne Erfolg. Rüde: Eines der Lieder unseres Albums! Nach langer Suche haben wir uns entschieden, dass es so heißen soll. Es beschreibt die Sehnsucht danach, dass die Leute, die noch irgendwelche positiven Gedanken haben, die auch zeigen sollen. Weil wir es einfach satt haben, jeden Tag diese ganze Angst machende Medienmaschine mitzubekommen und ihr emotional ausgesetzt zu sein. Wäre einfach schön, wenn die Leute, die wirklich was in der Birne haben, ihre Vibes auch ein bisschen mehr verbreiten würden. Von New York über Rio bis nach Rosenheim.

Peter: Das ist das Häuschen, von dem Flo sprach. Das gehört Uwe Hoffmann, der unsere ersten Platten produziert hat. Beim Unplugged wollten wir dann etwas Neues ausprobieren: mit Tobi Kuhn, Dave Anderson und Olli Zülch. Mit Dave und Olli haben wir auch unsere neue Platte gemacht. Das war toll. Unsere freieste Plattenproduktion bisher. Das war in Hamburg. Flo: Wir hatten in Spanien sehr viel Spaß. Ich denk da nur an die Arschbombenparade oder die vielen Biere. Auch tolle Lieder wie auf dem „Burli“-Album. Die Zeit dort hat uns schon sehr geprägt und immer wieder eng zueinander geführt. Peter: Ja, das war wirklich immer wieder eine großartige Zeit. Thank you, Hoffe!

Flo: Dr. Mabusen ist das. Rüde: Jeden Abend muss ich aufs Neue über die Setlisten lachen, die der Flo immer irgendwie zwischen Tür und Angel innerhalb von zwei Minuten herstellt. Und jede Setlist sieht anders aus und ist kranker als die vorhergehende. Hier Dr. Mabusen, unvergessen die Prager Schlachtplatte. Flo: Aber ich gerate zunehmend unter Druck. Es wird nicht leichter, je mehr Setlisten man schreiben muss. Irgendwann hat es angefangen. So ein kleines Pimmelchen gemalt ... Peter: ... und jetzt sind’s zwanzig.


auf ein memory ... // curt 91

Peter: Der Stiller Hansi. Flo: Wenn man von dem Foto noch mehr sehen würde, hätte er ein Weißbier in der Hand und eine Zigarette. Und brüllt dich an: „Du Oaschloch, wieso hast’n net abgspuilt?“ Peter: Ein Mann mit einer rauen Hülle und einem offenen Herzen. Und unser Namenspatron.

Peter: Der Mehmet. Ein Wahnsinnstyp. Genauso wie er als Spieler und als unser Roadie war, ist er jetzt als Co-Moderator etwas Besonderes. Flo: Keiner, der sich irgendwie in Schablonen stecken lässt. Ein Mann mit sehr gutem Musikgeschmack. Peter: Aber was das aktive Musizieren angeht: sehr untalentiert. Ich wollte ihm das A-Moll beibringen – das kann er bis heute nicht. Peter: Da ist Mehmet Scholl Europameister geworden. Flo: Und das war unser Gründungsjahr, noch mit einem anderen Bassisten, der sich voller Ekel von uns abgewandt hat. Somit hat sich dann Rüde voller Ekel uns zugewandt. Peter: Dem hat das damals getaugt als Projekt. Er hat dann aber gemerkt, dass wir Bock hatten, das durchzuziehen, und dann war es ihm einfach too much. Und er musste auch Hausaufgaben machen. Dann kam zum Glück der Rüde, der seine Fußorgel und sich mit eingebracht hat. Das war sehr gut für uns. Peter: Bald machen wir es unser halbes Leben lang. Schon krass! Rüde: Aber jetzt denk mal zurück: der Moment, als ich im Atomic Café fast über die Bar gesprungen wäre. Das war die Geburt einer 17 Jahre währenden Freundschaft. Peter & Flo: Ja, ja, Freundschaft ... So siehst du das vielleicht. Rüde: Eine mediale Freundschaft. Sagen wir mal, eine Story, die man medial gut verarbeiten kann. Aber dieser Moment, als du dich angewidert zur Seite gedreht hast ... Flo: ... ich hab mich nicht angewidert zur Seite gedreht. Ich hab mir gedacht: „Mei, was is’n des für a Hopperl?“ Der Rüde war auch der erste, der schon nach einem Jahr geglaubt hat, dass das was Großes werden kann. Dafür Respekt! Aber das war’s dann. Gelächter. >> sportfreunde-stiller.de


92 curt // literatur

kein arsch frisst hose die „PULS“ LEsereihe Schreibtalente aufgepasst: Ab jetzt könnt ihr euch für die PULS Lesereihe bewerben. Schreibt einen Text zum diesjährigen Motto „Ein Tag am Yeah!“ und mit etwas Glück und Können nimmt euch PULS mit auf Literatur-Tour. Mit ordentlich Wumms ist PULS, das frisch gelaunchte Jugendradio des Bayerischen Rundfunks, im Mai gestartet. Und ordentlich Wumms hat auch das Motto der diesjährigen Lesereihe: „Ein Tag Yeah!“ Dazu werden jetzt Geschichten gesucht. Skurriles, Lustiges, Verqueres, mit Tragik und Humor. Alles ist erlaubt. Bis zum 1. August können sich junge Schreibbegeisterte aus ganz Bayern mit ihren Texten bewerben. Der besondere Clou: Die besten Autoren nimmt PULS im Oktober mit auf Lesereihe. Vom 21. bis 25. Oktober gastiert die PULS Lesereihe in Würzburg, Regensburg, Passau, München und Nürnberg. Neben Literatur gibt es da auch Musik von einer der vielversprechendsten deutschen Bands des Jahres: OK KID. Das Trio aus Gießen wird bei der Lesereihe aber nicht nur seine clevere Mischung aus Sprechgesang und feinem Indiepop präsentieren, sondern auch eine selbstgeschriebene Geschichte zum Motto der Tour. In der Auswahljury der PULS Lesereihe sitzt übrigens noch ein Bekannter aus dem deutschen Indiezirkus: Sterne-Sänger Frank Spilker hat gerade seinen Debütroman veröffentlicht und freut sich schon auf seine neue Aufgabe als Literaturkritiker. >> Teilnahmebedingungen und alle Infos gibt es auf deinpuls.de/lesereihe



94 curt // impressum

Die Redaktion – uuuh yeah!

Danke an Sandra Bayer von UUUH! für die krass-schlechten Porträts! >> uuuh-yeah.com


curt media gmbh Geschäftsführung Stefan Neukam. steff@curt.de GESTALTUNG UND cvd CURT MÜNCHEN Melanie Castillo. mel@curt.de TEXT online und Schlussredaktion Mirjam Karasek. mirjam@curt.de Druck Blank Paper, Printmedien Produktion. blank-paper.de Lektorat Mirjam Karasek. mirjam@curt.de

an dieser Ausgabe haben mitgewirkt: Mirjam Karasek, Melanie Castillo, Thomas Karpati, Christoph Brandt, Andreea Hula, Petra Kirzenberger, Sonja Pawlowa, Carina Neumann, Christin Büttner, Michael Dengler, Johannes Mairhofer, Achim Schmidt, Nadine Deckensattl, Bob Pfaffenzeller, Sergei Pavlov, Julia Fell, Julian Schöll, Nurin Khalil, Patricia Breu, Sebastian Klug, Oliver Armknecht, Margarita Sereda-Wildenauer, Veronica Burnuthian, Christina Herbert, Patrick Widmer, Birgit Andorf, Rachid Moulay, Arne Schuber und Sandra Bayer. Merci an Petra für die Bildbearbeitung! curt München erscheint 4 x im Jahr in einer Auflage von 10.000 Stück und liegt kostenlos aus. Das idealistische Projekt ist der Zusammenarbeit kreativer Köpfe zu verdanken – Journalisten, Grafiker, Illustratoren, Künstler und Fotografen, die mit Herzblut ein Stadtmagazin von München für München gestalten. Danke an alle Beteiligten! Du willst auch mitmachen? Dann meld dich bei uns! muenchen@curt.de

die curt-dealer der stadt Feierwerk // Südstadt // City Kino // Café Kosmos // Café am Hochhaus // Bergwolf // Trachtenvogl // Substanz // Backstage // Valentin Stüberl // Münchner Volkstheater // Muffatwerk // Deutsche POP Akademie // Glockenbachwerkstatt // Corleone // Zentraler Hochschulsport (ZHS) ...

die nächste ausgabe # 76 erscheint Herbst/Winter 2013

curt Magazin München curt Media GmbH Geschäftsführer: Stefan Neukam (ViSdP) Widenmayerstr. 38, 80538 München Tel. 089 - 520 306 81 // Fax 089 - 520 306 15 E-Mail muenchen@curt.de

curt Magazin Nürnberg Chefredaktion: Reinhard Lamprecht Bogenstr. 43, 90441 Nürnberg Tel. 0911 - 940 58 33 Fax 0911 - 80 15 317 E-Mail info@curt.de

Bis dahin sind wir online auf curt.de/muenchen für euch da und lassen nichts anbrennen. Termine, Konzertreviews, Theater, Rezensionen, Verlosungen und anderer geiler Kram!

facebook.com/curt.muenchen

Ein Nachdruck der Texte oder Fotos in curt – auch im Internet – ist nur mit schriftlicher Genehmigung gestattet. Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen.


96 curt // hinten raus

Hinten raus. von patrick widmer



curt Stadtmagazin m端nchen # 75 // Sommer 2013

curt Stadtmagazin m端nchen # 75 // Sommer 2013

Die bewegte Ausgabe


KINO, MOND & STERNE 06.06. - 08.09. auf der Seebühne/Westpark

PREMIERE Mo 08.07. Di 09.07. Mi 10.07. Do 11.07. Fr 28.06. Original-Version. Sa 29.06. So 30.06. Mo 01.07.

Django Unchained (OmU) Die Croods Celeste & Jesse Oblivion

Di 02.07. Original-Version. Mi 03.07. Do 04.07. Fr 05.07. Sa 06.07. So 07.07.

Searching for Sugar Man (OmU) Heiter bis wolkig Take This Waltz MGM Jubiläums-Filmnacht. Skyfall Liebe Vielleicht lieber morgen

Fr 12.07. Sa 13.07. So 14.07. Mo 15.07. Di 16.07. Mi 17.07. Do 18.07.

Argo Trans Bavaria The Sessions Wenn Worte berühren Hangover 3 Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger Benefiz. Madagascar 3 Silver Linings Zero Dark Thirty Original-Version. Reel Rock 7 (OmU) Before Midnight 3 Zimmer/Küche/Bad

KINO, MOND & STERNE - ALS APP Das weitere Programm für Juli, August & September steht im Moment noch nicht fest, aber mit der kostenlosen Kino, Mond & Sterne App bleibt ihr am Laufenden.

iOS App

Fr 19.07. Die Nacht im Wolfsrudel. Sa 20.07. So 21.07. AB 22.07.

EINTRITT: € 6,- bzw. Double Feature € 9,- im Vorverkauf zzgl. VVK-Gebühr. EINLASS: 20.00 Uhr. Start: Im Juni 21.40 Uhr und im Juli 21.20 Uhr. Vorstellungen finden bei jedem Wetter statt. KARTEN und alle INFOS im Internet. Kino, Mond & Sterne. Die besten Nächte des Jahres.

www.kino-mond-sterne.de

Hangover + Hangover 3 Green City Kurzfilmnacht. Das hält kein Jahr...! WEITERE TERMINE

Android App


www.gemeint-sind-wir-alle.de

HIER IST KEIN PLATZ FÜR NAZIS UND RASSISMUS!

Wir stehen für ein offenes, lebenswertes München. Ohne Gewalt, Angst und Einschüchterung!

ES TRIFFT EINZELNE, ABER GEMEINT SIND WIR ALLE!

Auch hier in München!

RassistInnen und Nazis treten immer offener und aggressiver auf. Tagtäglich werden Menschen von Nazis bedroht und angegriffen. Rassismus findet überall statt: In der Arbeit, in der Schule, in der Kneipe und auf der Straße.

HIER IST KEIN PLATZ FÜR NAZIS UND RASSISMUS!

WENN NAZIS MENSCHEN BELEIDIGEN UND ANGREIFEN.

SIND WIR ALLE

GEMEINT


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