Klimaänderung

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Chancen und Risiken der Klima채nderung

Risk Perception


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Inhalt Vorwort

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Wetter und Klima

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Klimarisiken und Klimachancen

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Was 채ndert sich, wenn sich das Klima 채ndert?

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Klima채nderung und Assekuranz

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Anhang: Quellenangaben

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Vorwort Als Swiss Re 1994 mit «Risiko Klima» ihre erste Publikation zur Klimaproblematik veröffentlichte, herrschte noch grosse Ungewissheit darüber, ob das globale Klima durch menschliche Eingriffe merklich beeinflusst werden kann. Heute ist die globale Erwärmung ein Faktum. Das Klima hat sich verändert: sichtbar, fühlbar, messbar. Und ein weiterer Anstieg der globalen Durchschnittstemperaturen ist nicht nur möglich, sondern sehr wahrscheinlich, wobei anthropogene Eingriffe in das natürliche Klimasystem eine wichtige, vielleicht die entscheidende Rolle spielen. Die Frage ist also nicht mehr, ob sich Klima ändert, sondern wie sich die stattfindende Klimaänderung auf unser Dasein auswirkt – und welche Konsequenzen wir daraus ziehen. Dabei dürfen wir uns nicht auf die offensichtlichen Gefahren extremer Wetterereignisse beschränken. Klimaänderung bedeutet nicht nur eine mögliche Zunahme von Extremwerten wie höhere Windgeschwindigkeiten oder ergiebigere Niederschläge. Klimawandel bedeutet vor allem eine Veränderung des durchschnittlichen, des «normalen» Wettergeschehens. Das hört sich harmlos an, und manche können davon offensichtlich profitieren. Für andere aber haben solche Klimaanomalien existenzbedrohende Folgen, die in der Summe die Dimensionen von Naturkatastrophen erreichen, wie der «Jahrhundertsommer» 1995 in England und Wales zeigte. Um solche Folgen von Klimaänderungen zu vermeiden, müssen zwei Strategien kombiniert werden: Erstens Klimaschutz-Politik, um zu verhindern, dass sich die globale Erwärmung so sehr beschleunigt, dass eine rechtzeitige Anpassung unmöglich wird. Zweitens müssen wir lernen, unsere technischen und sozioökonomischen Systeme der Klimaentwicklung nicht mehr nur reaktiv nachzuführen, sondern sie vorausschauend auf veränderliche Klimazustände einzustellen. Zur Klimaschutz-Politik kann der Einzelne nur einen geringen Beitrag leisten, weil Politik Aufgabe der Regierungen und der Staatengemeinschaft ist. Die Anpassung an verändertes Wettergeschehen muss hingegen von den Betroffenen selbst geleistet werden. Wer aber ist von Klimaänderungen betroffen? Alle sind betroffen. Eine Klimaänderung – eine Änderung des durchschnittlichen Wettergeschehens – kann im Einzelfall zwar sowohl positive wie auch negative Auswirkungen haben, nie aber ohne Folgen bleiben. Weil alle Lebensbereiche durch das Wettergeschehen beeinflusst werden, wirken sich Klimaänderungen auf alles und jeden aus. Die entscheidende Frage ist also auch hier nicht, ob wir uns anpassen müssen, sondern woran, wie und wann. Hier will die vorliegende Publikation Denkanstösse geben. Sie zeigt, wie Prognosen der Klimaforschung auf die Praxis heruntergebrochen werden können, um die konkreten Auswirkungen von Klimaänderungen sichtbar zu machen. Beschleunigt sich die Klimaänderung und passen wir uns ihr nicht rechtzeitig an, verlieren wir alle an Sicherheit und Wohlstand. Das ist das Risiko. Lernen wir, mit den natürlichen Ressourcen verantwortungsvoll umzugehen und uns dem steten Wechsel der entscheidenden Faktoren frühzeitig und intelligent anzupassen, können wir global Sicherheit und Wohlstand erhalten, ja steigern. Das ist die Chance der Klimaänderung.

Bruno Porro Chief Risk Officer, Swiss Re

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Anpassung an Klimaanomalien: K체nstlich angelegte Loipe in den Schweizer Alpen w채hrend des schneearmen Winters 2001/02.


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Wetter und Klima Die öffentliche Diskussion reduziert das Thema Klimaänderung gerne auf einfache Fragen: «Wie stark ist die Klimaerwärmung, wie schlimm ist sie und wer hat schuld daran?» 1 Solche Fragestellungen setzen implizit eine Kausalbeziehung nach dem Muster Verursacher-Ursache-Schaden voraus, woraus folgen würde, dass die drohenden Schäden einfach abzuwenden wären, wenn die Verursacher daran gehindert würden, die Ursachen zu setzen. Tatsächlich ist es jedoch allein schon aus methodischen Gründen unmöglich, einen monokausalen Zusammenhang zwischen beispielsweise dem Anstieg der globalen Jahresmitteltemperatur einerseits und wetterbedingten Schäden anderseits nachzuweisen, geschweige denn zu quantifizieren. Wenn, um nur ein Beispiel zu nennen, die Sturmschäden in einer bestimmten Region zunehmen, bedeutet dies nicht zwingend, es gebe mehr oder stärkere Stürme. Wenigstens ist dies nach den bisherigen Wetterbeobachtungen nirgendwo auf der Erde der Fall 2. Der Schadenzuwachs kann allein mit steigender Besiedlungsdichte und Wertkonzentration erklärt werden. Selbst wenn Intensität beziehungsweise Häufigkeit der Stürme in Zukunft nachweislich zunehmen würden, was bei einer weiteren Erwärmung der Erdatmosphäre für einzelne Regionen wahrscheinlich ist 3, wäre trotzdem nicht zweifelsfrei zu klären, in welchem Masse diese Steigerung dann Folge der globalen Erwärmung oder anderer Klimafaktoren ist. Und wenn dies dennoch gelänge, bliebe immer noch offen, in welchem Masse die Schadenzuwächse natürlichen oder anthropogenen Klimafaktoren oder aber den genannten sozialen Faktoren zuzurechnen sind und wer dafür zur Rechenschaft zu ziehen ist. Unnatürliches Wetter gibt es nicht

Das Wettergeschehen folgt nicht einfachen, linearen Ursachen-Wirkungs-Beziehungen. Es wird von einem komplexen System hervorgebracht, in dem viele verschiedene Faktoren so zusammenwirken, dass bereits kleine Änderungen auf der Ursachenseite unvorhersehbare Ausschläge auf der Wirkungsseite hervorrufen können. Das macht es unmöglich, das Auftreten einzelner Wetterphänomene mit einer einzigen Ursache zu erklären. Daraus darf jedoch nicht der Schluss gezogen werden, eine Beeinflussung dieser Wettermaschine durch den Menschen sei harmlos. Jede Veränderung der natürlichen Rahmenbedingungen – zu denen auch die Wetterprozesse zählen – ist mit Risiken verbunden. Falsch oder zumindest unerfüllbar ist jedoch die Erwartung, es lasse sich herausfinden, zu welchem Grad ein einzelnes Wetterereignis natürlich beziehungsweise menschgemacht ist. Unnatürliches Wetter gibt es nicht.

Wetter besteht aus realen Phänomenen, Klima ist ein mathematisches Artefakt

Wetter und Klima sind zwei grundverschiedene Dinge. Wetter besteht aus realen Phänomenen, die wir sinnlich wahrnehmen und teilweise exakt messen können: Hitze, Wärme, Feuchte, Windbewegungen, Blitze, Regenbögen, Nebel, Wolken, Polarlichter, Schnee, Hagel und viele Wettererscheinungen mehr. Klima besteht aus Zahlen. Deshalb ist Klima weder sinnlich wahrnehmbar noch im eigentlichen Sinne messbar. Es ist «ein mathematisches Artefakt, das in der Realität nicht vorkommt» 4. Wetter und Klima haben so viel oder so wenig miteinander zu tun wie das Handeln auf einem Marktplatz mit den Konjunkturdaten einer Volkswirtschaft.

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Wetter und Klima

Klima ist Buchhaltung über Wetter

Grafik 1 Abweichung der Jahresmitteltemperaturen ausgehend vom Durchschnitt der Periode 1961 bis 1990: Die rote Kurve zeigt Thermometer-Werte, die blaue rekonstruierte Daten aus der Untersuchung von Jahresringen an Bäumen, Korallen, Eis und aus historischen Aufzeichnungen. Die graue Fläche zeigt die Schwankungsbreite der gemittelten Daten. (Quelle: IPCC).

Klima ist Buchhaltung über Wettergeschehen. Da sich das Wetter binnen Minuten verändern kann, liefern kontinuierliche Messungen eine unhandlich grosse Datenmenge. Würden an einer Wetterstation nur schon stündlich Temperatur, relative Feuchtigkeit, Luftdruck, Windgeschwindigkeit und Niederschlag abgelesen, ergäbe dies in einem für Klimaaussagen relevanten Zeitraum von 30 Jahren mehr als 1,3 Millionen einzelner Messwerte. Es ist daher nahe liegend, diese Datenflut durch weniger häufige Messungen und Mittelwertsbildung zu verringern. Viele Wetterstationen lesen die Lufttemperatur lediglich viermal täglich ab und errechnen daraus die Tagesmitteltemperaturen, die dann zu Monats- und diese wiederum zu Jahresmitteln zusammengefasst werden: Klima ist durchschnittliches Wetter.

°C

Nördliche Hemisphäre

0.5

0.0

-0.5

-1.0

1000

1200

1400

1600

1800

2000

Jahr

Wetter ändert sich ständig, Klima allmählich

In dieser Mittelwertsbildung gehen kurzzeitige Schwankungen und viele Extremwerte zwangsläufig unter. Zwei genau gleiche Jahresmitteltemperaturen sind nicht gleichbedeutend mit zwei identischen Wetterabläufen. Im einen Jahr mag der Winter mild und der Sommer kühl gewesen sein, im anderen hingegen folgte einem extrem kalten Winter ein ungewöhnlich heisser Sommer. Und hinter zwei genau gleich hohen Jahresniederschlägen verbergen sich oft ganz unterschiedliche Ereignisse. Im einen Jahr regnete es jeden Monat etwas. Im anderen herrschte monatelange Trockenheit, der dann ein sintflutartiger Regen mit verheerenden Überschwemmungen folgte: Wetter verändert sich ständig, Klima allmählich.

Nicht Klima macht Wetter, Wetter macht Klima

Umgekehrt gilt, dass von Klima nicht direkt auf das zu erwartende Wettergeschehen geschlossen werden kann. Dass auf Teneriffa in den Sommermonaten im langjährigen Mittel nur etwa 3 mm Niederschlag fallen, garantiert keine regenfreien Ferien. Sie sind lediglich wahrscheinlicher als im indischen Cherrapunji, das mit durchschnittlich 2922 mm Regen im Juni – knapp 3000 Liter Wasser pro Quadratmeter – die weltweit höchsten Niederschlagswerte verzeichnet. Nicht das Klima macht das Wetter, sondern aus durchschnittlichem Wetter ergibt sich Klima.

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Das Klima eines Ortes zeigt den Rahmen, in dem sich das Wetter üblicherweise abspielt. Etwa so, wie die Bilanz eines Unternehmens etwas über dessen Grössenordnung und Vermögensverhältnisse und damit auch über die mögliche zukünftige Entwicklung aussagt. Klimate und Bilanzen sind jedoch keine Vorhersagen. Dazu braucht es wesentlich mehr als eine rein statistische Beobachtung der Vergangenheit, nämlich eine möglichst genaue Kenntnis der Wirkungsmechanismen. Die Meteorologie ist die Lehre von der Physik der Atmosphäre; sie untersucht die Ursachen der Wetterprozesse. Die – klassische – Klimatologie misst die räumliche und zeitliche Verteilung von einzelnen Ergebnissen dieser Wetterprozesse und kommt damit zu Schlussfolgerungen wie: Hurrikane treten mit höchster Wahrscheinlichkeit im Sommer und Herbst auf und biegen in der Regel auf ihrem zunächst westwärts gerichteten Weg über den Atlantik so frühzeitig nach Norden ab, dass sie an der amerikanischen Ostküste nur selten gravierende Schäden anrichten. Ob das immer so ist, wann sich der nächste Hurrikan bildet und welchen Pfad er nehmen wird, ist aus diesen Beobachtungen nicht zu ersehen. Statistik sagt nie, warum etwas geschieht. Deshalb ist eine Aufgabe der Meteorologie, ein möglichst genaues Verständnis der physikalischen Prozesse tropischer Wirbelstürme zu erarbeiten. Zum Beispiel, dass sie sich nur über mindestens 26 Grad Celsius warmem Meerwasser bilden können und dass ihre Zugbahnen von der Erdrotation sowie grossräumigen Temperatur- und Luftdruckunterschieden bestimmt werden. Dank diesem gesicherten Wissen können die Pfade, wenn auch nur einige Stunden im Voraus, genügend präzise berechnet werden, um Küstenregionen rechtzeitig vor dem Landfall zu evakuieren – wodurch bereits Millionen Menschenleben gerettet wurden. Moderne Wettervorhersagen basieren also nicht etwa auf statistischen Beobachtungen, sondern auf einem – wenn auch begrenzten – Verständnis der physikalischen Zusammenhänge. Genau dies ist der Unterschied zwischen naturwissenschaftlicher Wettervorhersage und so genannten Bauernregeln, die nichts anderes sind als Statistik in Reimform. Klima folgt natürlichen Mechanismen, nicht der Statistik

Oft wird der Versuch unternommen, aus der statistischen Beobachtung der Vergangenheit das zukünftige Klima zu deuten. Sei es, indem die einen die nachweisliche Erwärmung der letzten Jahrzehnte gedanklich zum Hitzekollaps der Erde extrapolieren, oder indem andere damit zu beruhigen versuchen, dass bisher noch jeder Warmphase eine Abkühlung gefolgt sei und dies folglich auch künftig so sein werde. Solche Fehlschlüsse könnten ebenso fatale Konsequenzen haben, wie wenn eine Küstenregion trotz eines herannahenden Wirbelsturms nur deshalb nicht evakuiert würde, weil diese Region bislang noch nie von einem Wirbelsturm heimgesucht wurde. Das Wetter folgt natürlichen Mechanismen, nicht der Statistik. Statistiken sind ein wertvolles mathematisches Hilfsmittel, um herauszufinden, wo es sich lohnt, nach Ursachen-Wirkungs-Zusammenhängen zu forschen. Die Beobachtung, dass tropische Wirbelstürme offenbar nie im Winter auftreten, initiierte die gezielte Suche nach den – heute bekannten – Voraussetzungen für das Entstehen solcher Wetterungetüme. Aber es ist und bleibt ein bedeutsamer Unterschied, ob nur die Regelmässigkeit oder auch die Regel selbst erkannt wird.

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Wetter und Klima

Rein statistische Klimabeobachtungen ergeben keine zuverlässigen Prognosen

Solange diese Regeln, die Ursachen-Wirkungs-Beziehungen, nicht bekannt sind, gibt es keine Gewissheit, ob sich das System in Zukunft genau gleich verhalten wird wie bislang beobachtet. Denn wir wissen dann nur, wie sich das System verhält, nicht aber, warum das so ist. Folglich können wir nicht beurteilen, ob die Ursachen für das bisherige Verhalten bestehen bleiben oder sich verändern werden. Statistische Beobachtungen allein erlauben keine Vorhersagen der Klimaentwicklung – weder in die eine noch in die andere Richtung.

Treibhauseffekt

Vorhersagen basieren auf erkannten Ursachen-Wirkungs-Beziehungen. Das gilt beispielsweise für die Tatsache, dass Treibhausgase wie Kohlendioxid kurzwelliges Sonnenlicht ungehindert passieren lassen, einen Teil der langwelligen Wärmestrahlung der Erde jedoch absorbieren, was zu einer Erwärmung der Atmosphäre führt. Daraus folgt hypothetisch: Eine Konzentrationserhöhung solcher Treibhausgase in der Atmosphäre bewirkt eine Verstärkung des natürlichen Treibhauseffektes und damit eine globale Erwärmung. Für das richtige Verständnis der Klimaproblematik ist dieser qualitative Unterschied zwischen statistischer Beobachtung einerseits und Ursachen-Wirkungs-Beziehungen andererseits von zentraler Bedeutung: Die moderne Klimatologie sagt nicht, dass sich das Klima verändert habe und sich als Folge davon das Wettergeschehen verändern werde. Sie sagt genau umgekehrt: Die Chemie der Atmosphäre wurde verändert. Dies wird zu einem veränderten Wettergeschehen führen. Und dies wird sich in einer Klimaänderung niederschlagen.

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5 Temperaturänderung in °C

Grafik 2 Mögliche Temperaturentwicklung bis Ende unseres Jahrhunderts: Die grosse Schwankungsbreite ergibt sich aus verschiedenen Klimamodellen und unterschiedlichen Annahmen über die zukünftige Emission anthropogener Treibhausgase. (Quelle: IPCC).

4

3

2

1

0 2000

2020

2040

2060

2080

2100

Jahr

Klimamodelle sind Experimentierfelder

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Um (solche) Hypothesen zu beweisen oder zu widerlegen, braucht es Experimente. Weil sich die komplexe globale Wettermaschine dazu nicht im verkleinerten Massstab nachbauen lässt, müssen die erforderlichen Versuche im Computer an Klimamodellen durchgeführt werden: mathematische Abbildungen atmosphärischer Prozesse, mittels deren sich untersuchen lässt, wie sich die Veränderung einzelner Parameter – beispielsweise der atmosphärische Kohlendioxidgehalt – auf andere Grössen – beispielsweise die Jahresmitteltemperatur – auswirkt. Werden im Experiment historische Zeiträume simuliert und das Resultat mit den tatsächlichen Klimadaten dieses Zeitraums verglichen, zeigt sich deutlich, wie zuverlässig das Modell die realen Prozesse widergibt. Klimamodelle dienen also nicht primär dem Erstellen von Prognosen, sondern dazu, Ursachen-Wirkungs-Zusammenhänge zu erkennen.


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Das unten stehende Diagramm illustriert eindrücklich, dass die heutigen Klimamodelle die Wirkungen sowohl der natürlichen wie auch der anthropogenen Klimafaktoren treffend reproduzieren. Dies – und nur dies – berechtigt zu der Behauptung: Je höher die Treibhausgas-Konzentrationen, desto stärker der Treibhauseffekt, desto wärmer die Atmosphäre.

1.0 Modell Beobachtung Temperaturanomalien (°C)

Grafik 3 Die graue Fläche zeigt, wie die heute verfügbaren Klimamodelle das Klima seit 1850 voraussagen würden: weitgehend in Übereinstimmung mit der tatsächlichen Entwicklung. (Quelle: IPCC).

0.5

0.0

-0.5

-1.0 1850

1900

1950

2000

Jahr

Atmosphäre Lufthülle der Erde

Biosphäre Mensch Hydrosphäre Tiere – Meere Pflanzen – Gewässer – Grundwasser – Wasserdampf der Atmosphäre – Eis

Lithosphäre Erdkruste

Klimadaten fehlerhaft? Welche Rolle spielt die Sonne?

Dennoch bleibt die Entwicklung des Klimas bis zu einem gewissen Grad ungewiss. Die Treibhausgase sind ein zwar gewichtiger, nicht aber der einzige Klimafaktor. Am Wettergeschehen sind viele verschiedene Sphären (Atmosphäre, Hydrosphäre, Lithosphäre, Biosphäre) beteiligt, die sich über kurz oder lang allesamt mehr oder weniger stark verändern. Sei es periodisch, zum Beispiel durch Prozesse auf der Sonne, oder dauerhaft, wie in Form der Kontinentaldrift. Zudem stehen viele der am Wettergeschehen beteiligten Elemente in komplexen Wechselbeziehungen. Sie können sich in ihren Wirkungen in einer noch nicht vollständig verstandenen Weise gegenseitig verstärken oder abschwächen. Manche Faktoren treten ausserdem nur zeitweilig in Erscheinung. Vulkanausbrüche beispielsweise setzen Sulfatteilchen frei, die eine plötzliche und massive globale Abkühlung bewirken – allerdings nur vorübergehend. In der Summe ergibt sich aus all diesen Unstetigkeiten eine so hohe Variabilität, dass sich die Erdatmosphäre noch schneller und stärker erwärmen könnte als bislang befürchtet. Oder sich stattdessen abkühlt – was, zumindest theoretisch, ebenfalls möglich ist. Neben der Treibhausgas-Hypothese gibt es noch weitere, ebenfalls wissenschaftlich fundierte Erklärungsversuche für den beobachteten Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur. Sie reichen von einer grundlegenden Kritik an der Verlässlichkeit historischer Temperaturaufzeichnungen – und demzufolge an ihrer Vergleichbarkeit mit den heutigen Daten – bis zu teils völlig neuen Thesen über Sonnenzyklen: Danach schwankt die Energieabstrahlung der Sonne weit ausgeprägter als bislang angenommen, was auf der Erde zu einem schnellen Wechsel zwischen kalten und warmen Perioden führen könne. Welche Annahmen richtig sind, wird allein die weitere Forschung zeigen. Bis dahin ist die verbleibende Ungewissheit ein wesentlicher Teil, wenn nicht sogar der eigentliche Kern des Problems.

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Wetter und Klima

Zusammenfassung

Fassen wir die Gewissheiten und Ungewissheiten zusammen: Klima ist durchschnittliches Wetter. Klimaänderung bedeutet, dass sich das durchschnittliche Wetter verändert. Die Hypothese über die globale Erwärmung gründet nicht auf statistischen Klimabeobachtungen, sondern auf naturwissenschaftlich fundierten Annahmen über die Ursachen-Wirkungs-Beziehungen zwischen Treibhausgasen und Wärmebilanz der Erde. Dennoch wissen wir nicht genau, wie sich das Klima verändert. Die temperaturerhöhende Wirkung anthropogener Treibhausgase kann durch die Variabilität natürlicher Klimafaktoren unvorhersehbar verstärkt, ausgeglichen oder – für eine gewisse Zeit – sogar überkompensiert werden. Aber wir wissen, dass sich Klima jedenfalls verändern muss, weil sich die wettermachenden Faktoren verändert haben und sich weiter verändern werden. Wir wissen zwar nicht genau, welchen Anteil der Mensch an bisherigen und zukünftigen Klimaveränderungen hat, wohl aber, dass wir das Wettergeschehen beeinflussen. Viele unserer Aktivitäten bestehen ja genau darin, unsere Lebensräume und damit auch die wetterbestimmenden Sphären zu verändern; sei es nun mit Vorsatz oder als unbeabsichtigte Nebenwirkung. Wo durch Rodung landwirtschaftliche Anbaufläche gewonnen wurde, findet sich selbstredend kein Waldklima mehr. Und wenn wir die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre verändern, kann dies nicht ohne Auswirkung auf die darin ablaufenden physikalischen Prozesse bleiben.

Wie sich die Klimaänderung auf den Menschen auswirkt, wissen wir allein schon deshalb nicht, weil dazu Gewissheit über Richtung und Ausmass der zukünftigen Klimaentwicklung bestehen müsste. Aber wir wissen nur zu gut, dass sich Klimaänderungen auswirken. Weshalb sonst versuchen wir, uns durch mannigfache Lebensformen, Wirtschaftsweisen und Techniken an die unterschiedlichen Klimate unserer Erde anzupassen? Wir haben es mit zwei grundsätzlich verschiedenen Risiken zu tun. Erstens mit all jenen Risiken, die sich aus der Variabilität des Klimas an sich ergeben. Zweitens mit den speziellen Risiken, die aus der Beeinflussung des Klimas durch den Menschen resultieren. Unterschiedliche Risiken verlangen unterschiedliche Bewältigungsstrategien: Wetterschutz und Klimaschutz. Wetterschutz

Weil es unmöglich ist, ein konstantes Klima zu schaffen, sind Variabilitäts-Risiken nur durch eine möglichst optimale Anpassung unserer sozioökonomischen und technischen Systeme an das zu erwartende Wettergeschehen zu bewältigen. Das ist Wetterschutz.

Klimaschutz

Risiken der anthropogenen Klimabeeinflussung sind hingegen am effektivsten durch Reduktion menschlicher Eingriffe in das natürliche Klimasystem zu bewältigen. Das ist Klimaschutz. Auch noch so guter Klimaschutz kann den Wetterschutz nicht ersetzen. Umgekehrt kann Klimaschutz nicht durch Optimierung des Wetterschutzes überflüssig gemacht werden. Denn natürlich besteht zwischen den beiden Risikokomplexen ein entscheidender Zusammenhang: Es besteht die Gefahr, dass natürliche Klimaänderungen durch anthropogene Eingriffe so sehr beschleunigt und verstärkt werden, dass wir unsere Systeme gar nicht mehr rechtzeitig anpassen können. Der Mensch kann sich selbst in diese Klimakatastrophe führen. Er kann sie aber auch abwenden, weil er lern- und anpassungsfähig ist.

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Anpassung an extreme Wetterbedingungen: Polarforscher im «ewigen Eis».

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Klimarisiken und Klimachancen Risiko ist möglicher Verlust. Chance ist möglicher Gewinn. Klima ist durchschnittliches Wettergeschehen. Folglich können wir unter Klimarisiken eine mögliche Zunahme der durchschnittlichen wetterbedingten Schäden und Verluste verstehen. Analog bestehen Klimachancen in der möglichen Zunahme des durchschnittlichen wetterbedingten materiellen oder emotionalen Gewinns. Wer nur darauf spekuliert, eher zu den Gewinnern zu zählen, überlässt sein Schicksal dem Zufall. Wer systematisch mehr gewinnen als verlieren will, muss sich bewusst mit den Risiken und Chancen auseinander setzen: erkennen, worin mögliche wetterbedingte Verluste und Gewinne bestehen und wie die Wirkungen des Wettergeschehens günstig beeinflusst werden können. Auch geringfügige Abweichungen vom bisherigen Wettergeschehen können weitreichende Folgen haben

Dabei geht es um weit mehr als nur um die Frage, ob Extremwetterereignisse wie Orkane oder Wirbelstürme an Häufigkeit und Intensität zu- oder abnehmen werden. Eine Häufung von Naturkatastrophen ist – schlimm genug – eine nur mögliche Folge von Klimaänderungen. Sicher ist hingegen, dass sich das «normale» Wettergeschehen verändern wird, weil Klimaänderung als «Änderung des durchschnittlichen Wettergeschehens» definiert ist: ein paar Regentage pro Jahr weniger, etwas seltener Frost, etwas häufiger besonders warme Tage. Das hört sich harmlos an, ist es aber nicht, wie das folgende Fallbeispiel zeigt:

Fallbeispiel Sommer 1995 in England und Wales

Von November 1994 bis Oktober 1995 erlebten England und Wales eine ungewöhnliche Warmperiode. Die Durchschnittstemperatur dieses Zeitraums lag 1,5 Grad Celsius, die der Monate Juli und August sogar drei Grad Celsius über dem Mittel der Jahre 1961 bis 1990. Einer Studie von Jean P. Palutikof 5 zufolge stieg die Sterblichkeitsrate im Juli und August 1995 hitzebedingt um fünf Prozent an, lag aber für die gesamte Periode wegen des milden Winters deutlich niedriger als im langjährigen Durchschnitt. Palutikof rechnet, dass eine Erwärmung der Jahresmitteltemperatur um ein Grad Celsius die Gesamtsterblichkeit in England und Wales um 7000 Todesfälle pro Jahr reduziert. Die Getreideernte 1995 fiel je nach Bodenbeschaffenheit und anderen Faktoren teils überdurchschnittlich gut aus, teils gab es beträchtliche Ernteausfälle. Besonders hart getroffen wurden Viehwirtschaft und Forellenzucht. Unter dem Strich erlitt der Agrarsektor durch diese Klimaanomalie Verluste von 180 Millionen britischen Pfund. Der Konsum an Erdgas und Elektrizität ging wegen des verringerten Heizaufwands deutlich zurück. Lediglich im Sommer stieg der Stromverbrauch wegen erhöhten Kühlbedarfs leicht an: Die Nettoverluste der Energiewirtschaft – oder aus Sicht der Verbraucher: die Einsparungen – summierten sich auf 355 Millionen britische Pfund. Zu den Gewinnern zählte die Getränkeindustrie mit einem Mehrumsatz von rund 130 Millionen Pfund. Der Bekleidungseinzelhandel erlitt indessen Einbussen von mehr als 380 Millionen Pfund. Und der Versicherungswirtschaft entstanden zusätzliche Belastungen in der Grössenordnung von 350 Millionen Pfund durch Gebäudeschäden wegen trockenheitsbedingter Bodenabsenkungen.

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Klimaanomalie: Markante Abweichung vom bisherigen Wettergeschehen

Solche – bislang noch seltenen Studien – zeigen deutlich: Bereits unspektakuläre Klimaanomalien, die von der Allgemeinheit als zwar «ungewöhnliches», jedoch keineswegs «katastrophales» Wettergeschehen wahrgenommen werden, können Schadenausmasse erreichen, wie wir sie sonst nur von Naturkatastrophen kennen. Die Verluste und Schäden des warmen Sommers 1995 im Vereinigten Königreich summierten sich immerhin auf mehr als 1,5 Milliarden Pfund. Und der ungewöhnlich warme Sommer im Norden Deutschlands im Jahr 1992 brachte Ernteausfälle von zu damaligen Preisen gerechnet rund 4 Milliarden Deutschen Mark; zur Abwendung existenzbedrohender Auswirkungen mussten staatlicherseits über 2 Milliarden Deutsche Mark aufgewendet werden.6 Trotzdem wertete die Öffentlichkeit beide Ereignisse nicht als Katastrophen: 70 Prozent von 1800 Befragten in Norddeutschland empfanden den «Jahrhundertsommer» 1992 vielmehr als «gesundheitlich vorteilhaft»7.

Klimaanomalien können sich je nach System positiv oder negativ auswirken

Dass die Folgen «extremer» Wetterereignisse ungeachtet der tatsächlichen Folgen viel eher katastrophal erscheinen als die nur «aussergewöhnlicher» Wetterepisoden, dürfte primär auf die im wahrsten Sinne des Wortes unterschiedlichen Schadenbilder zurückzuführen sein: Extremwetter richten schlagartig massive Schäden eindeutiger Ursache an, die von den Medien einem Millionenpublikum zugänglich gemacht werden und denen wir uns kaum entziehen können. Deshalb nimmt die breite Öffentlichkeit Extremwetter als bedrohliche Ereignisse wahr, denen nichts Positives abzugewinnen ist. Klimaanomalien wirken sich hingegen je nach System sehr unterschiedlich aus, denn nicht alle leiden unter einem «besonders warmen Sommer», viele profitieren sogar davon oder fühlen sich zumindest wohl. Zudem sind viele Auswirkungen solcher Anomalien schwierig zu fassen, weil sich das Geschehen meist im Privaten, Verborgenen, hinter verschlossenen Türen abspielt: Abends, wenn der Einzelhändler seine Abrechnung macht, Monate später, wenn dem Bauern im Winter das Geld ausgeht, weil das Futter für die Tiere wegen der Missernte im Herbst zu teuer geworden ist. Solche Schadenbilder sieht nur, wer selbst betroffen ist oder, wie Palutikof, bewusst nach ihnen sucht. Und dann werden entweder konkrete Einzelfälle mit geringer gesamtgesellschaftlicher Relevanz betrachtet. Oder aber die Folgen präsentieren sich in Form anonymer Zahlen, welche die dahinter stehenden Einzelschicksale bestenfalls noch andeuten: «Erhöhung der Sterblichkeitsrate um 5 Prozent» und «staatliche Nothilfen von 2 Milliarden Deutschen Mark» sind zwar statistisch signifikante Signale, aber keine eindrücklichen Schadenbilder.

Normales Wetter kann sich nur zu anormalem Wetter verändern

Folgerichtig ist eine «mögliche Häufigkeitszunahme von Extremwetterereignissen» selbsterklärend alarmierend – und sei es nur, weil «Extremes» intuitiv mit gefährlich assoziiert wird. «Veränderung des durchschnittlichen Wettergeschehens» klingt demgegenüber harmlos, weil «Durchschnitt» an Normalität erinnert. Nur wird dabei übersehen: Normales Wetter kann sich – gleich in welche Richtung – nur zu anormalem Wetter verändern.

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Klimarisiken und Klimachancen

Die Klimatologie definiert als Klimaanomalie «eine markante Abweichung eines einzelnen Wertes in einer Zeitreihe von einem Durchschnittswert oder von einem Trend»8. Aus Sicht der Praxis können Anomalien ganz einfach als untypisches, ungewöhnliches, aussergewöhnliches Wettergeschehen verstanden werden, das aufgrund der bisherigen Erfahrungen so nicht zu erwarten war; wenigstens nicht an diesem Ort und zur gegebenen Jahreszeit. Als normal bezeichnen wir diese «Wettererfahrung», weil sie tatsächlich wie eine Norm als Basis für schier unendlich viele Entscheidungen und Massnahmen in allen Lebensbereichen dient: Saisonzeiten der Tourismusbranche, Saatzeiten in der Landwirtschaft, Vorratshaltung für den Winter, Temperaturbelastbarkeit von Strassen, Kapazitäten von Wasserversorgungssystemen, gesetzliche Vorschriften über die jahreszeitlich begrenzte Zulassung von Spikereifen, Terminwahl für sportliche Grossveranstaltungen, Leistungsgrenzen von Kühlhäusern – und so weiter. Verändert sich das Klima, treten immer häufiger Anomalien auf: Wettergeschehen, an das sich der Mensch nicht angepasst hat, weil er es nicht erwartet hat. Das kann im Einzelfall positiv oder negativ sein, bleibt aber keinesfalls folgenlos. Anormales Wetter wird durch Anpassung normalisiert

Während Extremwetter – etwas salopp formuliert – immer zur falschen Zeit am falschen Ort auftreten und die Anpassung deshalb darin besteht, sich generell so gut als machbar gegen die Naturgewalten zu schützen, sind Klimaanomalien nur so lange anormal, bis sich die Systeme angepasst haben. Einfach gesagt: Normal ist das Wetter, das wir aufgrund der bisherigen Wettererfahrung erfahren und an das wir uns – auf welche Weise und wie erfolgreich auch immer – angepasst haben.

Klimaanpassung ist Anpassung an erwartetes zukünftiges Wettergeschehen

Dass der Mensch in der Lage ist, sich erfolgreich an unterschiedlichste Klimate anzupassen respektive sich gegen extreme Naturgewalten zu schützen, steht ausser Zweifel. Dies ist aber auch gar nicht der entscheidende Punkt. Das Problem ist, dass wir uns zwangsläufig an das bisherige durchschnittliche Wettergeschehen anpassen und nicht an das zukünftige, weil wir dieses nicht – oder zumindest nicht genau – kennen. Bislang vertrauten wir darauf, dass das zukünftige Klima wenigstens ungefähr den bisherigen Wettererfahrungen entspricht. Nun aber ist dieses Vertrauen in seinen Grundfesten erschüttert, weil kein Zweifel mehr daran besteht, dass sich das Klima verändert und weiter verändern wird. Auf der praktischen Ebene stellt sich damit nicht mehr nur die Frage, wie sich anpassen, sondern auch und immer drängender: Woran anpassen? Und wann damit beginnen?

Woran anpassen? Wann anpassen? Wie anpassen?

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Wann, zum Beispiel, soll der Bauer zur gegen Trockenheit resistenten Getreidesorte wechseln? Wann sollen die Strassen mit stärker hitzebelastbaren Belägen versehen werden? Wann soll eine Skiarena aufgegeben werden, der Versicherer die Verträge an die veränderten klimatischen Bedingungen anpassen, der Getränkehersteller die Produktionskapazitäten erweitern? Und wann, um nur noch ein weiteres Beispiel zu nennen, ist es an der Zeit, Milliarden in die Erhöhung der Schutzdeiche einer Hafenstadt zu investieren: Wenn der Meeresspiegel steigen könnte, wenn er zu steigen beginnt, wenn er gestiegen ist – oder wenn eine Sturmflut erstmals überdurchschnittlich viele Opfer gefordert hat?


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Solange nicht sicher vorherzusagen ist, was geschehen wird, kann es auf solche Fragen keine allgemein gültigen Antworten geben. Was wann zu tun richtig oder falsch ist, muss im Einzelfall entschieden werden und ist dann immer auch eine Frage des Sicherheitsbedürfnisses beziehungsweise der Risikobereitschaft sowie der ökonomischen Möglichkeiten und Prioritäten der betroffenen Menschen. Wahrscheinlichkeit als Mass für den Anpassungsaufwand

Trotzdem wäre es in jedem Fall falsch, mögliche Entwicklungen allein deshalb völlig ausser Acht zu lassen, weil sie als wenig wahrscheinlich eingestuft werden – oder als nicht genügend wahrscheinlich, um sich mit ihren möglichen Folgen auseinander setzen zu müssen. Wahrscheinlichkeit sollte generell kein Kriterium dafür sein, ob wir uns auf ein Ereignis vorbereiten oder nicht, sondern dafür, wie wir dies tun. Anstatt also zu fragen, welche Klimaentwicklung nach aktuellem Forschungsstand die wahrscheinlichste ist, um uns dann auf genau diese einzustellen, sollten wir uns grundsätzlich an alle möglichen Entwicklungen anpassen, dies dann aber je nach deren Wahrscheinlichkeit mit unterschiedlichem Aufwand.

Beispiel flexibler Hochwasserschutz

Beispiel Hochwasserschutz: Wie hoch sollen die Schutzdämme sein? Ausreichend für ein 100-jährliches Ereignis? Oder soll der Schutz bis zum 200-jährlichen Ereignis reichen? Wie auch immer die Entscheidung ausfällt: Ändert sich das Klima, können plötzlich häufiger Überschwemmungen auftreten als erwartet. Moderner Hochwasserschutz trifft deshalb für Ereignisse unterschiedlicher Wahrscheinlichkeit unterschiedliche Massnahmen: Für den seltenen Fall, dass die vorhandenen Dämme nicht ausreichen, werden zum Beispiel die Lärmschutzwände einer Autobahn im Flusstal so gestaltet, dass sich die Strasse als Entlastungskanal nutzen lässt. Für den noch selteneren Fall, dass auch dies nicht ausreicht, werden Freizeitanlagen, Sportanlagen und ähnliche Flächen als Rückhaltebecken gestaltet, so dass sie zur Not geflutet werden können. Und für den noch selteneren Fall wird präventiv entschieden, welche Siedlungsflächen gegebenenfalls zuerst geopfert werden sollen, um den Gesamtschaden möglichst gering zu halten. Auch auf diese Weise wird kein absolut sicherer Schutz erreicht, aber der Schaden wird kontrollierbar, klimatisch bedingte Überraschungen bewältigbar.

Klimavariabilität Prognostik Anpassungsflexibilität

Wann und auf welche Weise wir uns an Klimaänderungen anpassen müssen, um eine Zunahme wetterbedingter Schäden und Verluste zu vermeiden, hängt davon ab, wie schnell oder abrupt sich Klima verändern kann, wie zuverlässig diese Entwicklung vorherzusagen ist und wie schnell sich das System auf die veränderten Klimabedingungen einzustellen vermag: Klimavariabilität, Prognostik und Anpassungsflexibilität sind die drei wichtigsten Risikofaktoren. Daraus resultiert ein allgemeines Interesse am Klimaschutz: Je intensiver und vielfältiger der Mensch in Chemie und Physik der Atmosphäre eingreift, desto grösser das Risiko, dadurch die natürliche Klimavariabilität zu erhöhen, desto grösser die Bandbreite möglichen Wettergeschehens, an die es sich anzupassen gilt.

Klimaschutz

Die Möglichkeiten des Klimaschutzes, insbesondere der Verringerung atmosphärischer Treibhausgas-Konzentrationen, sind hinlänglich bekannt, weshalb dazu hier nur zwei Gedanken zur Diskussion beigesteuert seien. Zum einen: Was nicht in gemeinsamer Anstrengung im Klimaschutz geleistet wird, müsste in letzter Konsequenz von den «Verlierern» einer Klimaänderung getragen werden. Diese werden das indes kaum widerspruchslos hinnehmen. Deshalb wäre es kurzsichtig, sich nur darum zu bemühen, selbst auf der Gewinnerseite zu stehen. In einer zunehmend globalisierten Welt muss das Ziel sein, die Folgen gemeinsamen Tuns gemeinsam zu tragen und einen als gerecht empfundenen Ausgleich zu schaffen – sei es durch eine gerechte Lastenteilung bei der Schadenvermeidung oder das gemeinsame

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Klimarisiken und Klimachancen

Tragen der Schäden. Zum anderen: Ausgehend von den aktuellen IPCC-Studien ist Klimaschutz für die erfolgreiche Bewältigung der Klimaproblematik notwendig, jedoch nicht hinreichend. Notwendig, weil die Klimavariabilität durch weitere Eingriffe in Chemie und Physik der Atmosphäre so sehr erhöht werden könnte, dass die Folgen auch durch noch so schnelle Anpassung nicht mehr zu bewältigen sein werden. Nicht hinreichend, weil Klima von Natur aus variabel ist und sich die Aufgabe, technische und sozioökonomische Systeme an veränderliche Klimate anzupassen, in jedem Fall stellt. Fazit: Dass der Mensch fähig ist, sich veränderten Klimaten anzupassen, ist ebenso eine Binsenweisheit wie die Tatsache, dass es Gewinner und Verlierer von Klimaänderungen gibt. Für die einzelne Person, Familie, Dorfgemeinschaft, Stadt oder Nation zählt jedoch allein, auf welcher Seite sie schliesslich stehen wird. Das ist die Frage nach den eigenen, den individuellen Risiken und Chancen, auf die es keine pauschale Antwort geben kann, weil gleiches Wetter auf unterschiedliche Systeme unterschiedlich wirkt und weil sich selbst sehr ähnliche Systeme, beispielsweise zwei Betriebe der gleichen Branche, erheblich in ihrer Wettersensitivität unterscheiden können. Deshalb liegt der Schlüssel zur Bewältigung der Klimaproblematik im Erkennen der eigenen Betroffenheit. Nur wer verstanden hat, was Klimaänderungen für ihn selbst bedeuten, vermag auch zu verstehen, welche Massnahmen es braucht, um die Risiken reduzieren und die Chancen nutzen zu können – sei es durch Unterstützung von Klimaschutz-Massnahmen oder durch flexible Anpassung an veränderliche Klimate. Die eigene Betroffenheit beschränkt sich aber nicht auf Extremwetterereignisse. Im Gegenteil: Die meisten Menschen werden die Folgen von Klimaänderungen nicht zuerst in Form von Naturkatastrophen, sondern als Folgen von Klimaanomalien zu spüren bekommen. Deren Auswirkungen mögen positiv, sie können aber auch existenzbedrohend sein. Deshalb genügt es nicht, nach einer möglichen Zunahme extremer Wetterereignisse zu fragen. Wir müssen gezielt auch nach den indirekten, versteckten Auswirkungen von Klimaänderungen suchen. Weil diese je nach System sehr unterschiedlich sind, können die daraus resultierenden Risiken und Chancen nur von den Betroffenen selbst erkannt werden.

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Anpassung durch Nutzung von Klimaextremen: Parkplatz für vorübergehend ausser Dienst gestellte Flugzeuge in der – besonders trockenen – kalifornischen Mojave-Wüste.

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Was ändert sich, wenn sich das Klima ändert? Laut drittem Abschätzungsbericht des IPCC 9 kann sich die globale Jahresmitteltemperatur bis zum Jahre 2100 um bis zu 5,8 Grad Celsius erhöhen. Es kann nicht Aufgabe der Risikoanalyse sein, die Richtigkeit und Zuverlässigkeit solcher Prognosen zu prüfen. Dazu müsste entweder selbst aktiv Klimaforschung betrieben werden, um die zugrunde liegenden Thesen und die daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu bestätigen beziehungsweise zu widerlegen. Oder aber die Diskussion würde (wie immer, wenn die Wissenschaft noch keine Beweise für die Richtigkeit von Thesen zu liefern vermag) in eine Bewertung nicht der Inhalte, sondern der Glaubwürdigkeit der Wissenschaftler selbst abrutschen. Solche Glaubenskriege sind unproduktiv, weil sie Aufmerksamkeit und Ressourcen auf derzeit irrelevante Fragen lenken: Für unsere Entscheidungen und Handlungen ist unwichtig, ob sich die Prognose bewahrheiten wird. Entscheidend ist allein, dass sie richtig sein könnte. Solange wir bei der Frage verharren, ob die Prognose richtig ist, können wir weder Risiken noch Chancen der prognostizierten Entwicklung erkennen, geschweige denn diese bewältigen respektive nutzen. Der Zweck einer Klimaprognose ist nicht, die Zukunft vorauszusagen, sondern zu helfen, Zukunft zu gestalten. Wettersensitivität: Wie wirkt sich Wettergeschehen auf das jeweilige System aus?

Grafik 4 Die Auswirkung von Wetterphänomenen auf ein System ergibt eine systemspezifische Wetterwirkung.

Dazu müssen wir zunächst richtig verstehen, wie Wetter an sich wirkt: Nüchtern betrachtet ist Wetter eine Kombination physikalischer Zustände, beispielsweise Temperatur, Dichte, Druck, Feuchtigkeit und Geschwindigkeit der Luft. Jeder dieser Zustände hat eine spezifische Wirkung, die je nach Intensität variiert. Heisse Luft gibt uns warm, kalte Luft entzieht uns Wärme. Solche physikalischen Wirkungen sind für alle Systeme gleich: Regen bringt immer Feuchtigkeit, Wind trocknet immer aus. Je nach System sind die Folgen unterschiedlich. Gleiches Wettergeschehen wirkt sich auf das eine System positiv, auf ein anderes negativ aus. Ein Kaktus hat im Regenwald keine Chance, ein Mahagonibaum würde, in die Sahara verpflanzt, sofort zugrunde gehen. Also besteht der erste Schritt darin, herauszufinden, welches Wetter sich auf das zu untersuchende System günstig auswirkt und welches ungünstig, beispielsweise indem die Erträge einer Brauerei ins Verhältnis zum Temperaturverlauf gesetzt werden.

System

+

Wetterphänomen

systemspezifische Wetterwirkung

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Um nützliche Resultate zu erhalten, müssen einzelnen Wetterphänomenen konkrete Systemgrössen zugeordnet werden. Damit verschmelzen das Wettergeschehen und dessen systemspezifischen Auswirkungen zu einer charakteristischen Wetterwirkung, wie wir sie in Begriffen wie Hitzefrei, Badewetter oder Erntewetter finden. Varianten solcher Bezeichnungen sind Heizgradtage und Kühlgradtage, mit denen die Energiewirtschaft die Schwankungen des Energiebedarfs in Abhängigkeit von der Temperatur charakterisiert.

Grafik 5 Eine Auswahl von Systemparametern und Wetterphänomenen, aus deren Zusammenspiel sich systemspezifische Wettersensitivitäten ergeben können.

Systemparameter

Wetterphänomen

Wohlbefinden Leistungsfähigkeit Kreativität Lebenserwartung Fertilität Cash-Flow Ertrag Gewinn Nachfrage Absatz Umsatz Besucherzahlen Pünktlichkeit Zuverlässigkeit Qualiät Haltbarkeit Belastbarkeit Fehlerquote Vorfälle Ausfälle Unfälle Schäden Erkrankungshäufigkeit Sterblichkeitsrate …

Temperatur Luftfeuchtigkeit Luftdruck Sichtweite (Nebel) Niederschlag – Regen – Schnee – Hagel Schneehöhe Abflussmenge Trockenperioden Regenperioden Hochdrucklagen Tiefdrucklagen Wetterumschwünge Windgeschwindigkeit Zugbahnen Blitzhäufigkeit …

in Abhängigkeit von

Da es offensichtlich unmöglich ist, alle erdenklichen Wetterwirkungen zu untersuchen, empfiehlt sich eine Konzentration auf die kritischen Systemeigenschaften – also auf jene, die für die Sicherheit des Systems oder seinen Ertrag die grösste Bedeutung haben. Energiepreise zum Beispiel spielen für alle Systeme eine Rolle, sind aber gewiss nicht der entscheidende Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg eines Wintersportortes. In diesem Fall wird man daher nicht den Einfluss des Wetters auf Energiepreise untersuchen, sondern in einem ersten Schritt eher dessen Einfluss auf die Übernachtungszahlen oder auf die Anzahl von Liftfahrten pro Stunde, um in einem nächsten Schritt zu prüfen, welche Wetterparameter damit korrelieren, beispielsweise Tage mit einer bestimmten Mindestschneehöhe. Welche Kombination zu untersuchen sich lohnt, ist also immer eine systemspezifische Frage. So würde es wohl kaum Sinn machen, den Zusammenhang zwischen Schneehöhen und der Anzahl von Besuchern eines Freibades zu erforschen.

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Was ändert sich, wenn sich das Klima ändert?

Dennoch sollten die Untersuchungen nicht auf offensichtliche Zusammenhänge beschränkt bleiben, zum Beispiel die Beeinflussung der Preise für Rohbaumwolle durch den witterungsabhängigen Ernteertrag. Es kann sich lohnen, auch weniger offensichtliche Beziehungen unter die Lupe zu nehmen. Wie beeinflusst das Wettergeschehen das Verbraucherverhalten: Bei welchen Temperaturen wird Wolle bevorzugt? Bei welchen Windgeschwindigkeiten Kleidung aus Kunstfasern? In welchem Mass hängt der Bierabsatz einer Brauerei neben der Temperatur auch von der Luftfeuchtigkeit ab? Bei welchen Wetterlagen verdirbt einem Restaurant regelmässig die Ware, weil weniger Gäste kommen als erwartet? Wird die Zahl von Verkehrsunfällen im Winter von der Anzahl Tage mit vereisten Strassen bestimmt? Oder von der Häufigkeit abrupter Wechsel von guten zu schlechten Strassenbedingungen? Oder treten gar umso weniger Glatteisunfälle auf, je länger die Strassen permanent vereist sind? Eine weitere Voraussetzung für aussagekräftige Resultate sind geeignete Bezugsgrössen: Korrelieren die Rohrbruchschäden mit der Anzahl der Frosttage pro Jahr, den erreichten Minimaltemperaturen, der Durchschnittstemperatur oder der Dauer von Frostperioden? Die Antwort ist abhängig von der üblichen Bauweise, beispielsweise wie gut Wasserleitungen isoliert sind und wie tief sie in den Boden gelegt werden. Und für den Landwirt ist weniger interessant, an wie vielen Tage im Jahr es nicht regnet, als vielmehr, wie viele Tage hintereinander kein Tropfen fällt. Wetterwirkungen zählbar machen

All diese Fragen zielen darauf ab, Wetterwirkungen zählbar zu machen – um anhand von Klimadaten ihre bisherige Häufigkeit ermitteln zu können. Dann nämlich wird erkennbar, welche Folgen eine Klimaänderung – eine andere Häufigkeitsverteilung dieser Wetterwirkungen – haben würde. Damit lässt sich die Klimazukunft zwar immer noch nicht voraussagen. Es wird sich aber zeigen, wie empfindlich das jeweilige System gegenüber Klimaanomalien ist: Sind wesentliche Systemparameter leicht durch das Wetter beeinflussbar, dann können bereits geringfügige Abweichungen vom bisherigen Wettergeschehen gravierende Folgen nach sich ziehen. Ist das System indessen «wetterrobust», werden selbst tief greifende Klimaänderungen ohne nennenswerte, direkte Konsequenzen bleiben.

Wettersensitivitätsstudien zeigen Risiken und Chancen

Vor allem aber – und darin liegt der eigentliche Wert solcher Studien – wird erkennbar, wodurch Wetter wirkt. Dies kann völlig neue Möglichkeiten aufzeigen, günstige Wirkungen zu nutzen und ungünstige zu meiden. Die Betreiber eines grossen Vergnügungsparks zogen aus der an sich banalen Erkenntnis, dass ihr Stromverbrauch über die Besucherzahlen direkt mit sonnigem Wetter korreliert eine innovative Konsequenz: Sie bauten ein eigenes Solarkraftwerk, weil sie sicher sein können, nur bei sonnigem Wetter viel Energie zu benötigen. Oft führen Sensitivitätsstudien zu überraschenden Ergebnissen: So wird der häufige Schneemangel in den Schweizer Alpen allgemein als Folge der Klimaänderung gesehen. Eine detaillierte Studie10 zeigt jedoch, dass «viele Probleme der Tourismusbranche, die vorschnell mit einer Klimaänderung in Verbindung gebracht werden, allein auf die bestehende natürliche Variabilität im Wettergeschehen zurückzuführen sind», weil schneearme Winter in der Schweiz keineswegs selten sind. Deshalb die Empfehlung an die «Tourismusverantwortlichen, sich mit den Folgen von Schneearmut zu befassen», zumal dieses Problem noch verschärft werden kann: Bei einer weiteren Erwärmung des globalen Klimas werden statt «heute 69 % in Zukunft nur noch 44 % der Skigebiete schneesicher sein».

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Sensitivitätsstudien dienen nicht nur dem Zweck, Schäden und Verluste zu vermeiden. Die eigentliche Idee ist, das Zusammenspiel von Wetter, Mensch und Natur besser zu durchschauen. Sei es, um Wetter besser zu nützen, sich besser gegen Unwetter zu schützen oder die konkreten Folgen anthropogener Eingriffe ins natürliche Klimasystem zuverlässiger abschätzen zu können. Wettersensitivitätsstudien müssen systemspezifisch sein

Das Problem aber ist: Um nützlich zu sein, müssen solche Sensitivitätsstudien systemspezifisch sein. Es hilft dem Bauunternehmer nichts, wenn er weiss, wie sich eine globale Erwärmung auf die Fischereiwirtschaft auswirkt. Und kein Meteorologe oder Klimatologe kann allein herausfinden, welche konkreten Folgen eine Häufung trockener Sommer für das Speditionsgewerbe haben wird. Sensitivitätsstudien sollen zeigen, wie und wo Wetter die eigenen Interessen berührt – und die muss jedes System selbst wahrnehmen. Deshalb sind Sensitivitätsstudien für einzelne Regionen oder Branchen entsprechend vorsichtig zu interpretieren. Sie können nur die Grössenordnungen der zu erwartenden Verluste und Zugewinne als Folge von Klimaänderungen aufzeigen, beispielsweise für die Freizeitindustrie in den Vereinigten Staaten11: Bei zunehmender Erwärmung ist im Wintersport jedenfalls mit Ertragseinbussen zu rechnen, der Golfsport wird aus wirtschaftlicher Sicht von Klimaänderungen nicht tangiert und der Wassersport (Boating) würde profitieren. Naturgemäss können aus solchen Studien, die heute für die meisten Wirtschaftsbereiche vorliegen, keine Prognosen für einzelne Personen, Unternehmen oder Orte abgeleitet werden, zumal die tatsächlichen Auswirkungen letztlich entscheidend davon abhängen, wie sich die jeweils Betroffenen konkret anpassen werden. Wohl aber können solche Studien als Ausgangspunkt für systemspezifische Untersuchungen dienen.

Wetter personalisieren

Wem der Aufwand für eine Untersuchung der «eigenen» Wettersensitivität zu hoch erscheint, der kann sich mit gleichermassen Betroffenen zusammentun, sei es über Vereine und Verbände oder eigens zu diesem Zweck gegründete Interessengemeinschaften. Was geeignet ist, wird sich zeigen, wenn der erste Schritt getan ist. Der besteht schlicht darin, Wetter zu personalisieren: Welche Bedeutung hat Wetter für mich, für das, was mir lieb und teuer ist und wofür ich Verantwortung trage?

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Anpassung durch Flexibilität: Bei Hochwasser wird diese Brücke über die Saltina im schweizerischen Brig so weit angehoben, dass sich Wasser und Geröll nicht mehr stauen können; die Überschwemmungsgefahr wird reduziert.

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Klimaänderung und Assekuranz In einem konstanten Klima wäre die Summe aller wetterbedingten Verluste und Schäden über längere Zeiträume kalkulierbar. Je variabler aber das Klima, desto variabler das Schadenausmass pro Zeiteinheit und desto schwieriger wird es, die Wetterrisiken zuverlässig abzuschätzen. Konsequenz für den Versicherer: Sein eigenes Risiko, durch eine plötzliche, unerwartet hohe Schadenlast ruiniert zu werden, nimmt zu. Darauf kann die Versicherungswirtschaft nicht anders reagieren, als den einzelnen Versicherten stärker zu belasten; sei es durch Begrenzung der Leistungen im Schadenfall, höhere Prämien oder indem verstärkte Anstrengungen gefordert werden, Ausmass und Wahrscheinlichkeit der zu versichernden Schäden oder Verluste zu reduzieren. Völlig falsch deshalb die Annahme, die Versicherungswirtschaft könne zur Bewältigung von Klimarisiken beitragen, indem sie eine höhere Schadenlast schultere. Richtig ist: Extrem hohe Schäden durch Naturkatastrophen können einzelne Versicherungsunternehmen überfordern. Mittelfristig aber muss die Assekuranz zu hohe Belastungen an die Versichertengemeinschaft zurückgeben. Die Idee von Versicherung ist nicht, Schäden zu tragen, sondern sie innerhalb einer Solidargemeinschaft zu verteilen. Solidarität verlangt auch, Schäden systematisch zu vermeiden

Das wird jedoch nur gelingen, solange alle Mitglieder – wenigstens im Rahmen ihrer Möglichkeiten – Schaden zu vermeiden versuchen und der Schaden- oder Verlustfall deshalb die Ausnahme und nicht die Regel ist. Genau dies zu erreichen, ist ein Zweck von Klimaanpassung: Wir gestalten unser Leben und unsere sozioökonomischen Systeme so, dass das durchschnittliche Wettergeschehen nur selten Schaden oder Verlust bringt. Ändert sich das Klima, können Schäden, die bislang die Ausnahme waren, zur Regel werden.

Wird Schaden zum Regelfall, macht Versicherung keinen Sinn

Dann aber macht Solidarität keinen Sinn mehr: Erleiden einzelne Mitglieder regelmässig Schäden, weil sie sich nicht oder nicht rechtzeitig an das veränderte Klima angepasst haben, werden die anderen dies nicht mittragen – schon gar nicht, wenn sie selbst grosse Anstrengungen unternommen haben, sich auf die neuen Bedingungen einzustellen. Und wenn der Schaden für alle Mitglieder zum Regelfall wird, weil rechtzeitige Anpassung nicht gelang, gibt es keine Nichtgeschädigten mehr, die einen Teil der Last mittragen könnten. Im Extremfall käme jeder für seinen eigenen Schaden oder Verlust selbst auf – wozu es keine Versicherung bräuchte. Durch blosses Versichern wird die Gesamtschadenlast nicht verringert. Nicht nur im Interesse der Assekuranz, sondern im Interesse aller muss das Ziel also sein, eine Zunahme wetterbedingter Schäden und Verluste als Folge von Klimaänderungen zu verhindern.

Die Assekuranz kann das Klimaproblem nicht lösen, aber zu seiner Bewältigung beitragen

Bestimmt wird die Gesamtschadenlast davon, wie wir alle zusammen in das natürliche Klimasystem eingreifen und wie wir mit den Risiken natürlicher und anthropogen bedingter Klimavariabilität umgehen. Für beides ist die Versicherungswirtschaft

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Klimaänderung und Assekuranz

nicht mehr und nicht weniger verantwortlich als jede andere Branche auch. Aber sie kann aufgrund ihrer speziellen Erfahrung im Umgang mit Risiken einen entscheidenden Beitrag zur gesamthaften Risikobewältigung leisten: Risiken aufzeigen

Erstens, indem sie Risiken aufzeigt, und zwar vor allem jene, die in der öffentlichen Diskussion nicht präsent sind. Zum Beispiel, dass Klimaänderungen nicht erst dann bedrohlich werden, wenn sich Extremwetterereignisse häufen. Bereits scheinbar harmlose Klimaanomalien wie ein «besonders warmer» Sommer können weitreichende Konsequenzen haben. Nicht für jeden, aber für viele und für manche so existenzbedrohend wie wetterbedingte Naturkatastrophen. Zweitens, indem sie dazu beiträgt, dass die gezeigten Risiken von den Betroffenen tatsächlich wahrgenommen werden. Dazu müssen konkrete Bezüge hergestellt werden. Es gilt zu zeigen, wo und wie Klimaänderungen die jeweils eigenen Interessen berühren. Deshalb schlägt diese Publikation vor, gezielt nach den individuellen Auswirkungen von Klimaänderungen zu suchen. Eine mögliche Vorgehensweise bieten die im Kapitel «Was ändert sich, wenn sich das Klima ändert?» skizzierten Sensitivitätsstudien. Wer verstanden hat, was durchschnittliches Wettergeschehen für den eigenen (Verantwortungs-)Bereich bedeutet, kann besser erkennen und beurteilen, wie sich ein verändertes Wettergeschehen für ihn auswirken würde.

Risiken analysieren

Drittens leistet die Assekuranz entscheidende Hilfe bei der Analyse der erkannten Risiken: Wie entstehen wetterbedingte Schäden und Verluste? Wodurch werden ihre Ausmasse und Eintretenswahrscheinlichkeiten beeinflusst? Wie können diese qualitativ beschrieben oder besser noch quantifiziert werden? Solche Fragen zu beantworten ist tägliches Handwerk der Versicherer, die deshalb über entsprechende Erfahrung und bewährte Verfahren, Werkzeuge und Datenbanken verfügen. Aber auch hier gilt: Letztlich sollten die Betroffenen ihre Risiken selbst analysieren oder zumindest eng in diese Arbeit eingebunden sein. Nur wer weiss, wie die Resultate zustande kamen, vermag sie richtig zu beurteilen und die geeigneten Konsequenzen daraus zu ziehen.

Risiken mindern

Viertens kann die Assekuranz zur Minderung von Klimarisiken beitragen: Indem sie einen praktikablen und am Prinzip der Nachhaltigkeit ausgerichteten Klimaschutz unterstützt, als Investor den Übergang von fossilen zu erneuerbaren Energieträgern fördert und sich innovativ an der Entwicklung neuer, flexiblerer Formen der Klimaanpassung beteiligt. Vor allem aber, indem die Versicherer immer wieder zeigen, dass und wie wetterbedingte Schäden und Verluste gezielt vermieden werden können, und im Interesse der Solidargemeinschaften verlangen, dass diese Anpassungs- und Schutzmöglichkeiten auch tatsächlich genutzt werden.

Risiken transferieren

Fünftens schliesslich ist es ureigenste Aufgabe der Assekuranz, die Versicherung von Wetterrisiken trotz Klimaänderung zu ermöglichen und auch weiterhin einen sowohl ausreichenden wie auch leistbaren Schutz zu gewähren. Dafür wird nicht genügen, die Schadenentwicklung abzuwarten, um gegebenenfalls mit den bekannten Mitteln zu reagieren. Auch die Klimarisiken des Versicherers beschränken sich nicht auf überraschend hohe Extremwetterschäden: Verändert sich das durchschnittliche Wettergeschehen, ändert sich das durchschnittliche wetterbedingte Schadengeschehen: von Sterblichkeits- und Erkrankungsraten über Arbeits-, Freizeit- und Verkehrsunfälle zu Lande, zu Wasser und in der Luft bis hin zu Produktionsfehlern, Betriebsunterbrüchen oder grossflächigen Busch- und Waldbränden mit den entsprechenden Folgen für Gesundheit, Umwelt und Wirtschaft – um nur einige Beispiele zu nennen. Klimarisiken betreffen alle Sparten, nicht nur die klassischen Elementarschadenversicherungen. Verändertes Klima bedeutet veränderte Lebens-

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gewohnheiten und veränderte wirtschaftliche Aktivitäten: Ganze Märkte können verschwinden, beispielsweise wenn einzelne Wintersportgebiete aufgegeben werden und folglich auch kein Bedarf mehr besteht, Skilift-Betreiber gegen Haftpflichtansprüche zu versichern. Dafür werden neue, heute noch gar nicht absehbare Versicherungsbedürfnisse entstehen. Die Assekuranz muss die Auswirkungen von Klimaänderungen frühzeitig erkennen

Sowohl zum eigenen Schutz wie auch im Interesse der Versicherten ist also gerade die Assekuranz gefordert, auch die indirekten Folgen von Klimaänderungen frühzeitig vorherzusehen, um sich selbst, ihre Produkte wie auch die von ihr organisierten Solidargemeinschaften rechtzeitig an die Entwicklung anpassen und den geforderten Versicherungsschutz gewährleisten zu können. Das praktische Problem dabei besteht im Mangel an Schadenhistorien, die sich statistisch auswerten und in die Zukunft extrapolieren lassen, um die zu erwartende Gesamtschadenlast zuverlässig abschätzen zu können – und damit eine von allen Beteiligten akzeptierbare Kalkulationsgrundlage für die Lastenverteilung bieten: Es ist ungewiss, wie sich das Klima genau ändern wird. Niemand weiss, wie sich Klimaänderungen auf komplexe, eng vernetzte und zunehmend globalisierte sozioökonomische Systeme auswirken und wie diese darauf reagieren werden. Und erst recht vermag niemand zu bestimmen, welche Schäden und Verluste eintreten, wenn die rechtzeitige Anpassung nicht gelingt. Damit stellt sich für die Versicherungswirtschaft die gleiche zentrale Frage wie für alle anderen auch: Woran anpassen?

Risikokonsens

Dieses Problem kann nicht dadurch gelöst werden, dass die Assekuranz einseitig Annahmen über die zukünftige Entwicklung des Schadengeschehens trifft – und seien diese sachlich noch so fundiert. Denn die Folge wäre, dass diese Szenarien ebenso in Zweifel gezogen würden wie alle anderen Klimaprognosen auch: Die einen werden darin Panikmache sehen, andere eine Verharmlosung. Allgemein akzeptierte und breit abgestützte Anpassungsstrategien können nur im Dialog aller Betroffenen gefunden werden. Ergebnis dieses Stakeholderdialoges ist ein Risikokonsens: eine Übereinstimmung darüber, worin Klimarisiken bestehen, wie sie bewältigt werden sollen und wie die daraus resultierenden Lasten zu verteilen sind. Dieser Konsens kann nicht erzwungen, er muss erarbeitet werden, indem unterschiedlichste Interessen, Sichtweisen und Bedürfnisse zu einer gemeinsamen, übergeordneten Zielsetzung verschmolzen werden. Deshalb beteiligt sich Swiss Re an der politischen Debatte über den Klimaschutz12. Denn sie bestimmt die Rahmenbedingungen, unter denen die praktischen Massnahmen der Risikobewältigung dann zu entwickeln, zu entscheiden und umzusetzen sind. Viele aber nehmen an dieser Diskussion noch nicht teil. Sei es nun, weil sie keine realistischen Möglichkeiten der Einflussnahme sehen oder weil sie sich nicht oder nicht direkt betroffen fühlen. Hier setzt die vorliegende Publikation an: bei der Wahrnehmung der individuellen Risiken und Chancen von Klimaänderungen. Sie zeigt, wie die zwangsläufig oft abstrakten Prognosen der Klimatologie auf die konkrete Praxis heruntergebrochen werden können, um die eigene Betroffenheit deutlich zu machen. Weil Klima – wie jedes andere Thema auch – nur dort wirklich interessant ist, wo es sichtbar die jeweils eigenen Interesse berührt.

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Anpassung an durchschnittliches Wettergeschehen: Nutzen des Windes zur Energiegewinnung.

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Anhang: Quellenangaben 1 SonntagsZeitung, Zürich, 6. Mai 2001: «Panikmache?» 2 Third Assessment Report, Technical Summary Working Group I, Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), 2001, Geneva 3 Third Assessment Report, Ebd. 4 Nico Steht, Hans von Storch: Klima, Wetter, Mensch, München, 1999 5 J. P. Palutikof, S. Subak, M. D. Agnew: Impacts of the exceptionally hot weather of 1995 in the UK, Climate Monitor Vol. 25 No. 3 6 Thomas Kartschall, Michael Flechsig: Die Auswirkung des extrem heissen und trockenen Sommers 1992 im Norden Deutschlands; Beitrag in José L. Lozán (Hg.): Warnsignal Klima, Hamburg, 1998 7 Kartschall, Flechsig: Ebd. 8 Christian Pfister: Wetternachhersage, Bern, 1999 9 IPCC, Ebd. 10 Bruno Abegg, Hans Elsasser: Klimarisiken aus touristischer Sicht: Herausforderung für die Schweizer Wirtschaft, Arbeitsbericht des Nationalen Forschungsprogramms NFP 31, Zürich, 1996 11 Robert Mendelsohn, James E. Neumann (Editors): The Impact of Climate Change on the United States Economy, Cambridge, 2000 12 Swiss Re: – Umweltberichte, 1998/1999/2000/2001 – Risiko Klima, 1994 – Klimaforschung räumt die Ungewissheiten nicht aus – Das Risiko Klima bewältigen, 1998

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In der Publikationsreihe «Risk Perception» sind ausserdem erschienen:

Präventive Schadenbewältigung: Mehr gewinnen als verlieren Trotz aller Schutzmassnahmen können Unternehmen plötzlich in existenzbedrohende Situationen geraten. Vom Management wird erwartet, dass es Schäden und deren Folgen bewältigen kann. Zu den klassischen Aufgaben des Risk Management kommt deshalb die präventive Schadenbewältigung hinzu: die systematische Vorbereitung auf die Bewältigung von Schadenereignissen durch den Aufbau eines Notfall- und Krisenmanagements. Bestell-Nr.: 203_01295_de Space weather – Gefahren aus dem Weltraum? Weltraumwetter gefährdet nicht bloss die Funktionsfähigkeit technischer Systeme, sondern beeinträchtigt auch die Gesundheit von Menschen. Erhöhte Sonnenaktivität kann daher viele Bereiche unserer zunehmend technisierten Welt treffen. Bestell-Nr.: 203_00223_de Sicherheitskultur – Spiegelbild des Risikobewusstseins Die Sicherheit komplexer Produktionsprozesse hängt nicht nur von der Technik ab. Es ist vielmehr der Balanceakt zwischen Automation, Zuverlässigkeit der Managementsysteme und Kompetenz der Anlagebetreiber, der Sicherheit gewährleistet. Das Risikobewusstsein der Belegschaft widerspiegelt sich in der Sicherheitskultur eines Unternehmens. Bestell-Nr.: 203_98139_de Elektrosmog – ein Phantomrisiko Elektromagnetische Felder sind ein Beispiel für so genannte Phantomrisiken, für denkbare Gefahren also, deren Grösse nicht zu bemessen ist, die vielleicht nicht einmal existieren, die aber dennoch wirklich sind. Und sei es nur, indem sie Ängste hervorrufen und Klagen provozieren. Für die Assekuranz sind diese Risiken gefährlich, weniger wegen des unkalkulierbar kleinen Gesundheitsrisikos als vielmehr wegen des unkalkulierbar grossen gesellschaftspolitischen Änderungsrisikos. Bestell-Nr.: 203_9677_de

© 2002 Schweizerische Rückversicherungs-Gesellschaft, Zürich

Titel: Chancen und Risiken der Klimaänderung Autor: Christian Brauner Redaktion/Produktion: Technical Communications Chief Underwriting Office Grafische Gestaltung: Galizinski Gestaltung, Zürich Bildnachweis: Titel: Swisspress, New York und Prisma, Zürich Seite 4: Keystone, Arno Balzarini Seite 11: Glacier Research Group, Mark S. Twickler Seite 17: Gamma/Dukas, Etienne de Malglaive Seite 22: Thomas Andenmatten, Brig Seite 26: Das Fotoarchiv, Friedrich Stark

The material and conclusions contained in this publication are for information purposes only, and the authors offer no guarantee for the accuracy and completeness of its contents. All liability for the integrity, confidentiality or timeliness of this publication or for any damages resulting from the use of information herein is expressly excluded. Under no circumstances shall Swiss Re Group or its entities be liable for any financial or consequential loss relating to this product. Bestell-Nr. 1491585_02_de Property & Casualty, 7/02, 2500 de


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Schweizerische R端ckversicherungs-Gesellschaft Mythenquai 50/60 Postfach CH-8022 Z端rich Telefon +41 43 285 2121 Fax +41 43 285 5493 publications@swissre.com Swiss Re-Publikationen sind elektronisch verf端gbar unter www.swissre.com

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