Zürich Wasserstadt

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Baugeschichtliches Archiv Zürich

Wasserstadt Zürich

Murerplan 1576

Historischer Stadtrundgang

Auf Spurensuche Zürich lebt am Wasser und mit dem Wasser. Am Limmatufer wird schmutzige Wäsche gewaschen. Im seichten Wasser stehend reinigt ein Gerber eine Tierhaut. An den Schöpfradbrunnen auf den beiden Lim­ matbrücken holen Frauen das Trinkwasser – und eben läuft ein Schiff mit frischem Stadtmist nach Küsnacht aus. Wasser­ versorgung und -entsorgung der spätmittel­ alterlichen und frühneuzeitlichen Stadt sowie die grosse Kloakenreform von 1867 sind die Themen dieses Stadtbummels.

1 Rathausbrücke — Metzgerstein Bei grosser Trockenheit ragte ein Findling aus der Limmat – zur Freude der Metzger, die sich jeweils auf der Felsplatte zum ­Umtrunk trafen. Im 19. Jahrhundert wurde der „Metzgerstein“ gesprengt.

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Stadtarchäologie Zürich

Zentralbibliothek Zürich, Ms. F33 fol. 24v.

Auf der Rückseite finden Sie den Plan des Stadtrundgangs.

Stadtarchäologie Zürich

Stadtarchäologie Zürich

3 Münsterhof — Latrinengrube Bei der archäologischen Ausgrabung des Münsterhofs 1977/78 kamen u. a. eine Friedhofsmauer, Hausgrundrisse sowie eine runde, gemauerte Fäkaliengrube (Bild) zum ­Vorschein. Um das Jahr 1300 wurden sowohl die Friedhofs­ mauer als auch zwei ­Häuser abgebrochen und der grosse, öffentliche Platz geschaffen. Dabei wurde auch die Fäkali­ engrube mit ­Bauschutt aufgefüllt, aber zuvor nicht vollstän­ dig geleert. Rote Pflastersteine, Bodenmarkierungen nach Abschluss der Ausgrabungen von 1978, zeigen heute die ehemalige Bebauung und die Grube.

Stadtarchäologie Zürich

2 Thermengasse — Thermengasse Überreste des römischen Kalt- und Warmwasserbades mit Pfeilern der Fussbodenheizung.

5 Münsterbrücke — Schöpfrad Die Wasserschöpfräder auf der Münsterbrücke und auf der Rathausbrücke (Bild) waren bis 1834 bzw. 1821 in Betrieb. Das Wasser in der Mitte des Flusses war sauberer als am Ufer.

Zentralbibliothek Zürich, Ms. F fol. 57r.

4 Münsterhof — Toilettensitz Im Grund der Fäkaliengrube wurde das Sitz­ brett und die Dachschindeln des ehemaligen Plumpsklo gefunden, ebenso Tafelgeschirr und Trinkgläser sowie Speisereste (u. a. Tier­ knochen, Nussschalen und an Topfscherben angebrannter Hirsebrei).


Werner Bühlmann Baugeschichtliches Archiv Zürich

6 Schifflände — Ehgraben Spätmittelalterlicher Ehgraben: Schmale Lücke zwischen zwei Häuserzeilen, die als ­offene Kloake diente. Über dem ­Graben ­hingen die Abtritterker.

Werner Bühlmann

8 Schifflände — Kübelwagen Das Kübelsystem wurde 1921 zugunsten der ­heutigen Schwemmkanalisation abgeschafft. Bis dahin gehörten die Fuhrwerke der Kübel­abfuhr zum Zürcher Stadtbild. Im Bild: Wagen mit Kübel­ männern am Hirschengraben bei der Polybahn, um 1900.

Baugeschichtliches Archiv Zürich

7 Schifflände — Pariser Kübelsystem 1867 wurden die Ehgräben nach einem Konzept von Stadtingenieur Arnold BürkliZiegler saniert. Statt in den offenen Graben fielen nun die menschlichen Ausscheidungen durch ein Fallrohr in einen Kübel, wo sie mit einem Sieb getrennt wurden: Der Urin floss in die neu erstellte Kanalisation, die Kotkübel wurden vierzehntäglich von einem Fuhrwerk abgeholt, geleert und gewaschen; die Inhalte als Dünger ausgetragen.

Urs Jäggin

10 Neumarkt — Wolfbach Von Hottingen kommend floss der Wolfbach zum ­ehemaligen Franziskanerkloster (heute Obergericht) und weiter durch die Altstadt in die Limmat. Bereits 1837 ­wurden Teile des als Kloake benützten Gewässers überdeckt und 1863  – 1867 der ganze Bach gefasst sowie in die neue Kanalisation eingeführt. Der ehemalige Bachlauf ist noch beim Haus zum Rech (mit ehem. Abtritterker), beim Res­ taurant Neumarkt sowie beim Kino Frosch zu erkennen. Im Bild: Abtritterker am Wolfbach an einem Spitalgebäude, das 1877 abgebrochen wurde (Neue Sammlung, gegenüber der heutigen Zentralbibliothek).

Ausschnitt Murerplan

9 Münstergasse/Ankengasse — Abtritterker 1955 wurden an der Ankengasse drei ­Wohn­häuser abgebrochen, um Licht und Luft in die enge ­Altstadtwinkel zu bringen. Dadurch wurde die ­Ehgrabenfassaden frei und es kamen zwei versetzte Abtritterker zum ­Vorschein, die schon auf dem ­Murerplan von 1576 zu erkennen sind.

11 Chorgasse — Wasserleitung der Prediger Gewöhnlich wurden Wasserleitungen aus ausgebohrten Weisstannenstämmen erstellt. Im Bereich der Stadtmauer verwendeten die Predigermönche im 13. Jahrhundert Tonrohre, die in ein Gemisch aus Kalkmörtel und Ziegelschrot als eine Vorform des Betons eingegossen wurden. Die Leitung konnte grossem Wasserdruck standhalten.

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2008 © Wasserstadt Zürich

Stadthausquai

Weiterführende Literatur: Martin Illi, Von der Schissgruob zur ­modernen Stadtentwässerung, Zürich 1987. Elisabeth Suter, Wasser und Brunnen im alten Zürich, Zürich 1981.

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Der Schlüssel zu den Stationen 6 und 11 ist im Baugeschichtlichen Archiv der Stadt Zürich, Neumarkt 4, 8001 Zürich erhältlich. Reservation Tel. 044 266 86 86.

Text und Konzept: Martin Illi Gestaltung: d signsolution, Zürich

Predigerkirche

Limmatquai

Für Gruppen auf Anfrage durch Martin Illi www.martin-illi.ch

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Geführte Stadtrundgänge In der Regel einmal jährlich von Wasser­ stadt Zürich www.wasserstadt.ch

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