DAIMLER TECHNICITY 02-2011 Deutsch

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SeRie INNOVATIONSREGIONEN

MiX in MOTiOn

Die konsequente Verknüpfung intelligenter Mobilitätslösungen hält uns auch in Zukunft in Bewegung.

TecHniciTy MAGAZIN FÜR INNOVATION TECHNOLOGIE MOBILITÄT

HUMAN MACHINE INTERFACES

INNOVATIONSBOTSCHAFTER

Warum sich die Entwicklung von Mensch-MaschineSchnittstellen an der menschlichen Intuition orientiert.

Wie futuristische Bedienkonzepte im Forschungsfahrzeug F 125! mit visionären Antrieben vereint werden.

VISION VON EFFIZIENZ

HIGHTECHSCHMIEDE

Was die Technologien im smart forvision über die Mobili- Wo die Rennen des Formel-1-Teams von MERCEDES GP tät in effizienten Megacitys des Jahres 2020 verraten. PETRONAS mitentschieden werden. DAiMLeR-TecHniciTy.cOM

AUSGABe 02 2011 6,50 9,00 10,00 6,00 60,50

EUR USD CHF GBP CNY


TecHnicity <engl.> die, das; - ies (Abk. T) 1. Eigenname als Zusammensetzung der Begriffe  Tech•no•log’ie (1) und  Ci•ty (2) 2. Magazin, das sich mit der Anwendung von (1) in urbanem Umfeld und in weltweiten Metropolregionen befasst 3. <engl.> für  Tech•ni’zi•tät (3) 4. der technische Charakter einer  In•no•va•ti’on (4)

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MIX IN MOTION Der Motor des neuen Mercedes-Benz Actros überzeugt durch sparsamen Kraftstoffverbrauch (3–6 Prozent geringer als beim Vorgänger) bei maximaler Leistung – ein wichtiger Baustein für die „grüne Logistik“.


MIX IN MOTION Neue Mobilitätskonzepte – wie das Bus Rapid Transit (BRT) in Istanbul – entlasten Verkehrsnetze und erhöhen die Attraktivität des öffentlichen Personennahverkehrs.


MIX IN MOTION Mobilität ist ein Grundbedürfnis der Menschen, das seit der Erfindung des Automobils vor 125 Jahren in einer neuen Dimension verwirklicht werden kann. Es eröffnete ein bisher nicht bekanntes Maß an individueller Freiheit, Unabhängigkeit und wirtschaftlicher Prosperität. VISION VON EFFIZIENZ (S. 38) Diese Freiheit möchte niemand mehr missen, auch nicht in den neuen kleinen und wendigen Elektrofahrzeugen, die in Zukunft die Megacitys in Bewegung halten werden. Das Konzeptfahrzeug forvision von smart verrät heute schon, wie effiziente, smarte Elektromobilität im Jahr 2020 aussehen wird. HUMAN MACHINE INTERFACES (S. 30) Digitale Medien werden jetzt ein neues Kapitel der Mobilität aufschlagen: In der Kombination mit hochmodernen Fahrzeugen, die durch Elektronik mit „Sinnen“ ausgestattet sind, ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten für Sicherheit und Fahrkomfort, die individuelle Mobilität, den öffentlichen Nahverkehr und den Transport. MIX IN MOTION (S. 76) Welche Trends sind hier sichtbar? Mobilität wird in Zukunft noch vernetzter stattfinden, Mobilitätsservices ergänzen zunehmend die Transportmittel. Entscheidend für den Erfolg ist hierbei die konsequente, intelligente Vernetzung – sei es bei den rasant steigenden Angeboten an Mobilitätsdienstleistungen im Transportgewerbe, im urbanen öffentlichen Nahverkehr oder beim individuellen Mobilitätsmix jedes Einzelnen. INNOVATIONSBOTSCHAFTER (S. 50) Ein weiteres Beispiel in diesem Heft ist neben dem smart forvision auch das neue Forschungsfahrzeug F 125! – ein Auto, das neben seinem visionären Antriebskonzept die digitale Welt schon vielfach integriert hat und uns damit weit in die Zukunft blicken lässt. HIGHTECHSCHMIEDE (S. 12) Auch heute schon wird moderne Fahrzeugtechnologie durch Enthusiasmus und hohe Ingenieurkunst immer wieder aufs Neue an die Leistungsgrenzen geführt: im englischen Brackley entwickeln Spezialisten Formel-1-Rennboliden der Superlative. Bleiben Sie mit uns mobil und erfahren Sie mehr über diese und weitere Themen! Thomas Weber Vorstandsmitglied der Daimler AG, verantwortlich für Konzernforschung und Entwicklung Mercedes-Benz Cars

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Aerodynamik

Innovationsbotschafter

88 SERIE TEIL 1 Innovationsregionen

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LAOS THAILAND

Hightechschmiede

VIETNAM KAMBODSCHA

MALAYSIA SINGAPUR INDONESIEN

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und kreative Potenziale zusammenkommen, liegen die

MIX IN MOTION

Innovationsregionen der Welt, jede von ihnen mit

Die Zukunftstrends bei der Bewegung von Men-

ihren spezifischen Mustern urbaner Mobilität.

schen und Waren erfordern einen neuen, intelli-

TECHNICITY besucht die innovativsten Ballungsräume

genten Mobilitätsmix. Nachhaltige und effiziente

und begleitet fortan die lokalen Macher des ökono-

Fortbewegungsmittel werden mit mobilen An-

mischen Erfolgs durch ihren Alltag zwischen Arbeit,

wendungen nahtlos und ad hoc kombinierbar.

Freizeit und Fortbewegung.

1. Trend: Elektromobilität

SINGAPUR Wo Hochtechnologie, Wirtschaftskraft

Fahrzeuge, Infrastruktur und Software machen den Sprung ins Zeitalter des elektrischen Antriebs. 2. Trend: Grüne Logistik Verbraucher und Logistikunternehmen forcieren klimaverträgliche Lieferketten. 3. Trend: ÖPNV 3.0 Urbane Infrastrukturnetze werden dichter, öffent­ liche Verkehrsmittel mit Hightech ausgerüstet. 4. Trend: Vernetzte Welt Sensoren machen Mobilität plan- und antizipierbar. 5. Trend: Mobile Gesellschaft Lebens- und Arbeitswelten werden immer mobiler.

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INDEX

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Neue Technologien sind unverzichtbarer Treibstoff für Innovationen und den Fortschritt im 21. Jahrhundert – spannend, elektrisierend und faszinierend.

„Der Kampf um Talente entscheidet über den wirtschaftlichen Erfolg“, sagt Richard FLORIDA, US-Ökonom. In den Innovationsregionen definieren Kreative die Zukunft.

Toleranz, Offenheit und kulturelle Vielfalt sind entscheidend für wirtschaftliches Wachstum in Metropolen – und Ausdruck eines neuen urbanen Lebensstils.

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TECHNOLOGIE

Hightechschmiede Im britischen Brackley liegt der Geburtsort jedes Formel-1-Boliden von Mercedes. In der Hochburg des Motorsports werden die Silberpfeile entworfen, ständig getestet und so an ihr Leistungsmaximum geführt.

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SPEKTRUM Hightechnews aus den internationalen Innovationsregionen.

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Human Machine Interfaces Die Schnittstellen der Kommunikation von Mensch und Maschine passen sich immer mehr der menschlichen Natur an. In sicherheitsrelevanten Bereichen, wie Flugzeugcockpits, entscheiden sie über die Fähigkeit zu Reaktion und Informationsverarbeitung.

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Vision von Effizienz Das Konzeptfahrzeug smart forvision ist ein Meilenstein auf der visionären Reise in die urbane Mobilität des Jahres 2020. Energieeffizienz, Temperaturmanagement und Leichtbau machen das Auto zum Bestandteil moderner Stadtentwicklung.

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ANALOGIE Hochleistungsoptik: die Mercedes-Benz Stereokamera und die Augen des Adlers.

TALENT

Innovationsbotschafter Das neue Forschungsfahrzeug F 125! verknüpft futuristische Bedienkonzepte mit visionären Antriebstechnologien.

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POSITION Innovationsmanagement Wilfried STEFFEN, Leiter Business Innovation bei Daimler, über die Bedeutung des Innovationsmanagements für die Kreativprozesse in Unternehmen und die Erschließung neuer Zielgruppen.

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Aerodynamik Tausende Stunden im Windkanal ermöglichten den Daimler-Entwicklern, die Aerodynamik des neuen Actros – und damit die Wirtschaftlichkeit – entscheidend zu steigern.

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METROPOL Von der Stadt zum Ideenpool: die aufregendsten Innovationen aus Peking (China), São Paulo (Brasilien), Detroit (USA) und Mailand (Italien).

TOLERANZ

MIX IN MOTION Mobilitätsmix Fortbewegung wird neu definiert. Gesel­lschaftliche und technologische Trends erfordern und ermöglichen den unmittelbaren Zugriff und die individuelle Kontrolle des Mobilitätsmix – vom E-Fahrzeug bis hin zur transparenten Lieferkette. Die intelligente und konsequente Verknüpfung unterschiedlichster Mobilitätslösungen bestimmt immer mehr den Alltag von Privatpersonen und Unternehmen.

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SERIE TEIL 1 Innovationsregionen In Singapur profitieren die Bevölkerung und ein rasantes Wirtschaftswachstum von einer intelligenten Mobilitätsinfrastruktur, die den spezifischen Anforderungen der Region angepasst ist. Unternehmen wie Daimler stellen die notwendigen Produkte bereit: vom Fahrzeug über die SmartphoneApp bis zu den Finanzierungslösungen.

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TRANSFER Integrierte Transportlösungen Geoff WARDLE, Direktor Advanced Mobility Research am Pasadena Art Center College of Design, spricht mit TECHNICITY über die Transportsysteme der Zukunft und seinen kritischen Enthusiasmus gegenüber den Fahrzeugen der Gegenwart.

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PROJEKTOR

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DIGITAL / IMPRESSUM

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DIGITAL

DAIMLER-TECHNICITY.COM FOTOGALERIE TECHNICITY-Fotograf Stefan HOHLOCH begleitet die Silberpfeile von MERCEDES GP PETRONAS zwischen den Rennen in der Hightechschmiede der Formel 1 im britischen Brackley: alle Bilder und der Erfahrungsbericht des Fotografen.

ONLINESPECIAL

EXPERTENSICHT

Visionäre Konzepte des Transportdesigns präsentiert die Ausstellung Mercedes-Benz Design at School. TECHNICITY zeigt die aufregendsten Arbeiten und innovativen Impulse junger Nachwuchsdesigner.

Über die Gründe für die rasante wirtschaftliche Dynamik in der Innovationsregion Singapur spricht TECHNICITY mit Richard HOWARD (Präsident DFS Afrika & Asien), Wolfgang HUPPENBAUER (Präsident Daimler SEA) und Guido VETTER (CIO IT Management SEA, Naher Osten & Indien).

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VIDEO

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VIDEO

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INTERVIEW

Das Fahrzeug für die Stadt des Jahres 2020: die Vision von Effizienz, das Temperaturmanagement und die Leicht­bauweise des Innovationsträgers smart forvision in bewegten Bildern. DAIMLER-TECHNICITY.COM/SMARTFORVISION

ONLINESPECIAL Die Stereokamera-Technologie von Mer­cedes-Benz und die Hochleistungs­ software 6D-Vision bilden die Grundlage für die Assistenzsysteme kommender Fahr­zeuggenerationen: Funktionsweise, zukünftige Einsatz­felder und die Perspe­­­kt­iven der Entwickler von Mercedes-Benz.

Das revolutionäre Bedienkonzept und die visionären Antriebstechnologien des neuen Innovationsbotschafters und Forschungsfahrzeugs F 125! DAIMLER-TECHNICITY.COM/F125

DAIMLER-TECHNICITY.COM/STEREOKAMERA

Herbert KOHLER (Leiter E-Drive & Future Mobility sowie Umweltbevollmächtigter bei Daimler) über globale Mobilitätstrends und deren tiefgreifende Folgen für den Mobilitätsmix der Zukunft. DAIMLER-TECHNICITY.COM/MIXINMOTION

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IMPRESSUM UND KONTAKT HERAUSGEBER Daimler AG, Communications, Global Corporate Media & Marketing, Stuttgart, Deutschland Verantwortlich für den Herausgeber: Thomas Fröhlich, Mirjam Bendak Objektleitung: Matthias Steybe Onlinepräsenz: Dora Constantinita Marketing und Leserdialog: Sandra Wagner Internationaler Vertrieb: Uwe Haspel

Die konsequente Verbindung der Druck- und Onlineausgaben von TECHNICITY hilft, neues Wissen noch besser zu veranschaulichen – durch onlineexklusive Videos, Bildergalerien und ergänzende Links. Vertiefende Informationen, Hintergründe und Experteninterviews zu den Themen der Druckausgabe finden Sie unter den zu den Artikeln in diesem Heft angegebenen Hyperlinks. DAIMLER-TECHNICITY.COM versorgt Sie darüber hinaus über den zugehörigen News-Channel regelmäßig mit aktuellen Neuigkeiten aus Forschung, Entwicklung und Wissenschaft. Um über die Veröffentlichung neuer Beiträge jederzeit auf dem Laufenden zu bleiben, empfehlen wir Ihnen ein Abonnement unseres – selbstverständlich kostenfreien – RSS-Feeds. Wie schätzen Sie die hier dargestellten Entwicklungen bei Technologie und Mobilität ein? Kommentieren Sie unsere Beiträge und nehmen Sie am aktuellen Innovationsdialog teil.

REDAKTION UND GESTALTUNG Kreativ-Direktion: Wolfram Schäffer Projektmanagement: Susanne Wacker Redaktionsleitung: Matthias Straub Onlineredaktion: Kai-Holger Eisele Redaktion: Evghenia Hamminger, Anastassia Kudina, Bastian Steineck, Franziska von Stieglitz, Annika Zuske Autoren: Rüdiger Abele, Martin Fritz, Valérie Hasenmayer, Steffan Heuer, Peter Thomas, Markus Wanzeck, Joachim Weber, Jochen Wittmann Lektorat: Joachim P. Straßburger Art-Direktion: Helmut Kirsten Gestaltung: Marc Arthofer, Julia Hengartner, Ioannis Karanasios, Sandra Kühefuß, Isabel Winter Fotografen: Gert Albrecht (Illustration), Tay Kay Chin, Delia Baum, Stefan Hohloch, Sebastian Jud (Illustration), David Magnusson, Michael Meyer (Illustration), Joel Micah Miller HERSTELLUNG UND VERTRIEB Redaktion und Gestaltung: design hoch drei GmbH & Co. KG, Stuttgart, Deutschland Repro: Dr. Cantz’sche Druckerei Medien GmbH, Ostfildern/Kemnat, Deutschland Druck: Stark Druck GmbH & Co. KG, Pforzheim, Deutschland Vertrieb: Zenit Pressevertrieb GmbH, Stuttgart, Deutschland KONTAKT UND LESERSERVICE Zenit Pressevertrieb GmbH, Postfach 81 05 80, 70522 Stuttgart, Deutschland Tel.: +49 711 7252-268 Fax: +49 711 7252-399 E-Mail: leserservice@daimler-technicity.com Online: www.zenit-presse.de Daimler AG, Communications, 70546 Stuttgart, Deutschland Fax: +49 711 17-790-95251 E-Mail: kontakt@daimler-technicity.com Online: www.daimler-technicity.com/kontakt ANZEIGEN Anzeigenleitung: Marzena Schneider, design hoch drei GmbH & Co. KG, Glockenstraße 36, 70376 Stuttgart, Deutschand Tel.: +49 711 55037730 Fax: +49 711 55037755 E-Mail: marzena.schneider@design-hoch-drei.de Online: www.design-hoch-drei.de Mediadaten: www.daimler-technicity.com/mediadaten BILDNACHWEISE S. 4 Dawin Meckel, S. 6 Ng Hock How/Getty Images, S. 24 RIKEN, Japan, S. 25 CYBERDYNE Inc., S. 26 ESA/SSETI Team, S. 27 University of Washington, S. 27 nasa.gov, S. 28 Solar Impulse/EPFL Claudio Leonardi, S. 29 Nature Communications 2, Article number: 176, S. 29 IDAPT®/INOITULOS SL, S. 30/31 Image Source/Getty Images, S. 32/33 Image Source/Getty Images, Ubisoft Entertainment, WORTMANN AG, Microsoft, S. 34/35 Image Source/Getty Images, S. 36/37 Image Source/Getty Images, Intuitive Surgical Inc., S. 66 Comstock/Getty Images, S. 67 Lukas Coch, S. 68 Asger Carlsen/ Getty Images, S. 69 MiCo - Milano Congressi, S. 72 Google maps, S. 88 Ng Hock How/Getty Images, S. 91 Changi Airport Group RECHTE Nachdruck und Verwendung, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher und schriftlicher Genehmigung der Daimler AG. Für unverlangt eingesandte Texte und Fotos wird keine Gewähr übernommen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Meinung des Herausgebers oder der Redaktion entsprechen. Informationen über Ausstattungen und Zubehör ohne Gewähr. Verbindliche Angaben und Preise enthalten die jeweils gültigen offiziellen Verkaufsunterlagen der Daimler AG. Auch alle anderen Informationen in diesem Heft nach bestem Wissen, aber ohne Gewähr. TECHNICITY erscheint halbjährlich in den Sprachversionen Deutsch und Englisch. Nummer 2, 2. Jahrgang 2011 ISSN: 2190 - 0515 © Daimler AG 2011 DAIMLER-TECHNICITY.COM Eine Publikation der Daimler AG

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INNOVATION, TECHNOLOGIE <dt.> die; -en (Abk. T) „Die TECHNIK (siehe S. 12, „PIT STOP“) entwickelt sich immer mehr vom Primitiven über das KOMPLIZIERTE (siehe S.  30, „MENSCHMASCHINE“) zum EINFACHEN (siehe S.  38, „SMART MOBILITY“).“ Antoine de SAINT-EXUPÉRY (*1900, †  1944), französischer Schriftsteller und Flieger

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TEXT Annika ZUSKE

FOTOGRAFIE Stefan HOHLOCH

VOR IHREM NÄCHSTEN RENNEN WERDEN DIE MERCEDES-BENZ RENNBOLIDEN VON NICO ROSBERG UND MICHAEL SCHUMACHER MINUTIÖS VORBEREITET – ­ZUHAUSE IN BRACKLEY, IM HERZEN GROSSBRITANNIENS.

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PARAMETER NAME: MERCEDES GP PETRONAS Operations Centre, Großbritannien GRÜNDUNG: 2010 MITARBEITER: über 400 STANDORT: Brackley, Northamptonshire

Edinburgh

Dublin

Liverpool BRACKLEY London

TAL DES MOTORSPORTS Brackley liegt mitten in Großbritanniens „Tal des Motorsports“, der Region um Silverstone in Northamptonshire. 1950 fand in Silverstone der erste Formel-1-Weltmeisterschaftslauf statt. Seit der Gründung hat das technische Zentrum in Brackley hochmoderne Anlagen und Methoden entwickelt, die für das MERCEDES GP PETRONAS Operations Centre von entscheidender Bedeutung sind. Rund um Silverstone finden sich viele Spezialisten und Zulieferer. Auch Mercedes-Benz HighPerformanceEngines – zuständig für die Entwicklung des F1-V8 – hat seinen Sitz in Brixworth, 40 km entfernt.

RACE BAY Die Fahrzeuge werden komplett auseinandergenommen. Die Einzelteile werden gereinigt, kontrolliert und, falls erforderlich, ausgetauscht.

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MIKROSKOP FAHRZEUG: Mercedes-Benz Formel-1-Wagen NAME: MERCEDES GP W02 BAUART: Carbonfaserguss und Waben-Kompositstruktur MOTOR: 2,4 Liter Hubraum, 8 Zylinder (95 Kilo Mindestgewicht) LEISTUNG: über 750 PS bei 18.000 U/min KRAFTÜBERTRAGUNG: Hinterradantrieb GESAMTGEWICHT: 640 Kilo, inklusive Fahrer, ohne Treibstoff HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT: 320 km/h GÄNGE: 7-Gang-Semiautomatik BREMSEN: Scheibenbremsen aus Carbon INNOVATIVTECHNIK: KERS Hybrid, verstellbarer Heckflügel-Flap FAHRER: Nico Rosberg, Michael Schumacher TEAMPARTNER: Petronas, Aabar, Autonomy, Deutsche Post, MIG Bank, Allianz, Graham London, Henri Lloyd, Monster Energy, Pirelli, Standox

CUTTING ROOM Zahlreiche aus Carbonrollen geschnittene „Schichten“ bzw. Formen werden zu einem einzigen Carbonteil verarbeitet.

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[1] CLEAN ROOM Vor dem Aushärten im Autoklav werden die Carbonschichten in Gießformen gelegt und dann versiegelt.

[2] AUTOKLAV Temperaturen, Druck und Verweildauer im Autoklav werden auf jedes einzelne Teil abgestimmt.

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[3] PAINT SHOP Um das berühmte Silber der Silberpfeile zu produzieren, werden Hightechlackierverfahren eingesetzt.

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[4] INSPEKTION Jedes Teil wird auf seine Übereinstimmung mit dem ursprünglichen Design vermessen.

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MIKROSKOP CARBONTEILEHERSTELLUNG IN 4 SCHRITTEN

[1] Die Carbonformen (oder „Schichten“) werden in einer vorher festgelegten Reihenfolge in den Gießformen angeordnet und dann vakuumversiegelt.

180 °C

[2] Das Carbonteil härtet im Autoklav bei sorgfältig eingestellten Temperaturen und Druckverhältnissen aus.

[3] Anschließend werden die fertigen Karosserieteile im Paint Shop in dem berühmten Silber lackiert.

[4] Jedes neue Teil wird auf seine Übereinstimmung mit dem ursprünglichen Design vermessen.

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UNTER DRUCK Hinter der AutoklavTür werden die Carbonfasern bei bis zu 180 Grad Celsius unter Druck gebacken.

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FINISH Die vorbereiteten MGP W02Fahrzeuge werden auf Lkw verladen – bereit für das nächste Rennen.

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MIT HIGHSPEED NACH BRACKLEY UND ZURÜCK Sie gilt als Königsklasse des Motorsports: Seit über 60 Jahren begeistert die FIA-Formel-1-Weltmeisterschaft mit ihren Rennboliden Millionen Fans. Mercedes-Benz hat die reiche Geschichte dieses Sports von den 1950er-Jahren bis heute mitgeschrieben. STARTFREIGABE: DESIGNBÜRO Die Wiege jedes Grand-Prix-Fahrzeugs von Mercedes-Benz steht in Brackley. Die Kleinstadt in Northamptonshire liegt in der Nähe der Rennstrecke von Silverstone, mitten in Großbritanniens „Tal des Motorsports“. Am dortigen Standort von MERCEDES GP PETRONAS steht nach jedem Rennen ein Full Service für die Rennwagen auf dem Programm, mit dem Ziel, die Komponenten zu kontrollieren, Verschleißteile zu ersetzen und Neuentwicklungen einzubauen. TESTPHASE: WINDKANAL Fast zeitgleich mit der Veröffentlichung von neuen Richtlinien durch die FIA (Fédération Internationale de l’Automobile) beginnt der wichtigste Schritt zur Entwicklung eines Formel-1-Wagens von Mercedes-Benz. Mit CFD (Computational Fluid Dynamics) und Windkanal wird die Leistungsfähigkeit des Formel-1Fahrzeugs optimiert. Die CFD-Technik unterstützt den Designprozess und errechnet nach gewünschten aerodynamischen Kriterien für Einzelteile die passende Geometrie. Die Ergebnisse von CFD werden im Windkanal bestätigt. Fast die gesamte Windkanal-Entwicklungsarbeit erfolgt an Modellen, die halb so groß sind wie die Fahrzeuge. „Die aerodynamische Leistungssteigerung ist absolut entscheidend. Im Bezug auf Fahrzeugentwicklung und Richtlinien ist damit das Design des Fahrzeugs den größten Fluktuationen unterworfen“, erklärt Ross Brawn, Teamchef von MERCEDES GP PETRONAS. Das Design der Einzelteile entsteht in Korrespondenz mit dem Team des Windkanals. „Es ist wichtig, die Balance zwischen aerodynamischer und mechanischer Entwicklung zu finden, um eine maximale Leistungssteigerung des Fahrzeugs zu erzielen“, meint Bob Bell, Technischer Direktor des Teams von MERCEDES GP PETRONAS. PRÄZISION: COMPOSITE CUTTING ROOM Im Composite Cutting Room werden einzelne Schichten (Formen aus Carbonfasern) aus Materialrollen geschnitten; für ein einziges Carbonteil werden zahlreiche Schichten benötigt. Zur Montage der Carbonteile dient der sterile Clean Room. Die Schichten werden in einer genau berechneten, vorher festgelegten Reihenfolge in den Gießformen zusammengefügt, um die für das Teil gewünschte charakteristische Struktur zu erhalten. Anschließend werden sie im Autoklav unter Vakuumbedingungen gebrannt. Beim Abkühlen des Teils härtet das Harz in der Carbonfaser und damit das fertige Teil aus. Etwa 80 Prozent eines Formel-1-Wagens bestehen aus Carbonfaser und bieten bei einem sehr niedrigen Gewicht ausgezeichnete Stärke und Steifigkeit für Sicherheit und Leistung. Die Crashstrukturen können die Aufprallenergie bei einem Unfall optimal absorbieren und verteilen. Der Fahrer sitzt in der MonocoqueSicherheitszelle aus Carbonfaser, die einen viel größeren Schutz bietet als die bis in die 1980er-Jahre verwendete Aluminiumkonstruktion.

dingungen für Leistung und optimale Sicherheitsstandards. Fast jedes Teil wird während der Inspektion einzeln geprüft, bevor es in das Fahrzeug eingesetzt wird. Für jedes Teil gilt eine spezielle Kilometerlaufleistung, die ständig geprüft wird. Aber auch die FIA-Richtlinien erfordern die Einhaltung dieser Standards für die Entwicklung und Herstellung von Formel-1-Fahrzeugen. Für 2011 durften die Fahrzeuge vor dem ersten Großen-Preis-Rennen nur maximal 15.000 Kilometer getestet werden und mussten vor der Homologation für das Rennen mehr als ein Dutzend Stabilitäts- und Crashtests bestehen. Da Tests auf der Strecke nur eingeschränkt möglich sind, erfolgt viel Entwicklungsarbeit in der Simulatorenkabine. Das ermöglicht den Ingenieuren, Entwicklungen am Fahrzeug zu testen, während die Fahrer sich mit neuen Rennstrecken oder Feineinstellungen auf der Strecke vertraut machen können. „Einer unserer wichtigsten Grundsätze ist, dass wir in der Entwicklung nicht stehen bleiben dürfen, denn sonst fahren uns die anderen schnell davon“, so Brawn. Ein gutes Beispiel dafür ist das KERS-Hybrid-System, das nach einem Jahr Auszeit nun wieder zugelassen ist. MERCEDES GP PETRONAS hat die KERS-Technologie (kinetisches Energierückgewinnungssystem) von Mercedes-Benz zusammen mit Mercedes-Benz HighPerformanceEngines entwickelt. Das System sorgt für noch bessere Überholchancen durch Rückgewinnung kinetischer Energie beim Bremsen und erzeugt auf Knopfdruck für 6,7 Sekunden eine zusätzliche Leistung von rund 80 PS. ZIELEINLAUF: RACE-BAY Bis zum fertigen Saisonwagen vergehen im Operations Center rund 10 Monate intensiver Design- und Entwicklungsarbeit. Aber auch zwischen jedem Rennen wird die Leistungsfähigkeit des Fahrzeugs noch gesteigert. „Es ist unsere tägliche Herausforderung, das Gleichgewicht zwischen Problemlösung und Leistungssteigerung zu halten“, erklärt Bob Bell. Im sogenannten Race-Bay nehmen die Mechaniker den Wagen zur Überprüfung auseinander, setzen Neuentwicklungen und Ersatzteile ein und bauen ihn dann wieder zusammen. Erst dann darf er Brackley verlassen und wird in einem speziell für den Transport dieser wertvollen Fracht ausgelegten Lkw zur nächsten Grand-Prix-Rennstrecke gebracht.

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• FOTOGALERIE Boxenstopp bei den Rennboliden von MERCEDES GP PETRONAS in Brackley. • VIDEO (1) Michael SCHUMACHER stellt den neuen MERCEDES GP W02 vor. (2) Einblick in die Fertigung und Montage in Brackley. • HINTERGRUND Eine Zeitreise durch die Mercedes-Benz

SICHERHEITSCHECK: STETS OBERSTE PRIORITÄT Das Thema Sicherheit spielt bei jedem Arbeitsschritt im Operations Center eine entscheidende Rolle. Deshalb sind Genauigkeit und Sorgfalt Vorbe-

Motorsportgeschichte. • INTERVIEW mit Ross BRAWN, Teamchef, und Bob BELL, dem technischen Direktor von MERCEDES GP PETRONAS.

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SPEKTRUM ASIEN TSUKUBA, Japan

SINGAPUR, Singapur FARIBGE FASERN Forschern in Singapur ist es gelungen, Seidenraupen farbige Fasern spinnen zu lassen. Dadurch lassen sich die begehrten Textilien besonders preiswert und umweltbewusst herstellen. Der Einsatz des Farbstoffs und anderer Chemikalien sowie der hohe Wasserverbrauch beim Färben entfallen. Dafür wurde dem Raupenfutter eine erstaunlich geringe Menge an Farbpulver zugesetzt. Beispielsweise reichten 0,05 Prozent Futteranteil vom Farbstoff Rhodamin B, damit die Seide rosafarben wurde. Zugleich glänzte die Seide leicht fluoreszierend. Wissenschaftler hatten Seide schon früher durch Farbe im Futter der Raupen verändert. Doch erstmals nahm jetzt die innere Fibroin-Faser, aus denen die Seidenstoffe gemacht werden, die Farbe an.

TOKIO, Japan SAITAMA, Japan

OSAKA, Japan KADOMA, Japan

SINGAPUR, Singapur

nus.edu.sg

300°

KADOMA, Japan NEUE LED-LAMPEN In Japan schreitet der Siegeszug der LED-Lampen schneller fort als in vielen anderen Ländern, weil sich damit sehr gut Strom sparen lässt. Der Strommangel ist in Japan eine Folge des Ausfalls von mehreren Kraftwerken nach der Tsunamikatastrophe. Die Hersteller verbessern die LEDLeuchten jedoch auch, um die Akzeptanz der neuen Lichtgeneration zu erhöhen. Panasonic bringt jetzt erstmals LED-Lampen (Everled) auf den Markt, die Licht in „alle Richtungen“ abstrahlen, während bislang das Licht eher konzentriert in einem kleinen Winkel aus der Birne fällt. Der erweiterte Verteilwinkel von 300 Grad entspricht dem von normalen Glühlampen. Toshiba konterte mit einer LED-Leuchte, die mit 260 Grad den gleichen Abstrahlwinkel wie Neonröhren hat (E-Core Bulbs).

8,2 Petaflops SAITAMA, Japan SUPERCOMPUTER China und Japan setzen ihren Wettlauf um den schnellsten Supercomputer der Welt fort. Überraschend hat eine Neuentwicklung des japanischen Riken-Forschungsinstituts, der K-Computer, die chinesische Konkurrenz überholt und um Längen auf die Plätze verwiesen, obwohl die Anlage noch nicht einmal vollständig fertiggestellt ist. Dem K-Computer mit seinen jetzt über 68.000 Mikroprozessoren mit jeweils 8 Kernen gelangen 8,2 Petaflops pro Sekunde, mehr als drei Mal so viel wie der bisherige Spitzenreiter aus China. Japan will die Leistungen seines Supercomputers bis 2012 auf 10 Petaflops steigern und damit an der Spitze der Top-500-Weltrangliste bleiben.

panasonic.net

riken.go.jp

SPITZENREITER Mit dem K-Computer hat Japan die Konkurrenz aus China in der Weltrangliste der Supercomputer überholt.

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Martin FRITZ Asien-Korrespondent und Buchautor, seit 2001 für den

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Norddeutschen Rundfunk (NDR Info) in Tokio

Watt

OSAKA, Japan STROMFLUSS Panasonic hat eine thermoelektrische Röhre erfunden, mit der sich Strom aus Temperaturunterschieden in Flüssigkeiten erzeugen lässt. Der Strom entsteht, wenn heißes Wasser durch die Röhre fließt, während der Apparat in kaltes Wasser getaucht ist. Die Röhre besteht aus Schichten von zwei Materialien mit völlig unterschiedlicher Wärmeleitfähigkeit. Senkrecht zur Flussrichtung der Hitze lässt sich so ein Stromfluss induzieren. Aus einer 10 Zentimeter langen Röhre wurde so eine Leistung von 1,3 Watt erzeugt. Das ist vier Mal mehr als bei bisherigen Techniken. Das Unternehmen will mit der Röhre geothermische Energien von heißen Quellen ab dem Jahr 2018 nutzen. panasonic.net

EXOSKELETT Sensoren für Nerven- und Muskelsignale erkennen Bewegungen und helfen so zum Beispiel älteren Menschen.

TSUKUBA, Japan TRAGBARER ROBOTERANZUG FÜR DEUTSCHLAND Die japanische Firma Cyberdyne hat ihr tragbares Exoskelett jetzt in Deutschland eingeführt. Der Roboteranzug hilft behinderten und schwachen Menschen bei der Fortbewegung, beim Treppensteigen und beim Lastentragen. Das Exoskelett HAL hat Sensoren für Nerven- und Muskelsignale, mit denen es die nächste Bewegung erkennen und unterstützen kann. Der Robot Suit HAL (Hybrid Assistive Limb) wird im Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum auf seinen Einsatz in deutschen Krankenhäusern vorbereitet. Prof. Thomas A. Schildhauer, Direktor der Chirurgischen Klinik, hatte sich persönlich in Japan von dem Gerät überzeugt und sieht große Chancen in der Therapie und im langfristigen Einsatz bei querschnittsgelähmten, aber auch älteren Menschen. Der deutsche Chemieriese Bayer wird neue Leichtmaterialien für den Anzug entwickeln. In Japan haben 90 Krankenhäuser 200 HAL-Anzüge geleast, um ihren Patienten damit zu helfen.

SCHLAUE STÄDTE In Südkorea entsteht gerade das Vorbild für die Städte von morgen: Songdo heißt die kommende Metropole am Flughafen Incheon nahe der Hauptstadt Seoul, wo der US-Investor Gale und der Stahlriese Posco derzeit 35 Milliarden US-Dollar verbauen. Songdo versteht sich als „beste aller urbanen Welten“, so die Eigenwerbung: 40 Prozent der Stadtfläche sind grün, der Abfall wird über Rohre abgesaugt, dann verwertet, kompostiert und zum Heizen benutzt. Alle Apartments und Büros sind digital so vernetzt wie kein anderer Ort. Die Gebäude erfüllen den neuen Ökostandard LEED, kurze Wege ersetzen das Auto.

„Unser Städte müssen effizienter und leistungsfähiger werden, damit die rasante Verstädterung in Asien keine gigantischen Slums und horrenden Klimaschäden verursacht.“ Auch im Städtebau scheint Asien zum Vorreiter der „grünen“ Revolution zu werden, der dritten industriellen Umwälzung nach Verbrennungsmotor und Computer. Neben Solarkraftwerken, Windturbinenparks und Elektroautoflotten entstehen intelligente, vernetzte Städte. Zum Smartphone gesellt sich die Smart City. Unsere Städte müssen effizienter und leistungsfähiger werden, damit die rasante Verstädterung in Asien keine gigantischen Slums und horrenden Klimaschäden verursacht. Häuser zum Beispiel sollten ihre Energie selbst erzeugen und verteilen. Sauberer Strom wird als Wasserstoff oder in Batterien etwa von Elektroautos für die spätere Nutzung gespeichert. In Japan errichtet Panasonic auf einem alten Fabrikgelände in Fujisawa gerade für eine halbe Milliarde Euro eine solche Vorzeigesiedlung. In den Tsunamigebieten wollen Architekten Gartenstädte nach deutschem Vorbild bauen, die sich allein mit Strom aus alternativen Quellen versorgen. Neue Geschäftsmodelle entstehen: Konzerne wie General Electric und Hitachi fassen ihr Know-how in Umweltschutz, Verkehrsund Energietechnik in einer Infrastruktursparte zusammen. Das ist gut für die Menschheit: Sie kann nur mit smarten Städten überleben.

cyberdyne.jp/english/

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SPEKTRUM NORDAMERIKA

MAST

ATLANTA, USA AUTONOME SPÜRHUNDE Ein Expertenteam von mehreren renommierten Forschungsinstituten in den USA hat autonomen Fahrzeugen das selbstständige Kartografieren von unbekanntem Gelände beigebracht. Wissenschaftler von Georgia Tech, der University of Pennsylvania und CalTech sowie dem Jet Propulsion Laboratory benutzen für ihr Projekt Micro Autonomous Systems and Technology (MAST) kleine, fahrbare Roboter, die Hilfsteams in gefährliche Situationen entsenden. Die Roboter teilen die Erkundungsaufgaben selbstständig untereinander auf und fertigen so in wenigen Minuten einen detaillierten Lageplan eines Gebäudes an, den sie an ihre menschlichen Auftraggeber funken. Als Nächstes wollen Forscher die handtellergroßen Fährtensucher mit Radar- und Infrarotsensoren sowie hochempfindlichen künstlichen „Schnurrhaaren“ ausstatten.

STANFORD, USA WASHINGTON, USA LOS ANGELES, USA ATLANTA, USA

robonaut.jsc.nasa.gov

10 × 10 × 30 CUBESAT Die ein Kilogramm schweren Quader lassen sich zu maximal drei Modulen verbinden.

STANFORD, USA SELBSTBAUSATELLITEN Der Weltraum dürfte bald noch voller werden, denn mit preiswerten Minisatelliten können Wissenschaftler oder Unternehmen nun erstmals ihre eigene Präsenz im Weltraum etablieren. Die Weltraumwürfel namens CubeSat stammen aus dem Stanford Research Institute (SRI) in Silicon Valley, das sie mit mehreren US-Hochschulen entwickelte. Die ein Kilogramm schweren Quader lassen sich zu maximal drei Modulen verbinden und bieten Platz für diverse Mess- und Kommunikationsinstrumente sowie Steuerungssysteme. Im Gegensatz zu großen Satelliten auf großen Raketen lassen sich CubeSats mit nur einem Jahr Vorlauf und für nur 250.000 US-Dollar ins All schießen. Bisher wurden von privaten Kunden und Wissenschaftlern schon 57 CubeSats ins All befördert – um etwa ein preiswertes, privates Mobilfunknetz aufzubauen. Draper Laboratory will 2012 gemeinsam mit dem Massachusetts Institute of Technology seinen ersten Himmelskörper namens ExoPlanetSat starten. Der 10 × 10 × 30 Zentimeter lange Kasten kostet 600.000 US-Dollar, rund ein Zehntel eines herkömmlichen Satelliten. Er ist dennoch voll gepackt mit Hochleistungsoptik und soll ein bis zwei Jahre lang in niedriger Umlaufbahn nach erdähnlichen Planeten in anderen Sonnensystemen suchen. seagerexoplanets.mit.edu

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Steffan HEUER USA-Korrespondent für brand eins und die deutsche Ausgabe von Technology Review, Fachgebiete: Hightech und Ökonomie

„TRICORDER“ Das Gewinnergerät muss tragbar, ver-

LOS ANGELES, USA MEDIZIN À LA RAUMSCHIFF ENTERPRISE Science-FictionFans mag der „Tricorder“ als wundersames Diagnoseinstrument aus der Serie „Star Trek“ vertraut sein. Die X PRIZE Foundation in Los Angeles will das Gerät gemeinsam mit dem Mobilfunkunternehmen Qualcomm zur Realität machen – und den Erfindergeist reich belohnen. Wer als Erster ein solch tragbares, vernetztes Mess- und Untersuchungsinstrument entwickelt, dessen minimalinvasive Diagnosefähigkeiten mittels Sensoren denen eines menschlichen Arztes gleichkommen, kann den mit 10 Millionen US-Dollar dotierten Tricorder X PRIZE gewinnen.

netzt und mit Diagnosefähigkeiten ausgestattet sein.

xprize.org/node/1711

E-STICK VERNETZT Die Kontaktlinsen wandeln empfangene Funksignale in optische Signale um.

WASHINGTON, USA FUTURISTISCHE SEHHILFEN Die zwei Designer Messizon Li und Fan Yang haben den Prototypen für einen interaktiven Blindenstock namens E-Stick entwickelt. Mittels SD-Karte lassen sich Routen und Landkarten laden, die per Knopfdruck und mittels drahtlosem Kopf- hörer gesprochene Navigationshilfe bieten. Augmented Reality direkt auf die Netzhaut bringt der Bioingenieur Babak Parviz von der Universität Washington mit seinen vernetzten Kontaktlinsen. Dazu empfängt eine Antenne am Rand der Linse Funksignale von einem tragbaren Transmitter. Ein LEDDisplay in der Mitte der Linse wandelt sie in optische Signale um. Parviz will Hilfestellung für Patienten leisten, etwa um Sprache in Echtzeit in Untertitel umzuwandeln oder Hinweise eines Navigationssystems direkt auf dem Auge einzublenden. reconinstruments.com

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NETWORKING 2.0 Wenn Futurist Gerd Leonhard die 25 Mitglieder seines weltweiten Beraternetzwerks „The Futures Agency“ um schnelles und diskretes Feedback bitten will, schickt er eine kurze, 140 Anschläge lange Nachricht in die Runde. Aber nicht über Twitter oder eine Facebook-Gruppe, sondern über den geschlossenen Dienst Yammer. „Tausend Mal besser als eine E-Mail, funktioniert von jedem Mobilgerät und ist völlig privat“, sagt der Trendforscher.

„Immer mehr Unternehmen wagen sich in die Welt der Instantkom­ munikation vor, aber sie wollen die Kontrolle behalten, wer wem folgt, was liest und weiterreicht.“ Yammer ist eines von mehr als einem Dutzend neuer sozialer Netze, die Gruppen von Wissensarbeitern und Unternehmen den sicheren Austausch aktueller Informationen ermöglichen – so schnell, ausbaufähig und gesellig wie Twitter, LinkedIn oder Facebook, aber ohne unerwünschte Zaungäste. Der Zustrom an Nutzern und Wagniskapital beweist, dass der Wunsch nach mehr Privatsphäre im Web boomt. Immer mehr Unternehmen wagen sich in die Welt der Instantkommunikation vor, aber sie wollen die Kontrolle behalten, wer wem folgt, was liest und weiterreicht. Dabei kommen ihnen Dienste wie Yammer wie gerufen. Das Unternehmen aus San Francisco wickelt bereits den Tippverkehr für 100.000 Firmen ab, Konkurrent Chatter aus dem Hause salesforce.com bedient 80.000 Unternehmen. Das beweist: Gerade in der Always-on-Gesellschaft gibt es Grenzen der Mitteilsamkeit. Für jedes Anforderungsprofil gibt es einen Gratisdienst, um brisante Informationen nicht versehentlich in die weite Welt hinauszuposaunen – aber ohne auf die von Social Media gewohnten Funktionen zu verzichten. Mit Apps wie GroupMe, FastSociety oder LoKast lassen sich sogar in Sekundenschnelle ortsgebundene Adhoc-Gruppen schaffen. In diese geschlossene Gesellschaft haben nur Kollegen oder Bekannte Zugang, wenn sie sich etwa auf derselben Messe aufhalten. Sie können sicher sein, dass sie auch im dichtesten Gedränge unter sich bleiben, wenn sie ein Status-Update verfassen. 27


SPEKTRUM EUROPA

ALM LEIDEN, Niederlande 3-D-DRUCK Der europäische Raumfahrtkonzern EADS mit Sitz im niederländischen Leiden hat soeben ein Fahrrad vorgestellt, das auf ungewöhnliche Weise entstand: durch 3-D-Drucken mit Nylonpulver im Additive-Layer-ManufacturingVerfahren (ALM). Bei der Fertigungsweise des ALM backt ein Laserstrahl Schichten von Pulver zu einer hauchdünnen, festen Schicht. So entsteht Mikrometer um Mikrometer nach den Designvorgaben eines Computerprogramms der gewünschte Gegenstand. Das Unternehmen ist begeistert über die neue Fertigungstechnik. Die ALM-Technologie, so EADS-Direktor Robin Southwell, „repräsentiert einen Paradigmenwechsel“. Die Technologie erlaube, Metalle und kohlenfaserverstärkten Kunststoff auf molekularer Ebene zu manipulieren, und führe zu bedeutenden Gewichts- und Materialeinsparungen.

MANCHESTER, Großbritannien

BIRMINGHAM, Großbritannien

LEIDEN, Niederlande LAUSANNE, Schweiz

BARCELONA, Spanien

eads.com

3.000 MANCHESTER, Großbritannien BLICK INS ALL Britische Forscher des Jodrell-Bank-Observatoriums an der Universität von Manchester sollen eine der ehrgeizigsten Missionen der modernen Astronomie leiten. „Square Kilometer Array“ (SKA) ist ein geplantes Riesennetzwerk von Radioteleskopen, das 3.000 separate Radarschüsseln und andere Antennen verbindet und mehr als 50 Mal so leistungsstark ist wie die besten bisherigen Geräte. Während die Anlagen selbst in Australien oder Südafrika installiert werden sollen, wird das SKA-Projektbüro, wie im April beschlossen wurde, am berühmten JodrellBank-Observatorium angesiedelt sein. SKA, ein Gemeinschaftsprojekt von über 20 Ländern, soll das gesamte bekannte Universum kartografieren und mehr als eine Milliarde Galaxien verorten. Zugleich soll es nach Anzeichen außerirdischen Lebens suchen sowie die Strahlung aufspüren, die bei der Bildung der ersten Sterne, Galaxien und schwarzen Löcher vor 13 Milliarden Jahren auftrat. jb.man.ac.uk

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ERDUMRUNDUNG Über 11.000 Solarzellen sollen das Flugzeug um die Welt tragen.

LAUSANNE, Schweiz SONNE IM TANK Die Schweizer Stiftung „Solar Impulse“ will „das nächste Kapitel der Luftfahrt“ schreiben und ein Flugzeug bauen, das allein mit Solarkraft angetrieben eine Weltumrundung schafft. Der Prototyp „HB-SIA“ flog im Juni zur Pariser Flugshow ein – mit nichts als Sonne im Tank. Das Flugzeug, das die Flügelspannweite eines Jumbojets hat, ist mit 11.628 Solarzellen bestückt, die Lithium-Ionen-Batterien aufladen. Die vier Propeller des Flugzeuges werden von vier Elektromotoren angetrieben, die insgesamt auf eine Durchschnittsleistung von 6 Kilowatt kommen – ungefähr so viel Energie, wie die Wright-Brüder bei ihrem ersten Flug 1903 zur Verfügung hatten. Schon im Bau ist eine verbesserte Version „HB-SIB“. Nach weiteren Probeflügen in den nächsten Jahren soll 2014 die Weltumrundung mit Stopps auf allen fünf Kontinenten versucht werden. solarimpulse.com

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Jochen WITTMANN Seit 1993 freier Auslandskorrespondent für das Newsforum Eurotopics und zahlreiche deutschsprachige Tageszeitungen mit Sitz in London

EINER FÜR ALLE Der Hersteller des „IDAPT i1 Eco“ verspricht Kompatibilität mit 4.000 Geräten.

BARCELONA, Spanien EFFIZIENTER ALLESLADER Das spanische Unternehmen IDAPT hat soeben ein Ladegerät auf den Markt gebracht, das nicht nur so ziemlich jedes mobile Gadget aufladen kann, sondern dies auch in ökologisch verantwortlicher Weise tut. Zum einen besteht der „IDAPT i1 Eco“ aus wiederaufbereiteten Materialien. Zum anderen verbraucht das Gerät im Gegensatz zu anderen Ladern keinen Strom im Stand-by-Betrieb. Der Hersteller verspricht, dass dank der austauschbaren Adapter der „IDAPT i1 Eco“ mit mehr als 4.000 Geräten kompatibel sei. Man kann dank des USBAnschlusses sogar zwei Gadgets gleichzeitig laden. Der ökologische Universallader hatte im Januar auf der Fachmesse CES in Las Vegas einen Innovationspreis eingeheimst. idaptweb.com

Ca[CO3] METAMATERIAL Aufnahme der Spiegelung ohne (oben) und mit Doppelbrechung (unten).

BIRMINGHAM, Großbritannien TARNKAPPE WIRD WIRKLICHKEIT Forscher der Universität von Birmingham haben eine Apparatur vorgestellt, die eine Büroklammer verschwinden lässt. Sie setzten dabei Kalkspatkristalle ein. Kalzit ist bekannt dafür, dass es eine hohe Doppelbrechung hat und das Licht in unterschiedliche Richtungen polarisiert. Indem man die Kristalle über der Büroklammer anordnete, wurde das Licht im sichtbaren Spektralbereich um das zu tarnende Objekt herumgelenkt. Und weil dieses das Licht nicht mehr reflektiert, verschwindet es für das menschliche Auge, das es nicht mehr wahrnehmen kann. Das Resultat: Nur noch der Hintergrund, aber nicht mehr die Büroklammer war zu sehen. Die Biegung und Ablenkung des Lichts war für Physiker schon immer ein vielversprechender Ansatz gewesen. Doch bisherige Lösungen gelangen nur auf der Mikroebene, indem man spezielle nanostrukturierte Werkstoffe herstellte, sogenannte Metamaterialien mit besonderen optischen Eigenschaften. Jetzt hängt mit der in Birmingham entwickelten Technik die Größe der Verhüllungsfläche nur noch von der Größe der eingesetzten Kalzitkristalle ab.

ENERGIEÜBERTRAGUNG Die Europäische Union hat ihre Zielvorgaben klar formuliert: Bis 2020 soll der Anteil der erneuerbaren Energien am Mix ihrer Mitgliedsländer mindestens 20 Prozent betragen. Europa will welt- weit Vorreiter bei den neuen Technologien für die Gewinnung von Energie werden. Seit den 1990er-Jahren nimmt insbesondere die Nutzung von Wind, Sonnenenergie und Biomasse stark zu.

„In supraleitfähigen Kabeln steckt die Zukunftsmusik für die Nutzbarkeit von Strom aus weit entfernten, erneuerbaren Energiequellen.“ Die großen Herausforderungen liegen aber auch beim Stromtransport. Bei der Übertragung von Strom zum Austausch von stromerzeugenden und stromverbrauchenden Regionen arbeiten europäische Forscher und Ingenieure an neuen Lösungen. Denn im Zusammenhang mit Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen taucht immer wieder die Frage auf, wie es Stromanbieter erreichen können, elektrischen Strom von ganz bestimmten, oft weit entfernten Stromerzeugern aus Solar-, Wasser- oder Windenergie zu beziehen. Der Bezug aus einer weit entfernten Stromquelle über ein bestehendes Netz ist physikalisch nicht möglich, außer man koppelt sich vom öffentlichen Stromnetz ab und legt eine separate Leitung zum gewünschten Kraftwerk. Das kann nur als Übertragung von Starkstrom ohne große Verluste durch elektrischen Widerstand funktionieren. Deswegen sollen jetzt supraleitende Kabel entwickelt werden, die Strom mit einer Spannung von 275 Kilovolt leiten können. Das Kabel müsste dabei extrem tief gekühlt werden und würde somit seinen elektrischen Widerstand um 75 Prozent gegenüber herkömmlichen Kabeln verringern. Eine einzelne solche Leitung könnte 1,5 Millionen Kilowatt übertragen. Das Material des Kabels wäre relativ preiswert, sodass sich die technischen Vorteile der Supraleitfähigkeit gut ökonomisch nutzen liessen. Hier steckt Zukunftsmusik für die Nutzbarkeit von Strom aus weit entfernten, erneuerbaren Energiequellen.

birmingham.ac.uk

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TEXT Joachim WEBER

MENSCHMASCHINE Mensch-Maschine-Schnittstelle oder englisch Human Machine Interface (HMI), das klingt nach Technologie aus der Fabrik, nach Technik, die nur einen kleinen, speziellen Kreis von Menschen betrifft. Doch weit gefehlt: HMI ist nahezu allgegenw채rtig, begegnet uns im Haushaltsger채t wie im Auto, im Flugzeugcockpit wie im Handy, in der Spielekonsole wie an der Werkbank. 30

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LIFESTYLE DER SCHNITTSTELLEN

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ASTATUR, MAUS, TOUCHPADS – all das könnte bald überholt sein. Die Maschinen von morgen werden mit dem ganzen Körper bedient, und das zumeist, ohne sie überhaupt zu berühren. Gesprochene Worte, kleine Gesten mit den Fingern, große mit den Armen, ein Kopfnicken, ein Stirnrunzeln, hochgezogene Augenbrauen: Der Mensch darf wieder Mensch sein und mit dem Computer kommunizieren, wie es seine Natur ist, ohne Knöpfe zu drücken, Scrollrädchen zu drehen oder eine Maus auf einem viel zu kleinen Mousepad zu bewegen. Die Technologien für alle diese Varianten der Verständigung mit Maschinen existieren bereits. Das Faszinierende daran: Es gibt sie nicht nur als teures Spielzeug für elitäre Anwender, wie es einstmals bei vielen Pioniertechniken – vom Taschenrechner über den PC bis zum Videorekorder – zunächst der Fall war. Vielmehr sind sie als Massenware überall verfügbar: als Bauelement in der Spielkonsole, im Handy oder im Navigationsgerät. „Vor allem die Spieleindustrie und die Mobilfunkhersteller nehmen große Summen für die Entwicklung neuer Hard- und Software in die Hand“, weiß Professor Dr.-Ing. Ralph Bruder, Leiter des Instituts für Arbeitswissenschaft der TU Darmstadt. „Ob Multitouchscreens, mit denen man Smartphones oder Tablet-PCs mit Mehrpunktberührungen oder Wischbewegungen bedienen kann, oder Bewegungssteuerungen, die Körperbewegungen im freien Raum erfassen und interpretieren – all das sind Mensch-Maschine-Schnittstellen (MMS), die zunächst für Massenprodukte kreiert wurden und jetzt den Weg in speziellere Anwendungen finden.“ Das ist eine Umkehr lange gewohnter Entwicklungspfade. „Früher war das Militär ein starker Impulsgeber technischer Innovation – heute ist es die Konsumelektronik“, stellt Professor Bruder fest. Die neu­ artigen „Human Machine Interfaces“ (HMI), wie die MMS im Englischen genannt werden, finden den Weg von der Konsumelektronik zum professionellen Einsatz in Autos, Flugzeugen, Maschinen oder in der Medizintechnik. Berührungsempfindliche Bildschirme – sogenannte Touchscreens für die Einpunktberührung und Multitouchscreens für Mehrpunktfingertipps oder Wischbewegungen – sind längst zur Modeerscheinung geworden. „Die Konsumelektronik erzeugt Erwartungen, die unsere Kunden mit ins Auto bringen“, sagt Jörn Petersen, Leiter des Bereichs Human Factors bei Daimler. „Unsere Zielgruppe verschreibt sich immer mehr dem sogenannten Digital Lifestyle. Das heißt: Unsere Kunden wollen beim Ein- und Aussteigen nicht mehr von der digitalen Welt abgekoppelt werden.“ Wie sich dies erreichen lässt, hat der Daimler-Konzern auf der Shanghai Auto Show 2011 gezeigt. Das dort präsentierte Konzeptfahrzeug Concept A-Class zeichnet sich – neben etlichen neuen Designelementen außen wie innen – dadurch aus, dass es den vernetzten Lebensstil in vollem Umfang 32

ins Fahrzeug integriert. Das Mittel erscheint einfach, die technische Umsetzung war dagegen anspruchsvoll. Die Daimler-Telematikingenieure banden ein Smartphone vollständig in das Bedienkonzept des Concept A-Class ein. „Damit werden alle gängigen Applikationen des Smartphones auch im Auto verfügbar – einschließlich der Navigation“, erklärt Petersen. Das Smartphone kann seitlich in die Mittelkonsole eingeschoben werden und synchronisiert sich automatisch mit COMAND Online, dem neuen, internetbasierten Infotainmentsystem von Mercedes-Benz. Als Display fungiert ein großer, brillanter TFT-Bildschirm über der Mittelkonsole. Als Kopfzeile bietet er ein gut lesbares und intuitiv bedienbares Menü. „Wichtig war uns, dass der Nutzer jederzeit klar erkennt, an welcher Stelle des Menüs er sich gerade befindet, um schrittweise vor- und zurückgehen zu können“, unterstreicht Petersen. Eine weitere Bedienzeile am Fuß des Displays erweitert die Befehlseingabe.

„ Der Kunde muss immer das Gefühl haben, das System zu beherrschen“. Professor Ralph BRUDER Leiter Institut für Arbeitswissenschaft TU Darmstadt

Gesteuert wird das System über ein einfaches Bedienelement, einen sogenannten Dreh-/Drücksteller in der Mittelkonsole. „Diese Art der Bedienung lenkt weniger ab als das Wischen und Schieben auf dem Touchscreen eines Handys“, erläutert Petersen. „Sicherheit hat im Automobil Priorität. Bei allem, was wir entwickeln, müssen wir dem Problem Rechnung tragen, dass wir dem Fahrer eine Doppelaufgabe stellen – und seine erste Aufgabe ist es sicher zu fahren.“ Der Darmstädter Professor Bruder formuliert es aus der Sicht des Autokäufers: „Der Kunde darf sich von immer mehr Technologie im Fahrzeug zu keinem Zeitpunkt überfordert fühlen und muss immer das Gefühl haben, das System zu beherrschen.“ Für den Entwickler der Schnittstellen heißt das: Er muss die wachsende Zahl von Einzelsystemen im Fahrzeug, die beobachtet und überwacht werden wollen, in ein übergeordnetes und überschaubares Bedienkonzept einbinden. Vor der gleichen Aufgabe stehen auch die Konstrukteure von Flugzeugcockpits oder die Entwickler von Fluglotsen-Arbeitsplätzen. Immer geht es darum, eine zunehmende Menge von Einzelinformationen sinnvoll zu konzentrieren und sie so aufzubereiten, dass Menschen selbst in Stresssituationen noch vernünftig und planvoll darauf reagieren können. Vereinfachte Bedienung und leichte Verständlichkeit sind also das Ziel. Diese Richtung verfolgen die Daimler-Entwickler auch T


GESTENSTEUERUNG Das Videospiel „Child of Eden“ des französischen Entwicklers Ubisoft verzichtet optional völlig auf Tasten und Knöpfe und kann vollständig über Gesten gesteuert werden.

TOUCHSCREEN Die immer weiter wachsende Verbreitung berührungsempfindlicher Displays in Tablet-PCs und Smart­ phones erzeugt neue Kundenerwartungen an HMI auch in professionellen Anwendungsbereichen.

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DER WEG INS FAHRZEUG

DIALOG Jörn PETERSEN Leiter des Bereichs Human Factors bei Daimler

BEWEGUNG Herr Petersen, als MenschMaschine-Schnittstellen schieben sich elektronische Komponenten wie Touchscreens immer mehr in den Vordergrund. Werden klassische Bedienelemente im Fahrzeug wie das Lenkrad bald verschwinden? Ich glaube nicht, jedenfalls nicht solange das Automobil vom Menschen gesteuert wird. Gerade die genannten mechanischen Schnittstellen haben eine Historie und sind den Fahrern sehr vertraut. Außerdem kommen das Drehen am Lenkrad oder der Tritt auf die Bremse intuitiven Bewegungsmustern entgegen, die schnelle und richtige Reaktionen ermöglichen. Wir können allerdings die Technik dahinter immer weiter optimieren, zum Beispiel, indem wir in die Systeme gewisse Korrektur­ mechanismen einbauen.

mit einer anderen Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine, die im Forschungsfahrzeug F800 Style von Mercedes-Benz bereits erfolgreich erprobt wurde. Das HMI Cam-Touch-Pad ist ähnlich zu bedienen wie ein Touchscreen, wie man ihn vom Smartphone kennt. Anders als beim Touchscreen berührt der Fahrer aber nicht direkt den Bildschirm, sondern ein tiefer positioniertes, bequem zu erreichendes Touchpad. Der Clou: Ein transparentes Livebild der Hand wird per Infrarotkamera auf das zentrale Display über der Mittelkonsole übertragen. Der Benutzer sieht also seine Hand als durchsichtige Kontur über das Display gleiten und kann die virtuellen Knöpfe gezielt drücken – inklusive haptischer Rückmeldung. Das HMI Cam-Touch-Pad erkennt auch Fingerbewegungen wie Schieben, Wischen, Drehen und Zoomen. Das erlaubt die intuitive Steuerung von Klimaanlage, Telefon, Audioanlage, Navigationssystem und sogar Internet. Weitere Vorteile: Das Touchpad ist so auf der Mittelkonsole positioniert, dass der Fahrer zur Bedienung seine Sitzposition nicht verändern muss – ein weiterer Beitrag zur Fahrsicherheit. Das zentrale Display bleibt frei von Fingerabdrücken, die die Sicht behindern. Ebenfalls um das Thema Sicherheit geht es bei der Technologie SPLITVIEW von Mercedes-Benz. 2009 rollten die ersten S-KlasseModelle mit dem Doppelsichtschirm auf die Straße. Ein und dasselbe Display versorgt nun den Fahrer mit allen Bedien- und Anzeigefunktionen des Fahrzeugs ebenso wie mit der Navigation, während der Bei­ fahrer sich anderen Dingen widmen kann. Zugleich übernehmen die Maschinen immer mehr Kompetenz. Ermöglicht wird dies durch die technische Entwicklung. Immer leistungsfähigere Prozessoren und Steuerungen sowie immer größere Datenspeicher auf immer kleinerem Raum und zu sinkenden Kosten erlauben es, zunehmend komplizierte Prozesse in die Maschine zu übernehmen – und sie mit immer mehr „Intelligenz“ auszustatten. Für den nächsten großen Technologieschritt, der auch im Maschinenbau bereits absehbar ist, gilt das ganz besonders: die Sprachsteuerung. Dass ganze Fertigungsanlagen buchstäblich aufs Wort gehorchen, ist nicht mehr ferne Fiktion, ebenso wenig der Roboter, der den Menschen in der Fabrik oder im Lager als Assistent begleitet und dessen gesprochene Anweisungen befolgt. Dass er quasi als Kollege Seite an Seite ohne Schutzvorrichtungen mit diesem Menschen zusammenarbeiten kann, bewirkt eine andere Schnittstelle: In seiner Oberflächenbeschichtung sind berührungsempfindliche Sensoren untergebracht, die gefährliche Kollisionen vermeiden. Nicht nur bei der Bedienung, auch bei der Wartung von Maschinen oder Gebäudetechnik schicken sich neue Mensch-MaschineSchnittstellen an, den Menschen stärker zu unterstützen. Hier kommen – unter dem Stichwort „Augmented Reality“ (erweiterte Realität) – abermals das Smartphone oder ein mobiler Tablet-PC zum Einsatz, ausgerüstet mit Navigationssystem. Der Techniker begibt sich an seinen Arbeitsort und richtet die Kamera seines Handys auf das zu wartende Objekt. Das Bild wird vom Computer in der Firmenzentrale analysiert. Der lokalisiert den Stand34

INFORMATIONEN Sehen Sie die Gefahr, dass die Fülle der Informationen, die auf den Fahrer einströmt, ihn irgendwann überfordern könnte? Diese Gefahr besteht grundsätzlich. Aber genau das ist unsere Aufgabe: diese Informationen zu sortieren, zu priorisieren und so zu gestalten, dass der Fahrer damit umgehen kann, ohne dass seine Aufmerksamkeit für das Verkehrsgeschehen darunter leidet. In erster Linie geht es immer um die Sicherheit. HUMAN FACTORS Wenn Sie neue HMI konzipieren – wo liegen Ihre größten Herausforderungen? Vor allem im Bereich der Human Factors. Wir müssen alles so gestalten, dass es ohne technische Vorbildung oder Spezialwissen verständlich ist. Dabei gilt es auch zu beachten, dass die Menschen in unseren globalen Zielmärkten teilweise sehr unterschiedliche kognitive Eigenheiten und Gewohnheiten haben. ZUKUNFT In welche Richtung werden sich die HMI im Automobil entwickeln? Ganz klar ist die Marschrichtung hin zu einer Kommunikation, die der Natur des Menschen entspricht. Unsere Sprachein- und Sprachausgabe wurde von unseren Telematikexperten zu so hoher Zuverlässigkeit entwickelt, dass dies eine ablenkungsfreie Bedienung zum Beispiel der Navigation oder des Telefons möglich macht. Diese Art der Bedienung halten wir längerfristig auch in anderen Zusammenhängen für möglich, insbeson­dere dann, wenn sich durch automatisierte Systeme neue Nutzungsszenarien eröffnen. Nach frei formuliertem Zielwunsch und Übernahme der Fahraufgabe durch das Fahrzeug stehen den Passagieren dann zahlreiche weitere sprachbediente Funktionen und Internetdienste zur Verfügung. T


BEDIENKONZEPT Beim Autosalon Genf 2010 präsentierte Mercedes-Benz das Forschungsfahrzeug F800 Style – und beeindruckte mit dem innovativen Bedienkonzept des HMI Cam-Touch-Pad.

INTERIEUR Das Innenraumkonzept des Concept A-Class bringt die vernetzte Welt ins Cockpit. Highlights: Einbindung einer Smartphone-Schnittstelle, ein brillantes TFT-Display und die intuitive Bedienung aller Menüfunktionen über den Dreh-/Drücksteller.

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DIE VIELFALT DER ANWENDUNGEN LUFTFAHRT Die Luftfahrt ist ein hochkomplexes System, das hohe Anforderungen an das Zusammenspiel von Mensch und Technik stellt. Gefragt sind MenschMaschine-Schnittstellen, die schnelles und richtiges Reagieren ermöglichen und unterstützen – genau wie im Fahrzeug.

ort, erkennt die Situation, definiert die Wartungsaufgabe und spielt das Bild, ergänzt um eine Arbeitsanleitung in Bildform, auf das Display des Technikers zurück. Dabei kann es sich ebenso um eine 3-DAnimation handeln wie um ein Video des Vorgangs, das zuvor aufgezeichnet wurde. Auch hier wandert Know-how ins System – der Mensch muss nicht mehr so qualifiziert sein wie seine Vorgänger. Das gleiche System lässt sich unterhaltsam oder lehrreich einsetzen, zum Beispiel von einem Touristen, der die historischen Bauten einer Stadt besichtigen und zugleich mehr darüber wissen möchte. Er richtet seine Smartphone-Kamera, die per App online mit einer Datenzentrale verbunden ist, auf ein Gebäude. Das Hintergrundsystem erkennt den Bau und spielt ihm zusätzliche Informationen wie dessen Geschichte, architektonische Besonderheiten oder historische Bilder auf sein Display. Dr.-Ing. Ulrich Bockholt vom Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung (IGD) in Darmstadt sieht noch zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten der Augmented Reality: „Gerade bei komplexen Produktionsaufgaben, zum Beispiel im Flugzeug- oder Schiffbau, stellt sich häufig das Problem, die virtuelle Planung des CAD-Systems mit der Realität der Fertigung abzugleichen. Dafür ist die Überlagerungstechnik der Augmented Reality perfekt geeignet. Ähnliches gilt für den Prototypenbau in der Automobilindustrie.“ Auch in der Medizin spielen die Schnittstellen von Mensch und Machine eine immer größere Rolle. Im Pflegebereich etwa erscheinen Blutdruck, Herzfrequenz, Blutqualität und Atmungsintensität heute nicht mehr auf mehreren Einzeldisplays, sondern konzentriert 36

auf einem Bildschirm. Sportmediziner und Orthopäden setzen die Kombination von Kamera und Computer, und demnächst auch in die Bekleidung eingewobene Mini-Computer, für Bewegungsanalysen ein. Und der Facharzt, der eine 50 Kilometer entfernte Schädelverletzung begutachtet, um den Mediziner vor Ort mit Therapievorschlägen zu unterstützen, nutzt die Schnittstelle der Röntgen- oder Computertomografie-Bildübertragung für die Telemedizin, das heißt für die Überbrückung der räumlichen Distanz zum Patienten.

„ Das Konzept der Augmented Reality eignet sich perfekt für komplexe Produktionsaufgaben.“ Ulrich BOCKHOLT Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung (IGD)

Inzwischen arbeiten Mediziner und andere Wissenschaftler an Mensch-Maschine-Schnittstellen, die im direkten Kontakt mit dem menschlichen Körper funktionieren sollen. Beispielsweise forschen Wissenschaftler aus Göttingen, Heidelberg und Karlsruhe an einer Möglichkeit, die Bewegungen des Ohrmuskels zur Steuerung von Rollstühlen oder Prothesen zu nutzen. Dabei werden die Nervenimpulse, die die Bewegung der Ohren bewirken, verstärkt und als elektrische Signale an die Geräte weitergegeben. Die Beispiele zeigen es: T


SPLITVIEW Ein Display, zwei Inhalte: Die SPLITVIEW-Technologie von Mercedes-Benz liefert dem Fahrer von der Temperaturanzeige über die Tankreichweite bis hin zur Navigation alle Informationen, die er benötigt. Gleichzeitig kann derselbe Bildschirm den Beifahrer mit DVD oder Fernsehprogrammen unterhalten. Der Trick: Die verschiedenen Inhalte sind nur aus jeweils einer Blickrichtung zu sehen. Im Cockpit wird nur der Platz für ein zentrales Display benötigt – andere Elemente wie der Beifahrerairbag werden nicht beeinträchtigt.

Die Mensch-Maschine-Kommunikation orientiert sich in der Zukunft nicht mehr, wie noch vor wenigen Jahren, an der Maschine – deren Eigenheiten der Mensch mühsam zu erlernen hatte –, sondern am Menschen selbst: die Menschmaschine sozusagen. Schon länger bekannt sind Versuche, das menschliche Gehirn direkt anzuzapfen. Auch hier sorgt die Spieleindustrie für neuen Schub: Sie will vereinfachte Elektroenzephalografen, Geräte zur Messung der Hirnströme, benutzen, um Spiele ohne Maus, Tastatur oder andere Eingabehardware zu steuern. Dazu muss der Mensch allerdings lernen, diese Ströme gezielt zu beeinflussen. Die ersten wissenschaftlichen Versuche in diese Richtung sind durchaus ermutigend. Dass der Fahrer sein Automobil einmal gänzlich per Hirnstrom lenkt, ist jedoch noch keine konkrete Zukunftsvision. Wahrscheinlicher ist, dass er es eines Tages gar nicht mehr steuern, sondern nur noch sein Fahrziel eingeben muss. Der Weg zum autonomen Fahrzeug ist nicht mehr weit – die ersten Prototypen tragen bereits regelmäßige Wettbewerbe unter realen Bedingungen aus. Innovative Fahrerassistenzsysteme von Mercedes-Benz, wie die Totwinkel- und SpurhalteAssistenten oder die automatische Müdigkeitserkennung ATTENTION ASSIST weisen den Weg: Das Fahrzeug wird immer intelligenter, der Fahrer immer weiter entlastet. Möglicherweise steigt er eines Tages nur noch ein, um sich angenehm unterhalten zu lassen – mit Filmen, die als echte 3-D-Darstellungen in Form von Hologrammen daherkommen. Denn auch das ist eine nicht allzu fernliegende Vorstellung künftiger Mensch-Maschine-Schnittstellen: das Bild, das sich von allen Seiten betrachten lässt.

HYPERLINK Weitere Informationen zu diesem Beitrag unter: DAIMLER-TECHNICITY.COM/HMI

• INTERVIEW Prof. Ralph BRUDER, Institut für Arbeits wissenschaft der TU Darmstadt, über die Zukunft der Mensch Maschine-Schnittstelle. • VIDEO Die Mensch-Maschine-Schnittstellen im Innen­raum des

Concept A-Class.

• HINTERGRUND

(1) HMI im medizinischen Einsatz:

Der Operationsroboter Da Vinci (inklusive Video).

(2) Ein Display – zwei Inhalte:

die SPLITVIEW-Technologie von Mercedes-Benz.

(3) Vom Stellrad zum HMI Cam-Touch-Pad: die Geschichte

der Mensch-Maschine-Schnittstelle im Automobil.

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BATTERIEELEKTRISCHER ANTRIEB Features: • Lithium-Ionen-Batterie • lokal emissionsfrei • Höchstgeschwindigkeit 125 km/h

SOLARDACH MIT TRANSPARENTEN ORGANISCHEN FOTOVOLTAIKMODULEN (OPV) Vorteile gegenüber konventionellen Solarzellen: • Energieeffizienz: Energieabsorption auch unter schlechten Lichtbedingungen (weitestgehend unabhängig vom Lichteinstrahlwinkel) • kostengünstige Produktionsprozesse • verschiedene Farben möglich • semitransparent

OPV-SOLARSONNENSCHIRM

ORGANISCHE LEDS (OLED) ALS INTERIEURBELEUCHTUNG

Schutz vor der Sonne und gleich­-

Vorteile der OLED-Technologie:

zeitig Naturstrom ver­spricht ein Sonnenschirm mit OPV.

• extreme Energieeffizienz

s mart mobility

• dünne, leichte, gleichmäßige Lichtquelle • transparent

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TEXT Peter THOMAS

Der smart forvision ist eine wichtige Station auf der Zeitreise in moderne Megacitys: Mit dieser Studie formuliert Daimler in Kooperation mit BASF Vorstellungen über die urbane Mobilität im Jahr 2020. Das ganzheitliche Konzept beinhaltet nicht nur die Verbesserung des Antriebs, sondern vereint auch das Design mit Technologien rund um Energieeffizienz, Leichtbau und Temperaturmanagement.

ENERGIEEFFIZIENZ Shanghai ist das Sinnbild für Chinas Wachstum: stark, der Zukunft zugewandt und modern. Zum Lebensgefühl in dieser Metropole gehören flinke Elektroautos, die den urbanen Verkehr zunehmend prägen. Sie bieten lokal emissionsfreies und energieeffizientes Fahren, verbunden mit Spaß an der Mobilität und einem modernen Lifestyle. Es sind Autos wie die jüngste Generation des batterieelektrisch angetriebenen smart, die im Jahr 2020 das Versprechen smarter Mobilität mitten in der 20-MillionenStadt einlösen.

Lüftung zu betreiben. Die transparenten, farbigen Fotozellen sind Energiequelle und Gestaltungselement des neuen Automobildesigns zugleich. In die Dächer integriert, werden sie mit ebenso transluzenten ORGANISCHEN LEUCHTDIODEN (OLED) zu Zweischichtelementen kombiniert, die bei Dunkelheit das Innere des Fahrzeugs mit sehr geringer Leistungsaufnahme erleuchten – von außen scheint das E-Mobil dann vor Energie zu leuchten. ORGANISCHE LEUCHTDIODEN (OLED) • Lichtproduktion mit organischen Halbleitern (im Gegensatz zu Kristallen in herkömmlichen LEDs) • extrem reaktionsschnell und sparsam • neue Anwendungen für die LED-Technologie, zum Beispiel in extrem dünnen Monitoren • weiteres mögliches Einsatzgebiet: Fensterflächen als Lichtquelle

BIEGSAMES OLED-WERBEDISPLAY Vorteil von OLED-Bildschirmen gegenüber den herkömmlichen Flüssig-

Elektrizität, die absolute Leitenergie der chinesischen Megacity, wird von einem Smart Grid in Abhängigkeit vom Angebot zur Verfügung gestellt. Die fragmentierte und intelligente Energieversorgung kommt mit einer vergleichsweise kleinen Grundlast aus und kann flexibel reagieren. Eingebunden in diesen Technikdialog zwischen dem Netz und den Verbrauchern sind auch die kompakten Cityautos: Sie laden ihre Akkus nicht nur mit Ökostrom, sondern geben bei Nachfragespitzen auch Energie ins Netz zurück. Die Fahrzeuge produzieren ihren Strom sogar selbst: Das geschieht durch den großflächigen Einsatz von transparenten, frei formbaren ORGANISCHEN FOTOVOLTAIK-ELEMENTEN, die sich nahtlos mit der Karosserie aus Kunststoffen verbinden. Die so erzeugte elektrische Leistung genügt zum Beispiel, um im Stand die

kristallbildschirmen ist der sehr hohe Kontrast, da sie ohne Hintergrundbeleuchtung auskommen.

ORGANISCHE FOTOVOLTAIK (OPV) • Stromproduktion aus lichtdurchlässigen und extrem dünnen Solarzellen, die nicht auf Silizium, sondern auf organischen Farbstoffen basieren • weiteres mögliches Einsatzgebiet: Fensterflächen, die tagsüber elektrische Energie produzieren

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Solche Verbindungen aus gutem Design und umweltfreundlicher Technik haben die E-Mobilität insbesondere unter jungen Stadtbewohnern zum Trend gemacht. Nicht für den Verzicht steht E-Mobilität, sondern für Lebensfreude und positives Umweltbewusstsein. Ingenieure arbeiten zehn Jahre nach der Einführung von Elektroautos in der Großserie konsequent an der weiteren Verbesserung der Reichweite. Stellschrauben sind dabei nicht nur die Akkus und der Motor, sondern das ganze System Automobil. Der smart war dafür eine perfekte Basis: Seit Oktober 1998 revolutionierte der smart fortwo das Prinzip der urbanen Mobilität. Auf Basis dieses kompakten Zweisitzers entwickelte Daimler zusammen mit Partnern aus der Industrie neue Lösungen für das lokal emissionsfreie Fahren in den Megacitys kommender Jahre. Wie diese Erneuerung der Mobilität aussehen würde, zeigte die Studie smart forvision, die Daimler 2011 auf der IAA in Frankfurt präsentierte. Ihre Innovationen werden zu technischen Standards – und das nicht nur in Autos, sondern auch in Gebäuden. Organische Fotovoltaik beispielsweise wird in Fassaden- und Dachstrukturen urbaner Architektur oder Infrastruktur eingebunden, auch zur Beschattung von Freiflächen dienen Solarpaneele.

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LEICHTBAU Kleine und leichte Fahrzeuge wie die aktuelle Generation des batterieelektrisch fahrenden smart verbrauchen wenig Energie. Deshalb setzt sich in Megacitys wie São Paulo die E-Mobilität als Lösung für den urbanen Individualverkehr vor allem mit elektrischen Kompaktautos durch im hochverdichteten urbanen Raum der brasilianischen Großstadt mit mehr als 20 Millionen Einwohnern. Brasilien hat schon früh auf pflanzliche Energie für die Mobilität gesetzt, zum Beispiel auf den Ethanolkraftstoff E85. Und Pflanzen liefern nicht nur Energie in Form von Biokraftstoff für die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts, sie sind auch für neue Bautechniken wichtig. Das gilt insbesondere für den Leichtbau mit innovativen und intelligenten Materialien, die teilweise durch natürliche Fasern ertüchtigt werden.

tonstäbe beispielsweise sind leicht und doch extrem stabil. Und Raumseilstrukturen als Tragwerke für neue Bauwerke könnten eine ungekannte Flexibilität hinsichtlich räumlicher Aufteilung von Immobilien auf Zeit bieten. Megacitys wie São Paulo mit ihrer hohen Entwicklungsdynamik müssen auf diese neuen Möglichkeiten reagieren. Mit dem Wandel der Materialien und der Bautechnik verändert sich auch die Autoarchitektur.

FASERVERSTÄRKUNG • zur Verstärkung in Leichtbauteilen, etwa bei glasfaserverstärkten Kunststoffen (GFK) oder bei mit Glasfasern bewehrtem Beton • Verarbeitung als Gewebe, Faserbündel (Roving) oder Faserband • in der Luft- und Raumfahrt früh für tragende Bauteile etabliert • durch das geringe Gewicht, die hohe Belastbarkeit und die gut definierbaren Eigenschaften auch in der Automobilindustrie im Einsatz

Der Fahrzeug- und Maschinenbau war Pionier beim Einsatz hochfester Kunststoffe in stark beanspruchten Teilen wie zum Beispiel Pkw-Felgen, bei tragenden Karosseriestrukturen, aber auch bei Elementen wie Lenkrad und Sitzen. Die hier eingesetzten Materialien übertreffen nicht nur die mechanischen Eigenschaften von Stahl, zusammen mit neuen Fügeverfahren wie dem Kleben gelang es auch, das durchschnittliche Gewicht eines Fahrzeugs gegenüber dem Zeitalter des reinen Stahlbaus um mehr als 20 Prozent zu senken. Auch bewährte Materialien wie Stahl, Aluminium und Kunststoffe mit LANGFASERVERSTÄRKUNG werden für den Leichtbau eingesetzt: Innovationen beim Ausgangsmateriallieferanten, der Verarbeitung und der Fügetechnik erlauben hochfeste Konstruktionen mit deutlich geringeren Massen. Von Leichtbauinnovationen profitiert auch der Bau neuer Gebäude. Mit Carbonbauteilen vorgespannte Be-

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Moderne Fahrzeuge tragen ihre innovativen Lösungen stolz nach außen – beispielsweise mit Paneelen, die der Oberfläche eines Kristalls nachempfunden sind. Dieses Muster aus unterschiedlichen Vielecken trägt konstruktiv zur hohen Steifigkeit des Bauteils aus Leichtbaumaterialien bei – ähnlich den unter aerodynamischen Blechkarosserien verborgenen Gitterrohrrahmen visionärer Fahrzeuge aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. Heute prägen solche Konstruktionsdetails selbstbewusst das Design von kompakten Elektroautos wie dem aktuellen smart mit batterieelektrischem Antrieb. Selbst das Ambiente der neuen E-Autos hat sich durch leichte Materialien radikal verwandelt: So erhalten transluzente Kunststoffstrukturen der Karosserie durch Hinterleuchtung mit farbigen LEDs und Rückprojektionen ganz neue Funktionen. Bei Bauteilen, die hohen dynamischen Kräften ausgesetzt sind, waren vor allem elektrische Kompaktfahrzeuge Vorreiter für die Einführung von Hochleistungskunststoffen an der Stelle von Metall. Bei der Optimierung des Fahrzeuggewichts setzten die Ingenieure früh auf neue Werkstoffe: Studien wie der smart forvision mit Felgen aus innovativem Thermoplastmaterial von BASF zeigen bereits 2011, dass auch extrem beanspruchte Fahrzeugteile aus Kunststoffen gefertigt werden können – als Baustein für eine leichte, attraktive und zukunftsfähige Mobilität.

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LEICHTBAUINNOVATIONEN IN GEBÄUDEN Mit Carbonbauteilen vorgespannte Betonstäbe sind leicht und doch extrem stabil.

LEICHTBAUSITZ (EINTEILIG) MIT KLIMAKOMFORTSTEIGERNDEN MATERIALIEN Mit härtevariablem Polyurethan. Vorteil: • für Sitzkonstruktion Einsatz von Polyamidkunst­stoffen in Kombination mit atmungsaktiven Stoffen  • ca. 20–30 Prozent leichter als herkömmliche Modelle • energiesparende, körpernahe Sitzheizung (E-Textiles mit leitfähigen Beschichtungen)

HOCHLEISTUNGSSCHAUMSTOFFE – NICHT NUR ZUR GEBÄUDEDÄMMUNG Hochleistungsschaumstoff aus Polyurethan sorgt als Dämmmaterial für eine hocheffiziente Isolierung von Gebäuden, Kühl- und Gefriergeräten, Warm­ wasserspeichern sowie von Fernwärmeanlagen.

KUNSTSTOFFFELGE Erste serientaugliche Kunststofffelge auf Polymer-Composite-Basis (veredeltes Polyamid). Vorteil: • mit Werkstoff Thermoplast (langglasfaserverstärkt) als komplettes Spritzgussteil gefertigt • deutliche Gewichtseinsparung gegenüber herkömmlichem Rad (bis zu 30 Prozent) • hohe thermische und chemische Beständigkeit

LEICHTBAUTRIDION, -LENKRAD UND -SITZ

• wiederverwertbar

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TEMPERATURMANAGEMENT Große klimatische Schwankungen machen den Fahrern der Flotte elektrischer smarts auf Londons Straßen des Jahres 2020 wenig aus. Denn die vielen Hundert Wagen, zu einem Großteil über komfortables Carsharing organisiert, haben ein wegweisendes Temperaturmanagement mit innovativer Klimatechnik, die wenig Energie verbraucht. Beispielsweise sind herkömmliche Heizungen durch körpernahe E-TEXTILIEN ersetzt worden, die punktgenau auf den Körper wirkend wärmen. Das ist bei Elektroautos wie dem aktuellen smart besonders wichtig, weil solche in Leichtbausitze oder Türverkleidungen installierte Elemente den Stromverbrauch im Winter sehr deutlich senken. Gleichzeitig verbessert sich das Wohlbefinden im Fahrzeug, weil bei kaltem Wetter nicht mehr die komplette Raumluft nach dem Prinzip der Konvektionswärme erhitzt wird, sondern die textilen Heizflächen mit Wärmeleitung durch direkten Kontakt arbeiten. Diese Form der Temperierung empfindet der menschliche Körper angenehmer als die überhitze Raumluft. Gleichzeitig trägt die Dämmung der Leichtbaukarosserie durch neue Werkstoffe dazu bei, die Auswirkungen des Umgebungsklimas auf das Fahrzeuginnere zu reduzieren. E-TEXTILIEN • Integration elektronischer Funktionen oder kompletter Geräte in Stoffe • Anwendung: zum Beispiel beim Einbau von Sensoren in Unterwäsche zur Erfassung von Vitaldaten • Steuerungselemente auf der Fläche von Oberbekleidung können persönliche digitale Geräte wie Mobiltelefone berührungslos steuern

Die Trennung von Innen- und Außenklima als Grundlage effektiven Umgangs mit Energie ist auch im Sommer wichtig. Denn eine Klimaanlage verbraucht in einem Elektroauto ebenso viel Energie wie eine Heizung. Also entwickelten die BASF-Wissenschaftler Techniken, um ein Aufheizen des Autos von vornherein zu vermeiden. Etabliert haben sich hier verschiedene Lösungen, die Fahrspaß, Komfort und Attraktivität der Fahrzeuge nicht beeinflussen.

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So reflektieren spezielle Folien und Lacke mit speziellen Pigmenten den infraroten Teil des Lichtspektrums. Das Fahrzeug insgesamt bleibt kühler und die Klimaanlage verbraucht weniger Energie. Die Wirkung des sichtbaren Umgebungslichtes - die Farbe - wird dabei für das menschliche Auge nicht verändert: Die Filterschichten sind beim Blick durch die Glasflächen ebenso wenig wahrzunehmen wie durch die transluzenten Bauteile. INFRAROTLICHT REFLEKTIERENDE FOLIEN UND LACKE • Temperaturmanagement durch bestimmte Folien und Pigmente, die für das infrarote Spektrum (Wärmestrahlung) transparent sind oder dieses sogar reflektieren • Einsatz im Außenbereich oder im Innenbereich des Fahrzeugs reduziert den Wärmeeintrag durch Sonnenlicht

Die Energie der Sonne kann aber auch aktiv eingesetzt werden, um das Fahrzeug zu klimatisieren: Organische Fotovoltaik lässt sich unauffällig und effektiv in die Karosserie von E-Autos integrieren. Bei hoher Sonneneinstrahlung erzeugen diese Zellen genug elektrischen Strom, um damit einen kontinuierlichen Lüftungsstrom im Innenraum des Wagens zu erzeugen, sodass keine Stauhitze entsteht. Nach ähnlichen Prinzipien arbeitet auch die Klimatechnik neuer Büro- und Wohngebäude in Großstädten: In der britischen Hauptstadt – Wirtschaftszentrum und international führende Stil- und Kulturmetropole zugleich– haben Architekten bei zahlreichen neuen Projekten auf besonders gutes Temperaturmanagement gesetzt. Stararchitekt Sir Norman Foster beispielsweise stattete sein Hochhaus „30 St Mary Axe“ mit einer doppelten Fassade und einer modernen Lüftungstechnik aus, die auf natürlichen Luftaustausch setzt. Die klassische Klimatechnik springt dort nur noch bei sehr heißem Wetter an.

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HOCHHAUS „30 ST MARY AXE“

INNENDÄMMUNG MIT MIKROSILIKATFARBE

mit einer doppelten Fassade und einer

Die Wandoberflächentemperatur wird

modernen Lüftungstechnik, die auf

angehoben sowie gleichmäßiger verteilt

natürlichen Luftaustausch setzt.

und es wird Wärmestrahlung in den Raum zurückgegeben. Gleichzeitig wird die Aufheizung des Raumes gebremst.

E-TEXTILIEN: EINSATZ IN SITZ UND TÜRAUFLAGE Vorteil: • körpernahe, energieeffiziente und schnelle Beheizung

HOCHLEISTUNGSSCHAUMSTOFFE: EINSATZ IN KAROSSERIEELEMENTEN Vakuumisolationspaneele auf Basis von Hoch­leistungsschaumstoffen für eine 5- bis 7-fach bessere Dämmleistung als mit konventionellen Polymerdämmstoffen: Sie bieten optimierte Porengrößen und Zellstrukturen. Vorteil: • Fahrzeugdämmung (vergleichbar mit Ge­bäudedämmung); Hitze und Kälte bleiben länger draußen, weniger Energie zum Kühlen und Aufheizen notwendig • hohe Dämmeigenschaften auch in geringer Dicke

INFRAROTLICHT REFLEKTIERENDE FOLIEN: EINSATZ IN VERSCHEIBUNG

INFRAROTLICHT REFLEKTIERENDE LACKE UND PIGMENTE: EINSATZ IM AUSSENLACK UND INTERIEUR

MEMBRANJACKE

Vorteil:

Weißer Effektlack mit Glasflakes.

Die erste Membran, die ihre Atmungs-

Folie, die die Aufheizung des Fahrzeug-

Vorteil:

aktivität an die Umgebungstemperatur

i­nnenraums reduziert und aufgrund Metall­-

Die weiße Farbe reflektiert Wärmestrahlen durch

anpasst.

freiheit (gegenüber herkömmlichen Folien)

Sonne und Licht besonders gut. Aber auch mit

damit beispielsweise einen problemlosen

dunklen Lacken beschichtete Oberflächen bleiben

Einsatz von Bluetooth ermöglicht.

dank sogenannter Cool Pigments deutlich kühler.

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„ S M A RT STE H T F Ü R EIN E N EU E H ER A NGE H E NSW EISE A N M OBILITÄT.” Annette WINKLER, Leiterin der Marke smart und verantwortlich für das Concept Car smart forvision, das bei der Internationalen Automobilausstellung (IAA) vorgestellt wurde.

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Frau Winkler, was heißt „ELEKTROMOBILITÄT OHNE KOMPROMISSE“ für die Marke smart?

Klingt spannend! Das hoffe ich! Wir verstehen uns bei smart als Thinktank für urbane Mobilität und versuchen, sehr innovative Wege zu gehen.

Mit unserem elektrischen Serienfahrzeug, dem smart electric drive, zu fahren bedeutet keinerlei Verzicht! Es macht im Gegenteil unheimlich viel Spaß, er beschleunigt toll, hat eine gute Reichweite für den Stadtverkehr, sieht schön aus und ist wunderbar praktisch.

Welche Rolle spielen dabei Industriepartner?

Hat smart das Potenzial, international die urbane Mobilität neu zu definieren?

Wie gut wir mit Industriepartnern zusammenarbeiten, sehen sie ja auch an unserem Konzeptfahrzeug, dem smart forvision. Es war eine echte Freude zu erleben, wie sich hier unsere Entwickler und Designer mit den Forschern der BASF ausgetauscht haben und das Fahrzeug immer großartigere Formen und Funktionen annahm.

Das hat smart doch schon gemacht! Der smart ist heute aus dem Stadtbild vieler Metropolen dieser Welt gar nicht mehr wegzudenken!

Welche Orte meinen Sie? In Rom kommt zum Beispiel ein smart auf 43 Einwohner, aber auch in Asien erleben wir gerade einen echten „Run“ auf den smart, weil er eben das ideale Auto ganz besonders für Megacitys ist.

Mit welchen Lösungen rüstet sich die Marke smart für die Zukunft? In den Genen von smart steckt mutiger Pioniergeist – und der Mut, Althergebrachtes infrage zu stellen. Und genau das werden wir auch künftig so weiterführen. Mit dem smart forvision haben wir weit in die Zukunft geschaut. Aber die Zukunft beginnt in eben diesem Moment!

Die Zukunft des Stadtverkehrs gehört also den Microcars? Wir denken immer an die beste Lösung für unsere Kunden, das geht über den reinen Pkw hinaus. Heute bieten wir mit dem smart fortwo, dem smart electric drive, dem smart Elektrofahrrad und vielleicht bald auch dem E-Roller tolle Fahrzeugkonzepte für jeden Bedarf. Und diese Fahrzeuge müssen Sie noch nicht mal kaufen, um sie zu nutzen! In immer mehr Städten mieten Sie unsere Produkte durch intelligentes Carsharing wie car2go bedarfsorientiert und unkompliziert.

Wie können weitere smarte Lösungen der kommenden Jahre aussehen? Mein Traum wäre, dass ein smart Kunde für Langstrecken jederzeit in einen Zug oder eine mietbare Mercedes-Benz Limousine steigen und fahren kann, so lange er will. Und wenn er dann am Ziel ankommt, wartet dort schon ein Miet-smart auf ihn, der beim Einsteigen automatisch seine Lieblingsmusik spielt.

Wie meinen Sie das? Mit dem smart electric drive können Sie richtig viel Spaß haben – und dabei heute schon Teil einer nachhaltigen und intelligenten Mobilitätskultur sein! Der smart war von Beginn an für den elektrischen Antrieb ausgelegt, und sie merken einfach, dass beim smart electric drive alles zusammenpasst. Der geht ab wie eine kleine Rakete, passt noch immer in jede Parklücke, und beim Fahren hören Sie nichts als den Fahrtwind.

HYPERLINK Weitere Informationen zu diesem Beitrag unter: DAIMLER-TECHNICITY.COM/SMARTFORVISION

• FOTOGALERIE smart forvision – die Zukunft der Elektromobilität. • VIDEO Die Features des neuen Konzepts von smart im Bewegtbild. • HINTERGRUND (1) Im Fokus: BASF-Technologien im Concept Car smart forvision. (2) Urbane Anwendung: Die Fahrzeugtechnologien des smart forvision werden bereits heute auch städtebaulich eingesetzt.

CURRICULUM VITAE +++ 1959 in Wiesbaden geboren +++ BWL-Studium nach einer Ausbildung zur Industriekauffrau +++ Promotion in Frankfurt über Unternehmensbewertung und Rechtsprechung +++ ab 1995 Pressesprecherin bei Mercedes-Benz +++ ab 1997 Leiterin der Mercedes-Benz Niederlassung in Braunschweig +++ ab 1999 CEO der Landesgesellschaft von DaimlerChrysler in Belgien und Luxemburg +++ ab 2006 verantwortlich für die Organisation und Steuerung des Daimler-Vertriebsnetzes +++ seit 2001 Besitzerin eines smart +++ seit September 2010 Leiterin smart +++

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ANALOGIE OPTIK FAHRSICHERHEIT

DIE STEREOKAMERA VON MERCEDES-BENZ Die innovative Stereokamera-Technologie hinter der Windschutzscheibe liefert in Kombination mit der Hochleistungsanalysesoftware 6D-Vision die optische Datengrundlage für eine Vielzahl von Assistenzsystemen in Fahrzeugen von Mercedes-Benz. Hindernisse erkennt das System in weniger als 0,2 Sekunden und hilft so Gefahrensituationen selbst bei hohen Geschwindigkeiten frühzeitig zu entschärfen.

• Stereokamera zur dreidimensionalen Erfassung der Fahrzeugumgebung • Verbindung räumlicher und zeitlicher Wahrnehmung wie bei Lebewesen • Detektion von stationären und bewegten Objekten in Echtzeit

• Zeitliche Auflösung: ca. 17 Bilder/s

• 2,5-mal schnellere Bewegungserfassung

• Simultane Erfassung von bis zu

als der Mensch

400.000 Bildpunkten • Positionsbestimmung von Objekten in bis zu 50 m Entfernung

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• Sehzellen: über 1 Million (Mensch: ca. 200.000) • 6-mal höhere Sehschärfe als der Mensch • Positionsbestimmung von Objekten in über 600 Meter Entfernung • Zeitliche Auflösung: ca. 150 Bilder/s • Blickfeld: ca. 180 Grad ohne Bewegungen des Kopfes FLUGSICHERHEIT

DIE AUGEN DES ADLERS Ob Tiefflug oder Jagd: Die Umgebung perfekt im Blick zu behalten ist für den Adler überlebenswichtig. Sein außerordentliches Sehvermögen lässt ihn kleinste Objekte aus über 600 Meter Entfernung erkennen, wobei er seine Augen wie ein Teleobjektiv fokussieren kann. Auch wenn das Sehvermögen des Adlers noch immer erforscht wird, ist bekannt, dass er durch eine größere Überlappung der Bilder im linken und rechten Auge einen weitaus besseren Eindruck von Tiefe und Dreidimensionalität erzielt als der Mensch.

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FÄHIGKEIT, TALENT <dt.> die, das; -en, -e (Abk. F, T) „Jeder hat angeborenes TALENT (siehe S.  50, „F 125!“), aber nur Wenigen ist der Grad von Zähigkeit, AUSDAUER (siehe S.  60, „DIE NEUE STRÖMUNG“), ENERGIE (siehe S.  70, „TRANSFER“) angeboren und anerzogen, sodass er wirklich ein Talent wird.“ Friedrich Wilhelm NIETZSCHE (*1844, †  1900), deutscher Philosoph und Dichter

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TEXT Rüdiger ABELE

F 125! THEMA

TYP

Premiumautomobilkonzept

Mercedes-Benz F 125!

KOMMENTAR

Die Zukunft beginnt jetzt. Und das Mercedes-Benz Forschungsfahrzeug F 125! zeigt, wie um das Jahr 2025 eine sportliche Luxuslimousine aussehen könnte. JAHR

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2011

BEWERTUNG

Automobiler Luxus neu definiert.

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e4MATIC-Allradantrieb mit vier radnahen Elektromotoren und radindividueller Drehmomentregelung Revolutionäre Technologie zur Wasserstoffspeicherung Lithium-Schwefel-Hochvoltbatterie mit hoher Energiedichte

ZUKUNFTSWEISENDES ANTRIEBSKONZEPT INKL. INDUKTIONSLADUNG

F-CELL PLUG-IN HYBRID MIT 1.000 KILOMETER REICHWEITE

e4MATIC

Vollständig emissionsfreie Mobilität mit bis zu 1.000 Kilometer Reichweite bei voller Alltagstauglichkeit sowie souveränen Fahrleistungen und Komfort auf Topniveau: • konsequente Weiterentwicklung des Brennstoffzellenantriebs sowie die Kombination mit der Plug-in-Technologie, • revolutionäre Tanktechnologie: der sogenannte „strukturintegrierte Wasserstoff-Verbundspeicher“, • leichtere und leistungsfähigere Stromspeicher, in diesem Fall auf Basis

Lithium-Schwefel-

der Lithium-Schwefel-Technologie, die Mercedes-Benz parallel zur

Batterie

Weiterentwicklung der aktuellen Lithium-Ionen-Batterie sowie zur Erfor schung der Lithium-Luft-Technologie verfolgt.

Strukturintegrierter F-CELL Plug-in HYBRID

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Wasserstoff-Verbundspeicher

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THEMA

TYP

Bauweise und Design

Futuristische Formensprache

KOMMENTAR

Das Mercedes-Benz Forschungsfahrzeug F 125! basiert auf einer neuen Fahrzeugarchitektur, innovativem Leichtbau und einem expressiven Design, das die klassische Formensprache der Marke in die Zukunft transformiert. JAHR

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2011

BEWERTUNG

Unterstreicht den Mercedes-Benz Premiumanspruch in Sachen Design, Sicherheit, Komfort und Performance.

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CFK-Verbundwerkstoff, Aluminium und hochfeste Stähle Einstiegs- und Sitzkomfort, gepaart mit Coupé-Feeling

Frontpartie mit markanten LED-Scheinwerfern

EFFEKTIVER LEICHTBAU DURCH INTELLIGENTEN MATERIALMIX Faserverstärkte Kunststoffe (FVK)

Eine Karosserie in innovativer Hybridleichtbauweise mit einem hohen Anteil von faserverstärkten Kunststoffen (FVK) bei einem intelligenten Mix aus Carbon (CFK), Aluminium und hochfesten Stählen, die eine signifikante Gewichtsreduzierung bei nochmals deutlich verbesserter Sicherheit ermöglicht. Die hochfeste Konstruktion mit crashaktiven Schutzsystemen innerhalb der Türen erlaubt den Verzicht auf die B-Säulen und die Verwendung von durchgängigen Flügeltüren, die einen komfortablen Zugang zu den vier Sitzplätzen ermöglichen. So werden die Mercedes-Benz Sicherheitsphilosophie CFK-Sandwichbauweise Metall-/Kunststoff-Hybridbauweise

und insbesondere das entscheidende Prinzip des gestaltfesten Fahrgastraumes von Béla Barényi aus dem Jahr 1952 konsequent für die Zukunft der Automobilität weiterentwickelt.

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THEMA

TYP

Komfort und Bedienkonzepte

Hightech in der Lounge

KOMMENTAR

Im F 125! befinden sich Konditionssicherheit und Bedienkomfort auf höchstem Niveau – durch intuitive Touch-, Gesten- und Sprachsteuerung. JAHR

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2011

BEWERTUNG

Weniger Stress und mehr Fahrspaß.

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Intuitive Steuerung: Öffnen und Schließen der Türen mittels Gestik Intelligente Headunit: neues Anzeigenkonzept mit 3-D-Display Remote Convenience: aus der Ferne steuern, finden und kontrollieren Seamless Experience: Fahrzeug und Fahrer sind nahtlos miteinander verbunden Connectivity: Funktechnik auf WLAN-Basis Sensory Perfection: natürliches Sehen und Bedienen

FAHRERENTLASTUNG

ASYMMETRISCHES INNENRAUMKONZEPT Die bewusst gewählte deutliche Asymmetrie im Interieur ermöglicht eine vielfältige Nutzung. Mittels Schalter in der Mittelkonsole und im hinteren Türbereich lässt sich die Rückbank von einer aufrechten Sitzposition in Chaiselongue-Position transformieren: Das Sitzkissen fährt aus und ermöglicht zusammen mit der simultan ausklappenden Fußstütze eine sehr bequeme Ruheposition. Parallel dazu wird der Beifahrersitz nach vorn verschoben. Dies eröffnet noch großzügigere Platzverhältnisse im Fond und freien Blick auf das im vorderen Beifahrerbereich platzierte

Entlastung durch neue Assistenzsysteme, beispielsweise Advanced Driving Assist

17-Zoll-Display. Dieses wird vollständig über Gesten gesteuert.

für teilautonomes Fahren

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ückblende, 29. Januar 1886. Carl Benz reicht beim Kaiserlichen Patentamt die Schrift für seinen Motorwagen ein – Urkundennummer 37435. Sie wird anerkannt. Benz ist damit der Erfinder des Automobils. Andere zeitgenössische Entwürfe für Wagen mit Verbrennungsmotor zielten in eine ähnliche Richtung, doch keiner war so konsequent wie der des Tüftlers aus Mannheim. 125 Jahre ist das her, und seitdem hat das Auto einen Siegeszug sondergleichen absolviert. Ein ganz neues Kapitel der Erfolgsgeschichte beginnt in unserer Epoche: Wir sind längst unterwegs in eine Zeit des lokal emissionsfreien Autos, das sich umweltfreundlich ohne Abgase fortbewegt. Manche Fachleute sprechen gar von einer Neuerfindung des Automobils und damit könnten sie recht haben. Denn das Auto von morgen bietet so viele Chancen, dass es, zugespitzt ausgedrückt, vielleicht nur noch die Räder gemeinsam haben wird mit dem Fahrzeug, wie wir es heute kennen. Das neue Mercedes-Benz Forschungsfahrzeug F 125! steht im Rampenlicht des technologischen Fortschritts. Sein Name schlägt den Bogen zurück zu Carl Benz, aber vor allem blickt das Fahrzeug – mit allem Wissen und aller Erfahrung aus 125 Jahren Automobilgeschichte ausgestattet – weit in die Zukunft der individuellen Mobilität. Gleich zwei Fahrzeuggenerationen weit, bis über das Jahr 2025 hinaus, haben die Ingenieure und Designer von Mercedes-Benz gedacht und stellten ein echtes Zukunftsfahrzeug auf die Räder, das in seiner Gesamtheit bislang ungekannte neue Eigenschaften und Ausstattungsmerkmale hat. Dabei blieben die Macher stets auf dem Boden des Machbaren. Der F 125! ist keine Studie, die uns lediglich zum Nachdenken anregt, sich aber keinen Zentimeter bewegt. Stattdessen ist der F 125! ein voll funktionsfähiges rollendes Forschungslabor. Mit ihm wollen die Konstrukteure die Zukunft des Automobils ausloten und Erkenntnisse für die mobile Welt von morgen sammeln. Damit ist der F 125! ein Forschungsfahrzeug im wahrsten Sinne des Wortes. Vom Karosseriekonzept über die Antriebstechnik, die Bedien-, Kommunikations- und Telematikkonzepte und die Sicherheitsausstattung bis hin zum Design: Automobiler Luxus wird mit dem F 125! in jeder Hinsicht neu definiert. Ein Auto, wie es die Welt zuvor noch nicht gesehen hat: Wo anfangen mit der Beschreibung, wenn etwas so viel Neues bietet? Am besten mit dem Antrieb: Denn der muss zentrale Antworten auf die Fragen von heute bieten, um eine Perspektive für die Mobilität von morgen aufzuzeigen. Der F 125! hat einen emissionsfreien Elektroantrieb mit vier Elektromotoren, die an Vorder- und Hinterachse radnah installiert sind. Elektronische Steuerungen übernehmen eine stets optimale Kraftverteilung an alle Räder – e4MATIC nennt Mercedes-Benz dieses Konzept. Der Strom wird an Bord in einer Brennstoffzelle durch eine chemische Reaktion von Wasserstoff und

Sauerstoff erzeugt. Dabei entsteht lediglich Wasserdampf. Weiterer Strom wird durch effiziente Rekuperation beim Bremsen zurückgewonnen. Novitäten gibt es bei der Energiespeicherung: Das Konzept des F 125! sieht eine Lithium-Schwefel-Batterie mit einer Speicherkapazität von 10 Kilowattstunden vor, die hinter den Rücksitzen eingebaut ist. Ihr Hauptvorteil ist eine hohe spezifische Energiedichte der Zellen, was eine kleinere und leichtere Batterie ermöglicht. Noch bedarf dieser Batterietyp weiterer Forschung, doch die Entwickler des F 125! gehen davon aus, dass mit ihm in etwa 10 bis 15 Jahren Energiedichten von 350 Kilowattstunden pro Kilogramm erreicht werden können, was schlichtweg eine Verdoppelung des heute Möglichen wäre. Geladen werden kann die Batterie des F 125! induktiv an speziellen Stationen: Ein Stromkabel ist nicht notwendig, man fährt das Fahrzeug einfach an die Ladeposition.

„Der Mythos S-Klasse wird konsequent in die Zukunft überführt.“ Thomas WEBER, Mitglied des Vorstands der Daimler AG, verantwortlich für Konzernforschung und Mercedes-Benz Cars Entwicklung

Zukunftsweisend ist im F 125! die Speicherung des Wasserstoffs für die Brennstoffzelle. Strukturintegriert im Fahrzeug ist ein Verbundspeicher für rund 7,5 Kilogramm Wasserstoff untergebracht. Für ihn griffen die Forscher auf sogenannte „Metal Organic Frameworks“ (MOF) zurück: poröse Festkörper, die aus vielen, immer gleichen Grundbausteinen bestehen und baukastenähnlich äußerst variabel zusammengesetzt werden können. Sie haben extrem große, spezifische Oberflächen – die Grundlage für eine enorme Wasserstoff-Speicherfähigkeit. Die Gesamtbilanz dieses Aufwands: Die Reichweite des F 125! liegt mit bis zu 1.000 Kilometern auf dem Niveau moderner Dieselfahrzeuge – bei voller Alltagstauglichkeit und lokal emissionsfrei. Damit markiert der F 125! einen bedeutenden Schritt hin zur Serienreife eines Brennstoffzellenfahrzeugs der Luxusklasse. Womit wir bei einem weiteren wichtigen Aspekt des Fahrzeugs wären: das mit ihm avisierte Marktsegment der Ober- und Luxusklasse. Ein ambitionierter und zugleich bedeutsamer Anspruch, denn Mercedes-Benz zeigt damit, dass große, komfortable und sichere Limousinen eine glänzende Zukunft haben. Schon das gesamte Karosseriekonzept des viersitzigen F 125! ist auf diesen hohen Anspruch hin ausgelegt. Die vorderen und hinte-

THEMA

TYP

Multimedia Network

Cloud-basiertes Infotainment

KOMMENTAR

Immer online und immer vernetzt durch das Cloud-basierte Infotainmentsystem „@yourCOMAND“. JAHR

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2011

BEWERTUNG

Das erste Auto, das mitdenkt und mit dem Fahrer selbstständig kommuniziert.

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ren Überhänge sind auf ein Minimum reduziert. Das ermöglicht einen extrem langen Radstand von 3.333 Millimetern, 168 Millimeter mehr als eine aktuelle S-Klasse mit langem Radstand, eine maximale Innenraumnutzung sowie Flügeltüren über der gesamten Fahrzeugbreite, die einen äußerst komfortablen Zugang zu allen vier Plätzen ermöglichen. Die Karosserie besteht aus einer innovativen Hybridleichtbauweise mit einem hohen Anteil von faserverstärkten Kunststoffen, Aluminium und hochfesten Stählen. Sie ermöglicht eine signifikante Gewichtsreduzierung bei nochmals verbesserter Sicherheit. Die hochfeste Konstruktion mit crashaktiven Schutzsystemen innerhalb der Türen erlaubt den Verzicht auf die B-Säulen und damit auch die Verwendung der durchgehenden Flügeltüren. Dem Innenraum des F 125! haben die Ingenieure und Designer einen Lounge-Charakter mitgegeben. Mittels Schalter lässt sich die Rückbank von einer aufrechten Sitzposition in eine Chaiselongue-Position transformieren. Das Sitzkissen fährt dabei aus und ermöglicht zusammen mit der simultan ausklappenden Fußstütze eine sehr bequeme Ruheposition. In Kombination mit der komplett umklappbaren Lehne des Beifahrersitzes entsteht eine Lounge mit großzügigen Platzverhältnissen und freiem Blick auf einen versenkbaren 17-Zoll-Monitor, der in der Instrumententafel vor dem Beifahrer untergebracht ist. Das Interieur überzeugt durch eine futuristisch-hochwertige Anmutung. Der formale Linienfluss folgt den Spielarten der Natur, ebenso die Materialien: Prägend sind Holz, Alcantara und Seide. Unter „@yourCOMAND“ fasst Mercedes-Benz sämtliche neuartigen Funktionen des F 125! für Bedienung, Infotainment und Telematik zusammen: Das Auto folgt auf angenehme Weise allen Wünschen. „Natural Handling“ nennen die Macher des F 125! das Bedienkonzept des Fahrzeugs. Es erfolgt weitgehend durch natürliche Sprache, ergänzt durch intuitive Gesten und Berührung. Einige Beispiele: Nachfragen zu E-Mails können im Klartext formuliert werden. Die Flügeltüren lassen sich mittels Gestik öffnen und schließen, der 17-Zoll-Monitor auf der Beifahrerseite lässt sich vollständig über Gesten bedienen, Fahrzeugeinstellungen lassen sich per intuitiv zu bedienendem Touchpad vornehmen. Der F 125! bringt noch weitere neue Begriffe ins Spiel: „Seamless Experience“ bezeichnet übergreifend miteinander vernetzte Multimediasysteme, die zwar interaktiv, aber nicht ablenkend sind. Hinter „Remote Convenience“ steht eine Konfiguration aller Anwendungen und Inhalte aus der Ferne. Und „Sensory Perfection“ steht für HighEnd-Klang und hochauflösende Bildschirme mit brillanten und individuellen Anzeigen – teilweise sogar mit dreidimensionaler Darstellung. Schon heute zeichnet sich ab, dass immer mehr Internetanwendungen „Cloud-basiert“ sein werden, das heißt, verbunden mit einem virtuellen Speicher im Internet, so auch der F 125!, der in ständiger Verbindung mit seiner Cloud steht. Er besitzt seine eigene Homepage,

sodass etwa aus der Ferne die Klimatisierung voreingestellt werden kann. Das COMAND von morgen wird zudem selbst aktiv. So kann der Fahrer künftig mit dem Verkehrslagebericht starten oder persönliche Nachrichten abrufen lassen, bevor das gewünschte Musikprogramm startet. Vor Ende der Fahrt meldet sich dann beispielsweise automatisch der Wetterbericht. Auch bei der Außenkommunikation sowie der Nutzung sozialer Netzwerke eröffnet der F 125! neue Dimensionen: Mithilfe des „Social Community Assistant“ bestimmt der Fahrer selbst, wer ihn in Zukunft während der Fahrt stören darf. Die Assistenzsysteme des F 125! entlasten den Fahrer nachhaltig, zum Beispiel „Advanced Driving Assist“ für teilautonomes Fahren. Das System ermöglicht den Spurwechsel auf mehrspurigen Straßen mit gleichgerichtetem Verkehr und in einer weiteren Ausbaustufe sogar automatische Überholvorgänge. Dank funkbasierter Vernetzung mit der Fahrzeugumgebung, Car-to-X-Kommunikation genannt, kann der F 125! zudem Informationen mit anderen Fahrzeugen und mit speziell ausgerüsteter Infrastruktur wie Ampeln oder Warneinrichtungen sowie Verkehrszentralen austauschen. So warnt das Fahrzeug beispielsweise bei herannahenden Einsatzfahrzeugen, lange bevor der Fahrer sie sieht oder hört, oder weist frühzeitig auf vorfahrtsberechtigte Fahrzeuge an unübersichtlichen Kreuzungen oder Hindernissen hin. Über alle Technologien und Eigenschaften des F 125! wurde gewissermaßen das Design gelegt – gekonnt und markant, beim Exterieur wie Interieur und in alle Facetten hinein. Es zeigt das Fahrzeug als sportliche Reiselimousine der Zukunft und verkörpert eine visionäre Weiterentwicklung der Mercedes-Benz Designstrategie. Die Botschaft des Forschungsfahrzeugs F 125! ist deutlich: Die automobile Zukunft ist da.

HYPERLINK Weitere Informationen zu diesem Beitrag unter: DAIMLER-TECHNICITY.COM/F125

• FOTOGALERIE Aufregende Einsichten und Designskizzen des neuen Forschungsfahrzeugs von Mercedes-Benz. • VIDEO Der F 125! in bewegten Bildern mit informativen Kommentaren zu den verwendeten Technologien. • HINTERGRUND Ausführliche Informationen zu Antrieb, Energieversorgung, Karosseriekonzept, Limousinenarchitektur, Bedienkomfort und Infotainment.

TELEMATIK/BEDIEN- UND ANZEIGEKONZEPT Mit „@yourCOMAND“ zeigt der F 125! eine Vision zukünftiger Mercedes-Benz

• Remote Convenience: Das Fahrzeug und sein Multimediasystem

Telematiksysteme. Das Spektrum umfasst unter anderem:

sowie alle Anwendungen und Inhalte lassen sich vollständig aus der Ferne vorkonfigurieren.

• Natural Handling: Die Bedienung erfolgt weitgehend durch natürliche

• Sensory Perfection: Der F 125! bietet High-End-Klang und hochauflösende

Sprache, ergänzt wird sie durch intuitive Gesten und Berührung.

Bildschirme mit brillanten und individuellen Anzeigen.

• Seamless Experience: Die Multimediasysteme sind nahtlos und inhaltlich übergreifend miteinander vernetzt, sozial interaktiv und lenken nicht ab.

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POSITION TEXT

FOTOGRAFIE

Valérie HASENMAYER

Delia BAUM

Wilfried Steffen 125! Jahre Innovation – Evolution statt Revolution: Was Innovationsmanagement für Unternehmen leisten muss, erklärt Wilfried STEFFEN im Interview. Der 56-Jährige leitet seit Anfang des Jahres den Bereich Business Innovation bei Daimler.

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INNOVATION Herr Steffen, können Sie das Wort „Innovation“ für uns eingrenzen und greifbar machen? Darüber haben wir auch im Team diskutiert – unter anderem, um einmal konkret beim Namen zu nennen, was wir eigentlich tun. Das Ergebnis ist recht schlicht: Zunächst existieren ausschließlich Neuerungen. Innovationen sind schließlich jene Neuerungen, die sich kommerziell bestätigen. Bis man sich dieses Erfolgs sicher sein kann, kann allerdings mitunter sehr viel Zeit vergehen. ERFOLG Kann man abschätzen, welche Neuerung das Potenzial zur Innovation hat? Nicht wirklich. Man kann spekulieren, Schätzungen und Prognosen abgeben, mit Studien und Forschungsergebnissen arbeiten. Ein wirklicher Erfolg kann sich aber nur im tatsächlichen Feldtest zeigen, der unersetzbar ist. Die Engländer sagen dazu: “The proof in the pudding is in the eating”. Aber selbst bei offensichtlich gelungenen Innovationen weiß man oft immer noch nicht, was sich am Ende endgültig durchsetzen wird: Betamax oder VHS sind gute Beispiele für damals, Google Android oder Apple iOS für heute. VISION Wir bewegen uns immer schneller fort. Ist heute noch ein vergleichbar großer Schritt denkbar wie vor 125 Jahren bei der Entwicklung vom Pferd zum Automobil? Ich denke ja. Man muss in großen Visionen denken – und in kleinen Schritten handeln. Das ist prinzipiell der gleiche Grundsatz wie vor 125 Jahren. Ohnehin wurde das Automobil lange gar nicht als die große Idee gehandelt, die die Menschheit verändern sollte. Im Gegenteil: Kaiser Wilhelm statuierte 1889 sehr überzeugend, dass er noch an die Zukunft des Pferdes glaube und das Automobil nur eine vorübergehende Erscheinung sei. Es war also keine Revolution, sondern eine Evolution. EVOLUTION Wie setzt sich diese Evolution heute fort? Daimler geht heute konsequent den „Weg zum unfallfreien Fahren“. Diesem Ziel nähern wir uns mit immer größer werdenden Schritten an: Wir sind als Unternehmen zum Vorreiter der aktiven und passiven Sicher­­heit geworden, beispielsweise mithilfe intelligenter Assistenzsysteme. Neue Evolutionen sind gerade im Gange.

KONSUMGUT Muss für die Akzep­tanz einer bedeutenden Innovation ein Paradigmenwechsel in der Gesellschaft vorausgehen? Nein. Ich glaube eher, dass die Menschen heute vielmehr für neue Erfindungen bereit sind. Durch mehr Transparenz, die Vielfalt an Informationen, die uns täglich erreicht, durch das Reisen und die Mobilität sind die Menschen wesentlich neugieriger. Und mit steigender Neugier wächst auch die Bereitschaft, Neues anzunehmen. Man geht spielerischer und unvoreingenommener damit um. Für Goethe war eine Reise nach Italien wie eine Reise zum Mond, und zum Autofahren musste man Ingenieur sein. Heute sind Entdeckertum und Technologie zum Konsumgut geworden. ERFINDER In der Geschichte waren Erfindungen meist an den Erfolg einzelner Persönlichkeiten geknüpft. Können große Innovationen überhaupt noch von Einzelpersonen kommen? Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit einer Community? Ich glaube schon, dass es die großen Erfinder immer geben wird. In ein paar Jahren könnten beispielsweise Steve Jobs oder Mark Zuckerberg einen ähnlichen Status haben wie damals Gottlieb Daimler und Carl Benz. Der Vorteil, den wir heute haben, ist, dass wir Ideen besser kanalisieren und im Team weiter vorantreiben können. Bei Daimler wurde die Business Innovation Community etabliert, eine Ideenplattform im Internet mit derzeit fast 30.000 registrierten Mitarbeitern. Hier und auf anderen Ebenen entwickeln Kollegen gemeinsam Visionen. Man tauscht sich aus, mit Universitäten, der Forschung und dem Vertrieb. Man partizipiert auf Messen und Kongressen – kommuniziert nach innen und außen. KREATIV Inwieweit darf man dabei freie Ideen entwickeln? Wir haben hier überdurchschnittlich viele Freiheiten, um kreativ Ideen zu entwickeln. Der Bereich Business Innovation ist nicht in Regelprozesse eingebunden, das ist ein großer Vorteil. Wir können also schnell pilotisieren. Aber: Wenn wir mit einer Neuerung scheitern, sollten wir schnell scheitern, um dennoch effizient zu bleiben. Ausschließlich mit Kreativen kann man auch kein neues Automobil entwickeln, zu einem gewissen Zeitpunkt muss immer das Projektmanagement greifen. Und es muss natürlich rentabel sein.

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CAR2GO Daimler hat ungewöhnliche Maßnahmen ins Leben gerufen, etwa das flexible Mobilitätskonzept car2go oder den Onlinemitfahrdienst car2gether. Welche Chancen sehen Sie in solchen Konzepten und warum sind Sie notwendig? Es ist wichtig, die Zeichen der Zeit rechtzeitig zu erkennen. Wir gehen mit diesen Projekten auf einen Trend ein, der sehr prägend für die derzeitige Gesellschaft sein könnte – die Tatsache, dass Menschen Dinge nicht mehr besitzen, sondern vor allem nutzen und teilen wollen: Musik, Bücher, Informationen und eben auch Autos. ZIELGRUPPEN Eine Plattform für Mitfahrgelegenheiten zu schaffen und ein Carsharingangebot zu starten, das klingt ungewöhnlich für einen Konzern, der Autos baut. Im Gegenteil. Man sollte Trends aufspüren und kreativ nutzen – und kann so neue Zielgruppen erreichen. Die Nutzer von car2go und car2gether sind Menschen, die einen Autokauf ohnehin nicht auf ihrer Prioritätenliste haben. So können wir sie dennoch erreichen. Und es kann immer eine Veränderung im Konsumverhalten stattfinden. Diese Nutzer brauchen vielleicht irgendwann ein Auto – und werden so zu Käufern. E-MOBILITY Steht für diese Kunden dann das Elektroauto zum Kauf bereit? Die car2go-Mitglieder können bereits heute Elektroautos nutzen, erste Pilotprojekte laufen derzeit in Amsterdam und San Diego an.

CURRICULUM VITAE +++ Jahrgang 1955 +++ verheiratet, 2 Töchter und 1 Sohn +++ Diplom-Kaufmann +++ seit fast 30 Jahren bei Daimler +++ 1981–1993 im Controlling bei Daimler-Benz in Bremen +++ 1993–1999 Vice President Controlling und Finanzen bei Mercedes-Benz Nordamerika +++ Vice President DaimlerChrysler AG +++ 2000–2003 Leiter DaimlerChrysler Schweiz +++ von 2003 bis 2011 Leiter der britischen Landesgesellschaft Mercedes-Benz UK Ltd +++

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FOTOGRAFIE Joel Micah MILLER

Die neue Strömung ACTROS Nie zuvor ist eine neue Generation von Fernverkehr-Lkw vor ihrer Einführung so intensiv getestet worden, wie der neue Actros von Mercedes-Benz. Allein 2.600 Stunden Strömungstests im Windkanal garantieren aerodynamische Eigenschaften auf maximalem Niveau.

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MIKROSKOP AERODYNAMIK Vor dem Start der Serienproduktion wurden Komponenten und das Gesamtfahrzeug der neuen Actros-Generation intensivsten Tests unterzogen. Eine besonders große Rolle in der Entwicklung spielte die Aerodynamik. 2.600 im Windkanal verbrachte Stunden ermöglichten den Ingenieuren und Designern die Optimierung des Strömungswiderstands, was signifikant zur Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs von 3–6 Prozent gegenüber dem aktuellen Actros beiträgt.

DESIGN • Harmonie von konvexen und konkaven Flächen mit scharf definierten Linien • Harmonischer Übergang von der Frontpartie zur Seite • Stoßfänger, Eckbeplankung und Einstieg bilden eine Einheit • Aus Gründen der Aerodynamik und Sicherheit weit nach unten gezogene Tür • Fließende Linien als herausragendes Merkmal – die Designer sprechen vom „Flow“

TECHNISCHE HIGHLIGHTS • BlueEFFICIENCY Power Sechszylindermotor (Euro V, EEV und Euro VI, 310 bis 375 kW) • Automatisiertes Schaltgetriebe 12-Gang-Mercedes-PowerShift-Getriebe • Abstandhalte-Assistent mit Stop-and-go-Funktion • Common-Rail-Einspritzung mit Druckverstärkung X-PULSE (bis 2.100 bar)

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MAKROSKOP INTERIEUR Neben seinem aerodynamischen Exterieur ist der neue Actros auch in seinem Innenraum ein echter Innovationsträger.

EINSATZSPEZIFISCHE FAHRERHAUSVARIANTEN Sieben Aus­führungen des Fahrerhauses sind für den neuen Actros verfügbar.

PRODUKTZYKLUS 125 Jahre nach der Erfindung des Automobils und 115 Jahre nach Erfindung des Lkw haben die Ingenieure von Mercedes-Benz Letzteren von Grund auf neu entwickelt. Die Vorstellung eines neuen Trucks ist ein Höhepunkt in der Laufbahn eines Entwicklers: Für einen Ingenieur bedeuten die langen Produktlebenszyklen von Lkw-Baureihen, dass ein solch bahnbrechender und emotionaler Moment kaum mehr als ein- oder zweimal im Berufsleben eintritt.

DAS AERODYNAMIKTEAM DES NEUEN ACTROS (von links nach rechts): Oliver STICK, Design Truck & Van • Martin KREIDL, Teamleiter Design Truck & Van • Thorsten FRANK, Teamleiter Aerodynamik • Peter SCHMITT, Aerodynamik • Reinhard BLANKE, CFD-Berechnung

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METROPOL

PEKING In 10 Jahren ist die Hauptstadt des wichtigsten aller Boommärkte um fast die Hälfte gewachsen. Die Infrastruktur zieht jetzt nach: effizient, nachhaltig und architektonisch beeindruckend.

PARAMETER PEKING * STATUS: Hauptstadt und zentraler Verkehrsknotenpunkt Chinas GRÜNDUNGSJAHR: um 1100 v. Chr.

MOBILITÄT ���������������������������������������������������������������������������� Laut der IBM-Studie „Global Commuter Pain“ steht Peking im Ruf, den anstren� gendsten Verkehr aller untersuchten Metropolen zu haben. Die gute Nachricht: Bei der Redu� zierung von Verkehrsstaus hat die chinesische Hauptstadt die größten Fortschritte vorzuwei� sen. Längst kämpft man mit optimierten Buslinien, dem Bau von S- und U-Bahnen, Tunnels und Unterführungen sowie intelligenter Verkehrsführung gegen das steigende Verkehrsaufkommen an. 2015 soll die Hälfte aller Pendler den Nahverkehr nutzen. 50.000 öffentliche Fahrräder sollen dann an 1.000 Stationen stehen. 21 neue U-Bahn-Linien sollen bis 2020 entstehen, alle Einwohner sollen eine Station innerhalb von maximal 15 Minuten Fußweg erreichen können. Im Fernverkehr haben die Testläufe für eine Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Peking und Shanghai begonnen, die beide Metropolen bei 300 km/h in fünf Stunden verbinden soll.

FLÄCHE (Metropolregion): 16.800 km² EINWOHNERZAHL (Stadt): 8 Millionen EINWOHNERZAHL (Metropolregion): 19,6 Millionen BEVÖLKERUNGSDICHTE (Stadt): 1.167 Einwohner/km² INTERNETPRÄSENZ: beijing.gov.cn

MONGOLEI CHINA

Changchun

PEKING

NORDKOREA Seoul

SÜDKOREA

Zhengzhou

Hiroshima

Shanghai

* QUELLEN: National Bureau of Statistics of China, World Gazetter, Auswärtiges Amt der Bundesrepublik Deutschland

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JAPAN

INNOVATION Chinas Silicon Valley könnte bald in Peking zu Hause sein. Der Technologiepark Zhongguancun hat bereits heute eine der größten Konzentrationen von Technologiefirmen in China. Hier liegen die Firmenzentralen von Lenovo, Baidu und Sohu.com, aber auch die chinesischen Niederlassungen von Microsoft und Intel. Die Regierung hat beschlossen, aus dem Park eine „National Innovation Demonstration Zone“ zu machen, die es den angesiedel� ten Firmen erlaubt, neue Ideen und Pilotprojekte zu entwickeln. Auch das Daimler Testhouse Telematic für IT und Telekommunikation in Mercedes-Benz Fahrzeugen der chinesischen und koreanischen Märkte ist bereits in Peking beheimatet. DESIGN Internationale Stararchitekten wie Rem Koolhaas und Zaha Hadid geben sich mit zukunftsweisenden Gebäuden in der „Nördlichen Hauptstadt“ schon länger die Klinke in die Hand. Bald könnte Peking auch in Sachen Automobildesign ganz oben mitspielen: Das Mercedes-Benz Advanced Design Center of China wurde im Juli 2011 eröffnet und setzt sich mit den Anforderungen asiatischer Boommärkte auseinander. Im Fokus: die Mobilität in Mega� citys. So wurde schon das Design des urbanen Elektrorollers eScooter in Peking geboren. T


VON DER STADT ZUM IDEENPOOL: INNOVATIONEN AUS VIER GROSSSTÄDTEN.

SÃO PAULO Smartes Wachstum ist das Gebot der Stunde am industriellen und kulturellen Mittelpunkt Brasiliens. Zentrum und Umland werden über intelligente Verkehrs­ adern gekoppelt.

PARAMETER SÃO PAULO * STATUS: Bevölkerungsreichste Stadt und Finanzzentrum Brasiliens GRÜNDUNGSJAHR: 1554 FLÄCHE (Metropolregion): 7.943 km² EINWOHNERZAHL (Stadt): 11 Millionen EINWOHNERZAHL (Metropolregion): 19,8 Millionen BEVÖLKERUNGSDICHTE (Stadt): 7.247 Einwohner/km² INTERNETPRÄSENZ: capital.sp.gov.br Brasilia

BRASILIEN

PARAGUAY Asunción

SÃO PAULO

Belo Horizonte

Rio de Janeiro

ARGENTINIEN Porto Alegre

WIRTSCHAFT Nach wie vor gilt Brasilien als einer der weltweit wichtigsten Märkte für Bus� se. Allein im Jahr 2010 wurden im Land 31.000 Busse neu zugelassen, die Hälfte davon von Mercedes-Benz. Die Metropolregion um São Paulo ist Herz und Hirn der nationalen Auto� mobilindustrie. Das größte Daimler-Werk für Nutzfahrzeuge außerhalb Deutschlands in São Bernardo do Campo etwa ist Zentrum für Entwicklung und Produktion von Buschassis. Über 400.000 Busse wurden seit Beginn der Produktion in den 1950ern an brasilianische Kunden ausgeliefert. Jetzt werden die Kapazitäten erhöht, um dem Marktwachstum in ganz Latein� amerika auch in Zukunft begegnen zu können. STADTPLANUNG Die größte Metropole der südlichen Hemisphäre wächst immer weiter. Stadtplaner müssen künftiges Wachstum mit einem ausgewogenen Mix aus Fußgängern, öf� fentlichem Nahverkehr und privaten Fahrzeugen in Einklang bringen. Mit „Pitu 2020“ ist ein Plan für ein integriertes Verkehrssystem entwickelt worden, der gesundes Wachstum, soziale Integration und nachhaltiges Wirtschaften für die rapide steigende Zahl der Einwohner garan� tieren soll. Vor allem der massive Ausbau der Infrastruktur ist vorgesehen. Dem Plan zufolge sollen die eng verzahnten Verkehrsnetze bis 2020 unter anderem die folgenden Parameter umfassen: • 284 km U-Bahn-Schienen, • 44 km Zug-Schienen zur schnellen Verbindung der drei Flughäfen, • 300 km exklusive Buskorridore • und eine 233 km2 große Mautzone im Innenstadtgebiet.

URUGUAY

* QUELLE: Empressa Paulista de Planejamento Metropolitano SA (Emplasa)

������������������������������������������������������������ Victor Civita flaniert, wird kaum ahnen, dass sich un� ARCHITEKTUR Wer heute über die Praça������������������������������������������������������� ter seinen 12.000 m2 eigentlich eine Industriebrache verbirgt. Auf dem Gelände einer Müllver� brennungsanlage steht inzwischen ein Ökopark, der auf einer gewaltigen Holzplattform ruht. Neben einem Amphitheater beherbergt der Platz jetzt ein Museum für Nachhaltigkeit. DAIMLER-TECHNICITY.COM

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METROPOL

DETROIT Die Wiege der US-Automobilindustrie wird zunehmend zum Zentrum für junge Technologiebranchen im Mittleren Westen. In den neuen urbanen Kontexten florieren die Start-ups.

PARAMETER DETROIT * STATUS: Zentrum der Automobilindustrie in den USA GRÜNDUNGSJAHR: 1701 FLÄCHE (Metropolregion): 10.143 km² EINWOHNERZAHL (Stadt): 713.000 EINWOHNERZAHL (Metropolregion): 4,3 Millionen BEVÖLKERUNGSDICHTE (Stadt): 1.985 Einwohner/km² INTERNETPRÄSENZ: www.detroitmi.gov Ottawa

KANADA Toronto DETROIT Boston

New York

Washington DC

USA

* QUELLE: U.S. Census Bureau

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MOBILITÄT Die USA entdecken den Schienenverkehr wieder und setzen auf schnelle Bahn� verbindungen als Ergänzung zur bestehenden Verkehrsinfrastruktur. Auch die „Motor City“ Detroit soll jetzt im Rahmen des „High Speed Intercity Passenger Rail Program“ an die anderen Metropolen des Mittleren Westens angeschlossen werden. Parallel wird in Detroit das Stadt� bahnprojekt „Woodward Light Rail“ vorangetrieben, das die Innenstadt mit den Vorstädten jenseits der legendären 8 Mile Road verbinden wird. Der Baubeginn ist noch für 2011 geplant. WIRTSCHAFT Auch in Detroit verbreitet sich die Gründerlust. So hat etwa die von zwei ein� heimischen Spitzenmanagern gegründete Firma Stage 2 Innovations einen Fonds aufgelegt, um jungen Unternehmen finanziell zu helfen und neue Ideen zu fördern. Die Stellenangebote im Technologiebereich legten 2010 um 82 Prozent zu, sodass örtliche Hochschulabsolventen erstmals wieder überlegen, Angebote aus dem Silicon Valley oder New York auszuschlagen. Das Gründerzentrum „TechTown“ der Wayne State University beherbergt derweil rund 70 jun� ge Unternehmen, weitere 87 haben sich bereits angemeldet. Großes Vorbild ist der erste Sied� ler von TechTown: Die Aktie des Biotech-Start-ups Asterand wird inzwischen an der London Stock Exchange gehandelt. NACHHALTIGKEIT Mit den Green Leaders Awards der Detroit Free Press wurden zum zweiten Mal lokale Unternehmen für besonders innovative und nachhaltige Entwicklungen ausgezeich� net. 2011 gebührt die Ehre unter anderen dem zu Daimler Trucks North America gehörenden Motorenexperten Detroit Diesel. Der Hersteller von Dieselmotoren für Industrie und Nutzfahr� zeuge hat in nur einem Jahr den im Unternehmen anfallenden Müll um ein Drittel reduziert. Die Energieeffizienz der Produktion wurde seit 2009 um 17 Prozent gesteigert. Die im Werk Redford produzierten Motoren treiben den Effizienzanspruch konsequent weiter – sie verfügen über die sparsame und emissionsarme BlueTec-Technologie.

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MAILAND In Sachen Wirtschaft, Mode, Design und Medien ist „Grande Milano“ in Italien längst tonangebend – und in wenigen Jahren steht auch noch ein wahres Weltereignis ins Haus.

PARAMETER MAILAND* STATUS: Wichtigster Industriestandort, zweitgrößte Stadt Italiens GRÜNDUNGSJAHR: um 400 v.Chr. (erste Besiedlung) FLÄCHE (Metropolregion): 2.370 km² EINWOHNERZAHL (Stadt): 1,3 Millionen EINWOHNERZAHL (Metropolregion): 4,4 Millionen BEVÖLKERUNGSDICHTE (Stadt): 7.188 Einwohner/km² INTERNETPRÄSENZ: commune.milano.it

ÖSTERREICH

Zürich

SCHWEIZ Lyon MAILAND

STADTPLANUNG Mailand macht sich bereit für die Weltausstellung Expo 2015. Die Arbeits� gruppe internationaler Architekten um Stefano Boeri hat für das Ausstellungsgelände einen Masterplan mit starken grünen Akzenten vorgelegt. So sollen die Gebäude so entworfen werden, dass sie nach Ende der Ausstellung leicht demontiert und wiederbenutzt oder die Baumaterialien recycelt werden können. Nicht wiederverwertbarer Abfall soll minimiert, das Grundwasser zur Kühlung eingesetzt und „grüne“ Elektrizität direkt vor Ort produziert werden. Das geplante Expo-Gelände nimmt eine Fläche von 1,1 Millionen m2 ein. Das Gebiet des globalen Megaevents – einst stark von der Industrie geprägt – soll in diesem Zusammenhang städtebaulich radikal umstrukturiert und modernisiert werden.

Venedig

FRANKREICH Marseille

MOBILITÄT Gemeinsam mit Rom und Pisa ist Mailand Schauplatz des flächenmäßig größten integrierten Elektromobilitätsprojektes der Welt. Unter dem Namen „e-mobility Italy“ koope� riert Daimler mit Italiens größtem Energieversorger Enel. 70 von insgesamt 100 Fahrzeugen der Marke smart fortwo electric drive wurden bereits an die Kunden ausgeliefert. Weit über 2.000 Unternehmen und Einzelpersonen hatten sich um eines der vorerst 100 Elektroautos beworben. Enel zeichnet im Rahmen des Projektes für den Infrastrukturausbau verantwort� lich, der über 400 Ladestationen für Elektrofahrzeuge – viele davon in den Garagen der Kunden – vorsieht. Mit der Auswahl der drei Städte soll die Vielfalt der urbanen Lebensstile Italiens optimal repräsentiert werden.

Florenz

ITALIEN Rom

* QUELLE: Demographia World Urban Areas: 7th Annual Edition

ARCHITEKTUR Seit diesem Jahr ist Mailand auch Heimat des weltgrößten Kongresszentrums, des Milano Convention Centre. Die wichtigsten Fakten: • Platz für 18.000 Besucher in über 70 Konferenzräumen, • zwei Plenarsäle für 4.000 bzw. 2.000 Teilnehmer, • 54.000 m2 Ausstellungsfläche, • 1.100 Parkplätze und ein Hubschrauberlandeplatz. DAIMLER-TECHNICITY.COM

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TRANSFER

VISIONÄR Geoff WARDLE, Direktor des Bereichs Advanced Mobility Research am Art Center College of Design in Pasadena, blickt der Zukunft der Mobilität optimistisch entgegen.

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TEXT

FOTOGRAFIE

Steffan HEUER

David MAGNUSSON

„Wir müssen die komplette Reise designen“ Geoff WARDLE, Direktor für Advanced Mobility Research am renommierten Art Center College of Design in Pasadena, über die Transportsysteme von morgen und wieso Autos dabei weiterhin eine wichtige Rolle spielen. MOBILITÄT Professor Wardle, wie bewegt man sich in einer Autostadt wie Los Angeles am besten fort? Ich bin aufgrund der großen Entfernungen in Südkalifornien ziemlich vom Auto abhängig. Selbst wenn ich eine kleine Besorgung erledige, muss ich ein paar Meilen fahren. In Pasadena benutze ich manchmal ein E-Bike, um in die Uni zu kommen. Wenn es um größere Strecken geht, fahre ich mit dem Wagen. Ich hätte auch heute mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu meiner Besprechung in Downtown L. A. fahren können: mit dem eigenen Wagen vom Art Center zur Metro, dann in die Innenstadt und den letzten Kilometer mit einem Kleinbus für 25 Passagiere. Als ich noch in anderen Städten rund um die Welt lebte, in der Schweiz, in Schweden, Großbritannien und Australien, habe ich meist öffentliche Verkehrsmittel benutzt, denn das macht Spaß und man ist nicht allein. ADVANCED MOBILITY Können Sie uns die Zukunft der Fortbewegung in groben Zügen beschreiben? Wir müssen ein integriertes Transportwesen vor Augen haben, anstatt auf einzelne Technologien zu blicken, die punktuelle Probleme lösen. Die große Frage lautet, wie wir den Bedarf nach Mobilität und Transport senken. Heute leben die Menschen an einem Ende der Stadt und fahren zur Arbeit ans andere Ende, bis zu 60 Kilometer. Das ist verrückt! Wir sollten unsere Gesellschaft und Wirt-

schaft so umbauen, dass wir Menschen und Güter über kürzere Distanzen bewegen. Der Anstieg der Energiekosten wird industrielle Entscheidungen beeinflussen, wie und wo wir Produkte herstellen und sie ausliefern. Unternehmen zeigen ein großes Interesse an neuen Fertigungsprozessen und Werkstoffen, die uns erlauben, selbst komplexe Produkte näher am Kunden herzustellen.

CURRICULUM VITAE +++ geb. 1953 +++ Berater zahlreicher Firmen in Zukunfts- und Designstrategien +++ seit 2006 Direktor des Bereichs Advanced Mobility Research am Art Center College of Design (Pasadena, Kalifornien) +++ Experte für Zukunftsfragen der Automobilindustrie +++ Bachelor in Mechanical Engineering (University of Hertfordshire, UK) und Master in Automotive

SEXY CARS Wie können Transportdesigner wie Sie die wirtschaftlichen Gegebenheiten verändern? Wir können moderne, bequeme und saubere Busse designen, aber das nützt wenig, wenn das System insgesamt kaputt ist. Es geht um die „Software“ einer Reise, nicht die „Hardware“. Wenn ich mir ansehe, woran mehr und mehr meiner Studenten arbeiten, bin ich optimistisch, dass wir anderen Aspekten des Transportdesigns mehr Beachtung schenken als nur Autos mit „Sex-Appeal“ zu entwerfen. Ich gehöre einer kleinen, interdisziplinären Gruppe von Experten in Südkalifornien an, die sich „The Car Planning Group“ nennt. Wir beraten einmal im Monat und werden Anfang 2012 einen Sammelband „The Car in 2035“ veröffentlichen.

Design (Royal College of Arts, London, UK) +++

URBANISIERUNG Bitte skizzieren Sie mal, wie der mobile Alltag in einer Großstadt in 20 oder selbst 100 Jahren aussehen wird. Uns stehen mehr nachbarschaftlich und lokal organisierte Lebensformen bevor, DAIMLER-TECHNICITY.COM

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TRANSFER

14:00 Uhr START von Wardles Büro aus am Art Center, Lida Street.

14:10 Uhr KAFFEESTOPP bei Intelligentsia in Pasadena.

14:30 Uhr GESPRÄCH IM FAHRZEUG mit Autor Steffan Heuer.

MIKROSKOP ART CENTER COLLEGE OF DESIGN IN PASADENA, KALIFORNIEN

14:45 Uhr STOPP bei Union Station/Metrolink, wo er für gewöhnlich auf den Dasher Bus umsteigt.

Das Art Center College of Design in Pasadena zählt zu den besten und erfolgreichsten Designschulen der Welt. Die private Hochschule liegt etwa 15 Autominuten vor Los Angeles, wurde 1930 gegründet und von der BusinessWeek als eine der sechzig besten Ausbildungsstätten weltweit ausgezeichnet. Schwerpunkte in Lehre und Forschung des Art Center College of Design sind Automobil-, Produktund Entertainmentdesign. Insbesondere das Transportation Department ist weltweit bekannt.

15:00 –16:30 Uhr URTH CAFFÉ, Cleantech-Meeting und zu Fuß Besichtigung des neuen Cleantech-Incubators.

artcenter.edu


sodass Menschen weniger unterwegs sein müssen. Es wäre doch prima, wenn man nicht mehr jeden Tag zum Hauptsitz seines Arbeitgebers pendelt, sondern zwei bis drei Tage die Woche in einer Außenstelle arbeiten kann, in der man sich einen Schreibtisch mietet und alle modernen Hilfsmittel wie WLAN zur Verfügung stehen, sodass man nur noch zu wichtigen Besprechungen fährt. GRÖSSENFRAGE Wird das Auto in dieser Welt immer noch eine wichtige Rolle spielen? Wenn man wie ich der festen Überzeu­­­­gung ist, dass unser gegenwärtiges Wirtschaftssystem und unser Lebenswandel auf Dauer nicht tragfähig sind, dann muss das Ziel lauten, der Umwelt möglichst nicht zu schaden und nur erneuerbare Energien zu verwenden. Wir sind von diesem Ziel aber noch weit entfernt. Gleichzeitig ist auch klar, dass wir alle die Flexibilität schätzen, die uns das eigene Auto bietet. Dagegen ist nichts einzuwenden. Leider fahren die meisten von uns Autos, die zu groß für die normale Wegstrecke sind: eine Person in einem Wagen, der 20 bis 30 Mal so viel wiegt wie man selbst. ANTRIEBSTECHNOLOGIEN Auf welche neuen Technologien setzen Sie, wenn es um bessere, sauberere Antriebe geht? Selbst wenn wir morgen ein komplett umweltfreundliches System erfinden würden, das mit Batterien aus Erde und Meerwasser fährt und eine Reichweite von 1.000 Kilometern hätte, würde das das Verkehrschaos nur verschlimmern. Die Leute würden jubeln: Wunderbar, jetzt kann ich überallhin mit dem Auto fahren. Das heißt, jede technische Neuerung hat ungeahnte und ungewollte Konsequenzen, die erst deutlich sichtbar werden, wenn wir sie schon eine ganze Weile im Einsatz haben. Egal ob wir Diesel, Wasserstoffantrieb oder Elektrofahrzeuge benutzen – das sind alles nur schrittweise Verbesserungen. Am Anfang muss die grundlegende Frage stehen: Wie können wir so wenige Personen und Güter wie möglich rund um den Planeten transportieren oder sie am besten gar nicht erst bewegen? KLEIN UND LEICHT Sollte man deswegen also kleine und leichte Autos benutzen? Genau! Kleiner, leichter – und idealerweise auch weniger Autos. Damit hätten wir nämlich auch gleich das Problem der chronisch überfüllten Straßen gelöst. Selbst Leute, die den negativen Umwelteinfluss des Autofah-

rens leugnen, können Staus nicht ignorieren, denn auch sie stecken jeden Tag fest. Wir müssen einen Weg finden, um die bestehenden Fahrzeuge viel effizienter durch unsere Infrastruktur zu schleusen. Autos sollten viel dichter aneinander fahren, und dazu muss der Mensch aus der Gleichung entfernt werden. Wir halten gerade ungefähr 60 Meter Abstand zu unserem Vordermann – weil wir als Menschen wissen, dass wir diese Distanz brauchen, um auf der Autobahn rechtzeitig reagieren zu können. Wenn aber der Wagen mit Unterstützung all der Technologien, die gerade auf den Markt kommen, entscheidet, dann könnten wir Autos auf dem Highway fast Stoßstange and Stoßstange fahren lassen. Die Transportformel der Zukunft hat also zwei Elemente: einmal den für eine bestimmte Fahrt optimalen Wagen einzusetzen und Autos dicht an dicht autonom fahren zu lassen. In vielen Fällen sind Autos ein sinnvolleres Transportmittel als öffentlicher Nahverkehr. Ein fast leerer Zug ist bedeutend weniger effizient, als die meisten Menschen glauben. EINSITZER Wie bewegt man Verbraucher dazu, ihre Fahrzeuge gegen kleinere Einsitzer einzutauschen? Damit verlieren sie doch genau die Flexibilität, die Sie eben noch gelobt haben. Genau deshalb müssen wir den Leuten komplette Mobilitätslösungen anbieten, die auf einen bestimmten Trip zugeschnitten sind. Es gibt für Unternehmen wie Daimler hier eine Menge interessanter Geschäftsmodelle. Sie sollten mir nicht nur alle fünf Jahre ein neues Auto verkaufen, sondern ein Rundumpaket offerieren, das mir Zugang zu einer ganzen Reihe von Fahrzeugen gewährt. Das Leben könnte so viel mehr Spaß machen! Ich kann ein Mercedes-Benz SUV fahren, wenn ich gerade eines brauche, oder einen smart electric drive, wie ihn das Carsharingkonzept car2go in Städten wie San Diego und Vancouver anbietet. Wie viel ich jeden Monat für mein Mobilitätspaket ausgebe, hängt ganz von meinen persönlichen Bedürfnissen, denen meiner Familie oder Firma ab. Vielleicht abonniere ich sogar einen weltweiten Service, sodass ein Unternehmen wie Daimler meine globalen Mobilitätswünsche befriedigt.

Region funktioniert, muss deswegen noch lange nicht woanders klappen -- es gibt kein allgemeines Erfolgsrezept. Die Mehrheit der Menschheit wird auf absehbare Zukunft in etablierten Städten wie L. A. wohnen, und unsere Verkehrsinfrastruktur sieht völlig anders aus als die in London oder Kopenhagen. Viele Städte in Europa sind zudem auf einem guten Weg in die Mobilität der Zukunft. Kopenhagen etwa ist ein Musterbeispiel, wie man das Fahrrad zu einem wichtigen Teil unseres Transportwesens machen kann. London verfügt über ein gutes über- wie unterirdisches Nahverkehrssystem, und Paris und Barcelona haben gute Bikesharingprogramme. STÄDTISCHE MOBILITÄT Wie können sich Städte auf diese Herausforderungen vorbereiten? Was fehlt, ist ein integriertes System mit jeder Menge Informationstechnologie und mobilen Anwendungen oder Apps, die den Menschen klar zeigen, wie sie von A nach B gelangen. So können sie ihre Transportbedürfnisse meistern. Reisen darf nicht länger ein Ratespiel sein, sondern die aktuelle Route muss sich vor meinen Augen Schritt für Schritt abspulen. Das Busnetz bietet in vieler Hinsicht die größten Verbesserungsmöglichkeiten. In europäischen und asiatischen Städten sind Busse ein relativ offenes Transportmittel, das Bürger jeder sozialen Schicht nutzen. In Kalifornien reagieren die Leute dagegen geschockt, wenn man ihnen erzählt, dass man mit dem Bus fährt. Hier sind wir Designer gefragt, die Erwartungen und Einstellungen der Bevölkerung gegenüber dem öffentlichen Nahverkehr zu ändern. Es ist außerdem bedeutend billiger, eine neue Buslinie einzurichten, als eine U-Bahn zu bauen.

HYPERLINK Weitere Informationen zu diesem Beitrag unter: DAIMLER-TECHNICITY.COM/GEOFF-WARDLE

• FOTOGALERIE Unterwegs in Kalifornien mit Geoff WARDLE,

CARSHARING In welcher Art von Stadt sind Carsharingangebote sinnvoll? Geplante Städte wie Masdar City im Nahen Osten oder die neuen Megastädte in China haben die große Chance, mit einem leeren Blatt Papier anzufangen. Aber was in einer DAIMLER-TECHNICITY.COM

Direktor des Bereichs Advanced Mobility Research am Art Center College of Design in Pasadena. • VIDEO Die neue M-Klasse von Mercedes-Benz. • HINTERGRUND (1) Einblick in das Art Center College of Design in Pasadena. (2) Der berufliche Werdegang von Geoff WARDLE.

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OFFENHEIT, TOLERANZ <dt.> die (Abk. O, T) „Man kann in einem LAND (siehe S.  88 „SINGAPUR - EINE STADT IN BEWEGUNG“)  etwas anpflanzen, das wichtiger ist als Baumwolle – TOLERANZ (siehe S.  76 „MIX IN MOTION“) !“ Tennessee WILLIAMS (*1911, †  1983), US-amerikanischer Schriftsteller

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TEXT Steffan HEUER

MIX  IN  MOTION Mobilität wird neu definiert: nachhaltige und effiziente Fortbewegung vom E-Fahrzeug und Carsharing bis zur intelligent vernetzten Flotte an Nutzfahr­ zeugen und transparenter Ad-hoc-Logistik. Neue Trends bei der Bewegung von Mensch und Ware erfordern einen intelligenten Mobilitätsmix.

I. TREND:

ELEKTROMOBILITÄT

II. TREND:

GRÜNE LOGISTIK

III. TREND:ÖPNV 3.0

IV. TREND: VERNETZTE WELT

V. TREND:MOBILE GESELLSCHAFT


DIE RICHTIGE MISCHUNG Vier elementare Einflussfaktoren determinieren den individuellen Mobilitätsmix: Technologieentwicklungen, neue Nutzungsmodelle, legislative Rahmenbedingungen und aktuelle Mobilitätsentwicklungen.

MOBILITÄTSENTWICKLUNGEN Steigende Rohölpreise, Rückbau von Straßeninfrastruktur und der Trend zu kürzeren Durchschnittsstrecken erfordern neue Fahrzeugkonzepte.

NUTZUNGSMODELLE Individuelle Nutzeranforderungen ohne finanzielle Bindungen und ein Höchstmaß an Flexibilität und Komfort bei geringem CO2-Footprint verändern die Mobilitätsnutzung.

RAHMENBEDINGUNGEN Umweltzonen, Einfahrverbote und -gebühren, Parkraum­bewirtschaftung und CO2-Restriktionen bedingen veränderte Mobilitätslösungen.

TECHNOLOGIEENTWICKLUNGEN Mobile Anwendungen transformieren Nutzungs- und Konsummuster, neue Kommunikationstechnologien ermöglichen flexible Kooperationsmodelle.

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I.  TREND:

ELEKTROMOBILITÄT Autos und Nutzfahrzeuge laufen mit Batteriepacks, Hybridantrieben und Brennstoffzellen -- von der Mercedes-Benz B-Klasse F-CELL über Transporter wie dem Vito E-CELL von Mercedes-Benz und Hybrid-Lkws von Mercedes-Benz, Freightliner und Fuso bis hin zum elektrisch betriebenen Bus. Tüftler experimentieren mit solar angetriebenen Flugzeugen und U-Booten. In Japan sind Diesel-Hybrid-Züge im Linienbetrieb. Design, Software und Accessoires sind dabei so wichtig wie die Hardware: Ladestationen kommunizieren mit Smartphone-Apps und Fahrzeugen. HINTERGRUND

ANWENDUNG

NAHAUFNAHME

E-STÄDTE

E-DIENSTE

E-KLÄNGE

Keine lokalen Emissionen und ein hoher Wirkungsgrad: Das sind die wichtigsten Vorteile von Elektromobilität, die es heute bereits in unterschiedlichsten Formen gibt. Von China bis zu den USA bewegen sich Trendsetter und umwelt- wie preisbewusste Verbraucher bereits elek­trisch fort: Allein in der chinesischen Boomtown Shenzhen (9 Millionen Einwohner) sind rund eine halbe Million Elektroräder unterwegs. Landesweit rollen in China jährlich rund 30 Millionen dieser lautlosen Zweiräder für umgerechnet 266 Euro das Stück vom Band. Die beliebtesten E-Vehikel sind: 1. Bikes, 2. Scooter, 3. kompakte Stadtautos (z. B. von smart).

Daimler Financial Services bietet mit innovativen Konzepten wie EcoRent in Polen bereits nachhaltige Mobilitätslösungen aus einer Hand an, von der Finanzierung über die Versicherung und Wartung bis hin zu Reifenwechsel, Ersatzfahrzeugen, Benzinkarte und Eco Drive Training. In Zukunft könnte das DFS-Angebot auf E-Fahrzeuge zugeschnitten sein: von der Finanzierung und dem Batterieleasing über die Installation von Ladestationen bis zur Bereitstellung einer Ladekarte, um nahtlose E-Mobilität zu garantieren.

Wie wäre es, wenn man seinen E-Scooter oder sein Hybridfahrzeug durch den Klang individualisieren könnte? Keineswegs ScienceFiction, denn schon jetzt arbeiten Forscher und Unternehmen wie Daimler an der Frage, wie sich die Klanglandschaft einer Stadt verändert, wenn lautloses Fahren zum Alltag wird. Was hören Fahrer, was hören Passanten in Zukunft? Verbraucher könnten schon bald ihr eigenes Klangprofil designen und herunterladen, um sowohl das Erlebnis im Wagen wie ihren öffentlichen Auftritt auf der Straße zu personalisieren.

STROMDIENST Elektromobilität erfordert ein völlig neues Serviceleistungspaket.

SMART ELEKTROFAHRZEUGE Zur ständig wachsenden smart Familie mit E-Antrieb gehören: • smart electric drive • smart escooter • smart Elektrofahrrad

II. TREND:

GRÜNE LOGISTIK

III. TREND:ÖPNV 3.0

IV. TREND: VERNETZTE WELT

V. TREND:MOBILE GESELLSCHAFT

„Es ist keine Frage mehr, ob die Elektromobilität eine Ergänzung zum Verbrennungsmotor wird; die Frage ist nur noch wann.“ Herbert KOHLER, Leiter E-Drive & Future Mobility sowie Umweltbevollmächtigter bei Daimler


Google-Suche: „E-Mobility“ Zahl der Treffer: ca. 30.900.000 Dauer der Suchanfrage: 0,07 Sekunden

ELEKTROMOBILITÄT LÖSUNGEN VON DAIMLER PRODUKTE smart: smart electric drive, smart escooter, smart Elektrofahrrad Daimler-F-CELL-Flotte: Mercedes-Benz A-Klasse, Mercedes-Benz B-Klasse, Mercedes-Benz Citaro F-CELL Daimler-Hybrid-Flotte: Mercedes-Benz Atego BlueTec Hybrid, Freightliner M2e, Fuso Canter Eco Hybrid, Mercedes-Benz M-Klasse Hybrid, Mercedes-Benz G-Klasse, Mercedes-Benz S-Klasse Hybrid Daimler-E-CELL-Flotte: Mercedes-Benz A-Klasse E-CELL, Mercedes-Benz Vito E-CELL, Mercedes SLS AMG E-CELL HARDWARE Deutsches Wasserstofftankstellennetz „H2 Mobility“ (in Kooperation mit EnBW, Linde, OMV, Shell, Total, Vattenfall, NOW), Ladekabel, Batterietechnologie SOFTWARE UND DIENSTE Charge-O-Meter, Smart Charge Communication, Routing, Billing, Fernwartung, Batteriegarantie, Ladestation, Reservierung PROGRAMME UND KONZEPTE E-Infrastrukturaufbau E-Mobility-Forschungs- und -Testprogramme: HyFLEET:CUTE Sinergy EDB (Singapur), Japanese Hydrogen & Fuel Cell Program, H2moves Scandinavia (Norwegen), California Hydrogen Highway, H2 Mobility (Deutschland), Zero-Regio-Projekt (Europa), Clean Energy Partnership (Deutschland), Clean Hydrogen in European Cities, NOW Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (Deutschland)

F-CELL WORLD DRIVE 3 Mercedes-Benz B-Klasse F-CELL 4 Kontinente 35.000 gefahrene Kilometer (Januar – Juni 2011)

MERCEDES-BENZ B-KLASSE F-CELL

KURZE HISTORIE ZUR ELEKTROMOBILITÄT

• Reichweite: ca. 400 km

1800 Der Italiener Alessandro Volta erfindet die Batterie.

• Energiespeicher: Lithium-Ionen-Akku, 1,4 kWh

1830 Der US-Ingenieur Joseph Henry baut den ersten

• Leistung: 100 kW

Gleichstrommotor.

• Drehmoment: 290 Nm

1881 Der Franzose Gustave Trouvé präsentiert in Paris

• Höchstgeschwindigkeit: begrenzt auf 170 km/h

das erste, dreirädrige Elektroauto.

• von 0 auf 100 km/h in: 11,4 sec

1885 Carl Benz lässt seinen Motorwagen patentieren.

79


I. TREND:

ELEKTROMOBILITÄT

II.  TREND:

GRÜNE  LOGISTIK „Green Thinking“ betrifft nicht nicht nur den Personenverkehr, sondern auch den Warentransport: Verbraucher fordern CO2-neutrale Lieferketten, ohne auf die sofortige Befriedigung ihrer Kaufwünsche verzichten zu wollen; Unternehmen legen immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit und Klimaverträglichkeit. Logistikanbieter stehen deswegen im steigenden Wettbewerb: Tesco, einer der weltgrößten Einzelhändler, hat Hunderte Produkte in seinem Angebot mit einem CO2-Fußabdruck versehen und die Deutsche Post DHL bietet emissionsneutrale Transportmöglichkeiten an.

Google-Suche: „Green Logistics“ Zahl der Treffer: ca. 47.800.000 Dauer der Suchanfrage: 0,10 Sekunden

GRÜNE LOGISTIK LÖSUNGEN VON DAIMLER HARDWARE UND PRODUKTE Fuso Canter Eco Hybrid, Mercedes-Benz Vito E-CELL, Mercedes-Benz Atego BlueTec Hybrid, Freightliner M2e SOFTWARE UND DIENSTE CharterWay Service Lkw, CharterWay Miete, xFleet (xFleetReporting/Services), FleetBoard (Mercedes-Benz Lkw) PROGRAMME UND KONZEPTE Flottentest Fuso Canter Eco Hybrid, Flottentest Mercedes-Benz Atego mit Biodiesel, Flottentest Mercedes-Benz Econic Hybrid, Flottentest Mercedes-Benz Hybrid Sprinter, Flottentest Mercedes-Benz Vito E-CELL und Atego Hybrid im Rahmen des Förderprogramms „e-mobility“

GRÜNER WARENTRANSPORT MIT DEM NEUEN MERCEDES-BENZ ACTROS • optimierter Antriebsstrang • hervorragende Aerodynamik • geringer Kraftstoffverbrauch (bis zu 6 % weniger gegenüber Vorgänger) • geringer Rollwiderstand • Leistung: 310 – 375 kW • max. Drehmoment bei 1.100 U/min • Abgasnorm: Euro VI • Zylinder: 6 • Hubraum: 12,8 l

„Da eine Erneuerung der Fahrzeugflotte ein längerfristiges Unterfangen ist, kommt der Steigerung der Effizienz der bestehenden Transportmittel eine zentrale Bedeutung zu.“ Aus der Studie „Delivering Tomorrow. Zukunftstrends nachhaltige Logistik“ der Deutschen Post AG

III. TREND:ÖPNV 3.0

IV. TREND: VERNETZTE WELT

V. TREND:MOBILE GESELLSCHAFT


HINTERGRUND

ANWENDUNG

NAHAUFNAHME

URBANE IMPULSE

LOGISTIKDIENSTE

MERCEDES-BENZ VITO E-CELL

Städte und Unternehmen suchen seit Jahren nach Wegen, ihre Logistik nachhaltiger und stadtgerechter zu gestalten. Der Güterverkehr hat zwar einen relativ geringen Anteil an der städtischen Verkehrsproblematik -- in Berlin liegt er bei unter zehn Prozent -- aber in Zeiten des Klimawandels gewinnen Lösungen für eine umweltfreundliche Belieferung zunehmend an Bedeutung. Kurier- und Paketdienste sind Pioniere beim Einsatz von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben wie dem Transporter Vito E-CELL oder dem Atego Hybrid von Mercedes-Benz, der BlueTec-Diesel mit Lithium-Ionen-Akkus kombiniert. Städte verfolgen ehrgeizige City-LogistikKonzepte, um Lieferungen zu bündeln und damit unnötige Fahrten zu eliminieren, die Auslieferung in verkehrsschwache Zeiten oder auf alternative Verkehrsmittel zu verlagern: In Paris verteilt die französische Post Sendungen von einem unterirdischen Zentrallager unter dem Place de la Concorde mittels E-Fahr­zeugen und elektrischer Handkarren weiter. Masdar City in der Wüste von Abu Dhabi will Fracht in autonomen Transport­ kabinen bewegen. Und in der in China geplanten Modellstadt Dongtan sollen Lieferungen am Stadtrand in lokal emissionsfreie Fahrzeuge umgeladen werden.

• Logistikunternehmen jeder Größe können schon heute ihre Flotte so klein wie nötig halten und in Kapazitätsspitzen stunden oder tageweise große Nutzfahrzeuge zumieten. Möglich macht das die Daimler- Tochter CharterWay. Damit minimieren Logistikdienstleister ihren Kapitaleinsatz und ihr Risiko, ohne beim Liefer- oder Mobi litätsversprechen Abstriche zu machen.

Der elektrisch angetriebene Transporter hat eine Reichweite von 130 km und kann eine Nutzlast von bis zu 850 kg befördern. Um den Ladevorgang für die insgesamt 192 Zellen zu optimieren, verfügt der Mercedes-Benz Vito E-CELL über eine Smart Charge Communication Unit (SCCU), mit dem der Transporter in Nebenzeiten geladen werden kann. Der Ladevorgang von einem oder mehreren Fahrzeugen kann über einen PC gesteuert • Mindestens ebenso wichtig sind Dienste werden, sodass sich ein Logistikunternehmer wie Daimler xFleet und FleetBoard Tele- schnell einen Überblick über Einsatzbereit matik, die intelligentes Fahrzeug-, Transschaft und Reichweite seiner gesamten Flotte port- und Zeitmanagement ermöglichen. verschaffen kann. Per GPS und anderer Sensoren in Nutzfahr zeugen können Transportunternehmen den INTELLIGENTE STEUERUNG Zustand oder Verbrauch ihrer Flotte aus der Elektrische Antriebe erfordern ein Ferne abfragen und zeitnah auswerten. intelligentes Management der Stromverfügbarkeit.

• Wenn ein Lkw auf dem Weg von Deutsch land nach Spanien technische Probleme aufweist, kann ein Disponent dem Fahrer aus der Ferne bereits die Diagnose mit teilen und einen Termin in der nächsten Werkstatt entlang der Strecke buchen. Das erlaubt die Routenoptimierung, steigert die Wirtschaftlichkeit und sorgt für reibungslos organisierte, effiziente Lieferketten.

GRÜNE NUTZFAHRZEUGE von

FLOTTENMANAGEMENT Die termin-

Daimler mit umweltfreundlichen

gerechte Planung und Steuerung des

Lösungen für jede Antriebsart:

Nutzfahrzeugeinsatzes entscheidet

• BlueTec-Diesel für optimierte

maßgeblich über Kraftstoffverbrauch

Verbrennung in Lkw und Bus

und Rentabilität.

SMART CHARGE COMMUNICATION UNIT stellt beim Batterieladevorgang sicher, dass der Strom aus erneuerbaren Quellen stammt und preiswert ist.

• Hybridantriebe (z. B. Fuso Canter Eco Hybrid, Mercedes-Benz Atego Hybrid) • E-CELL-Fahrzeuge mit Elektro antrieb (z. B. Transporter Mercedes-Benz Vito E-CELL)

81


I. TREND:

ELEKTROMOBILITÄT

II. TREND:

GRÜNE LOGISTIK

III.  TREND:

ÖPNV  3.0 Die Auswahl unter vielfältigen Transportmöglichkeiten hält Schritt mit der fortschreitenden Verstädterung. Erstmals lebt die Mehrheit der Menschheit heute in Städten. Urbane Infrastrukturnetze werden entsprechend dichter, vor allem in schnell wachsenden Schwellenländern. 2009 zählte die UNO weltweit 94 Ballungsräume mit jeweils mindestens 4,3 Millionen Einwohnern. Bis 2025 wird sich deren Bevölkerung von 659 auf 887 Millionen erhöhen. Um sie zu befördern, müssen mindestens 170 neue Nahverkehrssysteme gebaut und zwei Millionen Busse angeschafft werden.

HINTERGRUND

ANWENDUNG

NAHAUFNAHME

GREEN THINKING

INTELLIGENTE LÖSUNGEN

BEZAHLSYSTEME

In allen Lebensbereichen wächst weltweit das Bewusstsein für einen nachhaltigen und effizienten Umgang mit den Ressourcen unseres Planeten. „Green Thinking“ wird zum persönlichen Lebensstil – insbesondere in den großen Ballungszentren, wo immer mehr Menschen auf engstem Raum zusammenleben und sich knappe Ressourcen teilen. Entscheidungsparameter wie Energieeffizienz und Emissionsreduzierung fließen zunehmend in das persönliche Kalkül mit ein. Das hat ungeahnte Folgen auch für die individuelle Mobilität: Privatfahrzeuge, die zusätzliche Passagiere aufnehmen, werden zu Ad-hoc-Taxis, der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) gewinnt – nicht zuletzt durch umweltfreundliche und effiziente Antriebe wie etwa im Mercdes-Benz Citaro FuelCELL Hybrid – an Attraktivität und wird wieder zur praktikablen Alternative und echten Ergänzung zum privaten Pkw.

Vom Kleinbus bis zum Großgelenkbus bietet Daimler eine ganze Palette von auf die jeweiligen Anforderungen optimierten Verkehrsmitteln an, die fast immer optional mit hybriden oder komplett elektrischen Antriebskonzepten angeboten werden.

VISIONÄRE BUSKONZEPTE Die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs steigt auch durch die Integration neuer Technologien wie drahtlose Internetverbindungen in Bussen. www.ebsf.eu

Bargeldlose Bezahlsysteme mit Chipkarte wie Octopus in Hongkong erlauben das nahtlose Umsteigen von U-Bahn in Bus, Tram, Fähre oder Regionalbahn. Zukünftige Systeme wie „Iris on the Move“ des Stanford Research Institute wollen diesen Prozess • 36 Stadtbusse vom Typ Citaro FuelCELL Hybrid sind sogar noch weiter vereinfachen: Eine Handvoll seit 2003 in Europa, Australien und China im Einsatz. Scanner tasten die Augen eines Verbrauchers Der lokal emissionsfreie Bus wird von insgesamt sieben ab, während er durch eine Schleuse geht, Zylindern mit einer Speicherkapazität von 35 kg und können die Fahrtkosten automatisch Wasserstoff und einem Lithium-Ionen-Akku mit einer abbuchen – Betrug und Missbrauch aus Leistung von 27 kWh angetrieben. geschlossen. In Verbindung mit modernen BRT-Systemen (Bus Rapid Transit, siehe rechte Seite), wie sie bereits in Mexiko-Stadt oder im brasilianischen São Paulo mit Bussen von Mercedes-Benz operieren, könnten solche Systeme die Abläufe im öffentlichen Nahverkehr weiter optimieren und beschleunigen. Wartezeiten beim Einsteigen werden reduziert. Die erste Version von „Iris on the Move“ kann bereits 30 Passanten pro Minute identifizieren und wird bereits in Flughäfen im Nahen Osten und Mexiko getestet. • Kommunen können ihre Busflotte der Marken Mercedes-Benz und Setra immer in Bewegung halten. Die busspezifische Dienstleistungsmarke OMNIplus hält ein dichtes, internationales Netz busspezifischer Serviceleistungen parat, von der Teileversorgung über Fahrer- und Werkstatttraining bis zu maßgeschneider ten Finanzdienstleistungen.

IV. TREND: VERNETZTE WELT

V. TREND:MOBILE GESELLSCHAFT


Google-Suche: „Public Transport 3.0“ Zahl der Treffer: ca. 319.000.000 Dauer der Suchanfrage: 0,21 Sekunden

ÖPNV 3.0 LÖSUNGEN VON DAIMLER HARDWARE UND PRODUKTE Mercedes-Benz Stadtbusse, Mercedes-Benz Minibusse und Vans, Orion Stadtbusse, Thomas Built Buses Schulbusse SOFTWARE UND DIENSTE Großflottenvertrieb und Services, OMNIplus Service, FleetBoard Telematikdienste PROGRAMME UND KONZEPTE European Bus System of the Future (EBSF), Bus Rapid Transit (BRT)

BUS RAPID TRANSIT Eine Mischung aus Hochgeschwindigkeitsstrecken, Bahnlinien, Busnetzen oder Expressbuslinien mit eigenen Spuren [Bus Rapid Transit (BRT)] sowie U-Bahnen [Mass Rapid Transit (MRT)] sorgt dafür, dass in jedem Ballungsgebiet tagtäglich Millionen mobil bleiben, ohne die Straßen zu überlasten. So fährt in Istanbul die erste transkontinentale BRT-Linie namens Metrobüs, die auf 41 Kilometer Länge Asien mit Europa verbindet und pro Tag rund 715.000 Menschen befördert. Sie ist nur eines von mehr als 120 BRT-Systemen in aller Welt. Das erste BRT-Netz in der brasilianischen Stadt Curitiba ist seit 1972 in Betrieb und transportiert tagtäglich rund 70 Prozent der Arbeitnehmer in der 2,2-Millionen-Stadt zur Arbeit. OPTIMIERTE BUSSYSTEME Schnelle, komfortable Verbindungen mit geringen Wartezeiten schaffen die Anreize, auf den öffentlichen

QUELLE: Urban Habitat

Nahverkehr umzusteigen.

„Wirkliches ÖPNV-Wachstum gibt es in den Agglomerationen der Schwellenländer, weil der Bevölkerungszuzug in die großen Megastädte nach Mobilität verlangt.“ Dietmar WEISS, Busexperte der Daimler-Forschungsgruppe in Berlin

83


I. TREND:

ELEKTROMOBILITÄT

II. TREND:

GRÜNE LOGISTIK

III. TREND:ÖPNV 3.0

IV.  TREND:

VERNETZTE  WELT Die rund 5,3 Milliarden Mobiltelefone überziehen den Planeten mit einem immer dichteren Netz an elektronischen Augen und Ohren. „Der gläserne Mensch“ will nicht nur überall und jederzeit erreichbar sein, sondern über seinen tragbaren Computer Daten sammeln und verteilen. Pro Monat werden bei Facebook 2,5 Milliarden Fotos gespeichert, die mit Geokoordinaten und den gezeigten Personen verschlagwortet sind. Sensoren auf Verpackungen lassen sich wie „Smart Dust“ über ganze Städte streuen und helfen Mobilität besser zu planen.

HINTERGRUND

ANWENDUNGEN

NAHAUFNAHME

GEMEINSCHAFTSNETZWERK

SMART DUST

NEAR FIELD COMMUNICATION

Großstädte versuchen private Unternehmer und Tüftler für ihre Mobilitätsplanung einzuspannen. So werden Metropolen wie San Francisco, Boston oder New York zu digitalen Plattformen mit einem Chief Digital Officer. Sie öffnen ihre Datenströme in Echtzeit, damit Dritte innovative Apps bauen. Street Bumps in Boston lässt Bürger Schlaglöcher erfassen und entwickelt so einen Echtzeitkatalog des Straßenzustands. Densebrain in New York misst die Funklöcher Hunderttausender Mobilkunden, um daraus zu errechnen, wann die nächste U-Bahn wirklich fährt. Und jeder Nutzer der Navigations-App Waze trägt mit seinen anonymen Fahrdaten dazu bei, den Straßenatlas tagesaktuell zu halten.

„Der gläserne Mensch“ will nicht nur überall und immer erreichbar sein, sondern nutzt seinen tragbaren Supercomputer, um Daten über sein Leben und seine Umgebung ein­ zusammeln und sie anderen mitzuteilen. Facebooks rund 750 Millionen Mitglieder laden so etwa jeden Monat 2,5 Milliarden Fotos hoch, die mit Geokoordinaten und den Namen der abgebildeten Personen verschlagwortet sind. Sensoren lassen sich inzwischen sogar auf Verpackungen drucken und wie intelligente Staubteilchen („Smart Dust“) über ganze Städte ausstreuen. Sie dokumentieren Dinge wie Verkehrsfluss oder Umweltbelastung und helfen dem Einzelnen wie Kommunen ihre Mobilität besser zu planen.

Für das stetig steigende Volumen an Personzu-Person-Mobilität (P2P-Mobility) wird auch die Abrechnung immer leichter. Neue Anbieter wie Square verwandeln jedes Smartphone in ein Kassenterminal, mit dem jeder Bürger sogar Kreditkarten akzeptieren kann. „Near Field Communication“ oder NFC-Chips werden bis 2014 in 20 Prozent aller Smartphones weltweit eingebaut sein, sodass man mit dem Handy im Vorbeigehen für Carsharing oder Ridesharing bezahlen kann. Im Pionierland Südkorea sind NFCChips ab Ende dieses Jahres für alle neuen Mobiltelefone gesetzlich vorgeschrieben. P2P-MOBILITY Dem intensiven Einsatz von Smartphones als Ortungs- und Abrechnungstools ist die Geburt neuer Mobilitätsansätze zu verdanken: Privatfahrzeuge, die Passagiere aufnehmen, werden zu

Minibussen oder Taxis. Google-Suche: „Always on World“ Zahl der Treffer: ca. 2.330.000 Dauer der Suchanfrage: 0,22 Sekunden

VERNETZTE WELT LÖSUNGEN VON DAIMLER HARDWARE UND PRODUKTE Mercedes-Benz myCOMAND/Comand Online SOFTWARE UND DIENSTE TeleAID, ExpressService, SetraCard/SetraMobil, Toll Collect Mercedes-Benz Apps: mbrace, mySTAR, TruckerNet mobileApp (Western Star), Classic Quartet PROGRAMME UND KONZEPTE car2car, Car-to-X-Kommunikation (simTD)

V. TREND:MOBILE GESELLSCHAFT


SICHERE, INTELLIGENTE FAHRZEUGKOMMUNIKATION

„Wir haben heute die Chance, jedes Jahr neue Funktionen aus dem Internet ins Auto zu bringen.“

simTD Im Herzen Deutschlands läuft dieses Pilotprojekt bereits, in dem Fahrzeuge „car-to-x“ drahtlos miteinander kommunizieren, um Straßen- und Verkehrsdaten zeitnah auszutauschen.

Bharat BALASUBRAMANIAN, Leiter Produktinnovationen und Prozesstechnologien in der Konzernforschung und Vorentwicklung bei Daimler

Mbrace Mit dieser Telematik-App für Smartphones können Mercedes-Benz Kunden ihr Fahrzeug auf- und zuschließen, aus der Entfernung ausfindig machen und andere wichtige Daten abfragen.

70 % aller Smartphone-Nutzer

mySTAR Die iPhone-App von Mercedes-Benz Financial Services erlaubt Kunden, im Handumdrehen die Finanzierungskonditionen für das Fahrzeug ihrer Wahl zu berechnen und direkt mit einem Fachmann zu besprechen.

gehen regelmäßig ins Web.

67 % planen den Kauf eines Tablet-PC in den nächsten12 Monaten.

Setra Card Sie gibt Betreibern von Setra-Omnibussen europaweit Zugang zu Zahlungsgarantien für Reparaturen, Wartungsarbeiten sowie kompetente Hilfe im Pannenfall, schnelle Lieferung von Ersatzteilen und sogar zu einem Buspool für Ersatzfahrzeuge.

QUELLEN: Haydn Shaughnessy/GigaOM Pro; IDG Global Smartphone Survey, Juli 2011

TruckerNet Diese Smartphone-App von Daimler Trucks North America bietet Lkw-Fahrern Zugang zu Werkstätten, Informationen zu Ersatzteilen und einem persönlichen Pannendienst. Toll Collect Das Unternehmen, an dem Daimler Financial Services beteiligt ist, betreibt auf Deutschlands rund 12.000 km langem Autobahnnetz das weltweit erste satellitengestützte Mautsystem für Lkw.

APPS IM GLOBALEN AUTOMOBILMARKT 2011 – 2015 0

20

40

60

80

100

2015 2014 2013 2012 2011 Verkaufte Fahrzeuge (in Millionen)

Käufer von automobilen Apps (in Millionen)

85


I. TREND:

ELEKTROMOBILITÄT

II. TREND:

GRÜNE LOGISTIK

III. TREND:ÖPNV 3.0

IV. TREND: VERNETZTE WELT

V.  TREND:

MOBILE  GESELLSCHAFT Die bewegte Welt von morgen schlägt in einem anderen Takt. Das Auto verändert seine Bedeutung als Statussymbol, wenn der Wunsch nach mehr Flexibilität und Komfort im Vordergrund steht. Der Marktforscher IDC schätzt, dass im Jahr 2011 weltweit bereits eine Milliarde Arbeitnehmer keinen festen Arbeitsort mehr haben – mobile Arbeiter mit unterschiedlichen Ansprüchen: Die einen verbringen mehr als ein Fünftel der Arbeitszeit fern des Büros, andere arbeiten vollständig unterwegs und Wissensarbeiter schalten sich regelmäßig von einem Homeoffice zu.

HINTERGRUND

ANWENDUNG

NAHAUFNAHME

CARSHARING

ONLINEMITFAHRZENTRALE

CYCLE CHIC

Ulm, Austin, Hamburg, Amsterdam, Vancouver und bald San Diego – diese sechs Städte haben eines gemeinsam: Ihre Bürger können dank des Carsharingprogramms car2go mit einer Chipkarte minutenweise automobil sein – ohne Vorplanung, lästigen Papierkrieg und festen Abhol- oder Abgabeort. Möglich macht das seit 2009 ein zukunftsweisendes Programm der Daimler-Tochter car2go. Im Vorbeigehen oder mittels Smartphone können registrierte Personen verfügbare smarts ausfindig machen und spontan buchen. Mehrere Hundert Fahrzeuge pro Stadtgebiet bilden ein intelligentes Netzwerk, das jedermann rund um die Uhr zu Diensten steht – etwa um ohne Warten oder Parkplatzsorgen vom Bahnhof zur Besprechung zu gelangen. In Ulm sind bereits 10 Prozent der Bevölkerung car2goMitglieder.

Fahrradfahren wird in westlichen Großstädten zur Haltung – man bewegt sich schick, gesund, nachhaltig und zukunftsorientiert. Das Zweirad steigt vom reinen Fortbewegungsmittel zum Lifestyle-Attribut auf, von Modenschauen in London und Dublin bis zu Stadtblogs rund ums Rad von Kopenhagen bis Toronto. Allein in Deutschland ist die Fahrradnutzung zwischen 2002 und 2008 um 17 Prozent gestiegen, und jeder Haushalt besitzt im Schnitt 2,8 Drahtesel. Selbst im Intelligente Mobilität lässt sich noch weiter Autoland USA arbeiten 42 der 50 Bundesindividualisieren, wie das Programm staaten an einem landesweiten Streckennetz car2gether beweist: einfach auf dem Smart- für Zweiräder. phone oder Tablet-PC das Fahrtziel eingeben, und die Software verbindet Fahrer, die Plätze „Im Schnitt werden Fahrräder frei haben, mit Passagieren. Bislang gibt es car2gether im Großraum Ulm in Südbeim Bikesharing drei Mal am deutschland und in der Städteregion Aachen. Tag genutzt, und die Hälfte Ein weiteres Indiz, dass sich die traditionellen Rollen von Anbietern und Nachfragern der Nutzer legte die Strecken verschieben: Jeder Bürger kann vom vorher mit einem motorisierten Passagier zum Mikrotransporteur werden und seine Kunden oder Geschäftspartner Antrieb zurück.“ in Echtzeit finden.

CAR2GO Das Mobilitätskonzept von Daimler zeichnet sich durch vier wesentliche Faktoren aus: • unkomplizierte Anmeldung, • Ortung und Buchung per Smart phone oder Internet möglich,

86

• bargeldlose Abrechnung,

CAR2GETHER Die Onlinemitfahr-

• Fahrzeuge können flexibel

zentrale bietet maximale Flexibilität

zurückgegeben werden.

für Nutzer und Anbieter.

www.car2go.com

www.car2gether.com

T

Karl FJELLSTROM, Landesdirektor China des Institute for Transportation and Development Policy


Google-Suche: „Nomadic Society“ Zahl der Treffer: ca. 9.070.000 Dauer der Suchanfrage: 0,13 Sekunden

MOBILE GESELLSCHAFT LÖSUNGEN VON DAIMLER HARDWARE UND PRODUKTE smart electric drive SOFTWARE UND DIENSTE MB Rent, Daimler Fleet Services, car2go, car2gether PROGRAMME UND KONZEPTE CAR 2 CAR Communication Consortium, simTD

CAR2GO-STECKBRIEF

750.000

Stadt

Fläche

Einwohner Fahrzeuge

Start

Ulm/Neu-Ulm:

200 km2

170.000

300

März 2009

Austin:

767 km2

790.000

300

November 2009

Hamburg:

65 km2

1,8 Mio.

300

April 2011

Vancouver:

115 km2

578.000

225

Juni 2011

Amsterdam:

219 km2

780.000

300

Ende 2011

San Diego:

965 km2

1,3 Mio.

300

Ende 2011

vollautomatische Mietvorgänge Mehr als 7 Millionen gefahrene Kilometer (Stand Juni 2011)

HYPERLINK

MOBILE ARBEITSPLÄTZE WELTWEIT IN PROZENT 0

20

40

Asien/Pazifik

80

100

Weitere Informationen zu diesem Beitrag unter: DAIMLER-TECHNICITY.COM/MIXINMOTION

Vereinigte Staaten von Amerika

• HINTERGRUND (1) „Track & Trace“: So funktioniert das Tracking von Warenströmen.

Westeuropa

(2) CO2-freie Stadtlogistik: die Ziele der Europäischen Union. (3) Immer in Bewegung: die Anfänge der „Sharing Economy“.

Japan QUELLE: IDC 2007

60

(4) Expertenstatement von Emily NAGLE GREEN, Autorin des Buches

gesamt

„Anywhere. How Global Connectivity is Revolutionizing the Way restliche Welt

We Do Business“. • INTERVIEW mit Herbert KOHLER, Leiter E-Drive & Future Mobility

2006

2011

sowie Umweltbevollmächtigter bei Daimler.

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SERIE TEIL 1 MOBILITÄT IN INNOVATIONSREGIONEN

REPORT Wo Hochtechnologie, Wirt­ schaftskraft und kreative Potenziale zusammenkommen, liegen die Inno­ vationsregionen der Welt, jede von ihnen mit ihren spezifischen Mustern urbaner Mobilität.

LEUCHTTURMFUNKTION Singapur wächst über sich hinaus: Der südostasiatische Stadtstaat ist für die ganze Welt schon längst zu einem Musterbeispiel für gelungene Infrastruk­ turentwicklung auf kleinstem Raum geworden.

88


TEXT

FOTOGRAFIE

Markus WANZECK

Tay Kay CHIN

SINGAPUR EINE STADT IN BEWEGUNG

Rasantes Wirtschaftswachstum, boomende Technologiebranchen: Internationale Fachkräfte strömen nach Singapur. Doch wie bewegt sich der Stadtstaat? TECHNICITY begleitet die Macher hinter den Kulissen des ökonomischen Erfolgs durch ihren Alltag zwischen Arbeit, Freizeit und Fortbewegung. Acht Stockwerke über den Blumen- und Palmenrabatten der Wohnsilosiedlung Toa Payoh huscht Singapurs Zukunft unter der Ver­ gangenheit hindurch, heute eiliger als sonst. Daphne Tang ist etwas spät dran, nach 8 Uhr wird der Verkehr sehr schnell sehr dicht. Tang greift nach der Handtasche, geht, mit wehendem Haar, an Familien­ altar, Goldfischaquarium und dem Sony-Flachbildfernseher vorbei zur Wohnungstür. Über der Tür hängt ein großformatiges Schwarz-WeißPorträt eines jungen Mannes: Daphnes Großvater, die Vergangenheit, zwei Generationen fern. Der Großvater war in den 1930er-Jahren aus der südchinesischen Provinz Guangdong nach Singapur ausgewandert, mittellos, mit 14 Jah­ ren, sein Glück als Bauarbeiter zu versuchen. Daphnes Vater wurde Koch in einem der zahllosen Straßenrestaurants der Stadt. Daphne Tang studierte Informatik. Nun arbeitet sie als „Senior Application Consultant“ bei NCS, dem größten IT-Dienstleister des Stadtstaates. Familie Tang ist den ganzen Weg mit Singapur gegangen, dem Tiger­ staat, der innerhalb weniger Jahrzehnte vom Schwellenland zu einer der wohlhabendsten, modernsten Nationen der Welt emporgesprun­ gen ist. Der Weg führte erst in die Industrie-, dann in die Dienstleis­ tungsgesellschaft. Heute spielen Singapurs Wirtschaft, seine Infrastruktur, sein Containerhafen – neben Shanghai der bedeutendste der Welt – und der Changi Airport, der 2010 auf 42 Millionen Passagiere und 1,8 Millionen Tonnen Fracht kam, in der globalen Champions League. Der Lebensstandard liegt über dem Westeuropas. Laut dem „Global Wealth Report“ der Boston Consulting Group gibt es in keinem Land der Welt eine höhere Millionärsdichte: 15,5 Prozent aller Haushal­ te zählen dazu. Ebenfalls Weltspitze ist, mit über 7.000 Einwohnern pro Quadratkilometer, die Bevölkerungsdichte des Inselstaates. Zwar vergrößerte er seit 1960 sein Territorium durch Landgewinnung um 20 Prozent auf nun 710 Quadratkilometer. Zugleich aber verdoppelte sich seine Einwohnerzahl innerhalb der letzten drei Jahrzehnte auf rund 5 Millionen. Viele davon sind gut ausgebildete Einwanderer. Mit diesem ökonomischen und demografischen Rückenwind hat Singapur bereits zum Sprung auf die nächste Evolutionsstufe angesetzt: die Wissensgesellschaft. Die National University of Singapore liegt im aktuellen Hochschulranking von „Times Higher Education“, das aus über 6.000 Hochschulen die weltweit renom­ miertesten auswählt, auf dem 27. Platz – 21 Plätze vor der bestplatzierten deutschen Uni, der LMU München.

STARKER STADTSTAAT IN SÜDOSTASIEN KLIMA Singapur liegt nahe am Äquator, das Klima ist tropisch.

T

Die Luftfeuchtigkeit liegt im Jahresdurchschnitt bei

31 – 33 °C

N

23 – 25 °C

84 Prozent. Die Temperaturen liegen am Tag bei 31 bis 33 Grad und in der Nacht bei 23 bis 25 Grad Celsius. (QUELLE: Auswärtiges Amt)

BEVÖLKERUNGSDICHTE

7125

km2

Singapur hat die dritthöchste Bevölkerungsdichte aller Staaten: 7.125 Einwohner pro Quadratkilometer (Stand: 2009). Nur in Macau und Monaco liegt die Bevölke­ rungsdichte noch höher. (QUELLE: Weltbank)

LANDESSPRACHEN Es gibt in Singapur vier offizielle Sprachen: Englisch, Chinesisch, Malaiisch und Tamil. POLITIK Singapur verfügt über eine demokratisch gewählte Regierung. Seit der Unabhängigkeit 1965 war allerdings bisher keine andere Partei als die People’s Action Party (PAP) an der Macht. (QUELLEN: BBC)

EINWOHNERENTWICKLUNG Singapurs Einwohnerzahl hat sich von 1980 bis 2010 mehr als verdoppelt: von 2,4 auf 5 Millionen. (QUELLE: Singapore Department of Statistics)

ETHNIEN Von den 5 Millionen Einwohnern sind allerdings nur 3,2 Millionen – nicht einmal zwei Drittel – singapurische Staatsbürger. (QUELLE: Singapore Department of Statistics)

LANDGEWINN Die Fläche Singapurs beträgt aktuell rund 710 Quadrat­

+20 %

DAIMLER-TECHNICITY.COM

kilometer. Seit den 1960er-Jahren ist sie durch Landgewinnungsmaßnahmen um 20 Prozent angewachsen. (QUELLE: Urban Redevelopment Authority)

89


MOBILITÄTSNETZWERK SINGAPUR Übersicht der innerstädtischen Verkehrswege und Nutzungsflächen (Stand 2011) Verstädterte Zone/Stadtbereich

Industrieflächen

Kerngebiet (Central Business District)

Erholungsflächen

Stadtzentren/Satellitenstädte

Zone verdichteten Wohnens

Neuland

Wohnbebauung

Zur Bebauung vorgesehen

Militär

Stadtautobahn

Freiflächen, Landwirtschaft,

Straße

z. T. Brachflächen

Öffentliches Verkehrsnetz/S-Bahn Eisenbahn Seilbahn EXPANSION AUFS FESTLAND

NUTZUNG VON BRACHFLÄCHEN

WOODLANDS YISHUN

BUKIT PANJANG

ANG MO KIO

CHANGI AIRPORT JURONG EAST

TOA PAYOH

SINGAPUR CITY MARINA BAY

LANDAUFSCHÜTTUNG

90


Die Nanyang Technological University (NTU), mit 16.000 Stu­ denten allein in diesem Fach die größte Ingenieurschmiede der Welt, dürfte ihr bald in diese Höhen folgen. Seit 2005 hat sie ihr For­ schungspersonal um 100 Prozent aufgestockt, ihren Forschungsetat verfünffacht, ist Partnerschaften mit Eliteuniversitäten wie der ETH Zürich und dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) einge­ gangen. Singapurs Minister für Bildung spricht von einer „modernen Seidenstraße“, auf der die globale Wirtschaftskraft von West nach Ost wandert – mit der NTU als einem „Knotenpunkt des Wissens“. Für Guido Vetter, der das IT Management Overseas bei Daimler South East Asia leitet, ist Singapur „Europa auf hohem Niveau“. Nicht zu­ letzt hinsichtlich des Bildungsniveaus: „Der Staat fördert die Aus- und Weiterbildung seiner Bürger sehr stark. In der jüngeren Generation hat die Mehrheit der Leute, die auf den Arbeitsmarkt kommen, stu­ diert. Und Singapur ist auch ein überaus sicherer Standort. Das gilt politisch ebenso wie für die technische Anbindung und die Energieversorgung. Das macht Singapur als Dienstleistungsstandort für globale Unternehmen anziehend.“ Dazu komme, dass ein außerge­ wöhnlicher Leistungswille vorherrsche. Es gebe einen „enormen Drang, nach vorn zu kommen“. Daphne Tang nimmt den Aufzug nach unten, geht zwischen Pal­ men hindurch in das Parkhaus, Zweiradstellplatz Nr. 52. Hier steht ihr Vespa-Roller. Er ist fast eine Rarität. In Singapur sieht man, ganz anders als sonst in Südostasien, kaum Zweiräder. Sie schützen weder gegen die regelmäßigen Regengüsse noch gegen die ständige Hitze. „Wenn es stark regnet, benutze ich das MRT“, sagt Tang, das „Mass Rapid Transit“-Schnellbahnsystem. Es regnet im Schnitt jeden zweiten Tag in Singapur, oft eher heftig als andauernd. Bei gutem Mor­ genwetter, wie heute, geht Tang hinüber zu Stellplatz 52. „Der Roller sieht toll aus“, sagt sie. „Außerdem ist er mit seiner Automatik super einfach zu fahren.“ Sie bändigt ihre Haare zum Zopf, streift den Helm über und fädelt sich ein paar Schwünge später in den Verkehr auf der Bishan Road ein, die vielspurig in die nördlichen Satellitenstädte führt. Knapp eine halbe Stunde Fahrt sind es in den Ang Mo Kio Industrial Park III, wo neben NCS auch Apple, Motorola oder Toshiba ihre De­ pendancen haben. Vor allem, gesteht Daphne Tang später mit einem Lächeln, ist der kleine Roller für sie der ideale Kompromiss zwischen Kosten und indivi­ dueller Mobilität. Noch wohnt sie mit ihrem Vater, der 89-jährigen Groß­ mutter, die mit 17 Jahren dem Großvater aus China gefolgt war, und einer Haushälterin zusammen. Ende des Jahres möchten sie und ihr Freund heiraten, eine gemeinsame Wohnung beziehen. Das wird teuer genug. Den Roller hat sie darum gebraucht gekauft, für 5.000 Singapur-Dollar (2.850 Euro – Kurs 1,75 SGD). Im Kaufpreis enthalten waren 1.000 SGD für eine der Fahrzeuglizenzen, die monatlich von der Regierung versteigert werden – in begrenzter Anzahl, um das Verkehrsaufkom­ men im Zaum zu halten. Tausend SGD? Ein Schnäppchenpreis im Vergleich zur Automobilität: Schon für einen Kleinwagen kostet die Li­ zenz, Stand Juni, um die 50.000 SGD. Zusammen mit einer Registrie­ rungsgebühr, die 100 Prozent des Autowertes beträgt, erklären sich die saftigen Pkw-Neupreise: Sie beginnen bei knapp unter 100.000 SGD. Die Auktionspreise für die Lizenzen lagen auch schon mal beim Doppelten, erklärt Tang, sie seien kaum berechenbar. Tang wuchs in einem Singapur der Zeitenwende auf, in dem alles in den Himmel schoss: die Wolkenkratzer, der Wohlstand – und eben auch die Kosten der individuellen Mobilität. Allerdings hat die Singa­ pore Land Transport Authority beizeiten damit begonnen, eine Alter­ native aufzubauen. Wer es prestigeträchtig mag und über ausreichend Geld verfügt, gönnt sich ein eigenes Auto. Wer preiswert pendeln

BRUTTOINLANDSPRODUKT Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf lag in Singapur 2010 bei etwa 62.100 US-Dollar – Platz 5 weltweit. In der Schweiz lag es bei 42.600, in Deutschland bei 35.700 US-Dollar. (QUELLE: CIA World Factbook)

MILLIONÄRSDICHTE Singapur hat die weltweit höchste Dichte an Millionärshaushalten: 15,5 Prozent. (QUELLE: Boston Consulting Group)

LUXUS Das Marina Bay Sands ist mit 5,5 Milliarden US-Dollar an Investitionskosten der teuerste Casinobau der Welt. Zusammen mit dem zweiten Casino des Stadt­ staates, dem Resorts World Sentosa, könnte es bereits 2011 mehr Umsatz als Las Vegas machen. (QUELLEN: American Gaming Association; AFP; Singapore Business Review)

„ Singapur ist ein sicherer Standort – politisch ebenso wie technisch.“ Guido VETTER, CIO IT Management Overseas bei Daimler South East Asia

LEBEN IN SINGAPUR IMMOBILIENPREISE Die Preise für Wohneigentum haben sich zwischen 1998

1998 und 2010 nahezu verdoppelt.

$

2010

$

(QUELLE: Urban Redevelopment Authority)

SHOPPING Größere Supermärkte haben meist von 10 Uhr bis 21 Uhr geöffnet, sieben Tage die Woche. Das Mustafa Centre im Stadtteil Little India, ein Kaufhaus mit chaotischer Atmosphäre und riesiger Auswahl, ist rund um die Uhr geöffnet. (QUELLE: Lonely Planet)

VERBRECHENSRATE 650 Fälle pro 100.000 Einwohner.

Singapur Deutschland

In Deutschland liegt sie bei 7.253 Fällen. (QUELLEN: Department of Statistics Singapore; Bundesministerium des Innern – Polizeiliche Kriminalstatistik 2010)

FORTBEWEGEN IN SINGAPUR FLUGHAFEN Singapurs Changi Airport, der 2011 sein Jubiläum zum 30-jährigen Bestehen feiert, wurde vom Magazin „Business Traveller“ 23 Mal in Folge zum besten Flug­ hafen der Welt gewählt. Er ist der siebtbedeutendste Flug­hafen weltweit, mit Verbindungen zu rund 200 Destinationen in 60 Ländern. 2010 stiegen in Changi 42 Millionen Passagiere ein, aus und um.

23 × bester Flughafen

(QUELLE: Changi Airport)

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DAPHNE TANG, 29 Jahre alt, arbeitet als Programmiererin in Singapurs größtem IT-Unternehmen. Zur Arbeit fährt sie mit dem Motorroller.

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möchte, hat ein exzellentes öffentliches Personennahverkehrssystem vor der Haustür. 4.000 öffentliche Busse fahren auf Singapurs Straßen. Manche Busbahnhöfe werden bis zu 1.600 Mal täglich angefahren. Die Me­ tro begann 1987 mit zunächst fünf Stationen ihren Betrieb. Heute gibt es bereits vier MRT-Linien mit über 100 Stationen, auf denen die Züge zu Stoßzeiten im 3-Minuten-Takt verkehren und jeweils fast 1.500 Pendler aufnehmen. Die Waggons sind klimatisiert. Die Hinweisschilder in den MRT-Stationen weisen in den vier offiziellen Sprachen Singapurs – Malaiisch, Englisch, Chinesisch, Tamil – den Weg. Kurztrips kosten gerade einmal 70 singapurische Cent. Und selbst wer die kompletten 29 Stationen der Ost-West-Linie abfährt, zahlt maximal 2,10 Singapur-Dollar. Vier weitere MRT-Linien sollen bis 2020 fertiggestellt werden. Bei der Planung des ÖPNV greift die Regierung auch auf die Daten zurück, die beim Gebrauch der berührungslosen, wiederaufladbaren „ez-link“Fahrkarten anfallen. Tag für Tag registriert das System rund 12 Milli­ onen Einzelfahrten im MRT- und Busnetz. Das ergibt 4,4 Milliarden Datensätze im Jahr, die sehr genaue Rückschlüsse auf Auslastung, Stoßzeiten und Nadelöhre geben. Eine ähnlich ergiebige Datenressource möchte Hock Beng Lim, Programmdirektor des Intelligent Systems Centre an der Nanyang Technological University (NTU), auch für den Individualverkehr er­ schließen. Lim nutzt die anregende Ruhe seines Arbeitsplatzes, um gemeinsam mit seinen Forschungsteams über die urbane Zu­ kunft – seiner Stadt, natürlich, und ganz generell – nachzudenken. „Singapur ist für neue urbane Mobilitätskonzepte ein hervorragen­ des Forschungsfeld“, so Lim. Fünf Millionen Einwohner auf engstem Raum, dazu eine bereits hochklassige Infrastruktur, auf der aber durch eine weitere Verkehrszunahme ein starker Optimierungsdruck lastet. Lim spricht von „Sensorennetzwerken“, einer „mitdenkenden Infrastruktur“, von „cyber-physikalischen Systemen“. Die Zukunft der urbanen Mobilität, sagt er mit jedem Satz, ist intelligent, ohne IT nicht mehr vorstellbar. „Nehmen Sie Smartphones. Die gibt es heute wie Sand am Meer.“ Deren „Sinne“ und die damit gewonnenen Informa­ tionen möchte Lim für die Verkehrsplanung urbar machen. „Für eine effektive Stadtplanung brauchen wir möglichst hochauflösende Daten über Verkehr, Fußwege, Wartezeiten, idealerweise auch darüber, ob jemand frustriert ist, weil er im Bus keinen Sitzplatz bekommt.“ Ein weiteres Smartphone-Pilotprojekt namens „BusSense“ ist bereits auf dem NTU-Campus angelaufen. Die Handys der Busfahrer agieren dabei als „Mensch-System-Schnittstelle“. Ziel ist die Verringerung der Emissionen durch Echtzeitfeedback zum Fahrverhalten. Auf der anderen Seite der Stadt hat sich Daphne Tang mit vier ih­ rer NCS-Kollegen zum Mittagessen verabredet. Zwei Gehminuten zur Haltestelle, fünf Minuten mit Bus 163, ein paar Schritte über die Fuß­ gängerbrücke, dann sitzen sie – drei Singapurer, ein Vietnamese, ein Indonesier – im indischen Restaurant „Casuarina Curry“. Die Buslinie 163 fährt alle paar Minuten. Selbst hier, in der Peripherie, gibt es ein eng geknüpftes ÖPNV-Netz. In der Peripherie? „In Singapur gibt es nicht wirklich eine Periphe­ rie!“, sagt Tang entschieden. Alles ist Stadt. Alles ist in Reichweite: Shopping Malls und Schulen, kleine Parks, kostenlose Stadtbibliothe­ ken, Community Clubs, vergleichbar mit deutschen Volkshochschu­ len. Die Kristallisationskerne der Kultur- und Konsuminfrastruktur sind die Stationen des Mass-Rapid-Transit(MRT)-Systems. Und von dort ist man schnell überall anders. „Im Grunde braucht man in Singapur kein Auto“, sagt Wolfgang Huppenbauer. Als Präsident von Daimler South East Asia, meint man,

VERKEHRSVERTEILUNG [1]

[2]

Mehr als 5 Millionen Fahrten finden pro Tag im ÖPNV Singapurs statt, mindestens fünfzig Prozent aller Einwohner nutzen ihn täglich. Auf dem Weg zur Arbeit [1] nutzen etwa 52 % den ÖPNV, 42 % nutzen

ÖPNV

Privatfahrzeuge und 6 % sind nicht auf Fahrzeuge

Pkw

angewiesen. 42 % fahren mit dem ÖPNV zur Schule

andere

[2], 25 % mit Privatfahrzeugen und 30 % sind nicht auf Fahrzeuge angewiesen. (QUELLE: Department of Statistics Singapore)

VERKEHRSMITTELWAHL Von den durchschnittlich 11 Millionen Einzelfahrten täglich entfallen 2 Millionen auf Schienen-, 3 Millionen auf Bus- und 6 Millionen auf Individualverkehr.

Pkw

(QUELLE: The Singapore Straits Times)

Schiene

Bus

MRT-NETZ Das Schnellbahnnetz „Mass Rapid Transit“ (MRT) soll in den kommenden Jahren massiv ausgebaut werden. Zusätzlich zur East West Line, der North South Line und der North East Line wird derzeit eine Circle Line fertiggestellt. Bis 2020 sollen drei weitere Linien (Down-Town Line, Thomson Line, Eastern Region Line) folgen. MRT und LRT zusammen haben etwa 1,4 Millionen Fahrgäste pro Tag (2004). (QUELLE: Singapore City Gallery)

BUSSYSTEM Mit insgesamt knapp 3 Millionen Fahrgästen pro Tag sind die Fahrzeuge der Verkehrsbetriebe SBS Transit und SMRT Corporation die meistgenutzten Verkehrsmittel in Singapur. (QUELLE: Land Transport Authority)

VERKEHRSNETZ Ende 2009 gab es in Singapur 3.356 Kilometer asphaltierte Straßen. (QUELLE: Land Transport Authority)

„ Singapur verfügt über eine sehr gute Infrastruktur: ein ideales Experimentier­ feld für die Elektromobilität.“ Wolfgang HUPPENBAUER, Präsident von Daimler South East Asia MAUTSYSTEM Bereits 1975 führte Singapur ein Mautsystem ein, um den Verkehr vielbefahrener Stadtteile und Straßen zu regeln. Seit 1998 geschieht dies mit elektronischen Mautbrücken, dem „Electronic Road Pricing“ (ERP). Je nach Tageszeit und Größe des Gefährts werden beim Passieren der Brücken unterschied­ lich hohe Gebühren fällig. Sonntags und feiertags ist die Durch­fahrt kostenlos. (QUELLE: Land Transport Authority)

KFZ-ENTWICKLUNG Von 2000

bis 2010

stieg die Zahl der in Singapur registrierten

Pkw um 50 Prozent auf rund 600.000. (QUELLE: Land Transport Authority)

DAIMLER-TECHNICITY.COM

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WIRTSCHAFT UND INNOVATIONSKRAFT IN SINGAPUR GEHALTENE PATENTE

UNTERNEHMENSGRÜNDUNGEN IN SINGAPUR 2010 gesamt 29.798 Wissenschaft und Technik 15 %

6.067

5.785

IT und Telekommunikation 7 %

5.455

Transport und Logistik 4 %

4.717

Finanzen und Versicherungen 15 %

Dienstleistungen 14 %

2.570

Baugewerbe 6 % verarbeitende Industrie 5 % 1.077

andere 9 %

1999

2004

2005

2006

2007

2008

2009

ERWERBSTÄTIGE IN SINGAPUR Alle Branchen 2,171 Mio.

2,319 Mio.

2,990 Mio.

2000

2005

2009

Nur Forschung und Entwicklung 20.612

34.522

41.388

1999

2005

2009

SINGAPUR IM VERGLEICH SINGAPUR STATUS: Stadtstaat; kleinster Staat Südostasiens; parlamentarische Republik GEGRÜNDET: 1819, seit 1965 unabhängig GRUNDFLÄCHE: 712,4 km² EINWOHNER: 5 Millionen BEVÖLKERUNGSDICHTE: 7.125 Einwohner pro km² BEVÖLKERUNGSWACHSTUM: 0,8 % TYPISCHES VERKEHRSMITTEL: Mass Rapid Transit (MRT)

BANGKOK

KUALA LUMPUR

politisches, wirtschaftliches

größte Stadt in Malaysia und

und kulturelles Zentrum

administratives, kulturelles

Thailands

und ökonomisches Zentrum

1680

1857

LAOS THAILAND

VIETNAM

BANGKOK KAMBODSCHA

1.565,2 km²

243,6 km²

7,02 Millionen

1,5 Millionen

MALAYSIA

4.488 Einwohner pro km²

6.055 Einwohner pro km²

KUALA LUMPUR

2,3 %

1,7 %

Tuk-Tuk (Autorikscha)

RapidKL-Stadtbus

SINGAPUR INDONESIEN

94

T

QUELLEN: Accounting and Corporate Regulatory Authority; Yearbook of Statistics Singapore, 2011; Agency for Science, Technology and Research, Department of Statistics Singapore

3.475

Groß- und Einzelhandel 25 %


ist er jemand, den diese Feststellung schmerzen müsste. Doch das tut sie keineswegs: Von 2000 bis 2010 stieg die Zahl der in Singapur registrierten Pkw um 50 Prozent auf rund 600.000. Die Zahl der „Off Peak“-Autos, die nur abends und am Wochenende genutzt werden dürfen, verzehnfachte sich im selben Zeitraum sogar auf 50.000. „Autos werden hier sehr stark als Statussymbol wahrgenom­ men“, sagt Huppenbauer, „auch als Luxus, den man sich für seinen beruflichen Erfolg gönnen darf.“ Im ersten Halbjahr 2011 gehörte Mercedes-Benz mit einem Marktanteil von mehr als 10 Prozent zu den drei meistverkauften Automarken. Das beliebteste Modell ist die E-Klasse. Das, so Huppenbauer, sei „weltweit einzigartig“. Er geht ein paar Schritte an die Fensterfront seines Büros. „Schau­ en Sie, da unten.“ Auf dem Küsten-Highway fließt flüssig der Verkehr. Singapurs Regierung beschränkt die Zahl der Fahrzeuge auf seinen Straßen – und lenkt sie. Auf den frequentiertesten Strecken werden die Verkehrsteilnehmer mittels eines elektronischen Mautsystems zur Kasse gebeten. Besonders teuer wird es zur Rushhour. „Der Verkehr wird dann zwar trotzdem zäh“, so Huppenbauer, „aber er bleibt hand­ habbar.“ Kein Vergleich zu den Verkehrsinfarkten in Kuala Lumpur, in Bangkok. In China gebe es Städteneubauten, die nach dem Vorbild und in Kooperation mit Singapur gebaut werden. „Singapur ist, was Stadtplanung angeht, ein Trendsetter.“ Doch auch Singapur selbst baut sich im Grunde ständig neu. Von der Daimler-Südostasienzentrale im 29. Stock des Centennial Tower hat man das gut im Blick. Richard Howard, Geschäftsführer von Daimler Financial Services Africa & Asia Pacific, hat bereits in mehreren Metropolen Europas und Nordamerikas gelebt. Doch die unbändige Dynamik vor seinem Bürofenster ist beispiellos: „Wenn ich hinaussehe, blicke ich auf eine rastlose Metropole. Singapur ist stark im Wachstum begriffen. Es gibt eine beeindruckende Weiterentwick­ lung der Infrastruktur, immense Investitionen, einen Hunger nach In­ novation. Daimler hat bereits vor 20 Jahren begonnen, sich in dieser Region zu engagieren. Das Verständnis für die jeweiligen Märkte, das wir seither entwickelt haben, ist für das Unternehmen heute überaus wichtig. Das Zentrum der Weltwirtschaft hat sich nach Asien verscho­ ben - und damit auch das der Automobilbranche.“ Aufgrund der klimatischen Bedingungen, mit hohen Tempera­ turen und hoher Luftfeuchtigkeit, ist Singapur auch ein ideales Ex­ perimentierfeld für Elektromobilität: Seit 2011 läuft ein zunächst auf drei Jahre angelegtes Pionierprojekt mit Firmenkunden, an dem auch smart beteiligt ist. Im Rahmen des von der Regierung geförderten Pro­ jekts können E-Fahrzeuge wie der smart elecric drive geleast und im Alltag getestet werden. „Die hier gewonnenen Erfahrungswerte sind für Daimler sehr wertvoll – aber auch für Singapurs Regierung und Verkehrsplaner“, sagt Wolfgang Huppenbauer. Kein anderes Land, meint Huppenbauer, könne Singapur hinsicht­ lich Geschäftsfreundlichkeit und Transparenz das Wasser reichen. Dazu käme „eine Regierung, die den Stadtstaat sehr entschieden als Versuchslabor in der Welt positionieren möchte“. Auch diese Rahmenbedingungen sind mitverantwortlich für den hervorragenden 3. Platz des Landes im „Global Innovation Index 2011“ der internatio­ nalen Business School INSEAD. „Was den Output an Erfindungen an­ geht, hat es zwar erst für den 17. Platz gereicht“, sagt Howard. „Aber hiesige Firmen – insbesondere in den Branchen IT und Verbraucherelektronik – machen immer wieder mit Innovationen und Patenten weltweit auf sich aufmerksam.“ Es wird nicht mehr lange dauern, ehe Singapur in kreativer Hin­ sicht ebenfalls eine Hauptrolle auf dem globalen Parkett spielen wird. Davon ist auch Kenneth Paul Tan überzeugt, Staatswissenschaftler

PRIVATE PKW

Pro 1.000 Einwohner gab es 2010 nur 111 Privatautos, aber 1.436 Mobiltelefone. (QUELLE: Department of Statistics Singapore)

KRAFTSTOFFPREISE Der Preis für einen Liter 98-Oktan-Benzin stieg zwischen 2000 und 2010 von 1,41 SGD auf 1,84 SGD, bei Diesel stiegt der Literpreis von 0,57 SGD auf 1,22 SGD. (QUELLE: Department of Statistics Singapore)

KFZ-LIZENZEN

29.210 €

+ 120 % Steuern

Wer in Singapur ein Auto kaufen möchte, benö­ tigt dafür eine staatliche Lizenz (Certificate of Entitlement). Die Zahl der Lizenzen, die jeweils

zehn Jahre gültig sind und zweimal monatlich versteigert werden, ist begrenzt. Die Preise variieren stark, Ende Juni 2011 lag eine Kleinwagenlizenz bei 50.244 SGD. Außerdem erhebt Singapur beim Autokauf Steuern in Höhe von etwa 120 Prozent des Kaufpreises. Das durchschnittliche Monatseinkommen lag 2010 in Singapur bei 4.089 SGD. (QUELLEN: Land Transport Authority; Department of Statistics Singapore)

INNOVATIONSREGION SINGAPUR AKADEMISCHE AUSBILDUNG An Singapurs Universitäten waren 2010 knapp 75.000 Studenten eingeschrieben – ein Anstieg von etwa 25 Prozent im Vergleich zu 2005. (QUELLE: Department of Statistics Singapore)

„ Singapur ist für neue Mobilitätskonzepte ein hervorragendes Forschungsfeld.“ Hock Beng LIM, Programmdirektor des Intelligent Systems Centre an der Nanyang Technological University UNIVERSITÄTEN Es gibt zwei große Universitäten in Singapur: Die National University of Singapore (NUS) und Nanyang Technological University (NTU). Beide werden im aktuellen „Times“-Ranking der renommiertesten Universitäten unter den Top 100 der Welt gelistet. Die NUS liegt auf Platz 27, die renommierteste deutsche Universität, die LMU München, folgt erst auf Platz 48. (QUELLE: Times Higher Education – Top universities by reputation 2011)

„ Das Zentrum der Weltwirtschaft hat sich nach Asien verschoben.“ Richard HOWARD, Geschäftsführer von Daimler Financial Services Africa & Asia Pacific BILDUNG Nur 6 Prozent der [a] über 55-jährigen Einwohner Singapurs haben einen Universitätsabschluss. Bei den [b] 25- bis 39-Jährigen liegt die Quote bereits bei 44 Prozent. [a]

DAIMLER-TECHNICITY.COM

[b]

(QUELLE: Department of Statistics Singapore)

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STÄNDIG UNTERWEGS Aufgrund beruflicher Verpflichtungen und persönlicher Kontakte, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt sind, muss Daphne Tang ihre Mobilitätsroute täglich neu planen.

96

T


an der National University of Singapore, der seit über einem Jahr­ zehnt das Leistungsethos und das kreative Potenzial seines Landes erforscht. „Lange herrschte in Singapur eine Kultur der Konformität vor“, sagt Tan: viel Fleiß, kaum Kreativität. In jüngerer Zeit jedoch lasse sich ein nachhaltiger Mentalitäts­ wandel beobachten: Kunst und Kultur erobern sich einen wichtigen Platz in der Gesellschaft. Es entwickelt sich ein reflektierteres Be­ wusstsein. Singapur erfindet sich neu, wieder einmal, doch womöglich nachhaltiger als je zuvor. Es ist eine breite Mittelklasse entstanden und mit ihr ein gesteigertes Interesse an Freizeit und Freiheiten. Um die MRT-Station Clarke Quay herum und entlang des Singa­ pore River hat sich in aufwendig restaurierten Kolonialgebäuden ein lebhaftes Ausgehviertel etabliert, das in den Abendstunden von Tou­ risten und Singapurs Kreativen geflutet wird. Die Regierung drückt bei den Sperrstunden ein Auge zu. Sie sorgt stattdessen, wie beim Straßenverkehr, über Steuern dafür, dass die Ordnung nicht über die Maßen strapaziert wird: Für ein Glas Bier werden zwischen 10 und 15 Singapur-Dollar fällig. Kurz vor 18 Uhr; Feierabendzeit bei NCS im Ang Mo Kio Industrial Park: Daphne Tang tritt aus ihrem Großraumbüro, draußen nieselt es, doch sie legt ihre schwarze Kunstfaserjacke ab. „Die ist nicht fürs Rollerfahren im Regen“, sagt sie und lächelt. „Die trage ich nur wegen der kühlen Klimaanlage.“ Der Roller bleibt ohnehin stehen, nicht wegen des Regens, wegen des Datums. Tang ist heute 29 geworden, ihr Freund lädt sie zum Geburtstagsdinner an der „Marina Bay“ ein, der glitzernden Ausgeh­ promenade am Rand des Central Business District. Schneller und zu­ verlässiger als mit dem MRT kommt man da nicht hin. Elf MRT-Stopps weiter südlich wird Daphne Tang von ihrem Freund empfangen, von dicken Regentropfen und einer beeindruckenden Aussicht: zur Lin­ ken der „Singapore Flyer“, mit 165 Metern das höchste Riesenrad der Welt, daneben, noch höher aufragend, die drei hell erstrahlten Türme des Marina-Bay-Sands-Casinokomplexes.

DAIMLER IN SINGAPUR NEUZULASSUNGEN

1.934

Im ersten Halbjahr 2011 wurden in Singapur 1.943 Pkw der Marke Mercedes-Benz zugelassen – die dritthöchste Zahl aller Hersteller und ein Anteil von mehr als 10 Prozent aller zugelassenen Autos

SKB4483T

(14.591) zwischen Januar und Juni. (QUELLE: Land Transport Authority)

E-KLASSE Im Jahr 2010 war die

E-Klasse das meistverkaufte Daimler-Modell

in Singapur. IT-STANDORT

Stuttgart

In Singapur steht eines der weltweit drei Hauptrechenzentren des Daimler IT Management (ITM). Die beiden anderen liegen in

Detroit Singapur

Stuttgart und Detroit. FINANZDIENSTLEISTUNGEN

Die Region „Africa & Asia Pacific“ von Daimler Financial Services hat ihr Headquarter ebenfalls in Singapur. Die Region umfasst die Märkte Australien, Neuseeland, Japan, Taiwan, China, Hongkong, Südkorea, Thailand, Indien, Südafrika und Singapur. Im vergangenen Geschäftsjahr stieg das Vertragsvolumen in diesen Ländern um 28 Prozent auf 8,7 Milliarden Euro – am stärksten war das Wachstum mit 101 Prozent in China. MERCEDES-BENZ CITARO

300

Im Frühjahr 2011 begann Daimler mit der Lieferung von 300 Stadtbussen des Typs Mercedes-Benz Citaro an SBS Transit – das ist der bislang größte Einzelauftrag für Busse des Typs Citaro in ganz Asien. Die Niederflurbusse verfügen über die sparsame BlueTec-Dieseltechnologie und erfüllen die Euro-V-Abgasnorm. SBS Transit ist mit einer Flotte von rund 3.000 Bussen und einem Marktanteil von 75 Prozent die größte Linienbusgesellschaft Singapurs. Mercedes-Benz Busse haben eine lange Tradition in Singapur: In den 1970er-Jahren wurden bereits

HYPERLINK

OF1413-Modelle im Linienverkehr eingesetzt. (QUELLEN: SBS Transit)

Weitere Informationen zu diesem Beitrag unter: TAXIS

DAIMLER-TECHNICITY.COM/SINGAPUR

Auch Taxiunternehmen haben, neben dem MB Vito, E-Klasse-Modelle in ihrer Flotte. Diese werden für Flughafentransfers oder als Hochzeitslimousinen vermietet. Das „Full-Day Package“ (7 bis 24 Uhr) für • HINTERGRUND

die E-Klasse etwa ist für 528 SGD im Angebot.

(1) Daten und Fakten zur Innovationsregion Singapur

(QUELLE: Limousine Cab – www.limousinecab.com)

(2) Das Daimler-Engagement in Südostasien • INTERVIEWS

ELEKTROMOBILITÄT

(1) mit Wolfgang HUPPENBAUER, Präsident von Daimler

Im Juni 2011 startete Singapur ein auf drei Jahre angelegtes

South East Asia

Elektroautoprojekt, für das Daimler 20 smart electric drive

(2) mit Guido VETTER IT-Leiter South East Asia, Middle East & India,

zur Verfügung stellt. An dem Versuch können sich Firmen und

IT Management Overseas

Organisationen beteiligen. Für 1.400 SGD monatlich können sie

(3) mit Richard HOWARD, Mitglied des Vorstands von Daimler

einen smart electric drive mieten, 180 SGD kostet die Monats­

Financial Services (Region „Africa & Asia Pacific“)

flatrate an den von Bosch installierten Ladestationen.

• FOTOGALERIE Unterwegs in Singapur mit Daphne TANG

(QUELLE: The Sunday Times)

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PROJEKTOR

MOBILE/GESELLSCHAFT BALANCE UND BEWEGUNG Mit dem Bus ins Büro, auf dem Fahrrad zum Mittagessen und mit einer Fahrgemeinschaft wieder nach Hause: Nur mit einem ausgewogenen Mix unserer Mobilitätsmöglichkeiten bleibt der Transport von Mensch und Ware attraktiv, nachhaltig und flexibel – und unser Mobile im Gleichgewicht.

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TecHniciTy MAGAZIN FÜR INNOVATION TECHNOLOGIE MOBILITÄT

SeRie TEIL 1

LAOS VIETNAM

SINGAPUR Wo Hochtechnologie, Wirtschaftskraft

THAILAND

und kreative Potenziale zusammenkommen, liegen KAMBODSCHA

die Innovationsregionen der Welt, jede von ihnen mit ihren spezifischen Mustern urbaner Mobilität.

MALAYSIA SINGAPUR

TECHNICITY besucht die innovativsten Ballungsräume und begleitet fortan die lokalen Macher des ökonomischen Erfolgs durch ihren Alltag zwischen Arbeit, Freizeit und Fortbewegung.

INDONESIEN

Eine Publikation der Daimler AG © Stuttgart 2011


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