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Tanz in all seiner Vielfalt
Tanz in all seiner Vielfalt Tanz in all seiner Vielfalt Die Premieren des Wiener Staatsballetts 2020/21
“Das Wiener Staatsballett ist eine Weltadresse und es hat selbstverständlich die ganze Palette an Ausdrucksformen und Stilen zu zeigen, wie das in der Oper, im Konzert oder Schauspiel auch üblich ist”, formuliert Martin Schläpfer seinen Anspruch an den Spielplan der Compagnie, der er seit September 2020 als Ballettdirektor und Chefchoreograph vorsteht. Entsprechend finden sich im Repertoire weiterhin die großen Handlungsballette. In fünf Premieren sowie einer Neueinstudierung bereichern darüber hinaus aber wichtige Künstler des 20. und 21. Jahrhunderts sowie verschiedene choreographische Handschriften den Spielplan und eröffnen sich Gelegenheiten zur Begegnung mit Martin Schläpfers eigenen Arbeiten. Längst hat sich der Schweizer mit seinen hochmusikalischen, feinsinnigen und immer wieder auch eigenwilligen Werken einen Namen als Künstler gemacht, der das Ballett als eine äußerst vitale zeitgenössische Kunstform begreift und nicht nur mit seiner prägnanten Bewegungssprache, sondern auch seinen zutiefst berührenden Bildern zu faszinieren weiß. Die Meister der New Yorker Neoklassik – George Balanchine und Jerome Robbins – gehören weiterhin zu den festen Säulen des Spielplans, wie auch der Niederländer Hans van Manen. Nachdem die erste Volksopern-Premiere “Hollands Meister” bereits die Vielfalt, Ausdruckskraft und Virtuosität der niederländischen Tanzmoderne feierte, sind in der zweiten Spielzeithälfte erstmals mit dem Staatsballett Werke von Alexei Ratmansky sowie der American Modern Dance Künstler Paul Taylor und Mark Morris zu erleben.
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Hollands Meister León & Lightfoot / van Manen / Kylián
Bis heute kommen wesentliche Impulse für den Tanz aus den Niederlanden, wie u. a. das Choreographen-Duo Sol León & Paul Lightfoot unter Beweis stellt. In “Skew-Whiff”, das die Premiere “Hollands Meister” am 20. September in der Volksoper eröffnete, setzen die Spanierin und der Brite eine Tänzerin und drei Tänzer wie unter Starkstrom und kreieren zu Rossinis Ouvertüre “La gazza ladra” einen grotesken, die (Ballett-) Welt aus den Angeln hebenden Spaß. In großem Kontrast dazu steht Hans van Manens BeethovenBallett “Adagio Hammerklavier” für drei Solistenpaare – ein Meisterwerk in seiner Konzentration und Klarheit. Und Jiˇrí Kylián entfaltet schließlich mit seiner temporeich-fließenden Bewegungssprache zu Strawinskis “Symphony of Psalms” mit einer Gemeinschaft von Individuen eine faszinierende spirituelle Architektur.
Mahler, live van Manen / Schläpfer (Uraufführung) Am 24. November präsentiert Martin Schläpfer mit der Uraufführung “4” zu Mahlers 4. Symphonie sein erstes Werk für das Wiener Staatsballett
van Manens “Live” eine Ikone des Repertoires als Erstaufführung. 1979 entstanden ist “Live” das erste Videoballett der Tanzgeschichte, und zu Musik von Liszt ein meisterhaftes Vexierspiel mit den Mechanismen der Wahrnehmung, das sich – mit dem Medium des Videos – schließlich ins Foyer und hinaus in die Wiener Nacht öffnet. Am Klavier ist die Leipziger Bach-Preis-Trägerin Schaghajegh Nosrati zu erleben.
Für Martin Schläpfer ist die Musik eine zentrale Basis seines Schaffens. Ob große Sinfonie oder kammermusikalische Miniatur – die von ihm gewählten Partituren geben ihm mit ihren Architekturen den Rahmen und liefern die Energien für seine spannungsgeladenen Bewegungsbilder. Mahlers 4. Symphonie inspiriert ihn mit ihrer hintergründigen Schönheit, ihren gefährdeten Idyllen, aber auch ihrem bösen Humor, ihren scharfen Tönen und drastischen Schilderungen eines ganz und gar nicht himmlischen Paradieses zu einem tänzerischen Welttheater über die Sehnsüchte und Verlorenheiten, Träume und Verwerfungen des Menschen. Alle Tänzerinnen und Tänzer des Ensembles sind in dieser Uraufführung zu erleben, das Wiener Staatsopernorchester unter Axel Kober bzw. Ramón Tebar sowie die Sopranistin Slávka Zámeˇcníková alternierend mit Joanna Ke ˛ dzior sind ihre musikalischen Partner.
Ein Deutsches Requiem Schläpfer Am 30. Jänner 2021 feiert mit “Ein Deutsches
sowie zur Eröffnung des Programms mit Hans
Requiem” zu Brahms‘ berühmter gleichnamiger
Komposition eines der erfolgreichsten Werke Martin Schläpfers Premiere in Zusammenarbeit mit Solistinnen und Solisten, dem Chor und Zusatzchor sowie dem Orchester der Volksoper Wien unter Christoph Altstaedt. In einer monumentalen Architektur des Künstlers Florian Etti werden die Tänzerinnen und Tänzer hin- und hergeworfen zwischen Oben und Unten, Himmel und Erde, kriechen wie Lemuren über den Boden oder kämpfen gegen ihr Sein an. Aber auch Momente von unbeschreiblicher Leichtigkeit kennt die Welt dieses Tanzstücks: in den freudigen Sprüngen oder der filigranen Entdeckung des Göttlichen im menschlichen Gegenüber. Ein “zutiefst berührender und begeisternder Ballettabend”, urteilte Ulrike Burgwinkel im Westdeutschen Rundfunk über die Uraufführung. Promethean Fire Taylor / Schläpfer / Morris
Mit der Premiere “Promethean Fire” sind am 15. Mai 2021 in der Volksoper erstmals zwei herausragende Künstler des American Modern Dance zu erleben. Paul Taylors “Promethean Fire”, entstanden als Reaktion auf die Anschläge von “Nine-Eleven”, ist mit seiner katastrophischen Grundstimmung ein bewegendes Tanzdrama zu Musik von Bach. Mark Morris bringt dagegen mit seinem wunderbaren Humor zu Martinu˚s Cembalokonzert neun „Beaux“ auf die Bühne: schöne Männer, echte Kerle, aber auch Kumpel, Kavaliere und unschuldige Engel. Der kräftigen Modern Dance-Sprache antwortet Martin Schläpfer mit zwei Miniaturen: subtile, in feinen Farben leuchtende Bewegungsstudien zu Musik von Ligeti. Thematisch ist der Tanzabend an den äußeren Rändern des Prometheus-Motivs angesiedelt: zwischen Hybris und Menschlichkeit, Katastrophe und Schönheit, Schöpfung und Vergänglichkeit.
A Suite of Dances Robbins / Balanchine
Ein Tanzfest der Neoklassik präsentiert das Wiener Staatsballett ab dem 23. Mai 2021 mit “A Suite of Dances”. Werke aus dem jüngeren Wiener Robbins-Repertoire für große Besetzung treffen in der Staatsoper auf zwei intime Miniaturen.
In seinen “Glass Pieces” entfaltet Robbins durch die Verschmelzung von Athletik und Eleganz, Ballett, Modern Dance und Alltäglichem eine spannungsgeladene urbane Architektur aus Körpern und Bewegungen. Balanchine lässt in seinem “Duo Concertant” ein Tänzerpaar zwei Musikern lauschen. Doch bald schon mischen sie sich ein und verlieren sich zu Strawinskys Musik in einem Kammerspiel über Liebe und Verlangen. Eine intime “Unterhaltung” ist Robbins’ “Suite of Dances” – ein Dialog voller Natürlichkeit und feiner Nuancen zwischen einem Tänzer und einer Cellistin zu Suiten-Sätzen von Bach – und eine Staatsballett-Erstaufführung. Mit “The
Concert” beschließt ein äußerst komisches Werk das Programm: Zu Musik von Chopin lässt Robbins das Ballettensemble und einen Pianisten nicht nur in die raffiniertesten Räume der Fantasie, sondern auch in eine irrwitzige Folge von Pannen und Slapstick-artigen Nummern geraten. Tänze, Bilder, Sinfonien Balanchine / Ratmansky / Schläpfer (Uraufführung) Am 26. Juni 2021 treffen in der Wiener Staatsoper George Balanchine, Alexei Ratmansky und Martin Schläpfer mit Werken zu Musik russischer bzw. sowjetischer Komponisten aufeinander. Die zur gleichnamigen Komposition Strawinskis choreographierte “Symphony in Three Movements” ist ein vollendetes Beispiel für Balanchines elegante Athletik, virtuosen Schrittfolgen und komplexen Formationen im Raum. Zu den Weltstars des klassischen Tanzes zählt Alexei Ratmansky, der nun erstmals dem Wiener Staatsballett ein Werk anvertraut. In seinen “Pictures at an Exhibition” zu Mussorgskis “Bildern einer Ausstellung” bringt er mit großer Natürlichkeit die Formen des klassischen Balletts zum Leuchten. Martin Schläpfer taucht mit seinem Ensemble dagegen erneut in einen kreativen Prozess ein. Schostakowitschs 15. Symphonie, die Schlusspunkt eines großen Œuvres und Zusammenfassung eines ganzen Lebens ist, wird ihm zur Basis eines weiteren neuen Balletts.
www.wiener-staatsballett.at