Naturführer Tirschenreuth

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Natur Das

Landkreis Tirschenreuth

Erlebnis im Land der tausend Teiche

Natur entdecken zwischen ­Fichtelgebirge & BÜhmerwald

www.oberpfaelzerwald.de


Über 4.600 Teiche sind das besondere „Etwas“ unserer ­Landschaft. Viele Erlebnisvorschläge beziehen sich deshalb direkt oder­­indirekt auf das Thema Wasser. Allerdings­­ließe sich das Gebiet auch noch unter einige weitere Stichworte stellen, wie etwa „Land der ­100 ­Vulkane“ oder „Land der 1000 Geotope“. Dabei sind diese Zahlen fast genauso untertrieben, wie die beim „Land der tausend Teiche“. Bei dieser ­4. Auflage wurde wiederum der Versuch unter­nommen, den Inhalt auf den im Augenblick geltenden ­wissenschaftlichen Stand zu bringen.

Impressum Herausgeber Tourismuszentrum Oberpfälzer Wald Landkreis Tirschenreuth Mähringer Straße 7 · 95643 Tirschenreuth Tel. 09631 88223 · Fax 09631 88305 tourismus@tirschenreuth.de www.oberpfaelzerwald.de

Hervorgehobene Wörter (grün) im Text finden Sie an ­entsprechender ­Stelle im „Natur-Alphabet“ erläutert... Wir wünschen Ihnen viel Spaß, Genuss und vor allem Zeit* beim Erlebnis Natur im Land der 1000 Teiche.

Entwurf & Gestaltung, Satz & Lithographie VENUS. Werbeagentur GmbH, 94327 Bogen

*Ihr habt die Uhren – wir haben die Zeit

Text: Peter Knott, Assistenz: Christina Kircher Bildnachweis Touristinformation Landkreis Tirschenreuth, Günter Duchek, Otto Fürst, Günter Moser, Alfons Pöllmann, Albert Schneider, Norbert Grüner, Franz Kühn, Stefan Gruber, Ernst Reiß, Andreas Peterek, Siegfried Steinkohl, František Wohlmut

Spruch der Bewohner der ­Kapverdischen Inseln an die Europäe r

Druck Aumüller Druck GmbH, 93057 Regensburg Imprimé en Allemagne 10/08/35 Gedruckt auf 100% chlorfrei gebleichtem ­Papier Die Angaben wurden sorgfältig erhoben und ­ ­be­arbeitet. Änderungen und Irrtum ­vor­be­hal­ten. Dieser Prospekt dient lediglich der ­Absatz­förde­rung und Ihrer Information. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit ­ vorheri­ger Genehmigung des Herausgebers. Dieses Projekt wird von der Europäischen Union kofinanziert.

Weitere Informationen Tourismuszentrum Oberpfälzer Wald Landkreis Tirschenreuth Mähringer Straße 7 · 95643 Tirschenreuth Tel. 09631 88223 · Fax 09631 88305 tourismus@tirschenreuth.de www.oberpfaelzerwald.de

natur – das erlebnis


Natur - das Erlebnis im Land der tausend Teiche

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ieses Magazin soll für Sie der Wegweiser ins „Land tausende Teiche“ sein. Was Sie

bei uns nicht erwarten können ist, „das Höchste, das

Größte, Längste oder Breiteste“ aber abgesehen davon erwartet Sie eine enorme Vielfalt von Naturerlebnissen. Das ist vor allem unserer ganz besonders komplizierten und aktiven Erdgeschichte zu verdanken.

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im and der tausend eiche Landkreis Tirschenreuth 3


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Plößberger Weiher

Im and der tausend eiche … mehr als 4.600 Teiche Der Landkreis Tirschenreuth ist wortwörtlich das Land der ­tausend Teiche. Gegen­wärtig gibt es wieder mehr als 4.600 Teiche. Das klingt zwar fast unglaublich, aber 1618 gab es allein im „Gericht” Wiesau 728 Teiche. Dieses „Gericht“ war damals einer von 15 ­Verwaltungsbezirken im Stiftland. Diese ehemalige Herrschaft des Klosters Waldsassen ist nur der

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östliche Teil des Landkreises. Laut einer Erfassung von 1669 gab es im Stiftland 4.206 Teiche. Im Westen um die ehemalige Kreisstadt Kemnath, treffen Sie ebenfalls auf eine große Anzahl glitzernder Teiche. Augenblicklich bedecken die gesamten Teiche Flächen, die dreimal so groß sind wie der Tegernsee oder zweimal so groß wie der Wolfgangssee. Im Mittelalter war

die Fischzucht wirtschaftlich wichtig. Kurz nach 1800 aber war der Fischpreis niedrig. Viele Teiche, auch die beiden gewaltigen Stadtteiche, die Tirschenreuth zur Inselstadt machten, wurden trockengelegt. Jeder der beiden Teiche hatte eine Fläche von 120 Fußballfeldern. Staatsziel im neuen Königreich Baiern (das y kam erst später) war Vieh- nicht Fischzucht.

zwischen


Natur - das Erlebnis im Land der tausend Teiche

S

sie möchten natur pur?

… Entdecken sie die Landschaften zwischen Fichtelgebirge und Böhmerwald.

Erst ab 1880 wurde die Fischzucht wieder wirtschaftlich lohnend und viele, ­inzwischen verwilderte, Teiche wieder genutzt. Einige hundert dieser Teiche und das Flussbett der Naab, die sich in zahllosen Mäanderschleifen von Tirschenreuth nach Falkenberg windet, bilden heute das ­Bundesnaturschutzgroßprojekt ­Waldnaabaue. Der Landkreis Tirschenreuth ist aber nicht nur das Land der tausend Teiche. Hier gibt es auch eine höchst vielfältige ­Erdgeschichte und unruhig bewegte Erdgegenwart. Als Folge dieser Geologie existieren auf engstem Raum sehr abwechslungsreiche Landschaftsbilder mit entsprechender Tier- und ­Pflanzenwelt. Ablagerungen fast aller Erdzeitalter liegen z. B. rund um Erbendorf, in mehr

Bitte denken Sie aber immer daran, dass die Natur kein Zoo ist, wo man alle Tiere jederzeit zu sehen bekommt. In freier Natur sind die Tiere oft nicht besonders besucherfreundlich. Sie beginnen ihren „Arbeitstag“ schon vor 6 Uhr am Morgen, während sie um 5 Uhr am Abend ihren

oder weniger großen Flächen, manchmal nur einen Katzensprung voneinander entfernt. Sogar ehemaligen Ozeanboden und die Reste eines 700 Millionen Jahre alten vulkanischen Inselbogens à la Sumatra, Java, Bali usw. finden Sie in der Erbendorfer Grünschieferzone. ­Gegenüber der Altstadt von Tirschenreuth, ist der Mühlbühl, ein „nur“ 430 Millionen Jahre altes Teilstück eines Vulkaninselriffs aus der Silurzeit. Die Naab-Wondreb-Senke zwischen Tirschenreuth und Mitterteich ist der westliche Teil des Egergrabens. Dieser geologische Grabenbruch ist auch heute aktiv. In der Gegend um Neualbenreuth bereitet sich ca. 27 km tief im Untergrund eine Magmakammer auf den nächsten Vulkanausbruch vor. Die Gase, die dort aus dem Untergrund aufsteigen sind sonst europaweit nur am Ätna oder

„­ Arbeitsplatz“ schon wieder verlassen haben. Andere Tiere, wie z. B. die häufigen Wasserfledermäuse erscheinen erst zu Beginn der Dämmerung als Spiegelbilder auf den Teichflächen. Sie können die Natur erleben – aber eben nur zu den Spielregeln der Natur.

in Island zu messen. Diese extreme Erdgeschichte war die Grundlage für die Kontinentale ­Tiefbohrung (KTB) und das heutige GeoZentrum, sowie den entstehenden GeoPark. Ein Bekannter, der nicht aus unserer Gegend stammt, war einmal in der Wildnis Alaskas. Er schrieb von dort eine Karte und meinte zu den Unterschieden, dort (bei euch) gibt es keine Bären und hier nirgends ein Wirtshaus. Anatol Donkan ein Nanai vom unteren Amur-Strom im Süden Ostsibiriens gibt hier ab und zu Kurse zur Fertigung von Fischleder. Als er einmal in Muckenthal bei Wiesau über die Landschaft blickte, fühlte er sich zuhause wie in den wilden Weiten Südostsibiriens.

Im ­Zeitraum vom Spätherbst bis zum Vorfrühling bietet die Natur Ihnen besondere Erlebnisse. In dieser Zeit können Sie bei Wander- oder Radtouren, die Fels- und Landschaftsformationen unserer einmaligen Erdgeschichte, ziemlich ­abgeschminkt vom Grün, entdecken.

fichtelgebirge & böhmerwald

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informieren ausfindig machen verstehen erfahren erforschen aufsp端ren

l

das and der

vielfalt entdecken


I

inhaltsverzeichnis

A

Abri

S. 8

Fränkischer Gebirgsweg

S. 34

Allee

S. 8

Fränkische Linie (FL)

S. 35

Furt

S. 36

Gärten

S. 36

Gästeführer & Geopark-Ranger

S. 36

Geisterwald

S. 37 S. 37

Aussichtspunkte

B

C E

F

Angeln Basalt

S. 8 S. 8

G

O P R

Oberpfälzer Karpfen

S. 56

Oberpfälzer Wald

S. 56

Oberpfalzturm Opferkessel ­Verwitterungswanne

S. 56

Planetenweg

S. 57

Radeln Rallen

S. 57

S. 56

Basaltdecken und Basaltkegel

S. 9 S. 10

Biber und ihre Bauwerke

S. 11

Geographische Lage

Binsen

S. 11

Geologie

S. 38-39

Bisam

S. 11

Geopark

S. 40

Blockhalden und Blockmeere

S. 12

Reiten

S. 57

Geotope

S. 40

Böhmerwald

S. 12

Rhyolith

S. 58

GEO-Zentrum an der KTB

S. 41

Brücken Burgställe

S. 13 S. 14

Rotenfels

S. 58

Goldsteig

S. 42 S. 42

Ruine Weißenstein

S. 58

Granit

Camping Cañon

S. 14 S. 14

Grenzstein/Napoleonstein

S. 43

Saurier

S. 59

Schilf

S. 59

Egergraben/Eger-Rift

S. 15

Hängetal

S. 43

Schmetterlinge

S. 59

Egerer Wald

S. 15

Hammerwerke

S. 43

Schwäne

S. 60

Eisvogel

S. 15

Haubentaucher

S. 45

Segelfliegen

S. 63

Enten

S. 15

Heilquellen/Mineralquellen

S. 44

Sibyllenbad

S. 60

Erbendorf-Linie (EL)

S. 17

Hessenreuther Wald

S. 44

Stadtteiche

Erbendorfer Grünschieferzone

S. 16

Hohlweg

S. 45

Steinwald

Erlebnis Fisch

S. 17

Holzschlacht von Fuchsmühl

S. 45

Sternwarte

S. 63

Eulen

S. 18

Stiftland

S. 64

Europäische Hauptwasserscheide

S. 18

Störche

S. 64

Tal-Landschaften

S. 65

Teich

S. 65

Teichnixe Teichpfannen und Teichwirtschaft

S. 65

Trommelbuche

S. 66

Vulkanismus

S. 66

Wackelsteine

S. 67

Falkenberg Plateau

S. 20-21

H

I K

Insel-Hauptstadt Tirschenreuth

S. 46

Kaolin – Weißer Berg

S. 46

Karpfen

S. 47

S

T

S. 57

S. 60 S. 62-63

Felsburgen Felsenbrücke, - fenster, -stadt, - tor Fichtelgebirge

S. 19

Karpfenbrunnen

S. 47

S. 22

Karpfenradwege

S. 47

Karpfenwege

S. 47

Fischadler & Seeadler

S. 26

Karren – in Granit

S. 50

Klettern

S. 50

Klima

S. 50

Klima-Terrain-Wege

S. 51

Kormorane

S. 51

Wald

S. 67

Lachmöwen

S. 51

Waldameisen

S. 67

Langlauf

S. 51

Walderlebnispfad

S. 68

Libellen

S. 51 S. 52

Waldfriedhof

S. 68

Mäander

S. 52

Waldnaabtal

Mineralien

S. 52

Waldsassener Schiefergebirge

S. 69

S. 29

Mittelpunkt Europas

S. 53

Wandern

S. 69

Fischreiher & Silberreiher

S. 29

Moore

S. 53

Wasserfälle

S. 72

Fischzucht

S. 29

Mühlen & Wasserräder

S. 54

Weiher

S. 69

S. 54

Wolfssäule

S. 72

Wollsäcke

S. 72

S. 23

Fischaufstieg S. 26-27 Fischbauern – Königsthron und S. 26 ­Karpfenkirchweih Fischereimuseum S. 27 Fischernte

S. 26

Fischessen

S. 27

Fischgastronomie

S. 27

Fischhälterungen und -kästen

S. 27

Fischhof Fischhof und Fischhofbrücke Fischlehrpfad

S. 29 S. 28-29

L M N

Lurche

Flednitz

S. 30

Fließgewässer-Landschaften

S. 30

Flurdenkmale

S. 34

Flussauen

S. 34

Naturbäder Naturerlebnisgarten & Umweltstation Naturparks

Flüsse im Land der 1000 Teiche

S. 32

Naturschutzgebiete

S. 55

Forellen

S. 35

Nepomukstatuen

S. 55

Fraischgebiet

S. 35

Nordic-Walking

S. 55

S. 54 S. 54

V W

Waldnaabaue

Z

S. 64

S. 68 S. 70-71

Zoigl

S. 72

Zwergauer Schieferrücken

S. 73

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A B C D E

F

G H

I

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L M N O P Q R

S

Allee bei Mähring

A Abri Steinzeitliche Wohn- oder Rastplätze unter Felsüberhängen oder in Felsnischen­ bezeichnet man als Abris. Ca. 250 m ö­ stlich der Troglauermühle im Waldnaabtal (Nordseite), oberhalb von Falkenberg, wurden in einem Abri Fundstücke aus der Stein- sowie aus der Urnenfelderzeit (ca. 12.000 v. Chr. bzw. 800 v. Chr.) ­ausgegraben.

Angeln Viele stehende und fließende Gewässer laden im Landkreis Tirschenreuth zum Angeln ein, um das Beste an Fischen „rauszuholen“. Die zahlreichen stehenden Gewässer im „Land der 1000 Teiche“ für die Angler detailliert zu beschreiben kann man sich hier sparen. Was die Fließgewässer anbelangt, so liegt der Landkreis Tirschenreuth wegen seiner zentralen Lage in Europa an den weniger breiten Flussoberläufen. Unsere Fliegenfischer-Reviere sind deshalb etwas für zielgeübte Angler. Die Wondreb, ein Nebenfluss der Eger, bietet z. B. beim ­Altenhammer, südlich von Waldsassen, eines dieser Areale.

TIPP Bei den TouristInfos erhalten Sie das umfangreiche Magazin „Angeln im Oberpfälzer Wald“. Es erleichtert Ihnen die Suche

nach i­ nteressanten Angel­gewässern und berichtet über die lange Geschichte der Fischerei und Fischzucht dieses L­andstrichs.

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Angeln

T U V W X Y

Z

Ruine Weißenstein

Allee

Aussichtspunkte

Alleen sind von Bäumen gesäumte ­Straßen. Im Landkreis Tirschenreuth gibt es einige alte Alleen.

& Aussichtsstrecken – Plätze mit Weitblick

Bei Bärnau, die Steinberg-Allee zur gleichnamigen Kirche. Die 1927 bis 1929 gebaute „Oststraße“ zwischen Bärnau, Griesbach und Mähring ist an vielen Stellen überwiegend von Birken gesäumt. Von Mähring führt eine Ahornallee hinauf zum Poppenreuther Berg. Der Fuß- und Radweg, von Hardeck zum Sibyllenbad wird von einer ­Kastanienallee begleitet, die bis wenige Meter an die tschechische Grenze heranreicht. Die Straße von Altmugl nach Neualbenreuth ist eben­f alls von Alleebäumen gesäumt, ebenso die alte Straße von Reuth bei Erbendorf nach Thumsenreuth. Die alte Straßenverbindung von der Silberhütte zur Altglashütte, vorbei am ehemaligen F­ orsthaus, die ihre Passhöhe bei 830,5 m/2.725 ft NN hat, führt ebenfalls zwischen alten Bäumen hindurch.

Entdecken Sie das Land der Tausend Teiche (fast) aus der Vogelperspektive. Aussichten auf und über das Land ermöglichen nicht nur Aussichtstürme, wie der Oberpfalzturm auf der 946 m hohen Großen Platte im Steinwald. Die Anhöhen, Bergrücken und Strecken entlang von Berghängen bieten faszinierend weite Fernsichten über die verschiedenen Landschaften der Region.

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Einige der vielen Top-Aussichtsplätze sind: der Oberpfalzturm auf der Großen Platte, das Hohe Saubad und die Ruine Weißenstein im Steinwald der Ahornberg, der Steinberg und das Große Dürrmaul bei Bärnau im Oberpfälzer Wald die Große Kappl bei Waldsassen und die Leonberger Höhe im Oberpfälzer Wald die Orte Babilon und Ölbrunn im Südlichen Fichtelgebirge die Orte Bingarten, Godas, Zwergau und der Kornberg auf dem Zwergauer Schieferrücken die Orte Fuchsmühl, Großbüchlberg und Pfaben im Steinwald der Geislhof bei Wildenreuth an der ­Ostmarkstraße B 22 die Basaltkegel Kusch, Anzenberg und Schlossberg im Kemnather Hügelland


Natur - das Erlebnis im Land der tausend Teiche

„Basaltpferde“ am Goldsteig nahe dem Marktredwitzer Haus

B Basalt Wenn glühende vulkanische Lava mit wenig Kieselsäuregehalt erkaltet, entsteht graugrün-schwarzer Basalt. Durch das Abkühlen schwindet die Ausdehnung des Basalts. An den entstehenden Schwundrissen zer­gliedert er sich in fünf- bis achteckige ­Basaltsäulen. Dabei gilt die Regel, je größer die ausgetretene Lavamenge, desto länger die Abkühlzeit und umso umfangreicher die Basaltsäulen. Im Landkreis Tirschenreuth ist Basalt in verschiedenen vulkanischen Formen entstanden, meist abhängig vom ­Querschnitt des Zufuhrschlots. Als Vulkan-, sprich Basaltkegel, wie am Waldecker Schlossberg, als flacher Schildvulkan wie am fast

„verschotterten“ Wunschenberg. Dann wieder als großflächige Basaltdecken, wie am Großen Teichelberg oder bei Wiesau oder Muckenthal, sowie in vielen Schlacken­kegeln, wie zuletzt am Eisenbühl bei Neualbenreuth. Aber vielfach auch als Maarkrater, wie beim Bayerhofmaar bei Thumsenreuth, am Torberg bei Wiesau oder in den kleinen Basaltschloten bei Pullenreuth. Die Mehrzahl unserer Basalte entstand vor 29 bis 19 Millionen Jahren entlang des geologisch seit ca. 70 Millionen Jahren absinkenden Egergrabens. In unserem Bereich, in der Naab-Wondreb-Senke und der Kemnath-Waldershofer-Senke ist er seit ca. 36 Millionen Jahren aktiv. Die heutigen Heil- und Mineralquellen sind nicht, wie

TIPP

man lange glaubte die Spätfolgen des vergangenen, sondern bereits wieder die Vorboten eines künftigen Vulkanismus. Die ältesten Basalte unserer Gegend finden­ Sie am Föhrenbühl, der Nr. 50 unter Bayerns schönsten Geotopen, in der „Erbendorfer Grünschieferzone“, oder direkt am östlichen Ortsrand von Erbendorf am Kühstein an der Fichtelnaabbrücke bis zur Ortschaft Plärn. Sie sind massive Erinnerungsstücke an einen längst verschwundenen Ozean. Einen „Kollegen“ des Basalts, sogenannten­ Rhyolith, granitisches Vulkangestein mit hohem Kieselsäuregehalt, finden Sie u.a. am Kornberg bei Erbendorf oder am Lenauer Porphyrhügel bei Kulmain.

Pechbrunn Teichelberg

Basalt Die umfangreichsten Basaltsäulen unserer Gegend stehen im Steinbruch am Großen Teichelberg bei Pechbrunn mit Durchmessern von bis zu über 4 Metern. Die zierlichsten Säulen mit ca. 10 cm Durchmesser finden Sie an den beiden ­„Basaltpferdchen“.

Diese beiden schräg liegenden ­„Pferdemähnen“ aus Basalt­finden Sie ca. 100 m nördlich vom W ­ anderparkplatz ­„Weißenstein“, nahe dem M ­ arktredwitzer Haus.

Basalt – Vulkanismus

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Basaltdecken & Basaltkegel

TIPP

Weiher in abgebauter Basaltdecke bei Wiesau

Besteigen Sie die zahlreichen Basaltkegel im Landkreis. Viele bieten eine ausgezeichnete Fernsicht. So z. B. der Schlossberg (641 m) bei Waldeck – mit einem Schlotdurchmesser wie der Vesuv und der imposanten Ruine der Veste Waldeck. Sie wurde 1704 im Spanischen Erbfolgekrieg nach 9 Monaten Belagerung übergeben und nachfolgend geschleift. Der Kusch (585 m) bei Atzmannsberg bietet Ausblick auf fünf weitere Vulkane. Machen Sie einen Fußmarsch vom Ort Zinst bei ­Kulmain, direkt nach Norden, unterqueren Sie die ­Staatsstraße, dann die Bahnlinie. Direkt danach folgen Sie der Wegspur nach links aufwärts zum Wäldchen. Es erwartet Sie ein ­Panoramablick auf 6 Basaltkegel, vom Rauhen Kulm bis zum Wunschenberg, der verschottert wird. Am Großbüchlberg (647 m) bei Mitterteich­ finden Sie am „Freizeithugl“ mehrere Freizeit­­ einrichtungen, wie z. B. eine Sommer­ rodelbahn. Der Eisenbühl in der Nähe des Sibyllenbades liegt nur ca. 200 m jenseits der tschechischen Grenze. Er ist leicht durch einen­ganz nahe gelegenen Übergang zu er­ reichen. Interessante Basaltkegel im Landkreis ­Neustadt sind Rauher Kulm und Parkstein.

In einem großen Basalteruptionsgebiet zwischen Marktredwitz, Wiesau und ­Mitterteich ist einst dünnflüssige Lava auf ebenen Flächen ausgetreten. Durch diesen Vulkanismus sind die Basaltdecken am H ­ irschentanz bei Konnersreuth, am Teichelberg bei Pechbrunn, bei Oberteich und um Triebendorf bei Wiesau ent­ standen. Die Basaltdecke am Teichelberg ist das Ergebnis einer gewaltigen Magma­ schicht, die aus zwei Vulkanschloten strömte. Viele der mächtigen Basaltsäulen sind bis zu ­45 M­eter hoch. Diese Basalte werden noch immer wirtschaftlich genutzt. Der Oberteicher Bühl ist unser (derzeit) ältester Vulkan aus der Tertiärzeit. Seine aktive Zeit war vor 29 bis 24 Millionen Jahren. Vulkane die 5 Millionen Jahre aktiv sind, kommen nicht gerade häufig vor. (Der Ätna existiert seit ca. 750.000 Jahren). Im Landkreis gibt es etwa 35 Basaltkegel. Insgesamt aber etwa 150 vulkanische Schlote. Weitere 25 bis 30 Schlote sind im Landkreis Tirschenreuth und 7 im Landkreis Neustadt bisher nur als aeromagnetische Anomalien bekannt. Eine davon wurde inzwischen bei Thumsenreuth als erstes sicheres Maar in Bayern erbohrt. Der ­Maartrichter enthält neben Basalt die Ablagerungsschichten des verlandeten Kratersees. Westlich der Fränkischen Linie (FL) gibt es 32 bekannte Vulkanschlote.

Der Hirschentanz bei Konnersreuth bietet eine sicher auch weltweit seltene An- und Einsicht. Er ist durch einen Steinbruch aufgeschnitten und damit lässt sich seine Entstehungs­geschichte verfolgen. Sie können die gelblichen Schichten der Landoberfläche aus der Zeit vor über 20 Millionen Jahren sehen. Darüber liegen die dunklen Ascheund Tuffschichten vom Beginn der Aktivität­ ­des Vulkans und schließlich folgen die ­massiven Basaltsäulen als Ergebnis der aus­ ge­tretenen Lava. Ein Feldweg, der am Beginn des Werks­geländes, der Basaltstein AG, nach links abbiegt, bietet nach ca. 200 Metern diese Einsicht. Nehmen Sie zum genauen Betrachten ein Fernglas mit und betreten Sie bitte nicht das Firmengelände.

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Basaltkegel Mustertext

Von den sogenannten Breccienschloten, Vulkanschlote ohne oder fast ohne Basalt, wie z. B. der Anzenberg warten östlich der Fränkischen Linie noch viele auf ihre Ent­ deckung. Wahrscheinlich sind noch weit über 100 dieser Schlote durch jüngere Ablagerungen (z. B. eiszeitliche Fließerden) verdeckt. Die Basaltkegel sind gleichzeitig mit den Basaltdecken entstanden. Westlich der FL sind auf Grund der Verwitterung des dort weicheren Deckgebirges aus Buntsand­ stein, Muschelkalk und Keuper heute nur noch die vulkanischen Untergeschosse übrig,­eine Ausnahme ist der Wunschenberg­ bei K ­ ulmain. Er entstand vor 25 Millionen Jahren, möglicherweise als großflächiger Schildvulkan, der kahle Kusch bei Atzmannsberg vor 19,3 Millionen Jahren als letzter westlich der FL. Wahrscheinlich in der letzten Eiszeit entstand der Eisenbühl im Fraischgebiet ca. 1 km von Neualbenreuth entfernt. Durch Kontakt von Lava mit Grundwasser kam es dabei zu mindestens zwei gewaltigen Dampfexplosionen. Der Eisenbühl war nicht das einzige vulkanische Ereignis aus dieser Zeit, gleich daneben wurde Ende 2007 ein Maarschlot erbohrt und weitere Funde, auch auf deutscher ­Seite, sind zu erwarten. Untersuchungen des Geoforschungszentrums Potsdam GFZ und des Geofýzikalný Ústav GFÚ Prag deuten zudem darauf hin, dass der Vulkanismus in unserer Gegend keineswegs beendet ist.

Der Kusch bei Atzmannsberg


Natur - das Erlebnis im Land der tausend Teiche

Friedenfels Biberburg am Griesweiher

Mühlweiher bei Unterschurbach

Biber und ihre Bauwerke Schon lange gibt es wieder Biber im Land der tausend Teiche. Sie leben derzeit bei uns nur an den Zuflüssen der Donau. Dabei wäre die Europäische Hauptwasserscheide in der Naab-Wondreb-Senke leicht zu überqueren. Mehr als 40 kg Gewicht und 1 m Körperlänge können diese Tiere erreichen. Im Fischereimuseum ist ein ­präpariertes Unfallopfer, mit ursprünglich ca. 35 kg Lebendgewicht zu sehen. Biber haben ein dichtes, glänzendes Fell von fahl- bis kastanienbrauner Färbung. An den kurzen Hinterbeinen haben sie Schwimmflossen zwischen den Zehen. Die Vorderbeine haben echte Greif­ hände. Der platte, 15 cm breite und bis

35 cm lange Schwanz ist kahl über der verhornten schuppigen Haut. Biber sind reine ­Pflanzenfresser. Im Sommer fressen sie Gräser und Kräuter, im Winter Rinde von Weiden und Pappeln. Sie fällen alle möglichen Bäume. Die gefällten und zerlegten Hölzer verwenden die Biber zum Bau ihrer Wohnburgen und Dämme. Der „Bevölkerungs­druck“ bei den Bibern ist in unserer Gegend inzwischen so hoch, dass manche sogar versuchen in Kläranlagen zu leben. Biber haben keine natürlichen Feinde mehr. Im Juni 2005 erklärte der damalige Bundesumweltminister Trittin, dass man den übermäßig hohen Bestand unserer Biber wohl nur durch geregelten Abschuss kontrollieren könne.

Im Mittelalter galten Biber als fischähnliche Tiere und waren eine begehrte Fastenspeise. Das Drüsensekret der Biber, das Bibergeil, wurde für magische und heilende Zwecke verwandt. In Ostasien bezahlt man dafür heute noch horrende Preise.

TIPP Bisam

Binsen

Sie sind eigentlich Nordamerikaner, ­gehören zu den Wühlmäusen und wurden 1905 in Böhmen angesiedelt. Von dort aus haben sie sich selber oder wurden künstlich in ganz Europa verbreitet. Sie werden etwas über 30 cm lang und haben einen etwa 25 cm langen seitlich zusammengedrückten Schwanz. Ihre Zehen sind mit Schwimm­ borsten besetzt. Ihre Lebensumstände ähneln denen der viel größeren und schwereren Biber. Allerdings decken die Bisams ihre Bauten nicht mit massiven Ästen und Bäumen, sondern nur mit Schilf und Binsen ab. Mit ihrer Lebensweise haben sie die Fluss­perlmuschel böse dezimiert und durch ihre Wühlarbeit zerstören sie die Dämme der Fischteiche.

Binsen sind Pflanzen mit meist röhrigen oder flachen kahlen Blättern. Manche Arten enthalten ein luftreiches Mark aus sternförmigen Zellen. Das Auftreten von Binsen gilt allgemein als Anzeichen für stehendes Wasser und Staunässe. Die Blätter der größeren Binsenarten finden bei der Korb- und Mattenflechterei Verwendung. Der Name Binsen wird auch für manche anderen Pflanzengattungen gebraucht (z. B. Scirpus lacustris, die als Flechtbinse verwendete Seebinse).

Biber leben überall dort, wo Sie rundum keilförmig abgenagte und gefällte Bäume finden. Eine Biberburg ragt aus dem wiedervernässten Teil des Langen Damm Teiches. Er grenzt fast direkt an das Heim des Oberpfälzer Wald Vereins bei Tirschenreuth an der Straße nach Rothenbürg. Eine weitere Biberburg finden Sie direkt neben der Steinwaldstraße im ­Griesteich ca. 2 km nach Friedenfels in ­Richtung Waldershof. Mehrere Biberburgen und einen Biberdamm haben sich die Tiere an der Krögnitz südlich von Nagel in der Nähe ­ehemaliger Steinbrüche geschaffen. Dort haben sie das Gewässerbett so verändert, dass ein künstliches Flussdelta mit verschiedenen Armen entstanden ist, das in einen von einem Biberdamm gestauten Teich mündet. ­Anschließend folgt bis nach Selingau das ­felsige Tal der Krögnitz. Hierdurch führt auch der Main-Donau-Weg und der Max-Reger-Rundweg. Die ­Gemeinde Brand hat das Bibergelände ­inzwischen zum Schutzgebiet deklariert.

Biber

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Steinerner Gletscher am Hohen Saubad 858 m NN

Blockhalden & Blockmeere Wenn sich Felsblöcke durch verwittern und hangrutschen aus dem Zusammenhang massiver Felsburgen lösen, ent­ stehen an steilen Berghängen ­sogenannte Blockhalden. Hang abwärts, nach weiterem Zerfall, werden daraus ganze Blockmeere aus „fußbrecherisch“, wirr übereinanderliegenden Felsen. Früheres feuchtheißes Klima in der Erd­ geschichte hatte dem Granit bereits unterirdisch durch Verwitterung zugesetzt, noch bevor ihn die Erosion an der Erdoberfläche freigelegt hat. An der Erdoberfläche wird das Gestein durch Hitze, Regen, Wind und Frost weiter „bearbeitet“. Unter den dicht gepackten, teilweise überwachsenen Steinbrocken, fließen an einigen Stellen Bäche „unterfelsisch“ zu Tal. Dort hört man ihr Wasser murmeln oder gurgeln. Ab und zu tritt plötzlich für wenige Meter ein Bachlauf zutage um dann unvermittelt wieder für mehrere hundert Meter im Untergrund zu verschwinden.

Böhmerwald Der Böhmerwald ist das über 200 km lange Grenzgebirge zwischen Bayern, Böhmen und Österreich. Er bildet den westlichen Rand des Böhmischen Massivs. Es setzt sich aus dem Oberpfälzer Wald und dem Hinteren Bayerischen Wald auf deutscher, sowie Cˇeský les (Böhmischer Wald) und Šumava (der Rauschende) auf tschechischer­Seite zusammen. Der nördliche Böhmerwald reicht von Eger/ Cheb bis zur Cham-Further-Senke. Seine beiden höchsten Gipfel sind – im Süden, bei Furth im Wald, die 1041 m hohe Schwarz­ koppe/Cˇerchov und im Norden bei Neualbenreuth der 940 m hohe Tillenberg/Dýleˇn. Der Nördliche Böhmerwald hat eine Länge von ca. 95 km. Der bayerische Westteil des nördlichen Böhmerwaldes wird seit Mitte des 19. Jh. als Oberpfälzer Wald bezeichnet. Die Ostseite wird Cˇeský les genannt. Zu ca. ¾, insbesondere im Südteil, liegt der Gebirgskamm des nördlichen Böhmerwalds auf tschechischer Seite. Bei Schönsee, am 896 m hohen Weingartfels im Landkreis Schwandorf kommt der Hauptkamm auf etwa 1,8 km erstmals nach Bayern.

Nördlich vom 901 m hohen Entenbühl, ab der 793 m hohen Naaber Platte, an der Grenze bei Bärnau, über den Steinberg (802 m NN), das Große Dürrmaul (801 m NN), den Ahornberg (793 m NN), den Poppenreuther Berg (781 m NN), bis zum Löffelhügel/Hraniˇní vrch (731 m NN), nordwestlich von Mähring, liegt die Kammhöhe dann auf etwa 20,3 km Länge im Landkreis Tirschenreuth. Vom Beginn im Süden, bis zum Ahornberg verlaufen der Hauptkamm des Nördlichen Böhmerwaldes und die Europäische Haupt­ wasserscheide gemeinsam auf einer Linie, ab hier „marschieren sie getrennt“. Der Marktort Mähring, ein G ­ eschenk des Böhmenkönigs Vladislavs I. von 1159 an das Kloster Waldsassen, liegt bereits östlich des Hauptkamms. Bei B ­ ärnau führt die Goldene Straße über den 767 m hohen Pass von Paulusbrunn über den Böhmerwald. Er ist der zweithöchst­gelegene Straßenübergang an der bayrisch-böhmischen Grenze.

TIPP Eine sehenswerte steile Blockhalde, den „Steinernen Gletscher“, finden Sie im ­Steinwald unterhalb vom Hohen Saubad.­ Eine Aussichtsplattform auf 858 m Höhe bietet zudem eine weite Sicht zum Zwergauer­Schieferrücken, Armesberg, Rauhen Kulm bis in die Fränkische Schweiz.

Große Blockmeere gibt es im südwestlichen Steinwald, ein kleines liegt nahe beim Zipfeltannenfels, ein weiteres südlich

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der Großen Platte 946 m. Eines aus kantigen vulkanischen Epigneisen finden Sie an der Westseite des Hohen Steins 664 m NN bei Wolfersreuth. Ein Blockmeer aus wackeligen Basaltsteinen bedeckt den Geißbühl bei Pechbrunn. Einer der „unsichtbaren“ Bäche befindet sich in der Waldabteilung Fuchslohe im nordwestlichen Steinwald, einer zwischen Knock 846 m NN und Grandfelsen 854 m NN, in der Verlängerung des rechten kurzen Quellbachs, des südlichen

Forellenbaches, aus Richtung östlicher Schram-Berg, ein letzter bildet den Bachlauf der südlich von Pfaben in Richtung Grötschenreuth fließt. Ca. 80 m oberhalb vom Butterfaß mündet ein Bach mit einem Wasserfall ins Waldnaabtal. Bei längerer Trockenheit wird er unsichtbar, bleibt aber deutlich hörbar.

Blockhalden und Blockmeere


Natur - das Erlebnis im Land der tausend Teiche

Wondrebbrücke im Klostergarten Waldsassen

Brücken Der Landkreis Tirschenreuth liegt am Mittelpunkt Europas und damit an den Quellen und Oberläufen von Flüssen. (Das hat den Vorteil, dass es im Landkreis ­Trinkwasser von exzellenter Qualität gibt.) Obwohl deshalb unsere Flüsse nicht besonders breit sind, gibt es im Landkreis sehenswerte alte Brückenbauten. Die imposanteste ist sicherlich die barocke Fischhofbrücke aus Granit. Sie führt gegenüber vom Landratsamt Tirschenreuth in zehn Bögen zum Fischhof hinüber. Nicht weit davon entfernt überbrückt die aus der gleichen Zeit stammende Johannisbrücke den Mühlbach. Eine Nepomukstatue und eine Figur der Hl. Helena stehen auf den Brückenbrüstungen. Vor der kath. Pfarrkirche in Tirschenreuth stehen Christus und die Hl. Luitgard als barocke Figurengruppe aus Granit. Das Kunstwerk gleicht fast genau dem, das Matthias Bernhard Braun um 1700 für die Karlsbrücke in Prag geschaffen hat. In der Nähe des Tirschenreuther Freibades leitet eine Brücke den 6,5 km langen, wasserreichen Mühlbach über den Netzbach. Diese kreuzungsfreie Gewässerüberführung ist eine Nachwirkung der 1807 erfolgten Trockenlegung der beiden Tirschenreuther Stadtteiche. „Im Gsteiner” nordöstlich des Plößberger Ortsteils Beidl überspannt ein ca. 3 m weiter und breiter Brückenbogen

ohne Geländer den Beidlbach. Er überbrückt den Abfluss des heute versumpften Krausenteiches in das Tal des Beidlbaches. In diesem Granitgewölbe wurden im 17. Jh. Steine der verschwundenen Beidler Burg Freyenstein verbaut, u.a. der romanische Schlussstein des Burgtores. Die Burg wurde 1402 vom Kloster Waldsassen niedergerissen. Eine erneuerte Johannisbrücke führt von Neualbenreuth her über die Wondreb in das Stadtzentrum Waldsassens. Den Klostergarten ziert eine aufwendig gearbeitete barocke Brücke aus Granit über die Won­ dreb. Eine Bogenbrücke aus Granit führt in Grünberg bei Brand über die Fichtelnaab. Der Bau von 1887 überspannt mit einem Bogen von 8,90 m den Fluss. Ungefähr 200 m östlich von Erbendorf überquert eine Granitbrücke in 3 Bögen die Fichtelnaab. Südlich von Pirk, kurz vor Falkenberg errichtete 1926 das Kulturbauamt Weiden eine attraktive kleine Steinbrücke über den Netzbach. Bei Riglasreuth quert ein eiserner Viadukt von 1877 an der Bahnlinie Prag-Eger-Marktredwitz-Nürnberg die Fichtelnaab. Der Fluss hieß im frühen Hochmittelalter „Crumbanaba” (Crumbnagel, Crumbeysen), in etwa (krumme) Schmiede-Naab, wegen der dort schon im 11. Jh. angesiedelten Eisenverar­ beitung. Bei der Schmelitz am Südrand von Tirschenreuth, wo die Fa. Imerys Kaolin

abbaut und verarbeitet, schwingt sich eine verwunschene, ehemalige Eisenbahnbrücke in einem Bogen über die Waldnaab, über sie führt heute der „Vizinalbahn-Radweg“. Interessante Brückenbauten sind die eisernen „Baileybrücken” aus der Nachkriegszeit. Sie wurden von der damaligen amerikanischen Besatzungsmacht als Notbrücken gebaut. Die Brückenfahrbahn besteht aus schrägliegenden massiven Balken. Einer dieser robusten Gitterbauten ist in Gumpen bei Falkenberg erhalten geblieben. Sie markiert den abrupten Wandel der Naab vom träge sich windenden Tieflandsfluss der aus der Waldnaabaue kommt und im Waldnaabtal noch einmal, wie im Quellgebiet, zum Wildfluss wird. Eiserne „Baileybrücke” in Gumpen bei Falkenberg

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Schwarzenschwalfels im Waldnaabtal

Burgställe Im Mittelalter wachten 625 kleine und große Burgen über die Oberpfalz. Stellen,­ an denen Burgen standen, wo sich aber keine Mauerreste, sondern nur noch ­Graben- und Wallanlagen, Pfostenlöcher in Felsen oder Inseln von Wasserburgen in Weihern erhalten haben, bezeichnet man als Burgställe. Im Landkreis Tirschenreuth finden Sie ­zahlreiche Burgställe. Drei – Schwarzenschwal, Altneuhaus und Herrenstein – gibt es schon allein im Waldnaab- und ­Frombachtal zwischen den Burgen ­Falkenberg und Neuhaus. Die Burgställe sind in der Übersichtskarte ­gekennzeichnet.

C Cañon Die Bezeichnung Cañon (kanjon) stammt aus dem Spanischen und bedeutet Röhre. Gemeint sind schluchtartig verengte, tief eingeschnittene Täler, bei stark ­abtragenden, erodierenden Flüssen. Am berühmtesten ist der über 1500 m tiefe Grand Canyon am Colorado River in den USA. Allerdings sind die über 1800 m tiefen „Kupferschluchten“, las Barrancas del Cobre, in NW Mexiko noch tiefer ins Gelände eingeschnitten. Es gibt aber auch weniger gewaltige Cañones, z. B. das ca. 17 km lange Tal der

Sie erhalten bei den Tourist-Infos den ausführlichen Prospekt „Camping im ­Oberpfälzer Wald“.

TIPP Burgställe Ziehen Sie bitte festes Schuhwerk an, wenn Sie die besonders sehenswerten Burgställe im Waldnaabtal, in Beidl, bei Lengenfeld, Rotenbürg, Rosall und andere mehr er­ kunden wollen.

Cañon An der Blockhütte erklärt eine InfoTafel der „Granittour“ die Entstehung der ­Landschaftsformen im Waldnaabtal.

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Burgställe

Waldnaab zwischen Gumpen, Falkenberg und Windischeschenbach. Das Waldnaabtal, ebenso das Fichtelnaab- und das Tiefenbachtal, nördlich von Erbendorf, sind wie die Täler des Rio Colorado, des Rio ­Uríbe oder das mittlere Rheintal s­ ogenannte ­antezedente – vorhergehende Flusstäler. Das bedeutet das Flusstal war schon (in einer „­ ebenen“ Landschaft) vorhanden, bevor sich das Gelände unter dem Flussbett durch geologische Vorgänge zu heben begann. Dabei muss sich der Fluss ebenso schnell in den Untergrund einschneiden, wie die neuen Berge emporwachsen.

Camping Für Campingfreunde und Wohnmobilisten, die aus dem Alltag ausbrechen und ihre Unabhängigkeit unter freiem Himmel genießen möchten, gibt es umfassende Informationen.


Natur - das Erlebnis im Land der tausend Teiche

A. Peterek

E Egergraben/Eger-Rift Gebirge sind keine Anlagen für die Ewigkeit. Das gewaltige Variskische Gebirge erreichte vor ca. 330 Millionen Jahren seinen Höhepunkt. Damals hatten sich fast alle Kontinente bei einem globalen „Auffahrunfall“ in­ einander verkeilt. Darin war unser gesamtes Gebiet mit einbezogen. „Bald“ danach, so vor 290 Millionen Jahren, setzte Bruchtektonik ein. Der Druck zum Auffalten der Berge war abgeebbt und Dehnungsprozesse setzten ein. Die ineinander gefahrenen Kontinente wurden durch Umwälzungen im Erdinneren auseinander­gezerrt und das ganze Gebirge wurde durch Verwitterung eingeebnet.

Auffahrunfall zwischen Afrika und Europa, die Ursache der Entstehung. Die nach ­Norden gerichtete „Fahrtrichtung“ der Afrikanischen Platte auf Europa zu, hat zum einen die Alpen aufgefaltet, andererseits aber auch das Gelände im Vorfeld des Gebirges zerbrochen. Die Bruchschollen dieser Landschaften werden wie Eisschollen auf dem Fluss nach oben oder unten gepresst, gedehnt, gequetscht und zerbrochen. Aus einer Dehnungslinie zwischen Nieder­ schlesien und der Fränkischen Linie FL, sowie am gesamten Südrand des Erz­gebirges entlang, entstand der Egergraben.

Rifte, geologische Grabenbrüche, entstehen hauptsächlich in den „Fugen“ auseinander­ strebender Erdplatten. Dabei sinkt das Gelände zwischen parallel verlaufenden geologischen Bruchlinien ein. Der Egergraben, auch Eger-Rift genannt, ist eine kontinentale Dehnungsfuge mit einer Länge von mehreren hundert Kilometern. Bei ihm ist eigentlich neuer Pressdruck, ein zukünftiger

Im Landkreis Tirschenreuth ist der ­Eger­graben geteilt in die KemnathWalders­hofer ­Senke und die MitterteichFalkenberger-Senke. Dazwischen liegt als nach oben gepresste Bruchscholle der ­Steinwald. An den Rändern des Grabens ist in den ­vergangen 30 Millionen Jahren immer wieder Magma nach oben gedrungen und hat zu Vulkanismus geführt.

Eisvogel Eisvögel gehören zur Familie der Raken­ vögel die weltweit über 80 Arten zählt. Die meist sehr farbenprächtigen Tiere ­kommen vor allem in den Tropen und ­Subtropen der Alten und Neuen Welt vor. Sie haben einen kräftigen Körper, einen großen Kopf, einen langen kräftigen Schnabel und kurze Beine. Bekannt ist der vor allem an Gewässern Eurasiens und ­Nordafrikas lebende Eisvogel. Er wird ca. 17 cm lang, nistet in Erdhöhlen an Steilhängen der Flüsse und Bäche und lebt von kleinen Fischen. Oberseits ist der Eisvogel leuchtend blaugrün, unterseits rotbraun und hat einen langen dolchförmigen Schnabel. Bei uns lebt der Eisvogel an den Steilufern der Bäche und Flüsse.

Enten

Egerer Wald

Enten sind mit etwa 110 Arten weltweit verbreitet. Sie haben einen kürzeren Hals als die Gänse und die Beine setzen oft weit hinter der Körpermitte an. Männchen, Erpel, sind meist wesentlich bunter gefärbt als Weibchen. Zu den Enten gehören die Schwimmoder ­Gründelenten, die im allgemeinen nicht ­tauchen, sondern die Nahrung durch gründeln­auf­nehmen. B ­ ekannte Arten bei uns sind die Stock-, Knäk-, Krick-, Schell-, Löffel-, Pfeif-, Schnatter- und Spießente. Tauchenten gehen bei der Nahrungssuche und bei der Flucht ganz unter Wasser. Zu ihnen gehören die Reiher-, die Moor- und die Tafelente.

Ein 608 ha großes Waldgebiet bei Neualbenreuth gehört seit Jahrhunderten der Stadt Cheb/Eger in Tschechien. Die Stadt Cheb als Rechtsnachfolgerin von Eger wollte ihren Stadtwald in den 1960er Jahren mehrmals an deutsche Interessenten verkaufen. Dies führte zu Einsprüchen der früheren deutschen Bewohner von Eger. Per Entscheid des Bundesgerichtshofs wurde das Waldstück der Stadt Cheb zugesprochen. Worauf aber dann per Bundesgesetz, bis zu einem Friedensvertrag, das Waldareal unter Vermögensverwaltung des Bundes gestellt wurde.

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Erbendorfer Grünschieferzone (EGZ) „Im Anfang“ waren eisige Zeiten und ­feurige Vulkaninseln. Die Gesteine der EGZ gehören mit zu den ältesten im Landkreis Tirschenreuth. Es handelt sich außerdem um die ältesten ­Vulkangesteine unserer Gegend. Sie entstanden vor ca. 700 Millionen Jahren auf, um und unter einem vulkanischen Inselbogen. Die Zeiten auf der Erde waren dazumal „lausig“­ kalt. Manche Forscher sind überzeugt davon, dass damals die Erde mehrmals eine „Schneeball-Erde“ war. Der ganze Planet soll im Zeitalter des Cryogeniums (griech. cryos = kalt) vor ca. 800 bis 635 Millionen Jahren, immer wieder für Millionen von Jahren unter einem dicken Eispanzer gesteckt haben. Die EGZ besteht aus einer Abfolge von meist grünlichen Gesteinen. Diese wurden nach ihrer Existenz als Insel bzw. Ozean­

Föhrenbühl bei Grötschenreuth aus Gümbel 1867

TIPP Die Reste der Ozeaninseln und -böden finden Sie in Erbendorf. Am Föhrenbühl bei Grötschenreuth – 100 m vom Fichtelnaab-Radweg entfernt – ist das ozeanische Gestein als langgestreckter kantiger, dunkler Höhenrücken aufgeschlossen. Von der Staatsstraße aus weißt ein Schild auf die Nr. 50 von Bayerns schönsten Geotopen hin. Kurz nach Erbendorf an der Fichtelnaabstraße ist das Serpentinitgestein in einem ehemaligen Steinbruch zu Speckstein umgewandelt. Am westlichen Ortseingang von Erbendorf, an der Fichtelnaabbrücke, sind die Reste der ehemaligen Basalte ebenfalls als große Felsen am Flussufer zu sehen. Im Erbendorfer Bergbau- und Heimatmuseum finden Sie unter anderem die mehr als 70 Mineralien aus der Umgebung der ehemaligen Bergbaustadt.

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boden zeitweilig, ein oder zweimal, tiefer in die Erdkruste versenkt und dabei durch Druck und Hitze in sogenannte metamorphe Schiefer umgewandelt. Ursprünglich entstanden die Ausgangsgesteine als vulkanische Basalte die üblicherweise die Böden der Ozeane bilden. Irgendwann, spätestens nach 200 Millionen Jahren, verschwinden 99,7 % der Ozean­ basalte an den Abtauchzonen der Erdplatten (Subduktionszonen) wieder im Erdinneren. Ein dramatisch bekannter vergleichbarer Vorgang ist z. Zt. vor den großen Sundainseln Indonesiens (Sumatra, Java) zu beobachten. Dort schiebt sich die Indoaustralische Platte vor Sumatra, Java usw. unter die kontinentale Eurasische Platte und verursacht Vulkanbildungen und Tsunamis, wie den vom 26. Dez. 2004. Die Gesteine der EGZ entstanden ebenfalls in so einem vulkanischen Insel­bogen. Sie haben auch zu über 90 % eine chemische Zusammensetzung wie die heutigen Vulkangesteine der großen Sunda­ inseln. Beim Zusammenstoß zweier größerer oder kleinerer Kontinente, evtl. vom Format Madagaskars gerieten unsere uralten Basalte auf Abwege. Sie wurden zwar tiefer in die Erdkruste versenkt und umgeprägt, aber nicht im Erdinneren recycelt. Nach ihrem Wiederaufstieg wurden sie auf einen Kontinent aufgeschoben und blieben dadurch bis heute erhalten. Die EGZ enthält zudem auch Reste aus ehemaligem Oberen Erdmantel, aus sog. Peridotiten (olivfarbenen MagmaGesteinen) und der darüber liegenden Inselgruppe. Die Schichten sind sichtbar, weil

sie wie manch ein Stück Torte auf dem Teller, irgendwann seitlich umgekippt sind. Viele weitere erdgeschichtliche Ereignisse haben dazu beigetragen, dass Erbendorf zu den für die Geologie höchst interessanten Orten auf der Erde gehört. In und um den Ort herum kommen unterschiedlichste Gesteine und Mineralien (mehr als 70) vor. Eine der in der EGZ vorkommenden Gesteinsarten ist harter feinkörniger Serpentinit. Dieses „schlangenhäutig“ grün-schwarz ­gestreifte Gestein wurde in der Vorgeschichte, während der Jungsteinzeit, zur Herstellung­von Steinäxten verwandt und über hunderte von Kilometern exportiert. Auch biologisch haben diese ozeanischen Böden bis heute Folgen. Auf Serpentinit, der z. B. im Naturschutzgebiet Föhrenbühl bei Grötschenreuth als kantiger dunkler Felsrücken vorkommt, wachsen SerpentinStreifenfarne, weltweit einmalige end­ emische Pflanzen. Westlich von Erbendorf, am Naabberg, bevor die Straße nach Pfaben abzweigt, ist der Serpentinit durch eine ­weitere Metamorphose in weichen Speckstein umgewandelt. Die geologischen Vorgänge in der EGZ bildeten mit die Voraussetzung für den nur wenige Kilometer von Erbendorf entfernten Standort der Kontinentalen T­ iefbohrung am GeoZentrum. Auskunft: Tourist-Info · Tel. 09682 921022

Die Entstehung der Erbendorfer Grünschieferzone (EGZ) 1

2 A

B

A

B

Der ozeanische Teil (grau) von Platte B wird unter die Platte A gedrückt. Der aufschmelzende Basalt bildet Vulkane.

Der Kontinent von Platte B erreicht die ­Abtauchzone.

3

4 A

Ophidite

B

Die Abtauchbewegung wird auf den schweren basaltischen Teil von Platte A umgelenkt.

Ozeaninsel Mustertext

Die leichten Kontinente kollidieren, ver­ schweißen an der Sutur (=Schweißnaht) und bilden ein Gebirge. Ophiolite sind abge­ schrammte ozeanische Teile im Gebirge.


Natur - das Erlebnis im Land der tausend Teiche

Erlebnis Fisch – Im Land der tausend Teiche Im Landkreis Tirschenreuth werden seit 1997 alljährlich, zwei Wochen lang, die Erlebniswochen Fisch gefeiert. Die ­Veranstaltungen beginnen jeweils in den letzten Septembertagen. Dabei können Gäste und Einheimische erleben, wie die Teiche abgefischt oder wie man bei den Fischbauern sagt, die Fische „geerntet” werden. Sie können bei geführten ­Wander­ungen mitmachen, Sonderausstellungen im Fischereimuseum besichtigen, Unter­haltungsabende mit Geschichten und Musik rund um den Fisch, sowie ­Kochund ­Räucherkurse besuchen. In diesen zwei ­Wochen steht ganz besonders der ­kulinarische Genuss von Fisch im Zentrum des Geschehens.

Inzwischen ist das Thema Fisch das ganze Jahr über präsent. Alles was im Jahreslauf rund um den Fisch geboten wird finden Sie in einer umfangreichen ­Broschüre. Ein Kennzeichen für das Land der tausend Teiche sind ­inzwischen die „Phantastischen ­Karpfen“.

Erbendorf-Linie EL Eine Kontinentale Schweißnaht Die Erbendorf Linie durchquert den ­Landkreis Tirschenreuth aus Böhmen kommend von Mähring, über Mitterteich, durch den Steinwald bis zur Fränkischen Linie. Die EL ist eine bedeutende Grenze in unserer Geologie. Heute noch markiert sie die „Schweißnaht“ ehemaliger europäischafrikanischer Kleinkontinente. An dieser Naht, einer sogenannten Sutur haben zwei Mikrokontinente einen kleinen Ozean „überfahren“. Zum Mikrokontinent Saxothuringien im Norden gehören das Fichtelgebirge, der Nordteil des Steinwalds und das Waldsassener Schiefergebirge. Zum südlichen Mikro­kontinent Moldanubien gehören der Oberpfälzer Wald und der südliche Steinwald. Die Erbendorf Linie ist die etwas nach Süden versetzte Fortsetzung der LeitmeritzLinie in Nordböhmen. Die Gegend um Erbendorf und das GeoZentrum an der KTB liegen auf einem „versprengten“ Stück Bohemiens, einem weiteren ehemaligen Kleinkontinent.

TIPP Sie können jedes Jahr, bereits ab Anfang März, das farbige Programmheft für das folgende Erlebnis Fisch bei der Tourist-Info des Landratsamtes ­bestellen. Oder lassen sie sich dort in einen Verteiler aufnehmen. Sie erhalten dann jedes Jahr automatisch die neuesten Infos.

Erlebnis Fisch

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Eulen Diese Vögel sind mit etwa 140 Arten ­weltweit verbreitet. Ihre Größe variiert ­zwischen 15 und 80 cm. Sie jagen meist in der Dämmerung oder nachts. Ihre Köpfe können sie um mehr als 180° drehen. Dagegen sind die Augen starr nach vorne gerichtet. Eulen fliegen geräuschlos und haben ein gutes Gehör. Es gibt zwei Familien der Eulenvögel: Schleiereulen und Eulen. Von den 10 Schleiereulenarten gibt es in Europa nur die 35 cm große, 1 m spannende Schleiereule, sie ist im Landkreis sehr selten. Zu den „echten” Eulen zählt der seit einigen Jahrzehnten wieder im Steinwald und im Waldnaabtal lebende, etwa 70 cm große Uhu. Außerdem sind im Landkreis die 35 cm große Waldohreule, sowie Sperlings-, Waldund Rauhfußkauz heimisch.

TIPP „Links und Rechts der Europäischen Hauptwasserscheide”, nennt sich ein Angebot für Wandern ohne Gepäck. Ein Prospekt dazu erhalten Sie bei der Tourist-Info des Landratsamtes oder den Tourist-Infos der Gemeinden. Leicht erreichbare Stellen dieser ­Wasserscheide sind der Grenzlandturm bei Bärnau, die Orts-/Staatsgrenze von ­Hermannsreuth, der 793 m hohe

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Europäische Hauptwasserscheide Quer von Südost nach Nordwest zieht sich die Europäische Hauptwasserscheide durch den Landkreis Tirschenreuth. Diese Wasserscheide teilt Europa, grob gesagt, von Nordwest nach Südost verlaufend. Der Böhmerwald, als Zentralkern Europas, zwingt diese Wasserscheide zu einer großen Abweichung nach Nordwesten. Zwei Hauptströme Mitteleuropas teilen sich den Nördlichen Böhmerwald: Im Norden und Osten fließt das Wasser durch Eger und Moldau zur Elbe. Im Westen und Süden des Böhmerwaldes fließen die Wasser über Naab und Regen zur Donau. Die Wasserscheide auf dem Hauptkamm des Gebirges führt nicht unbedingt immer über die höchsten Erhebungen. Die Staatsgrenze zwischen Bayern und Böhmen fällt im Nördlichen Böhmerwald/Oberpfälzer Wald nur sechsmal, jeweils bei einem Grenzübertritt, mit der Wasserscheide zusammen.

Ahornberg, die westliche Dorfgrenze von ­Marchaney, die Forstdienststelle Gebhardts­höhe, der höchste Punkt der Staatsstraße von Tirschenreuth nach Wondreb, die Fahrbahnmitte der B 15 vom Gasthof Finkenstich bis zum Ortsanfang von Mitterteich, der nördliche Ortsrand von Kleinsterz, die Autobahnausfahrt Mitterteich Süd an der A 93, der nördliche Ortsrand von Triebendorf, der Scheitelpunkt der Straße von Fuchsmühl nach

Der Landkreis Tirschenreuth, wird durch die Hauptwasserscheide etwa im Verhältnis 6:4 (Donau 62,3 % : Elbe 37,7 %, davon 2,9 % Moldau) geteilt. Vom Bärnauer Berg/Tetˇreví vrch in Böhmen kommend erreicht sie bei der Naaber Platte 793 m NN südlich vom Dorf Naab den Stadtbereich von Bärnau. Südlich des Bärnauer Berges verläuft die Wasserscheide lange auf tschechischem Staatsgebiet. Diese Wasserscheide v­ erläuft im Landkreis Tirschenreuth (s. S. 74/75) sowohl als Kammwasserscheide, auf Bergkämmen, als auch auf Grund eines geologischen Grabenbruchs, als flache Talwasserscheide durch die N ­ aab-Wondreb-Senke. Beim Pfalzbrunnen, bei Kössein, im ­südlichen Fichtelgebirge, verlässt die Hauptwasserscheide unser Gebiet wieder. Der nächste Fixpunkt ist dann die 939 m hohe Kösseine in Oberfranken.

Marktredwitz, dort weisen ein Schild und ein Phantastischer Karpfen auf sie hin, der Scheitel der Straße von Friedenfels nach Marktredwitz, die „Basaltpferdchen“ beim Marktredwitzer Haus, der 914 m/3000 ft. hohe Schloßfels, danach die 946 m hohe Große Platte, die Straße von Zottenwies nach Pilgramsreuth und der Ort Leimgruben.­

Europäische Hauptwasserscheide


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Eichenfels bei Rothenbürg

F Felsburgen – Eine Verwitterungsform in deutschen Mittelgebirgen Neben Blockmeeren und Blockströmen sind Felsburgen eine Verwitterungsform in deutschen Mittelgebirgen. Sie bestehen aus den harten Verwitterungsresten einer früheren Bodenfläche, deren feineres zersetztes Material, weggeschwemmt oder –geblasen wurde. Die meist bizarr geformten Felsen liegen wie zufällig verteilt über- oder neben­einander. Sie „wachsen“ als die widerstandsfähigeren Gesteinsteile aus der abgetragenen Oberfläche heraus. Von weitem sehen sie tatsächlich oft aus wie Burgen. Die Felsen mit ihren gerundeten Kanten bezeichnet man als „Matratzen“ oder „Wollsäcke“. Im Umkreis dieser Felsburgen finden Sie meist lockere Ansammlungen von kantigen oder gerundeten Gesteinsblöcken, die schon völlig aus dem früheren Felsverbund gelöst sind. Besonders viele Felsburgen gibt es im Steinwald. Schon Goethe war der Auffassung, dass sie durch ruhige, langsam wirkende, ­Verwitter­ung entstanden seien. Die ­Felsburgen sind aus dem gleichen Granit,­ den es auch sonst in der Umgebung gibt. Sie entstanden durch unterirdische ­Verwitterung. Entscheidend dabei sind

die Klüfte im Gestein. Je enger die Klüfte, umso besser konnte die einstige tropische Verwitterung aus warmen Wasser und ­Bodensäuren den Fels angreifen. Der Rhythmus der „Maschenweite“ der G­esteinsklüfte bestimmte, ob der Granit flächig verwitterte oder ob sich Felstürme und -burgen sowie -ruinenstädte erhalten, die der Verwitterung wesentlich länger trotzen. Die Klüfte entstehen, wenn eine Gesteinschicht die Erdoberfläche erreicht, weil darüberliegendes Gestein weg ­verwittert ist. Dabei lässt der Druck von oben und den Seiten auf die bisher kompakte Gesteinsmasse nach und sie „geht ungleichmäßig aus dem Leim“. Manchmal haben sich an Felsburgen auch Reste lange vergangener tropischer Verwitterung, ­sogenannte Karren, erhalten. Felsburgen finden Sie aber auch im Waldsassener Schiefergebirge, z. B. am Ringelfelsen, Heidelberg, Predigtstuhl oder Froschfelsen bei Neualbenreuth. Allerdings bestehen sie dort aus knapp 500 Millionen Jahre altem Schiefer. Die innere Zusammensetzung des Gesteins bestimmt aber auch die Form der Felsburgen, so sind

das „Alte Schloss“ bei der Altglashütte aus ­feinkörnigem Aplitgranit und der Hohe Stein bei Wolfersreuth aus vulkanischem Epigneis zu scharfkantigen Felsburgen verwittert.

TIPP Im gesamten Bereich des Steinwalds im Fichtelgebirge, im Waldnaabtal, im Gebiet südlich von Bärnau und Plößberg sowie um Tirschenreuth finden Sie Felsburgen. Am häufigsten treten sie im Steinwald auf. Die Burg Falkenberg ist auf einer Felsburg erbaut. An diesem Burgfelsen entstand der wissenschaftliche Begriff Wollsack. Die Ruine Weißenstein im Steinwald wurde materialsparend auf und zwischen die Wollsacktürme einer Felsburg gebaut. Die Aussichtsplattform auf dem Bergfried (864 m NN) bietet eine exzellente Fernsicht.

Felsburgen Mustertext

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Burg Falkenberg

Falkenberg Plateau – flachwellig – zertalt - verfelst Das Plateau ist eine fast ganz aus Granit bestehende zertalte Hochfläche. Auf den ersten Blick sieht das etwa 200 km² große Gebiet relativ flach aus. Der Ortsname Bodenreuth – von bodam, Lage auf ebener Fläche – spricht dafür. Aber in den Wald­gebieten verbergen sich tief eingeschnittene­felsige Bachtäler und das Naturschutzgebiet Waldnaabtal. Markenzeichen dieser Landschaft sind Falken­berger und Liebensteiner Granit. Beim ersten fallen besonders die bis über 7 cm großen weißen Feldspatkristalle auf. Beim Liebensteiner sind sie nicht ganz so groß, dafür ist er besonders hell und wird als Eisgranit bezeichnet. In beiden Orten mit ihren Burgbergen sind diese Granite überall zu sehen. Entstanden sind sie vor ca. ­310 ­Millionen Jahren etwa 10 bis 12 km tief in der Erdkruste. Dort wurden sie bei der Auffaltung der Varisken, der Vorgängerin der Alpen geschaffen. Sie wurden aus anderen ­Gesteinen erschmolzen und sind anschließend über viele Jahrmillionen abgekühlt. Anlass war der Zusammenprall zweier riesiger Großkontinente. Vor ca. 30 Millionen Jahren erreichten die Granite

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durch die dauernde Verwitterung die Nähe der Erdoberfläche. Das damalige tropische Klima hat unterirdisch die runden Granitfelsen und Felsburgen geschaffen. Stellenweise wurde der Granit auch bis zu 100 m tief zu Kaolin zersetzt. Diesen braucht man zur Herstellung von Porzellan, für die Papier- aber auch in der Lebens­ mittelindustrie. Einen Kilometer südlich von Tirschenreuth wird Kaolin aus zwei großen Tagebaugruben verarbeitet. Das landwirtschaftlich relativ unfruchtbare Falkenberg Plateau wird heutzutage immer intensiver genutzt. Dabei leben auf den offenen, sandigen und felsigen Granit­ flächen, besonders der Falkenberger Heide, seltene wärmeliebende Tiere und Pflanzen. Sie werden durch Düngung und Überwuchs mit Gebüsch gefährdet. Im Waldnaabtal hat sich der Fluss, entgegen der andauernden geologischen Hebung des Untergrunds, einen Cañon mit phantas­ tischen Felsgebilden geschaffen. Entlang fast aller Talränder und in den Bachläufen finden Sie kleine, große und oft bizarre Felsgebilde. Ein erlebenswertes Beispiel

Mustertext

ist die Große Teufelsküche im oberen Netzbachtal bei Pilmersreuth a.d. Straße. Dort hat die Natur durch Verwitterung in einige flache Felsen auch sog. „Opferkessel“ mit Blutrinnen oder Priestersitze geätzt. ­Übrigens lohnt es sich öfter einmal den „Grünen Vorhang“ der Mantelbäume am Waldrand zu „lüften“. Werfen Sie einen neugierigen Blick auf die vielen versteckten Felsen im Waldinneren.

TIPP Ins Falkenberg-Plateau kommen Sie von vielen Orten aus, die auf dem und rund um das Gebiet liegen. Der Goldsteig/ Burgenweg, der Main-Mies-Weg, die Goldene Straße, der Porzellanweg sowie viele örtliche Rundwanderwege berühren das Gebiet. Ebenso die Radwege TIR 2, 3, 4, 5, 10, der Waldnaabtal-, der Zoigl- und Stift­länder


Natur - das Erlebnis im Land der tausend Teiche

Teufelsküche

Manchmal, wie z. B. beim Wolfenstein bei Hohenwald, der Granitwoge am Luckenbühl bei Honnersreuth oder dem Hohen Stein bei Liebenstein, erheben sich die granitenen Felsburgen auch direkt aus der Hochfläche oder wie beim Kühstein sogar zwischen den Teichen. Das Plateau geht nach Westen in die zunehmend steiler ansteigenden Berge des Steinwalds über. Die oberflächliche Nahtstelle dazwischen ist seit ca. 25 ­Millionen Jahren die Basaltdecke zwischen Muckenthal und Thumsenreuth. Nach Norden zu schließt die Wasserwelt der Waldnaabaue an. Das FalkenbergPlateau reicht in etwa von Schwarzenbach bei ­Bärnau im Osten bis etwa Reuth bei ­Erbendorf im Westen, im Süden bis ­Wildenau bei Plößberg und nach Norden zu bis Tirschenreuth. Die Burg Falkenberg erhebt sich auf einem geschützten Geotop über dem Waldnaabtal, sie wird im 12. Jh. erstmals urkundlich erwähnt. Der äußerst seltene Kirchenpatron St. Pankraz lässt allerdings stark vermuten, dass die Burg zwischen 896 und 955 entstand. Kaiser Arnulf errang 896 am Pankratiustag einen Sieg vor Rom. Der entscheidende Sieg über die Ungarn

Burg Wildenau

geschah am Laurentiustag 955, von da an war dieser Heilige absolut „in“. Gegen die Hussiten hat die Burg gehalten, nach dem 30-jährigen Krieg kam aber das „Aus“ für diese Form der militärischen Verteidigung. Die Burg wurde 1936 bis 1939 durch Werner Graf von der Schulenburg (+ 1944) rekonstruiert. Auf dem Burgberg in Liebenstein versucht man die wenigen Reste der einstmals großen Burganlage zu erhalten. Man ist derzeit dabei, Teile der Grundmauern freizulegen und die Mauerreste zu sichern. Die Burg Wildenau wurde in den letzten Jahren vorbildlich renoviert. Bei der romanischen Kirche in Schönkich hat man erst im Zuge einer Renovierung festgestellt, dass dieser Granitbau eigentlich eine BurgKirche ist. Bis vor ca. 250 Jahren hatte sie noch 2 profane Obergeschosse und der Turm hatte noch weitere 2 Geschosse. Weil das Fundament nachgab, hat man Teile abgetragen.

Plößberger Weiher

um eine Vulkaninsel. Das versteinerte Riff ist am Mühlbühlpark aufgeschlossen, auf dem Südteil steht die ganze Altstadt von Tirschenreuth. Die Reste der basaltischen Vulkaninsel bilden den Untergrund für das Krankenhaus und die Häuser in seiner Umgebung. Südlich der Rappauf-Kaolin-Grube ist auch ein Stück des ehemaligen Ozean­ bodens erhalten geblieben. Der Amphibolit ist Überbleibsel des ehemaligen Ozeanbasalts und das eingeschuppte Kalksilikat Rest der Kalkbestandteile der damaligen Meeres­bewohner.

Am Rand des Plateaus wurde auch anderes Gestein zertalt. So durchschneidet mitten in Tirschenreuth der Mühlbach, eigentlich die Waldnaab, Glimmerschiefer aus der Zeit des Silur. Er entstand ursprünglich vor ca. 430 Millionen Jahren als Riff rund

Vogelherd bei Reuth

Karpfenradweg, der Egergraben- und Krönungsweg und die Leuchtenberg-Tour. Dennoch sind große Flächen des Plateaus nicht besonders erschlossen und deshalb Zielgebiet für im Kartenlesen kundige Entdecker.

Wollsäcken am Burgberg finden Sie am Aufgang zur Burg neben dem Rathaus. Falkenberg ist auch eine Anlaufstelle für Zoigl-Jünger. Der denkmalgeschützte „Rote Ochse“ in F­ alkenberg war schon zur Zeit der ­Entdeckung Amerikas ein Gasthaus.

Die Öffnungszeiten der Burg Falkenberg finden Sie im A-Z, das Sie bei allen GästeInfos erhalten. Eine Erläuterung zu den

Falkenberg Plateau

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Klettern am Vogelfelsen

Steigen Sie nach einem Besuch am ­Kiebitzstein auf jeden Fall noch die ca. 50 ­Höhenmeter zur hochmittelalterlichen Ruine Weißenstein hinauf. Das Fenster im Grandfels finden Sie, von Süden aus gesehen, am linken der beiden­höchsten Felstürme. Die folgenden ­„Fenster“ bestehen aus Felstrümmern. In der Mitte der Huberfelsen, einer natur­ geschaffenen Ruinenstadt, finden Sie einen Felsen mit einem „Fenster“. Ein weiteres ist nur wenig unterhalb vom Vogelfelsen im Steinwald oben in einer mittelgroßen Felsburg. Der Vogelfelsen ist ein beliebtes Ziel von Kletterern. Im Zentrum des Großen ­Knockfelsen bildet ein großer „Schlussstein“ den oberen Abschluss eines ­„Fensters“. Auf der Nordseite, wo er eine große vorspringende Nase hat wird auch an diesem Felsen geklettert. Ein ­weiteres finden Sie im ­westlichen der beiden ­Kutschensteine unterhalb von Pfaben.

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Ein Felsenturm – Huberfelsen im Steinwald

Felsen

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Ebnather Ochsenkopf

Felsenbrücke, -fenster, -stadt, -tor Der Kiebitzstein ist eines der besonderen Geotope im Naturpark Steinwald. Sie finden ihn, nicht weit von der Steinwaldstraße, die quer über den Gebirgsstock führt. Er ist etwa 100 m von der Ruine Weißenstein entfernt, fast direkt am Goldsteig/Burgen­ weg. Dieser große Fels ist ein gerundeter und gebogener Wollsack. Irgendwann ist er von seiner Auflage weggerutscht, so dass ein begehbares Felsentor entstanden ist. Ein mindestens genauso schönes Felsentor, das zugleich auch eine –brücke bildet finden Sie am Frauenreuther Berg (747 m). Gleich daneben noch ein weiterer Torfelsen, beide nur ein paar hundert Meter oberhalb vom Goldsteig.

Ein anderes Felsentor finden Sie am ­Rotenfels in der Flötzwaldung im Nord­ westen des Landkreises. Dieses Tor ist nicht aus Granit sondern aus Quarzit. Ein Tor, das „aus den Angeln gegangen“ ist, finden Sie in der Nähe von Falkenberg an der West­seite vom obersten Teich des „Tiefen ­Grabens“. Es liegt etwas verdeckt vom grünen Vorhang des Waldrands am Hang in einer größeren Felsgruppe aus Granit. An den bis 854 m hohen Grandfelsen, im westlichen Steinwald, ist durch Ver­ witterung ein sogenanntes Bröckelloch mit einem Durchmesser von mehr als einem halben Meter entstanden.

Hackelstein bei Fuchsmühl

Bei Rothenbürg existiert ein „Fenster“ im Winterleitenfels am Netzbach und eines auf dem Eichenberg, als Krönung einer Granitkuppe. Im oberen Teil der Riesenschüssel am F­ riedenfelser Rundweg Nr. 12 kann man durch einen langen schrägen Felsschacht nach oben oder unten schauen.

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Blick von Waldershof auf Kösseine

Fichtelgebirge Das Fichtelgebirge erstreckt sich zwischen Frankenwald, Erzgebirge und Oberpfälzer Wald. Es bildet ein Hufeisen aus drei Gebirgsteilen, dem Waldsteingebirge im Norden, dem eigentlichen Fichtelgebirge im Westen und dem Steinwald im Süden. Die höchste Erhebung ist der 1053 m hohe Schneeberg. Die Flüsse, die im Fichtelgebirge entspringen fließen in alle vier Himmelsrichtungen es sind die Eger, die Fichtelnaab, die Heidenaab, der Weiße Main und die Saale.

In den Nordwesten des Landkreises ­Tirschenreuth erstreckt sich das Südliche Fichtelgebirge und umfasst die Gemeinden Brand (Geburtsort des Komponisten Max Reger), Ebnath, Neusorg, Pullenreuth und Waldershof. Die höchste Erhebung des Fichtelgebirges im Landkreis ist der Holzgrabenberg 834 m NN. Geologisch gehören zum Fichtelgebirge auch Teile des Steinwalds und das Waldsassener Schiefergebirge. Grenze im Südwesten ist die ­Fränkische Linie und im Südosten die Erbendorf Linie. Den Namen hat das

Gebirge vom zentralen Bereich um den Ort ­Fichtelberg. Im M ­ ittelalter befand sich dort ein ­kurpfälzisches Bergamt. Mitte des 16. Jh. hat der Humanist Kaspar ­Bruschius aus Eger das gesamte Gebirge als ­Fichtelberg b­ ezeichnet. In der Nähe des 800 m hohen Scheibenberges, erinnert die Wolfssäule an den letzten Wolf, der im Königreich Bayern erlegt wurde.

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Kiebitzstein am Goldsteig bei der Ruine WeiĂ&#x;enstein

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Fischbauern Königsthron & Karpfenkirchweih Eine große Anzahl von Landwirten im Landkreis Tirschenreuth besitzt neben ihren Äckern und Wiesen auch Teiche. Bei einigen dieser Landwirte ist der Ertrag aus den Teichen nicht nur ein Zubrot, sondern bringt einen größeren, manchmal sogar den überwiegenden Teil des Einkommens. Man kann diese Teichwirte mit Recht als Fischbauern bezeichnen. Der Ort Kornthan bei Wiesau ist ein, bzw. „das“ Fischbauerndorf – zumindest in ganz Ostbayern. Bereits im Mittelalter haben die dortigen Bauern hauptsächlich von ihren Fischen gelebt. Als 1618 der damalige Landesherr, Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz, für seine Bewerbung als König von Böhmen viel Geld brauchte, hat er an vier Kornthaner Bauern den dortigen Teich für 1.100 Gulden verkauft. Das war damals der Wert von 11 normalen Bauernhöfen. Für die Bauern und ihre Nachkommen hat sich das Geschäft bis heute gelohnt. Dem Kurfürsten trugen die Standesvertreter Böhmens am 19. Oktober 1619 in Waldsassen feierlich die Königskrone an. Damit ging der 30-jährige Krieg in seine „heiße Phase“. Im ­November 1620 verlor Friedrich der Pfälzer die Schlacht am Weißen Berg bei Prag, seine Krone und alle Ländereien. Vier Fischbauern gehört der Kornthaner Weiher, der gleichsam den Dorfplatz bildet, noch heute gemeinsam. Mit dem Adel in der Umgebung konnten es diese Bauern ­finanziell jederzeit aufnehmen. Der ­Fischpreis erlaubte es ihnen, ihr Geld gegen Zins, wie eine Privatbank, zu ­verleihen. Auch heute handelt es sich noch um stattliche Fischbauernhöfe. Während der Erlebniswochen Fisch ­veranstalten die Kornthaner Fisch­ bauern ihre inzwischen weitum bekannte ­Karpfenkirchweih.

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Fischadler

Fischadler & Seeadler Fischadler – etwas mehr als bussardgroße Greifvögel – sind fast weltweit verbreitet. Sie kommen an Seen, Flüssen und Meeres­ küsten vor. Ihre Oberseite ist schwärzlich, die Bauchseite schneeweiß mit einem ­dunklen Brustband. Kopf und Kehle sind ebenfalls weiß und ein brauner Streif zieht sich vom Auge bis zur Schulter. Die Flügel haben eine Spannweite von ca. 1,30 m, sind lang, schmal, gewinkelt mit einem ­schwarzen Handgelenkfleck. Der Fischadler kam im Landkreis jahrzehntelang den Sommer über nur als Nahrungsgast vor. Inzwischen brütet er im Hessenreuther Wald und der Forst versucht weiteren Brutpaaren durch Plattformen auf Bäumen das Brüten leicht zu machen. Er ­ernährt sich hauptsächlich von Weißfischen. Wer Glück hat, kann über der Großen Teichpfanne auch seinen großen Verwandten, den bis zu 2,4 m spannenden Seeadler, in den Lüften kreisen sehen.

Fischaufstieg an der Wondreb bei Waldsassen

Fischaufstieg Stauwehre in Flüssen und Bächen sind für Fische oft unüberwindliche Hindernisse. Seit einiger Zeit baut man deshalb Fisch­ aufstiege. Dabei wird das Flussbett über eine langgezogene Schrägstrecke voll­ flächig mit großen rundlichen Steinen ausgelegt. Sie verhindern wie Wehre zu schnellen Wasserabfluss, ermöglichen aber Fischen die Steigungen zu überwinden.

Fischernte Das Abfischen der Teiche im Herbst (Ende September bis Mitte November) wird von den Teichwirten als Fischernte bezeichnet. Die Fische werden dann verkauft, kommen zum Überwintern in Fischhälterungen, kleine Teiche oder als Speisefische in ­Fischkästen.

Kornthan und der Kornthaner Weiher, dahinter Wiesau


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Fischereimuseum

Aquarien im Fischereimuseum

Fischereimuseum

Fischessen

Das Oberpfälzer Fischereimuseum in Tirschenreuth im MuseumsQuartier macht die Entwicklung und Geschichte der Fischerei im Landkreis Tirschenreuth erlebbar.

Fischen in den ­Aquarien, sind in einem Diorama viele präparierte Tiere aus der Teichlandschaft zu sehen, wie z. B. der Biber. Gerade auch für Kinder ist das Museum sehr interessant.

Das Museum ist vor allem der Fischerei und Gewässerkunde gewidmet. Den ­Besuchern werden Gewässer- und Fischkunde vermittelt. Das Museum bietet aber nicht nur „trockene” Information. In den vier großen Kaltwasser-Aquarien wird die heimische Unterwasserwelt mit ihren Fischen und Pflanzen gezeigt. Die Geschichte der Fischerei und Teichwirtschaft ist eine intensive Beziehung zwischen Mensch und Natur. Ausführlich werden die Arbeiten und die lange und wechselhafte Geschichte der heimischen Teichwirtschaft dargestellt.

Im Fischereimuseum können Fische sprechen! Was würden wohl Fische erzählen, wenn sie sprechen könnten? Öffnungszeiten: Das Oberpfälzer Fischereimuseum ist von Dienstag bis Sonntag von 11.00 - 17.00 Uhr geöffnet. Auskunft: Tel. 09631 6122

In den nächsten Monaten soll das Museum durch das Haus am Teich noch bedeutend erweitert werden. Das Museum ist sehr um Anschaulichkeit bemüht. Neben den

TIPP Fischaufstieg Am Euregio-Radweg finden Sie zwischen Waldsassen und Altenhammer eine Furt durch die Wondreb. Beiderseits ist sie mit einem Fischaufstieg kombiniert. Eine Hinweistafel erläutert Ihnen das naturnahe Fließsystem.

Fischaufstieg

Fischgastronomie Eine ganze Anzahl von gastronomischen Betrieben im Landkreis bietet einheimischen Fisch, auf verschiedene Art zubereitet, an. Frischen einheimischen Fisch erhält man von September bis April. Die Kartoffel, eine häufige „Zutat“ zum Fisch, wurde bei uns bereits um 1690 angebaut, lange bevor Preußens „Alter Fritz“ diese Knolle in seinem Lande anbauen ließ.

das Größte im Mittelalter – Luxus auf dem Teller Am 6. Juni 1179 wurde die romanische Klosterkirche der Zisterzienser in Waldsassen eingeweiht. Das Reichskloster war damals politisch höchst wichtig. Sogar Kaiser Friedrich Barbarossa ist mit 6.000 Mann Gefolge zur Weihe der 84,5 m langen Kirche angereist. Die hohen weltlichen und kirchlichen Würdenträger wollten bei dieser Gelegenheit natürlich auch fürstlich tafeln. Da aber die Zisterzienser auf Grund ihrer Ordensregel kein Fleisch warmblütiger Tiere essen durften, wurde dieses Festgelage zum größten Fischessen des Mittelalters. Weil der Orden erst Ende des 11. Jh. entstand, war kaum mehr freies Land vorhanden. Den Zisterziensern wurde bei Klostergründungen meist sumpfiges Land geschenkt, weshalb sie sich zu Wasserbauspezialisten entwickelt haben. Im Mittelalter war Fisch kein Armeleuteessen, Karpfen kostete das achtfache von Rindund zwölffache von Schweinefleisch. Der Verkauf von Fischen war ein einträgliches Geschäft.

Fischhälterungen und –kästen Nach der „Fischernte” im Herbst werden die Fische nicht, wie viele Menschen glauben, allesamt geschlachtet. Die meisten kommen in Fischhälterungen, in kleine Teiche, wo sie überwintern und im Frühjahr in andere Teiche umgesetzt werden. In wasserdurchströmte Fischkästen an Bächen und Flüssen kommen die Fische, die den Winter über als frische Speisefische gebraucht werden.

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Fischhof und Fischhofbrücke Der Fischhof in Tirschenreuth, das heutige Amtsgericht, ist um 1219 entstanden. Kurz zuvor hatte die Abtei Waldsassen den Ort Tirschenreuth von den Herren von Ortenburg gekauft. Sie hatten den 90 ha großen Oberen (Stadt-)Teich noch vor 1200 angelegt. Der Fischhof lag, bis der Teich 1808 trockengelegt wurde, auf einer Insel im Oberen Stadtteich. Der Fischhof war eine Grangie (v. lat. ­granum, Korn), ein Korn- bzw. Zehenthof des Klosters, der von Laienbrüdern, den Konversen, bewirtschaftet wurde. Die Grangien der Zisterzienser hatten eine Größe von 190 bis 240 ha. Hier wurden neben den eigenen Erträgen auch die Abgaben der Untertanen gesammelt. Zugleich war der Fischhof auch einer der Stadthöfe der Zisterzienser, die in Tirschenreuth, wie z. B. auch im ­„Steinhaus” in Eger ihre Überschüsse auf den städtischen Märkten verkauften. Während der Reformationszeit verlor das Kloster Waldsassen 1548 seine selbstständige Stellung als eigenes Reichsland an die ­pfälzischen Wittelsbacher. Von 1560 bis 1571 regierte der Bruder des Kurfürsten, Herzog und Pfalzgraf Reichard

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von Simmern das Stiftland. Er machte den Fischhof zu seiner herzoglichen Residenz. Zu ihr führte eine Holzbrücke, in die eine Zug­brücke eingebaut war. Während der Zeit des zweiten Klosters, von 1669 bis 1803, diente der Fischhof als Sommersitz der Äbte. Die steinerne Fischhofbrücke wurde 1749 fertig gestellt. Im Jahr 1808 wurden beide Stadtteiche abgelassen und trockengelegt. Die Fischzucht war damals nicht wirtschaftlich, weil das neue Königreich Baiern die Viehzucht zum Staatsziel erklärt hatte. Außerdem hatte der Staat nach der Säkularisation des ­Klosters Waldsassen 1803 auch die Satzteiche verkauft, sodass die notwendigen Mengen an jungen Satzfischen fehlten. Heute ist im Fischhof das Amtsgericht untergebracht. Die Türen aus der Barockzeit sind noch vorhanden und wurden, wie die Räume, renoviert. Im Obergeschoß ­befindet sich die barocke Kapelle der ­Heiligen Stanislaus und Aloysius. Die mittelalterlichen Brücken zum F­ ischhof, die sicher öfters erneuert werden mussten,­ sind aus Holz gewesen. Kurz vor der Fisch-

hofinsel war ein Teil der Brücke als Zug­ brücke angelegt und sicherte den Zugang. Auch die jetzige steinerne Fischhofbrücke, die von 1747 bis 1749 unter der Leitung des Waldsassener Architekten und Laienbruders Philipp Muttone erbaut wurde, hatte eine „zwischengeschaltete” Zugbrücke. Das vorletzte Brückenjoch (Bogen) vor dem Fischhof wurde erst 1961 eingebaut. Es ist an den helleren Steinen und kleineren Steinformaten im Brückenbogen noch zu erkennen. Die beiden Figuren auf der Brücke sind Jugendstilstatuen vom Beginn des 20. Jh. und stellen die Göttinnen Ceres und Justitia dar. Die Brücke ist 92,1 m oder 360 Fuß (böhmische Fuß á 25,6 cm) lang. Durch das erste Brückenjoch fließt der 6,5 km lange Mühlbach, der nach der ­Trockenlegung des Oberen Stadtteiches 1808 angelegt wurde. Seine Wasser­ober­ fläche markiert den Wasserspiegel des Oberen Stadtteichs. Durch die Mitte der Brücke fließt auf niedrigerem Niveau als der Mühlbach der Netzbach. Er wird in der Nähe des etwa 500  m entfernten Freibades vom Mühl-


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bach auf einer Brücke „kreuzungsfrei” überquert. Ab der Abzweigung nach ­Lohnsitz führt ein Weg zu dieser „Wasser­ überführung“ am Mühlbach entlang. Im Volksmund heißt dieser Fuß- und Radweg, der zum Freibad führt, Philosophenweg. Am Mühlbach stehen auch einige Fischkästen, wo die frischen Speisefische gehalten werden. Graureiher

Graureiher

Fischlehrpfad

Fischzucht

Der Angelverein Wiesau hat 1997 im Bereich der Wiesauer Waldseen einen Fischlehrpfad gestaltet. Der Lehrpfad verläuft parallel zum Trimm-Dich-Pfad und beschreibt auf 16 Informationstafeln alle heimischen Fische, deren Nährtiere und die natürlichen Feinde.

Fischzucht im „modernen” Maßstab wird im Landkreis Tirschenreuth seit 1.100 Jahren betrieben. Damit dürfte es sich um eine der ältesten Fischzuchtregionen in Europa handeln. Innovativ wurde später auch das Kloster Waldsassen tätig. Man musste als Staat, das Stiftland war als reichsunmittel­bare Zisterzienser-Abtei selbstständiges Reichsland, nicht wie die Privatbesitzer jeden Teich zu 100 % wirtschaftlich nutzen.­Die Mönche und Laienbrüder, die Konversen, konnten bei der Zucht experimentieren und auch neue Absatzmärkte für die Fische erschließen. Diese Maßnahmen kamen dann den Privatbesitzern zugute und über Abgaben wieder dem Kloster. Zudem waren die Zisterzienser Wasser­bauspezialisten. Diese Tradition wäre nach der Säkularisation des Klosters 1803 fast zum Erliegen gekommen. Im neuen ­Königreich Baiern (das y ist erst eine spätere Zutat) war Viehzucht und nicht Fischzucht Staatsziel. Weil auch die Teiche für die Satzfische verkauft wurden, gab es keinen professionellen Nachschub an jungen Fischen mehr. Erst ab 1880 wurde die Fischzucht vonseiten des Staates wieder gefördert.

Auf Anfrage werden vom Angelverein auch Gruppen durch das Gebiet der Wiesauer Waldseen geführt. Info: Herr Hans Brosch · Tel. 09634 1558

Fischreiher & Silberreiher Der Name der Reiher kommt vom althochdeutschen Begriff reigaro und bedeutet „Krächzer”. Die Reiher sind fast weltweit verbreitete Stelzvögel und reichen in rund 65 Arten von taubengröße bis etwa 1,4 m. Sie kommen vor allem an Süßwasser und Sümpfen vor. Sie können gut fliegen und segeln und ernähren sich hauptsächlich von Fischen, Lurchen, Insekten und Mäusen. Der Fischreiher ist etwa 90 cm groß, oben grau und unten weiß. Der Kopf ist weiß, der Hals ebenfalls, allerdings ist er vorne fein schwarz gezeichnet. Die Fischreiher haben einen langen, spitzen, gelben Schnabel, schwarze Hinteraugenstreifen und einen schwarzen Federschopf. In der Großen Teichpfanne kann man manchmal mehr als ein Dutzend dieser Vögel auf einmal sehen. Seit einigen Jahren wird auch der weiße Silberreiher in unserer Gegend immer häufiger. Er ist ebenso groß wie der Fischreiher. Noch vor etwa vier Jahrzehnten hatte er seine nördliche Brutgrenze im Burgenland in Österreich.

TIPP Fischhof Den Fischhof samt Kapelle können Sie während der Amtsstunden besichtigen. Die Fischhofbrücke ist immer zugänglich.

Fischlehrpfad Anfahrt über den Wiesauer Ortsteil Schönhaid und über die Umgehungsstraße von Wiesau. Die Beschilderung lautet: Waldseen, Fischlehrpfad.

Fischhof

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Die Flednitz rund um Kemnath

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Flötzbach auf Buntsandstein bei Immenreuth

Fließgewässer-Landschaften

Kusche, Kulme, M ­ uschelkalk

Die Vielfalt der Landschaften im Land der tausend Teiche wiederholt sich in ihren ­Bächen und Flüssen. Je nach ­landschaftlichen und gewässerkundlichen Umständen,­der Größe ihrer ­Einzugsgebiete, einschließlich ihrer Auen, sind naturnahe Gewässer reich­haltige ­Lebensräume für Pflanzen und Tiere.

Ortsnamen, wie Döberein (von dobry = gut) oder Zinst (von Senište`´ ≈ viel Heu) weisen darauf hin. Die Gemeinde Kulmain hat ihren Namen von den Leuten oder dem Ort am Hügel. Den slawischen Beamtentitel eines Župan gab es in der Flednitz noch bis um 1300. Eine letzte Erinnerung daran war der inzwischen verschwundene „Suppen“-teich bei Schönreuth. Die Flednitz, von Fladnica, dem Gebiet der träge in Mäandern strömenden Flüsse und Bäche, ist aber auch eine Landschaft des Vulkanismus. Vor 29 bis 19 Millionen ­Jahren sind allein in dieser Gegend mehr als 30 Vulkane entstanden. Die Kulm- und Kuschberge haben ihren Namen ebenfalls von unseren slawischen Vorfahren. Kulm bedeutet Hügel und Kusch heißt einfach Kegel und das ist eine präzise Beschreibung für die Basaltkegel in der Landschaft. Im Muschelkalk der Umgebung wurden in den letzten Jahren versteinerte Reste von S­ auriern gefunden.

Fließgewässer mit vergleichbaren geologischen (z. B. Gneis, Schiefer, Granit, Basalt, Sandstein, Muschelkalk, usw.) und klimatischen Merkmalen, können hinsichtlich ihres Fließverhaltens, ihrer Laufgestalt und ihrer Form zu Gewässerlandschaften zusammengefasst werden.

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Krögnitz auf Granit bei Ebnath

Flednitz Die Landschaft der Kemnather Senke, ­zwischen Waldeck, Neustadt am Kulm, ­Pressath und dem südlichen Fichtel­ gebirgsrand wird auch als Flednitz oder Flednitzgau bezeichnet. Dieser Name stammt von den slawischen Siedlern, die sich im 7. Jh. in dieser Gegend nieder­ gelassen haben. Viele Orts-, Flur- und Flussnamen erinnern an die damaligen ­Bewohner. Sie legten ihre Orte auf ­besonders ertragreichen Böden an.

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Weitere Sonderformen sind Fließstrecken­ im Kalksilikatgestein (schmutziger ­Marmor), in sauren, granitischen Vulkan­ gesteinen oder Mischformen, wenn ein Bach genau auf bzw. in der Grenzlinie ­zwischen zwei Gesteinsarten fließt.

Lausnitz auf Basalt bei Mitterteich

In Bayern unterscheidet man allgemein 19 große Fließgewässerlandschaften. Dank der komplizierten Erdgeschichte kommen von diesen, 13 im Landkreis ­Tirschenreuth vor. Eine 20. Landschaft, das Rotliegende, das in Bayern flächenmäßig klein ist, kommt bei Erbendorf vor. ­

TIPP Flednitz Besuchen Sie den historischen Marktplatz von Kemnath, der Turm der Kirche ist zugleich Stadttor. Werfen Sie auf jeden Fall einen Blick auf das Innere der gotischen Hallenkirche. In der alten Fronfeste finden Sie das Heimat-, ­Handfeuerwaffen-, Ur- und Vor­ geschichtsmuseum. Die äußerlich schlichte Nepomukkirche in Waldeck wird Sie mit ihrer kostbaren ­Rokokoausstattung überraschen.

Die gotische Hallenkirche in Kastl ist ebenfalls sehr sehenswert. Kleine Landschlösser finden Sie in Wolframshof und Unterbruck bei Kastl. Auf Schloss Kaibitz (Privatbesitz) hat man einmal eine widerspenstige ­Wittelsbacher Prinzessin verheiratet. In Kulmain steht eine Kirche von Wolfgang Dientzenhofer mit klassizistischer Aus­ stattung und in Neustadt am Kulm finden Sie die schönste protestantische Land­ kirche Bayerns (sonntags geöffnet).

Flednitz


Natur - das Erlebnis im Land der tausend Teiche Am Paulusschwamm in der GroĂ&#x;en Teichpfanne


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Waldnaab bei Gumpen

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Fichtelnaab bei Brand

Flüsse im Land der 1000 Teiche Waldnaab

Fichtelnaab

Der Hauptfluss der Oberpfalz, die Naab, entspringt als Waldnaab am Kreuzbrunnen, unterhalb des 855 m hohen Naabberges, an der Grenze zu Böhmen, im Landkreis Tirschenreuth. Danach macht sie als Lesní Nába einen etwa 1 km langen Ausflug nach Westböhmen. Zunächst fließt sie bis zur Knopfstadt Bärnau weiter nach Nordosten, das Stück bis zum 80 ha großen Liebensteinstausee nach Westen, dann bis Tirschenreuth nach Norden. Von da ab windet sie sich südwestlich in zahllosen Mäanderschleifen durch die Waldnaabaue bis zur Burg Falkenberg, um dann tosend im granitenen Cañon des Waldnaabtals ihre endgültige Südrichtung zur Donau einzuschlagen. Bei Windischeschenbach nimmt sie die Fichtelnaab auf und ab der Mündung der Haidenaab, südlich von Weiden, heißt sie „nur” noch Naab.

Sie ist einer der drei großen Quellflüsse der Naab und entspringt am Südosthang des Ochsenkopfs im Fichtelgebirge. Die Quellfassung liegt auf 867 m Höhe. In der Zeit vom 15. bis Ende des 18. Jh. ließ man die Fichtelnaab im sagenumwobenen ­Fichtelsee „entspringen“. Sie fließt durch Fichtel­berg, nimmt Kratze-, Schneit- und Fuhrbach auf und fließt dann in einer ­breiten Talfurche mit Granit­blöcken im Flussbett vorbei an Brand, dem Geburtsort des Komponisten Max Reger, in Richtung Ebnath. Kurz davor mündet die Krögnitz, die sich bis zur ca. 90 m langen Stromschnelle­bei der Grünlasmühle als Wildwasser gebärdet. Bei Neusorg überspannt ein großes ­Viadukt der Bahnlinie Nürnberg-Marktredwitz­den Fluss. Zwischen dem Zwergauer Schieferrücken und dem ­südwestlichen Steinwald erreicht

Trotz ihrer relativ geringen Länge von 165 km hat die Naab mit 5.225 km² ein weit größeres Einzugsgebiet als z. B. Lippe oder Ruhr, die um die Hälfte länger sind oder die 270 km lange Eger, mit einem Einzugs­ bereich von gerade einmal ca. 4.700 km². Die wichtigsten Zuflüsse der Waldnaab aus dem Landkreis Tirschenreuth sind der Schwarzenbach, die Wiesau und die Schlattein.

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Fichtelnaabradweg

die ­Fichtelnaab die alte Bergbaustadt Erbendorf. Unterhalb von Krummennaab und dem GeoZentrum an der KTB verlässt sie den Landkreis. Unterwegs verstärkt sich die Fichtelnaab nochmals durch den Höll-, Felberer-, Godes-, Schien-, Forellen- und Tiefenbach. Bei Windischeschenbach vereinigen sich Fichtel- und Waldnaab. Am gesamten Flusslauf entlang wurde die Wasserkraft der Fichtelnaab für die mittelalterlichen Hammerwerke und später für Paterlwerke und Glasschleifen genutzt. Ähnlich wie die Waldnaab im Waldnaabtal fließt die Fichtel­naab zwischen Steinwald und ­Zwer­gauer Schieferrücken in einem ­antezedenten Tal, das schon vor den ­umgebenden Bergen existiert hat.

TIPP Fichtelnaab Besuchen Sie das Max-Reger-Gedächtniszimmer in Brand oder werfen Sie einen Blick in die barocken Kirchen St. Ägidius in Ebnath und St. Martin in Pullenreuth. Entlang des Flusslaufes verläuft der Fichtelnaabradweg von Fichtelberg bis Windischeschenbach. Der Radweg ist von Neusorg bis Krummennaab neu und naturnah ausgebaut. Bis nach Erbendorf begleitet der Weg auf langen Strecken direkt das Flussufer.


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Haidenaabaue bei Kastl

In der Waldnaab und im Grenzbach im Steinwald – der über den Hainbach in die Fichtelnaab mündet – kommen noch Bach- und Flussperlmuscheln vor. Trotz vieler Unterstützungsmaßnahmen sind beide in ihrem Bestand stark gefährdet. ­Wahrscheinlich sind die Gewässer in­ zwischen so sauber, dass sie zu wenig ­Nahrung ­enthalten.

Haidenaab Der westliche Quellfluss der Naab ­entspringt an der Südwestseite des ­Fichtelgebirges. Beim Renaissanceschloss Schlackenhof erreicht sie den Landkreis Tirschenreuth. Sie fließt danach am Schloss Kaibitz vorbei, wo um das Kriegsende einige Zeit das Gerhard-Hauptmann-Archiv untergebracht war. Kurz darauf passiert sie noch die Landschlösser Wolframshof und Unterbruck, sowie den Ort Kastl und verlässt nach wenigen Kilometern den Landkreis wieder. Südlich von Weiden, ­vereinigt sie sich mit der Waldnaab und wird zur Naab.

Wondreb bei Hundsbach

Wondreb Sie ist ein Nebenfluss der Eger, ihre Wasser fließen über die Elbe zur Nordsee. Sie entspringt als Nikolausbach an der tschechischen Grenze, in der Nähe der ­Nikolauskirche zwischen Mähring und Neualbenreuth. Ab der Einmündung des Frauenreuther Baches westlich von Großkonreuth führt sie den Namen Wondreb. Als nächstes erreicht sie den Ort Wondreb und windet sich dann durch die Wondreb­ aue. Unterhalb von Leonberg wendet sie sich nach Norden und kurz darauf nach Nordwesten. Sie fließt am Kloster und der Stadt Waldsassen vorbei nach Böhmen, ins Egerland, dort strömt sie durch den etwa 8 km langen Wondrebstausee Jesenice und mündet bei Kulsam/Odrava in die Eger.

Der Muglbach entspringt bei der Wüstung Neumugl. Bei der Muglmühle stürzt er in Kaskaden, dann als Wasserfall über ­Schieferfelsen. Nachdem er das ­Kurgebiet

Haidennaab

Anm.: Die (Ur-)Naab, der Hauptfluss der

Wald-, Fichtel- und Haidenaab bilden mit ihren Nebenbächen eine Seite der Euro­ päischen Hauptwasserscheide. Im Osten und Norden gegen das Moldau-Elbe-System und im Westen gegen die Quellflüsse des Mains, die zum Rhein streben.

des Sibyllenbades umflossen hat, stürzt der Bodenbach, der früher erst ­einmal durch den Mühlbach musste, in einem kleinen Wasserfall zum Muglbach hinunter. Jenseits der Grenze, in der Nähe der wieder aufgebauten Wallfahrtsstätte Maria ­Loreto/ Svatá Loreta mündet er kurz vor dem ­Stausee Jesenice in die Wondreb.

Mies/Mže Die Mies entwässert 2,9 % vom Landkreis Tirschenreuth. Sie wird in Pilsen zur ­Beraun und mündet südlich von Prag in die Moldau. Sie entspringt als Reichenbach in der Marktgemeinde Mähring auf dem Kamm des Oberpfälzer Waldes.

Die wichtigsten Zuflüsse der Wondreb sind der Seibertsbach, der Kornmühlbach, die Lausnitz (die eigentlich ursprünglich slaw. Olsnitz = Eschenbach, hieß und von den Einheimischen Eschnitz genannt wird) und der Muglbach.

Der wichtigste Zufluss der Haidenaab im Landkreis Tirschenreuth ist der Fallbach, der in Kemnath aus dem Flötz- und dem Schirnitzbach entsteht.

Die spätgotische Hallenkirche in Kastl an der Haidenaab sollten Sie sich auf jeden Fall ansehen.

Tschechischer Touristenverein Karlsbad an der Miesquelle

Oberpfalz ist etwa am Beginn des Oligozän, vor ca. 36 Millionen Jahren entstanden, lange bevor dann vor ca. 9 Millionen Jahren auch die (Ur-)Donau zu fließen begann.

Akanthusaltar oder in Waldsassen die ­Sehenswürdigkeiten der katholischen Kloster- und der kalvinistischen Stadt­ gründung.

Wondreb

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Die Barockkirche in Wondreb und die berühmte Totentanzkapelle nebenan sind auf jeden Fall einen Besuch wert, ebenso die barocke Kirche in Leonberg mit einem

Nahe der Ortschaft Asch weist ein Schild am Main-Mies-Weg, einem Fernweg des Oberpfälzer Wald Vereins, auf das Quellgebiet der Mies hin.

Flüsse im Land der 1000 Teiche

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Fichtelnaabaue bei Grötschenreuth

Flurdenkmale Zwischen Fichtelgebirge und Böhmerwald finden Sie im Landkreis zahlreiche und ganz unterschiedliche Flurdenkmale, die aus verschiedenen Jahrhunderten stammen. Am häufigsten sind barocke Bildsäulen (Martern), im Osten des Landkreises, oft fälschlich auch Stiftlandsäulen genannt. Die ältesten Flurdenkmale sind die steinernen Sühnekreuze aus dem Mittelalter, die oft an einen Totschlag erinnern, der vor Einführung des römischen Rechts noch ­außergerichtlich ­geregelt ­werden konnte. Größere Flurdenkmale sind die Fluraltäre in der Umgebung von Beidl, die für die Prozessionen am katholischen Fronleichnamsfest entstanden.

TIPP Fränkischer Gebirgsweg Bei der Tourist-Info im Landkreis ­Tirschenreuth oder vom Tourismusverband Franken erhalten Sie ein kostenloses ­Prospekt über den Fränkischen Gebirgsweg: Tourismusverbrand Franken

Postfach 440453 · 90209 Nürnberg Tel. 0911 941510 · www.frankentourismus.de www.fraenkischer-gebirgsweg.de Eine detaillierte kostenpflichtige ­Ringbuch-Broschüre über den Abschnitt im Fichtel­gebirge erhalten Sie beim Fichtelgebirgsverein

Theresienstraße 2 · 95632 Wunsiedel Tel. 09232 700755 info@fichtelgebirgsverein.de www.fichtelgebirgsverein.de

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Fränkischer Gebirgsweg

Fränkischer Gebirgsweg …auf 55 km in der Oberpfalz Der Fränkische Gebirgsweg zwischen Unterreichenstein bei Issigau nahe der Grenze zu Thüringen und Hersbruck hat eine Länge von 425 km. Von dieser ­Strecke werden 224 km vom Fichtel­ gebirgsverein mit Sitz in Wunsiedel betreut, 55 km davon verlaufen außerhalb Frankens durch die Oberpfalz.

Zu Füßen der Burgruine Weißenstein im Steinwald kreuzen sich der Fränkische Gebirgsweg und der Goldsteig, der von Marktredwitz durch den Oberpfälzer Wald und den Bayerischen Wald bis nach Passau führt.

Der Weg zeigt Franken und die Ober­ pfalz mit ihrer wildromantischen Vielfalt. Der Weg verbindet die höchsten Gipfel ­Frankens und des Oberpfälzer Waldes. Er führt in geheimnisvolle Felslandschaften und kreuzt Kulturlandschaften und einst stolze Burgen.

Flußauen Landbereiche an dynamischen Flüssen und Bächen bezeichnet man als Auen. Dieser Rückhalte- und Lebensraum wird durch regelmäßig wiederkehrende Überschwemmungen beeinflusst, sowie durch schwankende, aber relativ hohe Grundwasserstände. In den Auen sind Wasser und Land besonders eng vernetzt. Hier haben die Gewässer die Freiheit und den Spielraum um ihren Lauf zu verändern und in Mäandern zu schlängeln. Wenn bei Hochwasser Gewässer ausufern, sorgen die Auen dafür, dass der Wasserabfluss verzögert wird und sich die

transportierten Feststoffe ablagern. Durch den Wechsel von Hoch- und Niedrigwasser wirkt die Aue als Rückhalteraum und Falle für Nährstoffe. Mäandrierende Gewässer gestalten ihre Auenlandschaften immer wieder um. Die Lebensgemeinschaften in der Aue sind an diese wechselnden Lebensverhältnisse angepasst und deshalb besonders wertvoll.


Natur - das Erlebnis im Land der tausend Teiche

Kemnath Fränkische Linie

Forellen

Fraischgebiet – Jahrhunderte lang w ­ echselhaft

Diese Raubfische sind mit den Lachsen verwand und sehr schmackhaft. In kühlen, sauerstoffreichen Bächen kommt die 25 - 40 cm lange Bachforelle vor, eine ­Unterart der europäischen Forelle. Sie ­wurde seit 1880 durch die aus dem westlichen Nordamerika eingeführte 25 - 50 cm lange Regenbogenforelle stark zurückgedrängt. Allerdings haben ihr auch die Gewässerverschmutzung, Bachausbauten, Begradigungen usw. ziemlich zugesetzt.

Fraischgebiet – so heißt ein kleiner ­Landstrich im ­Nordosten des Landkreises bei ­Neualbenreuth am Mittelpunkt ­Europas.

Im Gegensatz zu den Karpfen, die vor allem in den Teichpfannen des Landkreises gehalten werden, züchtet man die Forellen in Teichanlagen an den ­kühleren ­Hängen der Mittel­gebirge.

Wegen Besitzstreitigkeiten zwischen der Stadt Eger und dem Kloster Waldsassen wurde dieses Gebiet zum Kondominium, zur „provisorischen” Gemeinschafts­herrschaft. Dieses Provisorium dauerte dann ab 1591 mehr als 2 ½ Jahrhunderte, bis 1862. ­Jährlich wechselte die Staats­angehörigkeit der Bewohner am Tag des Hl. Laurentius.

sind nach 1945 viele Orte fast oder ganz verschwunden. In diesem Landstrich, der jedes zweite Jahr zum Egerland gehörte, gibt es noch eine Anzahl sehenswerter Egerländer F­ achwerkhöfe. Das Gebiet um Ernestgrün und Ottengrün war bis 1862 eine Exklave Böhmens z­ wischen Bayern und dem Fraischgebiet. Auf dem ehemals rein bayerischen Gebiet, das gegen diese ­Enklave ausgetauscht wurde, liegt wenige Meter neben dem Grenzübergang, der Vulkan Eisenbühl, an dem Goethe 1822 geforscht hat.

Die Rechtsnachfolger von Eger und Wald­ sassen, die Königreiche Böhmen und Bayern, haben dann 1862 nach jahrzehntelangen Verhandlungen das Gebiet geteilt. In dem Teil, der zu Böhmen kam

Infos dazu erhalten Sie in Neualbenreuth in der „Alten Posthalterei“, in der heute ein Heimatmuseum und die Gäste-Information, Tel. 09638 933250, untergebracht sind.

Fränkische Linie (FL) – Aufschieben & abtragen Wenige Kilometer westlich von Erbendorf verläuft die Fränkische Linie. An dieser für die Geologie bedeutenden Bruchlinie wurde das kristalline Grundgebirge (Granite, Gneise, Schiefer) auf der Nordostseite einst mehrmals um 2000 bis 3.000 m hochge­schoben und zuletzt auch teilweise wieder abgesenkt. Diese Störung e­ rstreckt sich im Raum Erbendorf, von Nordwesten kommend über Hahneneggatten­bei Waldeck – Kornhof – Paterlhütte – Aschenhof – Birkenreuth – Glasern weiter nach Südosten. Die niedriger gelegene (ehem. Meeres-)

Entwicklung der Fränkischen Linie und ihres mesozoischen Vorlandes

Becken­landschaft der Flednitz, auf der Südwestseite der Fränkischen Linie, wurde in der Triaszeit (vor 248 bis 206 Millionen Jahren) mit dem Abtragungsschutt der Hochfläche (als Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper) großenteils wieder aufgefüllt. Markant ist die Bruchkante der FL am ­Parkplatz an der B 22 bei Kirchendemenreuth, sowie bei Tiefenbach, zwischen Erbendorf und Waldeck. Die Ostmarkstraße B 22 verläuft auf langen Strecken zwischen Kemnath und Weiden an der FL.

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Furt in Falkenberg

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Mit nassen Füßen durch den Fluss Eine Furt ist eine seichte Übergangsstelle in Gewässern. Wassertiefe, Strömungs­ geschwindigkeit und Untergrund er­lauben das Durchwaten und den Übergang ohne besondere „Übersetzmittel“. Die Bedeutung der Furten für die Entstehung­von ­Ansiedlungen ist noch heute an den ­Städtenamen wie Frankfurt, Ochsenfurt oder Schweinfurt erkennbar. Jahrzehntelang wurden viele Furten, vor allem bei Flurbereinigungen, durch Brücken oder Stege ersetzt. Heute im Zeichen von geringeren Finanzen und dem „Riesenwuchs“ landwirtschaftlicher Fahrzeuge werden durch die Wasserwirtschaftsämter wieder neue Furten angelegt.

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Reslgarten in Konnersreuth

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Das Land der 1000 Teiche ist nicht das Land Englischer Landschaftsgärten. Das ­bedeutet allerdings nicht, dass an Gärten nichts geboten wäre. Sehenswerte Gartenanlagen sind der ­Klostergarten mit Umweltstation in Waldsassen, der „Reslgarten“ in Konners­reuth und die Lehrgärten in Mitter­teich ­(Obstlehrgarten) und Tannenlohe (ökologischer Lehrgarten). Einige private Garten­besitzer, die bei den Tagen der o­ ffenen Gartentür mitgemacht haben, öffnen den Gartenfreunden ihre Türen. Zudem gibt es im Landkreis eine ganze Anzahl von Orten, die als Ensemble gärtnerisch sehenswert sind. Beispiels­ weise seien hier Lengenfeld bei Waldershof, Münchenreuth, Höflas bei Konnersreuth, Wondreb, Wernersreuth, Hatzenreuth, Klein- und Großensterz, Kastl an der Haide­naab und Thumsenreuth genannt, die im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner ­werden“ ausgezeichnet wurden. Nicht zu vergessen sind auch die „Gärten“ im Landkreis, welche uns die Natur geschaffen hat, wie z. B. die gewaltigen „Steingärten“ im

Steinwald, im Waldnaabtal und dem umgebenden Falkenberg-Plateau, im Südlichen Fichtelgebirge, im Waldsassener Schiefergebirge, im Oberpfälzer Wald und natürlich die „Wassergärten“ in den Teichpfannen im Stiftland und im Kemnather Land.

Gästeführer & Geopark-Ranger Ob Sie als Urlauber in den Oberpfälzer Wald kommen oder als Einheimischer einen Ausflug am Nachmittag planen, lassen Sie sich von einem Gästeführer die Schönheiten der Landschaft oder von einem Geopark-Ranger das vielfältige Erbe unserer Erdgeschichte zeigen. Qualifizierte Begleiter zeigen Ihnen ihre Lieblingsplätze und führen Sie zu den eindrucksvollsten Naturdenkmälern, den schönsten Kunstschätzen und den spannendsten Geschichtsplätzen des Landkreises. Unsere Gästeführer laden Sie herzlich ein: Nehmen Sie sich eine Auszeit vom Alltag und entspannen Sie sich bei einer Tour durch das Land der 1000 Teiche. Alle Führungen können auch für Gruppen auf Anfrage durchgeführt werden.

TIPP Furt Eine größere Furt finden Sie in Trautenberg unterhalb des GeoZentrums, durch die Fichtelnaab, neben einer Brücke für Fußgänger und Radfahrer. Weitere Furten gibt es im Ortsbereich von Falkenberg, eine durch den Schwarzenbach, zwischen Schwarzenbach und Brunn, durch die Waldnaab in der Nähe des Seeteichs oder ­Sauren Teichs bei Tirschenreuth und eine in ­Ebnath durch die Fichtelnaab. Neue Furten entstanden durch die Wondreb und den

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Mühlbach beim Schupfenteich in der Nähe von Waldsassen und bei Gumpen durch die Waldnaab, oberhalb von Falkenberg. Die Furt hinter dem Friedhof in Kulmain ist auch für PKW‘s problemlos befahrbar. Dagegen ist diejenige durch die Lausnitz am Südostfuß des Gulgbergs, neben einem Steg für Wanderer und Radler eher etwas für hochachsigere Fahrzeuge. Eine weitere Furt gibt es mitten in Windischeschenbach, sie liegt in der S­ tadelmanngasse zwischen der ­Hauptstraße und Neustädter Straße.

Gärten Zu den Gartenanlagen im Landkreis gibt es eine informative Gartenkarte, die Sie bei der Fachberatung für Obst- und ­Gartenbau im Landratsamt Tirschenreuth, Tel. 09631 88382, oder beim ­Tourismuszentrum erhalten.

Gästeführer Informationen zu den Führungen finden Sie in der Gästeführerbroschüre, die Sie bei den Tourist-Infos erhalten.

Furt · Gärten · Gästeführer


Natur - das Erlebnis im Land der tausend Teiche

Tischstein im Waldnaabtal

Geisterwald Im Steinwald sind die Geister los! So mancher Wanderer im nördlichen Steinwald wundert sich über seltsames Treiben im Wald. Beim Hochbehälter ­Harlachberg spukt es. Doch wird hier ­keiner verhext. Lustige und ­phantasievolle Figuren und Gestalten begleiten kleine und große Wanderer auf ihrem Weg in Richtung Steinwald-Pilz. Ausgangspunkt ist der Hoch­behälter Harlachberg in der Gemeinde ­Pullenreuth Info: Tourist-Info VG Neusorg Tel. 09234 99130 Tillenberg/Dýlenň bei Neualbenreuth Mittelpunkt Europas

Geographische Lage

Pullenreuth Geisterwald

Der Landkreis Tirschenreuth liegt mitten in Europa. Am 940 m hohen Tillenberg setzten 1865 kaiserlich und königlich Militär­geographen aus Wien einen Vermessungsstein 1. Ordnung, der als Mittelpunkt Europas bezeichnet wird. Der Landkreis reicht im Westen bis in das Fichtelgebirge und im Osten auf einer Länge von 75 km in den Böhmerwald. Im Regierungsbezirk Oberpfalz ist der Landkreis Tirschenreuth der nördlichste, grenzt im Westen und Norden an Oberfranken und hat im Osten, jeweils zur Hälfte, die beiden tschechischen Kreise Karlsbad und Pilsen als Nachbarn.

Breitengrad und der 12. Längengrad von Greenwich queren den Landkreis. Auf Grund seiner zentralen Lage war dieses Gebiet immer im Mittelpunkt geschichtlich bedeutsamer Vorgänge. In der Erdgeschichte sind unsere ­Landschaftsteile aber schon in drei Teilen über den Südpol und vereint über den Äquator getourt. Diese Reise geht selbstver­ständlich dauernd weiter, auch wenn ­niemand genau weiß wohin.

Quer durch den Landkreis mit 1.084 km² Fläche zieht sich die Europäische Hauptwasserscheide. Der 50. nördliche

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Erdneuzeit (Känozoikum)

Erdzeitalter

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Periode der Erdgeschichte* Zeitraum in Mio. Jahren vor heute

(Quartär) Teil des Neogen

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Spezielle Beispiele aus dem Landkreis Tirschenreuth

2,6 bis heute

Mitterteicher und Waldershofer Senke, ­Vulkanismus (vor 29 bis 19 Mio. Jahren), Kaolin bei Tirschenreuth 65

Erdmittelzeit (Mesozoikum)

Kreide

In der Oberkreide enstehen im Hessenreuther Wald Geröll-Gemische, Sandsteine und ­Kohlelinsen 145

Jura

Nur kleine Flächen von verwittertem Jura bei Kornthan und Friedenfels sind erhalten (nicht darstellbar) 200

Trias

Oberpfälzer Hügelland rund um Kemnath und Eisersdorf 251

Perm

Erbendorfer Becken, granitischer ­Vulkanismus am Kornberg bei Erbendorf, Kulmain-Lenau und -Unterwappenöst 299

Karbon

Granite (vor ca. 320 bis 290 Mio. Jahren), gleichzeitig Steinkohle bei Erbendorf, im Unterkarbon Tonschiefer bei Erbendorf 359

Erdaltzeit (Palöozoikum)

Devon

Meeresablagerungen und Diabas (Altbasalt) am Zwergauer Schieferrücken nordwestlich Erbendorfs an der Fichtelnaab (farbig nicht dargestellt) 416

Silur

Silurische Meeresablagerungen bei Grötschen­ reuth, am Zwergauer ­Schieferrücken und am Mühlbühl in Tirschenreuth, Reste eines Riffs (südlich der roten Erbendorf Linie) 444

Aus Meeresablagerungen und ­Magma­gesteinen werden durch Druck und Hitze zahlreiche verschiedene Gneise ­(metamorphes Gestein) gebildet

Ordovizium

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Orthogneis bei Mähring (durch Druck und Hitze vergneister Granit), ­Meeres­ablagerungen

Kambrium 542

Präkambrium

3.600

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Geologie Landschaften mit ­Vergangenheit

Kaltzeitliche Fließerden, Vulkane Kammerbühl bei Eger und Eisenbühl bei Neualbenreuth (farbig nicht dargestellt)

(Tertiär) Paläogen und Neogen

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Aus Gebirgen, die in Nordafrika vor über 600 Mio. Jahren verwitterten, werden Meeres­ablagerungen und später die Gneise südlich der Erbendorfer Linie

Erdgeschichtlich ist der Landkreis Tirschenreuth kunterbunt zusammen­ gewürfelt. Das gilt sowohl für die ­„Fundamentplatten“ als auch für die ­späteren „Fußbodenbeläge“. Im größten Teil des Gebietes hat man bei der letzten „Renovierung“ sämtliche alte Beläge ­herausgerissen. Seitdem liegt die Ober­ fläche von drei verschiedenen Fundament­ platten offen zutage. Nur an ein paar Stellen hat man „provisorisch“ (Kaolin-) Sand, Schotter und ab und zu etwas Braunkohle aufgeschüttet. Die Gegend um das GeoZentrum an der KTB liegt auf einem abgesprengten Stück Bohemiens. Der Norden des Landkreises gehört zu ­Saxothuringien und südlich der Erbendorf Linie zu Moldanubien. Bohemien, der Mittelteil des heutigen Böhmens, stammt von einem Inselbogen vor dem alten Großkontinent Gondwana. Als Bohemien von Gondwana wegtriftete lagen beide am Südpol. Als sich Bohemien, schon in der Nähe des Äquators, am alten Baltischen Kontinent (Osteuropa und Skandinavien) „festmachte“, hatte es sich bereits um 140° gegen den Uhrzeiger gedreht. Durch die Kontinentale Tiefbohrung weiß man, dass das Baumaterial für Bohemien aus uralten, großenteils abgetragenen Ge­birgen in Nordwestafrika stammt. ­Saxothuringien stammt ebenfalls vom Inselbogen vor Gondwana, es hat sich aber (lt. paläomagnetischer Messungen) nicht gedreht. Während der Zeit der sog. Saharavereisung, vor ca. 440 Millionen Jahren, entstanden unter der Südpolaren-Eisdecke im Meer die Lederschiefer, die im Steinbruch bei ­Mammersreuth zu sehen sind. Überreste einer Vulkaninsel mit umgebendem Riff sind der Mühlbühl und die Altstadt von Tirschenreuth. Sie stammen aus der Zeit des Silur von ca. 430 Millionen Jahren. Über Moldanubien lassen sich die Forscher derzeit wenig aus. Es wurde dermaßen durch die Mangel gedreht, dass es schwer ist die genaue Abstammung festzustellen. Die meisten Geologen glauben derzeit, dass es ein abgebrochenes Stück vom Gond­ wanakontinent selber ist. Die drei oben genannten Trümmerstücke wurden etwa zur gleichen Zeit an das alte Baltika angeschweißt, zusammen mit den französischen und iberischen Mikrokontinenten. (Die Zone zwischen Tirschenreuth und Mähring,


Natur - das Erlebnis im Land der tausend Teiche die ZTM, ist eine Verzahnung zwischen Saxothuringien und Moldanubien, zwischen beiden musste ein kleiner Ozean „sein Leben lassen“.) Die Alpengegend, Italien und Südspanien wurden erst noch später angebaut.

reste (violett) in der Umgebung erhalten geblieben, wie z. B. die Gegend um die KTB.

Übrigens ist unser Landkreis auch heute, in seiner Lage am Mittelpunkt Europas, noch immer ruhelos auf dem Globus unterwegs.

Das Baumaterial unseres Landkreises ist meist uralt, bis zu etwa 800 Millionen­Jahren,­die Bodenbeläge stammen aus verschiedensten Erdzeit­ altern, sie sind bis zu 500 Millionen Jahre alt. Aber unsere Landschaftkulisse ist keineswegs so alt wie die Steine, aus denen sie gestaltet ist. Der Steinwald als Mittelgebirge ist z. B. gerade einmal 10 - 5 Millionen Jahre jung, seine Granitee Lin dagegen gut 310 Millionen Jahre alt.

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Vor 380 bis 300 Millionen Jahren hat man unsere drei Grundplatten zwischen zwei gewaltigen kontinentalen „Schraub­ zwingen“ verschweißt, der geschmolzene Granit als „Schweißdraht“ ist an vielen Stellen zu finden. Bei diesem „Auffahr­ unfall“ wurde Bohemien von seinen beiden Nachbarn seitlich unterfahren und zu einer sog. „pop-up“-Hochebene hochgekeilt. Die gewaltig verdickte „Wurzel“ unter dem Plateau „tropfte“ irgendwann ab und verschwand im Erdinneren. Weil Bohemien dadurch leichter wurde, wurde es noch weiter gehoben, sackte dann aber ­„blitzschnell“ wieder ab. Dabei sind verstreute Trümmer-

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von Ablagerungsgesteinen der Trias bis heute überdeckt TIR ZTM

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Das Gebiet westlich der Fränkischen Linie E besteht aus unterschiedlichen Gesteinen des Erdmittelalters, aus Buntsandstein, e ­Muschelkalk (Saurier),LinKeupereoder Lin ­Geröllen der jüngeren Kreidezeit sowie e Lin einer Anzahl markanter Basaltkegel.

Bohemien

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jüngere Vulkangesteine rb

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vor 460 Mio. Jahren

vor 445 Mio. Jahren

vor 420 Mio. Jahren

* Die Ablagerungen jedes Zeitalters (Gestein, Knochen, Pflanzenreste) liegen normalerweise über dem Nächstälteren (z. B. Jura auf Trias)

vor 390 Mio. Jahren

TIPP Die kunterbunte geologische Vielfalt rund um Erbendorf können Sie im ­Bergbaumuseum in Erbendorf besichtigen: Auskunft bei der Tourist-Info der Stadt Erbendorf, Tel. 09682 921022

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Tirschenreuth Plößberg

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Im Kemnather Land gibt es einen ­Geologischen Lehrpfad. Die einzelnen­ Etappen sind jeweils 6 km lang, ­Gesamtlänge 18 km. Auskunft: ­Tourist-Info Kemnath, Tel. 09642 70713 Den Lederschiefer aus dem ordovizischen Polareismeer finden Sie oberhalb vom

Dorf Mammersreuth bei Waldsassen in einem aufgelassenen Steinbruch. Im Ort und im Nachbardorf Hatzenreuth gibt es sehenswerte Egerländer Fachwerkhäuser. Östlich führt zwischen beiden Orten eine Allee aus Obstbäumen zum Grenzübergang für Wanderer und Radler nach Altkinsberg/Starý Hroznˇatov mit dem Schwarzen Turm der Burg und zum Wallfahrtsort Maria Loreto, der seit 1990 renoviert wird.

Geologie

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Froschfelsen

Zeitlerweiher bei Rothenbürg

Geopark – Geologische Vielfalt in der Mitte Europas

Geotope

Der grenzüberschreitende Bayerisch­Böhmische Geopark liegt weltweit in einem der geowissenschaftlich interessantesten Gebiete überhaupt.

Kunstwerke der Erdgeschichte

Bedingt durch die komplexe geologische Entwicklung und Struktur der Erdkruste entlang des Nordwestrandes des Böhmischen Massivs ist das Geoparkareal charakterisiert durch ein faszinierendes Mosaik von geologischen Einzelteilen. Diese repräsentieren nahezu die gesamte Zeitspanne zwischen dem späten Präkambrium­ vor 800 Millionen Jahren bis heute. Dieses ­(Zwischen-)Ergebnis ist bedingt durch die Plattentektonik (geologische­Graben­ bildungen im Erdaltertum und ­Variskisches Gebirge), spät-erdmittelalter­liche intra­ platten Verschiebungen (Fränkische­Linie FL) und tertiärzeitliche Rifttektonik entlang des Egergrabens. ­Unterschiedliche senkrechte Blockbewegungen und waagrechte seitliche Verschiebungen entlang des Egergraben-Systems setzen sich immer noch fort. Eine große Anzahl topografischer und geologischer Zustände sind durch das Egerrift verursacht. Ein Beispiel ist die Europäische Hauptwasserscheide mit der Ausrichtung des regionalen Gefälles der Entwässerungs­ systeme nach den beiden Grabenflanken. Das gleiche gilt für den Vulkanismus in der Zeit des Tertiär und im gegenwärtigen ­Quartär, genauso wie für die Vorkommen

TIPP

von Mineral- und Thermalquellen. Die wirtschaftliche Entwicklung der Region war stark beeinflusst durch die reichen Vorkommen von Braunkohle- und Kaolinlagerstätten, die ebenfalls der Egergraben verursacht. Ein wichtiger Beitrag für die ökonomische Bedeutung des Gebiets – insbesondere im Mittelalter – entsprang den Vorkommen von reichen Erzlagerstätten. Die meisten dieser erzführenden Adern treten an wichtigen geologischen Störungszonen auf. Die tektonischen Vorgänge sind für die geologische Struktur des Geopark-Geländes, für seine wirtschaftliche – und damit verbunden – seine kulturelle Entwicklung von großer Bedeutung. Der Geopark wurde deshalb unter das Leitmotiv „Bewegte Erde“ gestellt. Das Gebiet des Bayerisch-Böhmischen Geoparks umfasst 7.771 km² (55 % in Bayern, 45 % in Tschechien). Die wirtschaftliche und demografische Entwicklung des Geoparkgebietes an der Grenze war stark beeinflusst durch die abgeschlossene Grenzsituation zwischen zwei politischen Systemen nach dem II. Weltkrieg bis 1989. Darum strebt das Bayerisch-Böhmische Geoparkprojekt auch eine intensive grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Tourismus und in der Weiterentwicklung der Zusammenführung der Region und deren Bevölkerung an. Das Projekt wird durch die Europäische Union kofinanziert.

Trevesen Langwendkliff

Geopark

Qualifizierte Geopark-Ranger und Gästeführer zeigen Ihnen die interessantesten Erbstücke unserer komplizierten und ereignisreichen Erdgeschichte.

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Mustertext

Geotope sind erdgeschichtliche Bildungen der unbelebten Natur, die Erkenntnisse über die Entwicklung der Erde und des Lebens vermitteln. Dazu gehören Aufschlüsse von Gesteinen, Böden, Mineralien und Fossilien sowie einzelne Naturschöpfungen und ­natürliche Landschaftsteile. Als schutzwürdig werden diejenigen Geotope angesehen, die sich durch ihre besondere erd­geschichtliche Bedeutung, Seltenheit, Eigenart oder Schönheit auszeichnen. Für Wissenschaft, Forschung und Lehre sowie für Natur- und Heimatkunde sind sie Dokumente von besonderem Wert. Falls sie gefährdet sind, können sie unter Schutz gestellt werden. Die Verwitterung hat aus den ­unter­schiedlichen Gesteinen unserer Gegend, wie z. B. Basalt, Granit, Gneis, Quarz, Quarzit oder Schiefer viele hundert i­ nteressanter Felsgebilde geschaffen, von denen nur wenige, wie z. B. der Burgfelsen von Falkenberg oder der F­ öhrenbühl in der Erbendorfer ­Grünschieferzone, geschützt oder beim Landesamt für Umwelt erfasst sind.

Erbendorf – Teufelstein


Natur - das Erlebnis im Land der tausend Teiche

GEO-Zentrum an der KTB /Kontinentale Tiefbohrung Das GEO-Zentrum an der KTB ist ein Begegnungszentrum der Öffentlichkeit mit den Geowissenschaften. Es liegt im Bayerisch-Böhmischen Geopark und ist bayernweit einzige Einrichtung, die sich die Geowissenschaften zum Schwerpunkt bei Umwelterlebnis und Umweltbildung genommen hat. An der Stätte des erfolgreichsten Forschungs­programms der deutschen Geo­wissenschaften, dem Kontinentalen Tiefbohrprogramm der Bundesrepublik Deutschland (KTB) bietet es ein breites Angebot geowissenschaftlicher Informationen. Auf dem Gelände erhalten sowohl geowissenschaftliche Laien als auch Fachleute einen Einblick in Aspekte des komplexen Systems Erde, dem unter anderem mit Hilfe der B ­ ohrtechnik Geheimnisse entlockt werden. Auf verschiedenen Ebenen werden die Interessen der unterschiedlichen Besucher

des GEO-Zentrums an der KTB bedient. Für die allgemeine Öffentlichkeit steht ein Parcour zur Verfügung, der einen Einblick in die Zusammenhänge von Erdoberfläche und Untergrund ermöglicht. Die Dauerausstellung „SystemErde“ zeigt zum Beispiel, dass unser Klima auch von der Verteilung untermeerischer Gebirge abhängig ist, dass Plattentektonik vom Vorkommen radioaktiver Stoffe im Erdinneren bedingt wird, oder dass Gebirge, Erdbeben und Vulkanausbrüche ein Ausdruck der Plattentektonik sind. Auf dem Bohrplatz steht der höchste Landbohrturm der Welt, mit dem ein 9.101 m tiefes Loch in die Erdkruste der Oberpfalz gebohrt wurde. Diese Bohrung ist das gegenwärtig dritttiefste Bohrloch überhaupt und das tiefste in den harten Gesteinen der sogenannten kristallinen

Erdkruste. Als Forschungsbohrloch hat es bahnbrechende Forschungsergebnisse für das Verständnis der Erdkruste geliefert und wird bis heute für Forschungszwecke genutzt. Für die Bohrtechnik ergaben sich weitreichende Fortschritte und inzwischen vielfach genutzte Anwendungen, insbesondere das Richtbohrverfahren. Die Anordnung von Haken, Stabilisatoren, Bohrstangen und Bohrmeißeln, mit der das 9.101 m tiefe Loch gebohrt wurde, kann ebenfalls besichtigt werden. In der Photovoltaikhalle, auf deren Dach 2.000 m² Solarzellen installiert sind, kann ein Einblick in die Bedeutung von Bohrungen für die tägliche Versorgung der Menschen gewonnen werden. Bohrungen gewährleisten unser Wissen um metallische Rohstoffe, Erdöl, Erdgas, Geothermie, Trink- und Brauchwasser und unsere Versorgung mit diesen extrem wichtigen Rohstoffen. Für Fachleute und besonders interessierte Laiengruppen wird eine Vertiefung spezieller Aspekte der Geowissenschaften bzw. der Kontinentalen Tiefbohrung selbst durch einen Geologen angeboten. Speziell für Schülergruppen hält das GEO-Zentrum an der KTB ein GEO-Labor als außerschulischen Lernort vor. In einer fachlich anregenden Umgebung und angeleitet von Fachleuten können sie den Stoff des Erdkunde- bzw. Natur- und Technik-Unterrichts durch Experimente vertiefen. Verschiedene Module zu Themen wie Energie, Vulkanismus, Plattentektonik und Erdbeben, Rohstoffe, Gesteinsbestimmung, Boden, Bohrtechnik und Bohrkernauswertung sowie Wasser können aus dem Angebot ausgewählt und beliebig miteinander kombiniert werden. Auf diese Themen abgestimmte Exkursionen unter Führung eines Fachwissenschaftlers runden das Angebot ab. Mit seinen Angeboten möchte das GEO­Zentrum an der KTB seine Besucher zum Staunen und Nachdenken über unseren Heimat­ planeten anregen, welcher uns so viel gibt, den wir aber tagtäglich mit Füßen treten. Im Sinne einer nachhaltigen Umweltbildung bietet das GEO-Zentrum an der KTB auf die Lehrpläne abgestimmte Fortbildungen zu geowissenschaftlichen Themen (z. B. allgemeine Geologie, Boden, Plattentektonik) für Lehrer aus allen Schularten an.

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Granit Dieses Tiefengestein wird als sauer bezeichnet, weil es hauptsächlich aus ­Kieselsäure besteht. Das granitische Magma entsteht (auch heute) bei Gebirgs­bildungen in ca. 15 bis 40 km Tiefe. Es steigt – auf noch nicht ge­ klärten Wegen und in noch ebenso wenig f­ eststehenden Zeiträumen – bis einige Kilometer unter der Oberfläche auf und kühlt dort l­ angsam aus. Die verschiedenen Inhaltsstoffe finden sich zu ­körnigen Kristallen zusammen. Je länger die Abkühlzeit, desto grober und größer der Zusammenfluss der „Fettaugen“ im Granit. Nach weiteren zig Millionen Jahren wird der Granit durch die Verwitterung freigelegt. (Falls granitisches Magma durch einen ­Vulkanausbruch schnell abkühlt, bleiben die Inhaltsstoffe ziemlich durchmischt und man bezeichnet dieses helle V­ ulkangestein als Rhyolith. Den finden Sie oberhalb von Schadenreuth bei ­Erbendorf am Kornberg und der Platte.) Haferdeckfelsen bei Friedenfels

Goldsteig – Einer der 10 besten Wanderwege „Top-Trails“ in Deutschland Der Goldsteig beginnt in Marktredwitz, und erstreckt sich auf dem Burgenweg bis an den Südrand des Oberpfälzer Waldes. Vom Nordrand des Steinwaldes führt er hinauf zur Burgruine Weißenstein im Steinwald. Dort kreuzt er sich mit dem anderen Qualitätsweg der Gegend, dem Fränkischen Gebirgsweg. Die Strecke führt weiter durch den Steinwald nach Friedenfels, danach durch die Große Teichpfanne bei Kornthan. Von Falkenberg bis Windischeschenbach begleitet er das wildromantische Durchbruchstal der Waldnaab. Er durchquert die Landkreise Neustadt und Schwandorf führt dabei vorbei an den Burgen Leuchtenberg, Trausnitz und Murach nach Thanstein. Dort teilt er sich in zwei Varianten. Die Südroute läuft über die Höhenzüge des Vorderen

TIPP Goldsteig Informationsmaterial erhalten sie bei den Tourist-Infos der Landkreise am Goldsteig oder beim Tourismusverband Ostbayern in Regensburg.

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Bayerischen Waldes nach Passau. Die Nordroute durch den Hinteren Bayerischen Wald und über seine höchsten Berge, durch den Nationalpark, entlang der böhmischen Grenze zum Dreisessel und von da aus nach Passau. Überall bieten sich Anschlüsse an das örtliche Wanderwegenetz. Zwar verläuft der Weg auf den Spuren längst eingeführter Fernwanderwege, aber für die Qualifizierung zum Prädikatsweg wurde die gesamte Trasse optimiert.

Granit besteht hauptsächlich aus Quarz, Feldspat und Glimmer. Nebengemengeteile sind Apatit, Magnetit, Zirkon usw.. Granit ist im Landkreis Tirschenreuth weit verbreitet. Charakteristisch sind die gerundetbuckeligen Verwitterungsformen, die ­sogenannten Wollsäcke. Granit kann aber auch zu Kaolin verwittern. Im Landkreis gibt es Granit in unterschiedlichen Zusammensetzungen: z. B. Bärnauer-, Falken­ berger- oder Friedenfelser-Granit. Am Fuße der Kösseine steht blauer Granit an. Der hellste Granit ist der von Liebenstein, der sog. „Eisgranit”. Er wurde während des „1000-jährigen Reiches” in Baumaterial für die Ausstellungshalle auf dem Nürnberger Reichsparteitagsgelände umgearbeitet. Stücke von nicht mehr verbautem Granit sind heute noch am Fuße des Liebensteiner Burgberges zu sehen, dort wo gerade an der Sicherung der Ruine gearbeitet wird.

Eisgranit

Granit – In Zusammenarbeit von GeoZentrum an der KTB und den Landkreisen Neustadt an der Waldnaab und Tirschenreuth wurde die „Geotour Granit” erstellt. ­Informationen darüber erhalten Sie beim KTB-Geo-Zentrum, den Tourist-Infos der Landratsämter und den örtlichen Tourist-Infos. (Rhyolith finden Sie im Bergbau-Museum in Erbendorf: Tourist-Info · Tel. 09682 921022)

Mustertext


Natur - das Erlebnis im Land der tausend Teiche

Grenzstein/ Napoleonstein Am Nordwestabhang des Tillenberges ­(Mittelpunkt Europas) auf 785,3 m NN befindet sich in der Flur „Obere Furtwiesen - Tillen“ ein ganz besonderer Grenzstein. Er besteht aus ca. 500 Millionen Jahre alten Bänder- und Glimmerschiefern. Dieser Stein ist das älteste natürliche Grenzmal unserer Region. Schon seit 1109 gilt er als „unverrückbarer Grenzpunkt“. ­Damals traf Markgraf Diepold II. mit den böhmischen Herzögen Borciwoy und ­Wladislaw eine Grenzabmachung. Die ­Jahreszahl 1739 weist ihn als Mittelpunkt des Hl. Römischen Reiches Deutscher Nation unter Kaiser Karl VI., dem Vater der Kaiserin Maria Theresia, aus. Alle weiteren Jahreszahlen und Zeichen haben bestimmte historische ­Bedeutungen.

Hängetal Im Sturzfluss zum Ziel oder am Puls der ­Erdgeschichte! Hängetäler sind an den T­ alrändern verschwundener Gletscher zu finden. Seitengletscher münden oft hoch über dem Boden des Hauptgletschers. Ist das Eis verschwunden münden die Bäche aus den Tälern der Seitengletscher über Wasserfälle ins Haupttal. Manchmal gibt es so etwas auch ohne vorherige Vereisung. Die Waldnaab, als Fluss mit starker Tiefenerosion, schneidet sich in den Granit des Falkenberg-Plateaus in Form eins Cañons ein. Die Seitentäler des Waldnaabtals münden deswegen, wie beim Frombach oft in Stufen oder bei einem Bach ca. 80 m flussaufwärts vom Butterfass als kleiner Wasserfall.

Waldnaabtal Hängetal

Hammerwerke Auf Grund des Erzreichtums wurde in der Oberpfalz, seit die Bevölkerung sesshaft wurde, Eisen verarbeitet. Ab dem hohen Mittelalter wurde es in den verschiedenen durch Wasserkraft betriebenen Hammerwerken (Drahthämmer, Schienhämmer, usw.) erzeugt und verarbeitet. Berühmt ist die „Große Oberpfälzer Hammer­einung”, ein Zusammenschluss von Eisenhämmern aus dem Jahre 1387, zum weltweit ersten monopolkapitalistischen Industriekartell. Durch Produktionsobergrenzen sollten die Erzeugerpreise hochgehalten werden. In den Kartellbetrieben wurde jährlich nur 40 Wochen gearbeitet. Die restlichen ­Wochen bedeuteten für die Arbeiter bezahlten Urlaub. Die Oberpfalz war in dieser Zeit nach Flandern das zweitreichste Gebiet im Hl. Römischen Reich. Bis zum 30-jährigen Krieg war ein erheblicher Teil der Bevölker­ ung der Oberpfalz und Oberfrankens direkt oder indirekt (Waldnutzung, Köhler, Pottaschesieder) ­industriell beschäftigt. In späterer Zeit wurden aus den Hammer­ werken Glas­schleifen und Paterlhütten.

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TIPP Hammerwerke Im Bereich der Fichtelnaab und ihrer ­Zuflüsse stehen noch alte Hammerwerke,

wie Drahthammer, Hopfau, Kronau, ­Trevesenhammer, Selingau, Zainhammer, Erlhammer, usw.. Aber auch an der Haide­ naab, z. B. Unterbruck und an der Wondreb, z. B. Altenhammer, findet man noch die alten Gebäude. Der Gründer der MAN, Anton von Rieppel, wurde 1852 im Hammerwerk Hopfau an der Fichtelnaab geboren. In der Nähe von Wildenau bei Plößberg, an der Schlattein, befindet sich der Waffenhammer. Besichtigung auf Anfrage unter Tel. 09636 921010

Grenzstein/Napoleonstein Bei der Gästeinformation Neualbenreuth, Tel. 09638 933250, erhalten sie zu diesem Stein ein Infoblatt.

Hammerwerke


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Hessenreuther Wald

Heilquellen/Mineralquellen Sibyllenbad

Der Höhenzug des Hessenreuther Waldes liegt im Südwesten des Landkreises ­Tirschenreuth. Es ist großenteils vom ­Waldgebiet des Hessenreuther Forstes ­bedeckt, in dem seit wenigen Jahren auch Fischadler nisten. Orte am Nordrand sind Wildenreuth, Erbendorf, Atzmannsberg und Kastl bei Kemnath. Höchste Erhebung ist der Hesserberg mit 715 m. Seinen Namen hat das Gebiet vom Ort Hessenreuth.

Heilquellen

Geologisch unterscheidet sich der Hessen­ reuther Wald von den drei anderen Mittel­ gebirgen im Landkreis Tirschenreuth, die hauptsächlich aus kristallinem Gneis, Granit und Schiefer aufgebaut sind. Die geologische Störung der Fränkischen Linie trennt Hessenreuther Wald und Steinwald bei den Orten Hahneneggatten,­ Kornhof, Paterlhütte, Aschenhof, Birkenreuth und Glasern. Der Untergrund des Hessenreuther Waldes ist vor 100 bis ­65 ­Millionen Jahren in der Zeit der „Oberkreide” entstanden. Die „Schutt­ sedimente” des Hessenreuther Waldes aus der Oberkreide mit abgerundeten Steinen, Geröll und ­Geschiebe aus Quarzit, Phyllit, Glimmerschiefer und Serpentinit liegen teilweise 200 m höher als das Grund­ gebirge. Die alten Gesteine der „Schutt­ sedimente” wurden durch Fließvorgänge, auf die jüngere Unterlage umgelagert. In den Schottern des Hessenreuther Waldes findet sich Seifengold, das in den Bächen südlich von Erbendorf gewaschen wurde. Am frühesten wurden am Galgenbach Gold und Silber gewonnen.

TIPP Hessenreuther Wald Eine herrliche Aussicht aus dem Hessenreuther Wald bietet der Basaltkegel des 585 m hohen Kuschberges südlich von Atzmannsberg. Den schönsten Blick zum Hessenreuther Wald hat man von der ­Straße Waldeck-Zwergau. Aufgeschlossen sind die Gerölle des Hessenreuther Waldes am südöstlichen Ortsrand von Neualbenreuth, ca. 100 m vom Main-Mies-Weg entfernt.

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Im Sibyllenbad finden die Wässer zweier Heilquellen Verwendung. Die Katharinen­ quelle (Radonheilwasser) und die Sibyllenquelle (Kohlensäure-Mineralsäuerling) sind die natürlichen Heilmittel des Kurmittelhauses Sibyllenbad. Die Sibyllenquelle kann am Trinkbrunnen im Kurmittelhaus probiert werden. Beide Quellen werden als Wannenbäder in der medizinischen Abteilung angeboten. Heilwässer werden auch aus Quellen in Kondrau bei Waldsassen und in König-Otto-Bad bei Wiesau gefördert. An beiden Orten wurden bis zum Beginn des II. Weltkriegs Kureinrichtungen betrieben. Heute werden die Heil- und Mineralwässer aus diesen Orten in Flaschen abgefüllt ver­trieben. Dabei wurden die Kureinrichtungen in Kondrau mehr auf der örtlichen Ebene und im Tagesgeschäft betrieben, während das König-Otto-Bad ein über­ regionales Kurbad war.

Mineralquellen Im Landkreis Tirschenreuth sprudeln zahlreiche Mineralquellen. Vor allem im Bereich um Waldsassen-Kondrau, bei Fuchsmühl und Wiesau-König-Otto-Bad, bei Pechbrunn, im Waldnaabtal und bei Neualbenreuth, beim Sibyllenbad. Beim König-Otto-Bad wurde im Jahr 1992 ein neuer Brunnen bis auf 203 m abgeteuft.

Heilquelle Sibyllenbad

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Die Wässer in Waldsassen und Wiesau werden von bekannten Firmen seit langem gefördert und überregional vermarktet. Ein Säuerling bei Fuchsmühl, dem Ort der Holzschlacht von 1894, (es gibt hier ebenfalls eine Radonquelle) ist in einem Pavillon für jedermann zugänglich, ebenso wie der Sauerbrunnen oberhalb der Blockhütte im Waldnaabtal, an dem sich die Wanderer erfrischen können. Bekannt sind seit einigen Jahren auch die Radon- und Mineral­wässer des Sibyllenbades bei Neualbenreuth, wegen ihrer heilenden Wirkung für den menschlichen Bewegungsapparat und für Herz-KreislaufBeschwerden. Lange Zeit dachte man, die Quellen seien Anzeichen von abklingendem Vulkanis­ mus. Durch den Landkreis zieht sich eine Kette von etwa 150 Basaltkegeln und ganzen Basaltflächen von West nach Ost, wobei diese nach Osten zu etwas jünger werden. Der jüngste ist der Eisenbühl, er liegt oberhalb von Neualbenreuth nur wenige Meter jenseits der Grenze. Er ist wegen des in unmittelbarer Nähe gelegenen Übergangs für Fußgänger leicht zu erreichen. Inzwischen weiß man, dass es sich um keinen Post-, also Nachvulkanismus handelt, sondern um einen neuen Prä- oder Vorvulkanismus. Irgendeines zukünftigen geologischen Tages wird der Untergrund wieder aktiv werden. In einer Beschreibung des Steinwalds in der Zeitschrift „Die Oberpfalz”, aus dem Jahre 1907 wird berichtet, dass etwa 90 Jahre zuvor, um 1820, im Steinwald ein heftiges Rumpeln zu hören und spüren war und die Quellen daraufhin tagelang nur heißes schwefeliges Wasser von sich gaben.

Hohlweg bei Wondreb


Natur - das Erlebnis im Land der tausend Teiche

Haubentaucher

Holzschlacht von Fuchsmühl

Haubentaucher

Holzschlacht von Fuchsmühl

Die Haubentaucher bewohnen ganz ­Eurasien, Afrika, Australien und ­Neuseeland. Sie werden ca. 48 cm lang, ihr Gefieder ist an der Oberseite glänzend schwarzbraun – im Winter graubraun, ­seitlich rostfarben und schwarzgrau ­gefleckt, an der Unterseite und am Vorderhals leuchtend weiß. Die Vögel kenn­ zeichnen sich zur Brutzeit mit schwärzlichen Ohrbüscheln und einem prächtig rostroten, schwarzbraun gerandeten Kragen. Hauben­taucher besitzen einen bajonettstarken blassroten Schnabel, karminrote Augen, weiße Wangen und hornfarbene Füße. Sie leben in strenger, langer Einehe, erscheinen schon gepaart am Brutplatz und beanspruchen ein großes Brutrevier. Die Brutzeit dauert 25 Tage.

Viele Anwesen in Fuchsmühl im Steinwald hatten seit Jahrhunderten Holz-, Wald- und andere Nutzungsrechte. Das Holz reichte zum Eigenbedarf und teilweise zum Verkauf, was oft einzige Einnahmequelle war. Mit den Grundherrn gab es seit den 1840er Jahren immer wieder Streit, sie versuchten die Rechte zu verweigern. Ein neuer Grundherr versprach den Holzrechtlern­ von Fuchsmühl 1889 die Anerkennung ihrer Ansprüche, versuchte sie aber bereits drei Jahre später, für gerade einmal 90.000 Reichsmark, abzulösen. Er klagte auf Zwangsablösung und bekam am 15. Oktober 1894 vor dem Obersten Kgl. Landgericht in München recht.

Im Winter ziehen die Haubentaucher, die in den Teichpfannen vorkommen, an ­geschützte Meeresküsten. Außer dem Haubentaucher kommen im Landkreis auch der Schwarzhalstaucher und der Zwergtaucher als regelmäßige ­Brutvögel vor.

Hohlwege In früheren Zeiten entstanden an den meisten unbefestigten Straßen ­Hohlwege. Durch die schmalen, ­hölzernen, eisenbereiften Wagen wurde die Ober­fläche der Wege und Straßen aufgebrochen und die lockere Erde durch Regenfälle fortgespült. Die Wege im Wald, zwischen den Feldern und Wiesen sanken dadurch im Lauf der Zeit immer mehr, oft mehrere Meter, nach unten. Durch die Flurbereinigung sind fast alle Hohlwege verschwunden.

Das „Schandurteil“ brachte die Fuchs­ mühler in Rage. Bereits 1893 hatte man ihnen das Rechtholz verweigert. Der „Generalmarsch“ ins Holz wurde beschlossen. Ab 29. Oktober fällte man Bäume, gegen alle ­Drohungen von Gendarmerie, Forstbehörden und Bezirksamtmann. Der Bürger­ meister und zwei Holzrechtler wurden eingesperrt, die Aktion ging am nächsten Tag weiter. Mittags kam der Berzirksamtmann

(Landrat) mit 50 Soldaten aus Amberg. Dreimal wurde die Aufruhrakte verlesen, dann machten die Soldaten mit aufgepflanzten Bajonetten Jagd auf Wehrlose. Auf der Flucht wurden zwei schwerhörige 70-jährige erstochen, weitere 23 Leute, darunter Frauen und Kinder, meist im R ­ ücken, schwer verletzt. Das Gemetzel erregte die Öffentlichkeit. Alle großen Zeitungen Bayerns brachten das Thema, die SPD verlangte die Einberufung des Landtags, die Regierung lehnte ab. Im April 1895 machte man 146 Holzrechtlern den Prozess. Das Urteil: Zwei Freisprüche, ansonsten Haftstrafen zwischen ein paar Tagen und 4 ½ Monaten, darunter der Bürgermeister. Auf Druck der Öffentlichkeit wurden Strafen und Gerichtskosten vom Prinzregenten Luitpold g­ nadenhalber erlassen. Der Bezirksamtmann und ein Jurist wurden in den Ruhestand versetzt. Tumulte im Landtag führten zu neuen Gesetzen, Zwangsablösungen von Forstrechten wurden für unzulässig erklärt. Das 6. Regiment wurde aufgelöst – kein Soldat wollte bei den „Bauernstechern“ dienen.

TIPP Hohlwege

Holzschlacht von Fuchsmühl

Hohlwege gibt es noch am alten Weg von Falkenberg nach Bodenreuth, in der Nähe von Wondreb und Wondrebhammer, bei Friedenfels, bei Höfen an der alten Straße von Tirschenreuth nach Waldsassen (Altbayerische Goethestraße), südlich vom Buchgütl bei Neualbenreuth oder zwischen Ölbrunn und dem Scheibenberg im Nordwesten des Landkreises.

In der Schrammlohe erinnert ein Denkmal an die Holzschlacht von 1894, ab Herzogöd bei Fuchsmühl ist die Strecke beschildert.

Hohlwege · Holzschlacht

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K Kaolin – Weißer Berg

Insel-Hauptstadt

I Insel-Hauptstadt Tirschenreuth

Der Humanist Kaspar Brusch(ius) aus Eger hat in seiner Beschreibung der bedeutenden Klöster des Hl. Römischen Reiches von 1551 die Stadt Tirschenreuth wegen ihrer Insellage mit Konstanz am Bodensee verglichen. Von 1217 - 1808 lag die Stadt zwischen zwei großen künstlich angelegten Stadtteichen, der obere 90 ha, der untere 97 ha, zusammen also fast 2 km² groß. Wann Tirschenreuth Stadtrechte erhielt ist unbekannt, jedenfalls wurden diese 1364 vom damals amtierenden Waldsassener Abt bestätigt. Tirschenreuth war Hauptstadt des Waldsassener Stiftlandes. Das Reichskloster Waldsassen war bis 1548 ein ei­genes, 12 Quadratmeilen/660 km², großes Reichsland im Hl. Römischen Reich. Danach fiel es an die pfälzischen Wittelsbacher. Ein ­Bruder des Heidelberger Kurfürsten, Pfalzgraf und Herzog Reichard von Simmern regierte von 1560 bis 1571 vom Fischhof aus das Stiftland.

TIPP Insel-Hauptstadt Die Situation der Inselstadt zeigt ein großes Modell der Stadt im Fischerei­ museum des MuseumsQuartiers.

Kaolin – An der B 15 südlich von T­ irschenreuth, in Richtung Weiden befindet sich die Kaolingrube Rappauf. Sie fahren vom Bahnübergang noch ca. 200 m weiter und halten beim Tierheim. An der Grube erklärt eine Tafel der „Granit-Tour“ einiges zum Thema Porzellan. Kaolin ist ein Grundstoff zur Porzellanherstellung, die Prospekte „Weißes Gold – Porzellan aus dem Oberpfälzer Wald“ und „Porzellanstraße“ enthalten die Öffnungszeiten für Porzellaneinkauf ab Fabrik. Sie erhalten diese bei den Tourist-Infos in den Landkreisen ­Tirschenreuth und Neustadt an der ­Waldnaab und der Stadt Weiden.

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Im Chinesischen bedeutet Kao Ling soviel wie „Weißer Berg“. Kaolin ist ein Aluminiumsilikat und kommt in lockeren (creme) weißen Massen vor. Im Landkreis Tirschenreuth gibt es den Kaolin bei Tirschenreuth und Waldershof. Durch längst vergangene Umwelteinflüsse ist er aus Granit entstanden. Über zig Millionen Jahre herrschte hier das Klima (sub)-tropischer Regenwälder. Diese Zeit endete mit dem Oligozän vor etwa 33 Millionen Jahren. Damals trennten sich Australien und die Antarktis. Ein Tiefseegraben ermöglichte das Entstehen eines eiskalten Rundstroms um den vereisenden Südkontinent. Danach sank das heute so verteufelte Treibhausgas CO2 bis vor 25 Millionen Jahren um 80 %, fast auf den heutigen Stand. Der Granit wurde im abkühlenden Klima nicht mehr zu Kaolin zersetzt, sondern er vergruste nur mehr zum Granitsand. Daraus entstanden auch unsere „vortrefflichen Chausseen“, die der Reisende J. W. v. Goethe so sehr schätzte. Das Falkenberger Granitmassiv umfasst etwa 3.000 Kubikkilometer und hat die Form eines gewaltigen länglichen Brotlaibes. Er entstand vor etwa 310 Millionen Jahren. Damals war der „Granitlaib“ von ca. 9 km Gesteinsschichten überdeckt. Vor gut 35 Millionen Jahren erreichte seine Oberseite die Erdoberfläche. So lange brauchte die Verwitterung um die Deckschichten abzutragen. Danach hat das tropische Klima einige Millionen Jahre lang den harten Granit mehrere zig bis

fast hundert Meter tief chemisch zerlegt. „Schuld“ waren heftige Regenfälle, hohe Temperaturen und die Bewohner der biologisch aktiven Bodendecke. Sie haben den Feldspat im G ­ ranit angenagt, ausgelaugt (wie Bohnenkaffee durch heißes Wasser) und in Tonminerale umgewandelt. Dadurch ging der innere Z­ usammenhalt verloren. Das Gefüge sieht zwar immer noch so aus wie Granit, aber ein Druck mit der H ­ and – und alles zerfällt. Man kann sich heute kaum vorstellen, dass hier einmal eine „Grüne Hölle“ war, wie derzeit in Westafrika oder am Amazonas. Der Beweis ist aber ganz in der Nähe zu finden. Im Tropenwald entsteht im Laufe der Zeit an der Bodenoberfläche eine eisenhaltige Tonschicht, roter Laterit. Wenige hundert Meter vom Kaolinabbau gibt es beim ­Tirschenreuther Hallenbad die Siedlung „Rote Erde“ und wer etwa von Pfaffenreuth nach Waldsassen fährt, kann heute noch auf den Feldwegen und in der bewuchsfreien Zeit auf den Feldern die Reste des roten, tropischen Lateritbodens sehen. Der „Tirschenreuther“ Kaolin wurde 1830 bei Wondreb entdeckt. Im Werk Schmelitz der Fa. IMERY wird er abgebaut. Der weiße Turm der Anlage ist weithin zu sehen. Hier wird u.a. feinstes Granulat hergestellt, das in automatisierten Verfahren zu Mengenporzellan (Teller, Tassen) gepresst wird. Kaolin wird auch als Füllstoff, zur Oberflächenbehandlung von Papier sowie in der Textil-, Gummi-, Pharma-, Kosmetik- und Nahrungsmittelindustrie verwandt. Kaolintagebau Schmelitz


Natur - das Erlebnis im Land der tausend Teiche

Karpfenbrunnen

Karpfenradwege

Auf dem oberen Marktplatz in Tirschenreuth verweist ein Brunnen mit drei in ­verschiedene Richtungen spritzenden ­Karpfen auf die Bedeutung dieser Tiere für die Geschichte und Wirtschaft des ­Landkreises Tirschenreuth.

Der Kemnather Karpfenradweg hat eine Länge von ca. 23 km, der Stiftländer ­Karpfenradweg ist 48 km lang. Entlang zahlloser Teiche, durch Wälder und Wiesen zeigen die beiden Radwege die Schönheiten unserer Natur. Markiert sind die beiden Touren mit einem blauen Karpfen auf ­weißem Grund. Den genauen Verlauf finden Sie in der Radwanderkarte des Landkreises Tirschenreuth. Phantastischer Karpfen in Friedenfels

Karpfenwege Phantastische Rundwanderwege In Kemnath und Tirschenreuth gibt es seit einigen Jahren die Phantastischen ­Karpfenwege. An den Wegen finden Sie jeweils an die 20 künstlerisch gestaltete, mehr als 2 Meter lange Riesenkarpfen. Auch in vielen anderen Orten im Land der 1000 Teiche sind die phantastischen Karpfen zu sehen. Die Stadt Kemnath wurde für ihren Karpfenweg im Rahmen der Aktion: Deutschland, Land der 365 Ideen ausgezeichnet.

Karpfenradweg

Karpfen Es handelt sich um Süßwasserfische mit weichen Flossenstrahlen und zahnlosen Kiefern. Die natürliche Nahrung besteht aus kleinen tierischen Lebewesen, bei der Zucht wird mit gequollenen Samen zugefüttert. Durch Züchtung entstanden zahlreiche Unterarten und Rassen, wie Schuppen-, Spiegel- (mit wenigen großen Schuppen) oder Lederkarpfen (ohne Schuppen). Sie werden bis zu 25 Pfund schwer und sind wichtige Wirtschaftsfische für die künstliche Fischzucht.

TIPP Karpfenwege

Seit etwa 1.000 Jahren werden Karpfen in den Teichpfannen des heutigen Landkreises gezüchtet. Ursprünglich stammen die Karpfen aus China, wo auch heute noch die größte Menge erzeugt und verzehrt wird. Der „Oberpfälzer Karpfen“ besitzt innerhalb der EU, wegen seiner Qualität, eine geschützte regionale Herkunftsbezeichnung.

Bei den Tourist-Infos in Kemnath und Tirschenreuth erhalten Sie Infos zu den Phantastischen Karpfenwegen.

Karpfenradwege Die Umgebung des Stiftländer Karpfenradwegs können Sie auch bei einer geführten Tour erleben. Termine und ­Details erfahren Sie beim Gästeführer Rudi Ehstand, Tel. 09631 2979

Karpfenwege


Kornthaner Weiher im Hintergrund der Steinwald

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Natur - das Erlebnis im Land der tausend Teiche

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Hoher Stein bei Liebenstein

Klima

Im tropischen Klima entstehen auf Granit Riffelungen, etwa wie auf einer Kugelkaktee. Durch den höheren pH-Wert in diesem Klima wird Feldspat zersetzt und ausgelaugt. Das Lockermaterial wird dann durch Schlagregen weggespült. Solche Klimabedingungen endeten bei uns vor 10 bis 5 Millionen Jahren. Die meisten dieser ­Karren genannten Verwitterungsbildungen wurden in den folgenden Jahrmillionen abgetragen. Reste haben sich aber an einigen Stellen erhalten, wobei sicher noch nicht alle entdeckt sind.

Das Klima im Landkreis ist nicht wie sonst in Mitteleuropa feucht gemäßigt, sondern mäßigfeucht-winterkalt. Die Jahresdurchschnittstemperatur erreicht nur auf zwei größeren Flächen, im Nordosten bei Waldsassen und im Südwesten um Kastl an der Haidenaab, 7° Celsius. Dazwischen liegt als „Ausreißer“ allerdings Falkenberg 486 m NN mit der gleichen Durchschnittstemperatur von 8,2° C im Jahr, wie das ca. 330 m hoch gelegene Regensburg.

Im Steinwald gibt es an einigen der Felsburgen 20 Kletterrouten mit unter­ schiedlichen Schwierigkeitsgraden, bergsteigerisch von 1 bis 8+, und zwar am Räuber-, Vogel- und Ratfelsen. In der Nähe dieser Felsen ist auch ein Notfalllandeplatz für Hubschrauber. Am oberen Dachsfelsen und am großen Knockfelsen wird, jeweils nordseitig, ebenfalls geklettert.

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Klettern am Räuberfelsen

Karren in Granit

Klettern

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Das heißt aber nicht, dass die Gegend ganzjährig zum Frieren wäre. Die maximalen Temperaturunterschiede innerhalb eines Jahres können bis zu mehr als 70°C betragen, zwischen -35°C und +40°C, d. h. das Klima ist mehr trocken-kontinental als feucht-atlantisch. Die jährlichen Nieder­ schläge liegen durchschnittlich meist zwischen 600 und 750 mm (Waldsassen 579 mm, Tirschenreuth 613 mm). Die westlich gelegene Geländestufe der Oberpfälzer Alb und das Fichtelgebirge fangen durch die sog. Kulissenwirkung erhebliche Regenmengen ab. Im Extrem reichen sie von unter 600 mm bis zu 1250 mm in den obersten

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Grenzlandturm bei Bärnau

Höhenlagen des südlichen Fichtelgebirges. Relativ schneesicher im Winter sind die Höhen des Südlichen Fichtelgebirges und des Steinwalds, ziemlich schneesicher ist im Südosten die Gegend um die Silberhütte. Bei den Windverhältnissen zeigt sich ebenfalls deutlich ein kontinentaler Trend. Die Oberpfälzer schimpfen zwar über ihr Wetter, wundern sich aber dann, wenn Fremde, aus angeblich milderen Gegenden, gerade wegen des Klimas, in unsere Gegend umziehen. Es gibt sogar Spanier aus Galicien, die seit Jahrzehnten jeden Winter für ca. 4 Monate aus ihrer feucht-kühlen Heimat in die trocken-kalte Oberpfalz „fliehen“. Das Land der tausend Teiche ist also kein regenreiches Gebiet. Es gilt bei den Teichwirten im Landkreis der Spruch: „Weng Wassa, v‘l Fisch“ (Wenig Wasser, viele F­ ische), d. h. in trockenen warmen ­Sommern legen die Fische mehr an Gewicht zu, als in kühleren Jahren mit mehr Regen.

TIPP Karren Reste tropischer Karrenbildung finden Sie am Felsturm der Ruine Weißenstein neben dem gemauerten runden Durchgang und an der Südwestseite des Naturdenkmals Wolfenstein bei Tirschenreuth-Hohenwald (oben an der Westseite befindet sich ein ovaler Einschluß aus Fremdgestein in Form und Grösse eines Footballs). Am Wallnerstein zwischen Bodenreuth und Thann bei

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Klettern Falkenberg. Schließlich, mit Resten an der ganzen Krone, sowie längeren Rillen an der Südostseite des Hohen Steins bei Liebenstein, an der alten Straße nach Tirschenreuth, ca. 100 m nördlich einer Scheune, im Sommer etwas verdeckt durch Laubbäume.

Kletterkurse vom 15.05. bis 30.09. ­jeden Jahres, jeweils am Donnerstag um 18.00 Uhr. Treffpunkt ist der Parkplatz am Berggasthof Zrenner, Pfaben 3, 92681 Erbendorf. Auskunft: Herr Ott, Tel. 0961 27576 bzw. in

den Unterrichtspausen in der Volksschule Windischeschenbach, Tel. 09681 2488.

Karren in Granit · Klettern


Natur - das Erlebnis im Land der tausend Teiche

Langlauf am Wolfenstein

Binsenjungfer

Große Moosjungfer

Kormorane

Klima-Terrain-Weg Libellen

Der gewöhnliche Kormoran ist bei den Teichwirten keinesfalls ein gerngesehener Gast. Diese Vögel stürzen sich nicht im sausenden Sturzflug auf die glitzernden Fische, sondern tauchen schwimmend von der Wasseroberfläche aus. Sie liegen schon tief im Wasser, so dass sie leicht ganz einzutauchen vermögen. Unter Wasser rudern sie mit den Beinen und steuern mit dem Schwanz. Da das Gefieder der Kormorane nicht eingefettet ist, muss es immer wieder an der Luft getrocknet werden. Auf ebener Erde sind sie unbeholfen, dagegen sind sie überraschend geschickt im Gezweig der Bäume. Kormorane sind überaus gesellig und treten besonders während der Brutzeit in großen Scharen auf. Sie nisten je nach Gelegenheit vom Boden bis in die Bäume.

Der Klima-Terrain-Weg im Steinwald führt den Wanderer durch eine abwechslungsreiche Landschaft für Augen, Ohren und Nase. Über die Pulsfrequenz werden äußere Einflüsse wie Sonne, Wind und Streckenverlauf auf den ganzen Körper, insbesondere auf Herz und Kreislauf kontrolliert. Die Gesamtheit der erlebten Reize wirkt dabei harmonisierend auf den Körper der Wanderer.­­

Inzwischen sind die Kormorane wegen ihrer Häufigkeit zu bestimmten Zeiten zum Abschuss ­freigegeben.

TIPP Klima-Terrain-Weg Infos zum Klima-Terrain-Weg erhalten Sie bei der Tourist-Info des Landkreises oder der Tourist-Info Friedenfels.

Langlauf Bei den Tourist-Infos der Gemeinden und des Landkreises erhalten Sie die Winterfreizeitkarte des Oberpfälzer Waldes mit detaillierten Informationen.

Libellen sind eine weltweit verbreitete Insektenordnung mit rund 4700 farbenprächtigen Arten. Sie leben am Wasser und werden je nach Art zwischen 1,8 und 15 cm lang. In Deutschland leben etwa 80 ­Libellenarten. Ihre Körper sind schlank, mit einem großen Kopf und großen Facettenaugen. Die Fühler sind kurz und borstenförmig. Die vier häutigen, netzadrigen, nicht faltbaren Flügel werden in Ruhe, bei den Großlibellen seitlich vom Körper weggestreckt oder bei den Kleinlibellen über dem Rücken zusammengeklappt. Im Landkreis gibt es derzeit mehr als 40 ­Arten von Libellen, von denen 22 Arten auf der Roten Liste stehen.

Langlauf Im Winter bieten zahlreiche Langlaufloipen im Landkreis Tirschenreuth die Möglichkeit, die Naturlandschaften zwischen Fichtelgebirge und Böhmerwald, intensiv kennenzulernen. Angeboten werden Loipen mit allen Schwierigkeitsgraden. Besonders bekannt sind die Langlaufzentren Silberhütte und Steinwald.

L Lachmöwen Lachmöwen sind eine der über 40 Arten zählenden Unterfamilie der Möwenvögel. Die gesellig lebenden Möwen sind wendige Flieger, brüten in Kolonien und bauen Bodennester. Sie haben einen leicht hakigen Schnabel, zugespitzte Flügel und Schwimmhäute zwischen den Vorderzehen. Sie ernähren sich von Wirbellosen, Fischen und Eiern. Lachmöwen messen ca. 40 cm und haben eine Spannweite von ca. 1 m.

Sie leben an Flüssen, Seen, in Sümpfen und auf Wiesen und brüten bei uns meist auf Inseln in großen Teichen. Sie sind aber auch schon am Ortsrand von Tirschenreuth in Richtung Mitterteich zu sehen. Ihr Körper ist weiß, die Flügel sind grau und der dunkle Hinterkopffleck wird in der Brutzeit ­schokoladenbraun.

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Laubfrosch

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Mäander

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Museum in Erbendorf

Lurche

M Mineralien – Achat, Korund, Opal & Co.

Auf Grund seiner vielen Feuchtbiotope ist der Landkreis Tirschenreuth ein ideales Verbreitungsgebiet für Lurche (Unken, Kröten, Frösche, Molche). Sie sind wechselwarme, fast weltweit verbreitete Wirbeltiere von 1 cm bis 1,5 m Länge. Die Körper sind langgestreckt bis plump, die Haut drüsenreich, oft bunt gefärbt. Die Hornschicht der Haut ist nur dünn und wird regelmäßig gehäutet. Der Schwanz ist lang bis vollkommen zurückgebildet. Das Herz der Lurche hat keine Trennwand.

Es handelt sich um nichtorganische ­Natur­produkte von einheitlicher ­Zusammensetzung. Ihre Form und Festig­keit ist sehr unterschiedlich. Sie bilden sich vorwiegend aus übersättigten, wässrigen­Schmelzlösungen. Dabei bilden sich ­Kristalle (oder auch nicht, wie bei den ­Opalen), die gewisse Formgesetze einhalten. Der Landkreis Tirschenreuth ist für Mineraliensammler ein interessantes Gebiet.

Sie leben überwiegend in feuchten ­Biotopen, wobei sie die Ei- und Larvenentwicklung sowie die Begattung fast ausschließlich im Wasser vollziehen. ­Einige Arten verlassen das Wasser zeitlebens nicht, andere, wie der Alpensalamander, sind vom Wasser völlig unabhängig geworden. Manche Lurcharten treiben Brutpflege, einige sind lebendgebärend. Die Larven haben innere oder äußere ­Kiemen. Die ältesten Formen lebten als älteste Landwirbeltiere im Erdzeitalter des (Ober-) Devon vor ca. 370 Millionen Jahren. Im Landkreis sind besonders folgende Lurche bedeutsam: Feuersalamander, Kammolch, Knoblauch-, Kreuz- und Wechselkröte, sowie Laub- und Moorfrosch.

Bis zum Härtegrad 10, dem teuren Kohlenstoff Diamant, hat es im Landkreis (bisher) nicht gereicht, aber immerhin bis zur Stufe 9. Das Aluminiumoxyd der „Familie Korund“ wurde vor einigen Jahrzehnten an der Straße zwischen Plößberg und Wildenau entdeckt. Das nächstgelegene Vorkommen ist im Uralgebirge. Bekannte Familienmitglieder haben Namen wie Rubin oder Saphir. Weniger wertvoll, aber nicht weniger schön, sind die Achate vom Kornberg bei Erbendorf. Sie sind vom Uruguay­typ und man findet sie an den Flanken dieses Rhyolith­vulkans, mit heller Lava, aus der Permzeit. D. h. es gibt sie sonst an den Ufern von Rio Uruguay und Alto Paraná. Im Schlot des Lenauer Porphyrhügels bei ­Kulmain, vom gleichen Vulkantyp, fand man früher Jaspis. Ebenfalls dem

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Vulkanis­mus zu verdanken sind die Opale im nördlichen Steinwald. Sie sind nicht von der edlen Sorte. Beim Straßenbau wurden einmal größere Mengen von Milchopalen gefunden und heute noch findet man schwarze, braune, milchige, orange oder dunkelrote Opale an Bach und Flussufern. Man muss also wegen dieser Dinger nicht unbedingt nach Australien.­Opale wurden wohl schon in der Alt-Steinzeit von unseren Vorfahren verwandt. Die unedlen wegen ihres scharfen muscheligen Bruchs, wie bei einer dicken Glasscherbe, als Schneidewerkzeug und Schaber, die edleren Stücke – möglicherweise zum Erhalt des Friedens am steinzeitlichen Herdfeuer. Allein rund um Erbendorf findet man mehr als 70 verschiedene Mineralien. Im Bohrkern zur Erforschung des BayershofMaars bei Thumsenreuth fand sich im Jahr 2000 der bisher bei uns noch unbekannte ­Anapait. Er hat seinen Namen von der Stadt Anapa, nordwestlich von ­Noworossijsk, am Schwarzen Meer. Bei der Tourist-Info des Landratsamtes ­erhalten Sie ein Faltblatt mit einigen Fundstellen von Mineralien Tel. 09631 88223

Mäander Als Mäander bezeichnet man in der ­Architektur ein friesförmiges Ornament aus rechtwinklig gebrochenen Linien. Der Name dafür stammt von dem kurvenreichen Fluss Maiandros der südlich von Izmir (Smyrna) ins Ägäische Meer mündet und heute türkisch Büyük Menderes heißt. Viele Flüsse in den Mittelgebirgen winden sich – falls man sie lässt – in Schleifen durch ihr Flusstal. Dabei wird an den stei-

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len Prallufern Boden abgetragen und an den flachen Gleitufern wieder abgeladen. ­Flachstellen und Übertiefen sind weitere Kennzeichen frei fließender Gewässer. ­Zusätzlich sorgen Totholz, Laub, unterspülte Büsche und Bäume für die Vielfalt eines Flussbetts. Im Landkreis Tirschenreuth haben Flüsse und Bäche noch an zahlreichen Stellen die Freiheit zu mäandrieren. Besonders zu nennen ist die Waldnaabaue zwischen ­Tirschenreuth und Falkenberg,

ebenso die auf dieser Strecke von Norden einmündende Wiesau. Die Wondreb bildet im NSG der Wondrebaue zwischen Wondreb und Rothenberg, sowie von Dobrigau bis Hofteich, zahllose Schleifen. Die Fichtelnaab mäandriert auf längeren Strecken im Landkreis Tirschenreuth.


Natur - das Erlebnis im Land der tausend Teiche

Sonnentau

Mittelpunkt Europas Moore Am 940 m hohen Tillenberg/Dýlenˇ bei ­Neualbenreuth haben österreichische Militärvermessungsingenieure 1865 einen Vermessungsstein 1. Ordnung gesetzt, der als Mittelpunkt Europas bezeichnet wird. Der Tillenberg ist der Nordgipfel des nördlichen Böhmerwaldes, der sich von der Cham-Further-Senke bis Eger/Cheb erstreckt. Früher stand auf dem Berg eine Radarstation des Warschauer Paktes, heute sind im ehemaligen Radarturm die Sendeanlagen von Radio Egrensis (92,5 kHz) untergebracht. Auf deutscher Seite befindet sich an der Grenze ein Granitstein mit den geschichtlich bedeutsamen Jahreszahlen des Marktes Neualbenreuth und des Tillenberges.

TIPP Mittelpunkt Europas Bei der Tourist-Info in Neualbenreuth ­erhalten Sie ein informatives Faltblatt zum Mittelpunkt Europas, Tel. 09638 933250.

Im Sinn der Geologen handelt es sich um natürliche Bildungs- und Lagerstätten von Torf an der Erdoberfläche. Die Bota­ niker unterscheiden nach der Art der Entstehung zwischen Flach- und Hochmooren. Das Flachmoor ist vom Grundwasserstand abhängig und bildet sich bei der Verlandung nährstoffreicher Seen, Teiche oder Flussläufe. Der Nährstoffreichtum des Wassers ermöglicht eine besonders üppige Vegetation mit anspruchsvollen Pflanzen. Das Hochmoor ist hinsichtlich seiner Entstehung vom Grundwasser völlig ­unabhängig. Es verdankt seine Entstehung allein den Niederschlägen aus Regen, Hochmoor im Steinwald

Schnee oder Nebel. Es kann nur in Gegenden mit reichlichen Niederschlägen, ­hoher Luftfeuchtigkeit sowie geringer ­Wärme und Verdunstung auftreten. In ­unserer Gegend kommt es in der Bergstufe der Mittel­gebirge vor. Da es ohne Ver­bindung zum Grundwasser ist, ist das ­Wasser der Hochmoore extrem kalk- und nährstoffarm. Entsprechend arm und ­dürftig ist die P­ flanzenwelt. Das Hochmoor südlich von Bärnau ist ein sog. Kamm-Moor, diese entstehen auf den Höhen und Wasserscheiden der Mittelge­ birge. Das Moormaterial aus dem Moor­ weiher bei Bärnau wurde früher an verschiedene Kurbäder als Heilmittel geliefert. Heute dient der Weiher der Erholung. Im Raum westlich von Kemnath, besonders bei Immenreuth in der Gabellohe gibt es große geschützte Moorflächen. Im nördlichen Steinwald gibt es mehrere wertvolle Hochmoore, so z. B. die Hahnenfalz-, Fuchs- und Palmlohe. Auf Grund der Untersuchungen von Bohrkernen aus verschiedensten Moorflächen im Landkreis, konnte durch Pollenanalyse, noch bevor entsprechende steinzeitliche Funde gemacht wurden, die Besiedlung unserer Gegend in der ­Vorgeschichte bis zu Beginn des dritten Jahrtausends v.u.Z. festgestellt werden.

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Mühlrad der Muglmühle

Mühlen & Wasserräder Früher gab es an fast jedem Fluss und Bach in kurzen Abständen zahlreiche Mühlen, welche die Wasserkraft als Energiequelle genutzt haben. Es handelte sich entweder um Mahlmühlen, in denen Getreide zu Mehl gemahlen wurde oder um Schneidmühlen, in denen Holz geschnitten wurde. Inzwischen sind die meisten Mahlmühlen auf Grund von industriellen Großmühlen verschwunden. Im Landkreis gibt es noch zwei Mühlen die wirklich arbeiten. In der Eisersdorfer Mühle bei Kemnath wird Getreide nach ökologischen Grundsätzen zu Mehl gemahlen. In der Rennermühle bei Neualbenreuth wird Holz geschnitten. Diese Mühle besitzt ein echtes hölzernes Wasserrad, das auch ohne Voranmeldung besich­ tigt werden kann. Auch die alte Muglmühle, unterhalb des Wasserfalls, besitzt noch ein Wasserrad, ebenfalls die Lettenmühle bei Waldeck und das Sägewerk in Großkonreuth an der Straße nach Griesbach. Von den früher zahlreicheren Wasserrädern besteht noch eines bei der Blockhütte im Wald­ naabtal. Bei einer amtlichen Beschreibung des Waldnaabtals im Jahre 1940 bestanden dort noch drei Wasserräder.

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Moorweiher bei Bärnau

N Naturbäder Unbeheizte Naturbäder bestehen im Landkreis Tirschenreuth mit dem Moorweiher bei Bärnau, dem Naturfreibad Selingau bei Ebnath, dem Waldbadeweiher bei Fuchsmühl, den Naturbadeweihern in Mähring und Griesbach, dem Waldstrandbad am Großen Weiher bei Plößberg, dem Rothenbürger Weiher bei Tirschenreuth, den ­Naturschwimmbädern bei Thumsenreuth und Waldershof und den Waldseen bei Wiesau.

Naturparks Der Landkreis Tirschenreuth hat Anteil an zwei Naturparks, am Naturpark Fichtelgebirge im Nordwesten des Landkreises und dem Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald im Süden. Der Naturpark Steinwald, mit weniger als 25.000 ha der kleinste Naturpark ­Bayerns, liegt im Zentrum des Landkreises ­Tirschenreuth.

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Naturerlebnisgarten

Naturerlebnis­garten & Umweltstation Naturerfahrung hautnah bietet die ­Umweltstation Waldsassen. Angeboten werden verschiedene Bereiche wie B ­ auern- und Mariengarten, Atrium, Streuobstwiese, Wasserspielplatz für Kinder, Bienenlehrpfad, verschiedene Heilkräutergärten, eine Vogelbeobachtungsstation, Wetter- und Klima­erlebnispark u.v.m. Die Umweltstation bietet ein umfangreiches Kursangebot, das auch für die ganze Familie geeignet ist. Im Naturerlebnisgarten soll man die Natur spielerische erleben. Beim ­Heilkräutergarten nach Hildegard von Bingen, Pfarrer Sebastian Kneipp und ­traditioneller Chinesischer Medizin stand die Landesgartenschau Marktredwitz/Eger Pate. Dafür wurde die Umweltstation um einen Garten zur abendländischen und ­fernöstlichen Klostermedizin erweitert. Der Wetter- und Klimaerlebnispark bietet sowohl Erholung, als auch wissenschaftliche Informationen in anschaulicher Form.

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Mühlen und Wasserräder

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Täglich ist die Besichtigung der Rennermühle bei Neualbenreuth möglich – einfach vorbeischauen! Tel. 09638 222 An der Stieglmühle, einem Gasthaus im Steinwald wurde im Jahr 2000 wieder ein Mühlrad installiert, Tel. 09231 702235 Zu einigen ehemaligen Mühlen im Gemeindebereich von Plößberg gibt es einen eigenen 12 km langen Mühlenweg als W ­ anderroute. Informationen bei der ­Gäste-Info in Plößberg, Tel. 09636 921110

Naturbäder

Naturerlebnisgarten

Detaillierte ­Informationen zu den ­Naturbädern finden Sie in der Broschüre ­„Informationen von Angeln bis Zoigl“ des Landkreises ­Tirschenreuth, erhältlich bei allen ­T­ourist-Infos.

Infos: Umweltstation Waldsassen der ­Stiftung Kultur- und Begegnungszentrum Abtei Waldsassen (KuBZ)

Basilikaplatz 2 · 95652 Waldsassen Tel. 09632 920044 · www.kubz.de umweltstation-waldsassen@web.de Öffnungszeiten: 1. Mai bis 1. Oktober,

Montag bis Freitag 13.00 - 17.00 Uhr Samstag/Sonn- & Feiertage 10.00 - 18.00 Uhr in den bayerischen Schulferien täglich von 10.00 - 18.00 Uhr. Führungen auf Anfrage!


Natur - das Erlebnis im Land der tausend Teiche

Nepomukstatue

Naturschutzgebiete Im Landkreis Tirschenreuth bestehen derzeit sieben Naturschutzgebiete:

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Das Waldnaabtal bei Falkenberg, eine ­ aturnahe Durchbruchsstrecke mit n 182 ha. er Föhrenbühl bei Grötschenreuth, ein D Serpentin-Bergrücken mit 33,79 ha. Der Hirschberg- und Heidweiher mit Verlandungszonen bei Immenreuth mit 28,13 ha. as Langweiher Moor, ein Moorkomplex D bei Kastl mit 15,05 ha. ie Wondreb-Aue, zwischen Wondreb D und Großensees mit 215,6 ha. Das Hochmoor und der Moorwald bei der Wüstung Bärnau-Herrengarten mit 37,4 ha. Die Buchenwälder am Großen Teichelberg bei Pechbrunn mit 506 ha.

Welchen endgültigen Status das Bundesnaturschutzgroßprojekt Waldnaabaue ­erhalten wird, steht noch nicht fest.

TIPP Nepomukstatue Der Wirt das Gasthauses „Goldener Engel“ ist gerne bereit Ihnen die Nepomukkirche in Waldeck zu erklären. Tel. 09642 914138

Nordic Walking Informationen erhalten Sie bei der TouristInfo Friedenfels: Tel. 09683 923115, tourist-info@friedenfels.de, beim Nordic Walking Spezialisten und Trainer Harald Fichtner: mail@sportserviceteam.de, sowie beim Sibyllenbad: Tel. 09638 9330,

info@sibyllenbad.de

Fränkischer Gebirgsweg am Schupfenteich bei Waldsassen

Nepomukstatuen An vielen Stellen im Landkreis sind Statuen des „Brückenheiligen” Johannes Nepomuk zu finden. Er war Beichtvater der Königin von Böhmen und weil er König Wenzel gegenüber das Beichtgeheimnis nicht preisgab, habe ihn dieser in Prag in der Moldau ertränken lassen – so die Legende. Tatsächlich handelte es sich um einen ­kirchenrechtlichen Streit zwischen dem ­Prager Erzbischof und dem König.­ Der wollte in der westböhmischen Benediktiner­abtei Kladrau/Kladruby, für einen Freund, ein neues Bistum errichten. Weil auch der damalige Prager Generalvikar, Dr. Jan de Pomuk (ca. 1340 - 1393), die zusätzliche Diözese aktiv verhinderte, ließ ihn der erboste König ertränken. Johannes Nepomuk wurde auf Betreiben des Jesuitenordens 1729 heilig ­gesprochen und neben dem Hl. Wenzel zum böhmischen Nationalheiligen erklärt. Die Absicht dabei war, mit ihm die Verehrung für den 1415 als Ketzer verbrannten ­Reformator Jan Hus zu verdrängen. Dieser war vor Johannes Nepomuk mit entsprechenden Statuen in Böhmen verehrt worden.

(Im Jahre 1993 wurde unweit von Kladrau, in Pilsen, ein Bistum für Westböhmen errichtet.) Nach Johannes Nepomuk sind auch die ­Johannis-Brücken in Tirschenreuth und Waldsassen sowie der Johannis-Fall, der Ablauf des Stadtteichs in Kemnath, ­benannt. Eine besonders sehenswerte Nepomukkirche ist die Rokokokirche in Waldeck, die Ausmalung stammt von ­Johann und Otto Gebhard. Der letztere war ein Schüler des berühmten Barockmalers Cosmas Damian Asam.

Nordic-Walking Die gesunde Trendsportart aus ­Skandinavien hat sehr schnell bei uns Einzug gehalten. Die Kombination aus gehen (walken) und einer Armarbeit wie beim Skilanglauf kann ganzjährig durchgeführt werden und trainiert viele Muskelpartien. Nordic-Walking-Angebote gibt es inzwischen – ausgehend von Wiesau – mehrfach im Landkreis Tirschenreuth.

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Opferkessel oberhalb der Teufelsküche

O Opferkessel Ver-

witterungswanne „Opferkessel“ entstehen auf ebenen Oberflächen von Massengesteinen, insbesondere auf Granit. Notwendig dafür sind ganz flache Wasserpfützen in denen sich Tau- und Regenwasser hält. Einfallendes Laub- und Nadelstreu oder der Bewuchs mit Flechten verursachen säurehaltige Lösungen. Damit wird das Gestein durch biogen-chemische Prozesse zersetzt, insbesondere der Feldspat gelöst. Solche Verwitterungswannen sind also eine Schöpfung der Natur. Früher hatte man geglaubt, diese Hohlformen wären einst Opferkessel gewesen. Die oft entstandenen Wasserüberläufe hatte man als Blutrinnen gedeutet. Natürlich zerfallene Opferkessel, oft halb erhalten, bezeichnete man als „Priestersitze“. Kennzeichen dieser Naturschöpfungen sind die flachen Böden und die Einkragungen am „Wannenrand“. Sie finden solche „Opferkessel“ und „Priestersitze“ z. B. oben auf der Großen Teufelsküche (s. S. 21), auf dem Gowerlfelsen am Zeitlerweiher bei Rothenbürg, am Drudenstein und Wallnerfelsen, westlich und östlich von Bodenreuth, auf dem Teufelsstein bei Schönthan und auf dem Burgstall Lengenfeld im Falkenberg-Plateau. Im Steinwald z. B. am Katzentrögl nahe der Großen Platte oder am Teufelsstein bei Napfberg, nahe dem Klima-Terrain-Weg. Karpfen

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Oberpfalzturm

Oberpfälzer Wald

Oberpfalzturm

Oberpfälzer Wald

Etwa 30 Jahre lang stand auf der höchsten Erhebung im Landkreis, auf der 946 m hohen Großen Platte im Steinwald, der 30 m hohe, aus Rundhölzern gezimmerte Oberpfalzturm. Bis zur Gebietsreform von 1972 war die Große Platte der höchste Berg der Oberpfalz. Im Jahr 1998 wurde der alte morsche Turm umgelegt. Seit dem Herbst 2000 steht wieder ein Oberpfalzturm.

Als Oberpfälzer Wald bezeichnet man die Westseite des nördlichen Böhmerwaldes. Dieser Begriff ist vor ca. 125 Jahren entstanden. Er erstreckt sich entlang der tschechischen Grenze von Neualbenreuth bis zur Cham-Further Senke. Die beiden höchsten Berge haben zumindest ihre ­Gipfel auf tschechischem Staatsgebiet. Im Norden ist es der 940 m hohe Tillenberg/ Dýlenˇ bei Neualbenreuth, der Mittelpunkt Europas, im Süden, ca. 90 km Luftlinie südöstlich davon, die Schwarzkoppe, ­tschechisch der Cˇerchov, mit einer Höhe von 1.040 m NN. Die höchste Erhebung im Landkreis Tirschenreuth ist, ganz im Süd­osten, der 901 m hohe Entenbühl, die z­ weite Spitze dieses Berges liegt ca. 1 km weiter südlich als Großer Rabenberg/­Havran 880 m im Kreis Pilsen auf böhmischer Seite.

Oberpfälzer Karpfen Seit dem Frühjahr 2003 ist der Begriff „Oberpfälzer Karpfen“ eine EU-geschützte Produktbezeichnung. Solche geografisch genau umrissenen Herkunftsbezeichnungen für ein landwirtschaftliches Produkt (Teichwirtschaft ist eine landwirtschaftliche Sonderkultur) unterliegen hohen Qualitätsstandards. Nur nach langwieriger Prüfung aller vorgegebenen Kriterien wird so eine ­regionale Auszeichnung verliehen. Die Karpfen aus den teichwirtschaftlichen Betrieben der Oberpfalz sind derzeit EU-weit die einzigen, die den Qualitätsanforderung aus Brüssel für eine geschützte Herkunftsbezeichnung entsprechen.

Geologisch beginnt der Oberpfälzer Wald südlich des Waldsassener Schiefergebirges im Raum Mähring und umfasst auch den südlichen Teil des Steinwaldes entlang der Erbendorf Linie. Touristisch umfasst der Oberpfälzer Wald seit mehr als zwei Jahrzehnten die Landkreise Schwandorf, Neustadt an der Waldnaab und Tirschenreuth sowie die kreisfreie Stadt Weiden und als „assoziiertes” Mitglied die Stadt Marktredwitz.

TIPP Oberpfalzturm Der 30,5 m hohe Oberpfalzturm bietet Ihnen bei klarem Wetter eine Fernsicht vom Fichtel-, über das Erzgebirge, zum Kaiserwald bei Marienbad, in den Oberpfälzer Wald, bis hinunter zum Bayerischen Wald.

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Oberpfälzer Wald

Den Prospekt Oberpfälzer Wald erhalten Sie bei der Tourist-Info des Landratsamtes und bei den Tourist-Infos der Gemeinden.


Natur - das Erlebnis im Land der tausend Teiche

Rallen – Bläßhuhn

P Planetenweg Mit Überlichtgeschwindigkeit durchs Sonnensystem. Im Zusammenhang mit der Neuausstattung der Sternwarte Tirschen­ reuth ist ein Planetenweg in Maßstab 1:1 Milliarde unseres Sonnensystems mit Startpunkt Sternwarte geschaffen worden. Die Lehrlinge der Firma Hamm, Wirtgen-Group, haben die Planeten­ stationen und Planeten aus Edelstahl gestaltet. Auf dem Wanderweg von der Sonne bis zum Kleinplaneten Pluto können sie die Dimensionen unseres Planetensystems erkunden. Dabei können Sie von den meisten Stellen aus zur Sonne zurückblicken.

R Radeln Im Landkreis Tirschenreuth gibt es viele Möglichkeiten die Natur auf verschiedenen Touren mit dem Fahrrad zu erkunden. Sie können sowohl unsere Landschaften, als auch die jenseits der Grenze in West­ böhmen, auf eigene Faust oder mit einem Radwanderführer erkunden. Auf Wunsch werden auch individuell gestaltete, geführte, Radwanderungen angeboten.

TIPP Planetenweg Bei den Tourist-Infos erhalten Sie je ein detailliertes Prospekt zum Planetenweg und für die Sternwarte.

Reiten – Bei den TouristI­ nfos der Gemeinden und bei der Tourist-Info des Landratsamtes erhalten Sie das ­Prospekt „Ross & Reiter”.

Rallen Die Mitglieder dieser Vogelfamilie mit kurzen runden Flügeln und kurzem Schwanz fliegen schlecht und nur widerwillig. Fliegen ist im Sumpf- und Schilfwald für sie auch nicht besonders notwendig. In unserer Gegend gibt es die scheuen Teichhühner, das Tüpfelsumpfhuhn und die leicht zu beobachtenden Bläßhühner, die auch vor offenen Wasser­ flächen keine Scheu haben. Sie werden etwa 38 cm lang und haben am Körper ein schieferschwarzes Gefieder. Der Schnabel ist weißlich, der Kopf pechschwarz glänzend mit einer blendendweißen Stirnplatte,

Radlen Bei den TouristInfos der Gemeinden und bei der Tourist-Info des Landratsamtes erhalten Sie den Prospekt „Ober­pfälzer Rad­magazin”, „Radeln entlang der Naab“und verschiedene Radwanderkarten.

­ eshalb man sie bei uns auch als „Weiw herblasch“ bezeichnet. Sie fressen junge Wasserpflanzen, Insekten und vieles, was im Teich lebt, aber keine Fische.

Reiten Falls Sie die Natur zwischen Fichtelgebirge und Böhmerwald auf dem Rücken eines Pferdes erkunden möchten bietet sich Ihnen eine Vielzahl von Möglichkeiten.

Rudolf Ehstand aus Tirschenreuth ein

p­ assionierter Radler, Natur- und Kultur­ kenner bietet geführte Radwanderungen an. Er zeigt Ihnen gerne Interessantes, an dem Sie sonst ahnungslos knapp vorbeifahren, Tel. 09631 2979. Auch rund um Waldsassen gibt es geführte Radwanderungen. Auskünfte erhalten Sie bei der Tourist-Info Waldsassen, Tel. 09632 88160

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Ahornberger Forst – Rotenfels

Rhyolith Die größte Vulkanruine mit Rhyolithgestein ist der 619 m hohe Kornberg bei Erbendorf, weitere finden sich in der Umgebung von Kulmain, wie z. B. der Lenauer ­Porphyrhügel.

Rotenfels Den Rotenfels, mit Ausblick auf die ­Kemnather Senke, finden sie in der Wald­ abteilung Flötz nördlich von Immenreuth an den Wanderwegen 3 (Jägersteig) und 4.

Ruine Weißenstein Die Ruine Weißenstein ist vom Marktredwitzer Haus und vom Parkplatz Weißenstein aus zu erreichen. Einen kürzeren, aber etwas steileren Weg haben Sie vom Parkplatz aus, der an der Panoramastraße durch den Steinwald liegt. Auf diesem Weg (blauer Keil auf weißem Grund) kommen Sie auch am Felsentor des Kiebitzsteins vorbei. Direkt an der Ruine kreuzen sich der ­Fränkischer Gebirgsweg und der Goldsteig, die ­zertifizierten Fernwanderwege.

Saurier Die Skelettreste der „Triassic Park“ Saurier und Crinoiden können Sie im Heimat-, Handfeuerwaffen-, Ur- und Vorgeschichtsmuseum der Stadt Kemnath sehen. Info:

Tourist Info Kemnath · Tel. 09642 70723

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Ruine Weißenstein

Rhyolith Er entsteht, wenn vulkanische Lava mit hohem Gehalt an Kieselsäure erkaltet. Der „jüngere“ Rhyolith-Vulkanismus in unserer Gegend ist auch schon ca. 275 Millionen Jahre alt. Er entstand nach Ende der variskischen Gebirgsbildung. Damals bekam der Riesenkontinent Pangäa erste Risse, es entstanden Dehnungsfugen, an denen „granitische“ Lava aus Vulkanen entweichen konnte. Wenn ­Magma mit hohem Kieselsäuregehalt ­kilometertief unter der Erdoberfläche ­auskühlt entsteht daraus Granit, basaltisches Magma ergibt als Tiefengestein Gabbro. Rhyolith wurde früher auch als Quarzporphyr bezeichnet. Durch das Eindringen von heißen Mineralwässern haben sich in einigen der Rhyolithgesteine im Laufe der Zeit Achate vom sog. Uruguaytyp gebildet.

Rotenfels Vom Sandstrand zum massiven Felsgestein Entstanden ist er aus hellem Quarzsand an einem kahlen Meeresstrand. Damals, vor etwa 500 Millionen Jahren, gab es an Land weder Pflanzen noch Tiere. Danach, etwa 20 Millionen Jahre später war der Sand zu Sandstein gepresst. Vor etwa 330 Millonen Jahren ­fuhren die beiden Superkontinente Laurasia und Gondwana ineinander. Bei diesem „Supercrash“ sind auch unsere Granite entstanden. In der „Knautschzone“ wurde der Sandstein durch Druck und Hitze in sehr harten Quarzit umgewandelt. Noch etwas später in der wüstenhaften Permzeit wurden die Felsen mit Eisen angereichert. Das zirkulierte in heißen Flüssigkeiten durch Risse im Gestein. Der Quarzitfels bekam dadurch seine rote Farbe und seine wertvollen Titanomagnetitgänge. Ab 1507 wurde das Erz von 38 Bürgern aus Wunsiedel abgebaut. Ab

1604 übernahm das damals oberpfälzische Hüttenwerk Gottesgab (heute Fichtelberg) den Abbau. Die Bergleute haben im Spätmittelalter einen geräumigen Torbogen, mit Hammer und Schlegel in den Fels gehauen. Von dort aus ging noch ein tiefer Schacht in den Untergrund, der heute verschüttet ist. Das Erz wurde einst in Warmensteinach und in der Hölzlmühle bei Immenreuth verhüttet.

Ruine Weißenstein Höhenburg am Wanderwegekreuz Seit gut 900 Jahren ist die Burg Weißenstein auf 857,7 m NN (Felsgrund des Bergfrieds) ein Wahrzeichen des Steinwalds. Nicht nur das, auch der Name des ganzen Bergzugs geht auf sie zurück. Gründer waren die Weißensteiner, ihre Nachfolger um 1300 die Nothaffte. Viel Material und Arbeitskraft wurde gespart, weil man die Mauern der Ritterburg in die Wollsacktürme einer natürlichen Felsburg einfügte. Um 1100 entstanden, im 13. Jh. erstmals urkundlich erwähnt, wurde die Ruine in den letzten Jahren sorgfältig untersucht. In enger Zusammenarbeit zwischen dem Denkmalamt, dem Besitzer, dem Freiherrn von Gemmingen-Hornberg in Friedenfels und den „Werktätigen“ der Steinwaldia, wurde das Areal der Burg erforscht, aus­gegraben und soweit gesicherte Erkenntnisse gewonnen wurden, in vielen tausend Arbeitsstunden fachgerecht rekonstruiert. Mit der Instandsetzung des Bergfrieds und der Ausgrabung und Sicherung der Fundamente eines freistehenden Turms sind die Arbeiten vorerst abgeschlossen – falls nicht, wie schon einige Male, unvermutet Neues entdeckt wird. Am Felsturm neben dem gemauerten runden Torbogen ­können Sie Reste vom „Wellenschliff“ (sub)tropischer Verwitterung sehen. Diese ­senkrechten Wellen, Karren genannt, sind einst den ganzen Fels abwärts gelaufen. Sie entstanden im wärmeren Klima, das vor 10 bis 5 Milionen Jahren endete, zu einer Zeit, als der Steinwald noch etwa 300 m tiefer lag.


Natur - das Erlebnis im Land der tausend Teiche

Distelfalter

Bläuling

S Saurier – Leben im tropischen „Urlauberparadies“ Beim Bau der Umgehungsstraße von Kemnath wurden 1980 Skelettreste eines Nothosauriers aus der Triaszeit (vor 251 bis 200 Millionen Jahren) freigelegt. Dieses Tier, das im Wasser, aber auch an Land lebte und sich hauptsächlich von Fischen ernährte, war allerdings „nur” gut 3 Meter lang. Es lebte, wie heutige Robben, im Küstenbereich des Muschelkalkmeeres. In den Jahren seit 1999 hat ein „Vor­ geschichtsfahnder“ Skelettreste von drei weiteren Saurierarten gefunden. Ein Fundplatz befand sich in der Nähe der Fundstelle von 1980, ein neuer kam hinzu. Bei den anderen

Schilf

Schilf

Saurierarten handelt es sich laut einem Experten aus D ­ etroit um Placodus-, einen Muschelknacker, dessen Verwandte auch andere Meeresweichtiere abweideten und um Pistosaurier, die in den flachen Küsten­ gewässern jagten sowie um einen Flug­ saurier. Inzwischen wurden auch Crinoiden,­ Seelilien, gefunden, zwischen denen ­Placodus seine Muschelbänke abweidete. Unsere Saurier tummelten sich in einem tropischen „Urlauberparadies“ à la Karibik oder Great Barrier Reef vor Australien.­Reste der ­Korallenriffe, sog. Karbonat­plattformen, haben sich bis heute erhalten.

Als Schilf bezeichnet man Schilfrohr und die Pflanzen, die einen schilfrohrähnlichen Bestand bilden (Rohrkolben, Großseggen u.a.) und in der Verlandungszone von Gewässern wachsen. Schilfrohr ist eine weltweit verbreitete Gattung ausdauernder Gräser mit drei formenreichen Arten. Von besonderer Bedeutung ist das auch in Deutschland und damit auch im Landkreis häufig vorkommende bis 4 m hohe Gemeine Schilfrohr. Es wächst an stehenden und langsam fließenden Gewässern, hat lange Ausläufer am Stängelgrund und lange scharfrandige Blätter. Blütenstand ist eine ästige Rispe aus rotbraunen Ährchen. Man verwendet es für Matten oder zum ­Dachdecken.

Nothosaurier

Schmetterlinge Schmetterlinge sind kleine bis sehr große Insekten (0,3 cm bis 30 cm) mit voll­ ständiger Verwandlung (Ei, Raupe, Puppe, Schmetterling). Es gibt mehr als 150.000 Arten von Schmetterlingen, in Mittel­europa mehr als 3.000. Sie haben einen hochentwickelten Geruchssinn, die Mund­werkzeuge sind meist saugend und dienen der

Aufnahme von Pflanzensäften. Die Flügel (gewöhnlich 4) sind in der Ruhe seitwärts gespreizt oder hochgeklappt und tragen viele winzige farbige (Pigment- und ­Strukturfarben) Schuppen.

Bei den Tagfaltern kommen 30 Arten vor, die nach Naturschutzangaben landkreisweit bedeutsam sind und von denen 25 Arten auf der Roten Liste stehen.

Wichtige ­Familien sind: Motten, ­Wickler, Spinner, Spanner, Bären, Eulen, ­Schwärmer, ­Weißlinge. Schwalbenschwanz

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Kräutersauna im Sibyllenbad

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Therapiefad im Badehaus Maiersreuth

Schwäne

Stadtteiche

Es handelt sich um eine Unterfamilie der Entenvögel. Sie werden bis zu 1,8 m lang, sind kräftig und haben einen langen Hals. Es gibt 5 Arten, die vor allem auf vegetationsreichen Süßgewässern der gemäßigten und kalten Regionen aller Kontinente, außer Afrika, leben. Schwäne ernähren sich vorwiegend von Wasserpflanzen, die sie gründelnd abweiden. Sie bauen im Schilfgürtel ein Schwimmnest aus Wasserpflanzen und können zur Brutzeit sehr aggressiv werden. Der Höckerschwan ist mit ausgestrecktem Hals 1,5 m lang, mit ca. 2,4 m Flügelspannweite, der Körper rein weiß, der Schnabel orangerot, mit einem schwarzen Höcker. Der Singschwan ist gleich groß, hat aber keinen Höcker auf dem Schnabel. Der Hals wird beim Schwimmen meist S-förmig gekrümmt. Beim Drohen werden die Flügel segelartig über dem Rücken aufgestellt. Die Jungvögel haben ein graubraunes Gefieder.

Die Tirschenreuther Stadtteiche existieren seit 1808 nicht mehr. Der obere Stadtteich mit 90 ha Fläche (100 ha = 1 km²) war Ende des 12. Jh. von den Ortenburgern angelegt worden. Auf einer Insel in diesem Teich entstand 1219 der Fischhof, die steinerne Fischhofbrücke gegenüber dem Landratsamt wurde in den Jahren 1747 bis 1749 gebaut. Der untere Stadtteich mit 97 ha Fläche wurde 1217 vom Kloster Waldsassen angelegt. Beide Teiche zusammen umschlossen Tirschenreuth vollständig und machten es zur Insel-Haupt-Stadt. Diese Teiche hatten auch eine Schutzfunktion, man sparte sich an der Westseite die Stadtmauer. Der riesige Ablauf des Oberen Stadtteichs befindet sich heute unter dem ehemaligen Gasthof Kühn am Luitpoldplatz.

TIPP Stadtteiche

Der Ablauf des Unteren Stadtteichs befindet sich bei der Sägmühle unter der Straße nach Falkenberg. Der mühsam aus dem Granit gehauene Ablauf ist 11 m tief. Der Ablauf des Unteren Stadtteichs wurde von 1217 bis 1219 aus dem Fels gebrochen. Dieses technische Baudenkmal aus dem hohen Mittelalter wurde im Jahr 2001 renoviert und zugänglich gemacht und 2004

Kurweg Der Kurweg vom Kurmittelhaus Sibyllenbad führt am Muglbach entlang, am Rande des 8 ha großen Kurparks zum früheren Badehaus Maiersreuth mit angrenzendem Therapiepfad mit Gesundheitsparcours und Gehschule.

Das Bewegungs­bad mit Innen-­und Außenbecken,­Dampfkuppel und Heilwasser­ parcours mit Verdunstungsgrotte lädt zum Verweilen ein. In der medizinischen Abteilung werden vor allem Radon- und

Stadtteiche Mustertext

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Ablauf des unteren Stadteichs in Tirschenreuth

mit einer Tafel als „Der besondere Teich“ ausgezeichnet. (Den Schlüssel erhalten Sie bei der Tourist-Info der Stadtverwaltung.) Der Kemnather Stadtteich existiert h ­ eute noch. Er wurde im 20. Jh. ein kleines Stückchen verkürzt, er reichte früher bis fast zur Sparkasse. Zwischen dem Postgebäude und der Sparkasse ist der Standort des verschwundenen Unteren Tores im Straßenpflaster kenntlich gemacht. König ­Rupprecht (1400 bis 1410) erlaubt 1402 den Kemnathern, dass sie schützende Wasser­flächen um die Stadt „mit fyschen besetzen“. Rupprecht war zugleich auch Pfälzer Kurfürst. Die pfälzischen Wittels­ bacher ­waren Eigentümer der Stadt. Kemnath gehörte zum Kurpräzipuum, d.h. zum unveräußerlichen Teil der Kurpfalz. Falls der König oder seine Nachfolger auf Besuch in die Stadt kamen, hatten sie aber das Recht, selbst „in den Greben zu ziehen und zu ­fyschen“. Im Jahr 2003 wurde der Kemnather Stadtteich, als erster, mit dem Titel: „Der besondere Teich“ ausgezeichnet.

Sibyllenbad Das noch junge Sibyllenbad liegt unterhalb des 940 m hohen Tillenberges, dem Mittelpunkt Europas. Mit den natür­lichen ortsgebundenen Heilquellen­des ­Sibyllenbades werden hauptsächlich rheumatische Beschwerden und Herz-Kreislauf­ erkrankungen behandelt.

Die Hinweistafel zum Kemnather Stadtteich steht in der Bgm.-MettschnablAnlage, ca. 150 m südlich der Sparkasse.

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Kohlensäure-Wannen­bäder, Natur­fango, Massagen und Kranken­gymnastik angeboten. Die Genießer des BadeTempels erleben einen Badetraum aus 1001er Nacht mit türkischem Bad, Cleopatrabädern, Rasulbad und Oase. Im Jahr 2007 wurden eine großzügige Saunenlandschaft und das Außen­ becken eröffnet. Informationen Gästeinfo Neualbenreuth · Tel. 09638 933250 info@neualbenreuth.de oder im Kurmittelhaus Sibyllenbad · Tel. 09638 9330


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Steinschlatter 848 m NN im Steinwald

Steinwald – Saubad, Holzschlacht, Weißenstein Der Steinwald ist das Mittelgebirge in Deutschland und weit darüber hinaus, das die höchste Dichte an Felsburgen in Bezug zur Fläche aufweist. Es gibt dort auf 220 km² so viele Felsburgen wie auf der 1000 mal größeren Britischen Insel. Geografisch wird der Steinwald oft zum Fichtelgebirge gezählt, dabei ist er wegen seiner Entstehungsgeschichte durchaus eigenständig. Seine höchste Erhebung ist die zentral gelegene Große Platte mit dem Oberpfalzturm auf 946 m (3.105 ft.) NN. Der Steinwald wird im Nordwesten durch die Kemnath-Waldershofer-Senke, im Südwesten durch das Fichtelnaabtal und den Zwergauer Schieferrücken, im Nordosten durch die Naab-Wondreb-Senke mit der Waldnaabaue und im Südosten durch das

TIPP Bei der Tourist-Info im Landratsamt und den Infostellen der Steinwald-Allianz erhalten Sie einen Wandervorschlag zu einigen der grandiosen Felsburgen im Steinwald, eine echte „Ridge Top Tour“, mit e­ xzellenten Weitsichtpunkten. In der Radkarte für den Landkreis finden Sie die „­ sagenhafte Steinrunde“ für Mountainbiker.­Bei allen o.g. Tourist-Infos erhalten Sie das Prospekt Steinwald.

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felsenreich zertalte Falkenberg-Plateau samt Waldnaabtal begrenzt. Zu zwei ­Dritteln ist die Kammhöhe des Steinwalds eine „Dividing Range“, ein Wasserteiler. Vom Kleinen Teichelberg 707 m NN im Osten bis zum höchsten Punkt, der Platte, verläuft auf ihm die Europäische Haupt­ wasserscheide. Die Erbendorf Linie ist eine kontinentale Schweißnaht und teilt den Steinwald in der Mitte. Der Nordteil hatte von der Erdgeschichte her das gleiche Schicksal wie das Fichtelgebirge, der südlich Teil eine Vorgeschichte wie der Oberpfälzer Wald. Die ausgedehnten Granitflächen des Steinwalds sind vor ca. 310 Millionen Jahren als „Lötzinn“ an der Verbindungsstelle entstanden. Die übrigen Gesteine sind um

Weißenstein – Felsentürme

Steinwald

mehrere hundert Millionen Jahre älter. In der für die Erdgeschichte kurzen Zeitspanne der letzten ca. 8 Millionen Jahre wurde der Steinwald im Westteil um 300 m gehoben und damit eine neue Landschaft geschaffen. Im Steinwald finden Sie auch viele Basaltschlote, auch der höchste Basaltkegel im Landkreis befindet sich dort. Der 820 m hohe Plößberg ist ein schmaler, steiler, länglicher, oben fast einheitlich hoher Basaltgrat. Übrigens ist der Steinwald auch heute noch vulkanisch aktiv, wenn auch derzeit nur sehr untergründig. Eine Schwefelquelle zeugt davon und anfangs 1824, vor knapp zweihundert­Jahren, gaben nach einen lauten ­unterirdischen Grummeln die Quellen ­tagelang nur heißes schwefeliges Wasser.

Blick aus dem Grandfelsenmassiv im Steinwald


Natur - das Erlebnis im Land der tausend Teiche

Specht

Die Bezeichnung Steinwald gibt es bereits seit Jahrhunderten, sie bezog sich aber zunächst nur auf ein relativ kleines Gebiet zwischen der 946 m hohen Großen Platte und der Burgruine Weißenstein. Ihr Bergfried ragt von einem 857,7 m hohen Granitfelsen auf. Nicht die außerordentlich vielen bizarren Felsgebilde der Wollsack-Verwitterung sind der Ursprung des ­Namens, sondern ganz sachlich der Weißen-­Stein-Wald, die Bezeichnung der Burg. In der Karte des Landesvermessungsamtes von 1826 wird der zentrale Bereich als „Steinwaldberg” bezeichnet und im Brockhaus von 1879 wird das Gebirge, eigentlich historisch richtig, mit W ­ eißensteiner Kette bezeichnet. In die vielfältige Tierwelt des ­Steinwaldes sind inzwischen Uhus, Luchse und ­Kolkraben wieder zurückgekehrt, der ­Auerhahn „überlegt“ derzeit seine Rückkehr. Unter den Blockmeeren aus Granit existieren noch eiszeitliche Kleinlebewesen. An einigen Stellen fließen oder glucksen unter­ felsische Bäche. Auf diesen ­Felsmeeren im Südwesten des Steinwalds gibt es ­stellenweise „Durstwälder“, deren Bäume kein Grundwasser erreichen und deshalb nach 120 Jahren Stammdurch­messer haben wie normalerweise ­10-jährige Bäume. Seit mehr als 30 Jahren gibt es den ­Naturpark Steinwald, der in seiner ­Fläche über die oben genannten Grenzen ­hinausgeht.

Segelflieger

Sternwarte

Sternwarte – Distanzierte Naturbetrachtung Für intensive Naturbeobachtungen auf Entfernung gibt es in Tirschenreuth eine Sternwarte. In diesem Haus wird seit Jahrzehnten, sofern in himmlischen (Wetter-) Angelegenheiten einigermaßen Klarheit herrscht, jeden Freitagabend ein ­attraktives Nachtprogramm geboten. Die Sternwarte Tirschenreuth will Ihnen die Schönheit des Sternenhimmels näher bringen und Sie in die faszinierende Welt von Sonnen, Planeten, Monden, Gasnebeln und Galaxien entführen. Das in der Oberpfalz einmalige Teleskop mit 24“ (60,4 cm) Spiegeldurchmesser und 6 m Brennweite holt Ihnen ­strahlend glitzernde, attraktive Objekte aus unvorstellbaren Distanzen ganz nah an ihr Auge. Daneben sind noch ein 13 cm Linsen­teleskop mit 780 mm Brennweite für Planeten-, Mond- und Sonnenbeobachtung vorhanden, ein 35 cm Spiegelteleskop mit 3,9 m Brennweite als Universalteleskop, sowie ein Spezial-Sonnenteleskop für die Live-Beobachtung unserer Sonne im roten

Segelfliegen Eine Möglichkeit das Land der tausend Teiche in seiner ganzen Pracht zu sehen ist ein Erkundungsflug mit einem Segelflugzeug oder Motorsegler. Diese Sportart wird seit Jahrzehnten an zwei Stellen im Landkreis ausgeübt, in der Schweißlohe oberhalb des Nordostrands von Erbendorf und auf dem Gelände des verschwundenen Unteren ­Stadtteichs westlich von Tirschenreuth. Infos für Erbendorf: ­ Aeroclub Erbendorf · Tel. 09682 2522 o. 570 Tourist-Info Erbendorf · Tel. 09682 921022 Infos für Tirschenreuth: Segelflugclub Stiftland e.V. · Tel. 09631 2455 o. 1764

Licht des Wasserstoffs. In der Sternwarte gibt es weiteres umfangreiches Zubehör und eine multimediale Ausstattung. Vom Steuerraum der Sternwarte aus kann das Teleskop fern gelenkt werde. Das astronomische Etablissement richtet sich bei der Dauer seiner Nightshow nach den dunklen Stunden. Bei der Sternwarte ist auch der Startpunkt für den Planetenweg. Erfragen Sie deshalb den aktuellen ­monatlichen Programmbeginn: Volkshochschule Tirschenreuth Herrn Fritsch · Tel 09631 88205 www.sternwarte-tirschenreuth.de Üblicherweise ist die Sternwarte jeden Freitag (bei klarem Himmel) geöffnet: April bis September 22.00 Uhr Oktober bis März 20.00 Uhr Prospekte zur Sternwarte und zum ­Planetenweg erhalten Sie bei allen ­Tourist-Infos.

TIPP Sternwarte Die Sternwarte Tirschenreuth bietet Ihnen die Möglichkeit an Sternwanderungen teilzunehmen. Dabei können Sie den Umgang mit Feldstecher und Sternkarte kennenlernen und damit selbst den Himmel erforschen. Sie werden beim T­ eleskopkauf beraten und es werden ­Ihnen die Grundlagen der Arbeit mit einem ­Teleskop vermittelt. Der Planetenweg versucht Ihnen ein ungefähres Gefühl für die Größe unseres Sonnensystems zu vermitteln.

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Kappl bei Waldsassen

Schwarzstorch

Stiftland

Störche

Reichsland zwischen Naab-Wondreb-Senke und Böhmerwald

Im Mittelalter gab es anscheinend in vielen Oberpfälzer Orten Storchennester. Das zeigen jedenfalls die Ortsansichten der Kupferstiche Matthias Merians, die um 1620 skizziert wurden. Um 1908, so beschreibt es ein Wanderführer für den Oberpfälzer Wald, gab es, „als große Besonderheit zu vermelden“, ein Storchenpaar in der ganzen Oberpfalz in Rötz, im Landkreis Cham. Ursache war das zeitweise Verschwinden vieler Teiche und die kühlere Witterung der „Kleinen Eiszeit“.

Stiftland ist heute die Bezeichnung für den touristischen Zusammenschluss von 11 Gemeinden im östlichen Landkreis Tirschenreuth. Historisch bezeichnet es das Herrschaftsgebiet des 1133 gegründeten Zister­zienserklosters Waldsassen. Dieses umfasste sowohl bei der ersten als auch bei der zweiten Auflösung des Klosters 1571 bzw. 1803 12 Quadratmeilen, d.h. 660 km². Bis ca. 1330 war es noch weit mehr, aber eine etwas lockere Wirtschaftsführung zwang das Kloster zu Grundverkäufen. Bis 1548 war die Zisterzienserabtei Waldsassen ein eigenes Reichsland. Danach wurde es Landsasse, zuerst unfreiwillig unter der Kurpfalz dann, noch unfreiwilliger, durch den 30-jährigen Krieg, unter Kur-Bayern. Kennzeichen des Stiftlands sind auch heute noch seine zahlreichen Teiche, vor allem in der Großen Teichpfanne. Das Kloster ­förderte zwar die Fischzucht, die ersten Teiche waren aber schon vor der Gründung des Zisterzienserklosters entstanden. So wurde der ehedem 90 ha große Obere Stadtteich der Insel-Haupt-Stadt Tirschenreuth 1217, mitsamt dem Ort, von den Herren von Ortenburg gekauft. Landschaftsteile des Stiftlands sind z. B. das Waldsassener Schiefergebirge, die Große Teichpfanne mit der Wald­ naabaue, das Falkenberg Plateau oder das ­Waldnaabtal.

Heute gibt es, nach einem Höchststand bei den Brutpaaren der Weißstörche in den 30er Jahren des 20. Jh., meist 5 bis 7 Brutpaare des Weißstorchs im Landkreis, außerdem einige „unverheiratete“ Jungstörche.

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Weißstörche

Waldsassen kann man Meister Adebar von April bis September beobachten. Der Schwarzstorch, der angeblich scheue Vetter des Weißstorchs, war über viele Jahre in weitem Umkreis nur mit einem einzelnen Brutpaar im Landkreis Tirschenreuth zu finden. Heute brüten im Landkreis Tirschenreuth zahlreiche Brutpaare. Der Schwarz- oder Waldstorch hat in den letzten Jahren den Weißstorch im Bestand weit überholt. Im Gegensatz zu den Weißstörchen, galten sie früher als Unglücksbringer.

In Bärnau, Immenreuth, Kemnath, Mähring, Tirschenreuth, Waldershof und

T Teichpfannen und Teichwirtschaft Im Landkreis Tirschenreuth gibt es zwei sogenannte Teichpfannen. Dort sind oft viele Teiche nur durch schmale Dämme getrennt und wie Mosaiksteine aneinandergereiht. Die Große Teichpfanne liegt wie ein großer flacher Suppenteller zwischen Tirschenreuth, Mitterteich, Wiesau und Falkenberg und umfasst über 2.500 Teiche. Die Teichpfanne um Kemnath immerhin noch etwa 300 Weiher. Was hier an Pflanzen und Tieren lebt steht anderswo vielfach längst auf der „Roten Liste”. Die Teichwirtschaft wird im Landkreis seit etwa 1.100 Jahren betrieben. Damit dürfte es sich um die teichwirtschaftlich älteste Region in Europa handeln. Derzeit gibt es im Landkreis Tirschenreuth etwa

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5.000 Teiche, nachdem es im Mittelalter ca. 10.000 auf der selben Fläche waren. Im Mittelalter war der „Hauptfisch” in der Fischzucht der Karpfen, heute sind es ­(neben vielen a­ nderen Fischen) Karpfen und Forelle. Die Stiftländer Teichpfanne ist Teil des Egergrabens. Dieser flache „Suppenteller“ wird durch dauernde leichte Erdbeben, sogenannte Schwarmbeben, immer weiter abwärts gerüttelt. Bisher wird dieses Absenken der Landschaft durch den seitlichen Eintrag von Abtragungsmaterial, Humus, Sand und Geröll aus der Umgebung, noch weitgehend aufgefangen.


Natur - das Erlebnis im Land der tausend Teiche

Teichnixe Verena Stier

Ahornberger Forst

Teich

Tal-Landschaften

Im Sinne der Teichwirtschaft handelt es sich um ein künstlich angelegtes stehendes Gewässer mit regelbarem Zu- und Ablauf im Gegensatz zum Weiher. Auch Teiche, die ihren Wasserzufluss nur durch Niederschläge erhalten, aber einen regelbaren Abfluss besitzen, sogenannte „Himmelteiche”, sind echte Teiche.

Das bekannteste Tal im Landkreis Tirschenreuth ist sicher das sagenumwobene Waldnaabtal. Aber zwischen Fichtelgebirge und Böhmerwald gibt es durchaus noch einige erlebenswerte Täler.

Teichnixe Durch verschiedene Veranstaltungen des „Erlebnis Fisch im Landkreis Tirschenreuth” führt eine, jeweils auf 2 Jahre gewählte, „Teichnixe”. Sie hat entweder beruflich mit der Teichwirtschaft zu tun oder stammt aus einem teichwirtschaftlichen Betrieb. Inzwischen führt die Teichnixe den Titel „Ober­ pfälzer Teichnixe“, weil der Oberpfälzer­Karpfen EU-weit als Qualitätsprodukt zu einem ­geschützten Markenartikel erklärt wurde.

Die tiefsten Taleinschnitte liegen im fast unbewohnten „Nordwestterritorium“, dem Ahornberger und Lenauer Forst, im Südlichen Fichtelgebirge. Bei der Hölzlmühle 547 m NN fließen an der Südspitze des Hammerberges der Mühlbach und der Schilmbach zum Flötzbach zusammen. Der hat seinen Namen von der Flednitz und mündet in die Haidenaab. Die Hölzlmühle liegt nördlich des Dorfes Ahornberg, beide gehören zur Gemeinde Immenreuth. Die steilen bewaldeten Täler von Mühlund Schilmbach sowie ihre sämtlichen ­Nebentäler sind um die 150 m, manchmal bis zu 200 m tief eingeschnitten. Der Ahornberger und Lenauer Forst bestehen Teichlandschaft bei Kemnath

aus verschiedenen Schiefergesteinen, darunter Epigneisen. Letztere sind die zusammengepressten Ablagerungen von bis zu 500 km/h schnellen und auf etwa 800° C „angewärmten“ vulkanischen Glutgesteinswolken (Ignimbriten). Östlich des Schilmbaches (Pfarrgraben) steht in der Nähe des 800 m hohen Scheibenberges die Wolfssäule, als Erinnerung an den letzten 1882 im Königreich Bayern erlegten Wolf. Weitere sehenswerte Täler sind das Fichtelnaabtal, das Hainbach- und das Grenzbachtal zwischen Friedenfels und Trautenberg. Eine Entdeckung ist auch das Muglbachtal, vom Parkplatz zwischen Altmugl und der Nikolauskirche bis zur böhmischen Grenze.

TIPP Tal-Landschaften Entlang der beeindruckenden ­Taleinschnitte im Ahornberger Forst gibt es mehrere markierte Rundwanderwege. ­Einen herrlichen Blick auf das Fichtel­ naabtal und den Steinwald haben Sie vom Zwergauer Schieferrücken, etwas östlich der Ortschaft Bingarten, auf dem ­Sträßchen, das hinunter zum Tiefenbach und der gleichnamigen Ortschaft führt. Durch das Grenzbach, Hainbachund ­Muglbachtal führen markierte ­Wanderwege.

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V Vulkanismus– keine Sache der Vergangenheit

Denkmal Trommelbuche

Trommelbuche Schauplatz einer blutigen Schlacht Der „Bräutigam“ der „Landshuter ­Hochzeit“, Herzog Georg der Reiche, war kurz vor Ende 1503 gestorben. Er hatte „nur“ Töchter. Mit seinem Schwiegersohn, Rupprecht von der Pfalz, hatte er einen G ­ eheimvertrag über die Erbfolge ­geschlossen, Bayern-Landshut sollte nicht an Bayern-München fallen. Am 8. August 1504 wurde zwischen Schwarzenreuth und Neusorg eine Schlacht des Bayerischen Erbfolgekrieges geschlagen. Die Brandenburg-Kulmbacher aus Wunsiedel mit ihren Landsknechten aus Böhmen hatten das Kloster Waldsassen geplündert, die Kirche in Brand gesetzt und – später entscheidend für die Schlacht – dort allen Wein mitgenommen. Danach wollte man „alte Rechnungen“ begleichen und hat tagelang, erfolglos, die Burg Ebnath belagert. Wegen der Augusthitze ist man in die Gegend zwischen Schwarzenreuth und Neusorg abgezogen.

Vulkanismus ist die zusammenfassende Bezeichnung für alle Vorgänge, bei denen feste, flüssige oder gasförmige Stoffe an der Erdoberfläche austreten. Durch ­Vulkanismus sind im Landkreis Tirschenreuth zahlreiche Basaltkegel und einige größere Basaltdecken als Folge tertiärzeitlicher Senken und Einbruchszonen entstanden. Sie waren die westlichsten Ausläufer des nordböhmischen Vulkanismus. Nur wenige Kilometer jenseits der Grenze bei Franzensbad können Sie, im tschechischen Naturschutzgebiet Soos, Mofetten sehen. Es handelt sich um Wasser gefüllte Erdtrichter mit einem Durchmesser bis zu einem Meter, in denen Gas mit einer Temperatur von weniger als 100° Wärme austritt. Der jüngste Vulkanausbruch in unserer Gegend war der des Eisenbühls bei Neualben­ reuth am Ende der letzten Eiszeit. Damit ist der Vulkanismus in unserer Gegend noch nicht zu Ende. In einem Gutachten der ­Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe BGR vom Dezember 2002 wurde festgestellt, dass unser Gebiet, wie die Vulkaneifel, eines der beiden in Deutschland mit vulkanischer Gefährdung ist. ­Forschungen am GFÚ, dem Geophysikalischen Dienst, in Prag haben ergeben, dass auch unter dem Egerer und Mitterteicher Becken eine große Magmakammer „sitzt“ und auf ihren „Auftritt“ wartet. Die Kammer selbst befindet sich in weniger als 30 km Tiefe, allerdings dringt vulkanisches Material entlang von Spalten bis in ca. 10 km Tiefe auf. Auf den Wegen nach oben dehnen die vulkanischen Flüssigkeiten das Gestein und verursachen dabei Geräusche. Bei Experimenten zur Erzeugung von

Ein Regiment von Kemnather Oberpfälzern unter Führung von Kaspar Erlbeck hat im Morgengrauen die feindlichen Nachbarn angegriffen, die in der Nacht die Weinvorräte „vernichtet“ hatten. Auch die Wachsoldaten hatten dem Wein zugesprochen und ihre Alarmtrommeln an eine Buche gehängt. Nachdem etwa 1.000 Gefallene den Kampfplatz bedeckten, wollten die Kemnather den Sieg ganz auskosten und nach Wunsiedel ziehen. Der weitsichtige und erfahrene Heerführer Erlbeck hat das unterbunden – er wusste, dass man mit den jetzt feindlichen Nachbarn nach dem Krieg wieder zusammenleben und Handel treiben musste. Er ließ die verwundeten Gegner nach Kemnath bringen, dort verarzten und verpflegen.

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J. Rohrmüller

­ ikrobeben an der KTB in 9.000 m Tiefe M sind die gleichen Geräusche aufgetreten. Es gibt aber noch vielfältigste Formen von älterem Vulkanismus im Landkreis. Ein Beispiel sind die Rhyolithvulkane aus dem Erdzeitalter des Perm. Sie entstanden vor ca. 280 Millionen Jahren und produzierten helle granitische Lava. Der größte Vulkan dieses Typs im Landkreis ist der Kornberg bei Erbendorf. Gleich jenseits der Fichtelnaab finden sie die Erbendorfer Grünschieferzone mit den Resten eines vulkanischen Inselbogens. Mittelozeanische Rücken MOR produzieren das meiste Magma auf der Erde. Dieses wird allerdings innerhalb von 180 Millionen Jahren, immer wieder, zu 99,7 % recycelt. Den Rest von einem etwa 490 Millionen Jahre alten MOR finden sie ca. 60 m östlich der alten Straße von ­Tirschenreuth nach Liebenstein, dort wo der Wald auch westlich beginnt. Erst seit wenigen Jahren ist bekannt, dass es in unserer Gegend auch Maare gab. Als erstes Maar in Bayern wurde das bei der Ziegelhütte bei Thumsenreuth im Herbst 2000 erbohrt. Der mehr als 200 m tiefe Maartrichter ist mit Ablagerungen aufgefüllt aus der Zeit nach der Dampfexplosion beim Kontakt von Lava und Grundwasser. Der Basalt im Bohrkern wurde auf ca. ­22,5 ­Millionen Jahre datiert. Die pflanzlichen Reste aus der Bohrung sind bis heute aus Kostengründen noch nicht untersucht. Inzwischen konnte man weitere ehemalige Maare identifizieren. Das jüngste wurde im Herbst 2007 nahe Neualbenreuth auf tschechischer Seite erbohrt. Weitere Ergebnisse sind in diesem Umfeld noch zu erwarten.


Natur - das Erlebnis im Land der tausend Teiche

Vulkan Eisenbühl bei Neualbenreuth

Wackelstein bei Neusorg

W Wald Der ursprüngliche Wald in unserer Gegend war ein tannenreicher Bergmischwald aus Buchen, Tannen, Fichten und Berg­ ahorn. In tieferen Lagen ging er in ­Eichenmischwälder über. Der enorme Holzbedarf der mittelalterlichen Eisen- und Glasindustrie in der Oberpfalz hat dazu geführt, dass Tanne, Berg­ahorn, Buche und Eiche immer mehr verschwanden. Aus dem Verarbeiten von 400 kg Holz ergaben sich ca. 100 kg Holzkohle. Daraus konnte man in den mittelalterlichen Hochöfen etwa 11 kg Eisen gewinnen. Es entstand ein enormer Holz- bzw. Energiemangel. Um 1360 entwickelte der Nürnberger Hammerherr Peter Stromeier, nach langwierigen Versuchen, die künstliche Waldsaat. Jetzt wurden

leicht kultivierbare und zu bewirtschaftende Baumarten, wie Fichte und Kiefer, angepflanzt. Der Wald wurde in raschen Hiebsfolgen und oft im Kahlschlag genutzt. Leicht verarbeitbare Baumarten, wie Kiefer, Fichte, Lärche und Birke verdrängten die alten Mischwälder. Diese Entwicklung hielt bis ins 18. Jahrhundert hinein an. Erst mit der sich entwickelnden Forstwissenschaft im 17. und 18. Jahrhundert kam ein langsames Umdenken in Gang. Man ging wieder zum Anbau stabiler Mischwälder über, diese gewährleisten, trotz forstwirtschaftlicher Nutzung, einen gesunden Wald. Der Landkreis Tirschenreuth ist heute fast zur Hälfte, mit 48 %, bewaldet.

Waldameisen Weltweit gibt es mehr als 10.000 Ameisen­arten, davon ca. 400 in West­ europa. In unseren Heimatwäldern leben 4 verschiedene Arten: die Große, die Kleine und die Dunkle Waldameise, sowie die Blutrote Raubameise. Jede dieser Arten baut verschiedene Hügel aus Nadeln, Steinchen, Sand und Harz. Seit 1724 stehen die Waldameisen unter Schutz, schon damals erkannte man, dass die Lebensgemeinschaft Wald ohne Ameisen bedroht ist. Die Waldameisen regulieren den Bestand von Schadinsekten, ein Volk erbeutet bis zu 120.000 Schädlinge täglich. Ihre Arbeit schützt Nutzinsekten, sie durchlüften und verbessern den Boden, begrünen durch das Verschleppen von Samen. Durch Verbreitung von Vegetation fördern sie die Blütenbestäubung und holen die Bienen in den Wald. Manche Leute behaupten, dass die Waldameisen sich ganz besonders gerne

TIPP

Waldameisen

Trommelbuche Im Wald zwischen Schwarzenreuth und Neusorg hat die Forst AG Ebnath eine imposante Gedenkstätte zum Andenken an die blutige Schlacht bei der „Trommelbuche“ und die 1.000 ­Gefallenen errichtet. Beim Durchfahrverbotszeichen nach Osten ca. 600 m in den Wald. Bei einer Felsgruppe mit Bank, nochmals 200 m nach links, vorbei an einem Wasserhochbehälter.

Wackelstein Einen großen Wackelstein im Landkreis finden Sie bei Unterschurbach, in der Nähe von Neusorg. Obwohl sein

Gewicht bei mehr als 100 Tonnen liegt, lässt er sich bewegen. auf geologischen Störungslinien niederlassen.Im Landkreis Tirschenreuth fühlen sich die ansonsten bedrohten Waldameisen offensichtlich sehr wohl. Allein an der alten Straße von Tirschenreuth nach Mitterteich siedeln südlich von Münchsgrün mehr als 1.200 Völker, zahlreiche weitere bei Konnersreuth sowie ca. 1 km nördlich von Lengenfeld bei Tirschenreuth.

Wackelsteine Eine Spezialform der Wollsäcke sind Wackelsteine. Es sind große, durch die Verwitterung gerundete, Granitfelsen. Sie liegen nur mit einer sehr kleinen Fläche auf ihrer Unterlage, so dass Sie diese zum wackeln bringen, wenn Sie sich dagegen stemmen. Aber allein wegen ihres enormen Gewichtes kann man sie nicht von der Stelle schieben oder zum Kippen bringen.

Früher hatte er auch die Bezeichnung Edelmannstein. Zwei Edelleute sollen dort ihre Schätze vor einer ­kriegerischen Bedrohung versteckt haben. Ein zweiter echter W ­ ackelstein ist der am oder zwischen den Bürger­ felsen, etwas (fluss-)oberhalb der Burg Falkenberg am Schloss­bergrundweg mit ca. ­9 ­Tonnen (s. S. 71). Die sog. Wackelsteine nördlich der Silberhütte und in der Kleinen Teufelsküche bei ­Tirschenreuth haben zwar ebenfalls nur kleine Auflage­flächen, lassen sich aber nicht ­bewegen.

Wackelstein

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Waldfriedhof

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Walderlebnispfad

Walderlebnispfad

Waldnaabaue

derer von Nothafft in Friedenfels

Dieser Pfad ist ein Erlebnis für Kinder und Erwachsene und bietet interessante Einblicke in Natur, Waldwirtschaft und die Geschehnisse im Wald.

Bundesnaturschutzgroßprojekt

Aus finanziellen Gründen veräußerte man Runding 1829 und zog nach Friedenfels. Im Jahre 1877 beschlossen die Nothaffte eine Familienbegräbnisstätte in Frieden­ fels anzulegen. Auch 9 verstorbene Familien­mitglieder, die in der Zeit von 1803 bis 1877 in Thumsenreuth bestattet worden waren wurden 1878 in den Waldfriedhof, an den seit 1830 so bezeichneten Mutter­ gottesbühl, umgebettet. Der Begräbnisplatz mit einer 300-jährigen Buche ist ca. 400 m vom Ortszentrum entfernt. Im Jahr 1882 musste die Familie Nothafft­ auch die Herrschaft Weißenstein mit ­Friedenfels verkaufen. Allerdings wurden 1955 nochmals zwei Familien­mitglieder dort bestattet. Insgesamt ruhen ­14­ Nothaffte­im Waldfriedhof.

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Walderlebnispfad Den Walderlebnispfad können Sie ganzjährig nutzen. Für nähere Informationen wenden Sie sich bitte an das Forstamt Waldsassen, Tel. 09632 92230 oder an die Tourist-Info, Tel. 09632 88160.

Waldnaabaue Einstiegspunkte für die Waldnaabaue sind der Parkplatz an der Maria Weiherkurve ca. 1 km nördlich von Tirschenreuth an der B 15 und der Weg südlich vom ­Werks­gelände der Firma Hamm, die Straßen­walzen herstellt.

Waldnaabaue

Der Rundkurs beginnt beim Parkplatz des ASV-Sportheims am Ortsausgang von Waldsassen (Ende Schützenstraße) in Richtung Kappl. Der Weg ist 3,6 km lang und Sie können ihn gemütlich in zwei bis drei Stunden erkunden. Falls Sie nicht ganz so viel Zeit haben sollten, nehmen Sie den kürzeren Weg mit 2,6 km Länge. Am Pfad entlang sind 23 Stationen angelegt, dazwischen befinden sich 23 Hinweistafeln, Baumalters-Schilder und Rateklapptafeln. Auf dem Barfußpfad werden Sie eingeladen, mit geschlossenen Augen, verschiedene Materialien am Waldboden hautnah zu fühlen. Im ehemaligen Steinbruch wurden vor langer Zeit Steine für Fundamente und Hausbau gebrochen. Bestimmen Sie mit einfachen Mitteln die Höhe eines Baumes oder erleben Sie die Klangeigenschaften von Holz mit dem Baumtelefon oder bei den Naturklängen. Falls Sie Lust haben, genießen Sie an der Gollingerhütte mit dem Waldspielplatz, den Blick auf die Basilika. Waldnaabaue bei Gumpen

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Höllenotter

Waldfriedhof Seit dem 13. Jh. war das aus dem Egerland stammende Geschlecht der Nothaffte im Besitz der Burg Weißenstein im Steinwald. Bis 1431 erwarben die Nothaffte auch Thumsenreuth. Später lebte ein Teil der Familie in Runding bei Cham.

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Dieses bundesweit bedeutende ­Naturschutzgroßprojekt sollte ursprünglich bis 2009 entstehen. Inzwischen soll die Projektphase noch um einige Jahre verlängert werden. Ein Teil der Großen Teichpfanne zwischen Tirschenreuth und Falkenberg, mit einer Fläche von 3.100 ha, ist dafür vorgesehen. Malerisch schlängelt sich die Waldnaab in Mäandern durch dieses ungewöhnliche Stück Natur. Seltene geschützte Tier- und Pflanzenarten, wie z. B. Schwarzstorch, Eisvogel, Kranich, Silberreiher, Seeadler, Moorfrosch, Kreuzotter, Sonnentau oder Arnika haben dort ihren Lebensraum. Bach- und Flußauen haben nur ein geringes Gefälle, dadurch hat diese Landschaft ­einen sehr „feuchten Charakter“. Die Besonderheit dieses Naturschutzprojekts besteht einerseits in der unberührten Natur entlang der Waldnaab und ihrer Zuflüsse, andererseits in der von Menschen in über tausend Jahren gebietsprägend entstandenen Teichlandschaft. Bei diesem Projekt müssen deshalb fein­ fühlig die naturschutzfachlichen und die ­teichwirtschaftlichen Interessen sorgsam aufeinander abgestimmt werden. Die ­Waldnaabaue hat ihre Entstehung dem Egergraben zu verdanken. In die Senke dieses geologischen Grabenbruchs wurden riesige Mengen Kaolin und Sand geschwemmt, die am Heusterzbühl bei Münchsgrün abgebaut werden. Unmittelbar im Anschluss an die Waldnaabaue beginnt das Naturschutzgebiet Waldnaabtal.


Natur - das Erlebnis im Land der tausend Teiche

Ringelfelsen bei Neualbenreuth

Froschfelsen

Waldsassener Schiefergebirge

Wandern

Tillen, Wondreb, Muglfall

Im Landkreis Tirschenreuth bieten die verschiedenen Mittelgebirge und die ­dazwischen liegenden Beckenlandschaften mit Teichen und Vulkankegeln besonders abwechslungsreiche Möglichkeiten für Wanderer. Es werden auch verschiedene Touren zum Wandern ohne Gepäck oder Touren mit Gästeführern angeboten.

Dieser Begriff stammt von den Geologen. Es ist erheblich kleiner als das Rheinische Schiefergebirge dafür etwas höher, etwas älter und geologisch recht kompliziert. Näher „verwandt“ ist es mit dem Thüringer Schiefergebirge. Flächenmäßig umfasst es nur ca. 400 km², davon liegen 70 % im Landkreis Tirschenreuth, 100 km² gehören zum Landkreis Cheb/Eger, der Rest zum Landkreis Wunsiedel. Unsere Schiefergesteine sind vor 543 bis 340 Millionen Jahren entstanden. Besonders schön sind sie z. B. am Muglfall bei Neualbenreuth und in einem alten Steinbruch mit Leder­schiefer aus der Zeit der Saharavereisung bei ­Mammersreuth zu sehen. Die Epigneise südlich der Kapplkirche sind vor ca. 495 Millionen Jahren aus rasend schnellen vulkanischen Glutgesteinswolken, sogenannten Ignimbriten, ­entstanden. Vor etwas mehr als

20 Millionen­Jahren war das Gebiet wieder vulkanisch aktiv. Damals sind die Basaltschlote und -decken entstanden, die heute z. B. am Hirschentanz bei Konnersreuth, wo ein Vulkan aufgeschnitten ist, zu Schotter verarbeitet werden. Die Vulkane Kammerbühl und Eisenbühl sind ca. 250.000 bzw. ca. 10.000 Jahre alt. Letzterer liegt am Ortsrand von Neualbenreuth in seiner Umgebung scheint es noch einige versteckte Maarschlote zu geben. Die Heilwässer im Sibyllenbad sind ein „Abfallprodukt“ dieses neuzeitlichen Vulkanismus. Höchster Berg des Gebirges ist der 940 m hohe sagenumwobene Tillenberg, der Mittelpunkt Europas im Tillengebirge. Weitere Teile sind die Stiftsberge bei ­Neualbenreuth, die Waldsassener Mulde und der Kohlwald (Arzberger Forst). ­Hauptfluss ist die Wondreb, sie durchquert das Waldsassener Schiefergebirge zwischen Mitterteich und Eger.

Weiher Als Weiher wird teichwirtschaftlich gesehen ein stehendes Gewässer bezeichnet, dessen Wasserstand, im Gegensatz zum Teich nicht regelbar ist. Das Wort kommt vom lat. Begriff Vivarium. Das bedeutet, dass die allermeisten Gewässer, die als Weiher bezeichnet werden, für die Fischwirtschaft Teiche sind. Ein richtiger Weiher wäre demnach nichts anderes als ein sehr großer Tümpel.

TIPP Waldsassener Schiefergebirge Die Fritsch Wanderkarte: Neualbenreuth, Sibyllenbad, Waldsassen 1:35.000 ­erfasst einen großen Teil des ­Waldsassener ­Schiefergebirges. In den Karten des Landesvermessungsamtes 1:25.000 finden Sie zwischen Rosall, Mähring und Neualbenreuth zahlreiche Schieferklippen. Ebensolche Felsen finden

Wandern Sie in Trevesen an der Fichtelnaab oder nahe Bingarten am Kranichfelsen, oberhalb der Fichtelnaab, an der Straße nach ­Waldeck.

Bei den ­Tourist-Infos der Gemeinden und bei der Tourist-Info des Landratsamtes erhalten Sie das Magazin „Wandermagazin Oberpfälzer Wald” und die Gästeführerbroschüre, sowie die Wander­ vorschläge der einzelnen Gemeinden. Wanderkarten für das Land der tausend Teiche erhalten Sie im Buch- und Zeitschriftenhandel, s­ owie bei den Tourist-Infos im Landkreis.

Waldsassener Schiefergebirge

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Waldnaabtal – Gumpen, Bailey-Bridge, Start in eine Wunderwelt Sie ist unverwüstlich, die eiserne Gitter­ brücke aus der Besatzungszeit mit ihrer Fahrbahn aus Holzbalken und sie ist Treffpunkt zwischen Falkenberg Plateau und Stift­länder Teichpfanne, samt Wald­ naabaue. Als träg sich windender Tieflandfluss kommt die Waldnaab aus dem großen flachen „Suppenteller“ der Teichpfanne. Urplötzlich bei Gumpen stellen sich ihr massive Granitwände oder Wollsäcke entgegen. Das war nicht immer so. Jahrmillionen lang ging es bequem weiter wie zuvor. Dann, vor ca. 8 Millionen Jahren begann sich von hier ab südlich der Untergrund aus

Am Butterfass

Falkenberger­Granit zu heben. Der Fluss nahm die ­Herausforderung an und hielt dagegen. So schnell wie der harte felsige Untergrund angehoben wurde – und wird – so schnell schnitt und schneidet sich die Waldnaab in den Granit. Aus dieser Auseinandersetzung entstand das Wunderwerk des Waldnaabdurchbruchs. Malerische Felspartien ragen manchmal bis 50 m auf. Stromschnellen und Stromstillen, Steps and Pools, wie die Geologen sagen, regulieren auf natürliche Weise die Fließgeschwindigkeit der Naab.

Der „Amboss“ ragt 4 Meter aus der Waldnaab

Ohne die Bremse der Stromschnellen würde das Tal wegen seines starken Gefälle oft trocken liegen oder die Landschaft südlich davon immer wieder überschwemmt werden. Die kleineren Zuflüsse zur Waldnaab, die auf dem Falkenberg Plateau ­entstehen, kommen mit dem Einschneiden in den Granit­nicht nach. Je näher sie der Mündung kommen umso stärker wird ihr Gefälle. Der Schwallohbach, 80 m oberhalb vom Butterfass, mündet in einem Hängetal mit einem mehr oder weniger sichtbaren ­Wasserfall, je nach ­Wassermenge, in die Waldnaab.

TIPP Waldnaabtal Das Prospekt „Naturschutzgebiet Waldnaabtal” enthält umfangreiche ­Informationen. Sie erhalten es bei den Tourist-Infos und an der Gaststätte Blockhütte (Montag Ruhetag) im Waldnaabtal. Gästeführer und GeoparkRanger bieten geführte Wanderungen ins Waldnaabtal an. Infos finden Sie in der Gästeführer­broschüre die sie bei den Tourist-Infos erhalten.

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Waldnaabtal


Natur - das Erlebnis im Land der tausend Teiche

Beim Kammerwagen

Südlich von ­Windischeschenbach setzt sich zwar das Tal fort, aber das Gestein ändert sich von Granit zu Gneis und das Tal wird breiter. Im Mittelalter baute man Burgen im und an den Enden des Waldnaabtals. Falkenberg und Neuhaus wachen am Nordund Süd­ende, dazwischen standen auf hohen Felsbastionen Schwarzenschwal, Altneuhaus und Herrenstein. Von ihnen haben sich nur Wallanlagen und Pfostenlöcher erhalten. Im Flussbett gibt es eine Anzahl Strudel­ löcher, eine Form der Erosionskessel, einige mehrere Meter tief, die man aber nur bei niedrigem Wasserstand sehen kann. Diese röhrenförmigen Aushöhlungen im Flussbett entstanden durch die mechanische Kraft

Strudelloch bei der Gletschermühle

des Wassers, kombiniert mit der kreisenden Scheuerwirkung von Steinbrocken. Etwas oberhalb des „Katarakts“ am Butterfass quillt der wohlschmeckende, eisen-, schwefel- und kohlensäurehaltige Sauerbrunnen unter den Granitfelsen hervor. Schwefel und Kohlensäure sind Folge des Vulkanismus im Untergrund.

Wackelstein bei Falkenberg

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Einstiegspunkte ins Tal Falkenberg Windischeschenbach Jugendherberge Tannenlohe Parkplatz an der großen W ­ aldnaabbrücke bei Neuhaus Parkplatz östlich von Ödwalpersreuth jenseits der A 93

Das Waldnaabtal ist ein echter, wenn auch nur 17 km langer, Cañon, weil der Flusslauf schon vor den „emporwachsenden“ Felsen existiert hatte. Das zentrale Naturschutzgebiet umfasst eine Fläche von 180 ha.

Wasserrad an der Blockhütte

Mustertext

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Wasserfälle

Wolfssäule

Wegen der geografischen Lage sind unsere Flüsse nicht besonders breit, so dass es auch keine besonders großen Wasserfälle gibt, einige kleinere, sehenswerte, gibt es trotzdem.

Im Jahr 1907 hat man nahe dem ­Scheibenberg 800 m NN im Ahornberger Forst eine Gedenksäule errichtet.

Romantisch gelegen sind ein Wasserfall in der Teufelsküche bei Tirschenreuth und der Muglfall in der Nähe der Muglmühle bei Neualbenreuth. In der Nähe des ­Sibyllenbades, bei Hardeck, unterhalb des Schlosses, direkt am Kurweg, stürzt sich der Bodenbach hinunter zum Muglbach. Der Bodenbach entspringt in der Nähe des Vulkans Eisenbühl. Im Waldnaabtal gibt es kleinere Wasserfälle, die über ­Hängetäler ins Waldnaabtal münden. Weil die Waldnaab viel Wasser führt, schneidet sie sich schnell in den Untergrund ein. Damit k­ önnen ihre Zuflüsse, die viel weniger E­ nergie haben, nicht mithalten und müssen am Ende kopfüber einmünden. Einen finden Sie ca. 80 m oberhalb des Butterfasses. Wenn wenig Wasser fließt gurgelt er nur durch die Felsen und kommt gischtend neben dem Fußweg aus den Felsen. In der nähe der alten Glasschleife bei ­Arnoldsreuth, im nordwestlichen ­Steinwald, stürzt ein Wasserfall aus dem Graben, der früher das Wasser zur Schleife leitete, 8 m in die Tiefe. Er wurde vor ­wenigen Jahren vom Verein Steinwaldia wieder i­ nstandgesetzt.

Wasserfall bei Altmugl

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Am 21. Juli 1882 bliesen 25 Jäger zur Jagd auf den Wolf. Martin Wiesend, der Wirt vom Gasthof zur Post in Kulmain, hat ihn zur Strecke gebracht. War es vielleicht schlechtes Gewissen? Jedenfalls errichtete man zum Gedenken an den letzten im Königreich Bayern erlegten Wolf 25 Jahre später eine etwa 1 m hohe Granitsäule.

Wollsäcke Eine Verwitterungsform, die vor allem bei Granit und ähnlichen Massen­gesteinen, gelegentlich auch bei Gneisen oder Sandstein auftritt ist die Wollsack­ verwitterung. Granit ist ein sog. Tiefengestein das bei Gebirgsbildungen tief in der Erdkruste­ entsteht. Nach dem Verschwinden ­darüberliegender Gesteinsschichten durch ­Verwitterung sind Entlastungsklüfte ­entstanden. Die Verwitterung folgt den Klüften im Gestein und erzeugt schwachgerundete kissen- oder matratzenartige Blöcke. Während der Eiszeiten, in denen bei uns kalte Tundrensteppe herrschte, wurde der Verwitterungsgrus zwischen den ­Felsblöcken fortgeschwemmt und weg­ geblasen. Am Burgberg von Falkenberg wurde der Begriff Wollsack erstmals gebraucht. Diese Stelle ist damit eine sogenannte Typlokalität von der aus diese Bezeichnung allgemein wissenschaftlich gebräuchlich wurde, z. B. engl. „woolsacks“, frz. „sacs de laine“.

Wolfssäule im Lenauer Forst

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Zoigl Ein Naturerlebnis für Genießer ist der Zoigl. Es handelt sich um ein untergäriges Bier, das im Kommunbrauhaus, einem Gemeinschaftsbrauhaus für alle Brauberechtigten eines Ortes, gebraut wird. Kennzeichen des Zoigls ist, dass er nur die natürlicherweise entstehende Kohlensäure enthält. Sein Ausschank wird seit Jahrhunderten durch ein Zoiglzeichen angezeigt. Meist weist ein sechszackiger Stern, das Zunftzeichen der Brauer, auf den Zoiglausschank hin. Er wird an einer Stange an dem Haus angebracht, in dem man gerade den Zoigl ausschänkt und eine schmackhafte Brotzeit dazu anbietet. Diese Tradition hat sich nur noch an ­wenigen Orten erhalten, wie in Falken­ berg, Mitterteich, Waldershof und ­Windischeschenbach. An einigen Orten wird inzwischen auch wieder neu ausgeschänkt. Das Zoiglbraurecht gehört manchmal seit mehr als 500 Jahren zu einem Haus. Mit der Verleihung des Braurechts änderte sich im Mittelalter auch die Rechtsstellung der Menschen, aus den gemeinen Untertanen wurden damit Bürger.­In­ zwischen bieten auch einige regionale Brauereien Zoiglbier an. Dieses Bier ist sicherlich ebenfalls schmackhaft, aber im Gegensatz zum Zoigl aus den Kommun­brau­ häusern bezeichnen es die einheimischen Bierspezialisten als Brauerei-Zoigl.

Riesenschüssel im Steinwald


Natur - das Erlebnis im Land der tausend Teiche

Nordteil des Zwergauer Schieferrückens mit dem 731 m hohen Armesberg

Z Zwergauer Schieferrücken Wegen seines Inhalts an Mineralien und Erzen seit ­Urzeiten berühmt, extrem ­vielfältig, nirgends einzuordnen und darum namenlos. Von Erbendorf aus zieht sich, gegenüber dem Steinwald, entlang der Fichtelnaab, ein Bergzug nach Nordwesten. Namenlos hebt er seinen Rücken aus den bisherigen Landkarten. Der Altvater der bayerischen Geologie Mathias von Flurl schreibt 1792: „Lange wusste ich nicht, welchen Namen ich der dasigen Gebirgsart schöpfen sollte; da man an einigen Stellen kaum einige Schritte weiter setzen darf, ohne eine ganz andere Beschaffenheit der Gebirgsmasse, oder wohl gar wieder eine ganz andere Steinart zu finden.“

Bis heute hat dieser Bergkamm keinen Namen bekommen. Im Nordwesten ragt ein Vulkan auf, der 731 m hohe Armesberg mit der Wallfahrtskirche zur Hl. Dreifaltigkeit – im Südwesten oberhalb von Schadenreuth der 619 m hohe Kornberg. Der eine ist ca. 21 Millionen Jahre jung und aus dunklem Basalt, der andere etwa 280 Millionen Jahre alt und aus hellem, granitischen, ebenfalls vulkanischen Rhyolith. Der Bergkamm dazwischen ist an seiner höchsten Stelle, dem Kühberg, 710 m hoch. Dieser ist auch aus hellem vulkanischem Material, etwa ½ Milliarde Jahre alt, aus einer Glutgesteinswolke entstanden. Der rasend schnelle Ignimbrit, ließe keinem Formel I Rennwagen auch nur die geringste Chance. Ansonsten besteht

der Bergzug aus Gesteinen der Erdzeitalter Ordovizium, Silur, Devon, Karbon und Perm. Stellenweise gibt es aber auch Gesteine die 600 bis 800 hundert Millionen Jahre alt sind. Die Gesteine der EGZ sind zwar durch Druck und Hitze umgewandelt, haben aber die gleiche chemische Mixtur wie der gewalttätige indonesische Inselbogen. An der Südwestflanke findet man Gesteine aus den Erdzeitaltern Trias und Kreide und im Nordosten des Tertiär. Wir bezeichnen diesen Bergzug, mit seiner geologisch kunterbunten Vergangenheit, nach dem Ort in der Mitte und den ­geschieferten Gesteinen als Zwergauer Schieferrücken.

TIPP Wollsäcke

Zoigl

Im Steinwald, Fichtelgebirge, in den ­„Teufelsküchen” bei Tirschenreuth, im Waldnaabtal und auf dem ganzen Falkenberg-Plateau finden Sie mächtige Exemplare von Wollsacktürmen.

Zoigl aus Kommunbrauhäusern gibt es in Falkenberg in der Zoiglstube „Beim Kramer” in der Tirschenreuther Straße. In Mitterteich gibt es drei Zoiglstuben: bei Josef Hartwich in der Angergasse, Hans Lugert in der Bachgasse und Wilhelm Oppl am Oberen Markt. In Waldershof gibt es am Marktplatz beim „Dameradl“ einen Zoiglausschank.

Wollsäcke · Zoigl

Die Ausschank-Terminen erhalten Sie bei allen Tourist-Informationen als „Zoigl-Kalender“ oder „fragen“ Sie einfach das Internet nach dem ­Stichwort Zoigl.

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Land der tausend Teiche Landkreis Tirschenreuth

(Auswahl)


Natur - das Erlebnis im Land der tausend Teiche

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Tourismuszentrum Oberpfälzer Wald Landkreis Tirschenreuth Mähringer Straße 7 · 95643 Tirschenreuth Tel. 09631 88223 · Fax 09631 88305 tourismus@tirschenreuth.de www.oberpfaelzerwald.de

Anzenstein bei Kemnath

info@oberpfaelzerwald.de · www.oberpfaelzerwald.de


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