Katz und Kätzin

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Katz und K채tzin

Von Patrick Amelie Becker


Wenn Katzen und Kätzinnen sich unterhalten, ist es für den Zuhörer zumeist besonders unterhaltsam. Dieser kann sich nämlich niemals ganz sicher sein, was als nächstes kommt oder ob eine der Beteiligten zu einem für sie selbst zufriedenstellenden Ergebnis gelangt. Übersetzt man die Gespräche zwischen Katz und Kätzin in ihren frühen Jahren, sind die Konversationen voller jugendlichem Eifer und häufig sexuell motiviert. Einem von weichen Drogen vernebelten Kopf passiert es schon mal, dass die Wahrheit schneller ans Tageslicht kommt, als das sonst der Fall gewesen wäre. Unverblümt, fast schon forsch und charmant schwanzgesteuert sind da die Jungspunde Katz und Kätzin. Wir haben ein solches Gespräch einmal dokumentiert:

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Katz: „Miao, du bist aber mhhh… scharf. Kann ich dich vielleicht auf nen Drink einladen?“ Kätzin: „Du bist so heiß wie ein Vulkan“ Katz: „Ich bin auch schon ganz rollig“ Kätzin: „Sag mal, trainierst du? Das sind ja tolle Vorderbeinmuskeln“ Katz: „Klar trainier ich. Außerdem spiele ich manchmal Klavier“ Kätzin: „Klavier? Uh, ich singe leidenschaftlich gerne“ Katz: „Was für leckere Zitzen du hast“ Kätzin: „Holst du mir einen White Russian?“ Katz: „Ich hol dir die Sterne vom Himmel“ Kätzin: „Ganz schon laut hier! Was soll ich dir holen?“ Katz: „Sollen wir irgendwo hingehen, wo wir ungestört sind?“ Kätzin: „Bist du eigentlich öfter hier?“ Katz: „Mein Schwanz ist schon ganz steif“ Kätzin: „Sonst mach ich sowas ja nicht“ Katz: „Also vor Aufregung“ Kätzin: „Ach so? Ich dachte vor Geilheit? Ich mach sowas ja nicht mit jedem“ Katz: „Ich hab sogar ein Auto“ Kätzin: „Echt?“ Katz: „Ja, aber ich bin zu stoned vom Catnip zum fahren“ Kätzin: „Oh. Was ist es denn für ein Auto?“ Katz: „Es gehört meinem Papa. Ist’n Pick Up“ Kätzin: „Du hast so männliche Schnurrhaare!“ Katz: „Du auch. Also sehr sexy sind deine Schnurrhaare. Und so rassig“ Kätzin: „Pass bloß auf. Ich kann schon mal wild werden“ Katz: „Hast’n du zufällig… Naja, ein Gummi dabei?“ Kätzin: „Keine Sorge, ich nehm die Pille“ Katz: „Geil“ Kätzin: „Leckst du?“ Katz: „Na klar“ Kätzin: „Sollen wir zu mir?“ Katz: „Wo wohnst du denn?“ Kätzin: „Gleich hier ums Eck“ Katz: „Ich glaube, du bist ein Engel“

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Kätzin: „Du bist so romantisch!“ Katz: „Ich kann es nicht mehr erwarten, dir die Kleider vom Leib zu reißen!“ Kätzin: „Dann los!“ Katz: „Du bist so wunderschön“ Kätzin: „Ohh Danke!“ Die Turteltauben. Der nächtliche Clubaufriss bleibt natürlich nicht ohne Folgen. Man findet sich, man verliebt sich sogar ein bisschen und zack- merkt man, dass man bald nicht mehr zu zweit ist. Der erste Wurf bringt gleich vier wundervolle kleine Glücksbringer mit sich, das junge Paar wird zunehmend stärker belastet, junges Glück wird zu junger Schlaflosigkeit, doch nun eben anders als früher. Mit Anfang 30 sind die Konversation zwischen dem einst so scharfen Paar eher stumpf und träge. Vorbei die zahllosen Nächte, in denen man unbeirrt durch die Gassen der Stadt streunen konnte. Der Ernst des Lebens macht vor niemandem halt. So kommt um 4 Uhr nachts schon mal zu einem Gespräch zwischen Katz und Kätzin wie dem folgenden: Katz: „Hmm… Die Kleinen schreien wieder. Du bist dran“ Kätzin: „Ich bin dran? Ich glaube eher, du bist dran“ Katz: „Ziemlich sicher bist du dran“ Kätzin: „Ich habe mich vor zehn Minuten ins Bett gelegt, ich hab den ganzen Tag lang die Kleinen versorgt. Definitiv dein Part“ Katz: „Ich war den ganzen verdammten Tag auf dem Bau, das scheinst du gerne zu vergessen“ Kätzin: „Wunndert mich, dass du dich daran noch erinnerst. Wie lange ist es eigentlich her, dass du ohne Fahne nach Hause gekommen bist?“ Katz: „Ich racker mir den Buckel krumm, damit wir es als Familie gut haben. Was hast du bitte heute gemacht? Warst du shoppen?“ Kätzin: „Ja, ich war einkaufen! Weil der liebe Herr ja meint, abends unbedingt Mettigel haben zu müssen. Dafür muss ich einkaufen, ja!“ Katz: „Du bist ja schon lauter als die Kinder“ Kätzin: „Mal abgesehen von deiner anziehenden Milchfahne, sag mal, wie lange bitte hast du mich nicht mehr angefasst?“ Katz: „Du weißt genau, dass du seit der Schwangerschaft…“ Kätzin: „DASS ICH WAS SEIT DER SCHWANGERSCHAFT?“ Katz: „Scheiße. Dass du... seit der Schwangerschaft einfach… Ich geh mal eben nach den Kindern gucken“ Kätzin: „Versuch bitte, ihnen nicht direkt ins Gesicht zu atmen. Das letzte was ich jetzt brauche, sind besoffene Katzenbabies“ Katz: „Mecker, mecker, mecker…“ Kätzin: „War alles ok?“ Katz: „Einer hat sich das Fell vollgemacht. Einer hat Hunger. Einer hat schlecht geträumt. Einer kann nicht schlafen, weil alle anderen miaoen“ Kätzin: „Hungrig? Wie bitte? Ich hab die Kleinen den ganzen Tag lang gefüttert!“

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Katz: „Das sieht man“ Kätzin: „DAS SIEHT MAN?! WAS WILLST DU DAMIT SAGEN?!“ Katz: „Scheiße. Naja… deine Zitzen… Du weißt schon...?“ Kätzin: „ICH GLAUB DU BRENNST?! Ist dir klar, dass ich meine perfekten, JA, PERFEKTEN ZITZEN für deine dämlichen Bälger aufgebe, damit sie nicht verhungern?! Und du nörgelst auch noch rum?! Ist dir auf dem Bau ein Stahlträger auf den Kopf gefallen?! Und was ist überhaupt mit dir? Hä? Früher hast du mich geleckt, jetzt leckst du den Kids die Scheiße aus dem Fell. SEHR ATTRAKTIV DER HERR, wirklich SEHR SEXY!“ Katz: „Glaubst du, mir macht das Spaß?! Wenigstens interressiert es MICH noch, wie ich aussehe! Dein Fell war mal so schön und heute? Du bürstest dich nicht mal mehr! Nenn mir einen Kerl, der auf `ne Streunermama wie dich noch abfährt?!“ Kätzin: „DU SCHEIßKERL!“ Katz: „Stimmt doch, MANN!“ Kätzin: „DAS WAR’S! Ich zieh‘ zurück zu meinen Eltern! LECK MICH DOCH!“ Katz: „Bääähh!“

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Naja, jede Krise endet mal. Happy Endings finden wir in jedem Film. Die Scheidungspapiere sind schnell ausgefüllt, Katz‘ weltlicher Besitz durch zwei geteilt und über Alimente hat sich bisher noch jede junge Mutter gefreut. Kätzin findet auch sehr schnell einen neuen Katz, einen Reichen mit hohem Ansehen. Die Kids gehen auf teure Privatschulen, der städtische Kätzinnentraum erfüllt sich. Katz hingegen übersteht seine erste Drogensucht, dann noch seinen Alkoholismus, dann den ersten Herzinfarkt, wie durch ein Wunder sogar noch den zweiten Herzinfarkt, hat mehr Kontakt zu Kätzin’s Anwälten als zu seinen Kindern und lebt bescheiden in einem Karton neben der Autobahn. Doch wie das halt so ist, ganz aus den Augen verliert man sich dann doch nicht. Mit dem Alter kommt die Weisheit und die Ruhe im Inneren. Langsam verträgt man sich wieder und nachdem der reiche, von den Kindern vergötterte Katz seinem Altersleiden erliegt, telefoniert man auch mal wieder öfter und schwärmt von den alten Zeiten. Das geht dann häufig in etwa so: Katz: „Hallo, bist du es denn?“ Kätzin: „Miao? Wer ist denn da? Ich kann das Display kaum lesen, müssen sie wissen“ Katz: „Entschuldigen sie, das habe ich gerade nicht verstanden“ Kätzin: „Manfred? Bist du’s?“ Katz: „Hallo? Ich bin’s. Kannst du mich hören?“ Kätzin: „Ach! Du bist das! Tut mir leid, du weißt, die alte Nachtblindheit. Hier ist es so dunkel, dass ich dich kaum verstehe. Sprich lauter“ Katz: „Sprich öfter? Wie meinst du das? Öfter? Rosita?“ Kätzin: „Was ist öfter? Entschuldigen sie, ich habe das Letzte jetzt nicht verstanden. Sie müssen bitte lauter miaoen, es ist sehr warm hier drin!“

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Katz: „Wie geht es dir denn?“ Kätzin: „Ach du… Man kennt das ja. Arthrose in den Knien, Arthrose in der Hüfte, Arthrose in den Schultern, Arthrose im Kiefer, Arthrose in den Knien, Arthrose im Fuß, im linken, Arthrose in den Knien…“ Katz: „Oh, das freut mich! Warst du bei seiner Beerdigung?“ Kätzin: „Entschuldigen sie, die Verbindung ist hier ganz schlecht! Können sie öfter sprechen?“ Katz: „Hast du die Todesanzeigen gelesen? Ingo hat es auch erwischt. Er ist einfach in der Küche sitzen geblieben, bis er tot war“ Kätzin: „Sollen wir uns in der Küche treffen? Machen wir halb Eins am 26.06.2014? Kommen sie dann?“ Katz: „12:30 Uhr am wievielten?“ Kätzin: „Nein, halb Eins in DER KÜCHE“ Katz: „Wie geht’s den Jungs?“ Kätzin: „Gut, gut! Die Enkel sind jetzt auch schon in der Schule“ Katz: „Wir haben Enkel?“ Kätzin: „Du, sag mal…“ Katz: „Was?“ Kätzin: „Was?“ Katz: „Was soll ich sagen?“ Kätzin: „WAS?“ Katz: „Was hast du eigentlich an?“ Kätzin: „Was hast du eigentlich an?“ Katz: „Die braune Hose mit der Sticknaht“ Kätzin: „Mhhh… Ich hab grad gar nichts an“ Katz: „Geil“ Kätzin: „Ich stell mir grad vor, wie du hier vor mir stehst, ich langsam deine Hose aufknöpfe und dich auf die Knie zwinge…“ Katz: „Geil. Da nehm ich mal lieber noch eine…“ Kätzin: „Warst du jetzt bei dem Termin mit der Vorsorge?“ Katz: „Oh ja, hör nicht auf…“ Kätzin: „Meine Knie tun schrecklich weh“ Katz: „Geil“ Kätzin: „Du bist so heiß“ Katz: „Dring in mich ein!“ Kätzin: „Jaaa!“

Text & Zeichnung: Patrick Amelie Becker Layout & Photo: Lena Teresa Flohrschütz

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