SPEKTAKEL
DIE THEATERSEITEN
KOLUMNE
PREMIERE
SCHAUSPIEL · MUSIKTHEATER · KONZERT · BALLETT · PUPPENTHEATER
Ausgabe Oktober 2017
Eine Insel für Mut, Toleranz und Freundschaft
„Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ – Weihnachtsmärchen nach Michael Ende für Kinder ab 4 Jahren Dr. Paul Oestreicher, Ehrenbürger Meiningens, Träger des Bundesverdienstkreuzes, anglikanischer Pfarrer und langjähriger Osteuropa-Referent des Britischen Kirchenrates
Meine Meininger Weltbühne Mein Bühnenaufritt am Fest des Erzengels Michael im Jahr 1931 folgte hart auf die fast ebenso bedeutende Landung des unglückseligen Zeppelins in der Theaterstadt. Meiner Mutter konnte ich einige Jahre später aus dem Gedächtnis berichten, dass ich eigentlich bereits kurz vor meiner offiziellen Geburt in der Dr.-Baumschen-Klinik insoweit schon präsent war, dass ich – als meine Mutter vor lauter Staunen den Mund weit aufriss – das berühmte Luftschiff auch bewundern konnte. Offensichtlich war ich schon vor meiner Zeit überdurchschnittlich neugierig.
Die Zeiten waren unruhig. Sie brachten das Kind des Kinderarztes aber nicht aus der Ruhe und dies, obwohl der große Verführer der Deutschen die Herzen der Thüringer schon erobert hatte. Dass ich ein Mischling war, hat mir niemand verraten. Die Folgen blieben mir unbewusst: „mit Rücksicht auf die Nachbarn lässt man sein Kind lieber nicht mit dem kleinen Juden spielen“. In der erwachsenen Gesellschaft ließ es sich trotzdem gut in der Bernhardstraße 8 leben. Im Musikzimmer mit den zwei Flügeln sang meine Mutter Brahms- und Schubertlieder. Meine wütende Eifersucht auf ihren Begleiter Herrn Andreas bescherte mir meine erste – und so glaube ich – meine letzte Ohrfeige. Warum Mutti nicht öffentlich singen durfte, erfuhr ich erst viel später: Sie hatte den falschen Mann geheiratet.
Kaum ein Märchen zeigt gerade so viele Parallelen zur gesellschaftlichen Situation in Europa wie „Jim Knopf“. Die Geschichte um den so populären schwarzen Jungen wird heute wieder in eine andere, in eine neue Aktualität und auch Notwendigkeit gerückt. Es ist die Geschichte eines kleinen Jungen, der in einer globalisierten Welt in einem ihm völlig fremden Land abgegeben wird. Jim Knopf ist ein Flüchtlingskind, das hofft, neue Freunde und eine neue Heimat zu finden. Über eine Million Flüchtlinge sind 2015/16 nach Deutschland gekommen. Noch immer befinden sich nach Angaben der UNOFlüchtlingshilfe weltweit knapp 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Aktuell sind fast 1,2 Millionen Flüchtlinge in Deutschland. Doch besonders alarmierend sind die hohen Zahlen an minderjährigen Kindern, die hier ohne Eltern ankommen. Bis Ende 2017 ist mit weiteren 350 000 Neuankömmlingen zu rechnen. Auch darunter werden viele Kinder sein, die eine neue Heimat, neue Freunde finden müssen. 1960 erscheint der erste Band „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ und Autor Michael Ende erhält dafür völlig überraschend den deutschen Jugendbuchpreis. Seit 57 Jahren also zeigt der kleine Held Jim Knopf Kindern, was Toleranz, Mut und Freundschaft bedeuten kann. Doch noch bis heute wird das Buch mit seiner dunkelhäutigen Hauptfigur und den „reinrassigen Drachen“ als eine antirassistische Parabel gelesen. Michael Ende wurde 1929, ein Jahr nach Ausbruch des ersten Weltkrieges, in Bartholomä geboren. Er war der Sohn eines Malers und erlebte seine Kindheit unter Literaten, Bildhauern und Malern. Sein Vater war einer der ersten Surrealisten, doch galten seine Bilder als „entartete Kunst“ und er wurde mit
Draußen auf dem Balkon herrschte ich über der Szene wie ein Prinzregent: vor mir das weltberühmte Theater und die ersehnte Martin-Luther-Schule. Als es endlich so weit war, ging ich stolz über die Straße mit meiner Zuckertüte, um vier Monate später die Schule und Meiningen eiligst verlassen zu müssen. Warum denn das? Klar gehörte ich zum Theaterpublikum. „Peterchens Mondfahrt“ lässt man sich nicht entgehen. In Sachen Märchen war ich kundig. Am Sächsischen Hof vorbeigehend, erblickte ich aus dem Hotel kommend einen beleibten Herrn, rannte auf ihn zu, schlug ihm auf den imposanten Bauch und schrie: „Jetzt weiß ich, wer die sieben Geißlein gefressen hat!“. Er schlug meines Wissens nicht zurück. Meine Mutter jedoch ... Reiselustig war ich auch. Der Postbote mit seinem gelben Lieferwagen nahm mich des Öfteren als Gepäckgut mit und setzte mich vor dem Gefängnis in Untermaßfeld ab. Dort war mein Opa Inspektor. Ich durfte mit den auf Zeit im Garten arbeitenden Gefangenen spielen. Ein Vergnügen. Omas Hütes auch. Zurück auf meinem Balkon gab es Anregendes und Aufregendes. Bei Aufmärschen der Wehrmacht war die Militärmusik eine Abwechslung vom mütterlichen Gesang. Mitleiderregend waren die geplagten sechs Pferde, die eine riesige reparaturbedürftige Lokomotive durch die Straße schleppten. Wie viel erfreulicher die stolzen Pferde in der Reithalle am Schloss. In der Sachsenstraße besuchte ich besonders gerne die andere, die jüdische Oma. Als wir Meiningen verlassen mussten, wäre sie so gerne mitgekommen. Ein Stolperstein am Mittleren Rasen gedenkt ihrer.
einem Arbeitsverbot belegt. Viele Freunde der Familie, sowohl Juden als auch Nichtjuden, wurden während dieser Zeit abgeholt, und wie man damals nur hinter vorgehaltener Hand erzählte, in Konzentrationslager verschleppt. Michael Ende erlebte seine Kindheit und Schulzeit im dritten Reich. Sein Lebenstraum, als Autor zu arbeiten scheiterte und er geriet in eine tiefe Schaffenskrise. Erst mit „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ gelang Michael Ende der Durchbruch. Wie genau sein Roman mit dem berühmten ersten Satz entstanden ist, erklärte er folgendermaßen: „Ich setzte mich also an meine Schreibmaschine und schrieb: Das Land, in dem Lukas der Lokomotivführer lebte, war nur sehr klein. Das war der erste Satz und ich hatte nicht die geringste Vorstellung wie der zweite heißen würde. Ich hatte keinerlei Plan zu einer Geschichte und keine Idee. Ich ließ mich einfach ganz absichtslos von einem Satz zum anderen, von einem Einfall zum nächsten führen. So entdeckte ich das Schreiben als ein Abenteuer.“ Doch ohne Zweifel hat Ende auch die Erlebnisse seiner Kindheit, die Schulzeit in einer NS-Diktatur bewusst oder unbewusst miteinfließen lassen und schrieb eine poetische, antirassistische, antiklassistische und antifaschistische Erzählung, die dem damals besiegten Nazideutschland einen Hieb versetzte. Der kleine schwarze Junge ist als Waise nach Lummerland gekommen. Nur in einem Postpaket mit unleserlicher Aufschrift. Auf der Insel mit zwei Bergen trifft er auf Lukas den Lokomotivführer und erschrickt über Lukas‘ schwarzes Gesicht. Doch dieses ist nicht schwarz, sondern dreckig von Ruß. Die Gleichsetzung von Schwarzsein und Dreckigsein ist ein tiefsitzendes rassistisches Motiv, jedoch nicht das einzige. „Reinrassige Drachen“ verstoßen einen Halb-
Emma die Lokomotive © Helge Ullmann
drachen, weil seine Mutter Afrikanerin ist. Inhumane Bürokraten verwehren dem papierlosen schwarzen Bootsflüchtlingen den Zutritt und Herr Ärmel wird zu einem stinknormalen Rassisten. Und so erinnern die Abenteuer des kleinen Jim Knopf an die jetzige europäische Situation. Man kann kaum die euphorischen Bilder am Münchner Bahnhof vergessen. Eine „Willkommenskultur“. Menschen, die die ankommenden Flüchtlinge freudig begrüßen, liebevoll aufnehmen wollen. Auch der Waisenjunge Jim Knopf wurde liebevoll in Lummerland aufgenommen. Er sollte dort ein Zuhause, eine neue Heimat finden. Bereits ein Jahr später hat sich auch die Situation in Deutschland verändert: Es ist gefühlt zu klein für die vielen Geflüchteten und man sinniert über Aufnahmegrenzen und eine gerechtere Verteilung mit anderen Ländern. Auch Lummerland wurde für Jim Knopf zu klein und er zieht gemeinsam mit Lukas dem Lokomotivführer und Emma der Lokomotive auf die Suche nach einem Platz auf der Welt, der für sie alle ein Zuhause bereithält. Die Frage, man nicht schwarz sein soll, ist aktueller denn je. Das unglaublich Poetische an Michael Endes Geschichte ist, dass sie, wie jedes gute Märchen, positiv ausgeht. Und so macht Jim Knopf die am Ende wiederentdeckte Insel zu einem wunderschönen „Multikulti-Wunderland“. Ein Land, in dem Platz für alle ist. Für alle Kinder. Und für eine Lokomotive. Das Meininger Staatstheater zeigt in dieser Spielzeit „Jim Knopf und Lukas der Loko-
Figurinen © Anke Pradel-Schönknecht
TIPPS UND TERMINE
Der überirdisch-irre Klang zur Wahnsinnsarie „Lucia di Lammermoor“ für zwei Termine zurück
„Das Publikum jubelt nicht nur, wenn der Vorhang fällt, sondern bereits nach einzelnen Gesangsszenen und besonders nach der berühmten, allseits erschütternden Wahnsinnsarie der Lucia, in der sich das ganze Universum einer ungelebten Liebe in allen Höhen und Tiefen und Koloraturen öffnet. Spätestens als sich Lucia im innigen Dialog mit den sphärisch-zarten Klängen, die Sascha Reckert seiner Glasharmonika entlockt, in eine andere, bessere Welt transformiert, fragen sich die Zuhörer: Wie ist das möglich, dass einen Melodie und Gesang so ungeschützt im Innersten berühren?“ (MAIN-POST, Mai 2016) Basierend auf einem Roman des epochemachenden Modedichters Walter Scott schuf Salvadore Cammarano einen Operntext, in dem Gaetano Donizetti das wiederfand, was ihn an dramatischen Stoffen besonders faszinierte:
jene „zerstörerisch-heftige Liebe, ohne die jede Oper kalt bleiben muss“. Regisseur Ansgar Haag lässt die tragische Geschichte nach dem 1. Weltkrieg spielen; der verblassende Prunk des Familienanwesens, den Christian Rinkes Bühnenbild einfängt, ist mit seiner Atmosphäre der stimmige Hintergrund – insbesondere für Lucias große Wahnsinnsszene. Für zwei Vorstellungen kehrt die „Inszenierung des Jahres 2016“ (Meininger TheaterFreunde) zurück auf den Spielplan und mit der Wiederaufnahme präsentiert sich Sopranistin Monika Reinhard in der Titelpartie der Lucia Ashton erstmals dem Meininger Publikum. OPER TERMINE: FR, 06.10. und SA, 21.10., jeweils 19.30 Uhr, Großes Haus
motivführer“ als ein Märchen für Kinder ab vier Jahren. In der Inszenierung von Mareike Zimmermann werden alle jungen und älteren Zuschauer mitgenommen auf eine abenteuerliche Reise an fremde Orte. Ausstattungsleiter Helge Ullmann entwarf ein fantastisches Lummerland und eine noch fantasievollere Lokomotive Emma, die das Herz jedes LokomotivLiebhabers höher schlagen lassen wird. Die Kostüme von Anke Pradel-Schönknecht und die Musik von Rolf Hild werden die Zuschauer in viele neue und fremde Welten entführen. Ab November wird begleitend zur Inszenierung das Abenteuerbuch mit den Geschichten zum Nachlesen in einem LummerlandPostkarton an der Theaterkasse des Meininger Staatstheaters erhältlich sein. Darin enthalten: eine Miniatur-Emma-Holzlokomotive, die eigens für die Neuproduktion hergestellt wird. gg SCHAUSPIEL Regie: Mareike Zimmermann Bühne: Helge Ullmann Kostüme: Anke Pradel-Schönknecht Musik: Rudolf Hild Dramaturgie: Gabriela Gillert Mit: Mira Elisa Goeres, Mandy Rudski; Phillip Henry Brehl, Vivian Frey, Michael Jeske, Peter Liebaug PREMIERE: DO, 19.10., 10.00 Uhr, Großes Haus WEITERE VORSTELLUNGEN: MI, 25.10., 09.00/11.30 Uhr, Großes Haus sowie im November, Dezember und Januar
■ IM FOKUS
500 Jahre Reformation
Flieg, Gedanke, auf goldenen Schwingen, Lass dich nieder auf jenen Hängen und Hügeln, Wo sanft und mild der wonnige Hauch Der Heimaterde duftet.
2. Sinfoniekonzert Aus dem Schatten in das Licht Erneuerung, Fortschritt und gesellschaftliche Entwicklung sind zum einen wahrhaftige Merkmale des menschlichen Wesens und Strebens, zum anderen benötigen diese nach vorn ausgerichteten und für das Leben zwingend notwendigen Wege Träumer, Utopisten und Visionäre, die gegen den Strom, den Stillstand und zuweilen den Unsinn ihrer gesellschaftlichen Umwelt mutig ankämpfen und sich und ihre Ideale behaupten. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass jedes Jahrhundert, beinahe jedes Jahrzehnt seine Visionäre hervorbrachte – „Helden“, die stritten, litten und nicht selten dafür mit ihrem Leben zahlten oder unter großen Entbehrungen ihr Dasein fristeten. Ein Ereignis mit zentralem Stellenwert für alles, was unsere heutige freie, liberale und meist tolerante Gesellschaft kennzeichnet, war zweifelsohne die Reformation. In der Mitte dieses Prozesses, der in gewisser Weise bis heute nicht abgeschlossen ist (und vermutlich auch nie ein Ende finden wird), steht Martin Luther, der mit seinem berühmten Thesenanschlag an das Kirchentor zu Wittenberg (95 „Anschläge“ an der Zahl) und seinen neuen Auslegungen von Glauben, Bibel und Rechtfertigungslehre die Dogmen der Kirche, aber auch die zuweilen fatalistischen Gläubigen in ihren Grundfesten erschütterte. Im Zentrum dieses Aufrührens steht seine Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache, heißt: Der kleine Mann begann zu ahnen, was sich tatsächlich hinter dem doch recht einseitig kommunizierten Credo des sakralen Establishments verbarg. Es folgte, was folgen musste: Emanzipierung, Individualisierung und final Aufbegehren durch Lesen, Wissen, Verstehen und Austausch. Vor diesem Hintergrund erscheint Luthers Werk fast wie die Ursuppe, der Urgedanke unserer heutigen Social-Media-Plattformen, die dunklen Seiten von Regimen, politischen Verwicklungen und Unrechtshandlungen aufzudecken, zu thematisieren und bestenfalls Mobilität in Geist und Körper zu forcieren. Dieses sehr vereinfacht dargestellte Luther’sche Wirken feiert dieses Jahr sein 500-jähriges Sein und ist zugleich ein guter Grund, sich mit der Importanz der reformatorischen Ideen und Ideale in unserer heutigen Zeit zu beschäftigen, dem Sinnen nachzugehen, sich zu hinterfragen, aber eben auch das Erreichte zu huldigen und zu zelebrieren – eine freudvolle Konzentration, kohärierend mit einer heutigen Modifikation der Visionen, auf das freie Leben, den freien, unabhängigen und kritischen Geist. Und was bietet sich mehr an, als jene Errungenschaften mit Musik zu genießen, die seit jeher – gleich den viel zitierten „Gedanken“ – frei in der Wahrnehmung und Deutung ihrer Macht ist.
Mit Freuden sie sich gaben drein, Mit Gottes Lob und Singen. Der Mut ward den Sophisten klein Vor diesen neuen Dingen, Da sich Gott ließ so merken. (Martin Luther, aus: „Ein neues Lied“) Luther selbst verstand es vorzüglich, sich der Suggestion und Kraft der Musik zu bedienen; so dichtete der musikalisch hoch gebildete Reformator Protestlieder wie jenes im Kontext der Verbrennung aufgeklärter Augustinermönche, führte den deutschsprachigen Gemeindegesang in den Gottesdienst ein und veröffentlichte 1523 den ersten Band reformatorischer Lieder („Achtliederbuch“) in Nürnberg. Überhaupt sah er in der Musik ein wichtiges Mittel zur Balance zwischen Emotion und Verstand, Fühlen und Erkenntnis. An seinem „Motto“ „davon ich singen und sagen will“ verdeutlicht sich die Intention des Reformators: Erst die Performance (wie es der Theologe Schroeter-Wittke bezeichnet), dann folgt die Ratio, heißt: Zuerst erfolgt über das musikalische, bestenfalls gemeinsame Singen eine kollektive Sensibilisierung für die neuen Themen und Ideen, danach werden diese mit dem gesprochenen Wort erörtert, diskutiert und vertieft. Auch nach Luther war und ist Musik immer wieder treibende Kraft in gesellschaftsprägenden Ereignissen, konnte sie doch die Hoffnungen, Utopien und auch Leiden der Menschen begreifen, sie einfangen und motivieren; man denke an dieser Stelle an Verdis „Va, pensiero, sull‘ali dorate“ aus „Nabucco“, das mehr oder minder zur Hymne des Risorgimentos avancierte. Und Soleras Libretto hätte auch Luther ganz sicher gefallen: SINFONIEKONZERT Dirigent: GMD Philippe Bach Solisten: Radovan Vlatkovic´, Lukas Christinat, Florian Abächerli, Tobias Huber Mit: Meininger Hofkapelle TERMIN: DO, 31.10., 19.30 Uhr, Großes Haus WERKEINFÜHRUNG: 60 Minuten vor Konzertbeginn
Musik identifiziert sich also als Element des reformerischen Treibens Luthers. Dessen musikalische Werke sind zwar nicht Bestandteil des 2. Sinfoniekonzertes, jedoch die Auswirkungen seiner Ideen auf andere Denker und natürlich auch auf Komponisten wie Felix Mendelssohn Bartholdy, der dem Reformator zu Ehren seine 5. Sinfonie verfasste – mit dem deutlichen Untertitel „Reformationssinfonie“. Ein bisschen Luther’sches Musikwerk findet sich hier dann doch wieder, da das Andante con moto sich musikalisch auf dem Luthervers „Ein feste Burg ist unser Gott“ aufbaut und entwickelt. Im Übrigen ein Lied, das sich erst nachträglich auf den Straßen der Zeit als laut geschmetterter Protestsong etablierte, war es doch originär als Trostlied für die Rechtgläubigen gedacht. Mendelssohn Bartholdy arbeitete mit vollem Eifer an seiner 5. Sinfonie, die nebst allem Gedenken an Luther und den Jahrestag der Augsburger Konfession auch Zeichen seiner Unabhängigkeit und seines freien Geistes sein sollte. Auch wenn sich der Komponist später von seinem Werk distanzierte, gehört es zu den Meilensteinen in dessen Œuvre und etablierte sich seit der Mendelssohn-Bartholdy-Renaissance ab 1945 auf den Podien der internationalen Konzerthäuser. Denn so groß und ehrfurchtsvoll die Sinfonie über ihre vielen Anklänge und Zitate auch daherkommen mag, so tief sinnlich, fantastisch und beinahe supranaturalistisch verschwimmen die Sätze des Werkes in den Ohren der Zuhörer. Träume prägten auch das Leben des Niklaus von Flüe, der seine Vision vom Verschmelzen mit Gott oder dem göttlichen Gedanken mutig verbreitete, in deutscher Sprache die Mystik der Dominikaner lehrte und zu Zeiten der Reformation gern und zurecht zitiert wurde. Dem Schweitzer Schutzpatron widmet Oliver Waespi sein Konzert für vier Hörner und Orchester „Niklaus von Flüe (Aus Schatten)“ das in Meiningen unter Anwesenheit des Komponisten zur deutschen Erstaufführung gelangt. Waespi selbst spricht von einem hohen musikalischen Potenzial, das im Lebensweg des von Flüe steckt, in der Wechselbewegung von innen nach außen und wieder zurück. Er stellte sich der schweren Aufgabe, erschütternde Visionen und Träume auszuhalten und in ein spirituelles Bewusstsein zu überführen, so der Komponist – und versucht auf äußerst gekonnte Weise, die Wege aus dem Schatten des Lebens in musikalische Form zu wandeln. Reformation offenbart neben Wandel und Erneuerung auch neue Sinnlichkeit, die sich aus der Erkenntnis heraus manifestiert. Und so runden das romantische Konzertstück für vier Hörner und Orchester von Carl Heinrich Hübler sowie die Konzertouvertüre „Im Herbst“ von Edvard Grieg das Festprogramm bestens ab und geben ganz nebenbei dem dunklen Herbst einige, wenn auch rein in Töne gesetzte Sonnenstrahlen und Momente der Wärme zurück.
Sinnen, Besinnen, Besinnlichkeit.
95 Einzelstimmen und 430 Gesten Luthers Thesen im Konzertspektakel „Abendmahl“ Wie man Luthers Thesenanschlag und die wichtigste Liturgiehandlung des Christentums, das Abendmahl, künstlerisch umsetzen kann, zeigte eindrucksvoll die gewaltige Medieninstallation „Abendmahl – abnehmender Schrecken, zunehmende Liebe“ des Komponisten und Medienkünstlers Thomas Christoph Heyde. Unser
Theaterchor war Teil der drei Live-Konzerte, die an den Stationen Leipzig (Markt), Erfurt (Domplatz) und Wittenberg (Markt) einer neugierigen Schar von 1000 Besuchern dargeboten wurden. Insgesamt 95 schwarz gekleidete Sängerinnen und Sänger nahmen Platz an einer ausgeleuchteten 42-Meter-langen Holztafel und verwandel-
ten Luthers 95 Thesen in lateinischen Gesang und pantomimische Gesten – sichtbar auf vier Videoleinwänden. Ein Kunstspektakel, das „die Gedanken des Reformators auf sinnliche Weise ins Heute“ brachte. Ein Projekt des Forum Zeitgenössischer Musik Leipzig e.V. und der Produktionsfirma LUMALENSCAPE.
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KLEINER MANN – WAS NUN?
THEATER, TOD UND TEUFEL
Kammerspiele 20.00–22.30 UHR
EVITA
Großes Haus 15.00–17.30 UHR
Musical von Andrew Lloyd Webber Musikalische Leitung: Mario Hartmuth/Martin Wettges, Regie: Kurt Josef Schildknecht, Bühne: Helge Ullmann, Kostüme: Annette Mey, Choreografie: Julia Grunwald, Chor: Martin Wettges Mit: Monika Reinhard/Carolina Krogius, Julia Steingaß; Michael Jeske, Stan Meus, Sven Zinkan, Chor des Meininger Staatstheaters, Kinderchor der Meininger Kantorei, Ballett des Landestheaters Eisenach, Statisterie des Meininger Staatstheaters, Meininger Hofkapelle
HANS IM GLÜCK
Puppenspiel nach den Brüdern Grimm ab 5 Jahren Buch, Regie, Ausstattung & Spiel: Falk P. Ulke
NACHT-TANKSTELLE
FR
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MEDEA
Tragödie nach Euripides u.a. Wiederaufnahme Regie: Patric Seibert, Bühne: Helge Ullmann, Kostüme: Marie Liebig Mit: Ulrike Walther; Oliver Schwieger (Cello)
DER KLEINE PRINZ
Puppenspiel nach Antoine de Saint-Exupéry ab 6 Jahren Buch & Regie: Falk P. Ulke, Ausstattung: Franziska Schmidt Mit: Falk P. Ulke, Jessyca Flemming, Harfe
HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN
Oper von Jacques Offenbach Einführung 18.45 Uhr Foyer Musik. Leitung: Chin-Chao Lin, Regie: Christian Poewe, Bühne: Christian Rinke, Kostüme: Tanja Hofmann, Chor: Martin Wettges Mit: Musiktheaterensemble, Chor und Statisterie des Meininger Staatstheaters, Meininger Hofkapelle
WER HAT ANGST VOR VIRGINIA WOOLF?
Schauspiel von Edward Albee Regie: Peter Bernhardt, Bühne & Kostüme: Monika Maria Cleres Mit: Ulrike Walther, Carla Witte; Yannick Fischer, Hans-Joachim Rodewald
SO
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ABENTEUER MIT DER MAUS NO 2
Theaterexpedition für Kinder ab 4 Jahren Mit: Mitarbeitern/Künstlern des Meininger Theaters
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DER BLAUE SALON
Meininger Mittwochsgesellschaft Gesprächsforum der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung/FB Polizei in Zusammenarbeit mit dem Meininger Staatstheater
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MEDEA
Kammerspiele 20.00–21.10 UHR
EVITA
Großes Haus 19.30–22.00 UHR RC
DER KLEINE ERZIEHUNGSBERATER
Kammerspiele 20.00–21.30 UHR
LUCIA DI LAMMERMOOR
Großes Haus 19.30–22.10 UHR
THEATER, TOD UND TEUFEL
Kammerspiele 20.00–22.30 UHR
2. FAMILIENKONZERT: DER WETTLAUF ZWISCHEN HASE UND IGEL
Kammerspiele 11.00–11.45 UHR
Musical von Andrew Lloyd Webber
Puppenspiel für Erwachsene nach Axel Hacke Buch & Bühne: Falk P. Ulke, Regie: Maria C. Zoppeck, Figuren: Franziska Schmidt, Mit: Falk P. Ulke
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Großes Haus 19.00–21.30 UHR RG Kammerspiele 11.00–12.10 UHR 20.00–21.10 UHR Kammerspiele 10.00–11.00 UHR
Großes Haus 19.30–22.00 UHR
Belcanto-Oper von Gaetano Donizetti
Melodram nach dem Märchen von Ludwig Bechstein Musik: Wolfgang Hocke, Dirigent: Mario Hartmuth, Konzeption: Susanne Tenner-Ketzer, Alexander John, Moderation: Alexander John, Ausstattung: Susanne Tenner-Ketzer, Meininger Hofkapelle
KLEINER MANN – WAS NUN?
Großes Haus 19.00 UHR
Revuestück von Tankred Dorst und Peter Zadek nach dem Roman von Hans Fallada
DI
2. KINDERKONZERT: DER WETTLAUF ZWISCHEN HASE UND IGEL
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Melodram nach dem Märchen von Ludwig Bechstein
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Weihnachtsmärchen nach Michael Ende
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JIM KNOPF UND LUKAS DER LOKOMOTIVFÜHRER
MAX UND MORITZ
PÄDAGOGENDINNER
Schauspieler, Opernsänger und Mitarbeiter des Meininger Theaters zeigen Szenen aus unseren Inszenierungen für junge Zuschauer
Kammerspiele 20.00–22.45 UHR
Kammerspiele 11.00–12.00 UHR Großes Haus 15.00 UHR RSEN Kammerspiele 09.00–10.00 UHR 11.00–12.00 UHR Kammerspiele 18.30 UHR Eintritt frei
JIM KNOPF UND LUKAS DER LOKOMOTIVFÜHRER
Weihnachtsmärchen nach Michael Ende Premiere Regie: Mareike Zimmermann, Bühne: Helge Ullmann, Kostüme: Anke Pradel-Schönknecht Mit: Mira Elisa Goeres, Mandy Rudski; Phillip Henry Brehl, Vivian Frey, Michael Jeske, Peter Liebaug
Großes Haus 10.00 UHR
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Theaterkasse 03693-451-222 oder -137 www.meininger-staatstheater.de · facebook.com/meiningerstaatstheater twitter.com/diemeininger · instagram.com/meiningerstaatstheater
KLEINER MANN – WAS NUN?
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Foyer 19.00 UHR
Großes Haus 19.30 UHR
Revuestück von Tankred Dorst und Peter Zadek nach dem Roman von Hans Fallada
Kammerspiele 20.00 UHR
TOSCA
Großes Haus 19.30–22.00 UHR RE
THEATER, TOD UND TEUFEL
Kammerspiele 20.00–22.30 UHR
EVERGREEN
Großes Haus 15.00–17.30 UHR
1. FAMILIENKONZERT: MIT REGER UNTERWEGS
Kammerspiele 16.00–17.00 UHR
EINFÜHRUNG ZUM SINFONIEKONZERT 2. SINFONIEKONZERT
Foyer 18.30–19.15 UHR
URFAUST
Kammerspiele 20.00–21.45 UHR
Oper von Giacomo Puccini
Bühnensaga von Aron Craemer/Mandy Rudski Uraufführung
SO
Großes Haus 09.00 UHR 11.30 UHR
Kammerspiele 10.00–11.15 UHR
DIE LIEBE SUCHT EINE WOHNUNG
MEININGER STAATSTHEATER Bernhardstr. 5 · 98617 Meiningen Intendant Ansgar Haag · Verwaltungsdirektor Ulrich Katzer
RONJA RÄUBERTOCHTER
Puppenspiel nach Astrid Lindgren ab 5 Jahren Regie & Buch: Dietmar Horcicka, Musik: Ludger Nowak, Figuren: Udo Schneeweiß, Bühne: Janine Hoffmann Mit: Roland Klappstein, Sebastian Putz, Falk P. Ulke
Eine Liebeskomödie aus dem Warschauer Getto von Jerzy Jurandot Lesung mit Schauspielern des Meininger Staatstheaters
SA
Kammerspiele 09.00–09.45 UHR 11.00–11.45 UHR
Kammerspiele 10.00–11.00 UHR
Puppenspiel nach Wilhelm Busch ab 4 Jahren Regie: Maria C. Zoppeck, Ausstattung: Falk P. Ulke Mit: Falk P. Ulke
Großes Haus 19.30–22.40 UHR
Revuestück von Tankred Dorst und Peter Zadek nach dem Roman von Hans Fallada
1. KINDERKONZERT: MIT REGER UNTERWEGS
Großes Haus 19.30–22.00 UHR RD
Bühnensaga von Aron Craemer/Mandy Rudski Uraufführung
KLEINER MANN – WAS NUN?
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Kammerspiele 15.00–16.00 UHR
NACHT-TANKSTELLE
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Großes Haus 19.30–22.00 UHR FV
SCHNEEWITTCHEN UND DIE SIEBEN ZWERGE
TOSCA
Oper von Giacomo Puccini Musikalische Leitung: Chin-Chao Lin, Regie: Ansgar Haag, Bühne: Dieter Richter, Kostüme: Renate Schmitzer, Chor: Martin Wettges, Choreografie: Zenta Haerter Mit: Camila Ribero-Souza, Marianne Schechtel; Marián Krejcˇík, Stan Meus, Mikko Järviluoto, Daniel Pannermayr, Dae-Hee Shin, Xu Chang/Nutthaporn Thammathi, u.a., Chor und Extrachor des Meininger Theaters, Kinderchor der Meininger Kantorei, Meininger Hofkapelle, Statisterie Tragödie nach Euripides u.a.
Mit: Andreas Kowalczyk, Klarinette; Alexander John, Fagott; Fiona Macleod, Klavier
Eine musikalische Nachtrevue nach Franz Wittenbrink
SA
Großes Haus
Foyer 11.15–12.45 UHR
Musical von Andrew Lloyd Webber
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Kammerspiele 10.00–10.45 UHR
1. FOYERKONZERT: ROMANTISCHER HERBST
EVITA DO
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LUCIA DI LAMMERMOOR
Eine musikalische Nachtrevue nach Franz Wittenbrink Musikalische Leitung: Rudolf Hild, Regie: Johanna Hasse, Ausstattung: Christian Rinke Mit: Evelyn Fuchs, Julia Steingaß, Carla Witte; Björn Boresch, Yannick Fischer, Peter Liebaug, Renatus Scheibe Musiker: Stefan Groß, Rudolf Hild, Uwe Schamberger
Carla Witte, Marion Thieme, Matthias Herold, Meret Engelh Björn Boresch, Reinhard Bock: Kleiner Mann – Was © Sebastian Stolz/filmw
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19.30–22.10 UHR Belcanto-Oper von Gaetano Donizetti Wiederaufnahme Musikalische Leitung: GMD Philippe Bach/Mario Hartmuth, Regie: Ansgar Haag, Bühne: Christian Rinke, Kostüme: Renate Schmitzer, Chor: Martin Wettges Mit: Monika Reinhard, Marianne Schechtel; Mikko Järviluoto, Siyabonga Maqungo, Sascha Reckert, Ondrej Sˇ aling, Dae-Hee Shin, Xu Chang; Chor des Meininger Theaters, Meininger Hofkapelle
Puppenspiel nach den Brüder Grimm ab 4 Jahren Regie, Bühne & Kostüme: Falk P. Ulke Mit: Falk P. Ulke
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Großes Haus 19.00 UHR PS
Revuestück von Tankred Dorst und Peter Zadek nach dem Roman von Hans Fallada Premiere Regie: Yvonne Groneberg, Bühne & Kostüme: Kerstin Jacobssen Mit: Meret Engelhardt, Julia Steingaß, Ulrike Walther, Carla Witte, Christine Zart; Peter Bernhardt, Reinhard Bock, Björn Boresch, Matthias Herold, Hans-Joachim Rodewald, Renatus Scheibe, Sven Zinkan, Statisterie des Meininger Staatstheaters Bühnensaga von Aron Craemer/Mandy Rudski Uraufführung Regie: Aron Craemer, Mandy Rudski, Bühne: Helge Ullmann, Kostüme: Christian Rinke, Komposition/Liedertexte: Aron Craemer Mit: Evelyn Fuchs, Mira Elisa Goeres, Mandy Rudski; Phillip Henry Brehl, Yannick Fischer, Vivian Frey, Peter Liebaug, Statisterie des Meininger Staatstheaters
T h e a t e r k a s s e 0 3 6 9 3 / 4 5 1 2 2 2 o. 1 3 7 w w w. m e i n i n g e r- s t a a t s t h e a t e r. d e
Spektakel von Rudolf Hild Wiederaufnahme Musikalische Leitung: Rudolf Hild, Regie: Matthias Straub, Bühne: Helge Ullmann, Kostüme: Carola Volles, Choreografie: Julia Grunwald Mit: Meret Engelhardt, Kristin Schulze, Julia Steingaß; Phillip Henry Brehl, Michael Jeske, Renatus Scheibe, Sven Zinkan; Band: Rudi and the All-Time-Rock-and-Blues-Band
mit Werken von E. Grieg, C. H. Hübler, O. Waespi und F. M. Bartholdy Dirigent: GMD Philippe Bach, Solisten: Radovan Vlatkovic´, Lukas Christinat, Florian Aächerli, N.N., Meininger Hofkapelle Schauspiel von Johann Wolfgang von Goethe Wiederaufnahme Regie: Gabriela Gillert, Bühne & Kostüme: Helge Ullmann Mit: Meret Engelhardt, Christine Zart; Phillip Henry Brehl, Vivian Frey
Großes Haus 19.30–22.00 UHR KA
Änderungen vorbehalten!
F Ü R J U N G E Z U S C H AU E R ■ PORTRÄT
Bekannt, beliebt und vielseitig
■ JUNGE MUSIK
Beliebte Konzert erlebnisse zum letzten Mal
Puppenspieler Falk P. Ulke u. a. im französischen Körpertheater von Jacques Leqoc. 1992 engagiert ihn Maria C. Zoppeck erstmals am Meininger Puppentheater für die Inszenierung „Tischlein deck dich“. 1993/94 wagt Ulke den Schritt in die Selbständigkeit und baut seine Zusammenarbeit mit Künstlern aus der Region aus.
Seit sage und schreibe 34 Jahren ist der gebürtige Ilmenauer Falk P. Ulke mit dem Virus „Puppentheater“ infiziert. 1983 noch Werkzeugmacher im Hauptberuf, widmet er sich in seiner Freizeit dem Puppenbau und Puppenspiel. Gemeinsam mit seinem Schulfreund Jörg Schmidt entstehen die ersten Inszenierungen für die Puppenbühne Langewiesen. Das Kasperspiel „Geschichte von der Königin Tausendschön und der noch tausend Mal schöneren Prinzessin Schneewittchen“ von Franz Fühmann verschafft den beiden Freunden den Aufstieg und die „Sonderstufe“ im Kreiskabinett für Kulturarbeit des Bezirkes Suhl und somit die Erlaubnis zu touren. 1986 wird Jörg Schmidt am neugegründeten Meininger Puppentheater engagiert; Falk P. Ulke gründet seine eigene Bühne 1990 und arbeitet nebenher als Betreuer in einer Behinderten-WG. Er bildet sich in den Bereichen Stimme, Stepptanz und Pantomime weiter,
In drei Jahrzehnten ist seine Leidenschaft fürs Puppentheater nicht erloschen: Er liebt das kreative Gestalten von Figuren und Bühnen, die Regiearbeit, das Verbinden von szenischen und musikalischen Sequenzen und das Spielen – egal, ob solo oder im Ensemble; 1998 zum Beispiel als Puppenspieler und Pantomime in der europäischen Uraufführung des Broadwaystückes „Jackie“ unter Gip Hoppe. Eine der größten Herausforderungen seiner Laufbahn stellte 2001 „Nathan der Weise“ in der Regie von Albert R. Pasch dar. Er übernahm die Rolle des Sultans Saladin, Nathans Antagonisten. Eine von Ulkes derzeitigen Lieblingsinszenierungen ist „Der kleine Prinz“ (Nächste Vorstellung am 13.10., 10.00 Uhr, Kammerspiele). Dort agiert er gemeinsam mit der Harfenistin Jessyca Flemming auf der Bühne und bezaubert die jungen Zuschauer. Im Oktober dieses Jahres spielt er ebenfalls „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ (Nächste Vorstellung am 8.10., 15.00 Uhr, Kammerspiele), „Max und Moritz“ (Nächste Vorstellung am 25.10., 10.00 Uhr, Kammerspiele), „Ronja Räubertochter“ (Nächste Vorstellung am 26.10., 10.00 Uhr, Kammerspiele) und „Der kleine Erziehungsberater“ (Nächste Vorstellung am 20.10., 20.00 Uhr, Kammerspiele). Letztere Inszenierung ist ein Puppenspiel für Erwachsene nach Axel Hacke. Heinrich Schrecks Thema lautet: „Überleben trotz Kindern“ oder: Wie
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bekommt man die süßen Kleinen in den Griff!“. Mit stoischer Gelassenheit und gleichzeitig beißender Ironie spielt Falk P. Ulke den liebenswerten Wahnsinn der Elternschaft und zeigt anhand verstörender Beispiele mögliche Bewältigungsstrategien auf. Falk P. Ulke – bekannt, beliebt, vielseitig – über 280 Tage im Jahr erfolgreich unterwegs, um Puppentheater im ganzen deutschsprachigen Raum zu präsentieren. stk
„Mit Reger unterwegs“
„Max und Moritz“ Falk P. Ulke, Alexander John
„Wer hätte das gedacht, dass Max Reger, dessen Werk als schwierig gilt, Kindern nahegebracht werden kann. Das jüngste Kinderkonzert der Meininger Hofkapelle hat das mit Bravour geschafft. (…) Eine unbedingte Empfehlung zum Besuch!“
MEININGER TAGEBLATT, Mai 2016 JUNGE MUSIK
„Der kleine Erziehungsberater“
„Schneewittchen und die sieben Zwerge“
Konzeption: Susanne Tenner-Ketzer, Alexander John Ausstattung: Susanne Tenner-Ketzer Figurenbau: Rainer Schicktanz Spiel: Falk P. Ulke Moderation: Alexander John Mit: Musikern der Meininger Hofkapelle TERMINE: KINDERKONZERTE: MI, 18.10., 09.00/11.00 Uhr, Kammerspiele FAMILIENKONZERT: SO, 29.10., 16.00 Uhr, Kammerspiele
„Der Wettlauf zwischen Hase und Igel“
■ JUNGES THEATER
Die Theatermaus im Lummerland Theaterexpedition für Kinder ab 4 Jahren In ihrem zweiten Abenteuer landet die Theatermaus auf Lummerland, einer Insel mit zwei Bergen. Dort lernt sie Jim Knopf und Lukas den Lokomotivführer kennen. Zusammen mit Emma, seiner geliebten Lokomotive, begeben sich die drei auf eine große Reise in die weite Welt. Ihre Expedition führt sie über den gewaltigen Ozean in viele fremde Welten. Und so lernt die Theatermaus zu verstehen, was Mut, Toleranz und Freundschaft bedeuten. Der Eintritt beträgt 3 €, davon geht 1 € an das Albert-Schweitzer-Kinderdorf in Erfurt. Aufgrund der großen Nachfrage ist eine Reservierung der Karten unter 03693/451-222 bzw. -137 oder www.meininger-staatstheater.de ausdrücklich empfohlen.
J. Höfling
Zuhören und Mitsingen stehen in diesem etwa einstündigen Konzert für die jüngsten Besucher auf dem Programm. Mit Musik kann man viele Dinge ausdrücken, wie zum Beispiel Vogelgezwitscher, Bienengesumm, Sonnenaufgang, den Streit zwischen Igelmann und Igelfrau, den Wettlauf des Hasen mit dem Igel und sein trauriges Ende. Das Konzert entführt in die musikalische Märchenwelt zum Staunen und Mitmachen.
JUNGES THEATER Leitung: Gabriela Gillert Mit: Mitarbeitern/Künstlern des Meininger Staatstheaters TERMIN: SO, 15.10., 11.00 Uhr, Kammerspiele
„Die Geburtstagstorte oder Kaspers große Jagd“ TERMIN: FR, 27.10., 19.00 / 20.45 Uhr, Stadt- und Kreisbibliothek „Anne Seghers“ Kartenbestellungen über die Bibliothek
JUNGE MUSIK Musik: Wolfgang Hocke Dirigent: Mario Hartmuth Moderation: Alexander John Ausstattung: Susanne Tenner-Ketzer Konzeption: Susanne Tenner-Ketzer, Alexander John Mit: J. Höfling, M. Ketzer TERMINE: KINDERKONZERTE: DI, 24.10., 09.00/11.00 Uhr, Kammerspiele FAMILIENKONZERT: SO, 22.10., 11.00 Uhr, Kammerspiele
Oktober 2017
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■ KONZERT
Es liegt der Herbst auf allen Wegen, In hundert Farben prangt sein Kleid, Wie seine Trauer, seinen Segen Er um sich streut zu gleicher Zeit.
Was Luise Büchner in der ersten Strophe ihres wunderbaren Poems „Herbstlied“ aus dem Jahr 1862 beschreibt, steht sinnbildlich für das erste Foyerkonzert dieser Saison: ein feiner Preisgesang auf die Vielseitigkeit der dritten Jahreszeit, ein Sinnieren über den Abschied, ein in Töne gegossenes, wohliges und leicht melancholisches Reflektieren über den vergangenen Sommer und die Schönheit des Verfalls, der um uns herum einsetzt. Doch so wie die Sonnenstrahlen sich hin und wieder durch das gelbe Laub der Bäume ihren Weg auf die Erde suchen, so entfaltet das klassisch bis romantisch geprägte Programm der drei Solisten der Meininger Hofkapelle nicht nur eine wunderbare Wehmut, sondern natürlich auch die Leichtigkeit und Freude, die gleich neinem Herbstspaziergang in den umliegenden tWäldern uns auf- und durchatmen lässt. In rKreutzers Trio nimmt vor allem die Klarinette -den Part des herbstlichen Reiseführers ein, der mklangvoll und im besten Sinne romantisch die-
■ TIPPS UND TERMINE
Romantischer Herbst
„Die Liebe sucht eine Wohnung“
1. Foyerkonzert
Lesung im Rahmen der 25. Thüringer Tage der
ses eher selten gespielte Werk erblühen lässt. Ungeahnt heiter, beinahe burlesk entführt das Beethoven’sche Trio (Grand Trio), das als Arrangement des 1799 veröffentlichten Septettes op. 20 daherkommt, in die Welt des kammermusikalischen Dialoges und einer musikalischen Vielfalt, die dieses Werk zum bedeutendsten seiner frühen Periode emporhob. Der Komponist war ob des Erfolges nicht immer begeistert von diesem Wurf, gleichwohl er nach der erfolgreichen Uraufführung gegenüber Haydn geäußert haben soll: Das ist meine Schöpfung. – ein liebevoller Seitenhieb auf den konkurrierenden Meister des Fachs. Schlacht bei Prag und Großes Duett für Dampfnudel oder Rahmstrudel – das sind die Überschriften, die Mendelssohn Bartholdy seinem an einem einzigen Tag aufs Papier gebrachten Opus 113 gab. Zurecht, denn das kurzweilige Stück entsprang einer DezemberTageslaune zwischen ihm und dem befreundeten Klarinettisten Heinrich Joseph Baermann: Eine kleine, ganz private Koch- und Kompositions-Competencia, die zwischen Herd und Feder stattfand. Der Komponist gab sich selbst den Auftrag: Töne umrühren, kneten, salzen, pfeffern, zuckern, eine pikante Sauce dazu machen und das ganze an einem höllischen
Feuer kochen. Ein heißes Vergnügen im spätherbstlichen Ambiente. Lange nach Mozarts Ableben erschien seine Sonate B-Dur, die beinahe archaisch mit der Verteilung von Solist und Continuo umgeht. Diese zu Mozarts Lebzeiten längst obsolete Form mag wie eine kleine Renaissance der Sonate oder wie ein herbstliches, doch wunderschönes Verblühen erscheinen – und doch bringt sie das ganze Können des Meisters mit den „bescheidenen“ Mitteln der Wahl zum Ausdruck. Genießen wir im 1. Foyerkonzert den Abschied und denken vielleicht an Fontanes mahnend-besinnliche Worte zum Herbst:
Banne die Sorge, genieße, was frommt, Eh’ Stille, Schnee und Winter kommt. dw FOYERKONZERT
Mit: Andreas Kowalczyk (Klarinette), Alexander John (Fagott) und Fiona Macleod (Klavier) TERMIN: SO, 08.10., 11.15 Uhr, Foyer Großes Haus
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■ MENSCHEN
jüdisch-israelischen Kultur
Eine Komödie aus dem Warschauer Getto und dazu auch noch eine Liebeskomödie? Unmöglich. Bei all dem Grauen, wie soll da gelacht und geliebt werden? In der Zeit von 1940 bis 1942 lebten bis zu 460.000 Menschen im Warschauer Getto – auf engstem Raum unter unmenschlichsten Bedingungen. Trotz oder gerade wegen der abscheulichen Realität, fand im Getto ein reges Kulturleben statt. Es gab mehrere Theater, darunter das Femina-Theater, künstlerisch geleitet von dem polnischen Schriftsteller Jerzy Jurandot, der auch das Stück „Die Liebe sucht eine Wohnung“ schrieb. Ada und Edmund, Stefcia und Marian: Zwei junge, frischverheiratete Paare, die sich aufgrund der Wohnungsnot im Getto ein Zimmer teilen müssen. Schon bald verlieben sie sich über Kreuz in den Partner/ die Partnerin des anderen, was zunächst die üblichen Probleme mit sich bringt … Das Stück ist eine klassische Partnertauschkomödie, die mit humoristischen Anspielungen auf den Gettoalltag das Publikum für die Dauer der Vorstellung von der perspektivlosen Wirklichkeit ablenken konnte. Am 26. Januar 1942, auf den Tag genau 152 Jahre nach der Uraufführung einer anderen berühmten Partnertauschkomödie, Mozarts „Così fan tutte“, wurde Jurandots Stück im Femina-Theater uraufgeführt – ein halbes Jahr vor Beginn der Deportationen ins Vernichtungslager Treblinka. Seither wurde es nicht mehr gespielt. Jurandot und seiner Frau, der Schauspielerin
Stefania Grodzienska, gelang die Flucht aus dem Getto; über die Zeit im Getto sollen sie nie mehr gesprochen haben. Seine Notizbücher mit dem Text der Komödie hatte Jurandot im Getto vergraben, so dass diese erhalten geblieben sind und im RingelblumArchiv im Jüdischen Historischen Instituts in Warschau aufbewahrt wurden. Doch erst die Recherchen des Autors David Safier im Jahr 2014 machten das Stück wieder der Öffentlichkeit zugänglich; seit Anfang 2017 liegt es auch in der deutschen Übersetzung vor. Die Kenntnis und das Wissen über den weiteren historischen Verlauf machen „Die Liebe sucht eine Wohnung“ zu einem besonderen, berührenden Stück, das uns zeigt, dass auch in Zeiten von Elend und Tod geliebt und gelacht wurde. Die Lesung mit Schauspielern des Meininger Staatstheaters findet im Rahmen der 25. Thüringer Tage der jüdisch-israelischen Kultur statt. Außerdem wird Markus Roth, stellv. Leiter der Arbeitsstelle Holocaustliteratur der Justus-Liebig-Universität Gießen, über Theater im Getto sprechen. aks www.juedische-kulturtage-thueringen.de EXTRA
Mit: Yannick Fischer, Vivian Frey, Evelyn Fuchs, Mira Elisa Goeres, Mandy Rudski Dramaturgie: Anna Katharina Setecki TERMIN: FR, 27.10., 20.00 Uhr, Kammerspiele
Der Duft von Holz Begegnung mit Ullrich Reizlein, Leiter der Tischlerei
m „Wenn ich eine Kiefer aufschneide, dann ist der schöne n Geruch das Erste, was ich wahrnehme“, erzählt Ullrich k Reizlein, der seit 2012 die Tischlerei am Meininger Them ater leitet. Seine Faszination für Holz beginnt bereits in , der Kindheit: Geboren und aufgewachsen in Jüchsen, einem 1500-Seelen-Ort im südlichen Landkreis von n Schmalkalden-Meiningen, verbringt er viele Stunden beim alten Dorftischler, lauscht dem Pfeifkonzert des Hobels und entschließt sich, selbst Holzhandwerker zu werden. Nach der Lehre in einem örtlichen Baubetrieb in Meiningen folgt der Meistertitel. Bis 1997 baut Ullrich Reizlein Türen und Fenster und arbeitet zwischenzeitlich in einer Möbelschreinerei. Die Zukunft der Holzbranche ist für ihn schon immer eine Herzensangelegenheit und so bildet er als Lehrmeister bis 2012 zahlreiche Nachwuchskräfte im Südthüringer Bildungszentrum Kloster Veßra aus. „Das Aufgabenspektrum eines Tischlers am Theater ist breiter und vielseitiger als außerhalb“, stellt Ullrich Reizlein fest, der unter sich vier Gesellen und seit dieser Spielzeit einen Lehrling beschäftigt. Alle Projekte werden in Teamarbeit gestemmt: „In meinen vergangenen Jobs habe ich ein so starkes Gruppengefühl nicht erlebt. Jeder denkt mit und bringt sich ein. So macht Arbeiten Spaß.“ Viele der Bühnenbildwände sind Fichtenholzrahmen, die aus einer Lattenkonstruktion bestehen und mit Sperrholz belegt sind. Neben den aufrecht stehenden Wänden fertigen die Tischler spezielle Bühnenböden an und gelegentlich auch Decken, die sogenannten Plafonds (beides im aktuellen Revuestück „Kleiner Mann – was nun?“ zu sehen).
Insgesamt kommen am Meininger Staatstheater jährlich im Durchschnitt für Rahmen 1000 Latten à 6 Meter und für Flächen 100.000 Quadratmeter Plattenmaterial zum Einsatz. Der Bau und die Instandsetzung von Möbeln, die
auf der Bühne Verwendung finden, zählen ebenso zum Arbeitsbereich. „Mein erstes Bett konnte der Feuertaufe nicht standhalten. Es hieß erst, es werde nur darin gelegen und ein Glöckchen geläutet. Dass es sich in den Proben
gut als Hüpfburg eignet, erfuhr ich erst hinterher.“ Am Tag der Technischen Einrichtung wird das fertige Bühnenbild in der finalen Spielstätte aufgebaut. Man könnte meinen, damit sei die Arbeit der Tischlerei für die Produktion beendet. Das Gegenteil ist der Fall: Etwa zwei Wochen vor der Premiere beginnt die „heiße Phase“ mit zahlreichen Anpassungen und für Ullrich Reizlein und sein Team bleibt es bis zum letzten Tag spannend. Bei der Dichte an Neuproduktionen, aktuell sind es 24 an der Zahl, ist eines gewiss: Ruhig und eintönig wird dieser Job nie!
Wir leben heute in Zeiten, wo der Eindruck entstehen mag, die Gesellschaft wäre immerzu hungrig und die Produzenten reagierten mit einem Angebot getreu dem marktwirtschaftlichen Motto: „Was lange hält, bringt kein Geld“. Setzten deutsche Haushalte nur noch auf bezahlbares Design und kurzlebige Wegwerfware und stellen dem Holzhandwerk düstere Prognosen? Ullrich Reizlein kann es für sein Privatleben und sein Umfeld nicht bestätigen – hier hat sich die Marke „Eigenbau“ gut bewährt. „In der Region, gerade um Jena herum und in Bayern, gibt es viele Tischler, denen es gut geht. Insbesondere, wenn Menschen ihren Wohnsitz gefunden haben, greifen viele auf maßgefertigte Möbel zurück.“ Der Tischlermeister ist zuversichtlich, wenn er über die Zukunft seiner Branche spricht: „48 Lehrlinge haben sich für die freie Ausbildungsstelle in dieser Spielzeit beworben. Aktuell habe ich zwei Schüleranfragen für ein Praktikum vorliegen. Für den Holzberuf ist noch lange nicht Schluss.“ dm
Oktober 2017
facebook.com/meiningerstaatstheater t w i t t e r. c o m / d i e m e i n i n g e r instagram.com/meiningerstaatstheater
■ MENSCHEN
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■ VORGESTELLT
■ AKTUELLES
„Mozart ist wie heilende Medizin“
Umbesetzung
Sopranistin Monika Reinhard
„Das Publikum im nahezu ausverkauften Meininger Theater ist nach der Premiere fast aus dem Häuschen, überschüttet alle Beteiligten mit Jubel, Lob und Begeisterung und möchte mit Trampeln und Klatschen gar nicht aufhören.“, schrieb Renate Freyeisen über Jacques Offenbachs fantastische Oper „Hoffmanns Erzählungen“. Jetzt ist die gefeierte Inszenierung von Regisseur Christian Poewe zurück auf dem Spielplan und mit der Wiederaufnahme präsentiert sich Neuzugang Daniel Pannermayr dem Meininger Publikum gleich in vier Rollen: Er übernimmt die Partie von Hoffmanns Widersacher Lindorf, der es auch auf die schöne Stella abgesehen hat. In den Mittelakten bringt er Hoffmann als Cochenille, Dr. Miracle und Dapertutto um seine Geliebten. Die Rolle des Fieslings macht dem jungen Bass sichtlich Spaß.
A. Brehm, C. Oppermann, I. L. Slezak, J. Scharffenberg
Fünf auf einen Streich Neue Lehrlinge am Theater
Monika Reinhard ist eine Perfektionistin: „Sehr pingelig“, wie sie sich selbst zu nennen pflegt. Sie ist die Erste, deren Stimme vor einer Vorstellung beim Einsingen zu hören ist und Zuhause führt sie für jede ihrer Rollen sowohl ein Szenarium als auch ein Regiebuch. Frappierend ist ihr Auftritt als Puppe Olympia in Jaques Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“, bei dem dieser Perfektionismus vorerst einen musikalisch-szenischen Höhepunkt erreicht. In der laufenden Spielzeit reicht die Spannbreite ihrer Rollen von der Zerbinetta in Richard Strauss‘ „Ariadne auf Naxos“, über Kristin in Philippe Boesmans moderner Kammeroper „Julie“ bis zur Titelrolle in Gaetano Donizettis „Lucia di Lammermoor“, die am 6. Oktober in der erfolgreichen „Inszenierung des Jahres 2016“ im Großen Haus zur Wiederaufnahme kommt. Diese Rolle und ihre recht kurzfristige Einstudierung in der vergangenen Spielzeit bezeichnet sie als ihre „Feuertaufe“. In einem Gastspiel des Meininger Staatstheaters in Ingolstadt debütierte sie bereits als Lucia Ashton. Jetzt wird ihre Interpretation der musikalisch anspruchsvollen und szenisch tiefgründigen Partie dem Meininger Publikum vorgestellt. „Lucia war ein Katalysator, der mich in meiner Entwicklung beschleunigte“. Monika Reinhard war Mitglied des Nürnberger und Lübecker Opernstudios und kam über ein Engagement in Oldenburg schließlich nach Meiningen. Nun ist es ihre vierte Spielzeit: „Ich habe damals mit der altvertrauten Adele in der ‚Fledermaus’ angefangen“ – eine Partie, die sie – wie bereits zuvor schon die Despina in „Così fan tutte“ – in anderen Inszenierungen, u. a. in Oldenburg interpretiert hat.
Jetzt freut sie sich besonders auf die Zusammenarbeit mit dem renommierten Regisseur Anthony Pilavachi an diesem späten Wunderwerk Mozarts. „Mozart ist wie heilende Medizin für eine gute Mittellage. Und diese wiederum ist das Fundament für die hohen Töne, für die wir Koloratursopranistinnen schließlich bezahlt werden!“, lacht Reinhard, wenn sie das Motto ihrer früheren Gesangslehrerin zitiert. Ihr Faible gilt aber auch der modernen Musik. Ihre Kunstfertigkeiten konnte Monika Reinhard in einem gefeierten Auftritt im 1. Sinfoniekonzert mit Ligetis „Mysteries of the Macabre“ in der letzten Spielzeit unter Beweis stellen. „Am Anfang stehe ich da wie ein Ochs vorm Berg. Nach und nach taste ich mich voran, zerlege die Partie in ihre kleinsten Teile, bis ich allmählich freier werde und loslegen kann.“ Man merkt, wieviel Freude ihr die Arbeit bereitet. „Nervös werde ich, wenn man mir bereits Wochen vor einem Premierentermin nichts mehr zu sagen hat. Ich brauche die konstruktive Kritik, um weiterzukommen. Jedoch bin ich wohl mein strengster Kritiker.“ Den „Mount Everest der Technik“ kann Monika Reinhard – wie die Sopranistin ihre Traumpartie seit Studientagen nennt – schon sehr bald erklimmen: Zerbinetta wird sie in Richard Strauss‘ „Ariadne auf Naxos“ erstmals am 13. April (19.30 Uhr, Großes Haus) auf der Bühne verkörpern. Bis dahin ist sie in weiteren Rollen als Peróns Geliebte im Kultmusical „Evita“ (Nächste Vorstellung am 3. Oktober, 15.00 Uhr, Großes Haus) und Lisa in Kálmáns Operette „Gräfin Mariza“ (Wiederaufnahme am 8.12., 19.30 Uhr, Großes Haus) zu erleben. af
Die erste gute Tat ist vollbracht! Zum Auftakt zogen die frischgebackenen Azubis bei der Verlosung gleich mehrere glückliche Gewinner. Wir gratulieren den Neuabonnenten und für alle, die leer ausgingen: Die nächste Chance folgt sicher bald! ■ C harlotte Oppermann, Herren schneiderei Ich wählte diese Ausbildung, weil es (Berufs-) Liebe auf den ersten Blick war. Vor der Ausbildung wohnte ich auf der schwäbischen Alb. Mein Fazit der vergangen fünf Wochen ist, dass man sich mehr als nur einmal in den Finger piekst. In den kommenden drei Jahren freue ich mich auf jede Art von Erfahrung, die mir im Leben weiterhilft. Theater bedeutet für mich alles außer Langeweile.
R. P. Tennert
■ R obin Paul Tennert, Veranstaltungs technik Ich wählte diese Ausbildung, weil mich Technik begeistert.
Vor der Ausbildung machte ich mein Abitur und studierte zwei Semester Maschinenbau. Mein Fazit der vergangen fünf Wochen ist, dass meine Entscheidung richtig war, diesen Weg zu wählen. In den kommenden drei Jahren freue ich mich auf Herausforderungen, abwechslungsreiche Arbeiten und darauf mein Hobby zum Beruf zu machen. Theater bedeutet für mich Kunst. ■ Jonas Scharffenberg,Tischlerei Ich wählte diese Ausbildung, weil ich nach meinem Schulabschluss auf der Suche nach einer kreativen und vielseitigen Tischlerausbildung war. Vor der Ausbildung war ich Schüler an der Jenaplan-Schule. Mein Fazit der vergangen fünf Wochen: Meine Erwartungen sind total erfüllt worden. In den kommenden drei Jahren freue ich mich auf viele schöne Momente und Erfahrungen in der und um die Ausbildung. ■ I an Lee Slezak, Veranstaltungstechnik Ich wählte diese Ausbildung, weil mich die technischen Abläufe des Berufes interessierten und ich gerne im Team arbeite. Vor der Ausbildung machte ich meinen Realschulabschluss an der Regelschule am Pulverrasen. Mein Fazit der vergangen fünf Wochen: Ich konnte mich gut einleben und alle Kollegen kennenlernen. In den kommenden drei Jahren freue ich mich auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit mit den Kollegen. Theater bedeutet für mich . . . einen schönen
Arbeitsplatz zu haben, an dem täglich etwas Neues passiert.
■ A lexander Brehm, Bühnenmalerei Ich wählte diese Ausbildung, weil ich seit langer Zeit malerisch aktiv bin und jetzt mein Hobby zum Beruf machen kann. Vor dieser Ausbildung habe ich eine Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel absolviert und als Barmann in der Gastronomie gearbeitet. Mein Fazit der vergangenen 5 Wochen ist sehr positiv – genau so habe ich mir das Arbeiten in einem Malsaal vorgestellt. Und bis jetzt hatte ich nur interessante Begegnungen. In den kommenden 3 Jahren freue ich mich auf die Erweiterung meiner Kenntnisse und Fähigkeiten und eine gute Zusammenarbeit. Theater bedeutet für mich meine Kreativität mit verschiedenen Techniken und Möglichkeiten ausleben zu können.
■ DAS SAGT DIE PRESSE
„Zum hochkarätigen Solistentrio, das zum großen Maß über Erfolg und Misserfolg einer Produktion entscheidet, gehört ein weiterer Gast; der vorzügliche thailändische Tenor Nutthaporn Thammathi und der immer wieder souveräne Haus-Bariton Dae-Hee Schin. (…) Das Publikum entspannt sich bei heftigem Schlussbeifall und stehenden Ovationen.“ FULDAER ZEITUNG, 13. September 2017
■ TIPPS UND TERMINE
„Kluges Theater für den Kopf“ Mythos „Medea“ ist zurück Medea ist eine grausame Geschichte. Es ist eine Flüchtlingsgeschichte. Und es ist eine Geschichte von Ausgrenzung und Verleumdung. Doch noch heute zählt Medea zu den bekanntesten Frauen der Weltliteratur. Medea, die Gattin des Jason, die betrogene Geliebte, eine Mutter und Mörderin, ist seit der griechischen Antike ein Urbild in der Dichtung und der Literatur. Unzählige Dichter, Schriftsteller und Künstler haben die Sage in der Kunst über Jahrhunderte weiter bearbeitet. Regisseur Patric Seibert hat gemeinsam mit Schauspielerin Ulrike Walther eine Fassung entwickelt, in der die unterschiedlichen Entwicklungen des gesellschaftlichen Frauenbildes von verschiedenen Texten von Euripides, Franz Grillparzer, Heiner Müller oder Christa Wolf an der Zentralfigur Medea abgerieben werden. Die kontrastierenden Lesarten lassen ein Richtig und Falsch nicht zu, sondern zeigen viel mehr die große Kraft des Verrats und der Verleumdung. Oliver Schwieger hat für die Inszenierung eine eigene Komposition zu „Medea“ entwickelt. Diese bildet das Grundmaterial des Abends und variiert sich musikalisch aus dem Rhythmus des Textes „Ich will nicht Medea
D. Pannermayr als Dr. Miracle
OPER
TERMINE: 19.10. und 28.10., jeweils 19.30 Uhr, Großes Haus
U. Walther, O. Schwieger
sein.” Und so ist Oliver Schwieger viel mehr als nur der Cellist der Inszenierung. Er wird zur Gegenstimme Medeas und skizziert einen klassischen Mann-Frau-Konflikt zwischen Nähe und Distanz, wie er sich auch in der gescheiterten Beziehung Medeas und Jasons wiederfinden lässt. „Kluges Theater für den Kopf“, findet Theaterkritiker Matthias Schmidt. SCHAUSPIEL
TERMINE: DO, 12.10., 11.00/20.00 Uhr und DO, 19.10., 20.00 Uhr, Kammerspiele
■ IMPRESSUM Herausgeber:
Das Meininger Staatstheater, Bernhardstraße 5, 98617 Meiningen
www.meininger-staatstheater.de
V.i.S.d.P.:
ANSGAR HAAG
Redaktion:
DOMINIKA MITROVIC´
Layout:
HCS Medienwerk GmbH
´ PAUL OESTREICHER, ANNA KATHARINA SETECKI, SUSANNE TENNERTexte: A LDONA FARRUGIA, GABRIELA GILLERT, DOMINIKA MITROVIC, KETZER, DANIEL WESTEN Fotos/Grafiken: DIANA ALTHAUS, FORUM ZEITGENÖSSISCHER MUSIK LEIPZIG E.V., FOTO-ED, MARKO HILDEBRAND-SCHÖNHERR, MARIE LIEBIG, METROPOL-VERLAG, TORSTEN RÖSSE, VALERIE SEUFERT, SEBASTIAN STOLZ/FILMWILD.DE, ANKE PRADEL-SCHÖNKNECHT, HELGE ULLMANN