SPEKTAKEL
DIE THEATERSEITEN
KOLUMNE Philippe Bach ist seit 2011 Generalmusikdirektor der Meininger Hofkapelle.
Richard Strauss trifft göttlichen Mozart – Hofkapelle trifft klanga rt Mozarts Musik! Sie steht für Heiterkeit und Lebensfreude – ein Gekicher sondergleichen – aber auch für musikalische Vollendung. Das Wunderkind nahm sich selber nicht ernst. Dafür taten es andere! Es war im Jahre 1897, als Richard Strauss die Neuinszenierung zu Mozarts „Così fan tutte“ des erkrankten Hermann Levi übernahm. Zum ersten Mal dirigierte er diese Musik, deren holden Eros er wohl auf Anhieb verfiel. Denn in den folgenden Jahren machte sich Strauss nicht nur als Komponist, sondern auch als Mozartinterpret einen Namen. „Wenn er Mozart dirigierte, war das besonders großartig, weil auch Strauss darin zum Vorschein kam.“ (Otto Klemperer) Strauss’ Liebe zu Mozart fand in dessen Neufassung der Oper „Idomeneo“ einen erneuten Höhepunkt. Obwohl heute bei Aufführungen ausschließlich Mozarts Originalpartitur verwendet wird, bleibt Strauss’ Bearbeitung gleichwohl ein bedeutendes und lehrreiches Dokument. Er hielt „die Deutung dieses Tonmaterials als eine noch immer dankbare Aufgabe für einen hochkultivierten Musikforscher“. Zudem wurde dem Münchner Komponisten gerade in seinem „Rosenkavalier“ immer wieder eine Parallele zu Mozarts „Figaro“ nachgesagt. Neben den doch offensichtlichen, musikalischen Bezügen, war es jedoch die Art, wie Strauss selber immer wieder über die ,Schönheit’ als wichtigstes Merkmal in Mozarts Musik sprach, welche die beiden Meister heute unzertrennlich erscheinen lässt. Dies war auch einer der wenigen Punkte, in denen Strauss seinem Vorbild, Richard Wagner, widersprach. Nirgendwo fand Strauss Mozarts Nähe aber so sehr, wie in seiner „Symphonie für Bläser“, auf dessen Partitur er schrieb: „Den Manen des göttlichen Mozart am Ende eines dankerfüllten Lebens“. Warum er hier Mozart wählte, hat im Nachhinein wohl mehrere Gründe. Zum einen feierte Mozart seinen 189. Geburtstag am Tag der Befreiung von Auschwitz, zum anderen bedeutete das Ende des 2. Weltkrieges für Strauss eine kompositorische Wiedergeburt, welche ihm neue Wege in die Zukunft ermöglichte. Dies dürfte ihn auch dazu veranlasst haben, „Fröhliche Werkstatt“ als Untertitel auf sein Stück zu schreiben. Neue Wege ging damals auch Mozart in seiner „Gran Partita“ in B-Dur, die zweifellos als Referenz für Strauss’ Bläsersinfonie betrachtet werden kann. Es sind somit Strauss’ letzte Werke wie die „Bläsersinfonie“, die „Metamorphosen“ sowie seine letzte Oper „Capriccio“ – sein „Testament“, welche noch einmal ein Zurückblicken, ein wörtliches „Beleuchten“ auf eine große Zeit und seine Meister ermöglichen, an dessen epochalem Ende Strauss sich selber sah. Zur Aufführung dieser beiden außergewöhnlichen Werke für Bläser werden sich die Solo-Bläser der Meininger Hofkapelle mit dem Schweizer Bläserensemble klangart vereinen, das aus ausgewählten Solisten der besten Schweizer Orchester besteht. >> Mehr Infos auf Seite 2.
SCHAUSPIEL · MUSIKTHEATER · KONZERT · BALLETT · PUPPENTHEATER
Ausgabe April 2017
FESTWOCHE
Teodor Currentzis und MusicAeterna in Meiningen Geistliche Werke der Vor- und Hochklassik Dirigent Teodor Currentzis von der Kanzel vor, stellte eine Begründete 2004 MusicAeterna trachtung darüber an und kniete als Orchester, das in histodann zur Meditation vor dem rischer Aufführungspraxis Altar; die Gemeinde sollte ebenspielt – und das auf radikal falls stumm meditieren. In diese neue Weise. Zweimal wurde Stille hinein wurden die Instruer bereits mit dem „Echo mentalsätze gespielt. Die Worte Klassik“ ausgezeichnet; 2016 Christi sind aus den Evangelien wählte ihn die Fachzeitschrift zusammengestellt. Am Beginn hat Opernwelt zum „Dirigenten Haydn eine ‚Introduzione‘ und am des Jahres“. Schluss ein tonmalerisches ‚TerreNach den vielbeachteten moto‘ (Erdbeben) hinzugefügt.“ Einspielungen von MozartHaydn arbeitete das OrchesterOpern, zuletzt „Don Giowerk später zu einer Fassung für Streichquartett und einer Fassung vanni“, ist Teodor Currentzis mit seinem Orchester für Klavier, dann zu einem OratoMusicAeterna nun mit einem rium um. ganz anderen, zur Karwoche In Deutschland ist dieses Propassenden, Programm auf gramm von MusicAeterna und TeTour: Giovanni Battista Perodor Currentzis nur in Meiningen golesis (1710–1736) „Stabat zu erleben. Dazu ist das Konzert mater” und Joseph Haydns eine absolute Bereicherung zum Die Tonkünstler aus dem Ural präsentieren in Meiningen ein deutschlandweit einmaliges Konzertprogramm (1732–1809) „Die sieben letzProgramm der Meininger Hofkaten Worte unseres Erlösers am pelle, die auf Werke des 19. und nur 26 Jahren, sein „Stabat mater“ wurde ein „unsterbliches Kreuze (Hob. XX/1)“ in der ursprünglichen Instrumentalfas20. Jahrhunderts spezialisiert ist und sich mit „Die MeistersinMeisterwerk“, dem oftmals nachgesagt wurde, Pergolesi sung von 1787. ger von Nürnberg“ wieder als souveränes Wagner-Orchester Viele Komponisten haben „Stabat mater“ komponiert, müsse den Tod schon beim Komponieren vor Augen gehabt präsentiert. doch „keiner vermochte den Schmerz und die Verzweiflung haben. TERMIN: MI, 12.04., 19.30 Uhr, Großes Haus mit so viel Überzeugungskraft und Hingabe auszudrücken, „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze“ wie gerade Pergolesi. Dieses einfache und anspruchslose gewurde vermutlich vom Domherrn in Cádiz in Auftrag gegeMusicAeterna können Sie noch einmal erleben im schriebene ‚Stabat‘ scheint den tiefsten Sinn der schmerzben, dessen besondere Fürsorge der Kapelle Santa Cueva galt, Kammerkonzert am 13. April. in der jährlich Passions-Exerzitien abhalten wurden. „Dabei – so lichen Klage am besten wiederzugeben.“ Wenige Tage nach >> mehr Infos auf Seite 2 erinnerte sich Haydn – las der Bischof jedes der ‚Sieben Worte‘ Fertigstellung der Komposition starb Pergolesi im Alter von
PREMIERE
PREMIERE
Der Weg des heiligen Trinkers
„Der kleine Erziehungsberater“
Witz, Wahn und Erkenntnis zwischen Moskau und Petuschki
Puppenspiel für Erwachsene nach Axel Hacke
„Moskau–Petuschki“ beginnt mit einem Faustschlag ins Antlitz der Sowjetmacht. „Alle sagen: Der Kreml, der Kreml. Alle haben mir von ihm erzählt, aber selbst habe ich ihn kein einziges Mal gesehen“. Tag für Tag durchstreift der Trinker Wenja Moskau, doch wenn er den Kreml ansteuert, landet er stets nur beim Alkoholikertreff „Kursker Bahnhof“. Dort beginnt Wenjas Reise ins 120 Kilometer entfernte Provinznest Petuschki. Im Köfferchen: vier Flaschen Wodka, ein billiger Rotwein und zwei Butterbrote, „damit ich nicht kotzen muss.“ Außerdem Bonbons für die Geliebte und 200 Gramm Nüsse für den Sohn. Wenedikt Jerofejew, der dem Protagonisten seinen Namen und seine Biographie leiht, verfasste „Moskau–Petuschki“ 1969 – zur Erheiterung seiner Arbeitskollegen und Trinkkumpanen, die ihm als Vorbilder für die Nebenfiguren dienten. Das Poem war in der Sowjetunion verboten und wurde zunächst nur im illegalen Selbstverlag und im Ausland publiziert. Jerofejew, ein genialer Geist, verbrachte sein Leben am Rande der Gesellschaft: Ohne festen Wohnsitz, ohne Papiere, mit wechselnder SCHAUSPIEL Regie: Martina Gredler Bühne & Kostüme: Anna-Luisa Vieregge Dramaturgie: Jana Schulz KOST-PROBE: DI, 04.04., 19.00 Uhr, Kammerspiele PREMIERE: DO, 13.04., 20.00 Uhr, Kammerspiele WEITERE TERMINE: SO, 16.04. und SA, 29.04., jeweils 20.00 Uhr, Kammerspiele
Werbefoto: Reinhard Bock, Meret Engelhardt
Lohnarbeit, als Außenseiter und Dissident. Zuweilen wählte der unorthodox religiöse Schriftsteller bewusst den Leidensweg. Jerofejew und seine Figur Wenja stehen in der Tradition der russischen christlichen Narren: „Heilige Wahnsinnige“ jenseits der Norm, die tabuisierte Wahrheiten erkennen und aussprechen. Vordergründig die derb-komische Odyssee eines Säufers, ist „Moskau–Petuschki“ bei genauerem Hinsehen ein Meisterwerk von großer politischer Häme und philosophischem Tiefgang. Erhabene, oft christliche Motive werden durch derbe Alltagsszenen und Ausdrücke konterkariert – man brüllt vor Lachen und erstarrt im nächsten Moment vor bitterer Erkenntnis. Denn Wenjas Weg ist nichts weniger als die Totalabsage des Individuums an das ihn umgebende System, weil er es als menschenunwürdig erkannt hat. In Meiningen gibt Reinhard Bock den genialen, abgründigen Wenja. Meret Engelhardt, Peter Liebaug und Christine Zart spielen die tragikomischen Figuren, denen er auf seiner Reise begegnet. Regie führt Martina Gredler, die in der letzten Spielzeit „Jugend ohne Gott“ inszenierte. Anna Vieregge hat eine minimalistische, flexible Bühne gestaltet, das Kostümbild orientiert sich an realen Obdachlosen. Die Musikerinnen Antonia Dering und Jana Schulz komponieren und begleiten live mit Kontrabass und Akkordeon.
Herzlich willkommen heißt Sie der Referent Heinrich Schreck mit seinem Thema „Überleben – trotz Kinder“ oder „Wie bekommt man die ‚süßen’ Kleinen pädagogisch in den Griff?“. Wir wissen alle: Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr! Und so lehrt uns Heinrich Schreck am Beispiel anschaulicher, verstörender Ereignissen den Umgang mit herumfliegenden Schleimbällen, schmerzenden Fußsohlen, die herumliegende Legosteine verursachen oder mit mitleidigen Blicken der Mitmenschen, wenn die lieben Kleinen mal wieder schreiend am „Rad drehen“. Ja, diese und andere Fragen zur Erziehung beantwortet Herr Schreck auf humorvolle Weise mit Hilfe seiner langjährigen Erfahrung als Vater. Dabei verwendet er kunstvoll gestaltete Tischfiguren, mit denen die „schwierigsten“ Ereignisse der Erziehung nachgestellt werden; kleine Anekdoten aus seinem Leben mit seinen drei Kindern. Mit stoischer Gelassenheit und gleichzeitig beißender Ironie führt der Puppenspieler Falk P. Ulke den alltäglichen aber liebenswerten Wahnsinn vor, den man erleben kann, wenn man Kinder hat. Wir versprechen Kicher-Attacken, „genau-so-ist-es“-Ausrufe und andere vergnügliche Laute, wenn sich die geneigten Besucher in den Figuren und Situationen wiedererkennen.
Heinrich Schreck ist im Übrigen das Alter Ego von Axel Hacke, Autor des Buches „Der kleine Erziehungsberater“. Bekannt geworden durch seine Werke „Der kleine König Dezember“, „Der weiße Neger Wumbaba“ oder „Mein Leben mit Bosch“, versteht er es – wie nur wenige deutsche Humoristen – den alltäglichen Wahnsinn in einer ganz normalen Familie zu betrachten und auf den Punkt zu bringen. Wenn Sie die Psychologie in Form von Schreikrämpfen und Aufräumwahn im Kinderzimmer übermannt hat, so finden Sie den Weg ins Theater, um zu erkennen, dass Gelassenheit und Humor die Grundlagen der Erziehung der eigenen Kinder sind. Und, zum Kuckuck: Wer von euch Kindern hat seinen Kaugummi auf meine Tastatur gelegt?! PUPPENTHEATER Buch & Bühne: Falk P. Ulke Regie: Maria C. Zoppeck Figuren: Franziska Schmidt Mit: Falk P. Ulke PREMIERE: DO, 27.04., 20.00 Uhr, Kammerspiele WEITERER TERMIN: SO, 30.04., 20.00 Uhr, Kammerspiele
Falk P. Ulke
April 2017
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FESTWOCHE MIT GASTSPIELEN VOM 7. BIS 17. APRIL MIT GROSSZÜGIGER UNTERSTÜTZUNG VON
■ IM FOKUS
Eine Mittsommernachts-Utopie
Ewige Musik
Ansgar Haag über „Die Meistersinger von Nürnberg“
Gastspiel der Staatsoper Perm
Um sich einem so komplexen Thema wie dem Inhalt der „Meistersinger“ zu nähern, gibt es sehr unterschiedliche Ansätze. Als Schauspielregisseur versuche ich einen Weg, der sich an der Figur Richard Wagners selbst ausrichtet. Nachdem Wagner mit seinen großen Werken „Tannhäuser“ oder „Lohengrin“ erste Erfolge hatte, zeigten sich nach seiner „Vertreibung aus München“ doch erhebliche Finanzschwierigkeiten. Das veranlasste ihn, seinem Verleger Schott anzubieten, doch einmal für die beliebte Sparte der Komischen Oper zu komponieren. Die einzige Komödie, die Wagner bis dahin vorstellte, war „Das Liebesverbot“ – eine Vertonung von Shakespeares „Maß für Maß“. Noch einmal wollte er nun seinen Lieblingsdichter heranziehen und wählte als Grundlage Shakespeares „A Midsummer Night‘s Dream“. Dieser Stoff gab ihm die Möglichkeit, nach der Enttäuschung der gescheiterten Revolution 1848 in Dresden, eine Utopie vorzustellen, in der eine Gesellschaft ohne Könige, Herrscher und Adlige besteht. Für diese frühe anarchistisch-demokratische Gesellschaft wählte Wagner ein fiktionales Bild der Stadt Nürnberg im 16. Jahrhundert als Schauplatz. Dort fand er Meister wie Albrecht Dürer und den Volkslieddichter Hans Sachs vor – und damit die Grundlage für seinen utopischen Staat auf der Basis der ästhetischen Richtlinien der Kunst. Die Kunst wird zum Regierungsprogramm, die „Tabulatur“ zum Grundgesetz. In Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ fand Wagner eine Gruppe von Handwerkern, die die Herrschaft von Athen verlassen, um in der Idylle des Waldes als Künstler tätig zu sein. Wagner machte aus diesen Handwerkern die sogenannten „Meistersinger“. Auch übernahm er die zwei Liebespaare aus Shakespeares Stück, die unter dem Zauber der Mittsommernachtswende in seelische Verwirrung kommen und die „Midsummer Madness“ durchleben. Shakespeares Oberon, der die Zauberfäden in der
Hand hält, wird zu Wagners Hans Sachs. Das Liebes-Verwirrspiel der Wagnerschen „Meistersinger“ erinnert auch ein wenig an Rossinis „Der Barbier von Sevilla“. Dort fungiert Figaro als Spielmacher und Strippenzieher, der durch freche Intrigen ein Happy End für die Liebenden herbeiführt. So sticht Hans Sachs den Widersacher Beckmesser aus, um Eva und Walther zu vereinen. Doch Wagners FigaroFigur hat zugleich Elemente aus Mozarts „Figaros Hochzeit“, denn sein Spielmacher verliebt sich selbst in Eva. Wenngleich Sachs rasch merkt, dass seine Liebe zum jungen Mädchen Eva keine Chance hat, besingt er sie verliebt und schwärmerisch.
Die Idee der Kunst Doch kann es Wagner nicht beim reinen Komödienthema belassen: Sein politisch wie ästhetisches Anliegen ist tiefgreifender. Die Frage, was die richtige Kunst ist und wer dies beurteilen kann, wird in den „Meistersingern“ auf offener Bühne gestellt. Sachs vertritt die These, dass über die Qualität von Kunst demokratisch durch das Volk entschieden werden sollte. Der Beruf des Kritikers, im Merker Beckmesser scharf gezeichnet, stellt die Antithese dar, dass Qualität nach Regelwerk auf der Basis von Bildung beurteilt werden muss. Walther von Stolzing singt als Autodidakt schön hörbare Melodien, die vom Gefühl des Herzens geleitet sind und damit, auch für Wagners Zeiten, eher konservativ daherkommen. Er stellt die Frage: „Ein schönes Lied, ein Meisterlied: wie fass ich da den Unterschied?“. Beckmesser hingegen entwirft, wie
ein Vorläufer von Arnold Schönberg, wissenschaftlich perfekte neue Musik, die vom Volk jedoch nicht verstanden wird. Dieser Spagat, der die Musik bis heute nach U- und E-Musik unterteilt, ist ein Thema, das Wagner erstmals so ausführlich auf der Opernbühne diskutieren lässt.
Rezeptionsgeschichte Von Beginn an waren die „Meistersinger“ ein Publikumserfolg. Sie sind ein Nachdenken über die Kunst im Spiegel der deutschen Geschichte – eine Identitätssuche. Doch gerade vor diesem Hintergrund wurde Wagners Oper in der Geschichte politisch missbraucht. So ist die Aufführungsgeschichte des Werkes eigentlich nicht mehr vom Inhalt der Oper zu trennen. Der berühmte „Wach auf“-Chor im dritten Akt, der als Begrüßung Hans Sachsens gedacht ist, wurde durch die Nationalsozialisten um ein „t“ verlängert, sodass der Kampfruf „Wacht auf“ gesungen wurde. Diese Verfälschung sowie die Ergänzungen, die Cosima Wagner als ausländerfeindliche Kommentare gegen Frankreich und Italien nachträglich ins Libretto einfügte, machten alle Inszenierungen der „Meistersinger“ zu einem politischen Statement. Heute können wir nicht so tun, als wüssten wir das nicht.
Die letzten 100 Jahre Meine Konzeption, die im Besonderen das Bühnenbild von Bernd-Dieter Müller und Annette Zepperitz prägt, ist so angelegt, dass sich das Werk in den Verwerfungen des 20. Jahrhunderts spiegelt. Der Roman „100 Jahre Einsamkeit“ von Gabriel García Márquez gab mir den Anlass, 100 Jahre deutsche Geschichte zu beschreiben. Ausgehend vom Ende des Ersten Weltkrieges blicken wir über die Demokratie der Weimarer Republik, die in Grundzügen die Wagnersche Gesellschaftsutopie verwirklicht, über die 30er Jahre, in denen Wagners Prügelfuge eine Pogromnacht assoziiert, bis ins heutige, vom Wirtschaftswunder geprägte Leben der Bundesrepublik, das schon wieder ein Aufkommen nationalen Gedankengutes und Fremdenfeindlichkeit ahnen lässt. Diese 100 Jahre spielen an einem Opernabend, ähnlich dem Komödienfilm „Und täglich grüßt das Murmeltier“, ununterbrochen im Bann der Mittsommernacht. Bei Richard Wagner selbst ist dies ein Moment seines Wahns. Cosima Wagner erläutert den Begriff in einem Brief an König Ludwig II als Flucht aus der Welt und somit als idealen Zeitpunkt, um unerlaubte Fragen zu stellen: Fragen nach der Kunst, Fragen nach einer utopischen Gesellschaft ohne Herrscher und Regierung. Sind solche Fragen nicht der eigentliche Sinn der Komödie?
OPER Musikalische Leitung: GMD Philippe Bach Regie und Dramaturgie: Ansgar Haag Bühne & Kostüme: Bernd-Dieter Müller, Annette Zepperitz Chöre: Martin Wettges Choreografie: Zenta Haerter Mit: Carolina Krogius, Camila Ribero-Souza; Xu Chang, André Eckert, Ernst Garstenauer, Matthias Grätzel, Alexander Günther, KS Roland Hartmann, Mikko Järviluoto, Marián Krejcˇ ík, Lars Kretzer, Siyabonga Maqungo, Stan Meus, James Moellenhoff, Ondrej Šaling, Dae-Hee Shin, Stephanos Tsirakoglou; Chor und Extrachor des Meininger Theaters, Meininger Kantorei, Chor des evangelischen Gymnasiums Meiningen, Bürgerbühne Meiningen; Statisterie des Meininger Theaters; Meininger Hofkapelle PREMIEREN: FR, 07.04. und SO, 16.04., jeweils 17.00 Uhr, Großes Haus WEITERE TERMINE: SA, 22.04., SA, 06.05. und SO, 11.06., jeweils 17.00 Uhr, Großes Haus
„Music aeterna“, die „Ewige Musik“ – ein philosophischer, ästhetischer und verklärender Begriff, den die Musiker der Staatsoper Perm für ihr Programm wählen, doch zu Recht: Beethoven und Schubert, Zeitgenossen und doch auseinanderstrebend in Idee und Wirken, schufen mit ihren kammermusikalischen Werken Meilensteine des Genres. Schuberts Oktett kommt vielmehr wie eine sinfonische Studie daher, welche die Grenzen seines Œuvres, aber auch die der damaligen Zeit in Frage stellt. Gleichzeitig verweist seine Komposition klar auf Beethovens Septett-Form, hält aber von kammermusikalischen Spielereien bis hin zu orchestral anmutenden Passagen eine scheinbar endlose Vielfalt an Möglichkeiten bereit, eine Mannigfaltigkeit des Ausdrucks, der Kontrastierungen und trügerischen Idyllen. „Das ist meine Schöpfung“, äußerste Beethoven stolz nach der Uraufführung seines Septettes, das ähnlich wie Schuberts Opus als Studie zu seiner nahenden ersten Sinfonie gelten darf. Beethoven setzt in seinem Werk auf ein gezieltes Konglomerat an Möglichkeiten, das die sinfonische Idee mit den Errungenschaften des Solokonzertes und den Bedarfen der Kammermusik in spannende Zusammenhänge setzt. Es verwundert nicht,
Zuschauersaal im Großen Haus
dass diese wunderbare Musik zu Lebzeiten die meist gespielte Beethovens war, vielmehr irritiert Beethovens spätere Negierung, der man aber getrost wie ein Kritiker der Zeit begegnen darf: „Denn obwohl in der Anlage etwas breit, ist es doch unendlich viel reicher an wahren Schönheiten, als manche seiner spätern Werke.“ – eben Ewige Musik.
KONZERT Mit: Kammerbesetzung der MusicAeterna TERMIN: DO, 13.04., 19.30 Uhr, Großes Haus
Berliner Ensemble zu Gast in Meiningen 90-minütige Bühnenversion des Romans „Deutschstunde“ Bertolt Brecht, der die Zeit des Nationalsozialismus im Exil verbracht hatte, hielt sich 1947 noch in den USA auf, wo er sich vor dem Komitee zur Bekämpfung „unamerikanischer Umtriebe“ verantworten sollte. Er floh in die Schweiz, wo er einer ständigen Personenüberwachung ausgesetzt war. Als ihm 1949 die Einreise nach Westdeutschland verweigert wurde, zog er nach Ost-Berlin, wo er mit offenen Armen empfangen wurde. Im gleichen Jahr gründete er im November mit Helene Weigel das Berliner Ensemble, das im Wesentlichen aus den Schauspielern und Mitarbeitern, die 1949 an der Erstaufführung der „Mutter Courage“ beteiligt waren, bestand. Weigel war Intendantin, Brecht prägte das
Haus als Regisseur und Schriftsteller. Zunächst spielte das Berliner Ensemble im Deutschen Theater Berlin, seit 1954 ist es im Theater am Schiffbauerdamm zu Hause. Gastspiele im In- und Ausland machten das Berliner Ensemble weltberühmt. Nach Brechts Tod 1956 leitete Weigel das Berliner Ensemble bis 1971 weiter. Dann übernahm Ruth Berghaus und später Manfred Wekwerth die Intendanz. Nach der Wiedervereinigung wurde das BE vom OSTEREI Staatstheater der DDR in ein Privattheater mit fünfköpfiger Leitung, die aus den Regisseuren Matthias Langhoff, Fritz Marquardt, Peter Palitzsch, Peter Zadek und dem Schriftsteller Heiner Müller bestand, umgewandelt. Diese Direktion zerfiel bald;
nach drei Jahren war nur noch Heiner Müller übrig, dessen Inszenierung von „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ mit Martin Wuttke 1995 ein Welterfolg wurde. Sie steht nach wie vor auf dem Spielplan. Nach Müllers Tod 1995 übernahm Wuttke die Direktion, ein Jahr später folge Stephan Suschke. Nach 18-jähriger Intendanz wird Claus Peymann in diesem Jahr von Oliver Reese abgelöst. Das Berliner Ensemble zählt zu den führenden deutschsprachigen Bühnen und zu den am besten besuchten Theatern der Hauptstadt.
Im Rahmen der Festwoche kommt das BE mit einer 90-minütigen-Bühnenadaption von Siegfried Lenz‘ „Deutschstunde“ in der Regie von Philip Tiedemann am 14. April (19.00 Uhr, Großes Haus) nach Meiningen. Tiedemann, dessen Karriere am Wiener Burgtheater unter Claus Peymann begann, gehört seit 1999 zum Berliner Ensemble.
„Zauberhafte Klangschönheit“ Gastspiel: klangart-Ensemble und Meininger Hofkapelle „Über Mozart kann ich nicht schreiben, ihn kann ich nur anbeten!“ – Der sonst so forsche Tonsetzer Richard Strauss formulierte diese recht devote Bemerkung 1941 im hohen Alter und setzte wenige Zeit später mit seiner „Symphonie für Bläser“ noch ein kleines, und doch großes Ausrufezeichen hinzu, nicht ohne entsprechende Widmung: „Den Manen des göttlichen Mozart am Ende eines dankerfüllten Lebens.“ Die bis zur ihrer endgültigen Form in den Jahren 1944 bis 1946 entstandene Komposition wirkt trotz oder gar wegen der gesellschaftlichen Not wie ein fröhliches Zeichen, ist mehr Erinnerung an die eigene Kindheit und Verbeugung vor
dem klassischen Großmeister als musikhistorisches Dokument. Musikalisch gilt für die Strauss’sche „Werkstatt“-Komposition, was auch in Mozarts Bläserserenade Programm ist: ein farbiges Kaleidoskop diverser Ideen, das die Möglichkeiten der Blasinstrumente bis ins Detail zu benutzen versteht und unglaubliche Klangwirkungen evoziert. Und die schwärmerischen Worte des Musikhistorikers Hermann Abert über das Adagio aus Mozarts „Gran Partita“ dürfen stellvertretend für das gesamte Konzert des Klangart-Ensembles stehen, welches die wunderbare Vielfalt der Musik für Bläser in Meiningen präsentiert: „Darüber aber schwebt, unter verschiedene Soli
verteilt, ein Gesang von unbeschreiblicher Tiefe der Empfindung und von zauberhafter Klangschönheit, aus Sehnsucht, holder Schwärmerei und zarter Wehmut zusammengewoben, eine Weise, wie sie noch bei keiner Serenade erklungen war.“
KONZERT Mit: klangart-Ensemble, Solo-Bläser der Meininger Hofkapelle TERMIN: SA, 15.04., 19.30 Uhr, Großes Haus
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EVERGREEN
Großes Haus 19.30–22.00 UHR
CYRANO DE BERGERAC
Großes Haus 15.00–18.00 UHR RSEN
DIE GEBURTSTAGSTORTE ODER KASPERS GROSSE JAGD
Kammerspiele 16.00–17.00 UHR
DIE GEBURTSTAGSTORTE ODER KASPERS GROSSE JAGD
Kammerspiele 09.00–10.00 UHR
DI
KOSTPROBE MOSKAU–PETUSCHKI
Kammerspiele 19.00–19.45 UHR Eintritt frei
MO
DO
MUTTER COURAGE UND IHRE KINDER
Großes Haus 19.30–22.30 UHR RD
MI
SA
01 SO
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Spektakel von Rudolf Hild Musikalische Leitung: Rudolf Hild, Regie: Matthias Straub, Bühne: Helge Ullmann, Kostüme: Carola Volles, Choreografie: Julia Grunwald Schauspiel von Edmond Rostand Regie: Lars Wernecke, Fechtchoreogafie: Thomas Ziesch, Bühne & Kostüme: Dirk Immich
Puppenspiel von und mit Sebastian Putz für Zuschauer ab 4 Jahren Regie: Jürgen Maaßen, Ausstattung: Sebastian Putz
MO
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Puppenspiel von und mit Sebastian Putz für Zuschauer ab 4 Jahren
Schauspiel von Bertolt Brecht/Paul Dessau Regie: Jasmina Hadziahmetovic, Bühne & Kostüme: Klaus Werner Noack
DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG
Oper in drei Aufzügen von Richard Wagner Premiere Musikalische Leitung: GMD Philippe Bach, Regie: Ansgar Haag, Bühne & Kostüme: Bernd-Dieter Müller, Annette Zepperitz, Chöre: Martin Wettges Mit: Carolina Krogius, Camila Ribero-Souza; André Eckert, Ernst Garstenauer, Matthias Grätzel, Alexander Günther, KS Roland Hartmann, Mikko Järviluoto, Marián Krejcˇík, Lars Kretzer, Siyabonga Maqungo, Stan Meus, James Moellenhoff, Ondrej Šaling, Dae-Hee Shin, Stephanos Tsirakoglou, Xu Chang; Chor, Extrachor & Statisterie des Meininger Theaters, Meininger Hofkapelle, Bürgerbühne, Chor des Evang. Gymnasiums Meiningen & der Meininger Kantorei
NORA
Schauspiel von Henrik Ibsen und Elfriede Jelinek Regie & Kostüme: Rudolf Frey, Bühne: Kerstin Jacobssen Mit: Meret Engelhardt, Anna Krestel, Ulrike Schlegel; Reinhard Bock, Björn Boresch, Phillip Henry Brehl, Vivian Frey, Peter Liebaug
LA TRAVIATA
Oper von Giuseppe Verdi Musikalische Leitung: Mario Hartmuth, Regie: Christian Poewe, Bühne: Christian Rinke, Kostüme: Tanja Hofmann, Chor: Martin Wettges Mit: Elif Aytekin, Carolina Krogius; Ernst Garstenauer, Mikko Järviluoto, Stan Meus, Xu Chang, Marian Pop/Dae-Hee Shin; Chor und Extrachor des Meininger Theaters, Meininger Hofkapelle
TEODOR CURRENTZIS & MUSICAETERNA
Gastspiel der Staatsoper Perm mit Werken von Pergolesi und Haydn Dirigent: Teodor Currentzis Mit: Nuria Rial, Sopran; Paula Murrihy, Mezzosopran; MusicAeterna
MUSICAETERNA: KAMMERMUSIK
Gastspiel der Staatsoper Perm mit Werken von Schubert und Beethoven Mit: MusicAeterna
MOSKAU–PETUSCHKI
T
Schauspiel nach einem Roman von Wenedikt Jerofejew Premiere Regie: Martina Gredler, Bühne & Kostüme: Anna-Luisa Vieregge, Musik: Antonia Dering, Jana Schulz Mit: Meret Engelhardt, Christine Zart; Reinhard Bock, Peter Liebaug
FR
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TANNHÄUSER UND DER SÄNGERKRIEG AUF WARTBURG
Oper von Richard Wagner Musikalische Leitung: GMD Philippe Bach/Chin-Chao Lin, Szenische Einrichtung: Ansgar Haag/Kerstin Jacobssen, Kostüme: Stephanie Geiger, Chor: Martin Wettges Mit: Monika Reinhard, Astrid Weber; Paul McNamara, Ernst Garstenauer, Mikko Järviluoto, Marián Krejcˇík, Stan Meus, Dae-Hee Shin, Daniel Szeili, Chor und Extrachor, Meininger Hofkapelle
DEUTSCHSTUNDE
Gastspiel des Berliner Ensembles – Uraufführung Schauspiel nach dem Roman von Siegfried Lenz / Bühnenfassung: Christoph Hein Regie: Philip Tiedemann, Bühne: Johannes Schütz, Kostüme: Margit Koppendorfer, Musik: Peer Neumann Mit: Winfried Peter Goos, Anatol Käbisch, Peer Neumann, Joachim Nimtz, Uli Pleßmann, Stephan Schäfer, Martin Schneider, Martin Seifert, Felix Strobel, Jörg Thieme, Georgios Tsiranoglou
SA
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C H E
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Großes Haus 19.30–21.30 UHR
Großes Haus 19.30–22.00 UHR
DAS TAGEBUCH DER ANNE FRANK
Kammerspiele 20.00–21.30 UHR
MUTTER COURAGE UND IHRE KINDER
Großes Haus 19.30–22.30 UHR
DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG
Großes Haus 17.00–22.00 UHR RE
RONJA RÄUBERTOCHTER
Kammerspiele 20.00–21.30 UHR
FR
Schauspiel von Bertolt Brecht/Paul Dessau
SA
Oper in drei Aufzügen von Richard Wagner
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Großes Haus 19.30–21.30 UHR Kammerspiele 20.00 UHR PK
Puppenspiel nach Astrid Lindgren für Zuschauer ab 5 Jahren
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MI
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Kammerspiele 20.00 UHR PK2
Kammerspiele 11.00–12.00 UHR Foyer 11.15–12.30 UHR Freier Eintritt Großes Haus 15.00–17.30 UHR
Spektakel von Rudolf Hild
MO Großes Haus 19.00–20.30 UHR
ABENTEUER MIT DER MAUS NO 6
Theaterexpedition für Kinder ab 4 Jahren Mit: Mitarbeitern/Künstlern des Meininger Theaters
MATINEE MACBETH EVERGREEN
Wartburg 18.30–22.30 UHR Kartenverkauf 03691/250 202
Großes Haus 17.00–22.00 UHR PS
www.das-meininger-theater.de · facebook.com/dasmeiningertheater twitter.com/diemeininger · instagram.com/dasmeiningertheater
THE ROCKY HORROR SHOW
Großes Haus 19.00–21.45 UHR
DIE MEISTERSINGER VON NURNBERG
Theaterkasse 03693-451-222 oder -137
Kammerspiele 10.00–11.00 UHR
Mono-Oper von Grigori Frid Musikalische Leitung: Mario Hartmuth, Regie: Patric Seibert, Bühne & Kostüme: Janine Hoffmann Mit: Carolina Krogius; Virginia Breitenstein Krejcˇík, Meininger Hofkapelle
DO
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Mit: Sönke Reger, Violine; Hendrik Blumenroth, Violoncello
Bernhardstr. 5 · 98617 Meiningen Intendant Ansgar Haag · Verwaltungsdirektor Ulrich Katzer
DIE PRINZESSIN AUF DER ERBSE
nach Hans Christian Andersen für Zuschauer ab 4 Jahren Buch: Sebastian Putz, Regie: Pierre Schäfer, Ausstattung: Franziska Schmidt Mit: Sebastian Putz Musical von Richard O’Brien
Foyer 11.15–12.30 UHR
DAS MEININGER THEATER · Südthüringisches Staatstheater
Kammerspiele 10.00–11.30 UHR
Großes Haus 19.30–22.30 UHR RF
5. FOYERKONZERT: SAITENSPIELE
MOSKAU–PETUSCHKI
RONJA RÄUBERTOCHTER
Puppenspiel nach Astrid Lindgren für Zuschauer ab 5 Jahren Regie & Buch: Dietmar Horcicka, Musik: Ludger Nowak, Figuren: Udo Schneeweiß, Bühne: Janine Hoffmann Mit: Roland Klappstein, Sebastian Putz, Falk P. Ulke
Großes Haus 19.30–22.30 UHR Oper von Jacques Offenbach Einführung 18.45 Uhr Foyer RB Musikalische Leitung: Chin-Chao Lin, Regie: Christian Poewe,
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Großes Haus 19.30–21.30 UHR
Schauspiel nach einem Roman von Wenedikt Jerofejew
Großes Haus 15.00–18.00 UHR
HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN
DO
MEISTERKONZERT MOZART-STRAUSS
Oper in drei Aufzügen von Richard Wagner Premiere
CYRANO DE BERGERAC
Schauspiel von Edmond Rostand
Bühne: Christian Rinke, Kostüme: Tanja Hofmann, Chor: Martin Wettges
Kammerspiele 15.00–16.00 UHR 17.00–18.00 UHR
Puppenspiel von und mit Sebastian Putz für Zuschauer ab 4 Jahren
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Großes Haus 17.00–22.00 UHR PF
DIE GEBURTSTAGSTORTE ODER KASPERS GROSSE JAGD
Gastspiel von klangart Dirigent: GMD Philippe Bach Mit: klangart-ensemble, Solo-Bläser der Meininger Hofkapelle
SO
Chor des Meininger Theaters: Die Meistersinger von Nürnberg © Marie Liebig
FOYER UM DREI
Foyer 15.00–16.00 UHR
Theaternachmittag für alle Interessierten
TANNHÄUSER UND DER SÄNGERKRIEG AUF WARTBURG
Wartburg 18.30–22.30 UHR Kartenverkauf 03691/250 202
Oper von Richard Wagner Musikalische Leitung: Chin-Chao Lin
DER KLEINE ERZIEHUNGSBERATER
Kammerspiele 20.00–21.00 UHR
3. KINDER- UND FAMILIENKONZERT: DER WETTLAUF ZWISCHEN HASE UND IGEL
Kammerspiele 09.00–09.45 UHR 11.00–11.45 UHR
ENTFESSELT
Großes Haus 19.30–21.30 UHR RC
LA TRAVIATA
Großes Haus 19.30–22.15 UHR
Puppenspiel für Erwachsene nach Axel Hacke Premiere Buch & Bühne: Falk P. Ulke, Regie: Maria C. Zoppeck, Figuren: Franziska Schmidt Mit: Falk P. Ulke
Melodram nach dem Märchen von Ludwig Bechstein Musik: Wolfgang Hocke, Dirigent: Mario Hartmuth, Konzeption: Susanne Tenner-Ketzer, Alexander John, Moderation: Alexander John, Ausstattung: Susanne Tenner-Ketzer, Meininger Hofkapelle
Zweiteiliges Ballettprogramm von Andris Plucis und Jorge Pérez Martínez mit Musik von Beethoven, Mozart und Elgar
SA
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Oper von Giuseppe Verdi
MOSKAU–PETUSCHKI
Kammerspiele 20.00 UHR
Schauspiel nach einem Roman von Wenedikt Jerofejew
SO
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6. FOYERKONZERT: MUSICA SACRA
Foyer 11.15–12.30 UHR
ARSEN UND SPITZENHÄUBCHEN
Großes Haus 19.00–21.40 UHR RG
DER KLEINE ERZIEHUNGSBERATER
Kammerspiele 20.00–21.00 UHR
Mit: Monika Reinhard, Sonja Freitag, Sopran; Carolina Krogius, Mezzosopran; Siyabonga Maqungo, Tenor; Marián Krejcˇík, Bariton; Mitglieder der Meininger Hofkapelle Kriminalkomödie von Joseph Kesselring
Puppenspiel für Erwachsene nach Axel Hacke
Änderungen vorbehalten!
JUNGE SEITE
April 2017
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■ INTERVIEW
Junge Akteure bereichern die Kinder- und Familienkonzerte „Der Wettlauf zwischen dem Hasen und dem Igel“ Bei der Jungen Musik liegt der Fokus auf der Arbeit mit jungen Besuchern. So sind diesmal beim Kinderkonzert „Der Wettlauf zwischen dem Hasen und dem Igel“ zwei Schüler des Evangelischen Gymnasiums Meiningen, Julia Höfling und Maximilian Ketzer, in die Konzeption und Durchführung eingebunden. Gemeinsam mit ihren Klassenkameraden Alexandra Geuß und Josef Hofmann widmen sie ihre Seminararbeit der Meininger Hofkapelle. Im Gespräch mit Alexander John und Susanne Tenner-Ketzer tauschen sie ihre bisherigen Erfahrungen aus.
Leistung der Hofkapelle vorhanden und man möchte bei voller Konzentration seinen Part fehlerfrei auf die Bühne bringen. Dabei haben uns auch die Einzelproben mit dem Dirigenten Mario Hartmuth sehr geholfen. Er ist mit uns mehrmals die Partitur am Klavier durchgegangen und gab wertvolle Tipps. Ebenso wichtig waren die Bühnenproben, zuerst nur mit dem Moderator und der Ausstatterin, später in Bühnendekoration mit dem Orchester, den Beleuchtern und der Tonabteilung.
Noch eine Frage an dich, Julia: Wie sind deine Erfahrungen mit den „Igel“-Darstellern aus dem Publikum? Julia: Für die kleinsten Konzertbesucher ist es schön, als Igelmann und Igelfrau auf der Bühne zu agieren. Es entsteht ein viel intensiveres Verhältnis zum Publikum. Wir hoffen, dass das Konzerterlebnis für die Kinder zu einer bleibenden Erinnerung wird und zu weiteren Theaterbesuchen motiviert.
Wie entstand bei euch der Gedanke eine Seminarfacharbeit über das Meininger Theater zu schreiben? Julia und Max: Zwischen dem Meininger Theater und unserem Gymnasium gibt es seit 2011 eine Kooperation: Regelmäßig besuchen wir Proben und Vorstellungen, nehmen mit unserer Theater-AG an verschiedenen Angeboten teil, wie z.B. den Schultheatertagen. Einige von uns singen im Schulchor, der ebenfalls in unterschiedliche Produktionen des Theaters eingebunden wird. So lag es nahe, über das Meininger Theater als Wirtschaftsfaktor und Besuchermagnet der Region zu recherchieren und zu schreiben. Welches war bisher eure intensivste Begegnung mit der Meininger Hofkapelle? Julia: Für mich war es, neben meiner Besetzung als Knabe in Mozarts „Zauberflöte“, der Besuch des Familienkonzertes „Peter und der Wolf“ in meiner Grundschulzeit. Max: Mein Schlüsselerlebnis war das Konzert „Mit Brahms unterwegs“, denn ich durfte mit meiner Flötenlehrerin Gudrun Asmus Brahms’ „Ungarische Tänze“ präsentieren. Josef: Für mich war es das Jugendkonzert „Gorb trifft Britten“, genau genommen der Moment, als „Awayday“ von Adam Gorb gespielt und dazu die 6-minütige Video animation gezeigt wurde. Worin besteht euer bisherige Kontakt zu Ludwig Bechstein?
Julia: Ich habe schon als Kind gebannt seine Märchen und Sagen gehört. Max: In der Grundschule unternahmen wir im Rahmen des Heimat- und Sachkundeunterrichtest eine Stadtexkursion und begaben uns auf die Spuren des großen Märchendichters. Im Zuge dessen haben wir viele seiner Werke kennengelernt. Josef: Seit 2001 wird zu Ehren von Ludwig Bechstein der gleichnamige Thüringer Märchen- und Sagenpreis an verdienstvolle Märchenerzähler, Illustratoren, Verleger und andere mit besonderem Bezug zu seinen Werken verliehen. Eine tolle Sache für unsere Stadt!
Wie gestaltete sich für euch die Erarbeitung dieses Kinderkonzertes? Julia und Max: Seit Herbst letzten Jahres wurden wir in die Konzertgestaltung einbezogen und zwar auf vielerlei Weise: Wir studierten die Partitur des Komponisten Wolfgang Hocke ein, ließen unsere Ideen in einzelnen Vorstellungen einfließen, in denen wir beispielsweise als Erzähler und Hase auftraten, und überlegten nach einem geeigneten Postkartenmotiv, um die Konzerte zu bewerben. Kennt ihr Bühnenangst und Lampenfieber? Julia und Max: Es ist eher ein großer Respekt vor der
Welche Wünsche habt ihr an das Meininger Theater für die Zukunft? Julia und Max: Natürlich, an erster Stelle, die weitere Existenz UNSERES Meininger Theaters – es soll einen gesellschaftspolitischen Standpunkt vertreten, historische Themen aufgreifen und in unser Zeit übertragen, unsere Phantasie beflügeln und berührende Klangerlebnisse auf die Bühne zaubern. Für uns haben die Konzerte mit John Williams, Brahms oder das Sinfoniekonzert mit den Flötisten Matthias Ziegler das erfüllt. Alexandra: Die derzeitigen Eintrittspreise sollen für die jungen Zuschauer so niedrig bleiben.
Danke und weiterhin viel Erfolg bei der Erstellung eurer Seminarfacharbeit. JUNGE MUSIK TERMIN: FR, 28.04., 09.00 und 11.00 Uhr, Kammerspiele Weitere Aufführungen erleben Sie in der Spielzeit 2017/18
■ TIPPS UND TERMINE ■
Kaspertheater trifft Science Fiction
UNIMA-Mitglieder zu Gast in Meiningen
„Die Geburtstagstorte oder Kaspers große Jagd“
Abstecher in „Ronja Räubertochter“
Eine neue Kaspergeschichte hat sich Puppenspieler Sebastian Putz ausgedacht: Großmutter Hupe hat Geburtstag und lädt Familie und Freunde zu Kaffee und Kuchen ein. Große Freude beschert ihr Neffe Kasper, der sich ein paar tolle Überraschungen hat einfallen lassen. Doch bevor alle am Kaffeetisch Platz nehmen können, tauchen plötzlich Außerirdische auf und verursachen ein buntes Durcheinander. Ob es Kasper und seinen Freunden gelingt, die Party zu retten?
„Die jüngste Premiere des Meininger Puppentheaters in den ausverkauften Kammerspielen hielt die kleinen Zuschauer in Atem. (…) Bewundernswert auch, wie Sebastian Putz mit seinen beiden Händen alles technisch bewerkstelligt. Wie er Puppen und Gegenstände bewegt. Und
den Figuren unterschiedliche Stimmen gibt. Der traditionelle Kasper lebt, auch in der Welt von Science Fiction“, schrieb das Meininger Tageblatt über den 50-minütigen Familienkrimi, der am 16. März zur Premiere kam und von Jürgen Maaßen inszeniert wurde. Puppenspiel nur einfaches „Kasperletheater“? Weit gefehlt! Das Meininger Puppentheater eröffnet seinen Besuchern regelmäßig die Vielfalt dieser Kunstsparte mit Tischfiguren, Stabpuppen, Marionetten, Schattentheater und dem Spiel mit unterschiedlichen Objekten. PUPPENTHEATER TERMINE: SO, 02.04., 16.00 Uhr, MO, 03.04., 09.00 Uhr und SA, 15.04. – zum Meininger Ostermarkt – 15.00 und 17.00 Uhr, Kammerspiele
Welches Kind kennt nicht die Geschichten von Michel aus Lönneberga, Pippi Langstrumpf oder Karlsson vom Dach? In einer beispiellosen Reihe von Kinderbüchern schrieb sich die schwedische Autorin Astrid Lindgren in die Herzen von Jung und Alt. Die Abenteuer von den Räuberkindern Ronja und Birk brachte in dieser Spielzeit Regisseur Dietmar Horcicka als zauberhaftes Puppenspiel zu den Liedern und der Szenenmusik von Ludger Nowak auf die Bühne. Der Samstagsvorstellung am 22. April werden zahlreiche UNIMA-Mitglieder beiwohnen. Die UNION INTERNATIONALE DE LA MARIONNETTE ist eine weltweite Vereinigung von Puppentheatern, Puppenspielern und Menschen, die sich mit dem Figuren- und Objekttheatern beschäftigen. Im Jahr 2000 fand der Weltkongress der UNIMA in Magdeburg statt. Das Meininger Puppentheater zeigte damals seine „Zinnsoldat“Inszenierung und konnte von dort aus seinen Siegeszug in die ganze Welt antreten. Die Jahrestagung der UNIMA-Deutschland wird in diesem Jahr vom Suhler
Marionettentheater ausgerichtet. Für drei Tage treffen sich Puppentheater-Akteure, um Erfahrungen auszutauschen und Vorstellungen anzusehen. Unsere Kollegen Sebastian Putz, Falk P. Ulke und Roland Klappstein freuen sich, an einen der Abende als Gastgeber die Meininger „Ronja“-Inszenierung zeigen zu können. Neben Berufskollegen und Puppentheater-Freunden sind auch Sie, liebes Publikum, herzlichst zu diesem Termin eingeladen. Die Karten erhalten Sie an der Theaterkasse. Nehmen Sie es als einen schönen Anlass, um im Anschluss an die Vorstellung mit den Puppenmachern, die aus ganz Deutschland anreisen, ins Gespräch zu kommen. Eine CD mit den Liedern aus der Inszenierung ist in Arbeit und ab Mai an der Theaterkasse zu erwerben.
PUPPENTHEATER TERMINE: MI, 19.04., 10.00 Uhr und SA, 22.04., 20.00 Uhr, Kammerspiele
Die Maus und der Osterhase Abenteuer mit der Maus N°6 Die Theatermaus war gerade dabei, ein Schokoladenei zu verputzen, als der Osterhase direkt vor ihrer Nase vorbei huschte. Völlig überrascht von dem unerwarteten Besuch, springt auch sie auf und macht sich auf die Jagd nach dem Hasen. Offensichtlich ist er auf der Suche nach den verbliebenen Ostereiern, die in den Tiefen des Meininger Theaters verborgen sind. Trotz
ihrer guten Nase kann die Maus den Osterhasen nicht finden. Er ist flink und gerissen und nutzt die unendlich vielen Verstecke des Hauses, um nicht von der Maus erwischt zu werden. Einzig eine Spur aus zauberhaft bemalten Eiern bringt die Maus schließlich auf die Fährte des Hasen. Um nicht in den endlosen Gängen und Räumen verloren zu gehen, braucht die Thea-
termaus Hilfe von ihren Freunden. Ein einzigartiges Abenteuer beginnt.
JUNGES THEATER TERMIN: SO, 23.04., 11.00 Uhr, Kammerspiele
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■ KONZERT
■ EINBLICKE
Zwischen folkloristischer Tradition und impressionistischem Charm 5. Foyerkonzert „Saitenspiele
i e „Erschallet, ihr Lieder, erklinget, ihr Saiten! O m seligste Zeiten!“ – Nichts Geringeres fordert s J. S. Bach in seiner gleichnamigen Kantate b BWV 172. Der Konzertmeister Sönke Reger und sein ehemaliger Kollege am Solo-Cello , Hendrik Blumenroth nehmen den zweiten Teil dieses Appells beim Wort, ergreifen die Saiten ihrer Instrumente und präsentieren ein Programm, das unter dem Eindruck seiner Relevanz in der Musikgeschichte und vor dem Hintergrund der Meisterleistung, die es s einfordert, zurecht und zumindest kurzzeitig „seligste Zeiten“ evoziert. Im Zentrum des 5. r Foyerkonzertes stehen dazu nun Kompositir onen von Maurice Ravel und Zoltán Kodály, die mehr verbindet als nur ihre zeitliche Verortung. Ravels „À la mémoire de Claude Debussy“, r entstanden 1920–1922 und ordinär gelistet als Sonate für Violine und Violoncello C-Dur e oder originär „Sonate en quatre parties“, vern rät bereits im Titel den eindeutig impressioe nistischen Einschlag der Komposition, führt e aber gleichzeitig ein wenig in die Irre, da jef nes, was den Zuhörer erwartet, weit über die n musikalische Idee des Bedachten hinausgeht. Natürlich findet sich hier einerseits die von Debussy geforderte Sparsamkeit im Umgang e mit dem musikalischen Material wieder, auch der impressionistische Zauber und die atmosphärischen Stimmungen kommen nicht zu r kurz, doch auf der anderen Seite durchbricht Ravel seine Hommage, lässt ungarische Folklore erklingen, erzwingt brachiale Eruptionen und beendet sein Opus mit einem Irrwitz aus tänzerischen Anspielungen und musikalischen Verwicklungen. Dieser Spagat zwischen französischem Impressionismus und derben Folkloreelementen erhebt die „Sonate en quatre parties“ zu einem besonderen Werk für diese Formation, da nicht nur Ravels Kompositionsästhetik sich hiermit grundlegend änderte, sondern sich gleichzeitig ein neues Musikverständnis generierte, das noch folgende Generationen hinreichend beschäftigen sollte. So mag es nicht verwundern, dass „À la mémoire de Claude Debussy“ von dem Gros der Wissenschaftler
und Experten zum wohl wichtigsten Werk für Violine und Violoncello deklariert wurde, welches bis heute von seinem Reiz und seiner Faszination nichts verloren hat. Bereits gute sechs Jahre zuvor erblickte Kodálys Duo op. 7 das Weiß des Notenpapiers, jedoch erst 1924 das Licht der Konzertbühne; ein Meisterstück, ohne welches Ravels Sonate in dieser Form vielleicht nie entstanden wäre, denn die musikalischen Querverweise auf das teils impressionistisch, teils folkloristisch geprägte Werk des Ungarn erscheinen mehr als deutlich. Dennoch versprüht Kodálys Opus einen ganz eigenen, wesentlich derberen und bodenständigeren Charme, der sich bekanntermaßen aus der zeitlebens intensiven Beschäftigung des Komponisten mit den Eigentümlichkeiten der ungarischen Folklore und ihrer Rezeption generierte. Wo Ravel noch sehr „französisch“ daherkommt, trumpft Kodály mit klangmalerischen Facetten, träumerischen Fantasien und virtuosen, fingerbrechenden Anklängen an das Zigeunerleben auf. Das Duo verströmt das Credo des Komponisten aus jeder Pore, jeder Note: „Ohne Wurzeln ist Kunst überhaupt nicht möglich, und meiner Ansicht nach muss jede Kunst, wie auch die Geschichte lehrt, in einem nationalen Boden beheimatet sein.“ Und doch ist Debussys Idee hier und da spürbar, was in erster Linie mit der Pariser Zeit des ungarischen Komponisten um 1907 zu tun haben dürfte. Genau darin liegt der Reiz beider Werke: Das Neudenken, gleichzeitig aber auch Bewahren, Erfinden und Bearbeiten von Musik sowie die Kombination beinahe archaisch wirkender Elemente mit den kompositorischen Innovationen der Epoche – seligste und zumal beste Zeiten für Saitenspiele(r) und ihre Zuhörer im 5. Foyerkonzert. FOYERKONZERT Mit: Sönke Reger (Violine), Hendrik Blumenroth (Violoncello) TERMIN: SO, 16.04., 11.15 Uhr, Foyer Großes Haus
„Das süße Biest“ Sopranistin Camila Ribero-Souza erzählt von ihrer Vorbereitung auf „Die Meistersinger" „Das süße Biest“ – diesen Kosenamen gab Wieland Wagner der Figur Eva aus „Die Meistersinger von Nürnberg“. Er liebte sie, und wenn ich aus der Sicht der Sängerin die Noten und den Text von Richard Wagner betrachte, verstehe ich auch, warum. Anfänglich mag man Eva, die 17-jährige Tochter des reichen Goldschmieds Veit Pogner, unterschätzen: Sie ist zwar fast ständig auf der Bühne präsent, jedoch ist sie nicht so oft zu hören wie die zahlreichen Meistersinger oder die anderen Wagner-Heldinnen. Sie muss immer schön sein und lächeln, gibt sich naiv und unschuldig. Und so merkt man kaum, dass tatsächlich sie die einzige Heldin Wagners ist, die ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt und im Laufe der Oper ändert. Sie will nicht den Plänen ihres Vaters klein beigeben und als Hauptgewinn im bevorstehenden Wettsingen enden. Sie will heiraten, jedoch den Mann ihrer Wahl. Gleich zu Beginn der Oper verliebt sie sich in einen schönen jungen Fremden. Ritter Walther von Stolzing erwidert ihre Gefühle. Letzten Endes müssen die anderen Heldinnen entweder sterben oder alles aufgeben. Eva bekommt aufgrund ihrer Anmut und Intelligenz das, was sie will. Sie ist eine entschlossene junge Frau, die ihrer Zeit voraus ist. Unsere Premiere ist am 7. April, meine musikalischen Proben mit dem Studienleiter haben Ende November begonnen. Operngesang ist wie Hochleistungssport – es braucht Zeit, Training, Ausdauer und Disziplin. Ein Marathonläufer legt nicht 40km von heute auf morgen zurück. Ähnlich verhält es sich mit dem Gesang, insbesondere bei größeren Rollen. Wagner hat Eva ziemlich tief in der Sopran-Stimmlage angelegt und genau darin besteht schon die erste Herausforderung für jede Sängerin, die diese Partie in Angriff nimmt. Wie kann man ihre Stimmungsausbrüche unbeschadet stimmlich meistern? Für die „Eva“ muss der Körper der Sängerin diese Tiefen gewohnt sein und die Luft sehr weit in den Körper hineinlassen. Mir helfen Atemübungen, die mein tägliches Stimmtraining ergänzen. Die Stimme sollte locker und entspannt sein, in den höheren Tönen gesund schwingen. Außerdem muss der Text ganz
■ KONZERT
leicht und wie gesprochen daherkommen. Um das zu erreichen, spreche ich den Text zu Hause so oft wie möglich. Damit meine ich nicht, dass ich den Text permanent singe, sondern ihn wirklich laut vor mich hin spreche, wie eine Schauspielerin. Dadurch höre ich, wohin der Text führt, kann ihn mir besser merken und weiß wo ich bei der Artikulation aufpassen muss, damit ich meine Stimme beim Singen nicht überfordere. Manchmal helfen mir meine Kollegen vom Schauspiel – zuzüglich der Unterstützung, die ich vom Studienleiter während der musikalischen Proben erhalte. So finde ich mich in der wunderschönen deutschen Sprache besser zurecht, die für mich als Brasilianerin doch immer wieder Herausforderungen bereithält. Gute zwei Monate vor der Premiere fangen die Bühnenproben an. Die „Meistersinger“ sind für das Regieteam aufgrund der vielen Be-
teiligten eine organisatorische Mammutaufgabe und erfordern Extra-Zeit sowie externe Unterstützung – gut, dass wir unsere Choreografin Zenta Haerter haben, die Menschenmassen bestens sortieren kann. In der Zeit, in der ich mich auf meine Partien vorbereite, sollten auch gute Ernährung und ausreichend Schlaf auf dem Tagesplan stehen – was nicht immer der Fall ist. Die Flut an Informationen, die täglich bei den Proben auf mich einströmt, beeinträchtigt auch meinen Schlaf. In diesen Nächten kreisen meine Gedanken um die Musik und den Text. Doch ich habe ein Rezept, um die Balance wiederzufinden: Meditation und Yoga! Und am Ende einer erschöpfenden Probenphase geht der Vorhang auf und das Publikum erlebt einen, so will ich hoffen, wunderbaren, unvergesslichen Theaterabend.
Visionen und Dimensionen 6. Foyerkonzert „Musica sacra“
Geistliche Musik, spiritueller Flair, barocke Tonkunst und ein Hauch von Transzendenz sowie ein österlicher Nachklang wehen beim 6. Foyerkonzert durch die sonst eher weltlichen Hallen des Meininger Theaterhauses. Vier Solisten der Opernbühne hängen ihre Kostüme für dieses Konzert an den Nagel und widmen sich gemeinsam mit Mitgliedern der Meininger Hofkapelle der Musik der Barockzeit, die bekanntlich nicht nur quantitativ prägend für dieses musikalische Genre war, sondern auch die schönsten, intensivsten und im wahrsten Sinne des Wortes bezauberndsten Melodien hervorbrachte. Der Sinn der geistlichen Musik steht dem eher bürgerlichen oder humanistischen als auch individuellen Empfinden nun nicht unbedingt im Wege, geht es doch vor allem um das Begreifen und Ergründen des menschlichen Seins, der Annahme, wir sind nicht allein auf unseren Wegen, und um das Verinnerlichen eines schöpferischen Prozesses, verpackt in ein textuell metaphorisches Gewand und FOYERKONZERT Mit: Carolina Krogius (Mezzosopran), Monika Reinhard (Sopran), Marián Krejcˇík (Bariton), Siyabonga Maqungo (Tenor); Antonia- Sophie Pechstaedt, Elvira Dreßler (Violine), Ricarda Schmidt (Viola), Hanno Riehmann, Meike Zeisberg (Violoncello), Edi Memeli (Kontrabass), Ekkehard Hauenstein (Flöte), Christine Leipold (Oboe), Alexander John (Fagott), Harry Klaus, Matteo Scurci (Trompete), Till Smigay (Pauke), Robert Jacob (Cembalo, Truhenorgel) Sönke Reger
TERMIN: SO, 30.04., 11.15 Uhr, Foyer Großes Haus
untermalt mit wunderbarer Musik großer, aber auch weniger bekannter Meister. Religiöse Musik besitzt das Potenzial, ja offenbart womöglich sogar die Erkenntnis, sich aus einer individuellen oder auch gesellschaftlichen Anspannung kurzzeitig zu lösen, sich den Visionen der Denker und Verklärer von einst zu stellen und sich selbst nicht nur in anderen Dimensionen wiederzufinden, sondern womöglich sogar eigene zu entwickeln; Hörgenuss inklusive. Für diese potenzielle Erfahrung präsentieren die Solisten und Musiker des Konzertes Werke von Philipp Heinrich Erlebach („Exultemus, gaudeamus“ sowie „Ich will euch wiedersehen“), Dieterich Buxtehude („Ab ubera portabimini“ sowie „Illustra faciem tuam“) und Jan Dismas Zelenka (Triosonate Nr. 2). Der unbestrittene Großmeister der Kirchenmusik J. S. Bach rundet den Reigen mit seinen Kantaten „Erhöhtes Fleisch und Blut“ und „Bereitet die Wege, bereitet die Bahn“ ab. In unterschiedlichen Besetzungen, von Vokalmusik bis hin zu reinen Instrumentalwerken, von lobpreisenden wie jauchzenden Klängen über nachdenkliche Stimmungen bis hin zu lebensbejahenden Visionen, geprägt von einer wunderbaren Diversität, offeriert dieses Foyerkonzert eine Bandbreite an geistlicher Musik, die bestimmt den einen oder anderen Moment des Innehaltens, Erhebens und womöglich Transzendierens beim Zuhörer hervorruft. „Rühre, Höchster, unsern Geist“, heißt es in Bachs Kantate „Erhöhtes Fleisch und Blut“ – ein Zustand, der nicht zuletzt über die Wunderwaffe der Musik dieses Konzerterlebnis prägen wird.
Monika Reinhard
Marián Krejcˇík
Siyabonga Maqungo
Carolina Krogius
April 2017
facebook.com/dasmeiningertheater t w i t t e r. c o m / d i e m e i n i n g e r instagram.com/dasmeiningertheater
■ VORSCHAU
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Die Gier nach Macht „Macbeth“ ab Mai in einer Neuinszenierung
Macbeth ist ein schottischer General, ein erfolgreicher Soldat und ein fürsorgender Ehemann. Als ihm drei Hexen weissagen, dass er König von Schottland wird, keimt in ihm langsam der Gedanke auf, dass das, was bisher unerreichbar schien, doch durchaus möglich ist. Auch seine Frau ist vom Gedanken an die Macht besessen und treibt Macbeth an, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Er tötet den schlafenden König, den er als Gast bei sich aufgenommen hat, und schon bald wird Macbeth zum neuen König gekrönt. Einmal begonnen, gibt es kein Zurück mehr: Macbeth muss den Weg weitergehen; der Mord fordert weitere Tote und schließlich auch den Tod von Macbeth selbst. Wie kann es sein, dass so einer an die Macht kommt? Warum hält ihn niemand auf? Immer wieder kratzen die Personen um Macbeth an der Wahrheit, analysieren das Geschehene. Sie lehnen sich nicht auf, denn sie wissen, dann sind ihre Köpfe die nächsten, die rollen. Gutgläubige, einfache Mitläufer und solche, die auf ihre eigenen Vorteile bedacht sind, – am Ende werden sie von allem „nichts gewusst“ haben. Es ist das kürzeste Drama Shakespeares, das düsterste und das blutigste. Geschrieben wurde es vermutlich 1606, in einer Zeit der Auseinandersetzungen zwischen Protestanten und Katholiken, in einer Zeit, in der der König von England und Schottland, gepolsterte Kleidung zum Schutz gegen Anschläge trug. Die Vorlage der Tragödie bildet der historische König Macbeth, der im 11. Jahrhundert lebte und von dem in „Holinshed‘s Chronicles“ die Rede ist. Shakespeare weicht stark von den historischen Tatsachen ab, doch ob im 11., 17. oder 21. Jahrhundert – die Gier nach Macht und ihre Mechanismen sind zu allen Zeiten gleich. Dabei liegt das Tragische des Stücks nicht in der Anklage der Figuren, sondern in der Empathie der Zuschauer*innen. So stellt Ekkehart Krippendorff die (rhetorische)
■ RÜCKBLICK
Werbefoto: Evelyn Fuchs, Sven Zinkan
Frage: „Steckt nicht ein Stück Macbeth in jedem von uns (oder ein Stück Lady Macbeth, ein Stück Rosse, Macduff oder der Mörder), kommen wir nicht alle, wenn es um den Erfolg, um den gesellschaftlichen oder beruflichen Aufstieg geht, irgendwann – oder auch öfter – zumindest im Gedanken an den Punkt, an dem eine
unbeweisbare böse Tat, eine Handlung, deren unmoralischen Charakters wir uns durchaus bewusst sind, ja vielleicht sogar das Verbrechen eines Mordes an dem einen, der uns allein im Wege zu stehen scheint – wenn wir nur dabei unentdeckt blieben –, die einfachste Lösung darstellen würde?“
Regisseur Lars Wernecke, Bühnen- und Kostümbildner Christian Rinke und Video künstler Stefano Di Buduo bringen „das schottische Stück“ auf die Bühne des Großen Hauses.
SCHAUSPIEL MATINEE: SO, 23.04., 11.15 Uhr, Foyer Großes Haus – Eintritt frei PREMIEREN: FR, 05.05., 19.30 Uhr und SO, 07.05., 19.00 Uhr, Großes Haus
„Lucia di Lammermoor“ in Ingolstadt Die Meininger waren wieder unterwegs und präsentierten vom 7. bis 9. März dem Ingolstädter Publikum Gaetano Donizettis „Lucia di Lammermoor“. Die Regiearbeit des Intendanten Ansgar Haag wurde vom Theaterförderverein Meininger TheaterFreunde e.V. mit dem Preis „Beste Inszenierung des Jahres 2016“ ausgezeichnet. Sopranistin Elif Aytekin bekam für ihre ergreifende Rolleninterpretation auch in Ingolstadt frenetischen Beifall: „(…) die Darstellerin der Titelpartie spielt und singt so eindrücklich, so leidenschaftlich, dass man wie gebannt ist von dieser Erscheinung“, schrieb der Donaukurier. Das Gastspiel in Ingolstadt war auch für Sopranistin Monika Reinhard ein besonderes Ereignis: Am zweiten Abend bot sie ihr überzeugendes Rollendebüt als Lucia Ashton und wurde vom Publikum mit tosendem Applaus belohnt. Die schaurig-schöne Belcanto-Oper können Sie auch in der kommenden Spielzeit im Großen Haus erleben. Monika Reinhard
■ IMPRESSUM Herausgeber:
Das Meininger Theater Südthüringisches Staatstheater Bernhardstraße 5, 98617 Meiningen www.das-meininger-theater.de
V.i.S.d.P.:
ANSGAR HAAG
Redaktion:
DOMINIKA MITROVIC´
Layout:
HCS Medienwerk GmbH
Texte: GMD PHILIPPE BACH, ALDONA FARRUGIA, GABRIELA GILLERT, ´ CAMILA RIBERO-SOUZA, ANSGAR HAAG, DOMINIKA MITROVIC, JANA SCHULZ, ANNA KATHARINA SETECKI, VALERIE SEUFERT, SUSANNE TENNER-KETZER, FALK P. ULKE, DANIEL WESTEN, MARIA C. ZOPPECK Fotos: F OTO-ED, ALDONA FARRUGIA, MARCUS LIEBERENZ, CAMILA RIBERO-SOUZA, MARIE LIEBIG, DANIELA PUTZ, OLYA RUNYOVA, SÖREN SCHULTZ, SEBASTIAN STOLZ/FILMWILD.DE, ROLF K. WEGST, BÜHNENSKIZZE: BERND-DIETER MÜLLER
OSTER-GEWINNSPIEL Wir verlosen 4 x 2 Karten für unsere Festwochen-Gastspiele! So nehmen Sie an der Auslosung teil: Finden Sie das OSTEREI auf Seite zwei unseres SPEKTAKELS. Wenn Sie es entdeckt haben, müssen Sie es nur noch kurz abfotografieren und das Bild, zusammen mit Ihrer Postadresse, an presse@das-meininger-theater.de schicken. Teilnahme möglich bis zum Beginn der Festwoche am 7. April. Viel Glück, und: Frohe Ostern! Ihr Meininger Theater