SPEKTAKEL
DIE THEATERSEITEN
SCHAUSPIEL · MUSIKTHEATER · KONZERT · BALLETT · PUPPENTHEATER
PREMIERE
KOLUMNE Cornelia Koppetsch
ist Soziologin und Professorin für Geschlechterverhältnisse, Bildung und Lebensführung an der TU Darmstadt.
2016: Ein totgeglaubtes Rollenbild feiert sein Comeback. Über 100 Jahre nachdem am ersten Weltfrauentag Zehntausende für Gleichberechtigung demonstriert haben, machen immer mehr Frauen beim Kasten „Moderne Hausfrau“ ihr Kreuz. Vierzig Jahre nachdem endlich der leidige Paragraph aus dem BGB der Bundesrepublik gestrichen wurde, der regelte, dass Frauen zum Arbeiten die Erlaubnis ihres Ehemannes brauchen. Es gibt Elterngeld, Kitas und Unternehmen, die sich mit dem Label „familienfreundlich“ schmücken. Und trotzdem haben wir die alten Rollenmuster Mann-Arbeit/Frau-Kind alles andere als überwunden. Im Gegenteil: Studien und Statistiken legen nahe, dass das fast totgeglaubte Lebensmodell Hausfrau in den letzten Jahren fleißig abgestaubt wurde. Laut Statistischem Bundesamt sinkt die von Frauen geleistete Wochenarbeitszeit seit den 90-er Jahren konsequent. Frauen arbeiten also im Schnitt immer weniger. Der Grund heißt Teilzeitarbeit, und diese Ära im Erwerbsleben beginnt für viele Frauen, sobald sie Kinder haben. Spätestens, denn beim Statistischen Bundesamt gibt es noch eine weitere Statistik: Daraus geht hervor, dass Frauen schon dann ihre wöchentliche Arbeitszeit reduzieren, wenn sie mit ihrem Mann zusammenziehen. Warum machen Frauen das – und Männer nicht? Während laut Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung nämlich 73 Prozent der Frauen für die Familie ihre Arbeitszeit reduzieren, tun das auf der anderen Seite nur 5 Prozent der Männer. Dabei war das schon mal anders. Aber die Zeiten haben sich geändert: Cocktails werden in Weckgläsern serviert. Youtuber erklären, wie Makramees geflochten werden. Der Rückzug ins Private ist ein gesellschaftlicher Megatrend. Das Wort „Karriere“ hat da schon arg gelitten. Wir sehen eine Verschärfung des gesellschaftlichen Klimas und des Klimas innerhalb der Berufsfelder: Es ist unangenehm geworden – und das motiviert viele Frauen zu sagen: „Ich lass mich da nicht darauf ein und möchte meine primären Zelte im Privat- und Familienleben aufschlagen.“ Und das Phänomen „Moderne Hausfrau“ zieht sich offenbar durch alle Schichten. Es ist auffällig, dass es gerade viele gut ausgebildete Frauen sind, die sich ganz bewusst Zeit für die Familie nehmen. Geringverdiener müssen beide den teuren Alltag stemmen und arbeiten gehen. Man muss es sich eben auch leisten können, den Fokus zu ändern, sobald die Familie da ist. Auch gesamtgesellschaftlich gesehen könnte man durchaus die Frage stellen: Wozu dann eigentlich der ganze Aufwand mit Bildungskarriere, Studium, Berufseinstieg? Es soll ja so sein, dass jemand über ein Studium befähigt ist, einen gut dotierten Job anzunehmen, Steuern und Sozialabgaben zu bezahlen. Wenn das die moderne Hausfrau nicht tut, hat sie auf unser aller Kosten studiert! Aber am Ende schadet die „moderne Hausfrau“ vor allem sich selbst: Wenn sie sich auf ihren Partner verlässt und sich nicht absichert. Im Fall einer Trennung wartet dann in der Rentenkasse eher wenig Geld. Auch das ist übrigens ein Trend: Laut einer aktuellen Studie des Bundesfamilienministeriums nehmen die meisten Frauen ihren Rentenbescheid gar nicht zur Kenntnis.
Wenn man erlebt, wie ein fremdes Paar sich in der Öffentlichkeit streitet, stellt sich beim unfreiwilligen, peinlich berührten Zuschauer schnell das Gefühl ein, dass es sich besser trennen sollte. Doch scheint es für Außenstehende nicht nachvollziehbare Gründe zu geben, die es zusammenhält. Martha und George, seit 23 Jahren verheiratet, kehren um zwei Uhr nachts von einer Hochschulparty nach Hause. Gastgeber war Marthas Vater, Präsident des Provinzcolleges, an dem George als Geschichtsprofessor arbeitet. Zur Afterparty hat Martha ein junges Ehepaar eingeladen: Nick, einen neuen Biologiedozenten, und seine Frau Honey. Das Wohnzimmer wird nun zum Kampfschauplatz, auf dem Martha und George vor den Augen ihrer Gäste eine Eheschlacht führen. Martha wirft George vor, ein Versager zu sein. Mit reichlich Alkohol und Gesellschaftsspielchen werden im Laufe der Nacht die Lebenslügen aller Beteiligten schonungslos ans Licht gezerrt. Nicht nur Martha und George haben sich eine Illusion geschaffen, die unwiederbringlich zerstört werden wird – auch Honey und Nick haben ihre Geheimnisse. Stücke, deren Inhalt sich in einem Satz wiedergeben lasse, sollten auch nur aus einem einzelnen Satz bestehen, antwortete Edward Albee einmal auf die Frage, wovon eines seiner Stücke handle. Sein berühmtestes Drama „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ ist daher auch weit mehr als „nur“ der „unübertroffene Klassiker des Ehekriegs“ (Ferdinand Schunk). 1928 als uneheliches Kind unbekannter Eltern geboren, wurde Edward im Alter von zwei Wochen von dem kinderlosen Ehepaar Albee adoptiert. Seine Kindheit bei den wohlhabenden Besitzern einer Theaterkette beschrieb Albee als wenig glücklich; immer wieder taucht die Figur der dominanten Mutter und des schwächlichen Vaters in seinen
Ausgabe November 2016
Leben ohne Illusion Edward Albees „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“
Edward Albee
starb im Alter von 88 Jahren drei Tage vor dem Probenbeginn der Meininger Neuinszenierung von „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ am 16. September 2016. Im Gedenken an einen der letzten großen amerikanischen Dramatiker des 20. Jahrhunderts laden das künstlerische Team und Schauspielerinnen der Produktion zu einem Matinee-Extra ein, das sich dem literarischen Werk Albees widmet.
Werbefoto: Carla Witte (Honey), Hans-Joachim Rodewald (George) Stücken auf. Seine frühen Dramen sind allesamt Einakter, die unter dem Einfluss von O‘Neill und dem absurden Theater Becketts und Ionescos stehen. Sein dichterisches Credo lautete: „Wenn man eine Gesellschaft kritisieren will, muss man Außenseiter dieser Gesellschaft sein.“ Er kritisierte die amerikanische Gesellschaft mit ihrer Erfolgssucht, ihrem Drang zur Erfüllung sozialer Normen. Bereits 1959/60 entlarvte er den „Amerikanischen Traum“ im gleich betitelten Werk, in seinem ersten abendfüllenden Drama „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ (1962) zerstört er ihn mit einem Exorzismus. „Der ‚Amerikanische Traum‘ steht für den ‚Kapi-
talistischen Traum‘, der sich überall auf der Welt findet“, sagt Regisseur Peter Bernhardt, „Sozialismus und Kommunismus sind wunderbare Ideen, wenn man sie richtig versteht, aber sie finden nicht statt, weil die Menschen dazu fehlen.“ Albee übt mit seinen Stücken grundsätzlich Kritik an allen Gesellschaften, „in deren Gefühlsleben sich ein geistiges und moralisches Vakuum ausbreitet“, an allen „Industriegesellschaften bzw. Lebensweisen, die sich nur auf Äußeres, auf den Erwerb materieller Güter hin orientieren.“ Wichtig ist für Bernhardt, dass Albees Sehnsucht der Liebe, der Zuneigung, der Barmherzigkeit gilt. „Sie ist, wenn auch oft verzweifelt, als Hoffnung formuliert.“ Und das sei keineswegs auf die Grenzen der USA beschränkt.
►SCHAUSPIEL Regie: Peter Bernhardt Bühne & Kostüme: Monika Maria Cleres Dramaturgie: Anna Katharina Setecki Mit: Ulrike Walther, Carla Witte; Yannick Fischer, Hans-Joachim Rodewald KOST-PROBE: MI, 02.11., 19.00 Uhr, Kammerspiele – Eintritt frei MATINEE-EXTRA ZU EDWARD ALBEE: SO, 06.11., 11.15 Uhr, Foyer – Eintritt frei PREMIERE: DO, 10.11., 20.00 Uhr, Kammerspiele WEITERE VORSTELLUNGEN: SA, 12.11. und SO, 20.11, jeweils 20.00 Uhr, Kammerspiele
PREMIERE Die entwurzelte Mutter Medea steht im Mittelpunkt der neuen Inszenierung von Patric Seibert. Es wird eine Premiere der besonderen Art. Denn Ulrike Walther wird Medea einzig und allein von Oliver Schwieger am Cello begleitet spielen. „Medea“ ist eine grausame Geschichte. Es ist eine Flüchtlingsgeschichte. Und es ist eine Geschichte von Ausgrenzung und Verleumdung. Doch noch heute zählt Medea zu den bekanntesten Frauen der Weltliteratur. Medea, die Gattin des Jason, die betrogene Geliebte, eine Mutter und Mörderin, ist seit der griechischen Antike ein Urbild in der Dichtung und der Literatur. Unzählige Lyriker, Schriftsteller und Künstler haben die Sage in der Kunst über Jahrhunderte weiter bearbeitet. Patric Seibert hat gemeinsam mit Ulrike Walther eine Fassung für das Meininger Theater entwickelt, in der die unterschiedlichen Entwicklungen des gesellschaftlichen Frauenbildes von verschiedenen Texten, von Euripides, Grillparzer oder Heidegger an der Zentralfigur Medea abgerieben werden. Während Euripides Medea noch als grausame Rächerin an ihrem Gatten Jason begreift, wandelt sich das Bild der Medea bei anderen Autoren von der Täterin zu einer unschuldigen Frau, die von der Gesellschaft an den Pranger gestellt wird. Für Regisseur Patric Seibert war das Stück zu allen Zeiten der Geschichte nie inaktuell, da es die große Kraft des Verrats und der Verleumdung aufzeigt. Keinem Schriftsteller gelang es, die Figur der Medea in reiner Schärfe zu typisieren und zu charakterisieren. Hat Medea ihren Bruder umgebracht oder nicht? Ist sie von Jason zu dieser Tat gezwungen worden? Hat sie Glauke verbrannt und die Kinder geopfert? Oder sind dies alles nur böse Verleumdungen ihrer Person? Patric Seibert stellt genau diese Kraft des Gerüchtes in seiner Inszenierung in den Vor-
„Ich will Medea sein“ Tragödie einer Abschiebung
dergrund. Für ihn ist der Amoklauf in München eine Parallele. Während der Amokläufer noch schießend in einem Einkaufszentrum in München stand, wurde er bereits an acht
weiteren Stellen in München gesehen. Diese Massenpanik sieht Seibert auch in der Medea. Der Umgang mit dem Fremden, vorhandene Ressentiments und stereotype Vorurteile zei-
gen für ihn, dass es keine endgültige Erklärung für eine Geschichte geben kann, sondern Menschen immer ihre eigene Version für eine Erzählung wählen. Selbst Medea weiß irgendwann nicht mehr, was ihr erzählt wurde oder ihr tatsächlich widerfuhr. Oliver Schwieger hat für die Inszenierung eine eigene Komposition zu „Medea“ entwickelt. Diese bildet das Grundmaterial des Abends und variiert sich musikalisch aus dem Rhythmus des Textes „Ich will nicht Medea sein.“ Und so ist Oliver Schwieger viel mehr als nur der Cellist der Inszenierung. Er wird zur Gegenstimme Medeas und skizziert einen klassischen Mann-Frau-Konflikt zwischen Nähe und Distanz, wie er sich auch in der gescheiterten Beziehung Medeas und Jasons wiederfinden lässt. Mit Ulrike Walther in der Rolle der Medea erzählt Patric Seibert die Geschichte einer Frau im mittleren Alter, die sich fragt, ob das Leben mit Mitte 40 bereits vorbei sein soll. Für Medea hat er einen Bühnenraum konzipiert, welcher eine Mischung aus einem Kunstraum und dem Flüchtlingslager auf Lesbos darstellen wird. Dort stehen Zelte, im Müll, im Matsch, und darin haust jemand. Ein schönes und schreckliches Biest, das der Regisseur in einem Panoptikum ausstellt, in dem er gemeinsam mit Ulrike Walther den Medea-Stoff auf der Bühne aufräumen wird. ►SCHAUSPIEL Regie: Patric Seibert Ausstattung nach einer Idee von Patric Seibert Bühne: Helge Ullmann Kostüme: Marie Liebig Dramaturgie: Gabriela Gillert Mit: Ulrike Walther, Oliver Schwieger PREMIERE: DO, 24.11., 20.00 Uhr, Kammerspiele
Werbefoto: Ulrike Walther (Medea)
WEITERE VORSTELLUNG: SA, 26.11., 20.00 Uhr, Kammerspiele
November 2016
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1983 in Salzburg geboren, studierte RUDOLF FREY Theaterwissenschaft an der Universität Wien und assistierte danach u.a. am Wiener Burgtheater, bei den Salzburger Festspielen und bei der Ruhrtriennale namhaften Regisseuren wie Luc Bondy, Martin Kuˇs ej, David McVicar, Robert Carsen und Andrea Breth. In dieser Zeit entstanden auch schon erste eigene Inszenierungen in Wien. Seit 2007 arbeitet Rudolf Frey als freiberuflicher Regisseur für Schauspiel und Musiktheater an verschiedenen Häusern im deutschsprachigen Raum: z.B. am Schauspielhaus Wien, am Landestheater Schwaben, am Salzburger Landestheater, der Staatsoper Stuttgart, an der Welsh National Opera, am Oldenburgischen Staatstheater, den Vereinigten Bühnen Bozen und am Staatstheater am Gärtnerplatz in München. Im März 2013 erhält er den renommierten KurtHübner-Regiepreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste für seine Inszenierungen „Geschichten aus dem Wiener Wald” am Schauspielhaus Salzburg und „Die Csárdásfürstin” am Meininger Theater. Rudolf Frey ist seit 2015 Mitglied der Jury beim Österreichischen Musiktheaterpreis. In der aktuellen Spielzeit realisierte er Beethovens „Fidelio“ als Spielzeiteröffnung am Landestheater Coburg und wird „Ungeduld des Herzens“ am Schauspielhaus Salzburg und „West Side Story“ in Bozen inszenieren. Dem Meininger Publikum ist Rudolph Frey auch durch Arbeiten wie z.B. Richard Strauss‘ „Der Rosenkavalier“ im Gedächtnis, die über drei Spielzeiten hinweg erfolgreich gezeigt wurde.
Geboren wird HENRIK IBSEN am 20. März 1828, als Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns. Als er acht Jahre alt ist, schlittert sein Vater in einen Bankrott. Ab seinem 16. Lebensjahr ist Ibsen auf sich allein gestellt und beginnt eine Apothekerlehre. Ab 1848/49 bereitet er sich auf das Abitur vor und unternimmt erste dichterische Versuche. Mit 22 Jahren übersiedelt er schließlich nach Kristiania, das heutige Oslo. Wenig später erscheint dann sein erstes Drama. Ab Anfang der 1850er Jahre ist Ibsen Mitarbeiter verschiedener Zeitschriften und verfasst politisch-satirische Artikel. 1851 wird er Dramaturg am neu gegründeten Norske Theater in Bergen und hat in den folgenden Jahren erste Erfolge als Dramatiker. 1857 geht er als Leiter an das Norske Theater in Kristiania und heiratet die Pastorentochter Suzannah Thoresen. Sieben Jahre später erhält Ibsen, nach einer finanziell schwierigen Zeit, ein Reisestipendium, zieht nach Rom und lebt dort vier Jahre lang. Mit dem dramatischen Gedicht „Brand“ gelingt ihm 1866 endlich der literarische Durchbruch. Das norwegische Parlament bewilligt ihm wenig später eine jährliche Dichtergage. 1867 schließt Ibsen das dramatische Gedicht „Peer Gynt“ ab und verbringt die nächsten Jahre in Dresden und München. Die beiden folgenden Jahrzehnte gehören zu den produktivsten von Henrik Ibsen. Es entstehen u. a. die Stücke „Die Stützen der Gesellschaft“, „Nora oder Ein Puppenheim“, „Ein Volksfeind“, „Gespenster“ und „Hedda Gabler“. Erst 1891 kehrt Ibsen, nunmehr als gefeierter Schriftsteller, nach Norwegen zurück. 1899 vollendet er sein letztes Stück: „Wenn wir Toten erwachen. Ein dramatischer Epilog“. Wenig später erkrankt er schwer. Nach mehreren Schlaganfällen stirbt er am 23. Mai 1906.
IM FOKUS
Nora – gestern, heute, morgen. Das Meininger Theater zeigt Ibsens Drama „Nora“ in Verbindung mit Elfriede Jelineks Stück von 1979 – und will damit zu Fragen über die Frauenrollen in unserer Gesellschaft anregen.
ihre Anklage gegen die Männergesellschaft in folgende Worte: „Ihr zogt mich an wie eine Puppe. Ihr spieltet mit mir, wie man mit einem Kind spielt. Und ich hätte doch mit heller Freude Schweres getragen; ich hatte eine ernste Sehnsucht nach allem, was da stürmt und emporhebt und erhöht.“
Zum Ende des 19. Jahrhunderts, als Georg II. noch den Spielplan des Meininger Theaters gestaltete, setzte der Theaterherzog neben den Werken seiner Lieblingsdramatiker Kleist, Schiller und Shakespeare auch die damals vollkommen neuen und revolutionären Stücke des Norwegers Hendrik Ibsen auf das Programm. Dessen Drama „Gespenster“ erlebte in Meiningen 1886 sogar die deutsche Erstaufführung.
Vorlage aus dem „richtigen“ Leben
Ibsen als Skandalautor Ibsens Theaterschaffen zeichnet sich schon sehr früh durch seinen Drang aus, hinter die Fassaden der vermeintlich heilen Welt des etablierten Bürgertums blicken zu wollen. So wohnt seinen Stücken eben auch immer auch eine sozialkritische Komponente inne. In einer Zeit, in der das Theater als erzieherische Anstalt dienen sollte und moralisch wasserdichte Dramen gefragt waren, wurden die Aufführungen der Stücke Ibsens oft zu handfesten Theaterskandalen. Ihre feine psychologische Zeichnung und die detaillierte Analyse und die schonungslose Offenlegung der Konflikte der Zeit, machen seine Werke zu Vorläufern des politischen Theaters, ihn selbst zu einem der wichtigsten Autoren kurz vor der Jahrhundertwende und zum Wegweiser des modernen Dramas.
Noras Geheimnis Nora Helmer hat ein Geheimnis. Eines auf das sie sehr stolz ist – allerdings so stolz, dass sie sehr gerne da-
Unmittelbare Anregung für den Schaffensprozess lieferte das Schicksal der norwegisch-dänischen Schriftstellerin Laura Kieler (1849 - 1932), die lbsen seit 1870 kannte. Laura Kieler hatte wie Nora ohne Wissen ihres Mannes ein Darlehen aufgenommen, um ihm durch eine Reise in den Süden die Heilung von einer Lungenkrankheit zu ermöglichen. Als sie später ihre Schulden zurückzahlen musste, schrieb sie einen falschen Wechsel aus, der allerdings sofort aufflog. Es kam zum Skandal. Ihr Mann trennte sich von ihr, die Kinder wurden ihr entzogen, sie selbst in ein Asyl für Geisteskranke eingeliefert. Nach zwei Jahren der Trennung kehrte Laura Kieler zu ihrem Mann zurück.
Alternativer Stückschluß Mit der Ausarbeitung des Stücks begann Ibsen im Januar 1878 in Rom, in den Sommermonaten schrieb er es in Amalfi fertig und schon im September konnte er seinem Verleger das Manuskript zusenden. Die endgültige Fassung des Dramas hat in einem entscheidenden Punkt gegenüber der ursprünglichen Konzeption eine Änderung erfahren: Nora geht nicht mehr in den Tod, sondern verlässt Mann und Kinder. Dieser Schluss ist seinerzeit als so revolutionär empfunden worden, dass Ibsen genötigt war, seinem Übersetzer Wilhelm Lange einen Entwurf mit einem versöhnlichen Ausgang zuzuschicken. Allerdings hat sich sehr schnell die ursprüngliche Fassung durchgesetzt, zumal Ibsen sich auch öffentlich von seinem „barbarischen Schluss“ distanzierte.
blieb. In ihrem Text revoltiert sie gegen Bedeutung und Tiefe – das Subjekt, ob männlich oder weiblich, mächtig oder ohnmächtig, wird austauschbar. Doch wohin steuern die Figuren in einer Gesellschaft, die verbindliche regulative Werte zunehmend unter das Diktat der ökonomischen Verwertbarkeit stellt? Erfahren bürgerlich-feudale Werte und Rollenmuster in der Kontroll-gesellschaft eine freiwillige Renaissance? Unterwirft sich vor allem das weibliche Subjekt weiterhin archaischen Rollenbildern, die freilich spätmodern lässig daherkommen? Elfriede Jelineks Stück wird zum theatralen Angriff auf wertekonforme Theorien und auf die Emanzipationsbewegung und zum Stachel in Ibsens Drama, der immer wieder zur Positionierung und Hinterfragung von vermeintlich geklärten gesellschaftlichen Themen auffordert.
Positionsbestimmung
Also untersuchen wir fast 40 Jahre nach der Uraufführung von Jelineks Stück und 137 Jahre nachdem Ibsens Drama entstand, beide „Nora“- Texte neu, indem wir sie gemeinsam auf die Bühne bringen. Der Blick unserer Zeit, in der Charlotte Roche und E.L. James gemeinsam mit den Macchiato-Müttern aus dem Berliner Prenzlauer Berg angeblich die neuen Wegmarken des Feminismus und der Emanzipation gesetzt haben, soll auf die noch immer offenen Fragen gelenkt werden die das Zusammenleben der Geschlechter seit Jahrhunderten aufwirft und eine Positionsbestimmung im Heute möglich machen.
►SCHAUSPIEL Regie & Kostüme: Rudolf Frey Bühnenbild: Kerstin Jacobssen Dramaturgie: Dr. Patric Seibert Mit: Meret Engelhardt, Anna Krestel, Ulrike Schlegel; Reinhard Bock, Björn Boresch, Phillip Henry Brehl, Vivian Frey, Peter Liebaug MATINEE: SO, 13.11., 11.15 Uhr, Foyer – Eintritt frei PREMIEREN: FR, 25.11., 19.30 Uhr und SO, 27.11., 19.00 Uhr, Großes Haus
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Werbefoto: Anna Krestel (Nora 1) und Phillip Henry Brehl (Helmer)
von erzählt. Einzig ihr Mann Torvald darf nichts davon erfahren: Vor Jahren lag er ohne medizinische Versorgung krank darnieder und sie hat ihm, mit Hilfe einer großen Summe geliehenen Geldes, das Leben gerettet. Noch sind die Schulden nicht abbezahlt, die sie bei dem windigen Bankangestellten Krogstad aufgenommen hat und also ist auch der Schuldschein noch nicht wieder in ihren Händen, der eine von ihr gefälschte Unterschrift trägt. Da ihr Mann im Begriff ist Bankdirektor zu werden, sollte es aber leicht fallen, die ausstehende Summe bald zu begleichen. Doch Krogstad fürchtet unter dem neuen Direktor seinen Posten zu verlieren und nutzt sein Wissen um Noras Vergehen zu einer Erpressung: sie soll dafür sorgen, dass er seine Stellung behält. Doch Noras Mann will Krogstad unter gar keinen Umständen weiter in der Bank beschäftigen, da dieser vor Jahren auch einmal eine Unterschrift gefälscht hat und in seinen Augen dadurch untragbar geworden ist. Denn Torvald Helmer ist ein Mann von Prinzipien. Man möchte fast sagen, er hat nichts anderes. Nora hingegen hat keine Prinzipien. Sie kann nicht nach Regeln leben, die jemand anderes aufgestellt hat als sie selbst. Sie hat Recht, wenn sie sagt, dass ein Gesetz schlecht ist, das von ihr nichts wissen will und nur den Straftatbestand kennt. Noras Freiheitsdrang, ihre Lebenslust und ihr Unbehagen an der Kultur von Regeln und Geboten sind universell - und so stark und ungebändigt, dass am Ende kein Kompromiss möglich ist und sie einfach gehen muss, ihre Ehe, ihre Kinder und ihr Heim hinter sich lassend. Auch Ibsen weiß nicht, wohin ihr weiterer Weg sie führen wird.
Frau als Puppe Das Motiv von der Frau, die sich wie eine Puppe behandelt fühlt, taucht bei lbsen schon zehn Jahre früher auf. Im „Bund der Jugend“ fasst die Figur Selma Bratsberg
Der versöhnliche Schluss hätte auch die Konzeption des Dramas auf den Kopf gestellt. Die eigentliche Alternative war der Opfertod, der bis in den Schlussakt hinein Noras Denken und Fühlen beherrscht. Wenn sie von ihm schließlich Abstand nimmt, dann aus der Einsicht heraus, dass sie mit ihrem Rollenengagement gescheitert ist. Ihr geplanter Selbstmord würde von ihrem Mann Helmer nie als Opfertod verstanden werden. Die Abrechnung, die sie ihm zum Schluss präsentiert, lässt für eine mögliche Wendung keinen Spielraum mehr. Das Wunderbare, die Anerkennung ihrer Individualität durch ihren Mann Helmer, ist im Puppenheim nicht zu verwirklichen.
Der Versuch einer Fortschreibung Genau ein Jahrhundert nach der Uraufführung hat Elfriede Jelinek den Fall „Nora“ in ihrem ersten Theaterstück „Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte oder Stützen der Gesellschaften“ erneut unter die Lupe genommen: In ihrer sehr freien Fortschreibung und Aktualisierung der Figuren- und Themenkonstellationen von Ibsens Stück, setzt sie am Schluss des Werkes ein – als Nora Mann und Kinder verlässt und in ein selbstbestimmtes Leben aufbricht. In einem bösen Reigen der Desillusionierung in den Fängen prekärer Arbeitsverhältnisse, endet Noras Befreiungsversuch, nachdem sie sich zum Spielball ökonomischer Interessen der Männergesellschaft hat machen lassen, ironischerweise wieder in der Abhängigkeit von ihrem Mann.
Was bleibt? Jelineks Stück ist eine kritische Auseinandersetzung mit dem Feminismus der späten Siebzigerjahre, der nach Jelinek die ökonomischen Zusammenhänge von Emanzipation ausblendete und damit unpolitisch
„Das Sein ist das Versorgtsein. Daran gibt es überhaupt keinen Zweifel, wenn man sich die Macchiato-Mütter ansieht. Alles ist hip, alles ist schön und modern – nur die Rollen, in denen diese Frauen und ihre Männer leben, wohl kaum. Die sind so alt, dass sie müffeln. Das ganze konservative Programm: die weibliche Existenz auf Familie zugeschnitten samt ökonomischer Abhängigkeit und fragwürdiger Zukunft, nur ein bisschen edler gepolstert als in manch anderem Milieu. Selbstbestimmt und unabhängig wollten diese Frauen mal sein. Jetzt sind sie Spezialistinnen für gehobene Haus- und Kinderarbeit. Und überzuckern sich den Widerspruch zu ihren einstigen Plänen mit einem sorglos-leichtfertigen Vor-sich-hin-Dümpeln. Das haben sie sich schließlich durch Ehe und Kinder verdient! Es wird sich schon jemand finden, der mich ernährt. Es wird schon jemand kommen, der sich für mich verantwortlich fühlt! Es wird doch wohl jemanden geben, der meine Zukunft sichert! Diese Erwartung spukt bei vielen Frauen noch immer im Kopf herum. Wer sich in Städten umschaut, dort, wo die Kreativen und Medienleute wohnen, die Intellektuellen und gutverdienenden Mittelständler, wo die neue Bourgeoisie ihren grüngesprenkelt-liberal-urbanen Lebensstil pflegt, gerade dort also, wo Paare aufgrund ihrer Bildung und ihres ökonomischen Hintergrunds mehr Wahlmöglichkeiten haben – dort feiern die alten Rollen fröhliche Umstände: Er verdient, sie ist versorgt. Aus die Maus. Das darf man selbstverständlich nicht zugeben, das Image könnte leiden. So ist bei den Frauen davon die Rede, dass sie alles mit ihrem Partner ausgehandelt haben, von Diskussionen erzählen sie und von freiwilligen Entscheidungen, die sie zu dieser Existenz führten. Wie merkwürdig nur, dass dabei doch die gleichen Rollen herauskommen wie in einem Doris-DayFilm der fünfziger Jahre – nur nicht so lustig. Bei Doris Day war die Sache wenigstens klar. Perfekt blond, beschwingt singend im eleganten Kostüm, verfolgte sie nur einen Plan: Sie wollte den Mann! Die Heirat! Den Hafen! Die Sicherheit! Bei den Macchiato-Müttern war die Sache auch mal klar: Dass sie ein solches Modell absolut nicht wollten. Sie allein wären vielleicht noch nicht das Problem. Aber sie haben Millionen Freundinnen. Frauen aus vielen Schichten und Milieus, mal mit, mal ohne Kinder. Darunter die einen, die nur schlichten Filterkaffee trinken, und die anderen, die sich ihren Mokka vom Personal servieren lassen. Ein Frauenleben auf Pump, für das er bar und sie mit Lebenszeit und Eigenständigkeit bezahlt, gibt es in der Standard-, der gehobenen und der Luxusausführung.“ BASCHA MIKA
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ELFRIEDE JELINEK, geboren 1946 und aufgewachsen in Wien, erhielt bereits früh eine musikalische Ausbildung. 1960 begann sie am Wiener Konservatorium Klavier und Komposition zu studieren, anschließend, nach dem Abitur 1964, Th eaterwiss e ns c h a f t und Kunstgeschichte an der Universität Wien. Nach Abbruch des Studiums 1967 begann sie zu schreiben und zählt zu den bedeutendsten deutschsprachigen Gegenwartsautoren. Neben Theaterstücken, Lyrik, Essays, Übersetzungen, Hörspielen, Drehbüchern und Libretti umfasst ihr Werk Romane wie „Die Klavierspielerin“, „Lust“, „Die Kinder der Toten“ und „Gier“. Ausgezeichnet wurde Elfriede Jelinek u.a. mit dem Drehbuchpreis des Bundesinnenministeriums der Bundesrepublik, dem Heinrich-Böll-Preis, dem Bremer Literaturpreis, dem Georg-Büchner-Preis, dem Theaterpreis Berlin, dem Franz-Kafka-Preis und vier Mal mit dem Mülheimer Dramatikerpreis. Im Jahr 2004 erhielt Elfriede Jelinek den Nobelpreis für Literatur.
T h e a t e r k a s s e 0 3 6 9 3 / 4 5 1 2 2 2 o. 1 3 7 w w w. d a s - m e i n i n g e r- t h e a t e r. d e
Ausgabe November 2016
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NOVEMBER 2016
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KOST-PROBE WER HAT ANGST VOR VIRGINIA WOOLF?
Großes Haus 10.00–11.30 UHR
REGINA
Großes Haus 19.30–22.00 UHR RC Einführung: 18.45 UHR Foyer
Oper von Albert Lortzing Wiederaufnahme Musik. Leitung: Mario Hartmuth, Regie: Lars Wernecke, Bühne & Kostüme: Dirk Immich, Chor: Martin Wettges Mit: Anne Ellersiek, Carolina Krogius, Christiane Schröter; Christoph Stegemann, Mikko Järviluoto, Matthias Vieweg, Stan Meus, Daniel Szeili, Chor und Extrachor des Meininger Theaters, Meininger Hofkapelle
ARSEN UND SPITZENHÄUBCHEN
Kriminalkomödie von Joseph Kesselring Regie: Lutz Hochstraate, Bühne & Kostüme: Kerstin Jacobssen Mit: Ulrike Walther, Carla Witte; Reinhard Bock, Phillip Henry Brehl, Vivian Frey, Matthias Herold, Michael Jeske, Peter Liebaug, Frank Nürnberger, Hans-Joachim Rodewald, Renatus Scheibe, Sven Zinkan
ELEKTRA
Schauspiel nach Sophokles Regie: Barbara Neureiter, Bühne & Kostüme: Helge Ullmann Mit: Meret Engelhardt, Evelyn Fuchs, Anna Krestel, Katharina Spiering; Björn Boresch, Yannick Fischer, Christian A. Hoelzke, Patric Seibert
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MATINEE-EXTRA: EDWARD ALBEE (1928–2016) Zum Gedenken an den Autor von „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?” Mit: Peter Bernhardt, Monika Maria Cleres, Anna Katharina Setecki u.a.
DER BARBIER VON SEVILLA
Commedia von Gioachino Rossini Musik. Leitung: Stefano Seghedoni, Regie: Lars Wernecke, Bühne & Kostüme: Helge Ullmann, Chor: Martin Wettges Mit: Elif Aytekin/Carolina Krogius, Sonja Freitag/Monika Reinhard; Mikko Järviluoto, Marián Krejcˇík, Lars Kretzer, Siyabonga Maqungo, Dae-Hee Shin, Dimitar Sterev, Sang-Seon Won; Herrenchor des Meininger Theaters, Meininger Hofkapelle
DIE PRINZESSIN AUF DER ERBSE
nach Hans Christian Andersen für Zuschauer ab 4 Jahren Buch: Sebastian Putz, Regie: Pierre Schäfer, Ausstattung: Franziska Schmidt Mit: Sebastian Putz
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Großes Haus 15.00–18.00 UHR RSEN
Kammerspiele 16.00–17.00 UHR
EINFÜHRUNG ZUM SINFONIEKONZERT 2. SINFONIEKONZERT
Großes Haus 19.30–22.00 UHR KA Kammerspiele 20.00–22.00 UHR PK
THE ROCKY HORROR SHOW
Großes Haus 19.30–22.00 UHR
GRÄFIN MARIZA
Großes Haus 19.30–22.30 UHR RF
Musical von Richard O’Brien Musik. Leitung: Rudolf Hild, Regie: Lars Wernecke, Bühne: Christian Rinke, Kostüme: Danielle Jost, Choreografie: Andris Plucis/Julia Grunwald Operette von Emmerich Kálmán Musikalische Leitung: Mario Hartmuth, Regie: Wolfgang Dosch, Bühne: Helge Ullmann, Kostüme: Annette Mey, Chor: Martin Wettges, Choreografie: Andris Plucis Mit: Carolina Krogius, Monika Reinhard, Sonja Freitag; Stan Meus, Daniel Szeili u.a.; Chor des Meininger Theaters; Meininger Hofkapelle, Ballett des Landestheaters Eisenach
WER HAT ANGST VOR VIRGINIA WOOLF? Schauspiel von Edward Albee
Kammerspiele 20.00–22.00 UHR PK2
ABENTEUER MIT DER MAUS Theaterexpedition für Kinder ab 4 Jahren
Kammerspiele 11.00–12.30 UHR
MATINEE ZUR PREMIERE: NORA
Foyer 11.15–12.30 UHR Eintritt frei
MUTTER COURAGE UND IHRE KINDER
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mit Werken von Max Reger zum Reger-Jahr Dirigent: Sebastian Fuhrmann, Solistin: Annette Markert (Alt) Mit: Meininger Kantorei, Meininger Hofkapelle
Stadtkirche 17.00–19.00 UHR Kartenverkauf 03693/840 900
1. KINDER- UND FAMILIENKONZERT: PETER UND DER WOLF
Kammerspiele 09.00–10.00 UHR 11.00–12.00 UHR
Kinderkonzert mit Musik von Sergej Prokofjew Dirigent: Mario Hartmuth, Erzähler: Ulrich Kunze, Meininger Hofkapelle
DAS MEININGER THEATER · Südthüringisches Staatstheater
NACHT-TANKSTELLE
Kammerspiele 20.00–22.00 UHR
DER ZAUBERER VON OZ
für Zuschauer ab 6 Jahren Abenteuermärchen mit Musik nach Lyman Frank Baum
Großes Haus 10.00–11.30 UHR
ARSEN UND SPITZENHÄUBCHEN
Großes Haus 19.30–22.00 UHR
SA
DER KIRSCHGARTEN
Großes Haus 19.30–23.00 UHR
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PAPAGENOS ZAUBERFLÖTE
Wiederaufnahme Puppenspiel mit Musik nach W. A. Mozart für Zuschauer ab 6 Jahren Regie: Thomas Lange, Figurenbau: Maarit Kreuzinger, Sebastian Putz, Ausstattung: Helge Ullmann, Anke Pradel-Schönknecht, Musik. Leitung & Arrangement: Ekkehard Hauenstein Mit: Sebastian Putz, Roland Klappstein, Musiker der Meininger Hofkapelle
Kammerspiele 11.00–12.00 UHR
DER BARBIER VON SEVILLA Commedia von Gioachino Rossini
Großes Haus 19.00–22.00 UHR RG
WER HAT ANGST VOR VIRGINIA WOOLF?
Kammerspiele 20.00–22.00 UHR
MO
PAPAGENOS ZAUBERFLÖTE
Kammerspiele 10.00–11.00 UHR
DO
ABSCHLUSSKONZERT DIRIGIERKURS PROF. JOHANNES SCHLAEFLI
Schlosskirche 19.30–21.30 UHR
MEDEA
Kammerspiele 20.00–22.00 UHR PK
RONJA RÄUBERTOCHTER
Kammerspiele 10.00–11.00 UHR
NORA
Großes Haus 19.30–21.30 UHR PF
HÄNSEL UND GRETEL
Großes Haus 19.30–21.45 UHR
MEDEA
Kammerspiele 20.00–22.00 UHR PK2
2. FOYERKONZERT: VON MEININGEN IN DIE WELT
Foyer 11.15–12.30 UHR
ADVENTSKALENDERTÜRCHEN NO 1
Foyer 17.15–17.55 UHR
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Commedia von Gioachino Rossini
Eine musikalische Nachtrevue nach Franz Wittenbrink Musikalische Leitung: Rudolf Hild, Regie: Johanna Hasse Ausstattung: Christian Rinke Mit: Evelyn Fuchs, Julia Steingaß, Carla Witte; Björn Boresch, Yannick Fischer, Peter Liebaug, Renatus Scheibe Musiker: Stefan Groß, Rudolf Hild, Uwe Schamberger
FR
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Kriminalkomödie von Joseph Kesselring
Komödie von Anton Pawlowitsch Tschechow Regie: Patric Seibert, Bühne & Kostüme: Helge Ullmann Mit: Meret Engelhardt, Evelyn Fuchs, Anna Krestel, Ulrike Walther, Carla Witte; Reinhard Bock, Björn Boresch, Peter Bernhardt, Vivian Frey, Matthias Herold, Peter Liebaug, Hans-Joachim Rodewald, Sven Zinkan
Schauspiel von Edward Albee
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Puppenspiel mit Musik nach W. A. Mozart für Zuschauer ab 6 Jahren
in Zusammenarbeit mit der Musikhochschule Zürich, Meininger Hofkapelle Tragödie nach Euripides und Franz Grillparzer Premiere Regie, Bühne & Kostüme: Dr. Patric Seibert Mit: Ulrike Walther; Oliver Schwieger u.a.
FR
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Puppenspiel nach Astrid Lindgren für Zuschauer ab 5 Jahren Regie & Buch: Dietmar Horcicka, Musik: Ludger Nowak, Figuren: Udo Schneeweiß, Bühne: Janine Hoffmann Mit: Roland Klappstein, Sebastian Putz, Falk P. Ulke Schauspiel von Henrik Ibsen und Elfriede Jelinek Premiere Regie & Kostüme: Rudolf Frey, Bühne: Kerstin Jacobssen Mit: Meret Engelhardt, Anna Krestel, Katharina Spiering; Reinhard Bock, Björn Boresch, Phillip Henry Brehl, Vivian Frey, Peter Liebaug
SA
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Familienoper von Engelbert Humperdinck Wiederaufnahme Musikalische Leitung: Georg Köhler, Kerem Hasan, Regie: Lars Wernecke, Bühne & Kostüme: Helge Ullmann, Kinderchor: Sebastian Fuhrmann Mit: Elif Aytekin, Therese Fauser, Rita Kapfhammer, Monika Reinhard, Camila Ribero-Souza; Dae-Hee Shin; Kinderchor der evangelischen Kantorei und des EVG Meiningen, Meininger Hofkapelle Tragödie nach Euripides und Franz Grillparzer
Großes Haus
15.00–18.00 UHR Schauspiel von Bertolt Brecht/Paul Dessau Regie: Jasmina Hadziahmetovic, Ausstattung: Klaus Werner Noack Mit: Meret Engelhardt, Anna Krestel, Christine Zart; Reinhard Bock, Phillip anschl. im Foyer Henry Brehl, Vivian Frey, Matthias Herold, Michael Jeske, Hans-Joachim Publikumsgespräch Rodewald, Sven Zinkan
CHORSYMPHONISCHES KONZERT
Großes Haus 19.30–22.30 UHR RD
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Foyer 18.30–19.15 UHR
mit Werken von Brahms,Mendelssohn Bartholdy und Beethoven Dirigent: Martin Wettges, Solisten: Aris Alexander Blettenberg, Klavier (Gewinner Bülow-Wettbewerb 2015); Chor des Meininger Theaters
DER BARBIER VON SEVILLA
DO
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Foyer 15.00–16.00 UHR
Schauspiel von Edward Albee Premiere Regie: Peter Bernhardt, Bühne & Kostüme: Monika Maria Cleres Mit: Ulrike Walther, Carla Witte; Yannick Fischer, Hans-Joachim Rodewald
11
Foyer 11.15 UHR Eintritt frei
FOYER UM DREI
für Zuschauer ab 6 Jahren Abenteuermärchen mit Musik nach Lyman Frank Baum
Anna Krestel, Phillip Henry Brehl: Nora © Marie Liebig
Kammerspiele 20.00–22.00 UHR
DER ZAUBERER VON OZ
WER HAT ANGST VOR VIRGINIA WOOLF? FR
Großes Haus 19.30–22.00 UHR
Großes Haus 10.00–11.30 UHR
Theaternachmittag für alle Interessierten
DO
Kammerspiele 19.00 UHR Eintritt frei
DER ZAUBERER VON OZ
für Zuschauer ab 6 Jahren Abenteuermärchen mit Musik nach Lyman Frank Baum Premiere Regie & Musik: Christian Claas, Bühne & Kostüme: Christian Rinke, Musik. Leitung/Arrangements: Thomas Kässens Mit: Evelyn Fuchs, Julia Steingaß, Christine Zart; Matthias Herold, Michael Jeske, Renatus Scheibe, Sven Zinkan
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SO
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Mit: Hagen Biehler, Klarinette; Virginia Breitenstein-Krejcˇík, Klavier
In Kooperation mit der Stadt- und Kreisbibliothek „Anna Seghers” Meiningen
JOHN GRISHAM: DAS FEST
Theaterrestaurant 18.00–20.00 UHR
Szenische Lesung Mit: Elke Büchner und Matthias Herold
NORA
Großes Haus 19.00–21.00 UHR PS
MO
DER ZAUBERER VON OZ
Großes Haus 10.00–11.30 UHR
DI
DER ZAUBERER VON OZ
Großes Haus 10.00–11.30 UHR
ARSEN UND SPITZENHÄUBCHEN
Großes Haus 19.30–22.00 UHR RB
Schauspiel von Henrik Ibsen und Elfriede Jelinek Premiere
Bernhardstr. 5 · 98617 Meiningen Intendant Ansgar Haag · Verwaltungsdirektor Ulrich Katzer
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Theaterkasse 03693-451-222 oder -137
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www.das-meininger-theater.de · facebook.com/dasmeiningertheater twitter.com/diemeininger · instagram.com/dasmeiningertheater
MI
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für Zuschauer ab 6 Jahren Abenteuermärchen mit Musik nach Lyman Frank Baum
für Zuschauer ab 6 Jahren Abenteuermärchen mit Musik nach Lyman Frank Baum
Kriminalkomödie von Joseph Kesselring
Änderungen vorbehalten!
JUNGE SEITE INVERVIEW Die Dramaturgin Gabriela Gillert sprach mit dem Regisseur Christian Claas und dem musikalischen Leiter Thomas Kässens über das Abenteuermärchen „Der Zauberer von Oz“, seine musikalische Gestaltung und natürlich über „Dorothys geheimes Buch“.
November 2016
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Mit Herz, Mut und Verstand „Der Zauberer von Oz“– vom Buch zum Stück
Die Besonderheiten dieses Stückes liegen aber nicht nur in seiner Musik, sondern auch in seiner wunderbaren Geschichte über Freundschaft, Phantasie und Toleranz. Was sind für euch die Lernfelder, die gerade Kinder aus diesem Märchen mitnehmen können?
Kässens: Dass man an sich selber glauben muss, vor vielen Dingen unnötigerweise Angst hat, und dass man nicht auf Blender reinfallen soll – von denen es, leider, auch jede Menge gibt!
„Der Zauberer von Oz“ wird sicherlich vielen erwachsenen Zuschauern noch durch den legendären amerikanischen Film von 1939 mit Judy Garland bekannt sein. Christian Claas inszeniert diese berühmte Geschichte über den Zauberer aus der Smaragdenstadt als Abenteuermärchen mit Musik für die Meininger Bühne. Doch er führt nicht nur Regie, sondern liefert die Kompositionen und Texte. Wie gelingt eine Neufassung ohne das Lied „Somewhere Over the Rainbow“ zu verwenden?
Claas: Es geht um den Mut, sich auf andere Menschen einzulassen und gemeinsam mit ihnen zu entdecken, wie schön das Leben doch sein kann. Dorothy lebt einfach und bescheiden. Ihr Alltag ist nur von Arbeit bestimmt. In ihrer Phantasie träumt sie sich weit weg. Sie hat ein kleines Buch, es ist wie ein Tagebuch, in dem sie alle ihre Träume und Ideen skizziert. Plötzlich kommt ein Wirbelsturm und all das, was bisher Phantasie war, wird lebendig. Nach ihrer großen Reise ins Land Oz kehrt sie nach Hause zurück. Die Realität hat sich verändert und sie bemerkt, wie schön es doch Zuhause ist.
Claas: „Somewhere Over the Rainbow“ war natürlich für die Komponisten ein riesiger Glückstreffer. Dieser Song stellt natürlich eine unglaubliche Messlatte dar. Doch wenn man einen „neuen“ Zauberer von Oz schreibt, muss eine eigene Lösung her. Eng am Originalbuch von Lyman Frank Baum verbleibend, war unsere Idee, die Musik zu einem ganz neuen Grundprinzip werden zu lassen. Wie wird sich dieses „Grundprinzip“ anhören? Claas: Moderne Musik, von Musicals inspiriert. Diese nähren sich wiederum größtenteils aus der Pop- und Rockmusik der gegenwärtigen, uns umgebenden Welt. Auch in unserem Märchen begegnet die Hauptfigur Dorothy der Vogelscheuche, die keinen Verstand hat, dem Blechmann ohne Herz und dem Löwen, dem einfach der Mut fehlt. Alle Figuren haben Defizite und ihre ganz speziellen Eigenarten. Dies fließt auch in unsere Musik ein: die Musik als Helfer, Freund und Mutgeber.
das verspricht sehr lustig zu werden!
„Dorothys geheimes Buch“ wird der Bühnenbildner Christian Rinke überdimensional auf die Bühne des Meininger Theaters bauen und alle verrückten Begegnungen, Entdeckungen von Freundschaften und eigenen Kräften werden aus diesem Buch herausgezaubert. Ist dieses spektakuläre und gleichzeitig intime Theatererlebnis nur für Kinder? Thomas Kässens, Christian Claas, Gabriela Gillert
Claas: Ich mache Theater für alle Menschen. Und dazu lade ich jeden ein. In Kinderstücken kann man mitunter noch verrückter sein, als bei Erwachsenenstücken, weil Kinder noch so nah dran am Spiel sind. Bei meinen Inszenierungen sollen auch ältere Zuschauer das Kind in sich wiederentdecken.
Zauberer von Oz“ übernimmt er die musikalische Leitung. Wie gestaltet sich eure Zusammenarbeit? Kässens: Christian hat die Titel geschrieben, ich arrangiere die Musik für die Instrumente und übernehme das Einstudieren mit den Schauspielern. Es wird auch eine CD mit allen Soundtracks aus der Inszenierung im Verkauf geben.
Thomas Kässens ist dem Meininger Publikum durch zahlreiche musikalische Produktionen wie z.B. „Ein Sommernachtstraum“, „Don Quijote“, „Janis Joplin“ oder „Peter Pan“ bekannt. In „Der
Die märchenhafte Welt des Zauberers von Oz wird lebendig!
Claas: Wir haben eine sehr gute gemeinsame Sprache gefunden, weil Thomas fast blind versteht, was ich meine. Bei dieser Produktion haben wir die Möglichkeit, jedes Lied individuell zu gestalten: Musical-Lieder mit Orchesterklängen, Pop- und Rocksachen, mal ein cooles Schlagzeug oder eine Gitarre… Kässens: Ich kann schon mal verraten, wenn die Hexe auftritt, dann wird es rockig. Die Gitarren fliegen da einem nur so um die Ohren! Claas: Es gibt auch eine ganz verrückte Jodelnummer: Die Munchkins haben Musik zu ihrem Hobby gemacht. Und wenn Dorothy ihnen begegnet, legen sie so richtig los. Und
Am 3. November erscheint „Dorothys geheimes Buch“ in limitierter Auflage auch im Hardcover-Format. Mit den Figuren zum Aufstellen kann das gesamte Abenteuer nachgelesen und nachgespielt werden. Das Buch enthält eine CD mit der Originalmusik von Christian Claas und Thomas Kässens aus dem Stück. „Dorothys geheimes Buch“ ist an der Theaterkasse oder im Anschluss an einzelne Vorstellungen erhältlich, zum Preis von 7,50 Euro.
©Christian Rinke
►MUSICAL Regie: Christian Claas Bühne & Kostüme: Christian Rinke Musik: Thomas Kässens Dramaturgie: Gabriela Gillert Mit: Evelyn Fuchs, Julia Steingaß, Christine Zart; Matthias Herold, Michael Jeske, Renatus Scheibe, Sven Zinkan PREMIERE: DO, 03.11., 10.00 Uhr, Großes Haus
©Christian Rinke
WEITERE VORSTELLUNGEN: MO, 07.11., FR, 18.11., Mo, 28.11. und DI, 29.11., jeweils 10.00 Uhr, Großes Haus
HINTERGRÜNDE Wie entsteht so etwas Geniales wie „Die Zauberflöte“? Wir können nur vermuten, aber mit einer ordentlichen Portion Phantasie: Was, wenn der Schikaneder so einen kleinen Kobold, mit dem Namen Papageno, in seinem Theater wohnen hat? Was, wenn dieser kleine Nervzwerg sich eine Oper gewünscht hätte, in der er eine „Hauptrolle-Vorwärts“ spielen kann? Was, wenn der Schikaneder ihn mit wunderbaren Zauberglöckchen hätte trösten müssen? Was, wenn Papageno sich gewünscht hätte, seine „kümmerliche Liebe“ durch ein Glück mit einer zauberhaften Papagena zu ersetzen? Was, wenn… „Papagenos Zauberflöte“, und das ist gewiss, ist ein Stück für alle kleinen (ab 6 Jahren) und großen Leute, mit viel Humor und Neugier auf Mozart und seine Zeit. Mit der Wiederaufnahme stellen sich genau dieser Aufgabe die Puppenspieler Sebastian Putz und Roland Klappstein, unterstützt von einem Trio der Meininger Hofkapelle. Bereits bei der Premiere am 22. März 2007 war das Publikum vom Zusammenspiel aus Marionetten, Spielern und musikalischen Arrangements von Ekkehard Hauenstein begeistert. Nun, neu dabei, Roland Klappstein! Seit September 2016 engagiert, hat er bereits das Puppentheater-Jubiläum zum 30-jährigen Bestehen der Sparte und die Premiere „Ronja Räubertochter“ im Oktober feiern dürfen. Im Gespräch mit Roland Klappstein resümiert er wie folgt: Die Festwoche Anfang Oktober war
„Papagenos Zauberflöte“ ist zurück! Neu dabei: Roland Klappstein für ihn eine Offenbarung an Vielfalt, Professionalität, Teamgeist, Erfahrung im Umgang mit den verschiedenen Figurentechniken, und interessanten Gesprächen. Er schätzt sich glücklich, all dies gemeinsam mit dem
Roland Klappstein, Sebastian Putz
Puppentheaterensemble erlebt zu haben. Sein persönliches Highlight war „Engel mit nur einem Flügel“ – eine wahre Geschichte über einen jüdischen Jungen während der Zeit des Holocaust. Bei den Proben zu „Ronja
Räubertochter“ arbeitete Roland Klappstein erstmals mit den Kollegen Falk P. Ulke und Sebastian Putz. Er schwärmt von der Spielerfahrung der beiden wie auch von den herrlichen, hölzernen Bunraku-Figuren von Udo Schneeweiss, die eine klare Führung verlangen; ebenso von der markanten Figurengestaltung und ihrer Lebendigkeit. Seit mehreren Wochen laufen nun die Proben zur „Zauberflöte“, seinen ersten Einsatz als Marionettenspieler und –sänger. Bisher sammelte Roland Klappstein seine Bühnenerfahrungen als Sänger mit musikalischen Kindertheaterproduktionen u.a. in Mannheim und mit Opernproduktionen auf Tournee, wie „Così fan tutte“. Und auch den Papageno gab er schon. Jetzt in der Wiederaufnahme singt er alle Rollen – bis auf die des Papagenos. Diesen spielt und singt Sebastian Putz. Dieser Kollege war es auch, der ihn im Marionettenspiel Tag für Tag geduldig, mit spielerischem Können und mit hohem Einfühlungsvermögen, unterwies. „Beim Marionettenspiel ist es total ungewohnt und neu, trotz räumlichem Abstand, die Figur singen zu lassen, erstmals von oben herab nach unten zu singen!“, sagte Klappstein. Die Marionettenführung ist eben-
falls eine große Herausforderung: nach drei Tagen mussten die zarten Sängerhände den Schwielen an den Fingern weichen. Aber er freut sich über diese künstlerische Erfahrung und neue Ausdrucksmöglichkeit. Der Zuschauer darf ab dem 20. November sehr gespannt sein, denn eigentlich ist die Handlung nicht die eines Kinderstückes. Doch die Geschichte wird für die Kinder verständlich dargeboten, Emotionen werden benannt, die jungen Besucher werden an die klassischen Singstimmen herangeführt und die geniale Musik sorgt für das komplexe Theatererlebnis. „Klassik ehrlich vermitteln“, das ist das Anliegen dieser Produktion. Also Vorhang auf für „Papagenos Zauberflöte“!
►PUPPENTHEATER Musikalische Leitung: Ekkehard Hauenstein Regie: Thomas Lange Ausstattung: Helge Ullmann, Anke PradelSchönknecht Figuren: Maarit Kreuzinger, Sebastian Putz Mit: Sebastian Putz, Roland Klappstein, Musiker der Meininger Hofkapelle WIEDERAUFNAHME: SO, 20.11., 11.00 Uhr, Kammerspiele WEITERE VORSTELLUNG: MO, 21.11., 10.00 Uhr, Kammerspiele
Ausgabe November 2016
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EXKURS
Unser Lehrer Bertolt Brecht Warum „Courage“ auf den Spielplan und Theater zur Schule gehört
KONZERTE EXTRA: FOYERKONZERT
Zwischen allen Stühlen SO, 30.10., 11.15 Uhr, Foyer ➤ Auf dem Programm stehen neben Max Regers Klarinetten-Quintett (100. Jubiläum) auch Uraufführungen von Rudolf Hild, Joachim Beez und Helmut Lang. ➤ Mit: Hendrik Schnöke (Klarinette), Philharmonisches Streichquartett Gera: Judith Eisenhofer (Violine), Anne-Sophie Kühne (Violine), Robert Hartung (Viola), Nico Treutler (Violoncello)
2. SINFONIEKONZERT
70 Jahre Chor am Meininger Theater DO, 10.11., 19.30 Uhr, Großes Haus Einführung: 18.30 Uhr, Foyer
Chefdramaturg Patric Seibert und Leiterin des Jungen Theaters Gabriela Gillert im Gespräch Seibert: Warum gehört deiner Meinung nach Brecht in den heutigen Unterricht? Gillert: Die Wahrnehmung, dass die heutige Jugend zur Politikverdrossenheit neigt, teile ich nicht. Gerade in Meiningen habe ich in den letzten Jahren viele Jugendliche kennengelernt, die sehr interessiert waren an den gesellschaftlichen Entwicklungen. Als junger Mensch sucht man nach Orientierung und Gedankengebern, die der Realität etwas entgegenzusetzen haben und gesellschaftliche Verhältnisse infrage stellen. Bertolt Brecht ist so jemand. Seibert: Was vielleicht alleine schon reicht, um ihn im Unterricht zu behandeln. Aber, da ist ja noch mehr: Brecht hat das Theater revolutionär verändert – sozusagen als einen Schritt in Richtung Weltverbesserung. Und er glaubte an die Wirkungskraft von Kultur... Gillert: Sicherlich ist Bertolt Brecht einer der einflussreichsten deutschen Dramatiker und Lyriker. Der Reiz, ihn in der Schule zu behandeln, liegt aber vor allem in seiner Qualität, Dinge kritisch zu hinterfragen. Autoren wie Georg Büchner oder Friedrich Schiller werden heute gefeiert, gerade weil sie den damaligen Verhältnissen so viel Widerstand entgegengesetzt haben. Heute vermittelt man der jungen Generation an vielen Punkten eine „Alternativlosigkeit“, daher ist der Zugang zu Filmen, Theaterstücken und Gedanken, die konträre Betrachtungsweisen aufmachen, umso wichtiger. Man muss mehrere Perspektiven auf einen Sachverhalt kennenlernen, um überhaupt eine eigene Perspektive entwickeln zu können. Brechts Perspektive auf die bürgerliche Gesellschaft, den Krieg und unsere Arbeitswelt ist sehr aktuell, aber eben eine völlig andere als die, die wir tagtäglich in der Zeitung finden. Junge Menschen können dadurch Situationen aus anderen Blickwinkeln wahrnehmen. In Zeiten in denen rechtspopulistische Parteien, wie die Afd, wieder stärker werden, sollte eigene Meinungsbildung wieder einen höheren Stellenwert erhalten. Ziel einer Bildungseinrichtung sollte sein, den Schüler dazu zu befähigen, sich eine eigene Meinung zu bilden und diese auch zu vertreten. Gillert: Aber nun eine Frage an dich: Warum bringen wir diesen streitbaren und mitunter auch anstrengenden Autor Bertolt Brecht wieder auf die Bühne? Seibert: Das Meininger Theater hat sich in den letzten beiden Spielzeiten ganz bewusst dazu entschlossen, politisches Theater zu machen. Theater, das zum Nachdenken anregt und die eigene Meinungsbildung stärkt. Wer einen eigenen Standpunkt vertritt, muss sich auch in Konflikte begeben. Dazu ist
Bertolt Brecht der Richtige – zumal in einer so fordernden Inszenierung, wie sie bei uns zu sehen ist. Gillert: Klar, bietet sich da Brecht auf den ersten Blick an. Nur ist es bei ihm immer so: Er wird sehr deutlich in dem, was er dem Publikum sagen will. Seibert: Brecht hat einen Standpunkt, den er vertritt. Im besten Sinne des Wortes eine Weltanschauung. Auf die hat ein Autor ein Recht. Aber er benutzt sehr konsequent eine dialektische Anschauungsweise in der Gestaltung seiner Bühnenfiguren. Am Schluss der Courage kann man nicht sagen, wer nun recht hat, wer (außer vielleicht der stummen Kattrin) die Sympathiefigur des Stückes ist (die Courage sicher nicht). Brechts Theaterabende sind oft wie eine Katharsis. Man muss hindurchgehen – und oftmals nimmt man etwas mit nach Hause. Bertolt Brecht wird oft als trockener Lehrmeister begriffen, der Theater als spaßbefreite Zone postuliert. Das ist überhaupt nicht der Fall! Privat war er ganz umtriebig und rastlos. Gleichzeitig genoss er das Leben in vollen Zügen: Schnelle Autos, guter Wein, gutes Essen gehörten für ihn dazu. Das war es, was er brauchte, um sich künstlerisch zu entfalten –und dabei war er aber stetes unbequem und undankbar (das ist auch eine Tugend!). Aber gerade die Konflikte machen das Leben ja interessant. Gillert: Welche Konflikte werden in „Mutter Courage und ihre Kinder“ beschrieben? Seibert: In dem Stück geht es um eine Frau, die im Krieg kleine Geschäfte macht, jedoch nach und nach alles verliert und am Ende alleine dasteht. Trotzdem behält sie immer ihren Humor, trotzdem gibt es auch mitten im Krieg komische Momente, aber auch rührende Szenen. Nur die großen Politiker, die den Krieg eigentlich angezettelt haben und diejenigen, die an dem Krieg verdienen, sind nie zu sehen. Sie halten sich im Hintergrund und hinterlassen die Drecksarbeit den kleinen Leuten. Solche Kriege gibt es auch heute – und sie sind gar nicht so weit weg. Gillert: Derzeit herrscht ein abscheulicher Krieg in nicht einmal 4.000 km Entfernung! Viele Menschen sind geflohen und kamen hierher, nach Meiningen, aber auch ins Theater. Krieg war für lange Zeit etwas, was nur sehr weit entfernt stattfand – außerhalb unseres Bewusstseins. Es wird viel darüber geredet, dass Flucht- bzw. Kriegsursachen bekämpft werden müssen. Auch hierzu macht Brecht in „Mutter Courage“ ein interessantes Angebot. Wörtlich sagte er: „Was eine Aufführung von Mutter Courage hauptsächlich zeigen soll: Daß die großen Geschäfte in
den Kriegen nicht von den kleinen Leuten gemacht werden. Daß der Krieg, der eine Fortführung der Geschäfte mit anderen Mitteln ist, die menschlichen Tugenden tödlich macht, auch für ihre Besitzer. Daß er darum bekämpft werden muß“. Seibert: „300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens.“ Gillert: Karl Marx! Seibert: Und der Galgen ist für Leute die Kriege anzetteln und von ihnen profitieren gerade weiter weg als je. Gehängt werden immer nur die Stellvertreter. Gillert: Spielte Flüchtlingsthematik bei der Auswahl des Stückes auch eine Rolle? Seibert: Der Zustand unserer Welt spielte bei der Auswahl des Stückes eine Rolle. Die Regisseurin war selbst einmal aus Jugoslawien geflüchtet, der Bühnenbildner ist ein großer Brechtkenner und Verfechter des politischen Theaters. Auf der sehr klassischen und brechtgemäßen Bühne sehen wir, dass die Flüchtlings- und Warenströme seltsamerweise eine gewisse Analogie haben. Der Exportweltmeister Deutschland schickt seine Waren in Containern in die ganze Welt. Die Flüchtlinge, die aus aller Herren Länder zu uns kommen, werden auch erst einmal in Container gepackt, registriert, gezählt und in eine Statistik aufgenommen.
Der Chor des Meininger Theaters U nter der Stabführung von Chordirektor Martin Wettges erklingen Werke von Brahms, Mendelssohn-Bartholdy und Beethoven. M it: Aris Alexander Blettenberg (Klavier; Gewinner Bülow-Wettbewerb 2015); Angelika Fischmann, Cordula Rochler (Sopran); Dana Hinz, Girn-Young Je (Alt); Sangjun Lee, Axel Michael Thoennes (Tenor); Kuksung Han, Steffen Köllner (Bass); Chor des Meininger Theaters 2. FOYERKONZERT
Von Meiningen in die Welt SO, 27.11., 11.15 Uhr, Foyer
Gillert: Was gibt es noch zur Musik zu sagen? Die berühmtesten Stücke von Brecht leben schließlich von seiner Lyrik und der Musik von Paul Dessau oder Kurt Weill. Seibert: In der Meininger „Courage“ gibt es die Musik von Paul Dessau in der RockVariante mit E-Gitarre, Schlagzeug und Synthesizer. Und wenn man dann dieses Stück anschaut, das eigentlich schon 70 Jahre alt ist, merkt man, wie aktuell und zeitlos Bertolt Brechts Stücke sind. Genau aus diesem Grund werden wir im November die Fortbildung für Lehrer „Brecht im Unterricht“ machen. Gillert:…und danach sollte absolut kein Zweifel mehr bestehen, dass Theater zur Schule gehört!
LEHRERFORTBILDUNG „BRECHT IM UNTERRICHT“
Hagen Biehler, Virginia Breitenstein-Krejcˇík
Leitung: Dr. Patric Seibert, Gabriela Gillert
W ir entführen Sie auf eine musikalische Reise von Meiningen in die Welt mit Werken für Klarinette und Klavier von Prinzessin Marie Elisabeth von SachsenMeiningen, Astor Piazzolla, Javier Zalba und Klezmerstücken.
Anmeldung bis 04.11.16 unter jungestheater@das-meininger-theater.de
Mit: Hagen Biehler (Klarinette), Virginia Breitenstein-Krejcˇík (Klavier)
DI, 08.11., 17.00–21.00 Uhr
Ausgabe November 2016
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■ VORGESTELLT
Neu in der Meininger Hofkapelle Andreas Kowalczyk, Klarinette Matteo Scurci, Trompete
Wieso Meiningen? Meine Wahl aufgrund des traditionsreichen Orchesters und tollen Spielplans. Für mich als Klarinettist ein besonderer Ort, weil hier einige der bedeutendsten und schönsten Stücke geschrieben wurden z.B. Werke von Johannes Brahms oder Max Reger.
Wieso Meiningen? Die Stadt blickt auf eine interessante Musikgeschichte mit einflussreichen Komponisten zurück, wie Brahms oder Hans von Bülow. Fasziniert hat mich, dass eine so kleine Stadt, ein so großes, funktionierendes Theater besitzt.
Dein persönliches Highlight in der Spielzeit 2016/17… „Die Meistersinger von Nürnberg“.
Dein persönliches Highlight in der Spielzeit 2016/17…, wenn die Musik gut interpretiert und gespielt wird. So kann jede Musik zum Highlight werden.
5 Minuten vor der Aufführung… sitze ich im Graben, spiele mein Instrument warm und konzentriere mich auf die Vorstellung.
Fünf Minuten vor der Aufführung… Frack anziehen, einspielen, auf die Bühne laufen. Eine inspirierende Frauenfigur/-persönlichkeit ist für mich… Cecilia Bartoli, eine italienische Mezzosopranistin. Eine der besten und kommerziell erfolgreichsten Opernsängerinnen unserer Zeit.
Eine inspirierende Frauenfigur/-persönlichkeit ist für mich… die Geigerin Patricia Kopatchinskaja.
Daniela Martin, Horn Wieso Meiningen? Ganz ehrlich? Als ich gefragt wurde, bejahte ich prompt! So eine Arbeitsatmosphäre habe ich noch nie zuvor erlebt. Das Theater ist wie eine große Familie. Nach zwei Wochen kannte ich mehr Leute als in meinem 3-jährigen Zeitvertrag im Orchester zuvor…. Dein persönliches Highlight in der Spielzeit 2016/17… erster Höhepunkt war „Der Ring an einem Abend“. Und insgeheim bin ich schon ein kleiner Wagnerianer. Umso mehr gespannt bin ich auf „Die Meistersinger von Nürnberg“. Aber auch „Hänsel und Gretel“ zählt zu meinen Lieblingsopern. Und als eingefleischter Musicalfan freue ich mich umso mehr auf „Evita“. Fünf Minuten vor der Aufführung… geh ich aufs Klo! Eine inspirierende Frauenfigur/-persönlichkeit ist für mich… Sarah Willis, erste Frau bei den Blechbläsern der Berliner Philharmoniker. Und der Grund, wieso ich auch tiefe Hornistin bin.
Maria Frances-Pena, Bratsche Erster Auftritt in Meiningen: „Der Ring an einem Abend“
Friedrike Kayser, Horn Wieso Meiningen? Der Beruf hat mir bisher schon spannende Stationen, Reisen und unerwartete Wendungen beschert. Meiningen ist eine dieser unerwarteten Wendungen, über die ich mich sehr freue. Dein persönliches Highlight in der Spielzeit 2016/17… „Der Ring an einem Abend“. 5 Minuten vor der Aufführung… muss ich schnell entscheiden, welches Rohrblatt ich nehmen soll. Eine inspirierende Frauenfigur/-persönlichkeit ist für mich… Helen Keller.
■ TICKER Rückblick zur Jubiläumsfestwoche des Puppentheaters ■ rund 1.000 Besucher in den Kammerspielen ■ zehn Vorstellungen für Kinder, Jungendliche und Erwachsene ■ begeisterte Stimmen seitens der Besucher ■ Eröffnungsfeier am 02.10.: Schatzmeister der Meininger Theaterstiftung JohannFriedrich Enke übergibt dem Intendanten Ansgar Haag die Zinserträge aus dem Jahr 2015 in einer Gesamthöhe Ensemble, Präsidium Meininger Theaterstiftung von 3.900 Euro ■ 30 Jahre Meininger Puppentheater: 111 Premieren, 7.000 Vorstellungen weltweit und 500.000 Besucher
Wieso Meiningen? Deutschland bedeutet Kultur, Tradition und Musik. Und Beethoven. Als Spanierin in Deutschland zu leben, einem Land mit einer bemerkenswerten Musikgeschichte, ist etwas ganz Besonderes. Dein persönliches Highlight in der Spielzeit 2016/17… war „Der Ring an einem Abend“. Ich habe Wagner noch nie zuvor gespielt und bekam gleich zum Beginn der Spielzeit die Chance dazu. Ein fantastischer Auftakt! Fünf Minuten vor der Aufführung… Lächeln aufsetzen und aufs Spiel freuen. Eine inspirierende Frauenfigur/-persönlichkeit ist für mich… Rebecca Clarke, eine englische Bratschistin. Sie war eine der ersten Frauen im modernen Orchesterbetrieb.
Unser „Capriccio“ (Regie: Anthony Pilavachi) wurde in der Spielzeit-Bilanz des Fachmagazins Opernwelt vom Kritiker Uwe Friedrich zur besten Inszenierung des Jahres 2015/16 nominiert. Wir sind stolz und freuen uns sehr!
„Regina“ ist zurück! Nur drei Termine für Albert Lortzings Oper WIEDERAUFNAHME: FR, 04.11., 19.30 Uhr, Großes Haus WEITERE VORSTELLUNGEN: SA, 03.12., 19.30 Uhr und MI, 21.12., jeweils 19.30 Uhr, Großes Haus
Verrückte Weihnachten Elke Büchner und Matthias Herold servieren erneut „Das Fest“ von John Grisham
Anne Ellersiek (Regina)
„Knusper, knusper Knäuschen…“
TERMIN: SO, 27.11., 18.00 Uhr, Theaterrestaurant
Wiedersehen mit der Familienoper „Hänsel und Gretel“
Wir sagen DANKE! Unsere treue Besucherin Frau Hildegard Hanf machte uns ein schönes Geschenk: Unser Herrenkostüm-Fundus ist um einen wundervoll gearbeiteten Gehrock reicher. Einst kleidete dieser einen Diplomaten, zukünftig wird er nun auf der Theaterbühne neue Dienste erweisen. Der Verein der Meininger TheaterFreunde e.V. hat sich entschieden: „Lucia di Lammermoor“ ist die Aufführung des Jahres in der Spielzeit 2015/16. Das Preisgeld nimmt unserer Intendant Ansgar Haag zum Anlass, um unserem ehemaligen Operndirektor Dr. Klaus Rak einen Grabstein auf dem Meininger Friedhof zu setzen. Dr. Rak war ein großer Liebhaber des Belcanto-Fachs und erlag im August 2012 einer schweren Krankheit. Wenn Sie sich an der Finanzierung beteiligen möchten, dann können Sie Ihren Spendenbeitrag an folgendes Konto übermitteln: IBAN: DE35 840 500 00 1305 006 743, Kontoinhaber: Das Meininger Theater.
WIEDERAUFNAHME SA, 26.11., 19.30 Uhr, Großes Haus WEITERE VORSTELLUNGEN: SA, 10.12. und FR, 16.12., jeweils 19.30 Uhr sowie MO, 26.12., 15.00 Uhr, Großes Haus
■ GLOSSE
Ruhe bitte! VON HORST ARNOLD „Ruhe bitte!“, diese zwei Worte hört ein Berufssänger wohl sehr oft im Laufe seiner langen Bühnenkarriere. Mal vom Regisseur, mal von den Regieassistenten oder vom Inspizientenpult. Meistens im Piano oder auch Fortissimo – damit es ja auch der Letzte versteht. Die Sänger warten auf ihr Stichwort zum Auftritt, und das ist bei zu lautem Gebrummel manchmal nicht hörbar. Die Szene beginnt. Es kracht eine Türe zu, der Kollege singt, „Piano, Pianissimo!“ und der Herrenchor singt es ihm nach. Die Anfangsszene aus der Oper „Der Barbier von Sevilla“. „Und das Ganze noch mal von Anfang“, fordert der Regisseur. „Und Piano, meine Herren, singen Sie bitte Piano“, stimmt der Dirigent mit ein. „Und Ruhe bitte, wie oft soll ich das denn noch sagen!“. Na ja, beim Abgang, und bevor man wieder auftritt, muss man schon mal etwas Luft ablassen. Oder dem Kollegen fällt ein Witzchen ein, das er noch schnell loswerden muss. Lange Wartezeiten bei den Bühnenproben, zwischen den Szenen oder bei Vorstellungen, wo man nicht dran ist – da will Geduld gut geübt sein! Doch zu viel Kaffee ist auch kein Rezept. Erhöht nur unnötig den Blutdruck. „Meine Herrschaften, Ruhe bitte!“, ertönt die Stimme des Chordirektors bei den Proben im Chorsaal. Natürlich ist es immer wieder nervig, schweigend den anderen zuhören zu müssen. Aber spätestens, wenn man selbst wieder singen muss und die anderen warten, ist man doch froh um eine konzentrierte Atmosphäre. „Ruhe bitte!“, das wird wohl auch öfters bei den Endproben zu „Die Meistersinger von Nürnberg“ zu hören sein, wenn eine ganze Theatermaschinerie mit allen Gewerken zu Gange ist. Solisten, Statisten, Opernchor und Extrachöre, die sich ihren Weg durch die engen Flure zur Bühne frei machen. „Psssst, schhhhh! Nicht so laut! Lass mich durch, ich muss nach vorne! Ruhe bitte!“. Jeder hat es schon erlebt. Doch wieso? Ist es der Aufregung vor dem Auftritt, der Anspannung vor einem ungewohnten Tanz, dem Spiel auf der Bühne, der Konzentration auf schwierige Gesangspassagen oder einfach der Nervosität geschuldet? Dem langen Warten zwischen den Akten? Das weiß wohl keiner genau! Doch wenn sich der Vorhang zu der Festwiese des letzten Aktes der Meistersinger hebt, sind sicherlich alle Sorgen vergessen. Die Musik, die alle vereint, das Orchester, die Stimmen Einzelner und der Gesang der Chöre in ihrer Wucht und Vielstimmigkeit, lassen die Worte des Chordirektors und des Regisseurs vergessen. Denn dann ist: „Ruhe bitte!“.
■ IMPRESSUM Herausgeber: Das Meininger Theater Südthüringisches Staatstheater Bernhardstraße 5, 98617 Meiningen www.das-meininger-theater.de V.i.S.d.P.: ANSGAR HAAG ´ Redaktion: DOMINIKA MITROVIC Layout: HCS Medienwerk GmbH Texte:
GABRIELA GILLERT, CORNELIA KOPPETSCH, DOMINIKA MITROVIC´ , PATRIC SEIBERT, ANNA KATHARINA SETECKI, VALERIE SEUFERT, SUSANNE TENNERKETZER Fotos und Grafiken:
Elif Aytekin (Gretel)
PETRA BENOVSKY, FOTO-ED, CORNELIA KOPPETSCH, MARIE LIEBIG, DOMINIKA MITROVI , CHRISTIAN RINKE, KARIN-ROCHOLL, VALERIE SEUFER T