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Arbeitseinsatz an der Elberfelder Hütte
Arbeitseinsatz auf der Elberfelder Hütte
Von Klaus-Dieter Schübel
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Samstag, 22. August 2020
Um halbfünf bringt mich das Taxi mit meinem Rucksack zum Recklinghäuser Bahnhof und von dort weiter mit der Bahn über Essen nach Wuppertal. Dort erwarten mich schon Maria und Artur von der Sektion Wuppertal. Mit ihrem Wagen fahren wir nach Österreich. Später geht es dann bei regnerischem Wetter über die Großglockner-Hochalpenstraße nach Heiligenblut. In der Pension Bäuerle checken wir für die Nacht ein.
Wir warten noch auf Rainer und Katrin von der Sektion Siegburg. Sie kurven noch im Regen auf der Glocknerstraße herum. Die Suche nach freien Restaurantplätzen ist coronabedingt schwierig. Außerhalb des Ortes finden wir eine Gaststätte und können noch rechtzeitig vor Küchenschluss unsere Bestellungen aufgeben. Auch für Rainer und Katrin, die nur wenige Minuten nach uns eintreffen, gibt es noch etwas zu essen. Wir haben uns gegenseitig viel zu erzählen. Die Chemie zwischen uns allen scheint zu stimmen.
Sonntag, 23. August 2020
Nach dem Corona-Frühstück in der Pension Bäuerle, fahren wir zum Wanderparkplatz, wo uns schon der Pick-up von Herrn Bäuerle erwartet. Rainer und Katrin hatten das Geländetaxi schon von zu Hause bei der Pension geordert. Gleich zu Anfang geht es wirklich steil bergan (34% Steigung). Nach einer dreiviertel Stunde sind wir oben, am Parkplatz zur Wirtsbaueralm, auf ca. 1700m.
Wir wandern gleich los. Der Weg führt uns zuerst steil hoch durch Wald, mit Zirbelkiefern und dann weiter durch eine offenes Tal. Es ist ein schöner Weg durch das Almgelände. Doch bald lassen wir die Almen hinter uns. Der Pfad führt durch Wiesen und einige felsige Abschnitte. Immer wieder sind kleine und große Bäche zu überqueren.
An der Mohr-Ochsenalm legen wir nach mehr als der halben Wegstrecke eine halbstündige Rast ein. Kurz vor der Hütte überqueren wir auf einer
schmalen Brücke den wild tosenden Gößnitzbach. Ein Stück oberhalb sehen wir auch das neue Wasserkraftwerk. Nach etwa fünf Stunden erreichen wir die Elberfelder Hütte auf 2346 Meter. Auf der Hütte sind nur Lucas und Jacob. Der Hüttenwirt, Herbert Mayerhofer, wird erst am Dienstag, mit dem Hubschrauber zu uns kommen.
Wir beziehen unter dem Dach ein großes Matratzenlager, ganz für uns allein. In der ersten Etage sind die Waschräume, einschließlich Dusche und ein großes und drei kleinere Zimmerlager.
Montag, 24. August 2020
Nach dem Frühstück brechen wir zur Arbeit auf. Die Sonne scheint und die Temperatur ist sehr angenehm. Wir steigen auf Richtung Hornscharte, zum alten Wasserkraftwerk. Dort muss Holz zum Abtransport durch den Hubschrauber gestapelt werden. Außerdem noch Big-Bags mit Schrott und Bruchholz.
Die Hauptarbeit aber ist es, das alte Wasserkraftwerk in der Landschaft „verschwinden“ zu lassen. Eine Auflage der Naturschutzbehörde „Hohe Tauern“. Dazu verfüllen wir das alte Auslaufbecken mit Steinen und entfernen etliche Gabionen (steingefüllte Drahtkörbe, die dem Schutz des alten Kraftwerks dienten). Alles in allem eine sehr kräftezehrende Tätigkeit. Obelix wäre hier sehr willkommen. Zur Mittagspause steigen wir zur Hütte ab und genießen eine Kaspresssuppe.
Zurück am alten Kraftwerk heißt es weiter Steine schleppen. Katrin und Maria bergen eine verschüttete grüne Gewebeplane. Rainer, Arthur und ich buddeln weiter Gabionen aus und decken mit den Steine weiter das Kraftwerk zu. Die Drahtkäfige werden mühsam mit dem Bolzenschneider zerlegt und in den Big-Bag mit dem Schrott entsorgt. Nach dem Abendessen probieren wir den selbstgemachten Zirbenschnaps vom letzten Jahr.
Dienstag, 25. August 2020
Früh am Morgen kommt der Hubschrauber und mit ihm unser Hüttenwirt Herbert. Der Heli steigt gleich wieder auf und dann geht es zack zack. Proviant in Big-Bags wird ein- und der Müll ins Tal ausgeflogen. Der Holzstapel und die Big Bags mit dem Schrott vom alten Wasserkraftwerk werden abtransportiert. Das Holz landet an der Hütte, der Schrott im Tal. Eine gute Stunde pendelt der Hubschrauber zwischen Heiligenblut, Kraftwerk und Hütte hin und her. Wir helfen Lukas, Jakob und Herbert die Big Bags mit dem Proviant zu leeren und die Sachen im Vorratsraum zu verstauen.
Nachdem der Heli endgültig ins Tal, Richtung Heiligenblut abgeflogen ist, können wir mit unserer eigentlichen Tagesarbeit beginnen. Rainer und Artur gehen noch mal zum alten Kraftwerk hoch, füllen weiter Steine nach und setzen dort auch noch die kleine Brücke wieder instand. Katrin und Maria kümmern sich um die Blendläden/Schlagläden. Sie müssen abgeschliffen und neu lackiert werden. Natürlich wieder in Rot mit weißem Streifen.
Derweil klettere ich auf das Vordach vom ersten Stock, um von außen Fensterrahmen und -zargen abzuschleifen. Um die restlichen Fenster von innen bearbeiten zu können, borge ich mir den umschnallbaren Hüttenstaubsauger aus. So kann ich beim Schleifen gleich den Staub absaugen. Zur Mittagspause sind Rainer und Artur wieder zurück vom Steine schleppen. Es gibt Erbspüree-Suppe mit Würstel. Maria und Katrin kleben die Blendläden ab und malen den weißen Schrägstreifen nach. Artur schleift fleißig die Blendläden weiter ab und Rainer hilft mir bei der Sanierung der teilweise schon sehr maroden Fenster mit. Die angeschliffenen Fensterkreuze und -rahmen müssen deshalb alle mit Holzimprägnierung eingepinselt werden.
Das Abendessen steht heute ganz im Zeichen der nepalesischen Küche, von Herbert vorzüglich gekocht. Anschließend spielen wir UNO und zur großen Gaudi, nach den verschärften Regeln der Küchencrew.
Mittwoch, 26. August 2020
Nach einem späten Frühstück machen wir uns wieder an die Arbeit. Artur schleift die letzten Blendläden ab und Maria und Katrin malen sie weiter an. Rainer streicht im großen Gastraum die Fenster schon mit Dickschichtlasur, während ich noch weiter Fenster abschleife und mit einer Imprägnierlasur versehe. Zu Mittag gibt es ein Kaspresssüppchen.
Danach nehmen Artur und ich uns die drei Räume, beziehungsweise deren Fenster der Hüttencrew vor. Wegen der Enge dort, schleift einer
und einer führt den Staubsauger. So vermeiden wir den größten Dreck. Das klappt prima. Als die Sonne hinterm Berg verschwindet, beenden wir alle unsere Arbeit und räumen zusammen. Nach dem Abendbrot lässt uns Herbert von seinem frisch angesetzten Zirbenschnaps kosten. Irgendwie schmeckt er nach m e h r.
Donnerstag, 27. August 2020
Heute steht viel Arbeit an. Alle Fenster benötigen eine letzte Dickschichtlasur. Diese verstreichen Artur und ich. Katrin und Maria schleifen weiter Blendläden ab und lackieren sie hinterher. Rainer repariert alles andere und auch das ist mehr als genug. Zum Glück scheint überwiegend die Sonne. Der Tag ist warm. Nachdem alle Fenster gestrichen sind, machen Arthur und ich uns über die Außentüren her. Rainer hatte sie vorher schon an-, beziehungsweise abgeschliffen. Wir haben es geschafft. Noch vor dem Abendessen sind wir mit allen Arbeiten fertig geworden. Nur die Blendläden werden wir erst Morgen aufhängen.
Freitag, 28. August 2020
Heute haben wir frei. Wir wandern zur Gößnitzscharte hoch. Vorbei am neuen Kraftwerk und der Wasserversorgung der Hütte führt uns der Weg. Es geht immer höher hinauf über die ehemaligen Endmoränen des Gößnitz-Gletschers. Der Gletscher, beziehungsweise dessen Reste sind heute weitgehend unter Schutt und Geröll verborgen. Während des Aufstiegs kontrollieren wir die Wegmarkierungen. Die Farbmarkierungen könnten eine Auffrischung gebrauchen und auch die Steinmännchen.
Über mehrere (Gelände-)Stufen mit viel Geröll, geht es hinauf zur Scharte. Die Gößnitzscharte (2737m) ist allerdings kein scharfer Übergang, sondern eher ein kleines verzweigtes Plateau. Auf der anderen Seite geht es hinunter zur Lienzer Hütte. Etwas nördlich der Scharte ist noch eine Biwakschachtel zu sehen. Bei unserem Start an der Elberfelder-Hütte schien die Sonne. Je höher wir aufgestiegen sind, umso mehr zog sich der Himmel zu. Auf der anderen Seite der Scharte sind zwar auch Wolken, doch kommt hier anscheinend öfter die Sonne durch. Beim Abstieg reparieren wir einige der Steinmännchen und bauen neue.
Das Arbeitseinsatz-Team packte mit vereinten Kräften an.
Kaum haben wir die Hütte erreicht, fängt es an zu regnen. Das hält uns aber nicht davon ab, auch noch die restlichen Blend-/Schlagläden einzuhängen. Nach dem leckeren Abendessen zeigt uns Herbert den Hütten-Film „Raumschiff Elberfeld“. Eine Diashow mit bewegten Bildern aus dem Hütten-Alltag produziert von Herbert und der Küchencrew Lukas und Jakob. Wirklich sehenswert. In der Nacht regnet es in Strömen und ein Gewitter geht hernieder.
Samstag, 29. August 2020
Am Morgen hat der Regen aufgehört. Wir machen ein Gruppenfoto mit Herbert, Lukas und dem Arbeitsteam. Dann verabschieden uns herzlich von der Hüttencrew und machen uns auf den Weg ins Tal. Vorbei am neuen Kraftwerk überqueren wir auf einer schmalen Brücke den Gößnitzbach, der das Kraftwerk speist. Wir kommen zügig voran. Es weht ein böiger Wind, aber es ist trocken. Unterwegs hören und sehen wir mehrere Murmeltiere.
Mit Heli-Unterstützung landet der gesammelte Schrott schließlich im Tal.
Bei der Ochsenbauer-Alm erreichen wir die Waldgrenze. Nun geht es auf einem Feldweg weiter. Zwischendurch werden wir von zwei talwärts rasenden Elektro-Mountainbikern überholt. Es sind Lukas und Jakob von der Hütte. Eine halbe Stunde später haben wir den Parkplatz in der Nähe der Wirtsbaueralm erreicht. Wenige Minuten später ist auch Frau Bäuerle mit dem Geländetaxi zur Stelle. Der Weg führt steil hinunter und bei einigen Kurven muss Sie den Pickup mehrmals vor und zurück setzen um herum zu kommen.
Zurück am Wanderparkplatz setzt wieder Regen ein. Maria, Arthur und ich laden unsere Rucksäcke um, während Katrin und Rainer weiter zur Pension Bäuerle fahren. Wir werden uns später in Heiligenblut im „Dorfstübchen“ noch mal treffen. Inzwischen hat der Himmel alle Schleusen geöffnet. Wir verabschieden uns voneinander. Rainer und Katrin wollen am nächsten Tag weiter zum Comer See und wir restlichen Drei wollen heute noch Kitzbühel erreichen.
Wir fahren los über die Großglockner-Hochalpenstraße. Doch leider verwehren uns Regen und tiefhängende Wolken einen Blick auf den Großglockner. Im Dunkeln erreichen wir Kitzbühel und die Villa Mellon, unser Nachtquartier.
Sonntag, 30. August 2020
Über Kufstein geht es zur deutsch-österreichischen Grenze. 15 Kilometer dahinter auf einem Parkplatz ist eine große Covid-19- (Corona-) Teststation aufgebaut. Wir lassen uns testen. Zwei Tage später haben wir das Testergebnis. Einmal positiv und zweimal negativ. Wir informieren Rainer und Katrin und unsere DAV-Sektionen. Katrin und Rainer brechen ihren Urlaub ab und lassen sich zu Hause testen (beide negativ). Der DAV informiert Österreicher und die Hüttencrew. Auch sie werden, zum Glück, negativ getestet. Trotzdem müssen wir alle in häusliche Quarantäne. Ein zweiter Test fällt bei uns allen negativ aus.
Der gesamte Arbeitseinsatz ist gut verlaufen und wurde ohne Unfall und Corona beendet. Mein Dank an Katrin, Maria, Artur, Rainer und vor allen auch dem Hüttenwirt Herbert sowie Lukas und Jakob.
DAV-Arbeitseinsatz
23. -30. August 2020 Elberfelder Hütte (Nationalpark Hohe Tauern, Österreich)
Arbeitsgruppe:
KATRIN REITER, RAINER HELLER (Sektion Siegburg), MARIA WECKER, ARTUR WECKER (Sektion Wuppertal), KLAUS-DIETER SCHÜBEL (Sektion Recklinghausen), HERBERT MAYERHOFER (Hüttenwirt).
Ausgeführte Arbeiten:
Rückbau des alten Wasserkraftwerkes, Entfernen der steingefüllten Gabionen, Abschleifen und Neuanstrich aller Blend-/Schlagläden, Abschleifen, Imprägnieranstrich und Aufbringung einer Dickschichtlasur bei allen Fenstern/Fensterrahmen und Außentüren.