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Das Magazin fĂźr Architektur, Bau, Handwerk & Leben im alpinen Raum.
KLIMASCHUTZ BEGINNT BEIM EINHEIMISCHEN ROHSTOFF.
Regionaler Naturstein = weniger Transporte
0,16 kg CO2-Äqv. pro m2 Bodenbelag : Transporte aus einheimischer Produktion
3,2 kg CO2-Äqv. pro m2 Bodenbelag : Transporte aus europäischem Ausland
Quelle: Nachhaltigkeitsstudie «Ökobilanz von Bodenbelägen» Deutscher Naturwerkstein-Verband e. V., 97070 Würzburg, 2018
Ihr Spezialist für Andeer Granit und San Bernardino Silber.
7,9 kg CO2-Äqv. pro m2 Bodenbelag : Transporte aus China
EDITORIAL. Liebe Leserinnen und Leser
« Nur wer sich wandelt, bleibt sich selber treu ! » Unter diesem Motto haben wir CUBATURA Graubünden in seiner achten Ausgabe ein Facelifting verpasst. Wir wollen das « Magazin für Architektur, Bau, Handwerk und Leben im alpinen Raum » ökologischer machen. Deshalb wird das CUBATURA neu auf ein zertifiziertes Recycling-Papier gedruckt. Ein kleiner Beitrag zum Klimaschutz. Einen weiteren Beitrag zum Klimaschutz können Sie unter der neuen Rubrik « CUBATURA_ ÖKOLOGIE » auf Seite 116 dieser Ausgabe gleich selber leisten : Dort stellt der Förster Sandro Sutter das Projekt « Cumpogn » vor, mit dem er den heimischen Wald auf der Lenzerheide klimafit machen will.
Als visueller Mensch habe ich mir gewünscht, dass das Magazin mit mehr und ganzseitigen Bildern gestaltet wird. Wasser, Stein, Holz – die Oberflächen sollen sichtbar, begreifbar werden, Sie sollen Späne, Tropfen und Splitter sehen. Das Layout ist leichter und grosszügiger geworden, und wir
regionale Ausstrahlung, weil es die beiden Dorfteile von Flims
haben uns entschieden, die Seitenzahl und damit die In-
verbindet und ihnen bei der Stenna-Brücke eine neue Mitte
halte pro Ausgabe auszuweiten. So können wir Ihnen pro
gibt.
Ausgabe mehr Informationen zukommen lassen. Es gibt uns auch die Möglichkeit, dem Redaktionellen mehr Raum zu
Sie erfahren ausserdem, wie der Archäologische Dienst
geben und die Themen zu vertiefen. Sie bekommen also
arbeitet und wie man Architekturmodelle und Trockenmau-
mehr und ausführlichere Reportagen und damit einen anre-
ern baut. Auch das digitale Bauen wird thematisiert, ebenso
genden Einblick in ein breiteres Feld von Themen.
die Frage, wie sich Massivholzwände auf die Qualität des Wohnens auswirken. Das neu gestaltete CUBATURA will Sie
Neben Architektur und Bauen nehmen das Handwerk und
auf eine Entdeckungsreise mitnehmen. Wir sind überzeugt,
das Leben im alpinen Raum im neu gestalteten Magazin
dass uns das gelingen wird. Ihre Rückmeldungen sind für uns
einen wichtigen Platz ein. So finden Sie unter der Rubrik
eine Inspirationsquelle und geben uns Anregungen für neue
Living eine Reportage über das Hotel Kulm St. Moritz, die aus
Themen. So wird CUBATURA Graubünden zum farbigen und
der Schule plaudert – über das Leben im Grand Hotel und
thematisch breit gefächerten Magazin, das Ihnen das Leben
wie es organisiert wird. In der Rubrik Architekturbegegnung
in unserem heimischen Graubünden vor Augen führt.
stellen wir Ihnen neue architektonische Ideen und Lösungsansätze vor. Dazu hat sich Marco Guetg diesmal mit Architektur-Newcomerin Larissa Cavegn getroffen. Dann stellen wir Ihnen Projekte vor, welche für die regionale Entwicklung bedeutsam sind : zum Beispiel den Neubau und die Sanie-
Oliver Schulthess
rung Gewerbeschule/Holzbildungszentrum Ilanz. Dank über legter Gestaltung und Erweiterung können hier die zukünftigen Fachkräfte der Surselva in der Region ausgebildet
Titelbild ( Alice Das Neves )
werden. Oder auch das Center STENNA in Flims. Es hat diese
Kalkspuren in der Baukultur ( siehe Artikel Seite 100 )
3
03 136
Wichtige Adressen
138
Impressum
22 06
Hundertprozentig : das Salzgeber-Bürogebäude
86
ARCHITEKTUR Das Churer Eisenbeton-Depot der Arosabahn
54
Gelungen erweitert : das Obere Sprecherhaus
70
Der Kanton als digitaler Baupionier
74
Ilanz' neues Bildungszentrum für Holzlernende
86
Neue Mitte Flims : STENNA
40 40
Editorial
ARCHITEKTURBEGEGNUNG Räume lesen mit Larissa Cavegn
Ausgezeichnet : Larissa Cavegn
06
BAUHANDWERK Massiv : das Salzgeber-Holz- 100-Bürogebäude
Geschichtet : im neuen STENNA Flims
98
FINANZEN Graubündner Kantonalbank : Wohneigentum finanzieren
46
LIVING Bedeutsame Belanglosigkeiten aus dem Kulm Hotel, St. Moritz
122
4
Bei Marx AG im Calandapark Zizers / Landquart
100
62 100
Traditionell : Baumaterial Kalkmörtel
32
MATERIAL Kalkmörtel und Kalkputz sind Tradition
NISCHENHANDWERK Trockenmauern, die zur Landschaft passen
OBJEKTE Haus Bühler in Fideris : Mit Schmierseife und Bürste
92 108
Ein Torkel – zwei Gesichter
Innovations- und Technologiezentrum Rossboden
80
Scharfkantig : Modelle aus dem Atelier
116
80
.. OKOLOGIE Baumgefährte werden
TECHNIK Modellbauatelier der HTW : Mit Holz und Leim in die dritte Dimension
128
14
Die Sinfonie des Wassers von Flims
WISSENSCHAFT Kriminalistisch unterwegs mit dem Archäologischen Dienst
116
Klimafit : der Wald in Zukunft
31 108
Passgenau : das Oblamatik-Gebäude
69 135
AUFGEFALLEN IN . . . Thusis : kühne Metallfassade
Zizers : der Feuerwürfel
Chur : Einfamilienhaus im Lürlibadquartier
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IM HOLZ UND AUCH ZU HAUSE. Text : Fridolin Jakober
Bilder : Andrea Badrutt ; Oliver Ernst
Holz 100 – so heisst das System, welches von Dr. Erwin Thoma entwickelt wurde. Massiv, chemiefrei, metallfrei, unverleimt. So lautet die Philosophie. Eine wiederverwertbare Vollholzhülle, die gegen extreme Hitze, gegen Kälte, gegen Mobilfunk, gegen Schall, Brand und Erdbeben sichert. Heinz und Corina Salzgeber sind davon so überzeugt, dass sie das System nicht nur ihrer Kundschaft anbieten. Nein, sie arbeiten seit einem Jahr auch selber in ihrem Holz-100-Bürogebäude.
Es gibt das geflügelte Wort von den Bauklötzen, die man-
Von innen heraus entwickelt
cher staunt. Wer einmal einen Vortrag von Dr. Erwin Thoma
Was aber, wenn alles möglich ist und nur das System vor
über Holz gehört hat, zum Beispiel. Der möchte dann natür-
gegeben ist ? Als die Firma Salzgeber Holzbau an Tanja Jöri-
lich auch in einem langlebigen, natürlichen Haus aus
mann und Werner Woodtli von Emulsion Innenarchitektur
pilzfreiem, gesundem Mondholz leben. Dort, wo sich seine
herantrat und sie bat, ein Bürogebäude für sie zu entwerfen,
Herzfrequenz nachweisbar senkt und wo selbst Allergiker
freuten sie sich. Denn der Beruf der Zimmerleute faszinierte
plötzlich wieder frei durchatmen. Die einzige Bedingung
sie, ihre Fähigkeit, mit Holz zu arbeiten, ihr handwerkliches
dafür ist, dass er den Entscheid für Holz 100 zuerst fällt.
Geschick, ihr räumliches Vorstellungsvermögen. Als Innenar-
Also noch bevor er über die Form seines Hauses nachdenkt.
chitekten denken Woodtli und Jörimann von innen heraus
Hat der Architekt nämlich erst einmal mit konventionellen
und arbeiten oft im Bestand, also in bestehenden Volumen.
Materialien geplant, so wird er zum Beispiel die Heizung
Doch der Neubau von Salzgeber sollte auf der grünen Wie-
zu gross dimensionieren, er wird eine Wärmedämmung
se zu stehen kommen, in einer Zone, wo fast alles möglich
mit einberechnen, die es so bei Holz 100 nicht braucht.
war. Wie also sollte ein Haus für einen Holzbauer aussehen ?
Zudem ist mit Holz 100 alles möglich : vom traditionellen Bau-
Welche Form sollte es haben ? Welchen Baustil ? « Wenn alles
ernhaus über den Kindergarten und das moderne Holzhaus
möglich ist », so Werner Woodtli, « ist es oft schwer, einen Weg
mit hinterlüfteter Fassade und Flachdach bis zum Hotel, zum
zu finden. So haben wir uns letztlich an die Grunde lemente
energieautarken Bürogebäude und zum mehrstöckigen
des Spieles mit Holzbausteinen in der Kindheit erinnert. » So
Holzhochhaus.
bestand der erste Entwurf tatsächlich aus einem Quader.
Modernes Holzhaus mit hinterlüfteter Fassade.
8
Der ausgedrehte Würfel setzt den Akzent.
CUBATURA_BAUHANDWERK
Die Grundfläche bilden vier Würfel, da das Gebäude doppelstöckig ist, sind das acht Bauklötze, darüber ein flaches Zeltdach. Der Bauklotz an der Südostecke wurde etwas ausgedreht. « So haben wir nicht Architektur, sondern Holzbau gemacht. Einfach und reduziert. »
Die «Bibel» Bauklötze staunte aber auch das Innenarchitektenpaar. Denn Bauherrin Corina Salzgeber drückte ihnen zuerst einmal die Bücher von Erwin Thoma in die Hand : « Nehmt und lest ! » « Holzwunder » stand da auf dem Titel und : «Dich sah ich wachsen. Was der Grossvater noch über Bäume wusste ». Staunend lasen sie über einen 400 -jährigen Holzkamin aus Lärche und erfuhren, wie der charismatische Ingenieur Thoma aus dem Salzburger Land die geheime Sprache der Bäume entschlüsselte. Die kooperierende Fichte, die hochschwingende Arve, die Lärche und die Föhre – ihnen allen ist im neuen Bürogebäude ein Raum gewidmet, nirgends
Arve, Föhre, Lärche, Fichte – jeder Raum schwingt anders.
9
Tausende von Dßbeln aus Buche halten die Fichtenwände zusammen.
10
CUBATURA_BAUHANDWERK
Die Treppe zum Sitzungszimmer wirkt leicht.
kann man die Energie der Holzarten besser spüren als in den Büros. Heimlich grinst der Holzbautechniker, der im harmo nisierenden Arvenraum arbeitet – man spürt : Es ist ihm wohl hier. Im ersten Stock das Sitzungszimmer – oder besser der Besprechungsraum –, ganz aus Fichte gebaut. Ein grosses Fenster gibt den Blick frei, von der Aktienstrasse auf Gewächshäuser, auf die Häuser am Fuss des Schlosshügels, auf Baldenstein und St. Cassian.
Geobiologisch und bauphysikalisch Die stille Energie von Holz lässt sich gut erleben, aber schwer beschreiben. Auch das ein Grund, warum die Salzgebers mit Holz 100 bauten. Wer das Bürogebäude betritt, soll Holz erleben. So auch der Rutengänger, der eines Tages einfach vor der Bürotür stand. Er trat ein und mass die Bovis-Einheiten. Man staunte schon wieder Bauklötze : Die Kraft der Räume liegt irgendwo zwischen 11 und 12 , also ist das Bürogebäude so stark wie Lebensmittel, ja es hat fast heilende Kräfte. Wer hier sitzt, kann nicht nur ausgezeichnet zusammen arbeiten, seine Energie wird aufgebaut, er verlässt das Bürogebäude gestärkt. Doch auch wer fürs Bauen lieber auf ISO -Qualitätszertifikate, Umweltpreise oder die Messungen
11
Von Holz-Art zu Holz-Art.
Modernes Licht für den Besprechungstisch.
des Fraunhofer Instituts Stuttgart bei der Wärmedämmung,
durch Tausende von Holzdübeln aus Buche. Diese werden
der Bundeswehr-Universität München bei der Strahlenab-
staubtrocken verarbeitet, durchdringen die Wandelemente
schirmung oder auf die Untersuchungen der Technischen
in ihrer vollen Stärke und nehmen dort Restfeuchtigkeit auf.
Universitäten zum Schallschutz, zur Auskühldauer, zur Brand-
Damit quellen sie auf, wie Äste, die mit dem sie um
sicherheit oder zur Statik abstellt, wird Bauklötze staunen :
gebenden Holz verwachsen. So entsteht ein massives
Das Massivholzbausystem Holz 100 , welches Salzgeber Holz-
Ganzes – das einstofflich ist, also zu 100 Prozent aus Holz.
bau anbietet, schlägt die Rekorde.
Natürlich kann man bei Salzgeber im Bürogebäude das Wohngefühl im Holz erleben. Wer das Muster der Dübel nicht
Die Holz-100 -Gebäudehülle funktioniert als natürliche Klima-
an seinen Wänden möchte, für den gibt es auch eine
anlage. Die leimfreie Verbindung der 36- cm-Wand ermög
Lösung, wo man sie nicht sieht, und es können auch Putze
licht einen ausgezeichneten Lambdawert, es dauert fast
aus Lehm auf die Wand aufgebracht werden. Das alles –
einen Monat, bis ein Holz- 100 -Haus ohne Heizung auskühlt –
und noch viel mehr – erfährt jede und jeder, die mal eben
zum Vergleich : Ein konventionelles Massivbauhaus ist schon
an der Aktienstrasse in Sils im Domleschg zu den Bürozeiten
nach einer Woche ausgekühlt. Im Winter bleibt das Holz-
vorbeischauen und sich durch die Räume führen lassen.
100-Haus noch lange warm, im Sommer bleibt es noch lan-
Man findet den Eingang leicht : Es ist der gelbe Bauklotz, der
ge kühl – und dies bei bestem Raumklima. Das reduziert die
etwas ausgedreht in der Wiese steht und vor dem eine Arve
Betriebskosten, man braucht weniger Haustechnik, weniger
langsam, aber zielstrebig in den Himmel wächst. Und wen
Heizenergie, hat keine Baufeuchtigkeit und lebt in einem
das nicht überzeugt : Es gibt auch die Möglichkeit, ein paar
Gebäude aus einem zu 100 Prozent nachwachsenden Roh-
Nächte im Holz- 100 -Hotel zu übernachten.
stoff, der zudem problemlos wiederverwertet werden kann. Dabei kann fast der gesamte Baum verwendet werden,
Alle Informationen zu Holz 100 und zu den Möglichkeiten des
auch die nicht so schönen Bretter. Diese werden dann in ei-
Holzbaus auf www.salzgeber-holzbau.ch.
ner der inneren Schichten verbaut.
Der Clou : ein Dübel Doch wie hält das alles zusammen, wo doch weder Metall noch Leim zur Anwendung kommen? Die Antwort lautet :
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KRIMINALISTISCH UNTERWEGS. Sie graben dort aus, wo Fundstellen bedroht sind oder zerstört werden, sie untersuchen, bevor historisch wertvolle Gebäude abgerissen oder umgebaut werden, und sie leisten Hilfestellung, wo restauriert wird – die Mitarbeitenden vom Archäologischen Dienst Graubünden. Sie sind Kriminalistin und Bauarbeiter in einem, bewahren die Funde auf und vermitteln das Verständnis für das reiche Erbe Graubündens.
Text : Fridolin Jakober
Bilder : Alice Das Neves
CUBATURA_WISSENSCHAFT
Ob beim händischen Ausgraben mit der Kelle, beim akri-
Mauerkrone ein etwa 50 cm hohes Stück aufgemauert –
bischen Dokumentieren mit Papier und Stift, oder neuer-
teilweise mit Steinen, welche im Lauf der Zeit hinunterstürz-
dings auch bei der digitalen Arbeit mit der Drohne, der
ten oder die man aus Sicherheitsgründen entfernte, und
Begriff « Dienst » steht im Vordergrund der Arbeiten. Das zeigt
natürlich mit neuen, spezifisch auf das Objekt abgestimm-
die Kampagne, die das dreiköpfige Team von Archäologin
ten Mörteln. Das Original « verschwindet » also in diesem
Yolanda Sereina Alther von Mai bis Juli 2019 im Nordtrakt der
Bereich durch die baulichen Massnahmen. Doch bevor dies
Burg Neu-Aspermont, oberhalb von Jenins, durchführte.
auf Neu-Aspermont geschah, stellten sich Yolanda Alther,
Wie fast immer arbeitete das Team dabei unter Zeitdruck.
Annina Krüttli und Fabrizio Salvi in den Dienst der inzwischen
Das Gerüst stand bereits, vom 4. bis zum 10. August war
über 800 -jährigen Geschichte der Burg, indem sie den Bau –
die Arbeitswoche des Burgenvereins Graubünden geplant,
und insbesondere den Nordtrakt – erforschten.
wo die teilweise einsturzgefährdeten Teile der Burg saniert werden sollten.
Was bleibt Denn alles, was die Archäologen vor einer Sanierung oder
Was verloren geht
einem Abriss untersuchen und dokumentieren können,
Dabei geht bei einer Sanierung notgedrungen immer auch
wird für die Ewigkeit aufgehoben und kann – auch in
ein Teil der historischen Bausubstanz unwiederbringlich
500 Jahren – wieder hervorgeholt, neu interpretiert und als
verloren. Denn zum Schutz der Mauer werden die abbruch-
Basis für die Forschung verwendet werden. Deshalb arbeitet
gefährdeten Steine weggenommen und es wird an der
das Team von Yolanda Alther nicht nur mit Lot und Winkel,
Archäologin Yolanda Alther nimmt den Nordtrakt mit dem Tachymeter auf.
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Auf der Zeichnung ergibt sich plötzlich ein Bild der zugemauerten Zinnen.
Schaufel und Pickel, sondern vor allem mit Zeichenstift und Tachymeter. In der Bauforschung geht es zuerst einmal
YOLANDA ALTHER :
darum, den Ist-Zustand zu dokumentieren. Mit fotogrammet-
Wir sind
rischen Aufnahmen oder – etwa dort, wo das nicht möglich
zeitlos unterwegs.
ist – mit dem Zeichenstift. Dabei wird jeder Stein, jede Fuge, jedes Verputzstück abgebildet.
Zuerst wird der Zustand vor dem Eingriff fotografisch doku-
Ein Bild entsteht
mentiert – inklusive der Bäume, die auf der Mauerkrone
Dabei entsteht nicht nur eine eindruckgebietende Doku-
wuchern, mit allen Moosen und Gräsern, die in den Mauer-
mentation mit Plänen, Fotografien und teilweise kolorierten
ritzen wachsen. Danach wird die Mauer mit dem Staubsau-
technischen Zeichnungen der Bauphasen. Es entsteht
ger und Feinwerkzeugen gereinigt. Schutt und Staub wer-
nach und nach auch ein Bild – fast wie man es von einer
den entfernt, ebenso die Pflanzen. Auch der gereinigte
kriminologischen Untersuchung kennt. Es zeigt sich eine
Zustand wird wiederum dokumentiert. Dies geschieht, ohne
Reihe von Gerüsthebellöchern, dort, wo einst die Erbauer
dass Hypothesen aufgestellt werden. Im Gegenteil : « Wir
der Burg ihr Gerüst festmachten, es kommen Mauerzinnen
sind zeitlos unterwegs ! », sagt Yolanda Alther. Erst nachdem
zum Vorschein, welche im Laufe der Jahrhunderte zuge-
alle Befunde aufgenommen sind und nach Vergleichen –
mauert worden waren. Schiessscharten wurden in kriege-
etwa von Mörteln oder von verwendeten Materialien – lässt
rischen Zeiten errichtet, Fenster vermauert oder verbreitert.
sich eine relative Abfolge der Befunde und damit eine Bau-
Unter geraden Fensterstürzen entstanden runde Bogen,
geschichte festlegen.
zum Heizen wurde ein Ofen eingebaut und ein Kaminzug in
16
Annina Krüttli beim Vermessen.
Diese Tür war einmal breiter.
Beim Ausmass für die genaue Zeichnung.
17
Von Neu-Aspermont hat man das Rheintal im Blick.
18
CUBATURA_WISSENSCHAFT
die Mauer eingelassen. Man findet einen Armbrustbolzen,
gischen Dienstes untersucht und siehe da, der Vergleich der
der noch im Mauerwerk steckt, und archiviert ihn. Auf dem
Jahrringe zeigt : Das Holz in der Deckenstruktur des Palas
Plan bekommt er eine Positionsnummer und wird als Befund
wurde zwischen 1234 und 1238 gefällt. Das gibt einen ersten
beschrieben. Der Bolzen selbst wird untersucht und kommt
Anhaltspunkt, wann der Palas erbaut worden ist.
dann in den Kulturgüterschutzraum Haldenstein, die Funde werden erfasst und in einer Datenbank aufgelistet.
Dokumentationen publizieren Nach Abschluss der Kampagne steht das ganze Material
Beschreiben statt erklären
dann jenen zur Verfügung, welche weiterarbeiten oder
Einiges ist auch am Ende der Kampagne noch nicht erklärt
die ebenfalls ein Interesse an der Burg haben. Das sind der
und manches bleibt im Dunkeln. So fanden die Archäolo-
Architekt, der das Projekt leitet, der Burgenverein Graubün-
ginnen in den Balkenauflagen Knochenstücke von Tieren.
den, der zusammen mit Bauberater Christian Stoffel von der
Dienten sie einer Abwehrmagie oder sind es die Reste eines
Denkmalpflege die Burg saniert, die Baufirma, die ebenfalls
brausenden Festmahls ? Wer weiss. Vielleicht wird es die
rund um die Burg arbeitet. Es können aber auch andere
Zukunft zeigen. Anderes dagegen klärt sich. Einige der Bal-
Forscher sein. So hat die Denkmalpflege bei der Burg Neu-
kenreste wurden durch das Dendrolabor des Archäolo-
Aspermont auch Barbara Beckett von der Hochschule der
Mathias Seifert beim Präparieren der Balkenabschnitte.
Unter dem Mikroskop werden die Jahrringbreiten ausgemessen.
19
20
CUBATURA_WISSENSCHAFT
Künste Bern beigezogen, wo sich Studierende im Rahmen
spricht sich vorher mit der Bauherrschaft ab, um eine Lösung
ihrer Masterarbeiten mit Konservierung und Restaurierung
zu finden. Aber manchmal weist auch « Kommissar Zufall »
der Burg befassen. Sie machen Klimamessungen, untersu-
den Archäologen den Weg. Bei Arbeiten neben einer Kirche
chen, wie der Mörtel auf Feuchtigkeit reagiert, und erarbei-
wird « etwas » gefunden ; während man den Graben für eine
ten dann Konzepte, wie man die Burg restaurieren kann.
neue Leitung aufreisst oder eine Baugrube öffnet, kommen Schätze zutage ; bei einem Umbau wird ein « alter » Balken
Den Wert erhalten
freigelegt und der Hausbesitzer will wissen, von wann denn
Die Burgruine steht als A-Objekt auf der Kulturgüterschutz
sein Haus ist.
liste des Bundes. Deshalb, so Christian Stoffel, ist das Projekt für die Denkmalpflege unterstützungswürdig. Zudem soll die
Auch hier stellt sich die Archäologie in den Dienst der Bevöl-
Burg auch kommenden Generationen als authentisches
kerung. So kann man etwa Holz vom eigenen Haus, aber
Zeugnis bewahrt werden – und dies eben möglichst mit ihrer
auch Möbelstücke im Dendrolabor untersuchen lassen.
historischen Substanz. « Der Wert einer historischen Bausub-
Weiter werden Boden- und Bauuntersuchungen durchge-
stanz wird oft missachtet », so Stoffel, dabei sei die historische
führt, es gibt Luftbild-Dokumentationen, und wenn diese
Bauweise ökologisch und nachhaltig, weshalb sie so au-
Untersuchungen abgeschlossen sind, so werden Funde und
thentisch wie möglich erhalten werden sollte. Ausgegra-
Dokumentationen bewahrt, Archive geführt und die gewon-
bene Teile einer Anlage werden mit einem Vlies bedeckt
nenen Daten ausgewertet. All dies geschieht im Dienste der
und wieder zugeschüttet. Dort, wo sie gezeigt werden sollen,
Allgemeinheit, damit die Erkenntnisse dereinst vermittelt
wie etwa die Mauerstrukturen auf Hohen Rätien, müssen sie
werden können – in Publikationen oder in archäologischen
natürlich entsprechend durch Bauten geschützt werden.
Schutzbauten, wie etwa im Welschdörfli oder in St. Stephan in Chur. Auch auf Neu-Aspermont soll man das archäolo-
Unterwegs
gische Erbe Graubündens schon bald wieder live besuchen
Doch wenn die Bauarbeiten beginnen oder die Sanierungs-
können. Schliesslich führt der Burgenweg zum beliebten
massnahmen weitergehen, ist das Team vom Archäolo-
Ausflugsziel und sensationellen Aussichtspunkt hoch über
gischen Dienst schon weitergezogen. Mit dem Bauwagen
Jenins.
und dem Pick-up geht es zur nächsten Baustelle, wo etwas zu verschwinden droht. Archäologen arbeiten unter Zeitdruck, damit es wegen der Untersuchungen im Baufort-
Weitere Informationen zum
schritt nicht zu Verzögerungen kommt. Gerade, wenn ein
Archäologischen Dienst Graubünden
Haus in einer archäologischen Zone gebaut wird oder wenn
www.gr.ch/DE/institutionen/verwaltung/ekud/afk/adg
es historisch von Bedeutung ist, wird der Archäologische Dienst im Voraus gerufen. Die Arbeiten werden bereits
Zur Denkmalpflege Graubünden
beim Bauprogramm mit eingerechnet und die Archäologie
www.gr.ch/DE/institutionen/verwaltung/ekud/afk/dpg
Bild links : Nach dem Abtrag hauchdünner Späne sind die Jahrringe bereit für die Messungen.
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DEPOT CHUR-SAND. Text : Fridolin Jakober
Bilder : m2fel.ch
Derzeit wird das Depot Chur-Sand der Rhätischen Bahn so umgebaut, dass die bedeutende Eisenbetonhalle erhalten bleibt und die Arbeiter des Bahndienstes ihre Werkstätte, ihre Büros, Lagerräume und Abstellflächen für Zugkompositionen zurückbekommen. Eine kurze Begehung der Baustelle.
Die faszinierende Eisenbetonhalle in Chur . . .
Wer mit der Bahn von Chur nach Arosa fährt, sieht links ein
Monumental
grosses, traditionelles Haus mit grünen Fensterläden. Nichts
Punkt 8.15 Uhr steht Bauleiterin Priska Hediger von der
Auffälliges ist daran, ausser seiner Dimension, bis der Zug
Projektabwicklung Hochbau der Rhätischen Bahn AG mit
daran vorbeirollt. Dann wird aus dem Haus eine Halle mit
Leuchtwesten und Helmen parat und führt den Fotografen
sieben Bogenfenstern und drei hohen Rundbogentoren.
und den Journalisten durch die heiligen Hallen. Tatsächlich
Von Arosa her ist hier eine Weiche eingebaut, Gleise führen
wirkt die Stahlbetonhalle mit ihrem steilen Giebeldach, den
auf die Tore zu. Das ist die « Wagenremise u. Reparatur-Werk-
Rundbogenfenstern und dem Blumenfenster im Giebeldrei-
stätte auf dem Sand in Chur », 1913 geplant vom Churer
eck monumental, ja fast ein bisschen sakral. Das hohe Dach
Architekten Otto Manz für die damals private Chur – Arosa-
wird von schlanken Betonbindern getragen, selbst die Quer-
Bahn, die seit 1941 zur Rhätischen Bahn gehört. Heute heisst
balken sind in Beton ausgebildet. Durch dreieckige Gau-
sie schlicht : Depot Chur-Sand und dient dem Bahndienst für
penfenster fliesst etwas zusätzliches Licht in die Halle – ob-
den Unterhalt, als Lager und Bürogebäude. Bis vor einem
wohl dies immer ein Infrastrukturgebäude war, ist alles mit
Jahr war der vordere « Hausteil » noch bewohnt. Derzeit aller-
Stil, ja elegant gebaut. Doch der Eindruck verschwindet
dings stehen keine Zugkompositionen in der Halle, keine
schnell. Ein Bagger steht im hinteren Bereich, daneben
Bauzüge und auch nicht die grosse Schneeschleuder. Denn
werden gerade Eisen gelegt. Entwässerungsrohre liegen
das Depot wird umgebaut.
parat. Weitere Bauarbeiter montieren die Schalung, andere
24
CUBATURA_ARCHITEKTUR
. . . wird bis 2020 umgebaut.
trennen mit der Flex Armiereisen. Die Funken sprühen – der
geführt. Züblin errichtete im gleichen Zeitraum – ebenfalls
Laster mit dem Beton soll zirka um 9 Uhr ankommen.
für die Arosabahn – mit dem Langwieser Viadukt die damals weitestgespannte Eisenbahnbrücke der Welt in Stahlbeton.
Bedeutende Qualität
Wie der Langwieser Viadukt strahlt auch das nüchterne
Faszinierend ist der Bestand der Halle in seiner hohen Quali-
Depot Chur-Sand eine Leichtigkeit aus, durch die Art, wie
tät. Die handgezogenen Glasfenster haben die vergange-
Pfeiler und Bogenrippen mit Querriegeln verbunden sind. Es
nen über hundert Jahre in ihren filigranen Profilen fast unbe-
lohnt sich also, dieses Bauwerk zu erhalten. Insbesondere
schadet überlebt. Und sie werden hier auch weiter bleiben,
weil es zum Ensemble der Arosabahn gehört – mit ihren
geschützt allerdings durch Vorfenster. « Die Anlage von 1914
Stationsgebäuden im Chalet-Stil, ihren Mauern, Viadukten
hat ihre ursprüngliche Substanz und Struktur in hervor
und Tunnels.
ragendem Masse bewahrt », heisst es im bauhistorischen Inventar. Als Depotwerkstätte im Bestand von 1914 ist sie als
Schöne Details bewahren
schützenswert einzustufen. Als früher Stahlbetonbau ist die
Wir verlassen die Halle, um von der Hausseite wieder ins
Werkstätte ein wichtiges Gemeinschaftswerk von Architek-
Gebäude zu gelangen. Doch erst mal müssen wir warten –
tur und Ingenieurbaukunst im frühen 20. Jahrhundert. Otto
ein Zug aus Arosa kündigt sich an. Reisende schauen er-
Manz hat sie mit der Firma Eduard Züblin geplant und aus-
staunt auf die leuchtenden Westen und die Helme. Der Takt
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Bald stehen hier wieder Wagen der RhB.
Die Depoterweiterung von 1928 / 1929.
Die Dämmung wird mit Folie geschützt.
der Bauarbeiten wird – wie alle Fahrzeugbewegungen
eingedeckt. Vor den Fenstern hängen die alten Läden,
hier im Churer Sand – von der Arosabahn vorgegeben.
Frauenköpfe mit Hut dienen als Ladenhalter. All das wird
Dann geht der Rundgang weiter. Die Wände der Halle
gerichtet, aufgearbeitet und renoviert. Ein Kupferdach
werden nicht gedämmt, sonst würden die Fassadenfelder
schützt den Eingang, man sieht durch das lange Gebäude
verschwinden. Einzig der Besenwurf soll gereinigt und re
bis zur anderen Seite, wobei der dreistöckige Wohnteil ge
pariert werden. Auf der Frontseite gegen Chur stehen trotz-
rade mal ein Zimmer schmal ist. Im Keller befand sich eine
dem Berge von Isolation im kleinen Garten vor dem « Wohn-
Waschküche, in den darüber liegenden zwei Geschossen
teil », denn gerade wird das Dach gedämmt und wieder
gibt es kleine Zimmer, die in Zukunft als Büros, Sitzungszimmer
27
Hinter dem Depot wird abgebrochen, um Platz zu schaffen.
und Garderoben genutzt werden. Alles hat irgendwie den
holzbelag eingebaut werden. In den anschliessenden Räu-
nüchternen Charme dieser Jahre : das Treppengeländer mit
men entstehen Garderoben und WC -Anlagen.
seinen zarten Stäben, der Handlauf aus Holz ebenso wie die Schränke und der Alkoven in der Dachschräge.
Neuen Raum schaffen Einiges allerdings wurde bereits abgebrochen, anderes –
Faszinierende Bauweise
wie die Depoterweiterung von 1928 / 1929 oder das Ge
Durch den steilen Aufgang zum Estrich sieht man die
bäude mit dem Gleichrichter – wird ebenfalls verschwinden.
Untersicht des Daches aus Hourdis. Über dieser Element
« Das Depot steht dann stolz für sich auf den Gleisen. » Der
decke aus Tonhohlplatten folgt eine neun Zentimeter starke
frei werdende Platz wird in Zukunft als Abstellfläche genutzt.
Schicht Beton, darauf die Dachlatten und die Ziegel. « Der
Noch stehen hier Baucontainer und Fahrzeuge – der Bahn-
Aufbau dieses Daches hat auch uns überrascht. Gegen
dienst braucht auch während des Depot-Umbaus genü-
eindringende Feuchte von aussen wurde beim Dach nicht
gend Raum für seine Arbeiten. Die Kramper, die Gleisarbei-
einmal Dachpappe eingesetzt, aber es ist trotzdem hundert
ter, die Unterhaltsarbeiter kreuzen sich also täglich mit den
Jahre lang dicht geblieben. » Im hinteren Teil der Halle ist ein
Angestellten der Bauunternehmen und freuen sich – bald
7,5 -Tonnen-Laufkran installiert. Er liegt einerseits auf einem
sind die nicht mehr gebrauchten Gebäudeteile verschwun-
Betonbalken auf, andererseits auf einer genieteten Stahl-
den, bald ist das Depot beheizt und die Büros sind bezugs-
konstruktion. « Kein Ingenieur würde das heute noch so bau-
bereit.
en », ist Priska Hediger überzeugt, « aber es hat alles ausgehalten – Neubauten in der Umgebung und Erdbeben. » Der
Nun geht es – auf der Gerüsttreppe hoch – zum Dach. Dort,
Boden wird gerade gedämmt, darüber soll ein Hartstein-
wo früher durch eine Fensterfläche mehr Licht ins Gebäude
28
CUBATURA_ARCHITEKTUR
9.45 Uhr : Der Zug aus Arosa fährt am Depot Sand vorbei.
fiel, ist die Dachfläche jetzt geschlossen worden. Ein Gross
bauer, der einen bestimmten Stand nachbauen will – sei es
teil der historischen Ziegel ist noch ganz – sie liegen in Sta-
jener der 1950 er-Jahre oder gar den Originalzustand. » Hedi-
peln bereit. Derzeit wird die Dämmung auf die Betonschicht
ger lacht und man wartet auf den Hauptdarsteller in diesem
aufgebracht und mit einer Folie geschützt. Einige Ziegel
Ensemble, den Zug aus Arosa, der um 9.45 Uhr hier vorbei-
scheinen allerdings kaputt zu sein. Erst beim genaueren Hin-
kommen soll.
schauen kann man sehen, dass ihr Vorderteil so abgebrochen wurde, dass mit ihnen die dreieckigen Gaupen gedeckt werden konnten. Weit unten der Vorplatz zwischen den Gleisen : Wo jetzt Eisen liegen und Fahrzeuge stehen, soll die Fläche später betoniert werden.
Als wir vom Dach wieder hinunterkommen, fährt der Lastwagen mit dem Beton an und manövriert sich rückwärts vors dritte Rundbogen-Tor, während der Bagger umgesetzt wird. Priska Hediger entfaltet den neuen Bauplan und zeigt, wo
Baubeginn : Mai 2019
die Schottergleise hinkommen. Den Original-Plan von Otto
Umzug Bahndienst : Frühling 2020
Manz hat sie auch dabei. Selbst die Ingenieurpläne aus der
Nach dem Umzug des Bahndienstes folgt der Abbruch
damaligen Zeit sind erhalten – sie befinden sich jetzt im
der Gebäude sowie der Gleisanlage.
Archiv der ETH –, und auch der aktuelle Umbau wird akri-
Abschluss der Bauarbeiten : Spätherbst 2020
bisch dokumentiert. « Irgendwann kommt sicher ein Modell-
29
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CUBATURA_AUFGEFALLEN .. THUSIS : PREFA SIDING.X, EINE KUHNE IDEE. Wer sich als Bauherrschaft für eine vorgehängte, hinterlüftete Fassade entscheidet, der hat beim « Siding », also beim Verk leidungsmaterial, die Qual der Wahl. Holz, Naturstein, Kunststein, Keramik, Metallbleche, opakes Glas oder Glasfaserbeton und Faserzement – vieles ist möglich.
Text : Fridolin Jakober
Bilder : Alice Das Neves
geführt von Rudolf und Dietlinde Burkhardt in Thusis. « Für uns lag da der Bezug zu einer Fassade aus Metall näher », so Rudolf Burkhardt. Deshalb entschieden sich die Burkhardts, obwohl ihr modernes Haus an der Alten Strasse liegt, für Aluminium – genauer für das Fassadenelement PREFA Siding.X, das ihrem Haus ein unverwechselbares Gesicht verleiht und mit seinen hervorragenden konstruktiven und funktionalen Eigenschaften überzeugt. Zum Beton passend wählten sie die abwechslungsreiche horizontale Fassadengestaltung in dunklerem Anthrazit-Farbton. « Wir waren selber überrascht, wie gut das zu den anderen Häusern in der Strasse passt », sagt Dietlinde Burkhardt. Die X-Strukturierung der Platten lässt die Fassade nicht metallisch flach erscheinen, sondern sie spielt x-fach mit Licht und Schatten, was so lebendig wirkt wie die Oberfläche eines rohen Steinblocks. Im Sinne des Namens des Hauses « Kirschbaum » werden gezielt farbliche Akzente gesetzt. So zum Beispiel mit dem Rot des Metallgeländers und der Eingangstür. Da Aluminium extreDenn die äusserste Schicht dient zum Schutz gegen die
men Beanspruchungen standhält, eignet sich dieses Blech
Witterung, daher sollte sie aus einem Material bestehen,
hervorragend für das moderne Bauen – es ist sturmsicher,
welches den Umwelteinflüssen möglichst standhalten kann.
bruchfest und rostet nicht. « Und wir zeigen den Leuten
In Thusis würde man wohl zuerst einmal mit Holz oder Natur-
damit, was wir als Spengler mit einem Fassadensystem wie
stein arbeiten, allenfalls mit Glas. Führt man jedoch einen
dem von PREFA am Bau alles machen können », sagt Rudolf
Spenglereibetrieb und legt Wert darauf, ein langlebiges,
Burkhardt. Wenn Sie also das nächste Mal durch die Alte
zeitloses sowie nicht zuletzt hochwertiges und formschönes
Strasse in Thusis fahren, betrachten Sie die Fassade des
Material zu verbauen, ist nichts naheliegender, als Alumi
Hauses Kirschbaum und überzeugen Sie sich selbst davon,
nium in der Fassade zu verbauen. – So wie die K. Burkhardt +
dass die Spenglerarbeiten der K. Burkhardt + Sohn AG nicht
Sohn AG, ein Thusner Gewerbebetrieb, in vierter Generation
nur auf dem Dach eine gute Falle machen.
31
DORT, WO DAS LEBEN STATTFINDET. Wohnen mitten im Dorf, umgeben vom Leben, das war der Wunsch der Familie Bühler. Mit dem Kauf und der Restauration eines stattlichen Bürgerhauses aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts mitten im Dorf Fideris ist ihr Wunsch in Erfüllung gegangen.
Text : Marietta Kobald
Bilder : Simon Röthlin ; Heini Fümm
Haus Bühler an der Kreuzgasse in Fideris
Fideris, ein Dorf im Prättigau, 150 Meter über dem Talboden
Familie planen. Ein altes mit Geschichte sollte es sein, auf
sternförmig angelegt, geprägt durch eine intakte dörfliche
dem Land, aber trotzdem mitten im Dorf.
Ausstattung, eng gefasste Gassenräume, eine grosse Zahl von stattlichen Wohnbauten und ein Ortsbild von nationaler
Der Verkäufer wollte eine Familie, die hier Wohnsitz nimmt. So
Bedeutung. So lautet in etwa die Kurzfassung vom Inventar
ging der Kauf im August 2015 über die Bühne und schon im
der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz.
Februar 2016 zog die fünfköpfige Familie ein. Glücklich seien sie hier, glücklich, dass ihr Wunsch nach einem Leben mitten
An der Kreuzgasse, der Name sagt es, verzweigen sich
im Dorf in Erfüllung gegangen sei.
Wege, stehen Häuser direkt an der Strasse. Ein Schritt zur Haustüre raus und schon steht man mitten im Leben. So
Die relativ kurze Planungs- und Sanierungsphase begründet
auch beim ehemaligen Haus Janett, später Donau und heu-
Sandra damit, dass alle am Bau Beteiligten Hand in Hand
te eben Bühler.
gearbeitet haben. Am Gebäude wurde über die vergan genen Jahrhunderte wenig verändert. Bühlers wollten wo
Ein Haus mit Geschichte sollte es sein
möglich die historische Substanz erhalten und wo nötig in
Sandra und Martin Bühler-Krebs, sie Architektin, Stadtplane-
den ursprünglichen Zustand zurückbauen.
rin und Dozentin an der HTW in Chur, er Leiter vom Amt für Militär und Zivilschutz, drei Kinder. Im Bauerngarten, an
So geht sanfte Restauration
einem lauschigen Sitzplätzchen unter dem alten Holunder-
Das vierstöckige fast quadratische Wohngebäude wurde
baum, erzählen die beiden ihre Hausgeschichte. Obwohl
mit grosser Wahrscheinlichkeit 1710 ( Jahrzahl im Giebel ) als
Architektin, wollte Sandra kein neues Haus für die eigene
Doppelhaus mit gemeinsamem mittigem Hauseingang und
33
Treppenaufgang erbaut. Nordseitig kam später ein grosses Ökonomiegebäude hinzu.
Das Keller- und das Erdgeschoss weisen bis ein Meter dickes Mauerwerk auf und beide Decken sind mit Kreuzgewölben, die an den massivsten Stellen über zwei Meter dick sind, erstellt. Weder Feuerstellen, Kamin noch Täfer waren hier vorhanden. Dies darum, weil sich laut Bühlers früher im Erdgeschoss ein Laden, ein Restaurant und im hinteren Bereich ein Schlachtraum befanden. Dieser Schlachtraum ist heute die Küche mit Türe zum Garten. Auch diese war vorhanden, nichts wurde verändert ausser, dass der bestehende, grau schimmernde, glattpolierte Mörtelboden sich im grossen Chromstahl-Kochblock spiegelt, der mitten im Raum steht. Keine Regale verstellen den Blick auf die frisch gekalkten Wände, einzig ein unauffälliger Radiator musste montiert werden, der Wärme wegen. Dass sie in der kalten Jahreszeit nicht barfuss und im T-Shirt hier wohnen würden, war Bühlers von Anfang an klar. Eine Fussbodenheizung in dieses histo-
Esszimmer im Erdgeschoss mit Blick zur Küche
Hauseingang mit Treppenhaus und den alten Türen zum Saal und Esszimmer
34
Saal oder grosses Esszimmer, und überall Kreuzgewölbe
rische Haus einzubauen, wäre nur mit viel Aufwand und
nicht gesagt sein, dass Bühlers sich in einem Museum
Zerstörung der alten Substanz gegangen.
be finden, sondern dass die Haustechnik sehr sorgfältig ge plant und in Absprache mit den Fachleuten installiert
Nur ein Bauteil ersetzt
wurde. Auch hat man nirgends das Gefühl, sich in einem
Der vordere Raum neben der Küche ist das kleine Esszimmer
inszenierten Ausstellungsraum zu befinden. Die Kinder sind
und getrennt durch den grossen Hausflur mit Steinplatten-
überall sichtbar, die Möbel, fast alles Erbstücke aus vielen
boden befindet sich ein Saal, der über die ganze Hauslänge
Stilepochen und ältere Neuanschaffungen, sorgen für ein
reicht und als Musik- und grosses Esszimmer dient. Auch bei
fröhliches Nebeneinander.
diesen beiden Räumen wurde nichts verändert. Über eine doppelläufige Treppe, die als einziges Bauteil ersetzt wer-
Spitzen mit Überraschung
den musste, da sie vor Jahrzehnten nicht fachgemäss
Im ersten Obergeschoss sind die stallangrenzenden Räume
erstellt worden war, gelangt man auf halber Höhe zur Türe,
noch aus Mauerwerk, der vordere Teil ist gestrickt, aus
die zum Ökonomiegebäude führt. Dort wurde in den 1980 er-
Massivholz und aussen gesamthaft mit einer Mauerschale
Jahren auf ein grosses Podest angrenzend ans Haus ein
versehen.
kleines Badezimmer eingebaut. Das nutzten Bühlers für einen Vorraum mit Treppe zum Heustall hinunter und für
Beim Treppenaufgang links und rechts befanden sich die
eben diesen Zweck, nur viel grösser. Eine freistehende Bade-
beiden Küchen des ehemaligen Doppelhauses. Rechts hat
wanne, eine Dusche mit Glastrennwand, der Boden mit
Martin den Klinkerboden herausgespitzt und darunter
hellem San-Bernardino-Granit belegt, die Wände vergipst
kam ein wunderschöner Steinplattenboden zum Vorschein.
mit weissem Glattputz, aufgelockert durch einen, zur Kon-
Dieser Raum ist heute das Elternschlafzimmer, die andere
struktion des Stalls gehörenden Naturstein-Pfeiler, und ein
ehemalige Küche wurde zum Lesezimmer samt altem Holz-
riesiges Panoramafenster zum Heustall hin sind nebst der Kü-
herd. Von hier aus und dem Elternschlafzimmer werden die
che fast die einzigen sichtbaren Zugeständnisse an die heu-
beiden Mantelöfen betrieben, die die beiden Stuben, heute
tige Zeit und vermitteln trotzdem Behaglichkeit. Damit soll
ein Büro und ein Wohnzimmer, beheizen. Ausser dem Eltern-
35
Badewanne mit Aussicht zum Heustall
Alte Dielenbretter und Mauerpfeiler im Bad
36
Badezimmer
CUBATURA_OBJEKTE
Lesezimmer im 1. Obergeschoss
Hausflur im 2. Obergeschoss mit Estrichtreppe
zimmer weisen alle Räume alte, dicke und manchmal wurmstichige Dielenbretter auf. Diese kamen zum Vorschein unter bis zu drei weiteren Holzböden.
Auch das zweite Obergeschoss ist aus Strick und beinhaltet vier Schlafzimmer für Kinder und Gäste. Die beiden hinteren Zimmer waren mit Täfer ausgekleidet, das nicht so wertig war wie in den vorderen Zimmern. Um mehr Platz zu erhalten – auch die riesigen Kamine waren damit verkleidet –, wurde dieses entfernt und darunter kamen wunderschöne, handbehauene Strickbalken zum Vorschein. Ein zweites Badezimmer wurde übrigens noch auf das darunter liegende gebaut, um sich den Gang über drei Treppenläufe zu ersparen.
Technik Das Haus haben Bühlers samt Inventar gekauft und dieses musste gesichtet und teilweise entsorgt werden. So hat denn auch die Hauptarbeit aus Räumen und Putzen bestanden, sagen Bühlers. Mit Besen, Staubsauger, Nylon
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Hausflur im 1. Obergeschoss, auch hier ein Kreuzgewölbe
bürsten und Schmierseifenwasser war die ganze Familie plus Anhang wochenlang beschäftigt.
Der Technikraum befindet sich im hintersten Keller unter der Küche. Dort war es möglich, ohne grosse Ausbrüche im Natursteinmauerwerk die verschiedenen Leitungen ins Stallgebäude zu führen und via Leitungskanal auf die Geschosse zu verteilen, um von oben durch die Holzdecken an die geplanten Punkte zu gelangen. Die Heizungsrohre der Erdwärmepumpe und die elektrischen Installationen wurden aufputz geführt, so dass aufwändige Durchbrüche ausblieben.
Einen grossen Posten im Baubudget nahmen die Wärme
Geschichte
dämmung des Dachbodens mit Schafwolle und die Fenster-
Aus Hans Simmen, Fideris – Kulturgeschichtlicher Rund-
restaurationen und -ergänzungen ein. Sie wurden mit ori
gang, gekürzt : Stattliches Gehöft, Haus und Stall vereini-
ginal nachgebauten Vorfenstern oder innen liegenden
gt unter einem Dach. Im Hausgiebel stehen die Jahr
Fenstern aus Isolierglas verstärkt.
zahlen 1710 und 1761. Erstere ist wohl das Baujahr. Als Bauherrn dürfen wir Jakob Janett annehmen. Der Neu-
Derzeit, es ist Ferienzeit, ist die ganze Familie mit Spitz
bau stand anfänglich gegen Norden frei. Wahrschein-
arbeiten beschäftigt. Die Fassade vom Haus an der Kreuz
lich 1761 wurde ein dort vorhandenes Haus zum Stall um-
gasse muss saniert werden, denn die letzte Sanierung ist fast
funktioniert.
vierzig Jahre her, da und dort blättert der Putz ab. Aber nicht mehr lange. Er wird entfernt und ein neuer Sumpfkalkputz
Ein noch im Poeschel erwähnter Ofen aus der Werkstatt
mit historisch getreuer Bemalung der Mauerecken und Fen-
von Andreas Lötscher, datiert mit 1828, wurde abgebro-
ster wird das stattliche Haus mitten im Dorf verschönern,
chen.
dort, wo das Leben stattfindet.
39
DER .. ARCHITEKT..MUSS RAUME LESEN KONNEN. Text : Marco Guetg
Bilder : Alice Das Neves
Architektur als Kunst des Entwurfs entdeckte Larissa Cavegn ( 24 ) während ihres Studiums an der HTW in Chur. Mit einem Stallumbau in Fürstenau
setzte sie dann gleich einen Akzent : Ihre Diplomarbeit wurde mit dem SIA-Preis für hervorragende studentische Leistungen ausgezeichnet. Ein Gespräch mit der jungen Architektin – in einem leeren Stall in Andeer.
Larissa Cavegn, Sie hätten Akustikerin werden und
Was interessierte Sie dabei primär : die Aspekte des
die Firma Ihres Vater übernehmen sollen. Jetzt sind sie
Neubaus oder Umbaus oder vorwiegend städtebauliche
Architektin. Wie kam es dazu ?
Fragen ?
Eher zufällig – oder doch nicht ? Ursprünglich wollte ich in
Vorerst dachte ich noch sehr konstruktionslastig. Nur : Das
Stuttgart Bauphysik studieren. Das aber konnte ich nicht,
architektonische Grundwissen hat man sich relativ schnell
weil Stuttgart meine Berufsmatura nicht anerkannte. Meine
erarbeitet. Wichtig ist, was man damit macht – kontextuell,
zweite Wahl war schliesslich ein Architekturstudium an der
historisch wie städtebaulich. Ein Architekt braucht mehr als
HTW in Chur, weil ich wusste, dass dort die technische Seite
nur ein fundiertes technisches Basiswissen ; er muss Räume
des Bauens grosses Gewicht hat.
lesen können, muss sehen, wie man in Räumen bauen kann, damit ein Bau schliesslich auch die geplante Wirkung hat.
Das finde ich interessant ! Sie suchten die Bauphysik und entdeckten den Entwurf. Wissen Sie noch, wann Ihr
Eine Wirkung erzielten Sie 2018 mit Ihrem Bachelor-
Interesse gekippt ist ?
Diplom, in dem Sie einen Stall beim Schloss Fürstenau
« Schuld » daran trägt mein damaliger Dozent und heutiger
in ein Weingut umbauten. Diese Arbeit hat Ihnen
Arbeitgeber Robert Albertin. Er bot mir im vierten Semester
nicht nur den SIA-Preis für « hervorragende studentische
an, mit seinem Team an einem Wettbewerb für ein Wellness-
Leistungen » eingebracht, sondern 2019 zusätzlich
Hostel in Laax / Falera mitzuarbeiten – einerseits, weil er
eine Auszeichnung durch die Fachgruppe für die
jemanden im Büro brauchte, der sich in der 3D -Modellie-
Erhaltung von Bauwerken der SIA. Hatten Sie diesen
rungstechnik auskannte, andererseits aber hatte Robert
Stall eigentlich selbst für Ihre Diplomobjekt auswählen
Albertin in mir offensichtlich auch ein Potenzial gesehen,
können ?
das mir selbst noch gar nicht bewusst war. Während dieser
Nein, er wurde uns Diplomierenden zugewiesen. Jeder durf-
Beschäftigung öffnete sich mir über den Dialog mit Robert
te damit machen, was er wollte.
Albertin eine neue Seite der Architektur : Ich lernte die « Sprache der Architektur ». Mir ging ein Licht auf. Plötzlich
Sie hätten ihn auch abbrechen und durch einen
verstand ich, worum es in der Architektur geht, setzte mich
Neubau ersetzen können. Weshalb haben Sie sich für
mit den Arbeiten anderer Architekten auseinander und wei-
einen Umbau entschieden ?
tete meinen Horizont. So trat die Bauphysik mehr und mehr
Aus Respekt vor diesem Objekt an diesem Ort. Ich fände
in den Hinter- und der Entwurf in den Vordergrund.
es vermessen, ein Gebäude zu zerstören, nur weil es nicht
42
CUBATURA_ARCHITEKTURBEGEGNUNG
meinen Vorstellungen entspricht. Dieser Stall steht ja nicht
Janina Studer und mir. Robert Albertin stand uns als Berater
zufällig dort. Dass er in dieser Form an diesem Ort steht, hat
bei. Wir hatten nie den Anspruch, eine definitive Lösung für
seinen Grund. Diesen wollte ich respektieren.
Wanderwege vorzuschlagen, geschweige denn eine, die für ganz Graubünden gilt. Wir wollten einfach einen für Grau-
Erinnern Sie sich noch, wie sich die Bilder zu Ihrem
bünden praktikablen Weg aufzeigen. Dabei sind wir auf die
Entwurf allmählich verfestigt haben ?
leeren Ställe gestossen und haben sie in unser Wanderweg-
Sehr genau sogar. Ich besichtigte den Ort, lief hoch zum
konzept namens « Stallgeflüster » integriert.
Städtchen Fürstenau, sah das Schloss und auf seinem Areal den Stall mit seinen auffallenden Eckpfeilern. Ich lief auf
Verraten Sie bitte, was leere Ställe mit Wanderwegen
meiner Besichtigungstour weiter, gelangte vor eine relativ
zu tun haben ?
hohe Mauer, blickte über die Krone – und was sah ich ?
Nicht viel – aber gerade das ist der Reiz ! Es gibt Wander-
Reben! Über meine ortskundige Begleitung erfuhr ich, dass
wege, die an Ställen vorbeiführen, andere wiederum sind
der Weinbau in Fürstenau eine lange Tradition habe, inzwi-
weit davon entfernt. Jedes Gebäude ist auf seine Weise ein
schen aber eher vernachlässigt worden sei. Von diesem
Solitär in der Natur, drückt auf seine Weise aus, was es dort
Augenblick an war für mich klar : Ich will über die Architektur
« macht ». Wir kombinieren nun das Ganze und versuchen,
die verschwundene Nutzung wieder beleben und mache
dem einzelnen Stall mit Blick auf die Wanderwelt einen neu-
aus dem Stall ein Weingut.
en Nutzen zu geben. Der Stall wird so zu einem Gefäss für Interventionen. Hier entsteht ein Stallkiosk, in dem der Wan-
Mussten Sie stark in die Substanz eingreifen ?
derer etwas kaufen kann, dort ein Poesiestall, in dem Besu-
Unterschiedlich. Den Dachstuhl, die Decken und die Eck-
cher einen Zettel beschreiben, ihn an den Dachbalken be-
pfeiler habe ich unverändert integriert. Geblieben ist auch
festigen können und sich der Raum so nach und nach mit
die Struktur des Erdgeschosses. Aber ich habe mit neuen
Wörtern, Sätzen und Gedanken füllt. Ein Stall in unserem
Elementen gearbeitet, Backsteine verwendet und ein
Kontext muss aber nicht zwingend etwas « sein ». Er kann
Gewölbe in den Raum gebaut. Abgebrochen wurde ein
durchaus auch nur als schlichter Verweilraum dienen. Nur als
Nebengebäude, weil es für den Gesamtbau einen nur mar-
Wohnraum sehen wir diese leeren Ställe nicht.
ginalen Wert besass. Gibt es inzwischen auch Träger, die Ihre Idee Was auffällt : Nur ein Jahr nach Ihrer Diplomarbeit
umzusetzen versuchen ?
sind Sie wieder auf den Stall gekommen. 2019 haben Sie
Ja, Robert Albertin, Janina Studer und ich. Wir arbeiten
an einem Ideenwettbewerb teilgenommen, um den
daran und es sieht so aus, dass wir unsere Idee im Tujetsch
Bündner Wanderwegen neue Impulse zu verleihen. Mit
verwirklichen können. Die Gemeinde hat zugesagt. Nun
Ihrem prämierten Beitrag « Stallgeflüster » stellen Sie
suchen wir nach weiteren Geldgebern . . .
ungenutzte Ställe ausserhalb der Bauzone in den Mittelpunkt.
. . . mit dem Ziel auf grösste Breitenwirkung ?
Das Thema dieses kantonalen Förderprojektes für den Wan-
Nein, mit unserem Projekt wollen wir nicht alle leeren Ställe in
dertourismus war : Wie kann man Wanderwege neu inszenie-
Graubünden retten. Wir möchten lediglich darauf aufmerk-
ren ? Der Entwurf stammt von der Landschaftsarchitektin
sam machen, dass ein Kulturgut zu verschwinden droht. Wenn andererseits aber unsere Idee andere Menschen zu anderen Lösungen animiert, wäre ein wichtiges Ziel unseres Pilotprojektes erreicht.
.. ICH FANDE es vermessen, ein Gebäude zu
Unser Gespräch findet in einem leeren Stall im Dorfkern von Andeer statt. Wenn Sie hier sitzen und sich
zerstören, nur weil es nicht meinen
umschauen: Welche Bilder und Gedanken tauchen auf ?
Vorstellungen entspricht.
Ich sehe das gewaltige, das Dorfbild prägende Volumen.
LARISSA CAVEGN
Dann frage ich mich : Was fand hier einst statt ? Wer hat hier gearbeitet ? Was könnte hier neu stattfinden ? Es interessiert
43
44
CUBATURA_ARCHITEKTURBEGEGNUNG
mich aber auch, wie die Menschen im Dorf einen solchen
Was steht zurzeit an ?
leeren Stall im Dorf wahrnehmen. Haben sie eine Vorstel-
Zurzeit bin ich an der Planung zweier Mehrfamilienhäuser in
lung, was damit gemacht werden könnte. Kann man even-
Malans GR, diese fordern mich ziemlich heraus – aber auf
tuell gemeinsam ein neues Projekt daraus entwickeln ?
eine schöne Weise, dann wird noch mein Herzstück wachsen : mein eigenes Haus in Rueras.
Ist alles möglich: eine touristische oder gewerbliche Umnutzung wie auch ein neuer Ort zum Wohnen ?
Wissen Sie schon, worauf Sie sich in Zukunft
Grundsätzlich ja, es kommt lediglich darauf an, wie es
konzentrieren werden : eher auf Um- oder auf
gemacht ist und dass die Geschichte des Ortes nicht miss-
Neubauten ?
achtet wird. Unvorstellbar wäre für mich ein ausgebauter
Ich werde mich mit dem beschäftigen, was mich interessiert,
Stall als überformuliertes Chalethäuschen. Auch hätte ich
ob Neu- oder Umbau, beides sind spannende Gebiete. Vor
grösste Mühe, einen Stall in ein modernes Haus mit moderns-
allem aber möchte ich eine Ansprechpartnerin werden für
ter Technik inklusive unterirdischer Garage um- und aus
Architektur und nicht fürs Bauen.
zubauen. Wer sich so etwas wünscht, sollte ehrlich sein, den Stall abbrechen und einen Neubau erstellen. Mein Grundsatz lautet : Will ein Besitzer einen Stall zum Wohnraum umnutzen, muss er seine Bedürfnisse dem Stall anpassen und nicht umgekehrt. Ein Stall bleibt immer ein Stall, der letztlich mehr Berechtigung hat als die Wünsche des neuen Besitzers.
Obwohl Sie noch jung sind und naturgemäss nicht so viele Arbeiten ausweisen können : Hat sich seit der « Entdeckung » des Entwurfs in jenem weg weisenden vierten Semester eine bestimmte Haltung herauskristallisiert ? Dass ein Bau aus einem Bedürfnis für einen Raum entsteht und dass ich genau hinschauen muss, ob sich dieser Ort auch dazu eignet. Ich lasse mich von verschiedenen Faktoren leiten, von der direkten Inspiration am Ort, der gebauten Umgebung und somit der Frage, wie meine Vorgänger damit umgegangen sind. Dann suche ich natürlich auch nach Referenzen in der Architekturgeschichte, die bis zu Vitruv zurückreichen können.
Larissa Cavegn wurde 1994 geboren und wuchs in Lachen SZ auf, wo sie auch zur Schule ging. Die letzten
Gibt es auch Referenzen zur neueren oder
zwei Schuljahre besuchte sie das Theresianum in Ingen-
aktuellen Architektur ?
bohl SZ. Danach machte sie eine Lehre als Zeichnerin
Mit Blick auf die Moderne zentral sind für mich die Arbeiten
Fachrichtung Architektur mit Berufsmatura, die sie 2014
von Mies van der Rohe. Unglaublich, was er zu seiner Zeit
mit Auszeichnung abschloss. Geplant war, dass Larissa
und unter jenen Bedingungen geschaffen hat ! Was die
Cavegn Bauphysik studiert und danach die väterliche
zeitgenössische Architektur betrifft, stecke ich mit meinem
Akustikfirma übernimmt. Doch es kam anders. Noch
Wohn- und Arbeitsort Chur ja mitten in einem Mekka. Umge-
während ihres Studiums an der HTW in Chur entschied
ben von Zumthor, Rudolf und Valerio Olgiati, Hans-Jörg Ruch,
sich Larissa Cavegn für die Architektur. 2018 schloss sie
Capaul & Blumenthal, Bernardo Bader, alle Arbeiten dieser
ihre Ausbildung – mit Auszeichnung für ihren Diplom
Architekten haben auf irgendeine Weise einen Einfluss – und
entwurf – mit einem Bachelor ab. Seit April 2019 arbeitet
dann natürlich Robert Albertin ! Ich würde ja nicht in seinem
Larissa Cavegn als Architektin und Projektleiterin bei
Büro arbeiten, wenn ich seine Arbeit nicht bewundern und
Albertin Partner Architekten in Chur.
schätzen würde . . . ( lacht )
45
650 KILO BUTTER UND EIN INTARSIENSCHRANK AUS DEM 17. JAHRHUNDERT. Text : Stephanie Rebonati
Bilder : Filipa Peixeiro
Im Oberengadin steht ein 163-jähriges Grand Hotel, das den Wintertourismus erfunden hat. Pro Wintersaison verkauft es 2806 Pizzen und engagiert zwei Floristinnen, die wÜchentlich 200 Blumenarrangements gestalten. Vor genau 140 Jahren
brannte im Kulm St. Moritz auch das erste elektrische Licht der Schweiz. Eine Liste mit bedeutsamen Belanglosigkeiten.
Das Hotel führt 30 Teesorten im Angebot.
Im Festsaal West steht ein Intarsienschrank aus Holz mit Elfenbeineinlagen aus dem 17. Jahrhundert. Er misst 231 x 150 x 58 Zentimeter, stammt aus italienischer Manufaktur und ist kunstvoll dekoriert mit floralen Motiven, Engeln, Faunen und Allegorien im Renaissancestil.
Maria und Andrea ( als italienischer Männername ) sind die häufigsten Vornamen der Angestellten.
Das Club-Sandwich mit Pommes frites kostet 35 Franken.
Die Gebäude des Hotels – den Ur-, Mittel- und Neukulm – sind nur über das Erdgeschoss und den ersten Stock miteinander verbunden.
Die italienische Komödie « A Natale mi sposo » wurde 2010 im Kulm gedreht. Sie dauert 97 Minuten. George Clooneys Exfreundin Elisabetta Canalis mimt die Hochzeitsplanerin Paloma.
Das Kulm wird von zwei Familien geprägt. 1887 fügte der Bündner Architekt Nicolaus Hartmann senior den Mittelkulm an, 1911 baute sein Sohn Nicolaus Hartmann junior den Neukulm ( die künstlerische Ausstattung des Neukulms bestand vor allem aus Deckenstuckaturen, Holzgeländern, Heizungsgittern und schmiedeeisernen Lampen mit Glasperlen ). Heinz Hunkeler senior ( er begann als Kochlehrling im Kulm ) stieg 1972 zum Direktor auf und blieb es bis Mai 2002 , seit April 2013 führen sein Sohn Heinz Hunkeler junior und dessen
Um 1900 zierten ausgestopfte Tiere wie ein Steinadler samt
Frau Jenny das Hotel. Hunkeler junior ist kurz vor der Ski-WM
Horst, eine Gämse, Eulen und ein Arrangement von Alpen-
1974 zur Welt gekommen.
pflanzen die Eingangshalle.
Im Kulm wurden 1928 und 1948 die Olympischen Winterspie-
Die
le eröffnet.
von der britischen Marke Asprey London, die 1781 in
Pflegeprodukte
in
allen
Gästezimmern
stammen
Surrey gegründet wurde und sich auch auf Schmuck, LederIm Sommer 2015 waren in den 132 Zimmern, 24 Junior-Suiten,
waren und Möbel spezialisiert hat. 1973 wurde Asprey damit
6 Suiten und in den öffentlichen Räumlichkeiten insgesamt
beauftragt, ein Schachspiel für Ringo Starrs Geburtstag zu
4200 LED-Glühbirnen und 400 Telefone in Betrieb.
fertigen.
Aktuell zählt das Kulm 121 Zimmer und 43 Suiten.
The Pizzeria ( Dresscode : smart casual ) verkauft im Winter pro Abend ca. 23 Pizzen. Das sind 2806 in der Saison, die
Das Hotelgeschirr besteht aus 9000 Gabeln, Messern und
122 Tage zählt. Pizza Margherita ist die meistbestellte Pizza.
Löffeln aus Silber, 15 000 Porzellantellern, 5500 Wein- und
Auch das klassische Vitello tonnato sowie die frittierten
10 000 Wassergläsern.
Calamari und Riesenkrevetten sind äusserst beliebt.
48
CUBATURA_LIVING
Im Herbst 1864 ging Gründer und Hotelpionier Johannes
weil Glühlampen noch unbekannt waren, erzeugten Bogen-
Badrutt mit englischen Gästen eine Wette ein. Der Hotelier
lampen des Systems Jablochkoff das Licht. Gemäss dem
behauptete, dass es ihnen auch im Winter gefallen würde.
schweizerischen Telefonmuseum TELEPHONICA in Islikon TG
Bis anhin hatte man den Kurort nur in den Sommermonaten
kostete die Anlage rund 18 000 Franken. Badrutt installierte
aufgesucht. Badrutt bot den Engländern einen kostenlosen
neben die russenden Petroleumlampen im Speisesaal die
Aufenthalt, sollte er Unrecht behalten. Tat er nicht. Der Win-
neuen Bogenlampen und versah den Platz vor dem Hotel
tertourismus war geboren.
mit einem Kandelaber mit elektrischem Licht.
Das Hotel hat eine Länge von 400 Metern.
Im Winter arbeiten 28 Zimmermädchen im Kulm. Im Sommer sind es 17. Alle männlichen Mitarbeiter im Housekeeping
2012 wurde der Wellness-Bereich für 17 Millionen Schweizer
sind sogenannte Etagenportiers.
Franken renoviert. Das Spa verfolgt ein sogenanntes « DreiSäulen-Konzept », das sich mit Entspannung, Entschlackung
Ca. 50 Prozent der Gäste sind Stammgäste.
und Regeneration befasst. In der Altitude Bar hängen drei Werke von Gavin Turk, geboIm Juli 1879 leuchtete im Speisesaal des Hotels das erste
ren 1967 . Eins zeigt Andy Warhols Konterfei. Turk ist Bildhauer
elektrische Licht der Schweiz. In der Literatur tauchen dafür
und Installationskünstler und wird zu den « Young British
zwei mögliche Daten auf : der 15. oder 18. Juli. Badrutt hatte
Artists » gezählt. Auch Damien Hirst und Jenny Saville werden
1878 die Weltausstellung in Paris besucht, wo er auf die neue
den YBA kunsthistorisch zugeteilt.
elektrische Beleuchtungsanlage eines Pariser Feinmecha nikers gestossen war, eine kleine Vier-PS-Wechselstrom-
Der Kaffee stammt aus Brasilien, Indien und Indonesien. Die
Dynamomaschine, die einige Bogenlampen zum Leuchten
Kaffeesorten werden im Engadin durch das Delikatessen
brachte. Zurück in der Schweiz liess er durch die Firma Stirne-
geschäft Glattfelder gemischt, eine St. Moritzer Institution, die
mann & Co. aus Zürich in seiner Schreinerei ein solches Licht-
seit den 1970er-Jahren auf Kaffee, Tee und Kaviar spezialisiert
werk bauen. Der Brattasbach lieferte die Wasserkraft und
ist. Die Familienfirma wird in dritter Generation geführt.
49
Für die Sommersaison 1877 liess Johannes Badrutt in der
« Concierge des Jahres » gewählt. Das « absolute Highlight »
Empfangshalle eine neue Rezeption bauen. Der neue
seiner Karriere sei 1985 das 100. Jubiläum des Cresta-Bob-
Concierge hiess Ezio Torriani. Er war ein begnadeter Sänger,
Runs gewesen, für welches der britische Adel angereist war
der bei jeder Gelegenheit seine romanischen Lieder durch
( die Briten haben den Sport erfunden ). Die lustigste Angele-
das Grand Hotel ertönen liess.
genheit, die Martocchi in den ganzen Jahren in die Wege leiten musste, war das Einfliegen von Lieblingswürsten eines
Zum Start der letzten Wintersaison präsentierte das Kulm
Gastes mittels Privatjet.
40 neu gestaltete Zimmer und Suiten – vom französischen
Innenarchitekten Pierre-Yves Rochon entworfen, der auf
Die 175 Quadratmeter grosse Suite ist im Winter fast
Taupe, Beige und Grau setzte, « wobei sattes Blau und wahl
immer ausgebucht. Sie ist ab 4000 .– Franken pro Nacht zu
weise Bordeaux Akzente setzen ». Die neuen Räume, alle-
haben. Als St. Moritz im Jahre 1889 das erste öffentliche
samt im Gebäudeteil Mittelkulm, wurden mit lokalem
Telefonnetz mit 24 lokalen Verbindungen erhielt, war das
Arvenholz ausgestattet. Es handelt sich um die grösste Zim-
Engadiner Kulm einer der ersten Abonnenten. Doch bereits
merrenovation seit Hotelbestehen.
1879
hatte
Badrutt
eine
direkte
Telefonverbindung
zwischen dem Kulm und der Ärztepraxis in St. Moritz Bad einGiacomo Gaffuri, Hotelelektriker und Aufseher der Sport-
gerichtet, die übrigens seinem Schwager Dr. Peter R. Berry
plätze, kam als 15 -Jähriger ins Kulm und blieb bis zu seinem
gehörte. Badrutt hatte 1878 an der Weltausstellung in
Tod 1963 im Alter von 97 Jahren.
Paris mit dem neuen Telefon von Alexander Graham Bell Bekanntschaft gemacht. Übrigens wurde an jener Welt
Barbara Knies und Esther Biedermann sind die Dienstälte-
ausstellung auch der fertige Kopf der Freiheitsstatue aus
sten im Kulm. Senior-Gouvernante Knies arbeitet seit 46 ,
gestellt.
Biedermann, früher Chef de Réception, heute Rooms Division & Buchhaltung, seit 42 Jahren im Haus.
Um die kleinen Gäste zu unterhalten, wurde das « V.I.K. Programm » konzipiert : Very Important Kids.
Im September 2018 ging Chef-Concierge Silvio Martocchi nach 44 Jahren in Rente. 1947 kam der gebürtige Norditalie-
650 Kilo Butter werden in einer Wintersaison im Grand Re-
ner als Bellboy ins Kulm, 2010 wurde er von der Bilanz zum
staurant verarbeitet.
50
CUBATURA_LIVING
Die Lobby wurde vom italienischen Innenarchitekten Renzo
In der Pressemappe trifft man auf Seite elf auf folgenden
Mongiardino eingerichtet. Er arbeitete auch für Onassis,
Satz : « Damit die Mütter im Urlaub und nach der Ankunft zu
die Rothschilds und für Versace. In den 1990er-Jahren über-
Hause nicht waschen müssen, ist auch der Wäscheservice
zog er die Syenitsäulen der Lobby mit einem handbedruck-
während des gesamten Aufenthaltes für Kinder bis zwölf
ten Leinen-Seiden-Gemisch, das Blumen und andere Orna-
Jahre kostenlos. »
mente zeigt. Das Personal stammt aus 20 Nationen : Griechenland, Italien, 2015 wurde für eine russische Hochzeit der Festsaal mit
Schweiz, Deutschland, Spanien, Österreich, Neuseeland, Por-
12 000 weissen Rosen und 700 Bünden Efeu dekoriert. Zwölf
tugal, Slowakei, Rumänien, Ungarn, Frankreich, Holland, Lett-
Floristinnen arbeiteten fünf Tage lang daran.
land, Russland, Grossbritannien, Litauen, Schweden, Slowenien, Ukraine. Gesprochen wird hauptsächlich Italienisch.
1876 hiess der Maître d’hôtel Jean-Luc.
Das Grand Hotel ist im Besitz der griechischen Reeder-DynaIm 20 Meter langen Schwimmbecken ( 29 Grad warm ) im
stie Niarchos. Die Familie ist der grösste private Grundbesit-
Spa-Bereich des Hotels spielt Unterwassermusik. Der Sauna-
zer in St. Moritz.
und Poolbereich kann zudem ab 20.30 Uhr ab 600 Franken privat gebucht werden.
Gästen wird eine Auswahl von acht Gesundheitskissen geboten. Sana vital ( sein Geheimnis ist der Drei -Lage-Kern,
In der Wintersaison, von Anfang Dezember bis April, pflegen
bestehend aus einer weichen und einer stützkräftigen Seite
zwei eigens dafür angestellte Floristinnen die 200 Orchideen
mit zwei verschieden hohen Wellen ) und Sana sleep ( bietet
und gestalten wöchentlich 200 grössere und kleinere Blu-
speziell im sensiblen Nackenbereich ein Höchstmass an
menarrangements für die Dekoration der Anreisezimmer,
Entspannung und Liegekomfort ) sind die beliebtesten.
Restaurants und öffentlichen Bereiche. Das Blumenmotto
Das Hotel hat auch Chriesisteisäckli und Arvenkissen im
wechselt wöchentlich.
Angebot. Letztere sollen das Schnarchen einschränken.
In der Sunny Bar, der ältesten Sportbar der Schweiz, hing
1856 erwarben Johannes und Maria Badrutt die Zwölf -
bis vor Kurzem an der Bilderwand ein Rahmen mit grau
Zimmer-Pension « Faller », eine der frühesten Fremdenpensi-
melierten Barthaaren. Wem sie gehörten, weiss niemand.
onen von St. Moritz-Dorf, für 28 500 Franken. Ihr « Engadiner
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CUBATURA_LIVING
Kulm » wurde das erste Hotel in St. Moritz. 1886 folgten der
ToddC : You will love it.
Bau des Westflügels sowie der ersten Hotellobby.
Vacation028 : Stunning, literally
2016 wurden acht, 2017 neun und 2018 zehn Hochzeiten im
Das Kulm befindet sich auf 1856 Meter über Meer. Die Zahl
Kulm gefeiert.
entspricht dem Gründungsjahr des Hotels.
Das Hauptrestaurant des Kulms heisst Grand Restaurant, hier
In der Stüva Johannes Badrutt mitsamt Originaleinrichtung
wird gefrühstückt und abends ein Sechs -Gang-Menü auf
aus dem Jahre 1856 werden Private Dinings für zwei bis
getischt ( Dresscode : elegant ). Im The K ( Dresscode : smart
maximal zehn Gäste angeboten.
elegant ) kocht der 44- jährige deutsche Koch Tim Raue ( 19 GaultM illau-Punkte und 2 Michelin-Sterne ). Die zwei meist-
Vom 23. bis 25. Februar dieses Jahres fand in St. Moritz die
bestellten Gerichte im The K sind derzeit Ikarimi-Lachs mit
Polterfeier von Akash Ambani und Shloka Mehta statt. Am-
Tomate und Sternanis sowie Wasabi Rock Lobster mit
bani ist der Sohn des reichsten Mannes in Asien, Petroche-
Mango und Nuoc Mam, einer vietnamesischen Fischsauce.
mie-Unternehmer Mukesh Ambani, und der Vater der Braut
Der Begriff Ikarimi stammt aus dem Japanischen und be-
ist einer der grössten Diamantenhändler der Welt. Ein Teil
deutet festes Fleisch. Der Lachs, der aus einer norwegischen
der Festivitäten fand im Kulm statt, wo für die Dekoration
Aquakultur stammt, wird vor dem Schlachten auf zwei Grad
15 000 Blumen eingesetzt wurden.
Celsius heruntergekühlt, um den Stress des Tieres einzudämmen – das Filet gewinne dadurch an Farbe und Geschmack.
Weil das Wetten im Kulm Tradition hat, wurde in der Sommer-
Im Kulm Country Club ( Dresscode : smart casual, übrigens
und Wintersaison 2006 anlässlich des 150. Jubiläums die Akti-
im historischen, von Norman Foster neu gestalteten Eis -
on « Whatever You Like » durchgeführt. Dabei versprach der
pa villon untergebracht ) landet das Beefsteak-Tatar mit
damalige Hoteldirektor Dominique Godat, seinen Gästen
Kartoffelstampf und Whisky-Röstzwiebeln am häufigsten vor
jeden Wunsch zu erfüllen. Klappte es, zahlte der Gast die
den Gästen.
Spesen für die Dienstleistung ( ein Gast trat in einem Musical auf, ein anderer golfte mit Jakob Hlasek ). Klappte es nicht,
Hoteldirektor Heinz E. Hunkeler beantwortet seit Juni 2017
bekam der Gast vom Hotel eine Vergütung geschenkt
die meisten Bewertungen auf TripAdvisor ( bis Redaktions-
( etwa mit damaligem Küchenchef Hans Nussbaumer
schluss waren es insgesamt 821 ) persönlich. Die Titel, welche
am Herd stehen, der 2018 übrigens nach über 25 Kulm-
die Gäste für ihre Feedbacktexte wählen, sind beeindru-
Jahren und 16 GaultMillau-Punkten in den Ruhestand ging ).
ckend.
Gemäss einem Artikel in der Schweizer Illustrierten vom 24. Juli 2006 machte Godat damals vor allem eine Wette zu
BrendanK : An oasis from all your troubles
schaffen : Ein Gast wollte als Tramchauffeuse das Märlitram
JohanFromBelgium : « The Shining » in Switzerland
in Zürich fahren.
CBKK : Soso Vulpes69 : Thank You . . . !!!!
Die aktuelle Sommersaison ging am 1. September zu Ende.
OmarN : Celebrated my wife’s birthday
Ab dem 6. Dezember ist wieder offen.
HermesGoddess : Step in and leave it all behind AlexS: Feeling like a King VIDAMID : HANDS DOWN, THE BEST HOTEL IN THE WORLD – AND I HAVE SEEN THEM ALL Watty0407 : Drinks MelbourneWoody : Stay there for the outdoor heated horizon pool. Nyer_9 : Faded Glory Gtahir : Charming but No AC Mepy : Not a pleasant statement Rascalsmum : Unfortunately a wedding
53
ALT & NEU.. ZUSAMMENGEFUHRT. Text : Maya Höneisen
Bilder : Ralph Feiner
Ein historisches Gebäude mit einem Neubau zu erweitern, verlangt Fingerspitzengefühl. Beim « Oberen Sprecherhaus » in Jenins ist die Ergänzung gelungen.
Jenins : ein kleines, traditionelles Weinbaudorf mit alten
Wichtig war der Schutz
Häusern und engen verwinkelten Gassen in der Bündner
Geplant war, die schlechten sanitären Anlagen und die
Herrschaft. Schon von der Zufahrtsstrasse her fällt der Turm
kaum mehr nutzbare Küche des Sprecherhauses zu erset-
des historischen Oberen Sprecherhauses am nordöstlichen
zen. Dies aber nicht im historischen Haus selbst, sondern in
Siedlungsrand des bäuerlich geprägten Oberdorfes auf.
einem Anbau. Im Einverständnis mit der Denkmalpflege wur-
Das herrschaftliche Haus brauchte eine sanfte Restaurie-
de diese Idee realisiert. Im nordseitigen Anbau, der gleich-
rung. Zudem hegten die heutigen Besitzer, Thomas und
zeitig der Erschliessung des Liftes dient, sind heute eine zeit-
Dorothée Hattich, den Wunsch, das Anwesen mit einem
gemässe Küche und neue sanitäre Anlagen untergebracht.
Neubau zu erweitern. Eine grosse Herausforderung für das
Diese Lösung erlaubte, die Originalsubstanz des Sprecher-
beauftragte Architekturbüro Albertin Partner Architekten in
hauses möglichst wenig zu tangieren. Die barocken Stucka-
Chur. Denn das Haus ist als Baudenkmal zweifelsohne von
turen und Arventäfer, Steinplattenböden, Wachstuchtape-
regionalhistorischer Bedeutung. Eine Sanierung sollte also
ten mit Chinoiserien sowie die Öfen im alten Haus wurden
in respektvollem Umgang mit dem Bestand sein, ein ergän-
belassen. Die Fenster wurden möglichst originalgetreu
zender Neubau sich zurückhaltend einpassen und zusam-
saniert. Ebenso erhielt das Dachgeschoss eine neue Däm-
men mit dem historischen Gebäude zu einem harmo-
mung. Zusätzlich eingebaut wurde im Erdgeschoss eine
nischen Ensemble verschmelzen.
kleine 2,5 -Zimmer-Ferienwohnung. Was es neu brauchte,
Blick vom alten Anbau zum neuen.
56
CUBATURA_ARCHITEKTUR
Sicht aus dem Obergeschoss auf das Dorf Jenins.
Im Gartenzimmer bleibt der Holzdachstuhl sichtbar.
57
Ins richtige Licht gerückt ...
Foto: Alessandro Fischer
... kommen Formen, Materialien und Farben erst optimal zur Geltung. Wie zum Beispiel in den neuen Büroräumlichkeiten der AFC im Technopark. Seit über 15 Jahren beherrscht Lichtplaner Hermann Werhonig das perfekte Zusammenspiel von Ästhetik, Design, Funktionalität und Architektur. Geben Sie Ihren Räumlichkeiten einen unverwechselbaren Charakter – mit dem richtigen Licht. Hermann Werhonig, Lichtdesign & Planung GmbH Bruggerstrasse 37, CH-5400 Baden T 056 210 45 06, www.hermann-werhonig.ch
CUBATURA_ARCHITEKTUR
In der Stube mit barockem Arventäfer steht ein bemalter Steckborner Turmofen.
wurde also im Anbau untergebracht, das alte Haus nur mini-
Planung probierten wir verschiedenste Positionen für diesen
mal energetisch saniert.
Bau aus. Schliesslich haben wir uns dann zusammen mit der Bauherrschaft dazu entschieden, das alte Ofenhaus mit
Historisches gibt den Rahmen
dem Torbogen zum Sprecherhaus, den Turm und die histo-
Um Raum zu schaffen für den Neubau auf der Nordseite
rische Mauer als rahmengebend einzusetzen. Somit war
gegen die offene Landschaft hin, wurden ein altes Wasch-
auch klar, wie das neue Haus stehen musste, damit Alt und
haus sowie – wiederum im Einverständnis mit der Denk
Neu zu einem Ensemble zusammenfanden », erklärt Robert
malpflege – der Torkel zurückgebaut. Letzterer hatte in
Albertin.
den 70 er-Jahren des letzten Jahrhunderts einen nicht zum Ensemble passenden Umbau erfahren, der sich in dieser
Betrachtet man die Architektur im historischen Dorf, erkennt
Form nicht integrieren liess.
man eine etwas schmalere hochkantigere Bauweise der Häuser. Angelehnt daran war die weitere Idee also, kleine
Auflage der Eigentümer für den Neubau waren drei Woh-
Satteldachvolumen einzusetzen. « Wir wollten einen Neubau
nungen für die Mitfinanzierung des alten Hauses. « In der
mit möglichst kleinem Volumen, um dem alten Teil Gewicht
59
zu geben », hält Albertin fest. Auch war dem Architekten
aufzunehmen und gegenüber dem Sprecherhaus zurück-
wichtig, zwischen Sprecherhaus und Neubau einen gepflä-
haltend zu bleiben. Verwendet wurde zwei Zentimeter
sterten Innenhof entstehen zu lassen, den man durch das
dicker Kratzputz – aufgetragen auf ein Einsteinmauerwerk –
Tor betritt, ähnlich einer alten Gasse. Kleine angebaute
mit unterschiedlicher Körnigkeit. Unter den Putz wurde
Balkone geben den Blick in diesen gemeinschaftlich nutz-
Quarzsand gemischt, der differenziert mit Licht und Schat-
baren Raum frei. Die Tiefgarage, die über das Untergeschoss
ten spielt. Gedeckt wurde das Haus mit Dachziegeln, wie
an das Sprecherhaus andockt, ist über eine schmale Seiten-
andere Häuser im Dorfkern auch. Auf Wunsch der Bauherren
gasse nordseits des Neubaus erreichbar, aus beiden Häu-
wurden im Innenausbau Plattenböden ein gesetzt. In der
sern auch per Lift.
obersten der drei Wohnungen bleibt der Holzdachstuhl eines konventionellen Sparrendaches sichtbar.
Anlehnung an historische Bauweise des Dorfkerns Zurück zur traditionellen Bauweise im Dorf : « Wir haben die
Was die Technik anbelangt, entspricht der Neubau dem
Fenstertypologien übernommen », erklärt Albertin. Das heisst,
Minergie-Standard. Energiequelle ist eine Erdsonde, die
das Architekturbüro entschied sich für Lochfenster. Also
beide Häuser sowie den Anbau bedient. Eine bestehende
keine übergrossen Fensteröffnungen, wie man sie heute
Ölheizung im historischen Haus wurde optimiert, um bei
machen würde, sondern schmale, klassisch zurückversetzte.
tiefen Temperaturen zuheizen zu können. So konnte auch
Um eine moderne Sprache einzubringen, wurden sie raum-
im historischen Teil des Ensembles der Neubaustandard
hoch gestaltet, die Tradition wiederum weiterführend aus
erreicht werden. Auf Solarzellen wurde aus ästhetischen
Holz. Auch die Loggien im Anbau und im Neubau lehnen
Gründen verzichtet.
sich an Traditionen der historischen Bauweise im Dorfkern von Jenins an.
Innerhalb
der
fünf
Jahre
Planungs-
und
Bauzeit
ist
ein stimmiges Ensemble entstanden. Einerseits greifen Alt In der Materialisierung wurde mit einem sehr aufwendigen
und Neu ineinander und bilden eine räumliche Einheit.
Putz gearbeitet, um die Sensibilität mit der Umgebung
Anderseits bleibt beides klar ablesbar. Immer aber wirken
Kleine angebaute Balkone geben den Blick in den gepflästerten Innenhof frei.
60
CUBATURA_ARCHITEKTUR
Anbau als auch Neubau zurückhaltend und lassen dem
IN KOOPERATION MIT :
historischen Teil genügend Raum. Robert Albertin ist zufrieden mit dem Ergebnis : « Im Ganzen ist es eine runde Geschichte geworden, die einfach sehr, sehr viel Zeit brauchte. »
Camastral Bedachungen 7203 Trimmis
CB
Camastral Bedachungen GmbH Salietstrasse 10 7203 Trimmis 081 353 80 70
www.camastral.ch Der Bauherr des ursprünglichen herrschaftlichen Oberen Sprecherhauses in Jenins mit dem markanten Turm, Torkel, Backhaus und dem gegenüberliegenden Barockgarten ist unbekannt. Gesichert ist hingegen, dass das Anwesen im Jahr 1744 in den Besitz von Johann Baptista von Tscharner (1722 – 1806 ) gelangte. Das war ein Jahr vor dem grossen Dorfbrand, dem nicht nur das ganze Dorf zum Opfer fiel. Auch das prächtige Anwesen des
HUBER AG
neuen Eigentümers brannte bis auf die Grundmauern
Bahnhofstrasse 3
nieder. Wie das ganze Dorf wurde es in der Rekordzeit
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von zwei Jahren wieder aufgebaut. Sowohl der Dach-
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stuhl als auch die Täfer- und Stuckarbeiten der oberen
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Geschosse stammen aus der Zeit kurz nach dem Brand. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts diente
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das Haus für kurze Zeit als Privatschule. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bauten die Besitzer eine kleine Sticke-
SCHNEIDER OFENBAU CHEMINÉEBAU PLATTENBELÄGE
reifabrik an den Torkel an. Um 1920 gelangte es durch Heirat an Hermann Kellenberger, der das Gebäude sukzessive restaurierte und unter anderem auch die
Schneider AG
Gewölbesäle im Erdgeschoss zu Wohnraum umnutzte.
Badriebstrasse 3
Die heutige Besitzerin, Dorothée Hattich, stammt aus der
7310 Bad Ragaz
Familie Kellenberger.
081 302 13 37
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Bauherr : Familie Hattich, Lutry Architekt ur & Bauberatung : Albertin Partner Architekten, Chur Architekten FH | SIA | SWB | FSU Planungsbeginn : 2013 Baubeginn : Herbst 2016 Bezug : Frühling 2018 Wohnungsgrössen Neubau : 122 m2
UB-BAUQUALITY
Wohnungsgrössen Altbau/Anbau :
Aspermont 15, Postfach 155
177 m 2 / EG-Wohnung : 102 m 2
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SCHWEISSTREIBENDE .. SCHONHEITEN. Ob bei Pro Terra Engiadina oder bei Pro Natura, ob im Parc Ela oder im Naturpark Beverin : Trockenmauern gehören inzwischen zum Portfolio der landschaftlichen Schönheit und gelten als beliebte Fotomotive für Wanderer und Feriengäste.
Text : Fridolin Jakober
Bilder : Alice Das Neves
CUBATURA_NISCHENHANDWERK
« Trockenmauern sind » – so steht es in der Regierungsmittei-
die Jahrzehnte das Leben ein. Wer den historischen Wegen
lung vom 28. Mai 2015 – « in vielen Regionen Graubündens
über den Septimerpass oder den Splügenpass folgt, dem
als Grenz- und Stützmauern wichtige Zeugen einer traditio-
begegnen Trockenmauern auf Schritt und Tritt. Sie sind aus
nellen Bewirtschaftung. » Auch für die Landschaft und insbe-
jenen Steinen gebaut, die man vor Ort finden und bearbei-
sondere für die Ökologie haben sie eine hohe Bedeutung,
ten konnte. Ja, die einfachsten von ihnen bestehen im Grun-
denn sie sind im wahrsten Sinne des Wortes ein Lebensraum
de aus einem Wall von Lesesteinen, die man aus Weiden
für Pflanzen und Tiere. Von Algen, Moosen und Flechten über
und Wiesen entfernte und am Rand des Grundstückes als
Mauerpflanzen
Begrenzung aufschichtete.
bis
zu
Würmern, Spinnen, Schnecken,
Fröschen, Reptilien, Igeln, Vögeln und Mardern – in Trockenmauern wimmelt es von Leben. Denn weil sie ohne Binde-
Beiträge gesprochen
mittel erbaut werden und ihre Steine nicht mit Kalkmörtel,
Aus diesem Grund spricht die Regierung Kantonsbeiträge
Zement oder Ähnlichem ausgefugt sind, können Lebewesen
zur Renovation von Trockenmauern, denn es geht darum,
die Ritzen und Nischen in, vor und hinter Trockenmauern
schutzwürdige Landschaften und Biotope zu erhalten, öko-
besiedeln. Im Übergang zwischen Erde und Stein zieht über
logisch aufzuwerten, wiederherzustellen und zu pflegen –
Das Gerüst definiert die Form der Mauer, das Spitzeisen die Passform der Steine.
63
64
CUBATURA_NISCHENHANDWERK
das ist ein zentrales Anliegen der kantonalen Natur- und Heimatschutzgesetzgebung. 2015 etwa sprach die Regierung dafür einen Kantonsbeitrag über 321 270 Franken aus dem Landeslotterie-Fonds für die Renovation von Trockenmauern in Andeer, Arosa, Bergün, Bregaglia, Brusio, CastiWergenstein, Chur, Domleschg, Jenins, Poschiavo, Sta. Maria i. C., Scuol, Tamins, Vals und Zernez, der Bund steuerte selbst auch noch mal so viel dazu bei.
Helfende Hände Doch mit dem Beitrag ist es nicht getan – denn Trocken mauern verlangen vor allem eines : Geduldige und kräftige Arme, die sie wieder aufbauen, und Praktiker, die sich mit dem Mauerbau auskennen. Das ist nicht so selbstverständlich, wie es tönen mag. Ende des letzten Jahrhunderts waren die jahrtausendealten « Kenntnisse und Techniken des Trockenmauerbaus » beinahe in Vergessenheit geraten.
Deshalb hat sich die Stiftung Umwelteinsatz als Kompetenz zentrum für den Trockenmauerbau in der Schweiz dafür starkgemacht, dass der Trockenmauerbau in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen wird. Seit 1994 wurden im Rahmen verschiedener Projekte dieser Stiftung in der Schweiz mehr als 43 000 Quadratmeter Trockenmauern gebaut, viele davon in Graubünden. Allein 2019 wurden in Ramosch, Susch, Sent, Bergün, Castasegna,
Casaccia, Guarda, Müstair, Zillis-Reischen und am Septimerpass von Zivildienstleistenden, freiwilligen Erwachsenen und teilweise auch mit Jugendlichen Trockenmauern gebaut oder wieder instand gestellt. Was dabei mit Freiwilligen in
TROCKENMAUERN verlangen vor allem eines : Geduldige und kräftige Arme, die sie wieder aufbauen, und Praktiker, die sich mit dem Mauerbau auskennen.
der Region erstellt wird, schafft Wohlwollen, und es wirkt in die Öffentlichkeit. Als starkes Zeichen dafür, dass die BevölBehauen, einpassen, überprüfen : Damit jeder
kerung die Landwirtschaft mitträgt, aber auch als Motor für
Stein ohne Mörtel sauber aufliegt.
sanften Tourismus.
65
Motiviert
zu besuchen. Sei es an Terrassen im Rebberg, am Bahn
Unter der Anleitung von erfahrenen Baustellenleitern der
trassee, an Kommerzialstrassen über die Alpenpässe oder
Stiftung Umwelteinsatz arbeiten Freiwillige – im Durchschnitt
an Weidemauern.
neun bis zehn Teilnehmer / -innen – jeweils eine Woche lang an einer Mauer. Männer und Frauen. Sie wohnen zusammen,
Der Mauerbau
kochen zusammen, leben zusammen. So schreibt etwa
Je nach Steilheit des Hanges und Beschaffenheit des Boden
Bloggerin Kristina, die zusammen mit ihrer Freundin in Zillis-
wird die Mauer anders gebaut. Besonders auffällig sind frei-
Reischen an der Mauer arbeitete : « Wir Laien brauchen zum
stehende Mauern, doch ebenso häufig werden Trocken-
Trockenmauerbauen vor allem eines: Geduld ! Geduld zum
mauern zum Abstützen des Geländes gebaut. Mit dieser
Steinefinden, zum Steinesetzen, zum Steinebearbeiten, zum
traditionellen Bautechnik lassen sich Mauern von zirka 50 cm
Optimieren, zum nochmaligen Bearbeiten. » In den vier
bis zu 5 m Höhe erstellen. Hier spielen viele Faktoren mit –
Arbeitstagen habe sie zusammen mit ihrer Freundin ein
von der Möglichkeit zur Entwässerung über die Exposition
Mauerstück von 1,2 m Höhe und 1,5 m Breite geschafft. Sie reiht sich damit ein in eine Tradition von Bauleuten, die seit Jahrtausenden an Trockenmauern gebaut haben. Das schweisst zusammen und hat eine grosse Strahlkraft. Denn
TRADITIONELLE BAUTECHNIK :
viele dieser Freiwilligen und Zivildienstleistenden vernetzen
Damit lassen sich Mauern von zirka 50 cm
sich untereinander und kehren immer wieder zurück, um
bis zu 5 m Höhe erstellen.
ihr gemeinsames Werk auch mit einem gewissen Stolz
Arbeiten an der Mauerbasis und der Hintermauerung.
66
CUBATURA_NISCHENHANDWERK
der Mauer und damit ihre Erwärmung im Tagesgang bis zur
zwar so, dass sie sich dem Anzug der Mauer anpassen. Für
Bautechnik der Region und zum Naturraum gilt es alles zu
einen Quadratmeter Ansichtsfläche einer Mauer braucht
beachten. Ein Fundament auf dem gewachsenen Terrain
es etwa eine Tonne Steine unterschiedlicher Grösse, pro Tag
oder auf dem Fels trägt die Mauer. Mit einem Schnurgerüst
können bis zu zwei Quadratmeter gebaut werden. Doch
wird die Form der Mauer definiert ; wird eine Stützmauer
wo auch immer die Mauern gebaut werden, sie sind das
gebaut, so wird die Mauer oben mit zirka 15 % Anzug
Ergebnis von schweisstreibendem Teamwork und zeugen –
gebaut, während der hangseitige Teil je nach Lage noch
gerade in Landschaftsparks – vom Willen zur Erhaltung der
hintermauert und filterstabil entwässert wird. Bei der freiste-
traditionellen Kulturlandschaft. Ein Glück, dass diese alten
henden Mauer werden grosse, flache und gleich hohe
Steinkunstwerke heute die Beachtung bekommen, die
Fundamentsteine von beiden Seiten entlang der Maurer-
sie verdienen. Dafür sorgt mit vielen anderen Interessens-
schnur mit Neigung zur Mitte gelegt und die Zwischenräume
gruppen vor allem die Stiftung Umwelteinsatz, die mit ihren
mit kleinen Steinen sorgfältig aufgefüllt, beim Bau einer
Projekten gleichzeitig aktive Ferienaufenthalte in Graubün-
Stützmauer kommen die Fundamentsteine leicht nach
den vermittelt.
innen geneigt zu liegen. Danach wird so gemauert, dass die Steine mindestens an drei Auflagepunkten fixiert sind und
Mehr Informationen : www.umwelteinsatz.ch
die Hohlräume ausgefüllt sind. Pro Quadratmeter werden ein bis zwei lange Bindersteine eingebaut, was die Mauer stabilisiert. Die Mauerköpfe werden je nach Lage mit Querund Längslagen hochgezogen, die Ecken geflochten, und
Mit sauberem Anzug und harmonischer Krümmung : Diese Trockenmauer gehört zur Landschaft von Zillis-Reischen.
67
Wenn es ein Bündner Fenster sein soll.
TH F
Für atemberaubende Aussichten braucht es Fenster aus Graubünden. Seit 1975 fertigen wir in Tiefencastel mit fachmännischem Wissen, innovativer Technik und qualitätsbewusstem Handwerk langlebige Fenster. Vom Ausmass bis zum Einbau. Und schon kann die Bündner Bergnatur gesund, frisch und wohltuend ins Haus kommen.
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CUBATURA_AUFGEFALLEN ZIZERS : DAS FEUER ENTFACHEN. Wie fast alle, die einen swissfirecube in ihrer Wohnung haben, wissen auch die Eigentümer dieser Privatwohnung in Zizers wenig über den Rauchrohrdurchmesser, den Verbrennungsluftanschluss, die Leistung oder das Gewicht ihres « Schweizer Feuerwürfels ». Was sie sehen, das ist das edel verarbeitete Schwarzmetall, das sich harmonisch in die Wohnlandschaft einfügt.
Text : Fridolin Jakober
Bilder : Alice Das Neves
Aus einer handverlesenen Stahlplatte wurde ihr Cheminée als Unikat hergestellt, wenn das Feuer darin brennt, bringt es auf der dunkelbläulichen Oberfläche wunderschöne Schattierungen hervor. Die elegante Feuerstelle mit der hochschiebbaren Tür verbreitet dann Behaglichkeit und Wärme im Raum, wenn sie es wollen. Brennholz bezieht die Familie direkt vor Ort bei einem Bauern in Zizers. Sauber von der Jungmannschaft geschichtet, wartet es im Fach neben dem swissfirecube auf seinen Einsatz. Ein puristischer Blickfang, der zugleich zeigt : Man lebt hier in den Alpen und mit der Natur. Von mehreren Seiten kann man das Feuer sehen, es bildet an kühlen Herbst- und kalten Wintertagen das warme Zentrum des Wohnraums und kann mit seiner Leistung von 8 bis 14 kW eine wohlige Atmosphäre verbreiten.
Holz wächst nach und leistet als CO2-neutraler Energieträger einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Wenn alle abends nach Hause kommen, liegt ein kleiner Stapel Holz schon bereit. Dann braucht es nur noch ein Streichholz und sie können die Füsse gemütlich hochlegen und sich beim Feuerschein entspannen. Mit dem swissfirecube verwandelt sich jeder Outdoor- oder Indoorbereich in eine Wohlfühloase, die modernes Wohnen mit sicherem, archaischem Feuer gefühl verbindet. Was es dazu braucht, sind hochwertige Materialien, geradliniges Design und Erfahrung. Ob die Passgenauigkeit der Kantenveredelung oder die umfangreichen Qualitätskontrollen – nichts wird hier dem Zufall überlassen. Oder – wie es in der Broschüre über die exklusive Manufakturarbeit geschrieben steht: «Echte Handwerks arbeit, hergestellt mit Leidenschaft zu Feuer und Stahl. »
69
DIGITALES BAUEN VON A BIS Z. Mit dem Neubau des Verwaltungszentrums « sinergia » in Chur leistet der Kanton Pionierarbeit. Von der Planung bis zur Bewirtschaftung setzt er neueste digitale Technologie ein.
Text : Maya Höneisen
Bilder : Hochbauamt Graubünden
CUBATURA_ARCHITEKTUR
Im BIM-Koordinationsmodell sind die verschiedenen Disziplinen zusammengeführt.
In Chur entsteht derzeit eines der digitalsten Gebäude der
gepflegt. Wurden früher Materialien und Anlagen ausge-
Schweiz. In einer Vorreiterrolle setzt der Kanton Graubünden
wählt und erst danach die Wartungspläne erstellt, können
BIM ( Building Information Modeling ) ein. Für die Bewirtschaf-
mit der Anwendung von BIM2FM Wartungspläne direkt aus
tung des neuen Gebäudes wird BIM2FM implementiert. Ein
den Modellinformationen abgeleitet werden. Das Facility-
grosser Schritt, der von der Planung über die Projektierung
Management ist also von Anfang an in den Planungs- und
bis hin zur Bewirtschaftung des Gebäudes auch komplettes
Bauprozess integriert. Für Markus Dünner, Leiter des kanto-
Neuland für das Hochbauamt des Kantons bedeutet.
nalen Hochbauamtes, ist dies enorm wichtig. «Der Betrieb eines Gebäudes muss schon ganz am Anfang und gezielt
Schon seit langem wird von Architekten in der Projektierung
mitgeplant werden, damit man es nach der Erstellung wirt-
von Bauten computerunterstützte Software für dreidimen
schaftlich und effizient betreiben kann », ist er überzeugt.
sional gezeichnete Modelle eingesetzt. Mit der sich zunehmend etablierenden BIM-Methode werden die Modelle
Mit einem Klick
auch für Koordinationsaufgaben und in der Kommunikation
Grundsätzlich fliessen die Daten jeder instandhaltungsrele-
innerhalb des Planungsteams oder mit dem Bauherrn
vanten Anlage in eine für das Hochbauamt spezifisch
genutzt. In der Weiterentwicklung kommt nun die Informa
erstellte strukturierte Baudokumentation ein als Basis für die
tion dazu. Das heisst : Alle relevanten Bauwerksdaten werden digital erfasst und im Modell eingepflegt. Nimmt also zum Beispiel der Architekt oder Planer Änderungen am Modell vor, sind diese für alle am Bau Beteiligten verfügbar.
DER BETRIEB Aus dem Gedanken heraus, dass eine Bauzeit gegenüber ei-
eines Gebäudes muss schon ganz
ner Bewirtschaftungszeit vergleichsweise kurz ist, geht BIM2FM
am Anfang und gezielt mitgeplant werden,
noch einen Schritt weiter. Schon in der Planungsphase wird
damit man es nach der Erstellung
überlegt, wie das zu erstellende Gebäude bewirtschaftet
wirtschaftlich und effizient betreiben kann.
werden soll. Einfach ausgedrückt: Wie wird zum Beispiel der
.. MARKUS DUNNER
eingesetzte Bodenbelag nach Fertigstellung des Hauses
71
Betriebsplanung im CAFM -System. Wobei unterschieden
tätigkeiten durchführen muss. Verantwortlich ist er aber
wird zwischen reinen Baudaten im Sinne einer Projektdoku-
auch für die Reinigung, für seine Mitarbeitenden und für die
mentation, die « eingefroren » werden, und Daten, die sich
Umgebung. Sämtliche Arbeiten können zeitlich geplant und
verändern und im CAFM laufend aktuell gehalten werden.
deren Durchführung kann überwacht werden.
Anlagenspezifische Pläne sind in Dokumenten hinterlegt. Braucht also der Objektbetreuer Informationen, klickt er auf
Die eigentliche Bewirtschaftung passiert also nicht im
die entsprechende Anlage und findet in diesen Doku-
Modell, sondern im CAFM-System. Am Bildschirm hat der
menten alle spezifischen Daten zu Anlage und Hersteller. Um
Objektbetreuer aus den hinterlegten Dokumenten heraus
Fehler möglichst zu minimieren, werden beim Hochbauamt
jeden Raum, jede Nebenfläche, jede Anlage farbig darge-
Graubünden ausschliesslich zwingend notwendige Daten
stellt, damit er genau weiss, wo sich was befindet. Er erhält
erhoben. « Wir wollen keinen einzigen überflüssigen Daten-
von da auch die Information, wann er welche Teile kontrol-
satz in unser CAFM-System übernehmen », erklärt Markus
lieren respektive ersetzen muss. Selbst auf einen allfälligen
Dünner. « Denn schleicht sich auch nur ein kleiner Fehler ein,
Baumschnitt oder eine Entsorgung wird er hingewiesen.
wird die Recherchearbeit danach gross. »
Natürlich gibt es immer Unvorhergesehenes, Störungen oder Alarme bei Brandschutz, Gas oder Heizung. Darauf reagiert
Begleitet und verwaltet werden diese Daten über den
er entweder selbst oder bietet nötigenfalls einen Techniker
ganzen Bauprozess bis in die Bewirtschaftung hinein
auf.
von einem Projektleiter und einem Mitarbeitenden aus dem Facility-Management. Bei « sinergia » sind dies Pascal
Alles in einer Hand
Dietschweiler, BIM-Koordinator / IT-Projektleiter, und Michael
Der Kanton hat nun das Glück, Bauherr, Investor und Betrei-
Huber, Leiter Abteilung Betrieb.
ber zugleich zu sein. Tatsächlich sei das ein grosser Vorteil, erklärt Markus Dünner. « Wir haben vom Portfoliomanage-
Übersicht für den Objektbetreuer
ment übers Baumanagement bis zum Facility-Management
Für den Objektbetreuer vor Ort ergeben sich aus dem CAFM
alles selbst in der Hand. Auch sind wir alle in sämtlichen
klare Wartungen, die möglicherweise auch bereits vom
Bereichen in der Digitalisierung auf gleichem Stand. So funk-
Hersteller vorgegeben sind, die er auf seinem Tablet abrufen
tioniert natürlich alles über alle Schnittstellen hinweg gut. »
kann. Er weiss somit, in welchem Turnus er welche Wartungs-
Zwei oder sogar mehrere Schnittstellen in diese unterschied-
Im BIM-Koordinationsmodell sind auch die
Auf Basis der BIM-Daten wird im Immobilienmanagement-Tool
nötigen Informationen eingeblendet.
die Instandhaltung geplant.
72
CUBATURA_ARCHITEKTUR
lichen Bereiche hinein könnten problematisch sein, meint er.
von BIM seien weiterhin klare Kommunikationswege, gere-
Eine weitere Anforderung sieht Markus Dünner in der Kom-
gelte Prozesse und entsprechende Fachkenntnisse wichtige
patibilität der einzelnen Modelle. « Obwohl sie austauschbar
Voraussetzungen für ein erfolgreiches Projekt. Ein weiterer
sind, harmonieren sie nicht immer reibungslos miteinander»,
kritischer Faktor sei die Kompatibilität der Schnittstellen bei
sagt er. Trotzdem sehen auch grössere Investoren bei pri-
der Software einiger Planer und Architekten. Da gelte es
vaten Bauten respektive Überbauungen natürlich die Vor-
durch Normierung nachzubessern. Für ihn zählt aber auch
teile von BIM2FM . Eine einfachere und kostengünstigere
solches zur Erfahrung für ein nächstes Mal.
Bewirtschaftung stellt für sie einen Mehrwert dar. Die Positionierung am Markt wird damit gestärkt. Ebenso – und das ist
Es stellt sich schliesslich noch die Frage nach der Weiterent-
auch für das Hochbauamt wichtig – wird die ökologische
wicklung von BIM und damit BIM2FM . Wird beides in einer
Nachhaltigkeit sichergestellt. Nebst dem wird mit BIM2FM
Light-Version zum Beispiel auch beim Bau von Einfamilien-
weiterer Nutzen klar sichtbar :
häusern angewendet werden können ? Da ist sich Markus
– Stark reduzierter Aufwand in der Erfassung von
Dünner sicher : « In ein paar Jahren wird das Standard sein. »
FM-relevanten Daten – Frühe Verfügbarkeit von Bauwerksdaten als Grundlage für die Betriebsplanung – Frühe Identifikation der FM-relevanten Bauteile und Anlagen – 3-D-Modelle bilden eine anschauliche und konsistente Entscheidungsgrundlage
Erfahrung aufbauen Bezüglich « sinergia » blickt Markus Dünner auf zwölf Jahre Projektentwicklung zurück. « Wir haben uns in dieser Zeit intensiv mit der Zukunft, dem demografischen Wandel und der Digitalisierung beschäftigt. Gerade Letzterer kann man sich nicht entziehen », erklärt er. Nach vielen Diskussionen hat er mit seinem Team ein erstes Projekt mit BIM angestossen, die nötige Software und eine externe Beratung eingekauft und die Mitarbeitenden geschult. Wobei immer zum Ziel gesetzt wurde, möglichst einfach zu bleiben. Das Risiko,
Kennzahlen « sinergia »
dabei einen Fehler zu machen, sah er als Lernchance.
Bauherrschaft : Kanton Graubünden, vertreten durch
Angefangen hat das Hochbauamt noch vor einer Bau-
das Hochbauamt Graubünden, Chur
werksdokumentation bei einer korrekten und logisch aufge-
Arbeitsplätze : 400 AP ( inkl. Reserve 440 )
bauten Raumnummerierung über alle kantonseigenen
Büroflächen HNF2 : 6600 m 2
Bauten hinweg. Erstellt wurden auch Bauwerksdokumentati-
Stockwerke : 8 Geschosse ( 2 UG, EG, 5 OG )
onen für die Bewirtschaftung. Das heisst, zuerst wurden die
Parkplätze unterirdisch : 105 PP
Strukturen geschaffen, um unter anderem auch Architekten
Aussenparkplätze : 45 PP
und Planer über die Anforderungen informieren zu können.
Fahrräder / Roller gedeckt : 270 PP
Vor drei Jahren fiel dann der endgültige Entscheid zur Umsetzung beim Bau des Verwaltungsgebäudes « sinergia ».
Bauablauf Baubeginn : März 2017
Im März 2017 war Baubeginn. Erste Erfahrungen wertet
Rohbauvollendung : Juli 2018
Markus Dünner positiv. « Im grossen Ganzen funktioniert alles
Aufrichte : September 2018
sehr gut. Wir erreichen eine hohe Qualität bei der Bauwerks-
Baufertigstellung : Dezember 2019
dokumentation und verfügen über eine optimale Basis für
Bezug / Eröffnung : Frühling 2020
das Facility-Management. » Aber auch mit der Anwendung
73
AUF LANGE SICHT .. DIE RICHTIGE LOSUNG. Für Pieder Alig, Chef-Kursleiter des VSSM GR, ist es « ein topmodernes Kurslokal für die künftige Berufsbildung der Schreiner und Zimmerleute ». Die Gewerbeschüler /innen finden hier helle und angenehme Klassenzimmer. Für die Gemeinde Ilanz / Glion ist es ein architektonisch schön gestaltetes Schulgebäude, welches die nötigen Energielabel erfüllt und für die Region Ausbildungsund Arbeitsplätze sichert. Doch für Rico Carigiet, dipl. Architekt ETH SIA, war es die grosse Herausforderung, in einem Feuerwehrdepot von 1977 sowie einem später erstellten Kurslokal alle Anforderungen eines Schulbaus und eines Industriebaus ästhetisch überzeugend unterzubringen, was tatsächlich gelungen ist.
Text : Fridolin Jakober
Bilder : Alice Das Neves
CUBATURA_ARCHITEKTUR
Ausgangslage war ein schadhaftes und sanierungsbedürftiges Gebäude mit Wassereintritt im Untergeschoss, welches zudem – wegen seiner Statik – nicht erdbebensicher war. Der Unterhalt war teuer, die vorhandenen Kurslokalitäten erfüllten die Anforderung an eine zeitgerechte Ausbildung nur noch eingeschränkt. Zudem lag eine Machbarkeits studie vor, welche den Rahmen der Anforderungen und das benötigte Raumprogramm absteckte. Aus Nachhaltigkeitsgründen sollte möglichst mit einheimischem Holz gebaut werden. Da Ilanz Energiestadt ist, wollte man auch beim Energielabel und der Wärmetechnik mit gutem Beispiel vorangehen. Nebst Schulräumen brauchten die Schreiner einen Raum mit Werkbänken und die Zimmerleute eine Abbundhalle mit grossem Tor, Elementbautisch und Hallenkran – und beide benötigten Maschinenräume, wo die Lernenden geschützt vor Lärm und Staub an modernen Holzbearbeitungsmaschinen in überbetrieblichen Kursen praktisch üben können. Auch eine eigene Holzpresse sollte Platz finden, um Holzabschnitte wiederverwerten zu können. Was ebenfalls fehlte, waren Duschen, Nasszellen und Garderoben. Denn wenn Lernende aus der ganzen Region hierher zu überbetrieblichen Kursen oder in die Schule kommen, so müssen sie sich umziehen können – und zwar Männer und Frauen getrennt. Zudem sollte so ein Gebäude ja den « Holzberufen » auch zeigen, wie man es mit Holz machen kann und wie man es gut machen kann.
Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile « Für uns war es eine Aufgabe, die Anforderungen und Bedürfnisse der Mieter und der Bauherrschaft auf einen Nenner zu bringen, und zwar so, dass alles als selbstverständliche Einheit daherkommt », fasst Rico Carigiet zusammen. « Die Anfangsidee war da, aber wir wussten vorerst nicht, wie das Gebäude aussehen sollte. Das Aussehen hat sich entwickelt. Was wir aber wussten : Die Aufgabenstellung war technisch und funktional komplex. » So entwickelte Carigiet Architektur aus der geforderten Funktionalität die Form, die Materialisierung und eine Realisierung, welche die Anforderungen erfüllt. « Was uns half : Es wurde von Beginn weg alles in 3D konstruiert. Das hatte den grossen Vorteil, dass man bei allen Sitzungen mit den Verantwortlichen der Gemeinde, der Regiun Surselva, den Kursleitern und den Verbandsvorständen realitätsgetreu durchs Gebäude gehen konnte. Man konnte Visualisierungen erstellen und mit Farben und Materialien arbeiten. » Zeigen, wie man es mit Holz macht.
75
Die Fassade aus Holz fasst den Bestandsbau, die Aufstockung und den Neubauteil zur Einheit zusammen.
Abbruch, Sanierung, Erweiterung
Anlage jetzt wie aus einem Guss – es ist eine « neue Wir-
Vom Statischen her sollte das Gebäude für Erdbeben
kungsstätte » geworden.
ertüchtigt werden – mit dem Ziel, den Bestand, der noch in Ordnung war, zu erhalten. Nach einem Screening auf sämt-
Die wichtigsten Akzente setzt der Sonnenschutz mit festen
liche Schadstoffe wurde professionell rückgebaut. Dazu
horizontalen Lamellen aus Holz. So sind die Schulräume im
wurde der massive Bestandsbau entkernt, es wurden
Sommer schon morgens beschattet und wirken trotzdem –
Mauern abgebrochen, einen Teil des Nordtraktes ersetzte
dank des Tageslichtes – hell. Auch über dem Haupteingang
man durch einen Neubau und der gesamte Nordtrakt
strukturieren Lamellen die Fassade, dort aber sind sie ver
wurde in Holzelementbauweise aufgestockt. Eine Fassade
tikal angelegt und vom Winkel her so realisiert, dass sie –
aus Holz fasst den Bestandsbau, die Aufstockung und den
obwohl fest installiert – ebenfalls optimal vor der Sonne
Neubauteil so zusammen, dass sie eine Einheit bilden. Diese
schützen.
Fassade besteht – wie gefordert – aus einheimischer Weisstanne. Damit das Holz nicht schon nach fünf Jahren verwit-
Beispielhaft
tert aussieht, wurden die Bretter vorvergraut und dampf
Der gesamte Bau von Rico Carigiet orientiert sich am
imprägniert. Optisch wirken die Gebäude und die gesamte
Grundsatz der Transparenz. In der Mitte der beiden Schulen
76
CUBATURA_ARCHITEKTUR
Neue Garderoben für Männer und Frauen.
Vertikale Lamellen schützen vor Sonneneinstrahlung.
77
Für die Praxis : die neue Abbundhalle.
Schulräume in Elementbauweise.
ist ein verglaster Kern, aus den langen Fluren sieht man in die
schiene des Hallenkrans ist in einen Rahmenbinder aus Holz
Räume. Der soziale Aspekt kommt hier zum Tragen: So kön-
eingebaut und in allen Räumen, wo produziert wird, sind
nen jene, welche die Gewerbeschule besuchen, in der Pau-
die Ablufttechnik und der Aufbau der Wand mit den verstär-
se durch die Fenster sehen, wie Schreiner und Zimmerleute
kenden Metallstreben zu sehen. Das Tor der Abbundhalle ist
arbeiten und lernen – zum Beispiel als Maurer –, was andere
von aussen mit Holz verkleidet, von innen aber nicht – das
Lernende mit Holz machen. Das war nicht von Anfang an so
Gebäude bleibt von innen her lesbar. Dort, wo man sich
geplant. Vielmehr hat das Team von Carigiet Architektur
«aufhält», in den Theorie- und Ausbildungsräumen, im neuen
sich in die Aufgabenstellungen eingedacht, hat – zusam-
Aufenthaltsraum, auch in den Nasszellen, sind sämtliche
men mit Mietern und Bauherrschaft – optimiert, so dass die
Installationen versteckt, sonst ist alles offen – denn es soll ja
Abläufe im Gebäude verbessert werden konnten. Dabei
gezeigt werden. Der Bestandsbau und die Neubauteile
wurden oft Varianten geprüft, etwa bei den Trägern. Grosse
lassen sich ebenfalls innen ablesen. Der Bestand ist mit weis-
und kleine Räume, einstöckige und zweistöckige, der Schall-
sem Mauerwerk gekennzeichnet, was neu gebaut wurde, ist
schutz, die Absaugvorrichtungen der Maschinen, Minergie
aus Holz. Selbst bei der Informationsstelle in Romanisch und
und kontrollierte Lüftung, die Farbgebung und Materialisie-
Deutsch am Eingang hat man eine Lösung aus Holz gesucht
rung, immer wieder wurde geprüft und gefragt : Was brau-
und gefunden. So wurde der Kontext der Architektur in die
chen wir genau ?
Thematik der Signaletik übernommen. Fazit : Das Ziel des früheren Gemeindepräsidenten Aurelio Casanova wurde
Schulbau und Industriebau
mit dieser architektonisch und funktional überzeugenden
So entstand ein Gebäude, das innen lebt und sich den
Lösung erreicht. Die Verbände der Schreiner und der Zim-
Gegebenheiten flexibel anpasst. Die grossen Rahmenbin-
merleute nutzen die Top-Ausbildungsplätze in den grosszü-
der der Aufstockung, die Fassade, die Art, wie die Pfetten
gigen Räumlichkeiten, Gewerbeschule und Holzbildungs-
des Daches gestemmt sind – sie alle sind zugleich auch
zentrum sind vereinigt und die Region profitiert direkt vom
Anschauungsmaterial im Sinne einer guten praktischen
aktuellen Know-how im Holzbau, welches in Ilanz an die jun-
Lösung für Schreiner und Zimmerleute. Selbst die Metall-
ge Generation der Lernenden weitergegeben wird.
78
CUBATURA_ARCHITEKTUR
NEUBAU / SANIERUNG GEWERBESCHULE / HOLZBILDUNGSZENTRUM ILANZ BETEILIGTE HANDWERKER & UNTERNEHMER :
Alig Holzkultur
Coray Holzbau AG
gery hafner gmbh
7149 Vrin
Postfach 23
Glennerstrasse 16
081 931 31 33
7130 Ilanz
7130 Ilanz
www.alig.ch
081 920 02 02
081 925 44 55
www.corayholzbau.ch
www.geryhafner.ch
das licht.gmbh elektroplanung
Caprez Ingenieure AG Steinbockstrasse 8 7000 Chur
Köhle Bedachungen
081 250 03 33
www.caprez-ing.ch
das licht.gmbh
Via Santeri 77 A
Via Crap Cavalè 33 B
7130 Ilanz
7154 Ruschein
081 925 33 18
081 936 77 66
www.koehle.ch
www.daslicht-strimer.ch
Carigiet Architektur & Baumanagement AG Richard Schmid AG
Plazza Cumin 1 7130 Ilanz
Via Gravas 4
081 920 10 25
Derungs AG
7130 Ilanz
www.carigiet-architektur.ch
Via S. Clau Sura 2
081 925 22 72
7130 Ilanz
www.richardschmidag.ch
081 920 00 00 www.elektro-derungs.ch
Cavegn + Jenzer AG
Schleich + Collenberg AG
Via Santeri 77
Glennerstrasse 21
7130 Ilanz
7130 Ilanz
081 925 34 36
081 925 26 36
www.cavegnjenzer.ch
www.schleich-collenberg.ch
79
WO IDEEN KANTEN BEKOMMEN. Die Modellwerkstatt der HTW Chur ist eine Dienstleistungsabteilung. Sie ist in der Lage, komplexe Modelle in den Bereichen Architektur und Ingenieurwesen sowie Prototypen für Design und Werbung herzustellen. Dank des modernen Maschinenparks mit Präzisions kreissägen, Feinbandsägen, diversen Fräs- und Schleif maschinen sowie CNC-Schneid- und Fräsplottern bekommen architektonische Ideen greifbar scharfe Kanten.
Text : Fridolin Jakober
Bilder : Alice Das Neves ; Jutta Würth
CUBATURA_TECHNIK
Gebannt steht der angehende Bachelor mit seinem Hipster-
Karton oder Gips. Hanhart hängt an seinen Modellen – das
bart vor dem etwa 20 Zentimeter langen Gebäudekomplex.
ist verständlich – und ärgert sich, wenn diese nach dem
Er zückt die Digitalkamera, geht in die Hocke und schiesst
Wettbewerb wieder weggeworfen werden. Lieber sind ihm
Makroaufnahmen aus allen Winkeln. Morgen ist es so weit : Er
Modelle wie das von Mels SG. Es ist aus Holz und wird immer
darf oder muss seine Arbeit präsentieren, und dies – weil es
dann nachgeführt, wenn in der Gemeinde gebaut wird. Mit
die Dozenten der HTW Chur so verlangen – anhand eines
dem Finger zeigt er auf einige Dachgauben : « Da hat man
Modells. Seit Monaten beschäftigt er sich mit der Häuser
einfach mit anderem Holz etwas draufgesetzt. Nicht gerade
zeile gleich oberhalb des RhB-Bahnhofs von Disentis / Mustér.
professionell. » Das ist zwar ärgerlich, aber so ein Modell lebt
Die Gebäude, die er plant, sollen von Kubatur und Form her
wenigstens weiter. Mitten im Dorfkern sieht man einen mas-
zur Umgebung passen. Jeder seiner Klasse wird ein entspre-
siven Neubau – nun kann man sich genau vorstellen, ob er
chendes Modell präsentieren, es in das Modell des Quartiers
wirklich zum Dorf passt. Etwas weiter ist ein detailliertes
einsetzen und den Experten begründen, weshalb gerade
Modell, wo bei den Häusern auch die Fensterfronten ge-
sein Entwurf die Aufgabenstellung am besten löst. So gehört
zeichnet sind. Nun kann man sehen, dass die geplanten
sich das für einen, der Bachelor werden will.
Fenster eines anderen Neubaus nicht auf der Flucht liegen. Genau dazu dienen diese detailgenauen Arbeiten : Sie
Analog statt digital
geben den Praktikern vom Bau, den Ingenieuren und Archi-
Doch damit Studentinnen und Studenten dies tun können,
tekten, einen haptischen Eindruck von dem, was sie bauen
brauchen sie Aldo Hanhart, den Architekturmodellbauer.
wollen. Man kann den Schattenwurf eines Hauses verfolgen,
Natürlich könnte man Modelle heute auch in 3D drucken
man kann es anfassen, drehen, herausnehmen, ersetzen.
lassen, doch hat sich die Technologie noch nicht wirklich
Das Höchste der Gefühle für Hanhart sind Modelle, wie er sie
durchgesetzt. Zwar haben viele Architekturbüros bereits ein
etwa für Lachen am Zürichsee erarbeitet. Hier haben die
solches Gerät herumstehen, aber wenn man da wirklich
Gemeindeverantwortlichen sich für ein Kunststoffmodell des
gute Modelle bekommen wollte, braucht es – so Hanhart –
gesamten Zentrums entschieden. Von der Kirche mit ihren
Drucker, die einen sechsstelligen Betrag kosten. Da lohnt es
Zwiebeltürmen über das Kirchgemeindehaus bis zu jedem
sich dann wieder, mit Kunststoff oder Holz an der Bandsäge
einzelnen Gebäude. Jedes Quartier wird da auf einem
zu arbeiten, oder – für einfache Arbeiten – auch mal mit
separaten Einsatz einzeln eingebaut, jedes Haus ist von
Wie passt mein Entwurf ins Ensemble?
In Disentis wird ein Baum geklebt.
81
www.dbw.ch
Ofenbau ist die Kunst, die Kraft des Feuers zu bändigen.
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Ihr Partner für Ofen-, Cheminée- und Kaminbau.
Dank Modell sprechen alle vom Gleichen.
Analog in 3D.
unten festgeschraubt und kann – auf Wunsch – wieder ent-
wir grosszügig über die realen Schwierigkeiten hinweg. Mit
fernt werden. Das ist etwas einfacher, als wenn man es mit
dem Modell sieht man das Projekt das erste Mal in 3D, auch
dem Stechbeitel abreissen muss.
der Auftraggeber. Es hat eine wichtige Kontrollfunktion – etwa beim neuen Terrain, das ein Haus umgeben soll. Ist die
Damit alle vom Gleichen reden
Rampe nicht zu steil ? Wie passt sich der Fussweg ins Gelän-
Wenn das Modell dereinst fertiggestellt sein wird, kommt es
de ein ? Solches und mehr geht sonst leicht vergessen.
zum Möbelschreiner, welcher eigens dafür einen Sitzungstisch ums Modell baut und es auf eine Bühne setzt. So bringen die
Überzeugend
Bauherren und Architekten, welche zukünftig in der Kernzone
Doch Modelle dienen vor allem dazu, zu überzeugen.
von Lachen bauen, ihre Projekte als detaillierte 3D-Gebäude
Hanhart zeigt ein Modell, das eine junge Zürcher Architektin
mit Fassadengestaltung und Fensterfronten an die Sitzung
hat bauen lassen. Sie wollte den Architekten ihres Teams
mit und lassen ihr Werk durch das Bauamt beurteilen. Die
zeigen, dass alle Wohnungen des Gebäudes auf zwei
Anwohner können schauen, wie sich das Gebäude auf ihre
Geschossen liegen und über eine Terrasse verfügen. « So
Aussicht auswirkt – sie alle können es im Häuserverband des
konnten diese es zerlegen und jede Wohnung anfassen –
Quartiers sehen, anfassen, drehen und wenden. Doch jetzt –
fast wie in einem komplizierten Puzzle. Sie schafften es
vor den Sommerferien – hat Hanhart keine Zeit für dieses
nur kaum, das Modell wieder zusammenzusetzen. » Auf die
Herzensprojekt. Ihn beschäftigen jene Studenten, denen kurz
Argumentation der Architektin hörte keiner, man sah ja mit
vor zwölf noch einfällt, dass sie ja ein Modell erstellen wollen.
den Händen, wie genial ihr Projekt war, und winkte es durch.
Mit modernen Programmen lassen sich Änderungen im Handumdrehen visualisieren. Dass man für das Erarbeiten
Während unten in der Werkstatt gesägt, geschraubt und
aus Holz oder Kunststoff auch noch Zeit braucht, vergessen
gemalt wird, geht Aldo Hanhart über die Wendeltreppe
manche deshalb heute grosszügig.
hinauf ins Sitzungszimmer. Man kann – wie von der Brücke eines Schiffes – die Arbeiten überwachen. Auf der Brüstung
Es ist ein seltsames Ding mit der menschlichen Vorstellung.
stehen etwa zwanzig Modelle aus Beton, sie sollen alle
Einerseits sind wir zur Abstraktion fähig, andererseits gehen
dasselbe Haus aus der Wiener Gartenstadt darstellen. Die
83
Das Modell von Mels SG wird nachgeführt.
Teilnehmenden eines Seminars hatten dazu eine Präsentation gesehen, sie bauten das Gebäude aus der Erinnerung nach. In der Grundstruktur gleichen sich die Gebäude, aber bei den Details erinnerte sich jede und jeder anders – dort war noch eine zusätzliche Treppe, da ein Balkon, der beim nächsten als Loggia realisiert war. Das zeigt : Jeder und jede von uns « sieht » etwas anderes auf Plänen oder Leinwänden. Erst in der dritten Dimension bekommt es seine Gestalt.
Tempelbau Zu seinem aussergewöhnlichen Beruf kam Aldo Hanhart klassisch – über die Berufsberatung. « Ich war an der RudolfSteiner-Schule, da kam ich mit griechischer Mythologie in Berührung. Ich hatte schon immer Modelle gebaut, danach waren es auch antike Tempel. » Früher habe es noch Verkaufsmodelle gegeben, diese sind heute Hochglanzprospekten mit Visualisierungen gewichen. « Aber es gibt Architekten – auch hier in Chur –, für die ist das Modell ihrer geplanten Gebäude schon fast ein Fetisch Jedes Haus ist einzeln festgeschraubt.
84
oder eine Trophäe. » Diese werden dann – fast wie das
CUBATURA_TECHNIK
Häuserzeile oberhalb des RhB-Bahnhofs von Disentis.
Geweih eines Hirsches – im Büro präsentiert als Beweis : « Seht, dies haben wir aus Stein, aus Beton, aus Glas und Ziegeln geschaffen ! »
Ob für die Grundlage eines Wettbewerbs, als unerlässliches Planungs- und Steuerungsinstrument in der Stadt- oder Ortsplanung, als Planungshilfsmittel und Informationsinstrument für die Bevölkerung bei Strassen- und Infrastrukturprojekten wie etwa Brücken und Galerien oder schlicht für die Präsentation von Ideen und als Grundlage zur Diskussion mit der Bauherrschaft, Modelle sind aus den Bereichen Architektur, Design und Ingenieurwesen nicht wegzudenken. An der
Aldo Hanhart, 1974 in Chur geboren, besuchte die
HTW Chur gehören sie zur Fachhochschulausbildung neuer
Rudolf-Steiner-Schulen in Chur und Basel. Nach Schul
Architektinnen / Architekten und Bauingenieurinnen / Bau
abschluss absolvierte er die Lehre als Architekturmodell-
ingenieure. Gleichzeitig steht die Modellwerkstatt auch der
bauer in Sargans und Wettingen. Die anschliessenden
Privatwirtschaft mit Modellbau, Beratung und Materialver-
Wanderjahre führten ihn durch verschiedene Betriebe
kauf zur Verfügung. Zudem werden hier junge Berufsleute im
der Deutschschweiz. Nach mehreren Abstechern in
Architekturmodellbau ausgebildet. Derzeit absolviert ein
branchenfremde Berufe und gleichzeitiger Selbständig-
Lernender hier auch seine Berufslehre.
keit als Modellbauer in Basel kam er 2004 in seinen Heimatkanton zurück und wurde Leiter Modellwerkstatt der HTW Chur. Seit 2007 gibt er sein Wissen noch an Architekturmodellbauer-Lehrlinge an der Berufsschule ( BBZ ) in Zürich weiter. Aldo Hanhart ist verheiratet und lebt mit seiner Familie im Schanfigg.
85
FLIMS' NEUE MITTE. Die neu gestaltete Stennabrücke in Flims ist mehr als ein Strassenraumprojekt. Mit dem angedockten STENNA ist ein innovatives Dorfzentrum mit einer im Alpenraum einziga rtigen Verbindung von Komfort und Vielfalt entstanden. Auf rund 60 000 m 2 bietet das STENNA « Berge von Möglichkeiten » ; attraktive Ferienwohnungen, ein Designhotel, Wellness- und Fitnesscenter, Kinos, Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten und, und. Alles gut erschlossen und direkt an den Stationen der Foppabahn und des Arena Expresses.
Text : Fridolin Jakober
Bilder : Alice Das Neves
CUBATURA_ARCHITEKTUR
2004 war es, als Architekt Iso Senn auf der Stennabrücke
stand und sich fragte, wie der damalige Zweck- oder Unort zu einem verbindenden Element für die beiden Dorfteile aufgewertet werden könnte. Dort, wo eine Parkhausruine stand, steht heute ein für ein Alpendorf riesiges Gebäude. Eine mutige, hochwertige Architektur, mehrjährige Auseinandersetzung mit dem Ort und ein verantwortungsvoller Umgang mit der Landschaft sind die drei Pfeiler, welche das STENNA zur neuen Mitte von Flims werden lassen, ohne dabei das Ortsbild zu dominieren.
STENNA Dreh- und Angelpunkt Das Gesamtprojekt STENNA mit über CHF 167 Mio. Investi tionsvolumen umfasst ein neues Parkhaus, ein Center mit verschiedenen grösseren und kleineren Läden, in denen vom täglichen Bedarf bis hin zu Geschenkartikeln alles zu finden ist. Ein Hotel ist hier eingezogen, Restaurants mit reichhaltigem Angebot werben um Gäste und vier Kinosäle bereichern das Freizeitangebot. Weiter gehören zum Angebot im STENNA das Tourismusbüro, ein Fitness- und Wellness center, eine Apotheke und eine Arztpraxis. Entstanden sind auch 135 neue Ferienwohnungen. Kaum einsehbar von der Strasse steht das Ensemble Vallada, Muntogna und Selva etwas versetzt im Taleinschnitt. Die drei Häuser und das Hauptgebäude sind so angeordnet, dass sie eine Art grossen Innenhof bilden. Selbstverständlich ist die gesamte Überbauung auch perfekt am ÖV-System angeschlossen, die Postautokurse halten vor dem Haus und die Skishuttles aus der Umgebung fahren auf den Platz, direkt vor die Talstation des Arena Expresses.
Umfahrungsstrasse ein Gewinn In der Umfahrung von Flims sah Iso Senn die grosse Chance
Perfekter Anschluss ans ÖV-System.
für Flims, fiel dadurch doch der dichte Durchgangsverkehr in die Surselva weg. Auch für das Projekt STENNA war dies von Vorteil, konnte doch so die Situation an der Stennabrücke grundsätzlich angegangen werden. Anstelle von blossen
ungestörten Einkaufsbummel. Die Postautohaltestellen sind
Verkehrsberuhigungsmassnahmen entstand die Möglich-
räumlich integriert, und was besonders auffällt : Die gesamte
keit, die beiden Dorfteile entlang der Strasse substantiell
Erschliessung des STENNA erfolgt unterirdisch. Anlieferung
aufzuwerten, ÖV und Langsamverkehr einzubinden und
und Gästeparkplätze sind « unter der Brücke » platziert. Wer
dem Strassenraum eine Bedeutung zu geben.
in den Bauch des Gebäudes fährt, erreicht das STENNA , die Wohnungen und die Bahnen trockenen Fusses. Schneetou-
Wer heute über die Stennabrücke geht, geniesst auf
risten und Wandergäste fahren vom Parkhaus mit dem Lift
verkehrsberuhigtem Raum den Panoramablick. Die neuen
direkt vor die Talstationen der Weissen Arena. 2500 Ski-
Geschäfte des STENNA laden ein und sind dank der arka-
Depots stehen dort zur Verfügung und die Skipiste führt auf
denlosen Gestaltung gut einsehbar. Das überstehende
den Platz zwischen den Neubauten oder zu den Ski-Depots.
Obergeschoss bietet den nötigen Wetterschutz für den
Eine solche Konzeption und die konsequente Trennung von
87
Unter Brückenniveau : die sechs Parkgeschosse mit 1147 Parkplätzen.
Fuss- und Fahrverkehr sind einmalig. Gute Voraussetzungen also, dass so eine lebendige Begegnungszone zwischen Einwohnenden und Feriengästen in Flims' neuer Mitte entstehen kann.
STENNA verbindet Früher verband die Stennabrücke die beiden Dorfteile emotionslos und rein funktional. Mit dem STENNA -Komplex ist eine neue Dimension eines Brückenbauwerks entstanden. Von überall her begehbar, allseits zugänglich, man überquert nicht mehr nur den schroffen Taleinschnitt, sondern bewegt sich auf einer Art Platz, der ähnlich den berühmten Plätzen in südlichen Städten auch zum Flanieren einlädt.
Die Feriengäste des Hapimag-Resorts waren bisher für die
Metallvorhänge sorgen für Licht und Luft im Parkraum.
800 m bis zur Talstation auf einen Shuttle-Bus angewiesen.
Neu können sie über einen behindertengerechten Fussweg und das zweite Obergeschoss die Talstationen zu Fuss erreichen. Die Busverbindung ist jetzt aufgelöst. Das sind – so
53 Eigentumswohnungen stehen hier zum Verkauf. Wer sich
Senn – jährlich zusätzliche 90 000 Besuchende, welche das
im STENNA Selva niederlässt, erhält an Toplage eine Woh-
STENNA von seiner « Rückseite » her entdecken und die hier
nung, die im Ausbaustandard und dem Anspruch an Design
in den diversen Restaurants speisen und in den Geschäften
dem Hotel im STENNA entspricht. Darüber hinaus profitiert
einkaufen. Auch der Wasserwelten-Weg führt direkt durchs
man von allen Serviceleistungen des THE HIDE HOTEL ; Well-
Gebäude des STENNA .
ness inklusive. Die Bewirtschaftung der Wohnungen obliegt dem Hotel. Ähnliches kennt man vom rocksresort in Laax.
Haus STENNA Selva
Dank einer durchdachten Poollösung kann hier ungeachtet
Ein weiterer Mosaikstein im STENNA -Ensemble ist das Wohn-
der eigenen Auslastung eine zuverlässige Rendite mit der
haus STENNA Selva. Es wurde vor Kurzem fertiggestellt.
Wohnung erzielt werden.
88
Optimal eingefügt : die neue Mitte von Flims.
Im Innenhof endet die Skipiste.
Neues Hotel für Flims
Hotel umschrieben. Speziell auch : Alle 47 Zimmer weisen
Mit THE HIDE HOTE L erhält Flims nach Jahren des Hotel
grosszügige Panoramafenster auf, und jedes Zimmer besitzt
sterbens wieder einmal ein neues Haus. 47 Zimmer umfasst
eine eigene Terrasse.
das Hotel, diese « verstecken » sich alle in der obersten Etage des STENNA. Sie sind im mutigen schwedischen Design ge-
Nachhaltigkeit und Energiekonzept überzeugen
staltet und verbreiten dank ihrer Lage eine gewisse Pent-
STENNA wäre nicht fertig gedacht, hätten die Planer um
house-Atmosphäre. Nicht ohne Grund wird es als Designer-
Iso Senn nicht auch der Nachhaltigkeit spezielle Aufmerk-
hotel mit speziellem Touch geführt. « Behaglich und wohnlich,
samkeit geschenkt. So sind die sechs öffentlichen Parkge-
leicht urban, aber mit einer Ausstrahlung wie es in einem
schosse mit 1147 Plätzen und dem separat erschlossenen
Ferienhotel in den Bergen kaum zu erleben ist », wird das
Zwischengeschoss mit 136 Plätzen für die Wohnungen sowie
89
Verkehrsberuhigt und arkadenlos : Hier macht der Einkaufsbummel Spass.
die Anlieferung der Läden und Restaurants so im Talein-
Electric AG erzeugt aus dem Flembach sowie aus dem
schnitt untergebracht, dass ein grosser Teil der Lüftungs -
Tunnelkarstwasser des Umfahrungstunnels Flims elektrische
energie gespart werden kann. An den Fronten zum Talein-
Energie. Auch die Wärmeenergie des Wassers ab Turbine
schnitt in den unteren Geschossen sind anstelle von
des Kraftwerks Stenna wird mittels Berieselungsplatten
Wänden luft- und lichtdurchlässige Metallvorhänge plat-
tauscher und Hochleistungswärmepumpen nutzbar ge-
ziert, die vor Wind und Wetter schützen. Die Parkgeschosse
macht. So werden das STENNA und weitere Grossbezüger in
werden dadurch von aussen belüftet und belichtet, die
Flims mit ökologisch gewonnener Wärme und Kälte versorgt.
Abgase der Fahrzeuge können entweichen. Selbstredend,
Eingespart werden damit rund 500 000 Liter Heizöl.
dass auch die Herausforderungen des Hochwasserschutzes von den Ingenieuren trotz knapper Platzverhältnisse gemei-
STENNA als Lebensort
stert werden konnten.
Die « neue Mitte » von Flims kann mit ihrer Gestaltung aus horizontal geschichteten, speziell bearbeiteten felsigen
Ursprünglich hätten im STENNA eine Holzschnitzelheizung
Betonplatten als Hommage an die tektonischen Platten des
und eine Photovoltaikanlage auf den Dächern für Wärme
UNESCO -Welterbes Sardona bezeichnet werden. Das natür-
und Kälte sorgen sollen. Aber Schnitzellager, Heizkamin und
lich begrünte Dach und eine Fassade, die – durch geschick-
die Riesenfläche an Solarpaneelen konnten letztlich weder
te Brechung – nicht langgezogen wirkt, obwohl das Gebäu-
ökologisch noch ästhetisch überzeugen. Darum entschied
de sehr lang ist, unterstützen dies.
man sich für ein Contracting mit Flims Electric AG. Direktor Martin Maron arbeitete ein Projekt aus, das – auf innovative
Nachdem das Projekt definitiv vorlag, übernahm die
Weise – für genügend erneuerbare Energie sorgt. Die Flims
CSA Real Estate Switzerland, eine Anlagegruppe der Credit
90
CUBATURA_ARCHITEKTUR
Suisse Anlagestiftung, den Hauptteil des Projektes, das Iso Senn als Entwickler und Architekt verantwortet. Für die Architektur wurde Dietmar Eberle von baumschlager eberle architekten aus St. Gallen beigezogen. 167 Millionen Schwei-
Iso Senn
zer Franken flossen in ein virtuoses Gebäude, welches mit
Architekt und Entwickler, VR der Senn Resources AG,
seiner baulichen und natürlichen Umgebung interagiert
Wahlflimser
und welches städtebaulich an einem früheren Unort einen
Projekte in der ganzen Schweiz, www.senn.com
vielversprechenden Akzent setzt. Das intelligente Energie konzept und die energetisch effiziente Bauweise sind nachhaltig und zukunftsträchtig.
STENNA in Zahlen Nutzfläche : 60 000 m2
« Mit der Digitalisierung und der Dezentralisierung der Ar-
THE HIDE HOTEL : 47 Zimmer, www.thehidehotelflims.ch
beitswelt werden sich immer mehr Menschen dort aufhal-
Haus Selva : 53 Wohnungen, www.stenna-selva.ch
ten, wo es schön ist », sagt Iso Senn. Sie werden sich dorthin
Haus Vallada und Haus Muntogna : 82 Wohnungen
wenden, wo eine komfortable Infrastruktur vorhanden ist.
Restaurants : 5
Mit dem Entscheid für das STENNA und für den alpinen Raum
Parkplätze Hauptgebäude : 1147
hat Flims es geschafft, zu einem der Zentren zu werden, wo
Parkplätze Wohnungen : 136
man nicht in Chalet-Nostalgie schwelgt, sondern wo das kosmopolitische Leben in den Alpen Wirklichkeit werden
www.stennaflims.ch
kann.
91
ZWEI GESICHTER. Die Erweiterung des Alten Torkels in Jenins durch Architekt Pablo Horváth und unter der Bauleitung von zoanni baumanagement ag, Chur, fügt sich harmonisch an den bestehenden Torkel an, gibt ihm aber auf der Maienfeld zugewandten Seite ein neues, zweites Gesicht. Irritierend, aber doch schön.
Text : Fridolin Jakober
Bilder : Christian Obrecht ; Alice Das Neves ; Ralph Feiner
CUBATURA_OBJEKTE
Das wettergegerbte . . .
. . . und das moderne Gesicht.
Er war in der Antike einer der seltsamsten Götter : Janus,
Monatsblatt, Heft 1 ( 2012 ) , einen ganzen Artikel gewidmet.
der Doppelgesichtige, der Gott des Eingangs- und des Aus-
Dabei rollt er für einmal die Geschichte auf : vom Bündner
gangs, der Gott des Anfangs und des Endes. Ihm könnte
Weinbauverein mit seinen 300 Mitgliedern, der den Torkel
man – wollte man einen römischen Gott nach Jenins vermit-
1968 kaufte und in Fronarbeit umbaute, über die Wirtin
teln – den 2014 / 2015 erweiterten Alten Torkel widmen. Denn
Susanne Bucher, welche die « Weinstube zum Alten Torkel »
dieser zeigt den Besuchern des Dorfes zwei Gesichter. Das
seit 1999 führt, bis hin zum Architekturwettbewerb, den der
moderne Gesicht, das ihm Architekt Pablo Horváth verlieh,
Bündner Weinbauverein mit Hilfe des Bündner Heimatschut-
und das Gesicht des Alten Torkels, das von den Jahrhun-
zes auslobte und wo gasser, derungs, Zürich / Haldenstein,
derten und vom Wetter gegerbt ist. Das moderne Gesicht
Pablo Horváth, Chur, Gujan + Pally, Curaglia / Igis, und ate-
schaut den Besucher an, der von Maienfeld her ins Weindorf
lier-f, Kurt Hauenstein, Fläsch, ihre Entwürfe präsentieren
fahren will, das wettergegerbte zeigt sich erst dem, der in
durften. Ein gehobenes Restaurant, eine Küche mit Herz,
Jenins zu Besuch war und der das Dorf wieder verlässt.
eine Kapelle für den Wein und das subtile Siegerprojekt von Pablo Horváth resultierten daraus. Ein Projekt, das den
Den Wein zu Füssen
einheimischen Wein, der im Wirtshaus auf den Tisch kommt,
Köbi Gantenbein, Chefredaktor von Hochparterre, hat dem
in einem Schaulager präsentiert. Gantenbein spricht hier
Alten Torkel – als Steinhaus für den Wein – im Bündner
von einer « in Holz ausgekleideten Schatulle ». Aus ihrem
93
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30.08.19 09:03
Blick auf die Weinberge geniessen : im Alten Torkel.
quadratischen Fenster schaut man auf die Weinberge von
Innen und aussen wurde pragmatisch ergänzt und weitergebaut.
Jenins, auf der Terrasse der Weinstube liegen einem diese Weinberge zu Füssen.
Identifikation Ein Torkel – wie man hier in Graubünden die Kelter oder Trotte nennt – ist eine Presse für den Wein. Beim Torkel von Jenins handelt es sich zweifelsohne um ein besonders schönes Gebäude dieser Gattung. Zu früheren Zeiten – als der Weinbau noch nicht mechanisiert war – machte es Sinn, den Wein direkt vor Ort zu pressen, heute dagegen haben die meisten Weinproduzenten der Region eigene Weinkeller, wo sie die « grossen Weine der kleinen Region » pressen, im Stahltank und im Eichenfass vergären. Identifikationsstück des Jeninser Torkels ist die vier Meter hohe und acht Meter lange Baumpresse aus dem Jahr 1722 . Sie wurde renoviert und ist nach wie vor funktionstüchtig. Kaum einem Weinbauern würde es noch einfallen, im Torkel von Jenins seinen Wein zu pressen. Trotzdem ist der Torkel natürlich der Identifikationsort schlechthin.
Die Aufgaben Das professionell geführte Gasthaus allerdings kam mit der Zeit an die Kapazitätsgrenzen – 2011 stellte der Bündner
95
Die Baumpresse aus dem Jahr 1722.
Präsentation der grossen Weine.
Lebensmittelinspektor dem Weinbauverein ein Ultimatum
über den nun die Anlieferung und die Betriebslogistik statt-
und verlangte bauliche Anpassungen. « Wir hatten also das
finden können. Eine Betontreppe führt auf dieser Seite
Messer am Hals », folgerte Francisca Obrecht, Präsidentin
hinunter zur neuen Pergola. Dieses Element soll das Haus mit
des Branchenverbandes Graubünden Wein. Doch wie sollte
dem Rebberg verbinden. Die Pergola führt auch zur Restau-
man an diesem sensiblen Ort die Infrastruktur so erweitern,
rantterrasse hinüber, wo jetzt romantisch gepolte Weinge-
dass sie mit den strengen Gesetzen wieder konform war ?
niesser die Köstlichkeiten der Bündner Herrschaft mit sorgfäl-
Würde das nicht den Charme des Ortes zerstören ? Und wür-
tig zubereiteten Speisen aus der neuen Küche verkosten
den die Gäste – inzwischen gingen an die 7000 Flaschen
können. Wer vom Dorf her kommt, erlebt die uralte Schön-
Wein pro Jahr hier über die Theke – die Veränderung anneh-
heit des Torkels, seine stämmige Fassade mit den kleinen,
men ? Der Studienauftrag für die Erweiterung des « Alten
vergitterten Fenstern. Und obwohl das Gebäude so zwei
Torkels » fasste diese Aufgaben zusammen, der Vorschlag
Gesichter hat, sind diese nicht grundverschieden – im Ge-
von Pablo Horváth löste diese Aufgaben mit Bravour. Nach
genteil : « Für mich war von Anfang an klar, dass die Erweite-
dem Studienauftrag wurde das Bauprojekt 2014 / 2015 um-
rung nicht ein Kontrast oder eine Inszenierung sein kann
gesetzt und konnte im April 2016 eingeweiht werden.
und darf, sondern ein pragmatisches Weiterbauen und Verschmelzen », sagt Architekt Pablo Horváth dazu. « Dieses
Zweifach schön
Weiterbauen an der alten, bestehenden Architektur wirkt
Doch damit hat das « Huus vum Bündner Wii » jetzt zwei
deshalb nicht unzeitgemäss, sondern vielmehr zeitlos. »
Gesichter – allerdings sind beide Gesichter auf ihre Weise eindrücklich. Der Erweiterungsbau zeigt die moderne
Subtil eingreifen
Schönheit von gestocktem und grau eingefärbtem Sicht
Entsprechend zurückhaltend hat er in den historischen
beton. Das zentrale quadratische Fenster ist bündig mit der
Innenraum des Alten Torkels eingegriffen. Ein neuer Ausgang
Fassade. Der Neubau ist etwas abgeknickt und von der
zur Terrasse, ein Emporenfenster, Fassreifen-Leuchten sowie
Strasse zurückversetzt. Das lässt einen kleinen Vorplatz zu,
neue WC- und Sanitär-Anlagen im Souterrain der alten
96
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präsentieren sieben Themenfenster die Geschichte des
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Weinbaus im Bündner Rheintal, seine Weinsorten, die Arbeit
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im Rebberg, den Weinbau im Keller, die Qualität und Quanti-
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tät, die man hier produziert, die Weingegend und den Wein
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als Genussmittel. Anna-Rita Stoffel hat diese Ausstellung in Schränke gesetzt, der Degustations- und Begegnungsraum im Obergeschoss des Neubaus dient zur Präsentation des Weins. Die Besucher treten quasi in ein Eichenfass und lernen den Wein von innen her kennen. Und im Untergeschoss
seit 1967
des Neubaus ? Hier kann endlich professionell gekühlt und gelagert werden, hier können die Köche ihre Kreationen auf
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die Zeller zaubern. Wer in andere Länder fährt, der sieht dort die Kathedralen, die man den Weinen der Region erbaut
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hat – in Jenins dagegen geniesst er den diskreten Charme
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des Weines an einem Ort, der sich bewusst zurückhält und
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97
WOHNEIGENTUM INDIVIDUELL FINANZIEREN - NICHT IMMER IST .. GUNSTIG BESSER ! Das Zinsniveau für Hypotheken bewegt sich auf historisch tiefem Stand. Der Erwerb von Wohneigentum liegt nahe. Nebst der Liegenschaftsfinanzierung müssen dabei vor allem persönliche Präferenzen berücksichtigt werden. Fachliche Beratung unterstützt die Käufer bei der Suche nach Lösungen, die auf ihre speziellen Bedürfnisse abgestimmt sind.
Text : Martin Gartmann, Leiter Private Kunden der Graubündner Kantonalbank in Chur Bild : Graubündner Kantonalbank
Vor dem Kauf einer Immobilie lohnt sich ein Beratungsgespräch mit einer Fachperson. Damit lassen sich Finanzierungsstrategie und persönliche Präferenzen aufeinander abstimmen.
98
CUBATURA_FINANZEN
Die Finanzierung von Wohneigentum ist eine sehr persön-
Beratung durch Fachperson
liche Angelegenheit. Die notwendigen Entscheide dafür
Kommt es nach der geregelten Finanzierung zu privaten
sollten wohlüberlegt gefällt werden. Eine isolierte Auseinan-
oder beruflichen Veränderungen, ist zu prüfen, welche
dersetzung mit dem Wert der Immobilie und den zur Ver
Auswirkungen diese auf die jeweilige Finanzierungsstrategie
fügung stehenden Eigenmitteln greift zu kurz. Was aber
haben. Gegebenenfalls müssen Anpassungen vorgenom-
sollten Interessierte zusätzlich berücksichtigen ?
men werden. Die private Vorsorge ist dabei stets im Auge zu behalten und in einem gewissen Alter ebenfalls die Konstel-
Kauf von Wohneigentum
lation nach der Pensionierung.
Online-Portale bieten vielseitige Möglichkeiten, sich mit dem Thema Wohneigentum und Liegenschaftsfinanzierung
Zurück zum Kaufentscheid : Ein solcher sollte nie übereilt
zu befassen. Wird der Kauf konkret, empfiehlt es sich jedoch,
gefällt werden. Wenn es um die Finanzierung der Immobilie
den Erwerb auf die eigenen Bedürfnisse und die finanziellen
geht, hilft die Beratung durch eine Fachperson, damit alle
Rahmenbedingungen abzustimmen. Ein strukturiertes Bera-
relevanten Aspekte mitberücksichtigt werden. Eine auf
tungsgespräch mit einer Fachperson, bei dem alle Aspekte
die persönlichen Präferenzen abgestimmte Finanzierungs
berücksichtigt werden, unterstützt den Kaufentscheid.
strategie lässt künftige und bestehende Eigenheimbesitzer ruhig schlafen.
Gemeinsam Strategie erarbeiten Persönliche Präferenzen spielen für die Ausarbeitung einer
Mehr Informationen : gkb.ch / hypotheken
individuellen Finanzierungsstrategie eine wichtige Rolle. Beispielsweise sind Massnahmen aus der eigenen Vor sor geund Pensionsplanung sowie Erkenntnisse aus der Bestimmung des eigenen Risikoprofils zu berücksichtigen. Der Kunde und sein Berater erarbeiten gemeinsam die passende Strategie. Wichtiger Bestandteil dabei ist die Auswahl der richtigen Instrumente, also der Produkte. Die Kundschaft soll die für sie am besten passende Produkt-Kombination erhalten – jene, die auf ihre Bedürfnisse abgestimmt ist. Dabei gilt der Grundsatz : Die aktuell günstigste Variante muss langfristig nicht die beste sein.
Amortisation der Hypothek
Mit einer GKB-Beratung zum Eigenheim
Ein weiterer Faktor, den es zu berücksichtigen gilt, ist die
Mit der GKB-Finanzierungsberatung erhalten Interessier-
Rückführung der Hypothek, also die Amortisation. Diese
te Klarheit über ihre individuelle Immobilienfinanzierung.
muss im Einklang mit der gewählten Finanzierungsstrategie
Ob Hypothek oder Darlehen, die Fachleute der GKB
stehen. Es gilt zu entscheiden, ob die Amortisation indirekt
beraten Kunden gerne in Bau- und Kauffragen hinsicht-
über ein Konto der dritten Säule erfolgen soll – und damit
lich eines künftigen Eigenheimes.
mit einem Steuervorteil verbunden ist – oder ob sie direkt geleistet wird. Möglich ist auch eine Kombination beider
Mehr Informationen
Varianten. Das Zurückführen einer Schuld ist grundsätzlich
Graubündner Kantonalbank, Postfach, 7001 Chur
nie falsch. Das zurzeit herrschende tiefe Zinsniveau lädt dazu
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ein. Indem kontinuierlich amortisiert wird, lassen sich die
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Zinsanstiegs reduzieren.
99
KALK: BAUMATERIAL MIT LANGZEITERFAHRUNG. Text : Maya Höneisen Bilder : Alice Das Neves ; Christian Aubry ; Beat Fischer
Kalk hinterliess in jahrhundertelanger Tradition seine Spuren in der Baukultur. Seine Vorteile und seine vielfältigen Verarbeitungsmöglichkeiten sind auch heute noch einzigartig.
Christian Aubry pulverisiert regionale Gesteine zu Farbpigmenten.
Kalkputz ist einer der ältesten Baustoffe der Menschheit.
Vielfältig einsetzbar
Bereits in der Antike war die Kunst des Kalkbrennens weit
Der Kalkmörtel und seine Verarbeitung unterlägen einem
verbreitet. Die Industrialisierung im 20. Jahrhundert hat das
angelernten Wissen, weiss Aubry und erklärt : « Als ursprüng-
reiche handwerkliche Wissen in den Hintergrund verscho-
liches Kalkgestein wird Kalk durch den Kalkbrand zu Stück-
ben. Heute besinnt man sich wieder eher auf die positiven
kalk oder eingesumpftem Stückkalk, dem Sumpfkalk oder
Eigenschaften dieses Baustoffes und des Handwerks.
Grubenkalk, umgewandelt. Je nach Grösse der Brennöfen ( Feld- oder Hochöfen ) beträgt die Brandzeit zwischen sechs
In Ilanz beschäftigt sich ein ausgewiesener Kenner mit dem
und neun Tagen. Die Brandtemperaturen von ungefähr
Material Kalk. Im ehemaligen Eiskeller hat sich Christian
1000 ° C richten sich nach dem Material, Kalk- oder Dolomit-
Aubry mit seinen Söhnen eine Kalk-Werkstatt mit Steinbild-
gestein, dessen Calciumgehalt die Qualität des gebrannten
hauerei, Atelier und Schreinerei eingerichtet. Er sagt : « Der
Kalks bestimmt. »
Kalkmörtel, dieses ursprüngliche Baumaterial, ursprünglich wie Holz, Stein, Lehm und Eisen, erinnert uns immer wieder
Mit Wasser abgekühlt respektive gelöscht, werden die
daran, wie vorzüglich diese Materialien sich in der Baukultur
brüchigen Steine nach dem Brand in einem chemischen
bewährt haben und sich beispielhaft in die Regel eines gesunden Kreislaufes einfügen. » Aubry bedauert, dass die traditionellen Baustellen mit ihren lokalen Eigenheiten und Herstellungsverfahren beinahe vergessen gegangen sind
DER KALKPUTZ
und die Bereitstellung der einfachsten Materialien wie Sand,
ist eines der wenigen Materialien
Kies und Naturstein oftmals industrialisierten Vertriebswegen
mit einer Langzeiterfahrung, die Jahrhunderte
gehorcht. Zum Kalkputz hält er fest : « Der Kalkputz ist eines
zurückführt».
der wenigen Materialien mit einer Langzeiterfahrung, die
CHRISTIAN AUBRY
Jahrhunderte zurückführt. »
102
CUBATURA_MATERIAL
Kalkgestein ( links ) ist nach dem Brand weiss, brüchig und um ca. 50 % leichter.
Mit Wasser gelöscht, werden die brüchigen Steine in einem chemischen Prozess zu einer kochenden Masse und zum verwendbaren Kalk, der eingesumpft wird ( im Uhrzeigersinn ).
103
Das ursprüngliche Baumaterial Kalkmörtel hat sich in der Baukultur über Jahrhunderte bewährt.
Prozess erst zu einer kochenden Masse und dann zum verwendbaren Kalk. Je länger die Einsumpfzeit, desto feiner und wertvoller wird der Naturkalk. Hochwertiger Naturkalk mit langer Reifezeit wurde deshalb früher nur für repräsen tative Prachtbauten verwendet. Der Kalkmörtel zeichnet sich durch seine Diffusionsoffenheit, seine desinfizierenden Eigenschaften, durch seinen hohen pH-Wert, seine Elastizität und vor allem durch seinen Charme aus. Aubry ist überzeugt von der Vielfalt des Materials : « Kalkputz ermöglicht ein breites Einsatzgebiet im Aussen- und Innenputz. Die Anwendungen reichen vom Sumpfkalk-Feinputz bis zum Rasa-Pietra-Kellenabrieb, vom Tadelakt bis zur geseiften Kalkglätte », erklärt er. « Kommt dazu, dass Kalkfarbe als Mittel zur Veredelung von Gebäuden im Innen- und Aussenbereich eine vorzügliche Art ist, mit natürlichen Pigmenten Raumstimmung zu schaffen. Kalkfarben werden mehrschichtig gestrichen und erzeugen so eine einziga rtige, tiefschichtige Farbgebung », führt er weiter aus. Als überzeugter Verfechter dieses Materials fasst er zusammen : « Das Material Kalk in AnwenBei Sgraffiti werden aus einer feuchten, mit hellem
dung von Putzen bildet in seinem Kreislauf einen geheimnis-
Kalkanstrich übertünchten Putzschicht mit Stiften und Messern
vollen Prozess. Durch Feuer und Wasser wird er formbar, um
Ornamente gekratzt.
mit der Zeit wieder zu erhärten. »
104
CUBATURA_MATERIAL
Verschiedene Bemalungsphasen
Beschädigungen am Verputz und dessen Bemalung repa-
Ortswechsel nach Präz am Heinzenberg. Mitten im Dorf steht
riert werden.
die Tgea Plaz, bestehend aus mehreren Gebäudeteilen : dem Haupthaus im Südosten mit einem Anbau an der Nord-
Mit Lupe und Skalpell
seite und dem Hinterhaus im Westen. Die Jahreszahl 1675
Auch das Hinterhaus ist mit einem grauen Luftkalkmörtel
könnte als Erstellungsjahr gesehen werden. Bis in die Fünf
überzogen. Die Fassadenflächen sind weiss getüncht und
zigerjahre war die Tgea Plaz nicht nur Wohnhaus, sondern
um die Gebäudeöffnungen und an den Hausecken,
auch Restaurant und Verkaufsladen. Heute ist sie in Privat
grösstenteils in Freskotechnik, dekorativ bemalt. In einer
besitz. Im Auftrag des Eigentümers und in Zusammenarbeit
zweiten Phase wurde die bestehende Bemalung übermalt.
mit der Denkmalpflege hat der Restaurator Beat Fischer
Selbstredend setzte Fischer für die Restaurierungen wiede-
ein Konzept zur Restaurierung der Fassaden entworfen.
rum Kalkputz ein. Dies beim Haupthaus und beim Hinterhaus
Er hat bei seinen Untersuchungen festgestellt, dass die
in fast gleichen Arbeitsschritten :
Fassaden des Haupthauses aus Natursteinmauerwerk mit
– Trockene Oberflächenreinigung
grauem Luftkalkmörtel und Fassadenmalereien überzogen
– Verputzfestigung mit Sinterwasser
sind. Fragmente davon sind noch erhalten. In einer zweiten
– Nasse Oberflächenreinigung
Bemalungsphase wurde die Fassadengestaltung über ar
– Entfernung von beschädigtem oder
beitet und der Anbau miteinbezogen. Die bestehenden Malereien wurden übermalt. Die dritte Bemalungsphase entsprach weitestgehend dem heutigen Aussehen, wobei man sich an der bestehenden Malerei orientierte und diese interpretierend nachgemalt hat. Das Konzept von
unpassendem Verputzmaterial – Ergänzung der Putzfehlstellen mit Luftkalkmörtel, im Bereich des zementösen Sockels mit Zementmörtel – Schliessen von Rissen mit Luftkalkmörtel, im Sockelbereich mit Zementmörtel
Fischer sah vor, die Bemalungsphase drei zu erhalten
– Retusche der bestehenden Dekorationsmalereien
respektive wiederherzustellen. In erster Linie sollten die
– Ergänzung der Fassadenbemalung
Die Tgea Plaz in Präz vor
Das Natursteinmauerwerk ist mit grauem Luftkalkmörtel und
der Restaurierung.
Fassadenmalereien überzogen.
105
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Sanitär
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Einige Monate lang arbeitete Fischer mit seinem Team auf der Baustelle. Bei der Voruntersuchung der Fassaden mit Lupe und Skalpell, um die Farbschichten zu finden und sie bei der Restaurierung so zu ergänzen, dass sie zu einem harmonischen Gesamtbild werden. Wobei für ihn durchaus sichtbar bleiben darf, was neu ist. Sorgfältig wurden mit Spachtel und Maurerkelle Risse mit Kalkmörtel geschlossen. Im angebauten Schuppen stand der dazu nötige Kalk bereit: in Tonnen der Stückkalk, in einer Wanne der bereits mit Sand geschichtete Kalk.
Verputze Bauten als Prestigeobjekte Auch hier wird klar : Kalk ist seit jeher ein überaus wertvoller und ökologischer Baustoff und steht beispielhaft für die im
Kalkbrand wieder belebt
Kanton Graubünden gegebenen Ressourcen. So waren
Im Jahr 2013 brannte der gelernte Maurer Johannes
selbst in den vom Holzbau geprägten Dörfern des Kantons
Wetzel im Unterengadiner Zuort in einem traditionellen
Graubünden verputzte und weiss gekalkte Steinhäuser
Ofen Kalk. Einen zweiten Brand führte er ein Jahr später
schon im 16., 17. und 18. Jahrhundert anzutreffen. Eine Eigen
in der Val S-charl bei Tarasp durch, in einem Ofen, der
tümlichkeit sind jene Holzhäuser, die durch Vormauerung
im Jahr 1932 zum letzten Mal benutzt worden war.
oder das Verputzen der Holzfassaden als scheinbare Massiv-
Wetzel brannte im Team mit 20 Handwerkern über
bauten verblendet wurden. Damit der Putz auf dem Holz
60 Tonnen Dolomit-Kalkstein. Mit dem selbstgebrannten
haftete, wurden die Blockwände und das Balkenwerk mit
Kalk restauriert Wetzel Fassaden und Sgraffiti. Die Kalk-
Holznägeln versehen. Zu sehen ist eine solche Vormauerung
brände sind in Filmen auf Youtube unter den Stichwör-
mit den Nägeln auch am Hinterhaus der Tgea Plaz in Präz.
tern « Historisches Kalkbrennen » und « S-charl Kalkbrand
Möglicherweise gaben diese Vormauerungen Schutz vor
2014 » zu finden.
Brand. Vermutlich gaben diese verputzen Bauten als auch die Vormauerungen – oft verziert mit Sgraffiti – aber auch den sozialen Status ihrer Eigentümer wieder und waren Prestigeobjekte.
Kalk macht Sinn Die Gründe für den Einsatz von handwerklich gebranntem Kalk sind einleuchtend : – Der hohe pH-Wert wirkt antibakteriell gegen Schimmel und Krankheitserreger. – Kalk ist frei von Schadstoffen und möglichen allergenen Zusatzstoffen. – Kalk ist geruchsneutral und bindet Gerüche und Schadstoffe. Zudem ist er antistatisch. – Kalk toleriert dank seiner Elastizität Spannungsunterschiede im grossen Mass. – Kalk eignet sich für den Innen- und Aussenbereich, ist atmungsaktiv und sorgt für ein gutes Raumklima.
Quellen – Hans Rutishauser – « Zur Bedeutung des Verputzes im ländlich-alpinen Raum Graubündens und zur Aufgabe der Denkmalpflege ». Oskar Emmenegger, Historische Putztechniken. Für die Restaurierung wurde Kalkputz eingesetzt.
– Fischer Restaurierung GmbH : Tgea Plaz, Präz, Untersuchung und Restaurierungskonzept Fassaden – Interviews mit Christian Aubry und Beat Fischer
107
INNOVATION ALS BEKENNTNIS. Text : Maya Höneisen
Bilder : Ingo Rasp
« Khum hai go schaffa » : Was wie ein Motto tönt, steckt in der Philosophie des international tätigen HightechUnternehmens Oblamatik AG. Beim Neubau des Innovations- und Kompetenzzentrums wurden höchste Qualität bei der Arbeitsplatzgestaltung und neueste Technologien umgesetzt.
« Khum hai go schaffa » : Mit dieser Philosophie baute die Oblamatik ein Firmengebäude mit einzigartigen Arbeitsplätzen.
Nach knapp zwei Jahren Bauzeit ist die Oblamatik AG im Juni dieses Jahres in ihr neues Innovations- und Kompetenz-
WIR WOLLEN
zentrum auf dem Churer Rossboden eingezogen. « Unsere
der beste Arbeitgeber im
Räumlichkeiten im Stadtzentrum boten uns keine Expan
Kanton Graubünden sein.
sionsmöglichkeiten », nennt CEO Roland Obrist den einen
ROLAND OBRIST
Grund für den neuen Standort. Der andere war, mit dem neuen Gebäude und einzigartigen Arbeitsplätzen auch weitere hoch qualifizierte Mitarbeiter ins Boot holen zu können. Roland Obrist setzt die Ziele klar : « Wir wollen der beste Arbeitgeber im Kanton Graubünden sein. Dafür brauchen
bereiche eingerichtet. Die Oblamatik baute dafür verglaste
wir ein Gebäude, welches auch diese Priorität erfüllen
Einer- bis Viererbüros für die verschiedenen Abteilungen
kann. » Gleichzeitig war das Unternehmen konfrontiert mit
Innovation, Entwicklung, Produktion und Verkauf. Die Vergla-
den Wünschen von Mitarbeitenden nach Homeoffice. Was
sung bietet Licht, Offenheit und Transparenz und gewährleis
das innovative Unternehmen wiederum dazu brachte, ein
tet in den geschlossenen Bereichen trotzdem die nötige
Arbeitsumfeld zu kreieren, in dem sich der Mitarbeitende
Ruhe für konzentriertes Arbeiten. Ergänzt werden diese
wie zu Hause fühlt. Der Grundgedanke zum Konzept für den
Arbeitsplätze mit open spaces für Sitzungen auf allen drei
Neubau lag also nahe : « Khum hai go schaffa ». « Um kreativ
Etagen. Geschaffen wurden zum anderen aber auch
und innovativ zu sein, müssen Mitarbeitende sich wohlfüh-
Begegnungszonen für den Austausch zwischen den Mitar-
len. Das heisst, wir müssen ihnen ihren Arbeitsplatz entspre-
beitenden. Dafür stehen eine Bibliothek mit Cheminée, eine
chend gestalten », ist Roland Obrist überzeugt. Der Auftrag
Wohnung, eine grosse Küche oder auch Aussenbereiche für
an das Architekturbüro war denn auch nicht, ein Nullacht-
ungezwungene Treffen oder im Sommer auch einmal für ein
fünfzehn-Firmengebäude zu planen und zu bauen, sondern
Barbecue zur Verfügung. « Wir haben versucht, für jeden
ein Gebäude mit der Atmosphäre eines grossen Einfamilien-
Charakter einen Ort zu schaffen, an dem er sich wohlfühlen
hauses.
und arbeiten kann, zugunsten von Kreativität und Innova tion », erklärt Roland Obrist. Die Mitarbeitenden kommen
Zu Hause im Büro
darüber hinaus auch in den Genuss von weiteren Angebo-
Diese Philosophie ist im neuen Gebäude auch in der Infra-
ten. Dazu gehören ein Fitnessraum mit Trainer, einmal pro
struktur ablesbar. Das heisst, zum einen wurden reine Arbeits-
Woche auf Anmeldung Massagen, ein Spielbereich mit
110
CUBATURA_OBJEKTE
UM KREATIV & INNOVATIV zu sein, müssen Mitarbeitende sich wohlfühlen. ROLAND OBRIST
unter anderem Billardtisch und Tischfussball oder auch ein Ruheraum. Zugänglich ist die gesamte Infrastruktur für die Mitarbeitenden rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche. Tatsächlich gebe es Leute, die inzwischen auch einmal an einem Sonntag im Kraftraum trainieren oder in der Bibliothek ein Buch lesen würden, erzählt Roland Obrist. Für das hauseigene Restaurant « Allegra » im Parterre wurde ein Spitzenkoch engagiert. Denn für ihn ist klar : « Die Mitarbeitenden müssen gut und gesund essen können. »
Als Leuchtturmprojekt ausgezeichnet Bei der Umsetzung dieser visionären Idee seien auf der technischen Seite die Herausforderungen allerdings gross gewesen, erklärt Roland Obrist. Auch da war selbstredend die Innovation das Thema. Vieles, was Idee war, war noch gar nicht vorhanden und musste erst entwickelt werden. Roland Obrist sagt von sich selbst : « Ich bin ein Typ, der sagt, wir müssen es anders machen, anders als alle anderen. Dies folglich auch, wenn wir ein Gebäude planen. Denn auch damit wollen wir unsere Innovationskraft ausdrücken.» Planer, Ingenieure und Architekten waren entsprechend gefordert, um Lösungen für die Vorgaben zu finden. Mit Resultaten : Was die Energie anbelangt, versorgt sich das Gebäude über eine Nachtabkühlung, eine Betonkernaktivierung und Sonnenkollektoren selbst. « Wir brauchen praktisch keine Fremdenergie, sondern sind weitgehend autonom », erklärt Roland Obrist. Ist die Tagestiefsttemperatur erreicht, öffnen sich in den Räumen automatisch die Seitenfenster und die Türen. In 7,5 Minuten ist das Gebäude so durchlüftet. Lichtschalter
sucht man im Gebäude vergebens. Das Licht schaltet sich über Sensoren genau da ein, wo jemand steht oder durchgeht. Um die technischen Anforderungen zu bewältigen, arbeitete die Oblamatik AG für die Simulationen auch mit der Hochschule Rapperswil zusammen. Auch diese Zusammenarbeit zahlte sich schliesslich aus. Für sein Projekt hat das Unternehmen in einer schweizweiten Pionierrolle das Leuchtturmprojekt des Bundesamtes für Energie gewonnen. Grosszügig gestaltete Räume vermitteln Offenheit und gleichzeitig
Gebäudetechnisches Optimierungspotenzial gibt es trotz-
eine angenehme Arbeitsatmosphäre.
dem noch. So etwa bei der Gebäudeleittechnik, weil da
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Die modernsten Arbeitsplätze der Schweiz.
Oblamatik AG, La-Nicca-Strasse 12, 7000 Chur
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In der Materialität setzte das Unternehmen beim Bau auf Holz, Glas und Beton.
WIR BRAUCHEN praktisch keine Fremdenergie, sondern sind weitgehend autonom. ROLAND OBRIST
laut Roland Obrist noch die entsprechenden Erfahrungen fehlen. Ebenso bei den drei Parametern Raumfeuchtigkeit, Sauerstoffgehalt und Raumtemperatur, die für jeden Bereich von den Mitarbeitenden pro Raum eingestellt werden können, sowie beim Gebäudeleitsystem. Roland Obrist ist aber zuversichtlich, auch da die optimalen Lösungen noch zu finden.
Attraktives Umfeld gegen Fachkräftemangel Wichtig war der Oblamatik AG während des Baus die Vergabe der Aufträge. Dies in zweierlei Hinsicht. Einerseits legte Roland Obrist Wert darauf, dass zwischen den einzelnen Akteuren die Chemie stimmt. Bei jeder Vergabe war er als Bauherr denn auch selbst vor Ort anwesend. Zum anderen wurden 80 Prozent der Aufträge in der Region vergeben, « weil es extrem wichtig ist, dass Arbeit und damit die Wertschöpfung da bleiben ».
Mit dem Neubau bekannte sich das im Jahr 1999 gegründete Unternehmen klar zum Standort Chur. « Rein emotional »,
Lichtdurchflutete Arbeitsräume und Begegnungsbereiche
erklärt Roland Obrist, « wirklich stichhaltige Gründe dazu
prägen das Gebäude.
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Zäune und Brücken aus Bündner Bergholz
Bündner Berglärchenholz ist sehr widerstandsfähig. Es besitzt im Vergleich zu anderen Nadelholzsorten sehr gute Festigkeitswerte, eine hohe Zähigkeit und ein geringes Quell- und Schwindverhalten. Das Kernholz ist witterungsbeständig und vor allem unter Wassereinwirkung in seiner Dauerhaftigkeit neben Eichenholz unerreicht. Für Zäune und Brücken ist Bündner Berglärchenholz das ideale Holz, da es nicht chemisch behan-
delt werden muss. Es ist von Natur aus langlebig und dadurch natürlich sehr umweltfreundlich.
Material – Bündner Berglärchenholz
Alle unsere Bergholzprodukte können Sie in verschiedenen Grössen und Ausführungen bestellen: Das Team des Bergholzzentrums fertigt Ihr Produkt nach Mass an und berät Sie bei der optimalen Bergholzauswahl.
Einsatz – Gartenzaun – Weidezaun – «Bündner Zaun» – Steg – Brücke für Fussgänger und Fahrzeuge
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Eigenschaften – stabil – grosse Tragfähigkeit – rustikal
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Mit einzigartigen Arbeitsplätzen will die Oblamatik hoch qualifizierte Mitarbeitende ins Boot holen.
Die Oblamatik AG mit Sitz in Chur gehört zu den internationalen Technologieführern im Bereich Trinkwasser management. Das 65-köpfige Unternehmen entwickelt integrierte Lösungen für die Wasserkontrolle in privaten
gab es für uns als international tätiges Unternehmen eigent-
und gewerblichen Anwendungen. Die Lösungen rei-
lich wenig. Vor allem auch bezüglich der Probleme von
chen von intelligenten Endgeräten bis hin zu kompletten
qualifizierten Mitarbeitenden, sprich des Fachkräftemangels
Wassermanagement-Systemen.
im Kanton Graubünden. » Dem setzt die Oblamatik AG als Lehrbetrieb entgegen. Insgesamt neun Lernende bildet das
Die Vision des Unternehmens ist es, immer wieder neue
Unternehmen aus. Einen im kaufmännischen Bereich, die
Ansätze zu finden und den nächsten Innovationsschritt
anderen acht im Elektronikbereich. Ihnen steht ein eigener
zu setzen. Deshalb liegt der Fokus klar auf Innovation,
Ingenieur als Ausbildner zur Seite. « Wir müssen die Leute aus-
Forschung und Entwicklung. Oblamatik wurde als eine
bilden, die wir hier auch brauchen, und unseren Teil dazu
der 100 innovativsten Schweizer Firmen ausgezeichnet.
tun, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken », ist Roland Obrist überzeugt. Dass ihm gleichzeitig die Stärkung
Die Oblamatik AG ist eine Tochterfirma der deutschen
des Hochschulstandortes Graubünden ein grosses Anliegen
Unternehmensgruppe Viega, welche weltweit über 4000
ist, erklärt sich von selbst. Diesbezüglich arbeitet die Obla-
Mitarbeitende an fünf Produktionsstätten beschäftigt.
matik AG in Kooperationen mit anderen Unternehmen eng
Viega ist Weltmarktführer für Installationstechnik.
mit dem Kanton zusammen. Und nicht zuletzt geht es darum, ein attraktives Arbeitsumfeld zu schaffen, um gut ausgebildeten Fachkräften attraktive Stellen zu bieten und
Kennzahlen
Bündner Hochschulabgänger zurück in den Kanton zu ho-
Bauherr : Oblamatik AG, Chur
len. Eine hohe Arbeitsplatzqualität hat die Oblamatik AG mit
Baubeginn : September 2017
dem neuen Gebäude nun innovativ umgesetzt. Jungen
Fertigstellung : Juni 2019
Ingenieuren sei dies als Bewerbungsgrund oft wichtiger als
Arbeitsplätze : Zurzeit 75, wird aufgestockt auf 100
der Lohn, sagt der CEO . « Es passt also alles sehr gut. Die
Bürofläche : 6000 m 2 ( total 8000 m 2 )
Grundphilosophie ‹ Khum hai go schaffa › funktioniert per-
Stockwerke : 4
fekt », freut er sich – und fügt abschliessend an : « Und die
Architekt / Ingenieur : Fanzun AG
Wünsche nach Homeoffice sind übrigens inzwischen auch
Baukosten : CHF 28 Mio.
vom Tisch. »
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.. .. WEGGEFAHRTEN FUR KLIMAFITNESS GESUCHT. Er ist der Revierförster von Vaz / Obervaz – Sandro Sutter von der Lenzerheide. Sein neuestes Projekt heisst « Cumpogn », also Weggefährte. Gemeint ist damit der Wald auf der Lenzerheide, der auf der Suche nach Kumpanen ist, die ihm helfen. Sutter sucht für ihn jene Weggefährten, die ihm über den Klimawandel hin weghelfen – waldbaulich und finanziell.
Text : Fridolin Jakober
Bilder : Alice Das Neves
.. CUBATURA_OKOLOGIE
Für Förster Sandro Sutter ist es schon lange Tatsache : « Das Klima verändert sich – der Klimawandel ist in vollem Gang. » Die Folgen zeigen sich auch in der Schweiz, und sie zeigen sich ganz besonders in vielen Regionen Graubünden s : Gletscherrückgang, Anstieg der Permafrostgrenze, heisse und trockene Sommer sind die ersten Folgen. « Deshalb », so Sutter, « braucht es Taten statt Worte, es braucht den Einsatz jetzt. Für die Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder. »
Retten – aber wie ? Doch wie lässt sich das Klima retten ? Indem man die Gletscher abdeckt, damit sie nicht wegschmelzen ? Ein sehr teures Verfahren, das wohl kaum langfristig Bestand haben wird. Indem die Gesellschaft auf alles verzichtet, was Kohlendioxid ausstösst ? « Damit würden wir uns sehr stark einschränken. Es wäre ein schmerzlicher Prozess und – das Resultat wäre trotzdem ungewiss.» Der Revierförster von der Lenzerheide schlägt eine Lösung vor, die weit günstiger ist, weit weniger stark einschränkt und die gerade deshalb gute Aussichten auf Erfolg hat. « Wir müssen jene stark machen und verjüngen, die das klimaschädliche Kohlendioxid aus der Luft filtern und damit reduzieren. Wir müssen jene fit machen, welche für uns den Sauerstoff produzieren. Indem wir jene Bäume pflanzen, welche in hundert Jahren auf der Lenzerheide überlebensfähig sind. Wir müssen Kapital und Arbeitskraft in den Gebirgswald investieren – nicht, weil wir mit der Holzernte Gewinn erzielen können, sondern weil wir damit die Zukunft der Landschaft und der Verkehrswege sichern. »
DESHALB BRAUCHT ES TATEN statt Worte, es braucht den Einsatz jetzt. Für die Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder. SANDRO SUTTER
Das Problem der Langsamkeit Jedes Kind weiss : Ein Baum braucht oft ein ganzes Jahrhundert, bis er ausgewachsen ist und Früchte tragen kann. Doch bis zum Ende des 21. Jahrhunderts werden sich die Vegetationshöhenstufen um 500 bis 700 Meter nach oben verschieben. Das bedeutet : Wenn man davon ausgeht, Förster Sandro Sutter kennt seinen « Kumpan », den Baum.
dass das Klima sich weiter erwärmt, so muss ein Baum heute
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Eingezäunte Pflanzung von geeigneten Jungbäumen.
Samenbäume schützen.
bereits 500 Meter weiter oben gepflanzt werden, damit er –
von Samenbäumen. Einerseits könnten diese Samenbäume
wenn er ausgewachsen ist – am idealen Standort steht. Die
durch die Mitarbeitenden des Forstes schon jetzt mit wald-
ersten Zeichen des Klimawandels zeigen sich in Form von
baulichen Massnahmen geschützt werden, wozu es aber
heissen, trockenen Sommern. Das schafft Bedingungen, die
finanzieller Mittel bedarf. Wo sie aber fehlen, können mit
es mancher Baumart – zum Beispiel der in den Schutz
Hilfe von Pflanzungen geeignete Jungbäume eingebracht
wäldern von Graubünden weitverbreiteten Fichte – schwer
werden. Da diese Jungbäume vom Wild verbissen würden,
machen, den schwierigen klimatischen Veränderungen
müssen sie für die ersten 20 Jahre ihres Wachstums durch
standzuhalten. Sandro Sutter stellt klar fest: «Sie werden
geeignete Massnahmen geschützt werden. Sutter ist über-
unter Druck kommen. Es droht das Absterben der Bäume
zeugt : « Solche Zäune sind immer noch weit günstiger als
und – damit verbunden – erhöhte Lawinen- und Erosions
Lawinenverbauungen und Steinschlagnetze. Zudem wer-
gefahr. »
den die Infrastrukturen dadurch auf natürliche Art und Weise geschützt. »
Kleiner Einsatz – grosser Nutzen Das Projekt « Cumpogn » – also Kumpan, Genosse – von
Forstreviere, Kooperationspartner und Freiwillige
Revierförster Sandro Sutter will hier ansetzen, indem es in
Damit dies geschehen kann, braucht es Förster und Forst
den Wäldern und insbesondere in den Schutzwäldern ge-
reviere, welche beim Projekt mitmachen. Gesucht sind also
zielt verjüngt. « Es gibt genügend Baumarten, die für diese
Reviere, welche ihren Schutzwald verjüngen wollen und die
Veränderungen wie geschaffen sind. In den heutigen Wäl-
sich entsprechend engagieren, indem sie mögliche Paten
dern wurden diese aber durch konkurrenzstärkere Baum
suchen oder Aktivitäten der Bevölkerung ( Lager usw. )
arten verdrängt oder sie finden erst jetzt günstige Lebens-
unterstützen. Da 90 Prozent der Forstreviere defizitär arbei-
bedingungen. Diese Baumarten gilt es nun zu fördern, um
ten, müssen einerseits Kooperationspartner diese Idee finan-
unsere Wälder ‹ klimafit › zu machen. Die Lebensgemein-
ziell und ideell mittragen und andererseits freiwillige Klima-
schaft Wald wird sich verändern, und wir – als die Kumpane
schützer bei den waldbaulichen Massnahmen mithelfen.
und Weggefährten des Waldes – können dafür sorgen, dass
Gerade dort, wo Infrastrukturen von Wald geschützt werden,
sich die überlebensfähigen Lebensgemeinschaften schnel-
könnten das auch jene sein, denen diese Infrastrukturen
ler ausbreiten können und dass der Wald insgesamt über
gehören oder die sie benutzen – also zum Beispiel Transport-
lebensfähiger und ‹ klimafitter › wird, indem wir sie gezielt
unternehmen oder Geschäftsketten mit Filialen in den
dabei unterstützen.»
Gebirgstälern von Graubünden.
Bei der Verjüngung von Wäldern spielt der Faktor Zeit vor
« Unser Wald braucht viele Göttis und Gottis », so Sandro
allem in den oberen Höhenlagen eine grosse Rolle, ein wei-
Sutter. « Die Bewegung muss in die Bevölkerung getragen
terer ebenso entscheidender Faktor ist das Vorhandensein
werden. » Neben den offiziellen Stellen der Gemeinde, des
119
Eine Topfpflanze, Werkzeug und viel Handarbeit beim Graben : Alle kรถnnen den Wald klimafitter machen.
120
.. CUBATURA_OKOLOGIE
schen 2800 und 4000 Franken. Die Kosten für die anschlies-
UNSER WALD
sende Pflanzung belaufen sich auf rund 500 Franken für
braucht viele Göttis und Gottis.
25 Stück Topfpflanzen. » Die Gesamtkosten für einen Zaun
SANDRO SUTTER
inklusive Bepflanzung belaufen sich auf rund 3300 bis 4500 Franken, wobei die Pflanzarbeit nicht eingerechnet ist. Diese kann und soll, so Sutter – wo immer möglich –, in freiwilliger Arbeit für die Gesellschaft geschehen. Entsprechende Mög-
Kantons und beim Bund braucht es dazu Persönlichkeiten,
lichkeiten – etwa Klassenlager, Firmenevents usw. – können
die einen Bezug zur Region haben und die etwas fürs Klima
durch Strukturen und Organisationen vor Ort organisiert
und gegen den Klimawandel tun wollen. « Keiner ist zu jung,
oder mit angeboten werden. Der Zaunbau und die Pflan-
um mitzumachen – sei es mit Klassenlagern, Firmenaktivi-
zungen werden von Bund und Kanton zu 80 % subventioniert.
täten, Familienaktivitäten und Freizeitaktivitäten. So hat et-
Doch der Unterhalt der Zäune in den 20 Folgejahren verur
wa die Firma Philips im Entlebuch ihre Waldtage durchge-
sacht ebenfalls namhafte Kosten. Zu deren Finanzierung
führt – dabei waren von der Putzfrau bis zum CEO alle im
werden Sponsoren oder Gönner gesucht.
Wald aktiv. Zäune bauen und danach Pflanzen vom kantonalen Forstgarten einpflanzen können fast alle. » Unter der
Mit Cumpogn können alle etwas zum Landschaftsbild und
Anleitung von Forstmitarbeitenden könnten also auch auf
zum Erhalt « klimafitter » Wälder beitragen. Ein Beitrag, der
der Lenzerheide Schulkinder und Jugendliche oder andere
für die nachkommenden Generationen noch zu sehen und
Freiwillige Schutzwald pflanzen. « Dies kann dann über Social
zu spüren sein wird. « Pflanzen wir also heute Bäume für die
Media, YouTube und Facebook auch publikumswirksam in
Kinder von morgen. »
der eigenen Community gepostet werden. Wer kann und möchte, hilft mit. Wenn das nicht geht, hilft auch ein finanzieller oder logistischer Beitrag. » Dann stellen Mitarbeitende vom Forst in Graubünden den Zaun auf und pflanzen die Bäume. Auf geeigneten Waldstandorten werden sie mit Hilfe von gepflanzten Jungbäumen eine neue Waldgeneration aufwachsen lassen.
Die praktische Umsetzung Zum Schutz gegen Wildverbiss werden die Bäume mit einem Zaun für gut 20 Jahre geschützt. Um den Lebensraum des Wildes nicht einzuschränken, sollen die Pflanzflächen eine maximale Grösse von 10 x 10 Metern aufweisen und über das gesamte Waldareal der jeweiligen Region respektive
Bei « Cumpogn » mitmachen
des beteiligten Reviers verteilt werden. Wo die örtlichen
Gesucht sind Sponsoren, interessierte Gemeinden, Koo-
Gegebenheiten nicht für einen Zaun geeignet sind, werden
perationspartner und Baumpatinnen und Zaunpaten.
die jungen Bäume mit einem Einzelschutz geschützt. « So
Für die Baum- oder Zaunpaten und die Kooperations-
können sich in den alten Wäldern junge Zellen bilden, die
partner bietet sich die einzigartige Gelegenheit, einen
dann – wenn die älteren Bäume absterben – von sich aus
Beitrag für die Gestaltung des Lebensraumes und der
die Verjüngung des Waldes mit geeigneten Baumarten
Landschaft zu tätigen, wie es ihn sonst nicht gibt. Mit der
übernehmen », so Sutter. Er hat sich auch Gedanken zu den
Pflanzung der Bäume in eine durch das Waldgesetz ge-
Kosten dieser Aktionen gemacht : « Die Erstellungskosten für
schützte Fläche wird sichergestellt, dass das Tun nach-
einen Wildschutzzaun liegen an gut zugänglichen Orten bei
haltig bleibt und zu einem überlebenswichtigen Beitrag
zirka 70 Franken pro Laufmeter. An schwierig zugänglichen
für die nächste Generation wird. In diesem Sinne : « Klima
Orten liegen die Kosten zwischen 80 und 100 Franken pro
retten, Bäume pflanzen ! »
Laufmeter. Ein Zaun für eine Pflanzfläche kostet also zwiInteressiert ? Fordern Sie das Informationsmaterial an bei : Sandro Sutter, Revierförster Lenzerheide, Gemeindehaus, 7078 Lenzerheide, Telefon 081 385 21 60, Mobil 079 959 25 87, forstamt-vaz @vazobervaz.ch
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WOHNEN IN ALLEN DIMENSIONEN. 2017 baute die Marx AG Schreinerei und Küchenbau
im Calandapark Zizers / Landquart ein Kompetenzzentrum. Seither finden Bauherren und Architekten hier verschiedenste Handwerke unter einem Dach und eine Ausstellung, die von Bad über Küche bis zu Wohn- und Schlafzimmer alles zeigt, was es zum Wohnen braucht. Ab diesem Herbst werden renommierte Möbelhersteller wie Team 7, Vifian, Girsberger, MAB Möbel AG und weitere in die Ausstellung integriert.
Text : Fridolin Jakober
Bilder : Marx AG
CUBATURA_HANDWERK
« Ich habe noch nie zu einem aussergewöhnlichen Kunden-
braucht andrerseits die sorgfältige Evaluation der eigenen
projekt nein gesagt. » Mit diesem kurzen Satz fasst Hansjürg
Wohnbedürfnisse. Das bedeute t: So früh wie möglich mit
Marx zusammen, was mit der Geschäftsphilosophie « Für Sie
dem Träumen anfangen und sich im Kompetenzzentrum in
schreinern wir alles . . .» gemeint ist : Als Schreiner sind er
Zizers / Landquart schon einmal informieren, wie das umge-
und sein Team in allen Bereichen des Innenausbaus von
setzt werden kann.
Neu- und Umbauten tätig. Küchen, Schränke, Möbel, Schalteranlagen, Türen, Bäder und Wellnessanlagen sowie Praxis-,
Möbel auf Mass
Restaurant- und Hoteleinrichtungen – das alles wird hier im
Denn worin liegt der Unterschied, ob man mit Möbeln von
Betrieb auf Mass geplant und gefertigt.
der Stange aus dem Möbelhaus wohnt oder ob man sich diese für seine Wohnung oder sein Haus nach Mass anferti-
So früh wie möglich
gen lässt ? Die Möbel aus dem Möbelhaus werden – notge-
Für die meisten Bauherren ist « alles » schwer vorstellbar. Sie
drungen – auf bestimmte Standardmasse gefertigt. Wer sehr
möchten vor Ort in einer umfangreichen Ausstellung inspi-
gross ist oder sehr klein, der weiss, dass er oder sie keine pas-
riert werden und dann vom beratenden Fachmann – am
senden Masse findet. Alle anderen arrangieren sich für
besten mit Farb- und Materialvorschlägen – hören, wie und
gewöhnlich damit, auch wenn die Arbeitsfläche der Küche
zu welchem Preis ihre Vorstellungen realisiert werden kön-
ein paar Zentimeter zu tief ist oder der Griff des Schrankes
nen. Sie möchten anfassen, sich informieren und zum Schluss
eigentlich etwas zu hoch. Aber im Laufe der Zeit ärgert es
den Satz hören : « Ja, das können wir für Sie genau so ma-
sie trotzdem. Zudem können sich die meisten, wenn sie ein
chen ! » Damit das geschehen kann, braucht es einerseits
Möbel sehen und kaufen, kaum vorstellen, wie es denn zu
den Schreiner als Spezialisten, der die Vorteile von Griff-
Hause genau in die Wohnung passt oder schlimmer, dass es
mulden ebenso erklären kann wie den Einbau einer Bade-
dort wegen ein paar Millimeter gar nicht passt. Wenn sie das
wanne in einem Schlafzimmer mit Parkettboden. Und es
Möbel in den Raum stellen, bemerken sie plötzlich, dass es
Die elegante Schalterhalle
Türen, Treppen, Leuchten –
wird zur Visitenkarte.
alles muss passen.
123
Die Ausstellung im Calandapark präsentiert Wohnlandschaften.
gar nicht zum Rest der Einrichtung passt oder dass es bei ih-
er bereitet bereits den Montageablauf vor, wenn er die
nen zu Hause genauso aussieht wie in einem schwedischen
Möbel für Küche, Bad oder Schlafzimmer baut. Meistens
Ferienhäuschen.
werden Einzelheiten noch angepasst, nicht selten werden vor Ort im Raum mit Karton oder Ähnlichem die Möbel eins
Ganz anders ist dies bei der Arbeit auf Mass, die der Schrei-
zu eins aufgebaut, so hat der Schreiner die Gewissheit, dass
ner liefert. Ob Küche, Badezimmermöbel oder Kleider-
am Tage der Lieferung keine bösen Überraschungen eintre-
schrank – er optimiert. Er baut ein Möbel, das in seinen Pro-
ten. Alles, damit es am Schluss perfekt passt. Auch Renova
portionen perfekt zum Raum passt, er kann Nischen und
tionen und Reparaturen gehören heute zu den Grund
Schrägen nutzen, er kann einen Schrank oder einen Spie-
kompetenzen des Schreiners. Als Restaurateur kennt er die
gelschrank zurücksetzen. Dort, wo ein Haus über Jahrhun-
Hölzer und ihre Eigenschaften und ihr Verhalten. Er weiss sie
derte gewachsen ist, bietet er die nötige Vielfalt der Materi-
nach den Bedürfnissen der Kunden einzusetzen und kann
alien an, damit man im Stil ergänzen kann und damit alles
später auch alles reparieren oder auffrischen.
zusammengehört. Kompetenzzentrum In der heutigen Zeit, wo das Leben in den eigenen vier Wän-
Das A und O aber, damit alles passt, sind die Beratung und
den immer wichtiger wird, wird der Schreiner zum Mass-
Planung. Deshalb hat die Schreinerei Marx im Calandapark
Schreiner für die gesamten Räume. Er berät, entwirft, ver-
Zizers / Landquart ein Kompetenzzentrum geschaffen, das –
kauft und passt an. Er kann verschiedene Materialien im
unter einem Dach – das Knowhow von Elektrogeräteherstel-
Raum miteinander verbinden : Das Ankleidemöbel passt
lern, vom Ofenbauer, Heizungs- und Sanitärinstallateur, Plat-
dann zur Antikholztüre ebenso wie zum Natursteinboden.
tenleger, Fensterbauer und Elektroinstallationsunternehmen
Zudem hat der Schreiner – wie der frühere Massschneider –
mit dem des Schreiners vereint. Wer die Ausstellung besucht,
die gesamte Auswahl an speziellen Hölzern und Materialien
kann Plattenbeläge, Oberflächen, Wandmaterial und die
zur Hand. Er kennt die Eigenschaften von Acrylstein oder
Geräte und Apparaturen aus Küche und Bad anschauen,
Naturmaterialien, weiss, wie man diese behandelt, damit sie
vergleichen und anfassen. Zudem ist die Schreinerei Marx
– auch bei intensivem Gebrauch – jahrzehntelang leben.
in der Region Ostschweiz Vertriebspartner für verschiedene
Der Schreiner bindet Elektrogeräte ein, er kennt sich mit
Hersteller, darunter Hi-Macs ( Acrylstein ). Acrylstein kann
dem Schallschutz aus, er hat kurze Wege zur Produktion und
fugenlos verarbeitet werden. Zudem dringt Schmutz nicht in
124
CUBATURA_HANDWERK
die Oberfläche ein und kann leicht entfernt werden, was
mer ( siehe Box ) auch eine erfahrene Beraterin gewonnen
dieses Material zum Beispiel für Anwendungen in Küche oder
werden, welche die Lieferanten und die Möglichkeiten ihrer
Nasszellen immer beliebter macht. Es findet sich in der Aus-
Produkte genau kennt. Wer sich also für die Möbel aus Muo-
stellung eine Fülle von technischen Ideen, mit denen sich
tathal ( MAB Möbel AG ) oder jene von sitzplatz.ch und
fast jeder Wohnraum realisieren lässt. Und er findet einen An-
trendstühle.ch interessiert, kann sich neu in Zizers / Landquart
sprechpartner, der bereit ist, seine Wohnbedürfnisse gesamt-
beraten lassen. Dank dem Schweizer Hersteller Swiss Plus
haft ins Auge zu fassen und individuell zu planen.
Design konnte zudem das beliebteste Schlafsofa bed for living in die Ausstellung integriert werden. Mit diesen Möbeln
Möbelpartner
und den Küchen, Bädern und Wohnzimmern von Marx wer-
Inzwischen konnte auch eine Reihe namhafter Möbel
den ganze Räume präsentiert – was sie in der Ausstellung
hersteller gewonnen werden, welche ihre Produkte im
erlebbar macht.
Calandapark präsentieren. Ob Team 7, Vifian oder Girsberger – ihre Lösungen für die Arbeits- und die Wohnwelt sind
Detailgenau
präsent. Zudem wird die Möbelkompetenz auch im Bereich
Da immer weniger Menschen sich heute bei 2D-Plänen
Beratung laufend ausgebaut. So konnte mit Pia Messikom-
alle Details vorstellen können, erstellt die Schreinerei Marx
Die Küche vom Schreiner – bietet Türen mit Griffmulden.
Fugenlos verarbeiteter Acrylstein.
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Der Sonne nach.
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Mit Möbeln nach Mass dank professioneller Beratung perfekt eingerichtet.
farbige Pläne in 3D, die mit der Textur des Holzes ergänzt sind. So wird der Raum ganzheitlich sichtbar, der Kunde kann sich seinen Traum vorstellen, kann ihn auf seine Bedürfnisse anpassen und hat zum Schluss ein Unikat, das genau auf ihn oder sie zugeschnitten ist. Offensichtlich wird dies bei der Küche – die heute nicht mehr einfach ein Ort ist, wo Essen zubereitet wird. Vielmehr wird sie selber zum Zentrum der Wohnung, wo man zusammen geniesst. Hier führt man Gespräche mit Gästen oder der Familie, am Esstisch werden heute die Hausaufgaben gemacht. Eine offene Küche ist also mehr Wohnzimmer denn Küche, also muss auch hier alles angepasst werden. Ähnliches gilt auch fürs Bade zimmer – es kann zum Wellnessbereich werden, zum Ort der Entspannung und des Wohlfühlens. Und auch hier kommt die Wohnlichkeit mit den Möbeln.
Aus Graubünden Natürlich kann man auch den Betrieb der Schreinerei Marx besuchen. 1962 als Einmannbetrieb gegründet, beschäftigt das Unternehmen inzwischen 24 Mitarbeitende, darunter auch 6 Lernende. « Wir waren die erste Schreinerei, die von
Seit Juni 2019 betreut Pia Messikommer im Calanda-
Graubünden Holz zertifiziert wurde », sagt Hansjürg Marx.
park-Showroom Kundinnen und Kunden sowie alle, wel-
Was hier entsteht, ist entsprechend nachhaltig und wird –
che die Ausstellung besuchen. Messikommer blickt auf
wo immer möglich – im Spirit und mit Holz aus Graubünden
15 Jahre Erfahrung im Bereich Möbel-Wohnberatung
hergestellt. Wenn dann die Kundinnen und Kunden zum er-
zurück und hat dadurch Verbindung zu zahlreichen
sten Mal den Betrieb besichtigen und später auch sehen
renommierten Firmen. Sie ist in Graubünden verwurzelt
können, wie ihr Möbel dort hergestellt wird, so spüren und
und bringt genau das mit, was eine gute Beraterin aus-
begreifen sie die Nähe zur Region. Hier wird der Geist der
macht : Sie hat ein Flair für Farben und Stoffe, kennt
Bündner Möbelbautradition an die Lernenden weitergege-
die verschiedenen Möbelprogramme der Hersteller und
ben und im Handwerk ausgebildet. Denn die Faszination,
kann dadurch optimal auf die Bedürfnisse der Kun-
die vom Werkstoff Holz ausgeht, ist auch eine Faszination fürs
dinnen und Kunden eingehen und ihnen die Möglich-
Lebendige, oder wie es einer der Lernenden ausdrückt : « Ich
keiten beim Einrichten aufzeigen.
werde Schreiner, ich will mit Jahrringen arbeiten. »
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WASSER ERLEBEN, WASSER NUTZEN. In der Wasser- und Energiezentrale Punt Gronda können Jung und Alt die « sinfonia d'aua » erleben und mehr über das Wasser und seine Läufe und Kreisläufe im Karst gebiet von Flims erfahren. Wer den Besucherraum betritt, schreitet durch einen Wasservorhang, man schaut hier auch direkt in den Turbinenraum. Eine faszinierende Welt zwischen Natur und Technik tut sich auf. Ein Besuch, der sich lohnt.
Text : Claudia Soliva
Bilder : m2fel.ch ; flimselectric.ch
Wer das Rauschen des Flem hört oder in den stillen Caumasee schaut, begreift, dass die ganze Region Flims vom Wasser geprägt ist – sowohl oberirdisch wie auch unterirdisch. Durch geheimnisvoll verzweigte Karstsysteme fliesst das Wasser im Kalkgestein hinunter bis in die Rheinschlucht. Dabei wird es auf vielfältige Weise genutzt – von der umweltfreundlichen Beschneiung über die Trinkwasserversorgung bis zum Ökostrom- und Wärmelieferant. All dies verdankt Flims seiner wasserreichen Natur. Im Gebiet des prähistorischen Bergsturzes musste sich das Wasser über Jahrtausende neue Wege suchen – sowohl der Cresta- wie der Caumasee werden unterirdisch gespeist. Der Caumasee ist sozusagen wie das Fenster zu einem Grundwassersee – auch das kann man in der Wasser- und Energiezentrale Punt Gronda erleben, denn hier zeigt ein sprudelnder Glaszylinder bei der Treppe zum Besucherraum den aktuellen Pegelstand des Sees. Auf der Basis faszinierender Naturphänomene und der nachhaltigen Nutzung der Wasservorkommen entstand unter Feder führung der Flims Electric AG das technische Kulturprojekt sinfonia d'aua. Diese Sinfonie des Wassers umfasst das gesamte Gebiet von den Gipfeln der Tektonikarena Sardona
Magisch verbunden : Der Glaszylinder zeigt
bis hinunter zur Ruinaulta.
den aktuellen Pegelstand des Caumasees.
Zentrum der sinfonia : Die Wasser- und Energiezentrale Punt Gronda.
129
Blick durch den Wasservorhang in den Besucherraum.
Punt Gronda
falls darin enthalten. Bereits vor dem Gebäude informieren
Gebündelt werden die Informationen zur sinfonia d'aua
farbige Tafeln über den Wasserhaushalt von Flims. Drinnen
dort, wo auch das Wasser genutzt wird, in der Wasser- und
kann – in einem multimedial gestalteten Besucherraum –
Energiezentrale Punt Gronda. Sie ist das « Herz » der sinfonia
die vielseitige und schonende Nutzung der Ressource Was-
d'aua, in ihrem Inneren produzieren vier Turbinen jährlich
ser hautnah miterlebt werden. Informationen dazu und zu
15 GWh erneuerbare Energie aus Wasserkraft. Zwei grosse
Führungen mit Wanderungen für Gruppen und Firmen fin-
Reservoirs und eine komplexe Apparatekammer bilden ein
den Sie auf www.wasserweltenflims.ch.
Kernelement der Flimser Trinkwasserversorgung. Die Infrastruktur für die Beschneiungsanlagen und die Wasserzu
Eine Zentrale – viele Aspekte
führung zur indirekten Speisung des Caumasees, welche
Wer die Flimser Wasserwelt genauer betrachtet, wird eine
jedoch nur bei grosser Trockenheit benötigt wird, sind eben-
Reihe von unbekannten Aspekten entdecken – von den vier
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CUBATURA_TECHNIK
natürlichen Karst- und Grundwassersystemen, in denen sich das Wasser seinen Weg durch das Kalkgestein sucht, über die Nutzung dieses Wassers bis zur Schaffung eines Anergienetzes, welches grosse Gebäude von Flims – darunter das STENNA -Center – mit Wärme und Kälte versorgt. Dabei wird
dem bereits zur Stromerzeugung im Kraftwerk Stenna genutzten Wasser hochwertige Wärmeenergie entzogen. Dies geschieht mittels Berieselungsplattentauscher vor der Rückgabe des Wassers in den Flembach. Über einen Glykol-Kreislauf wird die so gewonnene Wärme zwei Hochleistungswärmepumpen zugeführt und die Temperatur auf Heizniveau erhöht. Jährlich werden damit rund 500 000 Liter Heizöl eingespart, was eine Reduktion von 1300 Tonnen CO2 ergibt. In einem nächsten Schritt wird das Anergienetz mit Wärme aus dem beim Bau des Umfahrungstunnels Flims ange stochenen Karstsystem erweitert.
Mit der Fertigstellung der sinfonia d'aua konnte auch die natürliche Dynamik des Caumasees, mit seinem jeweils im Frühsommer um rund sieben Zentimeter ansteigenden Pegelstand, erhalten bleiben. Die wegen dem Karstanstich im Tunnel Flims fehlende Wassermenge wird mit hochreinem Karstwasser aus dem Platt-Alva-Bach über natürliche Ver sickerungsstellen kompensiert. All das – und vieles mehr erfahren die Besucher in der Zentrale Punt Gronda.
Wasserspiel Bereits auf dem Weg zu dieser Zentrale liegt seit 2017 das Wasserspiel, das den Strassenverlauf auf einer Strecke von 100 Metern begleitet. In die Mauerkrone ist ein wasserfüh-
render Holzkanal eingelegt, der aus einer Quellgrotte am oberen Ende gespeist wird und den das Wasser in einem Eine Schiebetür aus Wasser.
Strudeltopf am unteren Ende verlässt. Dazwischen erfährt
Wasserfassung Segnas mit simultan-dynamischer Restwasserregulierung.
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CUBATURA_TECHNIK
die Rinne in ihrem Verlauf drei spielerische Variationen als
Siegerprojekt aus einem Wettbewerb hervor und wurde
Waschbrett, Speier und Kaskade. Durch die wechselnden
2017 von Raderschall Partner AG Landschaftsarchitekten
Arten des Fliessens wird das Wasser zum Tröpfeln, Murmeln,
konzipiert und umgesetzt. Es ist Teil des beliebten Wander-
Plätschern, Rauschen und Gurgeln gebracht, ein Sinnbild
wegs Trutg dil Flem, der vom Segnesboden dem Wasserlauf
der Sinfonie in fünf Sätzen unterschiedlicher Tempi und Län-
des Flem folgt und dabei über sieben vom bekannten
gen. Diese « Wassersinfonie » wurde in Analogie zur natür-
Brückenbauer Jürg Conzett konstruierte Brücken bis nach
lichen Dynamik und den Klängen des Flem geschaffen. Hier
Flims herunterführt. Damit konnte die Gemeinde Flims
kann man Wasser mit allen Sinnen erleben. Die Wasserrinne
das Thema Wasser mit einem weiteren sinnlich-spielerischen
mit ihrer spielerischen Komponente ist für Familien und Kin-
Aspekt ergänzen.
der ein willkommener Zwischenhalt. Das Wasserspiel ging als
Das Wasserspiel für
. . . rauscht und gurgelt,
Gross und Klein . . .
plätschert und murmelt.
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Die konsequent einfache und kubische Formensprache lässt das zweigeschossige Gebäude elegant und leicht erscheinen. Die Material- und Farbgebung der Fassaden, gross formatige, anthrazitfarbige Zementfaserplatten im Ober geschoss sowie das murale, weiss gehaltene Erdgeschoss unterstützen diese Eleganz und widerspiegeln zudem die unterschiedliche Nutzung der Geschosse.
Der Wohnbereich ist auf der oberen Ebene angeordnet, welche einen einzigartigen und uneingeschränkten Ausblick über die Stadt Chur und weit in die Surselva bietet. Das darüber liegende Flachdach wird an den Hauptfassaden lediglich durch die Raumtrennwände getragen. Die zurück-
versetzten « rahmenlosen » Fensterfronten, die transparenten Terrassenbrüstungen und die weissen Untersichten verstärken das Gefühl der Leichtigkeit.
Die untere Ebene dient in erster Linie dem Schlafen, wobei die Schlafzimmer west- und talwärts ausgerichtet sind. Durch grosszügige Fassadenöffnungen werden eine optimale natürliche Belichtung sowie der Zugang zum Aussenraum mit dem angegliederten Swimmingpool gewährl eistet. Die dahinterliegenden Neben- und Nassräume werden über grosszügige Lichtschächte belüftet und beleuchtet. Das durch die «unterirdischen» Fenster einfallende Licht ergibt im Tagesverlauf ein sich ständig wandelndes LichtSchatten-Spiel.
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WICHTIGE ADRESSEN. Amt für Energie und Verkehr Graubünden
zu beachten. Das Amt für Natur und Umwelt Graubünden
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regelt unter anderem die Entsorgung von Bau- und Son-
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derabfällen, den Bodenschutz beim Bauen, das Bauen im lärmbelasteten Gebiet, die Baurichtlinie Luft und die Korro
Das Amt für Energie und Verkehr ist kantonaler Ansprech-
sionsschutzarbeiten im Freien. Es führt den Kataster belas
partner für Energieeffizienz und erneuerbare Energien, Ener-
teter Standorte und informiert zu Themen wie Lärm und Er-
gieberatung und die entsprechenden Informationen und
schütterungen, Chemikalien/umweltgefährdenden Stoffen
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und Links zu den Förderprogrammen und zu den Förderbei
tungsbüros in Chur, Thusis, Davos, Ilanz, Samedan und Scuol
trägen für Neubauten / Ersatzneubauten mit Vorbildcharak-
amtliche Bewertungen von Grundstücken und Liegenschaf-
ter sowie für Gebäudehülle und haustechnische Anlagen.
ten im Kanton durch. Eigentümer können gegen Gebühr eine Neubewertung von Grundstücken beantragen.
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Bewertungspflicht besteht bei Neubauten ab 20 000 Fran-
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ken ; Renovations- oder Erweiterungsbauten, falls Wert
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vermehrung mehr als 100 000 Franken oder 20 % des indexierten Neuwertes ; Renovations- oder Erweiterungsbauten,
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tik der Regierung um und begleitet und prüft in Ausübung
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der Bundesgesetzgebung Gesuche für Bauten ausserhalb der Bauzone ( BAB ). Es ist Anlaufstelle für Vorhaben, welche
Die Gebäudeversicherung Graubünden ist für Bauherr-
eine Genehmigung der Regierung oder eine BAB -Bewilli-
schaften der Ansprechpartner für die Neuwertversicherung
gung brauchen, und entscheidet, ob Bauvorhaben zonen-
sämtlicher Gebäude im Kanton Graubünden. Sie ist zustän-
konform sind oder ob dafür eine Ausnahmebewilligung
dig für die Feuerpolizei und die Massnahmen zur Verhütung
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Die Denkmalpflege Graubünden befasst sich mit der Bündner Baukultur und fördert eine nachhaltige und bestimmungsgemässe Nutzung der Baudenkmäler und ihrer Um-
Unbenannt-1 1
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IMPRESSUM. CUBATURA Graubünden 5. Jahrgang
Auflage 20 000 Exemplare Herausgeberin CUBATURA Kommunikation und Verlag GmbH Albula 93 , Atelier 172 H CH-7411 Sils i. D. MwSt.-Nummer : CHE-182.410.008 MwSt. Verleger Oliver Schulthess Redaktionsleitung Oliver Schulthess Fridolin Jakober redaktion @ cubatura.swiss Autoren Clavadetscher Architektur AG, Martin Gartmann, Marco Guetg, Maya Höneisen,
Fridolin Jakober, Marietta Kobald, Stephanie Rebonati, Claudia Soliva Fotografen Christian Aubry, Andrea Badrutt, Clavadetscher Architektur AG, Alice Das Neves, Oliver Ernst, Ralph Feiner, Beat Fischer, flimselectric.ch, Heini Fümm, Graubündner Kantonalbank, Hochbauamt Graubünden, Marx AG, m2fel.ch, Christian Obrecht, Filipa Peixeiro, Ingo Rasp, Simon Röthlin, Jutta Würth Gestaltung DBW Werbeagentur Abonnement- und Anzeigenverkauf CUBATURA Kommunikation und Verlag GmbH Albula 93, Atelier 172 H CH-7411 Sils i. D. T +41 81 650 07 70 M +41 79 760 74 25 info @ cubatura.swiss Abonnementpreise Kein Einzelverkauf, 2-Jahres-Abonnement, CHF 55.– exkl. MwSt., zzgl. Porto Haftungsausschluss Alle Rechte vorbehalten. Jeder Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit Erlaubnis des Verlages und der Redaktion gestattet. Für unaufgefordert eingesandte Text- und Bildsendungen können Verlag und Redaktion keine Haftung übernehmen.
ISSN 2297- 4547
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Innenarchitektur
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