Oskar Kokoschka

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oskar kokoschka neue einblicke und perspektiven new insights and perspectives


Edition Angewandte Buchreihe der Universität für angewandte Kunst Wien Herausgegeben von Gerald Bast, Rektor Book Series of the University of Applied Arts Vienna Edited by Gerald Bast


oskar kokoschka neue einblicke

und perspektiven new insights and perspectives régine bonnefoit, bernadette reinhold (hg./eds.)


inhalt contents 6 Vorwort 7 Preface gerald bast

104 Der Künstler als „Augenöffner“. Comenius als pädagogische und autobiografische Identifikationsfigur 127 The Artist as “Eye-Opener.” Comenius as Pedagogical and Autobiographical Identification Figure régine bonnefoit

8 Oskar Kokoschka. Neue Einblicke und Perspektiven 16 Oskar Kokoschka. New Insights and Perspectives régine bonnefoit, bernadette reinhold

politisches engagement zwischen 1934 und 1953 1 political engagement between 1934 and 1953 26 Netzwerke und Widerstand im Exil (1933–1945). Paul Westheim, Kokoschka und die anderen 45 Networks and Resistance in Exile (1933–1945). Paul Westheim, Kokoschka, and the Others

selbstpositio nie rung und vermarkt ungs strategien 2 self-positioning and marketing strategies 146 Zur „Legende vom Künstler“. Einige Anmerkungen zu Oskar Kokoschkas „autobiografischem Leben“ 157 “The Legend of the Artist.” Some Thoughts on Oskar Kokoschka’s “Autobiographical Life” birgit kirchmayr

168 Oskar Kokoschkas AmerikaKampagne 187 Oskar Kokoschka’s American Campaign keith holz

ines rotermund-reynard

60 Statement und Schaubühne. Oskar Kokoschka und die Ausstellung Twentieth Century German Art, London 1938 86 A Statement and a Showcase. Oskar Kokoschka and the Exhibition Twentieth Century German Art, London 1938 lucy wasensteiner

geschlech ter diskurse 3 discourses on gender 206 Les enfants terribles. Ideen zu Sexualität und Geschlecht um Oskar Kokoschka 227 Les enfants terribles. Ideas on Sexuality and Gender Surrounding Oskar Kokoschka katharina prager

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244 L’art pour l’artiste? Überlegungen zu Kokoschkas Puppe, ihrer Genese und Mythenbildung 272 L’art pour l’artiste? Reflections on Kokoschka’s Doll, Its Genesis, and Myth Making bernadette reinhold

expressio nis tische bühnenstücke 4 expressionist plays 294 „Er war da, bevor es einen Expressionismus gab.” Oskar Kokoschka – ein Pionier des expressionistischen Theaters 318 “He Was There before Expressionism Even Existed.” Oskar Kokoschka—a Pioneer of Expressionist Theater anna stuhlpfarrer

334 Expressionistisches Theater auf Wiener Bühnen. Zwischen Nachahmung und Eigenständigkeit 349 Expressionist Theater on the Stages of Vienna. Between Imitation and Originality barbara lesák

interkultureller austausch mit ausser europäischen ländern 5 intercultural exchange with non-european countries 360 Expressionismus in Brasilien, Kokoschka in Rio de Janeiro. Über eine Produktion von Mörder, Hoffnung der Frauen im Jahr 1997 384 Expressionism in Brazil, Kokoschka in Rio de Janeiro. On a Production of Murderer, Hope of Women in 1997 günter berghaus

402 Oskar Kokoschka und der Japonismus. Wien um 1900 und die japanische Ästhetik 421 Oskar Kokoschka and Japonisme. Vienna around 1900 and the Japanese Aesthetic aglaja kempf

anhang appendix 436 Verwendete Abkürzungen / Abbreviations 436 Bildnachweise / Image Credits 438 Namensregister / Index of Names 444 Autorinnen und Autoren / Authors 450 Impressum / Imprint 451 Danksagung / Acknowledgments 5


Vorwort gerald bast

Oskar Kokoschka hat für die Universität für angewandte Kunst Wien eine ganz besondere Bedeutung. Der Künstler hat hier studiert (1904–1909) und gelehrt (1911/12), und er blieb über Jahrzehnte mit seiner Ausbildungsstätte in Verbindung – selbst über seinen Tod hinaus: In seinem Todesjahr wurde der Vorplatz der Angewandten (vormals: Kopal-Platz) in Anerkennung eines ihrer wichtigsten Schüler in Oskar-Kokoschka-Platz umbenannt. 1981 wurde erstmals der Oskar-Kokoschka-Preis, bis heute der höchstdotierte Kunstpreis Österreichs, vergeben, und an seinem 100. Geburtstag, dem 1. März 1986, wurde vor der Universität ein von Alfred Hrdlicka geschaffenes Bronze-Denkmal enthüllt. In den Folgejahren konnte die Angewandte für ihr Archiv und ihre Kunstsammlung eine vielfältige Quellensammlung erwerben und wurde zudem von Olda Kokoschka, der Witwe des Künstlers, mit einer großzügigen Schenkung bedacht. So kam es schließlich im Jahr 1996 zur Gründung des Oskar Kokoschka Zentrums, das als international renommiertes und höchst aktives Forschungszentrum einem wesentlichen Teil seines Nachlasses eine neue Heimat gegeben hat. Es gibt aber auch eine inhaltlich immer stärker werdende Verknüpfung. Oskar Kokoschka hat als Person – in seiner Arbeit und in seinem Denken – das umgesetzt und gelebt, was die Angewandte in den letzten Jahren immer mehr versucht: die Grenzen zwischen den Disziplinen aufzubrechen und Verbindungen zwischen diesen herzustellen. Kokoschka hat das in unglaublich eindrucksvoller Weise und – wie ich meine – noch viel zu wenig beleuchteter Form vorgelebt und höchst erfolgreich praktiziert. Daher gilt mein ganz besonderer Dank den Herausgeberinnen Régine Bonnefoit und Bernadette Reinhold, die durch ihre jahrelange intensive Forschungsarbeit und insbesondere mit der Organisation des Symposiums Oskar Kokoschka. Neue Einblicke und Perspektiven im Februar 2020, dessen Beiträge dieser Band versammelt, einen wesentlichen Beitrag zur Einordnung und Rezeption Kokoschkas auf internationaler und transdisziplinärer Ebene leisten. 6


Preface gerald bast

Oskar Kokoschka is of special significance to the University of Applied Arts Vienna. Besides studying here (1904–1909) and teaching here (1911/12), the artist remained in contact with his alma mater for decades—and this close association continued even beyond his death in 1980. In that year, the square in front of the university (previously called Kopal-Platz) was renamed Oskar-Kokoschka-Platz in honor of one of its most renowned students. 1981 marked the first conferral of the Oskar Kokoschka Prize, along with a monetary award that was and still remains the largest attached to any Austrian art prize. Kokoschka’s 100th birthday on March 1, 1986 saw the unveiling of a bronze bust of the artist created by Alfred Hrdlicka. In the years thereafter, the University of Applied Arts Vienna succeeded in acquiring a diverse collection of source material for its archive and art collection. Olda Kokoschka, the artist’s widow, also made a generous bequest to the university. In 1996, the Oskar Kokoschka Center was finally established. As an internationally renowned and highly active research center, it has served as a new home for a substantial part of Kokoschka’s estate in the years since. There is also an ever-stronger link with regard to content. In recent years, the University of Applied Arts Vienna has increasingly sought to break down the lines between the disciplines and interconnect them. As a person, Oskar Kokoschka always endeavored to do the same, in his work and in his thinking. Kokoschka demonstrated this approach in his own life and practiced it with great success in a truly impressive manner, a fact which, I believe, has not been sufficiently examined. That is why my very special thanks go out to the editors Régine Bonnefoit and Bernadette Reinhold. They have been instrumental in Kokoschka’s contextualization and reception at international and interdisciplinary level through their years of intensive research and in particular through their staging of the symposium Oskar Kokoschka. New Insights and Perspectives in February 2020. This volume brings together the research papers presented on that occasion.

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Oskar Kokoschka. Neue Einblicke und Perspektiven régine bonnefoit, bernadette reinhold

„Es freut mich ganz besonders, daß in Wien ein zentrales Archiv zu Oskar Kokoschka entsteht, und zwar an einer Stelle, wo OK in seiner Jugend Schüler und später eine Zeitlang Zeichenlehrer war.“ Mit diesen für sie so typisch schlichten, aber wohlwollenden Grußworten hatte Olda Kokoschka die Gründung des Oskar Kokoschka Zentrums bedacht.1 Eine großzügige Schenkung der Witwe des Künstlers im Dezember 1996 hatte die „Grundlage für ein kleines, aber qualitätsvolles Forschungszentrum“ an der Hochschule, heute Universität für angewandte Kunst Wien gebildet.2 Damit war vor genau einem Vierteljahrhundert die zweite Institution in Österreich gegründet worden, die sich Kokoschka und seinem Werk verschrieben hatte. Schon 1973 war noch mit persönlicher Unterstützung des Künstlers die Oskar Kokoschka Dokumentation in seinem Geburtsort in Pöchlarn eingerichtet worden. Johann Winkler hatte dort ein Archiv mit Bibliothek und Druckgrafiksammlung aufgebaut und an einer internationalen wissenschaftlichen Vernetzung gearbeitet. Mitte der 1990er Jahre begann die bis heute bestehende enge Kooperation zwischen der Pöchlarner und der Wiener Kokoschka-Institution in Forschungs-, Archiv- und Dokumentationsagenden sowie in Sonderausstellungen, die alljährlich im Geburtshaus des Künstlers stattfinden. In der Aufsatzsammlung Oskar Kokoschka – aktuelle Perspektiven, die anlässlich der Gründung des Wiener Forschungszentrums erschien, spannte dessen erster Leiter, Patrick Werkner, einen breiten Bogen von der Rezeptionsgeschichte bis hin zu der Fülle an Ausstellungen und Publikationen, die dem Künstler nach seinem Tod 1980 gewidmet wur-

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Olda Kokoschka, Villeneuve: Grußworte, in: Oskar Kokoschka – aktuelle Perspektiven, hg. von Patrick Werkner für Archiv und Sammlung/Oskar-KokoschkaZentrum, Wien 1998, S. 5.

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Rudolf Burger, Rektor der Hochschule für angewandte Kunst in Wien: Vorwort, in: ebd., S. 4. neue einblicke


den.3 Mit einem zum 100. Geburtstag Kokoschkas 1986 an der Angewandten veranstalteten Symposion zeichneten sich ein allmählicher Wechsel in der Forschergeneration und neue Fragestellungen an Werk und Leben des Künstlers ab.4 Eine „produktive Unruhe“, wie Werkner es formulierte, in der Präsentation und Interpretation des Œuvres war in Gang gekommen. Das ungebrochene Interesse an Kokoschka bezeugt die rasche Abfolge von Retrospektiven und thematischen Ausstellungen in den letzten zehn Jahren in Zürich (2010 und 2018/19), Halle (2010), Rotterdam (2013), Wien (2013 und 2019), Wolfsburg (2014), Regensburg (2014), Prag (2015) und daneben kontinuierlich in den zwei Kokoschka-Orten, in Pöchlarn und in Vevey, Schweiz, dem Sitz der Fondation Oskar Kokoschka. Es ist die Vielseitigkeit dieses Künstlers, der in seinem Leben mehrfach das Land und die Staatsbürgerschaft wechselte, die noch heute das Publikum in seinen Bann zieht. Er hat sich in den Kanon einer explizit widerständigen Moderne eingeschrieben, deren Parameter er nachhaltig mitgeprägt hat. Bis heute gilt Kokoschka als Inbegriff des radikalen, politischen Künstlers. Der vorliegende Band ist aus der internationalen Tagung Oskar Kokoschka. Neue Einblicke und Perspektiven hervorgegangen, die am 27. Februar 2020 an der Universität für angewandte Kunst Wien stattfand. Nachdem längere Zeit weder in Österreich noch an einem anderen Ort ein Symposion veranstaltet worden war, schien es an der Zeit, erneut Bilanz zu ziehen und Einblicke in die aktuelle Kokoschka-Forschung zu bieten.5 In Anspielung auf Paul Gauguin, der sich gerne als Wilden darstellte, adelte der Wiener Schriftsteller und Journalist Ludwig Hevesi 1908 Oskar Kokoschka (1886–1980) zum „Oberwildling“.6 Als Multitalent verstand es dieser bereits in jungen Jahren, sich mühelos 3

Patrick Werkner: OK – aktuelle Perspektiven?, in: ebd., S. 9–16.

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Oskar Kokoschka. Symposion, hg. von der Hochschule für angewandte Kunst Wien, Red. Erika Patka, Salzburg/Wien 1986.

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Gerbert Frodl/Tobias G. Natter: Oskar Kokoschka und der frühe Expressionismus, Symposion, veranstaltet von der Österreichischen Galerie, Belvedere, Wien, 19. bis 21. Februar 1997, Wien 1997. Keith Holz organisierte 2013 im Rahmen der Annual Conference of Columbia University’s Council for European Studies in Amsterdam eine halbtägige Kokoschka-Tagung zum Thema Place, Nation, and Politics in Oskar Kokoschka’s Art, Writings, and Career, 1934–1953, deren Vorträge nicht veröffentlicht sind.

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Daniel Guérin: Paul Gauguin: Oviri. Écrits d’un sauvage, Paris 1974, S. 11. Ludwig Hevesi: Altkunst – Neukunst, Wien 1894–1908, Wien 1909, S. 311–316, hier S. 313. neue einblicke

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zwischen den unterschiedlichsten Medien wie Malerei, Grafik, Theater, Bühnenbild, Kostüm, aber auch Dichtung und Prosa hin und her zu bewegen. Seinen frühen Aufstieg zu internationalem Ruhm verdankte er der Protektion einflussreicher Persönlichkeiten wie Gustav Klimt, Adolf Loos, Karl Kraus und Herwarth Walden. Kein anderer Künstler prägte so nachhaltig das Erscheinungsbild der avantgardistischen Wochenzeitschrift Der Sturm. 1919 erfolgte seine Anstellung als Professor an der Dresdner Kunstakademie. Ein lukrativer Vertrag mit Paul Cassirer erlaubte ihm, zwischen 1924 und 1930 Reisen durch Europa, Vorderasien und Nordafrika zu unternehmen, um Ansichten von Städten, Landschaften und Menschen zu malen. Nach einem gescheiterten Versuch, in Paris Fuß zu fassen, ließ sich Kokoschka zunächst in Wien und ab Herbst 1934 für vier Jahre in Prag, der Heimatstadt seiner Vorfahren, nieder. Nach seiner Diffamierung als „entarteter Künstler“, dem „Anschluss“ Österreichs und dem Münchner Abkommen floh er in Begleitung der jungen Juristin Oldriska-Aloisie Palkovská (1915–2004), kurz Olda genannt, als inzwischen tschechoslowakischer Staatsbürger nach England, wo er sich aktiv im Widerstand gegen die Nationalsozialisten engagierte. Im Londoner Exil entstanden seine politischen Gemälde, in denen er die aktuellen Geschehnisse durch eine bitterböse, hochkomplexe Symbolik kommentierte. Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hielt Kokoschka nach neuen Perspektiven, Auftraggebern und Kunstmärkten Ausschau. Österreichische Politiker wie Viktor Matejka, Theodor Körner und Karl Renner bemühten sich vergeblich, ihn zur Rückkehr nach Österreich zu bewegen. Ein Ruf an die Wiener Akademie der bildenden Künste wurde durch Intrigen vereitelt. Letztendlich wählte Kokoschka, seit 1947 britischer Staatsbürger, als Wohnort für seinen letzten Lebensabschnitt jene Gegend, in die ihn Loos bereits 1910 mit Porträtaufträgen gelockt hatte: die Westschweiz. 1951 erwarb er ein Grundstück in Villeneuve am Genfer See, an dem er ein Haus errichten ließ, das er bis zu seinem Lebensende mit Olda bewohnte. Dies hielt ihn jedoch nicht davon ab, immer wieder in die weite Welt auszuschwärmen oder kürzere Lehraufträge in Salzburg, Sion oder Minneapolis anzunehmen. Kokoschka erreichte das ansehnliche Alter von 94 Jahren, durchlebte also fast ein ganzes Jahrhundert Kunstgeschichte. Sein umfangreiches Werk dokumentiert den Wandel vom Mitarbeiter der Wiener Werkstätte zu einem Pionier des Expressionismus. Nur der ungegenständlichen Malerei widersetzte sich Kokoschka zeitlebens hartnäckig, auch wenn seine Pinselfaktur und sein Umgang mit der 10

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Farbe den Weg für zukünftige Malergenerationen und Experimente geebnet hat. Die Kokoschka-Forschung – ihre Werkzeuge, Meilensteine und Hindernisse Die Kokoschka-Forschung verdankt den größten Teil ihres Quellenmaterials dem großen Engagement und der Weitsicht von Olda Kokoschka, die nach dem Ableben ihres Mannes dessen Nachlass an drei Institutionen verteilt hat: Den Großteil der Kunstwerke und circa 300 Objekte einer vom Künstler zeitlebens angelegten Studienbzw. Kuriositätensammlung übergab sie der 1988 von ihr gegründeten Fondation Oskar Kokoschka in Vevey. Der aus rund 30.000 Dokumenten bestehende schriftliche Nachlass ging an die Zentralbibliothek Zürich. Dort ist es dem langjährigen Einsatz von Ruth Häusler zu verdanken, dass dieser weitgehend gesichtet, geordnet und für die Forschung aufbereitet ist. Die riesige Bibliothek, der rund 5.000 Aufnahmen umfassende fotografische Nachlass sowie die vom Künstler und seiner Frau über Jahrzehnte angelegte Sammlung von Zeitungsausschnitten gelangte ins Oskar Kokoschka Zentrum an der Universität für angewandte Kunst Wien.7 Diese drei Institutionen gehörten in den letzten Jahren zu den Schrittmachern der Kokoschka-Forschung. Olda Kokoschka und Heinz Spielmann legten in den 1980er Jahren mit ihrer vierbändigen Ausgabe der Briefe des Künstlers einen wichtigen Grundstein für die Forschung.8 Die Zentralbibliothek Zürich verwahrt auch die Vorarbeiten dieser beiden Herausgeber zur BriefEdition.9 Es handelt sich um eine nicht zu unterschätzende Quelle, weil sich darin Schriftstücke bzw. Textpassagen finden, die aus unterschiedlichen Gründen nicht in die Publikation aufgenommen wurden. Olda Kokoschka ist auch der Anstoß zu zwei Werkkatalogprojekten zu verdanken, von denen das eine die Gemälde und das andere die Zeichnungen und Aquarelle dokumentieren sollte. Bedauerlicherweise sind beide Unternehmen auch nach Jahrzehnten nicht über 7

Zum fotografischen Nachlass vgl. Bernadette Reinhold/Patrick Werkner (Hg.): Oskar Kokoschka – ein Künstlerleben in Lichtbildern / An Artist’s Life in Photographs, aus dem Oskar Kokoschka-Zentrum der Universität für angewandte Kunst Wien / From the Oskar Kokoschka-Zentrum of the University of Applied Arts Vienna, Wien 2013.

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Olda Kokoschka/Heinz Spielmann: Oskar Kokoschka. Briefe I–IV, Düsseldorf 1984–1988.

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ZBZ, Vorlass Heinz Spielmann, E 2009. neue einblicke

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einen ersten Band hinaus gediehen.10 Immerhin gibt es dank der Initiative der Fondation Oskar Kokoschka in Vevey seit 2017 ein OnlineVerzeichnis der Gemälde, das regelmäßig aktualisiert wird. Auch wenn sich dieses auf die technischen Daten, Provenienzen, die Bibliografie und ein Ausstellungsverzeichnis beschränkt, bietet es eine Bestandsaufnahme und einen willkommenen Überblick über die Gemälde.11 Das Verzeichnis der Druckgrafik von Hans Maria Wingler und Friedrich Welz ist vor beinahe einem halben Jahrhundert erschienen und könnte eine Aktualisierung durchaus vertragen.12 Kokoschka hat ein großes schriftliches Werk hinterlassen, das so manche Kostprobe seiner Egomanie bietet. Als grandioser Erzähler besaß er die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte, historischpolitische, künstlerische und persönliche Verflechtungen anschaulich zu schildern, ohne sich allzu sehr um Wahrheitstreue zu scheren. Durch einen selbstironischen Grundton suggeriert er dabei ein gutes Maß an (Selbst-)Reflexion. Das verführte und verführt bis heute viele, die „Stimme“ des Künstlers weitgehend unhinterfragt als authentische Quelle zu hören. Kokoschkas über Jahrzehnte betriebene Selbststilisierungen bzw. Selbstmythisierungen wurden und werden oft nur als geringfügige Störgeräusche wahrgenommen. Zudem stand Kokoschka bis ins hohe Alter einer kritischen Auseinandersetzung mit seinem Werk eher im Wege, indem er sich das Recht vorbehielt, in die Arbeiten von Kunsthistoriker/innen einzugreifen und diese in seinem Sinne zu verändern. Erst nach seinem Tod konnte in den 1980er Jahren eine erste Generation von Kokoschka-Forschern, allen voran Werner J. Schweiger und der schon genannte Patrick Werkner, mit einigen Narrativen aufräumen und Werke, die Kokoschka vordatiert hatte, richtig einordnen.13 In den 1990er Jahren zeigte unter anderem Tobias G. Natter, wie der Künstler Rivalen, die seinen Ruhm 10

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Katharina Erling/Johann Winkler: Oskar Kokoschka. Die Gemälde, 1906–1929, Salzburg 1995 [geplant ist ein zweiter Band]; Alice Strobl/Alfred Weidinger: Oskar Kokoschka. Die Zeichnungen und Aquarelle, 1897–1916, Salzburg 2008 [geplant sind vier weitere Bände].

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https://www.oskar-kokoschka.ch/de/1020/Online-Werkkatalog [Zugriff: 17.3.2021].

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Hans M. Wingler/Friedrich Welz: Oskar Kokoschka. Das druckgraphische Werk, Salzburg 1975; dies.: Oskar Kokoschka. Das druckgraphische Werk II, Druckgraphik 1975–1980, sowie Nachträge und Berichtigungen zusammengestellt von Hans M. Wingler, Salzburg 1981.

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Werner J. Schweiger: Der junge Kokoschka. Leben und Werk, 1904–1914, Wien, München 1983; Patrick Werkner: Physis und Psyche. Der österreichische Expressionismus, Wien/München 1986. neue einblicke


in den Schatten zu stellen drohten, insbesondere Max Oppenheimer oder Egon Schiele, später sogar Picasso, zu Epigonen seines Werks zu degradieren versuchte. Zu Beginn des neuen Jahrhunderts erfolgte ein großer Schritt vorwärts mit der methodisch vorbildlichen Studie Oskar Kokoschka: Kunst und Politik 1937–1950 von Gloria Sultano und Patrick Werkner.14 Seither hat die Kokoschka-Forschung zahlreiche Impulse erhalten und Richtungen genommen. Der vertiefte und kritische Umgang mit dem Archivmaterial in Wien, Zürich, aber auch Moskau (Sonderarchiv des Russischen Staatlichen Militärarchivs) und an anderen Orten erlaubt heute einen differenzierten Blick auf den Künstler. Das umfangreiche Quellenmaterial ermöglicht die Dekonstruktion so mancher Mythen, die den Blick auf Kokoschka lange Zeit vernebelt haben – obwohl es bis in die jüngste Zeit akademische Beispiele mit erstaunlich unkritischer Wiedergabe der von Kokoschka gesäten Künstlerlegenden gibt.15 Neue Einblicke – neue Perspektiven Wie im Titel angekündigt, sind es neue Einblicke, die sich durch das neu erschlossene Material in Kokoschkas Leben und Werk ergeben. Neue Perspektiven eröffnen die inter- und transdisziplinären Zugänge mit Forschungsbeiträgen aus der Kunst- und Kulturwissenschaft, der Zeitgeschichte, der Literatur- und Theaterwissenschaft sowie der Biografieforschung und den Gender Studies. Die Geschlechterdiskurse im Wien nach 1900 wurden bekanntlich von Freunden und Mentoren Kokoschkas, wie etwa Adolf Loos und Karl Kraus, geprägt und hatten zweifellos Wirkung auf den jungen Künstler. Dennoch begann sich, wie Katharina Prager in diesem Band feststellt, unter den frühen Weggefährten Kokoschkas allmählich eine differenzierte, durchaus ambivalente Haltung in der Geschlechterfrage abzuzeichnen. Diese war jedenfalls bis nach dem Ersten Weltkrieg 14

Vgl. Tobias Natter: „Schnittlauch auf der mageren Suppe“. Anmerkungen zum Verhältnis Kokoschka – Schiele, in: Oskar Kokoschka – aktuelle Perspektiven. Eine Veröffentlichung der Hochschule für angewandte Kunst in Wien, Archiv und Sammlung, Oskar-Kokoschka-Zentrum, Wien 1998, S. 22–26; Marie-Agnes von Puttenkamer: MOPP. Max Oppenheimer 1885–1954. Leben und malerisches Werk, Wien 1999; Gloria Sultano/Patrick Werkner: Kunst und Politik 1937–1950, Wien/ Köln/Weimar 2003, Kap. Konservative Wende: Gegen Picasso, gegen „die Abstrakten“, S. 253–260.

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Hiervon legt die Monografie von Rüdiger Görner ein beredtes Zeugnis ab: Rüdiger Görner: Oskar Kokoschka. Jahrhundertkünstler, Wien 2018. neue einblicke

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für Kokoschka virulent, wie Bernadette Reinhold am Beispiel des bekannten Puppenfetischs (1918/19) aufzeigt. Keinem Objekt wurde in den letzten Jahrzehnten in der Forschung, in der zeitgenössischen Kunstproduktion bis hin zur Populärkultur mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Keine Episode in seinem Leben umranken heute mehr Legenden – an deren Bildung hatte der Künstler selbst nachhaltig mitgewirkt. Anna Stuhlpfarrer überprüft die Legitimität von Kokoschkas Ruf als Pionier des expressionistischen Theaters, das als multimediales Experimentierfeld eine wesentliche Rolle in seinem Leben spielte. Barbara Lesák untersucht Kokoschkas Selbstpositionierung in der Geschichte des expressionistischen Theaters in Wien und die Eigenständigkeit seines Beitrags zur Geschichte dieses Mediums. Kokoschkas politischem Engagement zwischen 1934 und 1953 sind drei Beiträge gewidmet. Dabei konzentriert sich Ines RotermundReynard auf die Beziehung zu Paul Westheim, der 1933 aus Deutschland nach Paris geflohen war, und die Rolle von Charlotte Weidler als Bindeglied zwischen dem bedeutenden Kunstkritiker und dem in Prag lebenden Künstler. Lucy Wasensteiner erläutert Kokoschkas Stellung in der 1938 in London, anfänglich als Protestausstellung gegen die nationalsozialistische Kunstpolitik geplanten Ausstellung Twentieth Century German Art. Régine Bonnefoit dokumentiert den Wandel, den Kokoschkas Comenius-Bild je nach Lebensphase und Umfeld durchlief. Waren es nun pazifistische, politische, humanitäre, kunsttheoretische oder autobiografische Anliegen, die Kokoschka verfolgte, immer wieder berief er sich zu deren Legitimierung auf den mährischen Pädagogen. Wichtige Impulse erhielt die Kokoschka-Forschung in jüngster Zeit durch die Biografieforschung, die sich der autobiografischen Konstruktion und den Mechanismen der Findung und Bestimmung der eigenen Künstleridentität widmet. In diesem Sinne untersucht Birgit Kirchmayr in ihrem Beitrag Zur Legende des Künstlers Kokoschkas „autobiografisches Leben“. Keith Holz analysiert die Strategien, die der Künstler ab 1949 zur Selbstvermarktung in der Museumslandschaft und am Kunstmarkt in den USA verfolgte. Der Aspekt des interkulturellen Austauschs mit außereuropäischen Ländern wird durch den Beitrag von Aglaja Kempf über die Rolle der japanischen Kunst in Kokoschkas Werk vertieft. Der Südhälfte des amerikanischen Kontinents nimmt sich Günter Berghaus mit einer Studie über die Rezeptionsgeschichte des deutschen Expressionismus in Brasilien an, die eng mit dem Exil deutschsprachiger 14

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Theaterkünstler/innen verknüpft ist. Ausgangspunkt seiner Untersuchung ist eine Aufführung von Kokoschkas Drama Mörder, Hoffnung der Frauen unter Berghaus’ Regie in Rio de Janeiro im Jahr 1997. Der vorliegende Band spiegelt das Engagement und den Enthusiasmus seiner Autorinnen und Autoren wider, die alle ausgewiesene Expert/innen in ihren Disziplinen sind. Gemeinsam ist ihnen die Neugierde und Offenheit, den Blick auf wichtige, bislang vernachlässigte Themen zu richten oder scheinbar fest Verbrieftes kritischkonstruktiv zu hinterfragen. Unser großer Dank gilt ihnen und vor allem Gerald Bast, Rektor der Universität für angewandte Kunst Wien, der das Projekt von Anfang an mit großem Interesse und den nötigen Mitteln gefördert hat. Das ganze Unternehmen wäre nicht ohne die Unterstützung vieler möglich gewesen. Roswitha Janowski-Fritsch hat all ihre Erfahrung im Projektmanagement vonseiten der Edition Angewandte eingebracht. Das Interesse an der Materie gepaart mit größter Sorgfalt, Geduld und Flexibilität fand seinen Niederschlag in den Übersetzungen ins Englische durch Mark Wilch, in den Übertragungen ins Deutsche durch Christine Plunger und Regina Thaller sowie im deutschen und englischen Lektorat durch Fanny Esterházy und Belinda Zauner. Bettina Buchendorfer und Nathalie Feitsch vom Institut Kunstsammlung und Archiv der Angewandten sei für ihre stets zuverlässige Unterstützung bei Reproduktionsfragen gedankt. Nicht zuletzt geht unser Dank an die Kooperationspartnerin der Tagung, die Université de Neuchâtel, die Geschwisterinstitutionen, die Oskar Kokoschka Dokumentation Pöchlarn und die Fondation Oskar Kokoschka, insbesondere Aglaja Kempf, die unser Vorhaben mit großem Wohlwollen unterstützt haben. Zahlreiche bekannte, aber auch jüngere Kokoschka-Forscher/innen sowie ein äußerst interessiertes Publikum haben die Tagung vom 27. Februar 2020 durch ihre Diskussionsbeiträge bereichert. Ihre Anregungen waren und sind uns wichtig und ermutigen uns zu zukünftigen Projekten. Auch wenn in diesem Band wichtige aktuelle Positionen versammelt sind: Kokoschka bietet ein schier unerschöpfliches Forschungsfeld, sodass mit Sicherheit noch weitere neue Einblicke und Perspektiven zu seiner Person, seinem Werk, seinem Umfeld und seiner Rezeption folgen werden. – Wien und Neuchâtel, im Frühjahr 2021

neue einblicke

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Oskar Kokoschka. New Insights and Perspectives régine bonnefoit, bernadette reinhold

“I am especially pleased about a central Oskar Kokoschka archive being created in Vienna, namely at a place where OK was a student in his youth and later a drawing instructor for a time.” Olda Kokoschka spoke these words at the founding ceremony for the Oskar Kokoschka Center, words so typical of her in their simplicity but also in their benevolence.1 A generous bequest from the artist’s widow in December 1996 had laid the “foundation for a small but high-quality research center” at the University of Applied Arts Vienna.2 Thus, it was exactly a quarter of a century ago that Vienna saw the founding of a second institution in Austria dedicated to research on Kokoschka and his work. The first, the Oskar Kokoschka Dokumentation, had already been set up at his birthplace in the town of Pöchlarn in 1973, with personal backing from the artist. Johann Winkler had built up an archive there, complete with a library and print collection, and had worked on forging an international scholarly network. In the mid-1990s, the Pöchlarn team and the Kokoschka institution in Vienna began to collaborate closely on agendas pertaining to research, archives, and documentation and on special exhibitions staged annually at the artist’s birthplace. This collaboration is still going strong. The collection of essays entitled Oskar Kokoschka – aktuelle Perspektiven was published to mark the founding of the Viennese research center. In it, the center’s first director, Patrick Werkner, drew a broad arc from the history of the artist’s reception to the abundance of exhibitions and publications showcasing the artist following

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Olda Kokoschka, Villeneuve, “Grußworte,” in Oskar Kokoschka – aktuelle Perspektiven, ed. Patrick Werkner for Archive and Collection/Oskar Kokoschka Center (Vienna: Oskar Kokoschka Center, 1998), 5.

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Rudolf Burger, Rector of the University of Applied Arts Vienna, “Vorwort,” in Oskar Kokoschka – aktuelle Perspektiven, 4. new insights


his death in 1980.3 In the 1986 symposium at the University of Applied Arts Vienna honoring Kokoschka’s 100th birthday, a gradual generational change emerged in research and in new sets of questions about the artist’s work and life.4 In Werkner’s words, a “productive agitation” was underway in the presentation and interpretation of the OK oeuvre. The unabated interest in Kokoschka is evidenced by the quick succession of retrospectives and thematic exhibitions over the past decade in Zurich (2010 and 2018/19), Halle (2010), Rotterdam (2013), Vienna (2013 and 2019), Wolfsburg (2014), Regensburg (2014), Prague (2015), and concurrently, those staged at the two Kokoschka venues, in Pöchlarn and in Vevey, Switzerland, the site of the Fondation Oskar Kokoschka. It is the artist’s many-sidedness that continues to cast a spell on the public. This trait is attributable to his changing his country of residence and nationality several times throughout his life. And to his success in adding an explicitly resistant style of Modernism to the canon and in shaping the parameters of that style in lasting ways. Up to the present day, Kokoschka is considered the epitome of the radical, political artist.5 This volume of essays grows out of the international conference Oskar Kokoschka – neue Einblicke und Perspektiven, which took place at the University of Applied Arts Vienna on February 27, 2020. An OK symposium had not been held for quite some time in Austria or anywhere else at that point, so it seemed high time to take stock and offer insights into current research on the artist. In an allusion to Paul Gauguin, who liked presenting himself as a “savage,” the Viennese writer and journalist Ludwig Hevesi dubbed the young artist Oskar Kokoschka (1886–1980) the “Oberwildling” or enfant terrible in 1908.6 As a multitalented artist, OK was adept, even in 3

Patrick Werkner, “OK – aktuelle Perspektiven?,” in Oskar Kokoschka – aktuelle Perspektiven, 9–16.

4

Oskar Kokoschka. Symposion, University of Applied Arts Vienna, ed. Erika Patka (Salzburg: Residenz, 1986), 82–99.

5

Gerbert Frodl and Tobias G. Natter, Oskar Kokoschka und der frühe Expressionismus, Symposion Österreichische Galerie Belvedere, Vienna, February 19 to 21, 1997, Vienna. In 2013, Keith Holz organized a half-day Kokoschka conference as part of the Annual Conference of Columbia University’s Council for European Studies in Amsterdam. Its focal subjects are clear from its title: Place, Nation, and Politics in Oskar Kokoschka’s Art, Writings, and Career, 1934–1953. The lectures held there have not been published.

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Daniel Guérin, Paul Gauguin: Oviri. Écrits d’un sauvage (Paris: Gallimard, 1974), 11. Ludwig Hevesi, Altkunst – Neukunst, Wien 1894–1908 (Vienna: Konegen, 1909), 311–316, here 313. new insights

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his younger years, at moving effortlessly between and among the widest variety of media: painting and graphics, theater, stage design and costumes but also poetry and prose. He owed his early ascent to international fame to protection from influential figures such as Gustav Klimt, Adolf Loos, Karl Kraus, and Herwarth Walden. No other artist put such an indelible mark on the avant-garde weekly journal Der Sturm as Kokoschka. In 1919 he was appointed professor at the Kunstakademie in Dresden. From 1924 to 1930, a lucrative contract with Paul Cassirer allowed him to travel throughout Europe, the Near East, and North Africa in order to paint views of cities, landscapes, and people. After a failed attempt at gaining a foothold in Paris, Kokoschka settled first in Vienna and from the autumn of 1934 on, for four years in Prague, a city his ancestors had called home. Following his defamation as a “degenerate artist,” the Anschluss of Austria and the Munich Agreement, he fled to England in his new status as a Czechoslovak citizen, accompanied by the young lawyer Oldriska-Aloisie Palkovská (1915–2004), called Olda for short. He would be active there in the resistance movement against the National Socialists. It was during his exile in London that he produced his political paintings in which he commented on current events with a furious, highly complex symbolism. With the end of World War II, Kokoschka was on the lookout for new perspectives, clients, and art markets. Austrian politicians such as Viktor Matejka, Theodor Körner, and Karl Renner tried in vain to persuade him to return to Austria. A call to the Akademie der bildenden Künste in Vienna was foiled by intrigues. The holder of a British passport since 1947, Kokoschka ultimately opted to reside for the last phase of his life in an area to which Loos had enticed him with commissions for portraits back in 1910: the French-speaking western part of Switzerland known as the Romandie. In 1951 he purchased a piece of land in Villeneuve along Lake Geneva and had a house built on it. It became the home he would share with Olda until his death. But this did not prevent him from repeatedly venturing out into various corners of the big wide world or taking on teaching stints in Salzburg, Sion, and Minneapolis. Kokoschka reached the respectable old age of 94. That means he had lived through nearly an entire century of art history. His extensive oeuvre documents his rise from collaborator in the Wiener Werkstätte to pioneer of Expressionism. Non-representational art is the only genre Kokoschka stubbornly resisted throughout his life, even though the 18

new insights


structure of his brushwork and his use of color paved the way for future generations of painters and for future experiments. Kokoschka Research—Its Tools, Milestones, and Obstacles Kokoschka research owes the vast majority of its source material to the laudable commitment and farsightedness of Olda Kokoschka. After her husband’s death, she divided his estate among three institutions: A large portion of the artworks and the collection of about 300 objects the artist had assembled his whole life long for study purposes and as curiosities went to the Fondation Oskar Kokoschka, which she had founded in Vevey in 1988. The approximately 30,000 written documents belonging to the estate were given to the Zentralbibliothek Zurich. It is thanks to Ruth Häusler’s years of hard work and dedication there that these documents have largely been examined, put in order, and prepared for use by researchers. Kokoschka’s own large library, the photographic estate consisting of about 5,000 photos, and the collection of newspaper clippings the artist and his wife had accumulated over decades made their way into the Oskar Kokoschka Center at the University of Applied Arts Vienna.7 In recent years, these three institutions have set the pace in Kokoschka research. In the 1980s, Olda Kokoschka and Heinz Spielmann laid an important foundation stone for research with their four-volume edition of the artist’s letters.8 The Zentralbibliothek Zurich has the preparatory work of these two editors of the letters editions in safekeeping as well.9 This source should not be underestimated because it contains writings and text passages that, for different reasons, never made their way into the publication. Olda Kokoschka also gave impetus to two work catalog projects: one intending to document the paintings; the other, the drawings and watercolors. Unfortunately, neither of the endeavors has progressed

7

On the photographic estate, see Bernadette Reinhold and Patrick Werkner, eds., Oskar Kokoschka – ein Künstlerleben in Lichtbildern/An Artist’s Life in Photographs. Aus dem Oskar Kokoschka-Zentrum der Universität für angewandte Kunst Wien/ From the Oskar Kokoschka-Zentrum of the University of Applied Arts Vienna (Vienna: Ambra, 2013).

8

Olda Kokoschka and Heinz Spielmann, Oskar Kokoschka. Briefe I–IV (Dusseldorf: Claassen, 1984–1988). A selection of letters also appeared in English translation: Oskar Kokoschka, Letters 1905–1976, Selected by Olda Kokoschka and Alfred Marnau (London: Thames & Hudson, 1992).

9

ZBZ, Vorlass Heinz Spielmann E 2009. new insights

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beyond an initial volume even after these many decades.10 There has at least been a regularly updated online directory of the paintings since 2017 thanks to the initiative taken by the Fondation Oskar Kokoschka in Vevey. Although limited to the technical data, provenance, the bibliography, and a directory of exhibitions, it does provide an inventory and a welcome overview of the paintings.11 The directory of prints compiled by Hans Maria Wingler and Friedrich Welz was published nearly a half of a century ago and could benefit from an update.12 Kokoschka left behind a large body of writings that offer many tasty tidbits of his egomania. Grandiose as a narrator, he had a gift for vividly depicting complex circumstances and historical, political, artistic, and personal interconnections without worrying too much about their veracity. Infusing his stories with a basic tone of self-irony, he suggests a good measure of (self-)reflection in the process. This has tempted and continues to tempt many people even today to listen to the “voice” of the artist largely unquestioningly as an authentic source. Kokoschka’s decades of self-stylizations and self-mythologizing often were and continue to be perceived as nothing more than a little background noise. Well into ripe old age, Kokoschka also tended to stand in the way of a critical analysis of his work by reserving the right to intervene in the writings of art historians and to change them as he saw fit. It was not until after his death that the first generation of Kokoschka researchers was able, in the 1980s, to clear away several narratives and rectify the chronological order of works that Kokoschka had dated too early. Werner J. Schweiger and the aforementioned Patrick Werkner led the way here.13 In the 1990s, Tobias G. Natter, among others, showed how the artist tried to degrade rivals who threatened to overshadow his fame by suggesting they were inferior imitators of his work. He did so in particular to Max Oppenheimer

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10

Katharina Erling and Johann Winkler, Oskar Kokoschka. Die Gemälde, 1906–1929 (Salzburg: Galerie Welz, 1995) [a second volume is planned]; Alice Strobl and Alfred Weidinger, Oskar Kokoschka. Die Zeichnungen und Aquarelle, 1897–1916 (Salzburg: Galerie Welz, 2008) [four further volumes are planned].

11

https://www.oskar-kokoschka.ch/de/1020/Online-Werkkatalog

12

Hans M. Wingler and Friedrich Welz, Oskar Kokoschka. Das druckgraphische Werk (Salzburg: Galerie Welz, 1975) and Oskar Kokoschka. Das druckgraphische Werk II, Druckgraphik 1975–1980 (Salzburg: Galerie Welz, 1981).

13

Werner J. Schweiger, Der junge Kokoschka. Leben und Werk, 1904–1914 (Vienna: Brandstätter, 1983); Patrick Werkner, Physis und Psyche. Der österreichische Expressionismus (Vienna: Herold, 1986). new insights


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