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EDITORIAL Foto: Silke Winkler

Liebe Leserin, lieber Leser, das künstlerische und gesellschaftliche Leben im Lande nimmt nach den Weihnachts- und Jahreswechselfeiertagen Fahrt auf. Früher als in den Vorjahren gab es mit dem 26. Theaterball des Mecklenburgischen Staatstheaters bereits eine Höhepunkt. 1.000 Gäste feierten im Theater eine rauschende Ballnacht. Das Ensemble des Theaters gestaltete ein abwechslungsreiches Programm unter dem Titel „Ein Kessel Buntes“. Entsprechend bunt war das Programm, jedoch versäumten die Programmgestalter dem Publikum Appetit auf die Inszenierungen des Spielplans in den Häusern in

Schwerin und Parchim zu machen. Die Ensemblemitglieder stellten jedoch ihre vielseitigen Talente unter Beweis und brannten ein Feuerwerk der Unterhaltung ab. Femke Soetenga imitierte Marylin Monroe, Rüdiger Daas den King of Rock’n’Roll Elvis Presley. Das gesamte Ensemble mit Solisten, Opernchor, Ballett und Mecklenburgischer Staatskapelle wuschen einen Kessel voller bunter Unterhaltung. Dem kundigen Zuschauer blieb aber verschlossen, warum der Schauspieler Nils Höddinghaus als Thomas Gottschalk mit blonder Haarpracht und extravagantem Tigerfellanzug durch einen „Kessel Buntes“ führte. Anschließend luden die historischen Räume des Mecklenburgischen Staatstheaters zum Flanieren ein, wo kulinarische Köstlichkeiten und Getränke sowie eine Vielzahl von kleinen Kulturprogrammen den Abend versüßten, bevor der große Ball auf der Bühne vom Orchester mit Walzer eröffnet wurde. Essen, trinken, tanzen und feiern bis in den frühen Morgen – wir freuen uns auf das kommende Jahr. Unser Magazin wird Sie zu den Osterfeiertagen erreichen. Entsprechend frühlingshafte Beiträge haben wir für Sie zusammengetragen.

Gleich vornean begegnet Ihnen Andreas Pasternack, der Ihnen vielleicht mit seiner Band auf dem Theaterball zum Tanz aufspielte, aber sonst auch ein Jazz-Musiker mit Kultstatus ist. Beim Tanz in den Mai ist in vielen Familien die Waldmeister-Bowle eine langjährige Tradition. Unser Autor erzählt etwas über die umstrittene Pflanze aus dem Wald, die zu DDR-Zeiten wegen angeblich möglicher gesundheitlicher Beeinträchtigungen selbst aus dem Speiseeis verbannt wurde. Und dann bringen unsere Autoren Ihnen auch wieder die heimische Natur näher, von den wildwachsenden Frühlingsblumen über den Vogel des Jahres, den Star, bis zu den Nandus in Nordwestmecklenburg, „Refugees“, die innerhalb von nicht einmal 20 Jahren heimisch geworden sind. Möge jeder für sich etwas Lesenswertes finden und vielleicht auch die eine oder andere Anregung gewinnen für das Leben und die Freizeitgestaltung in unserer Region. Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre, Ihr

Großer Moor 2 / Ecke Puschkinstraße | 19055 Schwerin | Fon 0385 595 88 101 | www.durante-schwerin.de

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INHALT

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8 10 Titelfoto: Frühling in Sparow. Foto: Helmut Wachtel

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Musik im ganzen Land Drama auf dem Alten Garten

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Lasst uns tanzen! Kult-Jazzer Andreas Pasternack

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Lena Bisalskie stellt in Wismar aus Gourmetfabrik startet mit tollen Ideen in den Frühling Pro und Contra Waldmeister

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24 Backen wie auf dem Land 26 Ensembles aus Holz, Kupfer und Keramik

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INHALT

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56 41 Die Dorfkirche in Zittow 36 Die Orgel – Königin der Instrumente

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Der neue Volvo XC40

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Mexiko: Barfußurlaub auf der Pirateninsel

60 Schillernde Eleganz im Schwarm 70 Theaterfest in Schwerin 72 Der Bariton Cornelius Lewenberg

80 Das Schabellhaus in Wismar 90 Ausgelesen 91 Kolumne: Brahms, Chaplin und der Frühling

tragbare mode für sie und ihn zum anfassen

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FESTSPIELE MV

„... noch nie hatte ich die Möglichkeit, dem Publikum eine so große Vielfalt zu bieten.” Kit Armstrong

Foto: Neda Navaee

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FESTSPIELE MV

Musik im ganzen Land Festspielesaison beginnt am 15. Juni

Weltstars werden kommen und hoffnungsvolle Talente der Jungen Elite, sie werden an bekannten und „Unerhörten“ Orten musizieren – rund 150 Konzerte an 86 Orten sind geplant, dazu kommen 20 Begleitprogramme. Wie eine gut gefüllte Bonboniere präsentieren die Festspielmacher ihr Gesamtprogramm für die Spielzeit 2018. Und – um im Bild zu bleiben – besondere Leckerbissen in diesem Sommer werden die 24 Konzerte von Kit Armstrong, dem Preisträger in Residence, sein. Der Preisträger in Residence Kit Armstrong. Foto: Jason Alden Kit Armstrong, 1992 in Los Angeles geboren, wurde von seinem Mentor Alfred Brendel als „die größte musikalische Begabung, der er in seinem ganzen Leben begegnet ist“ bezeichnet. Kit Armstrong ist Pianist, Organist und Komponist – beim Eröffnungskonzert der Festspiele MV wird seine im Auftrag der Festspiele komponierte Festspiel-Ouvertüre für Orgel solo erklingen. Wenn man die Vita des jungen Künstlers liest: Klavierunterricht mit fünf Jahren, mit acht Jahren das Konzertdebüt, mit zehn Jahren die erste eigene Komposition vorgestellt, parallel dazu Studium von Komposition, Physik und Mathematik – wenn man das liest, dann kommt schnell der Gedanke an ein „Wunderkind“ auf. Doch als solches ließ sich Kit Armstrong nie vereinnahmen. Der junge Mann, der im Gespräch eher zurückhaltend wirkt, konzertiert mit den berühmtesten Orchestern und Dirigenten – und in diesem Sommer an mehr als zwanzig Orten in Mecklenburg-Vorpommern. 2014 war Kit Armstrong Solistenpreisträger der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, in dieser Saison ist er Preisträger in Residence. Was bedeuten Ihnen die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern? Kit Armstrong: „Die Festspiele haben für mich natürlich einen ganz großen Stellenwert. Ich spiele seit Jahren auf vielen Festivals, aber noch nie hatte ich die Möglichkeit, dem Publikum eine so große Vielfalt zu bieten. Ich werde über einen ganzen Sommer lang 24 verschiedene Programme spielen. Das reicht vom Orgelkonzert über mein Debüt als Dirigent bis hin zum Orchesterkonzert. Ich werde eine ganze Woche lang nur Mozart spielen – und das noch zusammen mit vielen Freunden und großartigen Musikern. Ich werde gemeinsam mit dem Sternekoch Daniel Schmidthaler ein Kulinarisches Konzert gestalten und auch noch einen kleinen Einblick in die große Kunst des Origami geben. Wo sonst hat ein Künstler so viele Freiheiten?“ MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 1/2018

Welches Konzert in diesem Sommer ist für Sie die größte Herausforderung: das Debüt an der Konzertorgel in Neubrandenburg, das Dirigat des Händel-Oratoriums oder die musikalisch-kulinarische Weltreise? Kit Armstrong: „Natürlich freue ich mich auf jedes Konzert und Programm, aber wenn ich ehrlich sein darf, dann freue ich mich besonders auf das Dirigat des Händel-Oratoriums. Es ist etwas Neues und Aufregendes für mich. Ich habe bisher öffentlich noch nicht viel darüber gesprochen, aber ich habe das Dirigieren studiert und sehr viel Zeit damit verbracht. Jetzt darf ich ein großes Werk (das Händel-Oratorium „Theodora“) mit tollen Musikern aufführen, das ist schon eine große Ehre für mich. Im Vorfeld habe ich mich schon ein paar Mal mit der Konzertmeisterin getroffen und wir sind das Stück zusammen durchgegangen. Ich habe viel Hoffnung, dass es für das Publikum ein schöner Abend wird.“ Sie haben nicht ausschließlich Musik, sondern auch Mathematik und Physik studiert – warum war Ihnen das so wichtig und wie beeinflusst Sie das heute? Kit Armstrong: „Diese Frage ist nicht ganz leicht zu beantworten. Die Prozesse der Mathematik und Physik haben auch immer etwas mit Musik zu tun, trotzdem sind es gleichzeitig auch grundverschiedene Gebiete. Ich bin ein Mensch, der sich sowohl für die Naturwissenschaften interessiert, als auch für Musik und die Kunst lebt. Wenn man beides sehr intensiv betreibt, bilden sich logische Querverbindungen von ganz alleine, aber diese zu erklären würde tatsächlich einen ganzen Abend füllen. Vielleicht ein gutes Thema für die nächsten Festspiele?“

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OPENAIR Nach welchen Kriterien haben Sie Ihr (Mozart-)Friends-Projekt zusammengestellt? Kit Armstrong: „Mozart gehört für mich zu den bedeutendsten Persönlichkeiten und ich schätze ihn und seine Musik sehr. In dieser einen Woche (vom 22. bis 26. August) werden wir versuchen, einen Querschnitt durch sein Schaffenswerk aufzuzeigen. Dafür bedarf es vieler verschiedener Musiker und wir haben es zusammen mit den Festspielen geschafft, eine große Liste an internationalen Solisten für dieses Projekt zu gewinnen. Uns alle eint eine große Liebe und Freundschaft zu Mozarts Werk.“ In den 24 Programmen als Preisträger in Residence der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern hat Kit Armstrong „Sachen eingebaut, die mir wichtig sind“ und so eine Art Selbstporträt gestaltet. Ein neugierig machender Ausblick auf einen musikalisch erlebnisreichen Sommer mit den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern. KARIN GUSTMANN

Der 26-jährige Künstler Kit Armstrong freut sich auf seine Auftritte in Mecklenurg-Vorpommern. Foto: Neda Navaee

Liebe, Eifersucht, Intrige, Verrat und Mord Die Oper von Giacomo Puccini wird Open Air mit Blick auf das Schweriner Schloss zu erleben sein. Foto: Silke Winkler

Vom 22. Juni bis zum 28. Juli 2018 wird es auf dem Alten Garten in Schwerin dramatisch – hochdramatisch. Bei den Schlossfestspielen wird in 19 Vorstellungen Giacomo Puccinis Oper „Tosca“ aufgeführt. Das Werk, 1900 in Rom uraufgeführt, das oft als „Opernkrimi“ bezeichnet wird, ist ein Musikdrama allerhöchster Güte: Die Leitmotive schaffen die musikalische Verbindung des dramatischen Geschehens. Für den Ort der Handlung – Rom im Jahr 1800, zur Zeit der napoleonischen Kriege in Italien – hat Bühnenbildner Wolfgang Kurima Rauschning einen 600 Quadratmeter großen szenischen Raum entworfen, einen sakralen Kirchenraum, aus dem die Orte der Handlung entstehen: Die Kirche St. Andreas (1. Akt), Scarpias Zimmer im Palazzo Farnese (2. Akt) und die Plattform der Engelsburg (3. Akt). Das sind die Schauplätze der Geschichte der Sängerin Floria Tosca, des Malers Mario Cavaradossi und des Polizeichefs Baron Scarpia – einer Geschichte von Liebe, Eifersucht, Intrige, Verrat und Mord. Eine „kaum zu überbietende emotionale Intensität“ erreiche Puccinis Musik, schrieben Kritiker nach der Uraufführung – eine Einschätzung, 6

die bis heute ihre Gültigkeit hat. Dieser Opernklassiker wird für die Schlossfestspiele Schwerin von Operndirektor Toni Burkhardt mit Solisten des Musikensembles und Gästen, dem Opernchor, dem Extrachor und dem Kinderchor des Mecklenburgischen Staatstheaters sowie der Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin unter der Leitung von Generalmusikdirektor Daniel Huppert spektakulär und spannend in Szene gesetzt. E lucevan le stelle – und es leuchten die Sterne – ist eine der bekanntesten und schönsten Arien aus der Oper „Tosca“. Die optimistischen Theaterleute und die ebenso optimistischen Besucher (auf den Traversen finden pro Vorstellung 1.800 Zuschauer Platz) sind voller Hoffnung, dass bei abendlichen Aufführungen auf dem Alten Garten eben diese Sterne leuchten. KARIN GUSTMANN MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 1/2018


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THEATER

Foto: Silke Winkler

Wenn es auf der Bühne wird „Blut ist ein ganz besondrer Saft“, sagt der Teufel in Goethes „Faust“ und lässt sich „auf einem Blättchen mit einem Tröpfchen“ den Pakt, den er mit Faust geschlossen hat, besiegeln. Marc Clear hantiert in Jekyll & Hyde auf der Bühne mit Theaterblut.

Im Musical „Jekyll & Hyde“ schneidet Mr. Hyde dem „Mädchen der Nacht“, der Prostituierten Lucy die Kehle durch – und das Blut fließt. „Das ist eine ziemliche Fummelei mit dem Messer und der Spritze da drin“, sagt Hyde-Darsteller Marc Clear. Messer? Spritze? Blut auf der Theaterbühne – wie funktioniert das? Antworten wissen Maskenbildnerin Sophie Skowronek und Chefrequisiteur Andreas Albrecht vom Schweriner Theater. Zunächst einmal: Das Blut, das auf der Bühne fließt, ist kein Menschenoder Tierblut, es ist künstlich hergestellt. Es gibt verschiedene Firmen im In- und Ausland, die es liefern. Wichtigster Produzent ist die Firma Kryolan aus Berlin, die auch Hollywood beliefert. Wer ist wofür zuständig, wenn es blutig wird auf der Szene? „Die Maske schminkt all das, womit ein Darsteller auf die Bühne kommt. Also ‚alte‘ Wunden und Verletzungen wie die Striemen, mit denen Lucy in „Jekyll & Hyde“ auftritt. Wenn der Darsteller auf der Bühne verletzt wird, dann wird die Requisite aktiv“, erzählt Sophie Skowronek und Andreas Albrecht erläutert: „Bei Schnittverletzungen mit einem Messer, einem Schwert, Säbel, Florett oder einer Axt ist in den Waffen eine mit Blut gefüllte Spritze, die vom Darsteller ausgelöst wird. Es gibt auch sogenanntes Zwei-Komponen-

ten-Blut, da wird jeder Darstelle mit einer Substanz ‚eingeschmiert‘, bei Berührung wird es dann rot, also blutig.“ Blut auf der Bühne – das ist ein spannendes Thema: Es gibt Blutkapseln – mit Pfefferminzgeschmack – die zerbissen werden oder zerdrückt, wenn zum Beispiel Nasenbluten simuliert wird. Blutkissen in verschiedenen Größen und Stärken, hergestellt von den Maskenbildnern, werden in Taschen im Kostüm versteckt und bei Bedarf läuft oder spritzt dann das Blut auf offener Szene. Geht es im Schweriner Theater sehr blutrünstig zu? Einstimmige Antwort: „Eher nicht, auch Theaterblut ist teuer.“ Mal hell, mal dunkel ist das Blut – und auch schon mal schwarz, wenn die Sängerin mit dem blutig-rot-beschmierten Gesicht des Partners Probleme hat. Ein Aspekt ist bei der Anwendung von Theaterblut noch wichtig: Man muss es leicht abwaschen und auswaschen können. Deshalb macht man edle Kostüme in der Regel nicht blutig und verzichtet bei dunkler Kleidung – roter sowieso –gleich ganz darauf. Eine Inszenierung auf der Bühne soll mitunter sehr realistisch, naturalistisch sein – aber immer noch Platz haben für die Fantasie der Zuschauer, die sich diesen „besondren Saft“ dann vorstellen.

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TANZ

Die Tanzpädagogin Maria-Juliane Paschen

Vorfreude auf den Tanz mit Spitzenschuhen.

„Wenn sie den Tanzsaal betritt“, sagen ihre Schüler, „dann beginnt das strahlende Leben. Seit 20 Jahren ist Maria-Juliane Paschen Tanzpädagogin an der Kreismusikschule Güstrow und seit sieben Jahren stellvertretende Leiterin dieser Schule. „Tanzen ist die Poesie des Fußes“, hat John Dryden gesagt. Diese Poesie wurde Maria-Juliane Paschen schon früh vermittelt. Als sie fünf Jahre alt war, hielt eine Ballettmeisterin vom Konservatorium in Rostocker Kindergärten Ausschau nach talentierten kleinen Tänzern. Maria-Juliane schien geeignet zu sein. Beim Vortanzen im Konservatorium war man sehr zufrieden, als sie mit gestreckten Füßen durch die Diagonale ging. Die Mutter von Maria-Juliane war auch begeistert, dass ihre Tochter von nun an zum Ballettuntericht kommen konnte. Es schien genau das Richtige zu sein für ihr Kind, das sich am liebsten nur im Hopseschritt bewegte. Der kleinen Maria-Juliane gefiel der Unterricht, obwohl es manchmal auch streng zuging. Nur ihr Trikot und die Schuhe mochte sie so gar nicht. Beides musste schwarz sein. Rot oder pink wären ihr viel lieber gewesen. Drei Jahre später, da war die gebürtige Rostockerin erst acht Jahre alt, stand ihr Berufswunsch fest. Tanzlehrerin wollte sie werden, aber Ballerina auf keinen Fall. Maria-Juliane hatte ihre Tante oft als großartige Tänzerin auf der Bühne der Staatsoper in Berlin gesehen, aber auch die arg deformierten Füße der Spitzentänzerin. Maria-Juliane Paschen wollte in ihrem Traumberuf viele Jahre arbeiten und wusste, dass man sich gut auf ihn vorbereiten muss. Deshalb 8

nahm sie bis zu ihrem Abitur am klassischen Ballettunterricht am Rostocker Konservatorium teil. Zum erfolgreichen Schulabschluss machten die Eltern ihr ein großartiges Geschenk. Sie boten ihr an, sie finanziell ein Jahr zu unterstützen, damit sie testen konnte, ob sie beruflich wirklich die richtige Wahl treffen würde. Die Tochter nutzte die Chance. Sie schaute sich nicht nur fremde Städte an und machte die Fahrerlaubnis, sondern auch ein Praktikum in einem Kindergarten und in einer Werbeagentur. Doch richtig begeistert war sie erst, als sie erfuhr, dass eine Praktikantin für die Tanzabteilung an der Güstrower Musikschule gesucht wird. Danach wurde dort die Stelle für eine Tanzpädagogin ausgeschrieben. Maria-Juliane bewarb sich und wurde angenommen. Neben ihrer Arbeit machte sie ein 5-jähriges Fernstudium an der weltweit größten Prüf- und Ausbildungsinstitution im Ballett in London. Danach durfte sie sich registrierte Tanzlehrerin der Royal Academy of Dance nennen. Nun ermöglicht sie einer Güstrowerin, die auch bereits mit acht Jahren wusste, dass sie nichts anderes als Tanz unterrichten will, die vorbereitende Ausbildung zum Studium der Tanzwissenschaften. Seit zwei Jahrzehnten vermittelt Maria-Juliane Paschen, als Fachlehrerin an der Kreismusikschule Güstrow, nun schon die Poesie der Füße. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 1/2018


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TANZ

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Man muss das Leben tanzen! MARIA-JULIANE PASCHEN

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Ihre jüngsten Schüler sind drei Jahre. In zwei Kindergärten leistet sie einen Beitrag zur tänzerischen Früherziehung. An der Musikschule hat sie weitere 14 Tanzklassen mit Kindern und Jugendlichen und eine Klasse mit Erwachsenen. „Jeder, der tanzen will, kann es auch lernen“ sagt sie. Aber sie kennt auch die Worte des Choreographen Uwe Scholz. „Das Schwere am Tanzen ist, das Schöne des Tanzes so zu zeigen, dass das Schöne nicht schwer auszieht.“ Freude an der Schönheit des Tanzes haben, was sich auch in den Auftrittsklassen von Maria-Juliane Paschen zeigt, vorwiegend Mädchen. Nur zwei Jungen sind dabei. Ein Aufstocken aus der eigenen Reihe ist auch nicht möglich. Vor zehn Jahren hat Maria-Juliane Paschen zwar Zwillinge geboren, aber ihre Jungs finden Schwertkampf und Karate besser als Tanzen. Mit ihren Kindern wohnt die 39-Jährige in einem der ältesten Bürgerhäuser von Güstrow. Das Derzsche Haus, wie es die Güstrower nennen, wurde um 1530 erbaut. Im Haupthaus befinden sich bemalte Deckenbalken und Porträts, die Gelehrte aus dem 16. Jahrhundert zeigen. Wallenstein kehrte hier ein. Und neuerdings kommen viele Güstrower in das historische Haus. Die Güstrower Werkstätten GmbH hat hier ein Bistro eingerichtet. Es gibt exzellentes Essen zu sehr moderaten Preisen. Über den Hof gelangt man zum Seitenflügel, der Kemlade. Dort hat Maria-Juliane Paschen ihre Wohnung. Flur und Wohnzimmer sind Tanzpaläste. Auch die Terrasse mit Blick auf das Güstrower Schloss ist so groß, dass die Ratanmöbel und der Strandkorb wie Winzlinge aussehen. An einer Wand im Wohnzimmer wurde eine Bemalung aus der Renaissancezeit freigelegt. Die zweiflügelige Barocktür im Wohnzim-

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Was leicht aussieht, kostet viel Übung und Disziplin. mer wäre Stolz jedes Museumsleiters. Aber sie gehört in das Derzsche Haus. Die Freude, hier eine Wohnung zu haben, lässt Maria-Juliane Paschen auch nach dem Einzug vor einigen Jahren, immer noch strahlen, und sie gibt ihr viel Energie für ihre Arbeit. Seit 1998 hat sie jährlich Aufführungen, manchmal sogar mehrere mit ihren Tanzmäusen. So nennt sie alle ihre Tänzer, egal welchen Alters sie sind. „Man muss das Leben tanzen“. Diese Worte von Nietzsche bejaht sie. Und wenn nach einer Aufführung Beifall ertönt, dann lächelt nicht nur sie, sondern alle ihre Tänzer und das Publikum auch. Tanzen bewegt die Seele, selbst wenn wir nur Zuschauer sind. Besser ist es natürlich, beteiligt zu sein und deshalb lesen Sie jetzt bitte noch einmal die Überschrift. TEXT & FOTOS: DITTE CLEMENS

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Andreas Pasternack gilt als Mister Jazz von M-V.

„Jeder Tag ohne Musik ist verschwendet“ Kult-Jazzer Andreas Pasternack ist gern in Schwerin 10

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PORTRÄT

Der Mann kann Menschen unterhalten. Und dazu braucht er weder die große Bühne noch Hunderte begeisterte Fans. Auch sein Instrument, dass ihn zum „Mister Jazz“ von Mecklenburg-Vorpommern machte, hat Andreas Pasternack nicht nötig. Der Sänger Andreas Pasternack. Fotos: Marion Kuhlmann

Der Rostocker Saxophonist, Sänger, Entertainer ist auch am Zweiertisch im Schweriner Restaurant ein kurzweiliger, charmanter Gesprächspartner, der nicht nur viel über den Jazz und die Musik weiß, sondern auch um Geschichte und Politik keinen Bogen macht. Der Künstler hat, was man für den Erfolg auf der Bühne benötigt: das fachliche Können, die Ausstrahlung und die nötige Ernsthaftigkeit, mit der er seinen Beruf betreibt. „Es macht mir einfach Freude, Menschen zu unterhalten“, bekennt er. „Ich spiele ebenso gern vor großem Publikum im Mecklenburgischen Staatstheater oder vor Jazzfreunden bei einer Session im Angler 2 wie bei einem 70. Geburtstag im Familienkreis.“ Es sei eine spannende Herausforderung, für jede Veranstaltung den richtigen Ton zu treffen. Und dazu verlässt Andreas Pasternack gern auch mal den geraden Pfad der Jazzmusik und wandelt auf Abwegen. Udo Jürgens beispielsweise wird vom ihm genau so bewundert wie Kurt August Elling, der seiner Meinung nach beste Jazzsänger der Gegenwart. Für das Saxophon, das der menschlichen Stimme am nächsten kommt, hatte sich der heute 53-Jährige schon im Milchzahnalter entschieden. Als Kind hörte er einen Kollegen seines Vaters spielen und wollte das auch. Sofort. Doch das ging nicht, erst mussten die richtigen Zähne wachsen. Bis aus dem Cottbuser Jungen der Kult-Jazzer von Mecklenburg-Vorpommern wurde, war es aber noch ein längerer Weg. Ausbildung an der Berliner Hochschule Hanns Eisler, Mitglied im Stabsmusikkorps der Volksmarine, nach dem Mauerfall Lehrer an der Rostocker Hochschule für Musik und Theater sind wichtige Stationen. Zehn Jahre lang unterrichtete er mit großer Freude den Nachwuchs. Das von Pasternack gegründete und geleitete Landesjugendjazzorchester wurde mit Preisen bedacht. Ein kleiner Makel dieser Erfolgsgeschichte: „Ich hatte keine Zeit für mich, für meine Musik. Deshalb zog ich vor sieben Jahren einen Schlussstrich“, erzählt Andreas Pasternack. Seitdem gilt seine ganze Konzentration der Bühne, egal wo und wie groß. Sein Markenzeichen ist das Saxophon, sein Anspruch ist es, stets hoch konzentriert das Beste zu geben. Und das gelingt ihm in den unterschiedlichsten Besetzungen. Wobei sein Herz ganz besonders für die Pasternack-Bigband schlägt, mit der er seit zehn Jahren unterwegs ist. „Wenn 20 großartige Musiker zusammen spielen, dann entsteht ein cooler Sound, ein Move, dem sich niemand entziehen kann“, schwärmt er. Die Band begleitet nicht nur Größen wie Uschi Brüning, Bill Ramsey und Günter Fischer, sie MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 1/2018

spielt auch zum Tanz auf. Ganz anders die Swingin' Seagulls. Gemeinsam mit Dr. Franz-Josef Lübken, im richtigen Leben Direktor des Leibnitz-Instituts für Atmosphärenphysik, bringt er den Hot Jazz auf die Bühne, das schwarze Original der Jazz-Blütezeit der 20er und 30er Jahre in Chicago und New York. Inzwischen nutzt Andreas Pasternack bei seinen Konzerten alternierend zum Instrument seine Stimme. „Das Singen ist doch die natürlichste Art Musik zu machen“, findet der Bariton. Und wagt sich in diesem Frühjahr an eine große Herausforderung. „Ich singe meine Lieblingslieder. Dazu gehört auch Klassik.“ Für die Lieder von Wagner, den er besonders bewundert, und Schubert hat er extra Gesangsstunden genommen und ganz für sich in seinem Rostocker Probenraum geübt. Jedes Jahr spielt der Musiker etwa 150 Konzerte, ist zwischen Eggesin und Wismar, Rostock und Teterow unterwegs, spielte aber auch in der Schweiz, in Belgien, Japan oder in den USA. Wenn Rostock auch sein Lebensmittelpunkt ist, die Stadt, in die er sich verliebt hat, von der er schnell überallhin ins Land kommt, so ist ihm auch Schwerin ans Herz gewachsen. Und das nicht nur, weil er hier regelmäßig im Theater, Capitol, Angler 2 oder im Kaufhaus Kressmann ein begeistertes Publikum findet. „Hier habe ich viele nette Kollegen und außerdem ist Schwerin eine wunderschöne Stadt.“ Hat er Zeit, spaziert der Musiker gern um den Pfaffenteich und durch die Schelfstadt. Regelmäßig kommt er in die Landeshauptstadt, um beim NDR die Sendung Jazztime aufzunehmen, die jeden Dienstag ab 21 Uhr viele Musikfreunde erfreut. An seiner Seite NDR-Chefredakteur Joachim Böskens, der ihn am Piano auch bei vielen anderen Auftritten begleitet. Dreimal kann man die beiden mit Band in diesem Jahr beim beliebten Frühschoppen „Jazz trifft Kunst“ des Kunstvereins Wiligrad erleben – im Mai, Juli und August. Egal in welcher Formation und vor welchem Publikum, der Frontmann ist stets Andreas Pasternack. Einerseits genießt er es, andererseits muss er aber auch den Versuchungen des Musikerlebens trotzen. Er schmunzelt: „Die Nachtarbeit, das gute Essen – und auch der Alkohol, dagegen muss man schon etwas tun.“ Deshalb geht er regelmäßig auch ins Fitness-Studio. Und was ist mit Urlaub? Da schüttelt Andreas Pasternack entschieden den Kopf: „Darauf habe ich keine Lust. Jeder Tag ohne Musik ist für mich ein verschwendeter Tag.“ BIRGITT HAMM 11


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Schwarz-weiß Fotos aus der Serie „Familie als Lebensraum. Eine fotografische Bindungsstudie“ Fotos: Lena Biesalski

Inspiriert von der Gemeinschaft „Wenig ahnst du, armes Herz... – über unseren Wunsch nach Gemeinschaftlichkeit“ lautet der Titel der aktuellen Ausstellung in der Galerie Hinter dem Rathaus Wismar. Bis zum 21. April 2018 zeigen Absolventen der renommierten Kunsthochschulen Burg Giebichenstein Halle und der Hochschule für bildende Künste Dresden keramische Plastik, Malerei und Bildhauerei. Eine von ihnen ist die in Warin aufgewachsene und in Hohen Viecheln lebende Künstlerin Lena Biesalski, sie zeigt Fotografien. Dass sie mal einen kreativen Beruf ergreift, steht für die 33-Jährige früh fest. „Ich habe mich schon als Kind für Kunst interessiert. Mein Opa war Schriftsteller. Vielleicht habe ich von ihm die musische Ader“, sagt die junge Frau. Nach dem Abitur studiert sie zunächst Germanistik 12

und Anglistik. Schnell stellt sie fest: „Das ist viel zu trocken“. Sie macht verschiedene Praktika. So landet sie bei der Keramik. Bei Joachim Jung in Glashagen beginnt sie 2004 eine Ausbildung zur Scheibentöpferin. Und ist sofort begeistert. „Ich hatte vorher keine Ahnung, dass mich dieses Handwerk so packt. Hals über Kopf stürzte ich mich in das Metier“, erinnert sie sich. Vor allem das Spiel mit den verschiedenen Oberflächen reizt sie: Mal sind sie glatt, mal fein, mal rauh oder grob. „Das hat mich von Anfang an fasziniert.“ 2008 beendet sie die Ausbildung bei Birke Kästner in Dalberg. Im Anschluss möchte sie ihr Wissen im Bereich Keramik erweitern, MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 1/2018


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KUNST

bewirbt sich an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein. Und wird zunächst abgelehnt. Doch kein Grund zum Aufgeben. Mehrere Monate widmet sich die ehrgeizige junge Frau nun ihrer Mappe, lässt sich dabei unter anderem vom Maßlower Künstler Hans W. Scheibner beraten, der ihr wie ein Mentor zur Seite steht, sie zeichnet viel. Im zweiten Anlauf klappt es: Von 2009 bis 2015 studiert sie Bildende Kunst an der Burg Giebichenstein in der Keramikklasse bei Prof. Martin Neubert. Hier vertieft sie vor allem das künstlerische Handwerk: anatomisches Zeichnen, Naturstudien, plastisches Arbeiten. Bereits in dieser Zeit experimentiert die Mutter von zwei Söhnen mit ihren Werken, verfremdet sie, erweitert sie über den funktionalen Charakter hinaus. Manche Werke erinnern an Installationen. Sie möchte nicht nur Tassen und Teller in Serienproduktion herstellen. Jedes Mal soll etwas Einzigartiges entstehen, das die Fantasie anregt. Ihr Ziel ist von Anfang an die Freiberuflichkeit. Seit Sommer 2016 lebt sie mit Mann Kai und den Kindern im Haus der Großeltern in Hohen Viecheln. Hier hat sie ein eigenes Atelier mit Brennofen eingerichtet. „Ich wollte immer in meine Heimat zurückkehren. Ich liebe die Natur, die Weite der Landschaft hier“, sagt sie. Ihre Großeltern haben hier 40 Jahre gelebt. „Das hat uns den Zugang zur Dorfgemeinschaft erleichtert, weil viele den Namen Biesalski schon kennen“, berichtet sie. Überhaupt interessiert sich die Künstlerin auch für das Leben ihrer Vorfahren. Wie haben sie gelebt, als sie in ihrem Alter waren? Welche Werte waren ihnen wichtig? Wie hat sich das im Laufe der Zeit geändert? Dabei spielen auch bestickte Taschentücher und gehäkelte Tischdeckchen eine Rolle, die sich zahlreich im Nachlass ihrer Großmutter finden. Die Künstlerin entwirft daraufhin die Serie „Großmutters Vermächtnis“: Keramikplatten mit dem filigranen Abdruck der gehäkelten Spitze versehen. „Kaum einer benutzt noch bestickte Stofftaschentücher, deren ästhetischer Reiz jedoch nach wie vor besticht. Ich habe einen MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 1/2018

Weg gesucht, sie mittels keramischer Übersetzung in unseren Alltag zu reintegrieren. Quasi ein Stück Erinnerung konserviert unter glasierter Oberfläche“, beschreibt Biesalski. Ein zentraler Anreiz ihres Schaffens ist das Thema Gemeinschaft. Kollektivierungsmechanismen, die in vielen Lebensbereichen vorkommen und sich nach immer gleichen Grundprinzipien vollziehen, inspirieren ihre künstlerische Arbeit. „Ich füge einzelne Teile zusammen und beobachte den Prozess des Aufeinandertreffens, der von Anziehung und Abstoßung, Verdrängung und Anpassung, von Ordnung und Anordnung innerhalb der dabei entstehenden Netzwerke bestimmt wird.“ Auf der einen Seite ihrer keramischen Arbeit steht das Gefäß: die Vase, die Kanne, die Schale, der Krug. Funktionale Gegenstände. Andererseits entfernt sie sich gern von deren praktischen Wert und experimentiert lieber mit Form und Oberfläche. Dabei tritt die Funktionalität so sehr in den Hintergrund, dass Verborgenes sichtbar wird und auch das Material erweitert werden kann, etwa um Papier. So verbinden sich beispielsweise mehrere schalenartige Elemente miteinander zu Gruppen, die an natürliche Formationen erinnern. Auch Zeichnungen und Gedanken fließen in ihre Werke ein. „Wie für den Maler die Leinwand ist für mich die keramische Oberfläche der Träger meiner künstlerischen Ideen. Die weiß grundierte Fläche bietet Raum für Inhalte, Zeichnungen und Worte“, sagt sie. Biesalski reflektiert auf diese Weise über zwischenmenschliche Beziehungen und Emotionszustände im Wechselspiel von Gesellschaft und Individuum. Um Gemeinschaft geht es ihr auch in ihren Fotografien, einen Bereich, den sie während des Studiums kennen und lieben lernte. Sie sucht in ihren Motiven nach Metaphern für zwischenmenschliche Bindungen. Durch Nähe und Distanz, Position und Anordnung der Protagonisten, 13


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KUNST durch Körperhaltung und Blickkontakt sowie eine symbolhafte Bildsprache macht sie Möglichkeiten familiärer Gefüge und Vernetzungen sichtbar. Ihre Abschlussarbeit mit dem Titel „Familie als Lebensraum. Eine fotografische Bindungsstudie“, die in Wismar zu sehen ist, zeigt vier verschiedene Beziehungstypen: Liebespaar, Mutter mit Kind, Geschwister und eine Kons-tellation zum Thema „Stille“. Letztere thematisiert die Bindung über den Tod hinaus. Der Bildaufbau ist ähnlich, aber der Umgang der Protagonisten miteinander variiert stark. Mal sind sie liebevoll einander zugewandt, mal spielen sie miteinander, mal wirken sie distanziert. Auf diese Weise hinterfragt Biesalski traditionelle und moderne Anschauungsweisen des Familienbegriffes und prüft, inwiefern sie heute noch gültig sind. Besonders interessiert sie das Thema „Stille“. Auf den Bildern ist zum Beispiel ein Witwer zu sehen, er sitzt am gedeckten Tisch. Daneben hängt an der Wand das Bild seiner verstorbenen Frau, ihr Stuhl ist leer, aber auch für sie ist mit eingedeckt. „Der Tod wird oft tabuisiert. Ich selbst hatte keinen Zugang zu dem Thema, bis vor wenigen Jahren eine nahe Verwandte starb“, sagt die Künstlerin. Ihre Ratlosigkeit mündete schließlich in dieser Bilderreihe: Ein Versuch, die Gefühle der Trauer nach außen zu tragen. Bei ihrer Arbeit inspirieren sie unter anderem die mexikanische Künstlerin Frida Kahlo „vor allem wegen ihrer metaphorischen Bildsprache und ihrer Emotionalität“. Auch Gertraud Möhwald zählt zu ihren Vorbildern. „Die Bildhauerin lehrte lange in der Keramikklasse in Halle und

Lena Biesalski in ihrem Atelier in Hohen Viecheln. Foto: ter etablierte ihre eigene Formsprache und Materialästhetik“, sagt Biesalski. Auch Hedwig Bollhagen fasziniert sie. „Nicht nur wegen ihrer Keramik, sondern vor allem aufgrund ihrer gesellschaftlichen Vorreiterrolle. Sie gründete und leitete ein bedeutendes Unternehmen, als das für Frauen noch vollkommen unüblich war.“ Neben der Ausstellung in Wismar zeigt Biesalski bis 29. April noch Keramik und Installationen auf der jährlichen Schau des Künstlerbundes MV im Kunstmuseum Ahrenshoop. Außerdem öffnet sie ihr Atelier für Interessierte bei „Kunst offen“ vom 19. bis 21. Mai. TER

Foto: Biesalski

Gefäße aus Steinzeug.

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KULTURERBE

Das kulturelle Erbe der Menschheit ist fragil. Es muss bewahrt, geschützt und gepflegt werden. Die Zeugnisse menschlicher Schöpfungen zu erhalten, erfordert zweifellos erhebliche Anstrengungen, bringt aber auch Freude. Über die Schlössernutzung im 21. Jahrhundert diskutierten am 27. Februar 2018 Gäste einer deutsch-französischen Gemeinschaftsveranstaltung. Ort der Zusammenkunft war die Vertretung des Landes Mecklenburg-Vorpommern bei der Europäischen Union in Brüssel. Großes Interesse weckten die Staatlichen Schlösser. Landtagsdirektor Armin Tebben gab gerne Auskünfte zum Schweriner Schloss und Generaldirektor Jean d’Haussonville stand Rede und Antwort zum französischen Schloss Chambord. Sehr anschaulich über ihr Leben als private Schlossbesitzer berichteten Helmuth von Maltzahn (Schloss Ulrichshusen) und Alexandre de Vogüé (Schloss Vaux-le Vicomte). Unter den Gästen der außerordentlich gut besuchten Veranstaltung waren auch Beate Schlupp als erste Vizepräsidentin des Landtages und Agnès Sinsoulier-Bigot, die Vizepräsidentin der französischen Region Centre-Val de Loire. Schwerins Oberbürgermeister Dr. Rico Badenschier nutzte diese besondere Zusammenkunft in Brüssel für einen weiteren Schritt auf dem Weg der Kandidatur des SchlossEnsembles der mecklenburgischen Landeshauptstadt zum UNESCOWeltkulturerbe. Die Podiumsdiskussion moderierte die Journalistin Dr. Bettina de Cosnac. Sie ist auch die Autorin einer Publikation über die „Schönen Verwandten“ Chambord und Schwerin. Darin wird die facettenreiche Geschichte einer mecklenburgisch-französischen, und damit einer europäischen Verwandtschaft erzählt, ergänzt mit Fotos, die teilweise aus französischen Privatarchiven stammen. Architektur und Kunst dokumentieren die Schönheitsideale verschie-

dener historischer Epochen und berichten von Träumen vergangener Zeiten. Oftmals sind sie Ausdruck internationaler Beziehungen und Kultureinflüsse. Es lohnte sich stets, über den Tellerrand zu schauen. Monumentale Schlösser wie in Chambord und Schwerin dokumentieren eine äußere Verwandtschaft, die dank ihrer Besitzer und deren Sorgfalt des Bewahrens noch immer für alle sichtbar ist. Sie lebten den Zauber, Grenzen zu überschreiten und wussten Fremdes in die heimische Familie – erfolgreich und inspiriert – zu integrieren. Das kleine Büchlein über die Verwandtschaft zwischen Chambord und Schwerin erzählt aber auch von familiären Banden, die einst zwischen Frankreich und Mecklenburg geknüpft wurden. Ebenso enthält es Aufsätze zur Architektur, zu Parks und Gärten und zu Aspekten des Weltkulturerbes. Die Autoren schreiben in ihrer Sprache – Deutsch oder Französisch – und sind feinfühlig übersetzt worden. „Schöne Verwandte – Une belle famille“ ist eine Reminiszens an eine Vergangenheit, deren Spuren bis in die Gegenwart hineinreichen, um für die Zukunft bewahrt zu werden. Möge man durch die Lektüre dieses kleinen Büchleins angeregt werden, die „Schönen Verwandten“ doch wieder einmal oder erstmalig zu besuchen. Die Schlösser Schwerin und Chambord liegen 1.166 Kilometer auseinander. Das sind mit dem Auto rund 11 Stunden, mit dem Fahrrad schafft man die Strecke schätzungsweise in zehn Tagen. Man kann sie aber auch wandern – mit und zu der Verwandtschaft. Und wenn man Glück hat, trifft man eine neue Wahlverwandtschaft. Bon voyage!

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Chambord – Schwerin Schöne Verwandte – Une belle famille“ Bettina de Cosnac / Sylvia Völzer ISBN 978-3-941681-38-5 Erhältlich über Schweriner Schlossverein e. V., Landtag Mecklenburg-Vorpommern und die Herausgeberinnen.

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Ina Seidel und Daniel Bockholt überraschen ihre Gäste in der Gourmetfabrik mit vielen neuen Ideen.

Fotos: Thomas Groth

Mit tollen Ideen in den Frühling Schweriner Gourmetfabrik mit neuen kulinarischen Angeboten Die Kochschule der Gourmetfabrik im Werderhof hatte bei Hobbyköchen große Beliebtheit erlangt. Trotzdem sind ihre Türen seit April geschlossen: Der Grund: Ina Seidel und Daniel Bockholt verwirklichen jetzt gemeinsam neue Geschäftsideen, die ihre Gäste ebenfalls begeistern dürften. Im zehnten Jahr ihres Bestehens gibt es in der Gourmetfabrik etliche Neuigkeiten. Denn der runde Geburtstag hatte dafür gesorgt, dass Ina Seidel und Daniel Bockholt ihr Konzept überdacht und neue Ideen entwickelt haben. Dazu gehört, dass nun alle etablierten und beliebten kulinarischen Aktivitäten im Restaurant stattfinden. „Wegen der großen Nachfrage für die Kochkurse war ich immer weniger in der Küche des Restaurants präsent. Denn auf Dauer beide Geschäftszweige gleichermaßen zu berücksichtigen, hat nicht wirklich funktioniert. Deshalb machen wir eine kleine Kehrtwende – hin zu neuen Angeboten, mit denen wir alle unsere Gäste zufriedenstellen möchten“, erklärt Restaurantinhaber Daniel Bockholt. Der Profikoch freut sich zudem sehr, dass er wieder selbst hinter dem Herd seiner offenen Küche stehen kann und mehr Kontakt zu seinen 16

Gästen hat. Und was ist mit den vielen Hobbyköchen, die bei Chefkoch Daniel Bockholt ihr Wissen über Lebensmittel und deren Zubereitung mit großer Begeisterung erweitert und angewendet haben? Oder mit denen, die sich hier mit Freunden oder Kollegen zu einer außergewöhnlichen Kochparty zusammengefunden haben? Keine Sorge! „Unsere allerseits beliebten Gourmet-Nächte für ambitionierte Hobbyköche werden wir natürlich weiterhin anbieten. Wie gewohnt finden sie in jeder Jahreszeit einmal statt. Und dann gibt es ja noch unsere Länderküche zum Mitmachen. An diesen Abenden kommen vier bis fünf Gänge auf den Tisch – natürlich bei guter Musik und ausgewählten Getränken“, verrät Ina Seidel. Die nächste Gourmetnacht findet übrigens schon im Mai statt. „Außerdem wird es kulinarische Themenabende geben, bei denen Steaks, Sushi und andere KöstlichMECKLENBURG-SCHWERIN delüx 1/2018


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GENUSS

F RÜ

keiten die Hauptrolle spielen“, ergänzt Daniel Bockholt. Weitergeführt wird auch das Event-Kochen – im Restaurant Gourmetfabrik, in privaten Räumlichkeiten, Firmen, Gärten oder an ausgewählten Veranstaltungsorten. Die beiden Gastronomen haben in den Wintermonaten an etlichen Ideen getüfftelt. Dazu gehören ein neuer Internetauftritt, Postings von Neuigkeiten aus der Gourmetfabrik in den sozialen Netzwerken und sogar an kleine Videoproduktionen und eigene Songs haben sie gedacht. Außerdem schreibt der leidenschaftliche Koch gerade an einem Kochbuch, das im nächsten Jahr erscheinen soll. Nach wie vor lädt die Gourmetfabrik jeden Sonntag zum Brunch ein. Hier kommen jetzt immer mehr hausgemachte Produkte auf den Tisch, deren Palette Stück für Stück erweitert werden soll. Und das beste daran ist, dass die Gäste feine Marmeladen, Konfitüren, Barbecue-Saucen, Vinaigretten; eigene Ketchupsorten und andere kleine Köstlichkeiten in der Gourmetfabrik kaufen oder im Onlineshop bestellen können. All das soll dazu beitragen, die Gourmetfabrik zu einer unverkennbaren und von den Gästen geliebten Marke weiterzuentwickeln. Und während sich das kreative Duo noch über die ersten kleinen Gläschen mit selbstgemachter Konfitüre und die Etiketten mit dem neuen Logo der Gourmetfabrik freut, wird ihr Zettel mit den Ideen länger und länger. Denn die beiden wollen ihre Gäste stets aufs Neue verwöhnen und überraschen. „Wir möchten, dass alle unsere Gäste rundum zufrieden sind – sei es mit den Speisen und Getränken, dem Ambiente und natürlich mit dem Service. Dafür haben wir uns neu aufgestellt und starten durch in den Frühling, der zeigen wird, wie unsere neuen Ideen bei den Gästen ankommen“, freuen sich Ina Seidel und Daniel Bockholt. Momentan verwenden sie viel Zeit und Energie dafür, ihre großen Ziele in die Tat umzusetzen. Und das Tag und Nacht, wenn es sein muss – aber dafür an nur einem Ort. CHRISTINE MEVIUS

TIPP : UNS E R HLIN GSR EZE P

T

KREIERT VON DANIEL BOCKHOLT Gebratene Maispoulet-Brust Bärlauch-Graupen-Risotto Rübchen / Rhabarber Rezept für 4 Personen Zutaten: 4 Maispoularden-Brüste a 140 g, Salz und Pfeffer, 1 Zwiebel, 1 Knolle China-Knoblauch, 125 g Perlgraupen, etwas Weißwein zum Ablöschen, 600 bis 700 ml Brühe, 100 g Butter, 50 g Bärlauch-Pesto, 1 Bund Radieschen bunt, etwas Butter, 2 Stangen Rhabarber, etwas Grenadine-Sirup Zubereitung: Zwiebel und Knoblauchwürfel in wenig Rapsöl glasig andünsten, danach die Graupen ebenfalls mit andünsten und alles mit einem Schuss Weißwein ablöschen. Brühe auffüllen und mit Salz und Pfeffer würzen. Unterdessen den Rhabarber schräg in gefällige Stücke schneiden. Die Radieschen putzen und in wenig Butter andünsten. Mit Salz und einer Prise Zucker würzen, einen kleinen Schuss weißen Balsamico-Essig dazu geben und mit wenig Wasser 3-4 Minuten weichköcheln. Nun die Maispoularden-Brüste von beiden Seiten würzen und anbraten, danach bei 120 Grad Umluft gute 12 Minuten im Ofen ziehen lassen. Zum Schluss den Rhabarber in der Pfanne kurz anbraten und mit ein paar Spritzern Grenadine ablöschen. Die Graupen mit Butter und Bärlauch-Pesto verfeinern. Nun das Fleisch aufschneiden, alles zusammen anrichten und mit frischem Bärlauch dekorieren.

Zum Mitnehmen: Feine Konfitüren und vieles andere mehr aus eigener Produktion.

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RUBRIK ANZEIGE

Willkommen 5-Sterne Grand Hotel Schloss Wendorf nahe Schwerin, 4-Sterne Hotel Residenz im modernen Landhausstil Das Grand Hotel Schlosshotel Wendorf verbindet den Lebensstil vergangener Zeiten mit dem Luxus eines 5-Sterne Hauses mit individuell gestalteten Suiten, opulenten Salons, reizvollem Spa im Gewölbekeller, Licht durchfluteter Orangerie und einem Schlosspark, der seinesgleichen sucht. Unternehmen Sie eine Zeitreise ins alte Mecklenburg und residieren Sie wie einst die alten Herzöge. Nehmen Sie sich eine Auszeit in der

unbeschreiblichen Ruhe unseres 5-Sterne Grand Hotels Schloss Wendorf. Entspannen Sie in unserem Spa, dinieren Sie fürstlich im GourmetRestaurant „Cheval Blanc“ und genießen Sie die einzigartige Atmosphäre unseres historischen Schlosses. Erkunden Sie die Kulturlandschaft um uns herum, Golfen Sie im benachbarten WINSTONgolf und verbringen Sie unvergessliche Tage hier bei uns im Grand Hotel Schloss Wendorf in Mecklenburg bei Schwerin.

Das neue Gastgeberpaar Marion und Martin Lamberty freut sich auf seine Gäste. Fotos: Schlosshotel Wendorf

18 Grand Hotel Schloss Wendorf, Hauptstraße 9, 19412 Kuhlen-Wendorf, Telefon: 038486 / 33 66-0, E-Mail : info@schlosshotel-wendorf.de Zimmerpreise : je nach Kategorie und Saison DZ 190 Euro, Suiten 220-600 Euro inkl. Frühstück, Kreditkarten: American Express, Master Card, Visa, EC-Karte


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RUBRIK

in einer anderen Welt Mit großer Begeisterung entwickelt das Küchenteam im „Cheval Blanc“ immer wieder marktfrische und genussreiche Kreationen in absoluter Spitzenqualität mit Zutaten aus unserer Region in Mecklenburg. Die wahre Kochkunst besteht darin, aus bekannten Zutaten immer wieder etwas Neues zu kreieren – eine Herausforderung, der sich unser engagiertes Küchenteam immer wieder stellt. Genießen Sie unsere kulinarischen Hochgenüsse in der privaten, ja familiären Atmosphäre des luxuriös gestalteten Gastraumes. Das Ambiente des Gourmet-

Restaurants ist ganz dem Motto Pferd und Reiter verschrieben. Liebevolle Details, wertvolle Antiquitäten, ein gemütlicher Kaminofen und eine separate, klimatisierte Cigar Lounge bieten den optimalen Rahmen für ein genussreiches Dinner zu zweit oder alleine. Die dem Schloss zugewandte Sonnenterrasse lädt zu lauschigen Sommerabenden bei einem guten Glas Wein ein.

19. 5. 2018, 19 Uhr Literatur Abend im Schloss „Picasso und Dora Maar“ Literarisch- musikalisches Programm mit Liane Römer & „Zu zweit“ mit Saxophonistin Michaela Baltrusch-Reinert und Gitarristin Katharina Kaschny 14. 7. 2018, 19 Uhr (Cheval Blanc) Dinieren mit Heinrich Zille 5 - Gänge Menü & literarische Zwischenstopps mit Liane Römer Um Reservierung wird gebeten.

Öffnungszeiten des Cheval Blanc: Mittwoch & Donnerstag 17.30 Uhr bis 23.00 Uhr Food-Service bis 21.30 Uhr

Freitag, Samstag & Sonntag 11.30 Uhr bis 15.00 Uhr 17.30 Uhr bis 23.00 Uhr Food-Service bis 21.30 Uhr

Montag & Dienstag Ruhetag

Restaurant Cheval Blanc, Hauptstraße 9, 19412 Kuhlen-Wendorf, Reservierungen: 038486 / 33 66-0, E-Mail : info@schlosshotel-wendorf.de Kreditkarten: American Express, Master Card, Visa, EC-Karte

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Frischer Wind im FRITZ Hotel

Nach der Umgestaltung des Restaurants folgen nun die Außenanlagen Noch in diesem Sommer werden die jüngsten Gäste im FRITZ Hotel auf dem hauseigenen Spielplatz herumtollen können, während sich ihre Eltern gemütlich im Restaurant oder auf der Terrasse entspannen. Die Anregung dafür erhielt Inhaberin Alexandra Oehlke in einem Urlaub mit den eigenen Kindern. Nun gestaltet sie die Außenanlagen um, sodass auch hier im alten Dorf Krebsförden Kinder und Eltern gemeinsam einen schönen Urlaub genießen können. „Wir haben zwar schöne Flächen mit viel Grün, zwei Terrassen und einem Teich“, erläutert sie, „doch von einem kleinen Spielplatz haben die Familien mehr.“Die ruhigere Winterzeit hatte die Hotelchefin genutzt, um das Restaurant zu renovieren. „Das war nach 20 Jahren auch dringend nötig“, befindet sie und freut sich, dass sie für diese Aufgabe eine Schweriner Firma gewinnen konnte, die schon vor zwei Jahrzehnten das Restaurant gestaltete. „Von der Planung bis zur Ausführung war es eine gute Zusammenarbeit.“ Hell, frisch und freundlich sollte es werden. Und genau dies strahlen die Wände und Möbel mit den dezenten grünen Dekorationen aus. Dass das Restaurant im Souterrain des Hauses liegt, fällt nicht auf, zumal großformatige Naturaufnahmen den Blick in die Weite lenken. Das bestätigen ihr auch die Gäste. 50 Plätze stehen im

Restaurant zur Verfügung, genutzt werden sie nicht nur zu den Mahlzeiten. Familien feiern hier gern ihre Feste; Unternehmen führen Tagungen durch. Die technischen Bedingungen dafür sind geschaffen. Das Hotel ist sehr beliebt bei Städtereisenden, Radfahrern, Bikern oder Familien, die in Schwerin einen Zwischenstopp auf dem Weg an die Ostsee einlegen. Erst im Mai des vergangenen Jahres hatte Alexandra Oehlke das 1992 von ihren Eltern eröffnete Drei-Sterne-Hotel übernommen. Obwohl ihre 14 Mitarbeiter die Gäste in Hotel und Restaurant fachkundig umsorgen, verzichtet sie nicht auf die Mithilfe der Familie. Seniorchefin Barbara Fritz, steht ihr ebenso zur Seite wie die Schwiegermutter. Gemeinsam mit ihrem Ehemann, den sie auf dem 1. Deutschen Fahrlehrerkongress kennen gelernt hatte, führt sie die 1990 von ihrem Vater gegründete Fahrschule Fritz. Sie selbst war 1999 die jüngste Fahrlehrerin Mecklenburg-Vorpommerns. Um ihr Haus noch interessanter für die Schweriner zu machen, denkt die junge Chefin daran, wieder mehr Veranstaltungen ins FRITZ zu holen. Legendär sind beispielsweise die Auftritte von Altmeister Kurt Nolze. „Da überlege ich noch, was heute interessant und möglich ist“, verspricht Alexandra Oehlke. TEXT & FOTOS BIRGITT HAMM

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BOTANIK

Pro und Contra Waldmeister Immer positiv denken! So mögen viele Bierfans gedacht haben, als 1997 in deutschen Verkaufsregalen eine neue Gerstensaftspezialität mit Piranha-Samen und Waldmeister auftauchte. Verbunden mit tollen Versprechen. Die Hersteller ließen nämlich wissen, dass das allseits bekannte Getränk, ob seiner neuen Inhaltsstoffe, ein Garant für Gesundheit sei und zudem – das ließ einige erst recht aufhorchen – eine potenzsteigernde Wirkung habe. Auch wenn einige das Wunderbier umgehend kistenweise nach Hause schleppten, die werbewirksam in Aussicht gestellte Wirkung wollte sich trotz regen Konsums nicht einstellen. Das rief letztlich auch Lebensmittelchemiker auf den Plan. Sie konnten bei detaillierten Analysen im Labor weder Piranha-Samen noch Waldmeister nachweisen. Vielmehr stellte sich der Wundergerstensaft als eine längst bekannte Mixtur aus Weißbier und Limonade heraus. Und weil das absolut keine neue Erfindung war, verschwand das Getränk mit der gepriesenen natürlichen medizinischen Wirkung auch schnell wieder aus den Regalen. Bis heute geblieben ist hingegen die Tatsache, das der Frühlingsbote Waldmeister tatsächlich in vielerlei Hinsicht helfen kann. Bereits seit Tausend Jahren gilt die Waldmeisterbowle in vielen Regionen Europas als „Schüssel zum Glück“. Wer daraus schöpft, so die Aussage, tut Gutes für Galle und Leber, wirkt Frühjahrsmüdigkeit vor, sorgt für eine schnellere Heilung von Wunden und Verletzungen und bekämpft Magen- und Darmleiden. Hervorgerufen durch das im Waldmeister enthaltene Cumarin. Doch Erfolg und Misserfolg liegen wie so oft auch hier dicht beieinander. Bei Kopfschmerz beispielsweise sorgt eine leichte Dosierung für schnelle Linderung, zu viel hingegen verstärkt den Kopfschmerz weiter und führt zudem zu Schwindelgefühlen. Die Schweizer verstehen es wohl am besten, die Waage optimal einzustellen. Sie haben über Generationen das Wunderkraut zunehmend effektiver auf den Einsatz sowohl in der Heilkunde als auch in der Süßwarenindustrie abgestimmt. Zahlreiche Rezepte gehen heute auf ihre Erkenntnisse zurück. Nicht zuletzt war es der Schweizer Pfarrer Johann Künzle, der in dem dünnen vierkantigen Stängel mit den lanzettförmig angeordneten, dunkelgrünen Blättern ein Kreuz erkannt haben will. Diese Erkenntnis gilt als Ursprung des eidgenössischen Kreuzes in der Nationalflagge. Zumal sich besagter Pfarrer seinerzeit sicher war, dass der liebe Gott die Schweizer nicht verlassen würde, solange sie sein Kreuz hochhielten. Gesagt, getan. Allein farblich hat es Veränderungen gegeben. Das weiße Kreuz befindet sich längst auf rotem Grund, so knallrot, wie man es in ausgedehnten Laubwäldern, dem bevorzugten Standort des Waldmeisters, hierzulande noch nie zu Gesicht bekommen hat. Aber vielleicht anderswo? Genaues ist nicht überliefert. Immerhin sind vom Waldmeister, der botanisch zur Gattung der Labkräuter gehört, weltweit 650 Arten bekannt. Inklusive naher Verwandtschaft zum Kaffee- und Chinarindenbaum. Und im Reich der Mitte gibt es ja durchaus rote Erde – und die chinesische Heilkunst ist legendär. Wie auch immer; die Fahne des Krautes mit der meisterhaften Heilkraft wird bis heute hoch gehalten. Und das zu Recht! Ob antientzündlich, antibakteriell, antiviral, antioxidativ, die Inhaltsstoffe wirken in vielerlei Hinsicht. Gerade erforscht wurde der Waldmeistereinsatz beim Heilen von Brandwunden. Mit dem Ergebnis, dass es kaum etwas Besseres gibt, da Gerbstoffe, Flavonoide und nicht zuletzt auch MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 1/2018

Cumarin eine schnelle Hautgeneration nachhaltig unterstützen. Ebenfalls hoch gelobt wird Waldmeistertee. Frisches oder getrocknetes Kraut, mit heißem Wasser übergossen, wirkt wahre Wunder gegen allerlei Wehwehchen. Doch nach einer Woche sollte Schluss damit sein und eine Pause eingelegt werden. Waldmeister dauerhaft und zudem in Überdosis genossen, führt zu allerlei Nebenwirkungen, unter Umständen sogar zu Leberschäden. Um nicht lange im Wald nach Waldmeister suchen zu müssen, empfiehlt sich der Anbau daheim im eigenen Garten oder auch im Balkonkasten mit Nord- oder Ostausrichtung. Zuviel Sonne bzw. Licht schadet eher, Waldmeister mag es halbschattig und auch kühl. Die Aussaat sollte bevorzugt im Spätherbst erfolgen. Nach der ersten Ernte bereits im folgenden Frühjahr kann über einen längeren Zeitraum kultiviert werden, ohne dass die genügsame und pflegeleichte Pflanze besondere Ansprüche an den Boden stellt. Wichtig ist allein, sie stets feucht zu halten. Geerntet wird die „Maiblume“ ausschließlich vor der Blüte, hierzulande je nach Witterungsverlauf vor allem im April. Und sie sollte bevorzugt frisch zum Einsatz kommen. Für Getränke, Heilmittel und Süßspeisen gleichermaßen. Klassiker sind Götterspeise und der tiefgrüne Waldmeisterwackelpudding. Als absoluter Hit gilt unterdessen nach wie vor die Maibowle. JÜRGEN DREWES

Rezept Maibowle (mit Alkohol): Zutaten: 3 Bund angewelkter Waldmeister 4 Flaschen trockener Weißwein 1 Flasche Sekt 1 Orange in Scheiben Zubereitung: Den frisch gepflückten Waldmeister über Nacht welken lassen. Anschließend die Hälfte des Weines über die Orangenscheiben gießen, den Waldmeister kopfüber in die Flüssigkeit hängen und so ca. eine halbe Stunde ziehen lassen. Anschließend den Waldmeister entfernen und die Bowle mit dem restlichen Wein sowie Sekt auffüllen. Fertig.

Rezept Maibowle (alkoholfrei): Zubereitung: 5 Gramm frisch gepflückten Waldmeister (ohne Blüten) einen Tag anwelken lassen und zu kleinen Sträußen zusammenbinden. Anschließend Saft von 2 Zitronen, einen Liter Apfelsaft und eine ähnliche Menge Mineralwasser in ein Gefäß geben. Das Ganze etwa eine halbe Stunde ziehen lassen. Dabei sollten allein die Waldmeisterblätter in den Sud hineintauchen. Anschließend ist die alkoholfreie Bowle bereits trinkfertig.

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Jubiläumskochen 6. und und 7. 7. Juli Juli 2018 2018 6.


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ESSEN & TRINKEN

Gesund und saisonal Die Lust am Kochen neu entdecken In den letzten Jahren hat die Lust am Kochen immer mehr an Zuwachs genommen und ist Sinnbild eines neuen, gehobenen Lebensstils. Man lässt es sich wieder gern gutgehen – egal ob allein, zu zweit oder in größerer Runde. Mit diesem Trend ist auch der Wunsch nach einer qualitativ hochwertigen Kücheneinrichtung gestiegen. Grund genug für das Küchenstudio Steinfatt die eigenen Einrichtungsräume in Malliß auch als Eventraum für die Kochschule Nr. 1 zu nutzen. Denn für Katharina und Gerald Steinfatt steht fest: „Gesund leben, fängt bereits in der Küche an“. Und ihnen ist klar, dass sie das Kochen nicht neu erfinden können, aber sie möchten in den Kursen der Kochschule Nr.1 neue Wege für eine frische, einfache, schmackhafte und gesundheitsbewusste Küche aufzeigen, die Spaß macht. Bevorzugt mit regionalen und saisonalen Lebensmitteln, die zum Teil schon in Vergessenheit geraten. Gut kombiniert und modern inszeniert, werden sie zu einem Geschmackserlebnis. Und das mit großem Erfolg! Über 700 begeisterte Kursteilnehmer pro Jahr sprechen für sich. Viele davon sind sogar „Wiederholungstäter“, wie z.B. Elke Pauli, die bereits ihren 84. Kochkurs in Folge absolvierte. Grund dafür sind die vielfältigen, saisonal-abgerundeten Kursangebote. Sie reichen von Grundwissen bis hin zur Meisterküche, von klassisch, vegetarisch bis edel und fein, von Mittelmeerküche über Pasta, von Spargel- bis Wildgerichte. Und es können auch separate Kochabende von 10 bis 14 Personen gebucht werden – wie z.B. für Weihnachtsfeiern, Geburtstage oder Firmen-Events. Für jeden ist etwas dabei. Die Kursteilnehmer lernen mit der modernsten und innovativsten

Bosch-Küchentechnik, in lockerer Atmosphäre, in einem tollen Ambiente. Sie bekommen Tipps und Tricks von einem regionalen Küchenprofi, der ihnen die ganze Zeit zur Seite steht und am Ende des Abends das gemeinsam gekochte Menü bewertet. Gemäß dem Motto: „Einfach machen! Am Ende schmeckt es sowieso.“ Dennoch stehen für die meisten Gäste der Spaß und das gemeinsame Erlebnis im Mittelpunkt. Egal ob mit dem Partner oder um einfach nur Gleichgesinnte kennenzulernen und mit ihnen einen entspannten Abend zu verbringen. Entspannt soll es auch am 6. und 7. Juli 2018 zugehen. Dann feiert die Kochschule Nr. 1 ihr 10-jähriges Bestehen. Küchenstudio Steinfatt lädt aus diesem Anlass zu einer Veranstaltung der besonderen Art ein – dem gro6 ßen „Weber-Grill-Koch-Event“ mit einem bekannten TV-Koch. Während dieses besonderen Events können die Gäste modernste Küchentechnik live im Einsatz erleben. Es gibt neue Anregungen für den gesunden Grillspaß. Das Gemüse und der Fisch kommen aus dem Dampfgarer, das Fleisch vom Lavasteingrill, die Snacks, Dips, Fingerfood und Backwerk vom Teppanyaki. Und dann heißt es wieder: mitkochen, zuschauen und genießen! Überzeugen Sie sich am besten selbst davon, dass gesund auch einfach geht bei der Kochschule Nr. 1 in Malliß. TEXT & FOTOS: FRANZISKA KOLM

1. Ein starkes Küchenteam: Katharina und Gerald Steinfatt, Chefkoch Michael Schröder, Max Tietze und Küchenhilfe Gitti. 2. Petra Widow und Tochter Julia bei der Zubereitung der Kakao-Orangencreme. 3. Eventkoch Dirk Hutzfeldt ist seit 10 Jahren dabei. 4. Die Kursteilnehmer versuchen mit Michael Schröder und Max Tietze das perfekte Dinner zu kreieren. 5. Nach getaner Arbeit sind sich alle einig: Es hat Spaß gemacht! 6. Die Vorspeise: Rohkost-Blattsalat mit Rote-Bete-Dressing und Petersilienöl. 7. Begrüßungssekt zur Einstimmung auf einen schönen Kochabend.

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BACKEN

Liebhaber von Blechkuchen, Strudel, Torten und Plätzchen kommen mit diesem Buch zu jeder Jahreszeit voll auf ihre Kosten. Autorin Maria Pilch präsentiert ausgewählte Rezepte mit regionalen Zutaten. Sie vermittelt wichtige Grundrezepte für verschiedene Teigsorten und erklärt, wie man Buttercreme und Kuvertüre erfolgreich herstellt. Verständlich und detailliert beschreibt sie jeden Handlungsschritt – ob für leichte Joghurt-Fruchtschnitten oder herzhaften Flammkuchen. Rhabarber im Frühling, Erdbeeren im Sommer oder Äpfel im Herbst – saisonale Obstsorten laden zu vielfältigen Obstkuchen-Variationen ein. Wir laden Sie herzlich ein, das folgende Rezept zu probieren: C. M.

h.f. ullmann Maria Pilch Hardcover, 144 Seiten ISBN: 978-3-8480-1164-3

Zutaten 600 g Rhabarber 2 EL Zimtzucker Für die Sandmasse 125 g weiche Butter + Butter für die Form 125 g Zucker, 1 Prise Salz, 3 Eier

75 g Mehl, 75 g Stärke 1/2 gestr. TL Backpulver Für die Baisermasse 100 g Eiklar (ca. 3 Eiklar) 100 g Zucker, 100 g Puderzucker Zitronenabrieb

Zubereitung Den Rhabarber schälen und in 1–2 cm große Stücke schneiden. Backofen auf 175 °C vorheizen. Butter, Zucker und Salz schaumig rühren. Eier einzeln unterrühren. Zuletzt das gesiebte Mehl-Stärke-Gemisch mit dem Backpulver dazugeben. Die Masse in eine gefettete Springform füllen, den Rhabarber darauf verteilen und leicht mit Zimtzucker bestreuen. Den Kuchen 25–35 Min. backen. Aus dem Rohr nehmen, die Temperatur auf 230 °C erhöhen. Das Eiklar mit dem Zucker in einer Schüssel über einem heißen Wasserbad schaumig schlagen. Ist die Masse gut warm, herausnehmen und den Puderzucker mit Zitronenschale unterheben. Die Baisermasse auf dem Kuchen mit einem Löffel „wolkig“ verteilen. Den Kuchen zum Abflämmen nochmals kurz in den heißen Ofen stellen. Am besten den Kuchen dabei im Ofen beobachten, da es nur 2 bis 4 Min. dauert, bis die Baisermasse leicht gebräunt fertig ist. Abdruck mit freundlicher Genehmigung von h.f. ullmann publishing

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GESCHENKIDEEN

Tolle Geschenkideen, die man essen und deren Verpackung man wiederverwerten kann – was will man mehr? Anna Selbach liebt offensichtlich Backmischungen. Ihre Begeisterung, anderen Menschen damit eine Freude zu bereiten, will sie gerne mit den Lesern dieses Buches teilen. Sehr anschaulich beschreibt sie, welche Zutaten man für welche Mischung benötigt und wie diese im Glas optisch ansprechend geschichtet werden. Außerdem hat sie die entsprechenden Rezepte aufgeschrieben und vermerkt, welche Zutaten der Beschenkte noch zur fertigen Mischung hinzufügen muss.

Einige Anleitungen für liebevolle Dekoideen finden sich ebenfalls in dem Buch. Die Backanleitungen und Etiketten für die Gläser können auf der Website zum Buch heruntergeladen werden. Die Community „Backmischungen im Glas“ freut sich auf weitere Mitstreiter auf www.joinmygift.com/buch. Fazit: Das liebevoll gestaltete Buch, hübsche Dekoideen zum Download und die Gemeinschaft Gleichgesinnter sind eine tolle Kombination für alle, die gerne kreativ sind und Selbstgemachtes verschenken. Und das Buch selbst ist sowieso eine tolle Geschenkidee. CHRISTINE MEVIUS

Zubereitung: 80 g Butter (zerlassen), 1/2 Würfel Hefe, 2 Eier, 6 EL Milch (lauwarm), 100 g Magerquark Backmischung in eine Rührschüssel geben, in die Mitte Vertiefung drücken, Hefe hinein bröseln und mit 4 EL Milch füllen. 10 Min. warten. Backmischung, Butter, 1 Ei, 1 Eiweiß und Quark verkneten. Teig abgedeckt ca.30 Min. an einem warmen Ort ruhen lassen. Teig erneut kneten und wieder 30 Min. ruhen lassen. Teig in Kastenform geben, Eigelb mit 1-2 EL Milch verrühren, Stuten damit bestreichen und bei 160 °C Umluft auf unterer Schiene ca. 30 Min. backen.

h.f.ullmann Anna Selbach

Zutaten für 1 Glas: 290 g Weizenmehl (405), 1/2 Pck. Vanillezucker, 1 Prise Salz, 59 g brauner Zucker, 10 g gehackte Mandeln, ca. 50 g Rosinen, 1 Glas à 530ml mit Deckel Der Beschenkte fügt noch hinzu: 1/2 Würfel Hefe, 5-6 EL laiwarme milch, 80 g Butter, 2 Eier, 100 g mageren Speisequark, Mehl für die Arbeitsfläche Die Backmischung zubereiten: Für die Rosinenstuten-Backmischung mische das Mehl mit Vanillezucker und Salz und gib das Ganze in das Glas. Damit das Mehl eine kompakte Schicht bildet, stoße das Ganze mehrere Male auf die Arbeitsfläche. Dann gib den braunen Zucker in das Glas und stoße es wieder öfter auf die Arbeitsfläche, um Hohlräume zu vermeiden. Nun gib die gehackten Mandeln hinzu. Als letzte Schicht fülle die Rosinen vorsichtig hinein und füge so viele Rosinen hinzu, bis das Glas randvoll ist. Verschließe das Glas gut und bewahre es bis zum Verschenken an einem kühlen und dunklen Ort auf.

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Hardcover, 128 Seiten ISBN: 978-3-8480-1093-6 erhältlich auch als E-Book

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DESIGN

Ensembles aus Ein Tag in der Fakultät Gestaltung der Hochschule Wismar Auf dem Campus der Hochschule Wismar befindet sich die Fakultät Gestaltung, in der viele kreative Studenten zu Produkt- oder Schmuckdesignern ausgebildet werden. Kreativität bringen sie mit und handwerkliche Fähigkeiten erwerben sie hier in den verschiedenen Werkstätten. Zu den jährlichen Höhepunkten gehört unter anderem der Raku-Brand der Keramiken im Freien, der unerwartete und besondere Ergebnisse hervor bringt. Ende Januar präsentierten neun Studenten des ersten Semesters ihre Abschlussarbeiten zum Thema „Handwerklicher Modellbau“. Dazu arbeiteten sie in drei fakultätseigenen Werkstätten und bewiesen nicht nur Kreativität, sondern erstellten ihre Modelle auch exakt nach vorgegebenen Maßen. Nach Abschluss der Prüfung warteten sie ungeduldig auf die Bewertung ihrer dreiteiligen Ensembles. Diplom-Designerin Heidi Godemann (35) betreute die jungen Leute bei diesen Arbeiten und konnte sich ein gutes Bild über die Gruppe machen: „Für die Studenten lag die Herausforderung bei diesem Projekt in der Auseinandersetzung mit verschiedenen Materialien, die sie in drei unterschiedlichen Werkstätten bearbeiteten. Die Aufgabe war, ein Tablett aus Holz, eine Schale aus Kupfer und einen Becher aus Keramik so anzufertigen, dass sie ein harmonisches Gesamtbild ergeben. Zur Präsentation brachten sie zudem ihre Skizzenbücher sowie Vormodelle mit, sodass für die Prüfungskommission der Entstehungsprozess des dreiteiligen Ensembles sichtbar wurde“, erklärte Heidi Godemann. Sie gehörte ebenfalls zur Jury und weiß aus Erfahrung: „Für die erste Aufgabe im ersten Semester ist viel Geduld auf beiden Seiten notwendig. Das hat sich ausgezahlt, denn wir konnten gute Noten vergeben. Ich kann sagen, dass das Gesamtergebnis dieser Gruppe sehr gut ausgefallen ist.“

Besuch in den fakultätseigenen Werkstätten Zur Ausbildung, die mit dem Abschluss Diplom-Designer endet, ist es notwendig, dass die Studenten in allen Werkstätten arbeiten, die verschiedensten Werkstoffe kennenlernen und sie mit verschiedenen Maschinen und Werkzeugen bearbeiten. Bei Tilo Kagel, dem Werkstattleiter Tischlerei/Modellbau, fertigten sie das Holztablett an. In seiner Werkstatt skizzierten, zeichneten, sägten und bohrten die Studierenden. Sie haben an ihren Tabletts gehobelt, gefräst und das Holz geschliffen – und abschließend die neun unterschiedlichen Tabletts noch lackiert. In der Schmuckwerkstatt erklärte Paul Gebhardt (22) aus Greifswald die Herstellung der Kupferschale mit Fuß. Unterstützung bekam er von dem Diplom-Designer Jens Eichhof, der die Werkstatt Schmuckgestaltung leitet. „Aus einem Stück Kupferblech haben wir mit einer Maschine einen Kreis mit 15 Zentimeter Durchmesser ausgeschnitten und danach die rauen Kanten beschliffen. Etwas länger dauerte es, aus dem Stück Kupfer mit speziellem Werkzeug eine Schale zu formen. Aus einem schmalen Stück Kupferblech wurde ein Fuß geformt, den wir noch angelötet haben. Nach 26

1 dem Schwefelsäurebad polierten wir die Schale, die dann wunderschön glänzte“, erklärte der Student. Nun folgte der Besuch der Keramikwerkstatt bei Kunsthandwerker und Werkstattleiter Tobias Tranzettel, der auch für den „Raku-Brand” die Verantwortung trägt. Diese Werkstatt befindet sich – ebenso wie die Gipswerkstatt, die Diplom-Designerin Maria Konschake betreut – in einem anderen Gebäude. Hier entstanden ebenfalls die Keramikbecher, die die Studenten des ersten Semesters für ihre dreiteiligen Ensembles anfertigten. Janos Freuschle vom dritten Semester wartete mit seinen Keramiken auf den RakuBrand, der wegen der starken Rauchentwicklung vor dem Werkstattgebäude stattfand. Zuvor konnte jeder die phantasievollen Arbeiten der Drittsemester zum Thema „Gefäß mit vorbestimmter Greifsituation“ im Gebäude bewundern. Tobias Tranzettel hatte den Keramikofen für den aufwändigen RakuBrand auf 1050 Grad C hochgeheizt. Nach und nach brachten die Studenten ihre Keramikstücke nach draußen und stellten sie auf den heißen Ofen, damit die Restfeuchte entweichen konnte. Der Werkstattleiter erklärte den Anwesenden die Vorgänge und gab immer wieder Sicherheitshinweise, denn die Temperaturen im und in unmittelbarer Nähe am Ofen waren

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DESIGN enorm hoch. Er hatte den Brennofen, der mehrmals im Jahr von der Gips- und Keramikwerkstatt genutzt wird, schon 1986 selbst konstruiert und gebaut. Ist der Ofen auch schon sehr alt, so erfüllt er doch nach wie vor seinen Zweck. Dann setzte der Werkstattleiter die Keramiken Stück für Stück mit einer langen, speziellen Zange in den Ofen. Das Brennen dauerte längere Zeit und die verbrachten die Studenten in netter Runde im Freien bei Snacks und Getränken. Der erfahrene Kunsthandwerker öffnete zum richtigen Zeitpunkt den Brennofen und entnahm ihm die rot glühende Keramik, die er nur kurz zum Abkühlen auf einen Metallrost stellte. Jeder legte danach seine Keramik in einen Topf mit Holzspänen und bedeckte ihn mit einem Deckel. Wenn die Späne verbrannt sind und die Keramik abgekühlt ist, wird sie mit viel Wasser und einer Bürste bearbeitet und das typische Raku-Muster ist zu sehen. Dabei ist jedes Stück ein Unikat, das sich so nicht noch einmal herstellen lässt, denn die Farben verändern sich zum Beispiel bei geringsten Schwankungen der Temperatur.

Nähe von Grevesmühlen erzählte, dass er den Traum hatte, etwas Kreatives zu machen, vielleicht im 3D-Bereich oder mit neuen Werkstoffen. Das Designstudium bringt ihn seinem Traum ein Stück näher. Lilly Klatte (22) aus dem Randgebiet von Hamburg wird sich im Laufe des Studiums entscheiden, was sie auf dem Gebiet des Produktdesigns machen will. Ihr gefallen die kleinen Klassen und die Praktika sowie das intensive Arbeiten. TEXT & FOTOS: MONIKA KÄNING

1. Student Paul Gebhardt bearbeitet eine Kupferschale. 2. Gefäße nach dem Raku-Brand. 3. Studenten des ersten Semesters mit ihren Arbeiten.

Warum die jungen Leute in Wismar studieren Mit welchen Vorstellungen sind die jungen Leute nach Wismar gekommen und was haben sie für Ziele und Wünsche? Die 20-jährige Margot Reuter aus Jena hat vor dem Studium ein viermonatiges Praktikum bei einem Goldschmied absolviert. Jetzt möchte sie noch andere Techniken kennen lernen. „Dafür kann man sogar eine Zeit ins Ausland gehen, um Erfahrungen zu sammeln.“ Wolf Hingst (22) aus Leipzig gefällt Wismar und auch die Nähe zur Ostsee. Das Studium an der Fakultät Gestaltung ist genau richtig für ihn, weil er sich sein Berufsleben sehr praktisch vorgestellt hat und sich dazu mehr Fertigkeiten aneignen möchte, um künstlerisch sowie gestalterisch tätig zu sein. Lasse Köhler (20) aus der

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Sorgfältig trägt Frank Schädlich die Kopierschicht auf das Sieb auf.

Sven Langanke am Belichtungstisch, auf dem die Motive letztendlich auf dem Sieb fixiert werden. Fotos: Manuela Heberer (2)

Fasziniert von den Möglichkeiten des Siebdrucks gründeten drei Freunde – ein Grafiker, ein Sozialarbeiter und ein Schlosser – vor knapp sechs Jahren eine eigene Werkstatt, in der sie die Technik lernen und eigene Ideen ausprobieren wollten. Inzwischen sind sie fast so etwas wie alte Hasen in diesem Druckhandwerk, geben Workshops, drucken Modestoffe für die Designschule und Plattencover für Bands, planen sogar ein eigenes Magazin. Und ihre Arbeiten mausern sich langsam zu beliebten Sammlerstücken. Wie ein Karussell sieht die Halterung aus, in die jetzt der Siebrahmen gespannt wird. Nun klappt Henning Penske-Chigir die Konstruktion hinunter, so dass der Rahmen direkt über dem Papier liegt, welches gleich bedruckt werden soll. Mit einer sogenannten Rakel wird nun vorsichtig die Farbe aufgetragen und mit fließenden Bewegungen verteilt. Jetzt beginnt der „Mojo Move“, wie Henning Penske-Chigir und seine Kollegen scherzhaft den Rhythmus nennen, in dem das geschieht. Leicht kreisend vorwärts und zurück, nicht zu viel Druck, auch nicht zu wenig. Eine ganze Weile haben die drei an der richtigen Technik herumprobiert. „Alles was wir hier in unserer Werkstatt machen, haben wir uns selbst beigebracht“, erzählt Henning. Natürlich haben sie dafür zunächst Siebdruck-Profis über die Schulter geschaut. Aber dann wurde jeder Schritt selbst probiert. Die passende Ausrüstung haben sie vor Jahren von befreundeten Künstlern und Kreativen übernehmen können. „So haben wir uns nach und nach eine komplette Siebdruckwerkstatt eingerichtet.“ Die residierte zunächst im Keller des Komplex, einem alternativen Jugendzentrum in der Schweriner Innenstadt. Von dort kennen sich die drei Freunde, haben zusammen mit anderen Kreativen die Idee einer eige28

nen Siebdruckwerkstatt entwickelt, Pläne geschmiedet. „Viele Bands in unserem Dunstkreis nutzen die Technik, um ihre Plattencover und Plakate zu drucken“, erzählt Henning Penske-Chigir. Das hat uns ästhetisch extrem angesprochen und wir wollten die Technik unbedingt auch lernen.“ Vor sechs Jahren hat er zusammen mit Sven Langanke und Frank Schädlich gestartet. Sie sind der feste Kern der Werkstatt, viele Freunde und Bekannte unterstützen das Team temporär oder bei bestimmten Projekten. „Unser gesamtes Umfeld ist so wahnsinnig kreativ und vielfältig – da ergeben sich immer wieder neue Ideen und Synergien“, erzählt Henning Penske-Chigir. Der Grafiker ist fasziniert vom Siebdruck, empfindet den Druckprozess als magisch, womit sich dann übrigens auch der Name der Werkstatt „Siebfreak & Roy“ erklärt. Alles beginnt mit der Idee vom Motiv, einem Entwurf. Dieses wird dann mit einem speziellen Verfahren auf das Sieb übertragen. Dafür muss zunächst das Sieb mit einer Kopierschicht versehen werden. Ist diese getrocknet, wird mit Hilfe eines Belichtungstisches das Motiv aufgebracht: UV-Licht macht die Kopierschicht wasserfest. Dort, wo die mit dem Motiv bedruckte Folie liegt, kann kein UV-Licht durch das Sieb dringen und die Farbe kann danach abgewaschen werden. Nun erst, MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 1/2018


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KREATIV tion mit der Schweriner Designschule, wo Henning Pensnach etwa vier bis fünf Stunden Vorbereitung, kann die ke-Chigir Kurse gibt und das Team Siebdruckeigentliche Druckarbeit beginnen. Workshops veranstaltet. So drucken „Es ist einfach spannend zu sehen, wie die Schüler des Modededas Motiv entsteht, wie es signs gerne ihre auf dem Sieb wirkt und eigenen Stoffkreadann nach dem Druck tionen und Plakate letztlich aussieht. Da lauper Siebdruck. Gerade fen Reaktionen ab, die für Kleinserien oder Einman im ersten Moment gar zelanfertigungen ist dies nicht versteht, nur sieht. Das das Mittel der Wahl, weil sind ganz besondere es wenig aufwendig ist und Momente“, meint Henning Kosten spart. Was nie zu kurz Penske-Chigir. kommt, ist der Spaß am ExpeDie unterschiedlichsten Motive rimentieren. Mindestens einsind in den letzten Jahren auf mal in der Woche treffen sich die diese Art entstanden und auf Pladrei in ihrer Werkstatt, besprechen kate, T-Shirts, Beutel und andere neue Ideen, bereiten die Siebe vor, Trägermaterialien gedruckt worden. drucken. Aber nicht nur untereinanEinige Aufmerksamkeit bei den der, auch über die Stadtgrenzen hinSchwerinern erhielten die neusten Plaweg gibt es einen Austausch. So arbeikate zur Ankündigung von Veranstalten sie für die Gestaltung eines tungen im Komplex. Die äußerst filigran Die Plakate der Siebdruckwerkstatt avancieren allmählich zu Sammlerstücken. Underground-Magazins mit Künstlern gezeichneten Kattas, die den Betrachter Foto: Siebfreak&Roy und Kreativen aus Wismar, Eindhoven und Madrid wie durch ein farbig gestaltetes Jugendstilfenster zusammen. Im Vordergrund steht die künstlerische Gestaltung des hindurch anschauen und auf das vergangene Hoffest aufmerksam Magazins, dass in kleiner Auflage später regelmäßig in ihrer Schwerimachten, verfehlten ihr Ziel nicht. Viele neue Besucher wurden angener Werkstatt gedruckt werden soll. lockt. Und auch die drei irren Waschbären mit hochgerissenen Pfoten, Immer getrieben ist das „experimentelle Kollektiv“ von der Freude am weit geöffneten Mäulern und Augen in Sternform zogen viele Blicke Siebdruck, die sie auch gerne weitergeben. Auf verschiedenen Festivals auf sich. Kein Wunder, dass die Nachfrage nach den Plakaten bei waren sie mit ihrer Technik schon unterwegs und haben die Besucher Sammlern allmählich steigt. Mittlerweile gibt es einen Online-Shop, in zum Selbermachen aufgerufen. Der ein oder andere Festivalgast hat dem einige der Arbeiten zum Kauf angeboten werden. In Zukunft will so schon sein eigenes T-Shirt bedruckt – und selbst die magischen das Team der Siebdruckwerkstatt diesen Bereich weiter ausbauen und Momente beim Entstehen erleben können. weitere Produkte kreieren. Erste Ideen für Lampenschirme, Tapeten, Manuela Heberer Fliesen und Bettwäsche gibt es schon. Aber auch Plattencover für befreundete Bands wie die Martin Hagedorn Band oder Plakate für ihnen nahestehende Initiativen wie den Skatepark Lankow will das Team weiter entwickeln und drucken. Außerdem gibt es eine Koopera-

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Ansicht Schwerin, Güstrower Straße 10.

Hightech trifft Gründerzeit Neuer Wohntrend in der Werdervorstadt Auf dem Wohnungsmarkt zeichnet sich ein neuer Trend ab; es ist die Kombination neuester Baustoffe, Technologien und Verarbeitungsweisen mit architektonischen Stilelementen vergangener Epochen. Bereits Christian Morgenstern (1871 – 1914) brachte die dahinterstehende Motivation auf den Punkt: „Zeige mir wie du baust und ich sage dir, wer du bist“.

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Stetig steigende Preise für Heizenergie und die Verschärfung gesetzlicher Vorschriften zur Energieeinsparung haben bei Neubauten in den letzten Jahren die Baukosten explodieren lassen. Im Ergebnis sparen daher die meisten privaten und institutionellen Bauherren die Kosten für aufwendige Optik von Dächern und Fassaden, verspielten Stuckornamenten oder künstlerisch gestalteten Holzbauteilen. Moderne Mehrfamilienhäuser erfüllen deswegen zwar in der Regel die technischen und energetischen Mindestvorgaben des Gesetzgebers (DIN-Vorschriften; Energieeinsparverordnung, EnEV) oder die Förderrichtlinien der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), verzichten aber – um die Baukosten und damit die Kauf- und Mietpreise auf den ersten Blick erschwinglicher zu halten – auf sinnvolle,

aber nicht gesetzlich vorgeschriebene technische Raffinessen. So kann man heute mit Bauteilen wie schallentkoppelten Treppen und Personenaufzugsschächten oder Schallschutzfenstern und -türen, Wärmerückgewinnung aus Wohnräumen, das Wohnen auf ein neues Level des Komforts heben. An optischen Besonderheiten wie Schmuckelementen an der Fassade oder Anbringung von Schmuckelementen im Dachverband wie Freigebinden an Dachüberständen, Giebeln und Vordächern, welche ausschließlich der Verzierung dienen und keinerlei technischen oder energetischen Nutzen haben, fehlt es diesen Gebäuden nahezu ausnahmslos. Böse Zungen sprechen daher sogar von „modernen Plattenbauten“ oder der „quadratisch, praktisch, gut - Architektur“. Einen anderen Weg geht die Firma KIW MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 1/2018


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Hofansicht mit Balkonen und Terrassen.

Lageplan, Güstrower Str. 12 Schwerin. F = 12,29 m²

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Seitenansicht von der Güstrower Straße.

Teilungsplan Erdgeschoss.

GmbH aus Cramonshagen bei dem Bauvorhaben Güstrower Str. 10 in Schwerin. Hier entstehen ein Reihenhaus und acht fernbeheizte, barrierefreie Eigentumswohnungen im KfW-55-Standard mit einer Tiefgarage aus wasserundurchlässigem Stahlbeton, massiven energetisch effizienten homogenen Außenwänden ohne Wärmedämmverbundsystem, einem durchgängigen Personenaufzug der Energieeffizienzklasse A, Natursteinbelägen auf den Fußböden der schallentkoppelten Treppenhäuser und Flure, einem Abstellraum für Fahrräder und Kinderwagen im Keller, dreifach verglasten Schallschutzfenstern und Solarthermie, um nur einige optisch und technisch hochwertige Ausstattungsmerkmale hervorzuheben. Die zukünftigen Bewohner gelangen mit ihren Automobilen ohne lästige Parkplatzsuche trockenen Fußes in das Gebäude, um dann mit dem nahezu lautlosen Personenaufzug direkt zu ihrer Wohnetage zu gelangen. Beinahe ohne von Straßenlärm und Geräuschen aus dem Treppenhaus oder den Nachbarwohnungen behelligt zu werden, = 85,89 m²

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können sie dann den Feierabend in ihrem trotz geringer Heizkosten wohlig warmen Wohnzimmer genießen. Kurzum kann man von hohem technischen Standard bei luxuriöser Ausstattung sprechen. Die Wohnungen können zu Kaufpreisen zwischen 222.144 EUR und 384.436 EUR und das Reihenhaus zu einem Kaufpreis in Höhe von 329.750 EUR erworben oder zu Preisen zwischen 10 und 12 EUR/qm ab September 2018 angemietet werden. Trotz des überaus modernen Bauniveaus verdient dieses Gebäudeensemble die Bezeichnung „Stadtvilla“ zu Recht, denn das Planungsbüro Schwanz aus Parchim hat das Gebäude äußerlich der Optik der Gründerzeit nachempfunden und mit historistischen architektonischen Stilelementen wie Stuckapplikationen im Erdgeschoss und an den Fenstern der Obergeschosse sowie Freigebinden an den Dachgiebelüberständen und Dachausbauten versehen. Auf diese Weise fügt sich das eigentlich neue Gebäude in urbaner, verkehrsgünstiger Lage nahtlos in

die Umgebungsbebauung der Werdervorstadt ein und lässt kaum erahnen, dass sich hinter den Mauern ein hochmodernes energieeffizientes Wohnhaus befindet. Die Ausstattung umfasst abgeschirmte und sonnenverwöhnte Südwestterrassen und -balkone, die einladen, den Blick über den Ziegelinnensee und die nahegelegene Altstadt mit Pfaffenteich schweifen zu lassen und nach einem stressigen Arbeitstag den Sonnenuntergang zu genießen. Die Wohnungsgrößen liegen zwischen 79 und 118 qm, das Reihenhaus bietet mit 127 qm Wohnfläche auf zwei Etagen und großer Südwestterrasse sowie voller Unterkellerung auch größeren Familien Platz. Reservierungen sind möglich über:

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in der Sommer-/Wintergarten-Ausstellung mit dem „Schönsten Schatten der Welt“ Plastener‘s Wohlfühl-Trend: Was bedeutet ‚Hygge‘? Bei Hygge geht es in erster Linie um das Erleben und Genießen schöner Dinge. Getreu dem Motto „Offen für Neues“ zeigt Plastener individuelle Ideen, bestehendem Wohnraum neuen Charme zu verleihen. Informieren Sie sich über die vielen Möglichkeiten, Ihre Terrasse mit einem Terrassendach oder Sommer-/Wintergarten vor Wind und Regen optimal zu schützen. Mehr Informationen auch unter www.Plastener.de. Wir freuen uns auf Sie!

Der Frühling ist da! Pünktlich zum Wochenende können wir uns über jede Menge Sonnenstunden freuen. Die frühlingshaften Temperaturen laden doch direkt ein, sich Gedanken über die diesjährige Gartenplanung zu machen. Wer sich schon immer über eine individuelle Terrassenüberdachung oder einen Sommer-/Wintergarten von Plastener informieren wollte, ist bei uns herzlich willkommen. Getreu dem Motto „Offen für Neues“ zeigen wir individuelle Ideen, bestehendem Wohnraum neuen Charme zu verleihen. Oder wie sieht mein

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Haus mit einem Wintergarten eigentlich aus? Was muss ich beachten und welche baulichen Voraussetzungen müssen erfüllt sein? Bevor es in die Detailplanung des eigenen Traum-Wintergartens geht, sollten einige Fragen beantwortet werden. Die Sommer- und Wintergarten-Ausstellung bietet die Möglichkeit, alle Fragen rund um die Planung eines Wintergartens ausführlich zu beantworten. Los geht’s einfach anrufen und vorbeikommen. 0HKU ,QIRUPDWLRQHQ ÀQGHQ 6LH DXFK XQWHU KWWSV SODVWHQHU GH

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KREATIV

In der Galerie „Dezernat5“ finden seit acht Jahren wechselnde Ausstellungen statt.

„Leerstand ist Wohlstand“ Graue Fassaden, bröckelnder Putz, demolierte Fenster – in Schwerin und anderen Orten Westmecklenburgs sind eine Menge leerstehender Geschäfte, ja ganzer Gebäude, manchmal sogar Straßenzüge, zu finden. Die Kreative MV hat für ihr Projekt zur Entwicklung von Ideen für kreative Nutzungskonzepte im landesweiten Wettbewerb „Kultur- und Kreativwirtschaft“ ein Förderpreisgeld erhalten, mit dem sie das Thema nun in den Fokus rücken möchte. Es gibt viele leerstehende Gebäude in Schwerin, fast jedes von ihnen hätte eine lange und interessante Geschichte zu erzählen. Das alte Postgebäude in der Mecklenburgstraße – leer, der alte Speicher am Bahnhof – leer, das Bankgebäude in der Friedrichstraße – leer, daneben gleich mehrere Ladengeschäfte – leer. Wie können solche Brachen wiederbelebt werden? Welche Nutzungen sind möglich? Welche wären vom Eigentümer gewollt und unterstützt? Für Stadtplaner ergeben sich viele Fragen, oftmals auch Hürden, die – falls möglich – gemeistert werden müssen. Oft sind es nur die richtigen Leute, die gemeinsam an einen Tisch gebracht werden müssen, um gemeinsam interessante Nutzungskonzepte zu entwickeln. Die Kreative MV – Landesnetzwerk Kultur- und Kreativwirtschaft Mecklenburg-Vorpommern – will das nun schaffen. In ihrem Projekt „Raumwohlstand“ möchte sie Kreativschaffende und Künstler mit Kommunen, Wirtschaftsförderern und Immobilienbesitzern zusammenbringen und gemeinsam tragfähige Modellkonzepte für die Nutzung leerstehender Immobilien durch Akteure der Kultur- und Kreativszene erarbeiten. Im Januar haben sie dafür vom Wirtschaftsministerium ein Förderpreisgeld von knapp 25.000 Euro erhalten. Im September sollen die Ergebnisse in einer Konferenz zum Leerstandswohlstand in der Region WestmecklenburgSchwerin zusammengetragen werden. Hinter dem Wortungetüm verbirgt sich eine Erklärung mit positivem Ansatz: „Alle reden vom Leerstand als etwas Negatives. Wir dagegen meinen, dass sich dahinter sogar ganz viel Positives verbirgt, regelrechter Wohlstand“, so 34

Corinna Hesse von der Kreative MV. „Offenkundig ist es so, dass viele Kreative aus den Metropolen ihre Fühler mittlerweile ins Umland ausstrecken, weil in den Städten kein bezahlbarer Raum mehr zu haben ist. Das ist doch unsere Chance hier genau zwischen diesen beiden Städten.“

Kreative in Aktion Wie viel Potenzial hinter der Idee der Immobiliennutzung durch Kreativcluster steckt, zeige eindrucksvoll das Kreativquartier Warnow-Valley in Rostock, welches Co-Working Space und Kreativzentrum in einem alten Barackenbau nahe dem Warnow-Ufer unter einem Dach vereint. „Das Entscheidende war hier, dass Kreative selbst die Idee initiiert und diesen Ort gesucht, gefunden und aufgebaut haben“, ist Hesse begeistert. „Inzwischen gibt es mehr Anfragen als Kapazitäten. Ein voller Erfolg!“ Auch in ländlichen Regionen funktioniert der Zusammenschluss Kreativschaffender und Künstler stellenweise schon sehr erfolgreich. Auf dem Gutshof Rothen zum Beispiel haben sich verschiedene Künstler und Kreative mit ihren Ateliers und Werkstätten angesiedelt. Der Ort ist mittlerweile über die Landesgrenzen hinweg für seine hochwertigen Veranstaltungen bekannt und beliebt. Und im Schloss Bröllin in der deutsch-polnischen Grenzregion haben Künstlerinnen und Künstler ein international hoch anerkanntes Produktionszentrum für kreativschaffende Gäste aus aller Welt geschaffen, in denen KünstlergrupMECKLENBURG-SCHWERIN delüx 1/2018


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pen proben und experimentieren können. Die Plätze sind hochgefragt und werden nach Bewerbung vergeben.

Erfolgreiches Trio aus Schwerin Aber der Blick muss gar nicht so weit weg schweifen. Auch in Schwerin gibt es bereits einige Ansätze, in denen leerstehende Gebäude durch kreative (Zwischen-)Nutzungen wiederbelebt bzw. erhalten werden. So fanden bis vor kurzem in einem ehemaligen Amtsgebäude der Stadt in der Friesenstraße etliche Künstler und Kreative günstigen Raum für ihre Atelier-, Proben- und Lagerräume. Und ein in Kunstkreisen durchaus populäres und erfolgreiches Konzept verbirgt sich seit acht Jahren in den Räumen des ehemaligen Ordnungsamtes in der Franz-Mehring-Straße 11. Dort, wo früher Strafzettel und Bußgeldbescheide gedruckt wurden, befindet sich die Galerie dreier renommierter Künstler. „Unsere Galerie ist zugleich unsere Basis zum Ausschwärmen“, sagt Tino Bittner, der die Räume zusammen mit seinen Kollegen Udo Dettmann und Thomas Sander von der Stadt gemietet hat und heute als Galerie für aktuelle Kunst unter dem Namen „Dezernat5“ führt. Gegründet haben sie die Galerie, nachdem eine Ausstellung mit zehn Kollegen durchgeführt wurde, um einen Kontrapunkt gegen den damals drastischen Sparkurs und die drohende Privatisierung im Kulturbereich der Stadt zu setzen. „Wir suchten dafür passende Räume und dieses Haus stand leer“, erinnert sich Udo Dettmann. Seitdem finden hier regelmäßig Ausstellungen statt. Diese ziehen bis heute Kunstkenner aus dem gesamten Bundesgebiet an. „Viele schätzen die Atmosphäre in den Räumen und kommen deshalb immer wieder gerne.“ Auch die Käufer ihrer Werke sind manchmal zu Gast. Wenngleich diese eher in westdeutschen Metropolen ansässig sind. Gerade das mache die Galerie aber auch für die Stadt so interessant. Durch die Präsenz der drei Künstler auf Ausstellungen im In- und Ausland ziehen sie auch den Blick auf die Landeshauptstadt. „Vor allem durch Ausstellungen in den Partnerstädten konnten schon viele Kontakte, auch wirtschaftliche Beziehungen, wiederbelebt werden“, erzählt Thomas Sander. „Wir vermarkten damit ja nicht nur unsere Kunst, von der wir leben, sondern verschaffen auch Schwerin eine gewisse zusätzliche Bekanntheit. Ein Engagement, das seitens der Stadt wahrgenommen und gewürdigt wird. So erhielt das Künstler-Trio den Kunst- und Kulturpreis 2016 der Stiftung der Sparkasse Mecklenburg-Schwerin und der Landeshauptstadt Schwerin. In der Laudatio hieß es: „Die Künstler mit herausragender künstlerischer Qualität zeigen Mut zu Neuem bei der Vermittlung zeitgenössischer bildender Kunst. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag für die Bereicherung der Kultur der Landeshauptstadt Schwerin”. Corinna Hesse hat den Eindruck, dass das Potenzial kreativer Nutzungen leerstehender Gebäude allmählich erkannt wird. Neben Schwerin zeigen auch andere Kommunen in Westmecklenburg Interesse an dem Thema. „Kreative Raumpioniere fördern die Regionalentwicklung durch soziale Innovationen und schaffen Arbeitsplätze“, ist sie überzeugt. „Es gibt das bekannte Bild vom halbvollen und halbleeren Glas Wasser. Ich sage, wenn das Glas ganz leer ist, haben wir ein riesiges Potenzial, um es mit allen möglichen Ideen zu füllen.“

Die Künstler Tino Bittner, Udo Dettmann und Thomas Sander (v.l.n.r.) vor dem ehemaligen Amtsgebäude in der Franz-Mehring-Straße 11, in dem sich heute ihre Galerie „Dezernat5“ befindet.

TEXT & FOTOS: MANUELA HEBERER

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Neue Trinkwasserversorgungsleitungen ohne Graben verlegt WAG realisiert größte Einzelinvestition ihrer Geschichte im geschützten Naturraum der Störwiesen Was vor Jahrzehnten relativ einfach gebaut werden durfte, stellt die Fachleute des Schweriner Wasserversorgers WAG heute vor technische Herausforderungen: Im sensiblen Naturraum der Störwiesen durch grabenlose Verle-

gung einen Teilabschnitt der Trinkwassertransportleitungen vom Wasserwerk Pinnow zu erneuern. Dieses naturnahe Wasserprojekt kostet zwei Millionen Euro.

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© GeoBasis-DE/M-V 2016

Blick über die Störwiesen zum Schweriner See. Die Trinkwasserleitung unterquert die Stör fast parallel zur B 321 (Trassenverlauf rot markiert). Foto: Jürgen Brandt, Schwerin

Die Unterquerung des Störkanals zur Erneuerung der Trinkwassertransportleitungen zwischen Raben Steinfeld und Mueß ist ein herausragendes Projekt. Mit zwei Millionen Euro, die hier in die Sicherheit der Trinkwasserversorgung investiert werden, realisiert die WAG ihr bislang kostenintensivstes Einzelvorhaben.

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Und das musste besonders gut vorbereitet werden, da die Störwiesen sowohl Teil des Europäischen Vogelschutzgebietes „Schweriner Seen“ als auch des Landschaftsschutzgebietes „Schweriner Innensee und Ziegelaußensee“ sind. Seit der Erstverlegung der Trinkwasserrohre im Jahr 1976 hat auch die Wohnbebauung am Rand des Naturraumes deutlich zugenommen.

Um die Eingriffe in die Natur und die Beeinträchtigungen für alle Anwohner so gering wie möglich zu halten, wurde ein unterirdisches Verlegeverfahren gewählt. Die beiden Trinkwasserleitungen mit einem Durchmesser von 300 Millimetern sowie ein Schutzrohr für Steuerungsanlagen wurden auf einer Länge von jeweils 630 Metern mit dem modernen Horizontalspülbohrverfahren verlegt.

NATÜRLICH JEDEN TAG.


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Das HDD-Verfahren Allgemeines • Steuerbares Horizontalspülbohrverfahren Horizontal Directional Drilling • Einbau von Leitungen unter Hindernissen (z.B. Fluss, Straße etc.) ohne deren Beeinträchtigung • Verfahrensschritte: 1 2 3

Pilotbohrung Aufweitung/Räumung Rohreinzug

Foto: WAG

gen Rohrstücke müssen zügig und sicher verbunden werden, um den Einzug nicht zu gefährden. 1

Für die Anbindungen der neuen Leitungen an das vorhandene Versorgungssystem sind nur geringe Tiefbauarbeiten erforderlich. Diese sind jeweils am Rande des Naturschutzgebietes angeordnet, wodurch die Beeinträchtigungen auf ein absolutes Minimum beschränkt sind.

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Die geplante und umgesetzte Maßnahme ist ein gutes Beispiel dafür, dass notwendige Erneuerungsmaßnahmen an technischen Anlagen auch in Naturschutzgebieten möglich und mit diesen auch vereinbar sind.

3 © 2015 Verband Güteschutz Horizontalbohrungen e.V. (DCA)

Dabei erfolgte im ersten Schritt eine dreidimensional gesteuerte Pilotbohrung anhand einer zuvor festgelegten Bohrlinie bis in elf Metern Tiefe und damit mehr als fünf Meter unter der Sohle der Störwasserstraße. Mit Hilfe eines am Bohrkopf montierten Kreiselkompasses wurde der Verlauf überwacht. Dabei ermöglichte die kabelgeführte Datenübertragung der Bohrparameter auf einen PC die Kontrolle und Einhaltung der exakten Trassenführung. Mittels umweltfreundlicher Bohrsuspension, die nach Wiederaufbereitung erneut zum Einsatz

kommt, wird der Boden nach hinten ausgespült. Eine zwischenzeitliche Nutzung des zuerst verlegten Schutzrohres als Rückspülleitung für die Suspension optimierte dabei den Prozess erheblich. Schritt zwei umfasst die Aufweitung des „Tunnels“ auf die Nennweite der gusseisernen Rohre. Diese wird beim Zurückziehen des Bohrgestänges durch ein rotierendes Aufweitwerkzeug bewerkstelligt. Im dritten Arbeitsgang wurde die Leitung eingezogen. Auch das ist eine sehr anspruchsvolle Montageleistung, denn die jeweils 105 zunächst sechs Meter lan-

WAG Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungsgesellschaft Schwerin mbH & Co. KG Eckdrift 43-45 19061 Schwerin Tel.: +49 385 633-4431 Fax: +49 385 633-4444 E-Mail: christina.rutkowski@swsn.de Internet: www.wag-schwerin.de

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TOURISMUS

Der Weltverband der Gästeführer wurde im Februar 1990 gegründet und seither laden die Mitglieder-Vereine des Weltverbandes regelmäßig im Februar zu besonderen Veranstaltungen ein.

Fotos: G&G

Die ehemalige Wäscherei.

Das Schweriner Schloss. Zum 18. Mal haben sich der Verein der Schweriner Gästeführer und die Stadtmarketing GmbH daran beteiligt – und den Gründungstag zum Anlass genommen, um Schwerinern und Besuchern das breit gefächerte Angebot der Gästeführer vorzustellen. Unter dem Titel „Menschen, die Geschichte schrieben“ gab es Führungen über den Alten Friedhof, durch die Schelfstadt und die Schlosskirche sowie Vorträge über den Schriftsteller Heinrich Seidel und den Bildhauer Hugo Berwald. Der Schweriner Gästeführer e. V. ist mit rund siebzig Mitgliedern sehr gut aufgestellt: „Das liegt daran, dass zur BUGA 2009 viele Gästeführer gebraucht und ausgebildet wurden“, sagt Teresa Beck-Babjanyan, die Vorsitzende des Vereins. Stadtrundgänge und Stadtrundfahrten – mit den Bussen der Gäste oder dem stadtbekannten roten Doppeldeckerbus – werden in mehreren Sprachen angeboten, vorrangig in Englisch, Französisch, Spanisch. „Viele unserer Gäste kommen von den Kreuzfahrtschiffen, das sind Touristen aus den USA, Kanada, Taiwan und Hongkong. Aber die meisten Besucher sind aus Deutschland, der Schweiz und Österreich. Highlight bei den Rundgängen durch Schwerin ist für alle die Besichtigung von Schloss und Burggarten.“ Schlossgarten und Schleifmühle, Marktplatz mit Dom, Schelfstadt, die Münzstraße, der Pfaffenteich, Zippendorf sind für SchwerinBesucher ebenfalls interessant. Und die Einheimischen, spazieren die auch durch ihre Stadt? „Wenn sie Besuch haben von Familie oder Freunden, dann machen die Schweriner auch schon mal Stadtrundfahrten. Unterhaltsamer für Einheimische sind sicher unsere Höfe-

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Das Innenministerium im Herzen von Schwerin. Tour durch die Schelfstadt oder die Dächer-Tour – weil man da Orte der Stadt sieht, an die man sonst nicht unbedingt so einfach hinkommt.“ Rundgänge durch Schwerin, das kann mehr sein als das Übliche: Schauen Sie bitte links, schauen Sie bitte rechts. „Für Firmen-Veranstaltungen und Familienfeiern können unsere Rallyes geeignet sein. Dabei müssen bei einem themenbezogenem Spaziergang durch die Stadt Fragen beantwortet werden und am Schluss wird ein Gewinner gekürt. Spaß machen bestimmt auch die Sonderführungen wie die Kneipen-Plauderei, die kulinarische Führung oder auch Führungen mit einer Hofdame, dem Nachtwächter oder einem Grenadier. Man kann eine Stadt schon sehr vielfältig präsentieren.“ Gibt es Orte in Schwerin, die von Gästeführern nicht gern gezeigt werden? „Schwerin hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr positiv verändert, es gibt kaum noch hässliche Ecken. Es ist allerdings schwer zu vermitteln, warum große Gebäude wie die ehemalige Post oder die Bank in der Friedrichstraße leer stehen“, erzählt Teresa Beck-Babajanyan – und kommt dann auf einen Minus-Punkt zu sprechen, den viele Besucher der Landeshauptstadt geben: „Es gibt eindeutig zu wenige Toiletten im öffentlichen Raum, also dort, wo die Busse ankommen. Und ein paar mehr Bänke für fußmüde Touristen wären auch angebracht.“ Jetzt im April beginnt die Touristen-Hauptsaison, die bis zum Oktober dauert – aber Schwerin ist eigentlich immer eine Reise – und eine Stadtrundfahrt wert. KARIN GUSTMANN

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REGIONALMRKETING

„Frisch ab Werk“ aus Westmecklenburg Werksverkaufsführer des Vereins Regionalmarketing auf dem Markt

Wussten Sie, dass die köstlichen „Trollis“ und das erfrischende „Wesergold“ aus Westmecklenburg kommen? Das sind nur zwei Beispiele für Qualität aus unserer Region. Viele der weithin bekannten Markenunternehmen verkaufen ihre Produkte direkt in der Fabrik, ebenso wie kleinere Betriebe der Ernährungswirtschaft und Industrie. Der neue Werksverkaufsführer „Frisch ab Werk“ bietet erstmals einen umfassenden Überblick über die Erzeuger regionaler Produkte aus Westmecklenburg. Verbraucher finden darin Angebote, Öffnungszeiten und weitere nützliche Informationen zu den Herstellern und Direktvermarktern vor Ort. Die Idee für den Werksverkaufsführer entwickelte Anett Bohnenberg, Geschäftsführerin des Regionalmarketing MecklenburgSchwerin e. V.: „Die Erzeugnisse unserer einheimischen Wirtschaft sind Qualitätsprodukte, die Millionen Menschen auf der ganzen Welt kennen. Nicht alle, die hier leben und die unsere Region besuchen, wissen das. Schon gar nicht, dass man diese erstklassigen regionalen Produkte direkt bei den Unternehmen kaufen kann.“ Wichtige Anregungen erhielt der Regionalmarketingverein von seiSCHWERIN delüx 1/2018

nen Mitgliedsunternehmen, beispielsweise von der biotherm Services GmbH aus Hagenow, die seit kurzem Holzhackschnitzel für den Garten, für Spielplätze oder als Brennmaterial im Werksverkauf anbietet. „Bisher waren wir ausschließlich für die Industrie tätig, der Werksverkauf an Private ist ein neuer Geschäftszweig“, so Ute NätherUffmann, Geschäftsführerin der biotherm Services GmbH und fügt schmunzelnd hinzu: „Ein kleines Aha-Erlebnis hatte ich selbst, als ich in der Broschüre entdeckte, dass bei uns in Hagenow die Spindler Wildbearbeitung ansässig ist und frisches Wildbret, aber auch veredelte Produkte verkauft.“ Den neuen „Frisch ab Werk“-Verkaufsführer findet man unter www.westmecklenburg.de, in ca. 120 Touristeninformationen und Stadtund Amtsverwaltungen Westmecklenburgs, in den Verkaufsläden der Anbieter und natürlich in der Geschäftsstelle des Regionalmarketingvereins. Und er findet reißenden Absatz. „Letztlich ist es so, dass mit dem Kauf regionaler Produkte unsere Wirtschaft in West-

Auch im Werksverkauf bei Spindlerwild liegt jetzt der Verkaufsführer aus. Anett Bohnenberg (l.) und Manuela Krause vom Regionalmarketing Mecklenburg-Schwerin e. V. haben Ingo Spindler, Geschäftsführer Spindler Wildbearbeitung in Hagenow, einen Schwung an Exemplaren gebracht. Foto: www.courage-co.de

mecklenburg gestärkt wird und Arbeitsplätze entstehen“, resümiert Anett Bohnenberg. Deshalb will der Verein in enger Kooperation mit Unternehmen und anderen Partnern solche Projekte wie den Werksverkaufsführer in Zukunft häufiger initiieren. STEFANIE DAUG

Kontakt: Regionalmarketing Mecklenburg-Schwerin e.V. Anett Bohnenberg Telefon: 0385 77887-20 eMail: bohnenberg@westmecklenburg.de Puschkinstr. 44/Altes Rathaus, 19055 Schwerin www.westmecklenburg.de 39


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Foto: pixabay

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KIRCHE

Nicht leicht zu entdecken – aber eine Entdeckung wert

Die Zittower Kirche aus dem 13. Jahrhundert. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 1/2018

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KIRCHE

Friedrich Friese I erbaute die Orgel 1929.

Die Zittower Kirche liegt im Landkreis Ludwigslust-Parchim, inmitten der weiten Wiesen Mecklenburgs. Sie ist nicht – wie viele andere Kirchen – schon von weitem zu sehen, aber wer sich auf die Suche macht, wird nicht enttäuscht. Nach vorläufigem Abschluss der Renovierungsarbeiten wurde die Kirche vor 16 Jahren wieder feierlich eingeweiht. Seither ist sie mit Gottesdiensten, Konzerten und anderen Veranstaltungen wieder ein Zentrum des gemeindlichen Lebens. Ein besonderer Höhepunkt ist das Zittower Musikfest, das in diesem Jahr am 25. August gefeiert wird.

Der Förderverein zum Erhalt der Kirche Für den Erhalt der Zittower Dorfkirche hatte sich 1997 ein Förderverein gegründet, der sich auf vielfältige Weise engagierte: Durch Mitgliedsbeiträge, Spenden oder die Organisation von kulturellen Veranstaltungen wurden einerseits finanzielle Mittel aufgebracht – auch die Erbringung von Bauarbeiten in Eigenleistung wurde geprüft. In einem ersten Bauabschnitt konnten der Ostgiebel, der Dachstuhl sowie das Gewölbe saniert und der Altarraum ausgemalt werden. Die Bauabschnitte zwei und drei der Jahre 2001 und 2003 konzentrierten sich auf die Ausmalung des Kirchenschiffes, die Neugestaltung des Fußbodens, den Einbau einer Bankheizung, die Neugestaltung der Bänke, die Reparatur der Empore sowie die Sanierung des Kirchturms. Auf einer Maßnahmenliste hat der Förderverein 2007 noch offene Projekte festgehalten. Zu diesen zählen die Restaurierung der Sakristei und das Verfugen des Außenmauerwerks der Nordseite. Im Innenraum der Kirche sollen die ursprünglichen Farbgebungen der Kanzel und des Patronatsgestühls freigelegt und das Orgelprospekt farblich gestaltet werden.

Entstehung der Kirche Von der Zittower Dorfkirche entstanden zunächst Altarraum und Gewölbe. Die Bauzeit wird auf 1230 bis 1235 datiert. Das Gewölbe ist ein sogenanntes Domikalgewölbe – mit Elementen eines Kreuzrippengewölbes und der Kuppel. Domikalgewölbe waren ein aus Frankreich kommender Trend, der sich im 13. Jahrhundert in Norddeutschland verbreitete. Das Kirchenschiff ergänzte den Bau einige Jahrzehnte später und erhielt wohl bei einem Umbau der Kirche von 1450-1460 breitere Fenster.

Der Glockenturm Nachdem ein hölzerner Glockenturm von schwedischen Truppen im Jahr 1669 so stark beschädigt worden war, dass die Glocken nicht mehr geläutet werden konnten, entstand von 1698 bis 1699 ein Kirchturm aus Ziegeln, dessen Grundbau heute noch steht. Der Turm überstand viele Jahrhunderte, bis 1810 der Blitz einschlug. Das Feuer zerstörte die Spitze des Turms, die Turmuhr, die Glocken und im Innenraum der Kirche die Orgel und einen Teil des Gestühls. Der Turm wurde wieder aufgebaut – wenn auch nicht so hoch wie zuvor.

Das Patronatsgestühl Der Kirchenraum wird neben dem Altarraum vor allem vom Ebenholz farbenen Patronatsgestühl dominiert. Oberst Helmut von Plessen stattete die Kirche 1669 mit diesem und einer dazugehörigen Kanzel aus. Sie schmücken die Wappenschilder der Familien von Halberstadt, von Holstein, von Lepeln, von Örtzen und von Plessen. Das Patronatsgestühl, auch Patronatsloge

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Erhalten gebliebenes Kruzifix des Altars von 1669.


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Wappen der Familien von Plessen und von Oertzen. oder Fürstenloge genannt – das ist der Logenplatz des adligen Gutsherrn und seiner Familie für den Besuch des Gottesdienstes. Diese Sitzplätze in den Balkonartigen, oftmals mit Fenstern versehene Logen, sind ausschließlich ihm vorbehalten. Das Patronatsgestühl ist oftmals über einen eigenen Zugang erreichbar, mit reich verzierten Stühlen ausgestattet und später auch mit Öfen. Für den Kirchraum stiftete Olgard von Plessen 1659 die Taufschale aus Messing. Sie erhielt 1955 einen von Franz Rädlein aus Dresden gestalteten Holzständer. Familie von Henkel stiftete 1915 den Kronleuchter.

Zweigeschossiges Patronatsgestühl von 1669.

Der Altar Der Brand nach dem Blitzeinschlag im Jahr 1810 hatte auch den Altar beschädigt, der 1832 durch einen neuen ersetzt wurde. Der Altaraufsatz in bäuerlichem Empirestil zeigte Szenen aus dem Leben Jesus Christus´. Ein neues Altarbild aus dem Jahr 1901 ist eine Stiftung des Patrons und der zur Pfarre gehörenden Gutsherrn. Das Bild wurde 1939 durch ein einfaches Altarkreuz ersetzt.

Die Orgel Nach dem Blitzeinschlag im Jahr 1810 konnten Register der Orgel gerettet werden. Der Mecklenburgische Orgelbaumeister Friedrich Friese I verwendete sie für den Bau einer neuen Orgel. 1929, zur 100Jahrfeier, erhielt die Orgel ein elektrisches Gebläse – und die Kirche elektrisches Licht. 1982 wurde die Orgel restauriert und erhielt bis dahin fehlende Register. TEXT: ANNA KARSTEN FOTOS: HELMUT WACHTEL

Altaraufsatz gestiftet 1832 von Johann Peter Heinrich Diestel.

Epitaph der Familie von Plessen, das 1939 als Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges umgestaltet wurde. MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 1/2018

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MUSIK

Die UNESCO hat den deutschen Orgelbau und die deutsche Orgelmusik 2017 in ihre Liste des immateriellen Weltkulturerbes aufgenommen. In Deutschland gibt es die größte „Orgel-Dichte“. In nahezu jeder Kirche findet man eine Orgel. Im Schweriner Dom gibt es gleich vier dieser wundervollen Instrumente.

Größe und Klangschönheit der Instrumente variieren deutlich. Um die Orgeln zu erhalten, gibt es in Deutschland etwa 400 handwerkliche Orgelbaubetriebe mit rund 2.800 Mitarbeitern. Doch nicht nur Pflege und Sanierung alter Instrumente sind deren Aufgaben, sie bauen auch neue Orgeln – wie die 2017 eingeweihte Orgel in der Neubrandenburger Konzertkirche. Im Schweriner Dom, dem größten Kirchenbau in der Landeshauptstadt, gibt es gleich vier Orgeln: Eine kleine Orgel, die man tragen kann, eine Orgel steht seit den 1970er Jahren in der Thomaskapelle (dort werden im Winter die Gottesdienste gefeiert), die dritte Orgel, ein romantisches Instrument, das aus einer niederländischen Kirche stammt, steht im Chorraum und dann hat der Dom seine große Ladegast-Orgel. Das 1868 gebaute und 1871 geweihte Instrument des Orgelbauers Friedrich Ladegast ist eine Synthese aus deutscher und französischer Orgelkunst. Mit vier Manualen, 84 klingenden Registern, 5.200 Pfeifen ist sie die größte erhaltene Orgel von Friedrich Ladegast und die größte deutsche Orgel vor 1900. Abgesehen von einigen unwesentlichen Änderungen durch Leopold Nitschmann im Jahr 1962 ist die Ladegast-Orgel im Originalzustand erhalten. 1988 wurde die Restaurierung des Instruments durch „Alexander Schuke Potsdam Orgelbau“ abgeschlossen. Seit 1993 ist Jan Ernst als Kirchenmusikdirektor, Organist und Domkantor Herr der Dom-Orgeln – wobei er das „Herr“ so nicht stehen lassen möchte: „Die Orgel ist ein Instrument, das nicht alles mit sich machen lässt, gerade unsere ‚Königin‘, die Ladegast-Orgel, kann eine launische Dame sein. Orgeln sind meistens Museumsstücke, nur bei modernen Orgeln geht alles glatt.“ Vor allem alte Orgeln haben es Jan Ernst angetan und so war es auch die Ladegast-Orgel, die den in Leer (Ostfriesland) geborenen Musiker nach Schwerin gezogen hat. Als Kirchenmusiker ist er nicht nur für das Orgelspiel beim Gottesdienst zuständig, als Kantor leitet er gleich mehrere Chöre am Schweriner Dom: Die Domkantorei mit ca. hundert Sängerinnen und Sängern, den kleinen Kinderchor und den Seniorenchor 65 plus mit 50 bis 60 Mitgliedern. „Es ist mir wichtig und es ist schön, mit möglichst vielen Menschen gemeinsam zu singen“, sagt der Kirchenmusikdirektor. Neben den Aufgaben als aktiver Musiker kam in den letzten 15 Jahren für Jan Ernst das Unterrichten dazu: „Es ist eine schöne Aufgabe, Kin44

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der und Jugendliche an diesem Instrument zu unterweisen.“ Es sind überwiegend Jungen, die sich für das Instrument Orgel interessieren: „Es ist die Faszination der Technik, die Funktion der Ventile, Windkanäle die die Orgel spannend machen. Außerdem kann man richtig laut spielen und es ist der ganze Körper gefordert. Ein Organist muss Kopf, Hände und Füße koordinieren, ein Gleichgewicht von Kraft und Eleganz hinbekommen. Man kann laut werden und die Seele streicheln.“ Für Jan Ernst hat Orgelmusik eine heilende Wirkung und so sieht er den Titel „Macht die Orgel Organisten verrückt“ des Orgelfestivals von Toulouse 2017 auch nur als Marketing-Effekt. Im Programm dieses Festivals steht der Satz: „Die ausladenden Proportionen des Instrumentes, die Einsamkeit des Spielers, die dunklen, schaurigen Emporen, die diabolische Maschinerie und die übermenschliche Virtuosität, die vom Repertoire abverlangt wird – all das kann einen Organisten leicht in Größenwahn oder in Paranoia treiben“. Jan Ernst sieht diese Gefahr nicht: „Als Kirchenmusiker ist man geerdet. Natürlich kommt man mit der Orgel an eine Vielfalt von Klängen, die man sonst nicht hören, nicht greifen kann. Die Orgel kann ein ganzes Orchester sein.“ Im Winter „schläft“ die große Ladegast-Orgel, aber im Frühjahr wird sie geweckt und ab Mai gibt es dann wieder jeden Montag um 14.30 Uhr zwanzig Minuten Orgelmusik im Dom. Für den September, zum 200. Geburtstag von Friedrich Ladegast, ist ein großes Konzert in Vorbereitung, ein Fest für die Königin der Instrumente.

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1. Die imposante Ladegast-Orgel im Dom zu Schwerin. 2. Sie ist nicht schön aber einmalig in Deutschland. Die Bühnenorgel des Schweriner Theaters wurde 1883 von Friedrich Friese für das Interimstheater am Bahnhof gebaut. Drei Jahre später fand sie ihren Platz im neugebauten Schweriner Theater und wurde 1888 für die Auf führungen der Richard Wagner Oper „Das Rheingold“ um vier Effektregister erweitert. Noch heute kommt diese Bühnenorgel regelmäßig zum Einsatz. FOTOS: G&G

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Foto: Helmut Wachtel

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GESCHICHTE

Ein fast vergessener Todestag Helene von Orléans, geborene Herzogin zu Mecklenburg (-Schwerin), starb vor 160 Jahren. Sie war eine diplomatische Vermittlerin zweier Kulturen. Gewiss ist es unangenehmer, sich an Todestage als an Geburtstage zu erinnern. Gewiss ist es leichter, die Frau an seiner Seite zu vergessen als ihren Mann im Rampenlicht der Regierung. Sei er Präsident oder König. Und doch. Die Zeiten haben sich geändert. Frauen wie die Anwältin Michelle Robinson-Obama, ehemalige „First Lady“ und Gattin des Ex-US-Präsidenten Barack Obama, oder wie Brigitte Macron, „Première Dame“ an der Seite von Frankreich Staatspräsidenten Emmanuel Macron waren und sind mindestens genauso populär wie ihre regierenden Männer. Und was wäre Thronfolger William ohne seine „glorious“ Kate, der Herzogin von Cambridge? Mehr als nichts - gewiss - aber eben nur die Hälfte. Sieht man von antimonarchistischen Bewegungen und nationalen Besonderheiten ab, so war das junge Thronfolgerpaar Ferdinand und Helene von Orléans im 19. Jahrhundert sicherlich ebenso populär in Frankreich wie das britische Royal-Paar William & Kate in Großbritannien heute. Wesentliches Element ihrer Popularität sind die Frauen. Ob Kate oder Helene – mit ihrem Mann bilde(te)n sie ein Team in der Warteschleife auf den Thron. Und Herzogin Helene, die Mecklemburgerin, war – wie Kate - besonders pflichtbewusst und aktiv was ihre Rolle als Mitglied des Königshauses betraf. Allein deshalb darf und sollte man sie nicht vergessen. Aufgeschlossen eilte sie mit Kronprinz Ferdinand gemeinsam durch die französischen Provinzen. Statt Hof hielt das moderne Paar, ganz 19. Jahrhundert, Salon. Die Herzogin von Orléans hatte hierfür einen Standortvorteil, war sie doch für eine Frau ihres Ranges hoch gebildet und kritische Beobachterin. Dafür hatte Ziehmutter Auguste gesorgt, die selbst aus gelehrtem Hofe, aus dem Hause Hessen-Homburg, stammte. Helene, 1814 als Herzogin zu MecklenburgSchwerin geboren, wuchs im vergleichsweise stillen, protestantischen Mecklenburg auf. Als Waise wurde in der noch weitaus stilleren Altenburg, quasi vor dem Balkon von Schloss Ludwigslust, fernab jeder subtilen Hofetikette und unsittlicher Ausschweifungen erzogen. Zum Zeitpunkt ihrer Hochzeit besaß sie mit ihren 23 Jahren eine besondere Reife und brachte eine rätselhaft tief 48

verwurzelte Begeisterung für Frankreich und ihre zukünftige Rolle als Thronerbin mit. Entsprechend selbstbewusst und selbst bestimmt konnte sie, die Braut, dem ihr vermittelten, unbekannten Ehemann über tausende Kilometer glücklich entgegeneilen. Ihr Glücksgefühl täuschte sie nicht. Die halb vom französischen Herrscherhaus Orléans mithilfe des Preußenkönigs arrangierte, halb von den Versprochenen, Herzogin Helene und Kronprinz Ferdinand-Philippe d’Orléans (1810 - 1842), gewollte und gegen den Willen des

Helene von Orléans, engl. Druck, ca. 1843, Privatbesitz

jungen Vorstandes des Hauses MecklenburgSchwerin - dem Bruder von Helene - forcierte Ehe erwies sich als Glücksgriff. Als Paradebeispiel letztlich einer Liebesheirat ohne nennenswerte Mitgift und einer recht modern geführten Ehe geprägt von Toleranz, gemeinsamen Interessen und eigenem Wirken. Nach einigen zuvor von Standesgenossen abgelehnten Heiratsersuchen, wusste Thronfolger Ferdinand die Zugewandtheit, Zurückhaltung und relative Reife seiner Auserwählten zu schätzen. So ließ er sie gewähren.

Und Helene konnte bis heute sichtbare Spuren ihres Wirkens hinterlassen. Es war für die Verbindung von Vorteil, dass der fortschrittlich denkende Louis-Philippe, „König der Franzosen“ seiner Schwiegertochter erlaubte, ihren protestantischen Glauben zu behalten. Bereits in den ersten Ehejahren unterstützte Helene die über Jahrhunderte in Frankreich verfolgten oder abseits gehaltenen Protestanten. Sie half der protestantischen Minderheit in Paris, wobei sie durchaus auf ihre Position als Mitglied des Königshauses zurückgriff. Auch in der Pariser Welt der Künste war sie aktiv, förderte deutsche Schriftsteller und Maler. Nach der Geburt der beiden Söhne pflegte sie bewusst die deutsche Sprache und Kultur im Privaten wie in der Öffentlichkeit. Hélène d’ Orléans war eine geschätzte Ansprechpartnerin seitens der Franzosen und agierte zeitlebens wie etwa eine Madame de Staël als interessante und interessierte Vermittlerin zwischen der deutschen und französischen Kultur. Auf ihre Weise, denn sie war keine Schriftstellerin, sondern Prinzessin und damit als Mäzen unterwegs. Neben Bildung hatte Helene von Orléans auch Charakter: Sie bewies ihn auf bewundernswerte Weise nach dem Unfalltod ihres Gemahls, als sie aufrecht stehend vor tobender Nationalversammlung um Frankreichs Thron für ihren ältesten Sohn kämpfte. Unerschrocken stand sie dort, den Erben an der Hand, bis man sie in Sicherheit brachte und zum immediaten Exil bei Nacht- und Nebel riet. Anders als ihre Schwiegerfamilie, die nach England floh, begab sich die junge Witwe mit ihren Kindern in den Schutz ihres Oheims nach Eisenach. Auch dort unterstützte sie neben der Kirche Bedürftige, Frauen und Waisen und lud Künstler in ihr Appartement in der vom Oheim zur Verfügung gestellten kleinen, schmucken Sommerresidenz. Besonders lagen ihr die Restaurateure und Künstler der Wartburg am Herzen, die der Burgruine neuen Glanz verliehen. Dezidierte „Diplomatin“ beider Länder, Deutschland und Frankreich, suchte sie im deutschen Thüringen, die Förderung des Französischen MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 1/2018


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GESCHICHTE und der französischen Kultur bei ihren Söhnen, lud Franzosen im Exil oder Pariser auf Durchreise ins Haus und beschaffte französische Zeitungen. Es war für sie stets eine Frage des Gleichgewichts und des Ausgleichs. Freude am Fahren

Zeitlebens sah die Witwe es als ihre Pflicht, den Thron Frankreichs für ihren Sohn nicht aus den Augen zu verlieren. Ein Grund, weshalb sie letztlich ihrer Schwiegerfamilie mit ihren Söhnen nach England folgte, aber eigenen Beschäftigungen nachging. Auch in England standen für die gläubige Protestantin Nächstenliebe und Fürsorge im Vordergrund. Dort verstarb sie vor 160 Jahren, am 18. Mai 1858 an einer verschleppten Grippe. Zunächst im englischen Weybridge bestattet, wurde sie 1876 von den fürsorgenden Orléans in die königliche Kapelle Saint Louis im französischen Dreux umgebettet. Es war ihr letzter, testamentarisch verfügter Wille. Dort ruht sie, die frankophile Mecklenburgerin, ihrem geliebten Gemahl sichtbar zugewandt, wenngleich als Protestantin in einer eigenen Kapellengruft. Ihr Wirken haben weder die Protestanten Frankreichs noch die Eisenacher vergessen. Anders vielleicht als die Mecklenburger. Ein ihr und den deutsch-französischen dynastischen Beziehungen gewidmetes Colloquium z. B. auf Schloss Schwerin oder Ludwigslust wäre sicher facettenreich und lustvoll. TEXT & FOTO: BETTINA DE COSNAC

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GESUNDHEIT

Entspannung im Sehalltag Blickpunkt – das Kontaktlinsen & Brillenstudio in Schwerin – bietet Möglichkeiten bei visuellem Stress.

1 Die Zeiten, als „Brillenschlange“ noch eine Beschimpfung war, sind längst passé. Heute ist die Brille schick, ein modisches Accessoire, das die Trägerin, den Träger schmückt. Oder die „Sehhilfe“ ist eine unsichtbare Kontaktlinse. Der Anspruch an die Schönheit eines „Nasenfahrrads“ hat sich verändert, ebenso wie die Anforderungen an die Augen. Im Schweriner Kontaktlinsen- und Brillenstudio „Blickpunkt“ helfen Spezialisten seit über 20 Jahren, diesen gerecht zu werden. Augenoptikermeisterin Jana Dirschauer, die das Fachgeschäft vor drei Jahren übernahm, sucht für ihre Kunden in der Buschstraße die beste und komfortabelste Unterstützung für jeden Sehanspruch. „Eine Herausforderung“, so die Kontaktlinsenspezialistin, „denn jedes Auge ist individuell in seiner Anatomie und Sehleistung“. Heute haben PC-Arbeitsplätze, Computerspiele, Smartphones und EReader den Sehalltag komplett verändert. „Durch den zunehmenden digitalen Lebenswandel fokussieren wir unsere Augen heute mehrere Stunden am Tag in kürzeren Sehentfernungen. Ohne entsprechenden Ausgleich reagieren die Augen auf den digitalen Stress, in dem sie sich

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1. Augenoptikermeisterin Jana Dirschauer. 2. Das Brillenstudio in der Schweriner Schusterstraße. 3. Umfangreiche und individuelle Beratung sowie Untersuchungen des Auges auf modernstem Niveau bietet das Fachgeschäft. Fotos: Blickpunkt

trocken und müde anfühlen, jucken, kratzen oder gerötet sind”, so Augenoptikermeisterin Jana Dirschauer. Bewährt haben sich bei digitalem Stress Brillengläser mit einer Blue Protect Beschichtung bzw. Kontaktlinsen mit integriertem Blau-LichtFilter. Sie bieten Schutz vor schädlichem Licht und steigern zudem das Kontrastsehen. Die Spezialistin bestätigt, dass durch die veränderte Lern- und Arbeitsweise die Myopie, also die Kurzsichtigkeit, zunimmt. Bei der Myopie können die klassischen Methoden zwar ausgleichen, jedoch die Ausprägung nicht aufhalten. Vor allem Kinder und Jugendliche werden im digitalen Zeitalter immer schneller und stärker kurzsichtig. Die Risiken für eine starke Myopie und Folgeschäden steigen. Die Expertin bietet maßgefertigte Spezialkontaktlinsen an: Mehrstärkenkontaktlinsen oder Nachtkontaktlinsen für eine Korrektur im Schlaf. Wer selbst aktiv werden möchte, sollte u.a. für mehr Tageslicht sorgen und bei Bildschirmarbeit oder sonstigen Tätigkeiten im Nahbereich regelmäßig Pausen einlegen. RD

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GESUNDHEIT / ANZEIGE

Gleichgewicht herstellen Im Zentrum für Osteopathie und Kinderosteopathie Schwerin dreht sich alles um die Gesundheit Seit vier Jahren wächst das Zentrum für Osteopathie und Kinderosteopathie Schwerin. Mittlerweile haben sich hier sechs erfahrene Osteopathen und Kinderosteopathen zu einem innovativen Team zusammengeschlossen. Somit ist ein ständiger Austausch von Erfahrungen und Kenntnissen gewährleistet. „Zu uns kommen Patienten mit den unterschiedlichsten Diagnosen“, sagt Peggy Scheitz, Leiterin des Zentrums. Die Patienten haben sehr oft eine lange Odyssee an Behandlungen hinter sich und gelten nicht selten als austherapiert oder kommen mit psychosomatischer Diagnose.

Was macht uns krank? Ist die Frage, mit der sich Peggy Scheitz und ihr Team seit Jahren auseinandersetzen und hierzu zahlreiche ganzheitliche Ausbildungen und Kongresse besuchten. Ihrer Meinung nach sind es verschiedenste Faktoren, die nicht mehr mit denen vor 25 Jahren – zu Beginn ihres Berufslebens – übereinstimmen. Heute sind es multifaktorielle komplexe Beschwerdebilder, nicht mehr nur ein verspannter Rücken oder ein schmerzendes Knie. Zugenommen haben vor allem auch Kiefergelenksfehlbelastungen, die sich jedoch als Migräne, Tinnitus oder Sehstörungen zeigen können. Daher hat sich ein Teil der Osteopathen in diese Richtung weitergebildet.

Medizin muss neue Wege gehen

Osteopathisches Konzept

Die Medizin muss neue Behandlungsansätze erforschen, um Menschen mit deren heutigen Krankheitsauslösern behandeln zu können. Wir gehen davon aus, dass auch das Umfeld, in dem wir aufgewachsen sind und in dem wir leben, ausschlaggebend für unsere Gesundheit ist. Könnten zum Beispiel Giftstoffe wie Aluminium, Düngemittel, Rußpartikel und so weiter eine Rolle spielen, die unbewusst aus Umwelt und Ernährung aufgenommen werden und unsere Zellen belasten? Was macht die Strahlung von Handy, Navigationsgeräten, WLAN, Flugzeugen mit unseren Zellen? Wie zeigen sich Stressbelastung und emotionale Traumatisierung in den Nervenbahnen? All diese Dinge wirken auf unser System, wobei es sehr lange belastet sein kann, bevor der Körper mit Schmerz reagiert. Oft ist es eine kleine Sache, (zum Beispiel das Heben oder Bücken, ein umgeknickter Fuß) die das „Fass zum Überlaufen“ bringt, und ein „Krankheitsbild“ erschafft. Kann der Osteopath oder Mediziner ein paar von den belastenden Dingen aus dem „Fass“ entfernen, entlastet das den Organismus, und die Kompensationsmöglickeit ist wieder gegeben. Wir müssen einfach weiter denken und all diese Faktoren in die osteopathische Behandlung einfließen lassen.

Dank des osteopathischen Konzepts ist es vielfach möglich, den Anstoß in eine gesunde Selbstregulation zu geben, Blockaden zu lösen, sei es im Gewebe, in den Knochen, Faszien oder emotionalen Bereich. Der menschliche Körper ist ständig bestrebt, ein gesundes Gleichgewicht seiner komplexen Systeme herzustellen – sei es im Großen, wie der Ausrichtung der Körperhaltung, oder im Kleinen, wie der Durchblutung eines bestimmten Gewebes. „Dieses Bestreben unterstützen wir durch unsere Behandlung“, sagt Peggy Scheitz. „Wir geben nützliche Informationen gern weiter, zum Beispiel, wie Ernährung, hier besonders Zuckerreduktion, Entgiftung, Aufbau der Darmflora die Therapie unterstützen.“ Das Verstehen des individuellen Beschwerdebildes sowie das Erkennen und Behandeln der dahinter liegenden Ursache sind für die Osteopathen hierbei essentiell. „Natürlich kann die Osteopathie nicht alles heilen“, betont Peggy Scheitz. „Wenn wir durch unsere umfangreiche Anamnese und Untersuchung komplexe Erkrankungen aufspüren oder vermuten, ist die Empfehlung zu einem Facharzt oder weiterführender Diagnostik sinnvoll. Hier haben wir in den vielen Berufsjahren gemeinsam ein großes Netz aus ganzheitlich ausgebildeten Schulmedizinern aufgebaut, an die wir Patienten gern weiterempfehlen.“

Peggy Scheitz leitet das Zentrum für Osteopathie und Kinderosteopathie Schwerin. Foto: privat

den. Blockaden und Spannungsmuster können bei Säuglingen sowohl bei der Geburt, als auch durch verschiedenste Ursachen danach jederzeit entstehen und werden oftmals nicht sogleich erkannt. Dabei stellen sie häufig eine störende Funktionseinschränkung dar und können beispielsweise die motorische Entwicklung, die Verdauung, den Schlaf oder das vegetative Gleichgewicht des Kindes beeinflussen. Frühzeitig erkannt lassen sich solche Bewegungseinschränkungen jedoch meist sehr gut behandeln. Auch im Kleinkindalter und in der Schulzeit können Gewebe und Strukturen irritiert sein, was sich in eingeschränkter Koordination, Unaufmerksamkeit, motorischer oder sprachlicher Entwicklungsverzögerung oder Überaktivität zeigen kann. Auch ohne aktuelle Beschwerden ist eine osteopathische Untersuchung sinnvoll. So können häufig Einschränkungen, Blockaden und Spannungen schon frühzeitig entdeckt und gelöst werden, noch bevor sich daraus erst Symptome entwickeln können. P. S.

OSTEOPATHIE ANWENDUNGSGEBIETE BEWEGUNGSAPPARAT Gelenkprobleme, Beschwerden wie Hexenschuss, Ischialgie, Schleudertrauma, Verstauchung und andere Verletzungen INTERNISTISCHER BEREICH Verdauungsstörungen, Sodbrennen, Organsenkung, Operationsfolgen wie Narben und Verwachsungen, funktionelle Herzbeschwerden

entzündung, chronische Mittelohrentzündung, Schwindel, Mandelentzündung, Tinnitus, Kiefergelenksproblematik, Bissregulation UROGENITALER BEREICH Menstruationsbeschwerden, Schwangerschaft, Geburtsvorbereitung und -nachsorge, klimakterische Beschwerden, unerfüllter Kinderwunsch

KINDERHEILKUNDE Geburtsbedingte Schädel- und Gesichtsverformungen, Schiefhals, Kiss-Syndrom, Skoliose, Hüftdysplasie, Spuckkind, EntwicklungsverzöHALS-NASEN-OHREN-BEREICH gerung, Lern- und Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, Migräne, Nasennebenhöhlen- ADS, Behinderungen HAUT Neurodermitis und Gürtelrose

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Kinderosteopathie Die Kinderoseopathie ist ein weiterer großer Zweig im Zentrum mit speziell ausgebildeten Kinderosteopathen. In den ersten Lebensmonaten und -jahren ergeben sich fast täglich ein neuer Entwicklungsschritt und eine Veränderung der körperlichen Strukturen und Gewebe. Daher ist es besonders in dieser Zeit sehr wichtig, dass sich alle Regionen des Körpers frei bewegen, alle Funktionen voll entfalten können und dass sich alle Systeme im Gleichgewicht befin-

Neumühler Weg 1 19057 Schwerin Tel.: 0385/76 10 89 20 info@osteopathie-in-schwerin.de www.osteopathie-in-schwerin.de 51


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AUTO / ANZEIGE

Neues Sondermodell erweitert MX-5-Angebot Pünktlich zur Cabrio-Saison bringt Mazda im Frühjahr ein optisches Highlight in die Schauräume der Händler. Das Mazda MX-5 Sondermodell SAKURA fällt durch ein dunkelrotes Stoffdach und eine beige Lederausstattung sofort ins Auge. Aufbauend auf der zweithöchsten Ausstattung Exclusive-Line punktet das neue Sondermodell zusätzlich mit Leichtmetallfelgen in „Bright Dark”, Parksensoren hinten, BOSE® Soundsystem, schlüssellosem Zugangssystem LOGIN und dynamischem Kurvenlicht. Auch die Serienausstattung für den Mazda MX-5 und den Mazda MX-5 RF wird ab sofort deutlich aufgewertet. Für beide Fahrzeug-Versionen stehen neue Außenfarben zur Verfügung: Neben der neuen Sonderlackierung Magmarot-Metallic, die das bisherige

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Foto: Mazda

Mazdas Blick für das Auffallende Das Sondermodell Mazda MX-5 Sakura fällt einem sofort ins Auge.

Rubinrot-Metallic ablöst, können nun auch die Farben Turmalinblau Metallic und Satinweiß Metallic bestellt werden. Den Mazda MX-5 mit Stoffdach gibt es darüber hinaus jetzt auch in der Sonderlackierung Matrixgrau-Metallic, die bisher dem Mazda MX-5 RF vorbehalten war. Zusätzlich wurde die Haptik im Innenraum der beiden Versionen verbessert, in der Ausstattungslinie Sports-Line ist ein neues Matrix LEDLichtsystem (ALH) serienmäßig an Bord. Für den größeren Benzinmotor SKYACTIV-G 160 ist unabhängig von der Ausstattung das Start-Stopp-System i-stop und das Bremsenergierückgewinnungssystem i-ELOOP ab sofort serienmäßig enthalten. DIRK BEHM

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AUTO

Starke Argumente für den neuen BMW X2 Kompakter SUV erobert die Schauräume Stark, sportlich und schick - das ist der neue BMW X2. Foto: BMW Der deutsche Autobauer BMW gibt weiter Vollgas. So steht aktuell die Premiere des neuen X2 bei den Vertriebspartnern auf dem Programm. Dabei besticht der kompakte SUV mit starken Argumenten:

den. Ebenfalls auf Wunsch erhältlich ist das intelligente Allradsystem BMW xDrive - für herausragende Traktion und Spurtreue. Herzklopfen inklusive.

INNOVATIVES DESIGN. Absolut einzigartig. Extrem außergewöhnlich. Der BMW X2 zieht alle Blicke auf sich - allen voran durch das beeindruckende ExterieurDesign. Die progressiv gestaltete Doppelniere macht den innovativen Anspruch des X2 auf den ersten Blick deutlich. Die Front mit kraftvollem Stoßfänger und großen, dreigeteilten Lufteinlässen unterstreicht den selbstbewussten, fordernden Charakter. Außerdem sorgt das spezielle Lichtdesign mit nach außen breiter werdenden, optionalen LEDScheinwerfern für intensive Präsenz. Hinzu kommt ein ganz besonderes Erkennungsmerkmal: das BMW Emblem an den C-Säulen, das die spektakuläre Silhouette ästhetisch unterstreicht. Nicht zuletzt machen die schwungvoll gestaltete Dachlinie und das athletische Heck den ersten X2 zum Inbegriff von dynamischer Sportlichkeit.

MEHR SPORT, MEHR X. Das hochwertige Interieur ist ein athletisches Statement: Lederlenkrad, Sportsitze sowie eine spezielle Sportlenkung machen das Motorsportfeeling komplett. Das Modell M Sport beinhaltet nicht nur das M Sportfahrwerk sowie ein M Aerodynamikpaket, sondern setzt auch mit einer Verkleidung in Wagenfarbe und Einsätzen in Dark Shadow optische Akzente. Absolut extrovertiert und maximal souverän ist das Modell M Sport X: mit Verkleidung und Einsätzen in Frozen Grey und einem M Sport X Exterieurpaket.

ÜBERRAGENDE FAHRDYNAMIK. Ob in der Stadt oder auf der Landstraße, der erste X2 überzeugt durch seine überragende Fahrdynamik. Leistungsstarke Motoren und eine direkte Lenkung ermöglichen ein einzigartiges sportliches Fahrgefühl und hochpräzises Handling. Mit dem Fahrerlebnisschalter kann man ganz nach seinen individuellen Bedürfnissen aus drei verschiedenen Fahrmodi wählen: Comfort für entspanntes Fahren im Alltag, Eco Pro für niedrigen Energieverbrauch und Sport für eine besonders agile Performance. Die Sportlichkeit kann zusätzlich mit dem optionalen M Sportfahrwerk erhöht werMECKLENBURG-SCHWERIN delüx 1/2018

NAHTLOSE VERNETZUNG. Mit seinen BMW ConnectedDrive Services passt der X2 perfekt zu einem urbanen, vernetzten Lebensstil, denn die BMW Connected App verbindet Smartphone und Auto nahtlos. Um persönliche Routen intelligent zu planen, schicken Sie ganz einfach Adressen vom Smartphone an Ihren BMW X2, so kommen Sie pünktlich und entspannt ans Ziel. Und wenn Sie Ihren Standort mit Freunden teilen wollen, so genügt hierfür ein Klick. Genießen Sie bei dem auf Wunsch erhältlichen BMW Navigationssystem die intuitive Handhabung des Touchscreens. Erleben Sie darüber hinaus den Komfort des optionalen vollfarbigen und hochauflösenden BMW Head-Up Displays: Projizieren Sie alle relevanten Infos direkt in Ihr Sichtfeld und bewahren Sie immer den Durchblick. DIRK BEHM

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AUTO

Der neue Volvo XC40 ist das Auto des Jahres 2018. Foto: Volvo

Mit Titel zur Handelspremiere Neuer Volvo XC40 wurde als Car of the Year ausgezeichnet Der neue Volvo XC40 ist Europas Auto des Jahres 2018. Damit geht diese begehrte Auszeichnung zum ersten Mal überhaupt an Volvo. Verliehen wurde der Preis im Vorfeld des Genfer Automobilsalons in der Schweiz. „Diese Auszeichnung ist wirklich ein perfektes Timing für uns”, sagte Håkan Samuelsson, Präsident und CEO von Volvo Cars. „Mit dem neuen Volvo XC40 haben wir erstmals drei SUV-Modelle weltweit im Angebot. Der Volvo XC40 wird einen wichtigen Beitrag für weiteres Wachstum leisten, denn wir steigen damit in das schnell wachsende Fahrzeugsegment der Kompakt-SUV ein.” Der Volvo XC40, der nach dem Titel zum Car of the Year seine Handelspremiere feierte, setzt in Sachen Design, Konnektivität und Sicherheit neue Standards in seiner Fahrzeugklasse - eine für viele Kunden attraktive Mischung, wie die mehr als 20.000 Bestellungen untermauern, die in Europa und den USA bereits für das neue Modell vorliegen. Demnächst bietet Volvo das Fahrzeug auch in China an, dem größten Automobilmarkt der Welt, und erwartet dort ein ähnlich hohes Interesse. Der XC40 ist das erste Modell auf der neuen modularen Volvo Fahrzeugarchitektur CMA. Sie bildet die Basis aller künftigen Modelle der Volvo 40er Baureihe einschließlich vollelektrischer Fahrzeuge. Die 54

Der kompakte SUV bietet seinem Fahrer viel Fahrspaß.

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AUTO / ANZEIGE gemeinsam mit Geely entwickelte CMA schafft die Voraussetzungen für die in dieser Fahrzeugklasse notwendigen Skaleneffekte. Als erstes Volvo Modell ist das Kompakt-SUV zudem mit eingebauter Car-Sharing-Technik ausgestattet: Mit Hilfe eines digitalen Schlüssels und der damit verbundenen Plattform Volvo on Call können Kunden ihr Fahrzeug mit Freunden und Familie teilen, ohne dazu einen physischen Schlüssel übergeben zu müssen. Gemeinsam mit dem neuen Volvo XC40 hat Volvo auch das „Care by Volvo” Abonnement eingeführt, das den klassischen Fahrzeugerwerb durch eine monatliche Abo-Rate ersetzt. „Care by Volvo” macht den Fahrzeugbesitz besonders transparent, einfach und sorgenfrei.

Zu den Sicherheits- und Assistenzsystemen, die traditionell Volvo sehr wichtig sind, zählen das Pilot Assist System für teilautonomes Fahren bis 130 km/h, die Volvo City Safety Notbrems- und Erkennungssysteme, das Run-off Road Protection System, die Road Edge Detection zum Schutz vor dem unbeabsichtigten Verlassen der Fahrbahn, der Cross Traffic Alert mit automatischer Bremsfunktion und eine 360-GradKamera, die dabei hilft, das Fahrzeug in enge Parklücken zu manövrieren. Im Innenraum schaffen clevere Gestaltungslösungen mehr Platz in den Türen und unter dem Fahrersitz, es gibt ein spezielles Fach für das Smartphone mit induktiver, also kabelloser Lademöglichkeit, einen ausklappbaren Haken für kleine Taschen und einen herausnehmbaren Abfallbehälter in der Mittelkonsole. DIRK BEHM

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REISEN

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Holbox – ein Paradies in der mexikanischen Karibik Holbox muss man erst mal finden. Versteckt in der mexikanischen Karibik vor der Küste Yucatans gilt die Insel nach wie vor als Insidertipp. Urlauber, die die Abgeschiedenheit in einer nahezu ursprünglichen Natur ohne Animation bevorzugen, wissen das zu schätzen. Und die Ferienanbieter haben sich darauf eingestellt. Mit vergleichsweise wenigen, sich in die Landschaft harmonisch einfügenden, Unterkünften. Von der kleinen, feinen Hotelanlage bis hin zur Hängematte unterm Palmendach. Francisco de Molas hat nicht mal die gewollt. Bloß nicht auffallen lautete dessen Devise. Als gefürchteter Pirat seiner Zeit hatte der verwegene Seemann Holbox als Versteck nach seinen Raubzügen auserkoren. Um Gold, Edelsteine und allerlei mehr sicher zu verwahren. Und gleichzeitig neue Kraft für den nächsten Überfall zu tanken. Er hatte gut gewählt. Vierzig Jahre lang blieb das Versteck unentdeckt. Auch, weil mit allzu gesprächigen Crewmitgliedern kurzer Prozess gemacht wurde. Kopf ab und fertig. Plauderer waren unerwünscht. So hatten auch die Eroberer zur Zeit der spanischen Kolonisation keine Chance, das Versteck entlang der Insellagune Yalahao ausfindig zu machen. Rund 500 Jahre ist das inzwischen her. Die Schätze sind längst weg, geblieben sind die Naturschönheiten des Eilandes und nach wie vor einige wenige Bewohner. Es sind vor allem Fischer, die vorzugsweise Schwertfischen und Barraku56

2 das nachstellen. Etwa um die 30, die mit ihren Familien im einzigen Dorf auf der nur knapp zwei Kilometer breiten und 40 Kilometer langen Insel leben. Gemeinsam mit etwa tausend weiteren Einwohnern, die ihre Dollars vorwiegend mit Handel und Dienstleistungen oder im Tourismus verdienen. Als erste siedelten dort einst die Mayas. Doch die Indianer verließen das „Schwarze Loch“, so nannten sie Holbox in ihrer Sprache, bald wieder. Zu abgelegen, zu einsam, nur schwer zu erschließen, so die Erkenntnis der Ureinwohner, angesichts des dunklen Wassers, das von den Mangrovenflächen in der Lagune beeinflusst wird. Das Meer hingegen präsentiert sich in himmelblau bis türkisgrün. Vor rund 150 Jahren haben es dann noch einmal die Spanier versucht auf Holbox Fuß zu fassen. Doch schon wenig später – 1856 – wurde ihre Siedlung durch einen Hurrikan zerstört. Die meisten Einwohner kamen bei dem Unwetter ums Leben. Allein die Anziehungskraft blieb. Nunmehr teilen sich die Holboxenos ihre nach wie vor nur wenig erschlossene Trauminsel mit einigen wenigen Touristen. Ein Eiland wie es im Buche steht oder vielleicht besser nicht stehen sollte. Die, die MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 1/2018


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3 bereits einmal dort waren, wünschen sich, dass es ein Geheimtipp bleibt. Angesichts so manch anderer ehemaliger Trauminsel, die durch allzu viel touristische Entwicklung vieles, wenn nicht alles, von ihrem ursprünglichen Reiz verloren hat. Doch was macht Holbox bis heute so einzigartig? Es gibt nach wie vor keine Autos auf der Insel und somit auch keine befestigten Straßen. Verkehrsregeln vielleicht, aber grundsätzlich hat jeder Vorfahrt. Das regelt sich von allein. Auf den wenigen ausgebauten Sandpisten sind lediglich ein paar Golfcaddys unterwegs, um Urlaubergepäck zu transportieren oder Nachschub aus einem der vielen kleinen Lebensmittelshops für den Kühlschrank daheim zu holen. Einen Supermarkt nach deutschem Vorbild sucht man vergebens. Es sind einfach zu wenige Leute auf der Insel. Wenn die Hitze im September am größten ist und die Moskitos einem das Leben zur Qual machen, sind Urlauber kaum da. Tourismus ja, aber bitteschön dem Inselleben angepasst. Dem preisbewussten Gast reicht vielleicht schon eine am Strand aufgespannte Hängematte, die für 10 Euro zum 24-Stunden-Rundumrelaxen zu haben ist. Traumtemperaturen, Wellenrauschen, Meeresduft, Muschelbänke rundherum, Pelikane, die auf einem Fischerboot vor sich hindösen inklusive. Nicht zu vergessen die Strandbar, die ebenfalls nahezu rund um die Uhr mit einem eisgekühlten Margarita Cocktail oder Tequila pur lockt. Aber dann bitte, weil es so schön hier ist, einen Sierra Tequila Blanco – das beste was das Herz der Blauen Agave oder das Haus des Mondes, wie die Indianer sagen, hergibt. Fast zehn Jahre muss die Pflanze heranwachsen, bis sie endlich für Hochprozentiges bereit ist. Da muss man sich einfach Zeit zum Genießen nehmen und sich auch mal aus der ach so gemütlichen Hängematte erheben. Um schon Sekunden später in der nächsten Hängematte zu versinken. Stühle oder Hocker an der Bar kennt auf Holbox keiner – hier wird ausnahmslos geschaukelt. Ob nun auf einem klassischen Holzbrett oder halt in der Hängematte. Immerhin wurde die einst in Mexiko erfunden. Christoph Kolumbus war es wohl, der das bis dato in Europa unbekannte Schlafnetz als erster testen durfte. Am 17. Oktober 1492 notierte er während seiner Amerikareise im Bordbuch: Die Menschen hier schlafen in Betten, die an Wollnetze erinnern. Wenige Tage später schrieb er schon von hamacas, das indianische Wort für hängende Schlafmatte. Auf der Rückfahrt schlief bereits nahezu die gesamte Schiffsmannschaft in Netzhängematten. Die mexikanische gilt nicht nur als die älteste, sondern bis heute auch als beste Variante. Die knotenfreie Ausführung ermöglicht eine optimale Anpassung des Gewebes an die Körperform. Das garantiert höchsten Liegekomfort. Da darf es auch mal ein Tequila mehr sein – immerhin sind fast 800 Variationen bekannt. Wer den tollen Sonnenuntergang MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 1/2018

4 am Strand verpasst, der wird mit einem noch schöneren Sonnenaufgang entschädigt. Auf Holbox wird das eine wie das andere Naturereignis stets aufs Neue zu einem ganz besonderen Erlebnis. Wer seinen Urlaub partout nicht in der einzigartigen mexikanischen Hängematte verbringen will, für den gibt es durchaus auch ein Bett in einer Pension oder in einem der nach wie vor wenigen Hotels auf der Insel. Patrizio und Alexandra im Paraiso del Mar halten das ganze Programm vor. Bienvenidos! Kleine oder große Suiten unterm landestypisch gedeckten Schilfdach, ursprüngliche mexikanische Küche im hoteleigenen Restaurant, tolle Cocktails, die in der Kokosnuss serviert werden und selbstredend den Strand direkt vor der von Palmen und Hibiskussträuchern gekühlten Haustür. Deren Blüten sind übrigens bevorzugte Nahrung der überall herumschleichenden Leguane, die, wer hätte es gedacht, reine Pflanzenfresser sind. Was man von Krokodilen und viernasigen Giftschlangen wohl eher nicht sagen kann. Gleichwohl sind die nicht unbedingt auf Konfrontation mit jenen Eindringlingen aus, die durch die nahezu unberührte Umwelt barfuß oder wenigstens auf FlipFlops umherstreifen. Dennoch: Vorsicht ist jederzeit geboten. Völlig entspannt geht es unterdessen auf der Vogelinsel, der Isle Pajaros, zu. Das Holbox vorgelagerte Eiland beherbergt nahezu alles, was in der Region zu Hause ist: Flamingos, Pelikane, Kormorane, Reiher, weiße und auch graue Fregattvögel, Schwalben. Insgesamt 140 Arten. Und wie gerufen tauchen plötzlich auch ein paar Delphine mit einem Jungtier auf. Später sehen wir sie auf unserer Tour noch einmal. Wer hier mit dem Boot unterwegs ist, sollte unbedingt einen Abstecher zur Insel der Leidenschaft, der Isla Pasion, machen. Um voller Leidenschaft durch das nur knöcheltiefe gut 30 Grad warme Wasser zu waten und seinen Gedanken dabei freien Lauf zu lassen. Außer der Bootscrew ist meilenweit niemand anderes auszumachen. Und Käpt'n Francesco hat ohnehin mit dem Essenzubereiten zu tun. Ceviche de Pescado steht auf der Speisekarte. Der Delikatessensalat der Karibik schlechthin! In die Schüssel kommt unmittelbar zuvor selbst gefangener Fisch, in kleine Stücke geschnitten, angereichert mit allerlei Gemüse und einem ordentlichen Schuss Limettensaft und etwas weniger Hubanero. Roher Fisch? Schmeckt einfach lecker. In der Karibik ist alles toll! Am tollsten sind die Tiburon Ballenas – die Walhaie. Die größten Fische der Welt bekommt man anderswo kaum noch zu sehen. Vielerorts sind die bis zu 14 Meter langen Meeresgiganten aufgrund skrupelloser Jagd bereits ausgestorben. Speziell in Taiwan und Hongkong als Delikatesse gehandelt, gibt es nach wie vor Fischer, die den friedvollen Planktonfressern nachstellen. Haie im ursprünglichen Sinne sind sie auf keinen Fall. Es gehört zu den ganz besonderen Reiseerlebnissen auf Holbox  57


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REISEN mit den bis zu 15 Tonnen schweren Knorpelfischen Schulter an Flosse zu schwimmen. Mehr als fünf Kilometer pro Stunde sind bei den Einzelgängern nicht drin, das schafft selbst der wenig geübte Hobbyschnorchler. Allein der Zeitpunkt für ein Aufeinandertreffen mit den Meeresbummlern kann nicht genau vorausgesagt werden. Fakt ist, irgendwann im Juni tauchen die ersten vor Holbox auf und im August schwimmen die letzten von hier wieder in andere Regionen. Wissenschaftler rätseln bis heute auf welchen Wegen sie ins Naturreservat Yum Balam kommen. Auch wissen sie nicht, wie ihre innere Uhr tickt, die es den Einzelgängern ermöglicht, sich zur gleichen Zeit am selben Ort mit Artgenossen zu treffen. Ganz abgesehen davon, dass niemand zu sagen vermag, wie viele dieser Giganten es überhaupt noch gibt. Da immer weniger gesichtet werden, stehen sie auf der Roten Liste der besonders gefährdeten Arten, wie so viele andere Tiere inzwischen auch. Vergleichsweise wesentlich besser erforscht ist das Leben der Pfeilschwanzkrebse. Die gehören erwiesenermaßen zu den ältesten Lebewesen der Welt überhaupt. Eine fast identische Form mit der bis heute im Golf vom Mexiko lebenden Art Limulus Polyphemus ist bereits aus dem Mesozoikum bekannt, weshalb die Pfeilschwanzkrebse auch gerne als lebende Fossilien bezeichnet werden. Zum Essen eignen sie sich allerdings nicht. Tacos sind angesagt, Huevos Motulenos und dazu ein Cappuccino. Doch viel Zeit bleibt nicht. Die Heimreise steht bevor. Ein letzter Spaziergang am breiten weißen und zu jeder Tageszeit fast menschenleeren Strand. Traumhafte 32 Grad im lange Zeit nur knöcheltiefen Wasser ziehen den Gast immer weiter aufs Meer hinaus. Doch dann heißt es umzudrehen, Abschied zu nehmen. Im Hotel fließen auf beiden Seiten Tränen. Die Gastfreundschaft war überwältigend. Mit dem Golftaxi geht es Richtung Hafen. Von dort mit der Fähre nach Chiquila aufs Festland, anschließend weiter mit dem Auto zum Flughafen und dann elf Stunden lang Richtung Heimat. Die vorerst letzte Fahrt auf der Insel dauert mit dem Golfcar gerade mal fünf Minuten. Sie führt noch einmal durch das kleine Fischerdorf, vorbei an den zumeist farbenprächtigen Bungalows der Insulaner, an kleinen Werkstätten, etlichen Restaurants und Cafés und den wenigen Souvenirläden. Was eignet sich besser zum Mitnehmen als ein Traumfänger. Die India-

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5 1. Endlose Strände. 2. Früh übt sich beim Fischfang. 3. Entlang der Dorfstraße. 4. Die Strandbar. 5. Leguan mit Hibiskusblüte.

ner haben sich das Kultobjekt einst ins Tipi gehängt im Glauben, dass in dem von einem Weidenreifen umgebenen gehäkelten Netz die guten Träume hindurchhuschen und die schlechten hängen bleiben. Allerlei zusätzliche Schmuckelemente sollen diese Wirkung noch verstärken. So heißt es auf Holbox, dass die angebundenen Federn die guten Träume direkt zum Schlafenden hinwedeln. Was will man mehr! Dem scheidenden Gast stellt sich die Frage; war der Ferienaufenthalt ein einziger Traum oder war es einfach nur traumhaft schön? Bienvenidos – willkommen auf Holbox. TEXT & FOTOS: JÜRGEN DREWES

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1. Der Star ist Vogel des Jahres 2018. Foto: Marc Scharping/NABU

2. Im frühen Sommer finden sich Jungstare zu Trupps zusammen. Foto: Hartmut Mletzko/NABU

3. Diese Wildäpfel sind eine willkommene Kost. Foto: NABU

4. Der Nistkasten bietet Staren eine gute Alternative, wo alte Bäume fehlen. Foto: Frank Hecker/NABU

5. Ein Star im Schlichtkleid ist alles andere als unansehnlich. Foto: Kathy Büscher/NABU

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NATUR

Schillernde Eleganz im Schwarm Der Star ist der Vogel des Jahres Ein sanft im Wind wallender Seidenschal könnte sich nicht anmutiger bewegen als ein solches Gebilde aus tausenden Staren. Wellenförmig wogen sie synchron durch die Lüfte, auf und ab, dann wieder hinauf. Starenschwärme zählen zu den beeindruckendsten Naturschauspielen überhaupt. Die große Anzahl an Vögeln täuscht jedoch leicht darüber hinweg, dass die Allerweltsvögel allmählich seltener werden. Schwärme mit über einer Million Stare überfliegen jedes Jahr Rom und andere Orte in den Überwinterungsgebieten. Deutschlands größter Starentrupp wurde am 7. September 2016 beobachtet: Sagenhafte 220.000 Stare flogen über Gotteskoogsee in Schleswig-Holstein. Nur wenige Tage später, am 11. September 2016, wurden 100.000 Stare weiter südlich über dem Beltringharder Koog gesichtet. Schon nach der ersten Brutzeit im Frühsommer bilden sich solche Trupps aus Jungvögeln. Gen Herbst werden die Schwärme dann stetig größer. Die Stare schützen sich so vor Angreifern aus der Luft, denn Greifvögel haben es schwer, innerhalb des Schwarms einzelne Vögel zu fixieren. Das Wichtigste ist deshalb die synchrone Bewegung der Stare. Dabei orientiert sich ein jeder Star innerhalb des Schwarms die ganze Zeit an bis zu sieben Vögeln in seiner Umgebung. Zu ihnen versucht er, im Flug immer die gleiche Position zu halten, wodurch die faszinierende synchrone Wellenbewegung entsteht. Ziel der Tiere sind die südlich gelegenen Überwinterungsgebiete, wobei nicht jeder Star wegzieht. Die mitteleuropäischen Stare ziehen zum Großteil bis in den südlichen Mittelmeerraum und nach Nordafrika, aber auch an die Atlantikküste Frankreichs oder Spaniens. Maximal 2.000 Kilometer werden dafür zurückgelegt. Einige Stare überwintern auch bei uns, meist handelt es sich jedoch um Wintergäste aus Skandinavien oder Osteuropa. Unsere heimischen Stare verzichten vermehrt auf lange Reisen und nehmen schon im Südwesten Deutschlands Winterquartier.

Schleichender Rückgang In Mecklenburg-Vorpommern wurden bei der letzten Erhebung 2009 zwischen 340.000 und 460.000 Brutpaare gezählt. Deutschlandweit sollen es 2,8 bis 4,5 Millionen sein. Das klingt zunächst viel, jedoch sind das etwa eine Million Starenpaare weniger als noch vor zwanzig Jahren. In der aktuellen deutschlandweiten Roten Liste ist der Star sogar als „gefährdet“ eingestuft worden. Auch in unserem Nachbarland Niedersachsen besetzt der Star in der Roten Liste schon einen Platz auf der Vorwarnliste. Es ist ein schleichender Rückgang, den die Art vollzieht. Geht es dem Allerweltsvogel in städtischen Bereichen sehr gut, schwinden seine angestammten Lebensräume im ländlichen Raum auch hierzulande immer mehr. Ursprünglich bauten die Vögel ihre Nester an Randlagen und Lichtungen von Laubwäldern mit geeigneten Bruthöhlen und offenen Nahrungsflächen wie Wiesen und Weiden in maximal 500 Meter Entfernung. Der Speisentisch des Stars leert sich jedoch zusehends: Viehweiden und extensiv genutzte Wiesen gibt es stetig weniger, Nutztiere werden häufig fast ausschließlich in Ställen gehalten und Beeren tragende Hecken sucht der Star zwischen den riesigen Feldern vielerorts vergebens. Hinzu kommen Biozide und Agrochemikalien, die Nahrungsinsekten vernichten und schließlich in der Nahrungskette landen. Auch Bruthöhlen in alten Bäumen findet der Star kaum noch, weil diese in Wäldern geschlagen werden oder städtischen Bauvorhaben und Verkehrssicherungsmaßnahmen weichen müssen. KurzMECKLENBURG-SCHWERIN delüx 1/2018

um: Dem Star geht es allmählich an den Kragen. Dabei ist der überaus hübsche Vogel ein echtes Multitalent und sehr anpassungsfähig. Im Frühling zeigt sich der Jahresvogel in einem schwarzen Gefieder, das je nach Lichteinfall metallisch grün, blau oder violett glänzt. Vor allem auf der Oberseite der Weibchen verzieren kleine helle Punkte ihr Prachtkleid. Im Spätsommer mausern sich die Stare. Ihr sogenanntes Schlichtkleid ist dann mit einem regelrechten Perlmuster überzogen, das von den weißen Spitzen der sonst dunkelbraunen Federn stammt. Im Laufe des Herbstes und Winters nutzen sich die Federn ab, werden dunkler und die weißen Punkte verschwinden. Pünktlich zur neuen Brutsaison schillern die Vögel dann wieder in elegantem Schwarz mit prächtigen Glanzeffekten. Zu dieser anmutigen Erscheinung kommt seine Fähigkeit, andere Vogelstimmen oder Umgebungsgeräusche perfekt zu imitieren und in seinen Gesang einzubauen.

Nicht nur Kirschenliebhaber Oft sieht man die geselligen Vögel in kleinen Gruppen auf kurzrasigen Wiesen und Weiden herumtippeln, wo sie gut an Regenwürmer und Bodeninsekten herankommen. Mit ihrem kräftigen Schnabel stechen die findigen Tiere Löcher in den Boden, die sie durch das anschließende Öffnen des Schnabels vergrößern. Nun spähen sie mit seitlich gerichtetem Blick in das Loch und laufen darum herum, um ihre Beute zu erhaschen. Durch dieses sogenannte „Zirkeln“ finden sie viele Kleintiere, wie Spinnen, Schnecken, Würmer, Larven und Käfer, auf die vor allem der Nachwuchs wegen des hohen Proteingehalts angewiesen ist. Im Laufe des Sommers kommt auch immer mehr pflanzliche Kost hinzu. So nimmt er gerne Beeren von Wildsträuchern und Hecken, aber auch Kirschen und Trauben schmecken ihm. Welcher Gartenbesitzer kennt sie nicht, die Sorge um die schönen roten Kirschen, wenn ein Trupp junger Stare unterwegs ist. Über Jahrhunderte bringen sie wegen dieser Essgewohnheiten vielerorts Menschen gegen sich auf – vor allem dort, wo Starenschwärme z. B. im Weintrauben- und Kirschenanbau große Ernte- und Ertragseinbußen anrichten. Noch in den 1980er Jahren wurde deshalb mit Dynamit und Nervengift gegen die heimischen Vögel vorgegangen. So sind damals in Belgien durch Dynamit jährlich 500.000 Stare getötet worden, an zwei Schlafplätzen in Frankreich 1981 sogar fast zwei Millionen Tiere durch den Einsatz von Nervengift. Solche barbarischen Massentötungen sind hierzulande zum Glück nicht zu vermelden. Der Schutz der Kirschen kann vor allem in Kleingärten auch umweltschonend mit Hilfe eines Netzes erreicht werden. Das sieht zwar nicht sehr hübsch aus, ist aber zeitlich begrenzt und erfüllt seinen Zweck. Und wenn dann im Herbst wieder die Schwärme mit abertausenden Tieren aufsteigen und ihre Choreografien vollführen, ist aller Unmut gegenüber den eleganten Vögeln sowieso wie weggeblasen. MANUELA HEBERER

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DIE NANDUS IN NORDWESTMECKLENBURG Refugees welcome? Vom Flüchtling zum Neozoon

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Wenn man von Utecht nach Schattin im Landkreis Nordwestmecklenburg fährt, kann es passieren, dass einem auf der Straße oder links und rechts auf den Feldern ein paar große Vögel begegnen, die nicht ganz ins mecklenburgische Landschaftsbild passen. Die Rede ist hier von Nandus (Rhea americana). Ende der Neunzigerjahre waren die ersten Nandus aus einem Freigehege bei Groß Grönau, auf der schleswig-holsteinischen Seite der Wakenitz, ausgebrochen. Seit dem haben sich die südamerikanischen Laufvögel in Nordwestmecklenburg, insbesondere zwischen Utecht und Schattin, stark vermehrt. Von den ca. zehn „Flüchtlingen“ (aus den Jahren 1999/2000) liegt die Population freilebender Nandus, und damit auch der einzigen in ganz Europa, mittlerweile bei einer Größe von 244 Tieren, wie bei der letzten Herbstzählung vom 3. November 2017 des Biosphärenreservats Schaalsee-Elbe herauskam. Die Erfassung der Großvögel erfolgt seit 2008 zweimal jährlich und ist Bestandteil des Nandu-Monitorings des Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt. Aus den Beobachtungen und den Ergebnissen des Monitorings der vergangenen Jahre lässt sich erkennen, dass die frei lebende NanduPopulation im Landkreis Nordwestmecklenburg allein durch klimatische Faktoren nicht zusammenbrechen und verschwinden wird. Selbst wenn in dem einen oder anderen Jahr der Bruterfolg gering ausfällt, so MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 1/2018

steigt der Anteil an Alttieren und damit der geschlechtsreifen Exemplare merklich an. Wie auch bei anderen Populationsmodellen steigt der Bestand langsam aber beständig und breitet sich nun auch in angrenzende Bereiche aus, bis hin zur A20. Dadurch, dass sich der südamerikanische Laufvogel seit mehr als zehn Jahren erfolgreich im Freiland reproduziert, sind die Nachkommen der Gehegeflüchtlinge nun als heimische, wildlebende Tierart zu betrachten. Das heißt, die Nandus gelten bei uns nun als Neozoen, genauso wie z.B. der Waschbär, Marderhund, Halsbandsittich, Nutria oder auch der Jagdfasan. In Deutschland erhält der Nandu außerdem auf Grundlage des Bundesnaturschutzgesetzes den Status einer „besonders geschützten Art“ und darf daher nicht gejagt werden. Nach Einschätzung des Bundesamtes für Naturschutz gelten die straußenähnlichen Vögel zurzeit nicht als invasiv, da bislang nicht nachgewiesen werden konnte, dass sie negative Auswirkungen auf heimische Arten haben oder diese aus ihrem angestammten Lebensraum verdrängen. Sie werden daher auf einer sogenannten „Grauen 63


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Liste“ geführt, was bedeutet, dass die Tiere zu beobachten sind. Beobachtet werden die Vögel auch von den Anwohnern und Bauern der Region – und das aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Die Einen freuen sich über mehr Exotik in der mecklenburgischen Landschaft und den damit verbundenen Tourismus, die Anderen machen sich mehr Sorgen um zerstörte landwirtschaftliche Kulturen und durch den Großvogel bedingte Verkehrsunfälle, für die keine Versicherung aufkommt. Was besonders für Argwohn sorgt, ist, dass nichts Grünes mehr übrig bleibt, wenn die Nandus über die Felder ziehen. Der Speiseplan des 1,40 Meter großen Federviehs sieht täglich 1,5 kg Blattgrün vor. Neben Raps stehen auch Weizen- und Zuckerrübenblätter auf der bevorzugten Nahrungsliste der Laufvögel. Was aufgrund der hohen Anzahl an Tieren zu erheblichen Ernteschäden und Ernteausfällen führen kann. Im Jahr 2016 fielen z.B. 15 Hektar Raps den Nandus zum Opfer. Da es keine staatliche Entschädigung für die von den südamerikanischen Vögeln verursachten Verluste gibt, musste eine Lösung gefunden werden, um die Schäden möglichst gering zu halten. Die Versuche der Landwirte, die Kulturen mit Elektrozaun zu schützen oder die Flächen zu güllen, um sie für die Nandus unattraktiv zu machen, brachten nichts. Schließlich erhielt der Kreisbauernverband Nordwestmecklenburg auf Antrag die Ausnahmegenehmigung, durch das Biosphärenreservatsamt Schaalsee-Elbe als Untere Naturschutzbehörde, die Nandu-Eier durch Anbohren unfruchtbar zu machen. Dabei wird die Schale der Eier, die noch kein Embryo enthalten, bis ins Dotter durchbohrt. Das Anbohren gilt als mildestes Mittel, um dem weiteren Anwachsen und der weiteren Ausbreitung der Nandu-Population und den damit einhergehenden Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen entgegenzuwirken. In den Naturschutzgebieten übernehmen die Ranger das Anbohren der Nandu-Eier, auf den Feldern überlassen sie es den Bauern selbst. Die Landwirte müssen aber genau dokumentieren, wo sie welche Gelege unfruchtbar gemacht haben. Die Ausnahmegenehmigung galt bis zum 15. Mai 2017. Bis dahin wurden insgesamt neun Gelege und 118 Eier angebohrt. Ob und inwiefern das Anbohren der Eier etwas gebracht hat, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gesagt werden. Fest steht nur, dass es auch in diesem Jahr wieder Eieranbohrungen geben soll, wie eine Sprecherin des Biosphärenreservats Schaalsee-Elbe verkündete. Letztendlich stellt sich aber die Frage, ob wir immer alles kontrollieren können und müssen und ob wir nicht auch selbst Schuld daran sind, dass es immer mehr Neozoen in Deutschland gibt? Man kann es so oder so sehen, aber im Grunde wollen Mensch und Tier doch nur das Eine: leben! TEXT & FOTOS: FRANZISKA KOLM

1. Junger „Streithahn“. 2. Kein seltener Anblick auf den Feldern um Utecht: eine Gruppe Nandus. 3. Imponiergehabe eines Junghahns. 4. Junger Hahn (Rhea americana). 5. Nandus sind neugierig und nicht sehr scheu, da sie bei uns keine natürlichen Feinde haben. 6. Ein Nandu lässt sich den Raps schmecken. 7. Auf der Suche nach Nahrung: Nandus streifen durch Weizenfelder. 8. Eine Rarität unter den sich verbereitenden Laufvögeln: ein weißer Nandu. 64

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NATUR

Ja du bists! Dich hab ich vernommen! ... jubelte Eduard Mörike. Entzückt davon, dass süße, wohlbekannte Düfte das Land streifen. Und der Frühling lässt sein Band durch die Lüfte flattern! Ach, das blaue Band!

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NATUR Nicht wenigen von uns sind die hymnischen Verse des Dichters bekannt. Obwohl 189 Jahre alt, noch immer schön und anrührend. Der Schwabe, nur ungern ein Pfarrer, war – erstaunlicherweise – sowohl ein Freund von Theodor Storm als auch von Ivan Turgenjew. Schön wäre es, zu wissen, was und wie er fühlen könnte, stünde oder säße er heutigen Tages in einem der noch unbelaubten Frühlingswälder Mecklenburgs. So weit „im Norden“ war er nie. Die weißen Fluren der Buschwindröschen unter kahlen Buchenkronen aber wird Mörike aus schwäbischem Laubwald gewiss gekannt haben. Ob er an solchem Standort jedoch das kleine Wirtshaus des Aron jemals gesehen hat, muss wohl bezweifelt werden. Als Vikar hat ihm der Name wohl geläufig sein müssen. Aron – in älterer Schreibweise Aaron – war der ältere Bruder von Moses. Ob jener Aron jedoch viele Jahrhunderte später zum Namensgeber werden musste, ist ungewiss. Er soll dem Buch MOSE nach einen Flammenstab getragen haben, gegen Feinde zu kämpfen. Aronstab – er trägt die männlichen und weiblichen Blüten kranzförmig übereinander – recken nicht wenige der mehr als 2.000 Aronstabarten der Welt senkrecht nach oben aus einer (meist) umhüllenden Blütenscheide. Meist allerdings in tropischen und subtropischen Regionen. Ein wahrer Riese ist darunter. dessen Kolben solch Spatha ummantelt. Wird mehr als drei Meter hoch! Diese größte Einzelblüte der Welt entdeckte der Botaniker Odoardo Beccari aus Florenz auf der Insel Sumatra. Er sandte 1878 sowohl eine Wurzelknolle als auch Samen in die Heimat. Die Knolle schlug nicht aus, einige Samen jedoch keimten. Schösslinge von ihnen kamen in den Königlichen Botanischen Garten von London, und elf Jahre später gab es dort die erste Blüte. Der Blüten„stab“ war gewaltig und stank nach Aas. Nicht nur die wissenschaftliche westliche Welt war über alle Maßen erstaunt. Der größte aller Aron„stäbe“ wurde mit weltgrößter Einzelblüte zum „Titanenwurz“. Sein wissenschaftlicher Name (Amorphophallus titanum) lautet allerdings „Unförmiger Riesenpenis“. Unser heimischer „Gefleckter Aronstab“ aus dem Buchenwald der Buschwindröschen und Lungenkräuter ist gegen den Titan der indonesischen Insel ein bescheidener Zwerg. Seine Blütenhülle wird nur oder dreißig oder zwanzig Zentimeter hoch. Doch auch sie verströmt keine süßen Düfte, die ein Dichter besingen könnte. Vielmehr stinkt es nach Harnstoffen, Kot und Jauche. Nicht titanengleich, dennoch genügend, um im kühlen Frühlingswald vor allem winzige Schmetterlingsmücken, sogenannte Abortfliegen, anzulocken. Sie suchen Fäkalien auf, um Eier abzulegen. Aronstab täuscht nicht nur einen geeigneten Eiablagelatz vor, sondern bietet den Kleininsekten ein sehr warmes Plätzchen für die Nacht. Im bauchigen Kessel der zusammengerollten Spatha wird soviel Wärme produziert, dass die Temperatur dort bis zu 25 Grad über der Außentemperatur liegt. Durch winzigste Öltröpfchen sind die Innenwände sehr glatt. Die Besucher rutschen nach unten. Oben im Kesseleingang versperren zu starren Borsten umgeformte männliche Blüten den Ausgang. Darunter sitzen fruchtbare Blüten, die Pollen erzeugen, unter ihnen im Grund die weiblichen Blüten. Zwischen ihnen und an den Wänden des warmen Gehäuses schwirren, kriechen, krabbeln die Insekten. Die männlichen Blüten öffnen sich und die stark behaarten Abortfliegen werden mit Pollen eingepudert. Weil die sperrenden Borsten bald darauf erschlaffen, können alle den Kessel verlassen und in einem anderen Aronkessel andere weibliche Blüten bestäuben. Daraus werden über Sommer leuchtend rote giftige Früchte an senkrechtem Stab entstehen. Das Hüllblatt wird dann längst verwelkt sein. Noch eine zweite Aronart ist bei uns zu Hause. Nicht im Wald, sondern im Moor. Das Schweinsohr, die Sumpfcalla. Auch sie bekommt leuchtend

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5 1. Aronstab, die Kesselfallenblüte. 2. Weißwurz. 3. Schweinsohr Sumpfcalla. 4. Hohe Schlüsselblume. 5. Leberblümchen. 6. Farbiges Buschwindröschen. 7. Lerchensporn. rote Früchte. Ihre Spatha macht ihre Verwandtschaft zu jenen Calla„blüten“ deutlich, die wir weiß oder gelblich aus dem Blumenladen oder Friedhofsgebinden kennen. Da wir nun schon im Moor gelandet sind, können wir uns auch gleich den frühlingschönen Blütenglöckchen einer Blaubeerschwester zuwenden. Sie lebt auf naturbelassenen Moorstandorten und trägt wie die Heidelbeere aus den Kiefernwäldern blauschwarze, bisweilen bereifte Beeren im kniehohen Gesträuch. Das ist die Rausch- oder Trunkelbeere. Beide Namen weisen untrüglich auf einen speziellen Zustand. Und man sagt, dieser stelle sich dann ein, wenn man zu viele der Beeren im rohen Zustand verzehre. Bei einer anderen Pflanze aus dem Moor, die bei uns allerdings rar geworden ist, sollen deren männliche Blüten für rauschhafte Zustände sorgen. Sie sind am Gagelstrauch zu finden. Mit ihnen wurde – vor allem am Niederrhein – ein kräftig würziges Bier gebraut. Wahrscheinlich hat ihm das Deutsche Reinheitsgebot den Zapfhahn geschlossen. Von der Maienbowle des cumarinhaltigen Waldmeisters aus unserem Frühlingswald soll hier auch nicht die Rede sein. Wohl aber von einem speziellen Frühjahrsduft. Der streicht erkennbar durch das Land! Er stammt von einem Liliengewächs. Seit etlichen Jahren schon gehört es zum kulinarischen Chic, im Frühjahr den heimischen Bärlauch in die Küchen zu holen. Nicht um seine vielleicht knoblauchartigen Zwiebeln zu nutzen, sondern das dunkel frische Blattgrün mannigfaltig zu 68

6 verwenden. Auf Rügen, um Putbus, gibt es inzwischen Regeln, wer wo und zu welchen Bedingungen Bärlauch schneiden darf! Solcherlei Regeln müssen für andere Frühblüher, die auch in medizinischer oder gastronomischer Gunst standen, (noch) nicht erlassen werden. Das Scharbockskraut mit seinen goldgelben Blütensternen war von früh her ein Mittel gegen Skorbut (Scharbock), weil es überaus vitaminreiche, rundliche Blätter an Bachläufen und feuchtem Wald- und Wiesenboden ausbreitet. Als Salatgrün bestens geeignet! Auch hier steht geschrieben: „In allen Teilen giftig. Trifft nicht zu für junge Blätter vor der Blüte.“ Scharbockskraut, die Feigwurz, blüht jedoch sehr früh! Früh blüht auch das Echte Lungenkraut. Das stand schon bei der viel zitierten Äbtissin Hildegard von Bingen hoch im Kurs. „Unserer Lieben Frau Milchkraut“ wurde es genannt im Volksmund aber „Hänsel und Gretel“, weil ein und dieselbe Pflanze so unterschiedliche farbschöne Blüten tragen kann: Die jungen sind die roten, später werden sie blau. Als Heilmittel gegen Atemwegserkrankung erwies die Pflanze sich als hilfreich. In der Neuzeit gab es sogar die absurde Empfehlung, das getrocknete Kraut zu rauchen. Gelb ist eine häufige Frühlingsblütenfarbe in Wald und Wiese. Die „Butterblumen“, Hahnenfuß und Löwenzahn sind das beste flächendeckende Beispiel. Nicht so häufig – und feucht soll es sein – sind Sumpfdotterblumen an den Gräben und Teichen und an Bachrändern im Wald. Dort blühen auch Milzkraut und Goldstern. Das Milzkraut mit scheinbar goldenen Blüten ist ein Täuscher. Die eigentlichen Blüten sind winzig klein. Was wir auffällig wahrnehmen, sind farbfrohe Hochblätter, über denen die kleinen Blüten sitzen. Und gewiss sehen wir sie nicht als Steinbrechgewächse an. Einige Frühblüher des Waldes kann man schein-

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bar gar nicht verwechseln. Unser hübsches und fein duftendes Maiglöckchen beispielsweise. So lange wir ihre kleine Glöckchenrispe sehen, ist alles einfach. Und der Duft! Gab es einst nicht auch Maiglöckchenparfüm? Aber das war ohnehin synthetisch! Wenn aber zum Laub keine Blüten stehen? Dann ist die Gefahr groß, falls wir Bärlauch suchen. Maiglöckchen sind Giftpflanzen! Rettung ist die Schnupperprobe: Bärlauchblätter, zwischen den Fingern gerieben, riechen stark. Das giftige Maiglöckchenlaub nicht. Nicht zu vergessen sind Pflanzen des Waldes, die – wie das Maiglöckchen – in die Gärten geholt worden sind. Das Leberblümchen allemal, von dem es inzwischen viele Zuchtformen gibt. Manche werden auf Auktionen mit vierstelligen Preisen gehandelt. Andere führen im Halbschatten sowohl im Wald wie im Garten ein stilles, man möchte schreiben „elegantes“ Leben. Das sind die großen Weißwurze , zu denen auch der Salomonsiegel zählt, Liliengewächsen. Der Salomonsiegel mit vierkantigem Stiel, die Vielblütige Weißwurz hingegen hat einen runden Stiel, an dem die Blüten drei- oder vierfach gebündelt sind. Und ehe es zum Schluss ganz vergessen wird, muss noch das Schattenblümchen erwähnt sein. Das gehört unverzichtbar in den hohen Rotbuchenwald, dessen Stämme wie Kirchsäulen ragen. Alle hier gezeigten Pflanzen blühen vor dem Laubausbruch. So lange sie also Licht genug bekommen. Buschwindröschen, die Hohe Schlüsselblume Waldprimel, der so heftig blühende und duftende Lerchensporn, sie alle ziehen ihr Blattwerk mehr oder weniger ein. Das Schattenblümchen, ein Zwerg und dem Spargel verwandt, trägt weiter sein hartgrünes Zweiblatt und bildet kugelrunde, rote Beeren. Achtung: Gift! TEXT & FOTOS: WOLF SPILLNER

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Gemeinschaftsstand des Golfverbands Mecklenburg-Vorpommern.

Fotos: Golfverband MV

Der Golfverband MV auf der Hanse Golf in Hamburg Zum 16. Mal wurde auf der Hanse Golf 2018 in die neue Golfsaison gestartet. Zufriedene Aussteller, Partner und ca. 20.000 Golfbesucher hatten sich trotz des sonnigen Wetters diesen Termin gespeichert. Der Golfverband Mecklenburg-Vorpommern präsentierte das „GOLFLAND MV“ auf der größten Golfmesse im Norden. Aktuell bieten 17 Golfanlagen im Land den über 17.000 Mitgliedern und golfinteressierten Gästen Mecklenburg-Vorpommerns abwechslungsreiche Möglichkeiten zum Golfen.

Lars Gerds von der Golfanlage Warnemünde im Gespräch mit potenziellen Golftouristen.

Der Anteil des Golftourismus in MV wächst beständig, insbesondere der Anteil ausländischer Besucher. „Für den Golfverband MV ist es unverzichtbar, auf der größten Golfmesse des Nordens vertreten zu sein und somit einen Teil zur touristischen Wertschöpfung beizutragen. Weiterhin nötig ist es, unberechtigte Vorurteile gegenüber dem Golfsport abzubauen und den Einstieg in unseren Sport unproblematisch und attraktiv zu machen“, so Rüdiger Born, Präsident des Golfverbandes M-V.

Marita Ritter und Lars Jahn vom Van der Valk Golfhotel Serrahn im Gespräch mit Messebesuchern.

Carolin Gallas und Roland Drossel von WINSTONgolf verlosten ein Startplatz-Paket zu den WINSTONgolf senior open.

Weitere Informationen: Golfverband Mecklenburg-Vorpommern e. V., Werner-von-Siemens-Str. 1 b, 19061 Schwerin phone: 0385/5577788, fax: 0385/5577790, mail to: info@golfverband-mv.de


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SCHWERINER THEATERBALL

„Die Damen geben sich und ihren Putz zum Besten und spielen ohne Gage mit.“ Einmal im Jahr gibt es im Schweriner Theater eine Inszenierung, bei der dieser Satz absolut ins Schwarze trifft: Immer dann, wenn „Theaterball“ auf dem Spielplan steht. Am 20. Januar 2018 war es wieder soweit: Wahlweise elegant gekleidet, festlich gewandet oder auch schon mal schräg aufgebretzelt trafen sich 1.000 Damen und Herren, um im zum glitzernden und glänzenden Ballsaal des Schweriner Theaters den 26. Schweriner Theaterball zu feiern.

„Gebt Ihr ein Stück, so gebt es gleich in Stücken! Solch ein Ragout, es muss Euch glücken.“ Operndirektor Toni Burkhardt als Regisseur hatte mit seinen Mitstreitern aus allen Sparten des Mecklenburgischen Staatstheaters und des Jungen Staatstheaters Parchim einen „Kessel Buntes“ angerichtet – eine Samstagabend-TV-Unterhaltungsshow, einen Kessel voller Narren, einen Käfig voller Stars. Lebender Stars – und Stars, die bei den Sternen sind: Femke Soentenga verbeugte sich mit weißem Plissee-Kleid und funkelnden Diamanten stilecht vor Marilyn Monroe. Matthias Koziorowski erwies dem Tenor Peter Hofmann – der sowohl Wagner-Partien als auch Rockballaden sang – in Lederkluft und mit strahlenden Tönen seine Referenz. Eine Hommage an Elvis Presley war der Auftritt von Rüdiger Daas und Tänzerin Eliza Kalcheva – eine Spitzenleistung, und das nicht nur, weil die Ballerina auf Spitze tanzte. Nils Höddinghaus schraubte für den „Folsom Prison Blues“ seine Stimme tiefer – und kam so Johnny Cash sehr nah. Sehr nah am Publikum agierte auch das Ballettensemble, Tänzerinnen und Tänzer (fast) zum Anfassen beim Western-Tanz und mit Straußenfedern „Hinter den Kulissen von Paris“ – mit Itziar Lesaka a la Mireille Mathieu. Mitglieder des Fritz-Reuter-Ensembles entführten mit einem ABBA-Medley up platt in die 1970er Jahre. Ein Kabinettstückchen lieferte Cornelius Lewenberg, der sich überzeugend durch den „Sonderzug nach Pankow“ von Udo Lindenberg schlich, nuschelte – und sang. Für große Opernpartien, großartig und stimmgewaltig interpretiert, waren Karen Leiber und Yoontaek Rhim zuständig mit Arien aus „Tosca“ und „Don Giovanni“. Beigetragen zum 70

„Kessel Buntes“ haben der Opernchor und die Mecklenburgische Staatskapelle. Und viele Mitarbeiter von Ton, Licht, Bühnentechnik – aber nicht hinter, sondern auf der Bühne, gut sichtbar für das Ballpublikum. Nach dem Programm auf der Hauptbühne ging es weiter mit kleineren Programmen im Konzertfoyer und im Flotow-Zimmer, mit Tanz und:

„Euch ist bekannt, was wir bedürfen: Wir wollen stark Getränke schlürfen.“ Die, also die Getränke, wurden geschlürft, aber auch Austern – die man ja auch schlürfen darf – und es wurde reichlich und gut gegessen.

„Die Masse könnt Ihr nur durch Masse zwingen, ein jeder sucht sich endlich selbst was aus.“ Auch dieser Satz gehört zu jeder Theaterball-Inszenierung, denn ob diese Aufführung erfolgreich ist und Spaß macht oder nicht, dafür ist an diesem Abend das Publikum zuständig. KARIN GUSTMANN Fotos: Mecklenburgisches Staatstheater, Silke Winkler Zitate aus Goethes „Faust“, Vorspiel auf dem Theater

Überraschung für die Theaterfreunde Die Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Birgit Hesse, war Gast auf dem Schweriner Theaterball – und hatte außer freundlichen Grußworten ein Versprechen dabei: Die Landesregierung hat anlässlich des 15-jährigen Bestehens der Bürgerstiftung der Theaterfreunde Schwerin ein Geschenk in Form eines Zuschusses von 25.000 Euro für die Bürgerstiftung der Theaterfreunde mit der Maßgabe zugesagt, dass die theaterbegeisterten Bürger diese Summe in gleicher Höhe durch Zustiftungen aufbringen. Wer sich beteiligen möchte: Unter dem Stichwort „Jubiläumszustiftung“ auf das Konto bei der Sparkasse Mecklenburg-Schwerin IBAN DE98 1405 2000 0311 1244 45 überweisen und (wenn gewünscht) um eine Spendenbescheinigung bitten.

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MUSIK

Cornelius Lewenberg in Jekyll & Hyde. Foto: Silke Winkler

„Es kommt, wenn es kommen soll.” Der Bariton Cornelius Lewenberg 72

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MUSIK

Als „mittlere männliche Gesangsstimmlage“ wird im Lexikon der Bariton definiert – oder einfacher: zwischen Tenor und Bass. In der Opernliteratur sind die Tenöre die Helden, die Bässe die Bösen und der Bariton? „Unsere Partien sind meist so dazwischen“, sagt Cornelius Lewenberg. Der seinem Stimmfach viel abgewinnen kann: „Bariton-Rollen haben viel stimmliches und gestalterisches Potenzial, es sind interessante Charaktere, oft die Spielmacher auf der Bühne.“ Deshalb wohl haben die großen Komponisten für die Bariton-Tonlage auch große Partien geschrieben: Mozart den Papageno in der „Zauberflöte“, Verdi den Posa in „Don Carlos“ und Puccini den Baron Scarpia in „Tosca“. „Der ist eine Traumrolle für jeden Bariton, aber bis dahin dauert es bei mir noch einige Jahre“, sagt Cornelius Lewenberg. Der junge Sänger, 1989 in Stuttgart geboren, steht am Anfang seiner Karriere. 2007 war er Jungstudent der Musikhochschule Stuttgart, wechselte nach Karlsruhe und Zürich, bekam verschiedene Stipendien – u. a. vom Richard-Wagner-Verband Karlsruhe – sang bei den RossiniFestspielen in Bad Wildbad, am Nationaltheater in Mannheim und ist seit 2016 Mitglied des Musikensembles des Mecklenburgischen Staatstheaters. Cornelius Lewenberg ist in fast allen Produktionen des Musiktheaters besetzt – aber vorwiegend in kleinen Rollen: „In den ersten zwei Jahren singt man die sogenannten ‚Wurzen‘, die Boten, Obsthändler, Sekretäre etc., was aber gut ist. Diese Phase machen alle Anfänger durch, und nur so sammelt man Erfahrungen.“ Als Solist auf sich aufmerksam gemacht hat Cornelius Lewenberg mit seinen Programmen im „Liedersalon unterm Schnürboden“. Seine Solo-Programme stellt der Sänger selber zusammen, sie sind für ihn ein „Herzensding“. „Zudem ist der Lied-Gesang für junge Sänger rein technisch gut.“ Mit seinen Liederprogrammen ist Cornelius Lewenberg auch außerhalb des Schweriner Theaters – zum Beispiel im Café Prag – zu erleben: „Wir Interpreten müssen uns spannende Programme ausdenken, Variationen von Gesang und Schauspiel – und wir müssen für unser Publikum persönlich greifbar sein. Das bedeutet Barrieren und Berührungsängste zu unserem Metier abzubauen. Mit Kollegen war ich in einer Grundschule in Techentin und da wurden wir von den Schülern mit hundert Fragen gelöchert. Das war auch für uns eine höchst interessante Erfahrung. Es ist gut, dass das Mecklenburgische Staatstheater mehrere Jugend-Abonnements hat. Vorbereitungen und Nachgespräche helfen beim Verstehen einer Oper, wie bei Benjamin Brittens ‚Peter Grimes‘.“ In dieser Inszenierung verkörperte Cornelius Lewenberg den Apotheker Nad Keene, eine größere künstlerische Herausforderung ist die Rolle des Gabriel John Utterson im Musical „Jekyll & Hyde“, das aktuell mit großem Erfolg im Schweriner Theater aufgeführt wird. Die Aufgaben für den jungen Bariton werden größer, aber kann man eine Karriere planen? „Planen bestimmt nicht, es kommt, wenn es kommen soll. Seine Fühler ausstrecken und aktiv sein, das kann man planen und muss man tun. Die Konkurrenz in unserem Beruf ist hart und es gehört auch schon Glück dazu. Beim Vorsingen in Schwerin hatte ich einen perfekten Tag.“ Zum Glück auch für das Schweriner Theaterpublikum, das mit Cornelius Lewenberg einen begabten und engagierten Sänger erleben kann. Und was das „Fühler ausstrecken“ betrifft, auch da war der junge Mann erfolgreich: Von Mitte Juni bis Mitte August präsentiert die Kammeroper Schloss Rheinsberg mit ihrem Festival junge Sänger aus MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 1/2018

aller Welt. Jährlich findet seit 1990 ein internationaler Gesangswettbewerb statt – mit etwa 350 bis 450 Teilnehmern – bei dem als Preise Opernpartien der Festivalaufführungen vergeben werden. Einer von vierzig ausgewählten Sängern war im vergangenen Jahr Cornelius Lewenberg. In der Uraufführung der Kammeroper „Tucholskys Spiegel“ agierte er an der Seite von Jochen Kowalski in der Hauptrolle, als einer von fünf Tucholsky-Interpreten. „Mein Song ‚Singen, schreiben, schlafen‘ hat eine herrlich hektische Rhythmik, überhaupt war die Arbeit in Rheinsberg schon etwas Besonderes.“ Wenn Cornelius Lewenberg nicht singt oder schläft, dann ist er mit dem Rennrad unterwegs – das entspannt und fördert die Kondition. KARIN GUSTMANN

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MUSIK

Hubertus Nicklich Solist in der 455 Jahre alten Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin

Die Mecklenburgische Staatskapelle. Foto: Silke Winkler

Mit einem Konzert am 17. Juni feiert die Mecklenburgische Staatskapelle Schwerin ihren 455. Geburtstag. Das drittälteste deutsche Orchester wurde 1563 von Herzog Johann Albrecht gegründet, der den aus Zwickau stammenden Komponisten und Kantor David Köhler als ersten Hofkapellmeister berief. Damit wurde in Schwerin eine Jahrhunderte währende Musikgeschichte begründet. Die war es auch, die den Bratscher Hubertus Nicklich nach Schwerin führte: „Nach dem Studium in Dresden standen für mich die Orchester in Dessau, Rostock oder Schwerin zur Wahl – und mein Professor war es, der sagte: Geh nach Schwerin, da ist die beste Tradition.“ Das war 1977 und seither ist der Musiker Hubertus Nicklich als Stellvertretender Solobratscher Teil des ehrwürdigen – aber nicht altväterlichen – Klangkörpers. Hubertus Nicklich, 1955 bei Hoyerswerda geboren, wuchs mit Musik auf: Seine Mutter, ausgebildete Organistin und Musiklehrerin, gab ihm den ersten Klavierunterricht, der Großvater spielte Geige. Die Geige fand der Junge schnell interessanter als das Klavier und entschied sich für dieses Instrument. Hubertus Nicklich besuchte die Musikschule, schaffte es bei Talentesichtungen – die es nicht nur im Sport, sondern auch im künstlerischen Bereich gab – bis zum DDR-Ausscheid, ging dann auf eine Spezialschule für Musik in Dresden. Danach ging es direkt an die Hochschule für Musik in Dresden – und da fiel die Entscheidung für die Bratsche: „Mein Professor meinte, ich wäre groß und hätte so die manuellen Voraussetzungen für die Bratsche.“ Die Bratschen werden oft als das „Herz des Orchesters“ bezeichnet: In der Regel sitzen sie in der Mitte, neben den Geigen, den Celli und vor den Bläsern – und die Bratschen sind auch das Herz des Klangs. Als Hubertus Nicklich 1977 sein Engagement bei der Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin antrat, gehörten zu diesem „Herzen“ acht Bratscher, in seinem 41. Dienstjahr erlebt er die kleinste Orchesterbesetzung. Es klingt schon etwas wehmütig, wenn Hubertus Nicklich über die Entwicklung „seiner“ Staatskapelle redet: „Das Orchester schmilzt, der Stellenabbau ist spürbar: Programme wie Museums- und Thronsaal74

konzerte sind zeitlich nicht mehr möglich für uns und auch Kammermusik – die vom Orchesterdienst ‚reinigt‘ – kommt zu kurz. Es gibt Einschränkungen im Spielplan – die der finanziellen Situation geschuldet sind. Das alles ist nicht erfreulich, die Atmosphäre im Orchester ist dennoch gut. Die jungen Kolleginnen und Kollegen sind sehr engagiert und dies zu erleben, ist wirklich erfreulich.“ Mehr als vierzig Spielzeiten an einem Theater mit Konzerten, Opern-, Operetten- und Musicalinszenierungen, da bleiben Wiederholungen nicht aus – hängt einem Musiker da nicht ein Stück aus den Ohren? „Die Noten sind schon die gleichen, aber die Interpretation ist immer wieder anders. Bei der IX. Sinfonie von Beethoven – die wir regelmäßig zum Jahreswechsel aufführen – kommt es zum Beispiel sehr auf den Dirigenten an. Da müssen Wiederholungen absolut nicht langweilig sein.“ Lieblingsstücke hat Hubertus Nicklich, wie die Verdi-Oper „Otello“, die gerade abgespielt wurde, und Stücke, die er gern noch mal spielen würde: „Richard Wagners ‚Tristan und Isolde‘ wäre so eine Oper, auch Operetten wie ‚Frau Luna‘ machen uns Musikern Spaß.“ Der Musiker ist auch so ehrlich, zu sagen, was er nie mochte: „Die ‚Meistersinger‘ mag ich nicht hören und nicht spielen, in den Noten gab es an einer Stelle die Notiz: Ab hier noch eine Stunde“, erzählt schmunzelnd Hubertus Nicklich. Beruhigend, dass nicht nur die Geschmäcker der Besucher verschieden sind, sondern auch die der Musiker. 455 Jahre Mecklenburgische Staatskapelle Schwerin – wechselvoll ist die Historie dieses Klangkörpers: 1767 wird die Hofkapelle nach Ludwigslust verlegt, kehrt 1837 nach Schwerin zurück. Der Dirigent Alois Schmitt baut die Hofkapelle zu einem der bedeutendsten deutschen MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 1/2018


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MUSIK Orchester aus. Mit dem Orchester konzertieren Clara Schumann, Camille Saint-Saens, Johannes Brahms, Hans von Bülow und der russische Komponist, Pianist und Dirigent Anton Rubinstein. Dirigenten, die später mit den berühmtesten Orchestern der Welt arbeiteten – und noch arbeiten – begannen ihre Karrieren in Schwerin: Kurt Masur, Klaus Tennstedt, Harmut Haenchen. Wie sieht Kammermusiker Hubertus Nicklich die Zukunft der Mecklenburgischen Staatskapelle? „Es wird weitergehen, die Qualität der Mecklenburgischen Staatskapelle ist allen Sparmaßnahmen zum Trotz erstaunlich gut. Alle sprechen von der Konjunktur, vom Aufschwung – nur bei denen, die kein Geld bringen (wie die Künstler), bei denen kommt leider auch kein Geld an. Ich würde dem Orchester wünschen, dass es wieder die Möglichkeit hat, sich in anderen Städten, vor anderen Hörern zu präsentieren.“ Eine Zuschauer-Gruppe ist Hubertus Nicklich besonders wichtig: Junge Leute, die Besucher der Jugendkonzerte. Genau wie viele seiner Kolleginnen und Kollegen hat er Nachwuchs-Musiker unterrichtet. Er lobt die Arbeit des Jugendsinfonieorchesters Schwerin, das mit dem Deutschen Jugendorchesterpreis 2016/2017 ausgezeichnet wurde, und das Engagement des Goethe-Gymnasiums. Hubertus Nicklich macht „Musik zum Anfassen“ – wenn er Kindern und Jugendlichen sein Instrument, die Bratsche, vorstellt. Vor allem aber macht er Musik zum Zuhören, auf der Bühne bei Konzerten, im Graben bei Opern- und Musicalinszenierungen, bei den Schlossfestspiele und den MeckProms. Vieles davon bekannt, einiges neu – Musik machen und Musik hören wird nie langweilig. KARIN GUSTMANN

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TREFFPUNKT

Die Schweriner Sport- und Kongresshalle.

Hinter die Kulissen geschaut Die Schweriner Sport- und Kongresshalle ist Mecklenburg-Vorpommerns größte Veranstaltungslocation. Wo Donnerstag noch ein Festsaal mit Tanzparkett zu finden war, findet Freitag schon wieder eine Comedy-Veranstaltung mit Sitzplätzen für 1.500 Personen statt. Nach einem unterhaltsamen Abend werden diese noch in der Nacht abgebaut, um genügend Platz für das Konzert am Samstag zu schaffen, bei dem über 5.000 Besucher erwartet werden! Und am Sonntag? Da findet ein Heimspiel der Mecklenburger Stiere statt. Bis vormittags muss also dort, wo am Samstag noch eine aufwendige Bühne und kreischende Fans standen, das Handballfeld aufgebaut sein. So wandelbar ist die Sport- und Kongresshalle! Seit fast 60 Jahren belebt die Veranstaltungslocation, die die höchste Besucherkapazität in Mecklenburg-Vorpommern hat, die Landeshauptstadt mit ihren abwechslungsreichen Veranstaltungen. Dabei hat sie schon so einiges erlebt und eine ereignisreiche Geschichte hinter sich gebracht. Mittlerweile schon zehn Jahre lang wird die Sport- und Kongresshalle von der C & M Concert und Management GmbH betrieben, der es stets

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sehr am Herzen liegt, den Schwerinern und Besuchern aus dem Umland das Jahr über ein buntes Programm zu bieten. Von Konzerten, Comedy und Musicals bis hin zu Sportveranstaltungen, Messen oder Shows. Immer häufiger veranstalten außerdem Unternehmen der Region Mitarbeiterevents in der Sport- und Kongresshalle. In den Sommermonaten hat die Freilichtbühne Saison, die ebenfalls zu C & M gehört. Sie bereichert das Programm um unvergessliche OpenAir-Veranstaltungen vor der einzigartigen Kulisse des Schweriner Schlosses. Welche Arbeit dahinter steckt, Locations in einem solchen Größenformat zu betreiben, wissen viele jedoch nicht. Nicht zu unterschätzen ist der immense Aufwand, den die Wartung, Pflege, Instandhaltung und Modernisierung der Halle in Anspruch nimmt. Dabei sind dem als Denkmal klassifizierten Gebäude manchmal auch Grenzen gesetzt.

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Die Boxveranstaltungen haben seit Jahrzehnten in Schwerin viele Fans.

Beispielsweise behalten die 5.200 fest eingebauten Tribünenplätze aufgrund des Denkmalschutzes ihren Holzcharakter, um den 60erJahre Charme zu bewahren. Als Dienstleistungsunternehmen besteht die Hauptaufgabe für die C & M GmbH darin, Veranstaltern von der Planung und Organisation bis hin zur Durchführung einer Veranstaltung zur Seite zu stehen und die vielen kleinen Details umzusetzen. Die Veranstalter können sich so voll und ganz auf ihr Event konzentrieren. Die insgesamt 15 Mitarbeiter des Unternehmens arbeiten täglich unter der Geschäftsführung und der technischen Betriebsleitung in den Abteilungen Veranstaltungsmanagement, Marketing und Pressearbeit, Ticketservice und Buchhaltung sowie der technischen Abteilung mit der Veranstaltungstechnik, der Reinigung und dem Facilitymanagement daran, die individuellen Wünsche der Veranstalter umzusetzen und ein vielfältiges Programm zu gestalten. Es werden Veranstaltungen akquiriert, Angebote und Kalkulationen erstellt, die Locations und die Ausstattung vermietet, Termine geplant und Marketingmaßnahmen durchgeführt. Außerdem werden die Veranstalter bezüglich der technischen Möglichkeiten beraten und Konzepte erarbeitet, die von den Veranstaltungstechnikern umgesetzt werden. Doch auch die Realisierung von Sicherheitsmaßnahmen sowie die medizinische Versorgung und der Personaleinsatz für Garderoben, Technik und Reinigung am Veranstaltungstag müssen im Vorfeld gut geplant und durchdacht werden. Um alle Aufgaben in der Veranstaltungsbranche zu erfüllen, wird die C & M Concert und Management GmbH zusätzlich von örtlichen Firmen unterstützt. Diese helfen beim Bühnenaufbau und stellen technisches Equipment, Sicherheitskräfte, Sanitäter und Servicepersonal zur Verfügung. Um das leibliche Wohl der Besucher kümmert sich der lokale Anbieter „Mecklenburg Catering GmbH“, der schon seit mehreren Jahren fester Partner des Unternehmens ist. In Kooperation mit dem Schweriner Nahverkehr wird allen Besuchern MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 1/2018

Die Deutsch Pop- und Soulsängerin Sarah Connor bei einem Livekonzert.

zudem eine stressfreie Anreise ermöglicht, da sämtliche Veranstaltungstickets jeweils zwei Stunden vor und nach einer Veranstaltung auch als Fahrscheine gültig sind. Erhältlich sind die Tickets im hausinternen Ticketservice, der sich direkt an der Sport- und Kongresshalle befindet und täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet hat. Hier gibt es nicht nur Tickets für Veranstaltungen in der Sport- und Kongresshalle und auf der Freilichtbühne, sondern auch für Veranstaltungen im gesamten Bundesgebiet. Tickets für weitere Locations in Schwerin, wie z.B. das Theater oder den Speicher, können hier ebenfalls erworben werden. Aufgrund der zentralen Lage ist der Ticketservice gut zu erreichen und kostenlose Parkplätze sind direkt vor der Tür vorhanden. Obwohl das Jahr noch nicht alt ist, gab es schon einige tolle Veranstaltungen in der Sport- und Kongresshalle. Als bekannt wurde, dass die Kelly Family ihr Comeback auch in Schwerin feiert, hat es nicht lange gedauert, bis das Konzert im Februar ausverkauft war und auch Peter Maffay begeisterte das Publikum vor ausverkaufter Halle. Beiden wurde stolz der „Sold out“-Award von der C & M GmbH übergeben. Auch die Ehrlich Brothers waren im März zu Gast und faszinierten die Zuschauer mit ihren unglaublichen Zaubertricks. Die Besucher dürfen sich aber noch auf weitere Highlights in 2018 freuen, darunter „Das große Schlagerfest“ mit Florian Silbereisen im April und in den Sommermonaten Roland Kaiser, die Rocklegenden und Public Viewing zur WM auf der Freilichtbühne. Ab Herbst folgen Künstler wie Andreas Gabalier, Santiano, die Apassionata World GmbH mit der Show „Welt der Fantasie“ und viele mehr! MARIE-LUISE HERMANN Fotos: SKH

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COMEDY TIPP: ER Z PA N PA U L 2 9 . 4 . AM RIN HWE C S IN

Ein Interview über die Frage, ob Kinder glücklich machen, über Kompromisse in der Beziehung und seine Wutkneteule.

Foto: illuVision

Der Comedian Paul Panzer tritt Ende April in Schwerin mit seinem Programm „Glücksritter – vom Pech verfolgt” auf.

In seiner neuen Show ist Paul Panzer als Glücksritter unterwegs. Paul, nach Freizeitwahn, Weltrettung und Evolution steht nun das Glück im Zentrum Deiner neuen Show. Wie kam es dazu?

Mensch, mach' Du ruhig Dein Ding. Ich mache meins.“

Glück ist ein zentrales Thema. Jeder will glücklich sein. Aber so richtig weiß keiner, was das überhaupt ist.

Welche Rolle spielen dabei Kompromisse?

Was bedeutet Glück für Dich? Das ist eine schwierige Frage... Aber deshalb komme ich ja zu Euch nach Schwerin. Damit wir das gemeinsam klären können.

Dem anderen mal Glück zuzugestehen, das ist auch Glück. Hilde liebt Musicals. Ich auch. Die ersten 20 Minuten. Dann ist der Flachmann leer und der Spaß hört auf. Ich war trotzdem mit ihr dort, weil es sie glücklich macht. Glück heißt auch, Glück gewähren! Kann man Glück eigentlich lernen? Falls ja, wie?

Kürzlich hast Du gesagt, Du befindest Dich gerade in einer sehr glücklichen Lebensphase. Wie sieht sie aus? Ich habe das gesagt? Das ist ziemlich ungewöhnlich, ich mach´s mir nämlich eigentlich immer eher schwer, was das Glück betrifft.

Am Anfang steht immer die Frage, WAS MACHT MICH EIGENTLICH GLÜCKLICH?… und es ist verdammt schwer, sich diese Frage ehrlich zu beantworten. Aber auch der weiteste Weg beginnt bekanntlich mit einem ersten Schritt.

Du hast zwei Kinder, Bolle und Susaska. Machen Kinder glücklich?

Welche Tipps würdest Du unglücklichen Leuten geben?

Sagt man ja immer, ne? Ich frage mich nur: „Wann setzt das ein?“ (lacht).

Versucht, eine neue Perspektive in Eurem Leben zu finden. Sich aber nicht zu viel vornehmen, sonst ist die Enttäuschung groß, wenn es nicht klappt.

Wie glücklich war Deine eigene Kindheit? Sehr glücklich. Bin auf dem Land groß geworden, Traktor fahren, in der Scheune übernachten, viele Freunde und tolle Eltern, besser geht es nicht. Du bist ja mit Hilde verheiratet. Was muss man machen, damit das Glück in der Partnerschaft bleibt? Weg sein. Sich aus dem Weg gehen (lacht). Ich sag immer: „Hilde, 78

Welche Funktion hat die Wutkneteule in Deiner Tasche? Hast Du sie immer dabei? In welchen Situationen kommt sie zum Einsatz? Aufregen ist nicht gut. Für den Blutdruck und so. Deshalb habe ich die Wutkneteule immer dabei. Und wenn ich dann zum Beispiel meine Tochter aus dem Club abholen will und soll sechs Euro für die Garderobe ausgeben, weil der Chicorée an der Tür mich sonst nicht reinlas-

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COMEDY sen will... Dann kommt die zum Einsatz. Hilft aber nicht immer. Wer sind Deine Vorbilder in Bezug auf ein glückliches Leben? Heidis Großvater, einfaches Leben, wenig Menschen und Suppe vom offenen Feuer, herrlich! Deine Shows sind thematisch breit gefächert. Wo hört für Dich der Spaß auf?

Jahren noch. Aber gleichzeitig bin ich happy, weil ich weiß: „Gleich geht´s los! Ich gehe da raus und das Publikum lacht sich kaputt.“ Welche Rolle spielt das Publikum? Mein Publikum ist großartig. Bei mir sitzt die Oma neben dem Enkel, der Schlosser neben dem Uni-Professor, jung neben alt... Und alle schmeißen sich weg vor Lachen. Es macht mir Spaß, die Leute zu begeistern. Die Bühne ist meine große Liebe.

Humor unterhalb der Gürtellinie ist nicht meins. Mein Publikum ist bunt gemischt. Zwischen 9 und 99 Jahren, vom Busfahrer bis zum Herzchirurgen, da gehört schon ein gewisser Anspruch dazu.

Am 29.4. trittst Du in der Sport- und Kongresshalle Schwerin auf. Was verbindest Du mit der Stadt und mit Mecklenburg-Vorpommern?

Hast Du noch Lampenfieber vor Auftritten? Falls ja: Was tust Du dagegen?

Ich komme gern zu Euch nach Schwerin. Da haben wir immer richtig schöne Abende zusammen. Also, Freunde, vorbeikommen und kaputtlachen!

Ich habe jedes Mal Lampenfieber. Auch nach all den

TER

Paul Panzer heißt eigentlich Dieter Tappert. Er absolvierte eine Lehre als Schweißer, später studierte er Musik und Medienpädagogik. Foto: Publiks

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STADTGESCHICHTE

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Der Stadt zur Zierde und Ehre Das Schabbell in Wismar präsentiert 800 Jahre Stadtgeschichte hochmodern.

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STADTGESCHICHTE 1. Die stellvertretende Museumsleiterin Dr. Elisabeth Hammer begrüßt Anna Dargun alias Marita Fauk. 2. FSJler Konstantin Roßmann vor dem Wimmelbild im Wallensteinzimmer. 3. Das Porträt von Anna und Heinrich Schabbel befindet sich in der benachbarten Nikolaikirche. 4. Die Trippenschuhe schützten Anna Dargun einst vor dem Straßenschmutz.

Anna Dargun ist neugierig: Was ist aus meinem Geburtshaus geworden? Dieser Frage der zweiten Frau von Heinrich Schabbell (1531 bis 1600), Brauherr und Bürgermeister von Wismar im 16. Jahrhundert, wollten wir nachgehen. Immerhin hatte es sieben Jahre gedauert, bis das Stadtgeschichtliche Museum der Hansestadt Ende 2017 wiedereröffnet wurde. Die Häuser Schweinsbrücke 6 und 8 sind nun kernsaniert und barrierefrei miteinander verbunden, die Ausstellung ist komplett erneuert. Aus dem einstigen Schabbellhaus wurde das Schabbell. Natürlich begleitet mich nicht die echte Anna, die bereits 1596 starb. Stadtführerin Marita Fauk schlüpft bei vielen Anlässen in die Rolle der Wismarer Bürgertochter und bedauert, dass so wenig über sie bekannt ist. Einzig, dass die Hochzeit mit dem damaligen Ratsherrn der Hansestadt wohl eher keine Liebesheirat gewesen sei. Marita Fauk: „Er wollte gern Brauherr sein, doch dazu benötigte er ein eigenes Grundstück. Das brachte Anna in die Ehe.“ Der umtriebige Kaufmann, der später auch Bürgermeister von Wismar war, nutzte die Heirat, um einen Traum zu verwirklichen: Er wollte die größte Brauerei der Hansestadt besitzen. „Der Stadt zur Zierde und Ehre“ diene sein neues Brauhaus, ließ Heinrich Schabbell über sein Eckhaus schreiben, das der Utrechter Baumeister Philipp Brandin von 1569 bis 1571 in seinem Auftrag errichtete. Der Prachtbau im Stile der niederländischen Renaissance schmeichelte aber wohl ebenso seiner Eitelkeit. Das jedenfalls vermutet Dr. Elisabeth Hammer, stellvertretende Museumsleiterin, die uns gemeinsam mit Konstantin Roßmann, der hier gerade ein Freiwilligenjahr verbringt, das neue Schabbell in den mittelalterlichen Mauern vorstellt. Der freiwillige Museumsmitarbeiter öffnet Türen, Schub-

laden, zeigt und erläutert Objekte. An der Begeisterung, mit der der Wismarer Jung „sein“ Museum vorstellt, wird sofort klar, dass dies kein Heimatmuseum ist, in das sich nur alte Menschen verirren. Der erste Museumsraum, das Wallensteinzimmer, ist ein begehbares Wimmelbild, von zwei jungen Künstlerinnen geschaffen, das unzählige bauliche und wirtschaftliche Details, aber auch Persönlichkeiten aus den vergangenen 800 Jahren zeigt. Die folgende Ausstellung ist hochmodern konzipiert und umgesetzt. Auf rund 2.500 Quadratmetern mit 36 Ausstellungsräumen sind die Themenbereiche Wismar hansisch, Wismar fürstlich, Wismar schwedisch, Wismar weltweit, Wismar mecklenburgisch, Wismar industriell und Wismar sozialistisch präsentiert. Und obwohl kein Bett oder Sofa von Anna und Heinrich zu sehen sind, finden sich viele Gelegenheiten, sich in vergangene Zeiten hinein zu versetzen. Neben den 300 Vitrinen gibt es viele Objekte zum Berühren, museumspädagogische Stationen zum Mitmachen, historische Filmaufnahmen und Hörproben. Anna Dargun nutzt die Gelegenheit und probiert die Trippenschuhe an, die im mittelalterlichen Wismar geholfen haben, sauber über die schmutzigen Straßen zu gelangen. Dr. Hammer: „Die Ausstellungsarchitektur, das Design von Vitrinen und Grafik und die Auswahl der Objekte und Medien greifen ineinander. Damit können die Besucher auf moderne Weise die Geschichte atmosphärisch nachspüren.“ So werden die Häuser Schabbells von „Bruno Backstein“ vorgestellt, der Nachlass des Seefahrers Carl Möglin (1839-1874), der in Australien Gold fand und reich wurde, wird in „Seekisten“ präsentiert. Die Familie Podeus machte im 19. und 20. Jahrhundert Wismar zu einem wichtigen Industriestandort in Mecklenburg. Ihrem Wirken ist ein Raum gewidmet, in dem die Besucher auch das Modell einer “Schweineschnauze”, wie eine Podeus-Bahn genannt wurde, in Gang setzen können. Die Schwedenzeit ist in einem Guckkasten nachzuerleben. Und das sozialistische Wismar wurde in grauen, mit typischen DDR-Emblemen verzierten Vitrinen verstaut. Anna Dargun ist von ihrem einstigen Zuhause begeistert. Und Stadtführerin Marita Fauk wird ihre Wismar-Gäste künftig garantiert oft ins Schabbell führen.

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„Vor dem Frühling“ („Khibula“): Foto Neue Visionen Filmverleih

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28. FILMKUNSTFEST blickt nach Georgien Neben Filmprogramm mit Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmen ist in Schwerin auch ein vielfältiges Rahmenprogramm geplant. Das zwischen Europa und Asien, zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer gelegene Georgien ist Gastland des 28. FILMKUNSTFESTs Mecklenburg Vorpommern, das in der Landeshauptstadt Schwerin vom 1. bis zum 6. Mai 2018 stattfindet. Auf den ersten Blick handelt es sich um ein besonders exotisches Filmland. Aber Georgien verfügt über eine reiche Filmtradition, an der zu sowjetischen Zeiten der UdSSR die Grusia-Film-Studios in der Hauptstadt Tiflis bedeutenden Anteil hatten. „Wir möchten mit dem Schwerpunkt die reiche Tradition des Filmlands Georgien herausheben, die bis in die frühen Tage des sowjetischen Kinos zurückreicht und in den letzten Jahren eine neue Blüte erlebt. Die aktuellen Produktionen spiegeln die besondere geografische, gesellschaftspolitische und kulturelle Situation des Landes wider, mit der wir uns auseinandersetzen möchten“, sagt der Künstlerische Leiter des Schweriner Festivals, Volker Kufahl, zur Wahl des Gastlandes, das er 2017 zweimal bereist hat. „Wir werden Kurz-, Spiel- und Dokumentarfilme sowohl von erfahrenen, aber auch Nachwuchsregisseuren und -regisseurinnen aus Georgien präsentieren.“ Georgiens Filmgeschichte wird in Schwerin unter anderem mit einer Aufführung des Films „Tschemi Bebia“ („Meine Großmutter“ von Kote Mikaberidse, 1929) gewürdigt. Der Film wird am Flügel von der gefeierten georgischen Konzertpianistin Dudana Mazmanishvili begleitet. Kote Mikaberidses experimentelle Satire über Bürokratie und Nepotismus war 82

der erste in Georgien verbotene Film und konnte fast 40 Jahre lang nicht gezeigt werden. Bereits am 20. Februar fand ein gemeinsamer Empfang der Georgischen Botschaft in Berlin, dem Ministerium für Kultur und Sport Georgiens, der Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommerns und des FILMKUNSTFESTs MV im Rahmen der Berlinale statt. Rund 400 Gäste waren der Einladung gefolgt und sorgten für dichtes Gedränge in den Räumen der Landesvertretung unweit der Berliner Filmfestspiele. Unter den Gästen befanden sich georgische Diplomaten, darunter die Vize-Ministerin Manana Berikashvili, die ein Grußwort hielt, Repräsentanten des Georgian National Film Centers GNFC, NDR-MV-Landesfunkhauschefin Elke Haferburg und Georgiens Berlinale-Shooting Star Irakli Kvirikadze sowie zahlreiche georgische und deutsche Filmschaffende wie z.B. „Oscar“-Preisträger Jochen Alexander Freydank (2009 für den Kurzspielfilm „Spielzeugland“), der seinen nächsten Spielfilm eventuell wieder in Vorpommern drehen wird. In heiterer und lebendiger Atmosphäre begrüßte die Bevollmächtigte des Landes Mecklenburg-Vorpommern beim Bund, Staatssekretärin Bettina Martin, die internationalen Gäste, und gab einen Überblick über die vielfältige Festivallandschaft in MV sowie die zunehmende Attraktivität des Landes bei den Filmschaffenden, die von der FILM COMMISSION MV der FILMLAND MV gGmbH kompetent beraten werden. Der Geschäftsführer der FILMLAND MV und künstlerische Leiter des FILM-

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FILMLAND KUNSTFESTs MV, Volker Kufahl, stellte den Gästen in seiner Ansprache bereits erste Programmhöhepunkte aus der Reihe mit Filmen des Gastlandes Georgiens beim 28. FILMKUNSTFEST MV (1.-6.5.2018) vor, darunter Szenen aus den Spielfilmen „Dede“, der die Stellung der Frauen im männerdominierten georgischen Hinterland kritisch hinterfragt, das Familiendrama „Scary Mother“ und „Vor dem Frühling“, eine parabelhafte Aufarbeitung des Putsches gegen den ersten frei gewählten georgischen Präsidenten Swiad Gamsachurdia 1991. Georgien erlebte nach dem Zerfall der Sowjetunion, mehreren Bürgerkriegen und Wirtschaftskrisen schwere Zeiten. Dank tiefgreifender Reformen insbesondere im Verlauf der 2000er Jahre konnte sich das Land wirtschaftlich und kulturell erholen und entdeckt zunehmend den Tourismus für sich. Speziell auf diesem Gebiet gibt es auch personelle Verbindungen zu Mecklenburg-Vorpommern: Hans-Ulrich Trosien, der frühere DEHOGAVorsitzende der Region Schwerin, war mehrere Jahre Berater für nachhaltige Tourismusentwicklung für die autonome Region Ajara (Adscharien) und deren Hauptstadt Batumi und kümmert sich dort z.B. um die Entwicklung des ländlich-ökologisch geprägten Tourismus, die berufliche Ausbildung im Hotel- und Servicegewerbe und Trainings für Manager. Der ehemalige Schweriner Gastronom („Altstadtbrauhaus“) stellte den Kontakt zum Filmfestival in Batumi her. Ergänzt wird das Filmprogramm durch Rahmenveranstaltungen, unter anderem mit einer Ausstellung des Fotografen und Georgien-Kenners Wolfgang Korall, der das Land als DDR-Bürger bereits seit Ende der 1970er Jahre bereiste und sich in Land und Leute verliebte. In Kooperation mit der Buchhandlung Hugendubel Schwerin wird die in Tiflis geborene, mittlerweile in Hamburg lebende Schriftstellerin Nino Haratischwili ihren 2014 veröffentlichten Roman „Das achte Leben (Für Brilka)“ vorstellen, den Literaturkritiker mit Thomas Manns „Buddenbrooks“ verglichen, da Haratischwili über mehrere Generationen hinweg von georgisch-russischen Frauenschicksalen erzählt. Der populäre Schauspieler Henry Hübchen erhält in diesem Jahr den Ehrenpreis des FILMKUNSTFESTs Mecklenburg-Vorpommern, den „Goldenen Ochsen“. Festivalleiter Volker Kufahl: „Henry Hübchen verbindet beruflich und privat viel mit Mecklenburg-Vorpommern. Am Theater Anklam lernte er Anfang der 80er Jahre „seinen” Theaterregisseur Frank Castorf kennen. Er hat hier viele Filme gedreht – von „Cam-

Schauspieler Henry Hübchen erhält in diesem Jahr den Ehrenpreis des Filmkunstfestes. Foto: Manfred Thomas ping, Camping“ über „Whisky mit Wodka“ unter der Regie von Andreas Dresen bis „Spätwerk“ (2017). Hübchen war Schweriner Polizeiruf-Kommissar. Und als Berliner zieht es ihn immer wieder hoch in den Norden.“ Das 28. FILMKUNSTFEST MV zeigt eine Auswahl aus über 120 Filmen, in denen Henry Hübchen mitgewirkt hat, darunter „Kundschafter des Friedens“ (2017), „Alles auf Zucker!“ (2004), für den er den Deutschen Filmpreis als bester Hauptdarsteller erhielt, „Whisky mit Wodka“ (2009), „Jakob der Lügner“ (1975), der als einziger DEFA-Film für den „Oscar“ vorgeschlagen war, und als Weltpremiere Andreas Kleinerts neuen Film „Spätwerk“ (2017) über einen gealterten Schriftsteller. Der Goldene Ochse wird Henry Hübchen im Rahmen einer Gala am 5. Mai 2018 im Festivalkino Filmpalast Capitol verliehen. MAX-PETER HEYNE

28.

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KULTUR

Klein, intim und immer ausverkauft Seit zehn Jahren begeistert das Schweriner Werk 3 Publikum und Künstler. Jürgen Groth und der Liedermacher Jon Flemming Olsen. Foto: Birgitt Hamm Eine wahre Spielwiese für Schauspieler und Musiker war das Werk 3, als es vor zehn Jahren vom Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin als dritte Spielstätte eröffnet wurde. In dem winzigen Haus, das sich an die dicken Mauern des Doms schmiegt, durften die Künstler die Sau heraus lassen, auf der gerade mal fünf mal drei Meter großen Bühne Comedy spielen, singen, selbst Regie führen. Legendär sind bis heute Lemmi Lembckes „Alles ich“ oder Dirk Audehms „Sch...“-Programme. Thies Maag, Theresa Weißbach und John Carlson, Christoph Bornmüller, Klaus Bieligk, Brigitte Peters ... lang ist die Liste der in Schwerin engagierten Schauspieler und Musiker, die das Haus füllten. Einige Ehemalige tun dies immer noch, während die aktuellen Theaterschauspieler im Werk 3 nicht mehr zu erleben sind. So manches hat sich in den letzten Jahren verändert. Nicht die kleine Bühne mit den anspruchsvollen Programmen zu einem erträglichen Preis. Nicht das begeisterte und treue Publikum. Doch es ist nicht mehr möglich, auf der Treppe zu sitzen. Nach dem Umbau ist vor der Bühne mehr Platz und weniger oben auf der Empore. Hinein kommt der Gast ins Werk 3 nun durch das Musikgeschäft Klangwert in der Puschkinstraße. Vor sechs Jahren übernahmen Sabine Dehn-Groth als Inhaberin und Jürgen Groth als künstlerischer Leiter die kleinste Schweri-

Foto: C. Mevius

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ner Bühne in eigener Regie. Während sie „nebenbei“ ein Zahntechniklabor führt, verkauft er Musikträger im Klangwert, wo es schon zu DDR-Zeiten Schallplatten gab. Als Veranstalter hat Jürgen Groth viel Erfahrung, organisiert er doch seit über 40 Jahren Konzerte in Schwerin, gründete einst den Jazzklub der damaligen Bezirksstadt, bespielte die Kammerbühne im Theater, das Theater im Kulturbund, das Haus der Jugend, das Capitol. Im Werk 3 hatte das Paar eigentlich als Barbetreiber angefangen. „Als Sparzwänge die Theaterleitung dann zwangen, die Spielstätte aufzugeben, haben wir nur einen Tag überlegt“, sagt Jürgen Groth. Seitdem macht er Kultur ganz ohne Zuschüsse. Die Bilanz nach seiner vierten Spielzeit: „Mit dem, was wir hier machen, können wir nicht reich werden, aber wir finden Erfüllung.“ Alle arbeiten gern im Werk 3: Jürgen Groth, der Programme bastelt, Gabriele Bliemel, die hier etwas dazu verdient, sowie Gerd Reichel, den die Schweriner noch als Bandmitglied vom „Auge Gottes“ kennen. Für Ehefrau Sabine, die mit Begeisterung als Bardame fungiert, ist es ein wunderbarer Ausgleich. Die intime Atmosphäre, die Nähe zum sehr interessierten Publikum und die persönliche Betreuung locken auch namhafte Künstler in Werk 3, so Thomas Quasthoff, Reinhold Beckmann, Pe Werner oder Chris Jarrett. Jürgen Groth: „Wir müssen nicht lange betteln. Die Künstler fragen uns an.“ Zum Beispiel Ditsche-Gegenüber Ingo (im richtigen Leben heißt er Jon Flemming Olsen), ein ernsthafter und einfühlsamer Liedermacher und Sänger. Er wollte gern in Schwerin spielen, weil bereits seine Kollegin Christina Lux so begeistert war. So muss Groth eigentlich nur auswählen, welche Künstler passen. Über 500 Programme hat er auf die Bühne gebracht; die 60 Plätze seines Fünf-Sparten-Theaters sind immer ausverkauft. Konzerte, Schauspiel, Lesungen, Ausstellungen, ja sogar ComedyKochshows werden dem begeisterten Publikum geboten. Doch während es gute Musiker zuhauf gibt, sei es heutzutage schwierig geworden, gute Schauspieler zu finden, so der Theaterleiter. Umso stolzer ist er auf die erfolgreichen Werk 3-Eigenproduktionen. Brigitte Peters hat mit ihrem Stück „Diven sterben einsam (und erst, wenn sie gut ausgeleuchtet sind)“ – von Dirk Audehm – schon die 40. Aufführung erlebt und war in Putbus, Wolfsburg oder an der Oder im Theater am Rand zu Gast. Dirk Audehm ist auch im zehnten Werk 3-Jahr wieder für eine deutsche Erstaufführung verantwortlich: „Besuch beim Alten“ von John McManus, das Mitte März Premiere hatte. Über die Ostertage sind der Schauspieler, Musiker und Regisseur mit einem anderen Werk 3-Urgestein zu erleben: Audehm und Lemmi Lembcke präsentieren „Die Bibelungen" oder „Die 2 Plagen werden über Euch kommen". Selbstverständlich vor ausverkauftem Haus. BIRGITT HAMM MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 1/2018


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SPORT

Mitten durch die Stadt und die Natur

Foto: Achim Knipp

Der Bertha-Klingberg-Platz mit der Schwimmenden Wiese ist künftig Start- und Zielort für die fünf unterschiedlichen Laufstrecken. Die bisherige 30-Kilometer-Strecke wird auf einen Halbmarathon verkürzt. Zusätzlich zu den 10 und 15 Kilometern wird das Laufangebot um eine 5-Kilometer-Strecke erweitert. Außerdem gibt es jetzt die „Seemeile“ über 1852 Meter für Kinder. Die Wanderer, Walker und Nordic Walker können zwischen einer 10-Kilometer und einer 5-Kilometer-Runde wählen. Die Strecke führt überwiegend auf Wegen entlang, die zwischen dem Bertha-Klingberg-Platz und Mueß liegen. Die beiden langen Läufe umrunden zusätzlich den Marstall und der Halbmarathon den Ortsteil Neu Zippendorf. „Mit seinem neuen Konzept und attraktiven Laufstrecken für alle Generationen wird der Fünf-Seen-Lauf seinem Ruf als größter Volksund Landschaftslauf des Nordens auch in Zukunft gerecht. Ich freue

MET OPERA

N SAISO E U E N /2018 2017

LIVE IM KINO 2017/2018 7. Oktober

NORMA Vincenzo Bellini

Der 34. Fünf-Seen-Lauf startet am 7. Juli 2018 mit einem neuen Konzept und neuer Streckenführung. mich, dass dieser traditionsreiche Lauf stärker in das Zentrum der Stadt rückt und die Laufsportbegeisterten mitten durch die Kulturlandschaft unseres künftigen Unesco-Weltkulturerbes führt“, unterstreicht Oberbürgermeister Rico Badenschier. Für die Schweriner Autofahrer nicht ganz unwichtig: Die Crivitzer Chaussee wird nur noch beim Halbmarathon überquert und zwar über die Fußgängerbrücke in Neu Zippendorf. Auch die Staus zum FünfSeen-Lauf auf der Ludwigsluster Chaussee, der Rogahner Straße und der Straße vor dem Wittenburger Tor gehören der Vergangenheit an. Ein attraktives Rahmenprogramm auf der Schwimmenden Wiese soll zudem zusätzliche Besucher und Zuschauer an die Laufstrecken und den Zieleinlauf locken. Infos unter www.fuenf-seen-lauf.de C. M.

ALLES ANDERE IST NUR KINO

14. Oktober

KLASSIK AUF DER GROSSEN KINOLEINWAND

DIE ZAUBERFLÖTE Wolfgang Amadeus Mozart

18. November

THE EXTERMINATING ANGEL Thomas Adès

METROPOLITAN OPERA LIVE AUS NEW YORK BOLSHOI BALLETT LIVE AUS MOSKAU BERLINER PHILHARMONIKER LIVE AUS BERLIN

27. Januar

TOSCA Giacomo Puccini

10. Februar

L’ELISIR D‘AMORE Gaetano Donizetti

24. Februar

LA BOHÈME Giacomo Puccini

10. März

SEMIRAMIDE Gioachino Rossini

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Open-Air in Basthorst Basthorster Königstage Am 4. und 5. Mai ist es wieder soweit! Unser Open-Air-Wochenende – die Basthorster Königstage – laden mit verschiedenen Highlights zum tanzen, feiern und staunen ein. Am Freitag, den 4. Mai beginnt unser Open-Air-Spektakel mit der Fashion Night. Hier präsentieren bekannte regionale Unternehmen auf dem Laufsteg die neuesten Modetrends. Unter anderem sind mit dabei das Modehaus Mici, Hochzeitshof Glaisin, Schuhmanufaktur Kay Gundlack, Goldschmiede Reeck, Golfino, Designschule Schwerin und aus dem Schlossparkcenter Schwerin begrüßen wir den Marco Polound Tommy Hilfiger-Store. Genießen Sie einen glamourösen Abend der Extraklasse in unserem Schlossgarten.

The Beatles Tribut Show spielt die großen Hits der Liverpooler.

Am nächsten Tag sorgen unsere beiden Bands für die richtige Stimmung: Die erfolgreiche The Beatles Tribut Show gibt die größten Hits der britischen Beatband zum Besten. De Coronas reißen Sie mit und sorgen für den Höhepunkt des Abends. Sie performen aus einem Repertoire von 5000 Songs, Ihren gewünschten Titel, live auf der Bühne – und das alles in der wundervollen Abendstimmung des Basthorster Schlossparkes. De Coronas performen die Wunschtitel des Publikums.

Fotos: Veranstalter

Basthorster Königstage 2018 Fashion Night Basthorst

Night of Basthorst

Köstlichkeitenmarkt

Große Open-Air-Fashionshow im Schlosspark mit kulinarischen Köstlichkeiten und einer tollen Modeschau

Großes Open-Air-Konzert im Schlosspark mit den Bands: The Beatles Tribut Show und De Coronas

Markt auf dem Schlossgelände mit deutschen und holländischen Spezialitäten

Freitag, 4. Mai 2018 Eintritt 22 € Beginn 18:00 Uhr

Samstag, 5. Mai 2018 Eintritt 29 € Beginn 18:00 Uhr

Samstag, 5. Mai 2018 Ab 18:00 Uhr auf dem Schlossgelände Eintritt: kostenfrei* *ist in der Night of Basthorst Eintrittskarte enthalten

Informationen und Karten: 03863-525-124 (Bankett) oder bankett@schloss-basthorst.de www.schloss-basthorst.de

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TREFFPUNKT

Die kramserei feiert 175. Geburtstag Das Hallenbauernhaus aus dem Jahre 1843 feiert in diesen Jahr ein ganz besonderes Jubiläum. Foto: Wolf Spillner Früher war das Gehöft in Klein Krams eine der fünf größten Bauernstellen, Dorfkrug, Tanz- und Feiersaal und Kolonialwarenhandlung. 1993 stellten sich Susanne Kramer und Rolf Schmieding der großen Herausforderung, es zu erhalten und ihm neues Leben einzuhauchen. Entstanden ist ein ganz besonderes kulturelles Kleinod in der Griesen Gegend. Seit 2014 beherbergt es das wohl kleinste Kulturzentrum Mecklenburgs – die kramserei. Das idyllisch gelegene Anwesen ist mittlerweile ein kultureller Geheimtipp. Es bietet neben Hofladen mit Café und umgebautem Bistrostall bunte Markttage, handwerkliche Kurse, Musik- und Theaterveranstaltungen sowie Tanzvergnügen im großen Saal. Die kramserei knüpft an Traditionen und Brauchtum an, ist neuer Treffpunkt für Jung und Alt, für Nachbarn und Kulturinteressierte aus dem ganzen Land. Am 19. Juni wird auf dem Hof der 175. Geburtstag gefeiert. „Es gibt Freibier für alle. Mit von der Partie sind ein Blasorchester und hoffentlich ganz viele Menschen, die gern singen und tanzen. Selbstverständlich gibt es Würste, Fleisch und Fisch vom Grill, Kraut und Backgemüse, Salat, süffige Bowle, Kaffee und diverse Kuchen. Rundherum alles, was man für ein Sommerfest auf dem

Lande braucht. Und sollte die Sonne verhindert sein, findet das Fest im Saal statt“, verrät Gastgeberin Susanne Kramer. Am Wochenende danach (23. und 24. Juni) wird nochmal richtig gefeiert. Auf dem Markt der Traditionen werden Berufe vorgestellt, die es schon vor 175 Jahren gab: Da wird geklöppelt, geschmiedet, gebacken, getöpfert, gesponnen, blaugedruckt und geschneidert. Die Apothekerin ist genauso dabei, wie der Akrobat. Der Lehrer bringt den Schülern die Flötentöne bei und ein Zirkusclown verzaubert das kleine Dorf. Am Samstagabend um 19.30 Uhr ist das Vollweib Helga Siebert aus Hamburg zu Gast. Sie definiert vorsichtig witzig die Frauenrolle von heute und damals. Und es gibt noch eine Neuigkeit: Ab Mai 2018 öffnet der sanft renovierte Stall "Kuck An" seine Türen für kleinere Events wie Wein- und Bierproben, Käse- und Pralinenverkostungen, Live-Musik für Kenner und private Geselligkeiten. Dann gibt es also noch einen Grund mehr, der kramserei in der gar nicht so Griesen Gegend einen Besuch abzustatten. CHRISTINE MEVIUS

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VERANSTALTUNGSTIPP

„Früher war mehr ...“ Paartherapie auf musikalisch Frau Sonntag und ihr ständiger Begleiter zu Gast in der kramserei Jazz in die Wiege gelegt worden – Vater Klaus Sonntag, einer der besWenn zwei auf unterhaltsame Art vorführen, wie eine Ehe funktionieten Banjo-Spieler Deutschlands, führte sie früh ans Klavier. Aber der ren kann, dann mit Sicherheit diese beiden Berliner. Als „Frau Sonntag Gesang war es, der sie erst zur klassischen und dann zur Jazz-Ausbilund ihr ständiger Begleiter“ touren sie durch die Republik. Am 9. Juni dung brachte. Heute unterrichtet sie Gesang u.a. an der Musikschule 2018 machen sie in der kramserei in Klein Krams Halt, das liegt in der Falkensee, coacht in Musicalprojekten und leitet diverse Chöre. Er Nähe von Göhlen im Landkreis Ludwigslust-Parchim. wurde im deutsch-böhmischen Grenzgebiet in eine MusikerAnja Sonntag und Stefan Gocht bilden nicht nur eine harmofamilie hinein geboren. Da führte kein Weg an Blasmusik nierende Musik-Ehe, sondern sie wissen, wovon sie sprechen K U LT U R-TIPP für alle Gelegenheiten vorbei, verbunden mit dem Erlerund singen – sie sind seit Jahren glücklich (!) verheiratet. : 9.6.2 0 18 nen von Trompete, Posaune, Tenorhorn und Tuba. Nach Musikalisches Philosophieren, liebevolles Streiten, da sind 19 . 3 0 U dem Musikstudium in Berlin schloss sich ein breites WirLebensweisheiten leidenschaftlich verpackt. Ihr ProHR KLEIN KRAM kungsfeld als freiberuflicher Musiker und Musikschullehgramm zeigt eine klare Rollenverteilung: Sie – Rasseweib S rer an. mit roter langer Mähne und einer Stimme, die von hauchzart Musikmachende Ehepaare gibt es einige, dieses Paar ist eine bis deftig derb variiert – singt und instrumentiert Frau Sonntag. Bereicherung für die Künstler-Szene. Und falls es zu Hause mal wieder Begleitet wird sie von ihrem Ehemann am Flügelchen, Akkordeon und kriselt – ein Abend mit Frau Sonntag und ihrem ständigen Begleiter ist Tenorhorn virtuos in allen Lebenslagen. Wochenendausflug ins schweals Paartherapie durchaus zu empfehlen. dische Möbelhaus, Wollust lähmende Müdigkeit und wie ein Stern Karten unter Telefon: 038754 229860, in der Ludwigslust-, Hagenowüber sieben Brücken zu deinen Spuren im Sand führt – hier wächst und der Dömitz-Stadtinformation oder an der Abendkasse. zusammen, was doch nicht ganz zusammen gehört. Sie – mit kräftigem Mezzosopran – bewegt sich sicher zwischen Franz Lehar und George Gershwin durch alle Lagen und Tempi. Ihr war der CM

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AUSGELESEN

Walter Kaufmann

„DIE MEINE WEGE KREUZTEN“ BEGEGNUNGEN AUS NEUN JAHRZEHNTEN

Foto: privat

von Astrid Kloock

Seine Leser kennen ihn als Walter Kaufmann; sein wirklicher Name ist Jizchak Schmeidler. Hätte es in der DDR Bestsellerlisten gegeben, er wäre ein Platzhalter gewesen. Am 18. Januar dieses Jahres feierte Walter Kaufmann seinen Geburtstag zum 94. Mal. Im März erscheint sein neues Buch. Der Titel: „Die meine Wege kreuzten“. Wenn das ein Vierundneunzighähriger sagt, ist in jedem Falle Achtung geboten. In diesem Fall besonders. Geboren in Berlin, Sohn einer jüdischen Verkäuferin, aufgewachsen in Duisburg bei Adoptiveltern, dem jüdischen Anwaltsehepaar Kaufmann, mit fünfzehn Jahren in letzter Minute aus Nazi-Deutschland gerettet, mit einem Kindertransport nach England und später als feindlicher Ausländer nach Australien gebracht, hat Kaufmann schon in den ersten zwanzig Jahren seines Lebens zu spüren bekommen, dass man als Jude nicht Gleicher unter Gleichen ist. In Australien bleibt er sechzehn Jahre. „Der fünfte Kontinent hat mir gut getan“, sagt er später, „im australischen Internierungslager habe ich mehr gelernt als je auf einer deutschen Schule. Meine klassische Grundbildung in englischer und deutscher Literatur kommt aus dem Lager, weil die Lehrer, die es dort gab, Universitätsprofessoren waren.“ Kaufmann arbeitet auf Schiffen, Farmen, am Hafen, als Straßenfotograf. „Alles, was ich probiert habe, tat ich mit dem Ziel, darüber zu schreiben.“ Sein erster Roman „Stimmen im Sturm“, erscheint in Australien, 1953. 1957 übersiedelt Kaufmann in die DDR. Er will zurück in das Land, in dem er geboren ist, aber „ich wollte in einem sozialistischen Deutschland leben, im Westen hatte sich nichts geändert“. In Deutschland-West, an der Tür der väterlichen Kanzlei in Duisburg, hatte ihm der nun hier praktizierende deutsche Anwalt deutlich seine Meinung gesagt: „Das, was 90

passiert ist, war ja nicht nur eine religiöse, sondern doch wohl eine Rassenfrage, Herr Kaufmann“. Jizchak Schmeidler, Walter Kaufmann, Jude, Emigrant, Pfirsichpflücker, Soldat, Hafenarbeiter, Reporter, Schriftsteller. Wenn man seine Lebensgeschichte kennt, versteht man seine Erinnerungen. Die seine Wege kreuzten, erscheinen ihm des Nachts, wenn der Mensch mit der Vergangenheit allein ist, als deutliche Bilder, ungeordnet aus dem Zeitspeicher gewürfelt. - Duisburg, 1939. Transport der nichtarischen Kinder nach England, die weinende Mutter. Der 15-Jährige tröstet: Du musst nicht traurig sein, Mama, Du bist doch gar nicht meine richtige Mutter. – Lukas Slomka, Jesenik, 1957. Ein krummer alter Mann mit buschigen Brauen bei der Rotwildhege. Er hat im KZ Buchenwald den persönlichen Orang-Utan des Lagerkommandanten mit Delikatessen gefüttert, während die Häftlinge verhungerten. Die Peitschenhiebe in Buchwald haben seine Wirbelsäule für immer gebeugt. - Doris Linsay, Melbourne 1951. Schöne Schauspielerin mit blauen Augen und sinnlichem Mund. Frauen, die einem entgegenkommen, kann man nicht übersehen. Eine Liebesgeschichte. - Kapitän Schröder, Rostock 1962. Angespannte PolitWetterlage. In Berlin war die Mauer gebaut worden. Ein Küstenmotorschiff der Seerederei ankert in Stockholm, Landgang für die Crew. Bei der Abfahrt fehlt einer. Der Kapitän macht sich auf den Weg und holt den Steward zurück. Als Mannschaft sind sie gefahren, als Mannschaft kommen sie heim. Erinnerungsbilder im freien Fall. Kaufmann ordnet sie in Kapitel: Frühe Kindheit. England. Auf dem Weg zum fünften Kontinent. Australien. Kreuz und quer und in der DDR. Geschichten aus aller Welt, von Menschen gelebt in unterschiedlichen Gesellschaftsver-

suchen, erzählt von einem, der diese Menschen leibhaftig berührt hat und von ihnen berührt wurde, sonst würden sie nicht immer wieder auftauchen vor dem inneren Auge des Mannes, den man einen Meister der short story nennt. In diesem Buch sind die stories

„shorter“ denn je. Schlicht und ohne Wortspielzeug bringt Kaufmann seine Erinnerungen zu Papier. Er reduziert sie auf ihre Helden, die seinen Weg kreuzten, die ihn mit ihrer Solidarität, Liebe, Gerechtigkeit, mit ihrer Menschlichkeit begleitet haben. Das ist es, was für ihn zählt, was ihn, Jizchack Schmeidler, alias Walter Kaufmann, nach 90 Jahren Leben sagen lässt „Ich bin kein Opfer, fühle mich nicht als Opfer und werde hoffentlich auch keins mehr sein“. Kaufmanns short stories sind stark, und sie sind schön zu lesen. Bei aller Reduzierung verlieren sie im „Spinngewebe keinen wichtigen Faden“ (sein literarisches Credo) und sind eine Botschaft für uns – nicht nur für Juden – und für die, die unseren Weg kreuzen. Walter Kaufmann „Die meine Wege kreuzten“, 168 Seiten, ISBN 978-3-947215-24-9 MECKLENBURG-SCHWERIN delüx 1/2018


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KOLUMNE

Brahms, Chaplin und der Frühling In einem Schlager stellt Roger Whittaker die Frage: „Lieben Sie Brahms, Madam oder lieben Sie mich?“ Hätte er mich das direkt gefragt, dann würde ich mich für Brahms entscheiden. Als Kind wurde mir das von ihm komponierte Wiegenlied „Guten Abend, gute Nacht“ vorgesungen. Ich fand es schön und auch etwas gruselig wegen der mit Näglein besteckten Decke. Dass mit den Näglein Gewürznelken gemeint waren, hat mir damals niemand erklärt, aber ich habe ja auch nicht nachgefragt. Schön wurde das Lied für mich vor allen Dingen durch die zweite Strophe, die mich im Traum ins Paradies führte. Im wirklichen Leben fühlte ich mich tatsächlich wie im Paradies, als ich als Studentin in den Sommerferien mit hundert anderen jungen Leuten zum Poetenseminar nach Schwerin reisen durfte. Unterrichtet wurde im märchenhaften Schloss der Stadt von guten Schriftstellern und untergebracht waren wir dort auch. Wir machten im Schloss so manche Nacht zum Tag, redeten und tauschten Bücher aus, die es in der DDR nur unter dem Ladentisch oder gar nicht zu kaufen gab. So kam ich zu einem Buch von Francoise Sagan. Es trug den Titel „Lieben Sie Brahms…“. Erzählt wird die Geschichte der Liebe einer

40-jährigen Frau zu einem 15 Jahre jüngeren Mann, was damals noch als Provokation galt. Die Frage, die im Titel gestellt wird, kann ich seit langer Zeit mit einem eindeutigen Ja beantworten. Obwohl Brahms behauptet hat, dass ihm dichtende oder musizierende Frauen ein Gräuel sind. Ich denke, da hat er geschwindelt. Denn die Komponistin und Pianistin Clara Schumann war ihm kein Gräuel. In seinen Briefen nennt er sie „geliebte Clara“. Musik von meinem geliebten Brahms höre ich mir immer zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt an – und zwar, wenn der Frühling im Anmarsch ist. Von seinen sechszehn Walzern für Klavier wähle ich dann immer die Nr. 15. Diese Musik steigert enorm meine Vorfreude auf diese Jahreszeit. Und ich weiß stets genau, wann der Frühling kommt, weil ich mich nach den Angaben von Kurt Tucholsky richte. Er schrieb: „Das Lenzsymptom zeigt sich zuerst beim Hunde, dann im Kalender und dann in der Luft.“ Ich kann den Frühling tatsächlich riechen. Und dann marschiere ich los. Erfreu mich, weil ich weder Haus noch Hof besitze, an den üppig blühenden Butterblumen in den Vorgärten. Endlich sitzen in meiner kleinen Stadt wieder Menschen auf den Stühlen vor den Cafés. Vom Eise befreit sind laut Goethe in dieser

Zeit Strom und Bäche, und nach meiner Feststellung bekommen jetzt auch die Menschen endlich wieder einen holden belebenden Blick. Ich weiß nicht, ob es allen so geht, aber ich bin im Frühling stets voller HoffnungsGlück. Und ich habe ständig „Veronika, der Lenz ist da“ im Ohr. Manchmal schleicht sich aber auch der Ungarische Tanz Nr. 5 von Brahms hinein. Immer dann, wenn ich an einem Frisör Geschäft vorbei komme. Der Blick hinein erinnert mich an die Szene aus dem Film „Der große Diktator“, als Chaplin zu dieser Musik von Brahms wahnsinnig genial einen Kunden rasiert. Wenn ich in so einem Moment Brahms im Ohr und Chaplin vor Augen habe, dann fühle ich mich wie im Frühlingstraumparadies.

DITTE CLEMENS

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am 18.9.2018 um 20 Uhr in Schwerin 2018 geht Sascha Grammel mit seiner Show "ICH FIND'S LUSTIG" erneut auf Hallentour durch Deutschland und Österreich. Am 18. September wird er in der Schweriner Sport- und Kongresshalle zu Gast sein. Alle Puppen sind wieder mit an Bord auf Grammels Gute-LauneKahn! Die Zuschauer dürfen jede Menge herrliche Albernheiten, irrer Ãœberraschungen und auch bwegende Momente erwarten. Mehr wird noch nicht verraten!

Sascha Grammel und seine vorwitzigen Puppen.

Tickets beim Ticket-Service der Sport- und Kongresshalle Schwerin und telefonisch unter 0385-76190190 C. M.

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Foto: Jens van Zoest




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