Di ev i el enGes i c h t er desRu ms
Bi t t e k l i e n
INTERVIEW
Die vielen Gesichter des Rums
Ian Burrell war Basketballer, Rapper (der Jamaikaner Shaggy ist ein entfernter Verwandter) und Barmann. Seit einem Jahrzehnt ist der Gründer des Londoner Rum-Fests die weltweit gefragte Instanz, wenn es um die Zuckerrohr-Spirituose geht. Mit Rafael Topf sprach er über Cola-Rum, Totenwachen und die Attraktivität von Rum für Frauen. Burrell: „Rum macht Spaß, Rum ist Energie“
Del Fabro: Mister Burrell, wie wird man eigentlich Rum-Botschafter?
ren-Akzent“. Später kam ich dann auch bei Veranstaltungen zum Einsatz, merkte aber bald, dass ich viel zu wenig von der Produktion wusste. Da bin ich Burrell: Ich bin in einem jamaikanischen Haushalt dann auf eigene Rechnung ein halbes Jahr durch die in London aufgewachsen, da Karibik getourt. 1998 war ich war praktisch überall Rum. Im der erste Brand Ambassador Badezimmer für medizinische überhaupt in Großbritannien. Zwecke, denn wenn Dich DeiAls dann die Anfragen aus ne Schwester beißt, kommt Australien kamen, auch dort Rum auf die Wunde. Auf der meine Vorträge zu halten, war Ian Burrell Zahnpasta war Rum und so ich richtig stolz. Als unabhänweiter. Aber als Basketballprofi giger Rum-Typ, wie ich es hat mich das anfangs nicht so nenne, machte ich mich dann interessiert. Richtig angefangen hat es eigentlich mit 2004 selbstständig, ein Jahr später gründete ich mit all meinen Ersparnissen das erste Rum-Fest der Welt einem Radiospot für die Rummarke „Appleton Estain London. te“, die liebten meinen jamaikanischen „Alther-
Wenn Dich Deine Schwester beißt – tu Rum drauf!
Burrell: Rum macht Spaß, Rum ist Energie. Und vor allem ranken sich so viele Geschichten um ihn. Vergessen wir nicht, vor 300 Jahren war Rum die wichtigste Spirituose der Welt, man verwendete ihn sogar als Ersatz-Währung. Daher spielt er auch in vielen Kulturen so eine wichtige Rolle, bei uns in Jamaika etwa glaubt man, dass er die Duppies, böse Geister, vertreibt. Der jährlich aus den Fässern verdunstende „Angels‘ share“, immerhin rund 6% auf Jamaika, heißt daher auch „Duppies‘ Share“. Bei Beerdigungen wird etwa während des „9 Nights“-Rituals, das so viele Nächte neben dem Sarg des Verstorbenen dauert, Rum getrunken. Da sind dann alle
Erst seit wenigen Jahren ist dieser Rum von der Urlaubsinsel im Indischen Ozean erhältlich und begeistert mit seinem markanten Geschmack: Zu den Schokonoten und der Süße kommt sein ausgeprägtes Erdnussaroma.
Exquisites aus der Dominikanischen Republik: Fruchtigintensive Orange, Holzund Ledernoten prägen diesen mindestens 12 Jahre gereiften Rum, der sich zum puren Genuss oder als Begleiter zur Zigarre ideal eignet.
Langsam und in größerer Höhe als in der Karibik reift Perus Beitrag zur Rum-Szene. Bereits als weltbester Rum ausgezeichnet, entdecken immer mehr Bartender die komplexen Noten des im Solera-Verfahren gereiften Peruaners.
GOLD OF MAURITIUS Dark Rum Fl 0,7 l
BRUGAL Siglo de Oro Fl 0,7 l
RON MILLONARIO Solera 15 Fl 0,7 l
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34,20 (41,04)
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Del Fabro: Was fasziniert Sie eigentlich so sehr am Rum?
√ 105,00 (126,00)
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39,90 (47,88)
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Die vielen Gesichter des Rums
Vielfältig: „Es gibt Rum für jeden: Für Wodka-Trinker und Single Malt-Freunde“
fröhlich, bis auf den, der die Flaschen bezahlen muss. Barbados sieht den Rum überhaupt als Religion an, immerhin wurde hier 1657 das erste Mal das Wort dafür verwendet, davor sprach man von „Killdevil“ oder „Guildive“. Die tägliche Rum-Ration für Seeleute der britischen Royal Navy soll man ebenfalls nicht vergessen, sie wurde erst in den 1970 Jahren abgeschafft. Und wenn man die Brasilianer fragt, dann ist sowieso ihr Cachaça der erste Rum – immerhin, das Wort Melasse stammt tatsächlich aus dem Portugiesischen („melaço“ heißt so viel wie Honig). Del Fabro: Abgesehen von der Kulturgeschichte, was prägt den Geschmack?
Burrell: Rum ist sicher die vielseitigste Spirituose. In meiner Bar „Cottons“ in Camden haben ich rund 300 verschiedene Flaschen stehen. Es gibt einen klaren, leichten Rum, der für Wodkatrinker geeignet ist, aber auch fassgelagerte Qualitäten mit einer Tiefe und Geschmacksvielfalt wie ein Single Malt. Dazu kommen die süßeren Stile, die momentan Rum für Frauen so interessant machen – im Gegensatz zu den kantigeren Whiskies sind die Rums zugänglich und daher auch für viele Frauen ein attraktives Getränk. Del Fabro: Macht es diese Vielfalt – sowohl bei der Produktionsart, als auch im Geschmack –dem Konsumenten nicht schwer, den Überblick zu behalten? Burrell: Das ist natürlich Vor- und Nachteil zu-
gleich. Aber wenn wir es positiv betrachten, kann auch niemand Rum definieren und sagen „Nur so gehört das“. Und damit kann man schlicht die Behauptung aufstellen, wenn jemand Spirituosen trinkt, dann gibt es auch einen perfekten Rum für ihn. Und den finde ich. Del Fabro: Was aus europäischer Sicht verwundert, ist das Fehlen einheitlicher Richtlinien. Etwa, wenn man im Vergleich an die schottische Whisky-Produktion denkt. Zumal ja die Karibik als Herzstück der Produktion kein so wahnsinnig großes Gebiet ist. Burrell: Im Grunde wäre das eine gute Idee, aber den Rum kannst Du nicht zähmen. Es gab immer wieder Initiativen, darunter auch eine mit EU-Geld
In den USA bereits erfolgreich, wird dieser Blend aus einfach destilliertem Column Still-Rum und doppelt gebranntem Pot StillRum nun auch in Europa entdeckt. Er stammt aus dem Geburtsland des Rums, Barbados.
Von den britischen Jägern der Rum-Schätze stammt diese Abfüllung aus Panama, die nicht nur ein beachtliches Alter aufweist. Vor allem begeistern die Aromen der Fasslagerung, die zwischen Vanille und Lakritze oszillieren.
Elixir nach kubanischem Stil: Der im SoleraVerfahren gereifte Rum aus der Dominikanische Republik darf nur von Familienmitgliedern komponiert werden. Legendär vielschichtig und trocken, erinnert er fast ein wenig an Cognac.
MOUNT GAY Black Barrel Fl 0,7 l
RUM NATION Panama 18 Jahre Fl 0,7 l
MATUSALEM Gran Reserva 23y 40% Fl 0,7 l
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INTERVIEW
Geistreiche Geister-Vertreibung: Rafael Topf und „Mr. Rum“ Ian Burrell beim Fachsimpeln.
geförderte, die versuchte die Wertschöpfung vom Zucker auf das „Nebenprodukt“ Rum zu verlagern. Aber Rum wird in so vielen Ländern produziert, dass es immer schwierig ist zu vereinheitlichen. Die West Indies Rum & Spirits Producers’ Association (WIRSPA) hat etwa das Siegel Authentic Caribbean Rum (ACR) entwickelt, das in einigen Märkten beworben wird. Aber da einigt man sich zum Beispiel darauf, dass es keine Zusätze zum Rum geben soll. Dann sagt das eine Land, ich möchte Zucker oder Gewürze beifügen, weil wir das immer gemacht haben und ein anderes sieht darin einen unerlaubten Zusatz. Und irgendwann kommt man dann beim Zuckerrohr-Destillat auf die Frage: Ist Zucker ein Zusatz oder nicht?
Del Fabro: Was würden Sie dann einem Einsteiger servieren, was ja viele Österreicher beim Rum sind? Burrell: Am ehesten etwas Leichteres, also Rum, der ein bis zwei Jahre gereift wurde. Das kann Bacardi Blanco sein oder der sechs Jahre gereifte weiße Diplomatico. Wenn jemand Wodka-Tonic trinkt, dann wäre das ein guter Ausgangspunkt. Am besten kombiniert man Rum in einem Drink, den er bereits kennt und lässt ihn dann seinen Geschmack weiterentwickeln. Del Fabro: Was macht der Rum-Botschafter eigentlich, wenn ein Gast im „Cottons“ seinen Rum mit Cola trinken will?
Burrell: Das hatte ich erst unlängst, als ein Gast fragte, was der beste Rum in der Bar ist. Das ist natürlich sehr individuell und so konnte ich keine Empfehlung geben. Also fragte er nach dem teuersten. Der kostet 20 Pfund (ca. 28 Euro) als Shot und den wollte er dann mit Cola trinken. Sein Argument konnte ich schwer entkräften: „Wenn das der beste Rum ist, macht er sicher auch mein Lieblingsgetränk Cola-Rum besser“. Ich habe ihn letzten Endes nur ersucht, zu seinem Rum das Cola extra zu trinken. So bekommt er die Süße des Cokes, aber auch die Feinheiten des Rums gehen nicht verloren. Am Ende trank er dann vier davon. Aber es soll bitte keiner sagen, „das geht nicht“, wenn ein Gast das gerne so trinkt.
NEUE AUFMACH UNG
Der unverzichtbare Bestandteil für die wieder populären Tiki-Cocktails wie den Zombie oder Mai Tai: Aus Sherryund Bourbonfässern stammt der kräftige Rum aus Trinidad, der exotischen Cocktails den Tiefgang verleiht.
Gediegen wie ein Mahagoni-Tisch und dabei erstaunlich günstig für seine lange Lagerung ist dieser Geheimtipp aus der Dominikanischen Republik. Ein Rum für Kenner, mit satter Aromatik und intensiver Würze.
Der Solera-Rum aus dem Hochland von Guatemala reift nach wie vor im „Haus über den Wolken” heran und bekommt so sein süßintensives Profil geändert hat sich die Aufmachung des Premium-Produkts.
PLANTATION Original Dark Overproof 73% Fl 0,7 l
QUORHUM 23y 40% Fl 0,7 l
ZACAPA Centenario Sistema Solera 23 40% Fl 0,7 l
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20,30 (24,36)
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51,20
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42,80 (51,36)
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