Licht als medial-ästhetischer Raum
Kursdokumentation von Fine Böhm – 707016 fb_a Marie Kemmerer – 707001 fb_a Denis Kreuzer – 713496 fb_g im Juli 2009
Projekt IV / »Licht« unter der Leitung von Laurent Lacour und Prof. Hartmut Raiser
Fotoreihe Schattenversuche Recherche Interview mit Dr. Quarch Projekt
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Inhalt
»Every one is a moon, and has a dark side which he never shows to anybody.« Mark Twain
Schattenversuche
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Erste Aufgabe im Projekt war es, eine Fotoreihe zu erstellen, die sich mit dem Thema »Licht« im Allgemeinen beschäftigt. Es war freigestellt, in welche Richtung sich die Bilderserie entwickelt und welche Thematik sie beinhaltet. Unsere dreiteilige Fotoserie befasst mit der Kehrseite des Lichtes, dem Schatten. Wir wollten die Entstehung, die Veränderung der Form und die Vergänglichkeit festhalten und mit Alltagsgegenständen sichtbar machen. Die Aufnahmen greifen den kurzlebigen und wandernden Schatten und wollen ihn festhalten. In verschiedenen Zeitabständen haben wir den Schattenwurf an unseren Objekten verfolgt und abgebildet. Das erste Objekt war ein Fahrrad, das wir auf einem Feldweg positioniert haben. überraschend war hier, wie detailliert sich der Schatten dargestellt und auf dem Boden abgezeichnet hat. Er wandert mit dem Uhrzeiger sinn um das Fahrrad und durch den Zeit intervall von 20 Minuten zwischen den einzelnen Bildern ist die Vergänglich keit der Zeit deutlich zu erkennen. Der Schatten bildet ein wunderschönes und klar gezeichnetes Pendant zum Original. Der zweite Gegenstand war ein Straßenschild, dessen Schattenwurf wir nicht nur durch eine Foto grafie
festgehalten haben, sondern Schattenversuche die Konturen des Schattens mit Kreide auf der Straße nachgezeichneten. Der zeitliche Abstand zwischen den Bildern beträgt 15 Minuten und durch die zweidimensionale Darstellung der Umrisse auf der Straße entsteht hier ein dynamisches Abbild des eigentlich festen Körpers. Das letzte Objekt haben wir passend zum Thema Licht gewählt. Eine alte Nachttischleuchte wurde freihängend über einen Gehweg platziert, so dass sich der Schatten auf diesen abbildet. In Abständen von 10 Minuten wurde der Schattenverlauf fest gehalten und auch hier wieder mit Kreide nachgezeichnet. Durch das kurze Zeitintervall zwischen den einzelnen Aufnahmen entsteht ein ästhetisches Abbild der Schatten und bildet einen zeitlichen Fächer. Diese Installation beinhaltet auch einen kommunikativen Aspekt, da Passanten in das Ensemble aus Licht und Schatten integriert werden. Resümee: Licht und auch Schatten sind kein fassbares Element. Beim Festhalten der Schattenbilder ist uns die Vergänglichkeit der Erscheinung bewusst geworden. Jede Wolke vertrieb das Licht und lies uns so erkennen, in welchem unzertrennlichen Zusammenhang Hell und Dunkel stehen.
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There are two kinds of light — the glow that illumines, and the glare that obscures. James Thurber
Recherche
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Bei der Recherche zum Thema war es uns wichtig, einen möglichst breit gefächerten Informationsfluss zu bekommen und uns von vornherein nicht einzugrenzen. Über verschiedene Ansätze wie Glanz und dessen Anziehungskraft sowie Licht als Auslöser für Krankheiten sind wir zu unseren zwei Hauptthemen gelangt, die wir uns für eine tiefere Analyse ausgesucht haben. Die Gegenüberstellung von Licht und Schatten sowie deren philosophische und mythologische Wahrnehmung. Schatten als Anzeichen von Dunkelheit, ein Zwielicht mit Nachtgestalten und die Angst, die damit oft verbunden ist. Licht als positive Erscheinung, gebrochenes Licht in natürlichen Erscheinungen wir dem Regenbogen oder einem Prisma, und die Auswirkung auf den Menschen.
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Recherche
Lichtphänomene in der Natur Interview mit Meterologen/Astrologen Eurpean Space Agency - European Space Operations Centre, Darmstadt
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Lichtphänomene in der Natur Interview mit einem Biologen
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Reaktion auf Licht bei Mensch und Natur Interview mit Facharzt
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Geführt vom Licht Interview mit Verkehrsexperten, Polizisten Orientierung, Übersicht, Kommunikation
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Lichtstimmungen Interview mit Stadtplaner, City-Light-Werber
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Verlust von Raum und Zeit Interview mit Chemiker, Selbstversuche, Stroboskop-Fotografie, UV-Licht, Laser, floureszierende Chemikalien – 21 –
LAPP Interview mit Light Art Performance Photographer
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Unsichtbares Licht Interview mit Panzerfahrer Motion Tracking, Restlichtverstärkung, Ultraschallbild, Röntgen, Wärmebild
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»Wo Licht ist, ist auch Schatten« Interview mit Maler Weiß Grau Schwarz, Schattenspiele, Licht in der Kunst
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Anziehungskraft des Lichts Glanz, Produktgestaltung, Oberflächen, Materialien, Reflexion, Spiegelung
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Interfaces Interview mit Interface-Designer Kommunikation zwischen Mensch und Maschine
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Speichern mit Licht Interview mit einem Optotechniker Fotografie, Datenträger, EAN-Codes, optische Geräte
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Mythen, Sagen und Hollywood Interview mit einem Regisseur »Lichtgestalt«, hell & dunkel, gut & böse
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Glanz und Anziehungskraft Verführung und Versuchung- zwischen Sein und Schein- Fragilität und Massivität Institut für Kristallzüchtung in Adlershof/BerlinSpiegelung und Brechung: Rechtecke, Rauten und Dreiecke
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Der Diamant Wegen seiner geheimnisvollen Entstehung und Seltenheit, seiner ausgesprochenen Härte und vor allem wegen des magischen Funkelns spielt der Diamant seit langem eine große Rolle in der Geschichte der Menschheit. - verkörpert unbezahlbare Emotionen; - Assoziation mit Mythos, Exklusivität, Königtum und Liebe Es hängt vom Können des Schleifers ab, das im Diamanten verborgene Feuer zu entfachen. Der Schliff ermöglicht dem Diamanten den best möglichen Gebrauch des Lichts > 57 Facetten Die Römer hielten Diamanten sogar für Sternensplitter, die vom Himmel auf die Erde gefallen waren - die alten Griechen glaubten an die Tränen der Götter.
Glanz und Anziehungskraft Interview mit einem Mineralogen Lichtbrechung – glitzern, funkeln, glänzen, strahlen, scheinen, schimmern
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Werwolf Legende - Veränderung bei Mondschein - Bezug zum Mond (Mondschein/ Vollmond) - Verwandlung relativ langsam - mit Vorwarnung - Mutation - Mensch – Tier - übergangsweise - zeitlich begrenzt - zurück in Urzustand - eine Art »Krankheit« - Zustand ungewollt Vampir Legende - UV-Licht - Bezug zur Sonne - Beginn Sonnenuntergang - Ende Sonnenaufgang - Zerstörung - zerfällt zu Staub - ohne Vorwarnung - plötzlich - überraschend - dauerhaft - Vampir ist der »eigentliche« Zustand - Untoter
Mythen und Legenden mit Licht Interview mit einem Vampir Zwielichtige Gestalten, Vorkommen bei Nacht und Dämmerung, Kurzzeitiges erscheinen
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Symbolik, Religion, Mythen Interview mit einem Philosophen
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»Mehr Licht!« Goethe
Interview Dr. Christoph Quarch, Philosoph
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Während der Recherche zum Thema kristallisierte sich für uns der Wunsch heraus, nicht nur die oberflächlichen und offensichtlichen Seiten des Lichts zeigen wollen. Wir haben versucht, die Aufgabe von einem philosopischen und tiefer gehenden Ansatz zu betrachten und zu analysieren. Die Auseinandersetzung mit der religiösen Seite, den Mythen und der philosophischen Betrachtung des Lichts weckte in uns den Wunsch, einen Ansprechpartner zu finden der uns in allen drei Aspekten kompetente Antworten geben kann. Dr. Christoph Quarch bot uns die Möglichkeit ihm Fragen zu seinem philophischen Ansatz zum Thema Licht, dem »Lumen Naturale« zu stellen. Das Gespräch fand in seinem Garten in Fulda statt.
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Interview Dr. Christoph Quarch, Philosoph
Erstmal vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Viellicht könnten Sie sich erst einmal kurz vorstellen, bevor wir mit dem Interview beginnen? Ja, das kann ich machen. Mein Name ist Christoph Quarch, ich bin, wie alt bin ich denn, 44 jahre alt, habe theologie und philosophie sutidiert und bin ein promivierter philosoph, also habe meine doktorarbeit in der philosophie geschrieben, habe dann lange zeit als journalist gearbeitet in verschiedenen tätigkeitsfeldern war zuletzt chefredakteur einer zeitschrift in frankfurt, war aber auch einige jahre programmchef beim deutschen evangelischen kirchentag, und hab aber neben all diesen tätigkeiten immer meine lust und liebe zur philosophie bewahrt und hab deswegen hier in fulda ein philosophisches cafe eröffnet wo ich regelmäßig veranstaltungen mache und im augenblick arbeite ich freiberuflich als autor und freischaffender philosoph. Vielen Dank. Wir haben uns im Rahmen eines Projektes der Hochschule Darmstadt, bei dem es um das Thema »Licht«, und Marie hatte uns dann erzählt, dass Sie Dich kennt, weil sie auch schon einmal im Philosophischen Cafe war und ihre Eltern Dich auch privat ein wenig kennen. So kamen wir drauf, das Licht einmal von einer anderen Seite zu betrachten, als wir es jetzt in unserem Berufsfeld tun würden, gerade in Bezug auf Kunstlicht im Vergleich zum »lumen naturale«. Deshalb haben wir Dich ausgesucht. Das ehrt mich. (lacht). So, dann fange ich mal an mit der ersten Frage. Gab es einen bestimmten Augenblick, der dich diesen Lebensweg hat einschlagen lassen bzw die Philosophie zu einem so wichtigen Lebensinhalt zu machen? Ich wüsste nicht, ob es wirklich einen bestimmten Augenblick gegebn hat, das ist eher eine Entwicklung gewesen, die über mehrere Jahre hinweg gegangen ist. Das ist aber tatsächlich so, ich kann mich noch ganz gut daran erinnern, dass es eine Situation in meiner Schulzeit gab, wo ich sozusagen das Tor zu einer geistigen Welt geöffnet habe. Das wurde mir vermittelt durch einen guten Englischlehrer, den zu haben ich das Glück hatte. Ich habe auch bereits in der Schule Philosophie als Unterrichtsfach gewählt, das konnte ich machen, und habe von Anfang an eine Leidenschaft empfunden für die alte griechische Philosophie. Das hab ich dann irgendwie ein Stückchen aus den Augen verloren aber als ich dann zu studieren anfing, ist mir das wieder begegnet. Und dann bin ich quasi immer auf dieser Spur geblieben. Ich hatte nur angefangen als Theologiestudent, aber bin dann auch in die Philosophie gewechselt. Ich habe einfach gemerkt, das ist meine Sache, meine Leidenschaft, das macht mir Spaß und so ist das halt über die Jahre entstanden Gab es einmal den Moment des Zweifels? Also wo Du gedacht hast, vielleicht ist eher doch nichts? Naja, ich meine immer wieder. Es ist halt schon so, die Philosophie ist nun mal ein Geschäft, dass, wie soll man sagen, es erfordert einen gewissen Idealismus. Vor allem wenn man Philosophie studiert bereitet man sich nicht auf einen Beruf vor. Ich meine, was macht ein Philosoph? Er sitzt irgendwann in seinem Garten und lässt sich Interviewen. Aber es ist eben keine Berufsausbildung. Man qualifiziert sich für kein klassisches Berufsfeld. Und deswegen war immer wieder die Frage, was mach ich denn jetzt eigentlich damit bzw. bin ich
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auf dem richtigen Weg. Aber ich kann nur sagen, über die Jahre habe ich gemerkt, dass ist einfach das Thema, das mich am meisten interessiert, was mich fesselt, und deswegen bin ich diesem Weg treu geblieben. Unsere zweite Frage ist, geht alles vom natürlichen Licht aus? Kann man grundsätzlich sagen, dass der Mensch danach lebt? Hhm…das ist natürlich eine schwierige Frage. Da müsste man jetzt erstmal überlegen, was heisst dieses natürliche Licht, dieses »lumen naturale«. Ich hab das ja sozusagen nur zum Namen meiner kleinen Philosophischen Firma gewählt, und so gesehen hat das für mich eine gewisse Bedeutung. Die philosophische Tradition, aus der dieser Begriff kommt, »lumen naturale«, unterscheidet das natürliche Licht vom Licht der Offenbarung, das heißt vom Licht der Religion. Das heißt das natürliche Licht ist demnach das Licht der menschlichen Vernunft, also das jenige, worauf wir Menschen kommen können, wenn wir versuchen wollen, die Welt zu verstehen. Also das, was wir nicht aus den schriften der Religion gelernt haben, sondern was wir über unser eigenes Nachdenken herausfinden können. Das ist eigenlich das, was natürliches Licht meint. Die Philosophen, die mit dieser Idee ernst gemacht haben, also die an so etwas wie das natürliche Licht geglaubt haben, haben das getan weil sie davon ausgegangen sind, es waren letztlich auch oft Theologen, dass die Wahrheit dieser Welt, die Wahrheit des Lebens, nicht alleine durch besondere Offenbarungen wie in der christlichen Tradition vermittelt werden kann, sondern das sie wirklich jedermann offen steht. Das heißt, die Vorstellung ist, dass das natürliche Licht von Gott ausgeht und das es dem menschlichen Verstand zugänglich ist, sodass wir die Welt und das Leben verstehen können. Also ist das »lumen naturale« eher etwas Gläubiges oder eher etwas, was man auch als nicht Gläubiger Mensch sehen kann. Naja, im Prinzip schon. Eigentlich ist es gerade so, dass die Philosophie sich von der Theologie darin untescheidet, dass sie daran glaubt, dass sich die Wahrheit dieses Lebens, die Wahrheit dieser Welt durch unsere menschliche Einsicht, durch unseren Verstand erschliessen lässt, während die Theologie zumindest, war es im Mittelalter diese Konstellation, davon ausgeht, dass wir darauf angewiesen sind, dass der heilige Geist oder die Autoren der heiligen Schrift eine Offenbarung gewähren, durch die wir die Welt verstehen können. Also, will sagen, Lumen naturale ist eigentlich ein, naja wie soll man sagen, ein Konzept, dass sich gegenüber der Religion abhebt, und sagt, wenn wir Menschen etwas aus unserem Leben machen wollen, wenn wir die Welt so verstehen wollen wie sie ist, sind wir nicht auf die Zeugnisse der Religion angewiesen. Was die Theoretiker des natürlichen Lichts, zu denen ich mich tendenziell auch zählen würde, mit den Theologen verbindet, ist die Überzeugung, dass es so etwas wie eine Wahrheit gibt, dass es einen Sinn gibt. Nur wie gesagt, die Philosophie,in der Tradition des natürlichen Lichts, des »lumen naturale« glaubt, dass können wir Menschen Kraft unserer Einsicht, die Theologie geht davon aus, das es dafür die Offenbarung Gottes bedarf. Wie definierst du Ausstrahlung, und ist Ausstrahlung das gleiche wie das natürliche Licht? Hhmm… Ausstrahlung das gleiche wie natürliches Licht. Ähhm… Ausstrahlung. Ist natürlich auch ein zweideutiges Wort. Ich
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definieres es jetzt mal so, wie es mir in den Kram passt. Dann definiere ich jetzt Ausstrahlung als etwas wie der Glanz, der von Schönheit ausgeht. Wenn man das so definiert, dann kann ich das Wort Ausstrahlung in eine gewisse Nähe, in ein gewisses Verhältnis zu dem setzen, was ich das natürliche Licht nennen würde. Und das ist ein alter philosophischer Gedanke den ich mir hier zu eigen mache, und der aus altgriechischen Philosophie herrührt, vor allen Dingen von Platon, der einmal gesagt hat, dass die Schönheit die Strahlende Erscheinung der Wahrheit ist, das hervorleuchtenste. Damit ist gemeint, dass eben das, worum es uns im Leben letztlich geht, ich würde das hier als Frage nach dem Sinn des Lebens definieren, etwas ist, dass uns in Gestalt von Schönheit begegnet. Und Schönheit ist das, was Ausstrahlung hat. Schönheit ist etwas, dass immer da wo es uns begegnet, unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht. Einem schönen Menschen, einer schönen Frau, einem schönen Mann können wir uns nicht entziehen. Er nimmt uns gleichsam gefangen und zieht uns in seinen Bann. Aber das nicht deswegen, so argumentiert ja die Philosophie, weil, ich sag es jetzt mal etwas salopp, so attraktiv ist oder weil diese Person einem Schönheitsideal entspricht, sondern deswegen, weil an einem schönen Menschen, an einer schönen Erscheinung, an einer schönen Blume einem schönem Baum einer schönen Natur, einer schönen Musik sinnlich erfahrbar wird, was die Wahrheit ist, was der Sinn des Lebens ist. Genau das ist es, was mit dem Begriff »lumen naturale« natürliches Licht gemeint ist. Das ist das Licht, was in der Natur leuchtet, das im Menschen leuchtet, also ausserhalb der heiligen Schrift, was uns überall begegnen kann, was wir Menschen, einfach in dem wir uns dafür öffnen und uns dafür empfänglich machen, verstehen und begreifen können. So gesehen ist Ausstrahlung, das gilt auch für das, was man langläufig die Ausstrahlung eines Menschen nennt, ist Ausstrahlung die sinnliche Erfahrung von Wahrheit, von dem, wie das Leben sein kann, wenn man von ihm sagen kann, dass es stimmt. Wie bringt man sein inneres Licht zum leuchten bzw. kann man erlernen, es stärker leuchten zu lassen? Absolut. Klar, also das möchtet ihr gerne wissen?! In dem man ein wahres Leben führt. Also wenn es tatsächlich so ist, dass Schönheit, Ausstrahlung ein erscheinen von Wahrheit ist, ein Erscheinen von Sinn ist, dann ist das, worauf es im Leben letztlich ankommt nicht mehr und nicht weniger als ein wahres und sinnvolles Leben zu führen. Jetzt fragt ihr natürlich, was bedeutet das und wie mach ich das. Da wird die Sache schon etwas schwieriger. Aber man kann es eigentlich auf eine ganz gute Formel bringen, und das war auch etwas, was ich versucht habe in einem meiner Bücher auf den Punkt zu bringen. Da würde ich sagen, ein wahres Leben ist ein stimmiges Leben, ist ein Leben, in dem man mit sich und der Welt im Gleichgewicht ist. Harmonie ist der klassische Begriff. Wie kommt man in Harmonie, wie kommt man zu Stimmigkeit die diese Ausstrahlung, diese Schönheit, das Leuchten ausmacht. Das wichtigste dafür ist es, ein möglichst klares Bewusstsein dessen zu gewinnen, wer man ist. Sich wirklich klar zu machen, was habe ich für Anteile am Leben. Auch die Schattenseiten. Ja, so lange du ganz viele Schattenseiten an dir hast, kannst du nicht strahlen. Weil dann mischt sich viel Dunkel und viel Schatten mit rein, wenn du aber Ausstrahlung gewinnen willst, wenn du ein Leben führen möchtest, was in diesem Sinne Strahlkraft besitzt, musst du deine eigenen Schattenseiten anschauen. Du musst schauen, wer
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bin ich und was für Anteile habe ich an mir. Und dann musst du schauen, wie du diese Inneren Anteile die du hast, ins Verhältnis setzt, dass du sie auch bejahen kannst. Und das du nicht mit dir selber im Klinsch liegst. Wenn du das tust verlierst du Energie und diese Energie die du da verlierst für den Kampf mit dir selber, die fehlt dir in der Ausstrahlung um die es hier geht. Also, es ist ein innerer Weg, der zu so etwas wie Ausstrahlung führt, zu etwas wie Wahrheit und zu etwas wie Schönheit führt. Ja vielleicht darf ich noch ein Wort dazu sagen, denn der entscheidende Begriff in diesem Zusammenhang ist noch nicht gefallen. Der entscheidende Begriff ist der Begriff Liebe. Es gibt von einer ganz guten Freundin von mir, Eva-Maria Zurhorst ein ganz schönes Buch, das heißt »Liebe dich selbst und es ist egal, wen du heiratest!«. Man könnte das auch so umformulieren, dass man sagt »Liebe dich selbst und du wirst Ausstrahlung haben!«. Und in dem Maße, in dem es dir gelingt dich selber zu lieben, gerade auch mit den Schattenseiten, in dem Maße wird es dir auch gelingen mit dir ins Gleichgewicht zu kommen, mit Dir im Einklang zu sein. Und das ist das, was Ausstrahlung ausmacht. Und das ist das, was das Glänzen erzeugt. Also heißt das, man findet das innere Licht, in dem man sich selber treu bleibt und den Weg geht, den man am Besten mit sich selber vereinigen kann. Das man Leben kann, ohne irgendwie zu denken »Mach ich´s, oder mach ich´s nicht?« sondern 100% von der Entscheidung überzeugt ist, die man gefällt hat. Jein. Es ist nicht immer so, dass wir die richtigen Entscheidungen treffen. Also Fehler gehören dazu? Fehler gehören dazu. Gerade. Fehler sind gut, weil Fehler uns immer darauf aufmerksam machen, welchen Aspekt wir noch nicht gesehen haben. Fehler sind sehr gut. Und jede Krise in die wir gestürzt werden führt uns weiter, weil sie uns auf ein nicht erledigtes Thema stürzt. Aber der entscheidende Punkt ist schon der, sich wirklich darüber im klaren zu werden, wer bin ich. Und das kann etwas ganz anderes sein als das Bild, das ich mir von mir selber mache. Das ist eine Erfahrung, die ganz viele Menschen machen, dass sie glauben sie tun das was sie wollen, die aber überhaupt keine Ausstrahlung haben. Außer vielleicht einer sehr kalten, einer sehr egozentrischen Ausstrahlung, die aber nicht wärmt. In der Nähe solcher Leute wird einem kalt anstatt warm. Da würde ich nicht von Ausstrahlung reden. Und das ist halt oft ein Indiz dafür, dass man einem Bild folgt, das man von sich selber gemacht hat und dieses Bild dann mit aller Macht und Gewalt versucht umzusetzten. Das ist aber nicht eine Tat der Liebe, sondern die Liebe, die was mit Wahrheit und mit Sinn zu tun hat macht sich eigentlich frei von den Bildern. Ja, wenn du halt einen Partner hast, und du machst dir ein Bild von ihm und deine Liebe gilt diesem Bild, dann wird er sich früher oder später bei dir beklagen, weil er merkt, dass die Liebe nicht ihm gilt. Und dann wird diese Beziehung nicht funktionieren. Genauso ist es mit dem Verhältnis zu dir selbst. Also es geht schon darum herauszufinden, wer ich wirklich bin und nicht einfach nur was ich will. In der klassischen Sprache, das ist jetzt allerdings schon mehr Psychologie als Philosophie unterscheidet man da zwischen dem SELBST und dem ICH oder der SEELE und dem ICH. Nicht das ICH hat Ausstrahlung, sondern
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was Ausstrahlung hat ist die SEELE. Und die große Aufgabe, die uns allen im Leben gestellt ist, ist unsere SEELE zum Strahlen zu bringen. Was aber oft bedeutet, dass ICH in den Hintergrund treten zu lassen. Die nächste Frage wäre, was hat Licht für Auswirkungen auf das menschliche Befinden? Sowohl das innere Licht als auch das natürliche. Wo das Licht ist fühlt man sich wohl. Licht ist anziehend. Licht tut uns gut. Ich glaube das ist ganz eindeutig so, und das gilt sowohl für das Licht der Sonne oder dem Tageslicht. Kein Wunder, dass die Leute in Norwegen, wo es ungefähr 6 Monate im Jahr keine Sonne gibt mehr an Depressionen leiden, als in Italien wo mehr die Sonne scheint. Also Licht tut dem Menschen gut, aber das gilt eben auch für das geistige Licht. Deswegen fühlen sich Menschen immer da wohl, wo sie Leuten begegnen die dieses innere Strahlen haben, die diese Ausstrahlung haben. Warum? Weil diese Menschen sie daran erinnern, ohne das sie sich das bewusst machen, wie das Leben eigentlich sein könnte, wenn ich ganz bei mir wäre. Und wenn ich mich wirklich auch mit den Schattenseiten lieben könnte. Wenn ich das innere Licht, das in mir ist, zum Strahlen bringen könnte. Deswegen, wo dieses Glänzen, dieses Strahlen ist fühlen sich Menschen wohl. Das tut uns gut. Glaubst du, wir suchen uns unbewusst auch unser Umfeld nach dem Strahlen der Menschen aus? Das hängt davon ab, wie empfänglich sie dafür sind. Ich sehe immer mit einigem Kummer, dass es viele Menschen in dieser Welt gibt, die den Sinn für die Schönheit, für dieses Glänzen total verloren haben. Die sich eher nach dem Dunkeln sehnen. Weil das Dunkle sie vielleicht weniger fordert. Weißt du, das Licht, das Strahlen, das fordert uns heraus. Das verlangt eigentlich von uns, selber Strahlen zu wollen. Und dort, wo ich sag mal Menschen einen natürlichen Sinn für das Leben haben, werden sie das als für sich attraktiv erleben. Weil es ihnen zeigt, wohin eigentlich die Reise des Lebens geht. Nämlich zu dieser inneren Schönheit, zu diesem Glänzen, zu der Wahrheit die sich dort zeigt. Aber wie gesagt, ich nehme wahr, dass viel Dunkel in der Welt ist, und das es viele Menschen gibt, die gar keine Sehnsucht nach dem Licht verspüren, die sich lieber in Höhlen eingraben. Die damit aber sich auch dem Leben verweigern, die sich vielleicht zerstreuen, anstatt sich am Licht zu ergehen. Das sind so Dinge, die mir einigen Kummer machen und meine philosophische Arbeit zielt eigentlich genau dadrauf, Menschen wieder den Sinn für die Schönheit, für das Licht zurückzugeben. Was glaubst du woran das liegt, dass Menschen sich immer mehr in die Schattenwelt zurückziehen? Das hat verschiedene Gründe. Ich denke, dass hat es schon immer gegeben. Es gibt es vielleicht in unserer Gegenwart besonderen Maße, weil es einfach viele unerledigte Themen gibt. Das hat was mit der Geschichte zu tun, hat auch mit der Vergangenheit in Deutschland wo es einfach auch sehr viele dunkle Schattenseiten gibt, die wir alle mit uns tragen und die wir ungerne anschauen. Und um sich nicht diesen Schattenseiten widmen zu müssen guckt man sich dann irgendwelche Filme an, die von Gewalt und Tot und Mord und den dunklen Seiten des Lebens handeln. Weil sie uns davon ablenken, was uns wirklich betrifft und was uns wirklich
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was angeht. Ich könnte mir vorstellen, dass es damit zusammenhängt. Und es wird dann aber ganz stark unterstützt und fokussiert durch eine Unterhaltungsindustrie, durch eine mediale Industrie, die halt einfach weiß, dass das Dunkle, das Lebensfeindliche in gewisser Hinsicht eine höhere Faszination hat als das Helle, zumal dann, wenn man eben dem Anspruch des Lebens ausweichen möchte. Und das ist wie gesagt das, was ich häufig sehe. Es liegt aber auch einfach daran, das es so wenig Orte und Menschen gibt, schon in der Schule und den Universitäten im Bildungswesen, die auch den jungen Menschen schon wirklich Sehnsucht und Hunger aufs Leben vermitteln. Da gibt es nach meinem Dafürhalten viel zu tun. Woran liegt es, dass Licht immer positiv und Schatten immer negativ behaftet ist? Es ist tatsächlich schon immer so gewesen und auch die Mythologien aus der ältesten Vorzeit sehen immer das Licht als das Reich des Lebens und das Dunkel als die Totenwelt. Der philosophische Weg wird auch schon bei Platon, als einen Weg aus dem Dunkel der Höhle in das Licht der Sonne beschrieben. Also das scheint schon sehr architypisch in der menschlichen Seele verankert zu sein, dass wir mit dem Licht eher das Positive, die Wahrheit und den Glanz assoziieren und dem Dunkel eher das Gegenteil davon. Ich glaube aber, es liegt auch an dem, was wir schon besprochen haben, das Licht nämlich uns Menschen einfach gut tut und das wir uns im Licht wohl fühlen. Es liegt vielleicht auch daran, das Licht etwas ist, das etwas zum Vorschein kommen lässt. Ohne Licht tritt nichts zu Tage, ohne Licht würde alles im Dunkeln verharren. Licht ist eigentlich das, was uns überhaupt erlaubt die Wirklichkeit zu bewahren und dadurch auch die Wahrheit zu erfahren. Nachts sind alle Katzen grau, im Dunkeln kann man keine Unterschiede machen. Im Dunkeln kann man sich nur vorantasten, aber man ist eigentlich in einem schattenhaften Dasein. Und hattest Du schon einmal negative Erfahrungen mit Licht? Das du sagst, es ist nicht so, wie ich es gelernt oder bis jetzt immer erfahren habe? Das würde ich so nicht sagen. Ich kann das vom Licht und mir nicht unbedingt sagen. Natürlich gibt es negative Erfahrungen des Lichtes. Man kann geblendet werden von der Helle des Lichtes, und dann sieht man erstmal gar nichts mehr. Es gibt halt einen klassischen philosophischen Text, der eine ganz schöne Geschichte von dem Weg aus der Dunkelheit in das Licht erzählt. Ich hatte das vorhin schon einmal erwähnt, und zwar ist das »Das Höhlengleichnis« von Platon, das eigentlich ein Gleichnis für den philosophischen Erkenntnisweg ist. Und dieses Gleichnis funktioniert halt so, dass ein Mensch im Laufe seiner philosophischen Bildung, oder überhaupt seiner Bildung aus dem Dunkel einer Höhle in das Licht des hellen Tages tritt. Und jedes mal, wenn er einen wirklichen Fortschritt macht, kriegt er es mit hellerem Licht zu tun, innerhalb der Höhle findet er dann ein Feuer, dann tritt er aus der Höhle heraus, blickt ins Tageslicht und dann schaut er auf das Spiegelbild der Sonne im Wasser und zuletzt auf die Sonne selbst. Das sind alles Metaphern für die unterschiedliche Entwicklungen des Menschlichen Bewusstseins. Und jedes Mal weist Platon darauf hin, dass es schmerzhaft ist, ein weiteres und helleres Bewusstsein zu bekommen. Sowie eben der Blick in ein helleres Licht uns blendet. Das mag im übrigen auch, das ist ganz gut das du danach fragst, der Grund dafür sein, dass
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es heutzutage so viele Menschen gibt, die das Licht scheuen, weil es tatsächlich unbequem ist. Weil es schmerzhaft ist, die Dinge mit einem klaren Blick der Wahrheit sehen zu müssen. Grade auch wenn es darum geht, uns selber zu verstehen oder zu begreifen, dass wir Schattenseiten an uns haben oder das wir einem Selbstbild aufgesessen sind, dass sich als trügerisch erwiesen hat. Das tut weh, weil es Veränderung verlangt. Und die Menschen heute scheuen ncihts so sehr, wie die Veränderung. Das mag was damit zu tun haben, dass Licht, wo es heller wird, wo es sich mehr zeigt und wir die Dinge besser verstehen können, zunächst mal blenden. Und dadurch auch eine schmerzhafte Erfahrung sein kann. Aber das sind genau die Krisen, die uns im Leben voran bringen. Und denen auszuweichen heißt letztendlich, nicht leben zu können. Was war deine schönste Begegnung mit Licht? Meine schönste Begegnung mit Licht,…gibt viele schöne Begegnungen mit Licht. Jetzt wo wir darüber reden wird mir eigentlich zum ersten mal klar, dass es vielleicht kein Zufall ist, dass eines meiner größten Hobbies die Photografie ist, was ja auf Deutsch nichts anderes heißt als die Lichtzeichnung. Ich glaube ich bin tatsächlich auch ganz sensibel für Licht und wenn ich Fotografiere dann schau ich natürlich immer das ich irgendwie ein gutes Licht finde. Es gibt dieses gute Licht, und es gibt Tage, dass kann ich auch hier in meinem Garten erleben, wo ein ganz besonderes Licht ist. Ein Licht, in dem die Dinge einfach klarer zu Tage treten. An denen man die Dinge klarer sieht, aber gleichzeitig auch sich selbst klarer sieht und sich selber des Lebens bewusster ist. Das sind Lichterfahrungen, wo es eine ganz faszinierende Entsprechung gibt zwischen dem Licht sozusagen draußen im Freien und dem inneren, dem »Lumen Naturale« in mir. Da gibt es eine Korrespondenz. Das weiß jeder Mensch, der mal einen Sonnenaufoder untergang gesehen hat, mit einem leuchtenden Farbenspiel. Der weiß, wie tief einen das auch im Inneren berühren kann, wenn man dieses Licht wahrnimmt. Wovon ich immer noch träume ist es, einmal das Polarlicht zu sehen, das ist eine meiner größten Sehnsüchte. Das stelle ich mir fantastisch vor. Man kann es auch hören. Es ist eine hochfrequenzige Schwingung, also zumindest wenn man wirklich weit oben im Norden ist. Ich werde im Juli wahrscheinlich nach Grönland fliegen, vielleicht erlebe ich es ja dann. Zum Schluss hätten wir noch zwei Fragen, die jetzt nicht unbedingt mit dem inneren Licht zu tun haben. Wenn wir jetzt weiter recherchieren wollen, gibt es einen bestimmten Philosophen, oder einen Anhaltspunkt den du uns geben würdest? Also auf jeden Fall Platon. Den habe ich ja schon erwähnt. Die Philosophie des Westens kreist ständig um das Lichtthema, das ist beim »Lumen Naturale« so. Und der Hintergrund ist letztlich schon die Philosophie Platons, der halt als der erster wirklich komplett in seinem Werk gehalten die Quelle ist, aus der alle anderen geschöpft haben. Und Platon verwendet ständig diese Metaphern, ich hab ja von dem Höhlengleichnis erzählt, es gibt noch ein Sonnengleichnis, das taucht immer wieder bei ihm auf. Und damit hat er eigentlich dem europäischen Nachdenken diese Leitmetapher von Licht und Dunkelheit ein für alle mal eingeschrieben. Interessant ist aber in der neueren Philosophie auch ein Philosoph wie Heidegger, der zum Beispiel Wahrheit als die Lichtung des Seins definiert. Das jetzt zu erklären würde ein bisschen
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zu weit führen aber der Heidegger hat auch, weil er sich sehr an die griechische Philosophie angelehnt hat, mit der Lichtmethapher gearbeitet. Es ist wirklich ein Motiv, dass sich durch hält im europäischen Denken, wohl auch, weil es so eine unmittelbare Evidenz hat. Es leuchtet einfach jederman ein. Worüber wir jetzt nicht gesprochen haben, ist das es auch in der Theologie eine riesige Bedeutung hat. Also, das Licht scheint in der Finsternis, ist eines der Worte das in der Osterlithurgie auftaucht, die ganze Bildsprache, gerade des Osterfestes ist das Motiv das halt in der Nacht des Todes das Licht entzündet wird, das die Menschen erleuchtet und so weiter und so fort. Also es taucht auch wirklich überall auf und hat dann auch große Auswirkungen auf die Architektur genommen. Zum Beispiel im Hochmittelalter, in einer Zeit als man anfing wieder stärker mit den griechischen Texten Platons und der Platonika zu beschäftigen hat das seinen Niederschlag in der Theologie darin gefunden, dass man angefangen hat gotische Kathedralen zu bauen, die lichtdurchflutete Räume schaffen. Ja, vorher gab es eher diese erdenschwerden eher dunklen romanischen Basiliken, jetzt hat man gothische Kathedralen gebaut mit Glasfenstern, die von aussen sozusagen einen Lichtraum erschaffen, der für den spirituellen Raum des von Gott durchleuchtet sein stehen sollte. Also es ist ein Motiv das immer wiederkehrt und es ist wirklich aufregend zu sehen wie sich das durchzieht. Aber noch mal, die Quelle ist immer Platon. Hast du ein Lieblingszitat zum Thema Licht? Ein Lieblingszitat zum Thema Licht…da hätte ich mich jetzt besser drauf vorbereiten müssen. Wir haben uns nämlich Gedanken darüber gemacht und gemerkt, dass es im Alltag viele Redewendungen zum Thema Licht gibt. Zum Beispiel »Am Ende des Tunnels ist immer ein Licht«, »Es geht einem ein Licht aus« usw. Es ist interessant. Mir fallen da jetzt zwei Dinge ein, aber ich kann die jetzt nicht wörtlich zitieren. In Zitaten bin ich nicht so sehr gut. Einmal ist es ein Wort aus der, ich bin ja nun mal Philosoph und Theologe, und das ist ein philosphisches Wort und es ist ein Wort aus der Bibel. Das philsophische Wort ist das was ich schon kurz erwähnt hatte und von dem Schönen als dem hervorleuchtensten Sein entspricht. Ja, da sehe ich immer so ein glänzendes Licht, das unsere Aufmerksamkeit auf sich lenkt und das alles auf sich hinzieht. Das vor allen Dingen auch dazu führt das wir in Liebe und Leidenschaft zum Leben entbrennen, das ist ein wunderbares Bild, das ist der Goldglanz der Schönheit, der uns Menschen unwiderstehtlich dazu anhält, wirklich etwas aus unserem Leben zu machen. Zur Blüte zu kommen. Das andere fällt mir jetzt grade ein, ich weiß gar nicht warum, aus der Bergpredigt das Wort wo Jesus sagt, niemand stellt sein Licht unter einen Scheffel sondern stellt es in die Mitte des Hauses, damit es allen leuchte. Und ich denke das ist auch ein guter Satz, der auch für denjenigen gilt, der sich für das natürliche Licht stark macht. Jetzt noch eine Frage in eigener Sache. Für unser Projekt sollen wir eine Aktion, Skulptur, Installation oder ähnliches zum Thema Licht entwerfen. Wie würdest du so was angehen bzw. was würdest du machen? Kein leichtes Thema. Habt ihr schon mal von den Arbeiten von Yvonne Goulbier gehört? Das ist eine Lichtkünstlerin aus
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Hannover. Sie macht ganz tolle Lichtkunst, hat gerade in Kirchen sehr viel gearbeitet. Da kann ich dir gleich noch was zeigen von ihr. Also es ist halt so, ich finde Licht wirkt immer dort am Stärksten, wo es sparsam eingesetzt wird. Ein dunkler Raum, in dem es nur ganz wenige Lichtquellen gibt, hat eine Wirkung, der kann sich niemand entziehen. Deswegen ist es auch eine Erfahrung, die jeder mal machen kann, der bei irgendwelchen spirtuellen Feieren dabei ist. Ein Feuer wird entzündet im Dunkeln, eine dunkle Kriche und eine Kerze wird entzündet. Das sind solche urmenschlichen Szenen, die einen zutiefst berühren. Deswegen, wenn man mit Licht als Werkstoff in der Kunst arbeitet, finde ich es immer faszinierend, einfach einen starken Effekt von Licht und Dunkel herzustellen. Das finde ich auch, wenn man sich Bilder anschaut in der Fotographie oder auch in der bildenden Kunst. Es sind eigentlich die Bilder, die uns am meisten faszinieren, die sowohl ganz scharze SChwarztöne als auch irgendwo ganz weiße Weißtöne in sich haben. Wo halt einfach die Kontaste da sind und wo die Spannung gegeben ist. Vielen vielen Dank für Ihre Zeit.
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»Man muss nicht das Licht des anderen ausblasen, um das eigene leuchten zu lassen.« Aus Griechenland
Projekt
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Bei der Themensuche für unser Projekt haben wir alle Vorarbeiten zum Thema Licht mit einfließen lassen. Es war uns wichtig, einem Zusammenhang zwischen der poetischen Bilderreihe, den zwei Hauptthemen unseres Researchs, Licht und Schatten, und dem Interview mit Dr. Christoph Quarch herzustellen. Die Gestaltung, der Inhalt und die Aussage die wir mit unserem Projekt treffen wollen, sollen aus allen drei Bereichen der Vorarbeiten im Projekt zusammen geführt werden. Als Ort für unsere Lichtinstallation haben wir den Herrengarten im Herzen von Darmstadt gewählt. Tagsüber als Oase und Treffpunkt für junge Leute genutzt wird der Herrengarten abends bzw. nachts eine Mülldeponie und Ort für Kleinkriminalität. Um auf diese Thematik aufmerksam zu machen, haben wir ein Konzept entwickelt, in dem wir den Müll umnutzen und als strahlende Skulptur im Herrengarten positionieren wollen. Wir versuchen, Licht ins Dunkel zu bringen und auf die Problematik des Mülls hinzuweisen. Bei einem Termin im Grünflächenamt von Darmstadt haben wir unsere Idee den Verantwortlichen für den Herrengarten sowie der EAD Darmstadt vorgestellt und sind auf ein positives Echo
gestoßen. Während dem Gespräch haben sie uns Lösungsansätze sowie Informationen bezüglich der anfallenden Müllmenge gegeben und uns ihre Unterstützung sowie Hilfe bei der Umsetzung zugesichert. Die Lichtskulptur die wir entwickeln, wird aus gepressten, fluoreszierenden Leuchtkuben bestehen. Der anfallende Müll im Herrengarten wird über einen Zeitraum von 3 bis 4 Tagen gesammelt und auf der zentralen Wiese zu einem Müllberg gerächt. Anschließend wird er in der Müllpresse mit Kleister und Gips vermischt und zu einem Kubus gepresst. Mit Hilfe von Schwarzlicht werden die Kuben beleuchtet und zum einen auf einem zentralen Punkt im Herrengarten gestapelt sowie unter Bäumen gruppiert. Sie sollen skulptural wirken und Lichteffekte setzen. Unterstützt wird die Licht skulptur noch durch einen Film, der die Anhäufung des Mülls, das Zusammenrächen und die endgültige Skulptur festhalten soll. Durch diese Interaktion und Performance wollen wir die Besucher des Parks auf die Aktion aufmerksam machen und zum Nachdenken animieren. Es soll den sozial-kritischen Aspekt des Projekts unterstreichen und zusätzlich Nachhalt gewähren.
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Projekt
Impressionen Skulpturen, Recycling
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Impressionen Skulpturen, Recycling
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Idee 1
Idee 2
Idee 3
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Darmstadt
Lageplan Herrengarten
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Storyboard Müll im Herrengarten wird zu Würfeln gepresst.
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Konstruktion Der Grundkörper der Müllpresse besteht aus einem weiss beschichteten Holzkubus, der oben und unten offen ist. Die Grundmaße sind 50˟50˟75 cm. Die einzelnen Seiten des Kubus werden verleimt und geschraubt. Der Aufsatz, mit dem der Müll in Form gedrückt wird, wird mit Hilfe eines Stahlrohrs, ø 3,5 cm, an dem Kubus befestigt. Anleitung Der Müll wird zusammen mit dem Bindemittel Gips und Wasser in den Kubus geschaufelt. Durch den Pressmechanismus und dem Gips als Kleber wird der Müll so stark verdichtet, dass er in sich stabil ist und in Form bleibt.
Technische Zeichnung
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