departure Look/Book 2007: Creative Vienna/Die Moderne Stadt

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-PPL #PPL – 2007

Creative Vienna / Die Moderne Stadt


departure wirtschaft, kunst und kultur gmbh Eine Initiative der Stadt Wien. Ein Unternehmen des Wiener Wirtschaftsfรถrderungsfonds. / An initiative of the City of Vienna. An enterprise of the Vienna Business Agency.


Look / Book – 2007

Verlag für moderne Kunst Nürnberg



It’s only just begun – NORBERT KETTNER

(d) — „Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele.“ Das Zitat von Picasso hat auch für die Creative Industries seine Gültigkeit. Diese fegen den Staub aus den Ecken einer Stadt, sorgen für frischen Wind und ermöglichen die fruchtbare Symbiose zwischen Tradition und Moderne. Die Creative Industries tragen dazu bei, Wien zu einer pulsierenden Metropole zu machen, die ihre neue Aufgabe im Zentrum des modernen Europas wahrnehmen kann. Für die Wirtschaft dieser Stadt, den Arbeitsmarkt, aber auch für die Atmosphäre, die Lebensqualität und die Zukunft dieses Ortes brauchen wir kreative Köpfe und innovative Ideen. departure hat in den letzten drei Jahren wichtige Impulse in diese Richtung gesetzt. Doch die Reise hat eben erst begonnen. Es gilt weiter, die wichtigen Themen und zukunftsträchtigen Tendenzen der Branche aufzuspüren und zu fördern, Bedürfnisse rechtzeitig zu erkennen und offensiv anzugehen. Dabei jedoch nicht bemutternd zu agieren und ein schützendes Glashaus zu konstruieren, sondern Wirtschaft und Kultur so zu verbinden, dass beide Seiten nachhaltig profitieren. Die andauernde Begleitung einer dynamischen Branche verhindert das Festhalten an veralteten Denkmustern und unproduktiven Stillstand. So wird und muss sich departure gemeinsam mit den kreativen Unternehmern dieser Stadt weiterentwickeln und entfalten. 2007 war geprägt von einer organisatorischen und inhaltlichen Konsolidierung von departure. Seit der Gründung im

September 2003 ist departure zu einem fixen Instrument der Wirtschafts- und Kulturpolitik geworden, hat wichtige Impulse gesetzt und Wiens Ruf als moderne und zeitgemäße Metropole weit über die Grenzen hinaus gefestigt. Wenn ich ab September 2007 meine neue Funktion als Tourismusdirektor von Wien antrete, wird genau diese Positionierung Wiens als Stadt, in der sich kulturelles Erbe und zeitgemäßes Leben, Tradition und Moderne hervorragend ergänzen, eine zentrale Herausforderung sein. Auch in dieser Hinsicht blicke ich voll Spannung in die Zukunft und freue mich jetzt schon auf die unzähligen Ideen, die in dieser Stadt noch geboren und hoffentlich mit Hilfe von departure auch umgesetzt werden. Dass der WienTourismus in Zukunft verstärkt auch auf die Leistungen der Kreativwirtschaft dieser Stadt verweisen wird, liegt damit auf der Hand. Ein Dank gilt dem hervorragenden, professionellen, engagierten und beherzten Team von departure, ohne das der sprichwörtliche „departure spirit“ niemals entstanden wäre, natürlich Edeltraud Stiftinger, die das Thema Creative Industries erstmals von der wirtschaftlichen Seite besah, der Stadt Wien, die sich mit departure auf ein wirkliches Experiment mit offenem Ausgang eingelassen hat. — (e) — “Art washes away from the soul the dust of everyday life.” This quotation by Picasso also applies to the creative industries. They sweep away the dust from all corners of the city, stimulate, and promote the fruitful

symbiosis between tradition and modernity. The creative industries contribute to making Vienna a vibrant metropolis which is able to fulfill its new task in the center of modern Europe. The economy of this city, its job market, atmosphere, quality of life, and future depend on creative minds and innovative ideas. Over the past three years departure has given momentum to this development. But the journey has only just begun. Important topics and forward-looking trends need to be identified and promoted. To recognize needs on time and tackle them head on. Any mothering or protective attitude, however, is completely inappropriate. Instead, we have to create a link between economy and culture from which both sides may benefit. By continuously providing support to a dynamic branch of industry we may avoid that outdated patterns of thinking and unproductive stagnation persist. departure’s task in the future will be to further develop, as will the creative enterprises of this city. 2007 was characterized by the consolidation of departure – both as regards organization and content. Since its establishment in 2003 departure has given fresh impetus to Vienna’s economic and cultural policy, of which it has become an important instrument, and thus contributed to securing the city’s reputation as a modern and up-to-date metropolis far beyond Austria’s borders. To enhance Vienna’s standing as a city in which cultural heritage and contemporary life, tradition and modernity perfectly complement each other will be one of the great challenges of my new position as managing director of the Vienna Tourist Board, which I will assume as of September 2007. Thus I am looking forward to an exciting future filled with innumerable ideas that will originate in this city and hopefully will also be implemented with the support of departure. The Vienna Tourist Board will thus in future increase its efforts to make the achievements of the Viennese creative industries more widely known. I would like to express my thanks to the excellent, professional and committed team of departure, who developed a true “spirit of departure” , and of course to Edeltraud Stiftinger, who was the first to consider the creative industries from an economic point of view, and to the City of Vienna which engaged in the departure experiment without knowing what would come out of it. —


– maßgeschneiderte Förderprogramme für die Wiener Creative Industries: departure_classic, departure_focus, departure_pioneer, departure_experts / tailor-made funding programs for the Viennese creative industries: departure_classic, departure_focus, departure_pioneer, departure_experts

– Förderprogramme seit August 2004 / funding programs since August 2004

– eingereichte Projekte / submitted projects


– geförderte Projekte / funded projects

– Millionen Euro Gesamtfördersumme / million Euros of total funding

– Millionen Euro privates Invest wurde durch die departure Förderungen ausgelöst / million Euros of private investments were triggered by departure funding

– Arbeitsplätze konnten so entweder gesichert oder neu geschaffen werden / jobs were secured or created


Kreativität und Experimentierfreudigkeit / Creativity and an eagerness to experiment – MICHAEL HÄUPL Bürgermeister der Stadt Wien / Mayor of the City of Vienna

6 — Michael Häupl


(d) — Wien liegt heute im Zentrum einer sich rasch urbanisierenden, grenzüberschreitenden Region. Die künftige Stadtentwicklung ist untrennbar mit der wirtschaftlichen Dynamik und Innovationsfähigkeit des gesamten zentraleuropäischen Raums verbunden. Die Bedeutung der sogenannten „kreativen Klasse“ ist ein zentraler Punkt in allen aktuellen Stadtentwicklungsdiskussionen. Denn das Bild der modernen Städte wird von dieser neuen gesellschaftlichen Klasse geformt. Die Kultivierung und Anwendung von Kreativität wird zum entscheidenden Alleinstellungsmerkmal in der heutigen Wissensgesellschaft. Die Creative Industries tragen insofern ein hohes Potenzial für die Schaffung von Wohlstand und neuen Arbeitsplätzen in sich. Daher sind sie auch zu einem integrativen Bestandteil der Wiener Förderungspolitik geworden. Ein Klima der Kreativität und Experimentierfreudigkeit ist unerlässlich für urbane Zentren der Zukunft. Wien geht mit departure deshalb den Weg der aktiven Förderung der Creative Industries und greift durch themenspezifische Förderprogramme regelmäßig aktuelle Tendenzen auf. Das jährlich erscheinende Look/Book bietet einen spannenden und kulinarisch aufbereiteten Überblick der durch departure geförderten Projekte und zeigt auf beeindruckende Weise den Erfolg des Engagements sowie die kreative Kraft unser Stadt. Ich bin immer wieder beeindruckt von der Vielseitigkeit der geförderten Unternehmen. Das Look/Book macht Lust, diese junge, dynamische Seite Wiens jährlich neu zu entdecken, sich in Ateliers und Betrieben aufmerksam umzusehen und von den zahlreichen präsentierten Projekten inspirieren zu lassen. Die kreativen Unternehmerinnen und Unternehmer machen deutlich, dass die Stadt Wien ein fruchtbarer Nährboden für innovative Ideen sein kann und soll. —

(e) — Today, Vienna lies at the heart of a rapidly urbanizing, trans-boundary region. The future urban development is inseparably connected with the economic dynamics and the ability for innovation of the entire Central European region. The importance of the socalled “creative class” is a central issue in all current discussions of urban development as the appearance of modern cities is formed by this new social class. In modern, knowledgebased society, the cultivation and implementation of creativity are becoming distinguishing characteristics. The creative industries carry high potential for the generation of prosperity and new job opportunities. Hence, they have become an integral part of the promotional policy in Vienna. A climate of creativity and eagerness to experiment is essential for the urban centers of the future. With departure, Vienna actively promotes the creative industries and regularly picks up new tendencies in this sector through specific support programs. The annually published Look/Book offers an exciting and appealingly presented overview of projects sponsored by departure. It is an impressive display of the success of the commitment as well as the creative force in our city. I am always impressed by the versatility of the sponsored businesses. The Look/Book makes you want to discover this young, dynamic side of Vienna anew each year, invites you to take a close look around studios and businesses and to take inspiration from the numerous projects presented here. All these creative businesses are proof that the City of Vienna can and should be fertile ground for innovative ideas. —

Vorwort / Preface — 7


Neue Impulse geben / Providing a new impetus to economic life – RENATE BRAUNER Vizebürgermeisterin der Stadt Wien / Vize-Mayor of the City of Vienna

(d) — Wien ist die fünftreichste Region Europas, hat eine wichtige Drehscheibenfunktion zwischen West und Ost und entwickelt sich zum Zentrum für Creative Industries. departure fördert diese wichtige Säule des Wirtschaftsstandortes Wien nun seit über drei Jahren gezielt und mit sichtbarem Erfolg. Denn neue Ideen, innovative Projekte und das kreative Potenzial junger Unternehmerinnen und Unternehmer sind für den Wirtschaftsstandort Wien im internationalen Standortwettbewerb unerlässlich.

klar, dass in den Bereichen Mode, Musik, Design und Multimedia ein enormes Potenzial vorhanden ist, das dem Wiener Wirtschaftsleben neue Impulse geben kann: etwa das Unternehmerzentrum Rochuspark, die neue Online-Welt von Avaloop oder die internationalen Erfolge von Designerinnen wie Claudia Brandmair und Ute Ploier.

Die vergangenen drei Jahre haben bewiesen, dass Direktförderungen von Kunst und Kreativität keine „stranded investments“ sind und departure sich zu einem departure kümmert sich nicht nur um die europaweit anerkannten Vorzeigemodell finanzielle Unterstützung der Unternehfür wirtschaftlich orientierte Innovationsmen, sondern begleitet diese auch bei deren förderung im Kreativbereich entwickelt Entwicklung und unterstützt sie durch hat. Diesen erfolgreichen Weg gilt es mukonkrete Serviceleistungen, wie beispielstig und „kreativ“ fortzusetzen. Denn das weise die Einrichtung des departure_ bedeutet Wachstum und Arbeitsplätze für expertenpools. Diese kuratierte Onlineden Wirtschaftsstandort Wien. — Plattform zur gezielten Vermittlung von Unternehmensexpertinnen und -experten (e) — Vienna ranks fifth among Europe’s richest regions, acts as an important gateway soll Know-how-Transfer fördern und between East and West and is currently erleichtern. Der departure_expertenpool turning into a hub of creative industries. For wurde in Hinblick auf die beiden neuen Förderprogramme departure_pioneer und more than three years now, departure has been promoting this important foundation departure_experts geschaffen, ist jedoch allgemein zugänglich und soll ebenso wie of Vienna as a business location with specific die departure-Website auch als öffentliches measures and visible success, for new ideas, innovative projects and the creative potential Informationsportal verstanden werden. of young businesspeople are crucial if Vienna departure bietet somit punktgenaue, auf die Bedürfnisse der Zielgruppe zugeschnit- is to remain internationally competitive as a business location. tene Hilfestellung. Ein Blick auf den Querschnitt der Geförderten der letzen Jahre zeigt ganz 8 — Renate Brauner & Brigitte Jank

Not only does departure support companies financially, but it also sees to their develop-

ment and offers specific services, such as the establishment of the departure_expertpool. This carefully administered online platform is designed to establish contacts with appropriate business experts, and to promote and facilitate the transfer of know-how. The departure_ expertpool was established with departure_ pioneer and departure_experts, two new funding programs, in mind. It is, however, open to the general public as well and, like the departure website, meant to provide a public information portal. departure thus offers well-directed assistance, tailored to the needs of its target group. Looking at the cross-section of enterprises funded in recent years, it becomes obvious that the potential in the fields of fashion, music, design and multimedia is enormous and can provide a new impetus to economic life in Vienna: this is illustrated for example by the Rochuspark business center, the new online world of Avaloop or the international success of designers such as Claudia Brandmair and Ute Ploier. The last three years have proved that direct funding of art and creativity is no “stranded investment” , and that departure has become an outstanding model of how innovations in the creative industries can be promoted with commercial interests in mind, a model that is appreciated all over Europe. What we have to do is continue on this successful path in a courageous and “creative” way, for it leads to economic growth and the creation of jobs for the business location Vienna. —


Kreative Kraft / Creative power – BRIGITTE JANK Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien / President of the Vienna Economic Chamber

(d) — Kreativität in der Wirtschaft nimmt einen immer wichtigeren Stellenwert ein. Bestehende Strukturen zu hinterfragen und neue, andere, kreative Sichtweisen in den Unternehmensalltag zu integrieren ist für viele Unternehmer selbstverständlich, um weiteres Wachstum zu generieren und die Herausforderungen eines globalen Marktes zu meistern. Neben der Qualität der Produkte und Dienstleistungen sowie der Innovationskraft unserer Unternehmen ist die kreative Kraft der Menschen in unserer Stadt zum unverzichtbaren Faktor für die positive Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Wien geworden. Wien gilt zu Recht als kreatives Zentrum Österreichs: Der Kreativstandort Wien schafft es auf eindrucksvolle Weise, eine Symbiose aus kulturellem Erbe und neuen jungen Kreativleistungen entstehen zu lassen. Und gerade diese jungen Kreativen verdienen besonderes Augenmerk, denn die außergewöhnliche Bandbreite ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten ist ein für Wien essenzieller Wirtschaftsfaktor. Um Unternehmen den Zugang zu deren Leistungen zu erleichtern und den Kreativen eine kostenlose Präsentationsmöglichkeit zu bieten, hat die Wirtschaftskammer Wien www.creativespace.at ins Leben gerufen. Mit dieser Netzwerkplattform wollen wir etablierte Unternehmen verstärkt zu Kooperationen mit kreativen Köpfen anregen – mit dem Anspruch, dass beide Seiten davon profitieren.

Das departure Look/Book gibt in diesem Jahr erneut einen ausgezeichneten Einblick in das facettenreiche Schaffen heimischer Kreativer. Ich freue mich über diese Entwicklung sehr und bin überzeugt, dass das Look/Book 2007 ein wichtiger Beitrag ist, um Unternehmen zu Kooperationen mit Kreativen zu motivieren, und damit Auslöser für die Umsetzung inspirierender Projekte wird! — (e) — Creativity is of increasing significance for the economy. To question existing structures and to integrate new and creative approaches into day-to-day business life has become an integral part of entrepreneurship in order to be able to further promote growth and to master the challenges of a global market. In addition to the quality of the products and services and the innovative power of our companies, the creative power of the people in our city has become an indispensable factor for the positive development of Vienna as a business location.

tion platform, and to facilitate access to their services. This network platform shall incite established companies to enhance cooperation with creative minds - from which both sides may profit! This year again the departure Look/Book provides an excellent insight into the multi-faceted activities of Austrian creative professionals. I am truly delighted about this development and convinced that the Look/Book 2007 may significantly contribute to promote the cooperation between companies and creative professionals thus triggering the implementation of inspiring projects! —

Vienna has rightly earned the reputation of being Austria’s creative center. The city has impressively succeeded in creating a symbiosis between cultural heritage and new, fresh creative achievements. And these young creative minds deserve special attention as their extraordinary scope of knowledge and qualification is essential for the Viennese economy. The Vienna Economic Chamber has created www.creativespace.at in order to provide the creative professionals with a free presentaVorwort / Preface — 9


Inhalt / Contents Vorwort /Preface Kreativität und Experimentierfreudigkeit / Creativity and an eagerness to experiment von / by — michael häupl Neue Impulse geben / Providing a new impetus to economic life von / by — renate brauner Kreative Kraft / Creative power von / by — brigitte jank

Beitragende / Contributors

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8

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20

Liquid Skin von / by — lucy.d

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various artists – sincerely yours von / by — klein records

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Collection Spring / Summer 2008 von / by — petar petrov

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__fabrics interseason protocol von / by — __fabrics interseason

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City Nomade von / by — kohlmaier

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10 — Inhalt / Contents

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NEW SHIT von / by — wendy&jim

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AQUANA for BANJA LUKA von / by — walking-chair

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Spring/Summer Collection 2008 — ropes & scarves von / by — elfenkleid

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9

Product Placement Spring / Summer Collection 2008 von / by — mühlbauer

Les Fleurs du Mal von / by — florian ladstätter

Die Moderne Stadt / The Modern City Aufbruch zur Wirklichkeit – Die neue Stadt / Let’s go for reality! von / by — peter noever

42

Peter Saville: An eye on Manchester von / by — heinz wolf

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The City of Ends von / by — christoph sattler

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Das urbane Gallier-Dorf / The urban Gaul village von / by — rainer nowak

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departure Fashion Shows 2007

Projekte / Projects – C / 0701 Acoustic Medicine Sproing Interactive Media Tupalo Virtual Photo

76 80 84 88

– C / 0603 All Austrian Arts AND_i Andreas Eberharter jewelry Electric Babes Mandelbaum Verlag Saba Song Volltext Verlag

94 98 102 106 110 114

– re:Design bkm on tour DANKLHAMPEL DESIGN Desktop Design Future Skin Johann Spitzauer Junge Typen, junges Layout URBAN TOOL Wubet

Featuring Brandmair, rosa mosa & Ute Ploier von / by — michael dürr

– F / 0601

120 124 128 132 136 140 144 148

AIRMICI Brandmair Cross-Cultural Information System FreeWings KABILJO Inc. Lobmeyr Lomography Najjar & Najjar Papermint 3D Society Siddharta Sailingyachts Ute Ploier

184 188 192 196 200 204 208 212 216 220 224

– 2004 – 2006 F / 0504 dSignUp! F / 0503 F / 0502 F / 0501 F / 0402 music to sell F / 0401

230 232 234 235 237 239 242 244

248

Anhang / Appendix departure facts

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Statistik / Statistics

264

Jurymitglieder / Jury members

265

Das Team / The team

270

Impressum / Imprint

271

– C / 0602 Conceptual Art Technologies Couch Music Publishing Rochuspark rosa mosa Screenmaster Spendenfluss.at Tag Your City

154 158 162 166 170 174 178

Inhalt / Contents — 11


Beitragende / Contributors Grafisches Gewerbe absolvierte. Seit Mitte der 90er Jahre erledigt er Auftragsarbeiten für Modedesigner und internationale Kunstund Modemagazine wie „+rosebudmagazine“, „sleek“, „qvest“, „NEON“, „i-d“, „soma“, „le purple journal“ oder „another magazine“. Stars der internationalen Mode- und Musikszene wie John Galliano, Jean-Jacques Castelbajac, Vivienne Westwood, Walter van Beirendonck, Jeremy Scott, Wendy&Jim, Olivier Theyskens sowie Jamiroquai, Kylie Minogue, Jay-Z, Vincent Gallo und Miss Kittin ließen sich von ihm porträtieren. / In the 1980s Austrian photographer Michael Dürr was a gymnast and diver before starting his international career as a fashion and commercial photographer. Born and raised in Vienna, he worked as assistant for Fritz Gotschim while studying at the College for Graphic Professions. In the mid-90s he worked for fashion designers as well as for international art and fashion magazines such as “+rosebudmagazine” , “sleek” , “qvest”,“NEON”,“i-d”,“soma”,“le purple journal” or “another magazine”. He portrayed stars of the international fashion and music scene like John Galliano, Jean-Jacques Castelbajac, Vivienne Westwood, Walter van Beirendonck, Jeremy Scott, Wendy&Jim, Olivier Theyskens as well as Jamiroquai, Kylie Minogue, Jay-Z, Vincent Gallo and Miss Kittin.

Ralf Birke, Jahrgang 1960, Ausbildung zum Redakteur bei den Nürnberger Nachrichten mit Stationen an der Journalistenschule Hagen; langjährige Tätigkeit dort und bei den Erlanger Nachrichten, beim Bayerischen Rundfunk, beim Deutschen Depeschendienst und anderen. Werbetexter und Konzeptioner für nationale Agenturen. Autor von Essays, Features und Fachbeiträgen. PR-Berater seit 1994, heute Geschäftsführer der Kommunikationsagentur Birke und Partner GmbH und Gesellschafter der Edition Spielbein in der Birke Verlagsgesellschaft mbH. / Ralf Birke, born 1960, journalist training with the newspaper Nürnberger Nachrichten, studied journalism in Hagen (Germany); many years of professional experience with Nürnberger Nachrichten and Erlanger Nachrichten, Bayerischer Rundfunk, Deutscher Depeschendienst etc. Ad writer and concept developer for national agencies. Author of essays, features and technical articles. PR consultant since 1994, managing director of the communication agency Birke und Partner GmbH and partner in the Spielbein edition of Birke Verlagsgesellschaft mbH.

– Michael Dürr

Foto / Photo: Klemens Horvath

Der österreichische Fotograf Michael Dürr ist nach seiner Karriere als Geräteturner und Turmspringer in den 80er Jahren seit 1995 als Mode- und Werbefotograf international tätig. In Wien geboren und aufgewachsen, war er als Assistent bei Fritz Gotschim tätig, während er 1994 die Schule für 12 — Beitragende / Contributors

– Stephan Hilpold

Foto / Photo: privat / private

Foto / Photo: Mile Cindric

– Ralf Birke

Stephan Hilpold, Jahrgang 1974, studierte Germanistik und Theaterwissenschaft an der Universität Wien und der University of California, Berkeley. Von 1999 bis 2003 arbeitete er als freier Kulturjournalist für die Tageszeitungen „Der Standard“, „Frankfurter Rundschau“, den Zürcher „Tagesanzeiger“, das Magazin „Theater der Zeit“ und den Hörfunk. Seit 2003 ist er beim Magazin „Rondo“ des „Standard“ tätig, seit 2005 als Redakteur für den Bereich Mode. Daneben schreibt er Theaterkritiken für internationale Zeitungen und unterrichtet seit 2006 Theaterkritik an der Universität Wien. / Stephan Hilpold, born 1974, studied German language and literature at the University of Vienna and the University of California, Berkeley. From 1999 to 2003 he worked as a freelance cultural journalist for the daily papers “Der Standard” , “Frankfurter Rundschau” and the Zurich-based “Tagesanzeiger” as well as for the magazine “Theater


der Zeit” and for the radio. Since 2003 he writes for “Rondo” , a supplement of the newspaper “Der Standard” , since 2005 he is responsible for the field of fashion. Besides he also writes theater reviews for international newspapers and holds lectures in theater review at the University of Vienna since 2006.

Lilli Hollein studied industrial design at the University of Applied Arts in Vienna and has worked as a freelance journalist and curator since 1996. She is the responsible commissioner for the Austrian contribution to the 7th Architecture Biennial Sao Paolo 2007. Lilli Hollein has curated architecture and design exhibitions, e.g. “Memphis-Kunst / Kitsch/Kult.” [Memphis – Culture/Kitsch/Cult.] at the design zone of the Looshaus and “Memphis – 21 Jahre nach der Designrevolution” [Memphis – 21 Years After the Design Revolution] at Kunsthalle Krems (2002) as well as “AustriArchitektur – sieben Debüts aus Österreich” [AustriArchitektur – Seven Debuts from Austria] at Aedes East Gallery, Berlin (June 2005), and at Zumtobel Lichtforum Wien (2006). Together with Tulga Beyerle and Thomas Geisler Lilli Hollein is also responsible for the conference “D06 – Zeitzonen” [D06 – Time Zones] and “D07 – Die Mitte” [D07 – The Center] at the University of Applied Arts Vienna as well as for “Passionswege – Designtage Wien” [Design Days Vienna] 2006, and “VIENNA DESIGN WEEKs 2007” .

Jahrgang 1979, geboren in Wien, aufgewachsen in der westösterreichischen Provinz. Studium der Theaterwissenschaft, seit ca. 2000 Nebenerwerbs-, seit 2003 Haupterwerbsjournalist. Schreibt u. a. für „profil“. Schläft und arbeitet in Wien-Mariahilf, interessiert sich mit fortschreitendem Alter zunehmend für Wohnraumbegrünung und Minimal Techno. / Born 1979 in Vienna, raised in the Western Austrian province. Studied theater sciences, started to work as part-time journalist in 2000, since 2003 full-time journalist. Writes among others for “profil” . Sleeps and works in Vienna’s 6th district. With progressing age he exhibits an increased interest in the greening of his living space as well as in minimal techno.

Foto / Photo: Markus Eiblmayr

– Lilli Hollein Lilli Hollein studierte Industrial Design an der Universität für angewandte Kunst in Wien und arbeitet seit 1996 vorwiegend als Journalistin und Kuratorin. Sie ist Kommissärin für den österreichischen Beitrag bei der 7. Architektur-Biennale Sao Paulo 2007. Als Kuratorin hat sie Ausstellungen aus den Themenbereichen Architektur und Design konzipiert, darunter 2002 „Memphis-Kunst /Kitsch/Kult“, Designzone Looshaus, und „Memphis – 21 Jahre nach der Designrevolution“, Kunsthalle Krems, 2005 in der Galerie Aedes East, Berlin, und 2006 im Zumtobel Lichtforum Wien „AustriArchitektur – sieben Debüts aus Österreich“. Zudem ist Lilli Hollein (gemeinsam mit Tulga Beyerle und Thomas Geisler als „Neigungsgruppe Design“) für die Konferenz „D06 – Zeit-zonen“ und „D07 – Die Mitte“ an der Universität für angewandte Kunst Wien und die „Passionswege – Designtage Wien“, 2006, und die „VIENNA DESIGN WEEKs 2007“ verantwortlich. /

– Andrea Hurton

Foto / Photo: privat / private

Foto / Photo: Sebastian Hofer

– Sebastian Hofer

Andrea Hurton studierte Germanistik und Romanistik in Wien. War u. a. Redakteurin bei der Wiener Stadtzeitung „Falter“, beim Kulturmagazin „Bühne“ sowie beim Frankfurter „Pflasterstrand“. Autorin mehrerer Sachbücher u. a. „Die Erotik des Parfums“, „Man benimmt sich wieder“, „1000 Tage bis zur Zukunft. Moden und Trends am Vorabend der Jahrtausendwende“ (erschienen bei Eichborn bzw. im Econ Verlag). Jüngste Buchveröffentlichungen: Beiträge in „Austrian Fashion Now! and then? Strategies and Networks of Austrian Fashion Design“, Hg. von Unit F büro für mode (Oktober 2006) sowie in „Kulturverführer Wien“, Helmut Metz-Verlag, Hamburg (November 2006). Arbeitet als Journalistin und PR-Beraterin in Wien. / Andrea Hurton studied German and Romance language and literature in Vienna. She worked among others as editor for the Viennese weekly journal “Falter”, the culture magazine “Bühne”, and the Frankfurt-based journal “Pflasterstrand” . She is the author of several specialized books: “Die Erotik des Parfums” [The Eroticism of Perfume], “Man benimmt sich wieder” [Good Behaviour is Back in Demand], or “1000 Tage bis zur Zukunft. Moden und Trends am Vorabend der Jahrtausendwende” [1000 Days to the Future. Fashions and Trends on the Eve of the New Millennium] (published by Eichborn and Econ Verlag, respectively). Recent publications include contributions to “Austrian Fashion Now! and then? Strategies and Networks of Austrian Fashion Design” , published by Unit F büro für mode (October 2006), and “Kulturverführer Wien” , Helmut Metz-Verlag, Hamburg (November 2006). She works as journalist and PR consultant in Vienna.

Beitragende / Contributors — 13


Michaela Knapp, geb. am 20. Juli 1964, lebt in Wien und ist Mutter eines Sohnes. Nach dem Studium der Theaterwissenschaft und zwei Jahren bei Ö1 war die Journalistin zehn Jahre stellvertretende Leiterin der Kulturbeilage „Schaufenster“ der Tageszeitung „Die Presse“, ehe sie im Jahr 2000 zur Kulturredaktion des Wirtschaftsmagazins „FORMAT“ wechselte. Seit 2006 leitet sie die Ressorts Kultur und Lifestyle. Daneben zahlreiche Publikationen in Katalogen, Buchbeiträge sowie die NeuKonzeption der Texthefte zur bis jetzt 15 CDs umfassenden „Amadeo-Theaterreihe“ oder die Redaktion der 1992 erschienen CD-Box: „André Heller – Kritische Gesamtausgabe 1967–1991“. Michaela Knapp führt bereits seit 2005 Interviews mit Geförderten für das departure Look / Book. / Michaela Knapp, born July 20, 1964, lives in Vienna and has one son. After studying drama and working for two years with the Austrian radio station Ö1, the journalist was deputy editor of the culture supplement “Schaufenster” for the newspaper “Die Presse” , until she joined the culture department of the business magazine “FORMAT” in 2000. Since 2006 she has been head of the culture and lifestyle department. In addition she made a name for herself with a large number of publications in catalogues, contributions to books, a new concept for the textbooks of the “Amadeo theater series” , which comprises 15 CDs up to now, and the editing of the CD-box : “André Heller – Kritische Gesamtausgabe 1967–1991” (“André Heller – Complete Critical Edition 1967–1991”) released in 1992. Since 2005 Michaela Knapp has conducted interviews for the departure Look/Book with recipients of departure funding.

Foto / Photo: privat / private

– Antje Mayer Antje Mayer (*1971) ist Gründerin des Journalistinnen-Büros in Wien www.redaktionsbuero.at (im Jahr 2000 mit Manuela Hötzl) mit Schwerpunkt Kultur, Design, Mode und Architektur in Zentral- und Osteuropa. Sie schreibt unter anderem für „Die Zeit“ (D), „Kunstzeitung“ (D), „Spike ART Quarterly“ (A) und ist seit 2004 Chefredakteurin von „REPORT Magazine for Arts and Civil Society in Eastern und Central Europe“. Sie publiziert im Rahmen des redaktionsbueros auch Bücher. Zuletzt: „Einfach! Architektur aus Österreich“. /

14 — Beitragende / Contributors

Antje Mayer (*1971) has founded the Viennese journalist office www.redaktionsbuero.at in 2000 (together with Manuela Hötzl) which focuses on culture, design, fashion and architecture in Central and Eastern Europe. She writes among others for “Die Zeit” (Germany), “Kunstzeitung” (Germany), “Spike ART Quarterly” (Austria) and has been chief editor of “REPORT Magazine for Arts and Civil Society in Eastern und Central Europe” since 2004. In the scope of her work for “redaktionsbuero” she also publishes books; her most recent publication is “Einfach! Architektur aus Österreich” [Just! Architecture from Austria].

– Peter Noever

Foto / Photo: Elfie Semotan

Foto / Photo: privat / private

– Michaela Knapp

Peter Noever ist Grenzüberschreiter und Impulsgeber – als Designer, C.E.O. und künstlerischer Leiter des MAK, Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst (seit 1986) und Gründer des MAK Center for Art and Architecture, Los Angeles (1994), als Ausstellungsmacher und Autor zahlreicher Bücher über Design, Architektur und Kunst, als Herausgeber der Architekturzeitschrift „Umriss“ (1982–1994). Zahlreiche Gastvorträge in Europa, Asien und den Vereinigten Staaten, wie etwa an den Technischen Universitäten Wien, Graz, Zagreb, Prag, Zürich (ETH), Havanna, Moskau und Krasnoyarsk, University of California, Berkeley (UCB), University of Southern California, San Diego, Ball State University, Muncie/Indiana, Southern California Institute of Architecture (SCI-Arc), Los Angeles, Staatliche Universität Tscheboksary, Tschuwaschien/Russische Föderation, Institut für Architektur, Schargorod/Ukraine. Peter Noever lebt und arbeitet in Wien. / Peter Noever, transgressor of boundaries and generator of inspiration – as designer, CEO and artistic director of the MAK, Austrian Museum for Applied Arts/Contemporary Art (since 1986) and founder of the MAK Center for Art and Architecture, Los Angeles (1994); as exhibition curator and author of numerous books on design, architecture and art; as editor of the architecture magazine “Umriss” (1982–1994). Numerous guest lectures in Europe, Asia and the United States: at the Universities of Technology in Vienna, Graz, Zagreb, Prague, Zurich (ETH), Havana, Moscow and Krasnoyarsk, at the University of California, Berkeley (UCB), University of Southern California, San Diego, Ball State University, Muncie/Indiana, Southern California Institute of Architecture (SCI-Arc), Los Angeles, Cheboksary State University, Chuvashiya/Russian Federation, Institute for Architecture, Shargorod/Ukraine. Peter Noever lives and works in Vienna.


Rainer Nowak ist WienRessortleiter der Tageszeitung „Die Presse“. Geboren wurde er 1972 in Innsbruck, nach zehn Jahren durfte er dank seiner Familie nach Wien übersiedeln. Nach der Matura studierte er dort Geschichte und Politikwissenschaften. 1996 startete er als freier Mitarbeiter im InnenpolitikRessort von Anneliese Rohrer in der „Presse“. Später schrieb er auch in der Kultur und Chronik. Seit rund zehn Jahren schreibt er als Restaurant-Kritiker über die neuen Küchen und Lokale – in erster Linie ebenfalls für „Die Presse“. 2005 wurde er Leiter des Wien-Chronik-Ressorts der Zeitung und erhielt dafür im selben Jahr vom Magazin „Der österreichische Journalist“ die jugendlich klingende Auszeichnung „Durchstarter des Jahres“. / Rainer Nowak works for the daily paper “Die Presse” as head of department of current affairs Vienna. He was born in Innsbruck in 1972, and thanks to his family moved to Vienna ten years later. After finishing school he studied history and political science before joining the daily paper “Die Presse” in 1996 as freelancer at the Austrian politics department of Anneliese Rohrer. Later on he also worked for the culture and local news departments. For about ten years he has been working as restaurant critic mainly for “Die Presse” . In 2005 he was appointed head of the Vienna local news department. In the same year he received the youthful-sounding prize “Durchstarter des Jahres” [Shooting Star of the Year] which is awarded by the magazine “Der österreichische Journalist” .

Foto / Photo: privat / private

– Karin Pollack Karin Pollack (39), geboren und aufgewachsen in Salzburg, übersiedelte 1987 in die Bundeshauptstadt. Sie hat hier Vergleichende Literaturwissenschaften, Russisch und Italienisch studiert und danach in verschiedenen Internet-Firmen gearbeitet. 1999 begann sie als Journalistin bei „profil“, 2005 wechselte sie zur Tageszeitung „Der Standard“, wo sie die Medizinbeilage betreut. Sie hätte gerne mehr Zeit zum Lesen dicker Romane, würde gerne Hebräisch weiterlernen oder einen Winter am Meer verbringen. Das alles wird kommen. Einstweilen lebt sie sehr zufrieden mit ihrem Mann, dem 14-jährigen Sohn Konstantin und zwei übergewichtigen Katzen in Wien. /

Karin Pollack (39) was born and raised in Salzburg. In 1987 she moved to Vienna, where she studied comparative literature, Russian and Italian. Subsequently, she worked for several Internet companies. In 1999 she started her career as journalist with the magazine “profil” , in 2005 she joined the daily paper “Der Standard” , where she is in charge of the newspaper’s supplement on medicine. She’d love to have more time for reading thick novels and continuing her studies of Hebrew, and spend a winter by the sea. There surely will be time for that somewhere. In the meantime she lives a contented live together with her husband, her 14-year old son Konstantin and two overweight cats.

– Christoph Sattler

Foto / Photo: Julia Knogler

Foto / Photo: Michaela Bruckberger/Die Presse

– Rainer Nowak

Christoph Sattler (geb. 12.06.1969) ist seit 1995 als freiberuflicher Autor, Redakteur und Producer tätig und entwickelt Formate und Kommunikationskonzepte für TV, Internet, Mobile Media, kleine Kinder, alte Dickköpfe, englische Friseure und jeden anderen, der die Welt zu einem besseren Platz zum Leben machen möchte. Zu seinen Kunden zählen unter anderem ARD, ZDF, ProSieben, Kabel1, RTL und der Wiener Stadtsender PulsTV. Seit 2004 lebt Christoph Sattler in Wien. Er hat zwei Katzen, einen Plattenspieler und geht zwischendurch gerne Vögel beobachten. Im Rahmen des departure_focusProgramms 2007 gestaltet Sattler ein Blog zum Thema „Lifestyle Advertising“ (blog.departure.at) / Christoph Sattler (born June 12, 1969) has worked as a freelance writer, editor and producer since 1995 and has developed formats and communication concepts for television, Internet, mobile media, little children, old pigheads, English hairdressers and everybody else trying to make the world a better place to live in. Among his clients are the broadcast stations ARD, ZDF, ProSieben, Kabel1, RTL and the Viennabased station PulsTV. Christoph Sattler has been living in Vienna since 2004. He is the owner of two cats, one record player and likes to observe birds every now and then. He created the blog (blog.departure.at) on the subject of lifestyle advertising under the departure_focus program 2007.

Beitragende / Contributors — 15


Foto / Photo: Heimo Aga

– Nicole Schmidt Geboren 1954 in Wien, Studium der Publizistik und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien (Promotion 1981); nach einem Auslandsaufenthalt in Mailand 1982 journalistische Mitarbeiterin bzw. Redakteurin bei verschiedenen in- und ausländischen Zeitschriften, darunter „Extrablatt“, „Basta“, „Wienerin“, „A la Carte“, „Cosmopolitan“, „Esquire“, „Ikarus“, „Geo Korea“; 1989 bis Anfang 1997 Chefredakteurin des Austrian-Airlines-Bordmagazins „Skylines“, seit März 1997 Chefin vom Dienst beim Nachrichtenmagazin „profil“. Seit 1988 diverse Buchveröffentlichungen, darunter Wien-Reiseführer sowie gemeinsam mit dem Fotojournalisten Heimo Aga die Bildbände „Flussreisen“ und „Luxus unter Segeln“ (Hädecke Verlag)./ Born in Vienna in 1954, studied journalism and communication sciences at the University of Vienna and received her doctor’s degree in 1981. After a stay in Milan in 1982 she started to work as a journalist and editor for several Austrian and international magazines including “Extrablatt” , “Basta” , “Wienerin” , “A la Carte” , “Cosmopolitan” , “Esquire” , “Ikarus” and “Geo Korea”; from 1989 to early 1997 she was chief editor of “Skylines” , the magazine published by Austrian Airlines. Since 1997 duty editor of the news magazine “profil” . Since 1988 publication of various books including Vienna city guides and the illustrated books “Flussreisen” [River Cruises] and “Luxus unter Segeln” [Clipper Cruises] – both published by Hädecke Verlag - together with Heimo Aga.

Martin Stöbich was born in Linz on the Danube in 1976. Several times a day he experiences a feeling of joy for having chosen the perfect profession: photographer. These lines, for example, were written in the Mongolian airspace on the way from Beijing to Vienna. Isn’t he a lucky guy? If he isn’t shooting photos in Beirut, Edinburgh or Beijing, he spends his time in Vienna, where he lives and works. Austrian and international companies such as Puma, Telekom Austria, Casinos Austria, FM4 or magazines like “NEON” , “Rondo” , “Diesel Fashion Leftovers” , “Glamour” have counted among his clients for seven years now. He is unmarried, childless and the ambivalent owner of a Plymouth Caravelle Sedan. But it’s such a comfortable car!

– Danke / Thank you Unser Dank gilt all jenen, die zur Realisierung dieses Buches beigetragen haben. Im Besonderen: / We wish to thank all those who contributed to the making of this book, especially: — Michaela Alex-Eibensteiner, Nicole Bauroth, Ralf Birke, Margaret Blackburn, Anna Blessmann, Andreas Böhm, Raphael Drechsel, Michael Dürr, Susanne Eder, Ralf Herms, Stephan Hilpold, Sebastian Hofer, Lilli Hollein, Andrea Hurton, Silvia Jaklitsch, Michaela Knapp, Antje Mayer, Peter Noever, Rainer Nowak, Christoph Opperer, Martin Pavlik, Karin Pollack, Otto Sares jun., Christoph Sattler, Peter Saville, Katrin Seiler, Insa Schmäschke, Nicole Schmidt, Robbie Snelders, Martin Stöbich, Brigitte Widler, — den präsentierten Projekten, unseren Kooperationspartnern Stadt Wien, WienTourismus, ORF Futurezone und dem Team von departure für dessen Unterstützung. / the presented projects, our cooperation partners City of Vienna, Vienna Tourist Board, ORF Futurezone and the departure team for their support. Dorothea Köb und Heinz Wolf – die Redaktion / Editors

Foto / Photo: Julia Knogler

– Martin Stöbich Martin Stöbich wurde 1976 in Linz an der Donau geboren und freut sich mehrmals täglich darüber, die perfekte Berufswahl getroffen zu haben: Fotograf. Diese Zeilen zum Beispiel schrieb er im mongolischen Luftraum auf dem Weg von Peking nach Wien. Ja, er ist ein echter Glückspilz. Fotografiert er nicht gerade in Beirut, Edinburgh oder Peking, verbringt er seine Zeit in Wien, wo er lebt und arbeitet. Seit sieben Jahren zählen sowohl diverse internationale und nationale Werbekunden wie Puma, Telekom Austria, Casinos Austria, FM4 als auch Magazine wie „NEON“, „Rondo“, „Diesel Fashion Leftovers“, „Glamour“ zu seinen Kunden. Er ist unverheiratet, kinderlos und zwiespältiger Besitzer eines Plymouth Caravelle Sedan. Aber wenn er sich doch so kommod fährt. / 16 — Beitragende / Contributors


© ELECTRO INDIGO

© WTV / BRYAN DUFFY

© WTV / HERTHA

HURNAUS

Wien-Hotels & Info Tel. 01–24 555 www.wien.info

Lebenslust & Kunstgenuss „In Wien kann man zu hervorragender und sehr vielfältiger Musik wunderbar tanzen und sich hemmungslos vergnügen.“ Susanne Kirchmayr, Wiener Weltklasse-DJ „Electric Indigo“



Product Placement Spring / Summer Collection 2008 von / by — mühlbauer

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City Nomade von / by — kohlmaier

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Liquid Skin von / by — lucy.d

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Les Fleurs du Mal von / by — florian ladstätter

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various artists – sincerely yours von / by — klein records

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NEW SHIT von / by — wendy&jim

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Collection Spring / Summer 2008 von / by — petar petrov

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AQUANA for BANJA LUKA von / by — walking-chair

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__fabrics interseason protocol von / by — __fabrics interseason

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Spring/Summer Collection 2008 — ropes & scarves von / by — elfenkleid

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20 — Mühlbauer


— Mühlbauer Spring / Summer Collection 2008 Fotograf /Photographer: Elfie Semotan www.muehlbauer.at

Product Placement — 21


22 — Lucy.D


— Lucy.D Liquid Skin Manufacturer: Lobmeyr Wien Fotograf / Photographer: Dietz Fejer & HANA www.lucyd.com

Product Placement — 23


— Klein Records

various artists – sincerely yours (limited 5 x12“ series/2 x LP/CD), 2001, cat.no: kl029 Photos & Art Direction: Oliver Kartak www.myspace.com/kleinrecords www.kleinrecords.com

24 — Klein Records


Product Placement — 25


— Petar Petrov

26 — Petar Petrov


One of Some by Petar Petrov Collection Spring / Summer 2008 Fotograf / Photographer: Christoph Pirnbacher www.petarpetrov.com

Product Placement — 27


— __fabrics interseason „__fabrics interseason protocol“ published by wally salner, johannes schweiger 188p english, german, french 450 colour and b/w ills. 21 x 28 cm, paperback ISBN 978-3-200-00753-6 28,00 EUR distributed by vice versa (www.vice-versa-vertrieb.de) this definitive compendium on acclaimed viennese design label __fabrics interseason gives a comprehensive overview of past and current activities (collections, art exhibitions, music) with a lot of images & text as well as with a cultural-theoretical discourse on socio-political phenomena in the context of art, design and fashion. texts by samuel drira (encens magazine/paris), tanja widmann (curator/vienna), christiane erharter (office for contemporary art/oslo),christina nemec (skug magazine/vienna), christian egger (die zeitschrift/vienna) and christa benzer (der standard/die springerin vienna). images by maria ziegelboeck, bettina komenda et al. www.fabrics.at

28 — __ fabrics interseason


Product Placement — 29


30 — Kohlmaier


— Kohlmaier City Nomade Design / Design: Dieter Paul Fotograf / Photographer: Alexander Koller www.kohlmaier.at

Product Placement — 31


— Florian Ladstätter Les Fleurs du Mal Fotograf / Photographer: IMAGO 1:1 / Susanne Kraus Styling / Styling: Natascha Hochenegg www.beatica.com

32 — Florian Ladstätter


Product Placement — 33


— Wendy&Jim

34 — Wendy&Jim


NEW SHIT Fotograf / Photographer: Lukas Gansterer Haare & Make-up / Hair & Make-up: Manfred Unger Model / Model: Stephan, Rieke & Leanne www.wujsympathisant.com

Product Placement — 35


— Walking-Chair AQUANA for BANJA LUKA Architektur, Design / Architecture, Design: Walking-Chair Kunde / Client: Atzwanger AG Fotograf / Photographer: Ditz Fejer www.walking-chair.com

36 — Walking-Chair


Product Placement — 37


— elfenkleid

38 — elfenkleid


Spring / Summer Collection 2008 — ropes & scarves Fotograf / Photographer: Joerg Auzinger Haare & Make-up / Hair & Make-up: Karoline Strobl & Silvia Albegger Model / Model: Verena, tempo models www.elfenkleid.com

Product Placement — 39



Die Moderne Stadt / The Modern City Aufbruch zur Wirklichkeit – Die neue Stadt / Let’s go for reality! von / by — peter noever

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Peter Saville: An eye on Manchester von / by — heinz wolf

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The City of Ends von / by — christoph sattler

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Das urbane Gallier-Dorf / The urban Gaul village von / by — rainer nowak

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Aufbruch zur Wirklichkeit / Let’s go for reality! – Die neue Stadt

von peter noever (d) — Millionenstädte sind – in Anbetracht der dramatischen globalen Verstädterungstendenz – der Menschheit unmittelbare Zukunft und gleichzeitig Problemagglomerationen gigantischen Ausmaßes: sozialräumliche Segregation (in Gettos bzw. Slums), ökologische Belange (z. B. Verkehr, Durchgrünung, Naherholung), Suburbanisierung, Verhässlichung (z. B. Wohnsilos, Trabantenstädte, Verhüttelung), Fassadenkosmetik, Behübschung und so endlos weiter. Die Stadtplanung jedoch – gedacht als baulich-räumliche Gestaltung für vitale menschliche Bedürfnisse – kapituliert vor ihrer Verantwortung. Eine betriebsblind auf Kubatur und Rendite vereidigte, von Architektur weit entfernte Baupraxis herrscht vor; im globalen Monopoly verkommen die Städte schon längst zu Spielwiesen ungebremster Spekulation. Transnationale Konzerne leisten sich „Stararchitekten“ und repräsentative Bauwerke – je spektakulärer, desto besser. Neben den dekorativen Imageprojekten grassiert lapidare Banalität, die Zahl der gesichts-, phantasie- wie reflexionslosen Variationen des Immergleichen ist Legion – Resultat: baukünstlerisch-ästhetische Wüsten. Gewachsene Strukturen mitsamt ihren Eigenheiten werden regelmäßig ignoriert. Sind also die Architekten Ursache allen Übels?1 Zumindest bauen sie für eine Welt von gestern; dabei wäre es ihre Pflicht, die Menschenwürde zu achten und sich mit konkreten Lebensbedingungen für eine bessere Welt auseinanderzusetzen. Die Stadt von heute sollte ein positives Lebensgefühl transportieren sowie als Lebensqualitätsraum allseitiger Bedürfnisbefriedigung dienen. Nicht gefällige Fassaden oder Gebäude definieren hinkünftig Urbanität, sondern die Existenz von Freiräumen nomadischer Mobilität. 42 — Peter Noever

(1) — Siehe mein Vortrag im Dom Architektorow in Moskau (20. Oktober 2004) mit dem Titel: „Are the architects the root of all evil?“ (www.peternoever.at/news/vorträge)


Peter Noever über Wien. Flakturm Arenbergpark, Wien 3 Das MAK-Projekt CAT (Noever/Müller/Embacher) bietet die für das städtische Gefüge einzigartige Chance, einen historisch schwer belasteten Ort mit neuer Zukunft aufzuladen. In diesem zukunftsweisenden Brennpunkt der Produktivkraft Kunst entsteht diese vor Ort, in Bezug auf den spezifischen Ort, wodurch sie unverrückbar wird. So soll im Laufe der nächsten Jahre die „Sammlung des 21. Jahrhunderts“ entstehen. – Peter Noever on Vienna. Anti-aircraft tower in Arenbergpark, 3rd district of Vienna

Foto / Photo: © Udo Titz / MAK

The CAT project initiated by the MAK – Museum of Applied Arts/Contemporary Art in Vienna (Noever/Müller/Embacher) provides the city with a unique opportunity to shape a bright future for this location with a dark past. This future is created directly on the spot in this trend-setting focal point of art, and with reference to this specific location, which makes it irremovable. Thus the “collection of the 21st century” will be compiled over the coming years.

Aufbruch zur Wirklichkeit – Die neue Stadt / Let’s go for reality! — 43


Weltweit – Megacitys wie Shanghai oder Moskau exemplifizieren dies – fällt auf, dass stadtplanerisches Ethos zunehmend abhanden kommt, dabei ist dieses gerade heutzutage überlebenswichtiger denn je. Die leicht konsumierbare, schnelllebigen Moden folgende, das Computer-aided Design-Bild vor Inhalt und Programm stellende „PopArchitektur“ ist obsolet. Radikal erneuerte, klare stadtplanerische Strategien tun not, es gilt, adäquate Lösungen für geänderte Lebensweisen zu finden, denn die Parameter urbaner Existenz unterliegen einer immensen Dynamisierung. Nur ein alle Bereiche umfassendes, vielfältige Angebote bereitstellendes, Möglichkeitsräume eröffnendes, qualitativ ebenso hochstehendes wie offenes Design verheißt Zukunft. Künstlerische Interventionen beispielsweise müssen – in unbegrenzter Intensität – Eingang finden in den öffentlichen Raum. Eine Stadt muss gelebt und kann nicht verordnet werden, was ein Minimum an Vorschriften voraussetzt. Stadtplanung sollte die reale Vielfalt zeitgenössischer Gesellschaften zum Ausdruck bringen. Respekt vor dem Anderen meint aber nicht, dass bestehende soziale, ökonomische, kulturelle oder ethnische Gräben festgeschrieben bzw. vertieft werden. Im Gegenteil, das Miteinander ist zu fördern, Trennungen aller Art sind aufzuheben; so sollte jeder einzelne Punkt erreichbar sein: zu Fuß, mit dem Mietelektroauto, Fahrrad, Taxi, Boot, der U-Bahn oder mit noch zu entwickelnden Verkehrsmitteln. Der soziale Wandel wälzt stets auch Bedürfnisstrukturen um; eine Stadt, welche davor die Augen verschließt, versteinert zur infrastrukturellen Fessel für die in ihr Lebenden. Einer Vielzahl an Stätten veritabler Erholung bedarf der von multiplen Stressoren geplagte Stadtmensch; fehlen solche Oasen der Rekreation, leistet man dem wochenendlichen stadtflüchtigen Massenexodus Vorschub; subjektives Wohlbefinden darf der zunehmenden Bevölkerungsdichte nicht zum Opfer fallen. In diesem Kontext werden auch Wohnungen immer wichtiger, nicht als Wohnzellen für Masseneremiten, sondern als Rückzugsgebiete der Individualität. Verkehrsplanerische Phantasie ist ein Gebot der Stunde. Neue Verkehrssysteme müssen eingeführt, öffentliche Verkehrsmittel wo nur irgend möglich ausgebaut werden; in Wien wäre etwa die bessere Schiffbarmachung des Donaukanals bzw. dessen bessere Verbindung mit der Donau dringend vonnöten. Stadtplanung gelingt, wo man Tradition und Experiment in direkter Konfrontation stehen lässt, wo man wagt, progressive Zeichen zu setzen. Ein Zurück zu Traditionellem oder Überlebtem darf nicht Platz greifen. Ist es zukunftsweisend oder gar ästhetisch intelligent, das Berliner Stadtschloss originalgetreu zu rekonstruieren? Die City darf sich baulicher Formen oder Programmen des Neuen nicht verschließen. Das Wiener „Trialto“-Projekt von Gregor Eichinger beispielsweise, ein Netzwerk aus sieben untereinander verbundenen Brücken (mit Freiräumen, Geschäften und Restaurants) über den Donaukanal, verkörpert ein erstes überzeugendes wie identitätsstiftendes stadtgestalterisches Aufbruchssignal. —

(1) — See my lecture at Dom Architektorow in Moscow (October 20, 2004) entitled: “Are the architects the root of all evil?” (www.peternoever.at/news/vorträge)

44 — Peter Noever

by peter noever (e) — Given the dramatic global trend towards urbanization the immediate future of humanity lies in megacities which at the same time will form problematic conurbations of gigantic dimension: socio-spatial segregation (in ghettos or slums), ecological issues (e.g. traffic, greening, recreation), sub-urbanization, uglification (e.g. tower blocks, satellite towns, fragmented building development), cosmetic facades, “beautification” , the list is endless. Urban planning, however, which was meant to provide the constructional and spatial prerequisites to fulfill vital human needs – failed to assume its responsibilities. What prevails today is a construction industry with blinders on sworn in on cubature and profit, and a far cry from architecture; cities have long degenerated into playgrounds of unhindered speculation in the global monopoly game. Transnational corporate groups allow themselves the luxury of top architects and representative buildings – the more spectacular the better. Besides these decorative publicity projects plain banality is raging, the number of faceless, uninspired and inconsiderate variations of the very same are legion. The result: architectural and esthetic deserts. Grown structures with all their particularities are constantly ignored. So are the architects the root of all evil?1 Anyway, they are building for yesterday’s world; it would be their responsibility, though, to respect human dignity and to take care of concrete living conditions for a better world. Today’s city should convey a positive attitude towards life and provide high-quality living space able to satisfy everybody’s needs. In future urbanity will not be defined by pleasing facades or buildings but by the availability of space for nomadic mobility. Megacities such as Shanghai or Moscow exemplify the worldwide phenomenon of a decline of ethics in urban planning even though this has never been more crucial to survival than today. The so-called pop architecture – which is easily consumable, follows fast moving fashions and puts more emphasis on the computer aided design image than on contents or programs – is obsolete. There is urgent need for radically renewed and clear strategies in urban planning; adequate solutions


© faksimile digital, Peter Kainz

A contribution of the MAK to the City of Vienna: the new city lighting project stimulated by the MAK. A collaboration of ARTEMIDE, SHARP SOLAR and ROSS LOVEGROVE Design: Ross Lovegrove, SOLAR TREE, 2007

for changed ways of living need to be identified as the parameters of urban existence are subject to an immensely dynamic development. The future belongs to high-quality and open-minded design that covers all areas, offers a wide variety of services, and opens up space for opportunities. Artistic interventions for instance have to find their way into public space with unhindered intensity. A city has to be experienced and cannot be decreed, which implies that regulations must be kept to a minimum. Urban planning should express the actual diversity of contemporary societies. To respect others, however, does not mean to cement or even widen current social, economic, cultural or ethnic gaps. On the contrary, cooperation has to be promoted, separations of all sorts have to be abolished; thus it should be easy to reach every single spot: by foot, by rented electric car, bike, cab, boat, subway or other means of public transportation that remain to be developed. Social change always revolutionizes the structures of needs; a city that closes the eyes to this development becomes an infrastructural prison for all those living there. Urbanites suffering from multiple stresses need a great quantity of recreational locations; the lack of such oases encourages the mass exodus of people fleeing the cities on weekends; subjective well-being must not be the victim of an increasing population density.

In this context the importance of apartments increases, too. They should not serve as “sleeping cubicles for mass hermits” , but as a refuge for individuality. Visionary transport planning has number one priority. New transport systems need to be implemented, the offer of public transportation enlarged wherever possible; in Vienna, for instance, it is high time to improve the navigability of the Danube Canal or its connection to the Danube. Urban planning is successful where tradition and experiment may confront each other, where we dare set signals of progress. A step backwards to the traditional or outdated is absolutely out of the question. Is it trend-setting or even esthetically intelligent to reconstruct the Berlin Palace true to the original? The city has to be open to new constructional forms or programs. The Viennese “Trialto” project by Gregor Eichinger, for example, which consists of a network of seven interconnected bridges (including open spaces, shops and restaurants) over the Danube Canal is a first convincing and identityforming impulse signaling a new start in urban planning.—

Aufbruch zur Wirklichkeit – Die neue Stadt / Let’s go for reality! — 45


Peter Saville: An eye on Manchester – Schillernde Weltmetropolen wie Paris, London oder New York scheinen prädestiniert für die Betrachtung der „Modernen Stadt“ in ihrer realen Manifestation. Doch gerade die „Second Cities“, Städte also, die aufgrund ihrer Bevölkerungszahl, wirtschaftlichen oder kulturellen Bedeutung in der zweiten Reihe stehen, machen seit Jahren mit spannenden Konzepten zur Stadtentwicklung von sich reden. Ein bis dato weniger breit diskutiertes Beispiel ist Manchester und das „Original/ Modern“-Konzept von Peter Saville. Im April 2007 besuchte der Kommunikationsdesigner Wien, um im Rahmen der Vienna Artweek an der Podiumsdiskussion „Art and Design: (Never) Mind the Gap!“ teilzunehmen. Ralf Herms, Martin Stöbich und Heinz Wolf nutzen die Gelegenheit für ein Gespräch. 46 — Heinz Wolf


Peter Saville: An eye on Manchester — 47


INTRODUCING PETER SAVILLE von heinz wolf (d) — Peter Savilles Album-Artworks für Bands wie Joy Divison, New Order, OMD oder A Certain Ratio definieren in den frühen Achtzigern die visuelle Identität des britischen New Wave und prägen dadurch den Stil-Kanon einer Generation. Der Einfluss des heute 52-Jährigen ist nach wie vor ungebrochen. 2003 widmet ihm das British Design Museum eine von Publikum und Kritikern gleichermaßen bejubelte WerkRetrospektive, die Leser der renommierten britischen „Creative Review“ krönen Saville zum „best graphic designer“ und – der Superlative nicht genug – „most admired individual working in the creative industries“. Wenn die deutsche Zeitschrift „Form“ Savilles visuelle Verweise auf Jan Tschichold, das Bauhaus oder den russischen Konstruktivismus zum Besten zählt, was die postmoderne Grafik jener Jahre hervorbrachte, sollte das auch für weniger anglophile Gemüter ausreichen, um dessen Ausnahmestellung zu unterstreichen. Nach über 25 Jahren, in denen der britische Designer Musik wie Mode, und Mode wie Musik verpackt, vertraute Codes durch Rekontextualisierung und Sampling aufbricht und damit entscheidend zum Modell der kulturellen Konvergenz, kurz Pop, beiträgt, kehrt er als Creative Director der Marke Manchester in seine Heimatstadt zurück, um die ehemalige Industriemetropole über sein „Original/ Modern“-Konzept neu zu definieren.

Stellvertretend für die erste Schaffensphase Savilles, in der wohl auch der heutige Mythos gründet, steht das wegweisende Artwork des New Order Albums „Power, Corruption and Lies“. Eine Gegenüberstellung des romantischen Idealismus mit Im England der ausklingenden siebziger dem Modernen, der Technik. Auf dem Jahre ist vom späteren Glanz des New Cover: das Henry-Fantin-Latour Gemälde British Design noch wenig zu spüren. „Bouquet de fleurs“ aus dem Jahr 1890, Gestaltungsrelikte der Nachkriegsjahre prägen den Mainstream, und Pop erlebt die versehen mit einem alphabetischen Farbcode, der entschlüsselt den Namen kurze Hochblüte der Punk-Bewegung, die der Band verrät – auf der Rückseite eine sich dem Do-it-Yourself-Ethos der Kultur des Amateurs verschrieben hat und mit Floppy Disc. neuem Mut zur Hässlichkeit das Post-Sixties-Hippie-Establishment erschrecken will. Im Mai 1980 nimmt sich Ian Curtis, Sänger der Band Joy Division, das Leben, die Saville, aufgewachsen in Cheshire nahe Manchester Szene hat ihre Ikone und der Manchester, studiert zu jener Zeit am Rest ist Geschichte. — “Ian’s death Manchester Polytechnikum, der späteren consolidated the equity of Factory. Ian Metropolitan University, Grafikdesign actually consolidated the future of Manund kommt dort mit Herbert Spencers chester and provided a support base for Buch „Pioneers of Modern Typography“ a decade or longer. He wasn’t under the in Berührung: Eine für den 22-Jährigen influence of drugs, it wasn’t an accident: neue Formsprache trifft auf sein durch die he wrote ‘Love Will Tear Us Apart’ and Band Kraftwerk gewecktes Interesse an der that was exactly what he meant. The last Verbindung des Technischen mit einem true story in pop.” —, so Saville. klassizistischen Kanon.

THE FACTORY YEARS

— “Kraftwerk was an insight how things can be. My second big insight was by Roxy Music. Another way of looking at the canon of pop. Roxy Music is what has become known as lifestyle, a postmodern lifestyle project. It’s not only about music, it’s about living. This is what we understand as converge culture. A collage of cultural experiences and references.” — Die Haltung des Designers ist damit klar definiert. 1978 wird Punk von New Wave weggespült. In diesem Jahr lernt Saville bei einem Patti-Smith-Konzert den kürzlich verstorbenen Journalisten und TV-Moderator Tony Wilson kennen. Saville entwirft erste Grafiken für Wilsons Club „The Factory“. Aus dem Club entwickelt sich Factory Records und später die Haçienda. Saville findet im New Wave eine Eleganz wieder, die mit seiner „modernist typography“ und seinen enigmatischen Bildwelten korrespondiert. Als Hausdesigner und Miteigentümer des Labels gibt er seine visuelle Identität an Bands wie Joy Division, New Order, OMD oder A Certain Ratio weiter.

48 — Heinz Wolf

New Order – Power, Corruption & Lies; 1983 Design: Peter Saville Associates Mit freundlicher Genehmigung der / By courtesy of the Warner Music Group Germany, © Peter Saville Associates


closer collection autumn / winter 2003/04 by Raf Simons © Willy Vanderperre

SAVILLE IN FASHION Eine neue Generation an Kreativen in Werbung und Mode ist mit den Plattencovern von Peter Saville aufgewachsen und sucht nun die Zusammenarbeit mit dem Designer. 1985 folgt die erste Katalogkampagne für Yohji Yamamoto. Grafikdesign muss in dieser Zeit erst mit der Kommunikation von Mode verschmolzen werden und auch inhaltlich bieten sich neue Herausforderungen für Saville: — “Coco Chanel made trousers for women, and there was a social message. Design and fashion have always been socially relevant. A means of emancipation, a part of democratization.” —

der Modewelt der letzten zwei Jahrzehnte. Raf Simons widmet 2003 den frühen Factory-Designs gar eine eigene Kollektion.

Saville zieht sich allerdings immer mehr von seiner Rolle als Designer zurück und tritt vorrangig als Consultant auf: — “The difficulty I experienced the last decade was working with people who didn’t believe in anything but wanted to make money. I am not interested in that. I am interested in shaping space around things because it should be done, because it can be better, because the way we live can be better. I need to earn some money but only enough for myself. So I Kooperationen etwa mit Jil Sander, John Galliano, Stella McCartney don’t do big projects, I consult. I just go and give my opinion oder Alexander McQueen geben Zeugnis von Savilles Bedeutung in to a situation.” — Peter Saville: An eye on Manchester — 49


“BE ORIGINAL”, “BE MODERN” Lichtinstallation im Bridgewater Tunnel in Manchester / Light installation in the Bridgewater Tunnel in Manchester Mit freundlicher Genehmigung des / By courtesy of the Manchester City Council © Peter Saville

50 — Heinz Wolf


MANCHESTER ORIGINAL / MODERN

the rest of it is really going to change what you are known for.” —

Der Designer fordert glaubhafte Strategien für seine Heimatstadt. Umfangreiche Studien und Recherchen sollen zu einer neuen und starken Markenidentität führen. — “I felt that the Manchester Wo im 19. Jahrhundert der uneingeschränkte Wirtschaftsliberalismus geprebrand had to build on history. Dalton digt wurde und die Textilindustrie florierte, defined atomic theory there, Britain’s sorgen heute Arbeitslosigkeit und Jugend- first exhibition of contemporary art was kriminalität für Imageprobleme. Einzig there, it inspired Marxist theory and der Fußballklub Manchester United started the trade union movement and schafft regelmäßig den Sprung ins interthe early computers were developed nationale Rampenlicht. 2004 bekommt there. And of course the quintessential Saville den Auftrag des City Councils als fact of that history is that it was the first Kreativdirektor der Marke Manchester die industrial city. This was the foundation Reputation seiner Heimatstadt zu stärken. of my ‘Original/ Modern’ theme. I reinterpreted ‘first industrial’ as ‘Original/ — “Cities like Manchester, Essen Modern’. ‘First industrial’ gives you the or Detroit were very important in the right to make an amazing museum 19th/20th century because they did system, but if you wanna be more something and now they don’t. Personthan that, then you have to transcend ally I think that’s fine. I don’t see any history.” — reason why it should continue to be Die Geschichte zu überwinden kann im important or big, it should just shrink or go away and become something nice 21. Jahrhundert nur bedeuten, einen kulturellen und intellektuellen Beitrag zu leisagain” —, so Saville, dem allerdings auch die gesellschaftspolitische Dimension ten. Manchester tritt mit Savilles „Origieiner Wiederbelebung des Wirtschaftnal/Modern“-Konzept in den Wettbewerb standortes bewusst ist. — “The der Metropolen um die – Fortschritt und government, especially the local govern- Innovation verheißende – kreative Klasse ment has responsibility to all those ein. — “In my opinion the qualities and values of the original contemporary people who live in those places. In history companies looked after a place but thinking will make this city important and a hub and have a role in the world global business doesn’t live anywhere. of the 21st century. We have the young It doesn’t even have a responsibility to people there, a strong university culture. a community anymore. More than ever In fact it’s the second largest campus before it is the responsibility of a city in Europe. If we make this city synnow. The city has to take care of itself.” — Bereits 2002 tankt die Stadtregieonymous with original contemporary rung um Sir Howard Bernstein mit der innovations and thinking, then more of those young talents have a reason to erfolgreichen Austragung der Commonstay here and eventually change this wealth-Spiele neues Selbstvertrauen für dieses Unterfangen. „Wir sind gut, lass uns place.” — besser werden“, lautet das Credo. — “The people in a place make a place. The people who are in the city Dass es sich beim Projekt Manchester will define the city, because they make nicht bloß um einen grafischen Relaunch handelt, macht Saville gleich vorweg klar. things happen. This is the goal of the — “There is a lot of design and brand vision.” — marketing agencies out there doing visual makeovers and logos and calling it branding. Well it makes the 50,000 Euro job a 100,000 Euros. It’s just redesign. A brand is something people believe in. It’s trust between the consumer and the product, you have to build that. A brand is what you are known for. No amount of business cards, advertisements and

Brand Signifier der Marke Manchester. Das gestreifte M wird in Verbindung mit Kampagnen und Events eingesetzt, welche die Markenwerte „Original“ und „Modern“ verkörpern. / Brand Signifier for Manchester. The stripy M is going to be used for campaigns and events that will introduce the brand values “Original” and “Modern”. Mit freundlicher Genehmigung des / By courtesy of the Manchester City Council © Peter Saville

Peter Saville: An eye on Manchester — 51


52 — Heinz Wolf


– Dazzling metropolises like Paris, London or New York seem to be real manifestations of the “Modern City” . But actually, it’s the “second cities” , i. e. those cities which due to their number of inhabitants or their significance in terms of economy or culture, are of minor importance, that have surprised us with exciting urban development projects. One example that has so far not found a wider audience is Manchester and the “Original/Modern” concept by Peter Saville. In April 2007 the communication designer visited Vienna to take part in the panel discussion “Art and Design: (Never) Mind the Gap!” in the framework of the Vienna Artweek. Ralf Herms, Martin Stöbich and Heinz Wolf took the opportunity for a conversation with Peter Saville.

INTRODUCING PETER SAVILLE by heinz wolf (e) — In the early 80s Peter Saville’s album artworks for bands such as Joy Division, New Order, OMD or A Certain Ratio defined the visual identity of British New Wave and thus influenced the style canon of an entire generation. The influence he exerts today at the age of 52 is unbroken. In 2003 the British Design Museum showed a retrospective of his work which was highly acclaimed by both audience and critics. The readers of the renowned British “Creative Review” crowned him the “best graphic designer” and – to top it all – “the most admired individual working in the creative industries” . According to the German magazine “Form” Saville’s visual references to Jan Tschichold, the Bauhaus or Russian constructivism count among the best manifestations of post-modern graphic design produced in those years. Reason enough, even for less anglophile minds to recognize his singularity. After more than 25 years in which the British designer packaged music like fashion, and fashion like music, broke up familiar codes through recontextualization und sampling, and thus decisively contributed to the model of cultural convergence, in short pop, he returns to his hometown as creative director responsible for the brand Manchester to redefine the former industrial metropolis on the basis of his “Original/ Modern” concept.

THE FACTORY YEARS In late 70s England the future glamour of New British Design is not yet noticeable. Design relics of the post war years influenced the mainstream, and pop experienced the short heyday of the Punk movement which was committed to do-it-yourself ethos and amateur culture, and tried to scare the “post sixties hippie establishment” with the courage to display ugliness.

Saville grew up in Cheshire near Manchester and studied graphic design at the Manchester Polytechnic – today’s Metropolitan University – where he came in touch with Herbert Spencer’s book “Pioneers of Modern Typography”: the 22-years old who, inspired by the band Kraftwerk, is hugely interested in the combination of the technical and the classicist canon discovers a completely new formal language. — “Kraftwerk was an insight how things can be. My second big insight was by Roxy Music. Another way of looking at the canon of pop. Roxy Music is what has become known as lifestyle, a postmodern lifestyle project. It’s not only about music, it’s about living. This is what we understand as converge culture. A collage of cultural experiences and references.” — His attitude is thus clearly defined. In 1978 Punk is swept away by New Wave. In the same year Saville meets the late journalist and TV presenter Tony Wilson at a Patti Smith concert. Saville starts to design for Wilson’s club “The Factory” . From this club develops Factory Records and later on the Haçienda. In New Wave Saville finds an elegance that corresponds with his modernist typography and enigmatic pictorial world. As designer-in-residence and co-owner of the label he passed on his visual identity to bands like Joy Division, New Order, OMD or A Certain Ratio. The groundbreaking artwork of the New Order album “Power, Corruption & Lies” is representative of Saville’s first creative period, on which today’s myth is based. Romantic idealism confronts modernity and technology. On the cover: “Bouquet de fleurs” , a painting by Henry Fantin-Latour, made in 1890, furnished with an alphabetic color code which decoded reveals the name of the band – a floppy disk on the back side. In May 1980 Ian Curtis, lead singer of the band Joy Division, commits suicide, the Manchester scene has its icon and the rest is history: — “Ian’s death consolidated the equity of Factory. Ian actually consolidated the future of Manchester and provided a support base for a decade or longer. He wasn’t under the influence of drugs, it wasn’t an accident: he wrote ‘Love Will Tear Us Apart’ and that was exactly what he meant. The last true story in pop.” —, says Saville. Peter Saville: An eye on Manchester — 53


— “The people in a place make a place. The people who are in the city will define the city, because they make things happen. This is the goal of the brand vision.” —

SAVILLE IN FASHION A new generation of creative minds working in the advertising or fashion industry grew up with record covers designed by Peter Saville and is now interested in cooperating with him. In 1985 he makes the first catalogue campaign for Yohji Yamamoto. In those days graphic design still needed to be integrated into the communication of fashion and the contents also offered new challenges for him: — “Coco Chanel made trousers for women, and there was a social message. Design and fashion have always been socially relevant. A means of emancipation, a part of democratization.” —

closer collection autumn / winter 2003/04 by Raf Simons © Willy Vanderperre

54 — Heinz Wolf

MANCHESTER ORIGINAL / MODERN

While in the 19th century unlimited economic liberalism was preached and the textile industry flourished, Manchester has to struggle with unemployment and youth crime today. The city’s image has been tarnished. Only Manchester United, the city’s football club, regularly attracts international attention. In 2004 the city council commissions Saville to enhance the reputation of his native city as creative director of the brand Manchester. — “Cities like Manchester, Essen or Detroit were very important in the 19th/20th century because they did Projects with Jil Sander, John Galliano, Stella something and now they don’t. Personally McCartney or Alexander McQueen underline I think that’s fine. I don’t see any reason Saville’s importance for the world of fashion why it should continue to be important or over the past two decades. In 2003 Raf Simons big, it should just shrink or go away and dedicated an entire collection to the early become something nice again” —, says factory designs. Saville, who is also well aware of the social dimension of a revival of the business locaSaville, however, increasingly abandons his tion. — “The government, especially role as a designer and predominantly acts the local government has responsibility to as consultant: — “The difficulty I all those people who live in those places. experienced the last decade was working In history companies looked after a place with people who didn’t believe in anybut global business doesn’t live anywhere. thing but wanted to make money. I am It doesn’t even have a responsibility to not interested in that. I am interested in a community anymore. More than ever shaping space around things because it before it is the responsibility of a city now. should be done, because it can be better, The city has to take care of itself.” — In the year 2002 already the local government because the way we live can be better. around Sir Howard Bernstein gains new I need to earn some money but only self-confidence by successfully hosting the enough for myself. So I don’t do big Commonwealth Games. “We are good, let’s get projects, I consult. I just go and give my better” , that’s the credo. opinion to a situation.” —


One thing, however, is clear for Saville: the Manchester project is not just a graphic relaunch: — “There is a lot of design and marketing agencies out there doing visual makeovers and logos and calling it branding. Well it makes the 50,000 Euros job a 100,000 Euros. It’s just redesign. A brand is something people believe in. It’s trust between the consumer and the product, you have to build that. A brand is what you are known for. No amount of business cards, advertisements and the rest of it is really going to change what you are known for.” — The designer demands plausible strategies for his native city. Comprehensive studies and inquiries shall bring about a new and strong brand identity. — “I felt that the Manchester brand had to build on history. Dalton defined atomic theory there, Britain’s first exhibition of contemporary art was there, it inspired Marxist theory and started the trade union movement and the early computers were developed there. And of course the quintessential fact of that history is that it was the first industrial city. This was the foundation of my ‘Original / Modern’ theme. I reinterpreted ‘first industrial’ as ‘Original/Modern’ . ‘First industrial’ gives you the right to make an amazing museum system, but if you wanna be more than that, then you have to transcend history.” — In the 21st century to transcend history can only mean to make a cultural and intellectual contribution. With Saville’s “Original/Modern” concept Manchester enters the metropolises’ competition on the creative class, which promises progress and innovation. — “In my opinion the qualities and values of the original contemporary thinking will make this city important and a hub and have a role in the world of the 21st century. We have the young people there, a strong university culture. In fact it’s the second largest campus in Europe. If we make this city synonymous with original contemporary innovations and thinking, then more of those young talents have a reason to stay here and eventually change this place.” — — “The people in a place make a place. The people who are in the city will define the city, because they make things happen. This is the goal of the brand vision.” —

Peter Saville: An eye on Manchester — 55


The City of Ends

56 — Christoph Sattler


– Der Anteil der in urbanen Räumen lebenden Weltbevölkerung betrug im Jahr 1800 drei Prozent, stieg bis 1950 auf 30 Prozent und liegt heute bei rund 50 Prozent … … und plötzlich wird alles anders. von christoph sattler (d) – „Die Welt ist eine Scheibe“, schreibt der amerikanische Publizist Thomas L. Friedman inzwischen in dritter Auflage, und stimmt damit in den großen Kanon derer ein, welche die Ära der globalen Spielwiese, die Marshall McLuhan bereits 1962 prophezeite, zu Beginn des 21. Jahrhunderts gekommen sehen. Begünstigt durch die globale Vernetzung, so die Theorie, verliert das geographische Konzept des „Place“, also da, wo man ist, seine ökonomische Relevanz. Es wird von einem Prinzip des „Space“ abgelöst, der angeblich gleichbedeutend ist mit dem Tod der Distanz. Ähnlich wie in einer aktuellen Internet-Poker-Werbung soll plötzlich jeder, egal wo er lebt, als ein Teil eines weltumspannenden Netzwerkes im Spiel um den großen Hauptgewinn mitmischen können. ABC heißt die Devise: Alone But Connected. Gramatneusiedl grüßt New York City. Bedeutet dies das Ende der Stadt als kreatives Zentrum, wie wir sie kennen? Ganz bestimmt. Denn die moderne Stadt beginnt unter diesen Voraussetzungen in Zukunft an ihren Enden. Weil an den Enden die „Action“ ist. Weil an den Enden Innovationen und neue Werte entstehen, und nicht im Zentrum. Wer oder was sind diese Enden? Die Enden, das sind nicht die Suburbs und auch nicht die ländlichen Räume hinter den Suburbs. Die Enden, das ist vielmehr jener neue Schwarm kreativer Akteure, der durch das Aufkommen globaler Netzwerke erst entstehen konnte. Und entgegen der obigen These leben diese kreativen Akteure auch im 21. Jahrhundert bevorzugt in Städten.

Denn das eigentliche Potenzial der globalen Vernetzung liegt nicht in der Dezentralisierung, sondern in einer neuen Form der Diversität, also im selbst-organisierten Austausch mit den anderen kreativen Enden des Netzwerkes, um damit neue Ressourcen, Informationen und Ideen zu mobilisieren, welche die Innovation jedes Einzelnen begünstigen. Um diese Diversität auch auf lokaler Ebene zu finden und von ihr profitieren zu können, brauchen kreative Akteure die Begegnung mit anderen kreativen Akteuren. Und deshalb brauchen kreative Akteure die Stadt. Umgekehrt braucht sie die Stadt, weil kreative Akteure – da sind sich alle einig – die treibenden Faktoren der Wissensökonomie sein werden, in der in Zukunft das wichtigste Wachstumspotenzial für alle von uns liegt. In diesem Spannungsverhältnis liegt die Herausforderung für die Stadtentwicklung der Zukunft. Denn obwohl kreative Akteure beispielsweise in den USA bereits die Hälfte aller Löhne und Gehälter auf sich vereinigen, werden sie dennoch nie der Mainstream einer Stadt sein, geschweige denn die Mehrheit darin ausmachen. Deshalb muss die Stadt kreativen Akteuren ermöglichen, sich an den Enden des Netzwerkes Stadt einklinken zu können, ohne sie dabei ins Abseits zu stellen. Denn nur so können sie von dort aus die Prinzipien des „Space“ in einem modernen Konzept des „Place“ verwirklichen, um damit die irrationale Opposition zwischen diesen beiden Elementen, die uns die Globalisierung in ihrer jetzigen Form beschert, aufzulösen. Das ist die Idee der City of Ends. Und deshalb sind kreative Akteure in Bewegung.

The City of Ends — 57


Anzahl der kreativen Akteure, die in eine Stadt zuwandern / Number of creative citizens migrating to a city

BEWEGUNG HEISST „EMIGRIEREN UND INNOVIEREN“ Kopf / Head

Darin liegt nämlich der zweite Irrtum vieler Globalisierungstheoretiker, die behaupten, dass „niemand mehr emigrieren muss, um innovieren zu können“.

Langer Schwanz / Long Tail

Anzahl der Städte / Number of cities

„Die Reichen werden Reicher, die Armen werden Ärmer“ Die Verschiebung der kreativen Entwicklung von Städten. Kopf: In einigen wenigen Städten findet eine überproportional hohe Zuwanderung kreativer Akteure statt. („POWERHOUSES“) Langer Schwanz: In vielen Städten überwiegt die Abwanderung. („POOR HOUSES“)

Das Gegenteil ist der Fall: Denn je beliebiger es wird, wo man ist, umso wichtiger ist es für den Einzelnen, wo dieser Ort genau ist, wer sonst noch da ist und was da konkret passiert. Unter diesem Gesichtspunkt sehen kreative Akteure in der globalen Vernetzung nicht den Tod der Distanz, sondern die Möglichkeit, die vorhandenen Distanzen einfacher zu überbrücken. Laut einer aktuellen Analyse der Federal Reserve Bank wechseln von den 150 Millionen kreativen Akteuren weltweit knapp 14 Prozent1, also rund 20 Millionen, ab dem 25. Lebensjahr2 mindestens einmal ihren Lebensmittelpunkt. Und das hat gravierende Folgen: Denn obwohl vor allem in Europa und den USA eine relativ gleichmäßige Abwanderung aus allen Räumen zu beobachten ist, führt dieser Weg kreative Akteure nicht in ebenso viele andere Städte, sondern nur in einige wenige kreative Hochburgen.

— “The rich are getting richer, the poor are getting poorer” A shift in the creative development of cities. Head: Inward migration of creative citizens is limited to only a small number of cities. (“POWERHOUSES”) Long Tail: In numerous cities outward migration predominates. (“POOR HOUSES”)

(1) – Der Prozentsatz bezieht sich auf ökonomisch bereits hoch entwickelte Märkte. In vergleichsweise erst entstehenden Märkten scheint der Wert noch wesentlich höher zu sein, was die soziale und ökonomische Entwicklung von Städten wie Shanghai, Shenzen, Peking, Bangalore oder Hydrebad belegt. (2) – Das Mindestalter von 25 Jahren wurde in der Studie festgelegt, um den Zu- und Abzug von Hochschülern nach Beendigung ihres Studiums aus den Zahlen auszuklammern, da dieser andere Motivationen zum Grund hat. (3) – Der amerikanische Ökonom Clayton Christensen bezeichnet dieses Phänomen als „disruptive innovations“, deren Entwicklung und Aufkommen er in seinem Buch „The Innovator’s Dilemma“ beschreibt.

58 — Christoph Sattler

DIE REICHEN WERDEN REICHER. DIE ARMEN WERDEN ÄRMER. Die Grafik macht deutlich, welches Ungleichgewicht dadurch entsteht: Im Kopf der L-Kurve befinden sich nur einige wenige Megacities, deren Innovationspotenzial durch den überproportionalen Zuzug exponentiell wächst. Im langen Schwanz dagegen sind viele kleinere Städte, und danach noch mehr ländliche Räume, die im Vergleich zu den großen auf Dauer Gefahr laufen, durch die Stagnation oder den Rückgang des Zuzugs kreativer Akteure in ihrer sozialen und wirtschaftlichen Substanz ausgehöhlt zu werden. Diese ungleiche Verteilung beruht auf einem Power Law, also einem Potenzgesetz, das immer dann zu wirken beginnt, wenn einzelne Player oder Elemente nicht mehr unabhängig voneinander agieren können, sondern miteinander vernetzt sind. Ab diesem Moment werden die Reichen reicher und die Armen ärmer. Bezogen auf die Migration, erhöht also das Faktum, dass mehr kreative Akteure in eine Stadt zuwandern als in eine andere, die Wahrscheinlichkeit, dass noch exponentiell mehr kreative Akteure dorthin folgen werden, anstatt anderswo hinzugehen.


Dies führt dazu, dass die zehn größten urbanen Räume der USA zusammengenommen einen ökonomischen Output produzieren, der weltweit auf Rang drei liegt, knapp hinter den USA im Gesamten und Japan. Das Wirtschaftsaufkommen New Yorks hat in etwa die Größe des Wirtschaftsaufkommens Brasiliens oder Russlands. Chicago ist Schweden gleichzusetzen. New York, Los Angeles, Chicago und Boston haben zusammen eine größere Volksökonomie als China. Neben Tokio gibt es allein noch in Europa Städte, die mit diesen Werten mithalten können, allen voran London. Die Zuwanderung kreativer Kräfte konzentriert sich aber auch hier auf einige wenige Städte.

POWER LAWS SIND NICHT WILLKÜRLICH Diese Verteilung muss aber nicht unbedingt immer so bleiben. Denn eine der wichtigsten Eigenschaften von Power Laws liegt in ihrer Dynamik. Power Laws verändern sich ständig mit jedem neuen Impuls, den die Enden im Netzwerk, das sie zusammenhält, aussenden. Der noch wichtigere Punkt ist aber, dass Power Laws nicht willkürlich sind, sondern Ursachen haben, die sie bestimmen und die sich beeinflussen lassen: Durch kleine Initialevents, die sich überdimensional multiplizieren.

EIN NEUER BLICKWINKEL Vernetzung, Power Laws und L-Kurven bringen also nicht nur Ungleichgewicht mit sich, sondern vor allem eine Vielzahl neuer Möglichkeiten und Chancen, an die früher nie zu denken war. Um diese Chancen zu erkennen, bedarf es eines neuen Blickwinkels: dessen der kreativen Akteure. Drei Fragen stehen dabei im Mittelpunkt: – Welche Motive bewegen kreative Akteure bei ihren Migrationsentscheidungen? – Warum beschränken sie sich dabei auf einige wenige Städte? – Und welche Agenda ergibt sich daraus für die Entwicklung einer City of Ends?

DIE WELT DER ENDEN Den größten Einfluss auf die Beantwortung dieser drei Fragen hat dabei das durch die Globalisierung entstandene Prinzip des „Space“.

„Space“ ist das, was die meisten Städte noch nicht sind: eine Welt der Enden. Oder genauer gesagt: eine Reihe von globalen Netzwerken, in denen neue Werte ohne Einflussnahme „von oben“ an den Enden entstehen können und in der weiteren Folge zunehmend direkt von einem Ende zum anderen fließen können. Diese Initialevents haben erstaunliche Eigenschaften: – Sie entstehen so gut wie immer im dichten Wirrwarr des Durch die Digitalisierung und die Konvergenz der Medien ist von Diversität geprägten langen Schwanzes an den Enden des der Austausch von Wissen, Informationen und Ideen auf globaler Netzwerkes. Ebene für kreative Akteure nicht nur individuell erlebbar, – Ihnen wird im Vergleich zu den wenigen sichtbaren Erfolgs- sondern auch unmittelbar verwertbar geworden. Sie lassen den modellen im Kopf der L-Kurve wegen ihrer unkonventionellen Output von Innovationen auf globaler Ebene explodieren, und Zugänge zunächst kaum Bedeutung zugemessen. ermöglichen im Umkehrschluss deren weltweite Verbreitung – Sie werden deshalb vom Mainstream zunächst als Spielereien über dieselben oder andere Netzwerke, die dadurch ebenfalls oder Spinnereien abgetan. erschließbar werden. – Doch aufgrund der Verflechtungen, deren Produkt sie zum Teil auch sind, können um sie herum positive Feedback-Loops Das Regelwerk der meisten dieser Netzwerke funktioniert nach entstehen, die ihre Bedeutung im Vergleich zu den anderen einer Logik, die eine Mischung von Ordnung, Anarchie und überproportional steigert. Hierarchie ist: Eine Welt der Enden macht die, die vorher nur – Ab dann haben sie das Potenzial, eine kritische Masse im Empfänger oder Konsumenten waren, automatisch zu Sendern Netzwerk zu überschreiten, um so schließlich als „Selbstläufer“ und damit potenziell auch zu Produzenten. Dadurch müssen in den Kopf der L-Kurve vorzudringen.3 Sender und Empfänger zunächst niemand außer sich selbst überzeugen, bevor sie eine neue Idee entwickeln und ausproDieses Prinzip gilt im Großen wie im Kleinen. Es erklärt, warum bieren. Innovationen beruhen damit vor allem auf der aktiven Innovationen nicht im Zentrum entstehen, sondern an den Selbstorganisation eines oder mehrerer kreativer Akteure. Daraus Enden. Und es erklärt, warum nicht wenige der neuen Städte, ergibt sich eine Form von Interaktivität auf Mikroebene, die die sich inzwischen im Head befinden, ihre Reise ursprünglich neue Routen für Ideenkreisläufe fördert, weil sie keiner zentralen im langen Schwanz der L-Kurve begonnen haben. Städte wie Kontrolle unterliegt. Weil parallel dazu eine Unmenge anderer Tallin, Detroit, Nagoya und Mexiko City sind dafür ein Beispiel, kreativer Akteure mit anderen Ideen und Sichtweisen genauso während ehemalige industrielle Hochburgen wie St. Louis oder unabhängig miteinander interagieren können, löst sich die Pittsburgh in den langen Schwanz abtauchen. Homogenität zentral organisierter Netzwerke auf, und es entsteht Heterogenität.

The City of Ends — 59


Dennoch hängen die vielen Mikrokosmen, die sich so herauskristallisieren, lose miteinander zusammen, weil Innovation in diesen Systemen in der Praxis auf dem Mischen, nochmaligen Verwenden und Umkombinieren der Ressourcen beruht, die allen anderen Enden ebenso zur Verfügung stehen. Da zudem jeder Mikrokosmos, der zu Beginn an einem der Enden des Netzwerkes entstand, ab einem bestimmten Moment automatisch selbst zum Zentrum wird, gilt für ihn dasselbe, wie für alle anderen Zentren: Das Futter für neue Inspiration finden kreative Akteure nicht bei sich selbst, sondern in den Mikrokosmen der anderen, also erst recht wieder in einem Austausch von Ende zu Ende. Deshalb suchen viele kreative Akteure permanent die Begegnung mit anderen kreativen Akteuren. Die Antennen stehen auf Empfang. Dadurch wird aus einem heterogenen Nebeneinander ein loses Miteinander. Und dadurch entsteht Diversität.

EIN NEUER ENTSCHEIDUNGSHORIZONT: ÜBERFLUSS STATT KNAPPHEIT Das Versprechen, das sich daraus ergibt ist so einfach wie begehrenswert: – Es ist alles da. – Es sind alle da. – Alles, was passiert, ist da. – Und es kommt nur darauf an, was du entscheidest, daraus zu machen. Dieses Versprechen markiert einen Wendepunkt. Denn es verändert die Sichtweise kreativer Akteure auf den Ort, an dem sie sind, grundlegend: Einerseits eröffnen die aktive Partizipation und der Austausch in globalen Netzwerken kreativen Akteuren die Möglichkeit, ihre Innovationsleistungen unabhängiger von dem Ort, an dem sie sind, voranzutreiben. Andererseits ist die Knappheit an Wissen, Ressourcen und Austausch neuer Ideen, die dieser Ort für die Arbeit wie für den Anspruch an den eigenen Lebensstil mit sich bringt, nicht länger der alleinige Maßstab, der das Handeln bestimmt. Eher ist das Gegenteil der Fall: Kreative Akteure nehmen die fehlenden beruflichen und privaten Möglichkeiten des Ortes, an dem sie sind, verstärkt als Hindernis wahr, das sich durch einen Ortswechsel überwinden lässt. Dass ein Teil dessen, was die eigene Identität oder Arbeit ausmacht, über dieselben Netze von anderswo genauso gut erreichbar ist, wie von da, wo man gerade ist, senkt die Schwelle für die Entscheidung eines Ortswechsels weiter. Dass ein Ortswechsel damit nicht mehr die Aufgabe von allem bedeutet, sondern nur von einem Teil, erhöht umgekehrt die Chance, andernorts einfacher und schneller wesentlich mehr gewinnen zu können, 60 — Christoph Sattler

als hier zu verlieren ist. Und das ist der Grund, warum kreative Akteure verstärkt emigrieren, um zu innovieren.

DAS PARADOX DER REICHEN Aber warum profitieren von der Migration kreativer Akteure nur einige wenige Städte? Das Gesetz, dass die Reichen reicher werden und die Armen ärmer, stimmt zwar, reicht als einzige Erklärung aber nicht aus. Vielmehr zeigt sich, dass die meisten Städte – die reichen inbegriffen – kreativen Akteuren nicht genügend Argumente liefern, die eine fundierte Entscheidung zulassen, wo die Reise hingehen soll. Deshalb treffen sie im Zweifelsfall die Auswahl, die mit den vermeintlich wenigsten Risiken, respektive den meisten Optionen verbunden ist. Solche Kompromissentscheidungen verursachen aber häufig Enttäuschung. Die eingangs zitierte Studie der Federal Reserve Bank belegt dies durch ein überraschendes Ergebnis: Ausgerechnet aus den Zentren, in die die meisten kreativen Akteure zuwandern, wandern prozentual mehr ab, als aus fast allen anderen ärmeren Städten. Im stadtinternen Saldo kreativer Zentren bleibt zwar ein Plus, das sie weiter wachsen lässt. Dennoch lässt sich daraus schließen, dass viele kreative Akteure in der neuen Stadt nicht die Möglichkeiten vorfinden, nach denen sie gesucht haben. Zudem zeigt sich, dass die Größe einer Stadt nicht unbedingt gleichbedeutend ist mit der Diversität, die sich kreative Akteure wünschen. Städte wie Austin oder Stockholm belegen diesen Trend und zeigen, dass auch kleinere Städte das Potenzial besitzen, kreative Hochburgen zu werden.

EIN NEUER „CALL FOR ACTION“: DIE CITY OF ENDS Dass also die kreativen Zentren von heute auch jene von morgen sein werden, ist nicht gesagt. Sie werden es jedoch dann bleiben, wenn andere Städte nur unzureichend reagieren. Klar ist, dass kreative Akteure in Städte einwandern, die auf lokaler Ebene nach einer Reihe von ähnlichen Prinzipien funktionieren wie die Welt der Enden, welche das, was sie heute tun, durch ihr Regelwerk überhaupt erst möglich machte. Was sie suchen, sind also „Cities of Ends“, in denen sie die Netzwerke, die sie global nutzen, auf lokaler Ebene weiterführen können, um damit ihrem Innovationswillen und dem damit verbundenen Lebensstil einen Ort zu geben, der den Kreis schließt. Daher wird die Zukunft jenen Städten zuwinken, die dazu übergehen, die „Action“ an den Enden als den Anfang ihrer neuen Zukunft zu begreifen.


Es gilt dabei zunächst zu akzeptieren, dass es nicht darum geht, jene kreativen Akteure in der Stadt zu halten, die sie verlassen wollen: Wer gehen will, wird gehen, weil er durch das Versprechen, das ihm eine andere Stadt bietet, hofft, eine neue Freiheit zu finden, die er hier nicht erlebt. Wichtig sind daher die, die kommen wollen, weil sie hoffen, hier eine Freiheit zu finden, die sie anderswo nicht erleben.

Die Vielzahl an unterschiedlichen Storys, individuellen Identitäten und neuen Identifikationspunkten, die dabei aufkommen werden, bilden in der Summe die unverwechselbare Versprechung der Stadt, die es für andere begehrlich macht, hier ebenfalls herzukommen, um innerhalb eines globalen Kontexts an den Entwicklungen auf lokaler Ebene teilnehmen und davon selbst profitieren zu können.

Der Schlüssel dazu sind jene kreativen Akteure, die hier bereits gefunden haben, was sie suchen. Weil kreative Akteure dabei trotz ihrer zentralen wirtschaftlichen Stellung dennoch selten der Mainstream der Stadt sein werden, sondern überall in der Stadt verteilt von den Enden des Netzwerkes heraus agieren, sind Toleranz, gegenseitiges Vertrauen und ein Prinzip des Leben-undleben-Lassens die Voraussetzungen für die Entwicklung einer City of Ends. Deshalb schließt sich auch eine Ghettoisierung, sei es auch in einem noch so goldenen Käfig, aus. Eine City of Ends ist keine Parallelwelt, sondern ein integraler Bestandteil, der einer Stadt in ihrer Gesamtheit ihre unverwechselbare Identität verleiht. Das Entstehen Können von Diversität, also die Möglichkeit eine Vielfalt von selbst bestimmten losen Verbindungen, im beruflichen wie im sozialen Leben, beispielsweise durch die Möglichkeit der Begegnungen auf der Straße, in Nachbarschaften oder in selbst geschaffenen Subkulturen eingehen zu können, ist dabei der Nährboden, auf dem eine City of Ends wachsen kann. Sie fördert nicht nur den Austausch von Ideen, Wissen und Ressourcen aller Art, sondern begünstigt zudem das Entstehen jener kleinen Initialevents auf lokaler Ebene, die das Potenzial haben, weit darüber hinaus auch auf globaler Ebene große Wirkungen zu erzielen.

Das Versprechen der City of Ends setzt sich zusammen aus dem: – Wer da ist. – Was da ist. – Was da passiert und – warum dieser Ort damit alles hat, worauf es ankommt, sich zu entscheiden, genau hier etwas daraus zu machen.

EIN NEUES POWER LAW Unter diesen Voraussetzungen funktioniert die Entwicklung der City of Ends in drei Schritten, die ihr Entstehen unter dem Einfluss eines Power Laws beschreiben: – Kreative Akteure – einzelne oder als Mikrokosmen, von denen manche bereits unternehmerisch organisiert sind – bilden Cluster mit anderen kreativen Akteuren, um gegenseitig ihre Produktivität zu steigern. Sie machen Jobs, die es bereits gibt, aber genauso schaffen sie in ihren Mikrokosmen selbst neue Jobs.

Die glaubwürdigste und effektivste Kommunikation für dieses Versprechen funktioniert nach demselben Prinzip wie der Austausch über lokale und globale Netzwerke sonst auch: von kreativem Akteur zu kreativem Akteur, also von Ende zu Ende. Alles in allem ist die City of Ends kein Prinzip, das wie viele andere den organisierten Rückzug der Politik aus der Stadtentwicklung der Zukunft fordert. Im Gegenteil: In einem Zeitalter, in dem globale Konzerne ihre Loyalität zu den Orten, an denen sie groß geworden sind, aufgegeben haben, liegt es mehr denn je an der Stadt selbst, Verantwortung zu übernehmen. Gleichzeitig erfordert eine City of Ends von den Regierenden aber ein Umdenken. Denn die meisten klassischen Zugänge bauen auf die zentrale Vorgabe klarer Strukturen, damit etwas Bestimmtes passieren kann. Dagegen beruht die City of Ends auf dem möglichst freien, von den Enden selbstorganisierten Fließen-Lassen von Prozessen, deren Resultat neue Strukturen sind. Nur durch diesen Paradigmenwechsel kann in Zeiten verstärkter Unsicherheit, welche die Globalisierung mit sich bringt, potenziell „alles“ entstehen, ohne dass das Gesamte zusammenbricht. Auf Letzteres müssen Regierungen achten. Davor müssen sie aber erst das Entstehen von „allem“ nicht nur zulassen, sondern aktiv unterstützen. Denn darin liegt die größte Chance, welche Städte in Zukunft haben werden. —

– In der Folge kommen weitere kreative Akteure hinzu – aus der Stadt selbst, oder bereits von anderswo – um größere ökonomische Einheiten oder Unternehmen zu bilden. Insbesondere dann, wenn bei einigen Unternehmen absehbar ist, dass sie vom langen Schwanz in den Kopf der L-Kurve vorstoßen können. – Diese Firmen siedeln sich ebenfalls in der City of Ends an und beginnen zu wachsen und sich zu entwickeln. Gleichzeitig wächst und entwickelt sich die Stadt als Ganzes, indem sie einen Teil des Wachstums für die Gesamtheit abschöpft. The City of Ends — 61


– The share of the world population living in urban areas was three percent in 1800, increased to 30 percent in 1950 to reach about 50 percent today … … and suddenly everything changes.

In this context lie the great challenges for future urban planning. Although in the US creative citizens already earn as much as (e) – “The world is flat” , writes American publicist Thomas L. Friedman in the meanhalf of all wages, they will never be the while 3rd edition of his book of the same mainstream or even the majority of a city. name, thus agreeing with all those who think Therefore the city has to provide the creative that the era of the global playground prophcitizens with the opportunity to enter the esied by Marshall Mc Luhan as early as in network – meaning the city – at its ends, 1962 has already begun in the early 21st without risking to be put offside. Since this century. Favored by global networking, so the alone is their chance to put into practice the theory goes, the geographic concept of “place” principle of “space” within a modern con– that is where you are – is losing its economic cept of “place” in order to abolish the irrarelevance. It is replaced by the principle of tional opposition between these two ele“space” , which is synonymous with the death ments, which is due to globalization in its of distance. Similar to a current Internet poker current form. This is the idea of the City of ad everybody, no matter where he lives may Ends. And that’s why creative citizens are participate in the game – as part of the world on the move. spanning network – and compete for the first prize. According to the motto: ABC. Alone But Connected. Gramatneusiedl meets New York City. by christoph sattler

MOVEMENT MEANS TO “EMIGRATE AND INNOVATE”

(1) – The percentage only refers to highly developed markets in terms of economy. The percentage seems to be even higher in emerging markets as is documented by the social and economic development of cities such as Shanghai, Shenzen, Beijing, Bangalore or Hyderabad. (2) – The minimum age of 25 was chosen for the study in order not to include student migration before and after completion of their studies, as this migration has different motives.

62 — Christoph Sattler

Is this the end of the city as a creative center as we know it? It certainly is. Since under these conditions in the future the city will begin at its ends. Since the ends are, where the “action” is. Since innovation and new values may be This is the second error of many globalizafound at the ends, not in the center. tion theorists, claiming that “today nobody has to emigrate to innovate” . What are these ends? The ends are not the suburbs, not even the rural areas adjacent to On the contrary. The more indifferent it is the suburbs. Rather, these ends are this new where you are the more important it is for swarm of creative citizens, which was only able to develop thanks to the emerging global the individual where this location is, who else is there and what is actually happening networks. And contrary to the above assumpthere. Seen from this angle creative citizens tion these creative citizens prefer to live in do not consider global networking the death the cities even in the 21st century. The actual of distance, but regard it as an opportunity to potential of the global network is not decentralization but a new form of diversity i. e. the more easily bridge existing distances. self-organized exchange with the other creative According to a current analysis by the Federal ends of the network in order to mobilize new resources, information and ideas that favor the Reserve Bank out of 150 million creative citizens worldwide roughly 14 percent 1, which innovation of each individual. is about 20 million, change their place of In order to find this diversity also on the local residence after the age of 25 2 at least once in level and to be able to benefit from it, creative their lifetime. The consequences are dramatic: while we witness a rather balanced migration citizens need to meet other creative citizens. And that’s why creative citizens need the city. in all areas of Europe and the US, the creative citizens do not move to many different And the city needs them, because creative other cities, but just a few important creative citizens – and this is generally agreed – will centers. be the driving forces of the economy of knowledge, which in the future will offer the most important growth potential for all of us.


THE RICH ARE GETTING RICHER. THE POOR ARE GETTING POORER.

Power laws constantly change with each single new impulse emitted by the ends of the network that keep it together. What is even more important is that power laws are not arbitrary, but have causes which determine them, and which may also be influenced: by small trigger events that multiply disproportionately.

The chart clearly shows the thus arising disequilibrium. At the head of the L-Curve there are only a few megacities whose innovation potential is growing exponentially due to disproportionate influx. In the long tail there are many small cities, followed by the rural areas. Compared to the large cities the smaller ones are in danger of losing their social and economic substance as a result of stagnation or a decreased influx of creative citizens.

Such trigger events have surprising characteristics: – They practically always originate in the dense muddle of the long tail at the ends of the network which is characterized by diversity. – Compared to the few successful examples visible at the head of the L-Curve little importance is attached to them at first because of their unconventional approach. – In the beginning the mainstream considers them a mere playing or nonsense. – But due to the interconnections – whose product they partly are – positive feedback loops may develop around them thus disproportionately increasing their significance compared to other events. – Hence they potentially gain momentum, become adopted by a majority of people and as a result advance into the head of the L-Curve.3

This uneven distribution is based on a power law which becomes effective as soon as individual citizens or elements are no longer able to act independently from each other, but are networked. As of this moment the rich are getting richer and the poor are getting poorer. Relating to migration the fact that a higher number of creative citizens are moving to a particular city, and not to another one, increases the probability that exponentially more creative citizens will follow them to this city than go elsewhere. Thus the ten largest urban centers in the US together have an economic output which ranks on third place worldwide, closely behind the US in total and Japan. The economic output of New York is comparable to that of Brazil or Russia. Chicago is equivalent to Sweden. New York, Los Angeles, Chicago and Boston together have a stronger economy than China. Apart from Tokyo there are only some European cities which are able to keep up with these numbers: above all London. Here, too, the influx of creative citizens concentrates on only some cities.

POWER LAWS ARE NOT ARBITRARY This distribution may, however, be subject to change. Since one of the most important characteristics of power laws is dynamism.

This principle applies both in a larger and a smaller context. It explains why innovations do not develop in the center, but at the ends. And it explains why many of the new cities which have made their way to the head originally started their journey in the long tail of the L-Curve. Cities like Tallin, Detroit, Nagoya and Mexico City are examples thereof, while former industrial strongholds such as St. Louis or Pittsburgh descend into the tail.

A DIFFERENT ANGLE Networking, power laws and L-Curves do not only entail a disequilibrium, but also a wealth of chances and opportunities previously unthinkable. We have to view things from a different angle, from the point of view of the creative citizen in order to identify these opportunities. There are three central questions:

(3) – The American economist Clayton Christensen calls these phenomena “disruptive innovations”; he describes their development and emergence in his book “The Innovator’s Dilemma”.

The City of Ends — 63


– What are the motives influencing the migration decisions of creative citizens? – Why do they confine themselves to only a few cities? – And what is the thus resulting agenda for the development of the City of Ends?

THE WORLD OF ENDS What is most important for answering these three questions is the principle of “space” which is the result of globalization. “Space” is what most cities have not yet become: a world of ends. Or more precisely: a series of global networks in which new values may emerge at the ends without influence “from the top” and may subsequently flow with increasing intensity from one end to the other. Through digitalization and the convergence of media creative citizens may not only individually experience the exchange of knowledge, information and ideas on a global level, but may also immediately utilize these. Thus the output of innovations explodes on the global level, which in reverse allows the dissemination of these innovations via the same or other networks that are thus made accessible as well. The set of rules of these networks functions according to a logic that is a mixture of order, anarchy and hierarchy: in a world of ends all those who previously were mere receivers or consumers automatically become senders and thus potential producers. Thus senders and receivers have to convince nobody but themselves before developing and testing an idea. Innovations are therefore mainly based on the active self-organization of one or several creative citizens. From this a form of interactivity results on a micro level promoting new routes of “circuits of ideas” as it is not subject to any central control. In parallel to this, other creative citizens with different ideas and points of view may interact in the same independent manner, which means that the homogeneity of centrally organized networks is replaced by heterogeneity.

64 — Christoph Sattler

The numerous microcosms that emerge from this are loosely connected with each other, because innovation in these systems is based on mixing, reusing and recombining the resources to which all other ends have access as well. And as from a certain moment each microcosm, which initially developed at one of the ends of the network, automatically becomes a center, the same applies to them as to all other centers: the inspiration of the creative citizens has to be fed from sources within the microcosms of the others, which again means exchange between one end and another. Therefore numerous creative citizens seek permanent encounter with other creative citizens. Antennas are ready for service. Thus heterogeneous coexistence develops into loose cooperation, which results in diversity.

A NEW DECISION HORIZON: ABUNDANCE INSTEAD OF SHORTAGE The resulting promise is as simple as desirable: – Everything is here. – Everybody is here. – Everything that happens is here. – It depends on your decision what to make of it. This promise marks a turning point. Since it considerably changes the perspective from which the creative citizens look at where they are. On the one hand the active participation and exchange in the global network opens up opportunities for the creative citizens to advance their innovative achievements independent of their location. The shortage of knowledge, resources and exchange of new ideas this location brings about both as regards working and the demands a person has for his or her personal lifestyle is no longer the sole yardstick that determines our actions. Rather the contrary: creative citizens increasingly consider the lacking professional and

private opportunities of their present location an obstacle which can be surmounted by a change of location. The fact that part of what constitutes one’s own identity or work is in perfect reach from any other location than the present one also further reduces the threshold for deciding to change location. On the other hand, the fact that a change of location does not necessarily mean to give up everything but only parts of it increases the chances of being able to win much more there than you would lose here – easier and faster. And that is the reason why creative citizens increasingly emigrate to innovate.

THE PARADOX OF THE RICH But why is it that only a small number of cities profit from the migration of creative citizens? The rule that the rich are getting richer and the poor are getting poorer is correct, but cannot suffice as sole explanation. It rather appears that most of the cities – the rich ones included – do not offer sufficient reasons to creative citizens for deciding where the journey should lead. In case of doubt they thus choose what is – apparently – less risky or offers more options. Such compromise often causes disappointment. The above-mentioned study by the Federal Reserve Bank illustrates this with a surprising result: it is exactly those centers to which most of the creative citizens immigrate that have to face a higher percentage of outward migration than most of the other, poorer cities. The city’s internal balance remains positive, which allows further growth, but it also allows to draw the conclusion that many creative citizens did not find the opportunities they had hoped the city would provide them with. It furthermore shows that the size of a city is not necessarily equivalent to the diversity creative citizens desire. Cities like Austin or Stockholm prove that small cities, too, have the potential to become creative strongholds.


A NEW “CALL FOR ACTION”: THE CITY OF ENDS

or in self-created subcultures, is a medium that allows the City of Ends to grow. It not only promotes the exchange of ideas, knowledge and resources of all kinds, but also favors the development of those small trigger events on a local level which have the potential to have an impact even on the global level.

Therefore creative centers of today will not necessarily be those of tomorrow. They will, however, remain superior, if other cities react insufficiently.

A NEW POWER LAW

It is clear that creative citizens immigrate to cities which on a local level function according to similar principles as the world of ends which made the things that are done today possible through its set of rules. What they are searching for are cities of ends which allow them to continue using the global networks on a local level in order to give them the opportunity to provide their will of innovation and the connected lifestyle with a location to come full circle. The future thus is beckoning those cities which realize that the “action” at the ends is the beginning of their new future.

Under these conditions the development of a City of Ends takes place in three steps under the influence of a power law: – Creative citizens – individuals or microcosms of which some are already organized in an entrepreneurial way – form clusters with other creative citizens in order to mutually increase their productivity. They do jobs that already exist, but also create new jobs within their microcosms.

– Subsequently, other creative citizens from the city itself or from elsewhere join to form larger economic entities or companies. Particularly if it is foreseeable that they might move The first step is to accept that it is not about trying to prevent creative citizens from leaving from the long tail to the head of the L-Curve. the city if they want to. He who wants to leave will leave, because the promise made by – These companies, too, settle in the City of Ends and start growing and developing. At another city makes him think he will find a the same time the city as a whole grows and new freedom in the other city, a freedom he develops by siphoning off parts of this growth doesn’t experience here. Important are thus those who want to come, because they hope to for the collectivity. find a freedom there they won’t find elsewhere. The multitude of different stories, individual identities and new identification points which The key to this are all those creative citizens will arise in sum make up the distinctive who have already found what they were promise of a city, which makes others want to searching for. As creative citizens will in most cases not be the mainstream of a city – despite come to this city in order to participate in the developments on the local level and to benefit their central economic status – but will be from this in the scope of a global context. distributed over the city and act from the ends of the network, tolerance, mutual trust and the principle of “live and let live” are the The promise of the City of Ends consists of: – Who’s there. prerequisites for the development of a City of – What’s there. Ends. Thus there will be no ghettoization, no – What happens there and gilded cages. A City of Ends is not a parallel – why this location has everything it needs world, but an integral part of a city, which to decide that this is exactly the place to do gives the city its distinctive identity. The something. development of diversity, e.g. a multitude of self-determined loose connections in both The most authentic and effective communiprofessional and social life, e.g. through cation for this promise works on the same encounters on the street, in the neighborhood

principle as the exchange via local and global networks: from creative citizen to creative citizen, i. e. from end to end. All in all the City of Ends is not a principle that – like many others – demands the concerted withdrawal of politics from future urban development. On the contrary: in an era where global corporate groups are no longer loyal to the locations they owe their success to, it is more than ever the city itself that has to assume responsibilities. At the same time a City of Ends requires that those who are in power rethink their opinions. For in most cases the classic approach is based on the central provision of clear structures so that specific things may happen. The City of Ends – however – is based on letting processes flow freely, self-organized by the ends, which results in new structures. In times of increased uncertainty, which is a result of globalization, it is this paradigm shift alone that may give rise to “anything possible” without risking to lose “everything” . Governments have to pay attention to this. And it is not enough to only let “anything possible” develop, they also have to support it actively. For this is the best opportunity cities will have in the future. —

The City of Ends — 65


Das urbane Gallier-Dorf / The urban Gaul village

Foto / Photo: Klaus Vyhnalek for Unit F

– Wie wichtig Lokale für eine Stadt sind, warum Wiens Lokalszene weltweit einzigartig ist – und gleichzeitig ein wenig überschätzt wird. / The importance of restaurants and bars for a city, why Vienna’s gastronomic scene is unique world-wide – and at the same time slightly overrated.

66 — Rainer Nowak


von rainer nowak (d) — „Everyone is trying to get to the bar. The name of the bar, the bar is called heaven. The band in heaven plays my favorite song. They play it once again, they play it all night long. Heaven is a place where nothing ever happens.“ Die Talking Heads kennen offenbar Wien sehr gut. Hier gibt es nicht nur himmlische Bars, in denen nie etwas passiert. In Wiens gesamter Lokalszene passiert fast nie etwas. Und das ist oft gut so. Und langweilig. Aber alles schön langsam, beginnen wir beim Allgemeinen. Also: Ohne Lokale gibt es keine Stadt. Eine Stadt ohne Bars, Restaurants und Cafés wäre wie eine Stadt ohne Supermärkte, Büros oder Gewässer: Unmöglich. Und genau genommen sind sie noch wichtiger, denn eine Stadt mit mittelmäßigen Parks (wie in Wien), mit eintönigen Supermärkten (wie in Wien) und kaum belebten Gewässern (wie in Wien) ist kein Problem, solange es eine Lokalszene gibt (wie in Wien). Dabei beruht die sprühende Kreativität dieser Szene vor allem auf wunderbar gastronomischkulinarischen Irrtümern, auf die die Stadt zu Recht stolz ist: auf das Kaffeehaus, auf den Heurigen, auf den Würstelstand und das Wirtshaus. (Das in jugendlich-ungestümer Gestalt auch gerne Beisl genannt wird.)

Und dort gibt und gab es natürlich auch keine passenden Literaten, geilen – nur da ist das Adjektiv erlaubt – Mehlspeisen und schlecht gelaunten Kellner. Ja, genau, Wien ist die einzige Stadt der Welt, deren Bewohner es geschafft haben, auf unhöfliches, unfreundliches Servicepersonal stolz zu sein. Wiener Grant heißt das dann ganz charmant. Beim Dreigestirn Heurigen, Kaffeehaus und Wirtshaus ist ein Phänomen immer wieder zu beobachten: Der Warnruf ihres vorzeitigen Ablebens ertönt schnell und meist falsch. Wirklich umbringen kann man sie nur mittels Eins-zu-eins-Nachbauten, mittels ideenloser Imitation: Das lässt sich im Wiener SchlossQuadrat ebenso beobachten wie in den Kaffeehäusern „Central“ und „Museum“ oder bei sogenannten Heurigen-Restaurants wie „Martin Sepp“.

Eine weitere Parallele – jetzt wird es nicht ungefährlich – dieser Versorgungsstationen, die sich das Attribut Institutionen eigentlich nicht gefallen lassen müssen: Wirklich schön ist ja eigentlich anders. Bei den Wirtshäusern sind es siebziger- und achtziger-JahreHolzverkleidungen, die die Geschmacksnerven ebenso treffen wie das zum Frittieren verwendete Fett. Bei den Kaffeehäusern sei der Hinweis erlaubt, dass es nicht nur Innenstadt-Kaffeehäuser gibt, bei den Heurigen jener, dass ein Holztisch und ein Viertelglas mit Henkel keinen ästhetischen Jubelchor hervorrufen. Wieso die Verklärung? Einerseits hat die Populärkultur das ihre dazu beigetragen: Neben der normalen patriotischen Verklärung, wie Alle vier funktionieren natürlich hervorragend, fußen auf einer sie die Italiener bei Trattorien ebenso vollführen wie die Briten feinen Überschätzung. Denn ein puristischeres Stadt-Lokalbei den Pubs, kommt das Retro-Verfahren dazu: Eine Generation, Konzept gibt es nicht. Beim Wirtshaus handelt es sich um eine einfache rustikale Kantine eines Dorfes oder einer Nachbarschaft, deren gemeinsamer Nenner vor allem Besuche der nächsten Dorfdiskotheken, Wandertage mit Dreh- und Trink-Getränken und die auch gerne Grätzel genannt, in der Gerichte zubereitet werden, ORF-Sendung „Ohne Maulkorb“ war, muss Wirtshaus, Heurigen die es auch zu Hause geben könnte oder sollte. Und weil man das eigene Heim immer ein wenig verklärt, passiert das auch mit und Kaffeehaus veredeln. dem Wirtshaus. Jeder Intellektuelle hat sein eigenes LieblingsBei genauer Beobachtung lässt sich klar erkennen, dass es in wirtshaus, mittels Instant-Einrichtung hat es das WirtshausWien nur diese drei Lokale plus Würstelstand gibt. Jedes neue Extrazimmer sogar schon in eine ORF-Plauderrunde geschafft. Lokal, das in Wien eröffnet, lässt sich – trotz gegenteiliger BeDas wird mittels Holzverkleidung, Hirschgeweih und Kleinformühungen der Betreiber? – immer und sofort in eine der vier mat dargestellt und soll nachdenklich-nostalgische Wirtshausstimmung aufkommen lassen. Längst gibt es in Wien ein eigenes einteilen. Die neue Bar am Naschmarkt, die eigentlich ein KaffeeNeo-Wirtshaus-Design, neue Lokale wie „Hollmanns Salon“ oder haus war? Ist eigentlich ein Beisl. Die neue Sushi-Bar ebendort? Ist in Wahrheit ein japanischer Würstelstand. Der gute alte Club das neue „Österreicher“ zitieren, wie kopieren gerne eupheam Donaukanal? Schaut doch wirklich aus wie ein Heuriger mistisch genannt wird, architektonisch das alte Wirtshaus mit mit Tanzgelegenheiten drinnen! Und ein britisches Pub bei der vielen hübschen Kinkerlitzchen. In Wien erlebt das Wirtshaus sogar einen wahren Boom, nach dem Sterben unzähliger Häuser Universität? (Das braucht nebenbei wirklich kein Mensch.) Ist genau genommen eben nur ein komisches Wirtshaus mit bis in die späten siebziger Jahre ist es in den vergangenen zehn, schlechtem Essen. zwanzig Jahren zu einer Renaissance gekommen: Manche alten Häuser wie die „Drei Hacken“ oder das „Rebhuhn“ wurden von jungen Chefs übernommen und florieren. Plötzlich sitzen junge, Mit diesem heimlichen Selbstverständnis ist den Wienern aber zweierlei gelungen: Einerseits hat der kulinarischen Globaliweit gereiste Städter am liebsten in den Lokalen, die für ihre sierung Fratze in Wien nie eine echte Chance gehabt. In keiner eigenen Eltern der Inbegriff österreichischer Anti-Stadt-Kultur anderen Stadt scheiterten so viele internationale Fast-Foodwaren. Und das ist wahre Kreativität. und Bad-Food-Ketten wie in Wien: Pizza Hut oder Sandwich kämpften an der Donau wie kaum wo. Starbucks musste in Wien Ähnliches gilt auch für den Heurigen: Auf Holztischen und tatsächlich einzelne Filialen wieder zusperren, das gab es noch Bänken sitzt das verwöhnte Städter-Volk und isst vergnügt nirgendwo. Burger King benötigte sogar zwei Anläufe, bis er Fuß Aufstrich-Brote wie früher und nippt an teils noch immer saufassen konnte. Und auch Kentucky Fried Chicken wird nicht rem oder zu süßem Wein. „Identität!“, müsste man wohl rufen. Und dann ist da noch das Kaffeehaus, das aus einem sonderbaren gerade überrannt, nur McDonald’s schafft es, dem Würstelstand und Co. ein bisschen Konkurrenz zu machen. Denn das ist der Grund von Wienern immer als eigene Erfindung gefeiert wird. Die Kaffeehäuser in Italien (Turin!) haben sicher die Habsburger Grund für den schwierigen Boden: Es blühte hier bereits eine vernünftige Imbiss-Kultur, bevor die Burger-Ketten kamen. dort gelassen … Das urbane Gallier-Dorf / The urban Gaul village — 67


68 — Rainer Nowak

Foto / Photo: Klaus Vyhnalek for Unit F


(Dabei könnte der Würstelstand ruhig ein wenig mehr Kultur beim Würste-Sieden entwickeln, nicht?) Doch nicht nur die einfache Imbiss-Kultur Wiens erweist sich erstaunlich resistent gegenüber allen neuen Einflüssen: Auch die höhere Gastronomie, oder besser: deren Gäste, leisten Widerstand gegen international erfolgreiche Trends. Wirklich aufregende Neuheiten findet man auf den Tellern oder in den Gläsern in Wien daher manchmal gar nicht oder wenn, dann erst verspätet. Die französische Weltküche ist in Wien etwa de facto gar nicht vorhanden. Das, so könnte man munkeln, hat durchaus auch politische Gründe, nett waren die Franzosen wirklich nicht zu uns. Generell schaut es an der Spitze der Wiener Restaurant-Szene kulinarisch recht bescheiden aus, bedenkt man die sehr hohe Dichte an guten Restaurants in der gehobenen Mittelklasse. Dort wird übrigens häufig und gerne „gutbürgerlich“ gekocht, seit Jahren wird ein Lokal gesucht, das auch „schlechtbürgerliche“ Küche bietet. Selbst bei den zu Recht viel beschworenen Trend-Lokalen am Naschmarkt und im Museumsquartier machen in erster Linie DJ, Musik, Innenarchitekten und Publikum Szene und Erfolg aus, die gastronomischen Konzepte hat man allesamt in anderen Städten schon gesehen. Wirklich wilde, neue und innovative Lokale? Die sucht der junge und mittelalterliche Wiener während des Weekend-Trips, um das Geld ausgeben zu können, das man durch den Billigflug gespart hat. Daran ist nicht zuletzt ein Minderwertigkeitskomplex schuld: Noch immer lautet die erste Reaktion auf ein neues Lokal, in dem etwa ein junger wilder Koch, der bis gestern Anwalt war, spontan auf einem Gaskocher experimentiert, nicht „Gnade!“, sondern „Toll! Wie in Berlin!“ Dass normalerweise kaum jemand nach Berlin wegen neuer Amateurlokale fährt, sondern wegen Mode, Musik etc., sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Und dann lassen die gängigen Vergleiche in Sachen LokalNiveau auch tief blicken: Am liebsten orientiert man sich an New York, Paris oder London, dabei zieht Wien natürlich sofort den Kürzeren. Der Vergleich zu Zürich (nicht ganz leicht, in bestimmten Bereichen Wien gefühlsmäßig voran), München (simpel und klar: natürlich besser) oder Prag (trotz beachtlichem Aufholbedarf: noch immer voran) wäre vermutlich logischer und langweiliger zugleich. Aber ganz ehrlich: Als echte kleine Großmacht soll man sich immer nur nach oben orientieren! Eine Stadt mit einem so konsequent eigenen Stil kann und wird es nicht geben. Und vor allem eins darf man nie vergessen: In Wien gibt es vor allem auch die alte Tradition, alles schlecht zu machen, was einem lieb und teuer ist. —

by rainer nowak (e) — “Everyone is trying to get to the bar. The name of the bar, the bar is called heaven. The band in heaven plays my favorite song. They play it once again, they play it all night long. Heaven is a place where nothing ever happens.” Apparently the Talking Heads know Vienna very well. There are not only heavenly bars, where nothing ever happens. Hardly ever something happens in the whole of Vienna’s gastronomic scene. And often this is fine. And boring. But let’s take our time, let’s start at the beginning. So: without bars and restaurants, there is no city. A city without bars, restaurants and cafés would be like a city without supermarkets, offices or lakes and rivers: impossible. And strictly speaking they are even more important because a city with mediocre parks (like in Vienna), with monotonous supermarkets (like in Vienna) and barely enlivened water bodies (like in Vienna) is no problem so long as there exists a gastronomic scene (like in Vienna). However this scene’s inventive creativity is mainly based on wonderful gastronomic culinary errors of which the city is deservedly proud: on the coffee house, the wine tavern, the sausage stand and the inn. (In case the last one boasts a young and roaring style, the Viennese like to call it “Beisl”). Needless to say, all four function excellently and rely on a slight overestimation. Because there is no city gastronomy concept more purist than this. The inn is the simple, rustic eatery of a village or a neighborhood (which in Vienna is called a “Grätzel”), where meals are prepared which could or should also be served at home. And because there is no place like home, the inn is of course romanticized. Each and every intellectual has his own favorite inn, and with the help of an instant décor the inn’s back room has already managed to star in a chat show of the Austrian broadcast station ORF. The setting includes wood wainscoting, deer antlers and small format and intends to create an atmosphere of pensive nostalgia. For quite some time now there has existed in Vienna a particular neo-design for inns; new restaurants like “Hollmanns Salon” or the new “Österreicher” quote – the popular euphemistic term for copying – architectural elements from old inns with many pretty frills and furbelows. There is a veritable boom of inns in Vienna, whereas innumerable restaurants died until Das urbane Gallier-Dorf / The urban Gaul village — 69


the late seventies, the last ten, twenty years have seen a real renaissance: some old houses like the “Drei Hacken” or the “Rebhuhn” were taken over by young entrepreneurs and are prospering. Suddenly young much traveled townspeople love to frequent restaurants and bars which for their own parents were the epitome of Austrian anti-city-culture. And this is real creativity. The story of the wine tavern called “Heuriger” is similar: fastidious townspeople sit on wooden benches and tables and merrily eat slices of bread with spread as in olden times and sip wines which sometimes are still sour or too sweet. Seems to be the call of identity. And then there is the coffee house which for some mysterious reason is celebrated by Viennese as their very own invention. Surely the Habsburgs left the coffee houses of Italy (Turin!) there … And of course there were and are no suitable men of letters, voluptuous pastries and grumpy waiters. Yes, exactly, Vienna is the world’s only city whose citizens managed to be proud of uncivil and unfriendly waiters. These charming grouchy manners are called “Wiener Grant” . One phenomenon keeps recurring with this threesome wine tavern, coffee house and inn: the warning of their premature death is sounded speedily and mostly proves mistaken. They can only be killed by one-to-one replications, by uninspired imitation: which can be seen in the “Wiener Schloss-Quadrat” and in the coffee houses “Central” and “Museum” or in the so-called “Heurigen restaurants“ like “Martin Sepp” . Another analogy – and here we are treading on slightly dangerous ground – of these “feeding stations” which need not really put up with being called institutions: you cannot really call them beautiful. The inns boast wood wainscoting of the seventies and eighties, which hits the taste buds like the frying fat used there. Concerning the coffee houses we may point out that the inner-city coffee houses are not the only ones existing, and concerning the wine taverns that a wooden table and a handled glass mug do not excite aesthetic exaltation. Why then this romanticizing? On the one hand the pop culture has contributed to this phenomenon: in addition to the normal patriotic idealization, in which Italians indulge for their trattorias and Britains for their pubs, there is the retro mode: a generation whose common denominator were visits to the 70 — Rainer Nowak

next village disco, school trips with Twist & Drink fruit juices and an Austrian TV show for youths called “Ohne Maulkorb” , (meaning “outspoken”) such a generation is bound to idealize inns, wine taverns and coffee houses. Close scrutiny shows that there are only these three types of gastronomic locations in Vienna, plus the sausage stand. Every new restaurant or bar which is opened in Vienna may always and instantly be classified under one of these four categories – notwithstanding the objections of its owners. The new bar on the Naschmarkt market which originally was a coffee house? Is basically a “Beisl” . The new Sushi bar in the same area? Is in fact a Japanese sausage stand. The good old club at the Danube Canal? Looks really like a wine tavern with dance floor! And a British pub close to the university? (Which, by the way, really nobody needs). Is strictly speaking only a strange inn with bad food. With this covert self-definition, the Viennese citizens managed two successes: on the one hand, culinary globalization never stood any realistic chance in Vienna. In no other city so many international fast food and bad food chains failed as in Vienna: Pizza Hut or Sandwich struggled on the Danube as hard as nowhere else. Starbucks actually had to close some stores in Vienna, a phenomenon hitherto unseen. Burger Kind needed two starts to gain a footing. And Kentucky Fried Chicken also is not really stormed by customers, only McDonald’s manages to somehow compete with sausage stand & Co. This is the reason for the difficult ground encountered: there was already a flourishing snack culture before the burger chains arrived. (However the sausage stand might really try to improve its sausage cooking culture). Not only Vienna’s simple snack culture is astonishingly resistant against all new influences: the more refined gastronomy, too, or rather its guests resist internationally successful trends. Really exciting innovations are therefore either not found at all in Vienna’s plates and glasses, or if at all, then rather belatedly. The famous French cuisine for example is non-existent in Vienna. Some might murmur that this also has political reasons, the French were not really nice to us. In general, the top of Vienna’s gastronomic scene features a quite modest cuisine, considering the high number of good restaurants in the upper middle range. Incidentally these restaurants offer mostly “good plain cooking” ,

for years we have been looking for a restaurant which offers also “bad plain cooking” . Even the success of the trendy restaurants and bars on the Naschmarkt and in the Museumsquartier is mainly based on DJ, music, interior designer and public, their gastronomic concepts have all already been seen in other cities. Really new, wild and innovative restaurants and bars? The young and middle-aged Viennese are looking for them on weekend trips in order to spend the money saved by budget flights. Last but not least this is caused by an inferiority complex: the first reaction to a new restaurant where e.g. a young wild cook, who yesterday was still a lawyer, offers spontaneous experiments on a gas cooker, is still not “Mercy!” , but “Great! Just like in Berlin!” For the sake of completeness let us mention that normally people do not travel to Berlin to visit new amateur restaurants but for fashion, music etc. The usual comparisons concerning restaurant ranking are quite revealing: we like to apply the standards of New York, Paris or London, and of course Vienna falls short of them. The comparison with Zurich (not wholly easy, in some areas it seems to be ahead of Vienna), with Munich (simple and clear: of course better) or Prague (although there is still so much to catch up on: still ahead) would probably be more logical and at the same time more boring. But let’s be honest: for a real small great power the sky is the limit! There can and will be no other city with such a consistently original style. And always bear in mind: in Vienna there also lives the old tradition to criticize whatever we hold dear. —


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Projekte / Projects C / 0701 C / 0603 re:Design C / 0602 F / 0601

74 92 118 152 182


C / 0701 Start / Start

08. 01. 2007

Ende / End

23. 04. 2007

Jury / Jury

Edek Bartz Marika Demner Sonja Hammerschmid Achim Heine Harald Katzmair Jan Lauth Bogdan Roscic Karoline Simonitsch

eingereichte Projekte / submitted projects Architektur / Architecture Audiovision / Audio-vision 2 Design (inkl. Grafik) / Design (incl. graphic design) 9 Diverse / Miscellaneous 1 Kunstmarkt / Art market Medien & Verlagswesen / Media & publishing 1 Mode / Fashion 6 Multimedia / Multimedia 11 Musik / Music 7 Services / Services Gesamt / Total 37 gesicherte und neu geschaffene Arbeitsplätze / secured and created jobs Gesamtfördersumme der geförderten Projekte / total project funding dadurch ausgelöstes privates Investment / effected private investments

geförderte Projekte / funded projects 3 2 5 35 728.310 EUR 2,9 Mio. EUR



Acoustic Medicine – Musik / Music

MUSIK AUF REZEPT von ralf birke (d) – Der Lebenslauf von Dr. Roland Haas zeigt eines besonders deutlich: Da ist jemand auf der ständigen Suche nach dem Neuen. Scheinbar ruhelos, sicher aber neugierig und mutig führt er seine Professionen aus Geisteswissenschaften, Kunst, Musik und schließlich Medizin zusammen. Zuletzt war er Rektor der Universität Mozarteum Salzburg und einer der Taktgeber des Mozartjahres 2006. Heute betreibt er zusammen mit seiner Frau Vera Brandes, Leiterin des Forschungsprogramms Musik-Medizin an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg, und dem Physiker und Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, HansUllrich Balzer, das Start-up-Unternehmen SANOSON. 76 — Acoustic Medicine


– Warum der Sprung ins kalte Wasser eines Unternehmens, Herr Dr. Haas? Mich hat zunehmend die Kultur in der Kunst interessiert. Ich habe so lange Kunst gemacht, dass ich wusste, wie der Schall ans Ohr kommt. – Aber, mit Verlaub, dass Musik auf den Menschen belebend, beruhigend oder nervig wirkt, ist nicht neu. Was unterscheidet Ihre Arbeit von vorhandenen Erkenntnissen? Genau – das Wissen ist uralt. Es stützte sich auf Beobachtungen oder auf harmonikale Systeme. Heute will man wissen, warum und wie Musik wirkt. Tatsächlich kann uns heute die Gehirnforschung, vor allem aber die Chronobiologie, darüber viel sagen. Durch unser Diagnoseverfahren können wir objektiv feststellen, ob die jeweilige Musik auf den betreffenden Hörer belebend, beruhigend oder nervig wirkt und in welchem Maße sie das tut. In den meisten Fällen können wir das anhand seiner physiologischen Reaktionsdaten auch schneller feststellen, als es ihm selbst bewusst ist. – Welche Rolle spielt Musik heute in der Therapie relevanter Krankheiten? Sie kann vermutlich bei allen relevanten Krankheiten eine große Rolle spielen, wobei man die aktive Musiktherapie von der Musik-Medizin unterscheiden muss, bei der es vorwiegend um Anwendungen in Form von rezeptiver auditiver Stimulation geht. In beiden Bereichen sind bisher noch nicht sehr viele konkrete Anwendungen erforscht – mit Ausnahme der Schmerzmedizin. In der Musikmedizin haben wir die Wirksamkeit speziell entwickelter Kompositionen bei Insomnie und Hypertonie nachweisen können. Beides sind schwere gesundheitliche Probleme, bei deren Behandlung mit den Möglichkeiten der Schulmedizin nur die Symptome, nicht aber die Ursachen behandelt werden können. In solchen Fällen ist die Musik-Medizin überlegen. – Wie erklären Sie einem Hochdruck-Patienten, wie Musik auf ihn wirkt? Wir erklären ihm die Grundprinzipien der Chronobiologie und sein vegetatives Nervensystem, insbesondere das Wechselspiel zwischen Sympathikus und Parasympathikus. Eine primäre Hypertonie ist eine Übererregung des Sympathikus, die man am wirksamsten mit der erfolgreichen Stimulation des Parasympathikus behandelt. – Wenn der Patient weiß, wie Musik wirkt, wirkt sie dann noch? Ja, selbstverständlich! Man muss ja bedenken, dass wir zeitlebens mit Tönen, Rhythmen und Musik umgehen. Das geschieht aber als Freizeiterlebnis. In Wirklichkeit ist unser ganzer Körper rhythmisch aufgebaut. Es geht gerade darum, unser Wissen bewusst für nachhaltige Prozesse der Selbststeuerung einzusetzen. Aber Musik wirkt eben auch, wenn es der Patient nicht weiß! – Wirkt Musik auch dann, wenn sie der Patient nicht mag? Das ist unsere Kunst. Er muss sie nicht von vorneherein mögen, er muss sie nur zulassen, d.h. nicht ablehnen, sondern auf sich zukommen lassen. Wenn er das kann, wird er sie auch nach kurzer Zeit mögen. Vera Brandes ist in der Musikwelt mit den Namen Keith Jarrett, Andreas Vollenweider, Astor Piazzolla, Mikis Theodorakis oder Oregon verbunden. Die Compliance unserer Patienten zur Musik ist zu 98 Prozent gelungen. – Verändern Sie vorhandene Musikstücke, komponieren Sie neue oder sind Sie einfach nur ein therapeutischer DJ, der je nach Krankheitsbild Platten auflegt? Die Musik, die wir verwenden, ist für die betreffenden Anwendungen speziell komponiert und produziert. Die Musik wirkt dann am besten, wenn der Patient sie vorher NICHT kennt.

– Es gibt Komponisten, sagen Sie, die in ihrer Musik unbewusst biologische regulatorische Prozesse einsetzen. Welche Rolle spielt bei dieser Beurteilung der künstlerische Ausdruck? Die sogenannten biologischen Daten in der Musik sind für eine der Wirkungsebenen entscheidend, sie stellen sozusagen die physiologische Wirkungsvoraussetzung her, aber das allein reicht noch nicht aus. Ohne die emotionalen oder die seelischen Anteile in der Musik geht gar nichts. Komponisten haben dies immer zum Ziel gehabt. Gefühle, die beim Musikhören entstehen, sind das letztlich entscheidende Element. – Wird es Musik irgendwann in der Apotheke geben? Gesundheit ist mehr als Pillen und Operationen. Das merken wir alle immer mehr, nicht zuletzt auch durch die Kosten. Musik sollte es in der Gesundheitsberatung geben, wenn Apotheken das machen, dann gerne – aber nur auf Rezept! Bestimmte Musik sollte schon in Kindergärten und Schulen in den funktionellen Möglichkeiten gelernt werden und ihre Funktionalität zur Ausbildung der Mediziner gehören. Wir haben durch unsere Forschung allen Grund zur Annahme, dass man mittels psychophysiologischer Untersuchung für jeden die passende, helfende Musik finden kann. Ein Stück weit sollte Musik wieder zu ihrer alten kulturellen Funktion, heilen zu können, zurückfinden. —

Roland Haas, Dramaturg, Rektor a. D. der Universität Mozarteum Salzburg, Kulturpädagoge und -manager; Vera Brandes, Musikproduzentin, Medienwirkungsforscherin und Leiterin des Forschungsprogramms Musik-Medizin an der Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg und Hans-Ullrich Balzer, Physiker, ehem. Leiter des Instituts für Stressforschung (Berlin), des Forschungsnetzes Mensch und Musik an der Universität Mozarteum Salzburg und Gast-Professor an der Akademie der bildenden Künste, Wien, bilden das vielseitige Team hinter dem Projekt Acoustic Medicine von SANOSON. Die chrono- und regulationsbiologische Betrachtung des Menschen kann durch spezifische Messungen des Vegetativums zunehmend Einsichten für die psycho-physiologische Wirkungen von Musik gewinnen. Musik kann den Heilungsprozess positiv beeinflussen und Acoustic Medicine soll dabei gezielt helfen. Das Team konnte dieses Wissen in etlichen Studien präzisieren und mit seinem Wiener Startup-Unternehmen SANOSON ein spezielles Audioprogramm für Kliniken und Krankenhäuser entwickeln. Nachdem Programme für Bluthochdruck und Schlafstörungen bereits getestet wurden, sollen nun weitere im prä- und postoperativen Bereich sowie in der Intensivmedizin zum Einsatz kommen. Hochentwickelte Verfahren helfen, die Reaktion von Patienten auf bestimmte akustische Stimulationen zu messen und so die Musikprogramme individuell anzupassen. Im Zuge der inhaltlichen und technischen Implementierung kann SANOSON mit dem Programm auch auf die spezifischen Bedürfnisse der jeweiligen Klinik eingehen. departure unterstützt SANOSON bei der technischen Weiterentwicklung und beim Vertrieb von Musikprogrammen für den klinischen Einsatz in Medizin, Rehabilitation, Therapie und Prävention. Projekteinreicher: Roland Haas Projekt: Acoustic Medicine Gesamtfördersumme: 178.664 EUR

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Roland Haas Währinger Straße 115/19, 1180 Wien kontakt@sanoson.at www.sanoson.at

MUSIC ON PRESCRIPTION by ralf birke (e) – One thing in particular catches the eye in the curriculum vitae of Roland Haas: he is a person who is always searching for something new. Seemingly restless, but curious and courageous, he unites professions from the fields of humanities, art, music and finally medicine. Last he was university rector at the Mozarteum Salzburg and one of the people in charge of the Mozart year 2006. Now he is managing the start-up company SANOSON in cooperation with his wife Vera Brandes, head of the Music-Medicine Research Program at the Paracelsus University Salzburg (Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg) and Hans-Ullrich

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Balzer, physicist and professor at the Academy of Fine Arts, Vienna. – Mr. Haas, what made you jump in at the deep end by establishing your own business? I have become more and more interested in the way culture manifests itself in art. I have been active in the field of art for so long that I know how to make people listen. – With respect, the fact that music has an animating, soothing or annoying influence on people is nothing new. How does your work differ from existing findings? You’re right, the knowledge is very old. It was gained from observations or based on harmonic systems. Today we want to know why and how music produces effects, and it is true that brain research and above all chronobiology can tell us a lot. Our diagnostic procedures enable us to determine objectively whether a certain piece of music animates, soothes or annoys the respective listener, and


to what extent it does so. Due to his physiological reactions we can in most cases determine these things faster than he himself realizes them. – What part does music play today in treating relevant diseases? It can probably play an important part in treating all relevant diseases. We have to distinguish between active music therapy and music medicine, with the latter consisting chiefly of treatments involving receptive auditory stimulation. In both areas little research has been done into practical applications – except for the field of pain treatment. As far as music medicine is concerned we were able to demonstrate the effectiveness of specifically composed music for patients suffering from insomnia and hypertension. Orthodox medicine can treat only the symptoms of these two severe health problems and not the causes. Music medicine is more effective in these cases. – How do you explain to a patient suffering from hypertension the way music affects him? We explain the basics of chronobiology and his autonomic nervous system to him, in particular the interaction of the sympathetic and parasympathetic nervous systems. Primary hypertension is an overstimulation of the sympathetic nervous system, which is most effectively treated by successfully stimulating the parasympathetic nervous system. – Does music still have effects on the patient once he knows how it works? Yes, of course! You have to keep in mind that humans deal with sounds, rhythms and music all their lives. Music is also part of people’s recreational activities. Actually the whole human body is based on rhythmic phenomena. What we have to do is consciously make use of our knowledge for establishing sustainable processes of self-regulation. However, music also has effects if the patient doesn’t know about it. – Does music have effects if the patient doesn’t enjoy it? That is our skill. Patients don’t have to like music from the start, they just have to let it happen, that is they should not reject but accept it. If they are able to do that they will soon start enjoying it. In the world of music Vera Brandes is associated with the names Keith Jarrett, Andreas Vollenweider, Astor Piazzolla, Mikis Theodorakis or Oregon. We managed to find compliant music for 98 percent of our patients. – Do you adapt existing pieces of music, write new ones or are you simply a therapeutic DJ who chooses records according to the clinical picture? The music we use was specifically written and produced for the respective treatments. Music is most effective if the patient has NOT heard it before. – You say that there are composers who unconsciously employ biological regulatory processes in their music. What part does artistic expression play in this respect? So-called biological data in music are crucial for its effects on one level, they establish the physiological prerequisites for effectiveness, so to say. However, that alone is not enough. Music doesn’t work without emotional or mental components. Composers have always aimed at that. What is crucial, ultimately, are the emotions generated when listening to music. – Will music someday be available in pharmacies? Health is more than pills and operations. We are becoming more and more aware of this, not least because of the costs. Music should be part of health counseling. If pharmacies want to do that, I have no objections – but only on prescription! The effects of certain kinds of music should be taught in nursery schools and schools, and its functions should be included in the training of physicians. Our research strongly indicates that it is possible to find the right kind of music with healing qualities for everyone on the basis of psycho-physiological examinations. Music ought to assume at least part of its former cultural function of healing once more. —

Roland Haas, dramatic advisor, university rector at the Mozarteum Salzburg, cultural pedagogue and manager; Vera Brandes, music producer, media impact expert and head of the “Music-Medicine Research Program” at the Paracelsus University Salzburg (Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg) and Hans-Ullrich Balzer, physicist, former head of the Institute for Stress Research (Berlin), of “Forschungsnetz Mensch und Musik” (research network men – music) at the Mozarteum Salzburg and guest professor at the Academy of Fine Arts, Vienna, form the versatile team behind SANOSON’s Acoustic Medicine project. Specific measurements of the vegetative nervous system can provide new insights into the psycho-physiological effects of music for the chronobiological and regulatory biological approach in human medical science. Music can positively influence the healing process, and acoustic medicine shall provide targeted support. The team was able to specify this knowledge in numerous studies and has developed a special audio program for clinics and hospitals in cooperation with the Viennese start-up company SANOSON. After testing programs for hypertension and insomnia additional programs shall be applied in the pre- and postoperative field as well as in intensive care. Highly developed methods help to measure the reaction of patients to specific acoustic stimulations and thus allow to individually adapt the music programs. In the scope of implementation SANOSON is able to react to the specific requirements of the individual clinics. departure supports SANOSON in the technical development and distribution of music programs for the clinical application in the field of medicine, rehabilitation, therapy and prevention. Project applicant: Roland Haas Project: Acoustic Medicine Total funding: 178,664 EUR

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Sproing Interactive Media – Multimedia / Multimedia

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Seit dem Jahr 2001 als Unternehmen aktiv, kann Sproing Interactive Media bereits auf internationale Reputation verweisen und zählt im gesamtdeutschen Sprachraum zu den Top10-Spielestudios. Das Team ist lizenzierter Entwickler für alle gängigen Spielkonsolen und brachte als solcher Titel wie Panzer Tactics, Undercover: Operation Wintersonne, Undercover: Doppeltes Spiel, Best Friends: Hunde & Katzen oder Jacked heraus. Neben der bekannten Moorhuhn–Serie ist Sproing auch für die Entstehung innovativer Produkte im Online-Bereich, wie etwa Internetspiele der Österreichischen Lotterien, verantwortlich. Sproing befindet sich nun am Beginn einer neuen Spiel-Entwicklung für Nintendo DS. Es gelang, eine bekannte Marke für das Vorhaben zu gewinnen und eine Produktlizenz derselben zu akquirieren. Das Projekt wird völlig unabhängig eines Spiele-Publishers finanziert, entwickelt und vermarktet. Dieses Vorhaben stellt in der Branche den Königsweg hinsichtlich der mit den Produkten zu erzielenden Rendite dar und wird dementsprechend von departure hinsichtlich der Spieleentwicklung, des Vertriebes sowie der Marketingoffensive gefördert. Projekteinreicher: Sproing Interactive Media GmbH Projekt: Spiel-Entwicklung für Nintendo DS Gesamtfördersumme: 138.943 EUR

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zu einem Ergebnis zu kommen, und, wenn notwendig, „out of the box“ zu denken. Gleichzeitig hat uns das unorganisierte Arbeiten, das wir in der Szene gelernt hatten, auch geschadet. von christoph sattler Unorganisiert kannst du ein Spielestudio auf Dauer nicht führen. Daher würde ich eher sagen: Spielen ist eine harte Schule. (d) – Harald Riegler bedient auf den ersten Blick jedes – Harte Schule? Wir haben uns am Anfang viele blutige Klischee, das es rund um die Spiele-Szene gibt. Hier ist ein Nasen geholt, indem wir manche Projekte falsch eingeschätzt neues: Spielen ist eine harte Schule. Und das hat in den haben. Für die Kunden hat sich das nicht unbedingt so darFächern Kreativität, Originalität und Erfindungsreichtum gestellt, weil wir unsere Fehler durch extrem viel Mehrarbeit Einserpotenzial. kompensiert haben. Nur damit sind wir bei der Paradegeschichte der Spiele-Branche: In den meisten anderen Firmen kämpfst du Seit wann entwickelst du Spiele? Seit Anfang der 90er. Ich damit, dass deine Mitarbeiter nicht motiviert sind und du musst habe mit der Spieleentwicklung schon während der Schule sie treten, dass sie was machen. In der Spieleentwicklung ist es angefangen. Das war immer, was ich machen wollte. Dabei ist gerade umgekehrt: Alle machen ihr Hobby zum Beruf und sind mein Studium draufgegangen und zum Opfer meines Berufes total übermotiviert. Man muss die Leute also eher bremsen, dass geworden. – Dir ist klar, dass du damit das klassische Klischee sie nicht Sachen machen, mit denen sie sich selbst, aber auch das bedienst: Wer zu viel spielt, lernt nichts. Sicher. Überzeuge mal Unternehmen überfordern – eine paradoxe Erfahrung. Letztlich deine Eltern davon, den Diplomingenieur zu vernachlässigen hat das zu der Entscheidungsfrage geführt: Wollen wir das und dafür Moorhühner zu machen. Inzwischen hat sich das wirklich vernünftig machen? Heute sind wir sicher eines der am Thema aber erledigt. besten strukturierten Spielestudios im deutschsprachigen Raum. – Kein Wunder. Sproing zählt mittlerweile zu Österreichs – Man kann also durch Spielen doch auch etwas fürs führenden Videospieleentwicklern. Was ist der Unterschied Leben lernen? Kommt darauf an. Es ist sicher nicht optimal, zwischen Spielern und Spielemachern? Kann man da den ganzen Tag in einer Quentin-Tarantino-Welt zu leben oder überhaupt eine klare Grenze ziehen? Ja und nein. Ich spiele Counter Strike zu spielen. Auf der anderen Seite bin ich oft selbst natürlich auch wahnsinnig gern. Aber eigentlich habe ich dazu erstaunt, wie Kinder teilweise unglaublich komplexe Aufgaben in überhaupt keine Zeit mehr. Das Konsumieren der Spiele stand Spielform lösen können, die sie beispielsweise in der Schule nie bei mir auch nie wirklich im Vordergrund. Bevor ich Spieleschaffen würden. – Woran liegt das? An der Präsentation und dem Willen der entwickler wurde, war ich in der Demoszene. Mein heutiger Spieler, sich damit zu beschäftigen. Spielerisch kommunizierte Partner Gerhard Seiler und ich waren in den späten 80ern und Aufgaben erzeugen selten Leistungsdruck. Spielen wird eben frühen 90ern ein paar Jahre lang im Atari-ST-Bereich sicher die nicht nur als Aufgabe, sondern einfach auch als gute Unterhaldominierende Gruppe in der Szene, weil wir so viel Antrieb tung wahrgenommen. Und das hilft. — hatten und immer irgendetwas Neues machen wollten. – Schon wieder ein Klischee: Wer spielt, ist böse. Die Demoszene entstand doch aus dem Wettbewerb von CrackerGruppen, bei dem es darum ging, wer als Erster den Kopierschutz eines Spiels knackt. Wie würdest du heute reagieren, wenn jemand deine Spiele crackt? Na eher schlecht. Aber ich bin da auch ganz realistisch. Ein Unterschied zu heute ist, dass es damals um die reine Herausforderung ging, ein Spiel zu cracken, und nicht darum, es danach zu verbreiten. Bei uns stand das Kreative im Mittelpunkt. – Das sagen sie alle. Noch ein Klischee. War aber so. Ich selbst hab’ mich fürs Cracken nur kurz interessiert. Gerhard gar nicht. Wir haben lieber Vorspänne gemacht. Nach kurzer Zeit waren diese Demos technisch wesentlich interessanter als irgend so ein Durchschnittsspiel, das danach kam. Daraus entstand eine eigenständige Szene, die mit den Crackern nichts mehr zu tun hatte. Da gab es dann Gruppen, die nur Demos gemacht haben und sich europaweit mehrmals im Jahr zu Partys trafen, um die besten Demos zu prämieren. Wer da gewann, war der König. Das Witzige ist, dass die komplette österreichische Spieleentwickler-Szene aus dieser Subkultur kommt. – Wie sehr hat euch das später als Spieleentwickler beeinflusst? Sehr. Da wir mit 15 angefangen hatten, waren wir technisch von Anfang an unglaublich versiert. Das war wie ein Boot-Camp und half auch bei der Firmengründung. Um als Start-up erfolgreich zu sein, arbeitet man nicht kurz, sondern Sproing Interactive Media GmbH sehr viel. Und wir waren lange Nächte gewohnt. Fernkorngasse 10, 1100 Wien office@sproing.com – Dann war alles „Böse“ in Wahrheit gut für euch. Das ist www.sproing.at auch ein Klischee. Sicher, wir hatten gelernt, schnell und kreativ

HARTE SCHULE

82 — Sproing Interactive Media


TOUGH SCHOOL by christoph sattler (e) – At first sight Harald Riegler embodies every cliché there is in the world of gaming. Here’s a new one: games are a tough school. And they have the potential to earn you an A in the subjects creativity, originality and inventiveness. When did you start developing games? In the early 90s. I started developing games when I was still at school. I had always wanted to do just that. It ended up with my university studies going down the drain and falling victim to my job. – You realize that you are the perfect example for a classical cliché: he who plays too much does not learn anything. Sure, I do. Imagine how hard it was to convince my parents that I had to neglect my studies to become an engineer in favor of developing Moorhuhn! However, that is no longer an issue now. – No wonder. Sproing has in the meantime become one of Austria’s leading developers of videogames. What is the difference between players and developers of games? Can you even draw a clearly defined line between these two? Yes and no. Naturally I also immensely enjoy playing. But I don’t really have time to do that anymore. For me consuming games was never a priority. Before I became a developer of games I was part of the demo scene. Gerhard Seiler, who is my partner now, and I used to be the scene’s predominant group in the Atari ST area for some years during the late 80s and early 90s, as we had so much drive and always wanted to do something new. – Another cliché: he who plays games is bad. Didn’t the demo scene arise from a competition of cracker groups, where the aim was to be the first to crack the copy protection of a new game? What would you say now if someone were to crack your games? Obviously, I wouldn’t be enthusiastic. But I am quite realistic in this respect. One difference between then and now is that we were purely in it for the challenge of cracking a game, and not for the chance of spreading it. We cared more about the creative aspect.

– They all say that. Another cliché. But that’s the way it was. I was only interested in cracking games for a short while, Gerhard wasn’t at all. We preferred creating intros – soon these demos were much more interesting technically than the average main game that followed. This gave rise to a new scene, which had nothing to do anymore with cracking. There were groups that solely created demos, and they came from all over Europe to meet several times a year for parties, where they awarded prizes for the best demos. The winner there was king. What is funniest is that the whole Austrian community of games developers has its roots in this particular sub-culture. – To what extent did all this influence you later on as games developers? Very much. As we had started when we were 15, we were familiar with the latest technical developments from the beginning. It was like a boot camp and also helped us when we established the company. If you want to be successful as a start-up you have to work very long hours, and we were used to long nights. – Thus all the “bad” things were really good for you. That is another cliché. Sure, we had learned to produce results quickly and in a creative way, and to think out of the box if necessary. At the same time the disorganized way of working we had become used to in this community was also a disadvantage. You cannot manage a games studio in a disorganized way in the long run. Therefore I would rather say: games are a tough school. – A tough school? In the beginning we often burned our fingers, as we had misjudged a number of projects. Our customers weren’t necessarily aware of that, as we compensated for our mistakes with an extreme amount of extra work. And that leads us to a fact that is typical of the gaming sector: in most other companies your problem is that employees aren’t highly motivated, and you have to urge them on to get them to work. It is just the other way round in the gaming industry: everyone makes a profession out of his hobby and is completely over-motivated. More often than not you have to rein people in so that they don’t do things that neither they nor the company can cope with – a paradoxical experience. Finally we had to make a decision on the question: do we really want to do this in an organized way? Today we are certainly

one of the best-structured games studios in the German-speaking countries. – So there is something to learn for life from playing games after all? That depends. Surely it is not the best thing to be living in a Quentin Tarantino world or play Counter Strike all day. On the other hand I am often surprised to see children solve some incredibly complex problems when playing a game, tasks they would never be able to accomplish for example at school. – Why is that the case? It is a question of presentation and the will of the person playing to put his mind to it. Tasks imposed in a playful context rarely create stress. Playing is not only regarded as a task but also as pleasant entertainment. And that is what helps. —

Sproing Interactive Media, which has been active since 2001, is an internationally reputed company and figures among the top 10 game studios in German-speaking countries. The team is a licensed developer of all common games consoles and published titles such as Panzer Tactics, Undercover: Operation Wintersun, Undercover: Dual Motives, Best Friends: Hunde & Katzen or Jacked. Sproing is not only the developer of the wellknown Moorhuhn series, but also of innovative online products such as Internet games of Österreichische Lotterien. Sproing is now starting the development of a new game for Nintendo DS. They succeeded in winning a renowned brand for this project and obtaining a product license. The project is being financed, developed and marketed independently without games publisher. In this sector that’s the optimum solution as regards profits that can be made with a product. departure is funding game development, distribution and marketing campaign. Project applicant: Sproing Interactive Media GmbH Project: Game development for Nintendo DS Total funding: 138,943 EUR

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Tupalo – Multimedia / Multimedia

MAUERN ÜBERBRÜCKEN von christoph sattler (d) – In seiner ursprünglichen Bedeutung diente ein „walled garden“, also ein von Mauern umgebener Garten dazu, Blüten und Pflanzen vor Wind und Frost zu schützen. Im Zusammenhang mit Web 2.0 steht der Ausdruck „walled garden“ für eine exklusive Auswahl an Informationsdienstleistungen, die den Usern zur Verfügung gestellt werden. Anstatt aktiv den offenen Zugriff auf Informationen im Internet zu ermöglichen, wird ein geschlossenes Informationssystem geschaffen. Die zuständigen „Gärtner“ heißen Facebook, MySpace, Friendster oder Yahoo. Aber jetzt gibt es Tupalo. Tupalo soll nicht bestehende Mauern niederreißen, sondern sie, wo und wie auch immer möglich, überwinden, damit sich hoffentlich eines Tages die Leute fragen, wozu diese Mauern überhaupt jemals errichtet wurden. Mit dieser Strategie des erfahrungsgesteuerten offenen Forums ist Tupalo ein Beispiel für die neue Generation von Start-ups, das ohne weiteres auch auf globaler Ebene der nächste große Hit werden könnte. – Worin besteht der Unterschied zwischen Tupalo und anderen Plattformen? michael borras: Die Richtung, in die Web 2.0 momentan geht, ist die Schaffung sozialer Netzwerke, die enorme Mengen user-generierter Daten in ihr System saugen. Die meisten dieser Netzwerke sind aber nicht bereit, ihre Inhalte an „Außenstehende“ weiterzugeben. Im Gegensatz dazu wollen wir mit Tupalo unseren Usern die Freiheit bieten, die Inhalte, die sie in Tupalo erstellt haben, auch auf andere Orte zu portieren. Wir stellen ihnen Hilfsmittel zur Verfügung, mit denen sie ihre eigenen Widgets kreieren und diese dann auf ihre MySpace- oder Facebook-Seite oder in ihre persönlichen Blogs stellen können. Wir machen es den Usern auch leichter, Informationen wie Flickr-Fotos, del.icio.us-Bookmarks oder Yahoo-Events auf Tupalo zu stellen. Und wir helfen ihnen dabei, diese Informationen innerhalb von Tupalo und darüber hinaus zu verbreiten. Wir bauen ein offenes System. – Internetdienste wie Facebook oder MySpace behaupten, das Gleiche zu machen. clemens beer: Tun sie aber leider nicht wirklich. Zuallererst einmal wollen wir keinerlei Vendor Login. Tupalo bietet allen die gleichen hochwertigen Dienstleistungen. Tupalo ist aber standardmäßig auch ein „walled garden“, d.h. die Favoriten der User sind nur für deren Freunde sichtbar, weil das unserer Meinung nach sehr persönliche Information ist. Man kann sich aber ganz einfach und jederzeit aus dieser Option abmelden und seine privaten Daten für alle, auch außerhalb des Systems, zugänglich machen. Unsere User können diese Entscheidungen selbst treffen. 84 — Tupalo


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– Was passiert, wenn ich Informationen aus Tupalo mit Informationen aus Qype, eurem wichtigsten Konkurrenten, kombinieren möchte? clemens beer: Für nicht-kommerzielle Zwecke ist das möglich. Wie schon gesagt: Wir möchten offen sein. – Auch wenn ich dieses Mash-up auf die Plattform eurer Konkurrenz stelle? clemens beer: Das sollte auf jeden Fall möglich sein. – Das ist eure Ansicht. Aber wie wird eure Konkurrenz reagieren? michael borras: Ich denke, wir müssen alle akzeptieren, dass es innerhalb eines Freundeskreises immer einige geben wird, die lieber andere Tools nutzen. Also sollten wir es diesen Freunden ermöglichen, ihre Inhalte zu verbreiten, egal ob aus MySpace oder Facebook oder Tupalo. Wenn also jemand in Facebook oder Friendster einen bestimmten Link empfiehlt, so hoffen wir, dass man das eines Tages auf Tupalo auch sehen wird. – Und umgekehrt? clemens beer: Natürlich auch. Wir fürchten uns nicht davor. Wir wollen nicht, dass die Angst vor dem Kontrollverlust über unsere Daten unsere zukünftige Entwicklung bestimmt. Du wirst es nicht schaffen, Leute auf deiner Plattform zu halten, wenn der einzige Weg darin liegt, es ihnen schwer zu machen, sie zu verlassen. michael borras: Deshalb halte ich eine Open-ID für den ersten Schritt. Anstatt zu sagen „Ich bin ausschließlich ein Facebook- oder MySpace- oder Tupalo-User“, kann man mit einer Open-ID auf alle diese verschiedenen offenen Netzwerke zugreifen, um Kritiken zu schreiben, Messages an Freunde zu schicken oder auch nur um zu sagen: Hey, das sind meine Facebook-Freunde. Ich möchte, dass sie auch meine TupaloFreunde kennen lernen. – Viele Investoren werden sich fragen, wie ihr in einem System, in dem jeder floaten kann, Geld verdienen wollt? michael borras: Viele Firmen, die ein geschlossenes System gebaut haben, verlassen sich auf ein altes Geschäftsmodell. Es wird sich aber langsam alles verändern. Man hat ja gesehen, dass eine Firma wie Netvibes ihr eigenes Widget erstellt hat, das Daten aus Facebook angezeigt hat, und Facebook hat den Zugriff verweigert. Aber immer mehr User meinen: „Facebook muss sich öffnen. Wir sind die User, und wir möchten diese Informationen von anderen Plattformen holen können, wie es für uns am besten passt.“ Je öfter dies passiert, desto mehr wird den Investoren und den Anbietern klar werden, dass damit ein weiterer Anstoß in Richtung Öffnung gegeben wird. Ich bin mir sicher, was immer die User wollen, werden sie letztendlich auch bekommen. – Und das Geschäftsmodell? michael borras: Das bringt uns wieder zurück zu einem Werbemodell, das auf Gewinnteilung und auf einem neuen Wachstumszyklus beruht: Je offener wir sind, desto mehr User können wir erreichen und desto mehr Zugriffe haben wir, was wiederum für lokale Werbekunden mehr Chancen bringt. Ich könnte mir vorstellen, dass in Zukunft jemand auf Facebook in das Kaffeehaus geht, in dem wir gerade sitzen, wegen einer Kritik, die jemand auf Tupalo darüber geschrieben hat. Möglicherweise stellt er dann auch Information auf Tupalo, die er danach wieder seinen Facebook-Freunden weiterleiten will. Es ist also in unser aller Interesse. —

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BRIDGING THE WALLS by christoph sattler (e) – In its original sense a “walled garden” was to shelter blossoms and plants from wind and frost. A “walled garden” , with regards to Web 2.0, refers to an exclusive set of information services provided for users. It is a method of securing a closed information system in contrast to actively providing access to the open Internet for content. The name of the “gardeners” in charge: Facebook, MySpace, Friendster, Yahoo etc. So here is Tupalo. Tupalo’s goal is not to tear the existing walls down, but to bridge them where and however they can, to hopefully make people ask someday, why these walls were built in the first place. With its strategy of experience-driven openness Tupalo is an example of a new generation of start-ups that could easily become the next big thing even on a global scale.


– What’s the difference between Tupalo and other platforms? michael borras: Honestly, what Web 2.0 is heading towards at the moment are social networks that suck in a huge amount of user-generated data into their systems. At the same time most of them are not willing to share with outside peers. What we want to do on Tupalo instead, is to give our users the freedom to port as much of the content they created on Tupalo anywhere else. We give them tools to build their own widgets and plug it into their MySpace or Facebook pages or their personal blogs. At the same time we make it easier to plug information into Tupalo, like Flickr fotos, del.icio.us bookmarks or parties that users are having on upcoming Yahoo events. And we help them to communicate it within Tupalo and beyond. We are building an open system. – Services like Facebook or MySpace claim to do the same. clemens beer: Unfortunately they don’t. First of all: we don’t want to have any vendor lock-in at all. Tupalo is providing the same superior services to everybody. But by default Tupalo is also a walled garden: your favorites are only visible to your friends, because we feel that is a very personal set of information. But you can easily opt out of that, whenever you wish to, and make your private data public to everyone else even outside of the system. So we enable users to make these choices all by themselves. – So what happens, if I choose to mash up information Tupalo is providing with information located on Qype which is your main competitor? clemens beer: You can do that for non-commercial purposes. As we said: we want to be open. – Even if I decide to plug the mash-up into the platform of your competitor? clemens beer: This should certainly be possible. – This is your point of view. But how will your competitors react? michael borras: I think we all have to accept, that within a circle of friends you will always have friends, who prefer to use different tools. So we should allow all of these friends, no matter if they are using MySpace or Facebook or Tupalo, to be able to share their content. So if someone on Facebook or Friendster recommends a certain link, we hope that you on Tupalo one day will be able to see that.

– And vice versa? clemens beer: Sure. We are not afraid of that. The fear of loosing control of our data cannot determine our future agenda, because you will not manage to keep people on your platform, if making it difficult to leave, is the only way to keep them. michael borras: I think this is why an Open-ID is a first step. Rather than saying I am a user exclusively on Facebook, MySpace or Tupalo, an Open-ID gives you access to all these different open networks, where you can write reviews, send messages to your friends or even say: hey, these are my Facebook friends. I want them to become friends with people I know on Tupalo. – Many investors would consequently ask, how you want to make money in a system, where anyone can float? michael borras: A lot of the companies who built closed systems rely on an old business model. But it’s gradually going to shift: you’ve recently seen in the press how a company like Netvibes created its own widget, which pulled information from Facebook. Facebook refused to share. At the same time an overwhelming amount of people is saying: “But Facebook needs to open up. We are the users, and we want to be able to pull this information from other services however we think it is convenient for us.” As more of these cases occur, investors as well as services realize that this is going to create a gradual push towards opening. My argument is that whatever the users want is eventually what they are going to get. – And the business model? michael borras: This is where we get back to a distributional advertising model based on a new growing cycle: the more openness we have the more users we will be able to reach, which brings in the more eyes and the more visits, which brings in better opportunities even for local advertisers: it’s quite possible in the future that someone on Facebook is going to see the café we are sitting in, because of a review written on Tupalo. So he’s visiting and possibly starts creating content here as well, which he then will share with the rest of his Facebook friends. It is in everyone’s interest, really. —

Die drei ehemaligen Rockstar-Games-Mitarbeiter Clemens Beer, Michael Borras und Jurie Horneman haben mit Tupalo – „Stuff in your neighbourhood“ ein von Benutzern verfasstes Onlineverzeichnis über Freizeitund Unterhaltungslocations entwickelt. Es erlaubt einfach und schnell, neue, interessante Lokale, Geschäfte, Galerien etc. in seiner Umgebung zu entdecken, diese mittels selbstverfasster Kritiken an seine Freunde weiterzuempfehlen sowie über die Lieblingsplätze seiner Bekannten am Laufenden zu bleiben. Die Web-2.0-Anwendung dient somit als Informations- und Kommunikationsplattform und stellt eine gelungene Mischung aus sozialem Netzwerk und lokaler Suchmaschine dar. Ziel ist es, sowohl Bewohnern als auch Besuchern einer Stadt, diese aus einem persönlichen Blickwinkel vorzustellen. Derzeit existiert Tupalo für einige große Städte in Europa und Nordamerika. Im Zuge des von departure geförderten Projektes wird Tupalo auf ganz Österreich, Deutschland, USA, Kanada und Australien erweitert sowie der Zugriff, mittels einer speziell für Mobiltelefone optimierten Version, auch unterwegs möglich. Die Erweiterung um Diskussionsforen, Gruppen, Listen und Events soll eine Plattform für intensiven persönlichen Austausch bieten. „Personal City Guides“ ermöglichen dem Nutzer seinen eigenen Stadtführer zusammenzustellen. Projekteinreicher: Tupalo.com OG Projekt: Tupalo Erweiterung & Expansion Gesamtfördersumme: 77.057 EUR — Clemens Beer, Michael Borras and Jurie Horenman, three former staff members of Rockstar Games, have developed “Stuff in your neighbourhood”, an online directory on leisure and event locations compiled by its users. Il allows to quickly and easily find new, interesting bars and restaurants, shops, galleries etc. in one’s surroundings. Users may recommend these locations to their friends by writing comments, and in return remain informed about the favorite places of their friends. The Web 2.0 application serves as information and communication platform and is a successful mixture of social network and local search engine. The aim is to present a city to both its inhabitants and visitors from a very personal point of view. Tupalo currently exists for some large cities in Europe and North America. In the scope of the project which is funded by departure Tupalo shall be extended to Austria, Germany, the USA, Canada and Australia. Access shall be possible from anywhere by means of special versions optimized for cell phones. In addition, discussion forums, groups, lists and events shall provide a platform for intensive personal exchange. “Personal City Guides” allow the user to compile his/her personal city guide. Project applicant: Tupalo.com OG Project: Tupalo Enlargement & Expansion Total funding: 77,057 EUR

Tupalo.com OG Friedmanngasse 5/6, 1160 Wien clemens@beer.priv.at www.tupalo.com

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Virtual Photo – Multimedia / Multimedia

88 — Virtual Photo


zwischen Architektur, Grafik und digitalem Experiment. Diese drei Pole prägen unser Werk, es sind keine getrennt zu sehenden Beschäftigungsfelder, vielmehr bedingen sie sich gegenseitig. Wir kombinieren Low- und Hightech, Handskizze und 3D. Unsere Animationssoftware manifestiert sich in neuartigen und von ralf birke experimentellen Formen: Wir versuchen Kunst, Architektur, Technik, Natur, Forschung und Wirtschaftlichkeit zu einer (d) – LAUBlab gehört zu den Unternehmen, in denen Firmenphilosophie zu vereinen ... die virtuelle Welt nur noch unscharf von der gewohnten – ... aber nur die wenigsten, die derart kreativ arbeiten, stelWirklichkeit getrennt wird. Scheinbar schwerelos mischen len sich den Gesetzen eines solch heiß umkämpften Marktes sich auf der Website technologische Inhalte mit möglichen wie dem für Software ... LAUBlab ist stetig auf der Suche nach Anwendungen, stößt man bei der Vorstellung der Protagoneuen Herausforderungen. Es war eine natürliche Entwicklung, nisten Sabine und Stefan Laub schon mal auf Bilder von dass wir unser Wissen und die langjährige Erfahrung direkt in unbeschwerten Tagen am Strand. Und genau darum geht die Softwareentwicklung einfließen lassen. So sind wir Betatester es auch in ihrem aktuellen Projekt: Mit Virtual Photo will für einige führende Softwareproduzenten, und seit kurzem eben das Team um die Architekten Stefan und Sabine Laub via auch selbst in die Entwicklung von hochwertiger Rendersoftware Online-Service die automatisierte Produktion fotorealistieingestiegen. scher Renderings und 3D-Modelle anbieten. Schon inner– Haben Sie als Architekten auch schon echte Häuser gehalb einer Tagesfrist können so aus Plänen, Gedanken und baut? Und werden Sie das in Zukunft weiter tun? Wir haben Skizzen echt wirkende Darstellungen werden. in unserer mehrjährigen früheren Arbeit als Architekten in Büros – Familie Laub, haben Sie keine Sorge, dass Ideen so schnell wie z. B. Coop Himmelb(l)au an „echten“ Projekten gearbeitet. virtuelle Wirklichkeit werden, dass sie bei ihrer Realisierung Sie sind auch zuerst in 3D am Computer entwickelt worden. bereits verbraucht sind? Der Gefahr, dass Ideen in der heutigen Nicht alle, aber einige davon stehen bereits in Realität. schnelllebigen Struktur bereits vor ihrer Realisierung veraltet Nicht-digitale Architektur ist in unserer Zukunftsplanung ein sein könnten, muss man sich stellen. Virtual Photo ist hierbei Bestandteil, der nächste logische Schritt nach Virtual Photo. eher ein pragmatischer Ansatz. Einfach nur ein gutes Werkzeug. Wir feilen bereits an zukünftigen Projekten, wir wollen auch hier Es wird vielen – Profis, aber auch jungen Kreativen – helfen, ihre neue Wege beschreiten … — Ideen professionell, schnell und konkurrenzfähig zu präsentieren. Gute Ideen verbrauchen sich unserer Meinung nach nicht so Die Architekten Sabine und Stefan Laub haben 2001 die Firma schnell, aber sie müssen richtig kommuniziert werden. Genau LAUBlab gegründet und arbeiten an der Schnittstelle zwischen dabei hilft Virtual Photo. Architektur, Grafik und digitalem Experiment. Mit Virtual Photo will das Team einen neuartigen Online-Service zur automatisier– An wen richtet sich Ihr Online-Angebot? Virtual Photo ten Produktion fotorealistischer Renderings und 3D-Modelle richtet sich an Architektur- und Immobilienbüros, Möbel-, anbieten. Virtual Photo kann mit einem Standard-Webbrowser Interior- und Industriedesigner, Grafiker und Visualisierungssowohl von einem PC als auch von einem Mac genutzt werden und zeichnet sich durch unkomplizierte Handhabung und Benutbüros. zerfreundlichkeit aus. Visualisierungen können binnen kurzer – Und wie wird das gehen? Renderings via E-Mail, VisuaZeit generiert und innerhalb eines Tages fertig gestellt werden. lisierungen per Mausklick? Ein Standard-Webbrowser sowohl Virtual Photo richtet sich an Architektur- und Immobilienbüros, Möbel-, Interior- und Industrialdesigner und Grafiker. Die Kunvon einem PC als auch von einem Mac genügt. Unsere Software den steuern den Visualisierungsprozess selbst und kommen koszeichnet sich durch besonders einfache Handhabung und tengünstig und rasch zu einer Serviceleistung, die bisher meist Benutzerfreundlichkeit aus. Neueste Bildberechnungstechnoloextern vergeben werden musste. Neuartige Bildberechnungstechnologien und umfassende Datenbibliotheken sorgen für eigien und umfassende Datenbibliotheken sorgen für eine beinahe ne beinahe fotografische Darstellungsqualität. Die departurefotografische Darstellungsqualität. Förderung unterstützt die technische Entwicklung des Online– Heißt das, Ihr Kunde erledigt den Job online selbst? Services, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit für Virtual Photo sowie die erste Testphase. Er steuert den Visualisierungsprozess, ja. So kommt er an eine Dienstleistung, die er bislang meist extern vergeben musste. Projekteinreicher: Stefan Laub Dadurch ist die eigene Einflussnahme sehr viel größer als bisher, Projekt: Virtual Photo Fehler und Missverständnisse können so größtenteils vermieden Gesamtfördersumme: 161.235 EUR werden. Der Einstellungsprozess ist sehr einfach und benötigt keinerlei Vorkenntnisse. Das System zeichnet sich durch extreme Geschwindigkeit aus. – Hat ihr Produkt schon einen Namen? Der Arbeitstitel ist Virtual Photo, mal sehen, ob es dabei bleibt. – Sie sind beide Architekten, Frau Laub hat vor ihrem Studium Tischlerin gelernt. Im Team arbeiten SoftwareEntwickler und 3D-Graphiker. Wie kommt man auf die Idee, Online-Visualisierungen anzubieten? LAUBlab ist ein interdisziplinäres Design- und Grafikstudio, spezialisiert auf die kreative Anwendung neuer Technologien und klassischer Zeichenmethoden, beeinflusst durch die Bereiche Architektur, Film, Zeichnung und Fotografie. So bewegen wir uns in den unscharfen Grenzen

EINFACH NUR EIN GUTES WERKZEUG

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Stefan Laub Favoritenstraße 38/21/2a, 1040 Wien office@laublab.com

SIMPLY A GOOD TOOL by ralf birke (e) – LAUBlab is one of those businesses, where virtual reality is no longer sharply divided from the real world. In a seemingly effortless way technological subject matters intermingle with potential applications on their website, and in the introduction of the protagonists Sabine and Stefan Laub you may come across photos of carefree days on the beach. This intermingling of worlds is exactly what their latest project is about. With Virtual Photo the team surrounding architects Stefan and Sabine Laub intends to offer an online service for the automated production of photorealistic renderings and 3D models. Thus, plans, ideas and sketches can be turned into realistic visualizations within a single day. – Mr. and Mrs. Laub, aren’t you worried that ideas will be turned into virtual reality so quickly that their novelty will have worn off once they are actually implemented? In today’s fast-moving world, you have to face the danger of ideas becoming obsolete before they are implemented. Virtual Photo represents a rather pragmatic approach. It is simply a good tool. It will help many people – experts, but also young creative people – to present their ideas in a professional, swift and competitive way. In our opinion good ideas don’t wear off so quickly, however, they have to be communicated in the right way. That is what Virtual Photo helps to do. – Who does your online service aim at? Virtual Photo addresses architects, real estate agencies, furniture designers, interior and industrial designers as well as graphic designers and visualization artists. – How will it work? Rendering by e-mail, visualizations by a mouse click? A standard web browser both with PC and Mac will be enough. Our software is characterized by extraordinarily simple handling and user-friendliness. Novel image calculation technologies and comprehensive data libraries result in almost photorealistic display quality. – Does that mean that it is clients themselves who do the job online? Yes, the clients themselves control the visualization process. They can thus profit from a service which so far had to be outsourced in most cases. Therefore their influence is much greater than before, most mistakes and misunderstandings can be avoided. The system is easily installed and adapted, no special knowledge is required. It is distinguished by its extreme speed. 90 — Virtual Photo

– Does your product have a name yet? The working title is Virtual Photo, we’ll see if we keep it. – You are both architects, Mrs. Laub was trained as a joiner before going to the university. In your team there are software developers and 3D graphic designers. How did you come up with the idea of offering online visualizations? LAUBlab is an interdisciplinary design and graphic arts studio, specializing in creatively applying new technologies and classical drawing techniques. Our work is influenced by architecture, films, drawing and photography. We are active at the interface of architecture, graphic design and digital experiments. These three areas determine our work, we don’t view them as


In 2001 architects Sabine and Stefan Laub established the company LAUBlab which is active at the interface of architecture, graphic design and digital experiments. With Virtual Photo the team intends to offer a novel online service for the automated production of photorealistic renderings and 3D models. Virtual Photo can be used with a standard web browser both with PC or Mac. Its characteristics are uncomplicated handling and user-friendliness. Visualizations may be generated within very short time and completed within one day. Virtual Photo addresses architects and real estate agencies, furniture designers, interior and industrial designers as well as graphic designers. The clients themselves control the visualization process. They can thus profit from a cost-effective and quick service which so far had to be outsourced. Novel image calculation technologies and a comprehensive data library allow an almost photographic display quality. departure funds the technical development of the online service, marketing and PR for Virtual Photo as well as the first test phase. Project applicant: Stefan Laub Project: Virtual Photo Total funding: 161,235 EUR

separate fields of business but as interdependent. We combine low- and hightech, handdrawn sketches and 3D visualizations. Our animation software is able to create new and experimental forms. We try to unite art, architecture, technology, nature, research and economic viability to establish a company philosophy … – ... but only very few people working in such a creative way dare face the laws of a market that is as highly competitive as the software market … LAUBlab is always looking for new challenges. It seemed like a natural development for us to apply our know-how and years of experience directly to developing software. Apart from acting as beta testers for a number of leading software

producers, we have recently begun developing our own high-quality rendering software. – Have you, as architects, built real houses yet? And will you keep doing so in the future? We worked as architects for several years, working on ‘real’ projects for architecture firms such as Coop Himmelb(l)au. These projects were also developed in 3D with computers at first. Not all, but some of them, have already been built. Non-digital architecture is part of our plans for the future, the logical next step after Virtual Photo. We are already working out future projects, we want to break new ground in this area as well … —

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C / 0603 Start / Start

27. 09. 2006

Ende / End

18. 12. 2006

Jury / Jury

Edek Bartz Marika Demner Sonja Hammerschmid Achim Heine Jan Lauth Karoline Simonitsch

eingereichte Projekte / submitted projects Architektur / Architecture Audiovision / Audio-vision 1 Design (inkl. Grafik) / Design (incl. graphic design) 5 Diverse / Miscellaneous 1 Kunstmarkt / Art market 3 Medien & Verlagswesen / Media & publishing 4 Mode / Fashion 5 Multimedia / Multimedia 10 Musik / Music Services / Services Gesamt / Total 29 gesicherte und neu geschaffene Arbeitsplätze / secured and created jobs Gesamtfördersumme der geförderten Projekte / total project funding dadurch ausgelöstes privates Investment / effected private investments

geförderte Projekte / funded projects 2 2 2 6 38 457.060 EUR 1,8 Mio. EUR


All Austrian Arts – Design / Design

WEIL DIE DINGE IMMER SCHÖN SEIN SOLLEN … von dorothea köb (d) – Bernhard Blum und Michael Lukas sitzen auf der Terrasse ihres kleinen Büros im vierten Bezirk. Laptops, Zigarettenpackungen, Kaffeetassen, ein großformatiges Bild und ein paar herumstehende Toiletten bilden die minimalistische Einrichtung der Dachgeschoss-Räume. Beide streuen gerne englische Begriffe ein und vermitteln eine Lockerheit, die darauf schließen lässt, dass in den Jungunternehmern immer noch ein Stück Los Angeles steckt.

94 — All Austrian Arts


Lukas & Blum OEG Operngasse 22/14, 1040 Wien bb@a-a-a-.tv www.a-a-a.tv

– Eine Frage, die sich aufdrängt: Wie sieht eure Toilette zuhause aus? bernhard blum: Das Klo von mir ist rosa – also schon nicht so Mainstream – und hat einen braunen Rand. Das ist so eine Eighties-Geschichte. michael lukas: Ich habe kein dekoriertes Klo. Bis jetzt ist es sich nicht ausgegangen. – Warum eigentlich der Name All Austrian Arts? bernhard blum: Weil diese Dekorierungssache ihre Wurzeln schon in der Monarchie hat. Die Verbindung von moderner Kunst mit altem Handwerk ist eben sehr Wien-lastig. Dieses Triple A hat uns immer gut gefallen und „All Anarchist Artists“ hätte mir noch mehr gefallen, aber damit bin ich nicht durchgekommen bei meinem Mitgesellschafter … (lacht) michael lukas: Wir haben den Namen als Inspirations- und Anhaltspunkt genommen, obwohl wir auch mit internationalen Künstlern zusammenarbeiten, die „Base“ aber eben in Österreich ist. – Wie ist es zur Gründung von A-A-A gekommen? bernhard blum: Unser gemeinsamer Weg hat in Los Angeles begonnen. Wir haben dort zwei Jahre für Modefirmen gearbeitet, sind aber mit der amerikanischen Mentalität nicht so zurechtgekommen, dass wir gesagt hätten: „Wow! Das ist das Gelbe vom Ei, da bleiben wir jetzt.“ – Was habt ihr dort genau gemacht? michael lukas: Wir haben für Jo’s Jeans gearbeitet, ein Edel-Jeans-Label in Los Angeles. Für die haben wir Konzepte entwickelt, das ganze Corporate Design, Logo, Imagetexte etc. bernhard blum: Wir haben eine Linie entwickelt die „Indie“ heißt und in Las Vegas bei der Magic Fashion Show vorgestellt worden ist. Das ist die wichtigste Order-Messe für amerikanische Mode. Wir haben damals 6.000 Dollar für den Job bekommen und gedacht, ist ohnedies easy. Wir haben uns gefreut, bis wir auf CNN Business gelesen haben, wie viele Orders die an Land gezogen haben. Das Tausendfache von dem, was wir verdient haben. Darum haben wir gedacht: Machen wir uns selbstständig, aber nicht als reine Dienstleister, sondern mit einem Produkt. michael lukas: Es gibt schon 100.000

Labels, weshalb uns die Idee gekommen ist, die ganze Modegrafik auf Sanitärgegenstände umzulegen. bernhard blum: Da gab es ja zunächst keine Konkurrenten. Jetzt ist die Firma „Laufen“ – nachdem wir dort öfter präsentiert haben – auch auf den Geschmack gekommen. Aber es ist noch immer kein überrannter Markt. – Was hat euch am amerikanischen Lebensstil, den ihr vorher erwähnt habt, nicht gefallen? bernhard blum: Bei uns ist es viel gemütlicher und sozialer, dort ist es schon extrem egoistisch und Geldlastig. Es gibt fast keine Meeting Points wie bei uns. Hier kann man sich an den Naschmarkt setzen und ein Glas Wasser bestellen. Es ist nicht so, dass wir solche Low Lives sind, dass wir mit Null Kohle durchkommen müssen – Gott sei Dank – aber trotzdem ist es schön zu wissen, dass man sich auch ohne Geld und großartigen Status mit anderen Leuten treffen kann. Was in Amerika gänzlich unmöglich ist. Alles ist extrem konsumorientiert. In Wien gibt es eher diesen Netzwerkgedanken. michael lukas: Es hat beides etwas für sich. In Wien stagniert alles, es geht nichts weiter und alle raunzen … Dort ist es einfach so: Wir waren neu, es hat niemand irgendwelche Unterlagen sehen wollen oder Abschlüsse und die haben uns einfach Jobs gegeben und gesagt: Okay, ihr macht das jetzt, wenn ihr das gut macht, bekommt ihr wieder etwas. Das hat uns Selbstvertrauen gegeben. – Wo wollt ihr in zehn Jahren sein? bernhard blum: Immer noch nebeneinander, sage ich einmal gleich vorweg, es funktioniert besten ... michael lukas: … Ich sag einmal, am besten: Insel, Danke und Tschüss … – Welche Tipps würdet ihr jemandem geben, der gerade ein Unternehmen gründet? Was ist das Wichtigste? michael lukas: Geduld und Ausdauer. bernhard blum: Meine Empfehlung ist eine gewisse Risikobereitschaft. – Ihr bietet ein Lifestyle- und LuxusProdukt an, wie nah ist das an eurem persönlichen Lebensstil? bernhard blum: Wir versuchen, unsere Umgebung immer zu pimpen, also zu verschönern.

Es soll nie ganz simpel und von der Stange sein, sondern eben etwas Spezielleres. – Wenn man sich hauptberuflich mit dem schönen Schein beschäftigt, wie kommt man dann wieder auf den Boden? michael lukas: Mit dem Blick auf das Bankkonto … (lacht) bernhard blum: … zum Beispiel. Nach vielen Jahren in dieser kreativen Branche weiß man, wie viel Schindluder getrieben wird mit Sachen – Champagnerpartys und so – die nach außen hin toll aussehen. Natürlich ist mit Schönem zu arbeiten, auch einfach Arbeit. Diese hat außerdem Einfluss aufs Privatleben, weil die Dinge immer schön sein sollen, mit denen wir uns umgeben wollen. Wir sind aber nicht davon besessen, denn das nimmt den Leuten die Persönlichkeit und es ist bei diesen individualisierten Produkten immer wichtig, dass die eigene Persönlichkeit zum Ausdruck kommt. Wobei … Champagnerpartys sollten wir eh auch machen! (lacht) —

Mit A-A-A All Austrian Arts – Dekoration von Sanitärwaren bieten Bernhard Blum und Michael Lukas die Individualisierung und Veredelung qualitativ hochwertiger Sanitärprodukte an: Durch modernste Glasur- und Lackiermethoden werden Waschbecken, Badewanne und WC mit zeitgenössischem Design veredelt. In der Zusammenarbeit mit jungen Künstlern und führenden Herstellern von Sanitärwaren entstehen Synergieeffekte für alle Beteiligten. Der Kunde hat die Möglichkeit, Qualität und Marke des betreffenden Sanitärprodukts frei zu wählen und dann, seinen persönlichen Vorlieben entsprechend, das Design dazu auszusuchen. Die Gestaltung des Badezimmers kann durch A-A-A-Designs eine einzigartige, individuelle Note bekommen. Die Einzigartigkeit von All Austrian Arts beruht auf der Transformation von Sanitärprodukten in luxuriöse Designobjekte. Dem Kunden wird, gegen einen verhältnismäßig geringen Aufpreis, die Möglichkeit geboten, Sanitärprodukten namhafter Hersteller durch kreative Farb- und Motivgebung aufstrebender junger Designer und Künstler eine besondere Note zu geben. Projekteinreicher: Lukas & Blum OEG Projekt: A-A-A All Austrian Arts – Dekoration von Sanitärwaren Gesamtfördersumme: 49.013 EUR

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96 — All Austrian Arts


CAUSE WE WANT ALL THINGS TO BE BEAUTIFUL … by dorothea köb (e) – Bernhard Blum and Michael Lukas are sitting on the terrace of their small office in Vienna’s fourth district. The minimalist furnishings of the top floor rooms consist of laptops, cigarette packs, coffee cups, a large painting and a few lingering toilets. Both like interspersing their talk with English terms and radiate a relaxed aura that suggests that a part of Los Angeles still remains inside the young entrepreneurs. – A question that suggests itself: what do your toilets at home look like? bernhard blum: Mine is pink – not really mainstream – and has a brown rim. That’s an eighties thing. michael lukas: I don’t have a decorated toilet. I didn’t have time for one up to now. – Why did you choose the name All Austrian Arts? bernhard blum: Cause the roots of this decoration thing go as far back as the monarchy. The combination of modern art with traditional craftsmanship is very typical of Vienna. We’ve always liked this triple A. I would have preferred “All Anarchist Artists” , but I couldn’t get my partner to accept this suggestion … (laughs) michael lukas: We adopted the name as inspiration and clue. Although we are also cooperating with international artists, our “base” is in Austria. – How did the founding of A-A-A come about? bernhard blum: We started cooperating in Los Angeles. For two years we worked for fashion companies there, but we didn’t cope with the American mentality so well that we could say: “Wow, that’s absolutely it, let’s stay here!” – What exactly did you do there? michael lukas: We worked for Jo’s Jeans, a high-end jeans label in Los Angeles. We developed concepts for them, the whole corporate design, logo, image texts and so on. bernhard blum: We developed a line called “Indie” . It was presented at the Magic Fashion Show in Las Vegas, that’s the most important trade fair for American fashion. We received 6,000 dollars for the job and thought it was easy anyway. We were happy until we read on CNN Business how many orders they had been able to secure. It was a thousand times

more than what we had earned. Therefore we decided to establish our own business, however, not exclusively as service providers but with a product. michael lukas: There are already 100,000 labels, that’s why we had the idea of taking the whole fashion graphics business to sanitary ware. bernhard blum: At first there was no competition at all. Now the company “Laufen” has developed a taste for it – after we had presented our works there several times. But the market still isn’t crowded. – Above, you mentioned the American way of life. What was it you didn’t like about it? bernhard blum: In Austria it is much cozier, and more importance is attached to social values, over there everyone is more egoistic and focused on money. There are hardly any meeting points, like you have here. Here you can find a place to sit at the Naschmarkt and order a glass of water. It’s not that we are such low-lives that we have to get along with no dough – thank God we aren’t – but it is nevertheless good to know that you don’t need money or a high status to be able to meet other people, which is completely impossible in the United States. Everything is extremely focused on consumption. In Vienna the idea of a network is more pronounced. michael lukas: There is something good in both ways of life. In Vienna everything gets stuck, nothing moves on and everybody grumbles … Over there it went just like that: we were newcomers, nobody wanted to see any documents or diplomas, they simply gave us jobs and said: “OK, you’ll do that now, and if you do it well, you’ll get other jobs.” That increased our self-confidence. – Where would you like to stand in ten years’ time? bernhard blum: Still cooperating with each other, let me say that beforehand, it really works extremely well … michael lukas: … I’ll just say, the best thing would be on an island – thank you and goodbye ... – What is your advice for a person about to establish a company? What is most important? michael lukas: Patience and stamina. bernhard blum: My advice is: be prepared to take a certain amount of risk. – You offer a lifestyle and luxury product, how far is that from your personal lifestyle? bernhard blum: We always try to pimp up our surroundings, that is make them more beautiful. Things should never be plain or off the rack, we’d rather have something more special.

– If one is concerned with beautiful appearances in one’s profession, how does one get back down to earth? michael lukas: By looking at one’s bank account … (laughs) bernhard blum: … for example. After many years in the creative industries you know how people often play fast and loose with things that look great from the outside – champagne parties and the like. Of course working with beautiful things is also just a profession. And our work does influence our private lives, too, ‘cause we want all things we wish to surround us with to be beautiful. However, we are not obsessed with that, which would take away our personalities – and it is always important with individualized products to express your own personality. Coming to think of it … we should nevertheless go in for champagne parties! (laughs) —

With their project A-A-A All Austrian Arts – decoration of sanitary ware Bernhard Blum and Michael Lukas are offering to individualize and refine high-quality sanitary ware: wash basins, bathtubs and toilets are decorated with contemporary design by means of the most modern glazing and varnishing methods. The cooperation between artists and leading producers of sanitary ware brings synergy effects for all parties involved. Customers are not influenced in their choice regarding design, quality and brand of the respective product, but have the opportunity to combine their personal preferences with the individual touch of A-A-A designs. What makes All Austrian Arts so unique is the transformation of sanitary ware into works of art. At moderate extra charge customers may add a special touch to sanitary ware by renowned producers through creative colorings and motifs made by young upcoming designers and artists. Project applicant: Lukas & Blum OEG Project: A-A-A All Austrian Arts – decoration of sanitary ware Total funding: 49,013 EUR

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AND_i Andreas Eberharter jewelry – Mode / Fashion

98 — AND_i Andreas Eberharter jewelry


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OFFENE AUGEN UND OHREN von stephan hilpold (d) – Deine Schmuckstücke zeichnen sich teilweise durch überdimensionale Formen aus. Was interessiert dich daran? Ich bin stark von der Bildhauerei beeinflusst, arbeite gerne mit großen Formaten. Ursprünglich komme ich aus der klassischen Goldschmiede, ich habe in Steyr die Goldschmiede-HTL besucht, danach in Graz die HTL für Bildhauerei. Durch die Größe entsteht für die Träger ein zusätzlicher Aspekt des Schützens. Kunden bestätigen, dass, wenn sie meinen Schmuck tragen, sie sich stärker, sicherer und selbstbewusster fühlen. Die größeren Teile sind natürlich auch am Laufsteg besser sichtbar und für Pressefotos expressiver. – Du hast einen starken handwerklichen Zugang. Hat dir das immer schon Spaß gemacht? Mein Schaffensdrang war immer groß. Ich habe offene Augen und Ohren für neue Technologien und Materialien. Die Einfälle kommen mir meist beim Arbeiten. Ich starte von einer Idee, die in der Umsetzung wieder neue Ideen generiert. – Seit wann arbeitest du mit für den Schmuckbereich so ungewöhnlichen Materialien wie Aluminium? Eigentlich bereits seit dem Zeitpunkt, als ich in Graz begonnen habe, Bildhauerei zu studieren. Ich habe damals angefangen zu schnitzen, auch Steinhauerei zu betreiben. Die klassische Goldschmiede war mir zu langweilig, mich interessierten neue Materialien und Formen. Durch die Dimension war der Schritt zum Alu sehr nahe liegend. – Welche besonderen Möglichkeiten hat man mit eloxiertem Aluminium? Aluminium ist ein sehr interessantes Material, mit dem man vielseitig arbeiten kann. Es lässt sich durch die Oberflächenbehandlung ein superedles Produkt kreieren. Gute Verarbeitungsmöglichkeiten und das spezifische Gewicht sind von Vorteil. – Wie ist deine Karriere nach deiner Ausbildung weitergegangen? Ich habe eine große Ausstellung in Tirol ausgerichtet, danach bin ich nach Wien gegangen, habe bei Manfred Wakolbinger, Anna Heindl und Eva Schlegl assistiert und mit einzelnen Galerien zusammengearbeitet. Gefühlsmäßig hat es mich schon lange auf den Laufsteg gezogen. 2002 bin ich zu Swarovski gestoßen, und konnte meine ersten Catwalks auf Fashion Weeks in N.Y., Sao Paolo, Dubai, Singapur absolvieren. Später wollte ich dann meine eigene Show: Ich machte eine MAK-Nite. – Im Schmuckbereich gibt es klare Trennungen zwischen jenen, die sich selbst als Künstler sehen und in Galerien verkaufen und anderen, die Wert darauf legen Designer zu sein. Welcher Szene ordnest du dich zu? Grundsätzlich ordne ich mich keiner Szene zu – dafür bin ich zu eigenständig. Meine Arbeit ist ein totales Konglomerat. Ob ich in einem Museum eine Ausstellung mache, in Fashion Stores vertreibe, oder meine Designleistung an Werbeagenturen verkaufe – mein Zugang ist immer derselbe. Die Anzahl der Galerien und auch jene der Käufer selbst sind allerdings sehr beschränkt. Und gute Fashion Stores gibt es weltweit mehr als genug. – Der Kunstkontext interessiert dich mittlerweile nicht mehr? Ich will mich von dieser Szene nicht lösen, siedle aber verstärkt spezielle Produkte in der Modeszene an. 100 — AND_i Andreas Eberharter jewelry

Andreas Eberharter Schönbrunner Straße 62, 1050 Wien office@and-i.net www.and-i.net

– Verändern sich die Inhalte, wenn man versucht, andere Käufer anzusprechen? Nein, meine Interessen bleiben dieselben, der Designanspruch ist möglichst hoch, ich bin ein Ästhet. Ich versuche mich von rein kommerziellen Trends freizuhalten. Ich schaue mir auch wenig andere Ausstellungen an, um nicht unterbewusst beeinflusst zu werden. Ich möchte meine Trends weiterhin selbst festlegen. – Im Modebereich muss man jede Saison eine neue Kollektion zeigen. Was sind die Vorteile dieser Szene für sich? Es gibt ein riesengroßes Vertriebsnetz was den Verkauf anbelangt. Natürlich ist es hart, den schnellen Rhythmus der Mode mitzumachen. Gleichzeitig pusht einen diese Schnelligkeit auch sehr und fordert die Kreativität. – Welchen Markt peilst du an? People’s Revolution in N. Y. und L. A. als Großhändler für die USA. Es wird auch der europäische und asiatische Markt bearbeitet. Durch die departure-Förderung lassen sich meine Pläne realisieren: Pressebüro, Showrooms, Fashion und Trade Shows in N. Y., L. A., Paris, Tokio ... – Derzeit pumpst du deine Energie in den Launch deiner Linie AND_i. Die Startkollektion heißt SHIMMER. Ab September geht’s los, an und für sich habe ich alles abgeschlossen – die Produktion steht, Kataloge, Packaging und Preislisten sind fertig. – Eine abschließende Frage: Was bedeutet Mode für dich? Wir Menschen wollen uns von anderen unterscheiden, uns mit anderen Grüppchen solidarisieren, Signale setzen. Und genau hier kommt der Schmuck ins Spiel als zusätzlicher Identitätsfaktor. —


OPEN EYES AND OPEN EARS by stephan hilpold (e) – Some of your pieces of jewelry come in oversized shapes. What do you find interesting about them? My work is strongly influenced by sculptural art. I like working with big formats. Originally I come from the field of traditional goldsmithing. First I attended a technical high school for goldsmithing in Steyr (Upper Austria), then a technical high school for sculptural art in Graz (Styria). The large size of my pieces gives the people who wear them an additional sense of protection. My customers confirm that when they wear my jewelry they feel stronger, safer and more self-confident. Also, large pieces of jewelry are much more visible on the catwalk and come across much better on press photos. – You have a strong artisan approach. Have you always enjoyed that aspect? My creative urge has always been huge. My eyes and ears are open to new technologies and materials. I get most of my ideas when I am working. I start off with one idea and during the realization process other ideas appear. – Since when have you been working with materials such as aluminum which are not commonly used in making jewelry? Actually, since the time when I started to study sculptural art in Graz. Back then I took up carving, including stone carving. Traditional goldsmithing had soon started to bore me and I became interested in new materials and shapes. The size of my work soon brought me to aluminum. – Which particular potential does anodized aluminum hold? Aluminum is a very interesting and versatile substance. Surface treatment can turn it into a very luxurious material. Also, it is easy to process and has a low specific weight. – How did your career continue after your vocational training? First, I participated in a large exhibition in the Austrian province of Tyrol. Then I went to Vienna where I was an assistant to Manfred Wakolbinger, Anna Heindl and Eva Schlegl and worked together with various galleries. I had for a long time felt drawn to the catwalk when, in 2002, I started working with Swarovski and consequently did my first catwalk shows at fashion weeks in N.Y., Sao Paolo, Dubai and Singapore. After that I wanted to do my own show and organized a MAK-Nite at the Museum of Applied Arts in Vienna. – In the jewelry sector there is a clear distinction between those who see themselves as artists and sell their work in galleries and those who emphasize being designers. Which scene would you say you are part of? I am not part of any scene. I am too independent for that. My work is a complete conglomerate. Whether I do an exhibition at a museum, sell my pieces in fashion stores or provide my design services to advertising agencies – I always take the same approach. The number of galleries and also that of clients is, however, very limited. And there are more than enough good fashion stores all over the world. – Are you no longer interested in the art context? I do not want to turn away from the art world, but I increasingly create products for the fashion scene. – Do the contents of your work change if you try to address a different type of customers? No, my interests stay the same, including maximum demands on design. I am an aesthete. I try to keep away from purely commercial trends. Also, I only go to few other exhibitions so as not to be subconsciously influenced by them. I want to continue to create my own trends.

– In the fashion sector you have to present a new collection every season. Where do the advantages of this scene lie for you? In its vast sales network. Of course it’s hard to go along with the fast rhythm of fashion but at the same time this speed pushes you on and challenges your creativity. – Which markets are you aiming at? People’s Revolution in N. Y. and L. A. as my wholesalers. The European and Asian markets are also being developed. The assistance offered by departure enables me to put my plans into action: press office, showrooms, fashion and trade shows in N. Y., L. A, Paris, Tokyo etc. – You are currently putting all your energy into the launch of your AND_i brand. Its first collection is called SHIMMER. Yes, it will start in September and I have practically finished all the preparation work – production is in place, catalogues, packaging and price lists are ready. – One last question: what does fashion mean to you? We humans want to set ourselves apart from the others. We want to show solidarity with other small groups and we want to make statements. And this is exactly where jewelry comes in – as an additional factor of identity. —

Andreas Eberharter arbeitet als freischaffender Künstler und Schmuckdesigner in Wien. Der Verkauf seiner Kollektionen erfolgte bisher hauptsächlich über Galerien und Museumshops in Österreich. Unter anderem befindet sich sein Schmuck in der Sammlung des MAK – Museum für angewandte Kunst in Wien. 2007 soll die Schmuck-Marke AND_i international etabliert werden. Die Distribution der Startkollektion SHIMMER und von zwei weiteren Kollektionen pro Jahr erfolgt über Groß- und Einzelhändler, wobei der Fokus zunächst auf den Städten New York und Tokio liegt. Mit People’s Revolution konnte bereits ein wichtiger Großhändler gewonnen werden. Als zusätzlicher Vertriebskanal wird auf der bestehenden Homepage www.and-i.net ein Webshop integriert. In weiterer Folge wird die Marke AND_i auch in Europa lanciert. Die Kollektion SHIMMER umfasst 99 Schmuckstücke, vorwiegend Armreifen und Colliers. Das Design der handgefertigten, individuellen Schmuckstücke ist klar und zeitlos. Bevorzugt verwendetes Material ist eloxiertes Aluminium. Die Eloxierung ist dabei ein wichtiges Element des Designs von SHIMMER: Sie gliedert die Kollektion in drei Farben: Alu Natur, Gold und Eisblau. Projekteinreicher: Andreas Eberharter Projekt: Etablierung der Marke AND_i Gesamtfördersumme: 165.324 EUR — Andreas Eberharter works as freelance artist and jewelry designer in Vienna. So far his collections were mainly sold in galleries and museum shops in Austria. His jewelry is among others included in the collection of the MAK – Museum of Applied Arts/ Contemporary Art in Vienna. The international establishment of the brand AND_i starts in 2007. His first collection SHIMMER and two further collections per year are distributed via wholesalers and retailers in New York and Tokyo. An important wholesaler who will distribute the products is People’s Revolution. An additional sales channel will be a web shop accessible via the homepage www.and-i.net. In a next step the brand AND_i will also be launched in Europe. The SHIMMER collection comprises 99 pieces of jewelry, predominantly bracelets and necklaces. The design of the jewelry is clear and timeless. The predominantly used material is anodized aluminum which is an important element in the design of SHIMMER: the collection thus consists of three different colors: natural aluminum, gold and ice blue. Project applicant: Andreas Eberharter Project: Establishment of the brand AND_i Total funding: 165,324 EUR

C / 0603 — Mode / Fashion — 101


Electric Babes – Design / Design

AUGENWEIDE. OHRENSCHMAUS. UND EWIG LOCKT DAS WEIB. von christoph sattler (d) – Die Gitarre, bisher die Verlängerung der Fingerspitzen, die den musikalischen Skill des Interpreten zum audible Thrill des Musikfans macht, kommt in neuem Gewand. Geht es nach Helmut Frank und Norbert Lechner, baut sich der Künstler das Instrument in Zukunft selbst und es soll neben dem Wohlklang auch noch wohl gefallen. Was kommt da auf uns zu? Hektische Steigerungen knallrot lackierter BluesGitarren von Jack White? Überquellende Wandschränke in Rockstar-Domizilen, wo sich schnieke Pumps und Federboas um das exklusive Saiteninstrument der Saison schlingen. Oder eine Tendenz zum Nacktauftritt per se? Unplugged mal andersrum! Unplugged ist auch das Gespräch. Die Eingangsfragen reichen, um danach einfach nur zuhören zu wollen. – norbert lechner: Meine Beobachtung ist ja: Je progressiver ein Musikgenre ist, desto konservativer sind Musiker bei ihrer Instrumentenwahl. – helmut frank: Wobei sich die Frage stellt, was zuerst kam: Die Henne oder das Ei? Die Platzhirschen der Branche, Fender und Gibson, bauen heute dieselben Gitarren wie vor 50 Jahren. Die Grundidee für die Gitarre bleibt immer dieselbe und bezieht sich auf eine Innovation, die kurz nach 1950 stattgefunden hat. Gitarren haben sich von der totalen Revolution zum totalen Mainstream entwickelt. Jetzt verwendet sogar die Bank Austria Gitarren in ihren Kreditwerbungen. – norbert lechner: Ich hab’ mir überlegt, woran das liegt ... – helmut frank: Weil die Testimonials zur Vermarktung die Musiker sind. Besser gesagt: die Legendenbildung um Musiker. Nimm Jimmy Hendrix. Da geht das besonders einfach. Der ist nicht nur berühmt, sondern auch schon tot und damit sakrosankt. Da kann sich weder er noch der Käufer dagegen wehren, wenn Fender sagt: Hier ist die Neuauflage der Legende. Kauft euch die, weil was gibt’s Besseres als eine bewährte Legende. Die Stratocaster ist bis heute die meistverkaufte Gitarre der Welt. 102 — Electric Babes

– norbert lechner: Deshalb kamen nach Fender und Gibson hauptsächlich Kopisten. – helmut frank: Wir haben uns da dann schon gefragt: Wollen wir echt die 423. Kopie des Originals werden? Das geht doch auch anders. Ich habe in meinen 20 Jahren in der Musikindustrie, so viele Leute getroffen, die super Einfälle für Neuerungen im Gitarrendesign hatten. Nur ist kaum einer davon je auf einer gängigen Gitarre umgesetzt worden. – norbert lechner: Und da entstand die Idee ein OnlinePortal zu kreieren. Denn es gibt ja viele, die haben auch jetzt Wahnsinnsideen, aber keine Verbindungen zu Herstellern. – helmut frank: Oder kein Geld, das Design individuell realisieren zu lassen. Deshalb kann man auf unserem Portal von der CAD-Zeichnung bis zum Kaszettel jeden Entwurf für eine neue Gitarre hochladen und wir schauen, was davon machbar ist. Da kann Absurdes kommen. Aber auch Dinge, die noch nie jemand anderem eingefallen sind, aber jeder haben will. Das erklärte Ziel ist es, dass solche Ideen in Zukunft unsere Kollektionen speisen sollen, von denen neben dem Urheber dann auch alle anderen profitieren können. – norbert lechner: Bei dem Modell kann ein Designer in der hinteren Mongolei sitzen. Nur müssen Designer auch wissen, dass es diese Möglichkeit gibt. – helmut frank: Deshalb stellen wir im 1. Schritt in Vorlage einen fertigen Baukasten online. Da kann jeder mit Farben, Materialien und Tonabnehmern experimentieren, und so das Instrument seiner Träume selbst kreieren. Das ist die Idee der Electric Babes. – norbert lechner: Nachdem Musiker bei Gitarren immer wieder von ihren Liebsten reden, also Gitarren weiblich konnotiert sind, hab ich mir beim Grunddesign gedacht: Warum eigentlich nicht den Torso der Gitarre weiblich modellieren? Wie er bekleidet wird, kann sich jeder dann selbst aussuchen. – helmut frank: Da war ja auch was richtig zu stellen. Schau dir die aktuelle Gitarrenästhetik an: Da werden Gitarren immer noch mit halbnackten Frauen beworben. Klar, die durchschnittliche Verweildauer auf einem A4-Inserat ist 1,27 Sekunden. Da hofft man, wenn eine Frau drin ist, dass der Typ eine halbe Sekunde länger hinschaut und sich denkt: Was ist das für eine Gitarre? – norbert lechner: Das klappt nicht. Der wird sich immer denken: Was ist das für eine Frau? – helmut frank: Denn natürlich gilt das alte Goethe-Motto: „Das Ewig-Weibliche zieht uns hinan“. Nur fanden wir, dass die


design4sound Vertriebs GmbH Mooslackengasse 17, 1190 Wien frank@design4sound.com www.design4sound.com — design4sound beschäftigt sich mit Design, Entwicklung und Vertrieb von Instrumenten und Accessoires im Musikbereich. Mit Electric Babes wurde im Jänner 2007 eine neue Gitarrenlinie auf der weltgrößten Musikmesse in Los Angeles – der NAMM – offiziell vorgestellt. Electric Babes überträgt das kreative und ökonomische Prinzip der Bekleidungsbranche auf die Musikindustrie: Jährlich werden zwei Kollektionen mit je drei Gitarren und einem Bass in limitierter Auflage auf den Markt gebracht. Neben einem hochwertigen „Prêt-à-porter“-Konzept mit exklusiven Designentwürfen, wird auch eine „Haute Couture“-Linie aus nach Kundenwunsch maßgeschneiderten Modellen erhältlich sein. Für die Gestaltung der Modelle vom Oberflächenfinish über die Hardware bis zum Schlagbrett wird auch die internationale DesignCommunity einbezogen. Es entsteht dadurch ein globales Entwicklungs- und Designlabor, das weltweite Ressourcen von Kreativen einbindet. Die Design-Community setzt sich aus Gitarristen & Gitarrenliebhabern zusammen, die Designideen zum Thema E-Gitarre haben, jedoch nicht über die Möglichkeit verfügen, diese auf ihre Tauglichkeit zu überprüfen und zu realisieren. In der Vermarktungsphase ihres Projekts versucht design4sound, diese Community mit traditionellen Marketingmethoden (Print, Web, Tradeshows) zu erreichen und mit Hilfe einer Webplattform Design-Ideen zu sammeln, auf ihre Praxisrelevanz zu prüfen und eventuell in eine Serienproduktion einfließen zu lassen. Die Etablierung von Electric Babes im PremiumMarktsegment soll über Flagship Stores, ausgewählte Stützpunkthändler und eine internationale Testimonialstrategie erreicht werden. Projekteinreicher: design4sound Vertriebs GmbH Projekt: Jeder Mensch ist Designer Gesamtfördersumme: 83.147 EUR

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design4sound is active in the design, development and distribution of musical instruments and accessories. The new guitar line Electric Babes was officially presented in January 2007 at the NAMM, the world’s largest music fair in Los Angeles. With Electric Babes the creative and economic concept of the fashion industry is applied in the music industry. Every year two collections – each comprising three guitars and a bass – are put on the market in limited edition. In addition to a high-quality “prêt-à-porter” concept with a limited number of designs, an “haute couture” line shall be offered; with tailor-made guitar models according to the customer’s wishes. The design community is invited to contribute to designing the model’s surface finishing, hardware and pick guard. Thus a global development and design laboratory is being created uniting the resources of creative professionals worldwide. The design community comprises guitarists & guitar lovers who have ideas how to design electric guitars, but don’t have the opportunity to verify their suitability or actually build them. In the marketing phase of the project design4sound tries to reach this community with the help of conventional marketing methods (print, web, trade shows), to collect design ideas through a platform, and to check suitability of these designs as well as the possibility to use them for serial production. Flagship stores, selected points of sale and an international testimonial strategy shall help to establish the products in the premium market segment. Project applicant: design4sound Vertriebs GmbH Project: Everyone’s a designer Total funding: 83,147 EUR

104 — Electric Babes


Erotik, die in dieser ganzen Kultur steckt ja auch im Instrument selber stecken kann. Wenn jemand so eine Rundung in die Hand nimmt, dann läuft doch ein Film im Hintergrund ab. Jeder der sagt, bei mir ist das nicht so, der lügt. – norbert lechner: Aber uns war auch klar, dass man darauf sagen kann: Das ist sexistisch. Auf unserer ersten Messe in London kamen dann aber viele junge Mädchen bei uns an, und sagten: Hey, ich spiele auch in einer Band. Die Gitarre ist echt cool. – helmut frank: Ich glaube, das liegt daran, weil die Gitarre zwar weiblich ist, aber nicht auf rosarot, hellblau „Girlie“ getrimmt ist, sondern ein hohes technisches Niveau hat. – norbert lechner: Da muss ich noch was zum Praktischen sagen: Im Gegensatz zu anderen Gitarren, die dauernd umfallen, steht unsere Gitarre stabil da. Die kann gar nicht umfallen. Weil sie auf zwei Backen steht. —

– norbert lechner: That’s why after Fender and Gibson it was mostly imitators. – helmut frank: We did ask ourselves then: do we really want to become the 423rd copy of the original!? There must be another approach. In my 20 years of experience in the music business I met such a large number of people who had great ideas for improving guitar design. However, hardly any of these ideas have ever been applied to a popular guitar model. – norbert lechner: That was when we came up with the idea of establishing an online gateway, as there are a lot of people out there with terrific ideas even now but without any connections to guitar producers. – helmut frank: Or without money to implement their designs on their own. That’s why you can upload any design for a new guitar to our gateway, whether it is a CAD drawing or done on scribbling paper. We will subsequently check what is feasible. Sometimes absurdities crop up. But we also get things that everybody wants, though nobody has thought of them before. It is our declared goal to allow these ideas to influence our collections in the future, from which the originator and subsequently everyone else will profit. – norbert lechner: With this concept a designer may live in the back of beyond and yet reach us. However, designers also have to know that this possibility exists. by christoph sattler – helmut frank: Therefore we will as a first step put a ready-made construction set online. Anybody can use it to experiment with colors, (e) – The guitar, which used to be the extension of the guitarmaterials and pickups in order to create the instrument of his dreams. ist’s fingertips that turned his musical skills into audible thrills That is what Electric Babes is about. – norbert lechner: As musicians keep referring to their guitars for music fans, takes on a new guise. If Helmut Frank and as their sweethearts, and as guitars have a female connotation, Norbert Lechner have their way, artists are going to build their I thought when I was doing the basic design: why not model the own instruments in the future, and guitars will not only be pleasing to the ear but also to the eye. What lies ahead of us? Hec- guitar’s body in a female way? As to its “clothes” – everybody may tic exaggerations of scarlet-painted blues guitars by Jackie White? choose for themselves. – helmut frank: In this area some corrections had to be made. Closets overflowing in the homes of rock stars, where smart Look at the current esthetics of guitars: guitars are still advertised with pumps and feather boas coil round this season’s exclusive string instrument? Or a tendency to perform in the nude? Unplugged – half-naked women. Sure, the average time someone spends looking at an A4 advertisement is 1.27 seconds. By putting a woman in, you hope the other way round! to make the guy look for a half-second longer and think: what kind of guitar is that? The interview is unplugged as well. The initial questions suffice – norbert lechner: It won’t work, though. He is always going to to make you want to just keep on listening. think: what kind of woman is that? – norbert lechner: What I notice is that the more progressive a – helmut frank: For naturally Goethe’s old saying applies: music genre is, the more conservative are the musicians when it comes “Das Ewig-Weibliche zieht uns hinan” (“The Eternal-Feminine draws to choosing their instruments. us upward”). We are of the opinion that the erotic aspect present in the – helmut frank: Which leaves us with the question: which came whole culture may also be present in the instrument itself. If somebody first the chicken or the egg? The industry’s top dogs, Fender and lays his hand upon such a curve, a certain film is shown in the back of Gibson, are building the same guitars today as they did 50 years ago. his mind. Anybody who claims that it is different with him is lying. – norbert lechner: However, we were aware that people might The basic concept of the guitar has always stayed the same, and is respond to that by saying it was sexist. But at our first trade show in based on an innovation that took place shortly after 1950. Guitars have turned from being a total revolution to being totally mainstream. London a lot of young girls came to us and said: “Hey, I also play in a band. This guitar is real cool.” Now even Bank Austria (Austria’s largest bank) uses guitars to – helmut frank: I think that is because, although the guitar looks advertise loans. – norbert lechner: I wonder why that is the case … female, it is not pink, light blue or in a “Girlie” style, but offers high – helmut frank: ‘Cause musicians, or rather the establishment technical standards. of legends surrounding these musicians, are testimonials for marketing – norbert lechner: I still have to add something on the practical aspect: contrary to other guitars that keep falling to the ground, our these guitars. Take Jimmy Hendrix. With him it is especially easy. instrument remains standing. It cannot fall over, as it rests on two Not only is he famous, he is also dead and therefore sacrosanct. “buttocks” . — Neither he nor the customer can object if Fender says: this is the new edition of the legend. Buy it, what could be better than a time-tested legend. To date the Stratocaster is the world’s best-selling guitar.

FEAST FOR THE EYES. TREAT FOR THE EARS. AND GOD CREATED WOMAN.

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Mandelbaum Verlag – Medien & Verlagswesen / Media & publishing

VERSCHWUNDENES WIEDER SICHTBAR MACHEN von michaela knapp (d) – Der Verlag mit dem poetischen Namen entstand 1996, als sich kaum jemand einfallen ließ, einen Verlag zu gründen. Chef Michael Baiculescu war ursprünglich Besitzer eines Grafikstudios und auf Zeitschriften und Bücher spezialisiert. Als die finanzielle Situation prekärer und die Auftragslage für aufwendige und kostspielige Produkte immer schlechter wurde, nutzte er sein drucktechnisches und grafisches Know-how und griff zur Eigeninitiative. Baiculescu machte sich als eigener Verlag selbst zum Auftraggeber jener Bücher, die er liebt: bibliophile Schätze in haptischer wie inhaltlicher Hinsicht. Als Kleinstverlag, drei Mann/Frau hoch, ist der Verleger ungewöhnlichen Zuschnitts nun bereits über zehn Jahre im Business. Durchaus erfolgreich. In den letzten drei Jahren konnte man kontinuierlich auf 20 Prozent Umsatzplus verweisen, wie er nicht ohne Stolz anmerkt. Am Anfang waren es ausschließlich Bücher über Wien, die man im Mandelbaum Verlag anbot. Unentdecktes und Unerforschtes wurde ausgegraben, Nischenprodukte, die ihren Liebhaberkreis fanden. Der Businessplan ist nicht immer so glatt verlaufen. Dennoch, die ersten Verkaufszahlen waren zwar nicht hoch, aber schon erfolgreich. Mittlerweile produziert der Mandelbaum Verlag das meiste in Ungarn. „Nicht nur aus finanziellen Gründen“, wie Baiculescu betont, „sondern auch aus einer Liebe zum Detail, der die heimischen Druckereien auf Grund des Drucks, dem sie selber ausgesetzt sind, nicht immer gerecht werden können.“ 106 — Mandelbaum Verlag

Mandelbaum Verlag Wipplingerstraße 23, 1010 Wien office@mandelbaum.at www.mandelbaum.at


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Auch der Stadtführer über das jüdische Budapest wurde in Ungarn gedruckt. Einer aus jener Reihe, mit der sich der Verlag unter Reisenden schon einen Namen gemacht hat. „Mandelbaums Reisebücher durchs jüdische Europa sind feine Begleiter und Ratgeber für Reisende wie Daheimgebliebene, die Stadtgeschichte abseits des Mainstreams erleben wollen“, wie ihr Verleger promotet. Der Reiseführer auf Spurensuche nach der jeweiligen jüdischen Kultur in Städten wie Amsterdam, Prag oder Budapest wird nun auf Paris, London und Istanbul ausgeweitet und hat sich als Projekt erwiesen, das nicht an Aktualität verliert. Im Gegenteil. Den Band „Jüdisches Wien“ gibt es bereits in zweiter Auflage, 3.000 Stück hat man bisher verkauft, kontinuierlich. „Mein Wien ist ein nachblutender Witz. Es gibt keine witzigere Stadt als Wien, nicht einmal Tel Aviv“, schreibt Robert Schindel etwa im Vorwort zum „Jüdischen Wien“. Dokumentiert wird das jüdische Erbe, Orte wie das Palais Eskeles, das Haus Wittgenstein, Sigmund Freuds Räume in der Berggasse oder all jene Kaffeehäuser, wo sich jüdische Künstler und Literaten getroffen haben. Viele ehemalige jüdische Bürger bzw. ihre Kinder aus dem amerikanischen Raum machen sich auf die Suche nach den Wurzeln der Eltern oder Großeltern, ermitteln anhand der Reiseführer und der Stadtpläne, wo etwa das Geburtshaus stand oder eine Synagoge. Die Stadtführer geben neben den kulturhistorischen auch praktische Hinweise und liefern einen ausführlichen Serviceteil. „Solche Themenreiseführer werden aber meistens nicht in der Vorbereitung einer Reise gekauft, sondern bei einem point of sale vor Ort“, erläutert Baiculescus Mitstreiterin Julia Kadori. Aus dieser Erfahrung entstand ein Netzwerkprojekt für ein internationales Vertriebssystem. Man könne ja nicht mit dem Koffer in der Hand die jeweiligen jüdischen Museen und deren Bookshops abklappern, so Baiculescu. Das sei für den Drei-Personen-Verlag weder umsetzbar noch ökonomisch effizient. Mindestens 15 Bände sollen innerhalb der Reihe erscheinen, also gilt es ebenso viele Städte zu vernetzen. Die Verlagsstrategie sieht ein Verlinken mit örtlichen Institutionen vor, Kooperationen mit Co-Verlagen, Tourismusinstitutionen, Kultuseinrichtungen und ein flexibles Marketingsystem, das auf die jeweiligen Bedürfnisse des Kooperationspartners eingehen kann. Ein Tool, das hinkünftig auch anderen 108 — Mandelbaum Verlag

Kleinverlagen zur Verfügung stehen könnte. Baiculescu ist überzeugt davon, so schrittweise auch einen internationalen Markt für Nischenprodukte abseits der gängigen Bestsellertitel zu erschließen und glaubt an sein humanistisches Ideal von guten Büchern. „Wenn man Bücher verlegt, die einem selber gefallen, findet man auch andere Menschen, denen sie gefallen.“ —

REDISCOVERING WHAT HAD DISAPPEARED by michaela knapp (e) – The publishing house with the poetic name Mandelbaum (means almond-tree) was founded in 1996, at a time when it hardly occurred to anyone to establish a publishing house. Chief executive Michael Baiculescu was originally the owner of a graphic arts studio specializing in magazines and books. When his financial situation deteriorated and less and less orders were placed for costly and expensive products, he made use of his printing and graphical know-how and took things into his own hands. With a publishing house of his own Baiculescu made himself the one to order the kind of books he loves: bibliophile treasures, both as far as haptic perception and content are concerned. As head of a micro-publishing house with a staff of three the unusual publisher has now been in business for more than ten years – and successfully. During the last three years they were continually able to increase turnover by 20 percent, as he mentions proudly. At first the publishing house Mandelbaum exclusively offered books on Vienna. Matters that had not been discovered or explored before were unearthed, resulting in niche products that found a circle of admirers. Not always did the business develop according to plan. And yet, though the first sales numbers weren’t high, the books were nevertheless successful. Mandelbaum Verlag now has most books produced in Hungary. “Not only for financial reasons,” as Baiculescu emphasizes, “but also for a love of details, which Austrian printers cannot always pay attention to, as they are themselves under a lot of pressure.” The city guide on Jewish Budapest was printed in Hungary as well. It is one of a series that has made a name for the publishing house among travelers. “Mandelbaum’s book series ‘Jewish Europe city guides’ are nice companions and

guidebooks for travelers and for those who stay at home if they wish to explore a city’s history away from the mainstream,” their publisher advertises. The guidebooks that explore the remains of Jewish culture in cities such as Amsterdam, Prague or Budapest will also be made available for Paris, London und Istanbul. The series turned out to be a project that does not lose any of its topicality – on the contrary. A second edition of the volume “Jewish Vienna” has already been printed, up to now 3,000 books have been sold. “My Vienna is a bleeding joke, a wound that won’t heal. No city is funnier than Vienna, not even Tel Aviv” , that is what Robert Schindel writes for example in the preface to “Jewish Vienna” . The book documents Vienna’s Jewish heritage, places such as Palais Eskeles, the house where Wittgenstein lived, Sigmund Freud’s rooms in Berggasse or all the cafés where Jewish artists and writers used to meet. Many former Jewish citizens or their children from America go looking for their parents’ or grandparents’ roots, finding out with the help of the guidebooks and maps e.g. where the house they had been born in or a certain synagogue was located. Apart from information on cultural history the city guides also provide practical information and contain comprehensive service sections. “Such special interest guides are usually not bought when preparing a journey, however, but at a point of sale at the destination concerned,” Baiculescu’s staff member Julia Kadori explains. This experience gave rise to a network project for the creation of an international distribution system. After all it is impossible to drop in on the various Jewish museums and their bookshops with a suitcase in hand, Baiculescu says. For a publishing house with a staff of three that is neither practical nor efficient from an economical point of view. The series is intended to comprise at least 15 volumes, therefore it is necessary to create a network of at least 15 cities. The publishing house’s strategy encompasses linking up with local institutions, cooperating with other publishing houses and tourism and religious institutions, and a flexible marketing system able to adjust to the needs of the respective cooperation partner. This tool could in the future also be made available to other small publishing houses. Baiculescu is convinced that in doing so he will gradually open up an international market for niche products off the beaten track of popular bestselling titles. He believes in his humanist ideal of good books. “If you publish the books you enjoy yourself, you will also find other people who enjoy them.” —


Der 1996 gegründete Mandelbaum Verlag legt seine Programmschwerpunkte neben Kultur-, Sozial- und Zeitgeschichte, Politik und Globalisierung auf Buchreihen wie „Mandelbaums feine Gourmandisen“ oder Stadtreiseführer zum jüdischen Europa. 2003 erhielt der Verlag den Bruno-Kreisky-Preis für besondere verlegerische Leistungen. Zum zehnjährigen Jubiläum im Jahr 2006 konnte der Wiener Verlag bereits auf 210 Veröffentlichungen zurückblicken. Aufbauend auf dem Prototypen „Jüdisches Wien“ soll nun mit dem Projekt „Reisen zum jüdischen Europa“ eine rund 15-bändige Stadtführer-Reihe durch das jüdische Europa – von Amsterdam über Istanbul, London und Sevilla bis Warschau – entwickelt werden. Die Bücher erscheinen mit Plänen, Stadtspaziergängen, kurzen Essays zur Geschichte der Gemeinden und einem umfangreichen Serviceteil über jüdische Gegenwartskultur. Von departure wird die neue Vertriebsstrategie für die Stadtführer-Reihe gefördert: Über Co-Verlage, Kooperationen mit Tourismusinstitutionen oder Kultur- und Kultuseinrichtungen werden zusätzliche Vertriebswege im gesamten europäischen Raum und in Übersee aufgebaut, und in Zukunft auch anderen kleinen Verlagen in Österreich als Dienstleistung zur Verfügung gestellt. Projekteinreicher: Mandelbaum Verlag Projekt: Reisen zum jüdischen Europa Gesamtfördersumme: 33.967 EUR — The publishing house Mandelbaum Verlag – which was established in 1996 – focuses on cultural, social and contemporary history, politics and globalization as well as on special interest book series or city guides to Jewish Europe. In 2003 the publishing house was awarded the Bruno Kreisky Award for outstanding achievements in publishing. In 2006, the year of its 10th anniversary, the company had already published 210 works. Based on the prototype “Jewish Vienna” the “Journeys to Jewish Europe” project focuses on the publication of a 15 volume city guide through Jewish Europe – from Amsterdam and Istanbul to London, Seville and Warsaw. The books include maps, city walks, short essays on the history of the community as well as a comprehensive overview on contemporary Jewish culture. departure is funding the new distribution strategy for the city guide series: in cooperation with other publishers or with tourism, cultural or religious institutions additional sales channels are being established in the whole of Europe as well as overseas. These channels shall in future also be available to other small publishing houses in Austria. Project applicant: Mandelbaum Verlag Project: Journeys to Jewish Europe Total funding: 33,967 EUR

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Saba Song – Mode / Fashion

MODE UND INTERNET ZUSAMMENFÜHREN stephan hilpold im gespräch mit marwan saba (d) – Designermode wird fast ausschließlich über Geschäfte vertrieben. Warum starten Sie die Web-Plattform Soup & Fish zur Präsentation und dem Verkauf von Avantgarde-Mode? Gemeinsam mit meiner Ex-Frau Myung-Il Song habe ich 1998 das Modegeschäft Song in Wien eröffnet. Sie hatte die Geschäftsführung inne und ich habe sie in allen kaufmännischen Agenden unterstützt. Mein Hintergrund ist, dass ich seit 1972 Start-Ups mache. Seit 1997 betreute ich zudem Projekte im Internet, machte mich später auch mit einem Partner selbstständig. Ich kenne den Bereich E-Commerce sehr gut. Es hat mich schon lange gereizt, die beiden Bereiche Mode und Internet zusammenzuführen. – Warum gerade jetzt? Weil es mittlerweile auch andere Unternehmen gibt, die in diesem Bereich erfolgreich sind. Im internationalen Bereich sowie im deutschsprachigen Bereich, z. B. yoox.de. Letzteres ist allerdings ein Gemischtwarenladen, wir zielen auf ein imageträchtigeres Segment. – Sie beschränken sich ausschließlich auf High Fashion. Eigentlich nur auf die Avantgarde. Das bedeutet nicht, dass unsere Ware notgedrungen hochpreisig ist. Wir wollen zwei parallele Schienen fahren: Zum einen vertreiben wir bekannte Designer, die Überbestände aus der Produktion oder auch aus Geschäften haben. Die zweite Schiene werden junge österreichische Designer sein, die zum Teil noch keine Distributionsstruktur haben. Von ihnen werden wir nur aktuelle Ware anbieten. Sie haben meist zwar nur wenige Teile auf Lager, sind aber bereit, Teile auf Bestellung nachzumachen. Durch die Präsenz auf unserer Homepage können sie sich mitunter auch den eigenen teuren Webauftritt sparen.

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– Gerade solche Designer haben oft Schwierigkeiten Vertriebsstrukturen zu finden. Warum sollte das Internet hier das geeignete Medium sein? Der große Vorteil des Internets ist der reibungslose Zugang zu Informationen. Es gibt in Europa ein klar identifizierbares Publikum für Avantgarde-Mode. Für sie muss man die Informationsaufbereitung so gestalten, dass man ihre Erwartungshaltung befriedigt, sprich, dass man nicht Comme des Garçons neben Levis vertreibt. Dann kann man auch mit regelmäßigen Besuchen rechnen. – Trotzdem: Das Internet hat große Nachteile. Wie ein Kleidungsstück genau aussieht und ob es passt, das lässt sich nur erahnen. Viele Menschen haben ein konkretes Interesse an Mode, scheitern aber am Preis. Gerade solche Menschen kennen meist die Mode sehr genau, die sie möchten. Wir werden also eher an Leute verkaufen, die die betreffende Mode bereits kennen. – Weil die Preise reduziert sind? Genau. Wir spezialisieren uns auf Ware vergangener Saisonen. Das kann bis zum Thema Vintage gehen. – Und die Designerware wird vorwiegend aus dem Geschäft Song kommen? Nein, dazu ist das Lager nicht groß genug. Die Auswahl, die bei Song im Geschäft ist, ist nicht unbedingt die richtige Auswahl für den Outlet-Online-Vertrieb. Aber wir haben natürlich durch das Geschäft Verbindungen aufgebaut, die wir nutzen werden. Wir sprechen mit den Designern direkt, ob sie uns ihre Restbestände zur Verfügung stellen. – Österreichische Designer gab es bisher bei Song kaum zu kaufen. Es hat mehrere Versuche gegeben, junge Designer ins Geschäft zu holen. Damit die Zusammenarbeit fruchtbar gewesen wäre, hätten wir die Kollektionen aber vorfinanzieren müssen. Das konnten wir uns nicht leisten. Im Internet werden wir jetzt auf andere Arten der Zusammenarbeit setzen. – Warum nehmen Sie überhaupt Jungdesigner dazu? Ökonomisch dürfte das kaum interessant sein? Weil es Spaß macht. Mir macht dieses Projekt viel mehr Spaß als viele andere, kommerziell orientierte in der Vergangenheit. Wir können den jungen Designern konkrete Hilfestellungen bieten. Was nicht bedeutet, dass mit ein bisschen Glück nicht auch die eine oder andere kommerzielle Entdeckung möglich ist. – Welches Verhältnis haben Sie selbst zu Avantgardemode? Ich bin zwar kein Mode-Fachmann und die Auswahl, welche Mode auf der Internetplattform präsentiert wird, werde auch nicht ich treffen. Ich bin aber modeinteressiert. Mich interessiert die Verquickung der Bereiche Avantgardemode an der Schnittstelle zur Kunst und die Utilität des Internets. Wenn man sieht, wie Modeunternehmen arbeiten, dann sieht man den großen Handlungsbedarf, was moderne Medien anbelangt. – Eine abschließende Frage: Was bedeutet Mode für Sie? Zeitgenössische Mode ist eine künstlerische Ausdrucksform. Sie hat heute die Rolle der Philosophie übernommen. Es geht um die Beschäftigung mit sozialen, intellektuellen Inhalten. Mit dem Modeverständnis wie vor dreißig Jahren, also den Aussagen, dass man es sich leisten kann und dass es schön ist, hat heutige Avantgarde-Mode nichts zu tun. —

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Myung-Il Song hat sich nicht nur als Betreiberin der exklusiven Mode-Boutique Song, sondern auch mit zahlreichen Ausstellungen (zuletzt mit Gelitin zur Eröffnung des an die Boutique angeschlossenen Kunstraumes Song Song) und Publikationen wie der Zeitschrift „heuer“ und den Katalogen „coincidences“ im Grenzbereich zwischen Mode und Kunst einen Namen gemacht. Im Mittelpunkt des Projektes Soup & Fish steht die Bewusstseinsbildung für zeitgenössische österreichische und internationale Mode. Auf einer WebPlattform mit integriertem Webshop werden unter der Dachmarke Soup & Fish interessante Entwicklungen und Trends der jungen Modeszene widergespiegelt. Soup & Fish ist ein modernes und neuartiges Konzept für die Präsentation und den Verkauf von Mode mit zwei essenziellen Hauptzielen: Einerseits sollen ausgesuchte Stücke von internationalen Designern einem neuen, jungen Publikum zugänglich gemacht werden. Andererseits dient Soup & Fish auch jungen österreichischen Modedesignern und Kreativen als Plattform, sich in Österreich und international zu präsentieren, sei es mit exklusiven Einzelstücken oder Kleinauflagen. Projekteinreicher: Saba Song GmbH Projekt: Soup&Fish Gesamtfördersumme: 41.447 EUR


Saba Song GmbH Praterstraße 11-13, 1020 Wien soupandfish@gmail.com

– So far there were hardly any Austrian designers available from the Song boutique. There were several attempts to bring young designers into the business. However, to ensure a profitable cooperation we would have had to pre-finance the collections and we could not afford to do that. For the Internet we will work out different modes of cooperation. stephan hilpold interviewing marwan saba – Why do you include young designers at all? They can hardly be interesting from an economic point of view. Because it is fun. (e) – Designer fashion is almost exclusively sold through stores. I enjoy this project much more than many previous, commercially What made you start the Soup & Fish web platform for the presoriented ones. We can provide concrete assistance to young designers. entation and sale of avant-garde fashion? Together with my ex-wife That does, of course, not mean that, with a bit of luck, there won’t be a Myung-Il Song, I opened the Song fashion boutique in Vienna in commercial discovery possible in this project. 1998. She was the manageress while I supported her in all commercial – How do you yourself feel towards avant-garde fashion? I am not a fashion expert and I will not choose the fashion that will be matters. I have been doing startups since 1972. In 1997, I began to supervise projects on the Internet and later on started my own business presented on the Internet platform but I am interested in fashion. I am together with a partner. I known the e-commerce sector very well and I interested in combining avant-garde fashion located on the threshold to art with the utilities offered by the Internet. When you see how have long been tempted to bring together fashion and the Internet. – Why did you do it now? Because now there are also other busifashion businesses work, you see a great need for action where modern nesses around who have succeeded in this sector, both international media are concerned. – One final question: what does fashion mean to you? Contemand German-language ones, e.g. yoox.de. The latter, however, porary fashion is a form of artistic expression. It has assumed the role is something of a general store. We target a high-profile segment. – You only offer high fashion. Actually, we only offer avant-garde of philosophy in today’s world and is concerned with social and intelfashion. That does not necessarily mean that our products are high lectual issues. Modern avant-garde fashion has nothing do to with how priced. We want to run on two parallel tracks: one is that we sell well- fashion was viewed thirty years ago, namely as something affordable known designer clothing from surplus production or stock. The other and pretty. — track will be young Austrian designers some of who do not have their own distribution structures yet. We will only supply their most current products. They usually only have a limited number of items in stock but are prepared to produce additional ones if these are ordered. Since With her work in the borderland between fashion and art Myungthey are presented on our website they don’t have to invest in their Il Song has made a name for herself not only with her boutique own expensive homepages. Song, but also with numerous exhibitions (the most recent exhibition was Gelitin presented on the occasion of the opening of the – It is often hard for young designers to find distribution strucart space Song Song connected to the boutique) and publications tures. Why should the Internet be a suitable medium for them? such as the magazine “heuer” or the “coincidences” catalogues. The big advantage the Internet offers is the uncomplicated access to The Soup & Fish project focuses on creating an awareness for contemporary Austrian and international fashion. A web platform information. In Europe, the clientele for avant-garde fashion can be with integrated web shop presents interesting developments and clearly identified. For these customers information has to be provided trends of the young fashion scene under the brand name of in such a way that it meets their expectations. You would not, for Soup & Fish. Soup & Fish is an up-to-date and novel concept for the presentation and sales of fashion with the following objective: on example, sell Comme des Garçons together with Levis. If you observe the one hand selected articles of clothing by international designthis, your customers will keep coming back. ers shall be made available to new, young customers, and on the – Nevertheless, the Internet has big disadvantages. You can other hand Soup & Fish is a platform for young Austrian fashion designers and creative professionals to present their work – be it only guess what an item of clothing really looks like and whether unique pieces or small numbers of pieces – both in Austria and on it fits or not. A large number of people have a very specific interest the international level. in fashion but are deterred by the prices. It is these people who usually Project applicant: Saba Song GmbH know the fashion they are looking for. So our customers will mostly be Project: Soup&Fish people who already know what they are buying. Total funding: 41,447 EUR – Because of the reduced prices? Exactly. We specialize in items from the previous seasons. This may even go back as far as vintage clothing. – And the designer items will mainly come from the Song boutique? No, the stock is not big enough for that. The items in the Song boutique are not really suitable for selling online but the boutique has allowed us to establish connections we will draw on. We will ask the designers directly if they make their leftover stock available to us.

BRINGING TOGETHER FASHION AND THE INTERNET

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Volltext Verlag – Medien & Verlagswesen / Media & publishing

DIE VERMESSUNG DER LITERATUR von michaela knapp (d) – Sie suchen Material zu einem deutschsprachigen Autor, wollen gleich sein jüngstes Buch online erstehen und nicht extra bei amazon.de einsteigen, oder suchen gar ein Werk, das dort vielleicht gar nicht vertreten ist? Sie sind an einem nicht veröffentlichten Text eines upcoming Jungautors interessiert, wollen diesen als PDF auf ihren Computer laden? Sie wollen Kritiken nachlesen – Einblick in den letzten Vortrag von Robert Menasse haben? Alles bald möglich. Dafür sorgen Seiten voller Text, die das Autorenportal volltext.net demnächst als Service anbietet. „Volltext“ ist eine Zeitung für Literatur, die seit fünf Jahren alle zwei Monate erscheint und sich, wie es der Titel verheißt, vom österreichischen Boulevard-Häppchenjournalismus erfreulich abhebt. In Österreich hat man derzeit eine Auflage von 20.000 Stück, in Deutschland ist man mit 35.000 Exemplaren vertreten und auch in der Schweiz hat sich eine Klientel gefunden. Volltext ist aber auch ein Verlag und ein Internetportal, als welches das Produkt in ursprünglicher Form auch geplant war. Dahinter steckte zu Beginn ein engagiertes Vierer-Team. Der Literaturfan Thomas Keul, der eigenen Angaben zufolge nach abgebrochenem Germanistikstudium „doch irgendwie an der Materie hängen blieb“, und Idealist Thomas Heher sind bei Volltext geblieben und bilden Geschäftsführung und Herausgeberschaft des Verlages. „Viele gute Zeitschriften erreichen nicht die Leserzahlen, die sie verdient hätten“, bedauert Thomas Keul. „Das liegt teilweise am Format, aber auch an Vertriebs- wie Preisstrukturen.“ Also war die Idee, eine Literaturzeitschrift zu kreieren, die durch ein populäreres Format eine Chance hat, wahrgenommen zu werden; auf Zeitungspapier, das billiger ist und in höherer Auflage gedruckt werden kann. Nach anfänglichem Frust über die Ignoranz des Anzeigenmarktes dem SpecialInterest-Magazin gegenüber hat sich „Volltext“ mit kontinuierlicher Überzeugungsarbeit etabliert. Als Magazin, das Gegenwartsliteratur einem möglichst breiten Publikum zugänglich macht: Mit Vorabdrucken, Porträts und Interviews und als Diskussionsplattform über Literatur. „Wir versuchen“, so Thomas Keul zur redaktionellen Auswahl, „schlicht und einfach soviel interessante Texte wie möglich in der Zeitung zu haben und möglichst viele lesenswerte Bücher vorzustellen“.

114 — Volltext Verlag


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Darunter auch zahlreiche weniger beachtete Bücher, die im Spitzentitel-Rennen des Feuilletons der Tageszeitungen untergehen. Die Leserschaft ist nach aktuellen Umfragen des Verlages geschlechtermäßig ausgewogen, klassische A-Schicht mit hoher Kaufkraft und vielseitigen anderen kulturellen Interessen wie Kino, Ausstel-lungen und Theater. An jene wendet sich nun auch das neue Autoren-Portal volltext.net. „Wir nutzen die Bekanntheit und die Marketingsynergien, die Volltext schon hat“, erläutert Thomas Heher den Ansatz. „Dennoch ist volltext.net keine Erweiterung zur Zeitung, sondern ein eigenes Projekt.“ Eine Autorenplattform, die Autoren wie Verlagen zur Verfügung steht. Im Zentrum steht nicht das jeweilige Buch, sondern der Autor mit seinem gesamten Schaffen, das präsentiert werden soll. „Und zwar nicht nur dokumentiert, wie bei einem wissenschaftlichen Projekt, sondern durchaus mit E-Commerce-Anbindung“, wie Thomas Keul ergänzt. Hier kann man elektronische Texte herunterladen, Bücher bestellen oder sich über Lesungstermine von Autoren informieren. Das OnlineService soll damit weltweit als Informationspool für Menschen dienen, die sich auch akademisch mit Literatur befassen, soll aber ebenso als Servicetool für Autoren funktionieren. Denn nicht alle Autoren haben eine eigene Website, nicht alle Online-Seiten des Literaturbetriebes sind upgedatet. „Gewinnbringend“, so die Initiatoren zuversichtlich, wird die Plattform „durch klassische Online-Werbung und einen Prozentsatz Provisionen, wenn Texte geladen und Bücher gekauft werden.“ Bisher seien solche Literaturplattformen großteils mangels fehlender E-CommerceKompetenz und unternehmerischen Interesses gescheitert wie Thomas Heher betont. „Warum sollte auch irgendein Literaturhaus eine ökonomische Perspektive für die Vermarktung von Literatur entwickeln. Deren Geschäft ist es, Literatur zu vermitteln und zu dokumentieren. Auf der anderen Seite gibt es die OnlineBuchhändler, denen es wiederum nicht wichtig ist, einen Autor zu präsentieren, der nicht gut verkauft. volltext.net bietet für alle etwas.“ volltext.net basiert auf 116 — Volltext Verlag

einem ausgeklügelten Konzept, das auch schon in der Szene auf Interesse gestoßen ist. Die Technik, die dafür entwickelt wurde, ist auch im B-to-B-Bereich interessant. Noch arbeiten drei Leute an der technischen Umsetzung, ehe mit der ContentBefüllung der Seiten begonnen wird und das Konzept in einer Basisfassung online gehen kann, bereit zur schrittweisen Vervollständigung durch aktuelle Texte von Autoren. Denn, so Spezialist Thomas Keul weiter, „damit volltext.net wirklich als Plattform funktioniert, sollte jeder lebende deutschsprachige Schriftsteller vorkommen.“ Das heißt jene Autoren, die im Literaturbetrieb eine wesentliche Rolle spielen ebenso wie jene, die nicht im Bestsellerbusiness mitmischen oder bisher noch keinen Verlag gefunden haben. „Auch wenn die Literatur ein kleines Segment ist, es ist international dennoch ein großer Markt“, vertrauen die beiden geschäftssinnigen Literaturfreaks ihrer Idee. —

THE MEASURING OF LITERATURE by michaela knapp (e) – You are looking for material on a German-language author and want to buy his or her latest book online without having to log on to amazon.de? Or maybe you are looking for a piece of literature which is not available from there? You are interested in an unpublished text by an up-and-coming young author, want to download it in PDF format onto your computer? You want to read reviews, look into Robert Menasse’s most recent lecture? All this will soon be possible through pages full of text to be provided as a service by the volltext.net authors’ portal. “Volltext” is a literary newspaper which has been published bi-monthly for the past five years and which, as its German title (“full text” in English) says, provides a very welcome change from the Austrian “bits and pieces” yellow press. Its current circulation runs to 20,000 copies in Austria and 35,000 copies in

Germany and it has also found some readers in Switzerland. Volltext is, however, also a publishing company and an Internet portal which is what it had originally been intended as. The original team behind all this was a dedicated group of four. Literature fan Thomas Keul, who in his own words “got somehow stuck in the matter” after quitting his university studies of German language and literature, idealist Thomas Heher have stayed on with Volltext and are now the managers and editors of the publishing company. “A lot of good magazines do not reach the circulation they would deserve” , regrets Thomas Keul. “This is partly due to the specific format but also due to distribution and pricing structures.” The idea then was to create a literary magazine in a more popular format so as to raise its chances of attracting attention on the market and which was to be printed on newsprint paper, which is cheaper and allows more copies to be printed. After initial frustration at the ignorance of the advertisement market this special interest magazine was first met with and after a lot of convincing, “Volltext” has now managed to establish itself as a magazine which makes contemporary literature available to a wide-ranging audience. It offers advance publications, portraits and interviews and a discussion platform on literary topics. With regard to the editorial selection “we try to put as many interesting texts as possible in the paper and to present as many books worth reading as possible. It’s as simple as that” , says Thomas Keul. Among these books are numerous titles which have received little attention and which are not mentioned on the bestseller lists in the arts section of daily papers. According to recent surveys of the publishing company, its readership is of an even female-male ratio, is typical social class A with high spending power and has many other cultural interests such as film, exhibitions and the theater. Now they all log on to the new volltext.net authors’ portal as well. “We take advantage of the high profile and the marketing synergies that Volltext already has” , explains Thomas Heher. “Yet, volltext.net is not an extension of the magazine, it is a project in its own right.” This is an authors’ platform to be used by both publishing companies and authors. Not the particular book is at the center of attention but the author and


his or her whole creation will be presented. “And not only in a documented form as in a scientific project but accompanied by e-commerce facilities” , Thomas Keul adds. Here you can download electronic texts, order books or find dates for readings by the authors. The online service is intended to serve as a global pool of information for everybody who even has an academic interest in literature but it should also function as a service tool for authors. Not all authors have their own websites and not all literary Internet sites are kept up to date. The initiators are confident that the platform “will become profitable through the usual online advertising concept and through a proportional commission when texts are loaded and books are bought” . So far, Thomas Heher emphasizes, such literature platforms have failed mainly because of a lack of e-commerce competence and a lack of entrepreneurial interest. “And why should some literary institution develop an economic perspective for marketing literature? Their business is to communicate and document literature. Then again, there are online bookshops which are not interested in presenting an author who does not sell well. volltext.net offers something for everyone.” volltext.net is based on a well thought-out concept which has already met with interest from the scene. The technology specifically developed for it could also be employed in the b2b sector. Three people are still working on the technical implementation before the pages can be filled with content and the project can go online in a basic version, ready to be completed by the authors with new texts – step by step. Because, as expert Thomas Keul continues to explain, “in order to ensure that volltext.net will really work as a platform, every living German-language author should be represented” . This includes authors who play an important part in the literary business as well as those who are not up there on the bestseller lists or who have not yet found a publisher. “Even if literature is a minor segment, it is a large market on an international scale” , is how the two business-minded literature freaks express their trust in their own idea. —

Volltext Verlag GmbH Lothringerstraße 3, 1010 Wien thomas.keul@volltext.net www.volltext.net — Die Volltext Verlag GmbH hat im Jahr 2002 die Literatur-Zeitung „Volltext“ lanciert, die sich mittlerweile als anerkanntes Medium im deutschsprachigen Literaturbereich etablieren konnte. 2006 folgte die Musik-Zeitung „TBA“. Mit volltext.net soll nun ein verlagsunabhängiges Autoren-Portal entstehen, das Primärtexte, Sekundärinformation und die kommerzielle Verwertung literarischer Texte in elektronischem Format sowie den Verkauf von Büchern und Audiobooks unter einem Dach vereint. Ziel ist es, das gesamte Schaffen einer Autorin oder eines Autors, ob als Buch, Audiofile oder E-Text unter einer einzigen, dauerhaften Adresse weltweit verfügbar zu machen und parallel zum etablierten Buchmarkt alternative Verbreitungs- und Kommunikationskanäle aufzubauen. Die technische Infrastruktur des Volltext-Portals – von der Nutzung des Redaktionssystems bis hin zu Payment-Lösungen – soll neben Autoren auch Verlagen zur Verfügung stehen, um deren Inhalte einer elektronischen Verwertung zuzuführen. Projekteinreicher: Volltext Verlag GmbH Projekt: Autoren-Portal volltext.net Gesamtfördersumme: 84.162 EUR — In 2002 the publishing house Volltext Verlag GmbH launched the literature magazine “Volltext” which has meanwhile established itself as a recognized medium in the Germanspeaking world of literature. In 2006 the first issue of the music magazine “TBA” was published. volltext.net is meant as an independent author’s portal for primary texts, secondary information and the commercial utilization of literary texts in electronic formats as well as for the sales of books and audio books. The aim is to make the complete work of an author available worldwide at one permanent address – be it in the form of books, audio files or e-texts – and to develop alternative distribution and communication channels in addition to the established book market. The technical infrastructure of the Volltext portal – ranging from the utilization of the editorial system to payment solutions – shall be available to both authors and publishers in order to allow them to offer their works in electronic form. Project applicant: Volltext Verlag GmbH Project: volltext.net author’s portal Total funding: 84,162 EUR

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re:Design Start / Start

31. 08. 2006

Ende / End

30. 10. 2006

Jury / Jury

Volker Albus Robert Bauer Matthias Dietz Lilli Hollein Christophe Marchand Christian Schwamkrug Peter Wippermann – erkrankt

eingereichte Projekte / submitted projects Architektur / Architecture 3 Audiovision / Audio-vision Design (inkl. Grafik) / Design (incl. graphic design) 23 Diverse / Miscellaneous Kunstmarkt / Art market Medien & Verlagswesen / Media & publishing 1 Mode / Fashion Multimedia / Multimedia 1 Musik / Music Services / Services 1 Gesamt / Total 29 gesicherte und neu geschaffene Arbeitsplätze / secured and created jobs Gesamtfördersumme der geförderten Projekte / total project funding dadurch ausgelöstes privates Investment / effected private investments

geförderte Projekte / funded projects 8 8 34 684.113 EUR 2,7 Mio. EUR



bkm on tour – Design / Design

ES GEHT DABEI UM KULTUR von lilli hollein (d) – „bkm nimmt sich Zeit“, lautet einer ihrer Grundsätze und diese Aufmerksamkeit kommt Kunden, Gesprächspartnern und ihren Entwürfen gleichermaßen zugute. Katharina Bruckner, Herbert Klamminger und Stefan Moritsch, die sich anlässlich eines Wettbewerbes zusammengetan haben und seit 2004 unter bkm-format firmieren, haben schon am Anfang ihrer Laufbahn etwas Großes vollbracht: einem Stuhl, nämlich ihrem Modell „Falb“ wirklich neuen Charakter zu verleihen. Das hat die drei Designer (Moritsch und Bruckner sind zudem Geschäftsführer von bkm) rasch in die Oberliga der jungen internationalen Designszene katapultiert. bkm nehmen ihre Sache ernst, sie sind reflektiert, interessiert und lernwillig, dazu außerdem noch in gewisser Weise bescheiden. Streber sind sie trotzdem nicht und Humor blitzt immer an der richtigen Stelle in ihren Entwürfen auf.

120 — bkm on tour


– Beobachtungsarbeit am Wesen der Dinge, das Erforschen von Atmosphären ist ihr Zugang, Design ist für bkm die Suche nach dem Unbewussten der Produkte. – „Die Zeit, die wir uns nehmen, um ein Objekt / Produkt zu verstehen, macht neue Aspekte sichtbar und vor allem spürbar. Man sieht es den Dingen an, ob sie hastig und effektiv geplant wurden oder ob sie bedacht entworfen worden sind. Diese Dimension muss sich erhalten, damit sie über den Gebrauch weitergegeben werden kann.“ Entwerfen ist für sie folglich „eine Reise mit dem Kunden“ und bei bkm kann man davon ausgehen, dass sie auf diese Reise stets gut vorbereitet sind und gut ausgerüstet. In Sachen Ausrüstung, die es braucht, um sich am heutigen Designparkett zu beweisen, nennen sie „gute Arbeit, Ehrgeiz, gute Beziehungen, soziale Kompetenz, Anpassungsfähigkeit und Glück“. Ein bisschen wehmütig klingen ihre Worte, wenn man sie nach den Unterschieden zwischen der Zeit von Design-Hohepriestern wie Castiglioni, Eames und Co. befragt. Das Gefühl, dass gestalterische Innovation im Zeitalter der perfekt funktionierenden Marketingmaschinerien an Bedeutung verliert, macht sich breit, sie empfinden vieles, was heute an Produkten entsteht als glatt gebügelt und künstlerisch irrelevant und als nicht geeignet, die Gegenwart zu überdauern. „Die Fantasielosigkeit vieler Unternehmen und der Designer, die deren Wünsche in vorauseilendem Gehorsam erfüllen, ist heutzutage groß und manche der einstigen Ikonen hätten in der Gegenwart wenig Chancen, sich zu etablieren. Problematisch finden wir außerdem die Arbeitsverhältnisse der meisten jungen Designer und die fortschreitende Prekarisierung dieses Berufsstandes.“ Weniger trübselig ist es, wenn bkm über ihre Erfolge sprechen, darüber, dass sie stolz darauf sind, dass die Qualität ihrer Arbeit von Jurys immer wieder gewürdigt und erkannt wird und „dass wir eine eigene Position vertreten und diese auch konsequent weiterentwickeln“. In Wien, in Österreich fühlen sie sich derzeit am richtigen Ort, in ihren Augen geschieht momentan viel Positives. Diesen Rückenwind sollte die österreichische Designszene nützen, um in Europa und darüber hinaus wahrgenommen zu werden. „Die alten Designzentren Europas erleben eine Krise und neue Regionen rücken in den Vordergrund“, und das belebt die Designwelt. Die elitäre Rolle, die Design in unserer Gesellschaft spielt, halten sie für falsch, auch fehlt ihnen der Diskurs darüber in Österreich. „In anderen europäischen Metropolen ist das selbstverständlich, Design gehört zur Allgemeinbildung. Wir finden, dass Design eine wichtige, aber subtile Bedeutung für unser Leben hat. Es geht dabei um Kultur.“ Für die Zukunft wünschen sie sich, wenig überraschend, neue Partner und Kunden, mit denen sich richtungsweisende Projekte realisieren lassen. Nur ihre Träume, die verraten sie nicht! —

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bkm design working group GnbR Managing partners: Katharina Maria Bruckner & Hans Stefan Moritsch Diefenbachgasse 42/1/6, 1150 Wien info@bkm-format.com, www.bkm-format.com

wistful when asked about the difference between today and the times of such design icons as Castiglioni, Eames and Co. The feeling that design innovations are loosing importance by lilli hollein in an age of perfectly functioning marketing machineries prevails. They get the impression (e) – “bkm takes its time” – this is one of that a lot of products created today are too their mottos, and customers, dialogue partners smooth and artistically irrelevant, unable to and their designs equally profit from that. outlast the present. “Today many companies Katharina Bruckner, Herbert Klamminger and the designers eager to fulfill their wishes und Stefan Moritsch joined forces for a contest in an act of anticipatory obedience greatly and have been known by the name bkm since lack fantasy and some of the former icons 2004. At the very start of their careers they ac- might have little chance of establishing a complished something great: they managed to reputation in our times. We also consider the design a chair with truly novel characteristics employment contracts of most young designers – their model “Falb” . It quickly brought the a problem and the growing precarization of three designers (Moritsch and Bruckner are employment in our profession.” They become also the managing directors of bkm) into the less wistful when talking about their successes, first league of young international designers. about how they take pride in the fact that bkm take their work seriously, they are juries have again and again recognized and reflective persons, interested in many things honored the quality of their work. They are and willing to learn, and in addition they are also proud of “expressing opinions of our own even modest in a way. They are no careerists, and consistently developing them further” . however, and their designs show their humor In Vienna and Austria they currently feel to at exactly the right places. be in the right place, in their opinions a lot of positive developments are happening here. – Their approach is to observe the The Austrian design scene should make use of essence of things and investigate atmosthis momentum in order to be recognized in pheres. For bkm design is the search for Europe and elsewhere. “Europe’s old design the subconscious inside products. – centers are going through a crisis, and new regions are coming to the fore” providing a “The time we take to understand an object/ new impetus to the design world. They think a product makes it possible to see and above it is wrong that design plays an elitist role all feel new aspects within it. You can see if in our society, and feel that there is a lack something was planned hurriedly and efof discussion on this topic. “That discussion fectively or designed carefully.” This dimension is a matter of course in other European must be preserved so that it can be passed on metropolises. Design is part of general educawhen using an object. Consequently, designing tion. We believe that design is significant for is for them a “journey with the customer” , our lives in an important, yet subtle way. and with bkm you can be sure that they will It is all about culture” . Their wishes for the always be well-prepared and well-equipped future are hardly surprising: new partners for a journey of this kind. As far as the equip- and customers with whom they will be able ment necessary to succeed in the contemporary to implement landmark projects. The one design world is concerned, they mention “good thing they don’t disclose, however, are their work, ambition, good relations, social skills, dreams. — adaptability and luck” . They sound a bit

IT’S ALL ABOUT CULTURE

122 — bkm on tour

Die drei Produktdesigner Katharina Maria Bruckner, Herbert Klamminger und Stefan Moritsch haben sich 2004 unter dem Kürzel bkm zusammengeschlossen. Mit Erfahrungen in den unterschiedlichsten Bereichen versteht sich bkm als Labor für Design: Interdisziplinäre Arbeit ist das Credo des Teams und die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern eine Selbstverständlichkeit. Defizite existierender Produkte werden von bkm analysiert und überwunden. bkm-Produkte sind dementsprechend maßgeschneidert für den Kunden und überzeugen durch sensible Bildsprache und ein hohes Maß an Individualität. Die Leuchte „beside“ konnte mit Unterstützung von departure für den Designwettbewerb der IFDA/Japan entwickelt werden und wird mittlerweile von TAKUMI KOHGEI LTD in Japan produziert. Die Traditionsfirma Lobmeyr vermarktet die Glaskaraffe „Undine“. bkms Möbel und Designkonzepte „Falb“, „OneSquared“, „Inter-Space“ wurden mit nationalen und internationalen Designpreisen ausgezeichnet. An diese Erfolge soll nun angeknüpft werden. Ziel von bkm on tour ist es, das Unternehmen bkm international zu etablieren und es durch eine klare Positionierung im Bereich Produktdesign auch außerhalb Europas bekannt zu machen. Projekteinreicher: bkm design working group GnbR Projekt: bkm on tour Gesamtfördersumme: 65.340 EUR — Katharina Maria Bruckner, Herbert Klamminger and Stefan Moritsch, three product designers with experiences in the most different fields, have joined in 2004 to form bkm. bkm considers itself a laboratory for design: the team’s credo is interdisciplinary work and the cooperation with international partners. bkm analyses and resolves deficiencies of existing products. As a consequence the products are tailor-made and thus convince through a sensitive pictorial language and a high degree of individuality. With the support of departure their lamp “beside” was developed for the design competition of IFDA/Japan and is meanwhile being produced in Japan by TAKUMI KOHGEI LTD. The traditional company Lobmeyr is marketing the water carafe “Undine”. Their design concepts “Falb”, “OneSquared” and “Inter-Space” were awarded national and international design prizes. These successes shall now be continued. bkm on tour aims at establishing the company bkm internationally, and to make a name for themselves overseas through a clear positioning in the field of product design. Project applicant: bkm design working group GnbR Project: bkm on tour Total funding: 65,340 EUR


re:Design — 123


DANKLHAMPEL DESIGN – Design / Design

124 — DANKLHAMPEL DESIGN


ALT SIND IMMER NUR DIE ANDEREN von dorothea köb (d) – Lisa Elena Hampel und Kathrina Dankl haben ein kleines Büro im Wiener Gewerbehaus am Rudolf Sallinger Platz ergattert, servieren Kaffee und strahlen, für einen Termin kurz nach neun Uhr früh, erstaunliche Frische und freundliche Professionalität aus. Ich starte gleich mal mit den Fragen, die ich dem Intro eurer Website entnommen habe. Was ist denn euer liebster Besitz? lisa elena hampel: Das ist schwierig. Das ändert sich mit der Zeit. Ich habe einen alten Schmuck von meiner Oma. Einen Dirndlschmuck, den ich eigentlich nie trage, aber überall hin mitnehme. Etwas, das ich mitnehme, egal wohin ich siedle, ist mir eben wichtig. Auch wenn ich es gar nicht benutze. kathrina dankl: Ich habe mit vierzehn eine Silberschatulle von meiner Mutter bekommen. – Wie wollt ihr leben, wenn ihr 70 seid? lisa elena hampel: Ich würde gerne in einer WG leben. Nicht alleine auf jeden Fall, sondern mit Gleichgesinnten, falls ich keine Familie habe. In der Stadt. kathrina dankl: Ich stelle mir eine Umgebung vor – ein Haus oder eine Wohnung – wo man nicht mehr umsiedeln muss. Das stelle ich mir traumhaft vor. Wo man von seinen Dingen umgeben und angekommen ist. Aber eine ganz kon-

krete Vorstellung, wo das jetzt sein soll, habe ich nicht. – Welches Geschenk hat euch glücklich gemacht? lisa elena hampel: Ich habe eine Schreibmaschine bekommen, als ich 10 Jahre alt war. Das war toll und ist mir total im Gedächtnis geblieben. kathrina dankl: Ich habe mal von einer Freundin in der Gymnasiumszeit, als wir im Winter oft Auto gestoppt haben, Handschuhe bekommen. Sie hat Handschuhe gestrickt für mich. Ich habe das super gefunden. Denn Stricken, Sticken etc. habe ich gehasst und es Wahnsinn gefunden, dass sie das für mich gemacht hat. Ich habe diese Handschuhe immer in Ehren gehalten. – Welche ist die schönste Zeit des Tages für euch? lisa elena hampel: In der Früh, wenn ich aufwache und andere vielleicht noch nicht auf sind. Also ich bin Frühaufsteher. Am Morgen ist meine Energie am höchsten. kathrina dankl: Am Abend. Wenn man laufen gehen kann. So zwischen 19.00 und 22.00 Uhr. – Wieso stellt ihr den Besuchern eurer Website diese Fragen? lisa elena hampel: Weil das Fragen sind, die sich nicht mit einem Produkt befassen, sondern man mehr über den Lebensstil und die Persönlichkeit des Menschen erfährt. Man könnte auch fragen: „Welches Handy gefällt dir?“ Aber uns geht es darum, den ganzen Menschen und dessen Tagesablauf zu verstehen und Produkte dahingehend auch besser zu konzipieren. – Wie ist es zu dem Entschluss gekommen, euer Unternehmen zu gründen? kathrina dankl: Wir kennen einander vom Industrie-Design-Studium am Joanneum in Graz und da

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gab’s immer so Gedanken: Man macht sich selbstständig ... lisa elena hampel: … nach 15 Jahren Berufserfahrung… (lacht) kathrina dankl: Irgendwie ist es dann konkreter geworden. Lisa war in Schweden und wollte nach dem zweiten Winter nicht mehr dort bleiben. Ich war in Wien und wollte mich selbstständig machen und dann hat es Korrespondenz gegeben. Irgendwann war dann der Satz: „Ja, ich komm nach Wien.“ Das war der Entschluss. Ich glaube, das war auch eine Kombination aus einem emotionalen „Ja, wir machen das jetzt“ und einem ganz pragmatischen Zugang. – Ethnographie spielt eine wichtige Rolle für euch, ein unüblicher Zugang zu Produktdesign? lisa elena hampel: Schon während des Studiums und auch bei Designprojekten haben wir immer den Fokus auf Recherchearbeit gelegt. Das professionalisieren wir jetzt. kathrina dankl: Es wird immer gängiger, dass man sich die Dinge im sozialen Kontext ansieht. – Wie seid ihr auf die Idee gekommen, eine Zielgruppe zu wählen, die rund vierzig Jahre älter ist als ihr selber? kathrina dankl: Es gibt einerseits einen funktionellen Zugang: Es gibt tatsächlich Produkte, wo ältere Menschen ausgeschlossen sind, weil die Bedienung nicht möglich ist. Und dann geht es ganz stark auch um einen symbolischen, ästhetischen Wert von Produkten. Da interessiert mich speziell, wie sich das im Lauf des Lebens ändert. Unsere Gespräche mit älteren Menschen zeigen auch, dass diese meist sehr klare Vorstellungen in Bezug auf Funktionen von Produkten und Ästhetik haben. lisa elena hampel: Sie haben höhere Ansprüche, würde ich sagen … kathrina dankl: … ja und wünschen sich auch reduzierte Funktionalität: Ein Telefon soll nur zum Telefonieren da sein. lisa elena hampel: Wobei man das natürlich nicht verallgemeinern kann, weil es so viele verschiedene Lebensstil-Gruppierungen gibt. Hier spielt auch mein persönlicher Zugang eine Rolle, da meine Mutter jetzt sechzig ist. Ich würde aber nicht sagen, dass sie alt ist. Da muss man sowieso aufpassen … (lacht) … denn egal mit wem wir reden: Alt sind immer nur die anderen. Das ist schon ein sehr sensibles Thema. Meine Mutter kann krankheitsbedingt mit manchen Dingen nicht so umgehen wie ein jüngerer Mensch. So habe ich gemerkt, welche Situationen und Produkte den Alltag erschweren. Oft sind es nur Kleinigkeiten, die man verbessern kann, die alles viel lebenswerter machen. Für das soziale Leben ist es wichtig, dass man Produkte nutzen kann, die einen nicht entstellen und für die man sich nicht schämt. Da ist noch viel zu tun. Die Frage ist, ob die Firmen das auch so sehen. Aber es rückt immer mehr ins Bewusstsein. – Um welche Produkte soll die Welt durch euch reicher werden? kathrina dankl: Um ein paar lustvolle Produkte, die denen, die sie kaufen, Freude machen und auch uns. lisa elena hampel: Ich möchte, dass meine Mutter ein paar Produkte hat, wo sie sich denkt: Super, dass es die Lisa gibt. Das würde mich schon freuen. Sie braucht sicher bald eine Gehhilfe und die Lösungen, die es jetzt gibt, sind für mich ästhetisch nicht vertretbar und würde ich auch selbst nicht verwenden. —

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DANKLHAMPEL DESIGN Rudolf Sallinger Platz 1/4/427, 1030 Wien office@danklhampel.com www.danklhampel.com — Die Designerinnen Lisa Elena Hampel und Kathrina Dankl fokussieren ihre Arbeit auf benutzerorientierte Produktgestaltung und unterstützen Firmen, durch gezielten Designeinsatz, die kaufkräftige und am stärksten wachsende Zielgruppe der „Neuen Alten“ als Kunden zu gewinnen. Sozialwissenschaftliche Methoden werden von DHD für Designanforderungen adaptiert und optimiert, DHD gehen dabei nicht nur von der Analyse bestehender Produkte, sondern vom Bedarf der Benutzer aus. Durch Gespräche, Interviews, Beobachtungen, Video- und Fotostudien werden Szenarien entwickelt, die den Wünschen und Bedürfnissen der Zielgruppe entsprechen. Durch diese Herangehensweise können relevante Daten, Aussagen, Anregungen und Forderungen der späteren Benutzer ins Produktdesign einfließen. DHD sieht sich als Schnittstelle und „Übersetzer“ dieser Recherchedaten in tatsächliche Produkte und Produktmerkmale. Im Rahmen des Projektes Design für 60+ sollen eigene Produktentwürfe mit Herstellungs- und Vertriebspartnern umgesetzt und ein Dienstleistungspaket, basierend auf einer professionalisierten Designmethodik, etabliert werden. Dankl und Hampel realisierten in ihrer jungen Unternehmerlaufbahn bereits Studien und Projekte für KTM, Magna Steyr, Payer Electronics, Coaster Verkehrssysteme oder Kunsthaus Graz/Medienkunstlabor und sind Teil des Businessinkubators INiTS. Projekteinreicher: DANKLHAMPEL DESIGN Projekt: Design für 60+ Gesamtfördersumme: 75.743 EUR


IT IS ALWAYS THE OTHERS WHO ARE OLD

– Why do you ask these questions of the visitors to your website? lisa elena hampel: Because these are questions that have nothing to do with a product but help to learn more about the lifestyle and personality of the person. One might also ask: “What kind of by dorothea köb cell phone do you like?” However, we aim at understanding the whole person and his or her (e) – Lisa Elena Hampel and Kathrina daily routines and at using this information Dankl managed to get hold of a small ofto design better products. fice in the Wiener Gewerbehaus (a “house – How come that you decided to estabfor trade” established by the Vienna lish your company? kathrina dankl: We Economic Chamber) at Rudolf Sallinger met during our studies of industrial design Platz, where they offer me coffee and are surprisingly fresh and full of friendly pro- at the Joanneum in Graz, and we always fessionalism, considering that our meeting had some ideas about setting up our own business … takes place shortly after 9 am. lisa elena hampel: … after 15 years of – I’ll start right away with those quesprofessional experience … (laughs) tions you ask in the intro to your website: kathrina dankl: Somehow it turned into what is your favorite possession? lisa elena something more tangible. Lisa was staying in hampel: That’s hard to say, I change my mind Sweden and didn’t want to stay there after over time. I have some old jewelry that was the second winter, I was living in Vienna and my granny’s. It is supposed to be worn with a wanted to establish my own business, then dirndl, and I never wear it, yet I take it with there was some correspondence. At some point me wherever I live. Something I take with me the sentence: “Yes, I will come to Vienna” came wherever I move is apparently important to up. That was when the decision was made. me, even though I don’t use it. I think it was caused by a combination of an kathrina dankl: A silver casket my mother emotional decision to “do it now” and a very gave me when I was fourteen. pragmatic approach. – How would you like to live when you – Ethnography plays an important part are 70? lisa elena hampel: I would like to for you, isn’t that an unusual approach share an apartment, I don’t want to live alone to product design? lisa elena hampel: but with like-minded people, in case I don’t Even during our studies and with our design have a family. And I want to live in a city. projects we focused on research work. Now we kathrina dankl: I imagine surroundings are doing that in our profession. – a house or an apartment – where I won’t kathrina dankl: It is becoming more and have to move away anymore. That seems a more common to have a look at things in a wonderful thing to me – a place where you social context. are surrounded by your things and have truly – How did you end up with choosing a target group that is approximately 40 arrived. But I have no precise idea where this years older than you? kathrina dankl: On should be. – Which present has made you happy? the one hand, we have a functional approach. lisa elena hampel: I was given a typewriter There really are products that are out of when I was 10 years old. That was great and I bounds for elderly people, as they are unable remember it extremely well. to operate them. On the other hand, we also kathrina dankl: I was once, during my years strongly believe that there is a symbolic, at high-school, given gloves by a friend. We esthetic value to products. In this respect I hitch-hiked a lot in winter, and she knitted am in particular interested in the way this them for me. I thought it was great. I had changes during one’s lifetime. Our talks with always hated knitting, embroidering and so elderly people also show that most of them on, and I thought it was terrific of her to do have formed very precise ideas as to functions that for me. I always honored these gloves. of products and esthetics. – What is the most beautiful time of lisa elena hampel: Their demands are day for you? lisa elena hampel: The morn- greater, I would say … ing, when I wake up and the others are still kathrina dankl: … Yes, and they also prefer asleep. I am an early bird. In the morning my a reduction of functions: with a phone you energy levels are at their highest. need only be able to make phone calls. kathrina dankl: The evening, when you can lisa elena hampel: But you cannot generalgo jogging, let’s say from 7 to 10 pm. ize that, as there are so many different life-

styles in different groups. I am also influenced by my personal experience in that, as my mother is 60 now. I would not call her old, however. You have to be careful there, anyway … (laughs) … No matter who we talk to, it is always the others who are old. That’s a very sensitive topic. Due to an illness my mother cannot handle some things as a younger person can. That’s how I found out which situations and products make everyday life more difficult. Often it is just minor details that have to be improved to make life worth living. For your social life it is important to be able to use products that don’t mar your appearance and of which you are not ashamed. There is still a lot to do in this area. I wonder if companies see it that way, too. But people are getting more and more aware of that. – What products would you like to be your legacy to the world? kathrina dankl: Some delightful products that give pleasure to those who buy them – and to us. lisa elena hampel: I want my mother to have a few products that make her think: “It’s great that Lisa is there.” I would be happy about that. She will surely need a walker soon, and the solutions available up to now seem esthetically revolting to me. I would not use any of these either. —

Designers Lisa Elena Hampel and Kathrina Dankl focus their work on user-oriented product design and support companies who try to win the most rapidly growing group of customers with considerable purchasing power – persons aged 60 and up – in the targeted utilization of design. DHD focuses on adapting and optimizing socio-scientific methods to design requirements, and bases considerations on the needs of the users and not exclusively on the analysis of existing products. Based on conversations, interviews, observations as well as video and photo studies scenarios are being developed, which correspond with the wishes and needs of the target group. Thus relevant data, statements, suggestions and demands of the future users can be incorporated into the product design. DHD considers itself an interface that translates these research data into actual products and product characteristics. In the scope of the Design for 60+ project DHD product design shall be implemented together with production and sales partners. On the basis of a professional design methodology a services package shall be established. In their young career Hampel and Dankl have implemented studies and projects for KTM, Magna Steyr, Payer Electronics, Coaster Verkehrssysteme and Kunsthaus Graz/Medienkunstlabor and are part of the business incubator INiTS. Project applicant: DANKLHAMPEL DESIGN Project: Design for 60+ Total funding: 75,743 EUR

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Desktop Design – Design / Design

128 — Desktop Design


FRISCHE TISCHE von andrea hurton (d) – Stefan Fiedler und Gregor Sztatecsny geben mit Desktop Design dem Möbeldesign neue Impulse und schaffen zugleich Gestaltungsmöglichkeiten für Künstler. – Was kann man sich unter Desktop Design vorstellen und wie ist das Projekt entstanden? stefan fiedler: Ich muss etwas ausholen, um diese Frage zu beantworten, denn bei unserem Projekt laufen mehrere Fäden und Verbindungslinien zusammen. Zum einen gibt es die Verbindung zur Fotografie und zum Digitaldruck: Ich bin von meiner Ausbildung her Fotograf und habe Anfang der 1990er Jahre in den USA das Digitaldruckverfahren „Iris“ entdeckt, das ich 1996 nach Europa gebracht habe. „Iris“ ermöglicht es, hochwertige digitale Drucke für Künstler auf exklusiven Materialien wie Bütten usw. herzustellen. Das Spezifische an dem Verfahren ist die – für die damalige Zeit völlig unübliche – extrem hohe Druckauflösung, die eine spezielle Qualität der Drucke ermöglicht. Die zweite Ebene betrifft Möbeldesign und Tischlerei: Ich bekam eine Anfrage von einem Laminathersteller, der ein Verfahren wollte, um Motive digital in Laminate eindrucken zu können und so Oberflächen individuell gestaltbar zu machen. gregor sztatecsny: Das ist eine absolute Neuheit in der Tischlerei, denn bisher konnte man nur mit Furnieren oder klassischen Laminaten arbeiten – ein auf den Kunden speziell hin gearbeitetes Laminat gab es nicht. An dieser Schnittstelle beginnt auch unsere Unternehmenskooperation: Ich bin als Tischler seit 1996 selbstständig und betreibe eine klassische Möbeltischlerei, die auf hochwertigen Objektbau spezialisiert ist. Beim Projekt Desktop Design und bei der Weiterentwicklung des Laminatdruckverfahrens arbeiten wir seit ungefähr zwei Jahren zusammen. stefan fiedler: Die dritte Ebene ist die Kooperation mit Künstler und Designer, die Motive entwickeln, die dann für die Gestaltung von Tischen und Möbeloberflächen verwendet werden. Die Galerie Artbits in der Lindengasse im 7. Bezirk, die wir auch betreiben, ist ein eigenständiger Ausstellungsraum, in dem wir zu einem großen Teil Künstler ausstellen, für die wir

im benachbarten Druckstudio auch drucken. Einige der repräsentierten Künstler gestalten auch Motive und Oberflächen für unsere Desktop-Design-Tische. – Was bringt diese Kooperation den Künstlern? stefan fiedler: Sie können sich ein zusätzliches Arbeitsfeld und eine Präsentationsform im Bereich der angewandten Kunst erschließen. Und natürlich auch eine zusätzliche Einnahmequelle, denn am Umsatz der Produkte sind sie anteilsmäßig beteiligt. – Wie viele Motive gibt es derzeit und welche sind am gefragtesten? stefan fiedler: Im Moment gibt es zirka 30 Motive, aber diese „Range“ wird ständig weiterentwickelt. Die Kooperation mit – aufstrebenden oder etablierten – Künstler, Grafiker etc. ist uns sehr wichtig und unser USP. gregor sztatecsny: Es gibt bestimmte Texturen, die einfach gut funktionieren. Florale Motive bei Tischplatten sind im Moment sehr gefragt oder auch das Spiel mit Haptik und Optik wie bei dieser Oberfläche, die zunächst wie ein Lammfell aussieht, aber eine hoch funktionale Platte ist. Sie vermittelt ein Gefühl und lädt gewissermaßen zum Streicheln ein. Der dekorative Aspekt ist sehr wichtig, die Einzigartigkeit und Unverwechselbarkeit der Motive. Ein Landschaftsmotiv würde bei der horizontalen Anwendung nicht funktionieren, aber grundsätzlich wollen wir das optische Spektrum offen halten. – „Frische Tische“ lautet einer eurer Slogans. Das klingt herausfordernd und vielversprechend zugleich. Wer sind eure Kunden? stefan fiedler: Wir sind auf Custom Design, also auf Design-onDemand spezialisiert und fertigen Einzelstücke und Kleinserien mit individuellen Motiven für Privatleute und Unternehmen an. Gewisse Anwendungen sind beispielsweise für Ladenbau geeignet, es gibt aber natürlich auch Einsatzmöglichkeiten in der Gastronomie, in der Hotellerie, im Wellnessbereich etc. gregor sztatecsny: Die Tische sind nicht nur individuell gestaltet, sondern natürlich auch sehr stabil und funktional. Durch ein Aluminiumgestell sind sie wetterfest und auch für den Außenbereich, also Terrassen usw. geeignet. stefan fiedler: Wir waren mit dem Produkt auf verschiedenen Möbelmessen im In- und Ausland und haben viele positive Resonanzen bekommen. Jetzt geht es einerseits um den sukzessiven Ausbau der Anwendungen, aber vor allem um die Weiterentwicklung der Marketingaktivitäten.

– Wie ist der Vertrieb organisiert? stefan fiedler: Im Moment setzen wir überwiegend auf On-Demand-Produktion, das heißt, dass die Stücke auch direkt über uns vertrieben werden, da die Distribution über Handelspartner immens teuer ist. gregor sztatecsny: Andererseits arbeiten wir auch mit Möbelgeschäften zusammen, die international agieren und bereit sind, ein zukunftsweisendes, aber noch nicht etabliertes Produkt wie unseres zu vertreiben. stefan fiedler: Langfristig geht es darum, eine Marke aufzubauen, das Verfahren weiterzuentwickeln und im Fluss zu halten und die Produktrange zu erweitern. —

Seit 1996 leistet der Fotograf Stefan Fiedler mit seinem Studio „Salon Iris“ Pionierarbeit in Sachen Digitaldruck. Salon Iris wurde im April 2004 für die Erstellung der AlbertinaFaksimile mit drei der begehrten Golden Pixel Awards gewürdigt. Den Hauptpreis erhielt Fiedler für die Entwicklung von CustomDesign-Laminaten für einen weltweit führenden Laminat-Hersteller. Sein Partner Gregor Sztatecsny ist mit dem Tischlerunternehmen „Holzmanufaktur“ im höchsten Qualitätssegment ebenfalls seit 1996 erfolgreich tätig. Die Innovation individuell gestaltbarer LaminatOberflächen setzen Fiedler und Sztatecsny in ihrem gemeinsamen Projekt Desktop Design ein: Von Künstlern und Designern entworfene Motive werden mittels eines neuartigen Verfahrens in Laminate eingearbeitet und in weiterer Folge als Desktop-Design-Tische, sowohl in Standardformaten als auch als Sonderanfertigungen, angeboten. Der bereits vorhandene Zugang zu einem Netzwerk von Wiener Künstlern und Kreativen – nicht zuletzt über die von Stefan Fiedler gegründete ArtBits Galerie in Wien – garantiert die Individualisierung alltäglicher Gebrauchsgegenstände durch künstlerische Interventionen auf hohem Niveau. Darüber hinaus eröffnen Desktop-Design-Tische im Bereich Corporate Identity eine Vielfalt neuer Gestaltungsmöglichkeiten. Projekteinreicher: Stefan Fiedler Projekt: Desktop Design – Frische Tische Gesamtfördersumme: 100.000 EUR

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NEW TABLES by andrea hurton (e) – With their project Desktop Design, Stefan Fiedler and Gregor Sztatecsny have been creating new impulses in furniture design. At the same time, they are providing design opportunities for artists. – What exactly does Desktop Design stand for and how did the project originate? stefan fiedler: I am afraid there is no short answer to that question as a number of various directions and connecting lines converge at our project. First, there is a connection with photography and digital printing: I am a trained photographer. In the early 1990s, I came across the “Iris” digital printing process in den USA and brought it to Europe in 1996. With “Iris” , artists can produce highquality digital prints on exclusive materials such as handmade paper. What makes this process so special is its extremely high print resolution, which was completely unusual at that time and without which the high quality of the prints would not be possible. Second, there is a connection with furniture design and cabinetmaking: I received an inquiry from a manufacturer of laminate flooring who was looking for a procedure to digitally print motifs onto laminate, allowing them to custom-design surfaces. gregor sztatecsny: This is an absolute novelty in the furniture-making sector because so far only veneers or classic laminates have been available. Here, our business cooperation started: I have been a self-employed cabinetmaker since 1996 and I am running a traditional furniture-making business specializing in high-quality task-oriented objects. We have been working together on the Desktop Design project and on the further development of the laminate printing process for about two years. stefan fiedler: And third, there is a cooperation with artists and designers who create motifs which are then used in tables and furniture surfaces. The Artbits gallery in Vienna’s 7th district, which is also run by us, is an independent exhibition space where we show mostly works done by the artists for whom we also do print jobs in the print studio next door. Some of the artists represented in the gallery also design motifs and surfaces for our Desktop Design tables. 130 — Desktop Design

– How do the artists benefit from this cooperation? stefan fiedler: It provides them with a new sphere of activity and with an opportunity to present themselves in the field of applied arts. And it is, of course, also an additional source of income as they receive a share of the sale of their products. – How many motifs are there currently available and which ones are most popular with your customers? stefan fiedler: We currently have about 30 motifs, but our range is being increased continuously. The cooperation with both up-and-coming and established artists, graphic designers etc. is very important for us and our USP. gregor sztatecsny: Certain textures just work really well. Floral motifs on tabletops are currently very much in demand as is the playful variation of haptic and visual impressions. At first glance, this surface, for example, looks like lambskin but it actually is a highly functional tabletop. It conveys an emotion and you almost want to stroke it. The decorative aspect is of great importance, as are the uniqueness and distinctiveness of the motifs. Landscapes would not work well on horizontal surfaces but basically we want to keep all options open. – “New Tables” is one of your slogans. That sounds both challenging and very promising. Who are your customers? stefan fiedler: We are specialized in custom design, i. e. design on demand. We produce single copies and very limited editions with customized motifs for private and business clients. Certain applications are, for example, suitable for shopfitting, but our products are, of course, also suited for use in the catering industry, in the hotel business, in the wellness sector etc. gregor sztatecsny: Our tables do not only have customized designs but they are, of course, also very stable and functional. An aluminum frame makes them weather-resistant and hence suitable for use in outdoor areas such as terraces etc. stefan fiedler: We took this product to various national and international furniture fairs and received a lot of positive feedback. Now we are concerned with developing further applications, but our focus is on enhancing our marketing activities. – How have you organized sales and distribution? stefan fiedler: We are currently concentrating on production on demand, which means that our products are sold by us directly. Distribution via trading partners would be immensely expensive. gregor sztatecsny: We do, however, cooperate with furniture stores which trade on an international scale and which are prepared to sell a trend-setting but not yet established product such as ours. stefan fiedler: In the long run, we want to create a brand, further develop the technique and to extend our range of products. —

Stefan Fiedler Lindengasse 26, 1070 Wien info@desktop-design.at www.desktop-design.at


With his studio “Salon Iris” photographer Stefan Fiedler has been a pioneer in digital print since 1996. In April 2004 Salon Iris received three of the popular Golden Pixel Awards for the production of the Albertina facsimile. Fiedler was awarded the main prize for the development of custom design laminates for a worldwide leading laminate producer. His partner Georg Sztatecsny, too, has run his carpentry workshop called “Holzmanufaktur” very successfully since 1996, offering high quality products. For their Desktop Design project Fiedler and Sztatecsny are using innovative and individually designable laminate surfaces: patterns designed by artists and designers are incorporated into laminates by means of a novel technique and are subsequently offered both as Desktop Design tables in standard formats and custom-made products. The access to the network of Viennese artists and creative professionals – in particular via the ArtBits gallery in Vienna founded by Stefan Fiedler – guarantees the individualization of articles of daily use through toplevel artistic interventions. Moreover, Desktop Design tables open up new dimensions in the field of corporate identity. Project applicant: Stefan Fiedler Project: Desktop Design – New Tables Total funding: 100,000 EUR

re:Design — 131


Future Skin – Design / Design

Otto Bock Healthcare Products GmbH Kaiserstraße 39, 1070 Wien info.austria@ottobock.com www.ottobock.at

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LEUTE BEOBACHTEN von dorothea köb (d) – Herbert Eggenberger und Peter Kuschnigg sitzen in einem kleinen Firmenkonferenzraum im siebten Bezirk und beeindrucken im Gespräch durch die ansteckende Faszination, mit der sie von ihrer Arbeit sprechen und das Durchhaltevermögen, das diese ihnen zeitweise abverlangt. – Wie sind Sie zu Otto Bock gekommen? herbert eggenberger: Der Weg war relativ geradlinig. Ich habe auf der TU Wien technische Chemie studiert und meine Frau hat damals bei Otto Bock gearbeitet. Es hat sich so ergeben, dass sie einen Chemiker gesucht haben. Sie wollten jemanden, der ohne vorgefasste Meinung an die Themen herangeht. Wenn man frisch von der Uni kommt, hat man ja keine vorgefassten Meinungen. Ich hatte da sehr viel Freiraum, mich in die Themen einzuarbeiten, ob das nun Kunststoff oder Silikon war. Das war für mich interessant, weil man normalerweise in den Firmen nicht die Freiheit hat, einfach Mal in die Uni zu fahren, sich den ganzen Tag in die Bibliothek zu setzen, die Themen zu studieren und sich im Labor dann frei zu betätigen. Jetzt bin ich seit 1988 bei Otto Bock und das zeigt, dass es gepasst hat. peter kuschnigg: Ich habe eine HTL für Möbelinnenausbau gemacht. Unser Matura-Vorsitzender war Barry John Hewson, von der Design-Uni St. Pölten und da wurde das Studium angepriesen: Londoner Universität, Möglichkeiten rüberzugehen und so weiter. Das habe ich wahrgenommen und einen Bachelor mit London-Aufenthalten gemacht. Otto Bock hat dann einen Designerposten ausgeschrieben, was ungewöhnlich ist. Mich hat man ausgewählt, um eine Hand zu gestalten. – Herbert Eggenberger zieht Plastikhände und Handschuhe aus einer Box und legt sie auf den Tisch. – – So soll die Haut also auf Prothesen aussehen? herbert eggenberger: So könnte sie aussehen … Otto Bock hat 50 Kosmetikhandschuhvarianten im Programm. Man braucht natürlich links und re:Design — 133


rechts und das Ganze dann in 18 Farben. Das heißt, wir haben etwas mehr als 2.000 Handschuhvarianten. Das klingt sehr viel, ist aber trotzdem viel zu wenig, weil die Hände so unterschiedlich sind. – Wie viele Leute wollen eigentlich eine auffällige, gut sichtbare Prothese? peter kuschnigg: Der Wunsch ist grundsätzlich etwas Unauffälliges, also den perfekten Ersatz zu haben. Wir versuchen, eine andere Richtung parallel anzubieten: Das ist der transparente Handschuh. Die Hand, die innen drinnen ist, wurde in ihren Einzelteilen von mir designt. Es gibt Leute, junge Patienten, die sind Snowboarder und kleben sich ein Burton-Pickerl auf die Prothese. Für die ist es ein rein funktionales Tool. Es muss zwar nach einer Hand aussehen, aber anders, futuristischer. Das ist dann für Menschen tragbar, die sich damit identifizieren können und nicht verstecken wollen. – Wo sind die Inspirationsquellen für Ihre Arbeit? Können Maskenbildner da Ideen liefern? herbert eggenberger: Das sind alles Dinge, die nur für Stunden oder Tage halten müssen. Also ganz andere Vorgaben. Bei uns muss das Material viel mehr aushalten. peter kuschnigg: Was sich bei mir entwickelt hat ist, dass ich die Leute beobachtet habe. In meinem Projekt ist nicht nur das Aussehen ausschlaggebend, sondern auch die Bewegung der Finger. Man steht in der U-Bahn und fängt an, den Leuten zuzuschauen wie sie ihre Hände halten und Sachen angreifen. Man sieht dann plötzlich welche Farben es gibt, dicke und dünne Finger, blasse

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und dunkle Haut … Es ist eben eine riesige Herausforderung, das hinzukriegen. Man entwickelt ein Gefühl für schöne Hände, das ist ganz interessant. – Ihre Projekte haben eine lange Recherche- und Vorlaufzeit. Sind Sie ein geduldiger Mensch? herbert eggenberger: Ja, ich bin schon ein geduldiger Mensch. peter kuschnigg: Das ist ja das Schöne an dem Produkt. Gerade als Industriedesigner kann ich auch Rasierapparate oder Handys gestalten, die sind dann ein Jahr am Markt. Ich arbeite jetzt zweieinhalb Jahre und sicher noch einige Zeit daran, aber ich identifiziere mich mit dem Job und kämpfe selbst darum, dass das Ding fertig wird. Wenn das Produkt draußen ist, wird das dann sicher nicht nach einem Jahr vom Markt sein. Das ist also ein gewisses Ehrgefühl, das man da haben kann. herbert eggenberger: Das Beste, was uns passieren kann ist, wenn ein Patient sagt, jetzt kann ich etwas machen, was ich vorher nicht konnte. – Lernt man durch diese Arbeit seine beiden Hände erst so richtig schätzen? herbert eggenberger: Ich habe das immer aus einem anderen Blickwinkel gesehen. Die Amputation ist ein traumatisches Erlebnis. Aber mit Hilfe einer Prothese ist z. B. das Halten eines Wasserglases oder das Gehen auf einem Schwebebalken möglich. Angeborene Behinderungen sind für die Betroffenen meist leichter zu handhaben. Auch in diesen Fällen bedeutet eine geeignete Prothese Erleichterung für den Alltag. —


– How many people actually want a noticeable, clearly visible prosthesis? peter kuschnigg: Basically, they want something by dorothea köb that’s inconspicuous, a perfect replacement. We try to offer them a different direction: the (d) – Herbert Eggenberger and transparent glove. The individual components Peter Kuschnigg are sitting in a small of the hand that is inside were designed by business conference room in Vienna’s me. Some people – young patients – are 7th district. You cannot help but be snowboarders and put Burton stickers on the impressed by the infectious fascination prosthesis. To them it is a purely functional with which they speak of their work tool. It has to look like a hand, but in a difand by their perseverance, which their ferent way – more futuristic. That is suitable work sometimes demands of them. for people who can identify with it, who don’t – What brought you to Otto Bock? want to hide it. – Where do you get the inspirations for herbert eggenberger: My path to Otto your work from? Do you pick up ideas Bock was relatively straightforward. I studied from make-up artists? herbert eggenbergtechnical chemistry at the Vienna Univerer: What they do is something that will only sity of Technology. My wife was working at have to last for several hours or days. So they Otto Bock at the time and that is how we work to completely different requirements. learnt that they were looking for a chemical Our material has to endure much more. engineer. They wanted someone who would peter kuschnigg: I found that I have started approach the various subject matters without to watch people. In my project it is not only preconceived ideas. When you have just the appearance that is important but also the freshly graduated from university, you do movement of the fingers. You are standing not have preconceived ideas. I was left free to familiarize myself with the subject matters in there in the subway and you start looking at question, such as plastics or silicone. That was people and how they hold their hands and grip things. And suddenly you see the different interesting for me because usually, when you colors, thick and slender fingers, pale and dark work for a company you don’t have the freeskins … It is a tremendous challenge to get it dom to spend a whole day at the university just right. It’s interesting how you develop a library to read up on these subjects and then to go and experiment at the laboratory. I have sense for beautiful hands. – Your projects involve long research been with Otto Bock since 1988 and it shows and lead times. Are you a patient person? that I have made the right choice. herbert eggenberger: Yes, I would say I am. peter kuschnigg: I attended a technical peter kuschnigg: That’s the beauty of the high school specializing in the interior finish project. As an industrial designer I could also of furniture. The chairman of the examining design electric razors or mobile phones which board at our school-leaving examination was would then be on the market for a year. I Barry John Hewson from the New Design have been working on this project for two and University at St. Pölten (Lower Austria). The a half years and it is not finished yet but I university course was promoted: a university in London, the chance to go abroad etc. I took identify with my job and I am pushing myself to get this thing finished. Once the product the opportunity and did a bachelor’s degree is on the market, I am sure it will stay there taking trips to London. Then Otto Bock advertised a design position, which is unusual. for more than just a year. There is a sense of achievement in that. They chose me to design a hand. herbert eggenberger: The best thing that can — Herbert Eggenberger takes out happen to us is when a patient says, now I can plastic hands and gloves from a box and do something that I wasn’t able to do before. – Do you learn to really appreciate puts them on the table. — your two hands in a job like yours? – So this is what the skin on prosthetic herbert eggenberger: I have always seen limbs should look like? herbert eggenthat from a different angle. An amputation berger: That’s what it can look like. Otto is a traumatic experience. But with the help Bock has a range of 50 different cosmetic of a prosthesis people can, for example, hold gloves. Of course, you need left and right gloves a glass of water or walk on a balance beam. and all that in 18 colors. This means that we People with congenital handicaps usually have a little over 2,000 types of gloves availfind it easier to cope. But even in such cases able. That sounds a lot but it is actually still a suitable prosthesis can make everyday life not enough because hands can be so different. easier. —

WATCHING PEOPLE

Otto Bock Healthcare Products ist ein seit Jahrzehnten weltweit tätiges und im Bereich der Prothetik führendes Unternehmen. Der Schwerpunkt des Betriebs liegt auf der Entwicklung von Hightech-Prothesen. Produkte von Otto Bock wurden mehrfach mit dem Red Dot Award für Produktdesign ausgezeichnet. In Österreich hat Otto Bock den Staatspreis für Innovation und in der Bundesrepublik Deutschland den Designpreis erhalten. Das Projekt Future Skin beschäftigt sich mit der Entwicklung eines Kosmetikhandschuhs für Handprothesenträger. Dieser spezielle Handschuh wird für Frauen, Männer und Jugendliche in fünf verschiedenen Größen erhältlich sein, soll sechs Monate halt- und tragbar sein und vom Erscheinungsbild von „natürlich und unauffällig“ bis „individuell und auffällig“ reichen. Ziel des Projekts ist es, das äußere Erscheinungsbild von Prothesen den spezifischen Bedürfnissen der Nutzer anzupassen. Das Verlangen nach mehr Individualität bzw. Kreativität im Aussehen von Prothesen hängt mit dem gesteigerten Selbstbewusstsein von Menschen mit Behinderung zusammen. Dies kommt in einer Haltung des sich nicht verstecken Wollens zum Ausdruck. Darüber hinaus ist das Ziel von Future Skin die Etablierung von Materialen, die im Vergleich mit bereits vorhandenen Produkten verschleißfester sind. In die Entwicklung des neuen Kosmetikhandschuhs sind von Beginn an Designer eingebunden. Projekteinreicher: Otto Bock Healthcare Products GmbH Projekt: Future Skin Gesamtfördersumme: 100.000 EUR — For decades Otto Bock Healthcare Products has been active worldwide in the field of prosthetics with a focus on developing high-tech prostheses. Numerous products by Otto Bock have received the Red Dot Award. In Austria Otto Bock received the State Award for Innovation and in Germany the Design Award. The Future Skin project deals with the development of a cosmetic glove for persons wearing hand prostheses. These gloves are durable and wearable over a period of six months and are available in different designs from “natural and simple” to “individual and eye-catching”. The project aims at adapting the appearance of prostheses to the specific needs of the users. The demand for more individuality/creativity in the appearance of prostheses is connected with an increased selfassurance of handicapped persons, which is expressed by the fact that they have no intention to hide. Future Skin also focuses on the utilization of materials that are more durable than the products that are currently available on the market. From the very beginning designers were involved in the development of the new cosmetic glove. Project applicant: Otto Bock Healthcare Products GmbH Project: Future Skin Total funding: 100,000 EUR

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Johann Spitzauer – Design / Design

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Johann Spitzauer Obkirchergasse 42/8, 1190 Wien

MIT EINEM TUNNELBLICK KANN MAN NICHT GEWINNEN von nicole schmidt (d) – Sie sind sowohl Profisegler als auch Managementcoach. Inwieweit lässt sich die Tätigkeit des Segelns auf die Wirtschaft übertragen? Wenn eine Mannschaft gut segelt, kann ich das eins zu eins auf ein Managementteam übertragen: Es muss eine klare Aufgabe geben, die Kommunikation muss funktionieren und nur wenn die Abläufe gut ineinander greifen, dann funktioniert es. Wenn das nicht der Fall ist, funktioniert’s weder auf dem Boot, noch in der Wirtschaft. – Sehen Sie sich selbst eher als Leader oder als Teamspieler? Was ich sehr gut kann, ist, mich in ein Team einzubringen, zu sehen, was mein Job ist, und jene zu unterstützen, die im Endeffekt entscheiden. Andererseits bin ich es gewohnt, die Sachen einfach in die Hand zu nehmen und zu leiten. Das ist bei meinen Managementkursen ein Vorteil: Dass ich unterschiedliche Positionen, die es in einem System gibt, nachvollziehen kann – samt den Schwierigkeiten, die dabei entstehen können. – Einer Ihrer Managementkurse trug den Titel „Against the Wind“. Ist das Ihr Lebensmotto? Nein, nein! Ich würde mich zwar sicher nicht als klassischen Mitläufer bezeichnen, aber dass ich mich immer nur gegen den Wind stelle, das stimmt auch nicht. – Wie sind Sie als leidenschaftlicher Sportler dazu gekommen, Jus zu studieren? Das war in der Familie schon ein Thema, dass man etwas Ordentliches lernen muss. Und bei Jus dachte ich, das lässt sich irgendwie zeitlich mit dem Segeln verbinden. Es war kein schlechtes Studium, man lernt zumindest Fachliteratur lesen, formulieren, logisch denken und Zusammenhänge verstehen. – Ist Ihnen der Sport allein zu einseitig? Ich bin froh, dass ich das Studium gemacht und dadurch meinen Horizont erweitert habe. Es ist total wichtig, nicht nur an den Körper zu denken, sondern auch den Geist einzusetzen, nicht einseitig, sondern flexibel zu sein, besonders beim Segeln – aber nicht nur dort. Mit einem Tunnelblick kann man nicht gewinnen. – Woher kommt die große Liebe zum Segeln? Ich segle seit meiner Kindheit, meine Eltern haben eine Hütte am Neusiedlersee gehabt, dort habe ich das Segeln und die Natur entdeckt, Rohrdommeln im Schilf beobachtet, die sieht man heute gar nicht mehr. Ich bin nach wie vor sehr naturverbunden und liebe das Gefühl, in Einklang zu sein mit Wasser, Wind, den Wellen und dem Boot. re:Design — 137


Johann Spitzauer, 4-facher Olympiateilnehmer, 17-facher Österreichischer Staatsmeister, Europameister und Weltmeister im Segeln, setzt im Projekt championship 24 sein seglerisches Know-how zur Entwicklung und Vermarktung einer innovativen, designorientierten Schwertbootklasse für Binnenseen und küstennahe Gewässer ein. Als strategischer Designpartner wurde mit Spirit Design eines der renommiertesten österreichischen Designunternehmen hinzugezogen, um den Innovationsprozess während der gesamten Wertschöpfungskette zu begleiten. Das Beratungs- und Designunternehmen um Georg Wagner und Daniel Huber konzentriert sich neben der Strategie- und Produktentwicklung auch auf einen integrierten Markenauftritt. Die championship 24 ist ein Teamboot für zwei bis sechs Personen. Die modulare Bauweise ermöglicht den flexiblen Einsatz als Regatta-Eventboot oder auch LifestyleBoot. Also wird die championship 24 in der Rennversion „Racer“ sowie in der Cruisingversion „Life Style“ für unterschiedliche Zielgruppen angeboten. Projekteinreicher: Johann Spitzauer Projekt: championship 24 Gesamtfördersumme: 100.000 EUR

– Versuchen Sie diesen Einklang auch in das Konzept Ihres Bootsprojekts einfließen zu lassen? Ja, die Zielsetzung ist, ein Lifestyleboot mit modernem Design und leichten Materialien zu machen, mit dem man alles Schöne, was das Segeln mit sich bringt, verbinden kann: heute mit der Familie oder Freunden spazieren fahren und die Seele baumeln lassen, und am nächsten Tag eine Regatta segeln, am Neusiedleer See oder in küstennahen Gewässern. Es gibt genug Boote, mit denen man gut Segeln kann, aber es gibt keines, auf dem man auch angenehm drauf sitzen könnte. – Sie bereiten sich derzeit auf die Olympischen Spiele in Peking vor, wie groß sind Ihre Chancen, dabei zu sein? In der Starboot-Klasse ist die Teilnehmerzahl limitiert. Aber ich war schon in Athen dabei und es ist eine tolle Herausforderung, gegen die Besten der Welt zu segeln. Das ist eine Art Champions League. Abgesehen davon kann ich dort mit den besten Bootsdesignern reden und bin damit am Puls der Zeit, so wie wenn jemand in der Formel 1 drinnen ist, und daher genau weiß, was in den nächsten zehn Jahren in ein Auto eingebaut werden wird. – Ist das Segeln auch eine gute Schule für das eigene Zeitmanagement? Grundsätzlich ist es immer gut, einen Plan zu haben, aber das Segeln hebelt das Zeitmanagement oft eher aus. Was man dabei sicher lernen kann, ist große Flexibilität, weil man Faktoren wie Wind und Wetter nicht beeinflussen kann. Es kann passieren, dass Flaute herrscht und man festsitzt 138 — Johann Spitzauer

und warten muss – und das ist fürs moderne Management sehr ungewohnt. Mit eingeschränkten oder wenigen Ressourcen möglichst schnell an ein Ziel zu kommen, das kann man anhand eines Segelbootes recht gut darstellen und aufarbeiten. – Wie wichtig ist es Ihnen, zu gewinnen, Erster zu werden? Ich glaube, dass ich ein sehr kompetitiver Mensch bin und mich sehr gerne messe: Ich würde nicht sagen, dass ich unbedingt Erster sein muss, wenn ich auf der Straße bin, und es geht oder fährt einer schneller, aber beim Segeln fahr ich einfach gern mit dem Boot um die Wette. – Wo sehen Sie sich in zehn Jahren? Ich würde mich sehr freuen, wenn championship 24 – das ist nur der Projektname – eine erfolgreiche Bootsklasse ist, ich möchte mit dem Segelsport immer noch verbunden sein und das Managementtraining noch besser ausgebaut haben. Die Naturerlebnisse würde ich dann privat mit der Familie ausleben, mit meinen Kindern segle ich schon jetzt auch in der Freizeit irrsinnig gerne. Da bin ich extrem einseitig, ich geh am liebsten segeln. —


– Do you try to bring that harmony into the concept of your boat project? Yes, my aim is to create a lifestyle boat in modern design and of lightweight materials, with which you can combine all the beautiful things that come with sailing: taking family or friends out on the boat to relax and unwind and then sail by nicole schmidt in a regatta the next day, on Lake Neusiedl or somewhere near the coast. There are enough (e) – You are a professional sailor as boats that are good for sailing but none that well as a management coach. How can are comfortable to sit on. you translate sailing into the business – You are currently preparing for the world? If a team sails well, I can translate this image exactly like that to a management Olympic Games in Beijing. What are team: there has to be a clear task, the commu- your chances of actually taking part? The number of competitors in the star boat class is nication has to work and only if all the processes fall into place will the team be successful. limited but I was there in Athens and it is a If that is not the case, then the team on a boat fantastic challenge to sail against the world’s elite. That’s a kind of champions league. as well as that in a business will fail. – Do you see yourself as more of a Apart from that I get the chance there to talk leader or as more of a team player? to the best boat designers and to be up with I am very good at contributing to a team, at the latest trends. It’s like being involved in identifying my task and at supporting those Formula 1 racing and hence knowing what who will take the final decisions. On the other will be built into cars in the following ten hand, I am used to simply taking matters into years. my own hands and to direct them. This is – Does sailing teach you good time an advantage in my management courses: I management? Basically it is always good to can understand various positions in a system have a plan but sailing more often than not along with the problems these entail. undermines time management. What you can – One of your management courses is certainly learn from sailing is the importance called “Against the Wind” . Is that your of being very flexible because you have no motto in life? No, no! I certainly don’t think control over factors such as wind and weather. of myself as a typical follower but it is not It may well happen that you get caught out true either that I always go against the wind. by a dead calm and that you are stuck and – Why have you, as a passionate sportshave to wait – and that is a very unusual man, decided to study law? That has always position in modern management. Reaching been an issue in my family that one has to a target as quickly as possible with limited train for a proper job. And I thought that resources – this is a situation that can be studying law would leave me enough time clearly demonstrated and tackled with the for sailing. It was not a bad course. At least help of the sailing boat image. you learnt how to read specialist literature, to – How important is it for you to win, to come in first? I think I am a very competiformulate, to think logically and to undertive person, I like to compete with others. stand correlations. – Do you find that concerning yourself I would not say that I have to be first at all with sport alone makes your life too onecosts when I am on the road and somebody sided? I am glad that I studied law because it else walks or drives faster than me, but when I is good to be able to open up a different horiam out sailing I simply like racing other boats. – Where do you see yourself in ten years’ zon. It is really important not to just think of time? I would be very happy if championship your body but also to employ your mind, not to just concentrate on either but to be flexible 24 – that’s only the project name – were a especially, but not only, when sailing. You can- successful boat class then. I want to still be involved in sailing and I want to have succeeded not win when you are tunnel-visioned. – Where does that great love of sailing in expanding the management training line. come from? I have been sailing since I was I would want to enjoy nature together with a child. My parents had a cabin at Lake my family – I already love taking my children Neusiedl (Austria) where I discovered sailing out sailing in our free time. In this respect and nature and watched Great Bitterns in the my life is extremely one-sided, I love sailing reed. Now you don’t see them anymore. I still best. — feel very close to nature and love the sense of being in harmony with the water, the wind, the waves and the boat.

YOU CANNOT WIN WHEN YOU ARE TUNNEL-VISIONED

In the scope of his championship 24 project Johann Spitzauer, participant in 4 Olympic Games and 17-fold Austrian champion, European champion and world champion in sailing is using his specialist know-how for the development and marketing of an innovative design-oriented heavy boat for lakes and waters near the coast. Spirit Design, one of the most renowned Austrian design companies, participates in the project as strategic design partner and shall accompany the innovation process in the entire value creation chain. The consulting and design company of Georg Wagner and Daniel Huber has specialized in strategy and product development including an integrated market appearance. The championship 24 is a team boat for two to six persons. Due to the modular construction method it can be used as regatta and event boat or lifestyle boat; it is offered as a racing boat (“Racer”) or cruising boat (“Life Style”) for different target groups. Project applicant: Johann Spitzauer Project: championship 24 Total funding: 100,000 EUR

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Junge Typen, junges Layout – Design / Design

DESIGNMUSEUM UND ABTANZEN von sebastian hofer (d) – Gabriele Lenz, Daniela Kraus und Andreas Kaltenbrunner (Junge Typen, junges Layout) über den Pragmatismus von Jugendlichen, hart erarbeitete Kreativität und geräuschlose Typographie. – Im Rahmen Ihres Projekts Junge Typen, junges Layout entwerfen Sie Schriftarten, die speziell aufs jugendliche Leseverhalten zugeschnitten sind. Das klingt, mit Verlaub, ein wenig exzentrisch. Wie kommt man auf so was? Fakt ist, die jungen Menschen laufen den traditionellen Medien, vor allem den Zeitungen und Magazinen, aber auch dem Fernsehen, davon. Genauer: Sie kommen gar nicht mehr dort an. Uns hat vor allem interessiert, welche neuen Zugänge Jugendliche heute zu Informationen finden. Da es dabei vor allem um ein verändertes Leseverhalten geht, war es auch irgendwann nahe liegend, an eine neue Schrift zu denken. Wir glauben, dass Kreativität und auch medienökonomischer Erfolg nicht in einer aufgeregten Konferenz beschlossen werden, sondern viel Arbeit sind. Das klingt, zugegeben, vielleicht inzwischen ein wenig exzentrisch. – Welche typographischen Bedürfnisse zeichnen den zeitgenössischen Jugendlichen aus? Bei allen gesellschaftlichen Differenzen innerhalb der Peergroup gibt es doch einige Gemeinsamkeiten. „Die“ Jugend zeichnet sich durch auffälligen Pragmatismus aus. Als zentrale Argumente für die Mediennutzung Jugendlicher haben wir ganz eindeutig Übersichtlichkeit, effizienten Zugriff auf Information und Klarheit identifiziert. Das „Individuelle“, „Originelle“ und „Kreative“ wird selbst hergestellt und publiziert (in Blogs, MySpace, Facebook, YouTube etc.), traditionelle Massenmedien sollen schnelle und gut nutzbare Information liefern. Das mag selbstverständlich klingen, in der massenmedialen Produktion wird darauf allerdings kaum eingegangen. In Printmedien wird häufig versucht, eine Videoclip-Logik zu bauen. Häppchen, Kästchen, bunte Bildchen, Typen-Salat. 140 — Junge Typen, junges Layout


gabriele lenz / büro für visuelle gestaltung Turmburggasse 11, 1060 Wien office@gabrielelenz.at www.gabrielelenz.at Kaltenbrunner Medienberatung Alserstraße 22, 1090 Wien andy.kaltenbrunner@eunet.at www.publizistik.net/kmb/ Dr. Daniela Kraus Castellezgasse 2/28, 1020 Wien daniela.kraus@eunet.at

Gabriele Lenz kann auf eine lange Liste erfolgreicher Projekte im Bereich Grafik-Design zurückblicken. Die Absolventin der Universität für angewandte Kunst hat u. a. als Art Director für das Donaufestival NÖ gearbeitet, war für das Corporate Design von TVFormaten und Kinofilmen wie beispielsweise „Dorfers Donnerstalk“ verantwortlich und hat zahlreiche Publikationen, Magazine, Ausstellungen und Webauftritte im Kunst- und Kulturbereich gestaltet. Ausgangspunkt des transdisziplinären Projektes Junge Typen, junges Layout ist das veränderte Lese- und Rezeptionsverhalten von Jugendlichen. Gemeinsam mit Andy Kaltenbrunner und Daniela Kraus, beide im Bereich Medientheorie und Marktforschung tätig, wird Gabriele Lenz neue Kriterien für ein zielgruppenorientiertes Mediendesign erstellen, eine Typografie und eine Schriftfamilie mit mindestens drei Schriftschnitten für junge Leser entwickeln. Die Anwendungsmöglichkeiten sind breit gefächert: Bedarf für eine frische und zielgruppengerechte Typografie ist sowohl im klassischen Verlagswesen (Schulbücher, Tageszeitungen und Illustrierte), als auch in der visuellen Gestaltung von Laufschriften für Folder und Broschüren gegeben. Projekteinreicher: gabriele lenz / büro für visuelle gestaltung Projektpartner: Kaltenbrunner Medienberatung, Dr. Daniela Kraus Projekt: Junge Typen, junges Layout Gesamtfördersumme: 61.120 EUR

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Diese Anbiederung an vermeintlich junge Medien-Ästhetik funktioniert nicht. Sie ist manchmal sogar peinlich, aber immer wirkungslos. – Bleibt die Frage: Was ist das eigentlich, ein Jugendlicher? Die Grenze zwischen jugendlichem und erwachsenem Dasein wird ja zunehmend unschärfer. Wo würden Sie sich selbst in diesem Grenzgebiet positionieren? Noch mal anders gefragt: Disco oder Designmuseum? Die Grenzen werden zwar unschärfer, aber Unterschiede sind nach wie vor gegeben. Nach der ersten Generation, die mit Rechner und Internet aufgewachsen ist und sich auch vermehrt für die technischen Abläufe interessiert hat (zum Teil als Abgrenzungsmöglichkeit gegenüber den Erwachsenen), haben Jugendliche heute einen sehr pragmatischen Zugang zu den Werkzeugen, die vor ein paar Jahren noch „Neue Medien“ waren. Für uns bringt eine gewisse Distanz und Erfahrung auch die Möglichkeit der besseren Reflexion mit sich. Die Arbeit in einem kreativen Beruf bedingt sicher auch eine überdurchschnittliche Neugier und Auseinandersetzung mit aktuellen Entwicklungen und der sogenannten Jugendkultur. Als Antwort auf Ihre Frage also: beides – Designmuseum und Abtanzen. – Eine nicht minder unscharfe Grenze ist, insbesondere in der Kreativwirtschaft, jene zwischen Arbeit und Freizeit. Mit welchen Strategien bekämpfen Sie den 24-Stunden-Arbeitstag? Tja, eine mehr als berechtigte Frage – da sind wir selbst noch auf der Suche. Aber: Die erfolgreichsten Kämpfer um arbeitsfreie Zeit sind unsere eigenen Kinder. – Ist Schriftdesign eine einsame Arbeit? Gewisse Phasen im Arbeitsprozess ganz sicher. Aber es gibt auch vieles, das nur im Team ablaufen kann. Die Anforderungsprofile für die Schrift zum Beispiel haben wir ja mit sehr unterschiedlichen Zugängen erarbeitet: Die theoretischen Erkenntnisse und die Analyse von Markt- und Nutzungsdaten wurden mit den Grundlagen der Schriftgestaltung unter einen Hut gebracht. Das setzt ein gutes Zusammenspiel voraus. Im Entwicklungsprozess selbst gibt es viele Testläufe zur Optimierung, auch das ist keine einsame Sache. – Ganz konkret: Wie entsteht eine neue Schriftart? Tüftelei oder Eingebung? Sicherlich beides – aber ganz ehrlich, es ist verdammt viel Arbeit. Besonders in diesem Fall, bei der Entwicklung einer Schrift, die sowohl für die Verwendung im Printbereich als auch für die Bildschirmnutzung optimiert sein soll. Alle Vorstellungen, die Formgebung und Proportionen betreffend, müssen so umgesetzt werden, dass sie wiederum allen Anforderungen an Lesbarkeit und Usability entsprechen. Dabei wird sehr viel entworfen, getestet, verworfen – so lange, bis das Ergebnis passt. – Eine Ihrer Arbeiten, Frau Lenz, trägt den Titel: „Gute Typographie macht keine Geräusche“. Wie ist das zu verstehen? Und: Gilt das auch für junge Typen? Bei dieser Arbeit – einem Kalenderplakat – ist der deutsche Typograph Otl Aicher zitiert. In voller Länge heißt es „gute typographie macht keine geräusche beim lesen“ und steht für ein Verständnis, nachdem Gestaltung den Inhalt bestmöglich, also im Idealfall geräuschlos, transportiert. Ein sehr aussagekräftiges Bild – überrascht hat uns, dass es da Parallelen zu den sehr pragmatischen Bedürfnissen der heutigen Jugendlichen gibt. —

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DESIGN MUSEUM AND RAVE-UP von sebastian hofer (e) – Gabriele Lenz, Daniela Kraus and Andreas Kaltenbrunner (Young Types, Young Layout) on the pragmatism of young people, hard earned creativity and silent typography. – Your project Young Types, Young Layout includes the design of fonts especially made to suit the reading behavior of young people. This sounds, if I may say so, a little eccentric. Where did you get that idea from? It is a fact that young people today are far ahead of the traditional media, mainly newspapers and magazines, but also television. More precisely: these media no longer reach them at all. We were primarily interested in finding out how young people these days acquire information. As all this is mainly about a change in reading behavior, it soon became obvious that we might think about creating a new typeface. We believe that creativity and a success in media economics are not something that can be decided on in an excited conference but that they are hard work. This may admittedly have started to sound a little eccentric by now.


Gabriele Lenz, a graduate from the University of Applied Arts, can look back on a long list of successful graphic design projects. She worked among others as art director for Donaufestival NÖ, was responsible for the corporate design of films and broadcasts such as “Dorfers Donnerstalk” and has created numerous publications, magazines, exhibitions and commercials in the field of art and culture. The transdisciplinary project Young Types, Young Layout is based on a changed reading and comprehension behavior of teenagers. Together with Andy Kaltenbrunner and Daniela Kraus, who are both active in the field of media theory and market research, Gabriele Lenz will establish new criteria for target group oriented media design and typography, and will develop a font family with at least three fonts for young readers. There is a wide range of possible applications from classical publishing (school books, daily newspapers and magazines) to the visual design of moving messages for folders and brochures. Project applicant: gabriele lenz / büro für visuelle gestaltung Project partner: Kaltenbrunner Medienberatung, Dr. Daniela Kraus Project: Young Types, Young Layout Total funding: 61,120 EUR

– Which typographical needs are characteristic of today’s youth? Despite all the social differences within the peer group there are some common features. “The” youth is characterized by a remarkable degree of pragmatism. We have identified clarity of layout and contents and the efficiency of access to information as the central criteria for young people in their use of the media. They produce and publish “individual” , “original” and “creative” contents themselves (blogs, MySpace, Facebook, YouTube etc.). From the traditional media they expect fast and useable information. This may sound self-evident but is virtually ignored by the mass media. The print media often attempt to follow a sort of video clip logic. Bits and pieces, boxes, colorful little pictures and a mishmash of fonts. Trying to produce what is believed to be young media aesthetics will not work. Such efforts are always ineffective, sometimes downright embarrassing. – The question is: what is that, a young person? The line between young and adult life becomes increasingly blurred. Where would you position yourself in this borderline area? In other words: disco or design museum? The lines may be blurred but differences still exist. Following the first generation which grew up with computers and the Internet and which was more interested in the technical processes (partly because this

enabled them to distance themselves from the adults) young people today take a very pragmatic approach to these tools, which a few years ago were still termed “new media” . A certain degree of distance and experience allow us to take a better look at things. Working in a creative profession requires you to have above-average curiosity and to deal with new developments and the so-called young culture. So the answer to your question is: both – design museum and rave-up. – Another blurred line is that between work and leisure time, particularly in the creative industry. What are your strategies to avoid a 24-hour work day? Well, that is a very good question – we are still looking for these strategies. But the most successful fighters for time free of work are our own children. – Is designing fonts a lonely job? Some stages in the process surely are. But there are many other aspects that can only be done in a team. The requirements specifications for a typeface, for example, were developed from very different approaches. Theoretical knowledge and the analysis of market and usage data were combined with the basics of typeface design. This process requires good teamwork. The development process includes lots of test runs for optimization purposes, and these are also not just done by one person. – How exactly is a new font created? By experimenting or through inspiration?

Certainly both but to be honest it is very hard work. Particularly in this case where the typeface to be created had to be optimized for use in printing and for display on computer screens. All notions of shape and proportion have to be realized in such a way that they fulfill all requirements concerning legibility and usability. This process involves an awful lot of drafting, testing and discarding until at last the result is just right. – One of your creations, Ms. Lenz, is titled “good typography makes no noise” . What do you mean by that? And does that also go for Young Types? In this piece, a calendar poster, I quoted the German typographer Otl Aicher. The full quote is “good typography makes no noise when read” and reflects the opinion that the presentation should communicate the contents in the best possible way. Ideally, that is without making a noise. A very compelling image – and we were surprised to find that it expresses some of the very pragmatic needs of today’s young people. —

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URBAN TOOL – Design / Design

SMART CLOTHING: ELEKTRONIK TRAGBAR MACHEN von andrea hurton (d) – Mit ihrem Label URBAN TOOL entwickeln Anja Herwig und Sabrina Tanner Modeaccessoires für die mobilen Stadtnomaden von heute und sind damit international erfolgreich. – Das Tragbarmachen mobiler Geräte ist euer zentrales Thema als Designerinnen. Welche Produkte erzeugt und vertreibt die URBAN TOOL Design und Handels GmbH? anja herwig: 2004 haben wir auf der ISPO in München für unsere Holster-Produkte, das sind halfterförmige Taschen und Bodybags, in denen man Handy, iPod usw. transportieren kann, den Brand New Award bekommen. Daraufhin haben wir URBAN TOOL gegründet – das war der Start der Firma, der Marke und der Produktreihe. Uns geht es darum, Elektronik tragbar zu machen. Unsere Produkte sind funktional und auf die Bedürfnisse der Menschen bezogen. Das bedeutet oft auch eine Vereinfachung der Dinge: Es geht uns darum, optimale Designlösungen für moderne Stadtnomaden zu finden. Die modische und stylische Komponente der Produkte kommt dann noch hinzu. Design muss auf heutige Bedürfnisse reagieren. Mobile Geräte sind in den modernen Alltag integriert und die Mode muss unserer Meinung nach für ihren Transport praktikable Lösungen anbieten. 144 — URBAN TOOL


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sabrina tanner: Die Kollektion baut auf Taschenlösungen auf; sie bilden die Basis der Produktpalette. Im „sportHolster“ zum Beispiel kann man während man Sport betreibt Handy, Schlüssel und MP3-Player sicher und bequem am Körper transportieren. Die Produkte sind aus hochwertigen Materialien hergestellt, die vor allem im Sportbereich verwendet werden. Wichtig ist, dass sie elastisch und resistent sind. Preislich liegen unsere Holster im Bereich von 30 bis 50 Euro. – Bei der Grammy-Verleihung 2007 haben Stars wie Christina Aguilera oder Lionel Richie URBAN-TOOL-Produkte in ihren Geschenkpackages vorgefunden, war zumindest in den Medien zu lesen. Auch ansonsten seid ihr international stark präsent. Wie organisiert ihr den Vertrieb? anja herwig: Wir arbeiten mit internationalen Generalimporteuren, die exklusive URBAN-TOOL-Partner sind. Die Importeure betreiben eine eigene Website und verkaufen zusätzlich über reale Shops. Unser japanischer Partner beispielsweise hat ein Outlet in Tokio, in dem unsere Produkte zu bekommen sind. In Österreich verkaufen wir über den Webshop, in Designstores und über den Shop hier in der Zentrale in der Reindorfgasse im 15. Bezirk. – Wie würdet ihr eure Zielgruppe beschreiben? sabrina tanner: Ich würde sagen, es sind überaus technikinteressierte, moderne, dynamische Menschen, die oft auch sehr sportlich sind. Die Apple-Welt – iPod & Co. – spielt als kulturelles Umfeld eine große Rolle. Frauen verwenden die Produkte häufig beim Sport oder beim Ausgehen. Hier ist der „basicHolster“ sehr beliebt, denn es ist ein großes Problem, bei Clubbings beispielsweise Geld, Schlüssel und Handy sicher unterzubringen und trotzdem die Hände frei zu haben. Der Sicherheitsaspekt spielt insgesamt eine große Rolle. Wenn man seine Wertsachen am Körper tragen kann, fühlt man sich einfach sicherer. – Die Marke URBAN TOOL soll gestärkt und ausgebaut werden. Welche strategischen Maßnahmen werden dazu gesetzt? sabrina tanner: Je stärker die Marke ist, umso zielgerichteter kann man in den Markt gehen – das ist die Kernbotschaft. Wir haben in einem ersten Schritt unser gesamtes kommunikatives Auftrittskonzept – Webauftritt, Visual Design, Fotoästhetik etc. – überarbeitet und international einheitlich ausgerichtet. Sämtliche Kataloge und Onlineauf146 — URBAN TOOL

tritte – von Deutschland und der Schweiz bis zu Taiwan und Polen – haben jetzt ein einheitliches Erscheinungsbild. Der nächste Schritt ist die Entwicklung eines Newsletters – sowohl zur internen Kommunikation mit unseren Partnern als auch zur externen mit den Konsumenten –, um unsere Netzwerke nachhaltig zu stärken. Das Feedback, das wir bisher von den Händlern bekommen haben, war sehr positiv und es wurde uns bescheinigt, dass wir einen enormen Schub in Richtung Markenpositionierung gemacht haben. – Ihr bewegt euch im Grenzbereich von Elektronik und Mode. Welche Perspektiven seht ihr denn insgesamt für das Segment des „Smart Clothing“? sabrina tanner: Die Designbedürfnisse werden parallel zu den technologischen Entwicklungen zunehmen. Mobile Geräte werden mehr und mehr integraler Bestandteil des Alltags – und zwar in allen Schichten und Altersgruppen, wobei es natürlich immer Avantgardisten und Vorreiter gibt. anja herwig: Die Kommunikation über Mobilgeräte wird persönlicher und emotionaler werden. Unser Produkt „perCushion“ beispielsweise ist ein Polster, der über Bluetooth Kontakt zum Mobiltelefon aufnimmt – so kann man mobil kommunizieren und hat es dabei bequem und kann sich entspannen. „perCushion“ existiert derzeit lediglich als Prototyp und muss erst noch in die Serienreife gebracht werden. sabrina tanner: Man merkt, dass sich im Grenzbereich von Elektronik und Mode einiges bewegt: Alle großen Marken, speziell im Sport- und Freizeitbereich, suchen Berührungspunkte zu diesem Thema, einfach weil es sehr viel Zukunftspotenzial hat. —

URBAN TOOL Design und Handels GmbH Reindorfgasse 36, 1150 Wien info@urbantool.com www.urbantool.com

URBAN TOOL wurde 2004 vom Designerteam der Lösungsmittel Produkt- und Industriedesign GmbH ins Leben gerufen. Das junge interdisziplinär arbeitende Team beschäftigt sich mit dem Tragbarmachen mobiler elektronischer Geräte im Alltag und lässt daraus multifunktionale Produkte entstehen. Persönliche Gegenstände wie Handy, iPod, Geldbörse oder Schlüssel verwandelt URBAN TOOL in Teile des urbanen, modisch sportlichen Outfits und macht sie sicher und komfortabel am Körper transportierbar. Nach ersten internationalen Erfolgen, wie der Auszeichnung mit dem Brand New Award auf der ISPO 2004 in München, wurde die URBAN TOOL Design und Handels GmbH zur Vermarktung der URBAN-TOOL-Produkte gegründet. Im Zuge des geförderten Projektes soll nun das erfolgreiche Geschäftsmodell durch designrelevante Strategien und Maßnahmen für die Bereiche Produktentwicklung, Produktion, Vermarktung und Vertrieb am internationalen Markt etabliert werden. Ziel ist es, das Unternehmen für den internationalen Wettbewerb zu rüsten und die Marke zu festigen. Neben Messeauftritten, Vorträgen und fokussierter Pressearbeit sollen auch, durch Community-bildende Maßnahmen im Online-Bereich, die Kernmärkte Europa und Asien in Kooperation mit internationalen Vertriebspartnern erfolgreich erschlossen werden. Die ersten Maßnahmen haben bereits gegriffen, denn das junge Label wurde für seinen Exporterfolg in der Sparte Handel mit dem Österreichischen Exportpreis 2007 ausgezeichnet. Projekteinreicher: URBAN TOOL Design und Handels GmbH Projekt: Profilausformung + Positionierung Gesamtfördersumme: 81.910 EUR


SMART CLOTHING: MAKING ELECTRONICS WEARABLE by andrea hurton (e) – Under the brand name URBAN TOOL Anja Herwig and uniform standards. All catalogues and online presentations – from Sabrina Tanner are developing internationally successful fashion Germany and Switzerland to Taiwan and Poland – now share a common design. The next step will be to establish a newsletter – both accessories for today’s mobile city nomads. for internal communication with our partners and for external com– Making mobile gadgets wearable is your central issue as demunication with consumers – in order to solidify our networks. The signers. What products does URBAN TOOL Design und Handels feedback we received from our distributors up to now has been very GmbH make and sell? anja herwig: In 2004 we received the Brand positive, and people assured us that we had taken an enormous step New Award at the ISPO in Munich for our holster products – bags and towards positioning our brand on the market. – You are active on the borderline between electronics and cross body bags that look like holsters and are meant to carry mobile fashion. What are the perspectives you see for the “smart clothphones, iPods etc. After that we founded URBAN TOOL, that’s how ing” sector? sabrina tanner: The need for design will grow in paralthe company, the brand and the product range were established. lel with technological developments. More and more, mobile devices What we aim at is making electronic devices wearable. Our products are becoming an integral part of everyday life – and that is true for all are highly functional and try to fulfill people’s needs. This is often strata of society and all age groups, though there will always be avantachieved by simplifying things: we try to provide optimum design solutions for modern city nomads. Moreover, there is a fashionable and garde and pioneer users. stylish aspect to our products. Design has to respond to modern needs. anja herwig: Communicating by means of mobile devices will Mobile gadgets are an integral part of today’s everyday life. We believe become more personal and emotional. Our product “perCushion” , for that fashion has to offer practical solutions for carrying them with you. example, is a cushion that communicates with your mobile phone via sabrina tanner: The solution our collection offers are bags, our Bluetooth – enabling you to make use of mobile communication while product range is based upon bags. The “sportHolster” , for example, relaxing and making yourself comfortable. At present “perCushion” is enables you to carry your mobile phone, keys and MP3 player securely still a prototype and needs development before we can move on to the and comfortably on your body while practicing sports. The products are production stage. made from high-quality materials, applied mostly in sports equipment. sabrina tanner: It is obvious that things are moving forward very The materials have to be elastic and resistant. Prices for our holsters much on the borderline between electronics and fashion. All the big range from 30 to 50 EUR. companies, especially in the sports and leisure sectors, are looking for – At the 2007 Grammy Awards stars such as Christina Aguilpoints of contact in this area, simply because of the great potential it era or Lionel Richie were given URBAN TOOL products with offers for the future. — their gift packages, at least the media said so. In general, you are very active internationally. How do you organize distribution? anja herwig: We are cooperating with international general importers, acting as exclusive URBAN TOOL partners. These importers have webURBAN TOOL was created in 2004 by the design team of Lösungssites of their own and also sell our products in real shops. Our Japanese mittel Produkt- und Industriedesign GmbH. The young interdisciplipartner, for example, has an outlet in Tokyo, where our products are nary design team devises product solutions based on their focus of making mobile devices of everyday life portable. URBAN TOOL available. In Austria, our products are sold via a web shop, in designer incorporates personal devices such as cell phones, iPods, walstores and in the shop at our headquarters in Reindorfgasse in Vienna’s lets or keys into the modern urban and sporty outfit so that they 15th district. can be worn on the body safely and comfortably. After first international successes such as the BrandNew Award, which they re– What would you describe as your target group? sabrina tanceived at the ISPO 2004 in Munich, the URBAN TOOL Design und ner: I would say it is up-to-date, dynamic people who are very much Handels GmbH was established for the marketing of the URBAN interested in technology and often very sportive types. The world of TOOL products. Under the funded project the successful business model shall be established on the international market through Apple – iPod and the likes – plays an important part as their cultural design-relevant strategies and measures in the fields of product background. Women often use our products for sports or going out. For development, production, marketing and sales. The aim is to prethese purposes our “basicHolster” is very popular, as it is, for example, a pare the company for international competition and to consolidate the brand. In addition to the presentation on fairs, lectures and big problem how to securely stow away money, keys and mobile phone targeted media work, community forming measures shall help to when going to clubbings, and yet keep your hands free. In general the successfully develop the core markets of Europe and Asia in coopquestion of safety is an important issue. You do feel more secure if you eration with international sales partners. The first measures have already taken effect, as the young label was awarded the Austrian can carry your valuables on your body. Export Award for export successes in the trade category. – You are planning to build and strengthen the brand URBAN TOOL. What strategic measures are you taking in this respect? Project applicant: URBAN TOOL Design sabrina tanner: The stronger the brand, the more purposefully we und Handels GmbH Project: Profile shaping + positioning can position it on the market – that is the essence. As a first step we Total funding: 81,910 EUR have redesigned our whole communicative concept – web presentation, visual design, photo esthetics etc. – and established internationally re:Design — 147


Wubet – Design / Design

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– Wie findest du dich mit dem „Ethno-Label“ zurecht? Im Grunde genommen bin ich nicht sehr glücklich darüber. In Paris nennen sie das ja viel schöner und das klingt auch so toll: „ethvon dorothea köb nique chic“. Ich versuche auch mehr und mehr aus dieser ethnischen Schiene rauszukommen, weil ich ganz einfach nicht in (d) – Arnold Haas sitzt in Jeans und weißem Hemd am Verbindung gebracht werden will mit diesen RäucherstäbchenTisch seines Wiener Büros, neben ihm die neue WubetGeschäften. Deshalb habe ich die Kollektion auch höherpreisig Kollektion. Am Tisch liegen Stoff- und Lederproben. Haas angesetzt und versuche, dort hinzukommen, wo das geschätzt macht, genauso wie seine Umgebung, einen aufgeräumten, geordneten Eindruck und strahlt beinahe schon afrikanische wird. Es ist ein Drahtseilakt: Ist es zu günstig, ist es zu teuer? Für manche Geschäfte könnte es vielleicht sogar noch teurer und Gelassenheit aus. somit exklusiver sein. – Wie bist du zur Mode gekommen? Meine Mutter hat in – Kann man bei Wubet von einem „Fair Trade“-Projekt der Mode gearbeitet und ich habe schon als Kind immer die sprechen? Ja. Die Stoffe werden in Workshops wie zum Beispiel Entwürfe und Skizzen bewundert, das hat mich fasziniert. bei „Garment Designers and Manufacturers“ produziert, in – Im Rückblick auf deine Laufbahn: Hetzendorf, Angedenen die Arbeitsbedingungen einwandfrei sind. Die Räume wandte, Schella Kann etc. Würdest du dein Leben wieder so sind groß genug und hell, mit Tageslicht, nicht Neon. Das wird gestalten? Oh ja. Ich würde das ganz sicher noch einmal machen. auch überwacht. Die größeren Geschäfte wollen auch wissen, Mein Traum war ursprünglich immer Architekt zu werden. Aber unter welchen Bedingungen die Produkte hergestellt werden mit Schella Kann, das war auch sehr konstruierte Mode. Wir und kontrollieren das auch. haben einfach ein Stück Stoff genommen – ohne Schnittmuster, – Wie geht es mit Wubet weiter? Ich habe heuer ein intenobwohl wir das gelernt hatten – haben da reingeschnitten und sives Messeprogramm. Ich wurde jetzt gerade zu den „Tendence Lifestyle“ und „Ambiente“ Shows in Frankfurt eingeladen. gemacht was uns gefällt. Als wir dann auf den Messen verkauft Die Kollektionen verkaufen sich sowohl in Einrichtungsgehaben, fingen die Schwierigkeiten an. Für die verschiedenen schäften als auch in Modeläden. Die Schals kann man auch als Konfektionsgrößen mussten wir dann doch präzise Schnitte Tischdecke, als Bettüberwurf oder Vorhang verwenden. Das erstellen. Aber am Anfang war das großartig und so haben wir Spektrum ist also ein großes. Dann habe ich zwei Präsentationen das in Hetzendorf auch gelernt. Dort hatten wir Freiheit im in Paris. Die erste im September, die eher auf den europäischen Design und konnten machen was wir wollten. Damals hatte die Schule einen sehr guten Ruf. Prof. Fred Liewehr war der Direktor Markt ausgerichtet ist und die zweite Messe im Oktober, die den internationalen, also japanischen und amerikanischen Markt und es war sehr künstlerisch ausgerichtet. Die Angewandte war anzieht. Das ist während der Fashion Week. Also alle namhaften am Anfang nicht so gut, die haben erst später mit den GastproGeschäfte kommen auf der Premiere-Classe-Messe in Paris fessuren begonnen und es war dann plötzlich viel interessanter vorbei. Letztes Jahr habe ich rund 1.000 Taschen und 2.500 auf der Angewandten zu studieren. – Wie war es in den 70er-Jahren als Mann an der ModeSchals verkauft. — schule Hetzendorf zu studieren? In unserem Jahrgang gab es nur fünf Burschen. Wir waren also eindeutig in der Minderheit. – Wo kaufst du in Wien ein? ... bei Helmut Lang, leider gibt’s Arnold Haas schloss 1978 die Modeschule Hetzendorf mit der den ja nicht mehr. Die Sachen haben mir auch so gut gepasst. Meisterprüfung für Design und Schneiderhandwerk ab und abJetzt bei H&M (lacht). solvierte im Anschluss einen zweijährigen Lehrgang für Mode an der Hochschule für angewandte Kunst bei Karl Lagerfeld. Als – Was vermisst du an Wien, wenn Du im Ausland bist? Den Gründungsmitglied des Wiener Modelabels Schella Kann und DeKaffee. Vor allem als ich in New York war. Dort gab es damals signer für eine Kollektionslinie der Firma Gössl in Salzburg hat er noch nicht mal Starbucks. Das ist jetzt in Addis Abbeba herrlich: sich früh einen Namen gemacht. Seit 1998 arbeitete er als freiberuflicher Stylist in New York für internationale Modemagazine Es gibt sehr guten Kaffee. Ich liebe Äthiopien. Das Land war wie beispielsweise „Vogue“ oder „Elle“ und realisierte Werbenie kolonialisiert. Ich fühle mich dort sehr gleichberechtigt. kampagnen von American Express und IBM, die mit namhaften Ich war in Kenia und Tansania und da ist es manchmal nicht Fotografen wie Arthur Elgort, Ruven Afandor und Raymond Meier umgesetzt wurden. Mit seiner Kollektion Wubet setzt Haas nun so angenehm als Weißer aufzutreten. Eine Business License in auf gewohnt hohem Niveau neue Akzente im Bereich EthnoÄthiopien zu bekommen ist allerdings schwierig. Man kann dort Style. Ausgesuchte, traditionell handgewebte Stoffe und Leder als Ausländer keinen Besitz erwerben. aus Äthiopien werden in ungewöhnlicher Schnittführung zu neuen Accessoires, wie beispielsweise Handtaschen, Schals und – Was heißt eigentlich „Wubet“? Wubet ist das Wort für Bettüberwürfen verarbeitet und international vermarktet. Erste schön auf Amharisch. Aber auch die innere Schönheit ist da Erfolge auf der renommierten Modemesse Première Classe in gemeint. Paris bestätigen Haas’ Strategie, auf die Unverwechselbarkeit von Produkten durch den Einsatz von individuellem Stoffdesign – Wo kann man Wubet-Produkte derzeit kaufen? In Wien zu setzen. bei Habari in der Theobaldgasse im 6. Bezirk. Im Bon Marché in Paris. Bei Dover Street Market in London, aber auch in Japan. Projekteinreicher: Wubet e.U. Japan war von Anfang an der ambitionierteste Markt. Projekt: Wubet Gesamtfördersumme: 100.000 EUR – Woran liegt es, dass Japan so ein guter Markt ist? Die Japaner sind wirklich modisch und trauen sich auch etwas. Sie trauen sich, Dinge zu kaufen, die kein namhaftes Label drinnen haben. Ich bin immer wieder fasziniert, wie sie sich stylen, wie sie Dinge mixen. Die Stoffe erinnern in meinem Fall auch an japanischen Kimono-Stoff.

EIN DRAHTSEILAKT

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was in New York. At that time they didn’t even have Starbucks there. That is one of the by dorothea köb wonderful things in Addis Abbeba: the coffee there is very good. I love Ethiopia. The country (e) – Arnold Haas is sitting at the desk never was a colony. I feel very much on an in his office in Vienna, wearing jeans and equal footing there. I have been to Kenya and a white shirt. Next to him is the latest Tanzania – being a white person there is often Wubet collection. On the desk you can see not such a comfortable experience. However, cloth and leather samples. Like his surit is difficult to obtain a business license in roundings, Haas seems tidy and orderly, Ethiopia. As a foreigner you cannot acquire emitting an aura of almost African calm. property there. – What does “Wubet” actually mean? – How did you come to work with Wubet means beautiful in Amharic. That also fashion? My mother worked in the fashion refers to inner beauty. business, and even as a child I always admired – Where can I buy Wubet products at the designs and sketches, I was fascinated. present? In Vienna you can buy them at – If you look back on your career, Habari’s in Theobaldgasse in the 6th district. which encompasses the fashion school at In Paris at Bon Marché and in London at Hetzendorf, the University of Applied Arts, Dover Street Market, but also in Japan. Schella Kann and so on – would you live From the start Japan was the most ambitious your life along the same lines? Oh yes. I market. – Why is Japan such a good market? The would surely do the same again. Originally I had always dreamed of becoming an architect. Japanese are really stylish and confident. They have the courage to buy things with no wellWith the label Schella Kann we also created a very contrived kind of fashion. We just took known label inside. I am always fascinated by their styling, by the way they mix things. a piece of cloth – without any pattern for the The fabrics I use also call to mind the fabric of cut, although we had been taught how to do Japanese kimonos. that – simply cut into it and did what we – How do you feel about being labeled liked. The difficulties began when we started selling at fairs. Finally we had to create precise an “ethno” designer? Actually I am not very happy about it. In Paris they have a much cuts for the various sizes. But initially it was more beautiful name for it “ethnique chic” , a great thing to do, and we had also learned and it sounds great, too. I am also trying to to work like this in Hetzendorf. We were get away from the ethnic line more and more, allowed much freedom there as far as design ‘cause I just don’t want to be associated with is concerned, and could do what we wanted. the shops selling incense sticks. That’s why I The school had a very good reputation then. made the collection more expensive and why Professor Fred Liewehr was headmaster, and I try to reach customers who appreciate that. the school favored an artistic approach. The University of Applied Arts was not so good at It is a tightrope act: is it too cheap, is it too first, they only started inviting visiting profes- expensive? For some shops I might perhaps sell at even higher prices and thus turn it into a sors later, and then studying there suddenly more exclusive affair. became much more interesting. – What was it like in the 1970s to at– Can you call Wubet a “fair trade” tend the fashion school at Hetzendorf as a project? You can. The fabrics are produced man? We were only five boys in my year. We in workshops such as “Garment Designers were clearly a minority. and Manufacturers” , where working condi– Where do you buy clothes in Vienna? tions are irreproachable. The rooms are large … I used to buy from Helmut Lang, unforenough and bright, with daylight, not with tunately he is no longer here. Moreover, his neon lights. That is also subject to supervision. things were a perfect fit for me. Now I buy Larger shops also want to know the conditions from H&M (laughs). under which the products are made, and they – What do you miss about Vienna when check these conditions, too. you are abroad? Coffee. Especially when I

A TIGHTROPE ACT

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– How will you proceed with Wubet? This year I have embarked on an intense fair program. I have just been invited to the “Tendence Lifestyle” and “Ambiente” shows in Frankfurt. My collections are sold by both furniture stores and fashion shops. The scarves can also be used as tablecloths, as bedcovers or as curtains. That is a wide range. Furthermore, I will have two presentations in Paris. The first one takes place in September and aims at the European market, the second takes place in October and aims at markets overseas, that is the Japanese and American markets. It takes place during the Fashion Week. All renowned shops will come to have a look during the Première Classe fashion show in Paris. Last year I sold some 1,000 handbags and 2,500 scarves.—

Wubet e.U. Schottenfeldgasse 41–43/28A, 1070 Wien info@wubet.com www.wubet.com


Arnold Haas is a master craftsman in design and tailoring who graduated from the Hetzendorf fashion school in 1978 and then finished a two-years course for fashion at the Academy of Applied Arts under Karl Lagerfeld. He has made a name of himself quite early as one of the founding members of the fashion label Schella Kann and as designer for a collection line of the company Gössl in Salzburg. Since 1998 he has been working in New York as freelance stylist for international fashion magazines such as “Vogue” or “Elle” and for advertising campaigns of American Express and IBM, which were implemented with renowned photographers such as Arthur Elgort, Ruven Afandor and Raymond Meier. With his Wubet collection Haas introduces new elements to the ethno style on his usual high level. Accessories like extravagantly designed handbags, scarves and bedcovers are made from select and traditionally hand-woven fabrics and leather from Ethiopia, and marketed worldwide. First successes on the renowned fashion fair Première Classe in Paris confirm Haas’ strategy focusing on the incomparability of products through the application of highly individual fabric designs. Project applicant: Wubet e.U. Project: Wubet Total funding: 100,000 EUR

re:Design — 151


C / 0602 Start / Start

21. 07. 2006

Ende / End

25. 09. 2006

Jury / Jury

Edek Bartz Marika Demner Nikolaus Franke Achim Heine Jan Lauth Sabine Pümpel Karoline Simonitsch Thomas Zierhofer-Kin

eingereichte Projekte / submitted projects Architektur / Architecture Audiovision / Audio-vision 2 Design (inkl. Grafik) / Design (incl. graphic design) 2 Diverse / Miscellaneous Kunstmarkt / Art market 2 Medien & Verlagswesen / Media & publishing 2 Mode / Fashion 1 Multimedia / Multimedia 8 Musik / Music 4 Services / Services 1 Gesamt / Total 22 gesicherte und neu geschaffene Arbeitsplätze / secured and created jobs Gesamtfördersumme der geförderten Projekte / total project funding dadurch ausgelöstes privates Investment / effected private investments

geförderte Projekte / funded projects 1 4 1 1 7 35 462.533 EUR 1,9 Mio. EUR



Conceptual Art Technologies – Multimedia / Multimedia

– Aber gerade diese Dinge funktionieren im entscheidenden Moment doch fast immer nicht. Computer und Beamer von karin pollack sind an, aber das Bild fehlt. Passiert euch das auch? Klar ständig, das kennen wir nur allzu gut. Wenn wir dafür eine Universal(d) – Es ist Sonntag, der einzige Tag, an dem Florian Prix lösung hätten, dann wären wir sehr schnell reich und bräuchten nicht mehr zu arbeiten. Kennen Sie den kürzesten Technikerwitz? eine Terminlücke für ein Gespräch gefunden hat. Draußen scheint die Sonne, im Innenhof eines Hauses in der Schmelz- – Nein. Der lautet: „Des hamma gleich“. Denn in Wirklichkeit gibt es heute im audiovisuellen Bereich unglaublich viele Geräte gasse im zweiten Bezirk herrscht Sonntagsruhe, die Vögel zwitschern. Im Büro hingegen ist schattige Ruhe, Florian Prix und Software mit unzähligen Parametern, die sich einstellen lasund sein Partner Günther Schiebeck sitzen vor den Bildschir- sen. Ich glaube, allein mit den Geräten, die hier bei uns im Büro herumstehen, gibt es, das schätze ich mal, eine Million verschiemen, die Tastaturen klicken. dener Einstellungen. Da kommen sich schnell auch Dinge in die – Störe ich? Nein, wir haben ja schon gewartet. Ehrlich Quere. Und wenn eine Installation einmal läuft, heißt das nicht, gesagt haben wir aber überhaupt noch nie ein Interview dass sie auch das zweite Mal wieder laufen wird. Das ist unser gegeben und darin keine Erfahrung. Schicksal, unser täglich Brot. – Deshalb auch gleich meine erste Frage. Arbeitet ihr – Wie behaltet ihr da den Überblick? Wir kennen mittlergerne am Sonntag? Eigentlich nein, aber momentan bleibt uns weile die Problemzonen und können sie besser eingrenzen. nichts anderes übrig. Seit März arbeiten wir durch, haben in den – Habt ihr jemals etwas nicht zum Laufen gebracht? Nein, irgendwann geht es immer. Aber gerade deshalb ist es eines letzten zwei Monaten zehn Projekte abgewickelt, fünf liegen unserer Ziele, die Dinge einfacher und sicherer zu machen. noch vor uns. – Ihr arbeitet mit Museen, für die ihr Audio- und VideoPD:CONE, unsere Präsentationslösung, soll jeder, der etwas auf installationen umsetzt. Ist das eine künstlerische oder techeinem Bildschirm vorführen will, bedienen und warten können. – Klingt wie Powerpoint? Ja, Powerpoint ist aber eine Geißel nische Aufgabe? Wir arbeiten mit den Kuratoren zusammen, der Menschheit. In gewisser Weise ist PD:CONE, könnte man sind eine Schnittstelle zwischen trockener Dienstleistung und sagen, eine Art besseres Powerpoint samt Hardware-Unterbau, Umsetzung. – Klingt recht vage. Wir bewegen uns zwischen kuratoridas vom Apotheker bis zum Museumskurator benutzt werden scher Arbeit und Umsetzung. Wir bekommen von den Museen soll. Es gibt immer mehr Bildschirme, auf denen Slide-Shows, Material, machen daraus eine Präsentation mit Film und Ton Filme oder ähnliches laufen, sie alle wollen möglichst einfach und Schrift und allem, was dazugehört, meistens läuft das in bedient werden. – Gibt es einen Fachausdruck für das, was ihr macht? der Ausstellung dann in einer Endlosschleife. Wir sorgen aber Digital Signage. Wir machen Verwaltungs- und Visualisierungsauch dafür, dass die ganzen Bilder und Filme auf der Hardware programme für den öffentlichen Bereich, das klingt dann schon laufen, Computer, Beamer oder Monitore müssen aufeinander etwas sehr trocken. abgestimmt sein.

IN DER ENDLOSSCHLEIFE

154 — Conceptual Art Technologies


C / 0602 — Multimedia / Multimedia — 155


– Wie kommt es, dass ihr alle auch Musik macht, du hast unlängst eine CD auf den Markt gebracht? Musik, um genau zu sein, elektronische Musik ist unser gemeinsamer Background. Da kommen wir her. Günther spielt Bass, ich programmiere, einer unserer freien Mitarbeiter ist Komponist, das alles hat sich so ergeben. Hier im Team haben wir andere Funktionen, wir decken alles ab vom Interface-Design, über Videoschnitt bis zur Grafik. – Seid ihr eher Künstler oder Techniker? Irgendwie dazwischen. Wir machen auch Installationen für Künstler, demnächst für Alien Productions. Ganz generell ist es ein Ziel, dass wir uns mehr in Projekte involvieren und mehr mit den zu zeigenden Inhalten operieren wollen, auch redaktionell wollen wir uns stärker engagieren. – Und wirtschaftlich? Expandieren, das ist wichtig für uns. – Wann ist ein Projekt für euch gut gelungen? Wenn man nicht mehr an die Technik dahinter denkt. – Was beeindruckt euch? Da gibt es vieles, ich erinnere mich zum Beispiel an eine fantastische Aufführung bei den Festwochen: „Peony Pavillon“ in den Sophiensälen. Unvergessen ist aber auch „Border Patrol“ von Paul Garrin. – Ist es eigentlich einfach, mit Freunden zu arbeiten? Ja und nein. Zum einen kennen Günther und ich uns schon seit sehr langer Zeit. Wir haben uns als Beleuchter bei der „Csárdásfürstin“ in der Volksoper kennen gelernt, haben zusammen studiert, viel Bier miteinander getrunken und irgendwann dann eine Firma zusammen gegründet, die am Anfang auf Events spezialisiert war. Seit 2003 sind wir im Ausstellungsbereich tätig. Wir kennen uns also wirklich gut, was Diskussionen manchmal schwieriger gestaltet. Aber so viel Anlass gibt es nicht. – Aber die Sonntage macht ihr gemeinsam … Ja, schon. Unter der Woche bleibt viel Kleinzeug liegen, am Sonntag hat man Ruhe. – Was würdet ihr lieber machen, als hier an euren Computern zu sitzen? Günter wäre sicherlich lieber bei seiner kleinen Tochter und ich würde gerne einmal wieder einen Tag in der Hängematte liegen und die Zeit mit Nichtstun verbringen. —

Florian Prix und Günther Schiebeck haben unter anderem Projekte für die Ars Electronica in Linz, das International Center for New Media in Tunis und das Wien Museum realisiert. Mit der Public Display Control Engine, kurz PD:CONE, entwickeln sie nun ein Tool zur Eingabe, Verwaltung und Wiedergabe audiovisueller Inhalte. Das System ermöglicht es, anspruchsvolle und komplexe multimediale Konzepte mit schnell und einfach administrierbaren Technologien zu verbinden. PD:CONE verwaltet serverseitig Texte, Bilder, Videos und Animation, die entsprechend einer Wiedergabeliste auf Playback-Systemen abgespielt werden. Die Möglichkeiten reichen von zeit- und datumsgesteuerten Laufschriften, synchronen Bildwechseln bis hin zu breitformatigen Videos über mehrere Displays. Die Administration erfolgt über Webinterface und kann auf Grund der einfachen Bedienbarkeit auch von „Nicht-Experten“ vorgenommen werden. Als Anwendungsbeispiele gelten etwa Eingangs- und Kassabereiche von Museen, Veranstaltungslocations oder auch Kaufhäusern, die mit Visualisierungen und Informationssystemen bespielt werden. Projekteinreicher: Conceptual Art Technologies c:a:t Prix & Schiebeck OEG Projekt: Public Display Control Engine Gesamtfördersumme: 100.000 EUR

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REPEAT MODE by karin pollack (e) – It is Sunday, the only day Florian Prix found a little time for an interview. Outside the sun is shining, a quiet Sunday at the inner courtyard of a house in Schmelzgasse in Vienna’s 2nd district, birds are tweeting. In the office it’s silent, the temperature feels comfortable. Florian Prix and his partner Günther Schiebeck are sitting at the screens, you hear the sound of clicking keyboard keys. – Sorry to disturb you! Oh no, we’ve been waiting for you. Honestly, this is our first interview and we have absolutely no experience in this. – So there’s my first question. Do you like working on Sundays? Actually no, but at the time being we have to. We’ve done nothing but work since March, we handled ten projects in the past two months, five are still waiting for us. – You make audio and video installations for museums. Is that an artistic or a technical task? We cooperate with the curators, we are an interface between service and implementation. – Sounds quite vague. Our job includes both curatorial work and implementation. The museums provide us with material of which we make a presentation including film, sound, text and so on. In the exhibition it is shown in repeat mode. We take care that the images and films are running on the hardware; computers, beamers and monitors have to be harmonized with each other. – But it’s exactly these things that often don’t work when you need them. Computer and beamer are on, but there’s no image. Have you ever experienced this? Of course, it happens all the time. We only know it too well. We’d be rich and wouldn’t have to work anymore if we had already found a solution for this problem. Do you know the shortest technician joke?


– No. It goes like that “It’ll be fixed in a minute“. In the audio-visual field there is an enormous amount of devices and software with innumerable parameters that can be adjusted. With the devices in our office alone, I guess a million different adjustments could be made. Thus things easily interfere. And if an installation is running once there is no guarantee that it will be running again a second time. That’s our fate, our daily bread. – How do you keep everything under control? We know where problems might occur and may thus delimit the critical areas. – Is there anything you did not get started? No, at some point it always works. But for this very reason one of our aims is to make things easier and safer. Everybody who wants to make a screen presentation shall be able to operate and maintain our solution PD:CONE. – Sounds like Powerpoint? Yes, but Powerpoint is a scourge of humanity. You could say that PD:CONE is an improved kind of Powerpoint, hardware included. It can be used by everybody, from the pharmacist to the museum curator. The number of screens showing slide shows, films etc. is constantly increasing, they all shall be operated as easily as possible. – Is there any technical term for what you are doing? Digital signage. We make administration and visualization programs for the public space. That sounds rather technical, doesn’t it? – How come that you are all in the music business as well? You have only recently released a CD? Music, or electronic music to be precise, is our common background. That’s where we come from. Günther plays bass, I do the programming, one of our freelancers is a composer, things just developed. Within the team we have different functions, we cover everything from interface design to video cut and graphic design. – Are you artists or technicians? Something in between. We also make installations for artists, we will do something for Alien Products shortly. Generally, our objective is to

be more involved in projects, we want to operate to a greater extent with the contents, but we also intend to intensify our editorial work. – And from an economic point of view? Expansion is an important issue for us. – When do you consider a project successful? When you don’t think of the technology behind it. – What impresses you? There are a lot of things. For example, I remember a fantastic performance at the Festwochen festival. “Peony Pavilion” at Sophiensäle. Or “Border Patrol” by Paul Garrin. – Is it easy to work with friends? Yes and no. On the one hand Günther and I have known each other for a very long time. We met at the Volksoper where we worked as lighting technicians for the performance of “The Gipsy Princess” . We studies together, drank a lot of beer and one day established a company together which initially specialized in events. Since 2003 we are active in the field of exhibitions. We really know each other very well, which makes it harder to argue with each other. But there’s not much reason for it anyway. – But you are spending Sundays together … Yes, we do. During the week there are always things that are left undone, but on Sundays there is enough time to handle these things. – Is there anything you would prefer doing instead of working here now on the computer? I guess Günther would prefer being with his little daughter and I would love to spend a day in the hammock and just do nothing. —

Conceptual Art Technologies c:a:t Prix & Schiebeck OEG Schmelzgasse 9/2/2, 1020 Wien office@cat-x.at www.cat-x.at

Florian Prix and Günther Schiebeck have among others created projects for Ars Electronica in Linz, for the International Center for New Media in Tunis and for Wien Museum. With their Public Display Control Engine, in short PD:CONE, they have developed a tool for the input, administration and playback of audiovisual contents. The system allows to connect sophisticated and complex multimedia concepts with quick and easily administrable technologies. PD:CONE is used for the serverside administration of texts, pictures, videos and animations which can be played on playback systems according to a playback list. Applications range from time and date controlled moving messages to synchronous screen changes and wide screen videos shown on several displays. The system is administered via web interface, which can also be done by “non-experts” due to its easy operability. Possible applications are the entrance and cash box areas of museums, event locations or department stores, in which visualizations and information systems are used. Project applicant: Conceptual Art Technologies c:a:t Prix & Schiebeck OEG Project: Public Display Control Engine Total funding: 100,000 EUR

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Couch Music Publishing – Musik / Music

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logischen Schritt. Im Rahmen unserer Arbeit konnten wir wertvolle Kontakte und neue Auswertungsformen aufbauen. Es liegt nahe, diese Möglichkeiten auch Künstlern anzubieten, die bei anderen Labels unter Vertrag stehen. von sebastian hofer – Warum sollten sich die an Couch Music Publishing wenden? Weil wir uns (d) – Oliver Kamien von Couch Music neben der klassischen Verlagsarbeit, also Publishing GmbH über Musik aus der Werke-Administration im In- und AusWien, russische Downloadplattformen land, aktiv um zusätzliche Auswertungen und die Zukunft der Musikindustrie. bemühen, also die Musik unserer Künstler zum Beispiel in Kino- und Fernsehfilmen – Ganz ehrlich: Was würden Sie oder Werbeclips unterbringen. Dabei einem hoffnungsvollen Jungunternehhilft uns unser großes Netz an Kreativmer raten, der heute ein Plattenlabel Zielgruppenkunden, also Werbeagenturen, gründen will? Ich würde versuchen, ihn Produktionsfirmen, Regisseuren, Branddavon zu überzeugen, dass er die ganze managern. Insgesamt haben wir in diesem Sache noch mal gründlich überdenkt. Bereich rund 20.000 Kontakte weltweit. Die Musikindustrie befindet sich im Das ist nicht nur für die Künstler selbst Umbruch. Künftig müssen neben den interessant, sondern für die ganze Branche: herkömmlichen Vertriebswegen eine steWenn die CD-Verkäufe zurückgehen, muss tig wachsende Zahl zusätzlicher Auswerman eben versuchen, Musik auf vielen tungsformen wahrgenommen werden, Ebenen auszuwerten. – Bedeutet das für Couch auch einen um ausreichende Umsätze zu generieren. Rückzug aus dem kreativen Bereich? Dazu müssen konstant neue MarketingGanz im Gegenteil. Wir haben dank der wege erarbeitet werden. Gerade Newcodeparture-Projektförderung einen zusätzmer erfolgreich aufzubauen, wird immer lichen Mitarbeiter einstellen können, und schwieriger. – Andererseits erleichtern doch die Labelgründer Vlado dZihan und Mario neuen digitalen Vertriebswege die Kamien, die auch als Künstler bei Couch Arbeit gerade der kleineren Labels: Records veröffentlichen, machen wie Produktions- und Vertriebskosten fallen bisher ganz klassische A&R-Arbeit, suchen damit weitgehend weg. Natürlich ist das also nach neuen Künstlern für das Label. – Welche Kriterien muss ein Musiker ein Vorteil, nur erwirtschaften die digitaerfüllen, um einen Vertrag bei Couch len Verkäufe noch keine ausreichenden Umsätze. Dennoch wird der digitale Markt Records zu bekommen? Wir haben konkrete künstlerische und inhaltliche Vorin Zukunft mit Sicherheit der Entscheistellungen. Letztlich muss ein Projekt dende sein. – Welchen Anteil haben digitale Verauf der Bühne musikalisch sowie visuell käufe am Umsatz von Couch Records? umsetzbar sein. Der Künstler selbst muss Ungefähr 15 Prozent, mit wachsender authentisch sein. Im Verlag hingegen Tendenz. können wir den Bogen etwas weiter – Welchen Schaden verursachen spannen und weitere Musikstile auswerten illegale Downloads? Einen großen. und betreuen. – Im Fall von Valerie kooperieren Sie Aber damit müssen wir wohl oder übel im Verlagsbereich mit Sony BMG, also leben. Juristisch ist dem nur sehr schwer beizukommen. In Russland existieren zum einem internationalen Major-Label. Beispiel Download-Plattformen, die unsere Ist der traditionelle Konflikt zwischen Indies und Majors passé? Zum Teil ganz Songs sogar gegen Gebühr anbieten, natürlich ohne dass wir je einen Cent davon sicher. Früher beruhte das Geschäft der sehen. Wenn man Musik als Allgemeingut Majors darauf, dass zehn Flops mit einem Hit locker wettgemacht werden konnbetrachtet, wird es über kurz oder lang ten. Das funktioniert heute nicht mehr, keine Musik mehr geben. Auch wir müsweshalb Majors heute auf zusätzlichen sen unsere Miete bezahlen. – Seit kurzem wird unter dem Couch- Content von außen angewiesen sind, wie Dach nicht mehr nur Label-, sondern ihn eben Indielabels liefern können. Ganz auch Verlagsarbeit betrieben: Couch pragmatisch betrachtet, ermöglicht eine Music Publishing. Eine Reaktion auf Kooperation aber auch für Indies enorme die Krise? Wir sehen dies als den nächsten Chancen, weil ein Major natürlich über

DER NÄCHSTE LOGISCHE SCHRITT

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wesentlich schlagkräftigere Vertriebs- und Marketingmöglichkeiten verfügt. – Wie wird das Musikbusiness in Zukunft aussehen? Fest steht nur, dass der digitale Vertrieb immer wichtiger werden wird. Leider kann niemand genau sagen, wie und mit welcher Dynamik sich dieser Markt im Detail entwickeln wird. Dieser Bereich steckt eben immer noch derart in den Kinderschuhen, dass sehr vieles noch nach dem Trial-and-Error-Prinzip läuft. So zeigt sich im Moment etwa, dass der Klingelton-Markt offenbar doch nicht die große Zukunftshoffnung sein dürfte, als die er lange gehandelt wurde. Wir wissen es einfach nicht. Was die Sache nicht einfacher macht. —

THE LOGICAL NEXT STEP by sebastian hofer (e) – Oliver Kamien of Couch Music Publishing GmbH on music from Vienna, Russian download platforms and the future of the music industry. – Honestly speaking: what is your advice for a hopeful young businessman trying to establish a record label today? I would try to convince him of thinking the whole thing through once again. The music industry is being revolutionized. In the future it will only be possible to generate sufficient turnover by making use of an ever-increasing number of new ways of commercializing music, in addition to the traditional distribution channels. That requires constantly working out new ways of marketing music. It is in particular getting more and more difficult to successfully establish newcomers. – On the other hand it is mostly smaller labels whose tasks are made easier by the new digital distribution channels, as costs of production and distribution are practically nullified. Naturally that is an advantage, but unfortunately digital sales do not produce sufficient business volume yet. But I am sure that the digital market will be crucial in the future. – What is the contribution of digital sales to the turnover of Couch Records? Approximately 15 percent, with a rising tendency. – How much damage do illegal downloads cause? A big one. But we will willy-nilly have to live with that. Legal steps hardly work against it. In Russia there are,


for example, download platforms that even offer our songs for a fee – however, we never get a cent from them. If music is considered common property, sooner or later there won’t be any more music. We, too, have to pay the rent. – A short while ago you established Couch Music Publishing and started working in the publishing sector as well, apart from the work of the Couch record label. Is that a reaction to the crisis? We consider this the logical next step. In the course of our work we were able to establish valuable connections and new ways of commercializing music. Obviously we also wanted to offer these opportunities to artists who have contracts with other labels. – Why should they turn to Couch Music Publishing? Because we don’t only offer classical publishing services – that is administrate our artists’ works on a national and international level – but also actively try to find new ways of commercializing their music – that is place their music for example in big-screen and TV films or commercials. What helps us do that is our large network of costumers from the target group of the creative industries – advertising agencies, production companies, directors and brand managers. All in all we have established 20,000 contacts in this area from all over the world. That is not only interesting for the artists themselves but also for the whole industry: with sales of CDs going down, you have to try to commercialize music in many other areas. – Do you imply that Couch will withdraw from the creative side of the business? Not at all. Thanks to departure project funding, we were able to employ an additional staff member, and the founders of the label, Vlado dZihan and Mario Kamien, whose artistic work is also released by Couch Records, are still engaged in classical A&Rwork, that is they are looking for new artists for our label. – Which criteria must be fulfilled by a musician to get a contract with Couch Records? We have clearly defined artistic and content-related expectations. After all it must be possible to translate a project into music and visualize it onstage. The artist himself has got to be authentic. In the publishing house we can adopt a somewhat broader approach and commercialize and administrate a wider range of music genres. – As far as the singer Valerie is concerned your publishing department is cooperating with Sony BMG, an international major label. Is the traditional conflict between indies and majors over? In part it is. The business of majors used to be based on the fact that one hit could easily make up for ten flops. This no longer works today, therefore majors now depend on an additional input of content from the outside, such as can be provided by indie labels. Looking at it from a purely practical point of view, such cooperation also offers enormous chances for indies, as a major can obviously provide much more efficient distribution and marketing opportunities. – What will the music business of the future look like? The only thing that is certain is that digital distribution will become more and more important. Unfortunately, nobody can predict exactly, how and with what kind of dynamics the digital market will evolve. This area is still so much in its fledgling stages that many things still proceed on the basis of trial and error. At present it turns out that, for example, the ringtone market is not the great hope for the future it was for a long time supposed to be. We simply don’t know the future, which doesn’t exactly make things easier. —

Couch Music Publishing GmbH Lindengasse 25, 1070 Wien office@couchrecords.com www.couchmusicpublishing.com — Mit dem Projekt Aktive Musik-Werke-Vermarktung und der Gründung der Couch Music Publishing GmbH geht das Wiener Musiklabel Couch Records neue Wege in der Verwertung von Musik, die auch den Repertoires anderer Labels und Verlage offen stehen. Die beiden grundlegenden Aufgaben eines Verlages, nämlich die Administration und die aktive Verwertung von Werken, werden zukünftig auf zwei Spezialisten aufgeteilt. In Kooperation mit dem Berliner Musikverlag Budde, der auf 60 Jahre Erfahrung in der Werkeadministration und ein weltweites Netz von Verlagsniederlassungen zurückgreifen kann, nutzt Couch Music Publishing die bisher aufgebauten, internationalen Verbindungen zu Filmproduktionen, Werbeagenturen und exquisiten Marken, um aktiv Direktlizenzen zu akquirieren. Die Erfolge sprechen für sich: So wurden unter anderem bereits Synchronisationsrecht- und Brand-Music-Deals mit Apple, DaimlerChrysler sowie den Produktionsfirmen der TV-Serien-Hits „Sex And The City“, „Six Feet Under“ oder „Nip/Tuck“ abgeschlossen. Projekteinreicher: Couch Music Publishing GmbH Projekt: Aktive Musik-Werke-Vermarktung Gesamtfördersumme: 44.242 EUR — With their project Active Marketing of Musical Works and the establishment of Couch Music Publishing GmbH the Viennese music label Couch Records is breaking new ground in the commercialization of music, which is open to other labels and publishers. The two basic tasks of a publisher – the administration and active commercialization of musical works – will in future be split between two specialists. In cooperation with the Berlin-based music publisher Budde who has 60 years of experience in the administration of musical works and disposes of a worldwide network of subsidiaries Couch Music Publishing can profit from already existing international connections to film producers, advertising agencies and exquisite brands in order to obtain direct licenses. The success speaks for itself: synchronization rights and brand music deals have so far been arranged with Apple, Daimler Chrysler as well as with the producers of successful TV series like “Sex And The City”, “Six Feet Under” or “Nip/Tuck”. Project applicant: Couch Music Publishing GmbH Project: Active Marketing of Musical Works Total funding: 44,242 EUR

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Rochuspark – Services für Creative Industries / Services for creative industries

VERNETZUNGSARCHITEKTUR von andrea hurton (d) – Stefan Leitner-Sidl und Michael Pöll (Konnex) geben Unternehmern und Unternehmerinnen aus den Creative Industries Raum – für Arbeit, Austausch, Vernetzung, Lernen und Unterhaltung. – Wir befinden uns im Unternehmerzentrum Rochuspark. Was geschieht hier und wie haben sich diese Räumlichkeiten über die Jahrzehnte verändert? stefan leitner-sidl: In diesen Räumen in der Erdbergstraße in Wien-Landstraße war früher einmal eine Schmiede untergebracht. Heute ist der Rochuspark Treffpunkt und Arbeitsraum für Unternehmer und Unternehmerinnen aus verschiedenen Bereichen der Creative Industries. Es gibt hier 35 Büroarbeitsplätze, drei Studios, in denen Künstler arbeiten, einen Modeshop, über den eine Designerin ihre eigene Kollektion, aber auch Kollektionen von anderen Designern verkauft, ein Café und im Keller einen Clubraum für Veranstaltungen. Das ganze Areal umfasst an die 1.000 Quadratmeter. – Wie sieht der Unternehmensmix aus? michael pöll: Die Unternehmer und Unternehmerinnen, die hier arbeiten, kommen überwiegend aus Bereichen wie Architektur, Design, Unternehmensberatung, Journalismus, PR usw. Der Struktur dieser Kreativwirtschaftsbereiche entsprechend, handelt es sich dabei überwiegend um Einpersonenunternehmen (EPUs), einige Kleinstunternehmen erreichen Betriebsgrößen von bis zu drei Mitarbeitern. – Der Rochuspark ist bereits das dritte Unternehmerzentrum, das ihr betreibt. Wie hat eure Geschichte als Unternehmer begonnen? stefan leitner-sidl: Wir kommen eigentlich aus der Marktforschung. 2002 haben wir mit der Schraubenfabrik im 2. Bezirk unser erstes Unternehmerzentrum eröffnet. Die Schraubenfabrik war ein leeres Fabriksloft, das uns auf Anhieb gefallen hat. Wir haben es umgebaut und haben für unser 162 — Rochuspark


Konnex – Leitner-Sidl & Pöll OEG Lilienbrunngasse 18, 1020 Wien office@konnex.cc www.konnex.cc

Im Jahr 2002 gründeten Stefan Leitner-Sidl und Michael Pöll die Schraubenfabrik, im Jahr 2004 folgte die Gründung der Hutfabrik. Mit ihrem Konzept alternativer Unternehmerzentren trafen sie den Nerv der Zeit und erfüllten die Bedürfnisse vieler Selbstständiger. Rund 50 Unternehmer – zum Großteil aus dem Bereich der Creative Industries – zählen heute zu ihren Mietern. Als Impulsgeber für kontinuierliche Professionalisierung wollen sie nun mit dem Projekt Rochuspark neben optimalen Arbeitsplätzen auch Raum für gegenseitigen Austausch und ökonomische Verwertung schaffen. Eine alte Schmiede am Rochusmarkt bietet dafür beste Voraussetzungen: Großzügige architektonische Gegebenheiten ermöglichen die vielfältige Nutzung als Verkaufs-, Veranstaltungs-, und Präsentationsräume sowie Ateliers. Diese neu geschaffenen Räume werden auch den beiden bereits bestehenden Unternehmerzentren zur Verfügung stehen und so die Arbeitsqualität aller drei Zentren erhöhen. Im Rahmen der departure-Förderung wird die Vernetzung der einzelnen Communities über die Standorte hinweg und in einem weiteren Schritt auch die internationale Anbindung an ähnliche Initiativen unterstützt. Projekteinreicher: Konnex – Leitner-Sidl & Pöll OEG Projekt: Rochuspark Gesamtfördersumme: 57.203 EUR

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Konzept, Büroarbeitsplätze vor allem für Kreativunternehmen anzubieten, Mitstreiter gefunden. Das Konzept ist von den Unternehmern und Unternehmerinnen gut angenommen worden und hat auch in den Medien viel Resonanz gefunden. Die Schraubenfabrik ist heute ein lebendiges Zentrum, in dem 35 Unternehmer und Unternehmerinnen ihr ideales Arbeitsumfeld gefunden haben. 2004 ist dann die Hutfabrik im 6. Bezirk dazugekommen. Sie ist etwas kleiner als die anderen Zentren – im Moment haben in der ehemaligen Hutmanufaktur in der Hofmühlgasse 13 Unternehmer und Unternehmerinnen ihre Arbeitsplätze. 2007 ist dann der Rochuspark eröffnet worden. – Welche Vorteile bieten diese Zentren den Unternehmern und Unternehmerinnen? stefan leitner-sidl: Die Idee der Vernetzung ist die tragende Säule des Konzepts, wobei es hier wiederum eine physische und eine virtuelle Komponente gibt. Der Rochuspark ist wie die Schrauben- und Hutfabrik für Unternehmer und Unternehmerinnen aus den Creative Industries ein Raum für Austausch, für Lernen, für Netzwerken – ein physischer Hotspot. michael pöll: Der Marktplatz der Creative Industries wird stärker ausgeweitet. Es gibt ein enormes Potenzial des informellen Lernens und des gemeinsamen Auftretens. Durch die Vernetzung können Einzelunternehmer und – unternehmerinnen auch an größere Aufträge kommen. Irgendeiner zieht immer einen großen Fisch an Land, der dann zerstückelt wird. Für die Zukunft ist eine intensivere Vernetzung mit Unternehmerzentren für Kleinunternehmen aus den Creative Industries in Wien bzw. in ganz Österreich geplant. Die Internationalisierung und die Verbindung zu Zentren, etwa in Berlin, wird dann ein weiterer wichtiger Schritt sein. stefan leitner-sidl: Der Rochuspark bietet über den Shop oder den Veranstaltungsraum auch eine permanente Schnittstelle zur Außenwelt. Das hat bis jetzt gefehlt. So können wir auch inhaltlich arbeiten, das heißt zum Beispiel eine Veranstaltungsreihe entwickeln, die sich um für Creative-Industries-Unternehmer relevante Themen dreht. Die Szene bekommt eine Verortung, die auch für die Öffentlichkeit sichtbar wird. —

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ARCHITECTURE FOR NETWORKING by andrea hurton (e) – Stefan Leitner-Sidl and Michael Pöll with their company Konnex provide space for entrepreneurs from the creative industries – space for working, interaction, networking, learning and entertainment. – We are inside the Rochuspark business center. What is going on here and in what way have the premises changed over the decades? stefan leitner-sidl: In earlier years, the premises in Erdbergstrasse in Vienna’s third district harbored a smithy. Today the Rochuspark is a meeting point and workspace for entrepreneurs from various creative industries. There are 35 office workstations, three studios occupied by artists, a fashion shop, where a designer sells her own creations plus collections from other designers, a café and – in the cellar – a clubroom for events. The whole area is almost 1,000 square meters. – What kind of enterprises are situated here? michael pöll: Mostly, the entrepreneurs working here are from sectors such as architecture, design, management consulting, journalism, PR and so on. In accordance with the way these creative industries are structured, most of them are self-employed individuals, a few microenterprises have up to three staff members. – The Rochuspark is the third business center you are operating. How did your history as businessmen start? stefan leitner-sidl: Originally we worked in the field of market research. In 2002 we opened our first business center, the Schraubenfabrik (former screw factory) in Vienna’s 2nd district. The Schraubenfabrik was an empty factory loft – we loved it at first sight. We converted it and found partners for our concept of offering office workstations in particular for members of the creative industries. The concept was successful with entrepreneurs and met with a lively response from the media. Today the Schraubenfabrik is a bustling business center, where 35 entrepreneurs found an ideal work environment. In 2004 the Hutfabrik (hat factory) in Vienna’s 6th district was added to our business. It is somewhat smaller than our other business centers – at present 13 entrepreneurs are working in the former hat factory in Hofmühlgasse. Finally, the Rochuspark was opened in 2007. – Which advantages do your centers offer to entrepreneurs? stefan leitner-sidl: Our concept is based on the idea of networking, with a physical and a virtual aspect. Like the Schraubenfabrik and the Hutfabrik, the Rochuspark is a place where entrepreneurs from the creative industries can engage in exchanging ideas, learning and networking – it is a physical hotspot. michael pöll: The marketplace of creative industries is enlarged further. There is an enormous potential there for informal learning and joint presentations. The establishment of networks allows self-employed individuals to land bigger contracts as well. Someone is sure to catch a big fish which is then cut into pieces. In the future we plan to establish tighter networks with business centers for small enterprises from the creative industries in Vienna and all over Austria. Another important step is an internationalization and the establishment of networks with business centers abroad, for example in Berlin. stefan leitner-sidl: Furthermore, the Rochuspark with its shop and event location offers a permanent gateway to the outside world. That was missing until now. Thus we can also do some content work, that is, we can for example hold a series of events dealing with topics that concern entrepreneurs active in the creative industries. The scene is given a location where it also becomes visible for the general public. —

In 2002 Stefan Leitner-Sidl and Michael Pöll founded the Schraubenfabrik, in 2004 followed the establishment of the Hutfabrik. Their concept of alternative business centers is absolutely topical and meets the demands of numerous self-employed persons. Around 50 entrepreneurs – basically active in the creative industries – count among their tenants. In order to advance the continuous professionalization the Rochuspark project shall provide optimum work space and room for exchange and commercialization. A former smithy at Rochusmarkt offers the optimum conditions: a spacious architectural location to be used as sales, event and presentation area and workshops. This new space will also be put at the disposal of the other two business centers, thus allowing to improve the working quality of all three centers. In the scope of departure funding the individual communities shall be networked; subsequently, the international linking with similar initiatives shall be supported. Project applicant: Konnex – Leitner-Sidl & Pöll OEG Project: Rochuspark Total funding: 57,203 EUR

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rosa mosa – Mode / Fashion

Springer Simone / rosa mosa Ziegelofengasse 17/R2, 1050 Wien info@rosamosa.com www.rosamosa.com

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DAS UM UND AUF DES OUTFITS von stephan hilpold (d) – Ihr arbeitet gewissermaßen als interkulturelles Kollektiv. Yuji, du kommst aus Japan, Simone, du aus Österreich. Prägt das euer Design? simone springer: Ja, es beeinflusst den Designprozess von Anfang an. Im Westen steht am Anfang die Zeichnung, wir dagegen beginnen mit umfangreichen Recherchen, wir besuchen Gerbereien, arbeiten mit diversen Materialien und daraus entsteht dann der konkrete Schuh. yuji mizobuchi: Dass wir von Materialien ausgehen, das ist typisch japanisch. – In Japan haben Menschen eine ganz andere Einstellung zu Mode als im Westen. simone springer: Wir reisen regelmäßig nach Japan, wir sind dort auch in einem Showroom vertreten. Die japanische Szene selbst kennen wir aber gar nicht so gut. In den letzten Jahren ist dafür hier eine Art kleines japanisches Ghetto entstanden. Unsere Assistenten kommen aus Japan und China, der Stylist aus Japan. – In welcher Hinsicht lernt ihr von diesen unterschiedlichen kulturellen Hintergründen? simone springer: Ich muss viel mehr Geduld haben. Die Umgangsformen sind andere, aber von großem Respekt getragen. Höflichkeit spielt eine wichtige Rolle. yuji mizobuchi: Simone ist direkter als ich es bin. Daran musste ich mich erst gewöhnen. Als Designerin erstaunt sie mich immer wieder durch ihre Herangehensweise. simone springer: Mein Hintergrund ist ein ganz anderer als Yujis. Bevor ich nach London ans Cordwainers College ging, um dort eine postgraduale Ausbildung zur Schuhdesignerin zu machen, und dort auch Yuji kennen lernte, stellte ich Skulpturen her. Ich war an Proportionen und Materialien interessiert. Das färbt auf unsere Arbeit jetzt ab. Bei Schuhen kommt natürlich eine eminent funktionale Ebene dazu. Sie sind dazu da, getragen zu werden. – Warum habt ihr an einem bestimmten Punkt eures Lebens beschlossen, Schuhe zu machen? yuji mizobuchi: Schuhe waren für mich immer das Um und Auf eines Outfits. Stehe ich in der Früh auf, denke ich nicht daran, welche Kleider ich heute anziehe, sondern welche Schuhe. – Internationale Designunternehmen haben derzeit größte Schwierigkeiten, Schuhdesigner zu finden. Warum will diesen Job niemand machen? simone springer: Es ist keine große Schwierigkeit, Sneakers zu designen, es erleichtert wenn man mit Drucken arbeitet und in zweidimensionalen Kategorien denkt. In dem Moment aber, in dem man richtige Schuhe designen will, muss man dreidimensional denken und dann wird es schwierig. Aus welchen Schichten besteht ein Schuh? Wie konstruiert man ihn? Welche Materialien braucht es? Wie geht man mit Produzenten um? Das Problem ist, es gibt dafür kaum Ausbildungsstätten. Neben jener in London, gibt es noch eine in Mailand, die so teuer ist, dass man sie sich kaum leisten kann. – Eure Designs sind sehr experimentell. Wie wichtig ist euch das traditionelle Schuhhandwerk? simone springer: Ich habe einmal einen traditionellen Schuh mit Rahmen gemacht. Ich möchte das nie wieder tun müssen. Es war unglaublich viel Arbeit. Aber natürlich fließt dieses Wissen in unsere tägliche Arbeit ein. Unsere Schuhe sind ja oft handgefertigt. C / 0602 — Mode / Fashion — 167


Aber wir brechen die Regeln auch auf, wir verändern und dekonstruieren sie. yuji mizobuchi: Uns interessiert immer die Veränderung, einen klassischen Schuh herzustellen, das ist nicht unsere Sache. – Ihr verwertet oft alte Materialien neu. Sollen eure Schuhe bewusst alt aussehen? yuji mizobuchi: Wir denken da schlichtweg ökologisch. Die weltweiten Ressourcen sind beschränkt, es geht darum, das Maximum aus ihnen rauszuholen. simone springer: Unsere Schuhe sollen nicht „eco“ aussehen, aber das tun sie wohl oft. Viele Materialien wählen wir deswegen, weil wir ihre Ästhetik mögen. – Wie ist die Rollenverteilung zwischen euch beiden? simone springer: Wir machen eigentlich beide alles. Yuji schreibt natürlich die japanischen Briefe, ich den Rest. Ich spreche auch ein bisschen japanisch, nicht viel. Aber ich lerne. – Eine letzte Frage: Was bedeutet Mode für euch? simone springer: Für mich ist Mode eine Einstellung gegenüber dem Leben. Mode ist leicht, bewegt sich an der Oberfläche. Schuhe haben den Vorteil, dass sie ein wenig trendresistenter sind. Wir können etwas mehr in die Tiefe gehen. yuji mizobuchi: Schuhe sind für mich wichtiger als Kleidung, auch wenn ich Letzteres sehr mag. Mich interessiert ihre Dreidimensionalität, ich kann von allen Seiten auf sie schauen. —

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Das Label rosa mosa wurde 2002 vom Designerduo Simone Springer und Yuji Mizobuchi gegründet. Beide absolvierten am Cordwainers College in London den „postgraduate course for footwear and accessories“. Der Namen rosa mosa steht für extravagante Schuhkollektionen für Damen und Herren: innovative, tragbare und funktionale Schuhe aus natürlichem Material, überwiegend handgefertigt und in kleinen Serien aufgelegt. Die Arbeitsweise des Designteams ist konzeptionell: Sie modellieren ihre Prototypen und verleihen damit ihren Entwürfen Objektcharakter. Dabei legen die Designer höchsten Wert auf die Nutzung lokaler Ressourcen in Entwicklung und Produktion und arbeiten vorwiegend mit österreichischen Kooperationspartnern. rosamosa-Kollektionen sind Nischenprodukte im Mittel- und Hochpreissegment am exklusiven Schuhmarkt. Die von departure geförderte Lancierung und Etablierung des Labels rosa mosa im internationalen Kontext soll mit regelmäßigen Präsentationen auf den renommierten Messen, wie der Mailänder Schuhmesse Micam Shoevent, und Première Classe, der Internationalen Fachmesse für Mode-Accessoires in Paris, erreicht werden. Projekteinreicher: Springer Simone /rosa mosa Projekt: Internationalisierung von rosa mosa Gesamtfördersumme: 84.000 EUR


A CRUCIAL PART OF EVERY OUTFIT by stephan hilpold (e) – You are something of an intercultural collective. Yuji, you come from Japan and you, Simone, are from Austria. Is this reflected in your designs? simone springer: Yes, it has been influencing our design process from the very beginning. In the western tradition the drawing is at the beginning of the process. However, we start by conducting intensive research. We visit tanneries, work with various materials and the result of this process will then be the actual shoe. yuji mizobuchi: Starting with the materials is a typically Japanese approach. – In Japan, people have a very different attitude towards fashion compared with the West. simone springer: We regularly travel to Japan where we are represented in a showroom. Funnily enough, we don’t know the Japanese scene itself very well. However, a kind of small Japanese ghetto has formed here in Vienna over the past few years. Our assistants come from Japan and China, the stylist is Japanese. – In which ways do you learn from these various cultural backgrounds? simone springer: I found that I needed to be much more patient. The social behavior is different but marked by great respect. Politeness is very important. yuji mizobuchi: Simone is more outspoken than I am. I had to get used to that. In designing, I am always surprised by the approaches she takes. simone springer: My background is completely different from Yuji’s. Before I went to London to do a post-graduate course in footwear design at the Cordwainer’s College, which is also where I met Yuji, I made sculptures. I was interested in proportions and materials. This is now also reflected in our work. However, in shoes there is that all-important functional aspect. They are made to be worn. – Why have you decided at some point in your lives to design footwear? yuji mizobuchi: To me, footwear has always been a crucial part of every outfit. When I get up in the morning I don’t think about which clothes I am going to wear but which shoes. – International design companies are currently finding it extremely difficult to find footwear designers. Why does nobody want to do that job? simone springer: It is not very difficult to design sneakers. You work with prints and think in two dimensions. However, the minute you want to design proper footwear you have to start thinking in three dimensions and that is when it gets difficult. How many layers is a shoe made of? How do you build it? Which materials do you need? How do you deal with manufacturers? It is a problem that there are hardly any training centers around. Apart from the one in London there is one other in Milan, which is so expensive that it is almost unaffordable. – Your designs are very experimental in character. How important is traditional footwear-making to you? simone springer: I once had to make a traditional shoe with welt. I never want to have to do that again. It is incredibly hard work. But of course this knowledge finds its way into our daily work. Our shoes are very often handmade but we also break down the rules, we change and deconstruct them. yuji mizobuchi: We are always interested in change. Making traditional footwear is not what our work is all about. – You often reuse old material. Do you deliberately want your shoes to look old? yuji mizobuchi: That’s purely ecological thinking. Global resources are limited so we try to make the most of them. simone springer: Our shoes are not meant to have an “eco” look but I suppose they often do. We use many of the materials simply because we like their appearance. – How are the roles distributed between the two of you? simone springer: We both do everything. Yuji, of course, writes the Japanese correspondence, I do the rest. I speak a little Japanese, not a lot but I’m learning. – One last question: what does fashion mean to you? simone springer: To me, fashion expresses an attitude towards life. Fashion is light, it moves on the surface. The advantage of shoes is that they are a little more resistant to trends. We can afford to go a little deeper. yuji mizobuchi: To me, shoes are more important than clothes even though I do like them. I am interested in the three-dimensional qualities of shoes, I can look at them from all sides. —

The label rosa mosa was established in 2002 by designers Simone Springer and Yuji Mizobuchi, both graduates of the “postgraduate course for footwear and accessories” at the Cordwainer’s College in London. The name rosa mosa stands for extravagant shoe collections for men and women: innovative, wearable und functional shoes made of natural materials, mainly hand-made in small numbers. The designer team is working conceptually: they are molding their prototypes thus making their designs look like objects. For the designers it is important to use the local resources both as regards development and production; most of their cooperation partners are Austrian. rosa mosa collections are medium to high priced niche products on the exclusive shoe market. departure provides funding for launching and establishing the rosa mosa label on the international market with the help of regular presentations on the most renowned fairs such as the Micam Shoevent in Milan (international shoe exhibition) and Première Classe in Paris (international fair for fashion accessories). Project applicant: Springer Simone / rosa mosa Project: Internationalization of rosa mosa Total funding: 84,000 EUR

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Screenmaster – Multimedia / Multimedia

Z.ONE - media Bever & Gstach & Pichler & Reichert OEG Neubaugasse 40/5A, 1070 Wien office@zone.co.at zone.co.at althaler + oblasser neue medien oeg Straußengasse 13, 1050 Wien i@aoeg.net www.aoeg.net

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BEWEGTE ANKÜNDIGUNGEN von karin pollack (d) – Es ist heiß im Juni in Wien. Die Menschen in der Neubaugasse huschen von Schatten zu Schatten. Im Haus Nummer 40, 1. Stock, Türnummer 5a, sitzen drei Männer in weißen Hemden im angenehm kühlen Besprechungszimmer: Holger Reichert, Wolfgang Oblasser und Benno Pichler, drei Screenmaster. – Mögt ihr Bildschirme? Mögen in dem Sinn tun wir sie nicht. Wir finden es auch nicht toll, wenn alles überall ständig flimmert. Wenn auf Monitoren zum Beispiel in Museen schöne Sachen laufen, dann finden wir das gut. Ohne Bildschirme gäbe es unsere Arbeit nicht. – Was sind schöne Sachen für Monitore? Na das, was wir machen. Es ist einfach, muss ästhetisch sein, ein Ziel haben. Wir zeigen Inhalte, die Menschen anlocken, fesseln und informieren sollen. Wir machen das mit Video-Clips, Filmen, gut gestaltetem Text, Logos, die im öffentlichen Raum gezeigt werden. – Was findet ihr nicht gelungen? Dinge, die auf Bildschirmen laufen aus denen man nicht schlau wird und nicht versteht, was damit genau gemeint ist. – Ist es schwierig, die Aufmerksamkeit von Menschen, die unterwegs sind, auf einen Bildschirm zu ziehen? Die meisten unserer Projekte haben wir im Rahmen von Kunstund Kulturveranstaltungen gemacht. Da sind die Menschen prinzipiell schon eher interessiert. Wir haben 1995 auf der Viennale begonnen, Dinge zu zeigen, die die Viennale-Besucher erwarten werden, auch Interviews sind dort gelaufen. Seit damals machen wir bewegte Ankündigungen. – Eure wichtigsten Projekte? Auf der Viennale damals hat MAK-Direktor Peter Noever unsere Arbeit gesehen. Er hat schon damals erkannt, dass Museen immer nur einen kleinen Teil ihres Bestandes ausstellen können. Er wollte den Menschen auf Monitoren im Museum mehr zeigen. Und wir haben das dann zusammen mit ihm gemacht und machen es immer noch, mittlerweile auch für die Kunsthalle, das Volkstheater, das Technische Museum. – Seid ihr Künstler? Nein, überhaupt nicht, wir sind eine Multimediaproduktionsfirma, haben uns auf Videos spezialisiert, die wir auch selbst produzieren. Wenn wir im Kulturbereich arbeiten, müssen wir die Kunst, die wir zeigen wollen, zwar schon verstehen, aber mit Leuten wie Peter Noever und Gerald Matt, die wir beruflich und persönlich sehr schätzen, war das noch nie ein Problem. – Aber Techniker seit ihr doch auch nicht? Nein, wir sind Geisteswissenschaftler, haben ursprünglich zusammen Theaterwissenschaften und Philosophie studiert. – Also seid ihr, streng gesprochen, auf Abwegen? In gewissem Sinne, wir waren seinerzeit unseres Wissens die ersten Geisteswissenschaftler, die eine Firma gegründet haben. Auf der Uni im Massenbetrieb muss man sich viel erarbeiten, das war eine gute Basis-Ausbildung. Zu Beginn unserer Selbstständigkeit haben wir uns sogar noch als Institut bezeichnet.

– Wer macht die Buchhaltung? Das haben wir uns selbst beigebracht, wir haben gute Leute für Videos, Screen-Design und technisch valide Lösungen. Wir betreuen unsere Auftraggeber, gehen auf Kundenwünsche ein, machen Marketing. Das alles hätte man auch studieren können, aber wir haben uns auch ohne etabliert. – Seid ihr ein Luxus für Museen? Wir bieten Museen die Möglichkeit, mehr zu zeigen. Mit einem schön gestalteten Screen auf der Fassade öffnet sich ein Haus nach außen, zieht Menschen hinein. Das ist dann eigentlich kein Luxus. – Früher gab es Plakate … Aber genau von den Plakaten will man weg, das ist ein Trend der Zeit. – Gut, das gilt für Museen. Arbeitet ihr auch für die Wirtschaft? Es gibt Leute, die uns schätzen. Für Boris Marthe von der Erste Stiftung haben wir Präsentationen für TRANSIT gemacht. Da ging es darum, Kunst aus dem Osten zu präsentieren. Wir machen Imagefilme für die OMV und die Wirtschaftskammer. Für Bundespräsident Heinz Fischer haben wir eine Präsentation für den Tag der Offenen Tür gestaltet. – Seid ihr ausgelastet? Leider arbeiten wir immer, wirklich immer, aber wir können auch immer noch was unterbringen. – Dann erübrigt sich die Frage nach euren Hobbys? So ganz schlimm ist es nicht. Für mich ist es Radfahren und Snowboarden (Wolfgang Oblasser), immer wieder Kino, aber nicht so exzessiv wie früher (Holger Reichert), ich würde manchmal statt zu arbeiten gerne mal kochen (Benno Pichler). – Wie liefert ihr euren Auftraggebern die bewegten Ankündigungen? Auf DVD, das funktioniert gut, aber bisher konnte dort, wo sie gezeigt wurden, eigentlich niemand mehr etwas verändern, im Sinne der Reihenfolge, Aktualität etc. Irgendwann kam die Idee für Screenmaster, das von departure geförderte Projekt. Screenmaster ist eine technische Lösung, mit der die Leute aus Museen oder Unternehmen, unsere immer aus Einzelclips zusammengestellten Präsentationen selbst variieren, anpassen oder verändern können. – Bisher haben sie euch dazu gebraucht? Nein, sie hatten eine DVD, jetzt haben sie ein Werkzeug, mit dem sie ihre Bildschirme besser bedienen, ihre Inhalte archivieren und wieder aufrufen können. – Habt ihr Konkurrenz? Ja, es gibt viele, die an diesen Dingen arbeiten. Wir haben uns auf Videos und Dokumentationen im Kunst- und Kulturbereich spezialisiert. Unser großes Plus: Wir sind sehr verlässlich und pünktlich. – Wohin geht eure unternehmerische Reise? Wir wollen expandieren, haben ein Büro in Bratislava, aber natürlich wäre es auch toll, in Berlin, oder generell im deutschsprachigen Raum zu arbeiten. Es gibt einfach einen großen Bedarf. – Und technisch? Wir arbeiten an vernetzten Lösungen, zum Beispiel für das Land Niederösterreich, deren Museen zusammenarbeiten und Cross-Marketing-Aktionen machen. Auf der Schallaburg wird gezeigt, was in der Kunsthalle Krems gerade stattfindet. Wir können uns aber durchaus auch vorstellen, für die Bildschirme von Mobiltelefonen kleine Shows zu machen, zum Beispiel für Apples iPhone. Da fallen uns tolle Dinge ein. —

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MOVING ANNOUNCEMENTS by karin pollack (e) – It’s hot in Vienna in June. People in Neubaugasse are trying to get some shade. In house no. 40, first floor, flat 5a there are three men in white shirts sitting in a pleasantly cool meeting room: the screen masters Holger Reichert, Wolfgang Oblasser and Benno Pichler. – Do you like screens? Well, we don’t really love them. And it’s not so great to be surrounded by flickering screens everywhere. But if there are some nice things to see on screens in museums, for instance, that’s good. Our work depends on screens. – What nice things do you mean? Well, the things we make. It has to be simple, esthetic, and pursue an objective. We show contents with the purpose to attract, captivate and inform people. We do this with the help of video clips, films, good texts, logos that are shown in public spaces. – What is not satisfactory in your opinion? When you see things on a screen and it is not clear what they mean. – Is it hard to attract the attention of passers-by to a screen? Most of our projects were shown in the scope of art and culture events. People who go there are basically interested in that. We started in 1995 at the Viennale showing the visitors of the festival what they will be seeing, also including interviews. Since then we have been making “moving announcements” . – Your most important projects? At the then Viennale Peter Noever, the director of the Museum of Applied Arts/Contemporary Art in Vienna saw our work. He was aware that museums can only exhibit a small portion of their inventory and wanted to show visitors to the museum more on screens. We did this together with him and we are still doing it e.g. for Kunsthalle, Volkstheater, Technisches Museum Wien. – Are you artists? No, not at all, we are a multimedia production company specializing in videos that we produce ourselves. If we work in the cultural field we certainly have to 172 — Screenmaster

understand the art that we want to present, but with Peter Noever or Gerald Matt whom we highly esteem both professionally and personally this has never been a problem. – But you are no technicians either, are you? No, we are humanists, we initially studied philosophy and theater studies. – So strictly speaking you “go astray”? In a certain sense, yes. As far as we know we were the first humanists to establish a company. At university you are just one of many students, you have to work hard and that’s a perfect basis. At the beginning of our professional career we even called our company an institute. – Who is responsible for accounting? We learned that by ourselves, we have good people for videos, screen design and technically valid solutions. We support our clients, are responsive to their wishes, do marketing. We could have studied all this at university, but we did without. – Are you a luxury for museums? We offer museums the opportunity to show more. With a nicely designed screen on the facade a house opens and invites people to come in. Actually, that’s no luxury. – What about the good old posters ... There is a trend away from posters, they are no longer up-to-date. – Well, that’s true for museums. Do you also work for business enterprises? There are people who appreciate our work. We have for instance prepared the TRANSIT presentations for Boris Marthe from Erste Stiftung, which focused on presenting art from the East. We make image films for OMV and for the Economic Chamber. We also made a presentation for Austria’s Federal President Heinz Fischer for the Open House event. – Do you work at full capacity? Unfortunately, we are constantly working, I mean really all the time, but we still manage to squeeze something in. – So I don’t have to ask what your hobbies are? It’s not that bad. For me it’s cycling and snowboarding (Wolfgang Oblasser), I just love to go to the movies, but not as excessively as I used to (Holger Reichert), sometimes I’d prefer cooking instead of working (Benno Pichler). – How do you deliver your “moving announcements”? On DVD so far, that worked very well. The problem only was that it was

not possible to modify anything, e.g. as regards the sequence or topicality. Then we came up with the idea of the Screenmaster which is the departure funded project. Screenmaster is a technical solution with which our presentations for museums or companies consisting of individual clips can be varied, adapted or changed – So you did this so far? No, they were provided with a DVD, now they have a tool with which they can more easily operate the screen, archive the contents and call them up again. – Do you have competitors? Yes, there are lots of people working in this field. We specialized in videos and documentations in the field of art and culture. Our great asset is that we are reliable and punctual. – What are your entrepreneurial plans? We would like to expand, we have an office in Bratislava; but it would be marvelous to work in Berlin or in any other German speaking area. There is a huge demand. – And technically? We are working on networked solutions, e.g. for the province of Lower Austria: the museums there cooperate and run cross marketing campaigns. Schallaburg for instance provides information on exhibitions at Kunsthalle Krems. We could imagine making little shows for the displays of cell phones, e.g. for the Apple iPhone. We have some really good ideas. —


Als Videoproduktionsfirma mit Sitz in Wien und Bratislava hat sich die Z.ONE im Kunstund Kulturbereich längst einen Namen gemacht. Seit über zehn Jahren konzipiert und realisiert die Z.ONE Medienprojekte und audiovisuelle Lösungen, die sich durch einen innovativen Umgang mit Bild, Text und Ton auszeichnen. Zu ihren Kunden zählen unter anderem das MAK - Museum für angewandte Kunst/Gegenwartskunst, die Viennale und das Technische Museum Wien. In Kooperation mit a&o, einer jungen Multimediaagentur, entwickelt Z.ONE nun das multimediale Präsentationssystem Screenmaster für den Kunst- und Kulturbereich. Screenmaster ermöglicht dem Kunden, flexibel und einfach Informationen unterschiedlichen Formats (Video, Text, Musik, Bild etc.) zu bündeln, in Eingabemasken einzufügen und über zeitgesteuerte Playlisten zu verwalten. Diese Informationsrohdaten können in Echtzeit und in einem auf den Kunden maßgeschneiderten Motion Design gerendert und auf einem oder mehreren Screens gleichzeitig dargestellt werden. Projekteinreicher: Z.ONE – media Bever & Gstach & Pichler & Reichert OEG Projektpartner: althaler + oblasser neue medien oeg Projekt: Screenmaster Gesamtfördersumme: 48.043 EUR — Z.ONE, a video production company with headquarters in Vienna and Bratislava, has already made a name for itself on the art and culture scene. For more than ten years Z.ONE has devised and implemented media projects and audiovisual solutions that distinguish themselves through an innovative dealing with pictures, texts and sound. Among their clients are MAK – Museum for Applied Arts/Contemporary Art, Viennale and Technisches Museum Wien. In cooperation with a&o, a young multimedia agency, Z.ONE has developed the Screenmaster, a multimedia presentation system for the field of art and culture. Screenmaster allows the customer to bundle information of different formats (video, text, music, picture etc.) flexibly and easily, to insert it into input masks and to administer it by means of time controlled play lists. These raw information data are rendered in real time in motion design that is tailor-made for the customer and can be shown on one or several screens simultaneously. Project applicant: Z.ONE – media Bever & Gstach & Pichler & Reichert OEG Projektpartner: althaler + oblasser neue medien oeg Project: Screenmaster Total funding: 48,043 EUR

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Spendenfluss.at – Multimedia / Multimedia

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Mayr-Geister KEG Burggasse 86/1, 1070 Wien info@spendenfluss.at www.spendenfluss.at

spendenfluss.at stellen. Jeder, der bei uns einsteigt, kann sich also aussuchen, wofür er spendet. Eher im Inland, im Ausland, für Tierschutz, Aids- oder Katastrophenhilfe. – Non-Profit, Werbung und Zeit verkaufen. Seid ihr Gutmenschen? von karin pollack Ja, klar wollen wir die Welt verbessern. Wir haben bei Peter Weibel studiert und (d) – Am Freitag Nachmittag spielt im gehen unsere Projekte sehr künstlerisch Café Central ein Klavierspieler Mozart. an. Unsere Devise ist irgendwie: Raus aus Das freut die Touristen. Ganz hinten den Museen, rein in die Gesellschaft. – Werbung, andererseits, ist ein im Saal sitzen drei junge Männer samt kapitalistisches Phänomen. Das stimmt, Laptop: Richart Schneider, Wolfgang aber wir leiten Kapital um. Wir selbst Hilbert und Roland Mayr-Geister. Was sind keine Kapitalisten. Bei Spendenfluss die drei verbindet: eine große Idee, Mission könnte man auch sagen. decken wir nur unsere Fixkosten. Es geht uns darum, einen direkten Link zwischen – Ihr wollt Spenden neu erfinden? Profit- und Non-Profit-Organisationen herWir haben ein ganz neues Konzept, Gutes zustellen. Und die, die diese Verbindung zu tun und dafür werden wir das Internet herstellen, also unsere User, haben dank nutzen. des Punktesammelsystems sogar noch was – Aber Spendenplattformen gibt es davon. Denn dass der Mensch von Natur ja schon … Neu daran ist, dass der, der aus kein Altruist ist, ist uns schon bewusst. – Trickst ihr das System aus? Nein, wir spenden will, nicht mehr Geld überweist, nutzen nur einen Mechanismus, haben sondern drei Minuten seiner Zeit, also daraus ein Marketingkonzept entwickelt, seine Aufmerksamkeit für einen guten das wir uns, ganz nebenbei, auch schon Zweck opfert. – Es ist also die Zeit eines Menschen, haben schützen lassen. – Nervt euch persönlich eigentlich die ihr zu Geld macht? Genau. Jemand, Werbung? Kommt auf die Werbung an. der spenden will, erklärt sich bereit, Wenn ich weiß, dass ich damit karitative eine Werbung anzuschauen und zwar Projekte unterstützen kann, dann sieht aufmerksam. Danach beantwortet er eine man jeden Spot gleich mit ganz anderen Frage zu dieser Werbung. Damit wird überprüft, ob er sie auch gesehen hat. Und Augen. Denn eines muss man sagen: Dass die Hilfsorganisationen auf der Mariahilfer wer sie richtig beantwortet, bekommt als Belohnung Punkte. Wer genug gesammelt Straße in Wien ständig Passanten am Ärmel zupfen und sie zu einem Gespräch hat, bekommt ein Geschenk. – Eine Win-Win-Situation. Aber überreden wollen, das nervt doch auch. Da woher kommt das Geld, mit dem ihr muss es andere Wege geben. – Also eine neue Art von Onlinedas finanziert? Von den Firmen, die ihre Werbungen dort zeigen. Denn im Grunde Werbung? Neu ja, sie wird eine Ergänzung zum bestehenden Angebot sein. ist es ja heute so, dass Werbung in den – Wie also funktioniert das idealerseltensten Fällen aufmerksam angeschaut weise? Wenn man den Computer einwird. In den Werbepausen läuft man schaltet, geht man auf spendenfluss.at schnell auf die Toilette, im Radio hört und tut gleich mal was Gutes. Dauert drei man weg oder wechselt den Sender. Wir Minuten. Mit der Zeit, die dieses Interview garantieren den Firmen die Aufmerksamjetzt dauert, hätte man schon viele gute keit des Betrachters. – Und wer bekommt Geld? 50 Prozent Sachen unterstützen können. – Aber es ist doch erst im September von den Einnahmen, die wir über die online? Ja schon, war ja nur ein Beispiel. Werbekunden bekommen, fließen in – Kurz zu euch. Wie habt ihr euch Projekte von Non-Profit-Organisationen, kennen gelernt? Wir haben Wirtschaft die bei uns ihre Projekte auf die Plattform

MENSCHEN SIND KEINE ALTRUISTEN

studiert, sind dann an die Universität für angewandete Kunst gewechselt und haben uns dann als Kreativagentur selbstständig gemacht. Wir machen viel Grafik, Marketing-Sachen, Projekte für Kinder, hatten Aufträge von Museen. So haben wir Roland, den dritten Partner für Spendenfluss.at kennen gelernt. Mittlerweile haben wir eine GmbH gegründet und arbeiten auf Hochtouren daran, online zu gehen. – Eure Rollenverteilung? Roland macht die Plattform, Richart die Kontakte und Wolfgang macht das Design. Fürs Punktesammeln haben wir ein dreidimensionales Testimonial, unseren Spendenfisch, entwickelt. – Der Erfolg wird von den Firmen abhängen, die mitmachen wollen. Zweifellos. Aber die können unsere Plattformen ja auch nutzen und – zum Beispiel – ihre Spots bei uns ausprobieren und anschließend die Frage stellen, ob die Zuschauer die Message verstanden haben, das ist ja nicht immer so. Da rühren wir gerade die Werbetrommel. – Versteht man euer Konzept? Es ist nicht ganz einfach zu verstehen, aber Corporate Social Responsibility (CSR), also Strategien, mit denen Firmen ihre soziale Verantwortung in der Gesellschaft wahrnehmen, ist ein Trend, der aus Amerika kommt und sich auch bei uns langsam durchsetzt. – Ihr seid kreativ, wollt mit eurem Projekt nicht reich werden. Habt ihr eigentlich auch unkorrekte Seiten? Zwei von uns rauchen, noch … – Was macht ihr sonst Böses? Wir haben noch nicht überall Energiesparlampen, schalten manchmal den Stand-byKnopf beim Fernseher nicht aus, fahren manchmal auch außerhalb Europas auf Urlaub und wir essen auch manchmal Fleisch. Aber beim Müll-Trennen bemühen wir uns. —

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MAN BY NATURE IS NOT AN ALTRUIST by karin pollack (e) – A piano player is playing a piece of Mozart on a Friday afternoon at Café Central. Tourists like it. At a table in the back of the room there are three men with laptop: Richart Schneider, Wolfgang Hilbert and Roland Mayr-Geister. What they have in common? A great idea, a mission so to speak. – You want to reinvent donating? We have a completely new concept for doing good and for this purpose we will use the Internet. – But there already are donation platforms ... What is new about it is that someone who wants to donate does not transfer money, but offers three minutes of his/her time, which means to sacrifice attention for a good purpose. – So you are turning time into money? Exactly. Someone who wants to donate agrees to take a look at an advertisement, attentively. Subsequently he/she answers a question on this ad. Thus it is checked whether he/she really saw it. Who answers the question correctly gets bonus points as a reward. Who has collected a sufficient amount of bonus points is offered a present.

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– A win-win situation. But where does the money for financing all this come from? From the companies that show the advertising. Today hardly anybody really watches an ad attentively. During an advertising break you go to the bathroom, nobody listens to commercials on the radio, some even switch to another radio station. We guarantee the companies the attentiveness of the viewers. – And who gets the money? 50 percent of the thus earned money goes into projects of non-profit organizations which place their projects on our platform. Who wants to donate via spendenfluss.at can choose whether the money shall be used for projects in Austria, or abroad, for the protection of animals, for AIDS projects or emergency help. – Non-profit, selling advertising and time. Are you do-gooders? Sure, we want to change the world for the better. We studied under Peter Weibel and have a very artistic approach to our projects. Our motto somehow is: get out of the museums, be part of the society. – On the other hand advertising is a capitalistic phenomenon. That’s true, but we divert capital. We are no capitalists. All we do is to cover the running costs of the Spendenfluss project. What we want is to establish a direct link between profit and non-profit organizations. And thanks to the bonus point system those who create this link – our users – even profit from it. We are well aware that man by nature is not an altruist.


– Are you fooling the system? No, we only use a mechanism on the basis of which we have developed a marketing concept that we have already registered as a trademark. – Does advertising annoy you? Depends on the ad. If I know that it supports a humanitarian project I see a spot in a different light. And really, isn’t it terribly annoying when the staff of relief organizations attempts to stop passers-by on Mariahilfer Strasse and tries to engage them in a conversation. There have to be other ways. – A different type of online advertising? New, yes, it will complement the existing offer. – And how is it supposed to work? You turn on the computer, go to spendenfluss.at and do something good. It takes three minutes. With the time we spent for this interview lots of good things could have been done. – But it will go online only in September? Yes, that was just an example. – A few words about you. How did you meet? Initially we studied business management, then we went to the University of Applied Arts Vienna, and then started our business as a creative agency. We do a lot of graphic design, marketing, projects for children, we worked for museums. That’s how we met Roland, the third partner of the Spendenfluss.at project. We have meanwhile founded a limited liability company and are working at full capacity to go online. – How did you distribute responsibilities? Roland is responsible for the platform, Richart for contacts and Wolfgang for the design. For collecting the bonus points we have developed a three-dimensional testimonial that we call “Spendenfisch” . – The success will depend on the participating companies. Certainly. But they have the opportunity to use our platform e.g. to test their spots and ask the viewers whether they understood the message. That’s not always the case. We are currently promoting this. – Do people understand your idea? It is not so easy to understand it, but corporate social responsibility (CSR), i. e. strategies that allow companies to fulfill their responsibilities in the society – a trend coming from America – is slowly gaining acceptance here, too. – You are creative, you don’t want to get rich with your project. Don’t you have any weaknesses? Two of us are still smokers ... – Any other bad things you do? We are not entirely equipped with energy-saving bulbs, at times the TV set is in the standby mode, occasionally we spent our holidays in locations outside Europe, and sometimes we eat meat. But we try hard to separate waste correctly. —

MEDIENRING + artists, das Netzwerk der Mayr-Geister KEG, ermöglicht die Verknüpfung von Kunst und Technologie auf wirtschaftlicher Basis. Die Idee zu ihrem Projekt Spendenfluss.at beruht auf einer neuartigen, interaktiven Form des Spendens. Über eine Internetplattform, die Werbung mit einem attraktiven Belohnungsmechanismus für den User verbindet, wird eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten geschaffen. Potenziellen Spendern wird die Möglichkeit geboten, jederzeit über das Internet und ohne finanzielle Eigenmittel eine der vertretenen karitativen Hilfsorganisation monetär zu unterstützen. Nach dem Motto „Meine Zeit ist Gold wert“ werden im Anschluss an das aufmerksame Konsumieren eines Werbespots Mittel an karitative Organisationen weitergeleitet. Die werbende Firma kommt für die Finanzierung der Spende auf. Spendenfluss.at liefert zudem einen Überblick über aktuelle Spendenprojekte und Kampagnen von NonProfit-Organisationen (NPOs). Projekteinreicher: Mayr-Geister KEG Projekt: Spendenfluss.at Gesamtfördersumme: 77.147 EUR — MEDIENRING + artists, the network of MayrGeister KEG, allows the linking of art and technology on an economic basis. The idea for the Spendenfluss.at project was based on a novel and interactive form of donating free of charges. A win-win-situation is being created for all participants by means of an Internet platform, which connects advertisements with an attractive reward mechanism for the user. Potential donators have the opportunity to financially support one of the represented charity organizations via the Internet without using their own financial means. According to the motto “My time is valuable” money is being transferred to charity organizations after the attentive “consumption” of commercials. The funds are made available by the advertising company. Spendenfluss.at also offers an overview of current fund-raising campaigns of non-profit-organizations (NPOs). Project applicant: Mayr-Geister KEG Project: Spendenfluss.at Total funding: 77,147 EUR

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Tag Your City – Multimedia / Multimedia

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RAUS AUS DEM KORSETT von karin pollack (d) – Martin Kersch ist ein exakter Typ. Die Verabredung ist um neun Uhr früh. Er ist vorbereitet. Wartet schon. Von draußen dringt der Straßenlärm ins Büro, das in einem Gassenlokal untergebracht ist. Er macht die Tür zu, sonst ist es zu laut. – Beginnt ihr immer schon um neun zu arbeiten? Ich eigentlich schon, und generell ist das Büro in der Früh besetzt. Wir sind 32 Mitarbeiter, kommen aus unterschiedlichen Bereichen, es gibt schon einige, die auch später kommen, dafür aber auch länger arbeiten. – Wie erklärt ihr eure Arbeit eigentlich euren Großeltern? Wir machen Software fürs Handy und zwar ganz konkret Dienste, die uns lustig oder nützlich erscheinen. – Verstehen die das? Das werde ich gleich einmal am Wochenende abfragen, wir hatten unlängst einen Beitrag im Fernsehen, der ganz gut gemacht war, den haben viele gesehen. Mal schauen, ob sie es verstanden haben. – Software ist heute so viel. Stellen wir die Negativfrage, was davon macht ihr nicht? Wir machen vernetzte Lösungen fürs Handy, also keine „Stand-alone“-Lösungen. Damit das geht, haben wir eine eigene Plattform entwickelt. – Was daran ist schwierig? Erstens die Tatsache, dass es viele verschiedene Systeme in der Mobilfunklandschaft gibt, jeder Betreiber hat da seine eigene Infrastruktur und dafür haben wir mit unserem Server so etwas wie einen universellen Anknüpfungspunkt gemacht. Zweitens: Wie müssen uns Services einfallen lassen, die nicht zu kostspielig und aufwändig für unsere Auftraggeber sind, ihnen aber trotzdem einen Nutzen bringen. – Eine persönliche Frage. Was machst du mit deinem Handy alles? Ehrlich gesagt bin ich ein ganz schlechtes Beispiel, weil ich ein reiner Telefonierer bin, ich schreibe tatsächlich nicht einmal viele SMSen. – Was willst du, dass andere mit ihren Handys machen? Es geht darum, Orte mit Informationen zu verknüpfen. Wenn ich also irgendwo stehe und sage, hier ist es wunderschön und ich habe gerade meine Freundin geküsst, dann sollen das andere wissen dürfen.

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– Aber Location-Based-Services am Handy sind doch schon seit Jahren ein Thema, zumindest in den Medien. Die Idee davon gibt es seit langem, das stimmt. Aber es gab keine technische Plattform, um das umzusetzen. Der strenge Datenschutz, dem die Mobilfunkbetreiber unterworfen sind, hat jedes Service abgewürgt. Wir haben also warten müssen, Satelliten-GPS oder Google Maps haben die Situation verändert. Wir sind raus aus dem Korsett. – Und Aufkleber, also Pickerl, sind zum Link zwischen realer und digital vernetzter Welt geworden, denn so funktioniert das ja, oder? In gewissem Sinne ja. Man markiert Orte mit einem Aufkleber und jemand, der vorbei kommt, kann sich anschauen warum. Vorausgesetzt natürlich er ist neugierig. Ein Pickerl irgendwo anbringen, heißt, dass hier jemand irgendwelche Information abgesetzt hat, die er anderen mitteilen wollte. Das kann in einer Stadt sein, ist zum Beispiel aber auch auf Festivals sehr praktisch. Ein Aufkleber ist so etwas wie ein Signal, das sagt: „Achtung, schaut auf euer Handy, hier gibt es etwas zu erfahren.“ – Die Welt wird zugeklebt? Wir wollen und brauchen Sichtbarkeit. Pickerl stören im Grund ja eigentlich überhaupt nicht, sie sollen Graffiti ablösen. Die wurden aufgesprüht und man hat sie schwer wieder weggebracht. – Wollen das Leute über 50 machen? Unsere Zielgruppe ist viel jünger. Die, die uns nutzen, gehören zu einer Generation, die mit dem Web 2.0 groß geworden ist. Die nutzen nicht nur das Internet, die gestalten es auch, haben Blogs, posten in Foren. Die meisten sind so zwischen 15 und 35 Jahren. In Wien hat sich eine sehr nette Community etabliert, wir kennen uns, kommunizieren per Internet, treffen uns auch immer mal wieder. – Was wäre für euch eine ideale Welt? In Japan geht schon viel, was bei uns nicht möglich ist. Da sind auf Werbeplakaten Barcodes, die mit Handys abgefragt werden können. Das geht, weil es dort andere Handys gibt. Es funktioniert einfach, gut und wird viel genutzt. – Hand aufs Herz: Wann drehst du dein Mobiltelefon ab. Zu Hause, denn dort steht mein Computer und dann kommuniziere ich über ICQ und im Chat. Festnetz habe ich schon lange abgemeldet und ein Handy ist für mich ein reines Outdoor-Gerät. —

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NO MORE CONSTRAINTS by karin pollack (e) – Martin Kersch is very exact. We have an appointment at 9 am. He is prepared for the interview. He is waiting for me. In the office, which is entered directly from the street, you can hear the noise from outside. He closes the door, otherwise it would be too loud. – Do you always start to work at nine o’clock? Usually I do. There is always someone in the office in the morning. Altogether we are 32 staff members from various branches of industry. Of course there are some who come later, but they also work late. – How do you explain your work to your grandparents? We make software for cell phones, concrete services that we consider funny or useful.


– Do they understand that? I will check that next weekend. Only recently there was a good broadcast about us. I’ll see if they understood it. – Software is everywhere these days. So let me place the question differently: what do you not offer? We make networked solutions for cell phones, which means that we do not offer stand-alone solutions. For this purpose we have developed our own platform. – What is difficult about that? First of all it’s the fact that there are so many different wireless systems. Each provider has his own infrastructure and therefore with our server we have established some sort of universal point of reference. Secondly, we have to develop services that are not too expensive and time-consuming for our clients, but from which they can profit. – A personal question. What do you use your cell phone for? Honestly, I’m a bad example. I just use it for making phone calls, I even don’t write many SMSs. – And what shall others use their cell phones for? It is all about connecting locations with information. So, if I am somewhere and I think that it is wonderful there and I have just kissed my girlfriend, then others shall have the opportunity to know about this. – But location-based services for cell phones have already been discussed for a long time, at least in the media. True, the idea has been there for a long time. But there is no technical platform for implementation. Due to the strict regulations for data protection, which the wireless companies have to observe, many of these services were impossible. So we had to wait. Satellite GPS or Google maps have finally made it possible. No more constraints! – And stickers have become the link between the real and the digitally networked world, cause that’s the way it works, isn’t it? In a certain way, yes. You mark a location with a sticker, and everybody who passes by has the opportunity to take a look at it. Provided he/she is curious. Putting a sticker there means that someone has placed some piece of information he/she wants to communicate to others. This could be in a city, but it is also very useful for festivals. A sticker is a sort of signal saying “Attention. Take a look at your cell phone, there is some information for you.“ – So the world is covered with stickers? We want and need visibility. After all, stickers don’t bother anybody, they shall replace graffiti. They were sprayed on and hard to remove. – Do people aged 50 and over want to do this? Our target group is much younger. The ones using us are part of the generation that grew up with Web 2.0. They do not only use the Internet, they design it, they have blogs and post in forums. Most of them are between 15 and 35. A really nice community has developed in Vienna. We know each other, communicate via the Internet, and we also meet from time to time. – What would be the ideal world for you? Many things that are not possible here already exist in Japan. There are advertising posters with bar codes on them which can be called up with the cell phone. It is possible because they have different cell phones there, but it simply works very well and many people use it. – Honestly: when do you turn your cell phone off? At home, since there is my computer and I communicate via icq and I chat. I canceled my fixed network telephone long time ago, and for me a cell phone is merely an “outdoor device“. —

m-otion communications GmbH, Favoritenstraße 4/13, 1040 Wien office@m-otion.com www.m-otion.com – Die m-otion communications GmbH hat sich in den sechs Jahren ihres Bestehens auf Softwareentwicklung und Systemintegration im mobilen Kommunikationsbereich spezialisiert und Projekte wie den „ONE MMS.Point“, die „A1 Radiozone“ oder den „tele.ring Infomizer“ umgesetzt. Mit Tag Your City wird nun ein mobiles Service entwickelt, das dem User die Möglichkeit bietet, Orte und Gegenstände mithilfe spezieller „Tag-Sticker“ zu markieren und via Mobiltelefon mit Informationen und Bildern zu verknüpfen. Andere Tag Your City-User können diesen Content abrufen und ergänzen, indem sie den „TagSticker“ mit ihrem Handy scannen. Auf diesem Weg entsteht eine neue Form der Kommunikation im öffentlichen Raum, die beispielsweise auch für Kulturpfade oder Veranstaltungen und Festivals eingesetzt werden kann. Im Rahmen des Projektes werden die Entwicklung der auf dem Codierungsstandard QR basierenden Lesesoftware für Mobiltelefone, das Prototyping und die Vermarktung von Tag Your City gefördert. Projekteinreicher: m-otion communications GmbH Projekt: Tag Your City – Mobile Tagging Gesamtfördersumme: 51.897 EUR – Since its establishment six years ago the motion communications GmbH has specialized in software development and system integration in the field of mobile communication and has implemented projects such as “ONE MMS.Point”, “A1 Radiozone” or “tele.ring Infomizer”. Tag Your City is a mobile service offering its users to tag places or objects with the help of special stickers and to connect them with information and pictures via cell phone. Other Tag Your City-users can recall this content and add information by scanning the sticker with their cell phone. Thus a new form of communication in the public space is created, which can be used for “culture trails” and festivals. In the scope of the project the development of reading software for cell phones based on the QR encoding standard as well as prototyping and marketing of Tag Your City are funded. Project applicant: m-otion communications GmbH Project: Tag Your City – Mobile Tagging Total funding: 51,897 EUR

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F / 0601 Start / Start

02. 01. 2006

Ende / End

27. 03. 2006

Jury / Jury

Wilfried Kühn Marika Demner Monika Eigensperger Sonja Hammerschmid Lilli Hollein Herbert Lachmayer Jan Lauth Karoline Simonitsch

eingereichte Projekte / submitted projects Architektur / Architecture Audiovision / Audio-vision Design (inkl. Grafik) / Design (incl. graphic design) 15 Diverse / Miscellaneous 6 Kunstmarkt / Art market Medien & Verlagswesen / Media & publishing Mode / Fashion 9 Multimedia / Multimedia 15 Musik / Music 5 Services / Services Gesamt / Total 50 gesicherte und neu geschaffene Arbeitsplätze / secured and created jobs Gesamtfördersumme der geförderten Projekte / total project funding dadurch ausgelöstes privates Investment / effected private investments

geförderte Projekte / funded projects 7 1 2 2 12 73 967.545 EUR 3,9 Mio. EUR


AIRMICI – Design / Design

184 — AIRMICI


war. Vielleicht war ich auch von meinen Eltern vorgeprägt, die 30 Jahre lang selbstständig ein Restaurant führten. Es ging alles ziemlich schnell. Ich war als Architektin mit dem Design des StiefelkönigFlagshipstores in der Wiener Mariahilfer Straße betraut. Damals stellte ich fest, dass Stiefel extrem schwer präsentiert werden können, weil sie immer umfallen. Entweder mussten sie mit Zeitungspapier ausgestopft oder mit Karton stabilisiert von antje mayer werden. Umständlich und nicht sehr sexy! Also setzte ich mich hin und entwarf den (d) – Die diplomierte Architektin aufblasbaren Prototypen eines SchuhSusanne Thomanek entwarf anfangs halters, den man beliebig bedrucken „nur so nebenbei“ einen aufblasbaren konnte und ließ ihn patentieren. Ich war Stiefelhalter. Was vorerst als „zeitlich limitiertes Projekt“ begann, wuchs sich überzeugt, meine Idee schlägt ein wie eine schnell zu dem erfolgreichen Unterneh- Bombe. men AIRMICI mit Sitz in Wien aus. Die – Tat sie das? Davon war noch gar keine Rede. Weihnachten 2004 verließ ich das erst 2005 gegründete Firma exportiert mittlerweile in großen Stückmengen an Architektenbüro, Frühjahr 2005 gründete ich bereits mit dem China-Experten namhafte Schuhhersteller in die ganze Wolfgang Reithofer und Jürgen Schnabel, Welt. Designt wird in Wien, produziert der uns finanziell berät und heute 25 in China. Eine Erfolgsstory, die nicht Prozent Anteile am Unternehmen hält, nur immer mit Höhen, sondern auch die Firma AIRMICI. Ohne auch nur einen mit viel persönlichen Entbehrungen Kunden zu kennen! Aus heutiger Sicht und Tiefen verbunden ist und war. Ein unternehmerisch grob fahrlässig. Aber wir Gespräch über die alltäglich großen hatten großes Glück. Wir drängten uns Kleinigkeiten des Business. in den Markt, indem wir vor allem auf – Vor gut drei Jahren waren Sie noch Messen für unser neues Produkt warben, im Wiener Architekturbüro BEHF als wo uns die Händler unerwartet neugierig Mitarbeiterin tätig, inzwischen sind und offen begegneten. Wir sammelten Sie eine erfolgreiche Unternehmerin. wie wild Visitenkarten, hatten jedoch die Wie passt das zusammen? Es passt gut komplexen Probleme eines reibungslos zusammen. Das Planen von Häusern stellt funktionierenden Vertriebs und die Mittel, sich fast so komplex wie das von einem die für Marketing notwendig sind, völlig Unternehmen dar. Die besondere Heraus- unterschätzt. Heute sind wir schlauer. forderung ist in beiden Bereichen, dass Learning by doing! – Wie kann man sich denn so einen unvorhergesehene Dinge passieren können, auf die man flexibel und professionell AIRMICI-Alltag vorstellen? Meine Firma ist schlank. Am Telefon sitzt eine Mitarbeireagieren muss. Der kleine Unterschied: terin, die die Aufträge annimmt und sich Auf dem Gebiet der Architektur habe auch um das Lager kümmert. Zu unseren ich Routine, dort bin ich ausgebildet. Als Kunden zählen kleine Händler genauso Mitarbeiterin konnte ich auch Entscheiwie große Kunden, etwa Humanic, Ecco, dungen delegieren und mich mit meinen Timberland Women, Jimmy Choo oder Chefs besprechen. Als Unternehmerin liegt die ganze Last der Verantwortung auf Paul Smith, um nur ein paar wenige zu nennen. Wir können Aufträge ab 1.000 meinen Schultern: zugegeben einerseits ein gutes Gefühl, andrerseits auch manch- Paar, also 2.000 Stück, annehmen, die wir individuell designen und verpacken. Das mal beängstigend. Es fällt mir extrem schwer, nach der Arbeit abzuschalten. Man Design mache ich als Architektin und Designerin teilweise selbst, bei komplexekann ein eigenes Unternehmen leider nicht einmal für kurze Zeit ausknipsen. Es ren Entwurfsvorstellungen geben wir das an ein Grafikbüro außer Haus weiter. ist halt dein Baby, das umsorgt sein will. – Wie haben Sie den großen Schritt in Wir können die Teile mit allen Farben die Selbstständigkeit geschafft? Mit einer und auch Fotos bedrucken, wir bieten riesigen Portion Naivität und dem inneren auch mit Samt bezogene Stiefelknechte Bewusstsein, dass für mich – damals fast an. Die Kreativarbeit passiert gänzlich in Mitte Dreißig – die Zeit schlichtweg reif Österreich, die Produktion in China.

ICH WAR ÜBERZEUGT, MEINE IDEE SCHLÄGT EIN WIE EINE BOMBE

– Wie kommt eine Wiener Firma bei ausländischen Kunden an? Wien als Firmenstandort ist absolut mit positiven Assoziationen verknüpft. Für unsere vornehmlich ausländischen Kunden ist sie eine Weltstadt mit viel Geschichte und diesem einzigartigen östlich-westlichen Flair. Wir überlegen uns, in Zukunft sogar etwas in Richtung Produktion aufzubauen in Wien, um die Kommunikations- und Transportwege zu vereinfachen. Freilich müssten wir dann mehr mit dem Manufakturcharakter von AIRMICI punkten. – Klingt nach Erfolg auf der ganzen Linie. Schon Tiefs erlebt? Natürlich. In diesem Frühjahr haben wir einen herben Rückschlag erlebt. Unsere Produktionsfirma in China konnte, oder wollte, nicht zeitgerecht liefern. Als wir dort urgierten, setzte sie uns unter Druck. Wir sollten für die Lieferung eine Vorauszahlung in der Höhe des gesamten Rechnungsbetrages leisten. Auf diesen risikoreichen Deal wollten wir uns nicht eingelassen. Wir mussten allen unseren Kunden mitteilen, dass wir bis auf weiteres ihren Bestellungen nicht nachkommen können, stornieren und schließlich den Produzenten wechseln. Solche Dinge kosten schon Nerven. Man fragt sich selbst hin und wieder, warum man diese schönen Lebensjahre tagaus tagein bis zu zehn Stunden am Tag inklusive Wochenende für sein Unternehmen im Büro verbringt. – Die chinesische Mentalität ist sicher auch nicht immer einfach zu verstehen … Mein Kollege Reithofer hat elf Jahre Chinesisch studiert, lebt nach wie vor zeitweise auch in China und genießt große Reputation dort. Durch ihn weiß ich um die Bedeutung des „Guanxi“, des Netzwerkes von persönlichen Beziehungen, das im Übrigen nicht nur in Asien von Bedeutung ist, sondern auch bei uns in Europa. – Sind die sogenannten „Soft Skills“, soziale Kompetenzen, in Ihrem Business tatsächlich so wichtig? Man sagt, dass unternehmerischer Erfolg nur zu zehn Prozent von Leistung abhängt, aber zu sechzig Prozent von persönlichen Beziehungen. Ich kann das nur bestätigen. Der persönliche Kontakt mit unseren Kunden und das Eingehen auf die verschiedenen Mentalitätsunterschiede sind extrem wichtig. Das gilt vor allem, wenn man, wie wir, längerfristig Erfolg haben und Kunden binden will. Auch wenn der Markt global ist, es gibt sie nicht, die eine globale Mentalität. Die Chinesen haben beispielsweise F / 0601 — Design / Design — 185


einen gänzlich anderen Zeitbegriff. Ob sie nun Mitte des Monats die Waren liefern oder am Ende ist für sie unerheblich. Sie denken: Hauptsache der Auftrag ist erfüllt. In südlichen Ländern in Europa nimmt man es, um ein weiteres Beispiel zu nennen, nicht so genau mit der Zahlungsmoral, was uns teilweise große Liquiditätsprobleme bereitet. Die Kommunikation mit mir als weiblicher Unternehmerin fällt so manchem Macho dort auch offensichtlich schwer. Mit diesen unterschiedlichen Mentalitäten umgehen zu lernen, ist für mich mit eine der ganz großen unternehmerischen Herausforderungen. – Sie setzen bisher auf ein einziges Produkt. Ist das unternehmerisch nicht äußerst riskant? Absolut. Dazu kommt noch, dass wir ein Saisonprodukt anbieten. Da ja Stiefel nur im Winter verkauft werden, verdienen wir den Großteil unseres Geldes im Grunde nur in vier Monaten im Jahr, von September bis Dezember. Uns ist klar, dass wir unsere Angebotspalette erweitern müssen und denken schon darüber nach, AIRMICI auch für andere Schuharten weiterzuentwickeln. Was wir allerdings nicht mehr machen, ist, wie am Anfang, am Kunden vorbeizudesignen, sondern nur noch gemeinsam mit ihm. Zurzeit sind wir dahingehend mit einem großen italienischen Schuhhersteller in Verbindung. Es ist schon schade: Als Unternehmerin findet man leider kaum Zeit, seine Arbeit zu reflektieren und über neue Strategien nachzudenken. Ich sollte das mehr tun. Denn was mir eigentlich Spaß bereitet, ist was Neues aufzubauen. —

your own business, not even for a short while. It is after all your “baby” that needs looking after. – How did you manage the great step into self-employment? With a giant amount of naivety and the inner conviction that it was simply time for me – I was almost in my mid-thirties then. Perhaps I was also influenced by my parents, who were entrepreneurs and had a restaurant for 30 years. It all went very quickly. I was the architect designing the Stiefelkönig (an Austrian shoe chain) flagship store in Vienna’s Mariahilfer Strasse. When I did so I realized that boots are extremely difficult to display, as they keep falling over. You either had to stuff them with old newspapers or stabilize them with cardboard. Troublesome and not very sexy! So I sat down and designed the prototype of an inflatable display aid that can be printed with whatever you like, and I patented it. I was convinced that my idea was going to hit it big. – Did it? By no means. I left the architecture firm at Christmas 2004, in spring 2005 I already established the company AIRMICI in cooperation with Wolfgang Reithofer, an expert on China, and Jürgen Schnabel, who is our financial advisor and now holds a 25 percent share in the company. I did that without knowing a single customer! Looking back from my current entrepreneurial point of view that was grossly negligent. But we were very lucky. We pushed into the market, advertising our new product mostly at fairs, where shop-owners were surprisingly curious and open-minded. We collected calling cards like mad, but we had completely underestimated the means required for marketing and the complex problems posed by guaranteeing that distribution runs smoothly. We are cleverer now – that was learning by doing! – What is an ordinary day at AIRMICI like? My company is lean. An employee is at the phone receiving orders, she is also responsible for the stocks. Among our customers are small retailers as well as large firms such as Humanic, Ecco, Timberland Women, Jimmy Choo or Paul Smith, to name but a few. We are able to accept orders from 1,000 pairs, that is 2,000 pieces, upwards, which will be designed and by antje mayer packaged according to individual specifications. As an architect and designer I create some of the designs myself. If the customer has more (e) – Susanne Thomanek, who has a degree in architecture, complex ideas, we outsource the designing to a graphic arts studio. We designed an inflatable boot tree, “incidentally” at first. What can print the items in any color and even print photos on them, we started as a “project limited in time” quickly grew to become the also offer boot-jacks lined with velvet. All the creative work is done in successful company AIRMICI, situated in Vienna. The company, Vienna, production takes place in China. – How do customers from abroad react to a company from though only established in 2005, is now exporting large quantiVienna? People associate Vienna as a company site with absolutely ties to renowned manufacturers all over the world. The designs positive connotations. For our customers, most of which come from are created in Vienna, production takes place in China. It is a abroad, it is a cosmopolitan city with a lot of history and that unique story of a success that did and does not only involve highs but eastern and western flair. We are even thinking about establishing also lows and many personal sacrifices. A discussion of the big some kind of production site in Vienna in the future, so as to simplify little things of everyday business. communication and transportation. However, in that case we would – A little more than three years ago you were still employed by have to rely more heavily on the manufactory character of AIRMICI. – Sounds like success all down the line. Have you ever experithe Viennese architecture firm BEHF, in the meantime you have enced lows? Sure. This spring we suffered a severe setback. Our producestablished a successful business. How does this add up? It adds ers in China could not or did not want to deliver on time. When we up perfectly. Designing houses is almost as complex as establishing a sent them a reminder, they put pressure on us. They wanted us to make company. What is especially challenging in both areas is the fact that an advance payment for the delivery amounting to the invoice total. unpredictable incidents can happen to which you have to react in a We didn’t want to agree to such a risky deal. We had to tell all our flexible and professional way. There is one minor difference, however: in the field of architecture, this is routine to me, I was trained as an ar- customers that we were not going to be able to fulfill their orders until chitect. As an employee I could also delegate decisions and discuss them further notice, we had to cancel everything and finally had to find a new producer. This kind of thing gets you down. Now and then I ask with my superiors. As an entrepreneur the whole weight of responsimyself why I spend those beautiful years of my life working in the bility is on my shoulders: admittedly that is on the one hand a good office for my company every day for up to ten hours, even on weekends. feeling, on the other hand it is sometimes frightening. It is extremely hard for me to relax after work. Unfortunately you cannot switch off

I WAS CONVINCED THAT MY IDEA WAS GOING TO HIT IT BIG

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– Understanding the Chinese mentality isn’t always easy either, I guess … My colleague Wolfgang Reithofer studied Chinese for eleven years, still lives partly in China and has a good reputation there. Through him I know about the importance attached to “Guanxi” , the network of personal relations, which is, by the way, not only important in Asia but also here in Europe. – Are so-called “soft skills” , social skills, really of such importance in your area of business? They say that only ten percent of your success as an entrepreneur depend on performance, but sixty percent on personal relations. I can only confirm that. Personal contact with our customers and responding to differences in mentality are extremely important. That is especially true if you, like us, want to be successful in the long run and retain your customers. Even though the market may be global, there is no such thing as one global mentality. The Chinese, for example, have a completely different concept of time. Ultimately it is unimportant to them whether they deliver goods in the middle or at the end of the month. What they think is: the main thing is that the order has been fulfilled. Another example is that people in Southern European countries tend to exhibit poor payment behavior, which sometimes causes considerable liquidity problems for us. Communicating with a businesswoman is obviously also a problem for some machos there. Learning to deal with these differences in mentality is in my opinion one of the great challenges faced by entrepreneurs. – Up to now you have been relying on a single product. Isn’t that extremely risky from an entrepreneurial point of view? Absolutely. What makes it worse is that we offer a seasonal product. As boots are sold chiefly in winter, we earn most of our money during only four months, from September to December. We do realize that we have to widen our product range, and we are already making plans to make AIRMICI also available for shoes other than boots. What we won’t do again, however, is design something without consulting the customer, as we did in the beginning. On the contrary we will only design in cooperation with customers. At present we are in touch with a big Italian shoe manufacturer to this effect. It really is a pity. As an entrepreneur you hardly find the time to reflect on your work and think about new strategies. I should do that more often. ‘Cause what I really enjoy is setting up something new. —

AIRMICI Designprodukte Handels GmbH Spengergasse 50/8, 1050 Wien office@airmici.com www.airmici.com

Im Zuge der Neukonzeption eines Flagship Stores für eine österreichische Schuhhandelskette entstand im Herbst 2004 die Geschäftsidee eines aufblasbaren Stiefelformers. Zusätzlich zur Funktion, den Stiefelschaft in Form zu halten, kann das Produkt mit dem Markennamen AIRMICI individuell für den Kunden gestaltet werden. Damit spannt AIRMICI den Bogen von einer funktionalen Displayhilfe hin zum innovativen Marketingtool für die gesamte Schuh- und Modebranche. Seit März 2005 wird AIRMICI nun von Susanne Thomanek und ihrem Team europaweit vertrieben, wobei bereits im ersten Geschäftsjahr sehr gute Verkaufszahlen erreicht werden konnten. Um AIRMICI VIENNA als international agierenden Entwickler und Produzenten erfolgreich positionieren zu können, bedarf es einer Forcierung der Marketingaktivitäten in den europäischen Kernmärkten. Von departure wurden sowohl internationale Vertriebs- und Marketingmaßnahmen, wie beispielsweise Messebeteiligungen und der Relaunch der Homepage, als auch der Aufbau eines Produktionsstandortes in Wien gefördert. Projekteinreicher: AIRMICI Designprodukte Handels GmbH Projekt: Internationalisierung der Marke AIRMICI VIENNA Gesamtfördersumme: 48.833 EUR — In the framework of developing a new concept for the flagship store of an Austrian shoe chain the idea of an inflatable boot tree was born in 2004. In addition to the function of supporting the bootleg, the product named AIRMICI can be designed individually for each client. Thus AIRMICI is both a functional display aid and an innovative marketing tool for the entire shoe and fashion sector. Since March 2005 AIRMICI is distributed Europewide by Susanne Thomanek and her team. Already in the first business year sales figures were very satisfying. In order to position AIRMICI VIENNA successfully as an internationally acting developer and producer, the marketing activities have to be intensified in the European core markets. departure funded both international distribution and marketing measures such as the participation in fairs, and the relaunch of the homepage as well as the development of a production site in Vienna. Project applicant: AIRMICI Designprodukte Handels GmbH Project: Internationalization of the brand AIRMICI VIENNA Total funding: 48,833 EUR

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Brandmair – Mode / Fashion

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Claudia Brandmair Ramperstorfergasse 30/8, 1050 Wien claudia.brandmair@chello.at www.brandmair.net

ENTWERFEN IST EINE GEFÜHLSSACHE von stephan hilpold (d) – Du redest ungern über deine eigene Mode. Warum? Für mich ist Entwerfen eine Gefühlssache. Was mich gerade beschäftigt, das fließt in meine Mode ein. Das fängt bei den Farben an und endet bei den Schnitten. Derzeit beschäftige ich mich mit dem Vorraum meines neuen Ateliers. Da hinein muss meine neue Kollektion passen. Ich bin kein Konzeptdesigner. – Trotzdem zerfallen deine Kollektionen nicht in einzelne Teile. Wie entstehen die Zusammenhänge? Das Thema, das mich bis jetzt in allen meinen Kollektionen beschäftigt hat, ist Schutz. – Schutz im Sinne von Mode als ein Panzer gegenüber einer feindlichen Umwelt? Es geht darum, wie ich mich selbst von der Außenwelt abgrenzen kann. Meine Mode hat aber nichts panzerartiges. Meine letzte Kollektion ist sogar sehr locker angelegt, ich arbeite mit vielen durchsichtigen Stoffen. Allerdings sind einzelne Krägen aus Leder, und auch sonst gibt es Details, die einen schützenden Charakter haben. – Du hast eine Modeschule besucht, im Grunde bist du aber Autodidaktin. Das kann man so nicht sagen, ich bin in einer Schneiderei aufgewachsen. – Deine Mutter hat Trachten hergestellt. Dich hat das wahrscheinlich eher vom handwerklichen als vom inhaltlichen Aspekt geprägt, oder? Das stimmt, wobei es immer wieder Elemente in meiner Mode gibt, die einen klaren Trachtenbezug haben. Das erkennt man aber nur, wenn man sehr genau hinsieht. Ein inhaltlicher Bezugspunkt sind Trachten nicht. – Was sind die Vor- aber auch die Nachteile, wenn man Mode – so wie du – nicht auf einer Hochschule studiert hat? Es gibt natürlich einige Nachteile. Sie betreffen vor allem die Infrastruktur. Besucht man in Wien zum Beispiel die Modeklasse der Hochschule für angewandte Kunst, kann man auf ein sehr großes Netzwerk zurückgreifen. Ich musste mir das alles selbst aufbauen. Dabei hat mir aber geholfen, dass ich viele Jahre als Stylistin gearbeitet habe. Da lernt man jede Menge Leute kennen. – Auch inhaltlich muss man sich wahrscheinlich selbst vieles aneignen. Auf jeden Fall. Ich arbeite aber sehr eigenwillig. Nach Konzept zu entwerfen, könnte ich wahrscheinlich auch nicht, wenn ich dazu gezwungen würde. – Bezeichnest du dich selbst als Handwerkerin? Ja, der Begriff gefällt mir. Ich arbeite sehr gern an Schnitten und ich nähe auch gern. Oft ist es allerdings so, dass rundherum so viel Arbeit anfällt, dass ich für das, was ich gerne mache, kaum mehr Zeit habe. – Du bist eine One-Woman-Show. Welche konkreten Probleme muss man dabei lösen? Es fängt damit an, dass es schwierig ist, Stoffe in Zwischenmengen zu bekommen. Arbeitet F / 0601 — Mode / Fashion — 189


man alleine, muss man sich schlichtweg um alles kümmern. Praktikanten sind einem keine große Hilfe, da mach ich es am liebsten gleich selbst. Das produziert viel Stress. – Du verkaufst viel in Frankreich und in Japan, allerdings nicht in Österreich. Warum bist du so international orientiert? Den Verkauf wollte ich nicht selbst machen, das liegt mir weniger. Ein Geschäft zu eröffnen, daran habe ich kein Interesse. Also bin ich nach Paris gefahren und habe mir dort einen Showroom gesucht. Dieser Showroom ist international ausgerichtet. Ein Wiener Geschäft hat dort noch nicht eingekauft, und zwingen kann man bekanntlich niemanden. – Ist dieses Modell auch dein Modell für die Zukunft? Ich will in Zukunft mehr verkaufen, mehr Presse kriegen, die Produktion muss einfacher werden, die Qualitätskontrolle soll nicht mehr in Wien passieren, sondern ausgelagert werden. Das sind einzelne Punkte, an denen ich arbeiten werde. An und für sich stimmt das Modell aber. – Denkst du auch daran, deinen Standort zu wechseln? Nein, mir gefällt es in Wien. Meine Infrastruktur und meine Freunde sind hier. Lebt und arbeitet man in Wien, muss man vielleicht öfter auf Reisen gehen. Das ist aber auch nicht das Schlechteste. – Eine abschließende Frage: Was bedeutet Mode für dich? Mode muss tragbar sein. Sie ist eine Beschäftigung mit mir selbst und mit dem Körper an und für sich. Und: Mode ist für mich keine Kunst. —

Das Label Brandmair wurde von Claudia Brandmair 2003 gegründet. Ihre erste Kollektion präsentierte sie bereits 1998 bei der IMOTA in Wien. Es folgte ein einjähriges Arbeitsstipendium bei Marc Jacobs und Rubin Chapelle in New York und die Präsentation ihrer Kollektion bei der One Week Style Seduction in Wien im Jahr 2003. Seit Februar 2004 wird ihr Label durch den „showroomvago“ mit Sitz in Paris und London vertreten und international vertrieben. Brandmairs Mode zeichnet sich durch eine feminine Linienführung unter Einsatz hochwertiger Materialien aus. Die Silhouette folgt den Prinzipien der Geradlinigkeit, des Minimalismus und Purismus. Brandmairs Mode ist tragbar und alltagstauglich. Für klassische Schnitte verwendet die Designerin „untypische“ Stoffe, verändert Gängiges durch unkonventionelle Details und lässt schlichte Materialien durch innovative Kontraste neu erscheinen. Bereits jetzt kooperiert das Modelabel Brandmair – unterstützt durch den Unit F-Preis in den Bereichen internationale Presse und Verkauf – mit Presseagenturen in Paris. Im Rahmen des geförderten Projekts soll, neben der Fortführung der bisherigen Pressearbeit und regelmäßigen Präsentationen bei den Pariser Fashion Weeks und Modemessen, die Lancierung und Etablierung des Labels Brandmair im internationalen Kontext vorangetrieben werden. Projekteinreicher: Claudia Brandmair Projekt: Brandmair Gesamtfördersumme: 78.538 EUR

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DESIGNING IS A MATTER OF FEELING by stephan hilpold (e) – You don’t like talking about your own creations, why is that the case? To me designing is a matter of feeling. The fashion I create is influenced by those things that matter to me at the time. That starts with colors and goes as far as cuts. Right now I am working on the anteroom to my studio. That’s where my new collection will have to fit in. I am not a conceptual designer. – And yet your collections are not just loose accumulations of single pieces. How do the connections emerge? The subject I have been concerned with in all my collections up to now is protection. – Protection in what sense? Is fashion an armor against a hostile environment? It is all about distinguishing yourself from the outside world. However, there is nothing armor-like about the fashion I create. On the contrary, my latest collection contains rather loose-fit cuts, I work with lots of transparent fabrics. However, some collars are made of leather and I have chosen to add some other details with a protective character. – Though you did attend a fashion college, you are in essence an autodidact. You can’t really say that, as I grew up in a tailor’s shop. – Your mother made traditional costumes. You were influenced more by the techniques than the subject matter of your mother’s trade, weren’t you? That’ s right, even though elements with a definite connection to traditional styles do crop up in my creations. You can only see them if you look very closely, though. Traditional costumes do not influence the substance of my creations. – What are the advantages and disadvantages of studying fashion – as you did – away from the university? Naturally there are some disadvantages, mostly as far as infrastructure is concerned. If you attend, for example, the fashion class of the University of Applied Arts in Vienna, you can fall back upon a large network of contacts. I had to create all that on my own. What helped me do that was working as a stylist for many years. Doing that, you get to know loads of people.


– You probably also had to learn a lot of substantial matters by yourself. Quite right. My work is rather original, however. I probably could not design fashion from a concept even if I were forced to do so. – Do you call yourself a craftswoman? Yes, I like the term very much. I enjoy creating cuts and sewing. Unfortunately I often have so much other work to do that I hardly find the time to do the things I really like. – You are a one-woman show. Which practical problems do you have to solve? It starts with difficulties when buying medium amounts of fabric. If you work alone, you have to take care of simply everything. Interns are no great help, I prefer doing things myself. That creates a lot of stress. – You sell a lot in France and Japan, though not in Austria. Why are you relying on international markets so much? I didn’t want to take care of distribution myself, selling is no strength of mine. I am not interested in opening a shop. Therefore I went to Paris and looked for a showroom there. This

showroom aims at international buyers. No Viennese shop has bought clothes there until now, and of course you cannot force them to do so. – Will you continue along these lines in the future? What I want to do in the future is sell more and get more press coverage. I want to simplify production and move quality control away from Vienna. These are the various items I will work on. On the whole, though, the procedure is right for me. – Are you planning to move elsewhere? No, I like it in Vienna. It is where my infrastructure and my friends are. If you live and work in Vienna, you may have to travel more frequently, but that is perhaps not the worst thing to do. – One final question: what is fashion for you? Fashion has to be wearable. It is a means of thinking about myself and the human body in general. And to me fashion is not an art. —

The Brandmair label was founded by Claudia Brandmair in 2003. She presented her first collection as early as in 1998 at the IMOTA in Vienna followed by a one-year working scholarship with Marc Jacobs and Rubin Chapelle in New York and by the presentation of her collection at the One Week Style Seduction in Vienna in 2003. Since February 2004 her label is represented at the “showroomvago” in Paris and London and distributed on an international level. Brandmair’s fashion is characterized by a very feminine line and by the selection of top-quality materials. The silhouettes are straight, minimal and puristic. Brandmair’s fashion is wearable and convenient. She uses untypical fabrics for classic cuts, introduces unconventional details, and gives rather simple materials a completely new look through innovative contrasts. The Brandmair fashion label is already cooperating with press agencies in Paris supported by the Unit F Prize in the fields of international press and distribution. Besides the continuation of the media work so far and regular presentations at the Paris Fashion Weeks and fashion fairs, the launch and establishment of the Brandmair label in an international context shall be promoted in the scope of the funded project. Project applicant: Claudia Brandmair Project: Brandmair Total funding: 78,538 EUR

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Cross-Cultural Information System – Multimedia / Multimedia

TURBO-FOLK IST DER RENNER von karin pollack (d) – Dusan Uzelac von Diamond Age ist schwer zu erreichen. Er ist viel unterwegs, wenn er da ist, hat er Sitzungen. Endlich ist der gebürtige Serbe am Telefon, findet einen Termin und erzählt von IT, Videos und Sehnsucht. – Ihre Firma hat einen tollen Namen. Diamond Age. – Wie sind Sie darauf gekommen? Als ich und meine Geschäftspartner Christian Haslwanter und Roland Mairhuber unsere Gesellschaft gegründet haben, ist gerade dieses Buch von Neal Stephenson erschienen. Das haben wir alle damals gelesen. – Das ist Cyberfiction im NanotechMilieu. So genau kann ich mich gar nicht mehr erinnern, aber es hat uns jedenfalls gefallen. Der Titel klang gut, vor allem für eine Firma, fanden wir. – Hatten Sie damals den Eindruck in einer Cyberwelt zu agieren? Ich selbst komme aus der EDV, habe Netzwerke betreut, mich dann selbstständig gemacht und begonnen, mich mit Neuen Medien zu beschäftigen. Wir haben ganz früh angefangen, Filme für einen Verleih auf CD-ROM zu spielen, dann kam das Internet, dann Breitband. Wir haben uns als eine der ersten mit Streaming-Lösungen auseinandergesetzt, Chello, Netway und die UTA beraten. Das war Neuland. 192 — Cross-Cultural Information System


– Video war damals Neuland? Natürlich. Wir haben 3D-Welten entworfen, waren und sind heute als Berater für verschiedene Mobilfunkunternehmen im Einsatz. Momentan bringen wir Filmclips aufs Handy, gehen aber immer mehr in Richtung Fernsehen. Aktuell arbeiten wir an IP-TV-Konzepten, also an Fernsehstationen, die ihre Sendungen in Zukunft übers Internet senden können. – Und dabei decken Sie aber immer den technischen Aspekt ab? Nein. Vielleicht ein paar Worte über meine beiden Geschäftspartner, die derzeit beide in Deutschland unterwegs sind. Christian Haslwanter ist Betriebswirt, Mairhuber hat Betriebsinformatik studiert. Zusammen mit unserem Team bieten wir auch Content an. Mein derzeit persönlich wichtigstes Projekt ist eine IP-TV-Sendestation mit einem Programm für Leute, die aus Ex-Jugoslawien kommen und in Österreich leben. – Sind sie als Gruppe anders als andere Communitys im Internet? Als Community in technischer Hinsicht nicht, aber was die Inhalte betrifft, haben Leute aus Ex-Jugoslawien ganz spezifische und explizite Wünsche. Da gibt es eine Sehnsucht nach der Heimat. Wir wollen einen richtigen Fernsehsender für sie aufbauen, Signale aus ganz Ex-Jugoslawien einfangen, ein Best-of machen und das über das Internet ausstrahlen. Das ist das Konzept von Diaspora, Cross-Cultural Information System (CCIS), departure hat den mobilen Aspekt des Projekts, also den fürs Handy, gefördert. – Der Content ist maßgeschneidert? Wenn man die serbische Community informieren will, dann muss man wissen, was sie interessiert, das ist klar. Die verstehen sich als Gruppe. – Was ist mit den Kroaten und Bosniern? Gehören die auch dazu? Hier im Ausland haben Leute aus Ex-Jugoslawien weniger Animositäten als vielleicht noch direkt in der Heimat. In Wien bilden sie so etwas wie eine lose Gemeinschaft. Fußball ist zum Beispiel ganz wichtig. Es gibt eine eigene Liga hier, im Rahmen derer viele verschiedene Mannschaften um den Titel kämpfen, da spielen übrigens auch viele Roma und Sinti mit. Und genau das sind Inhalte, die für unsere interkulturelle Plattform interessant sind. – Was noch? Turbo-Folk ist ein Renner. Das ist Musik aus Ex-Jugoslawien. Zravko Colic zum Beispiel, Ceca oder Bijelo Dugme, deren Bandleader und Gitarrist

Goran Bregovic auch in anderen Ländern bekannt ist. Das interessiert die Menschen, verbindet Jung und Alt. Auf unserer Plattform spielt diese Art von Musik eine ganz wichtige Rolle, wir wollen sie via Internet senden. – Auf einen Computer? Ja auch, aber vor allem auf Mobiltelefone. Handys sind für unsere Ethno-Communitys ein sehr, sehr wichtiges Statussymbol. Die haben teure Geräte mit großen Displays. Serben telefonieren auch viel mehr und viel länger als Österreicher. Das liegt auch daran, dass Eltern und ihre Kinder sehr lange ein recht intensives Verhältnis haben, sich ständig anrufen. – Also ein kommerziell sehr lukratives Zielpublikum? Und mit einem hohen Informationsbedarf an spezifischen Inhalten. Die Community interessiert sich auch für Basketball und Wasserball, aber auch für Partnerbörsen, Nachrichten, lokale News aus der Heimat. – Gibt es einen integrativen Gedanken? Ja klar, wir haben einen eigenen Kanal, über den wir wichtige Informationen für Ausländer in Österreich darstellen. Wenn es zu einer Gesetzesänderung im Asylrecht kommt, dann ist das ein Riesenthema. Diese Information ist dann auch eine Orientierung für Menschen, die hier leben. – Würde Ihr Konzept auch mit anderen Ethno-Communitys funktionieren? In gewisser Weise schon, allerdings hat jede Community ihre eigenen Codes. Die türkische Community ist zum Beispiel traditionell viel geschlossener. Man muss sich auskennen. – Und das tun Sie? Ich habe gute Kontakte zu den Serben hier, war schon in den 70er-Jahren während des Studiums im Club der jugoslawischen Studenten engagiert und bin eine Art Integrationsfigur. Mit meinem technischen Background machen wir daraus was ganz Neues. – Warum glauben Sie, dass Sie erfolgreich sein werden? Weil ich es fast wöchentlich im Bus sehe. Ich fahre oft mit dem 66A vom Reumannplatz weg. Wenn ich spät genug dran bin, sitzen dann viele Jugendliche um mich rum, die in die Diskothek Nachtwerk fahren. Ich schwöre Ihnen, sie alle schauen auf die Displays, zeigen sich gegenseitig Videos, die sie gerade runtergeladen haben, sie identifizieren sich mit diesen Geräten. Das fasziniert mich und ist gleichzeitig ein großer Ansporn, Dinge umzusetzen. —

Das Projekt Cross-Cultural Information System (CCIS) der auf Video- und Internet/ Mobile-Content spezialisierten Diamond Age Information Technology Consulting GmbH zielt auf die Einführung und Etablierung eines neuen Services für in Österreich lebende ethnische und nationale Minderheiten ab, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Unter Verwendung der 3G-Technologie, dem Mobilfunkstandard der dritten Generation, mit dem deutlich höhere Datenübertragungsraten als mit dem GSM-Standard möglich sind, kann die Community aktiv an der Gestaltung des CCIS teilnehmen. User haben die Möglichkeit, mittels Mobiltelefon Content sowohl in ihrer Muttersprache als auch auf Deutsch abzurufen, Inhalte selbst redaktionell zu verfassen und mit der Online-Community in Dialog zu treten. CCIS bietet einen fokussierten Themenmix, der relevante Informationen und Servicedienste für Zuwanderer mit Unterhaltung durch Musik, Sport und TV-Sendungen aus deren Heimat verbindet. Das Projektteam besitzt langjährige Erfahrung in Integrations- und Diversitätsangelegenheiten und kann auf Know-how in interkultureller Contentproduktion sowie enge Kontakte mit Minderheiten-Interessensvertretungen und Minderheitenmedien in Österreich zurückgreifen. Projekteinreicher: Diamond Age Information Technology Consulting GmbH Projekt: Cross-Cultural Information System (CCIS) Gesamtfördersumme: 94.782 EUR — The Cross-Cultural Information System (CCIS) project devised by Diamond Age Information Technology Consulting GmbH, which is specialized in video and Internet/mobile content, aims at implementing and establishing a new service for ethnic and national minorities living in Austria and whose mother tongue is not German. Using the 3G technology – the third generation of the wireless standard with considerably higher data transmission rates – the user can call up content both in his mother tongue and in German, he can contribute information and enter into dialogue with the community. CCIS offers a specific mix of topics combining relevant information and services for immigrants with music, sports, news and TV programs from their home countries. The project team has many years of experience in integration and diversity affairs, disposes of the necessary know-how in intercultural content production and is in close contact with minority representations and minority media in Austria. Project applicant: Diamond Age Information Technology Consulting GmbH Project: Cross-Cultural Information System (CCIS) Total funding: 94,782 EUR

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with a program for people coming from exYugoslavia and living in Austria. – You as a group, are you different from other communities in the Internet? As a by karin pollack community in the technical sense we are not, but as regards the contents people from ex-Yu(e) – It’s hard to get through to Dusan goslavia have very specific and explicit wishes. Uzelac of Diamond Age. He is often away There is a certain yearning for their homeland. on business, when he’s here, he is in meetWe want to establish a broadcast station for ings. Finally, I have the native Serb on the them, catch signals from all over ex-Yugoslavia, phone, we make an appointment and he make a “best of ” and send it via Internet. talks about IT, videos and yearning. That’s the idea of Diaspora, Cross-Cultural Information System (CCIS); departure funded – Your company has a wonderful name. the cell phone part of the project. – There is a tailor-made content? If you Diamond Age. – How did you come up with it? At want to provide the Serbian community with the time I and my business partners Chrisinformation, you have to know what they tian Haslwanter and Roland Mairhuber are interested in, that’s clear. They consider established our company this book by Neal themselves a group. Stephenson was published. We all read it then. – What about the Croatians and – That’s cyber fiction in the nanotech Bosnians? Do they belong to this group world. I don’t exactly remember it, but we as well? Here abroad animosities between did like it. We thought the title sounded good, people from ex-Yugoslavia are probably not as above all for a company. deep as in their homelands. In Vienna they – Did you have the impression then form a sort of loose community. Soccer is very to be acting in a cyber world? I’m an IT important. There is an own league in which specialist, I did network support. Then I several teams are fighting for the title. Many established my own business and started to Roma and Sinti also play in this league. Those work with new media. We began very early to are the contents that are interesting for our copy movies to CD-ROM for a film distribuintercultural platform. – What else? Turbo-Folk is a hit. That’s tion, then there was the Internet, broadband. music from ex-Yugoslavia. Zravko Colic for We were among the first ones to deal with example, Ceca or Bijelo Dugme whose band streaming solutions; we provided consulting leader and guitarist Goran Bregovic is well for Chello, Netway and UTA. We broke new known in other countries as well. That’s what ground. – Video was so new then? Of course, we people are interested in, it unites old and created 3D-worlds. We have been and still young. This kind of music plays an important are working as consultants for diverse wireless role on our platform, we want to broadcast it companies. At the moment we concentrate via the Internet. – On a computer? Yes, among others, but on film clips for cell phones, but what is even we focus on cell phones. For our ethno commore interesting is TV on cell phones. We munities they are a major status symbol. They are currently working on IP-TV-concepts i. e. TV stations that in future shall be able to have expensive devices with large displays. Serbs are talking much more and longer on broadcast via Internet. – And you are responsible for the the phone than Austrians. One of the reasons technical aspects? No. Let me just say a few for this is that parents and children are very words about my two business partners, who close, and are calling each other all the time. – So they are an interesting target group are currently away on business in Germany. Christian Haslwanter is a business economist, from a commercial point of view? With a Roland Mairhuber studied business inforhigh demand of specific information. The community is also interested in basketball and matics. Together with our team we are also water polo, but also in dating platforms, news, offering content. The most important project for me currently is an IP-TV-broadcast station local news from their home countries.

TURBO-FOLK IS A HIT

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– Is there any integrative thought? Yes, of course, we have our own channel for communicating important information for foreigners in Austria. If the asylum law is amended that’s a huge topic. This information serves as an orientation for the people who live here. – Would your concept also work with other ethno communities? In a certain way, yes. But each community has its own codes. Traditionally, the Turkish community is an even more closely-knit community. You have to be an insider. – And you are an insider? I have good contacts with other Serbs here. During my studies in the 1970s I was a committed member of the “Club of Yugoslav students“ and I am a sort of “unifying figure” . With my technical background we make something completely new out of it. – Why do you think that you will be successful? Because I see it every week on the bus. I often take the 66A from Reumannplatz. If it’s late enough there are many adolescents around me who go to a disco called Nachtwerk. I swear they all look at the displays, show videos to each other that they’ve just downloaded. They identify with these devices. I find this fascinating, and at the same time it stimulates me to really do things. —

Diamond Age Information Technology Consulting GmbH Stubenring 14, 1010 Wien office@diamond-age.at www.diamond-age.at


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FreeWings – Design / Design

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NETZWERKSTRATEGIE von lilli hollein (d) – Georg Zwisler trägt ein Hemd in leuchtendem Orange und hat einen Trolley dabei, seinen Laptop und anderes Arbeitsmaterial lässt er lieber nicht unbeobachtet im Auto liegen. Dieser Vorsicht steht das breit lächelnde Draufgängertum des Schilehrers gegenüber. Zwisler selbst sieht sich heute aber vor allem als Entwickler und Erfinder. Herausforderungen nimmt er dennoch sportlich, auch im wörtlichen Sinn, und so verwundert es wenig, dass er nicht zu den Menschen gehört, denen auf dem Weg zum Erfolg die Luft ausgeht. „Wenn man eine Hürde übersprungen hat, ist die nächste noch höher“, formuliert er seinen Ansporn. Irgendwann zu HTL-Zeiten, bevor er ein Wirtschaftsstudium abgeschlossen und in verschiedene Werkstätten und Designbüros Einblick genommen hat, brachte er die Idee von einem Safetyband zu Papier, heute hat er den Entwurf als tropfenförmiges Element realisiert, das an der Oberfläche eines Snow- oder Surfboards andockt und dazu dient, das Sportgerät vor Diebstahl zu sichern, als Tragegurt, Fangriemen, Ziehleine oder Behelf für Freestyle-Figuren. Demnächst soll auch noch ein Such-Sensor als Bergungshilfe bei Lawinenabgängen integriert werden. FreeWings nennt der geborene Salzburger seine Erfindung, mit dem Zusatz „Free Hands, Free Body, Free Spirit“. Dieses Gefühl von Freiheit möchte er am liebsten in die ganze Welt tragen, das Produkt weltweit vermarkten und es als Einstieg benutzen, um sich „einen Namen zu machen“. Der österreichische Markt in seiner relativen Überschaubarkeit erscheint ideal für den Testlauf. Zwislers Traum davon, wie sich das anfühlen könnte, wenn es funktioniert hat? „Auf der Hütte sitzen und sehen, dass das Produkt verwendet wird, dass draußen der Jump ‚freewings 360’ kreiert wird und man damit spielt: Jojo etwa, oder den Freund an die Bar ankettet, damit er nicht davonläuft“. Spaß haben, soll man mit seinem Produkt und Anwendungsbereiche außerhalb des Sports finden, an die man bisher nicht gedacht hat. Noch arbeitet Georg Zwisler als „one man show“, wie er sagt, er kann sich dabei aber auf ein Beraternetz aus vielen Freunden stützen. Mit Wirtschaftsstudium, einer Ausbildung im Controlling und Projektmanagement, der technischen Ausbildung an der HTL für Hochbau und seine Praktika im Designbereich decken dabei auch schon ein weites Feld ab. Ein weiteres Tätigkeitsfeld, nämlich der Österreich-Vetrieb der 3D-Modelling-Software „Solid Works“, hat wiederum wichtige Türen und Firmenkontakte geöffnet. Mit FreeWings ist er auf einem guten Weg: „Die Konstruktion passt jetzt, die Marktreife wollen wir noch diesen Dezember erreichen. Die Frage, die bleibt, ist ob es aufgeht. Das schönste wäre eben zu sagen: Ich habe ein Produkt, das weltweit auf dem Markt und bekannt ist.“ Georg Zwisler setzt eben schon die erste Hürde hoch an. —

Georg Zwisler, Guneschgasse 3/20, 1190 Wien, free@freewings.net www.freewings.net – Der Tätigkeitsschwerpunkt des sich in Gründung befindlichen Unternehmens von Georg Zwisler ist das Design, die Entwicklung und der Vertrieb von innovativem Sportartikelzubehör. Mit dem multifunktionalen FreeWings soll eine Marktnische erschlossen werden. Das für Ski und Boards entwickelte Sportartikelzubehör dient vorwiegend dem Tragen und Versperren des Sportgeräts, übernimmt darüber hinaus die Funktion eines Fangriemens und kann für Akrobatik und Spiel eingesetzt werden. Im Bereich der Sicherheit soll FreeWings in Zukunft durch die Integration eines Detektors erhöhte Überlebensperspektiven und somit ein leichteres Auffinden von Lawinenverschütteten ermöglichen. FreeWings hat die Größe einer Computermaus und kann flexibel oder permanent eingesetzt werden. Als Material wurde eine hochglänzende und für Werbezwecke individualisierbare Kunststoffoberfläche gewählt. Mit der departureFörderung soll FreeWings in Zusammenarbeit mit Partnern zu einem Serienprodukt weiterentwickelt werden. Messeauftritte und Auftritte bei ausgewählten Sportveranstaltungen sowie Events dienen der Vermarktung des innovativen Produktes. Projekteinreicher: Georg Zwisler Projekt: FreeWings, Multifunktionsgerät Gesamtfördersumme: 88.402 EUR

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The activities of the company that is currently being established by Georg Zwisler focus on the design, development and distribution of innovative sports articles accessories. The multifunctional device FreeWings shall open up a market niche. With this sports article accessory skis and boards may be carried and locked. It also works as a binding strap and can be used for acrobatics and games. Thanks to an integrated detector FreeWings is also a safety device increasing the chances to survive and to be found in the case of an avalanche accident. FreeWings has the size of a computer mouse and can be applied both on demand and permanently; it is made of high gloss finished synthetic material that can be customized for advertising purposes. With the help of departure funding FreeWings shall be developed to production readiness in cooperation with other partners. This innovative product shall be marketed in the scope of presentations at fairs and selected sports events. Project applicant: Georg Zwisler Project: FreeWings, multifunctional device Total funding: 88,402 EUR

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NETWORK STRATEGY by lilli hollein (e) – Georg Zwisler is wearing a bright orange shirt and has a trolley with him. He would rather not leave his laptop computer and other material he needs for his work out of his sight in the car. This cautiousness is contrasted by the wide smile of the daredevilish skiing instructor. Today, Zwisler sees himself mainly as a creator and as an innovator but his approach to challenges is still that of a sportsman. Hence, it comes as no surprise that he is not one of the people who have run out of breath on their way to success. “Once you have cleared a hurdle, the next one is going to be even higher” , is how he describes what spurs him on. At one point during his time as a student at an upper secondary school of engineering, before he had completed his economics studies and worked in various workshops and design studios, he put his idea of a safety strap on paper. Today, he has realized the draft as a drop-shaped element which can be attached to the surface of a snowboard or surfboard. It serves as an anti-theft device as well as a carrying strap, a safety strap, a tow line or as an auxiliary strap for freestyle elements. Soon, a search sensor will be integrated that will act as a rescue device after avalanche accidents. The Salzburg native calls his invention FreeWings, adding to it “Free Hands, Free Body, Free Spirit” . He would love to spread this feeling of freedom to the whole world, to put his product on the global market and to use it to make a name for himself. The relatively small Austrian market seems to be the ideal testing ground. Zwisler’s dream of what it will be like to have made it work? “Sitting in a skiing hut and seeing the product being used, seeing a ‘freewings 360’ jump being created out there and seeing people play with my invention, yoyo for example or tying a friend to the bar to prevent him from running off.” People should have fun with his product and use it for purposes other than sports, purposes which nobody has thought of before. Georg Zwisler is still operating as a “one man show” , as he puts it, but he can rely on the advice and support of many friends. His degree in economics, his training in controlling and project management, his technical training at an upper secondary school of structural engineering and his internships in the design sector have provided him with a wide range of experiences. Another field of activity, namely the Austrian sales representation for the 3D modeling software “Solid Works” , has helped to open important doors and establish business contacts. With FreeWings he is on the right track. “The construction has been finalized and we want the product to be ready for the market by December. The question that remains is whether the concept will work out. It would be great to be able to say: I have a product which is known and available all over the world.” That’s a high first hurdle Georg Zwisler has set himself. —


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KABILJO Inc. – Design / Design

200 — KABILJO Inc.


ICH MAG ES, WENN OBJEKTE FEIN UND FESTLICH SIND von antje mayer (d) – Die Objekte der Designerin Dejana Kabiljo, die in Split/Kroatien geboren ist, gelten als emotional und sinnlich, sind dabei aber überaus präzise verarbeitet. Mit Antje Mayer sprach die Wahlwienerin über ihr Designerbett BONNIECLYDE, in dem man nicht nur schlafen, sondern auch spielen und kämpfen soll, vom Glück im Umgang mit Materialien und warum ihr beim Schwimmen im Meer die besten Ideen kommen.

Dejana Kabiljo / Kabiljo Inc. Gonzagagasse 5, 1010 Wien dejana@kabiljo.com www.kabiljo.com

– Auf Ihrer Website www.kabiljo.com steht, Sie würden Design für Leute machen „mit einem kleinen Fetisch und schlechten Gewohnheiten“. Klingt sympathisch. Was meinen Sie damit? Ich entwerfe Objekte für Menschen wie Sie und ich. Und die pflegen ja bekanntlich nicht nur gute, sondern auch schlechte Gewohnheiten, begeistern sich für ihre kleinen Fetische und geben sich – wie jeder Mensch – durchaus auch den einen oder anderen zwanghaften Handlungen hin. Auf dieses durch und durch menschliche Verhalten gehe ich als Designerin ein, um dafür Neues, Innovatives zu entwerfen. Mir ist besonders wichtig, die Materialien sorgfältig zu recherchieren und im Vorfeld viel zu experimentieren, so lange bis es passt. Ich habe ein Faible für einfache Lösungen, weil die Welt um uns herum sowieso immer komplexer wird. Ich mag es, wenn Objekte fein und festlich sind, frei von jeglicher Ironie. – Können Sie eines Ihrer Designobjekte beschreiben, anhand dessen man das besser versteht? Nehmen wir das Bett BONNIECLYDE. Es war mir dabei ein Anliegen, ein Bett zu gestalten, das mich begrüßt, wenn ich den Raum betrete. Natürlich schläft man auf einem Bett, aber tut man nicht auch noch viel mehr als das? Spielen, küssen, sich mitteilen, kämpfen? Mir fallen zu einem solchen Objekt Worte wie „romantische Liebe“, „Hingabe“, „sehnsüchtige Emotion“ und „geteilte Nächte“ ein, Adjektive wie „reizvoll“ und „verzaubernd“. – Wie sind diese Begriffe konkret in Ihr Design mit eingeflossen? Diese Assoziationen flossen zum Beispiel bei der Materialrecherche für das Bett BONNIECLYDE ein. Es ist ausschließlich aus weichem, mit Wärme, das heißt thermisch behandeltem, Holz geformt und ohne Schrauben oder Metall verarbeitet. Das Bett wird mit einem einzigen Werkzeug, einem Holzhammer, geliefert. Das Herz am Bettkopf ist mit dem alten Meißel eingearbeitet, der aus einem privaten Schnitzereimuseum F / 0601 — Design / Design — 201


Dejana Kabiljo, geboren in Split/Kroatien, studierte an der Universität Belgrad Architektur und an der Domus Academy, Mailand, Industrial Design bei Andrea Branzi und Alberto Meda. Seit 1992 lebt sie in Wien, war Art Director im Technischen Museum, Lehrbeauftragte an der Universität für angewandte Kunst und führt ein Architektur- und Designstudio. Auf zahlreichen internationalen Erfolgen als Avantgarde-Designerin und Produzentin aufbauend, wird nun das Label Kabiljo Inc. als österreichische Designmarke etabliert. Ihre Produkte wie das Bett BONNIECLYDE oder der dynamische Papiertisch SCRIBOman, der bis zum letzten Blatt selbst gestaltet werden kann, spiegeln ihr Spiel mit menschlichen Verhaltensweisen wider. Im Rahmen des geförderten Projektes soll die Marke Kabiljo Inc. durch klassische Marketingaktivitäten und das Vermarktungskonzept „Urban Exposure Online“, welches Online-Distribution mit Präsenz vor Ort verknüpft, stärker positioniert werden. Zudem wird die Entwicklung zweier neuer Produktlinien, PREPPY und SITTING PRETTY, von departure unterstützt. Projekteinreicher: Dejana Kabiljo / Kabiljo Inc. Projekt: KABILJO Inc. Gesamtfördersumme: 100.000 EUR

202 — KABILJO Inc.

aus Oberösterreich stammt, wo der Entwurf entstanden ist. Die Idee zur Abbildung des Herzens stammt von einem Foto, das ich in Assuan/Ägypten von einer weißen Palme mit einem eingeritzten Herzen gemacht habe, das dort ein unbekanntes Liebespaar als Zeichen seiner Liebe hinterlassen hatte. – Sie betonen, dass Forschen und Recherchieren für Ihre Arbeit ganz wesentlich sind. Wie tasten Sie sich als Designerin an ein neues Objekt heran? Ich erforsche Materialien erst einmal mit dem mir am Naheliegendsten: mit den Händen. Das kann bei mir dann schon in eine Art „inquisitorische Observation“ oder Voyeurismus ausarten. Ich gehe aber auch methodisch vor. Als Grundlage dienen mir nicht zuletzt Hunderte Fotografien und teilweise stundenlang dauernde Videobänder von Objekten, Architekturen, Materialien, Moden, Menschen, Situationen und so weiter, die ich überall auf dieser Welt – als heimliche Beobachterin – aufnehme. Diese Recherche ergänze ich durch Fachliteratur zum jeweiligen Thema. Bei aller Methodik, wichtig ist mir dann doch letztlich der Instinkt, der sich auch im elementaren Bedürfnis hervordrängen kann, das Ganze auf später verschieben zu wollen. – Sie sind 1992 von Mailand, wo Sie Industrial Design bei Andrea Branzi und Alberto Meda studiert hatten, nach Wien gekommen. Wie war es damals, wie ist es heute für Sie, in Wien zu arbeiten? Wien war damals viel introvertierter als heute und es war kälter. Mein Präsentationsbuch und meine Referenzen zu den ganzseitigen Artikeln aus Hochglanzmagazinen wie „Domus“, „Interni“ und anderen bekannten italienischen Zeitschriften, mein „Lim Sessel“, der schon in Serienproduktion gegangen war und für das Café des Designmuseums in Groningen ausgesucht wurde, ernteten in Wien bestenfalls höfliches Wohlwollen. Aber Sie sehen ja. Ich bin der Stadt treu geblieben, weil sie genau das für mein Leben und Arbeiten bot, was ich so sehr schätze: großartiges Wasser, gute Luft, feinste Musik, Kunst, Präzision, und das alles direkt vor meiner Türe. Ich mag Wien, weil es großzügig zu seinen kreativ Schaffenden ist. – Sie sind in Split geboren und dort aufgewachsen. Hat Ihre Herkunft einen Einfluss auf Ihre Arbeit? Vor allem ist das Meer eine wesentliche Inspirationsquelle für mich: Im Wasser kristallisieren sich meine Projekte oft erst. Wenn ich schwimme, kommen mir die besten Ideen und die richtige Lösung für ein Problem. – Bei aller Kreativität. Ist die Vermarktung Ihrer Produkte nicht auch die bittere Pille, die man als Designerin schlucken muss? Bei Messen und Promotionsveranstaltungen passiert man Kolonnen von verwöhnten, wunderschön bekleideten, aber im Grunde gelangweilten Wesen, mit denen man bestenfalls flüchtige und gleichgültige Blicke tauscht. Man begegnet auf solchen Events allenthalben einem allgemeinen Gefühl der Sättigung, nach dem Motto: „Alles schon gesehen“. Und dann gibt es sie doch, die kleinen Momente des Erkanntwerdens, der Anerkennung und das Gefühl der Dankbarkeit in mir, dass ich den Weg als Designerin gegangen bin. —


palm tree in which two lovers had carved a heart as a sign of their love. – You emphasize the importance of research for your work. What is your approach when you start to design a new object? First of all I examine materials with my hands, which may well turn into some sort by antje mayer of “inquisitive observation” or voyeurism. But I also have a methodical approach which is (e) – The objects by designer Dejana among others based on hundreds of pictures Kabiljo, who was born in Split/Croatia are considered emotional and sensual, and and many hours of video tapes of objects, architecture, materials, fashions, persons, situat the same time distinguish themselves ations etc. which I record simply everywhere – through excellent workmanship. Antje as a secret observer. I supplement this research Mayer talked with the Viennese by choice with specialized literature on the various about her design bed BONNIECLYDE, subjects. Despite this methodical approach I which is not only meant for sleeping, but finally follow my instinct, which may even also for playing and fighting, about the urge me to postpone the entire project. feeling of happiness when working with – You came to Vienna in 1992 after materials and why she has the best ideas having studied industrial design in Milan while swimming in the sea. under Andrea Branzi and Alberto Meda. – Your website www.kabiljo.com How was it then to work in Vienna, and provides the information that you make how is it today? Vienna was much more design for people “with a little fetish and introverted then, and colder. In Vienna, the bad habits“. Sounds good. What exactly do reaction to my presentation book and referyou mean by that? I design objects for people ences – including full-page articles in glossy like you and me. As we all know, everybody magazines such as “Domus” , “Interni” and has good and bad habits, gets excited about other well-known Italian journals, my “Lim fetishes and exhibits obsessive activities. As a chair” which had already been produced on designer I respond to this thoroughly human a large scale and had been selected for the behavior by creating new and innovative coffeehouse of the design museum in Groninthings. I attach the greatest importance to gen – was friendly but not at all enthusiastic. carefully select the materials, to experiment But you see, I stayed here. I remained faithful beforehand until everything is perfect. I prefer to the city, since Vienna offers exactly what is simple solutions as the world that surrounds important for me as regards both living and as is getting ever more complex. I like delicate working: excellent water, good air quality, finand festive objects free of any irony. est music, art, precision and all of this directly – Could you describe one of your objects on the spot. I like Vienna because it treats its to make clear what you mean by that? creative professionals with generosity. – You were born and raised in Split. Take for example the bed BONNIECLYDE. Does this influence your work? The sea is It was my intention to design a bed that welabove all a source of inspiration for me: my comes me when I enter the room. Of course, projects take shape when I am surrounded by you sleep in a bed, but you can do a lot more water. The best ideas or solutions occur to me than that! You can play, kiss, communicate, when I am swimming. fight! In connection with this object words – With all your creativity, isn’t the such as “romantic love” , “devotion” , “longing emotion” and “shared nights” , or adjectives like marketing of your products a bitter pill “attractive” or “enchanting” come to my mind. to swallow? At fairs or promotion events – How did you integrate these terms you pass an enormous amount of spoilt, into your design? I integrated all these wonderfully dressed, but thoroughly bored associations into the selection of the material persons with whom you exchange some quick for the bed BONNIECLYDE. It is exclusively or indifferent glances at most. At such events made of soft and thermally treated wood with- you may observe a general feeling of saturaout any screws or other metal elements. The tion according to the motto: “I’ve seen all this bed is delivered with one single tool, a mallet. before.” But they do happen after all, these The heart on the headboard has been made little moments of recognition and the feeling with an old chisel from a private carving of gratitude for having chosen the profession of museum in Upper Austria, where I designed designer. — the bed. I got the idea with the heart from a picture I once took in Assuan/Egypt of a white

I LIKE DELICATE AND FESTIVE OBJECTS

Dejana Kabiljo was born in Split/Croatia and studied architecture at the Belgrade University and industrial design under Andrea Branzi and Alberto Meda at the Domus Academy in Milan. Since 1992 she has been living in Vienna, where she worked as art director at the Technical Museum and lecturer at the University of Applied Arts and manages an architecture and design studio. She can look back on numerous international successes as avant-garde designer and producer and now intends to establish the label Kabiljo Inc. as an Austrian design brand. Her products such as the bed BONNIECLYDE, or the dynamic paper table SCRIBOman which can be composed by the customer himself, reflect her play with human behavior. In the scope of the funded project the brand Kabiljo Inc. shall be strengthened through classic marketing activities and by applying the marketing concept “Urban Exposure Online“ combining online distribution with a presence on the spot. departure furthermore supports the development of two new product lines: PREPPY and SITTING PRETTY. Project applicant: Dejana Kabiljo / Kabiljo Inc. Project: KABILJO Inc. Total funding: 100,000 EUR

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Lobmeyr – Design / Design

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J. & L. Lobmeyr Gesellschaft m.b.H. Kärntnerstraße 26, 1010 Wien office@lobmeyr.at www.lobmeyr.at — Das 1823 gegründete traditionsreiche Familienunternehmen Lobmeyr gilt weltweit als Inbegriff der Wiener Glaskultur und Lichtgestaltung und wird mittlerweile in der sechsten Inhabergeneration geführt. Große Namen wie Josef Hoffmann, Adolf Loos über Matteo Thun bis hin zu Wiener Jungdesignern wie LUCY.D oder POLKA entwarfen Produkte für das Haus, dessen Geschichte stark von Innovation geprägt ist. Dieser Weg soll nun mit dem Projekt Markenrelaunch Lobmeyr strukturiert und gezielt fortgeführt werden. Im Zuge der Neupositionierung der Marke wird eine Corporate Identity entwickelt, die vom Online-Auftritt über Produktverpackungen bis hin zum Point of Sale die Identität des Unternehmens Lobmeyr widerspiegelt und kommuniziert. Der Markenrelaunch soll sich auch auf die Sortimentsplanung auswirken. Neben einer Evaluierung der aktuellen Lobmeyr-Produkte sollen pro Jahr zumindest zwei Designprozesse initiiert und neue Produkte im Sinne der Marke Lobmeyr entwickelt werden. Projekteinreicher: J. & L. Lobmeyr Gesellschaft m.b.H. Projekt: Markenrelaunch Lobmeyr Gesamtfördersumme: 100.000 EUR — The traditional family-owned company Lobmeyr, which was established in 1823, has a worldwide reputation as the company specialized in Viennese glass culture and light design. The company is run by the sixth Lobmeyr generation. Big names such as Josef Hoffmann, Adolf Loos or Matteo Thun as well as young designers such as LUCY.D or POLKA have already created products for the company, whose history is characterized by innovation. This path shall now be structured and continued by means of the Lobmeyr brand relaunch project. In the scope of repositioning the brand a corporate identity (for online presentations, product packaging, points of sale etc.) is being developed reflecting and communicating the identity of the Lobmeyr company. The brand relaunch will also have an effect on product line planning. In addition to the evaluation of the current product offer, each year at least two design processes shall be initiated and products in line with the Lobmeyr brand shall be developed. Project applicant: J. & L. Lobmeyr Gesellschaft m.b.H. Project: Lobmeyr brand relaunch Total funding: 100,000 EUR

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versuchen, ein entspanntes Verhältnis zur Vergangenheit und zur Gegenwart zu haben“, sagt Rath im Hinblick auf die Weiterentwicklung der wesentlichen von lilli hollein Zweige des Unternehmens, nämlich Glas und Kristallluster. „Glas und Licht und (d) – Die Stadt Wien lebt gerne und das Spiel damit ergibt die Kristallbeleuchgut von und mit ihrer Vergangenheit. tung – das sind wir.“ Ein bisschen wird Und wenn auch „der Wiener an sich“ ein von der seit kurzem regierenden sechsten etwas misstrauischer Mensch ist, so ist er Generation aufgeräumt, ein Relaunch doch auch ein Treuer. Was sich einmal als wird professionell und mit Blick auf Qualität bewährt hat, wird kultiviert und internationales Publikum abgewickelt, von Generation zu Generation als einzig der Plan ist „nicht zu stark zu wachsen, verlässliche Quelle weitergegeben. Wenn weil wir wissen, dass wir dann die Qualität es um feinstes Glas geht, ist die Antwort: nicht halten können“. Bei den Raths spürt Lobmeyr – und das gilt längst nicht nur man ein gewachsenes Gefühl für die Welt, für Wien oder Österreich, auch Conceptin der sie sich bewegen, eine gesunde Stores wie der berühmte von Murray Mischung aus Respekt vor dem Erbe und Moss in New York führen die hauchzarten der Lust, eine eigene Ära zu prägen. Leonid Rath hat gerade in einer vierjähGlaskunstwerke. Hier gehen Objekt, gestaltet von Künstlern, Architekten und rigen Entwurfsphase mit Ted Muehling Designern wie Josef Hoffmann, Adolf Loos einen Service entwickelt, er hat mit jungen und Oswald Haerdtl oder auch Österreichs österreichischen Designbüros wie Polka und Sebastian Menschhorn erfolgreiche herausragendem Designernachwuchs, und Ausführung durch Glaskünstler eine Entwürfe umgesetzt und hat auch keine Allianz ein, deren Resultat eben stets ein Angst davor, mitunter zu scheitern. „Wir müssen experimentieren und auch ProKunstwerk ist, aber eines, das man am besten täglich gebraucht. Leonid Rath, dukte wagen, die vielleicht in drei Jahren sechste Generation Lobmeyr und einer keiner mehr anschaut.“ der drei Geschäftsführer (gemeinsam mit Allzu viele Tiefschläge dieser Art wird seinen Cousins Andreas und Johannes Rath wohl nicht erleben, wer einmal mit Rath) gibt einem dies auch als Bitte mit dem Lobmeyr-Virus infiziert ist, kann auf den Weg, wenn man eines der Stücke sich der Lust an feinem Glas kaum mehr aus feinem Musselinglas erwirbt: Verentziehen und als Einstiegsdroge werden wenden, gar „abverbrauchen“ soll man verstärkt Impulse in Richtung Start-Set sie. „Wie einen Bleistift eben. Die Gläser gesetzt. „Fang doch mal klein an“, nennt soll man als kleinen Luxus für den Alltag Rath das. Denn er weiß ja, man braucht sehen, für Genussmomente.“ Diese Moimmer mehr von den Genussmomenten. — mente liegen für ihn aber nicht nur dort, wo man einen guten Schluck aus einem der dünnwandigen, fein geschwungenen Gefäße nimmt, sondern auch, wenn er sie abwäscht (in der Spülmaschine hat Glas von dieser Qualität nämlich ebenso nichts verloren wie Kaschmir oder Vicuña in der Waschmaschine). „Ich greif sie so gerne an“. Dasselbe Feingespür beweist Leonid Rath auch bei der Transferierung des Traditionsunternehmens in die Gegenwart und beim Bestellen des Bodens für die Zukunft. Internationalisierung betreibt Lobmeyr bereits erfolgreich und das wird auch in Hinkunft ein Thema sein. „Wir

GENUSSMOMENTE

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MOMENTS OF PLEASURE by lilli hollein (e) – Vienna enjoys living off and with its past and even though the Viennese on the whole tend to be distrustful people they are also loyal. What has once proven to them to be of quality will be cultivated and passed on from generation to generation as the only reliable source. Where finest glassware is concerned, the answer is Lobmeyr – and this is no longer only true for Vienna or Austria. Concept stores such as Murray Moss’s famous one in New York also carry the delicate works of Austrian glass art. At Lobmeyr, the objects as chosen by artists, architects and designers such as Josef Hoffmann, Adolf Loos and Oswald Haerdtl or Austria’s outstanding new design talents form an alliance with the workmanship of glass artists. The result of this alliance is always a work of art, but one which should best be used daily. This is what Leonid Rath, a member of the sixth Lobmeyr generation and one of the three general managers (together with his cousins Andreas and Johannes Rath), asks of his customers when they buy one of the pieces made of finest patterned glass. These should be used, and not just on special occasions but regularly. “Like you would use a pencil. The glasses should be considered a small everyday extravagance, for moments of pleasure.“ To him, these moments are not only found when drinking from one of the thin-walled, gently curved receptacles but also when cleaning them (glassware of this quality does not belong in the dish-washer any more than cashmere or vicuña wool belong in the washing machine). “I enjoy touching them so much.” That’s the same sensitivity that Leonid Rath has shown in transferring this company, which has such a long-standing tradition, into the present and in preparing the ground for the future. Lobmeyr has already been successful in taking a step onto the international stage and will continue to do so. “We try to have a relaxed attitude to the past and to the present” , says Rath in view of the expansion of the major product lines of the company, i. e. glassware and crystal chandeliers. “Glass and light and their interplay – that is crystal lighting – that is us.” The sixth generation, which has recently taken over, has brought a slight new breeze with it. The company’s relaunch is being handled professionally and with a view towards an international clientele. Plans are “not to expand too much because we know that otherwise we will not be able to maintain the high quality“. The Raths have a well-founded sense of the world in which they move, a healthy mix of respect for the heritage and of passion for shaping an era of their own. Leonid Rath has just spent four years of developing a dinner service together with Ted Muehling and of realizing promising designs together with young Austrian design studios such as Polka and Sebastian Menschhorn and he is not afraid of suffering an occasional setback. “We have to experiment and take our chances with products which nobody might want to look at again in three years’ time.“ However, it is unlikely that Leonid Rath will suffer many such blows. Once you have been infected with the Lobmeyr virus, it is not easy to renounce the passion for finest glassware and Lobmeyr will turn towards offering starter sets as a “beginner’s drug” . “Starting on a small scale” is what Rath calls it. Because he knows that you can never have enough moments of pleasure. —

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Lomography – Design / Design

DEN KOFFER VOLL KAMERAS von dorothea köb (d) – Wolfgang Stranzinger, einer der vier Geschäftsführer der Lomographischen Gesellschaft, sitzt mit leichtem Jetlag, aber gut gelaunt im Café Europa in der Zollergasse. Es hat fast vierzig Grad in Wien, er ist am Vortag aus China zurückgekommen und nippt an einem großen Glas Wasser. – Nach mehr als zehn Jahren Lomo. Hast du selbst noch Spaß am Fotografieren mit euren Kameras? Ja, speziell wenn ich auf Reisen bin, fotografiere ich sehr gerne und da vor allem mit der klassischen, allerersten Lomo-LC-A-Kamera, die habe ich eigentlich immer dabei. Jetzt war ich wieder zwei Wochen unterwegs und habe in dieser Zeit sicher 20 Filme verschossen. – Wann ist dir klar geworden, dass die Lomographische Gesellschaft zu deinem Beruf werden wird? Die Lomographie ist wirklich aus einem Zufall heraus entstanden. Als wir begonnen haben, hatten wir nicht vor, daraus ein kommerzielles Projekt zu machen. Ungeplanterweise haben wir aber durch zwei, drei Jahre Ausstellungs- und Eventtätigkeit eine Nachfrage geschaffen. Irgendwann war die Nachfrage so groß, dass wir Wartelisten mit Tausenden Kameras hatten. Dann hat CNN über uns berichtet und Time Magazine. Wir mussten uns einfach entscheiden, es professionell zu machen oder ganz einzustellen, weil der Arbeitsaufwand nicht mehr zu bewältigen war. – Wann war das? Das war im Jahr 1994. 1995 war dann der entscheidende Punkt, wo wir gesagt haben, wir professionalisieren das jetzt und gründen eine Firma. – Und das Studium ist nebenbei auch fertig geworden? Ja, ich habe Jus studiert, 1994 noch ein Postgraduate für internationales Handelsrecht und amerikanisches Recht in Kopenhagen gemacht und war dann bei der Firmengründung von Lomo im Gerichtsjahr. Das habe ich dann nach sieben Monaten unterbrochen und bin nie wieder zurück. 208 — Lomography

Lomographische AG Hollergasse 41, 1150 Wien contact@lomography.com www.lomography.com


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– Das Jus-Studium hat auch etwas gebracht? Das hilft sehr gut. Ich mache alle Verträge eigentlich selbst. Wir sind diesbezüglich ein gut aufgestelltes Team: Matthias hat Wirtschaft studiert, Sally ist Architektin, hat auf der Angewandten studiert und leitet den gesamten Kreativbereich und Amira ist Doktor der Philosophie und leitet heute die ganze Kommunikation und Projektgeschichte bei uns. Also wir sind vier Leute, die alles abdecken. – Eure Anfänge, die Studenten-WG 1988, das erste Herumgeknipse und das Schmuggeln der Kameras von Bratislava nach Wien klingen nostalgisch verklärt, romantisch und spannend. War es das? In diesen ersten drei, vier Jahren wurde das wirklich so aus Lust und Laune und als Hobby betrieben. Wir waren echt coole Jungs und Mädels damals. Wir haben die besten Partys in Wien organisiert. Das war romantisch. Es war einfach toll, so als knapp 20-Jähriger nach Russland zu fliegen und dann mit dem Koffer voll Kameras zurückzukommen. Das war durchaus was extrem Cooles. Nach 1996 waren wir plötzlich massiv in Schulden, weil wir riesige Kredite aufgenommen haben. Wir mussten auf einen Schlag 10.000 Kameras kaufen, um die Produktion zu retten. Da verlor es dann ein bisschen die Romantik, weil es plötzlich ernsthaft um das wirtschaftliche Überleben gegangen ist. – Lomo wird inzwischen in China hergestellt, eine weitere Veränderung …? Es hat eigentlich immer nur ein wichtiges Produkt aus Russland gegeben und das war die original LomoLC-A-Kamera. Alles andere wurde schon von Anfang an in China produziert. Jetzt funktioniert das in Russland mit der einen Kamera auch nicht mehr. Es ist uns zum Glück gelungen, das Ganze nach China zu verlagern, was sehr schwierig war. – Kümmert ihr euch um die Produktionsbedingungen in China? Da schauen wir sehr drauf. Vor allem beim ProduktionsSetup der Lomo-LC-A-Kamera war das auch wirklich notwendig. Da hat jemand eine neue Fabrikhalle angemietet und seine Leute reingesetzt, ohne Heizung und alles war dreckig. Wir haben das innerhalb kürzester Zeit komplett umgekrempelt. Nicht nur aus sozialen Gründen, sondern auch im eigenen Interesse. Die Qualität stimmt bei schlechten Produktionsbedingungen einfach nicht. Jetzt arbeiten sie dort alle vierzig Stunden und haben eine gute Arbeitsumgebung. – Lomo ist etwas sehr Trendiges. Ich assoziiere die ersten Lomos ebenfalls mit meiner Studentenzeit. Kann die Lomo erwachsen werden bzw. kann man mit einer Lomo erwachsen werden? Es ist interessant, dass es jetzt eine komplett neue Generation von 18-Jährigen gibt, die rein digital aufgewachsen sind, noch nie einen Film in eine Kamera eingelegt haben und jetzt plötzlich auf die Lomographie stoßen und sagen: „Wow, das ist cool!“ Wir bewegen uns im Kunst- und Kreativbereich, unsere Hauptzielgruppe sind Designer, Architekten, Fotografen, Kreative überall auf der Welt. Da spielt das Alter keine Rolle. – Was würdest Du machen, wenn es keine Lomos gäbe? Dann wäre ich irgendeine andere Art von Unternehmer. Ich will mein eigenes Ding machen und es gibt genug Sachen, die mich interessieren. —

210 — Lomography

Lomography wurde 1992 als Kunst- und Kulturplattform im Bereich Fotografie und Lifestyle in Wien aufgebaut und hat sich mittlerweile als kreative Designschmiede für Special Feature-Fotoapparate und -Accessoires international einen Namen gemacht. Die globale „LomoCommunity“ besteht heute aus ca. einer Mio. Mitgliedern und ist in siebzig sogenannten „Lomographischen Botschaften“ organisiert. Seit der Firmengründung 1995 wurden rund drei Mio. Fotoapparate abgesetzt. Mit dem Projekt Neupositionierung von Lomography soll nun die Marke höherwertig positioniert und die Vertriebsstruktur durch ein selektives Partnershop-Programm und den Relaunch von www.lomography.com reorganisiert werden. Die Etablierung von Partnershops in zehn Metropolen und die enge Verknüpfung zwischen der OnlineCommunity und dem Webshop sollen den Bekanntheitsgrad steigern, wobei der Fokus auf dem Direktvertrieb der Produkte liegt. Lomography positioniert sich weiterhin als Plattform für analoge, kreative Fotografie und wird auch in Zukunft analoge Neuheiten entwickeln und vermarkten. Projekteinreicher: Lomographische AG Projekt: Neupositionierung von Lomography Gesamtfördersumme: 100.000 EUR


a well-positioned team: Matthias studied economics and business administration, Sally is an architect, studied at the University of Applied Arts Vienna and is responsible for the by dorothea köb whole creative department, and Amira has a PhD and takes care of communications and (e) – Wolfgang Stranzinger, one of four the history of the project in our firm. Thus we managing directors of the Lomographische are four people covering all aspects. – Your early years, sharing an apartGesellschaft (Lomographic Society) is ment as students in 1988, the first snapsitting in the Café Europa in Vienna’s shots and the smuggling of cameras from Zollergasse, suffering from a slight jetlag Bratislava to Vienna sound nostalgic, but in a good mood. It is almost 40° C in Vienna, he came back from China the day romantic and fascinating. Was it like that? before and is taking sips from a large glass During those first three or four years, we really did it for fun and as a hobby. We were real of water. cool boys and girls then. We organized the best – After more than ten years of Lomo, parties in Vienna. That was romantic. Being do you still enjoy taking photos with your a scant 20 years old and flying to Russia in cameras? Yes, I enjoy taking pictures very order to return with a suitcase full of cameras much, in particular when I am on a journey. was simply a great thing to do. It really was Mostly I use the classic, very first Lomo-LC-A extremely cool. After 1996 we were suddenly camera, actually I have it with me almost all massively in debt, as we had raised giant the time. I have just been on the road for two loans. All of a sudden we had to buy 10,000 weeks, and I must have used up some 20 films. cameras to save the production. It got a bit less – When did you realize that the romantic then, as it suddenly had become a Lomographic Society was going to become question of economic survival. – Now Lomo is produced in China, your job? Lomography was really born from another change …? Actually, only one a coincidence. When we started, we didn’t important product was produced in Russia, plan on turning it into a commercial project. and that was the original Lomo-LC-A camera. By organizing exhibitions and events for All the rest had been produced in China from two or three years we gave rise to a demand without planning to do so. Some time or other the very start. Now even the production of this one camera doesn’t work any longer in Russia. the demand had become so great that we had Luckily we managed to move everything to waiting lists for thousands of cameras. Then China, which was very difficult. CNN and Time Magazine did reports on us. – Do you also take care of the producWe had to decide whether we were going to tion conditions in China? We watch them make it our profession or leave it entirely, as very closely, and that was also really necessary, we could no longer cope with the amount of especially when the production of the Lomowork. – When was that? It was in 1994. In 1995 LC-A camera was set up. Someone had rented we reached a crucial point, when we decided a new factory hall and put his workforce there to turn it into something professional and – with no heating and dirt everywhere. We established the company. completely changed that as soon as possible, – And, incidentally, you also finished not only for social reasons but for our own your studies? Yes, I studied law. In 1994 I sake. If working conditions are poor, you won’t did a post-graduate course on international be able to produce a high-quality product. commercial law and American law in Copen- Now everyone is working 40 hours there and hagen. When the Lomo company was founded enjoying good working conditions. I was in my so-called court year. I interrupted – Lomo is a very trendy phenomenon. that after seven months and never went back. The first Lomos also remind me of my – Do you profit from having studied time as a student. Is it possible for Lomo to law? It helps a lot. Actually I draw up all grow up, or for a person to grow up with our contracts myself. In this respect we are a Lomo, respectively? What is interesting is

A SUITCASE FULL OF CAMERAS

that there is now a completely new generation of 18-year olds who grew up solely with digital photography and have never before put a film into a camera. Suddenly they come across Lomography and say: “Wow, that’s cool!” We are active in the art and cultural sectors, our main target group is designers, architects, photographers and creative people all over the world. Age is of no importance there. – What would you do if Lomos did not exist? In that case I would be some other kind of entrepreneur. I want to do something of my own, I am interested in a lot of things. —

Lomography was established in 1992 as an art and culture platform for photography and lifestyle in Vienna and has meanwhile gained international reputation as a creative design center for special feature cameras and accessories. Today the global “LomoCommunity” has one million members and is organized in 70 so-called “Lomographic Embassies”. Since the foundation of the company in 1995 about three million cameras have been sold. Under the project Repositioning of Lomography the value of the brand shall be upgraded and distribution structures shall be reorganized with the help of a selective partner shop program and the relaunch of www.lomography.com. The establishment of partner shops in ten metropolises and the close linking of the online community and the web shop shall help to increase the name recognition; with a focus on direct sales of the product. Lomography remains a platform for creative analogue photography and will continue to develop and market analogue novelties, but will also implement camera concepts for digital Lomography cameras. Project applicant: Lomographische AG Project: Repositioning of Lomography Total funding: 100,000 EUR

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Najjar & Najjar – Design / Design

EXPERIMENT UND FORM von lilli hollein (d) – Taucht man in die Atmosphäre von Architekturbüros ein, so hat man oft das Gefühl, sich im Bauch einer Galeere zu befinden: Reihen von Tischen, an denen Tag und Nacht gearbeitet wird, voll, stickig, aber beeindruckend – und irgendwie passt auch das Rudern ums Überleben zu diesem Bild. Wie stellt man sich also ein Büro vor, in dem sich zwei junge, gut aussehende Brüder neben klassischen Bauaufgaben dem Yacht-Design widmen? Keine Teakholzoase, keine weißen Polster mit blauen Kedernähten, beruhigend spartanisch ist auch hier das Umfeld. Karim und Rames Najjar haben sich seit der Gründung ihres Büros 1999 einen Namen im Bereich experimenteller Architektur gemacht, mit ihren kinematischen Raumstudien ebenso wie mit realisierten Bauten wie etwa dem vielgerühmten Semperit Research und Development Centre in Niederösterreich. Zum Planen von Booten und Yachten sind sie unter anderem über eine ihrer künstlerischen Arbeiten für den Steirischen Herbst gekommen. „Bug“ ist eine Raumskulptur, deren sich öffnende Aluminium-Flügel gearbeitet sind, wie die aneinander gefügten Längs-Spanten eines Holzbootes. Diese Technik haben sie bei der Aluminium-Fassade des Semperit-Gebäudes angewandt und die Auseinandersetzung und die Überlegung wie man Elemente und Materialen vom Bootsbau in die Architektur und vice versa transferieren kann, waren wohl auch Grundstein dafür, dass sie nun mitunter als „Naval Architects“ gesehen werden. Dennoch, betont Rames Najjar, „sind wir immer von der Architektur ausgegangen, es war uns immer wichtig, auch bei einem Yacht-Projekt großzügige Räume zu schaffen.“ Wie bei einem Arbeitsboot haben sie also etwa das Cockpit vorne im Bug angesiedelt, um so den Raum in der Mittelzone des Bootes nicht unnötig zu durchschneiden. Mittlerweile haben sie mit „Escape“, „Devotion“ und „Commander“ drei bemerkenswerte Bootstypen entwickelt. Wien, so fern vom Meer, sehen sie dennoch als idealen Standort: „Es war ja auch ehemals ein Zentrum des Bootsbaus“. Die interfamiliäre Zusammenarbeit funktioniert nach einem einfachen Prinzip, laut Karim muss „immer einer den anderen überzeugen und der Vorschlag, der besser ist, wird dann gewählt“. Den klaren Vorgaben wie bei den Yacht-Projekten oder anderen Planungsaufgaben, etwa einer Villa am Linzer Pöstlingberg, entfliehen sie durch ihre experimentellen Arbeiten. „Wir denken nicht im Rahmen von bessere-Welt-Utopien, die kinematischen Arbeiten bieten auch keine Problemlösungen an. Bei diesen Projekten muss man den Konsens nicht suchen. Es geht um das Experiment und die Form ist der Ausgangspunkt für die Forschung.“ Materialforschung passiert erst mal im Hinterkopf, wenn es in Folge bei anderen Projekten aber darum geht „wie können wir Form realisieren, dann sind wir schon auch technologieverliebt.“ — 212 — Najjar & Najjar

Ocean Design Corporation GmbH Seidlgasse 41/5a, 1030 Wien office@odc-gmbh.com www.odc-gmbh.com


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EXPERIMENT AND FORM by lilli hollein (e) – Entering into the atmosphere of architects’ offices you often get the feeling of being deep down in the guts of a galley: rows and rows of desks with people working at them day and night; cramped, stuffy but at the same time impressive – and somehow the image of rowing to survive fits the picture. So, how should we image an office in which two young, good-looking brothers not only work on classic construction assignments but also design yachts? No oasis of teak wood, no white cushions with blue cord edges – everything is Spartan and calm. Since opening their office in 1999, Karim and Rames Najjar have made a name for themselves in experimental architecture (with their kinematic studies of space) as much as with realized buildings such as the famed Semperit Research and Development Center in the Austrian province of Lower Austria. One of the paths that has led them to planning boats and yachts was one of their works of art for the Steirischer Herbst art festival. “Bug” (the German term for a ship’s bow) is an installation whose opening aluminum wings are shaped like the joined stringers of a wooden boat. They also applied this technique to the aluminum facade of the Semperit building. Considerations of how to transfer elements and materials from boat-building to architecture and vice versa may well have led to them being regarded as “naval architects” . But still, Rames Najjar emphasizes, “we have always started on an architectural basis. We have always found it important, even in a yacht project, to create generous spaces” . As on a working boat they have, for example, located the cockpit up front in the bow to avoid an unnecessary dissection of the boat across the central area. So far, they have developed three remarkable types of boats: the “Escape” , the “Devotion” and the “Commander” . They still regard Vienna as the ideal location even though it lies far from the sea. After all “it used to be a center of boat-building” . The family connection in the business works on a simple principle. “One has to convince the other” , says Karim, “and the best idea is then selected” . Their experimental works provide them with an opportunity to escape from the clear specifications of the yacht projects or other planning assignments such as a villa at the Pöstlingberg mountain in Linz (Upper Austria). “We do not think in terms of creating a better world. Also, the kinematic works don’t offer solutions for problems. In these projects, no consensus has to be sought. It’s all about experimenting, and the form is the basis of our research.” Research into materials first of all happens in their minds but when, in other projects, they are faced with the issue of “how to realize shape we love to turn to technology for help” . —

Das Architektenduo Najjar & Najjar konnte sich seit der Firmengründung im Jahr 1999 mit innovativen Projekten im Bereich Architektur und Design einen Namen machen. Mit Commander 80 wird nun ein Yachtkonzept entwickelt, das technische Innovation mit einem multifunktional ausgerichteten Designansatz verbindet. Unter Verwendung einer neuen und äußerst leistungsfähigen Rumpftechnologie der Firma Alsphere – dem patentierten „Displacement Glider“, einer Erfindung von Theodor Eder, der als Berater das Projekt begleitet – wird die Commander 80 neue Standards setzen. Durch ihren geringen Energieverbrauch und einen weiten Aktionsradius deckt die Commander 80 das Eigenschafts- und Leistungsspektrum für den sportlich ambitionierten Individualisten ebenso wie für den qualitätsbewussten, erfahrenen Vielfahrer ab. Das Designkonzept bedient sich Elementen des klassischen Arbeitsbootes und des Hecktrawlers. Dadurch soll die Commander 80 als Sport-UtilityYacht positioniert werden und als Kontrastprogramm zu herkömmlichen Yachten neue Kundensegmente erschließen. Im Rahmen der departure-Förderung wird ein detailliertes Design mit ausschreibungsreifer Spezifikation entwickelt und über Auftritte auf internationalen Fachmessen und in führenden Fachzeitschriften vermarktet. Projekteinreicher: Najjar & Najjar Architekten Projekt: Commander 80 Gesamtfördersumme: 69.987 EUR — Since the foundation of their company in 1999 the architects Najjar & Najjar have made a name for themselves with innovative products in the fields of architecture and design. With Commander 80 a yacht concept is being developed which combines technical innovation and multifunctional design. Based on the novel and very efficient hull technology devised by the company Alsphere (the patented “displacement glider”, an invention by Theodor Eder, who acts as consultant in the project) Commander 80 will set new standards. With minimum energy consumption and a wide operating range Commander 80 suites both the rather sportive individualist and the quality-conscious, experienced driver. The design concept includes elements of the classic working boat and of the stern trawler. Commander 80 is meant as a sports utility yacht; as a counterpart to the conventional yacht it shall open up new customer segments. In the scope of departure funding a detailed design with tender specifications shall be developed and marketed through presentations at international specialist fairs and magazines. Project applicant: Najjar & Najjar Architekten Project: Commander 80 Total funding: 69,987 EUR

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Papermint 3D Society – Multimedia / Multimedia

216 — Papermint 3D Society


DIE INNEREN WERTE von karin pollack (d) – Treffpunkt ist das alte Kino in der Hütteldorferstraße. Filme spielen hier schon lange nicht mehr, in den alten Räumen spielt Zukunftsmusik. Die Firma Avaloop erschafft hier die Online-Welt Papermint. Geschäftsführer Martin Sierlinger bittet auf die Galerie, das Besprechungszimmer. – Ein sehr beeindruckendes Ambiente ist das hier. Stimmt, dieser alte Kinosaal ist toll und vor allem auch original erhalten. Statt der Sesselreihen stehen hier jetzt Schreibtische. – Arbeiten alle da unten bei Avaloop? Nein, das hier ist eine Bürogemeinschaft. Sie heißt YURP, hier sind 13 verschiedene Firmen aus unterschiedlichen Branchen am Werken. Es ist eine Büro-WG. Avaloop hat derzeit 14 Mitarbeiter. – Was machen sie? Sie arbeiten an Papermint, einer OnlineWelt, in die Menschen kommen, weil sie sich dort ein virtuelles Leben aufbauen. – Weil ihnen die reale Welt nicht genug ist? Schon, aber im Spiel lassen sich andere Varianten von Leben ausprobieren. Man kann lernen, was man in der wirklichen Welt nicht erleben will, kann zum Beispiel Rollen übernehmen, die man in der Realität niemals einnehmen will. – Gerade deshalb haben doch aber viele Vorbehalte gegen Computerspiele … mit denen wir immer wieder konfrontiert sind. Ich kenne sie genau. Es heißt, man würde verblöden, aggressiv werden, vereinsamen. Das alles sind letztendlich aber Vorurteile von denen, die nicht genau wissen, was eine Online-Welt ist. Papermint ist ein positives Umfeld: keine Gewalt, kein Sex, keine Bedrohung. User können hier neue Situationen ausprobieren, sich neu erfinden. – Spielt ihr selbst gerne am Computer? Das ist jetzt unser Job, ein paar von uns spielen auch privat, ich mache das nicht. Aber meine Einstellung zum Spielen hat sich im letzten Jahr verändert. Für mich gehört das zur Kultur des 21. Jahrhunderts. – Ihr baut eine Online-Welt. Da fällt einem schnell das überaus populäre Second Life ein. Was unterscheidet euch? Virtuelle Welten gibt es seit 20 Jahren. Das hat mit Text basierten Communitys angefangen und lange vor Second Life waren Welten wie Habbo Hotel oder World of Warcraft extrem erfolgreich. Second Life wird nur sehr toll vermarktet. – Ist das nicht ein Nachteil? Nein, überhaupt nicht, wir profitieren davon. Früher musste man immer erklären, was eine virtuelle Welt eigentlich ist. Dank Second Life wissen das jetzt alle, jetzt ist es ein Hype. – Na gut, aber ist das nicht eine starke Konkurrenz? Finden wir nicht, weil Second Life ja ganz anders funktioniert als Papermint. – Inwiefern? Second Life ist ein Abbild der real existierenden Welt, Sex und Glücksspiele sind die treibenden Kräfte, die Welt dort ist riesig und deshalb oft auch sehr leer. Langfristig werden sich viele solcher Welten entwickeln. Papermint ist eine davon. F / 0601 — Multimedia / Multimedia — 217


– Was macht Papermint denn so besonders? Wir haben uns lange überlegt, wie Kommunikation im Internet funktioniert. Was dort immer gefehlt hat, ist die emotionale Komponente. Dinge wie Körpersprache oder Mimik, die für die Kommunikation ganz zentral sind, fehlten dort bislang. Und genau das sind Dinge, die wir anders machen wollen. – Und wie wollt ihr virtuelle Kommunikation emotionaler gestalten? Na ja, bislang konnte man seine Avatare im Netz immer nur mit äußeren Attributen, etwa Kleidung und Aussehen, gestalten. Uns geht es darum, innere Werte sichtbar zu machen. – Wie lässt sich Charakter denn in einem Spiel darstellen? Über unseren Spielfiguren schweben sogenannte Wobbles. Wobbles sind Wolken, in denen sich die Eigenschaften widerspiegeln. Und die definiert der User nicht selbst, sondern die bekommt er, indem er sich an die Regeln unseres Spieles hält, oder das eben nicht tut. Das heißt, die Verhaltensweise eines Spielers wird sichtbar und damit erschafft man sich das, was wir als die Lizenz zu kommunizieren bezeichnen. – Was genau heißt das? Ich sage ein Beispiel. Wer heute in einer Bar steht, will auch nicht mit jedem dort reden. Zuerst schaut man sich sein Gegenüber erst einmal an, schaut wie der ist, wie er sich verhält. Im Endeffekt will man aber wissen, wie jemand ist. Über den Wobble lässt sich das Gegenüber dann besser einschätzen und das ist der Clou an der Sache. – Und diese Idee hatte niemand vor euch? Soweit wir das überblicken und wir kennen die Szene, macht das derzeit sonst niemand. Es gibt in diesem Bereich keine Standardlösungen, wir schaffen ein System, in dem Platz für Emotionen ist und natürlich kann jeder damit auch spielen. Gewalt und Sex gibt es dort aber einfach nicht. – Wie wollt ihr damit Geld verdienen? Das eine ist die Welt, die Menschen anzieht. Der kreative Kopf ist der GamingSpezialist Lev Ledit, der zusammen mit Barbara Lippe als Lead-Artist für das visuelle Erscheinungsbild verantwortlich ist. Barbara hat sich übrigens auch viel mit Frauen und Computerspielen beschäftigt. – Das allein reicht aber wohl nicht? Nein, jede kreative Lösung braucht ein Management. Dafür sind ich und Markus Nenning verantwortlich. Wir haben eine Struktur geschaffen, einen Business-Plan gemacht, ein Unternehmen gegründet. 218 — Papermint 3D Society

In Papermint gibt es eine Währung, man kann sich Dinge kaufen. Seit März 2007 sind wir online, haben 3.500 User und entwickeln unsere Welt zusammen mit den Usern weiter. Österreich ist unser Testmarkt, die Idee ist, Papermint auch international zu etablieren. – Kennt ihr eure User? Wir wissen, dass sie zwischen 16 und 29 Jahre alt sind, die Kerngruppe ist zwischen 20 und 25 Jahre. – Eure Zwischenbilanz nach einem Jahr Zusammenarbeit? Um eine OnlineWelt zu erschaffen, braucht man viel Kreativität, Know-how, Manpower und Geld. Und es ist Neuland und deshalb jeden Tag sehr spannend. —

no sex, no threat. Users can try out new situations, create a new identity for themselves. – Do you like to play on the computer? It’s our job now. Some of us also play on the computer in their free time. I don’t. My attitude towards playing has changed over the past year. For me it’s part of the culture of the 21th century. – When we talk about creating online worlds I have to think of the very popular Second Life. Where are the differences? Virtual worlds have been created for more than 20 years. It started out with text-based communities and long before Second Life worlds like Habbo Hotel or World of Warcraft were extremely successful. Only the marketing of Second Life is excellent. – Isn’t that a disadvantage? No, not at all. We benefit from it. In the past you always by karin pollack needed to explain what a virtual world actually is. Thanks to Second Life everybody (e) – We meet at the old movie theater knows it, now it’s a hype. in Hütteldorferstrasse. There are no movies – That sounds like fierce competition? Not in our opinion. There is a great difference shown anymore in the old rooms, instead between Second Life and Papermint. the future is being designed. Here the company Avaloop creates an online world – What difference? Second Life is a copy of the real world. It’s all about sex and called Papermint. I follow managing gambling. And it’s a huge world and that’s director Martin Sierlinger to the gallery why it is so empty at times. Many such worlds which serves as meeting room. will develop in the long run. Papermint is one – A very impressive ambience! That’s of them. – And what is so special about Paperright. The original interior decoration of this movie theater has been preserved. Only that mint? We have been thinking about how communication works on the Internet for a instead of the rows of seats there are desks very long time. What has been missing there now. – And all the people here are working was the emotional component. So far there for Avaloop? No, this is an office-sharing were no such things like body language and community which we call YURP. We share the facial expression, which are essential elements office with 13 different companies from variof communication. And that’s what we want ous branches of industry. Avaloop currently to change. – And how do you intend to make has 14 staff members. – What do they do? They are working on virtual communication more emotional? Papermint, an online world that people enter, Well, so far users were able to select the who want to build up a virtual life. outward characteristics of their avatars such – Because the real world is not enough as clothing or appearance. We want to make for them? It’s rather that a game allows to inner values visible. – How is it possible to express personaltry out alternative lives. It offers experiences you don’t want to make in the real world, you ity in a game? A sort of clouds, the so-called wobbles, are hovering above our avatars recan play roles you surely never want to play in reality. flecting their characteristics. But these are not – But that’s exactly why so many defined by the user. The characteristics he/she people have a negative attitude towards obtains depend on whether the user adheres to computer games ... ... with which we have to the rules of the game or not. Thus the behavior deal again and again. I know it all too well. of a player becomes visible and he/she acquires Computer games are said to have a stultifying what we call the license to communicate. – And what exactly does this mean? I’ll effect, that they make aggressive and people become isolated. But in fact the people who give you an example. If you go to a bar you probably don’t want to talk to everybody are prejudiced towards these games actually there. First of all you take a look at the people, don’t know what an online world is. Paperhow they behave. But ultimately you want to mint is a positive environment. No violence,

INNER VALUES


know how someone actually is. The wobble allows to get an impression of the virtual characters and that’s what makes the difference. – And you are the first to come up with this idea? As far as we know, and I may say that we have a good insight, nobody else is doing this at the moment. In this area there are no standard solutions, we create a system that offers room for emotion, and of course everyone can play with these. But there definitely is no sex and violence. – How do you want to earn money with it? On the one hand it’s the world that attracts people. The creative mind behind it is the gaming expert Lev Ledit. Together with lead artist Barbara Lippe he is responsible for the visual appearance. By the way, Barbara has been dealing a lot with the topic of women and computer games. – But that alone won’t be enough? No, every creative solution needs management. Markus Nenning and I are responsible for this. We have created a structure, developed a business plan, established a company. Papermint has its own currency with which you can buy things. We have been online since March 2007, we have 3,500 users and together with them we further develop our world. Austria is our test market, but we intend to establish Papermint internationally as well. – Do you know your users? We know that they are between 16 and 29 years old, the core group is aged 20 to 25. – Your interim assessment after one year of cooperation? You need a lot of creativity, know-how, manpower and money to create an online world. It is so exciting to break new ground! —

Avaloop IT Solutions GmbH, Hütteldorferstraße 253, 1140 Wien, office@avaloop.com www.avaloop.com — Die Avaloop IT Solutions GmbH wurde 2006 von Georg Gschwend, Martin Sirlinger und Markus Nenning gegründet und fokussiert auf die Entwicklung von 3D-Online-Welten. Bei Papermint 3D Society handelt es sich um ein Multiplayer-Online-Game, in dessen Zentrum die sozialen Beziehungen zwischen Usern stehen, die in der virtuellen Spielwelt durch eine Vielzahl an Aktions- und Kommunikationsmöglichkeiten aufgebaut werden können. In enger Zusammenarbeit mit Barbara Lippe, die sich im Rahmen ihrer Dissertation mit Frauen in Computerspielen beschäftigt hat, soll Papermint 3D Society verstärkt weibliche Spieler ansprechen, die im virtuellen Raum neue Identitäten ausprobieren oder ihr soziales Spektrum erweitern wollen. Das Look & Feel der Online-Welt ist an die Ästhetik von Ausschneidefiguren und Bastelbögen der 70er Jahre angelehnt und ermöglicht durch den zweidimensionalen Eindruck und ein leicht verständliches Interface auch in digitalen Welten unerfahrenen Usern eine schnelle Orientierung. Das eingereichte Projekt sieht die Weiterentwicklung, Produktion und Vermarktung des Online Games vor, zunächst im deutschsprachigen Raum und in einem nächsten Schritt im internationalen Kontext. Projekteinreicher: Avaloop IT Solutions GmbH Projekt: Papermint 3D Society Gesamtfördersumme: 100.000 EUR — Avaloop IT Solutions GmbH was founded in 2006 by Georg Gschwend, Martin Sirlinger and Markus Nenning and focuses on the development of 3D online worlds. Papermint 3D Society is a multiplayer online game centering on the social relationships between users that can be built up in the virtual environment through a multitude of activities and ways of communication. In close cooperation with Barbara Lippe, whose thesis deals with women in computer games, Papermint 3D Society shall address a greater number of women, thus enabling them to try out new identities in the virtual space and to enlarge their social spectrum. The look and feel of the online worlds is similar to the aesthetic of the cut-out figures and handicraft material from the 1970s. As it is two-dimensional and easily comprehensible even users without experience in digital worlds will have no difficulties playing this game. The submitted project focuses on the further development, production and marketing of the online game, first in German-speaking countries and subsequently in an international context. Project applicant: Avaloop IT Solutions GmbH Project: Papermint 3D Society Total funding: 100,000 EUR

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Siddharta Sailingyachts – Design / Design

INTELLIGENTE BAUSTEINE nicole schmidt im gespräch mit bruno hamata (d) – Auf Ihrer Webpage zitieren Sie den französischen Staatstheoretiker Charles de Montesquieu zum Thema Freiheit. Ist für Sie das Segeln die Inkarnation von Freiheit? Ja, physisch. Die Abwesenheit materieller Hindernisse – freier Himmel, freie Aussicht, freies Meer. Das macht natürlich auch den Geist frei. Ich beschäftige mich schon sehr lange mit dieser ganzen Geschichte, mit der Natur, dem Segeln, aber auch mit Architektur. Eigentlich bin ich gelernter Techniker und habe Wirtschaft studiert, beides Ausbildungen, die ich nie wieder machen würde. Damals wurde man eben aufs TGM geschickt, um eine „vernünftige Ausbildung“ zu bekommen. – Hat Ihr Interesse am Segeln familiäre Wurzeln? Nein, aber eine gewisse Freude an Formen und vor allem an Schiffen hatte ich schon als Bub. Ich habe auch Boote gebastelt, wobei mich das Thema mehr interessiert hat, als das Basteln. – Was fasziniert Sie mehr – das Segeln oder die Schönheit der funktionalen Bootsform? Das Gefühl der Freiheit des Meeres, die Stimmung auf See – das alles zu einer gewissen Einheit mit modernem Design zusammengeführt, das hat schon was. – Würde es Sie reizen, die Welt zu umsegeln? Eher nicht, ich bin kein Abenteurer. Und mein Zugang war auch nie der Sport. Ich gehe Ski fahren und laufen, aber das ist für mich nicht Sport, das ist eine nette körperliche Betätigung. In meinen Augen ist ein Sportler von der Seele her Sportler, und auch als Privater emotional davon infiziert. Das bin ich nicht. Mir ist es nicht wichtig, ob jemand die Streif um drei Hundertstelsekunden schneller herunterfährt.

220 — Siddharta Sailingyachts


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– Wovon fühlen Sie sich emotional infiziert? Vom Design, vom Meer und vom Süden – und vom funktionalen Charakter einer guten Lösung. Es ist einfach eine Freude, intelligente Bausteine, die man seit langem im Kopf hatte, zu einem Ganzen zusammenzuführen und sagen zu können: Das ist es jetzt, das passt. – Ist das Thema Schiff für Sie elementar, oder wäre es auch denkbar, dass Sie mit Ihrer Liebe zu perfekter Form und Funktionalität zum Beispiel beim Designen von Flugzeugen gelandet wären? Nein, eigentlich nicht. Das Thema Schiff, das ist die Hauptliebe, da steckt auch noch unglaublich viel drinnen. Auf diesem Gebiet könnte man zwanzig Jahre lang nur Patente anmelden. Das ist ein schlafendes Territorium, auf dem es ohne Ende Dinge zu tun gibt – von der Bauweise über die Technologie bis zu Verfahrensdetails. – Sind Sie erst zufrieden, wenn ein Endergebnis vorliegt, oder ist auch der Weg das Ziel? Der Weg ist spannend, sonst hört man auf, und geht irgendwo einer täglichen Beschäftigung nach, verdient sein Geld und wartet auf den nächsten Urlaub. Aber das ist für meine Begriffe ein unspannendes Leben. – Fühlen Sie sich als Einzelkämpfer? Ein Einzelkämpfer bin ich, obwohl da natürlich Leute, Spezialisten sind, mit denen ich arbeite. Leider stößt man immer wieder auf viel Bürokratie. Vor allem in Österreich. Da bewegen sich viele einfach nicht. Das ist mir fremd. Ich hab’ immer ein ganzes Dutzend Innovationen im Kopf. Zum Beispiel das energieautarke Schiff. Aber damit stoßen wir fast an die Grenzen der EU-Förderprogramme, weil das Projekt so komplex ist und man uns schon in Österreich immer wieder fragt: „Ja, was forschen Sie denn überhaupt?“ – Sie nennen Ihr Schiffskonzept Siddhartha, nach jenem, „der auf der Suche ist“ … Den Namen gab es schon ganz am Anfang und langsam kommen wir in die richtige Richtung, mit dem neuen Modell 45 M ist ein gewisser Durchbruch für mich geschafft und unsere Idee des Aufschlitzens zwischen Deck und Rumpf zum Designprinzip erhoben. Der Gedanke dahinter war die Kombination aus tollem Segeln ohne Verzicht auf Wohnqualität. Diese Idee habe ich vor ein paar Jahren entwickelt – im Café Bräunerhof in Wien. – Auf einer Serviette? Mit Hilfe von ein paar Kopien, die ich mir von verschiedenen Schiffen in unterschiedlichen Maßstäben gemacht habe. – Damals waren Sie noch anderweitig berufstätig … Ja, im Industriezulieferbereich, aber irgendwann bin ich draufgekommen, wenn man sich nicht auf eine Sache konzentriert, dann geht gar nichts. Und ich bin sicher, dass unser Konzept in die richtige Richtung geht. Aber es ist immer auch eine Frage des Zeitpunkts. Wenn man mit einer Idee zu früh dran ist, und ich hab das Gefühl, wird sind eher zu früh –, dann kann es zehn, zwanzig Jahre dauern, bis sie sich durchsetzt, und dann hat der, der die Idee entwickelt hat, nichts davon. Und die Branche ist leider konservativ. Es ist wie beim Thema Einfamilienhaus: Die meisten bauen das, was der Nachbar hat, nur Blau statt Grün und Holz- statt Kunststofffenstern. Immer dasselbe. Schade. 222 — Siddharta Sailingyachts

– Würden Sie rückblickend etwas in Ihrem Leben ganz anders machen? Vor zwei Jahren hab ich im Internet einen Berufstest gemacht, keinen Wissenstest, sondern einen psychologischen: Herausgekommen ist Sänger, mit 99 Prozent Übereinstimmung. – Könnten Sie sich das vorstellen? Ich hab immer gesungen, teilweise auch eine Ausbildung gemacht. Opernsänger wäre es wohl gewesen, aber das hätt’ ich mit 18 beginnen müssen. Ein Onkel von mir hat das studiert, er ist aber leider im Krieg gefallen. Wenn er gelebt hätte, wäre wahrscheinlich nichts aus dem Schiffsbauer geworden. —

Kerstin Hamata / Siddhartha Sailingyachts Stutterheimstraße 16-18, 1150 Wien siddharthayachts@aon.at www.siddharthasailingyachts.at

Kerstin und Bruno Hamata entwickeln und vermarkten mit ihrem Yachtdesign-Büro Siddhartha Sailingyachts Segelschiffe und wurden bereits im September 2004 bei der Monte Carlo Boatshow in Monaco mit dem ersten Preis für das Design der „Siddhartha 30M modern line“ ausgezeichnet. Mit Siddhartha 45M – Selbstenergetisch haben sich die beiden nun zum Ziel gesetzt, ein Schiff zu entwickeln, das den täglich notwendigen Energiebedarf aus seiner Umwelt generiert. Das interdisziplinäre Projekt verbindet Design mit technologischen Erkenntnissen in der Gewinnung, Speicherung und Nutzung erneuerbarer Energien (Sonne, Wind, Wasser). Die Segelqualität eines Sportschiffes wird mit dem Raumgefühl und der Lebensqualität eines Wohnschiffes kombiniert, die Gegensätze zwischen sportlicher Dynamik und eleganten Wohn- und Wohlfühlzonen werden in ein und demselben Produkt überwunden. Im Zentrum des durch departure geförderten Projektes stehen neben der Entwicklung der Siddhartha 45M die technische Konstruktion und die internationale Vermarktung auf Messen und in Magazinen. Projekteinreicher: Kerstin Hamata / Siddhartha Sailingyachts Projekt: Siddhartha 45M – Selbstenergetisch Gesamtfördersumme: 53.221 EUR


resulted in your becoming, for example, a designer of airplanes? No, not really. Ships are my favorite subject, there is still so much to be found in it. You could keep applying by nicole schmidt for patents for 20 years in this area. It is a dormant territory, where an endless number (e) – On your website you quote the of improvements can be made – from methods French political philosopher Charles de of construction to technology and procedural Montesquieu on the subject of liberty. Is details. sailing to you the incarnation of liberty? It – Are you only happy when a final result has been achieved, or is the journey is, in a physical way. The absence of material obstacles – limitless skies, clear views, the open the reward? The journey is what is interesting, otherwise you could just stop and pursue sea – that also frees the mind. I have worked some kind of daily occupation, earning your with these matters for a long time – nature, keep and waiting for the next holiday. But sailing, but also architecture. Originally I am that seems an uninteresting way of life to me. a trained technician and studied economics – Do you feel like a lone warrior? I am and business administration, and I would a lone warrior – although naturally I work never undergo any one of those trainings with other people, specialists. Unfortunately again. In my time you were sent to the TGM (a well-known technical college in Vienna), in you encounter a lot of red tape again and again, especially in Austria. A lot of people order to receive a “reasonable education” . – Does your interest in sailing run in simply don’t move on here. This approach is the family? No, but I already had a certain strange to me. My head is always filled with a interest in forms and above all in boats when whole dozen of innovative ideas, for example I was a boy. I also made little boats, but I was a ship that is self-sufficient as far as energy is more interested in the subject than in crafting. concerned. With this project we have almost – What is more fascinating to you – reached the limits of EU funding programs, sailing or the beauty of a functional boat however, as it is so complex, and even in design? The feeling of liberty, the atmosphere Austria people keep asking us: “What kind of on the sea, all that united somehow with research are you actually in for?” – You call your ship designs Siddhartha, modern design – there is something to it. – Are you tempted to sail around the after the “one who is searching”… We have world? Rather not, I am not an adventurous had the name from the very beginning, and type. And my approach was never by way of slowly we are moving in the right direction. In sports. I go skiing and jogging, but that is not my opinion we have achieved a kind of breaksports to me, it is a nice way of exercising. In through with our new model 45 M, and have my opinion a real sportsman is what he is made our idea of introducing a split between with all his soul, he is emotionally infected deck and hulk a design principle. What we by sports in his private life as well. I am not wanted to do was combine great sailing with like that. I don’t care if someone else races high-quality living space. I developed this idea down the Streif (the famous downhill slope in a few years ago, when I was sitting in the Café Kitzbühel) three hundredth of a second faster Bräunerhof in Vienna. – On a paper napkin? With the help of than me. – By what do you feel emotionally a few copies I had made of various ships at infected? By design, by the sea and by the various scales. – You still held another job then … Yes, South – and by the functional character of a I was working in the supplying industry, but good solution. It is simply a joy to unite the at some point I realized that you can only intelligent components you have had inside your head for a long time to form a whole and achieve something if you put all your energies into one job. And I am sure that our concept is to be able to say: “That’s it, that fits.” – Are ships fundamental for you or a step in the right direction. Nevertheless it is would it also have been possible that your always a question of timing as well. If a new love of perfect form and functionality had idea comes too soon – and I get the impression

INTELLIGENT COMPONENTS

that this is perhaps the case with our concept – it might take ten, twenty years for the idea to be generally accepted. If so, the idea doesn’t pay off for the one who originally developed it. Unfortunately sailing is a very conservative field of business. It is just like with singlefamily houses: most people build what their neighbors did, exchanging only blue for green and wood for uPVC windows. It is always the same. A pity. – Looking back on your life, is there anything you would do in a radically different way? Two years ago I took a vocational test on the Internet, not a test of knowledge but a psychological test. The result was: singer, with a correspondence of 99 percent. – Can you imagine doing that? I have always sung, I even had some training. Opera singer, that would have been it, I guess, but then I would have had to start when I was 18. An uncle of mine studied that, unfortunately he was killed in the war. Had he lived, I probably would not have become a shipbuilder. —

In their yacht design office called Siddhartha Sailingyachts Kerstin and Bruno Hamata are developing and marketing sailing ships. In September 2004 already they were awarded the first prize at the Monte Carlo Boat Show in Monaco for the design of the “Siddhartha Sailingyachts“. Siddhartha 45M – self-energetic is a ship that shall generate its daily energy demand from its environment. This interdisciplinary project unites both design and technological findings regarding the production, storage and utilization of renewable energy sources (sun, wind, water). The sailing qualities of a sports ship are combined with a feeling of space and the living quality of a barrack ship. The antipodes of sportive dynamism on the one hand and elegant living and feel good zones on the other hand are united in one and the same product. The funded project focuses on the development of the Siddhartha 45M as well as on the technical design and marketing at international fairs and in magazines. Project applicant: Kerstin Hamata / Siddhartha Sailingyachts Project: Siddhartha 45M – self-energetic Total funding: 53,221 EUR

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Ute Ploier – Mode / Fashion

224 — Ute Ploier


GRENZEN VERSCHIEBEN von stephan hilpold (d) – Du hast dich seit Beginn deiner Karriere an der internationalen Modeszene orientiert. Bereits seit Jänner 2004 zeigst du auf den Pret-à-Porter-Schauen in Paris. Ist diese internationale Ausrichtung notwendig, um erfolgreich zu sein? Zu hundert Prozent. In Österreich ist der Modemarkt sehr klein. Wenn man nicht nach Mailand oder wie in meinem Fall nach Paris geht, erreicht man nicht das Publikum, das man erreichen will. – Die Konkurrenz ist dort aber ungleich größer. Ja, aber die Chancen, in Österreich von interessanten Einkäufern entdeckt zu werden, sind sehr gering. Es gibt hier ein Publikum, das an Designerkleidung interessiert ist, aber es ist zu klein, um eine Firma wie die meine am Leben zu erhalten. In der Designernische, in der ich positioniert bin, kann man theoretisch nur in ein paar Geschäften und eventuell im eigenen Laden seine Sachen verkaufen, praktisch sind es noch weniger. – Du entwirfst ausschließlich Männerkollektionen. Das ist ziemlich ungewöhnlich für eine Frau. Interessiert dich Frauenmode nicht? Im Studium entwarf ich auch Frauenkollektionen. Da aber Frauenkollektionen zu 90 Prozent von Männern entworfen werden, wollte ich diese Situation umdrehen. Das war am Anfang eigentlich nur als Experiment gedacht. Ich habe mich dann aber sehr wohl gefühlt in dieser Situation. Der Designprozess machte mir mehr Spaß. Ich muss stärker abstrahieren. Zudem sind die Grenzen, was man entwerfen kann, in der Männermode enger gesteckt. Gleichzeitig sind die Auswirkungen größer, wenn man kleine Verschiebungen macht. – Viele finden gerade aus diesem Grund die Männermode zum derzeitigen Zeitpunkt interessanter als Frauenmode. Wie siehst du das? Für mich ist sie auf jeden Fall die größere Herausforderung. Ich sehe es als Teil meiner Arbeit an, die Grenzen zu erweitern oder zu verschieben. Der Aufbruch, den es in der Szene gibt, ist für mich sehr gegenwärtig. – Gibt es dabei andere Designer, an denen du dich orientierst? Du hast auf der Wiener Angewandten studiert und kommst ja aus einer recht eindeutig positionierten, sehr konzeptionell F / 0601 — Mode / Fashion — 225


denkenden Schule. Von Vorbildern halte ich nicht viel. Ich denke, jeder Designer muss sich selbst sein Universum errichten. Mich interessieren mehr einzelne Stücke. Es gab vor einigen Saisonen zum Beispiel eine Kollektion von Undercover (ein japanisches Modelabel, Anm.), in der es ein Cape aus gefalteten lila Totenköpfen gab. Derzeit inspirieren mich einzelne Teile der schwedischen Strickdesignerin Sandra Backlund sehr. – In Wien arbeiten viele Modedesigner sehr konzeptionell, mit einem großen intellektuellen Anspruch. Ordnest du dich selbst auch in diese Szene ein? Durchaus. Für mich ist es wichtig, dass es ein logisches Konzept gibt, aus dem sich eine Kollektion entwickelt. Das kann natürlich auch ein emotional logisches Konzept sein. Gleichzeitig lege ich Wert darauf, dass die Kollektionen tragbar sind. – Inwieweit hält man sich an vorher festgelegte Konzepte? Oder anders gefragt: Wie funktioniert die Überführung der Theorie in die Praxis? Die Entstehung einer Kollektion ist ein Prozess. Das bedeutet auch, dass ein Konzept modifiziert wird. Schließlich muss es so stark sein, dass ich mich wirklich ein halbes Jahr damit beschäftigen will. – Es ist bemerkenswert, wie zielstrebig du international Fuß gefasst hast. Derzeit arbeitest du bereits an der achten Kollektion, die du in Paris zeigst. Was sind die nächsten Stufen auf deiner Karriereleiter? Ich bin sehr zufrieden, wie sich die vergangenen Jahre entwickelt haben. Derzeit arbeite ich daran, die Grundlagen, auf denen ich arbeite, abzusichern. Es ist schwierig, jeweils wieder die nötigen Finanzmittel aufzustellen, um eine Kollektion zu erarbeiten. Und dann geht es natürlich auch darum, das Vertrauen der Einkäufer weiter auszubauen. – In wie vielen Geschäften verkaufst du mittlerweile? Das ist schwierig zu sagen, da mein japanischer Showroom auch noch etliche Geschäfte beliefert. Aber es werden so um die 30 sein. – Eine abschließende Frage: Was bedeutet Mode für dich? Mode hat mit Bewegungen und Gegenbewegungen zu tun. Ich fasse den Begriff sehr weit. Die abgehobene Pariser Szene, in der man sich während der Modewoche bewegt, ist nur ein kleiner Teil von dem, was ich unter Mode verstehe. Es gibt noch viele andere Moderealitäten abseits davon. —

226 — Ute Ploier

Ute Ploier, Absolventin der Modeklasse an der Universität für angewandte Kunst, gründete 2003 das Label ute ploier menswear. Nach Erhalt des Fred-Adlmüller-Stipendiums und der Teilnahme am Gwand Fashion Festival in Luzern hat Ute Ploier mit ihrer Abschlusskollektion „Noli me tangere“ als erste österreichische Designerin den renommierten Prix Hommes für die beste Männerkollektion beim 18. internationalen Mode- und Fotografiefestival in Hyères gewonnen. Die Designerin lotet mit ihren Kollektionen die Grenzen von Männermode aus und versucht diese zu verschieben. Formen, Details oder Silhouetten sind nie willkürlich gewählt, sondern reflektieren gesellschaftliche Hierarchien und aktuelle Strömungen des Zeitgeistes. In der für Ploier typischen sensibel analytischen Art und Weise setzt sie sich mit dem Herrenanzug sowie den damit verbundenen Rollenbildern und gängigen Männlichkeitsklischees auseinander. Zusätzlich wurden die Kollektionen im letzten Jahr durch die Ausweitung auf den Accessoirebereich mit eigener Schuhlinie, Lederhandschuhen und einer Schmuckserie für Männer erweitert. Nun soll das Label über Prêt-à-Porter-Shows, internationale Messeauftritte und Präsentationen in Pariser Showrooms auf internationaler Ebene etabliert werden. Projekteinreicher: Ute Ploier Projekt: ute ploier menswear Gesamtfördersumme: 100.000 EUR


Ute Ploier Rüdigergasse 8 / 3A+B, 1050 Wien office@uteploier.com www.uteploier.com

SHIFTING THE LIMITS by stephan hilpold (e) – Ever since your career started you’ve very much been oriented towards the international fashion scene. Since January 2004 you’ve been showing your works at the prêt-a-porter fashion shows in Paris. Is it necessary to work internationally to be successful? Absolutely. The Austrian fashion market is very small. If you don’t go to Milan or, as I did, to Paris, you won’t reach the audience you are looking for. – But the competition is a lot more intense there. It is, but the chances of being discovered by interesting buyers in Austria are very small. Although there is an audience interested in designer clothing here, it is too small to guarantee the survival of a company like mine. With the design niche I am positioned in, it is theoretically possible to sell your things in a few shops plus your own, in practice it is even less. – You design solely fashion for men. That is rather unusual for a woman. Aren’t you interested in women’s wear? During my studies I did design collections for women. But as 90 percent of women’s clothes are designed by men, I wanted to reverse the situation. In the beginning that was just meant as an experiment. However, I felt very comfortable in my role. The process of designing for men was more fun to me. I have to achieve a higher level of abstraction. Moreover, the limits of what you are allowed to design are much more confined with men’s fashion. At the same time, tiny shifts lead to much more pronounced results. – That’s the reason why many people consider men’s fashion more interesting than women’s at present. What is your view on that? To me it is at any rate the bigger challenge. I consider stretching and shifting the limits part of my work. I am very much aware of the awakening that takes place in the fashion scene as far as men’s wear is concerned. – Are there other designers that influence you? You studied at the University of Applied Arts in Vienna and come from a school that takes a rather unmistakable stand and advocates a very conceptual approach. I attach little value to role models. I believe that every designer has to build a universe of his own. I am more influenced by individual pieces. A few seasons ago, there was for example a cape with folded violet skulls in a collection by Undercover (note: a Japanese fashion label). Right now I am very much inspired by some pieces done by the Swedish designer of knitwear Sandra Backlund. – A lot of fashion designers in Vienna work in a very conceptual way, claiming a highly intellectual approach. Do you consider yourself part of that scene? By all means. To me it is important for a collection to be developed from a logical concept. Such a concept might also be logical emotionally. At the same time I set a high value on the collections’ being wearable. – How closely do you stick to the concepts developed originally? Or, in other words, how do you put your theories into practice? The creation of a collection is a process. This also means that concepts can be modified. After all, a concept has to be strong enough to really make me want to work with it for half a year.

– It is remarkable how purposefully you have gained a foothold internationally. You are now working on the eighth collection to be presented in Paris. What are the next steps up on your career ladder? I am very satisfied with the way the last years went for me. At present I am working to secure the basis of my business. It is again and again hard to find the financial means required to create a collection. And naturally I am also trying to further strengthen the confidence buyers have in me. – How many shops are now selling your creations? That’s hard to say, as my Japanese showroom also delivers to a number of shops. But I guess it is about 30 shops. – One final question: what is fashion for you? Fashion has to do with movements and counter-movements. For me the term fashion comprises a lot of things. The aloof scene you move in during the Paris Fashion Week is just a small part of what I consider fashion. There are a lot of other realities in the world of fashion apart from that. —

Ute Ploier, who graduated from the fashion class at the University of Applied Arts, founded the label ute ploier menswear in 2003. After having been granted the Fred-Adlmüller-Scholarship and the participation in the Gwand Fashion Festival in Lucerne she was the first Austrian designer to be awarded the renowned Prix Hommes for the best men’s collection at the 18th Fashion and Photography Festival in Hyères with her collection “Noli me tangere”. With her collections she explores the ins and outs of men’s fashion and tries to cross the limits. Forms, details, silhouettes are never selected at random, but reflect social hierarchies and current trends of our time. In her very personal sensitive and analytical way she deals with the man’s suit, the role plays connected with it and current masculinity stereotypes. In the past years the collections have been enlarged by accessories including shoes, leather gloves and jewelry for men. The label shall now be established internationally by means of prêt-à-porter shows, the participation in international fairs and presentations in showrooms in Paris. Project applicant: Ute Ploier Project: ute ploier menswear Total funding: 100,000 EUR

F / 0601 — Mode / Fashion — 227



Projekte / Projects 2004 — 2006 F / 0504 dSignUp! F / 0503 F / 0502 F / 0501 F / 0402 music to sell F / 0401 — Fotos / Photos: Roland Ferrigato

230 232 234 235 237 239 242 244


F/0504 03. 10. 2005 — 12. 12. 2005 eingereichte Projekte / submitted projects 19 geförderte Projekte / funded projects 6 gesicherte und neu geschaffene Arbeitsplätze / secured and created jobs 46 Gesamtfördersumme der geförderten Projekte / total project funding 514.914 EUR dadurch ausgelöstes privates Investment / effected private investments 2,1 Mio. EUR

AMRA OT COUTURE Projekteinreicher/Project applicant: Amra Rasidkadic/AMRA OT COUTURE Projekt/Project: AMRA OT COUTURE/Online Trade Couture Bereich/Field: Mode/Fashion Gesamtfördersumme/Total funding: 100.000 EUR www.amra.at

230 — F / 0504

FUTURE CINEMA Projekteinreicher/Project applicant: Wegenstein Veranstaltungs KEG Projekt/Project: Future Cinema Bereich/Field: Filmverwertung/Film distribution Gesamtfördersumme/Total funding: 100.000 EUR www.schikaneder.at

GUGGENBICHLERDESIGN … Projekteinreicher/Project applicant: Harald Guggenbichler / guggenbichlerdesign ... Projekt/Project: Ergonomische Leichtmetallmöbel / Ergonomic light metal furniture Bereich/Field: Design/Design Gesamtfördersumme/Total funding: 50.073 EUR www.guggenbichler.at


MEN ON THE MOON, NOUS WISSENSMANAGEMENT & NOUS TRADE Projekteinreicher/Project applicant: Men on the Moon Werbemedien GmbH Partner: NOUS Wissensmanagement GmbH, NOUS Trade Projekt/Project: Markteinführung NOUS Suite / Market launch of NOUS Suite Bereich/Field: Multimedia/Multimedia Gesamtfördersumme/Total funding: 118.956 EUR www.menonthemoon.com www.nousguide.com

KACZEK’S VISUALS TRADING Projekteinreicher/Project applicant: Kaczek’s Visuals Trading GmbH Projekt/Project: UBECAM – Kamera Support System / UBECAM – camera support system Bereich/Field: Audiovision & Filmtechnologie/Audiovision & Film Technology Gesamtfördersumme/Total funding: 100.000 EUR www.kaczekvisuals.com

MOODDESIGNER Projekteinreicher/Project applicant: MoodDesigner Keclik KEG Projekt/Project: MoodDesigner Bereich/Field: Musik/Music Gesamtfördersumme/Total funding: 45.885 EUR www.mooddesigner.com

Projekte / Projects 2004 — 2006 — 231


dSignUp! 01. 09. 2005 — 17. 10. 2005 eingereichte Projekte / submitted projects 25 geförderte Projekte / funded projects 8 gesicherte und neu geschaffene Arbeitsplätze / secured and created jobs 61 Gesamtfördersumme der geförderten Projekte / total project funding 712.695 EUR dadurch ausgelöstes privates Investment / effected private investments 2,9 Mio. EUR

FLORIAN GSOTTBAUER Projekteinreicher/Project applicant: Florian Gsottbauer Projekt/Project: Motorrollersystem „ROLL“ / Motor scooter system “ROLL” Bereich/Field: Design/Design Gesamtfördersumme/Total funding: 100.000 EUR www.gsotti.com

DESIGNSTUDIO LUCY.D

JULAND BARCELONAVIENNA

Projekteinreicher/Project applicant: Designstudio LUCY.D GesnbR Projekt/Project: Designstudio LUCY.D Bereich/Field: Design/Design Gesamtfördersumme/Total funding: 55.027 EUR www.lucyd.com

Projekteinreicher/Project applicant: JULAND Fredes & Co KEG Projekt/Project: PureAustrianDesign-cr/oss/ea/tivity* Bereich/Field: Design/Design Gesamtfördersumme/Total funding: 100.000 EUR www.in-austria.com

232 — dSignUp!


KOHLMAIER

MIRAMONDO

Projekteinreicher/Project applicant: Alles aus Stoff und Leder – Kohlmaier GmbH Projekt/Project: Mit Wiener Design zum Möbellabel / Viennese design for a furniture label Bereich/Field: Design/Design Gesamtfördersumme/Total funding: 82.674 EUR www.kohlmaier.at

Projekteinreicher/Project applicant: miramondo public design GmbH Projekt/Project: Innovative Produkte im Außenbereich / Innovative outdoor products Bereich/Field: Design/Design Gesamtfördersumme/Total funding: 90.000 EUR www.miramondo.com

MCUBED INFORMATION TECHNOLOGY & 24H PRODUCT DESIGN

WALKING-CHAIR & UNVERKAEUFLICH

Projekteinreicher/Project applicant: mCubed Information Technology GmbH Partner/Partner: Rainer Scharf / 24H Product Design Projekt/Project: HFX Media Produktpalette / HFX media product range Bereich/Field: Design/Design Gesamtfördersumme/Total funding: 78.602 EUR www.mcubed-tech.com www.twentyfourhoursdesign.com

Projekteinreicher/Project applicant: Walking-Chair Designstudio GmbH Partner/Partner: UNVERKAEUFLICH handels GmbH Projekt/Project: walking design vienna Bereich/Field: Design/Design Gesamtfördersumme/Total funding: 158.852 EUR www.walking-chair.com www.unsaleable.com

Projekte / Projects 2004 — 2006 — 233


F/0503 04. 07. 2005 — 26. 09. 2005

ADAM WEHSELYSWICZINSKY & ANDREAS NEUBAUER

eingereichte Projekte / submitted projects 11 geförderte Projekte / funded projects 3 gesicherte und neu geschaffene Arbeitsplätze / secured and created jobs 22 Gesamtfördersumme der geförderten Projekte / total project funding 149.673 EUR dadurch ausgelöstes privates Investment / effected private investments 0,6 Mio. EUR

Projekteinreicher/Project applicant: Adam Wehsely-Swiczinsky / aws design Partner/Partner: Andreas Neubauer Projekt/Project: MADA – semiakustische Gitarre / MADA – semi-acoustic guitar Bereich/Field: Design/Design Gesamtfördersumme/Total funding: 47.540 EUR www.awsdesign.cc www.neubauerguitars.com

ARGE INDEX Projekteinreicher/Project applicant: ARGE INDEX Projekt/Project: INDEX DVD-Edition Bereich/Field: Filmverwertung/Film distribution Gesamtfördersumme/Total funding: 24.853 EUR www.index-dvd.at

234 — F / 0503 & F / 0502


F/0502 21. 03. 2005 — 27. 06. 2005

CONVOI-ID Projekteinreicher/Project applicant: convoi-id industrial designers GesnbR Projekt/Project: TENOR Wellnessliegen / TENOR wellness loungers Bereich/Field: Design/Design Gesamtfördersumme/Total funding: 46.858 EUR www.coinvoi-id.com

eingereichte Projekte / submitted projects 36 geförderte Projekte / funded projects 5 gesicherte und neu geschaffene Arbeitsplätze / secured and created jobs 26 Gesamtfördersumme der geförderten Projekte / total project funding 358.153 EUR dadurch ausgelöstes privates Investment / effected private investments 1,4 Mio. EUR

ELFENKLEID

AUTLOOK FILMSALES

Projekteinreicher/Project applicant: Elfenkleid Thaler & Prechtl OEG Projekt/Project: Vom Wiener Modelabel zur internationalen Fashionmarke und zurück / From Viennese fashion label to international fashion brand and back Bereich/Field: Mode/Fashion Gesamtfördersumme/Total funding: 77.962 EUR www.elfenkleid.com

Projekteinreicher/Project applicant: AUTLOOK Filmsales GbR Projekt/Project: Filmsales in englischsprachigen Territorien / Film sales in English speaking territories Bereich/Field: Filmverwertung/Film distribution Gesamtfördersumme/Total funding: 85.417 EUR www.autlookfilms.com

Projekte / Projects 2004 — 2006 — 235


CRACK SHOP Projekteinreicher/Project applicant: cracked anegg records keg Projekt/Project: crack shop Bereich/Field: Musik/Music Gesamtfördersumme/Total funding: 22.606 EUR www.crackshop.at

MÜHLBAUER Projekteinreicher/Project applicant: Mühlbauer Hut und Mode GmbH & Co KG Projekt/Project: Neupositionierung & Wachstum / Repositioning & growth Bereich/Field: Mode/Fashion Gesamtfördersumme/Total funding: 73.470 EUR www.muehlbauer.at

236 — F / 0501

SCHELLA KANN Projekteinreicher/Project applicant: Schella Kann TextilwarenerzeugungsGmbH Projekt/Project: Internationale Markenpositionierung und Vertriebsaufbau / International brand positioning and development Bereich/Field: Mode/Fashion Gesamtfördersumme/Total funding: 100.000 EUR www.schellakann.at

VMS Projekteinreicher/Project applicant: VMS-Video Moving System Kühne & Kapeller GesnbR Projekt/Project: VMS-Video Moving System Bereich/Field: Multimedia/Multimedia Gesamtfördersumme/Total funding: 76.660 EUR www.vms-at.com


F/0501 05. 01. 2005 — 15. 03. 2005 eingereichte Projekte / submitted projects 32 geförderte Projekte / funded projects 8 gesicherte und neu geschaffene Arbeitsplätze / secured and created jobs 38 Gesamtfördersumme der geförderten Projekte / total project funding 445.558 EUR dadurch ausgelöstes privates Investment / effected private investments 1,8 Mio. EUR

BERYLL EYEWEAR Projekteinreicher/Project applicant: BERYLL eyewear GmbH Projekt/Project: BERYLL eyewear GmbH – Ausbau Marketing und Vertrieb / BERYLL eyewear GmbH – expansion of marketing and sales activities Bereich/Field: Design/Design Gesamtfördersumme/Total funding: 100.000 EUR www.beryll.com

BKM Projekteinreicher/Project applicant: bkm design working group GnbR Projekt/Project: Vom preisgekrönten Prototyp zum Produkt / From award winning prototype to product Bereich/Field: Design/Design Gesamtfördersumme/Total funding: 20.851 EUR www.bkm-format.com

FOX & POOOOL Projekteinreicher/Project applicant: FOX Werbegrafik Rathmanner KEG Partner/Partner: pooool – Verein zur Förderung visueller Kunst und Kultur Projekt/Project: Vienna Visual Media Hub – VVMH Bereich/Field: Multimedia/Multimedia Gesamtfördersumme/Total funding: 81.251 EUR www.fox.co.at www.pooool.net

Projekte / Projects 2004 — 2006 — 237


GRAF MOSER

KARATE JOE

Projekteinreicher/Project applicant: Graf Moser Management GmbH Projekt/Project: CIplanner Bereich/Field: Services für Creative Industries / Services for creative industries Gesamtfördersumme/Total funding: 51.524 EUR www.grafmoser.com

Projekteinreicher/Project applicant: Robert Pinzolits Projekt/Project: Allocat Offices Bereich/Field: Musik / Music Gesamtfördersumme/Total funding: 25.640 EUR www.karate-joe.com

IMAGE EYE-LUETKE

FLORIAN LADSTÄTTER

Projekteinreicher/Project applicant: Image Eye-Luetke Prod. Vienna Projekt/Project: Referenz-DVD-Audio-Produktion / Reference DVD-audio production Bereich/Field: Multimedia/Multimedia Gesamtfördersumme/Total funding: 49.625 EUR www.luetke.com

Projekteinreicher/Project applicant: Florian Ladstätter Projekt/Project: BEATICA – things to make happy Bereich/Field: Mode/Fashion Gesamtfördersumme/Total funding: 100.000 EUR www.beatica.com

238 — F / 0402


F/0402 27. 09. 2004 — 17. 12. 2004 eingereichte Projekte / submitted projects 44 geförderte Projekte / funded projects 8 gesicherte und neu geschaffene Arbeitsplätze / secured and created jobs 40 Gesamtfördersumme der geförderten Projekte / total project funding 518.966 EUR dadurch ausgelöstes privates Investment / effected private investments 2,1 Mio. EUR

TRUST Projekteinreicher/Project applicant: Georg Lauteren / TRUST Projekt/Project: ZERO INCH Bereich/Field: Musik/Music Gesamtfördersumme/Total funding: 16.667 EUR www.trust.at

ART POINT Projekteinreicher/Project applicant: Elena Zvereva / art point Vienna Projekt/Project: art point international Bereich/Field: Mode/Fashion Gesamtfördersumme/Total funding: 100.000 EUR www.artpoint.ru

Projekte / Projects 2004 — 2006 — 239


DESIGNBÜRO RENÉ CHAVANNE

KAIROS

Projekteinreicher/Project applicant: Designbüro René Chavanne Projekt/Project: Mobile Bar – Serienreife und Vermarktungskonzept / Mobile Bar – series production readiness and marketing concept Bereich/Field: Design/Design Gesamtfördersumme/Total funding: 90.600 EUR www.renechavanne.com

Projekteinreicher/Project applicant: Kairos Musikproduktion GmbH Projekt/Project: Produktion & Vermittlung neuer Musik / Production & promotion of new music Bereich/Field: Musik/Music Gesamtfördersumme/Total funding: 37.500 EUR www.kairos-music.com

DANIEL HANTIGK Projekteinreicher/Project applicant: Daniel Hantigk Projekt/Project: N.T.O. – neue Vertriebswege für Musik / N.T.O. – new distribution channels for music Bereich/Field: Musik/Music Gesamtfördersumme/Total funding: 19.716 EUR daniel.hantigk@chello

240 — F / 0402

MUSIKTANK Projekteinreicher/Project applicant: Monkey Music, Gröbchen & Partner OEG Partner/Partner: Exozet Neue Medien Produktion Wien GmbH, SR-Archiv Projekt/Project: musiktank.at Bereich/Field: Musik/ Music Gesamtfördersumme/Total funding: 64.130 EUR www.monkeymusic.at www.exozet.com www.sra.at


PETAR PETROV Projekteinreicher/Project applicant: Petar Petrov Projekt/Project: Petar Petrov Menswear Bereich/Field: Mode/Fashion Gesamtfördersumme/Total funding: 100.000 EUR www.petarpetrov.com

UMA INFORMATION TECHNOLOGY Projekteinreicher/Project applicant: uma information technology GmbH Projekt/Project: VICOgoesTV Bereich/Field: Multimedia/Multimedia Gesamtfördersumme/Total funding: 76.183 EUR www.uma.at

KAI STANIA Projekteinreicher/Project applicant: Kai Stania Projekt/Project: Sportbrille / Sports glasses Bereich/Field: Design/ Design Gesamtfördersumme/Total funding: 30.837 EUR www.kaistania.com

Projekte / Projects 2004 — 2006 — 241


music to sell 27. 09. 2004 — 15. 10. 2004 eingereichte Projekte / submitted projects 36 geförderte Projekte / funded projects 7 gesicherte und neu geschaffene Arbeitsplätze / secured and created jobs 39 Gesamtfördersumme der geförderten Projekte / total project funding 719.712 EUR dadurch ausgelöstes privates Investment / effected private investments 2,9 Mio. EUR

LUDWIG DOBLINGER Projekteinreicher/Project applicant: Ludwig Doblinger (Bernhard Herzmansky) KG Projekt/Project: music2print.at Bereich/Field: Musik/Music Gesamtfördersumme/Total funding: 100.000 EUR www.doblinger-musikverlag.at

KLEIN RECORDS, UNIVERSAL MUSIC & MIOOOW JÜRGEN BAUER Projekteinreicher/Project applicant: Jürgen Bauer KEG Projekt/Project: audio-identity Bereich/Field: Musik/Music Gesamtfördersumme/Total funding: 34.331 EUR www.audio-identity.at

242 — music to sell

Projekteinreicher/Project applicant: Christian Dvorak GmbH & Co KEG Partner/Partner: Universal Music Austria GmbH, Wolfgang Mitter – MIOOOW Projekt/Project: Internationale Exportinitiative für den Musikstandort Wien / International export initiative for the music location Vienna Bereich/Field: Musik/ Music Gesamtfördersumme/Total funding: 201.384 EUR www.kleinrecords.com www.universalmusic.at www.miooow.com


MATERIAL RECORDS Projekteinreicher/Project applicant: material records Projekt/Project: Maßnahmen zur Internationalisierung / Internationalization measures Bereich/Field: Musik/Music Gesamtfördersumme/Total funding: 83.997 EUR www.materialrecords.com

ORDIS Projekteinreicher/Project applicant: ORDIS GnbR Projekt/Project: ORDIS Online Music Retail Distribution Service Bereich/Field: Musik/ Music Gesamtfördersumme/Total funding: 100.000 EUR www.dorfmeister.at

MARIO ROSSORI Projekteinreicher/Project applicant: Rossori Music & Event GesmbH Projekt/Project: Sync-rights.com Bereich/Field: Musik/Music Gesamtfördersumme/Total funding: 100.000 EUR www.poppate.com

SOULSEDUCTION Projekteinreicher/Project applicant: soulseduction.com GmbH Projekt/Project: Erweiterung von soulseduction.com um einen Downloadshop / Expansion of soulseduction.com by a download shop Bereich/Field: Musik/ Music Gesamtfördersumme/Total funding: 100.000 EUR www.soulseduction.com

Projekte / Projects 2004 — 2006 — 243


F/0401 01. 08. 2004 — 17. 09. 2004 eingereichte Projekte / submitted projects 46 geförderte Projekte / funded projects 6 gesicherte und neu geschaffene Arbeitsplätze / secured and created jobs 40 Gesamtfördersumme der geförderten Projekte / total project funding 530.508 EUR dadurch ausgelöstes privates Investment / effected private investments 2,1 Mio. EUR

COUCH RECORDS & OFFICER Projekteinreicher/Project applicant: Couch Records Music Production GmbH Partner/Partner: OFFICER Business Software Solutions GmbH Projekt/Project: Verkürzung der Exportwege von Tonträgern / Shortening the export routes of sound storage media Bereich/Field: Musik/Music Gesamtfördersumme/Total funding: 177.903 EUR www.couchrecords.com www.officer.de

CONGENIAL Projekteinreicher/Project applicant: Congenial Möbeldesign – Innenarchitektur – Tischlerei Partner/Partner: Genussmarketing Projekt/Project: Line for Wine, Möbel für Winzer/ Line for Wine, furniture items for winegrowers Bereich/Field: Design/Design Gesamtfördersumme/Total funding: 41.757 EUR www.congenial.cc www.genussmarketing.at

244 — F / 0401

__FABRICS INTERSEASON Projekteinreicher/Project applicant: __fabrics interseason Salner/Schweiger OEG Projekt/Project: __fabrics interseason Kick-Off Bereich/Field: Mode/Fashion Gesamtfördersumme/Total funding: 99.529 EUR www.fabrics.at


Foto / Photo: Katia Rahlwes

KEEN Projekteinreicher/Project applicant: Roland Kühne / Keen Projekt/Project: Entwicklung, Messeauftritt, internationale Markteinführung Keen / Development, participation in trade fairs, international market introduction of Keen Bereich/Field: Mode/Fashion Gesamtfördersumme/Total funding: 58.344 EUR www.keenfashion.com

WENDY&JIM Projekteinreicher/Project applicant: Wendy&Jim Fankhauser/Schania GesnbR Projekt/Project: Wendy&Jim vom Label zum Brand! / Wendy&Jim from label to brand! Bereich/Field: Mode/Fashion Gesamtfördersumme/Total funding: 100.000 EUR www.wujsympathisant.com

MOZARTRADIO Projekteinreicher/Project applicant: Martin Zimper Projekt/Project: Mozartradio Bereich/Field: Multimedia/Multimedia Gesamtfördersumme/Total funding: 52.974 EUR martin@zimper.at

Projekte / Projects 2004 — 2006 — 245


departure Fashion Shows 2007 – Im Rahmen des 7 festival for fashion & photography der Unit F büro für mode, gingen am 22. Juni 2007 die departure Fashion Shows über die Bühne. Der Fotograf Michael Dürr hat die präsentierten Modelabels Brandmair, rosa mosa und Ute Ploier mit seiner Kamera auf und hinter den Catwalk begleitet. / On June 22, 2007 the depature fashion shows took place in the scope of the 7 festival for fashion & photography by Unit F büro für mode. Photographer Michael Dürr and his camera accompanied the presented fashion labels Brandmair, rosa mosa and Ute Ploier on the catwalk and backstage.

– Weiterführende Informationen zum 7 festival for fashion & photography unter www.unit-f.at. / Further information on 7 festival for fashion & photography at www.unit-f.at



248 — Michael Dürr


departure Fashion Shows 2007 — 249


250 — Michael Dürr


departure Fashion Shows 2007 — 251


252 — Michael Dürr


departure Fashion Shows 2007 — 253


254 — Michael Dürr


departure Fashion Shows 2007 — 255


256 — Michael Dürr


© WTV / KARL THOMAS

© WTV / KARL THOMAS

© WTV / HERTHA

HURNAUS

Wien-Hotels & Info Tel. +43–1–24 555 www.vienna.info

LiveLoveArt, Life „Vienna offers fertile ground for creative people and designers.“ Helga Schania & Hermann Fankhauser („Wendy & Jim“)


Anhang / Appendix departure facts

260

Statistik / Statistics

264

Jurymitglieder / Jury members

265

Das Team / The team

270

Impressum / Imprint

271



departure facts (d) – Die Prinzipien „Stärken stärken“ sowie „Fordern und Fördern“ bilden nach wir vor das Zentrum der Programme von departure. Ende 2003 als Österreichs erste eigenständige Wirtschaftsförderungs- und Servicestelle für Unternehmen der Creative Industries gegründet, gilt departure inzwischen europaweit als erfolgreiches Modell der Innovationsförderung auf Wettbewerbsbasis. departure als Unternehmensförderer ist eine Tochtergesellschaft des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds und Teil des Wirtschaftsressorts der Stadt Wien. Die Stadt hat mit der Gründung von departure rechtzeitig erkannt, welches Potenzial in den kreativen Unternehmern Wiens steckt. Diese sind nicht nur ein Lifestyle-, sondern auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Mittlerweile wird auch auf europäischer Ebene Innovation nicht mehr ausschließlich mit technologischem Fortschritt assoziiert, sondern der Bedeutung von Prozessinnovation, wie sie in vielen Bereichen der Creative Industries vorherrscht, verstärktes Augenmerk geschenkt.

departure_expertenpool Künftig wird departure noch stärker auf Herausforderungen, die aus den sich verändernden wirtschaftlichen und soziokulturellen Rahmenbedingungen der Stadt resultieren, reagieren. Zentrales Moment dieser Strategie ist der Ausbau der Förderangebote von departure. Unternehmerische Erfahrung und Know-how aus dem Feld der Creative Industries werden den von departure geförderten Unternehmen zugänglich gemacht. Erstmals in Österreich wurde zu diesem Zweck der departure_expertenpool ins Leben gerufen. Die beiden Förderprogramme departure_pioneer und departure_ experts sollen die Inanspruchnahme von Beratungsleistungen unterstützen. Gezielter unternehmerischer Wissenstransfer unter dem Motto „Von den Besten lernen“ steht bei beiden Programmen im Vordergrund. departure stellt also „smart money“ zur Verfügung: Mittel, die mit spezifischer, erfolgsorientierter Begleitung einhergehen. Unternehmensexperten aus den Bereichen Wirtschaft, Recht, Marketing, Public Relations, Werbung etc. wurden in den Pool aufgenommen. Erfahrene, erfolgreiche Persönlichkeiten aus 260 — departure facts


Mode, Musik, Audiovision, Multimedia, Design, Verlagswesen, Kunstmarkt und Architektur sind als Mentoren ein wesentlicher Teil des departure_expertenpools. Über eine eigene Webpage expertenpool.departure.at können derzeit rund 70 Experten online nach Branchen und Schwerpunkten gefiltert oder über eine Volltextsuche ausgewählt werden.

Maßgeschneiderte Förderungen: die vier departure-Programme

der Innovationsgrad und die Neuheit des eingereichten Projekts, der künstlerisch-kreative Gehalt, die wirtschaftliche Nachhaltigkeit bei adäquater Projektplanung und Synergien für beteiligte Unternehmen und den Standort Wien. Die Maximalförderung beträgt 200.000 Euro. Die Einreichung zu departure_classic ist das ganze Jahr über, die Einreichung zu departure_focus in der Regel einmal jährlich möglich. Durch themenspezifische Calls wie „music to sell“, „dSignUp!“ und „re:Design“ geht departure auf aktuelle Bedürfnisse ein und unterstützt gegenwärtige Tendenzen in den Creative Industries.

Inhaltliches Ziel der Aktivitäten von departure ist die Integration von kulturellem Schaffen in das Wirtschaftsgeschehen Wiens und Österreichs, indem die Zahl nachhaltiger Unternehmensgründungen im Bereich Creative Industries erhöht und kleineren Zielgruppe von departure_pioneer sind angehende junge Talente, und mittleren Unternehmen durch gezielte Fördermaßnahmen die eine kreative Geschäftsidee zur Basis ihres UnternehmerWachstum und Expansion ermöglicht werden. tums machen möchten. Dafür steht eine Maximalförderung von 15.000 Euro zur Verfügung. Die Förderempfehlung trifft Dazu stehen den Wiener Kreativunternehmen insgesamt departure unter Heranziehung externer Experten. Mindestens vier Förderprogramme zur Verfügung: 30 Prozent der Fördersumme müssen für relevantes Experten/ – departure_classic Coaching-Know-how, das in Zusammenhang mit der Unterneh– departure_focus mensgründung steht, verwendet werden. Ziel von departure_ – departure_pioneer pioneer ist die Erhöhung der Zahl nachhaltiger Unternehmens– departure_experts gründungen im Kreativbereich in Wien.

departure_pioneer

Alle vier Programme beruhen auf der De-minimis-Verordnung der Europäischen Union, die vorschreibt, dass ein Unternehmen für die Dauer von drei Jahren mit einer Maximalsumme von 200.000 Euro gefördert werden darf.

departure_classic & departure_focus departure_classic und departure_focus sind als klassische Projektförderungen konzipiert und richten sich gleichermaßen an bereits etablierte Unternehmen und Unternehmensgründer. Die Förderzusagen erfolgen auf Basis der Beurteilung einer unabhängigen Fachjury. Die Kriterien für die Juryentscheidungen sind

departure_experts departure_experts ist für schon bestehende Unternehmen konzipiert und hat zum Ziel, Wachstum in Mikro- und Kleinunternehmen mit qualifiziertem Experten-Know-how zu unterstützen. Mit departure_experts können klassisches Unternehmenswachstum, aber z. B. auch die Erschließung neuer Märkte oder eine Neuorientierung des Unternehmens gefördert werden. Auch hier beträgt die Maximalförderung 15.000 Euro, die Förderempfehlung trifft wiederum departure gemeinsam mit externen Experten. Alle Rechtsgrundlagen, Richtlinien, Termine und Einreichmodalitäten sind online unter www.departure.at abrufbar. —

Anhang / Appendix — 261


(e) – “To strengthen strengths” and “to challenge and support” , these two principles are the basis of the departure funding programs. When departure was founded in late 2003 it was Austria’s first independent business development and service center for entrepreneurs of the creative industries. Today it is a successful example for innovation funding in Europe. In its function as business promoter departure is a subsidiary of the Vienna Business Agency and part of the economic affairs of the City of Vienna. By establishing departure the City of Vienna has realized in time what an enormous potential the city’s creative companies possess, and that they are not only an important lifestyle element, but a significant economic factor. Even on the European level innovation is meanwhile no longer uniquely associated with technological progress, i. e. attention is increasingly put on process innovations, which are predominant in many areas of the creative industries.

departure_expertpool In future, departure will react even stronger to the challenges resulting from the changing economic and socio-cultural frame conditions of the city. The strategy focuses on the enlargement of departure’s funding offer. Entrepreneurial experience and know-how in the field of the creative industries will be made available for the companies funded by departure. For this purpose the departure_ expertpool has been established in Austria. The funding programs departure_pioneer and departure_experts support the utilization of consulting services. Under the motto “to learn from the best” targeted entrepreneurial knowledge transfer is a central issue of both programs. departure thus provides “smart money”: financial support combined with specific success-oriented assistance. Experts from the fields of economy, law, marketing, public relations, advertising etc. were admitted to the pool. Experienced, successful personalities from the fields of fashion, music, audio-vision, multimedia, design, publishing, art market and architecture act as mentors and are an essential part of the departure expertpool. On the website expertenpool.departure.at around 70 experts are available, who can be retrieved online by branches of industry or specialization, or found by full text search.

262 — departure facts

Tailor-made funding: the four departure programs departure’s activities center on the integration of cultural output into the Viennese and Austrian economy by increasing the number of sustainable business set-ups in the field of the creative industries and by enabling growth and expansion for SMEs through targeted funding measures. Four funding programs are available for companies of the creative industries: – departure_classic – departure_focus – departure_pioneer – departure_experts

departure_pioneer The target group of departure_pioneer are young talents with a creative idea as a basis for their enterprise. In this case maximum funding of 15,000 Euros is available. The projects to be funded are selected by departure supported by external experts. At least 30 percent of the funding have to be used for adequate expert/coaching know-how in connection with the business set-up. departure_pioneer aims at increasing the number of sustainable company set-ups in the field of the creative industries in Vienna.

departure_experts

departure_experts was initiated for existing companies and aims at supporting the growth of micro and small enterprises by means of qualified expert know-how. departure_experts All four programs are based on the De-miniprovides assistance in the fields of classic commis ordinance of the European Union limiting pany growth but also for opening up new the funding a company is entitled to receive markets or for the reorientation of the comover a period of three years to a maximum of pany. Maximum funding also amounts to 200,000 Euros. 15,000 Euros. The projects to be funded are selected by departure together with external experts.

departure_classic & departure_focus

departure_classic and departure_focus are classic project funding programs addressing established entrepreneurs or founders of enterprises. Funds are awarded on the basis of evaluations performed by a jury of experts. Criteria for the decisions of the jury are the degree of innovation and the novelty of the project, the artistically creative content, the economic sustainability and adequacy of project planning as well as synergies for participating companies and for the business location Vienna. Maximum funding amounts to 200,000 Euros. Projects for departure_classic may be submitted all year round, projects for departure_focus can be submitted once a year. With topic specific calls such as “music to sell” , “dSignUp!” and “re:Design” departure responds to up-todate requirements and supports current trends in the creative industries.

The legal bases, guidelines, deadlines and submission details can be found at www.departure.at —


Wien: Stadt am Strom

Donaukanal und Donaucity wurden zu urbanen Lebensräumen. Nun setzt die Wiener Stadtplanung starke Impulse für das rechte Donauufer.

Wien liegt im internationalen Trend: Weltweit definieren Städte ihr Verhältnis zum Wasser neu und beleben Hafen- und Ufergebiete. Hochwertige Stadtteile entstehen, wie die aktuellen Entwicklungen zeigen.

Am Wasser schöner leben „Waterfront“ ist eines von 13 Zielgebieten der Wiener Stadtentwicklung. Damit rückt das dynamische Gebiet zwischen Donaukanal, Donau und Alter Donau in den Mittelpunkt. „Auf dem riesigen Areal im 2. und 20. Bezirk werden architektonisch herausragende Projekte entstehen – ebenso wie Sichtachsen zum Wasser, freie Zugänge zum Ufer und neue Anlegestellen für Schiffe. Kurz: Stadt und Strom werden intensiv verknüpft“, sagt Peter Klopf von der Stadtplanung. Der Twin City Liner hat in seinem ersten Jahr 80.000 PassagierInnen von Bratislava nach Wien gebracht und umgekehrt. Heuer wird mit 100.000 Reisenden gerechnet. Der Kauf eines zweiten Katamarans und eine neue Einstiegsstelle am Schwedenplatz sind geplant. Übrigens: Jedes Jahr kommen rund 265.000 KreuzfahrerInnen auf der Donau nach Wien.

Urbane Lebensräume Nach der erfolgreichen Belebung des Donaukanals und des Ufers des Entlastungsgerinnes haben die StadtplanerInnen nun das rechte Donauufer im Visier – als Tor zur Stadt und als Motor für Tourismus und Wirtschaft. Die Millennium City und zwei Wohnprojekte, mit denen ehemalige Be- Erfolgreiche Maßtriebsgebäude am Handelskai neu genutzt nahmen am Donaukanal sind Vorbild. werden, beleben das Ufer bereits.

Waterfront Development „Jedes Stadtentwicklungsgebiet wird mit Wasser attraktiver“, betont Wiens Stadtrat Rudi Schicker. Er schaut gerne über die Ufer hinaus und lässt sich von anderen Städten inspirieren – zuletzt bei der vom Europaforum organisierten internationalen Städtekonferenz „Waterfront Development“. Dabei präsentierten ExpertInnen u. a. aus New York, Boston, Glasgow, Oslo und Hamburg ihre Strategien und Ideen mit dem Ziel, künftig die Wiener „Waterfront“ international stärker zu positionieren.

INFO

Heuer wird mit 100.000 PassagierInnen gerechnet, die mit dem Twin City Liner von Wien nach Bratislava fahren.

Präsenta tion der Projekte

Wiener Planungswerkstatt: Seit fast zwanzig Jahren informiert man in der Wiener Planungswerkstatt über Projekte der Stadt. Die Unterbrechung wegen Bauarbeiten ist demnächst zu Ende, was am 12. 9. gefeiert wird. 1., Friedrich-Schmidt-Platz 9 www.stadtentwicklung.wien.at, www.inzukunftwien.at

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Fotos: www.picturedesk.com, Christian Pichler

Zurück zur Donau – mit Blick in die Zukunft


Statistik / Statistics – Wirtschaftsfaktor Creative Industries. Die Gesamtergebnisse von drei Jahren departure-Fördertätigkeit veranschaulichen die Bedeutung für das Wiener Wirtschaftsleben. / Creative industries — an economic factor. The results of three years of funding activity demonstrate the importance for Vienna’s economic life.

F / 0401, F / 0402, F / 0501, F / 0502, F / 0503, F / 0504, F / 0601, music to sell, dSignUp!, C / 0602, re:Design 2006, C / 0603, C / 0701 Architektur / Architecture Audiovision / Audio-vision Design (inkl. Grafik) / Design (incl. graphic design) Diverse / Miscellaneous Kunstmarkt / Art market Medien & Verlagswesen / Media & publishing Mode / Fashion Multimedia / Multimedia Musik / Music Services / Services Gesamt / Total gesicherte und neu geschaffene Arbeitsplätze / secured and created jobs Gesamtfördersumme der geförderten Projekte / total project funding dadurch ausgelöstes privates Investment / effected private investments

eingereichte Projekte / submitted projects

geförderte Projekte / funded projects

3 5 110 69 5 8 48 102 64 2 416

32 6 2 15 15 18 1 89

**** **** * *** **** ****

** ****

527 7.249.740 EUR 29 Mio. EUR

davon wurden 8 Projekte in „dSignUp!“ 2005 und 8 in „re:Design“ 2006 gefördert / 8 projects were funded under “dSignUp!” 2005, another 8 under “re:Design” 2006 ** davon wurden 7 Projekte in „music to sell“ 2004 gefördert / 7 projects were funded under “music to sell” 2004 *** 3 Filmverwertung, 1 Services für Creative Industries, 1 Audiovision und Filmtechnologie, 1 Medien & Verlagswesen / 3 film distribution, 1 services for creative industries, 1 audio-vision and film technology, 1 media & publishing **** neue CI-Bereiche seit Inkrafttreten der Förderrichtlinie „Creative Industries 06plus“ mit 01.07.2006 / new creative industries fields since the publication of the funding guidelines “Creative Industries 06plus” of July 1, 2006 *

264 — Statistik / Statistics & Jurymitglieder / Jury members


Jurymitglieder / Jury members – Volker Albus Volker Albus ist seit 1994 Professor für Produktdesign an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Der ausgebildete Architekt zählt zu den wichtigsten Protagonisten des Neuen Deutschen Designs. Als deren intellektuelles Sprachrohr kuratiert er Ausstellungen und publiziert regelmäßig in der Zeitschrift „form“ und anderen Fachmedien. Aktuell befasst er sich, gemeinsam mit Olaf Schroeder und Sabine Wald, mit dem Projekt „Fusspall total“. / Volker Albus has been Professor of Product Design at the National Academy of Design in Karlsruhe since 1994. As a trained architect he is amongst the most significant protagonists of New German Design and as their spokesman he curates exhibitions and publishes regularly in the “form” magazine and other specialist media. At present he is involved, together with Olaf Schroeder and Sabine Wald, in the “Fusspall total” project.

– Edek Bartz Edek Bartz führt seit Langem verschiedenste Projekte durch: Er konzipierte mit Joachim Lieben das Programm der Reihe „Stimmen der Welt“, er sorgte für die Inszenierung und bühnentechnische Detailplanung der Tourneen Frank Zappas, der Rolling Stones oder von Queen. Bartz übernahm die Regie und Logistik bei einer Reihe von Open-Air-Festivals in Europa, Japan und den USA sowie von Jazz-Festivals in Österreich. Seit 1977 ist er regelmäßig für die Wiener Festwochen tätig. Gemeinsam mit Wolfgang Kos begründete er die im Zweijahresrhythmus abgehaltene Musikausstellung „Töne-Gegentöne“. / Edek Bartz has already organized the most diverse projects. Together with Joachim Lieben he developed the program of the “Stimmen der Welt” series (Voices of the World) and was responsible for staging and scenic planning of the tours of Frank Zappa, the Rolling Stones and Queen. He was in charge of the direction and logistics of a number of open-air festivals in Europe, Japan, the US, and of Jazz festivals in Austria. Since 1977 he has repeatedly worked for Wiener Festwochen (Vienna Festival). Together with Wolfgang Kos he initiated the music exhibition “Töne-Gegentöne” , which is held every two years.

– Robert Bauer Robert Bauer ist Universitätsprofessor am Institut für Unternehmensführung der Johannes-Kepler-Universität in Linz und

hält seit 2004 eine Gastprofessur an der renommierten Rotman School of Management, University of Toronto, der führenden kanadischen Wirtschaftsuniversität, die mit ihrem Ausbildungsansatz „Businessdesign“ international Aufsehen erregt hat. / Robert Bauer is a university professor at the Institute of Management of the Johannes Kepler University in Linz and has been visiting professor at the famous Rotman School of Management, University of Toronto, the leading Canadian Economics University which caused an international sensation with its “Businessdesign” approach to education.

– Marika Demner Marika Demner studierte Kunstgeschichte in Florenz und erlangte erste Berufserfahrungen im väterlichen Textilgroßhandel. 1984 übersiedelte sie nach Wien, um Palmers in den Bereichen Einkauf, Kollektions- und Trendberatung laufend zu unterstützen. Darüber hinaus übernahm sie die Repräsentanz namhafter italienischer Firmen. Seit 1998 ist sie als Konsulentin in den Bereichen Trendberatung, Einkauf und Kollektionsgestaltung tätig. / Marika Demner studied art history in Florence and gained her first professional experience in her father’s wholesale textile company. In 1984 she relocated to Vienna to provide continuous support for Palmers in the areas of purchasing, collections and trend advice. In addition to this she took over the representation of well-known Italian companies. Since 1998 she has worked as consultant in the areas of trend advice, purchasing and collection design.

– Matthias Dietz Matthias Dietz, Industrie-Designer, geschäftsführender Gesellschafter bei Schindler Parent Identity, Berlin. Die Corporate Branding Agentur (Nr. 7 im Page-Ranking 2004) arbeitet für das Gottlieb Duttweiler Institut, DaimlerChrysler, Mitsubishi-Fuso und das Magazin „manufactum“. Publikation von Designbüchern („Wabi-sabi“ und „SED – Schönes Einheits Design“) und Organisation von Designausstellungen („Berliner Schubladen“ etc.). / Matthias Dietz, industrial designer, is managing partner at Schindler Parent Identity, Berlin. The corporate branding agency (ranked no. 7 by Page in 2004) works for the Gottlieb Duttweiler Institute, DaimlerChrysler, Mitsubishi-Fuso and the “manufactum” magazine. He is responsible for the publication of design books (“Wabi-sabi” and “SED – Schönes Einheits Design”) and the organization of design exhibitions (“Berliner Schubladen” etc.). Anhang / Appendix — 265


– Monika Eigensperger Monika Eigensperger begann 1980 als freie Mitarbeiterin beim ORF-Radio, war Musikprogrammgestalterin und Reporterin bei Ö3 („Zick Zack“, „Radiothek“), 1992 wurde sie Ressortleiterin bei Ö3 und 1994 stellvertretende Ö3-Chefin. Seit 1996 ist sie Leiterin des Jugendkultursenders FM4. Unter ihrer Leitung avancierte FM4 zum Kultprogramm, der Sender bot kreativen Spielraum zur Umsetzung von Erfolgsproduktionen („Stermann & Grissemann“ und „Projekt X“). Im November 1999 wurde Monika Eigensperger zur Senderchefin der 4. ORF-Kette FM4 bestellt. / Monika Eigensperger, started out in 1980 as a freelancer at ORF radio where she worked as music program designer and reporter for Ö3 (“Zick Zack” , “Radiothek”). In 1992 she became departmental manager at Ö3 as well as permanent deputy chief of Ö3 (1994). Since 1996 she has been director of the youth culture station FM4. Under her direction FM4 has become a cult program; the station offered creative latitude for the realization of successful productions (“Stermann & Grissemann” and “Project X”). In November 1999 Monika Eigensperger was appointed station chief of the 4th ORF chain FM4.

– Nikolaus Franke Nikolaus Franke ist seit 2001 Universitätsprofessor und Leiter des Instituts für Entrepreneurship und Innovation an der Wirtschaftsuniversität Wien. Als Direktor der Entrepreneurship Academy der TU und WU Wien orientiert er sich an den führenden Businessschools weltweit und hat als wissenschaftlicher Leiter der Benchmarking-Studie „Top 100 – der Innovative Mittelstand“ erstmals die Innovationskraft mittelständischer Unternehmen gemessen und einhundert der innovativsten Teilnehmer identifiziert. 2005 wurde er mit dem Best Paper Award der American Marketing Association ausgezeichnet. / Nikolaus Franke has been university professor since 2001 and head of the Institute of Entrepreneurship and Innovation at the Vienna University of Economics and Business Administration. In his function as director of the Entrepreneurship Academy of the Vienna University of Technology and the Vienna University of Economics and Business Administration he is in line with the leading business schools worldwide, and as scientific head of the benchmark study “Top 100 – der innovative Mittelstand” (Top 100 – the innovative medium-sized enterprises) he has for the first time quantified the innovative power of medium-sized enterprises and has identified the hundred most innovative participants. In 2005 he was awarded the Best Paper Award by the American Marketing Association.

– Sonja Hammerschmid Sonja Hammerschmid (Jurymitglied ohne Stimmrecht) ist promovierte Molekularbiologin. Nach ihrer Tätigkeit als Salesund Produktmanagerin bei Margaritella-Biotrade übernahm sie im Mai 1999 die Leitung des Impulsprogramms Biotechnologie (Vorgänger von Life Science Austria) in der Innovationsagentur. Nach Fusionierung der Innovationsagentur mit der Austria Wirtschaftsservice GmbH im August 2003 wurde sie stellvertretende 266 — Jurymitglieder / Jury members

Leiterin, im März 2005 Leiterin der Abteilung Technologie und Innovation. Zusätzlich übernahm Sonja Hammerschmid 2002 die Position der Geschäftsführerin in der ARGE LISA Vienna Region und im Jahr 2004 die Geschäftsführung des iP ImpulsProgramms creativwirtschaft. / Sonja Hammerschmid (jury member without voting right) graduated with a doctor’s degree in molecular biology. After gathering commercial experience as sales and product manager at Margaritella-Biotrade, she took over management of the biotechnology incentive program (predecessor of Life Science Austria) at the Innovation Agency in May 1999. Following the merger of the Innovation Agency with Austria Wirtschaftsservice GmbH she became deputy manager of the technology and innovation department in August 2003, and manager of this department in March 2005. In addition to this Sonja Hammerschmid took over the position of managing director in the ARGE LISA Vienna Region joint venture in 2002, and the management of the iP ImpulsProgramm creativwirtschaft in 2004.

– Achim Heine Achim Heine betreibt sein Designbüro in Berlin und hat Produkte u. a. für Unternehmen in Italien, der Schweiz und in Deutschland entworfen. Viele seiner Arbeiten wurden in Ausstellungen in Amsterdam, London, Paris, Mailand, Tokio und Los Angeles gezeigt. Neben seiner Tätigkeit als Produktdesigner ist Achim Heine Mitgründer und Partner des Büros für Visuelle Kommunikation Heine/Lenz/Zizka in Frankfurt am Main und Berlin. Achim Heine ist Präsidiumsmitglied des Rats für Formgebung und lehrt als Professor für experimentellen Entwurf an der Universität der Künste Berlin. / Achim Heine has his own design office in Berlin and has designed products for companies in Italy, Switzerland and Germany, among others. Many of his works have been presented in exhibitions in Amsterdam, London, Milan, Tokyo and Los Angeles. In addition to his job as product designer Achim Heine is co-founder and partner of “Büro für Visuelle Kommunikation Heine/Lenz/Zizka” in Frankfurt on Main and Berlin. Achim Heine is member of the Presiding Committee of the German Design Council and Professor for Experimental Design at the Universität der Künste Berlin.

– Lilli Hollein Lilli Hollein studierte Industrial Design an der Universität für angewandte Kunst in Wien und arbeitet seit 1996 vorwiegend als Journalistin und Kuratorin. Sie ist Kommissärin für den österreichischen Beitrag bei der 7. Architektur-Biennale Sao Paulo 2007. Als Kuratorin hat sie Ausstellungen aus den Themenbereichen Architektur und Design konzipiert, darunter 2002 „Memphis-Kunst /Kitsch/Kult“, Designzone Looshaus, und „Memphis – 21 Jahre nach der Designrevolution“, Kunsthalle Krems, 2005 in der Galerie Aedes East, Berlin, und 2006 im Zumtobel Lichtforum Wien „AustriArchitektur – sieben Debüts aus Österreich“. Zudem ist Lilli Hollein (gemeinsam mit Tulga Beyerle und Thomas Geisler als „Neigungsgruppe Design“) für die Konferenz „D06 – Zeitzonen“ und „D07 – Die Mitte“ an der Universität für angewandte Kunst Wien und die „Passionswege – Designtage Wien“, 2006, und die „VIENNA DESIGN WEEKs 2007“ verantwortlich. /


Lilli Hollein studied industrial design at the University of Applied Arts in Vienna and has worked as a freelance journalist and curator since 1996. She is the responsible commissioner for the Austrian contribution to the 7th Architecture Biennial Sao Paolo 2007. Lilli Hollein has curated architecture and design exhibitions, e.g. “Memphis-Kunst / Kitsch/Kult.” [Memphis – Culture/Kitsch/Cult.] at the design zone of the Looshaus and “Memphis – 21 Jahre nach der Designrevolution” [Memphis – 21 Years After the Design Revolution] at Kunsthalle Krems (2002) as well as “AustriArchitektur – sieben Debüts aus Österreich” [AustriArchitektur – Seven Debuts from Austria] at Aedes East Gallery, Berlin (June 2005), and at Zumtobel Lichtforum Wien (2006). Together with Tulga Beyerle and Thomas Geisler Lilli Hollein is also responsible for the conference “D06 – Zeitzonen” [D06 – Time Zones] and “D07 – Die Mitte” [D07 – The Center] at the University of Applied Arts Vienna as well as for “Passionswege – Designtage Wien” [Design Days Vienna] 2006, and “VIENNA DESIGN WEEKs 2007” .

economic application of network analysis, visualizes and analyses social, technological and biological networks, and develops strategic simulation software as well as tools for the implementation of key account management and network building.

– Wilfried Kühn

Wilfried Kühn studierte Architektur am Politecnico di Milano und arbeitete von 1996 bis 2000 in der Projektgemeinschaft INTERNAT. Seit 2001 ist Kühn Mitglied der Architekturpartnerschaft KÜHN MALVEZZI Berlin/Wien. Bisher realisierte Kühn u. a. die Lauder Chabad Business School in Wien, den Umbau der Rieckhallen/Friedrich-Christian-Flick-Kollektion, Berlin, den Umbau der Binding Brauerei/Documenta 11 Kassel. Darüber hinaus gestaltete Kühn zahlreiche Ausstellungen, darunter „Traumfabrik Kommunismus“ (Schirn Kunsthalle, Frankfurt), „Wiener Linien“ (Wien Museum). / Wilfried Kühn studied architecture at the Politecnico di Milano and worked in the INTERNAT joint venture from 1996 to 2000. Since Peter F. James studierte Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. 2001 he has been a member of the architectural partnership KÜHN 1992 übernahm er die Geschäftsführung von RockCity Hamburg MALVEZZI Berlin/Vienna. Up to now he has been responsible amongst e. V. und kümmerte sich bis 1998 im Auftrag der Hamburger other things for the Lauder Chabad Business School in Vienna, the Kulturbehörde um die musikalische Nachwuchsförderung. Als conversion of the Rieckhallen/Friedrich-Christian-Flick Collection Gründer (1993) und Präsident (2002) des Verbandes unabhängiBerlin, the conversion of the Binding Brewery/Documenta 11 Kassel. ger Tonträgerunternehmen, Musikproduzenten und MusikverFurthermore, Wilfried Kühn designed numerous exhibitions including lage e. V. (VUT) engagiert sich James seit Jahren für die Belange “Traumfabrik Kommunismus” [Dream Factory Communism] (Schirn der Musikschaffenden und deren Umfeld. 2003 initiierte und Art Gallery Frankfurt), or “Wiener Linien” (Wien Museum). gründete er GermanSounds AG – Das Deutsche Musikexportbüro, dessen Gesamtleitung er auch innehat. / Peter F. James studied law and economic sciences. In 1992 he took over the management of RockCity Hamburg e. V. and was in charge Herbert Lachmayer studierte Philosophie, Soziologie und Kunstof the promotion of young music talents on behalf of the Cultural geschichte in Wien, Frankfurt und Berlin. Neben Lehrtätigkeiten Department of the City of Hamburg. As founder (1993) and chairin Berlin, London und Wien ist Lachmayer seit 1991 Professor man (2002) of the VUT (German Association of Independent Record an der Kunstuniversität Linz und leitete die Meisterklasse Companies) he has committed himself to the concerns of musicians „Experimentelle Gestaltung“. Im Jahre 2000 gründete er das and their environment. In 2003 he initiated the establishment of Da Ponte Institut für Librettologie, Don Juan-Forschung und GermanSounds AG – Das Deutsche Musikexportbüro, and also acts Sammlungsgeschichte. Neben zahlreichen Publikationen („Über as its general manager. die Schwelle“, 2003; „Vom experimentellen Exzess“, 1999; „Hüben und Drüben“, 1992 etc.) gestaltete er Ausstellungen wie zum Beispiel „Lorenzo da Ponte in Wien, I–III“ (Staatsoper, Mahlersaal), „Alles Schmuck“ (Museum für Gestaltung, Zürich), Harald Katzmair studierte Soziologie und Philosophie an der „HIC SAXA LOQVVUNTUR“ (Architekturbiennale Venedig) Universität Wien. Seit 1992 Lehrtätigkeiten an diversen Universi- oder „WORK & CULTURE; Büro-Inszenierung von Arbeit“ täten (Wirtschaftsuni Wien, Uni Wien etc.). Gründer, Geschäfts(Landesmuseum, Linz) und „Salieri sulle tracce di Mozart“ führer und wissenschaftlicher Leiter der FAS.research GmbH, (Palazzo Reale, Mailand). / eines Instituts für Netzwerkanalyse und Komplexitätsforschung, Herbert Lachmayer studied philosophy, sociology and art history in das die Lücke zwischen Grundlagenforschung und marktwirtVienna, Frankfurt and Berlin. Alongside teaching posts in Berlin, schaftlicher Anwendung von Netzwerkanalyse schließt, soziale, London and Vienna, he has been professor at the Linz University of technologische und biologische Netzwerke visualisiert und Art and head of the (former) master class “Experimental Design” since analysiert, strategische Simulations-Software sowie Implementie- 1991. In 2000 he founded the Da Ponte Institute for Librettology, Don rungs-Tools für Key Account Management und Network Building Juan Research and Anthology History. In addition to numerous publientwickelt. / cations (“Über die Schwelle” [Over the Threshold], 2003; “Vom experiHarald Katzmair studied sociology and philosophy at the University mentellen Exzess” [On Experimental Excess], 1999; “Hüben und Drüben” of Vienna. He has been teaching at several universities (Vienna Uni[On This Side and That], 1992 etc.) Herbert Lachmayer has designed versity of Economics and Business Administration, University of exhibitions such as “Lorenzo da Ponte in Vienna, I–III” (State Opera, Vienna etc.). He is founder, business manager and scientific director of Mahler Hall), “Alles Schmuck” [Everything Jewelry] (Museum for FAS.research GmbH, an institute for network analysis and complexity Design Zurich), “HIC SAXA LOQVVUNTUR” (Architecture Biennial research, which closes the gap between basic research and market Venice) or “WORK & CULTURE; Büro-Inszenierung von Arbeit”

– Peter F. James

– Herbert Lachmayer

– Harald Katzmair

Anhang / Appendix — 267


[WORK & CULTURE. The Production of Office Work] (Landesmuseum, Linz) and “Salieri sulle tracce di Mozart” (Palazzo Reale, Milan).

– Stefan Possert

Stefan Possert ist seit 1994 für die Entertainment- und Technologie-Branche als Konzepter, Informations-Architekt und Designer tätig. Als Gründungsmitglied von „farmersmanual“ beschäftigte er sich intensiv mit experimenteller Datenverarbeitung für Jan Lauth studierte bis 1992 an der Universität für angewandte Musik, Grafik und Video. Seit 1996 wohnhaft in Deutschland, Kunst in Wien. Es folgten zahlreiche Lehrtätigkeiten wie etwa führt er Performances in Europa und Übersee auf Festivals wie am SAE Technology College/Wien (seit 1994), an der WerbeakaSonar (Barcelona), Discom Pompidou (Paris), FCMM (Montreal), demie Wien (1998–2000), der Donauuniversität Krems (1998 – 2001) oder an der Universität für angewandte Kunst in Wien (seit Biennale (Venedig) oder Ars Electronica (Linz) durch. Nach Projekten für NewMedia-Agenturen wie Büro-X, Razorfish, Fork 2000). 1996 gründete er die Visualisten-Gruppe eyeM und 2002 Unstable Media oder Meta Design leitete er von 2001 bis 2004 initiierte er den Aufbau des Netzwerkes pooool. 1995 wurde die Abteilung für digitale Medien bei Universal Music in Berlin sein Musikvideo „So große Augen“ mit dem Kurzfilmpreis des und baute den non-physischen Vertriebskanal des Unternehmens österreichischen Filmfestivals Diagonale 95 ausgezeichnet und 2000 folgte die Auszeichnung des Spots „eyeM.poor/eyeM.rich“. / auf. Seit 2005 ist er für seine Digital-Media-Solutions-Firma „subsequent GmbH“ als Geschäftsführer tätig. / Jan Lauth studied at the University of Applied Arts in Vienna until 1992, followed by numerous teaching jobs such as at the SAE Technol- Stefan Possert has been active in the entertainment and technology sector as developer, information architect and designer since 1994. ogy College/Vienna (from 1994), the Vienna Advertising Academy (1998 – 2000), the Danube University in Krems (1998 – 2001) and the Being one of the founders of “farmersmanual” he intensively dealt University of Applied Arts in Vienna (since 2000). In 1996 he founded with experimental data processing for music, graphics and video. Since 1996 he has lived in Germany and makes performances in Europe the visualist group eyeM, and in 2002 he initiated setting up of the and overseas in the scope of festivals such as Sonar (Barcelona), pooool network. In 1995 his music video “So große Augen” [Such big eyes] was awarded a film prize by the Austrian film festival Diagonale Discom Pompidou (Paris), FCMM (Montreal), Biennial (Venice) or Ars Electronica (Linz). After several projects for new media agencies 95 and in 2000 this was followed by a commendation of the spot such as Büro-X, Razorfish, Fork Unstable Media or Meta Design he “eyeM.poor/eyeM.rich” by webfreetv. was the head of the department for digital media at Universal Music from 2001 to 2004 and built up the non-physical sales channels of the company. Since 2005 he has been executive manager of his digital media solutions company “subsequent GmbH” . Christophe Marchand, Designer aus Zürich, studierte nach einer Ausbildung zum Tischler Industriedesign an der Fachhochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich. Anschließend eröffnete er ein Atelier für Product Development. Zu seinen Auftraggebern Bogdan Roscic wurde 1964 in Belgrad geboren. 1974 Emigration zählen unter anderem Alias, Classicon, Eternit, Thonet, Wogg, der Familie nach Österreich. Studium der Philosophie und Ycami und Zanotta. Seine Produkte sind mit zahlreichen interMusikwissenschaft an der Universität Wien. 1989 Promotion nationalen Preisen ausgezeichnet worden. / zum Dr. phil. 1989 Arbeit als freier Mitarbeiter im Kulturressort Christophe Marchand, designer from Zurich. After training as a der Tageszeitung „Die Presse“, ab 1990 dort für Medien, Mediencarpenter he studied industrial design at the Technical University of politik und Pop zuständig. 1991 wurde Roscic Ressortchef für Art and Design in Zurich. Following this he opened a design studio Medien, Medienpolitik und Pop beim „Kurier“. 1993 Wechsel zu for product development. His clients include Alias, Classicon, Eternit, Ö3 als Musikchef. 1996 folgte der Aufstieg zum Senderchef von Thonet, Wogg, Ycami and Zanotta. His products have been awarded Ö3. 2002 wechselte Roscic als Managing Director zu Universal numerous international prizes. Music Austria. 2003 wurde er künstlerischer Leiter der Deutschen Grammophon Gesellschaft, Hamburg (ein Unternehmen der Universal Music Group). Seit Mai 2006 ist Roscic Managing Director der Decca Music Group, London (ein Unternehmen der Stefanie Marcus studierte Gitarre an der Hochschule für Musik Universal Music Group). / und Theater in Hannover. 1983 übersiedelte sie nach Berlin, um Bogdan Roscic was born in Belgrade in 1964. In 1974 the family dort in verschiedenen Band-Projekten als Bassistin zu spielen. emigrated to Austria. He studied philosophy and musicology at the Des Weiteren arbeitete sie für die Berliner Hansa Tonstudios. University of Vienna. Bogdan Roscic completed his studies in 1989 1989 gründete sie gemeinsam mit dem Produzenten Wolfgang and holds a doctor’s degree. In the same year he started to work as a Loos das Unternehmen Traumton, Studio, Musikproduktion, freelancer at the cultural department of the daily newspaper “Die Label und Verlag. / Presse” , where he was responsible for the fields of media, media policy Stefanie Marcus studied guitar at the Hanover Academy of Music. and pop as of 1990. In 1991 he joined the daily newspaper “Kurier” In 1983 she moved to Berlin, where she participated in several band as head of the media, media policy and pop department. In 1993 he projects as bassist. She also worked for the Hansa Tonstudio (sound stu- started to work for the radio station Ö3 as departmental manager, dio) in Berlin. Together with Wolfgang Loos she founded the company and was appointed chief of the radio station in 1996. In 2002 Bogdan Traumton, Studio, Musikproduktion, Label und Verlag in 1989. Roscic joined Universal Music Austria as managing director and from 2003 he was artistic director of Deutsche Grammophon Gesellschaft,

– Jan Lauth

– Christophe Marchand

– Bogdan Roscic

– Stefanie Marcus

268 — Jurymitglieder / Jury members


Hamburg (a company of the Universal Music Group). Since May 2006 he has been managing director of Decca Music Group, London (a company of the Universal Music Group).

– Robert Stadler

Robert Stadler, Designer, wurde in Wien geboren, studierte in Mailand und Paris. Er ist Gründungsmitglied der Gruppe RADI DESIGNERS, die viele internationale Auszeichnungen empfangen hat. Seit 4 Jahren arbeitet er parallel zu seiner Tätigkeit in der Gruppe auch solo. Die Gruppe ist heute vorwiegend im Winfried Scheuer, Professor für Industrial Design an der AkadeProduktdesign tätig, kürzlich wurde für die Marke Moulinex eine mie der bildenden Künste Stuttgart, stammt aus Calw, studierte Serie von elektrischen Haushaltsgeräten fertiggestellt. Alleine Produktgestaltung und erwarb sein Master Degree am Royal realisiert Stadler freiere Arbeiten, die in Galerien und Museen in College of Art in London. Scheuer arbeitete vor seiner Professur Paris, New York und Rio de Janeiro ausgestellt sind. Stadler lebt als selbstständiger Designer in San Francisco und London. / und arbeitet in Paris und Rio de Janeiro. / Winfried Scheuer, Professor of Industrial Design at the Academy of Robert Stadler, designer. He was born in Vienna and studied in Milan Creative Arts in Stuttgart, originates from Calw, studied product and Paris. Robert Stadler is one of the founders of RADI DESIGNERS, design and received his master’s degree from the Royal College of a group that has already received numerous international awards. In Art, London. Prior to his professorship, Scheuer worked as a freelance addition to his work within the group he has also been working solo designer in San Francisco and London. in the past 4 years. The activities of the group mainly focus on product design: a series of electrical household appliances has only recently been made for Moulinex. His rather independent solo works are being exhibited in galleries and museums in Paris, New York and Rio de Christian Schwamkrug, seit 1987 bei Porsche Design Studio tätig, Janeiro. Robert Stadler lives and works in Paris and Rio de Janeiro. ist seit 2004 Design Director und stellvertretender Geschäftsführer des Porsche Design Studios in Zell am See. Vor seinem Engagement im Porsche Design Studio studierte er Industrial Design an der Bergischen Universität Wuppertal und arbeitete Thomas Zierhofer-Kin ist seit 2005 künstlerischer Leiter des anschließend als Freelancer für diverse Design-Studios. / Christian Schwamkrug has been working for the Porsche Design Studio Donaufestivals und hauptverantwortlich für dessen inhaltliche Neupositionierung. Er studierte Philosophie, Musikwissenschaft, since 1987, and since 2004 he has been deputy business manager of Komposition, Gesang und kulturelles Management an den Unithe Porsche Design Studio in Zell am See. Before joining the Porsche versitäten und Musikhochschulen Salzburg und Wien, war künstDesign Studio he studied industrial design at the University of Wuplerischer Leiter des Zeitfluss Festivals in Salzburg und Kurator für pertal and worked as freelancer for various design studios. die Wiener Festwochen, die Szene Salzburg, Kontra.com (gemeinsam mit Max Hollein) und Berater der Münchner Kulturstadträtin Lydia Hartl. Derzeit ist er auch Mitglied der Jurys der Stadt Wien für die Neubestellung der künstlerischen Leitungen für das Karoline Simonitsch studierte an der KF-Uni Graz, der WU-Wien Schauspielhaus Wien und Die Theater sowie Performance-Scout und der University of California, Berkeley, USA. Von April 2000 Österreich für das Impulse Festival NRW. / bis März 2007 arbeitete sie bei PricewaterhouseCoopers in Wien Since 2005 Thomas Zierhofer-Kin has been artistic director of the bzw. Düsseldorf in der Funktion als Managerin mit Prokura. Seit “Donaufestival” and responsible for its reorientation. He studied phiApril 2007 ist sie als selbstständige Unternehmensberaterin tätig losophy, musicology, composition, voice and cultural management at – vorwiegend in Deutschland und Wien. Schwerpunkte ihrer the universities and music academies in Salzburg and Vienna. He also beratenden Tätigkeit sind: sich verändernde Geschäftsmodelle, was artistic director of the “Zeitfluss” festival in Salzburg and worked Unternehmensprozesse und Implikationen für Unternehmensas curator for the Vienna Festival, for Szene Salzburg, Kontra.com strategien mit Fokus auf Technologie-, Medien- und Telekommu- (together with Max Hollein) and as consultant for Lydia Hartl, City nikationsmärkte. Sie ist Autorin und Vortragende zu Trends in Councilor for Cultural Affairs in Munich. Currently Thomas Zierhoferdiesen Märkten und seit 2004 Jurymitglied bei departure. / Kin is member of the juries of the City of Vienna for the appointment Karoline Simonitsch studied at the Karl-Franzens University in Graz, of the new artistic directors for Schauspielhaus Wien and Die Theater, the Vienna University of Economics and Business Administration and and furthermore works as performance scout Austria for the Impulse at the University of California, Berkeley, USA. From April 2000 till Festival NRW. March 2007 she worked with PricewaterhouseCoopers in Vienna and Düsseldorf as manager with full commercial authority. In April 2007 she started her career as freelance management consultant specializing in changing business models, business processes and implications on company strategies with a focus on technology, media and telecommunication markets. Karoline Simonitsch also works as an author and holds lectures on the trends in these markets. She has been a departure jury member since 2004.

– Winfried Scheuer

– Christian Schwamkrug

– Thomas Zierhofer-Kin

– Karoline Simonitsch

Anhang / Appendix — 269


Das Team / The team – Geschäftsführung / Executive Board Norbert Kettner & Edeltraud Stiftinger office@departure.at

– Mitarbeiter / Staff Irmgard Habenicht Programmmanagement Förderungen / Funding habenicht@departure.at Kerstin Knesewicz Assistentin Förderungen / Assistant to the Funding Department knesewicz@departure.at Dorothea Köb PR & Öffentlichkeitsarbeit / Public Relations koeb@departure.at Elisabeth Noever-Ginthör Konzeption, Projektmanagement / Concept, Project Management noever-ginthoer@departure.at Claudia Wiegele Prokuristin, Leiterin Förderungen / Authorized Signatory, Head of Funding Department wiegele@departure.at Heinz Wolf Konzeption, Projektmanagement, Art Direktion / Concept, Project Management, Art Direction wolf@departure.at Karina Zehetner Programmmanagement Förderungen / Funding zehetner@departure.at 270 — Das Team / The team & Impressum / Imprint


Impressum / Imprint Herausgeber / Editor: departure wirtschaft, kunst und kultur gmbh Hörlgasse 12 1090 Wien T +43-1-4000-87100 F +43-1-4000-87109 office@departure.at www.departure.at Eine Initiative der Stadt Wien. Ein Unternehmen des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds / An Initiative of the City of Vienna. An enterprise of the Vienna Business Agency Konzeption und Projektmanagement / Concept and project management: Heinz Wolf Gesamtredaktion / Editing: Dorothea Köb, Heinz Wolf Beitragende / Contributors: Ralf Birke, Michael Dürr, Stephan Hilpold, Sebastian Hofer, Lilli Hollein, Andrea Hurton, Michaela Knapp, Antje Mayer, Peter Noever, Rainer Nowak, Karin Pollack, Christoph Sattler, und / and Nicole Schmidt Art Direktion und Design / Graphic design: Rosebud, Inc. 3D-Rendering: Christoph Opperer Lektorat / Proof-reading: Silvia Jaklitsch, Michaela Alex-Eibensteiner Übersetzung / Translation: Michaela Alex-Eibensteiner, Susanne Eder und / and Brigitte Widler Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben / All photos, except otherwise indicated: Martin Stöbich Lithographie / Reprographics: Andreas Böhm Druck / Print: Typo Druck Sares Auflage / Edition: 2.500 Exemplare / copies Das Look/Book erscheint als Dokumentation jener Projekte, die im Rahmen der Förderprogramme von departure wirtschaft, kunst und kultur gmbh Wirtschaftsförderung erhielten./ The Look/Book is a documentation of all projects funded under the funding programs of departure wirtschaft, kunst und kultur gmbh. © Nürnberg 2007, Verlag für moderne Kunst Nürnberg, departure und die Autoren / and the authors Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved Printed in Austria ISBN: 978-3-939738-74-9

Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Bibliographic information published by Die Deutsche Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek lists this publication in the Deutsche Nationalbibliografie; detailed bibliographic data is available on the Internet at http://dnb.ddb.de. Distributed in the United Kingdom Cornerhouse Publications 70 Oxford Street, Manchester M1 5 NH, UK phone +44-161-200 15 03, fax +44-161-200 15 04 Distributed outside Europe D.A.P. Distributed Art Publishers, Inc. 155 Sixth Avenue, 2nd Floor, New York, NY 10013, USA phone +1-212-627 19 99, fax +1-212-627 94 84 In der Publikation werden auf sämtliche geschlechtsspezifische Endungen aufgrund der besseren Lesbarkeit verzichtet.

Gedruckt auf UPM Finesse silk, 130g/m2 und 350g/m2; UPM Finesse gloss, 150g/m2 und 200g/m2; UPM Finesse premium silk, 115g/m2 und UPM Finesse matt, 80g/m2. UPM Finesse kommt aus dem Hause UPM und ist erhältlich über Europapier und EU-RO. Anhang / Appendix — 271




Verlag f端r moderne Kunst N端rnberg


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