Der Mittelstand. 6|2011

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6 | 2011 Januar 2012 4,90 Euro

Der Mittelstand. www.bvmw.de

Das Unternehmermagazin

Themenschwerpunkt: Ihr Unternehmen – Gründung, Sicherung, Nachfolgeregelung

Gründer starten durch „Die Freude am Unternehmertum stärken” .................................................. S. 6 Mario Ohoven

Die sieben Todsünden der Unternehmensnachfolge .................................................. S. 8 Josef Girshovich

Von der Idee zum Erfolg .................................................. S. 40 Sindy Vollmert


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EDITORIAL

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Steuern als Strafe Die SPD hat ihre Parteifarbe gewechselt, aber nicht ihren steuerpolitischen Kurs. Auf dem Berliner Bundesparteitag gaben die Genossen die Richtung für die Zeit nach einem möglichen Wahlsieg vor. Die Botschaft lautet unmissverständlich: Mehr sollen mehr Steuern zahlen. Die Liste der fiskalischen Grausamkeiten ist lang. Dazu gehören ein Spitzensteuersatz von 49 Prozent plus Soli, die Verschärfung der Erbschaftsteuer, Abschaffung des Ehegattensplittings, eine höhere Abgeltungssteuer, die reanimierte Vermögensteuer sowie andere Zwangsabgaben. Ein weiteres linkes Lieblingsprojekt, die Reichensteuer, liegt quasi auf Wiedervorlage. All das zielt auf “die Reichen” – und trifft Betriebe und Bürger. Dass schon heute zehn Prozent am oberen Ende der Einkommenskala mehr als die Hälfte der Einkommensteuer aufbringen, das untere Drittel jedoch ungeschoren bleibt, übersehen die Wahl- beziehungsweise Klassenkämpfer geflissentlich. Ebenso, dass unsere Klein- und Mittelbetriebe laut Weltbank im internationalen Vergleich überdurchschnittlich stark durch Steuern und Abgaben belastet werden. Im Ergebnis müssten Unternehmer künftig von jedem verdienten Euro bis zu 80 Cent an den Fiskus abführen. Erfolgreicher lassen sich Investitionen kaum verhindern. Der Staat hat jedoch kein Einnahmen-, sondern ein Ausgabenproblem. Die Steuern fließen reichlich wie nie, trotzdem fährt der Bundesfinanzminister die Verschuldung im kommenden Jahr hoch. Vorgezogene Wahlkampfgeschenke, wie das höhere Weihnachtsgeld für Beamte, gibt es eben nicht zum Nulltarif. Die Genossen sind freilich keinen Deut besser. Der Parteitag plante zusätzliche Ausgaben in Höhe von mindestens 20 Milliarden Euro.

Geht es gegen Besserverdiener, nehmen linke Ideologen gern auch Kollateralschäden in Kauf. Anders ist das Nein zu einer Minderung der kalten Progression nicht zu verstehen. Damit macht sich der Fiskus zum Inflationsgewinner. Denn bislang frisst die automatische Höherbesteuerung auf, was der Otto Normalverdiener brutto mehr bekommt. Unter dem Strich behält der Staat bereits heute zwei Drittel des Wirtschaftsaufschwungs für sich, lediglich ein Drittel kommt beim Bürger an. Das Gegenmodell ist ein Staat, der dem Steuerzahler mehr Netto vom Brutto lassen möchte. Der Preis dafür sind Abstriche beim sozialen Rundum-Sorglos-Paket. Wer diese Wahrheit offen ausspricht, wird wie gerade die FDP vom Wähler bestraft. Die SPD geht den bequemeren Weg. Sie suggeriert den Menschen, nicht die Ausgaben, die Einnahmen wären das Problem. Die Lösung dafür liefert sie gleich mit – Umverteilung von oben nach unten. Dabei ist nicht einmal sicher, ob die Rechnung der SPD aufgeht. Möglicherweise werden die Genossen bis zur Wahl von der CDU links überholt. Nach der Kehrtwende in der Energiepolitik und beim Mindestlohn könnte die Union auch in der Steuerpolitik linke Positionen kapern. Je höher die Belastung, desto größer die Gerechtigkeit – frei nach dieser Faustformel droht in Deutschland eine Besteuerung als Bestrafung. Das Strafmaß bestimmt die Politik qua Steuersatz. Ich wünsche Ihnen ein friedvolles und erfolgreiches Neues Jahr.

Ihr Mario Ohoven

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INHALT

POLITIK

POLITIK

6

24 Die virtuelle Krise

„Die Freude am Unternehmertum stärken”

Europa tanzt von Rettungsgipfel

Deutschland

28 29

6

„Die Freude am Unternehmertum stärken”

8

Die sieben Todsünden der Unternehmensnachfolge

12 14 16 18

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Im Innenohr der Wirtschaftskrise Zahl des Monats Wundermittel Mindestlohn?

„Einige Förderschwerpunkte künftig anders setzen”

20 Innovative Netzwerke für eine intelligente Neue Mobilität Europa 22 Berliner Gipfel 24 Die virtuelle Krise 26 Blicke von außen

Der Mittelstand. | 6 | 2011

zu Rettungsgipfel

News aus Brüssel Europäisches Ökosiegel

International

SERVICE

POLITIK

Der Wandel ist Chance Unternehmensgründung in Südafrika

Rechtshotline 33 Schöne Bescherung IBWF

36 38

Ende der Drehtürmethode Private Nutzung eines Dienstwagens

Sonstige

40

Von der Idee zum Erfolg


Such! Service

Service

38 Private Nutzung

48 So werden Sie

eines Dienstwagens

42 43 44

Warum nicht die Tochter? Geistiges Eigentum

„Personalvermittlung als wertvolle Unterstützung”

BVMW intern

46 48 50 52

De-Mail – einfach, sicher, wirtschaftlich So werden Sie online besser gefunden Buchtipps Streit vermeiden

Bund

53 54 56

Weltstars und Zeitgeschichte

57

Mittelstand darf nicht die Zeche zahlen

Kurz vorgestellt

online besser gefunden

58

Innovativ und nachhaltig zur Marktführerschaft

Europa

60 BVMW-Unternehmerpreis Schweiz 2011 verliehen

62

Erfolge in Europa

Personalie 63 Hohe Ehrung für Dr. Helmut Baur Aus den Ländern

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Berichte

70

Impressum

Moskau.Kunst.Berlin: Programm und Botschaft

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Deutschland POLITIK

„Die Freude am Unternehmertum stärken”

Foto: pascalgenest/istockphoto.com

Mittelstandpräsident Mario Ohoven im Mittelstand-Interview

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Wir setzen uns auf allen politischen Ebenen erfolgreich für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen ein. Der Mittelstand: Welchen Stellenwert hat das Thema Unternehmensnachfolge für mittelständische Unternehmer? Ohoven: Einen sehr hohen, und das zu Recht. Mittelständler denken im Unterschied beispielsweise zu börsennotierten Unternehmen langfristig, oft über viele Generationen. Gerade deshalb nehmen sie die Unternehmensnachfolge als Herausforderung wahr und an. Die Klein- und Mittelbetriebe spüren zunehmend Druck aus zwei Richtungen. Einerseits sorgt die Demografie dafür, dass die Zahl potenzieller Nachfolger zurückgeht. In Deutschland nimmt insgesamt die Zahl der 20- bis 65-Jährigen bis 2025 von heute rund 50 Millionen auf 43 Millionen ab. Zum anderen, und das sehen wir mit besonderer Sorge, schrecken die politischen Rahmenbedingungen Unternehmer in spe ab. Der Mittelstand: Bei wie vielen Unternehmen steht mittelfristig ein Wechsel an? Ohoven: Man kann grob geschätzt sagen, in den kommenden fünf Jahren müssen jährlich 20.000 mittelständische Unternehmer ihre Nachfolge regeln. Um welche volkswirtschaftliche Dimension es dabei geht, zeigt allein eine Zahl: Vom Fortbestand dieser Betriebe hängen bei uns immerhin 1,4 Millionen Arbeitsplätze ab. Der Mittelstand: Droht Deutschland also eine Nachfolgerlücke? Ohoven: Auf unsere Gesamtwirtschaft bezogen, sehe ich das eher nicht. Es wird allerdings in verschiedenen Branchen und Regionen sicherlich mittel- und langfristig personelle Engpässe geben. Die Bundesregierung, das weiß ich aus meinen Gesprächen mit den zuständigen Fachministern, hat die Brisanz des Themas erkannt und sie versucht ja auch gegenzusteuern, etwa mit der Nachfolgebörse „nexxt-change“. Der Mittelstand: Was gilt es zu beachten, damit der Wechsel an der Spitze möglichst reibungslos erfolgt?

Ohoven: Es gab in den Jahren 2002 bis 2008 etwa 180.000 Unternehmensnachfolgen. Daraus können wir lernen, was gut und was weniger gut gelaufen ist. Fast drei Fünftel der Unternehmen sind in Familienhand geblieben, bei einem Fünftel sind externe Nachfolger eingestiegen, die restlichen 20 Prozent waren Management-Buy-Outs. Unter dem Strich ging der Wechsel bei über 80 Prozent völlig unkompliziert über die Bühne. In zwei Dritteln der Fälle blieb der frühere Unternehmer zumindest noch eine Zeitlang weiter an Bord, das zeigt die Wichtigkeit eines begleiteten, geplanten Übergangs. Der Hauptfehler, der einen Wechsel erschwert hat oder sogar scheitern ließ, lag in der Überbewertung des eigenen Unternehmens. In der Folge kam es in der Übergangsphase und danach zu Umsatz- und Ertragseinbrüchen von bis zu 50 Prozent. Das wiederum führte zu Liquiditätsmangel, weil die Banken bei der Kreditvergabe gemauert haben. Mit anderen Worten: Eine sichere Finanzierung der Nachfolge ist das A und O. Der Mittelstand: Stichwort geplanter Übergang. Wie sieht das konkret aus? Ohoven: Entscheidend ist, dass die Übergabe, gerade an einen externen Nachfolger, in mehreren Schritten geregelt vollzogen wird. In einer Vorbereitungsphase sollte der realistische Wert des Unternehmens im Marktumfeld ermittelt werden. In der Umsetzungsphase geht es darum, einen potenziellen Nachfolger auszusuchen und anzusprechen. In der Überleitungsphase kommt es in erster Linie auf den Zeitpunkt und die Form der Kommunikation der Übergabe an. Der Unternehmer möchte ja seine Mitarbeiter, Partner und Kunden behalten. Der Mittelstand: Sie sprachen die politischen Rahmenbedingungen an. Was muss sich da ändern? Ohoven: Die Politik muss die Freude am Unternehmertum stärken. Es ist doch ein Alarmsignal, dass die Zahl der Firmen-

gründungen 2012 erstmals nach längerer Zeit wieder unter die 400.000-er Marke sinken dürfte. Offensichtlich stellt die unternehmerische Selbstständigkeit für viele gut ausgebildete junge Menschen keine attraktive Perspektive dar. Ich kann das ein Stück weit sogar verstehen. Denn was uns Unternehmer und damit natürlich auch potenzielle Nachfolger am meisten drückt, das ist die unverändert hohe Abgabenlast und die oft irrwitzige Bürokratie. Und das ist eben keine gefühlte Belastung, sondern objektiv nachweisbar. Unsere Mittelständler zahlen laut Weltbank im internationalen Maßstab überdurchschnittlich viel Steuern und Abgaben. Deutschland landete bei einem weltweiten Vergleich der Steuersystem auf Platz 86, die Niederlande aber beispielsweise auf Rang 35. Da ist also noch eine Menge zu tun. Beim Thema Bürokratieabbau hat die Bundesregierung, das muss man fairerweise sagen, schon Einiges bewirkt. Leider ist der ganz große Durchbruch aber noch nicht erfolgt. Wer weiß denn schon, dass jeder Unternehmer roundabout 650 Aufgaben und Tätigkeiten für den Staat zu erledigen hat – und das ohne einen Cent Kostenerstattung? Der Mittelstand: Was tut der BVMW, um die Unternehmer fit für die Nachfolge zu machen? Ohoven: Wir setzen uns auf allen politischen Ebenen erfolgreich für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen ein. Und wir führen in den verschiedenen Branchen und Regionen gezielt Firmenchefs mit möglichen Nachfolgern zusammen. Beiden steht unser Verband selbstverständlich in allen Phasen des Unternehmensübergangs mit Rat und Tat zur Seite. Auch wenn nur acht Prozent der Betriebe bei der Übergabe scheitern und vom Markt verschwinden, gesamtwirtschaftlich gesehen ist diese Quote einfach noch zu hoch.

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Foto: Michael-Merck/iStockphoto.com

Die sieben Todsünden der Unternehmensnachfolge

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Endlich übernimmt Anna Kienzle. Ihr Vater, geliebter wie gefürchteter Patriarch, zieht sich nach vierzig Jahren aus dem Unternehmen zurück. Er überlässt der promovierten Tochter die Verantwortung für dreihundert Mitarbeiter in Schwaben. Doch „der Alte”, wie sie ihn nennen, möchte die Zügel nicht ganz aus der Hand geben. Er sitzt im Beirat, lässt sich Bericht erstatten, hat in den Gesellschaftervertrag zahlreiche Widerrufsklauseln eingebaut. Ob diese Unternehmensnachfolge gut geht?

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Back Seat Driving

„Back seat driving ist mit vielen Unsicherheiten verbunden”, sagt Uwe Kern von der Unternehmensberatung Schmuck, Kern & Partner. „Der Alte sagt weiterhin, wo es lang geht, und vorn sitzt dann auch nur ein Taxifahrer.” Wer sich für die Unternehmensnachfolge entschieden hat, muss sich ganz zurückziehen. Alles andere schadet der Firma. Der alte Chef ist nicht ganz weg, der neue Chef ist nicht ganz da, und die Mitarbeiter wissen nicht, wer das Sagen hat.

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Unternehmensnachfolge in drei Monaten

Auf einmal soll es ganz schnell gehen. Werner Michels – kinderlos, zwei Mal geschieden, Gründer eines Ingenieurbüros in Köln – hat eine junge Freundin. Ein Nachfolger soll her, möglichst schon nächsten Monat. „Wir haben Aufträge für drei Jahre”, sagt Michels. Michels plant aus Gewohnheit allein und starrköpfig. Er sieht nicht, dass er mit der Entscheidung, sich zurückzuziehen, eine zweite Instanz ins Leben gerufen hat: seinen Nachfolger. „Bis zur Berufung vergeht regelmäßig bis zu einem Jahr”, sagt Unternehmensberater Kern. „Auch ist eine gemeinsame Zeit sinnvoll, um Kunden- und Lieferantenbeziehungen stabil zu übergeben. Nur Obacht: Diese gemeinsame Zeit muss ein vorher definiertes Ende haben. Sonst bleibt der Nachfolger immer der ‚Junior’.”

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„Mein Unternehmen ist so viel wert, wie ich investiert habe”

Über Jahrzehnte investierte Jürgen Laufmann in die Druckerei. Vor drei Jahren kam eine Fünf-FarbDruckmaschine hinzu. Nun betrachtet er sein Lebenswerk, rechnet zusammen – die Fünf-Farb-Druckmaschine, die drei Vier-FarbDruckmaschinen, den Fabrikanbau – und bestimmt den „Wert” der Firma. Für den Nachfolger sieht das anders aus. „Viel wichtiger als die Frage: Wie viel wurde investiert? ist für uns die Frage: Wie wird sich die Firma in Zukunft entwickeln?” sagt Ralf Baumeister von der Berliner Unternehmensberatung Stabwechsel GmbH. „Die zukunftsorientierte Due Diligence-Prüfung ist das Rückgrat der erfolgreichen Unternehmensnachfolge.”

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Informationspolitik: „Wie sage ich es der Familie?”

Die Firma ist für Wolfgang Thelen Geschäft und Familie. Freunde sind zugleich Kunden, und Thelens Ehefrau berät den kleinen Fachverlag. Thelen möchte aufhören, traut sich aber nicht, darüber zu reden. „Das erste Mal trafen wir uns in einem Restaurant fünfzig Kilometer weit weg von der Firma, und ich dachte: Gut, jeder hat seine Marotten”, sagt Unternehmensberater Kern. Als das zweite und dritte Treffen wieder fern von Familie und Firma stattfanden, schritt Kern ein. „Wer sich für die Unternehmensnachfolge entscheidet, muss die Familie einweihen. Je länger man schweigt, desto schwieriger wird es, Familie und Firma zu Verbündeten zu machen.”

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Informationspolitik, zweiter Teil: Partner, nicht Geschäftemacher „Ich lass mir doch nicht in die Karten schauen”, sagt Hans-Werner Ulm: „Wollen Sie meine Firma kaufen oder mich?” Dem IT-Dienstleis-

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Foto: mediaphotos/iStockphoto.com

Josef Girshovich Weitere Informationen: Ralf Baumeister www.stabwechsel.de Schmuck, Kern & Partner www.unternehmernachfolge.com

ter Ulm geht es blendend. Die Wachstumsrate der Firma liegt bei zehn Prozent. Ulm beschäftigt 60 Mitarbeiter; er ist im gesamten Rhein-Main-Gebiet vernetzt. Das Problem: Ulm ist erst 53 Jahre alt. „Da fragten wir uns natürlich: Warum möchte er verkaufen?” sagt Unternehmensberater Baumeister. „Hat der vor, gleich eine neue Firma zu gründen und später für diese nochmals zu kassieren?” Bei Ulm war das schließlich kein Problem. Er wollte sein Privatleben kategorisch privat halten und unterschrieb alle Wettbewerbsklauseln. „Wir legen größten Wert darauf, dass der alte und der neue Unternehmer mit offenen Karten spielen. Das muss ein Partnerverhältnis werden, sonst machen wir nicht mit.”

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Einmal Unternehmer, immer Unternehmer?

Laut Partnerschaftsvertrag müssen die Anwälte der Stuttgarter Kanzlei Hebbel & Liebe mit spätestens 75 Jahren ausscheiden. Richard Hebbel, Partner und Gründer von Hebbel & Liebe, ist entsetzt. Die Altersgrenze, die er einst selbst bestimmt hatte, trifft jetzt ihn. Hebbel muss ausscheiden, und alle Ratschläge lassen ihn kalt. Er möchte weder angeln noch mit dem Hund am Strand

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spazieren gehen, und einen Baum hat er auch schon gepflanzt. „Es gibt kein Patentrezept”, sagt Unternehmensberater Kern. „Der eine gründet ein Tonstudio, der zweite macht eine Weltreise, der dritte bleibt Unternehmer.” „Und wofür hat sich Hebbel entschieden?” haken wir nach. Unternehmensberater Kern lacht. „Hebbel hat drei junge Anwälte abgeworben und eine neue Kanzlei gegründet.”

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Mein Sohn macht das, basta!

Für den Stahlunternehmer Volker Schützle stand immer fest: Der Sohn übernimmt die Firma. Doch Joachim suchte Ausflüchte, ging wiederholt ins Ausland. „Wir arbeiten derzeit viel mit der Kriegskindergeneration zusammen. Das sind konservative Unternehmer, deren Ehefrauen meist zu Hause geblieben sind und wo immer klar war: Der Sohn macht das”, sagt Unternehmensberater Kern. „Da muss man manchen schon die Augen öffnen.” Bei Schützle dauerte es über ein Jahr, bis er einsah, dass Tochter Katharina der bessere Nachfolger ist – wertvolle Zeit, die die ausgebildete Ingenieurin in die Firma hätte investieren können.

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Im Innenohr der Wirtschaftskrise

Foto: Kinetic Imagery/shutterstock.com

Für eine neue Wirtschaftsethik

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Wenn über Wirtschaftsethik gesprochen wird, heißt es schnell: Die Banken sind schuld. Das Tier, das wir Wirtschaft nennen, hat seinen Gleichgewichtssinn verloren. Es kippt um, richtet sich auf, strauchelt und fällt wieder hin. Es weiß nicht, wie ihm geschieht, denn das Tier hat starke Beine – die Realwirtschaft funktioniert. Was ihm fehlt, ist die Erdung; wir können dies auch die moralische Instanz nennen. Weder die Wirtschaft noch die Menschen haben sich verändert, jedenfalls nicht derart, dass von einer neuen Gattung Mensch oder einem neuen ökonomischen Zeitalter die Rede sein dürfte. Was sich grundlegend gewandelt hat, ist die Erde. Sie hat sich verdoppelt. Wir haben eine zweite, virtuelle Welt erschaffen und damit die Faktoren potenziert, die Einfluss haben: auf den Menschen, vor allem aber auf die Art und Geschwindigkeit der menschlichen Interaktion. 1850 gründete Paul Julius Reuter eine Nachrichtenagentur. Er ließ Brieftauben zwischen Aachen und Brüssel fliegen und schloss so die telegraphische Lücke zwischen Paris und Berlin. Reuters Erfolg lag in der Geschwindigkeit, mit der er Wirtschaftsinformationen liefern konnte. Seine Brieftauben waren schneller als die Post. Am 11. September 2001 erfuhren die Menschen aus dem Fernsehen oder dem Radio von den Anschlägen in New York und Washington. Wer zufällig die ARD schaute, erinnert sich: Im Ersten Deutschen Fernsehen lief nach der Tagesschau um 15:00 Uhr noch einige Minuten lang eine Tiersendung. 2011 wäre das nicht möglich gewesen. In Tunesien, Ägypten und Libyen waren die Revolutionen deswegen erfolgreich, weil die Informationen Echtzeitgeschwindigkeit erreicht haben. Aus demselben Grund hat das Regime in Syrien im verzweifelten Kampf ge-

gen die Aufständischen die Einfuhr und Nutzung von Smartphones verboten. Die Mittlerfunktion der Nachrichtenagenturen, der Zeitungen, des Fernsehens ist aufgehoben. Jeder einzelne von uns ist Nachrichtensprecher, Kameramann und Korrespondent. Wir filmen, posten, kommentieren und verbreiten Informationen. Und wir sind zugleich der Grund, warum diese Informationen Bedeutung haben. „Das Medium ist die Botschaft”, heißt das Standardwerk von Marshall McLuhan aus dem Jahr 1967. Und heute heißt es: Der Mensch ist das Medium. Das verunsichert, weil viele nicht wissen, wie sie mit den Nachrichten, die plötzlich keine Nachrichten mehr sind, umgehen sollen. Weder gibt es zwischen den Ereignissen und der Ereignisübermittlung den Faktor Zeit, noch gibt es jemanden, der das, was wir übermitteln, filtert. Im November 2011 stufte die Rating-Agentur Standard & Poor‘s Frankreichs Bonität versehentlich herab. Allein die Information über diese Herabstufung sorgte für Panik, und irgendwie mag es nicht wirklich beruhigen, dass der schwarze Peter einem Computerprogramm zugeschoben wurde, das Daten falsch interpretiert und automatisch per Email verschickt haben soll. Im Herbst 2010 erschien in einem kleinen, von ehemaligen Maoisten gegründeten französischen Verlag das Pamphlet „Empört Euch!” von Stéphane Hessel. Das Büchlein verkaufte sich zu Hunderttausenden. Die Teilnehmer der europaweiten sozialen Proteste im Sommer 2011 schauten auf zu dem 94-jährigen Hessel, weil er, wiewohl nicht immer richtig, aber treffsicher, glaubwürdig, antizipierend und doch zugleich unaffektiert aussprach, was den einzelnen bewegte.

Wenn über Wirtschaftsethik gesprochen wird, heißt es schnell: Die Banken sind schuld. Dabei handeln die Banken nicht viel anders als noch vor einigen Jahren, und damals war es durchweg schick, in Hedgefonds zu investieren. Es ist nicht die Wirtschaft, die kränkelt, und es ist auch nicht der Finanzsektor, der plötzlich unethisch handelt. Vielmehr gibt es einen neuen Faktor, den die einzelnen Akteure aus Wirtschaft, Politik und Finanzwelt nicht hinreichend – überhaupt nicht – berücksichtigen. Es herrscht ein strukturelles Missverhältnis zwischen der virtuellen Wirklichkeit und der analogen Gesellschaft. Wie viele Banker sind tatsächlich zum Frankfurter WillyBrandt-Platz gegangen, um sich die Occupy-Demonstranten vor der Europäischen Zentralbank anzuschauen? Genauer: Wie verkauft sich der Bestseller „Empört Euch!” von Stéphane Hessel unter denjenigen, die meinen, die europäische Wirtschaft zu lenken – besser oder schlechter als im Durchschnitt? Vielleicht wäre diese Frage 1850 zur Zeit der Taubenpost von geringer Bedeutung gewesen, vielleicht sogar noch zur Zeit der Anschläge an der US-Ostküste. Aber wer beim Thema Internet regelmäßig nur an die Grenzen der informationellen Selbstbestimmung denkt – im Klartext: Wie viel von mir möchte ich im WWW preisgeben? –, der wird fortan immer wieder das Gleichgewicht verlieren, weil er verkennt, dass wir längst zwei Welten haben, und dass die neue Welt nicht still steht, wenn wir in der alten Welt unser Notebook zuklappen.

Josef Girshovich www.bvmw.de

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Deutschland POLITIK

6.200.000.000 Zahl des Monats

Auf 6,2 Milliarden Euro pro Jahr will die Regierungskoalition ab 2015 verzichten, um die kalte Progression einzudämmen. Das Problem ist alt: Eine Gehaltserhöhung, die als Inflationsausgleich fungieren soll, lässt den Empfänger in eine höhere Steuerklasse aufsteigen, womit sich das Mehr an Einkommen ins Gegenteil, nämlich steuerliche Mehrbelastung, umkehrt. Das neue Gesetz soll in zwei Stufen vollzogen werden. Zum einen soll der Grundfreibetrag, also die jährlich steuerfreien Arbeitseinkünfte, um insgesamt 350 Euro angehoben werden – zum 1. Januar 2013 um zunächst 126 Euro und zum 1. Januar 2014 noch einmal um 224 Euro. Zum anderen soll bis 2014 auch der gesamte Steuertarif in gleichem Umfang angepasst werden. Das Plus im Portemonnaie wird schließlich irgendwo zwischen 15 und 25 Euro pro Steuerzahler und Monat liegen.

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So viel, so gut. Die Steuerschätzung des Bundesfinanzministeriums vom Mai 2011 ergibt für den gleichen Zeitraum allerdings Steuermehreinnahmen des Staates in Höhe von 97,3 Milliarden Euro. Werden für das Jahr 2011 555 Milliarden Euro erwartet, so steigen die Einnahmen des Fiskus auf 652,3 Milliarden Euro im Jahr 2015. Foto: Lisa S./shutterstock.com

Was im Wahlkampfgetöse der letzten Bundestagswahl noch eine Steuerreform werden sollte, ist damit noch nicht einmal ein Reförmchen, das uns die Regierungskoalition nun als großen Wurf verkaufen will: zwar nicht als Steuersenkung, worauf das Bundesfinanzministerium ganz explizit hinweist, aber eben doch als „spürbaren Betrag” – und nicht als Witz, der es eigentlich ist.

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Advertorial

Das virtuelle Büro Die clevere Niederlassungslösung?

diese Weise ist der Standort für Kunden und Geschäftspartner erreichbar, ohne dass Personal ständig vor Ort anwesend sein muss. Einzeln buchbare Servicemodule wie bspw. Sekretariatsdienstleistungen gewährleisten Transparenz und Kostenkontrolle. Auf realen Raum muss nicht verzichtet werden

Ein virtuelles Büro ist für moderne Unternehmer eine kostengünstige und effiziente Alternative zum herkömmlichen Büro. Man bewahrt seine Flexibilität, spart Kosten und überzeugt dennoch durch einen professionellen Auftritt. Aus diesem Grund werden auch immer mehr größere, etablierte Unternehmen auf die Vorteile aufmerksam und gründen in Business Centern virtuelle Niederlassungen, bevor sie sich auf langfriste Immobilienverträge und Personalkosten einlassen. Doch wie funktioniert das Konzept? Business Center bieten nicht mehr nur physischen Raum an, sondern auch virtuellen. Das Konzept funktioniert wie folgt: Mit einem virtuellen Büro erhält man eine feste Geschäftsadresse, Telefon- und Faxnummer und ein Firmenschild. Post und Lieferungen werden vom Personal des Business Centers entgegengenommen und weitergeleitet. Ist keine Rufumleitung geschaltet, werden geschäftliche Anrufe von geschulten Mitarbeitern der Center im Namen des Unternehmens beantwortet, an vereinbarte Kontaktpersonen weitergeleitet oder, falls diese nicht erreichbar sind, eine Nachricht per SMS oder E-Mail mit dem Namen des Anrufers und dessen Anliegen übermittelt. Auf

Bei Bedarf ermöglichen Business Center das kurzfristige und kurzzeitige Anmieten komplett eingerichteter Büros, Besprechungs- und Konferenzräume mit moderner technischer Ausstattung, teilweise auch Übernachtungsmöglichkeiten. Das Unternehmen erhält mit dem virtuellen Büro somit nicht nur eine repräsentative Geschäftsadresse, sondern auf Wunsch auch Raum, kurzfristige und kurzzeitige Kunden und Geschäftspartner empfangen werden können.

spiel der ecos office center ist die Standort- und Niederlassungssuche auch im internationalen Raum kein Problem. Möglich macht dies eine Kooperation mit der Alliance Business Center Network, die die Suche nach einem hochwertigen Business Center für mehr als 650 Standorte erleichtert - weltweit. Fazit: Geschäftsmodell ohne Risiko Für Niederlassungen liegen die Vorteile des virtuellen Büros also auf der Hand: Das Unternehmen spart hohe Investitionskosten für Immobilien und Ausstattung und kann unabhängig von dauerhaft bindenden Verträgen agieren. Sekretariatsdienstleistungen werden nach Bedarf hinzugebucht, sodass kein festes Personal benötigt wird, für das man in ruhigen Zeiten Beschäftigungsmaßnahmen „erfinden“ muss. Und wird doch einmal „realer“ Raum benötigt, können Büro-, Konferenz- und Besprechungsräume kurzfristig und günstig dazu gebucht werden. Gerne stehen Ihnen ecos office center für eine Beratung zur Verfügung und unterstützen Sie bei der Wahl und Buchung Ihres individuellen Standorts.

„Die Idee boomt“, weiß Jürgen Seiß, Geschäftsführer der ecos office center Gruppe, zu berichten. „Größere Unternehmen profitieren zunehmend von den Möglichkeiten des virtuellen Büros. Die Ausgaben für den Aufbau einer Niederlassung, angefangen von Immobilien-, Ausstattungs- bis hin zu Personalkosten, reduzieren sich auf ein Minimum. So fällt es leicht, den gewählten Standort erst einmal vorab auf Rentabilität zu testen.“ Das Niederlassungsmodell ist weltweit realisierbar Ein Komplettbüro in Houston? Ein Tagungsraum in London? Eine Postadresse in Tokyo? Am Bei-

Kontakt: ecos office center GmbH & Co. KG Tel.: 0800-2250462 info@ecos-office.com www.ecos-office.com


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Wundermittel Mindestlohn? Befürworter blenden gern Risiken und Nebenwirkungen aus

Der Arbeitsmarkt ist jedoch weder schwarz noch weiß, und ein Mindestlohn ist von vornherein weder gut noch böse. Bestimmend aus ökonomischer Sicht ist lediglich die Höhe – und wer sie festlegt. Die Frage, ob wir wirklich einen gesetzlichen Mindestlohn brauchen, muss sich daher an realen Fakten und nicht an sozialpolitischen Schwärmereien orientieren. In Deutschland sind derzeit so viele Menschen beschäftigt wie lange nicht mehr. Die Arbeitslosenquote sank dieses Jahr auf unter sechs Prozent. Die Wirtschaft floriert, und die Nachfrage nach neuen Mitarbeitern steigt. Laut einer BVMW-Umfrage planen rund 65 Prozent der Unternehmer, im kommenden Jahr neue Mitarbeiter einzustellen. Benötigt werden vor allem Fachkräfte, die bekanntermaßen heute bereits Mangelware sind. Übrig bleiben geringqualifizierte Arbeitnehmer, die für die neuen Stellen nicht geeignet sind. Ökonomen sprechen hier vom „Mismatch” am Arbeitsmarkt, da Angebot und Nachfrage nicht zusammenpassen. Rund 14 Prozent aller Erwerbspersonen in Deutschland zählen zur Gruppe der Geringqualifizierten. Statt eines Mindestlohnes sind hier eher Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen nötig, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und deren Teilhabe am Arbeitsmarkt zu stärken. Des Weiteren spielt die Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine große Rolle in der Diskussion um den Mindestlohn.

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Die wachsende Zahl an Geringverdienern, die ihr Einkommen durch staatliche Transferleistungen aufstocken müssen, ist nämlich nicht auf sinkende Löhne, sondern auf zunehmende Teilzeitbeschäftigung aus familiären Gründen zurückzuführen. Mindestlöhne könnten hier zwar helfen, verschleiern aber das eigentliche Problem. Die meisten unserer europäischen Nachbarn haben bereits Erfahrungen mit dem Mindestlohn. In 20 von 27 EU-Mitgliedsstaaten existieren entsprechende Regelungen. Die Höhe variiert von knapp einem Euro pro Stunde in Bulgarien bis hin zu zehn Euro in Luxemburg. Zuletzt eingeführt wurden Mindestlöhne in Großbritannien (1999) und Irland (2000). In England wird er seitdem durch eine unabhängige Expertenkommission festgesetzt. Damit der Mindestlohn keine Arbeitsplätze vernichtet, liegt er immer unterhalb der Marktlöhne, momentan bei 6,90 Euro. Dennoch wird seit der Einführung ein rapider Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit beobachtet, von rund zwölf Prozent im Jahr 2000 auf knapp 20 Prozent im Jahr 2010. Mindestlöhne sind also kein arbeitsmarktpolitisches Allheilmittel. Die Auffassung, dass Arbeit sich lohnen muss, teilen in Deutschland sowohl Unternehmer als auch Beschäftigte. Vor allem mittelständische Unternehmer sind bemüht, ihren Arbeitskräften ein angemessenes Entgelt zu zahlen. Hohe Arbeitgeberanteile schwächen jedoch den unternehmerischen Spielraum für die

"In sechs Monaten steht hier ein Fußballstadion, und wir werden uns nicht einmal Tickets für die Kurve leisten können!"

Festsetzung eines solchen Lohnes. Auch mit der Einführung eines Mindestlohnes ändert sich an diesem Umstand nichts. Höhere Löhne erzielt man nur durch eine Senkung der Abgabenlast. „Mehr Netto vom Brutto” sollte daher die Devise für die Politik sein.

Sindy Vollmert Diplom-Volkswirtin www.bvmw.de

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Foto: Cartoonresource/shutterstock.com

Über kein anderes wirtschaftspolitisches Instrument wird so leidenschaftlich und emotional diskutiert wie über den Mindestlohn. Befürworter sehen ihn als notwendig an, um in Deutschland soziale Gerechtigkeit herzustellen und Lohnarmut zu bekämpfen. Gegner befürchten den Verlust von Arbeitsplätzen und warnen vor ihm als parteitaktisches Instrument im Wahlkampf.


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Deutschland POLITIK

„Einige Förderschwerpunkte künftig anders setzen”

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Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) im Mittelstand-Interview. Der Mittelstand: Der Freistaat Sachsen stellt sich aus Regierungssicht als erfolgreichstes neues Bundesland vor. Ist das wirklich so? Tillich: Sachsen nimmt in vielen wichtigen Bereichen Spitzenplätze ein. Beispiele dafür sind unsere erfolgreiche Bildungspolitik, die niedrige Pro-Kopf-Verschuldung oder die hohe Investitionsquote. Auch beim Wirtschaftswachstum und der Lebensqualität liegen wir vorn. Der Mittelstand: Über die Idee Mitteldeutschland, gar eine Fusion der drei mitteldeutschen Länder, wird immer wieder orakelt. Sehen Sie dafür eine echte Chance? Tillich: Eine Chance sehe ich zuerst in der Kooperation. Die Zusammenarbeit bei Projekten im Sinne der gemeinsamen Nutzung von Ressourcen ist wertvoller als jede Diskussion um ein neues Bundesland. Ich sehe weder die Notwendigkeit noch den Wunsch, das anzutasten. Der Mittelstand: Ins Auge gefasst war mal die Entwicklung eines Wirtschaftskonzepts für das Dreieck Leipzig- ChemnitzDresden. Ist es auf der Strecke geblieben?

Foto: ddp images/dapd/Matthias Rietschel.

Tillich: Unsere drei großen Städte Leipzig, Chemnitz und Dresden haben in den vergangenen Jahren eine erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung vollzogen. Wir sind jetzt unter den TOP-Ten der wichtigsten 60 deutschen Städte. Jede der drei Städte hat ihre eigenen Schwerpunkte gefunden und setzt Akzente, die Alleinstellungsmerkmale sind. Stanislaw Tillich.

Der Mittelstand. | 6 | 2011

Der Mittelstand: Sächsische Unternehmen sind auch nach mehr als 20 Jahren noch immer eine verlängerte Werkbank der Konzerne und Unternehmen in den Altbundesländern? Wie sehen Sie die Perspektiven? Tillich: Tatsächlich haben noch wenige Konzerne und große Unternehmen ihren Hauptsitz in Sachsen. Wir können diesen Umstand nur mit einem Mittel begegnen: Die sächsischen Unternehmen müssen aus sich heraus weiter wachsen. Die Förderstrategie der Sächsischen Staatsregierung zur Unterstützung der Wirtschaft ist deshalb auch auf Wachstum der Unternehmen ausgerichtet. Der Mittelstand: Die EU-Fördermittel gehen in den nächsten Jahren stark zurück. Welche Konzepte sind in Vorbereitung, um den sächsischen Mittelstand zu fördern? Tillich: Die sächsische Mittelstandsförderung zielt darauf ab, die größenbedingten Nachteile kleiner und mittlerer Unternehmen zu verringern und ihre Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Die Staatsregierung verfolgt diese Strategie weiter. Wir werden aber einige Förderschwerpunkte künftig anders setzen: So wird sich der Anteil der Forschungs- und Entwicklungs-Fördermittel für kleinere und mittlere Unternehmen erhöhen. Nur innovative Unternehmen werden sich im Wettbewerb durchsetzen können. Auch müssen sich die Unternehmen darauf einstellen, dass Zuschüsse durch Darlehen ersetzt werden. Das Interview führte Reinhard Delau.

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Deutschland POLITIK

Innovative Netzwerke für eine intelligente Neue Mobilität Damit es zu Investitionen in die neue Technologie kommt, braucht gerade der innovative deutsche Mittelstand konkrete rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen. Die Energiewende ist eingeleitet. Das Jahr 2011 war offiziell das Jahr der Elektromobilität. Dieser Systemwechsel ist für alle Beteiligten sowohl Chance als auch Herausforderung. Für deutsche Unternehmen ergeben sich im Bereich Elektromobilität ganz neue Möglichkeiten, die mit unkonventionellen Kooperationskonzepten marktfähig realisiert werden können. Und auch bei der Schaffung von Arbeitsplätzen wird der Zukunftsmarkt Elektromobilität zu den großen Wachstumsbranchen Deutschlands zählen. Für Investitionen und mehr Risikobereitschaft der Unternehmer fehlt es aber noch an Planungs-, Handlungs- und Finanzierungssicherheit in Form von konkreter Gesetzgebung und innovativen Initiativen des Bundes und der Länder. Der Bundesverband eMobilität e.V. (BEM) setzt sich für starke, strategische Partnerschaften zwischen Energieversorgern, Batterieherstellern, Herstellern und Entwicklern von Elektrofahrzeugen, Systemzulieferern, Forschungseinrichtungen,

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den Verbänden und der Politik ein, um Deutschland als Leit- und Wachstumsmarkt für Elektromobilität mit heimischer Wertschöpfung langfristig zu etablieren. „Wir vernetzen, kommunizieren und agieren mit und für unsere Mitglieder, um eMobilität als realistische Mobilitätsalternative in der Gesellschaft zu verankern.”, fasste BEM-Präsident Kurt Sigl das Ziel seines Verbandes zusammen. So vernetzt der BEM seine Mitglieder und Partner, um erfolgreiche nachhaltige Geschäftsmodelle in der Neuen Mobilität zu generieren und um wirtschaftspolitische Forderungen erfolgreich durchsetzen zu können. Auf dem Wachstumsmarkt der Neuen Mobilität auf der Basis erneuerbarer Energien agieren Unternehmen aus sehr unterschiedlichen Branchen, die bis dato keine oder nur wenige gemeinsame Anknüpfungspunkte hatten. Der BEM begleitet diese sehr verschiedenen Player als kompetenter Partner und identifiziert branchenübergreifende Synergien. Die Vernetzung kleiner, effizienter und zu-

kunftsweisender Unternehmen mit finanzstarken und etablierten Großunternehmen führt zu erfolgreichen Geschäftsmodellen im Bereich der Neuen Mobilität. Damit es zu Investitionen in die neue Technologie kommt, braucht gerade der innovative deutsche Mittelstand konkrete rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen. Hier ist nicht nur die Bundesregierung gefragt, die mit dem aktuellen Regierungsprogramm Elektromobilität weit hinter den Erwartungen der Branche zurück geblieben ist, auch die einzelnen Landesregierungen, Stadtverwaltungen und Kommunen können zur erfolgreichen Positionierung Deutschlands beitragen, in dem sie selbst Zeichen setzen. So eignen sich nach Einschätzung des BEM in kommunalen Fuhrparks, wo die täglichen Wegstrecken vorhersehbar sind, schon jetzt der großflächige Einsatz von Elektrofahrzeugen. Bundesverband eMobilität e.V. www.bem-ev.de

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Europa POLITIK

Berliner Gipfel

Foto: Christian Frey.

EU-Kommissions-Vizepräsident Tajani trifft Mittelstandspräsident Ohoven

Antonio Tajani (li.) und Mario Ohoven.

Im Rahmen seines offiziellen Hauptstadt-Besuchs traf der Vizepräsident der EU-Kommission, EU-Industriekommissar Antonio Tajani, mit Mario Ohoven, Präsident des europäischen Mittelstands-Dachverbands (CEAPME) zu einem Spitzengespräch über die Mittelstandspolitik in Europa zusammen. Wichtigstes Ergebnis: Brüssel will das Bankensystem künftig stärker auf die Bedürfnisse der Realwirtschaft ausrichten. Mittelstandspräsident Ohoven wies bei dem Treffen auf die Gefahren des neuen Bankenregelwerks Basel III für die Finanzierung der Mil-

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lionen Klein- und Mittelbetriebe in Deutschland hin: „Basel III darf nicht zu einer Verknappung und Verteuerung von Bankkrediten an den Mittelstand führen”. Es müsse vielmehr das Ziel der Bankenregulierung sein, die Spekulation einzudämmen und die Realwirtschaft zu stärken. Tajani und Ohoven waren sich einig, dass zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit die Vergabe von Krediten an Klein- und Mittelbetriebe erleichtert werden soll. Davon profitiere Europa insgesamt. „Kredite an den Mittelstand stabilisieren die Wirtschaft in der Eurozone”, betonte

Ohoven. Tajani sagte bei der persönlichen Begegnung zu, sich für eine entsprechende Ausgestaltung der neuen Bankenregeln einzusetzen. Dem Spitzentreffen in Berlin waren Gespräche auf Arbeitsebene in Brüssel vorangegangen. Dabei schlossen Vertreter der EU-Kommission bei Basel III eine Senkung der Risikogewichte für Kredite an mittelständische Unternehmen von 75 Prozent auf 50 Prozent nicht aus. Der BVMW hatte sich dafür gemeinsam mit der CEA-PME als erster Verband überhaupt seit Mai 2010 in Berlin und Brüssel eingesetzt.

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Europa POLITIK

Die virtuelle Krise

Foto: sharrocks/iStockphoto.com

Europa tanzt von Rettungsgipfel zu Rettungsgipfel

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Diese Politik – und damit auch der Rettungsgipfelmarathon – wird sich 2012 fortsetzen. Die Euro-Krise ist da, aber in Deutschland nicht spürbar. Es ist eine virtuelle Krise, die sich in den Medien abspielt, aber nicht auf der Straße. Die Arbeitslosigkeit in Deutschland sinkt, die Kaufhäuser sind voll, die Unternehmen machen Gewinne und die Steuereinnahmen steigen. Die ständige Krisenberichterstattung nervt, weil die Krise für uns nicht fassbar ist. So schwanken wir zwischen Ungläubigkeit („Welche EuroKrise?“) und Fatalismus („Das Ende des Euro wäre nicht das Ende von Europa“). In anderen Ländern Europas ist die Krise dagegen sehr real. Sinkende Löhne, steigende Arbeitslosigkeit und Demonstrationen sind an der Tagesordnung. Es ist eine ökonomische Sondersituation, dass Deutschland im Jahr 2011 zu den Krisengewinnern gehörte. Fluchtgeld aus Griechenland und anderen Euroländern fließt bis heute zu deutschen Banken und in deutsche Staatsanleihen. Die Zinsen in Deutschland sind soweit gesunken, dass sich nach Abzug der Inflationsrate ein negativer Realzins ergibt. Stark steigende Immobilienpreise sind nur eine Folge davon. Im Ausland wird der Vorwurf erhoben, Deutschland habe „too little, too late“ auf die Euro-Krise reagiert. Die ungleiche Entwicklung verschärft sogar den Missmut bei den Europartnern über die deutsche Krisenpolitik. In einem offenen Brief an die „Dear German friends“ kritisiert Ana Gomes, eine portugiesische Abgeordnete im Europaparlament, dass die Südländer

zunächst viele deutsche Produkte gekauft hätten, die sie nicht bräuchten, und sich dafür bei deutschen Banken verschuldet hätten. Die EU-Politik habe dazu beigetragen: „Dass wir nicht wettbewerbsfähig sind, ist nicht allein unsere Schuld. Die EU hat sich in den vergangenen Jahrzehnten deindustrialisiert. Die EU hat Bauern bezahlt, damit sie ihr Land brach liegen lassen, und sie hat Fischer bezahlt, damit sie nicht fischen … Und nun, da wir keine Fabriken, keine Landwirtschaft und keine Boote mehr haben, schnappen uns deutsche Unternehmen unsere jungen, gut ausgebildeten, aber arbeitslosen Fachleute weg.” Dieser Ausschnitt zeigt, wie sehr Deutschland zwischen die europolitischen Fronten gerät. Im Inland werden zu Recht alle Maßnahmen, die zu einer noch weiteren gemeinschaftlichen Haftung der europäischen Staaten für ihre Staatsschulden führen, stark kritisiert. Im europäischen Ausland dagegen wird der deutschen Regierung eine egoistische und engstirnige Haltung vorgeworfen. So ist die Bundesregierung in eine Position geraten, in der das schrittweise Lavieren sogar rational erscheint: Etwas mehr Koordination, ein bisschen Fiskal- und Stabilitätsunion, ein paar Sanktionen für Schuldensünder, etwas gemeinschaftliche Haftung und Hilfen durch die EZB. Aber keine Euro-Bonds, keine offizielle Stellung der EZB als letzter Rettungsanker, keine echte Wirtschaftsregierung durch Übertragung der Steuerhoheit auf Brüssel.

Diese Politik – und damit auch der Rettungsgipfelmarathon – wird sich 2012 fortsetzen. Erst wenn im Inland die Folgen der Euro-Krise spürbar sind, werden die Karten neu gemischt werden. Dazu könnte es im Laufe des kommenden Jahres kommen. Denn die wirtschaftliche Stagnation in der EU und die konjunkturellen Bremsmanöver in China und Brasilien wirken negativ auf die deutschen Exporte, und die Kreditklemme, die schon heute in Südeuropa herrscht, könnte sich auf den deutschen Mittelstand ausweiten. Zunächst aber wird die deutsche Party im ersten Halbjahr 2012 weitergehen – ob aus der virtuellen Krise für die deutschen Unternehmer noch eine echte Existenzkrise wird, hängt wiederum von der politischen Antwort ab. Zwischen den langfristigen Extremen einer dauerhaften Geldentwertung und dem Zerfall der Währungsunion ist die „alleswird-gut“-Option immer noch möglich, obwohl durch die Rettungsschirme EFSF und ESM die Risiken steigen, anstatt zu sinken. Der BVMW hatte bereits im Frühjahr 2010 empfohlen, einen anderen Weg einzuschlagen. Aber gemessen an den heutigen politischen Realitäten scheint es rational, sich zunächst von Rettungsgipfel zu Rettungsgipfel vorzuarbeiten.

Dr. Michael Vogelsang Chefvolkswirt des BVMW www.bvmw.de

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Europa POLITIK

Blicke von außen Frankreich und Deutschland sind der Motor Europas – Griechenland ist Europas Sorgenkind. Wie sehen die Griechen, wie sehen die Franzosen das Jahr der Krise? Ein Gespräch mit unserem Pariser und Athener Büro. Frankreich

Der Mittelstand: Wie ist die Stimmung in Frankreich? Die Franzosen sind gedrückt, skeptisch und hoffen, dass es nicht so schlimm kommt, wie sie befürchten. Der Mittelstand: Was erwarten die Franzosen vom Euro? Nichts und alles. Die Menschen fragen sich: Was machen die Bürger? Und wo bleibt das starke Europa, das uns die Politiker mit dem Euro versprochen haben? Der Mittelstand: Ist die derzeitige Euro-Politik ein Diktat Deutschlands? Welche Politik? Die Franzosen können keine erkennen, und wenn überhaupt, dann macht sie Monsieur le Président, obwohl: Madame Merkel ist den meisten sympathischer. Der Mittelstand: Brauchen wir eine europäische Wirtschaftsregierung? Einerseits sind die Franzosen skeptisch. Kein Mitgliedsstaat hält sich an die Vorgaben, alle können sich immer weiter verschulden, Realwirtschaft und Geldmärkte ignorieren einander. Andererseits rufen die Franzosen: Ja, wir brauchen eine gemeinsame Wirtschaftsregierung – und eher sogar unter dem Vorsitz Deutschlands.

Der Mittelstand: Geht es 2012 in Frankreich bergauf oder bergab? Es ist paradox: Die Franzosen sagen ja und überlassen das Wie lieber den Politikern. Der Mittelstand: Und in der EU? Bergauf wird es erst gehen, wenn wir den Banken das Zepter aus der Hand genommen haben. Und doch sind die Franzosen gern Optimisten. Das einzige, was ihnen wirklich Kummer bereitet, ist die Unberechenbarkeit Süd-Europas.

Der Mittelstand. | 6 | 2011

Foto: moxduul/iStockphoto.com

Der Mittelstand: Hat der Euro aus französischer Sicht noch Zukunft? Viele haben Angst, der Euro könnte zu einer reinen Stütze für Banken und Technokraten werden. Momentan aber glauben die Franzosen – wie die Deutschen – noch an die gemeinsame Währung.


Brief aus Athen Griechenland Der Mittelstand: Wie ist die Stimmung in Griechenland? Mies. Das Wetter in Deutschland ist besser. Ein Wort, um die derzeitige Situation und Stimmung zu beschreiben: Unsicherheit. Der Mittelstand: Was erwarten die Griechen vom Euro? Dass wir noch einige davon im Geldbeutel haben. Die Griechen in der Mehrzahl sind auf keinen Fall gegen den Euro. Der Mittelstand: Ist die derzeitige Euro-Politik ein Diktat Deutschlands? Auch. Der Mittelstand: Brauchen wir eine europäische Wirtschaftsregierung? Länder funktionieren wie die Landwirtschaft. In den letzten Jahren hat man ganze Landwirtschaftsbereiche sterben lassen, indem man ihnen Monokulturen aufgezwungen hat. Wir können die EU-Mitglieder doch nicht alle gleichschalten und überall Wirtschaftsmonokulturen einführen. Der Mittelstand: Hat der Euro aus griechischer Sicht noch Zukunft? Der Euro schon. Nur den Spielchen der Banken sollte die Zukunft versagt werden. Der Mittelstand: Geht es in Griechenland 2012 bergauf oder bergab? Wir können nur hoffen, aber die Zahlen sprechen dagegen. Die Arbeitslosenrate lag im August bei 18,4 Prozent, Tendenz steigend. Monat für Monat schließen immer mehr Geschäfte und Unternehmen. Und die Menschen sind politikmüde: 75 Prozent der Griechen sind gegen die vorgezogenen Wahlen im Februar 2012. Auch das Vertrauen in die Europäische Union ist stark erschüttert. Insgesamt sind die Griechen auf alle Fälle bereit für Veränderungen, aber nicht um jeden Preis. Der Mittelstand: Und in der EU? Nur wenn alle in der EU akzeptieren, dass manche Länder nicht wie Deutschland oder Frankreich funktionieren. Die Fragen stellte Josef Girshovich

Ich kenne ein kleines griechisches Familienunternehmen – eine Druckerei mit vier Beschäftigten. Produziert werden Formulare für Krankenhäuser und Ministerien. Bislang ging das so: Die Druckerei nahm an Ausschreibungen teil, zahlte Bestechungsgelder, erhielt den Auftrag, lieferte innerhalb von zwei Monaten und wurde nach sechs Monaten bezahlt. Das war spätes, doch stets sicheres Geld. So funktionierte die mittelständische Wirtschaft in Griechenland. Die Produktion war zu beinahe 100 Prozent für staatliche Institutionen bestimmt, und niemand konnte sich vorstellen, dass der Staat einmal zahlungsunfähig würde. Bis vor zwei Jahren, als das System zusammenbrach. Heute nimmt die Druckerei an Ausschreibungen teil, muss nicht mehr bestechen und liefert die Formulare – bedarfsgelenkt in Teilmengen – innerhalb eines Jahres. Geld hat die Druckerei noch nicht gesehen. In der Familie hoffen sie, nach 18 Monaten bezahlt zu werden. Und dann kenne ich ein anderes Familienunternehmen – eine Firma mit über 80 Angestellten, die Plastikbecher für Joghurt und Käse herstellt und zu drei Vierteln exportiert. Im letzten Jahr stieg der Umsatz um zehn Prozent. Es wurden elf neue Mitarbeiter eingestellt. Der Betrieb arbeitet nach ISO 9001, 22000 und IFS. In der derzeitigen Krise steht das Unternehmen relativ gesehen besser da als staatsabhängige Firmen. Solange es nicht um Finanzierungsfragen geht. Kredite und Fördergelder erhalten in Griechenland vor allem diejenigen Unternehmen, die den Staat als Kunden vorweisen können. Wer unabhängig arbeitet, hat mit Finanzierungsproblemen zu kämpfen. Seit 2007 gibt es ein Investitionsprogramm, ESPA, das von der EU unterstützt wird. Der staatliche Anteil der Förderung liegt zwischen 35 und 60 Prozent; der Rest muss zu gleichen Teilen aus Eigenkapital erbracht und von Banken finanziert werden. Viele Projekte sind genehmigt, auf Rentabilität geprüft und vertragsreif. Nur bleibt die Finanzierung aus, da die griechischen Banken keine Kredite vergeben. Es ist paradox: Wer früher gefördert werden wollte, musste Staatsaufträge vorweisen. Das leuchtet ein, sofern staatliche Aufträge für die Vertrauenswürdigkeit des Unternehmens stehen. Aber in Griechenland war der Staat als Kunde vor allem Beleg für die Bereitschaft der Unternehmen, Bestechungsgelder zu zahlen. Und heute heißt es: Wer gefördert werden möchte, muss rentabel sein und Eigenkapital aufweisen. Nun ist der griechische Mittelstand bereit zu investieren und führt strenge Due Diligence-Prüfungen durch. Aber es gibt keine griechischen Banken, die noch Kredite vergeben. Helft uns, diesen Teufelskreis zu durchbrechen! Herzliche Grüße aus der BVMW-Repräsentanz Athen Anja Tomschke

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Foto: grgreg/istockphoto.com

Liebe Mittelständler in Deutschland!


Europa POLITIK

News aus Brüssel EP setzt Auflagen durch

Harmonisierung auf EU-Ebene

Hochspekulativen Finanzmarktgeschäften mit Staatsanleihen und KreditausfallVersicherungen wird künftig in der EU ein Riegel vorgeschoben. Nach der breiten Zustimmung des Europaparlaments zu einer Verordnung können ungedeckte Leerverkäufe ab November 2012 weitgehend verboten werden. Bisher gab es dafür unterschiedliche oder gar keine Regelungen auf nationaler Ebene. „Wir haben den Mitgliedsstaaten strenge EU-weite Auflagen für Leerverkäufe abgetrotzt. Das ist dringend notwendig, um destruktive Spekulationen einzudämmen”, erklärt der Europaabgeordnete Markus Ferber (CSU), der das Thema für die EVPFraktion betreut. Bei Leerverkäufen von ungedeckten Kreditausfallversicherungen auf Staatsanleihen sind die Auflagen besonders scharf. Durch die Kontrolle der Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA soll verhindert werden, dass die bisherigen Spekulationsmöglichkeiten den Kursverfall von Staatsanleihen künstlich beschleunigen. www.boerse-go.de www.markus-ferber.de

Der Mittelstand. | 6 | 2011

Die immer noch bestehenden Unterschiede zwischen den einzelstaatlichen Insolvenzrechtsverordnungen sind nicht mehr zeitgemäß. Klare und einheitliche Regeln für die Abwicklung, die sich auf die Rettung von Unternehmen konzentrieren, fehlen. „Gerade bei grenzüberschreitend tätigen Unternehmen wird dadurch eine Rettung beeinträchtigt bis unmöglich gemacht. Deshalb brauchen wir ein über die Grenzen hinweg starkes, harmonisiertes Insolvenzrecht, das allen Beteiligten ein möglichst hohes Maß an Rechtssicherheit bietet”, fordert der CDU-Europaabgeordnete Klaus-Heiner Lehne. Entsprechende Empfehlungen sind in einem jetzt verabschiedeten Bericht des Europaparlaments enthalten. Die Fraktionen gehen davon aus, dass sie von der EU-Kommission bei der Schaffung eines Rechtsrahmens für Insolvenz­ verfahren berücksichtigt werden. www.insolvenz-hilfe.eu www.kh-lehne.de

EU-Haushalt

Steigerung um zwei Prozent Das EU-Budget ist alljährlich ein Streitpunkt zwischen EU-Kommission, Mitgliedsländern und Europaparlament. Überraschenderweise konnte man sich für den Haushalt 2012 angesichts der Finanzkrise fristgerecht einigen. Die Ausgaben werden auf 129 Milliarden Euro aufgestockt, das sind gut zwei Prozent mehr als im laufenden Jahr (126,5 Milliarden). Damit setzten sich die Mitgliedslän-

der durch, die die Ausgabensteigerung etwa auf die Inflationsrate von zwei Prozent begrenzen wollten. Noch im Oktober hatte das Parlament einen Haushaltsplan aufgestellt, der Ausgaben von immerhin 133,1 Milliarden Euro vorsah. www.europarl.europa.eu/de/pressroom

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Insolvenzverfahren

Foto: SusanneB/istockphoto.com

Leerverkäufe

Rating Agenturen

Brüssel will Fesseln anlegen Die Europäische Kommission will die Macht der Rating-Riesen brechen. Schon lange geben Europas Politiker den marktbeherrschenden US-Agenturen eine Mitschuld an der Ausweitung der Euro-Krise. Mit der Herabstufung der Kreditwürdigkeit in heiklen Situationen würden sie die Probleme der betroffenen Länder verschärfen. Was will Brüssel nun ändern? 1. Länder-Ratings sollen in Zukunft nur noch außerhalb der Börsenöffnungszeiten veröffentlicht werden dürfen, damit die Noten bewertet werden können. Die Bonitätsprüfungen müssen ihre Gründe für die Einschätzung eines Landes offenlegen.


2. Künftig sollen die Agenturen verpflichtet werden, ihre Ratings für Staaten und deren Anleihen alle sechs Monate statt wie bislang nur jedes Jahr zu erneuern. 3. Wenn ein Investor wegen fehlerhafter Benotung Geld verliert, soll er vor Gericht Schadensersatz einklagen können. Die Beweislast wird bei den Agenturen liegen. 4. Eine Agentur soll ein Wertpapier künftig nur noch maximal drei Jahre lang bewerten dürfen. Mit weiteren Maßnahmen soll die Vormachtstellung der drei großen amerikanischen Agenturen verringert werden. Nun müssen Europaparlament und -rat den Vorschlägen noch gemeinsam zustimmen. Umstritten ist insbesondere die Einrichtung einer europäischen Rating-Agentur als Gegengewicht zur US-Dominanz. Sie könnte als allzu willfährig gegenüber der EU gelten und wenig glaubwürdig sein. In Deutschland stößt auf Kritik, dass bei der Prüfung der DAX 30-Konzerne die drei großen Prüffirmen PWC, KPMG und Ernst & Young das Geschäft unter sich aufteilen. www.finanzen100.de

EU-Hilfe bei ausstehenden Zahlungen Gerade im grenzüberschreitenden Handel können bei der Eintreibung ausstehender Forderungen Schwierigkeiten auftreten, weil sich gesetzliche Regelungen und Fristen in den einzelnen Mitgliedsstaaten teilweise erheblich unterscheiden. Schon bei der Zahlungsmoral gibt es ein extremes Nord-Süd-Gefälle: Werden in Schweden 95 Prozent aller Rechnungen innerhalb eines Vierteljahres bezahlt, sind es in Griechenland im gleichen Zeitraum gerade einmal 50 Prozent. Eine neue Studie der Europäischen Kommission ergab, dass jede vierte Unternehmensinsolvenz auf verspätete oder gar nicht getätigte Zahlungen zurückzuführen ist. Die Höhe unbezahlter Rechnungen belief sich im vergangenen Jahr auf rund 312 Milliarden Euro. Unter dem Titel „Rasche und effiziente Beitreibung ausstehender Forderungen von kleinen und mittleren Unternehmen mit grenzüberschreitender Tätigkeit” initiierte die Europaabgeordnete Monika Hohlmeier (CSU) ein Pilotpro-

jekt, das Unternehmen europaweit helfen will, sich besser vor dem Zahlungsverzug ausländischer Partner zu schützen. In diesem Jahr wurde das Projekt von der EU bereits mit einer Million Euro unterstützt. Im Internet können sich Unternehmen über ihre rechtlichen Möglichkeiten im Umgang mit Schuldnern in den einzelnen Mitgliedsstaaten informieren und bekommen konkrete Leitlinien für ein effektives Forderungsmanagement an die Hand. Darüber hinaus werden Seminare und Kurse angeboten, wie Zahlungsverzug vorgebeugt und gegen säumige Schuldner vorgegangen werden kann. www.cea-pme.org

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Forderungsmanagement

Europäisches Ökosiegel Das EU Ecolabel (Ökolabel) der Europäischen Union ist ein auf freiwilliger Basis beruhendes Label. Es soll die Unternehmen im Bereich von Produktion, Vertrieb, Lagerung und Endverbrauch zu einem nachhaltigen Umgang mit der Umwelt ermutigen. Anhand des Logos kann der Verbraucher die umweltfreundlichen Produkte verschiedener Branchen leicht wieder erkennen. Das Ecolabel wird nur an besonders um-

weltfreundliche und leistungsfähige Unternehmen vergeben. Mit dem Ökolabel weisen sie die Leistungsfähigkeit ihrer Produkte nach und erhöhen ihren Bekanntheitsgrad, indem sie es als Marketinginstrument nutzen. Die CEA-PME vertritt die Interessen des Mittelstands im Prozess der Kriterienfindung für die Vergabe dieses Labels und sieht sich als Bindeglied zwischen der Europäischen Kommission und dem Mittelstand in Europa. Seit Dezember 2010 gehört die CEA-

PME neben EU-Mitgliedstaaten sowie Wirtschafts- und Verbraucherverbänden dem EU-Vorstand des Ecolabels an. Auf der diesjährigen Hauptversammlung der CEA-PME lobte Präsident Mario Ohoven deren Beitrag zu diesem Label, das Qualität und Leistungsfähigkeit der ausgezeichneten Unternehmen nachweist. In Deutschland wird es über die Bundesumweltagentur vergeben.

Frédéric Maas, M.A. www.cea-pme.org

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International POLITIK

Der Wandel ist Chance

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Der historische Umbruch in Nordafrika hat gerade erst begonnen

Noch vor weniger als einem Jahr regierten in Ägypten, Tunesien und Libyen autoritäre Herrscher, die ein Aufbegehren des Volkes scheinbar nicht zu fürchten brauchten. Heute hat Tunesien gerade seine ersten freien, demokratischen Wahlen abgehalten, befindet sich Ägypten mitten in einer politischen Zeitenwende, und in Libyen hat die Ära Gaddafi ihr endgültiges Ende genommen. Doch die Entwicklungen in Nordafrika stehen erst an ihrem Anfang. Das Ringen um die Freiheit ist noch nicht beendet, und niemand vermag heute schon zu sagen, welchen weiteren Verlauf die Revolutionen nehmen werden. Darin liegen gleichermaßen große Chancen wie auch Risiken. Die jüngsten Proteste und gewaltsamen Auseinandersetzungen in Ägypten dämpfen die teilweise überzogenen Erwartungen an die Geschwindigkeit des demokratischen Wandels. Neben den berechtigten Forderungen der Menschen nach Transparenz und Teilhabe leiden sie besonders unter den negativen wirtschaftlichen Aus-

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wirkungen der Situation: Aus Sorge über die politische Unsicherheit bleiben dringend benötigte ausländische Investitionen aus und gehen die Einnahmen aus dem Tourismus drastisch zurück. Die Situation wird durch die allgemeine wirtschaftliche Flaute noch verschlechtert, hohe Arbeitslosigkeit und Armut provozieren ihrerseits soziale Unruhen. Am Engagement festhalten In Tunesien ist eine Partei mit islamischem Profil als stärkste Kraft aus den Wahlen hervorgegangen, was den Warnungen vor einer Islamisierung Recht zu geben scheint. Auch bei den ägyptischen Parlamentswahlen setzte sich in der ersten Runde die islamistische Bewegung durch. Wir sollten diese Entwicklungen jedoch nicht zum Anlass nehmen, unser Engagement zu vermindern. Für die Menschen, die jahrzehntelang unter korrupten und brutalen Regimes gelitten haben, ist die Wahl derjenigen, die während der Unterdrückung besonders verfolgt wurden, der


Die Menschen in Ägypten, Tunesien und anderswo haben sich auch nicht unter Einsatz ihres Lebens die Freiheit erkämpft, um sie gleich wieder aufzugeben.

Die Menschen in Ägypten, Tunesien und anderswo haben sich auch nicht unter Einsatz ihres Lebens die Freiheit erkämpft, um sie gleich wieder aufzugeben. Es liegt in unserer Verantwortung und unserem eigenen Interesse, sie auf ihrem langen und schwierigen Weg zu Freiheit, Demokratie und Wohlstand zu unterstützen. Deutschland hat seine Verantwortung nach den Revolutionen sofort angenommen und sowohl im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit als auch der außenpolitischen Instrumentarien rasch seine Unterstützung auf den Weg gebracht. Dazu gehört neben zivilgesellschaftlichem und politischem Beistand auch und gerade die stärkere Akzentuierung der Wirtschaftsförderung in der Entwicklungszusammenarbeit. Doch nachhaltige und tragfähige Entwicklung bedarf vor allem der wirtschaftlichen Zusammenarbeit abseits der staatlichen und entwicklungspolitischen Unterstützung, da diese in erster Linie eine Katalysatorfunktion hat: Nur die positive Veränderung der wirtschaftlichen Lage aus der Gesellschaft heraus unterstützt den politischen Prozess der Demokratisierung nachhaltig. Handel und wirtschaftlicher Austausch sind interkulturelle Kontakte unter dem Dach gemeinsamer Ziele und Interessen, die die Annäherung unserer Gesellschaften einleiten und vorantreiben.

Wir haben dies nach dem Ende der OstWest-Konfrontation in den Staaten Osteuropas erlebt und dabei wichtige und verlässliche Partner und Freunde gewonnen.

Wirtschafts- und Unternehmerverbänden zusammen und unterstützt deren legitime Forderung nach wirtschaftlicher Freiheit und Marktöffnung.

Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit ist selbst seit vielen Jahren in den Ländern Nordafrikas aktiv. 1964 begann sie in Tunesien ihr erstes Projekt außerhalb Deutschlands überhaupt und dehnte ihr Engagement sukzessive in der Region aus. Seit etlichen Jahren ist die Stiftung in jedem nordafrikanischen Land – bisher mit Ausnahme Libyens – mit einem Büro präsent. Durch Kontinuität und Verlässlichkeit hat die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit viel Vertrauen erworben und verfügt heute über langjährige Arbeitskontakte und Partnerschaften. Die Stiftung hat dabei die Förderung der gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen für Marktwirtschaft und Wettbewerb von Anfang an zu einem zentralen Schwerpunkt ihrer Arbeit gemacht.

Der historische Wandel der nordafrikanischen Länder hat gerade erst begonnen, und die vergangenen Monate waren nur die erste Etappe ihres langen und schwierigen Weges in die Freiheit. Wir sollten sie begleiten und ihnen, auch in unserem eigenen wohlverstandenen Interesse, unsere Unterstützung geben.

Unternehmertum vor Ort unterstützen Als Vorstandsvorsitzender der Stiftung habe ich vorgeschlagen, die Entwicklung unserer südlichen Nachbarn mittels eines Programms zur zirkulären Migration und Existenzgründung zu unterstützen. Die Gewissheit, dass es ohne die Möglichkeit zu freier wirtschaftlicher Entfaltung keine echte politische und gesellschaftliche Freiheit geben kann, ist für uns handlungsleitend. Wir wissen, dass privates Unternehmertum und eine starke Mittelschicht das soziale und ökonomische Fundament einer erfolgreichen und freien Gesellschaft sind. Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit arbeitet deshalb auch in Nordafrika mit

Foto: Stiftung für die Freiheit.

deutlichste Ausdruck des Wandels. Die Ausdifferenzierung und Selbstorganisation der gesellschaftlichen Interessensgruppen und namentlich einer stabilen Parteienlandschaft hat gerade erst begonnen. Näher betrachtet erweisen sich die erstarkten islamischen Kräfte Tunesiens und ihre ägyptischen Pendants eher als konservativ und in sich nicht geeint.

Dr. Wolfgang Gerhardt, MdB Vorstandsvorsitzender der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, FDP-Fraktionschef und Bundesvorsitzender sowie Mitglied des Politischen Beirates des BVMW

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International POLITIK

Unternehmensgründung in Südafrika Neues Gesellschaftsrecht erleichtert Zugang zum afrikanischen Markt

An zwei Ozeanen gelegen, ist Südafrika der Warenumschlagplatz Nummer eins und Tor zu den Märkten des südlichen Afrika.

Im Mai 2011 trat das neue Companies Act in Kraft, das die Gründung eines Unternehmens in Südafrika erleichtert und den internationalen rechtlichen Standards angepasst wurde. Mit dem neuen Companies Act wird nur noch zwischen zwei Arten von Gesellschaften unterschieden: Private and Public Companies, also privaten und öffentlichen Gesellschaften. Außerdem wurden die Gründungsmodalitäten erheblich erleichtert. So dient die Gründungserklärung (Memorandum of Incorporation – MOI) zugleich als Satzung der Gesellschaft und muss zusammen mit der Gründungsurkunde (Notice of Incorporation) beim Handelsregister eingereicht werden. Der Gesetzgeber erlaubt die Einreichung einer Standard-MOI, die nur die Mindestvorgaben enthält. Diese Satzung kann nach der Registrierung individuell angepasst

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werden. Die geläufigste Form einer Gesellschaft ist die Private Company Limited (PTY Ltd), eine mit der GmbH vergleichbare private Gesellschaft mit Stammkapital und beschränkter Haftung für die Gesellschafter. Mit einer Registrierung im südafrikanischen Handelsregister (CIPC) wird das ausländische Unternehmen in Südafrika mehrwert- und körperschaftsteuerpflichtig. Der Mehrwertsteuersatz liegt bei 14, die Körperschaftsteuer bei 28 Prozent. Die Registrierung hierfür erfolgt bei SARS (South African Revenue Service). Was auf den ersten Blick kompliziert erscheint, kann alles aus einer Hand – BVMW South Africa – erledigt werden. Wir begleiten Sie von der Registrierung über die Erledigung der Verwaltung des Tagesgeschäftes bis zur Bilanz­erstellung.

Volker Werth Ilka Zimmermann BVMW-Auslandsvertretung Südafrika www.bvmw.de

© Can Stock Photo Inc. / Antartis

Südafrika erwirtschaftet 40 Prozent des gesamten Bruttoinlandsprodukts Afrikas, es ist auch das Tor und der Warenumschlagsplatz zum südlichen Afrika, einem immer interessanter werdenden Markt. Sieben afrikanische Länder sind unter den Top 10 der Volkswirtschaften mit dem höchsten weltweiten Wachstum. Dazu zählen auch Mosambik, Tansania, Sambia und Kongo – Märkte, die von Südafrika aus bedient werden. Südafrika ist eine solide Wirtschaftskraft mit klaren Gesetzen und einem der sichersten Bankensysteme der Welt.


SERVICE Rechtshotline Foto: Aamon/fotolia.com

Schöne Bescherung Viele Arbeitnehmer freuen sich bereits auf die Weihnachtsgratifikation. Doch was tun, wenn der Arbeitgeber aus wirtschaftlichen Gründen nicht zahlen kann? Mögliche Auswege aus dem Dilemma.

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Aus konjunkturellen Gründen sind Unternehmer nicht selten gezwungen, die Arbeitsbedingungen ihrer Mitarbeiter zu ändern. Gebräuchliche arbeitsrechtliche Instrumente sind dabei die Ausübung des Direktionsrechtes bzw. arbeitsvertragliche Widerrufsvorbehalte, die Kürzung oder Streichung freiwilliger Leistungen, eine einvernehmliche Vertragsänderung mit dem Arbeitnehmer und schließlich die Änderungskündigung. Ist das 13. Gehalt arbeitsvertraglich fest vereinbart und auch nicht als freiwillige Leistung mit Widerrufsvorbehalt festgelegt, können nur zwei Wege beschritten werden, die Auszahlung einzusparen: die Schließung eines einvernehmlichen Änderungsvertrages mit dem Mitarbeiter oder eine Änderungskündigung. Bei Lohnnebenleistungen wie dem 13. Gehalt handelt es sich nämlich um wesentliche arbeitsvertragliche Bestimmungen, die nicht zum Beispiel durch eine Konkretisierung mittels Direktionsrechtes beseitigt werden können.

Benjamin Weiler Rechtsanwalt www.bvmw.de/leistungen/ rechtshotline

Die BVMW-Rechtshotline erreichen Sie: Mo. und Mi. 10.00 – 15.00 Uhr, Do. 10.00 – 17.00 Uhr Tel.: 030 / 533206-63 Fax: 030 / 533206-50 rechtshotline@bvmw.de

Die eleganteste Lösung ist stets die einvernehmliche Aufhebung solcher Gehaltsklauseln durch Absprache mit dem Mitarbeiter selbst (Änderungsvertrag). Die Problematik sollte dafür mit ihm vertrauensvoll besprochen und die entsprechende Änderung gegebenenfalls schriftlich aufgesetzt werden, die dann von beiden Seiten unterschrieben wird. An eine Änderungskündigung sollten Sie nur in dem Fall denken, wenn der Mitarbeiter eine einvernehmliche Änderung der Arbeitsbedingungen ablehnt. Denn die Änderungskündigung ist wie eine Kündigung des Arbeitsverhältnisses an-

zusehen, allerdings verbunden mit dem Angebot an den Arbeitnehmer, das Arbeitsverhältnis zu geänderten Bedingungen (hier ohne 13. Monatsgehalt) fortzusetzen, falls sich der Mitarbeiter mit der Änderung der Arbeitsbedingungen im Ergebnis doch einverstanden erklärt. Da die Änderungskündigung im Prinzip eine echte Kündigung des Arbeitsverhältnisses ist, muss sie alle rechtlichen Anforderungen erfüllen, die auch sonst bei einer Kündigung zu beachten sind, insbesondere die Einhaltung der maßgeblichen Fristen, Schriftform und gegebenenfalls weitere Kündigungsschutzbestimmungen. Kommt es zum Ausspruch einer Änderungskündigung, kann der Arbeitnehmer auf verschiedene Weise reagieren. Nimmt er zum Beispiel das Änderungsangebot doch noch vorbehaltlos an, wird das Arbeitsverhältnis zu den geänderten Bedingungen so fortgesetzt, als wäre von Anfang an ein Änderungsvertrag geschlossen worden. Regelmäßig sind Mitarbeiter kleinerer Betriebe insoweit gut beraten, das Änderungsangebot anzunehmen (was man ihnen angesichts der Sach- und Rechtslage rasch erläutern kann), da ein Betrieb mit einer Mitarbeiterzahl von weniger als zehn bzw. elf Mitarbeitern häufig nicht unter das Kündigungsschutzgesetz fällt. Andererseits sollte jeder Arbeitgeber bedenken, ob er wegen der Ersparnis eines einzigen Monatsgehaltes eventuell einen gut ausgebildeten und gut eingearbeiteten Mitarbeiter verlieren möchte. Auch unter diesem Gesichtspunkt ist der einvernehmliche Änderungsvertrag sicher die bessere Lösung.

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IBWF – Recht SERVICE

Ende der Drehtürmethode

I

Das neue Recht der Leiharbeit In der Vergangenheit wurden im Bereich der Arbeitnehmerüberlassung in der deutschen Wirtschaft Missbrauchsfälle publik, zum Beispiel Lohnmissbrauch und die „Drehtürmethode”, wonach Mitarbeiter von einem Konzernunternehmen zu schlechteren Bedingungen übernommen und ihrem ursprünglichen Arbeitgeber zur gleichen Arbeitsleistung wieder überlassen wurden. Mit der Novelle zum Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG) schiebt der Gesetzgeber dieser Vorgehensweise nun einen Riegel vor. Die Neuregelungen gelten teilweise vom 1. Dezember 2011 an. 1. Modifizierung des Anwendungs­bereichs

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Bisher lag eine erlaubnispflichtige Arbeitnehmerüberlassung nur vor, wenn es sich um eine gewerbsmäßige Überlassung handelte. Der Verleiher musste die Überlassung auf eine gewisse Dauer angelegt haben und hieraus einen wirtschaftlichen Vorteil erzielen. Die Neuregelung differenziert nun nicht mehr nach gewerblicher oder nichtgewerblicher Arbeitnehmerüberlassung – mit der Konsequenz, dass Unternehmen, die bisher Arbeitnehmer nur zu Selbstkosten anderen Unternehmen überlassen haben, nunmehr ebenfalls unter die Regeln des AÜG fallen insbesondere der Erlaubnispflicht.

Der Mittelstand. | 6 | 2011


Der Gesetzgeber stellt klar, dass die Arbeitnehmerüberlassung generell nur vorübergehend erfolgen darf. Sofern die Überlassung dauerhaft erfolgt, handelt es sich um eine Arbeitsvermittlung, für die andere Regeln gelten. Zur Definition von „vorübergehend” wird entscheidend sein, ob der betreffende Arbeitnehmer in sein ursprüngliches Unternehmen zurückkehren oder endgültig aus dem Unternehmen ausscheiden soll.

einem Arbeitsverhältnis bei diesem oder einem Arbeitgeber aus dem Konzern im Sinne des § 18 AktG ausgeschieden sind (vgl. § 3 Abs. 1 Nr. 3 Satz 4 n.F. und § 9 Nr. 2 n.F. AÜG). Die nunmehr erhöhte Vergütungspflicht für die beschriebene Konstellation trifft das verleihende Unternehmen (Vertragsarbeitgeber).

2. Wegfall des Konzernprivilegs

Mit § 3a AÜG ist seit dem 30. April 2011 eine staatliche Ermächtigung zur Schaffung einer Lohnuntergrenze geschaffen, mit der Lohndumping vermieden werden soll. Hiernach können Gewerkschaften und Vereinigungen von Arbeitgebern in einem komplizierten Verfahren dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales gemeinsam vorschlagen, vereinbarte tarifliche Arbeitsentgelte als Lohnuntergrenze in einer Rechtsverordnung festzulegen. Deren Überwachung übernimmt die Zollverwaltung, so dass die Zahlung der Mindestlöhne nicht unbedingt durch den einzelnen Arbeitnehmer eingeklagt werden muss.

Bisher war eine Erlaubnis zur Arbeitnehmerüberlassung innerhalb eines Konzerns gem. § 18 AktG nicht erforderlich, solange die Überlassung nur vorübergehend erfolgte. Nunmehr entfällt die Erlaubnispflicht nur noch dann, wenn die Überlassung von Personal zwischen Arbeitgebern nur gelegentlich erfolgt, und der (Leih-)Arbeitnehmer nicht zum Zwecke der Überlassung eingestellt und beschäftigt wird (vgl. § 1 Abs. 3 Nr. 2 n.F. AÜG). Die vorgenannte Voraussetzung gilt ab dem 1. Dezember 2011 für alle Arbeitgeber, unabhängig davon, ob sie in einem Konzernverhältnis untereinander stehen oder nicht. Damit entfällt das bisherige Privileg von konzerninternen Personalführungsgesellschaften. Verleihen derartige Gesellschaften weiterhin ohne staatliche Erlaubnis Personal, sind die Arbeitsverträge mit dem verleihenden Unternehmen unwirksam. Gemäß § 9 Nr. 1, § 10 Abs. 1 AÜG kommt dann ein Arbeitsverhältnis mit dem entleihenden Unternehmen zu dem zwischen Verleiher und Entleiher vereinbarten Zeitpunkt der Überlassung zustande. Außerdem stellt dies eine Ordnungswidrigkeit gem. § 16 Abs. 1 Nr. 1 AÜG dar. Vorsicht: Die höchstrichterliche Rechtsprechung hat die beschriebene Gesetzeslage, die ab Dezember greifen soll, bereits antizipiert. Hiernach findet das bisherige Konzernprivileg keine Anwendung auf Personalführungsgesellschaften, deren Zweck die Einstellung von Arbeitnehmern zur dauerhaften Entsendung an andere Konzernunternehmen ist. Dies gilt auch für Mischunternehmen, für die nach ihrem Geschäftszweck die dauerhafte konzerninterne Arbeitnehmerüberlassung von nicht nur untergeordneter Bedeutung ist. (BAG, Urteil vom 09.02.2011, Az. 7 AZR 32/10). 3. Regulierung der Drehtürmethode Im AÜG gilt das „Equal-pay-Gebot”. Hiernach hat das verleihende Unternehmen (Vertragsarbeitgeber) seinem Leiharbeitnehmer die gleichen finanziellen Konditionen zu gewähren, die ein vergleichbarer Arbeitnehmer beim entleihenden Unternehmen erhält. Allerdings kann ein Tarifvertrag abweichende Regeln zulassen. Bekanntlich existieren in der Zeitarbeitsbranche Tarifverträge, die regelmäßig im Vergleich zur Stammbelegschaft des entleihenden Unternehmens schlechtere Lohn- und Gehaltsbedingungen für die Leiharbeitnehmer vorsehen. Eine tarifliche Regelung, die Leiharbeitnehmer gegenüber vergleichbaren Stammarbeitnehmern im Hinblick auf die Arbeitsbedingungen schlechter stellt, gilt nach der Neuregelung (seit dem 30. April 2011) aber nicht mehr für solche Leiharbeitnehmer, die in den letzten sechs Monaten vor der Überlassung an den Entleiher aus

4. Lohnuntergrenze

5. Stärkung der Rechte von Leiharbeitnehmern gegenüber dem Entleiher Vom 1. Dezember 2011 an muss das entleihende Unternehmen den Leiharbeitnehmer über Arbeitsplätze informieren, die bei ihm besetzt werden sollen (§ 13a n.F. AÜG). Außerdem gelten für Leiharbeitnehmer die gleichen Bedingungen wie für festangestellte Arbeitnehmer beim Zugang zu Gemeinschaftseinrichtungen wie Kantinen, Kindergärten oder Beförderungsmittel (§ 13b n.F. AÜG). 6. Mitbestimmungsrechte des Betriebsrats Vor der Übernahme eines Leiharbeitnehmers hat das entleihende Unternehmen bei seinem Betriebsrat einen Antrag auf Zustimmung zur Einstellung gem. § 99 BetrVG zu stellen. Einstellung in diesem Sinne ist nicht die vertragliche Anstellung, sondern die faktische weisungsunterworfene Integration in den Betrieb des entleihenden Unternehmens. Der entleihende Arbeitgeber muss seinem Betriebsrat auch eine Erklärung des verleihenden Unternehmens vorlegen, dass dieses die erforderliche Erlaubnis zur Arbeitnehmerüberlassung besitzt (vgl. § 14 Abs. 3 i.V.m. § 12 Abs. 1 AÜG). Der Betriebsrat kann seine Zustimmung aber zum Beispiel verweigern, wenn der entleihende Arbeitgeber einen Arbeitsplatz, der dauerhaft mit Leiharbeitnehmern besetzt werden soll, nicht zuvor intern ausschreibt (vgl. BAG vom 1. Februar 2011, Az. 1 ABR 79/09). Damit sollen Arbeitnehmer aus der Stammbelegschaft die Chance erhalten, den an Leiharbeitnehmer zu vergebenden Arbeitsplatz selbst zu besetzen.

Jürgen Bödiger Rechtsanwalt Kanzlei bb [sozietät] Buchalik Brömmekamp www.bb-soz.de

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IBWF – Steuer SERVICE Foto: Stanete Alina/fotolia.com

Private Nutzung eines Dienstwagens

Firmeneigentum Der Mittelstand. | 6 | 2011


Ein Urteil des Finanzgerichtes Niedersachsen (9 K 394/10) zur Berechnung der privaten Nutzung eines Dienstwagens sorgt aktuell für Aufmerksamkeit: Einem GmbH-Geschäftsführer stand ein gebrauchter Firmenwagen im Zeitwert von 31.990 Euro auch privat zur Verfügung. Der historische Listenpreis lag bei 81.400 Euro. Nach den Buchstaben des Gesetzes liegt der geldwerte Vorteil für die private Nutzung des Fahrzeuges bei monatlich ein Prozent des Bruttolisteninlandspreises zum Zeitpunkt der Erstzulassung. In diesem konkreten Fall sollte also das zu versteuernde Einkommen des Geschäftsführers um monatlich 814 Euro erhöht werden. Beim Finanzgericht wurde beantragt, bei der Berechnung den um 20 Prozent verringerten Bruttolistenpreis zu verwenden. Diese Klage wurde vom Bund der Steuerzahler als Musterverfahren unterstützt. Der Gesetzgeber sei verpflichtet gewesen, nach der Abschaffung des Rabattgesetzes und der Zugabeverordnung auch das Einkommensteuergesetz der tatsächlichen Marktentwicklung anzupassen. Tatsächlich hatte der BFH in einem anderen Verfahren festgestellt (Urteil vom 17. Juni 2009, VI R 18/07), dass beim Pkw-Verkauf im Durchschnitt von einem Rabatt in Höhe von 20 Prozent auszugehen sei. In seinem Urteil kam das Finanzgericht zu dem Ergebnis, dass das Finanzamt zu Recht die private Nutzung des Fahrzeuges anhand des ungekürzten Bruttolistenpreises ermittelt. Es verstößt nicht gegen das Grundgesetz, wenn der Gesetzgeber die Bemessungsgrundlage nicht verändert. Das Gericht hatte jedoch die Revision beim BFH mit der Begründung zugelassen, dass diese Frage dem BFH so konkret noch nicht vorgelegt worden war (VI R 51/11). Jetzt bleibt abzuwarten, wie der BFH entscheiden wird. Bei anderen Gelegenheiten hatte das Gericht

bisher praktisch immer darauf abgestellt, dass die ein-Prozent-Regelung nur eine zulässige typisierende Betrachtung ist. Mit der Anknüpfung an die Preisempfehlung des jeweiligen Herstellers will der Gesetzgeber eine stark vereinfachende Methode verwenden, bei der für alle gleichen Fahrzeuge eine einheitliche Berechnungsgrundlage angewendet wird. In den Urteilen wurde dann regelmäßig darauf hingewiesen, dass für den Fall einer individuellen Benachteiligung eines Steuerpflichtigen immer noch die Fahrtenbuchmethode als Alternative zur ein-Prozent-Regelung bleibt. Als Reaktion auf diese Rechtsentwicklung wird man bis zur Entscheidung des BFH in den Steuererklärungen auch weiterhin bei der Anwendung der ein-Prozent-Regelung den ungekürzten Bruttolisteninlandspreis verwenden müssen. Aber es ist dringend zu empfehlen, bis zur Entscheidung gegen die Bescheide Einspruch einzulegen und das Ruhen des Verfahrens zu beantragen.

geschriebenen Datensätze mehr oder weniger „auf Knopfdruck” über das Internet versendet werden können. Ein wesentliches Problem allerdings könnte sich daraus ergeben, dass die Steuertaxonomien Informationen und Daten erfordern, die zum Teil erheblich über das hinausgehen, was gesetzlich für die Aufgliederung eines Jahresabschlusses verlangt wird. Damit die Inhalte der Datensätze dann auch wirklich korrekt sind, wird es zudem notwendig sein, die Buchführung absolut exakt zu erstellen und sehr eng auf den Kontenrahmen abzustimmen. Über Sanktionsmöglichkeiten des Finanzamtes für den Fall, dass Datensätze nicht ordnungsgemäß elektronisch eingereicht werden, ist (noch) nichts bekannt.

Dipl.-Wirtsch.-Inf. Ullrich Hänchen Vizepräsident des IBWF Institut e. V. Steuerberater www.wagemann.net

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Quelle: www.istockphoto.com Fotograf: LUGO

Elektronische Bilanz Nach zwei Verschiebungen des Starttermins hat das Bundesfinanzministerium (BMF) am 28. September 2011 eine neue Stellungnahme veröffentlicht, wie die elektronische Übermittlung von Bilanzen und Gewinn- und Verlustrechnungen an das Finanzamt praktisch ausgestaltet werden soll. Überarbeitet wurden dabei auch die sog. Steuertaxonomien, also die amtlich vorgeschriebenen Datensätze. Der Zeitplan zur Einführung der EBilanz sieht vor, dass bilanzierende Unternehmen verpflichtet werden, die Jahresabschlüsse für die Wirtschaftsjahre, die nach dem 31. Dezember 2012 begonnen haben, elektronisch zu übertragen. Es ist zu erwarten, dass bis dahin die Anbieter von Buchhaltungsprogrammen ihre Produkte so entwickelt haben, dass die amtlich vor-

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Sonstige SERVICE

Selbstständigkeit bedeutet auch immer, Risiken in Kauf zu nehmen.

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Von der Idee zum Erfolg Checkliste zur Unternehmensgründung

Der Mittelstand. | 6 | 2011


Der Gedanke, ein Unternehmen zu gründen, endlich der eigene Chef zu sein und seine Ideen zu verwirklichen, reizt viele. In der Realität wissen jedoch nur wenige, welche Schritte man gehen muss, um sein eigenes Unternehmen aufzubauen. Neben umfangreichem Fachwissen der jeweiligen Branche sowie kaufmännischen Kenntnissen, die zum A und O gehören, sind ausreichende finanzielle Mittel und ein gesichertes rechtliches Umfeld entscheidend für den zukünftigen Erfolg. Es ist allerdings nicht alles im Vorhinein planbar. Selbstständigkeit bedeutet auch immer, Risiken in Kauf zu nehmen. Die nachfolgende Checkliste hilft bei den ersten Schritten dorthin: Die Idee auf dem Papier Es ist ein weiter Weg von der Idee zum Konzept. Gute und innovative Geschäfts­ ideen sind häufig das Ergebnis eines langen Entdeckungs- und Entwicklungsprozesses. Damit die neuen Ideen und Konzepte erfolgreich sind, sollte man bereits im Vorfeld der Unternehmensgründung genau analysieren, welche Stärken und Schwächen mit der Geschäftsidee verbunden sind. Im Anschluss an die Analyse müssten die beiden folgenden Fragen mit „ja” beantwortet werden: • Erleichtert mein/e Produkt/Dienstleistung das Leben der Kunden bzw. verbessert es den Alltag? • Sind Kunden überhaupt bereit, für mein Produkt zu zahlen? Wertschöpfungskette und Umfeld Erfolgreiche Unternehmer müssen ihre Planungen laufend an die neuesten Entwicklungen anpassen. Für Unternehmensgründer ist die Analyse des Umfeldes entscheidend für den Erfolg. Daher sollten sie sich im Vorfeld mit folgenden Fragen intensiv auseinandersetzen: • Welche Konkurrenten gibt es in meiner Branche? • Welcher Standort bietet für mein Unternehmen das beste Potenzial?

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• Welche Zielgruppen möchte ich mit meinen Produkten ansprechen und wie? • Welche Kooperationspartner und Lieferanten kann ich für mein Unternehmen gewinnen? Der Geschäftsplan Der Geschäftsplan ist für jede Unternehmensgründung ein Muss. Er bildet das Fundament für das neu zu gründende Unternehmen und öffnet Türen bei Banken sowie öffentlichen Förderinstitutionen. Neben einer umfassenden Darstellung der Idee und des Umfeldes (siehe Punkt 1 und 2) sollte der Gründer auch klare, realistische Unternehmensziele formulieren. Darüber hinaus muss der Geschäftsplan unbedingt eine Investitions- und Liquiditätsplanung sowie eine geschätzte Gewinn- und Verlustrechnung enthalten. Beim Geschäftsplan sollte man sich daher von drei Fragen leiten lassen: • Wo stehe ich heute? • Wo will ich in den nächsten Jahren hin? • Wie kann ich meine Ziele erreichen? Die Finanzierung sichern Ausreichende finanzielle Mittel sind der Schlüssel für eine erfolgreiche Unternehmensgründung. Mit einer unzureichenden Durchfinanzierung steht das ganze Projekt auf wackeligen Beinen. Im Idealfall verfügen Gründer über etwas Eigenkapital, das sie in das Unternehmen einbringen können. Für den Finanzierungsbedarf, der darüber hinausgeht, sollte man sich rechtzeitig nach Investoren umsehen sowie mit der Hausbank über Finanzierungsmöglichkeiten sprechen. Neben den klassischen Darlehen gibt es über öffentliche Förderprogramme der EU, des Bundes und der Länder die Möglichkeit für Existenzgründer, Startkapital zu erhalten. Da diese Mittel meist nur über die Hausbank abgerufen werden können und vor der Unternehmensgründung beantragt werden müssen, lohnt es sich, sich frühzeitig gemeinsam mit der Hausbank über die Programme der Europäischen Investitionsbank, der KfW und der Landesbanken zu informieren.

Vgl. Küsell, Felix ():Praxishandbuch Unternehmensgründung: Unternehmen erfolgreich gründen und managen, S. 340.

Auch der Gründerzuschuss der Arbeitsagentur muss rechtzeitig beantragt werden. Er unterstützt Arbeitslose bei dem Einstieg in die Selbstständigkeit. Antragsteller erhalten mindestens neun Monate lang Leistungen in Höhe des zuletzt bezogenen Arbeitslosengeldes sowie 300 Euro monatlich zusätzlich zur sozialen Absicherung. Richtige Rahmenbedingungen setzen Neben den vielen Formalitäten muss sich der Unternehmensgründer auch mit den unterschiedlichen Rechtsformen auseinandersetzen. Dabei beeinflusst die Wahl der Rechtsform die Finanzierungsentscheidungen sowohl in rechtlicher, steuerlicher als auch finanzieller Hinsicht. In Deutschland zählen Einzelunternehmen mit rund 70 Prozent zu der am häufigsten gewählten Rechtsform, gefolgt von der GmbH mit rund 15 Prozent sowie der Personengesellschaft OHG und der GbR, welche gemeinsam insgesamt zehn Prozent ausmachen.1 Dabei bleibt die Form des Einzelunternehmens für die Gründung häufig die beste Wahl. Der Aufwand ist verhältnismäßig gering und das Gründungsprozedere relativ kurz, so dass man schnell durchstarten kann. Unterschieden wird hier zwischen Kaufmann, Kleingewerbetreibendem und Freiberufler. Kaufleute und Kleingewerbetreibende benötigen einen Gewerbeschein und müssen daher ihr Gewerbe beim Ordnungsamt anmelden. Bei Freiberuflern, wie Ärzten, Steuerberatern oder Rechtsanwälten, reicht eine formlose Anmeldung beim Finanzamt und gegebenenfalls die Zulassung für die jeweilige Berufsbranche.

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Sonstige SERVICE

Warum nicht die Tochter? Wenn die Unternehmensnachfolge ansteht, denken viele sofort an den Sohn. Doch Frauen haben ebenso gute Führungsqualitäten. Ein Plädoyer für die Töchter. Ein weiterer Grund liegt darin, dass es für Frauen häufig schwieriger ist, sich in die Führungsrolle hineinzufinden. Sie können kaum auf weibliche Vorbilder zurückgreifen. Ihr Führungsstil muss sich zwangsläufig in höherem Maße durch Erfahrung entwickeln. Genau da fehlt es indes an Gelegenheiten. Bei einer jungen Frau werden Eigenschaften, die den eher weiblichen Führungsstil ausmachen, leicht als mangelnde Eignung und Hinweis auf Führungsschwäche missverstanden. Sie erhält dann gar nicht erst die Gelegenheit, ihren Stil zu entfalten. Aber nur, wer den eigenen Stil findet, statt andere nachzuahmen, kann überzeugend führen.

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Untersuchungen über Geschlechterunterschiede im Führungsstil zeigen: Frauen sind kommunikativer, legen ein größeres Gewicht auf Motivierung und Einbeziehung von Mitarbeitern.

Mittelständische Unternehmen stehen vergleichsweise gut da: 20 Prozent ihrer Führungskräfte sind Frauen. Und es sieht so aus – wenn man auf den Nachwuchs schaut –, dass diese Quote weiter steigen kann. Voraussetzung dafür ist aber, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiter verbessert wird. Derzeit müssen Frauen bereits Hürden nehmen, ehe sie sich auf den Weg machen, Chefin zu werden. Mit 21 Prozent ist die Frauenquote in Führungspositionen bei Familienunternehmen nicht wirklich höher als im Gesamtdurchschnitt. Das ist verwunderlich. Denn nirgendwo sind die Bedingungen für die frühzeitige Förderung von Frauen so gut wie in Familienunternehmen. Nirgendwo

Der Mittelstand. | 6 | 2011

können Lösungen für die Vereinbarkeit von Karriere und Kindern so leicht und unbüro­ kratisch gefunden werden. Liegt es daran, dass der Vater-Unternehmer so wenig in der Familie präsent ist? Die Weichen für die Rollenfindung werden weitgehend in der Kindheit gelegt. Töchter stark engagierter Väter schildern häufig, dass ihnen der Vater fremd war, so dass sie sich auch nicht mit ihm identifizieren konnten. Dies ist für den Bruder leichter, der im Vater immerhin aufgrund seines Geschlechts ein Rollenvorbild erkennen kann. Außerdem wirken die Eltern mit ihrer eigenen Rollenaufteilung als nicht immer glückliches, häufig jedoch alternativlos erscheinendes Vorbild.

Damit können Frauen in Führungspositionen Impulse setzen, die mitentscheidend für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens sind. Typisch weibliche Fähigkeiten sind insbesondere dann gefragt, wenn es heißt zu motivieren, Potenziale Einzelner zu erkennen, Teamdenken zu stärken, Kreativität zu steigern. Letztlich aber fördern diese Mitgestaltungsmöglichkeiten auch den qualifizierten Nachwuchs und somit das Fundament der erfolgreichen Unternehmensfortführung.

Dipl. Psych. Eva Gnaudschun Beratung · Therapie · Coaching www.evagnaudschun.de


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Geistiges Eigentum Neue Möglichkeiten, es zu schützen und gewinnbringend zu verwerten Was in den USA bereits seit langem tägliche Praxis ist, wird jetzt in der Schweiz auch für europäische Patentinhaber ermöglicht. Das liberale Rechtssystem in diesem Land bietet die Möglichkeit, geistiges Eigentum durch Lizenzverträge managen zu lassen und, für die Autoren gewinnbringend, zu verwerten. Die Gryphos AG in Hergiswil, Mitglied beim BVMW in der Schweiz, eröffnet auf diesem Gebiet für Patentinhaber unter den mittelständischen Unternehmen neue Perspektiven. Immer mehr Patente mit dem Hintergrund wichtiger Innovationen verfolgen das Ziel, geistiges Eigentum zu schützen und möglichst lukrativ zu verwerten. Gemäss dem Europäischen Patentamt (EPO) wurden im Jahre 2010 allein in Europa 235.000 Patente angemeldet. Ein Jahr zuvor waren es noch 211.300. Die Erfinderlust ist also ungebrochen. Viele mittelständische Patentinhaber beklagen zunehmend Patentrechtsverletzungen, vor allem in Asien, zu deren Verfolgung ihnen aber das Geld und die Erfahrung fehlt. Hier kommt die Gryphos AG auf den Plan, welche sich für die Rechte der Patentinhaber einsetzt und sie bei den nötigen Recherchen und beim Vorgehen gegen Patentrechtsverletzungen unterstützt. Das Unternehmen positioniert sich als Prozesskostenfinanzier im Bereich Patentrecht, erstreitet Lizenzerträge aus Patentrechtsverletzungen und rechnet diese mit den Inhabern der Patentrechte ab. Das Modell wäre in Deutschland wegen der derzeitigen Gesetzeslage nicht möglich. Zum Vorteil der Mandanten arbeitet die Gryphos AG bei ihren Prüfungsverfahren mit angesehenen Universitäten zusammen, so auch mit der Technischen Universität Berlin. Momentan werden auch Verträge mit Partnersozietäten abgeschlossen, welche sich auf das Patentrecht konzentrieren.

Mandanten sind natürliche wie auch juristische Personen. Wenn es darum geht, ein Patent vor Gericht zu vertreten, klagt die Gryphos AG als Wahrnehmungspartner erst ab der zweiten gerichtlichen Instanz. Wie eine Statistik belegt, sind in solchen Fällen die Erfolgsaussichten viel höher, sodass 70 Prozent davon gewonnen werden können. Kosten für den Klienten entstehen keine, da sich die Gryphos AG aus den Prozesserlösen finanziert. www.gryphos.ag

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Fällt die Einschätzung des Prozessauswahlverfahrens positiv aus, übernimmt die Gryphos AG die finanziellen Aufwendungen eines Prozesses und trägt somit die Kosten für Gericht, Gutachter, Anwälte und Zeugen, auch etwaige Folgekosten im Falle einer Niederlage. Als Gegenleistung für das Engagement erhält Gryphos eine Erfolgsbeteiligung von marktüblichen 50 Prozent am wirtschaftlichen Erlös des Verfahrens.

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Sonstige SERVICE

„Personalvermittlung als wertvolle Unterstützung” Marcel Lejeune im Mittelstand-Interview

Der Mittelstand. | 6 | 2011

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Seit über 70 Jahren produziert die Schuberth GmbH Motorradhelme und andere Kopfschutzsysteme. Auch Michael Schumacher trägt einen Helm aus dem Hause Schuberth. Der Mittelstand: Spürt Ihr Unternehmen den Fachkräftemangel? Lejeune: Es gibt einen generellen Mangel an qualifizierten Bewerbern, auch in unserer Region. Und dieser Mangel ist mehr als ein Gefühl. Er limitiert bereits darstellbar unseren wirtschaftlichen Erfolg. Dazu kommt, dass wir insbesondere in der Altersgruppe 30 plus Fremdsprachenkenntnisse und die Fähigkeit beziehungsweise Erfahrung im Umgang mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen vermissen. Das ist aber notwendig in der Zusammenarbeit mit Kunden, Zulieferern oder auch Mitarbeitern. Der Mittelstand: Leiden mittelständische Unternehmen besonders hart unter dem Fachkräftemangel? Lejeune: Ja, der Mittelstand steht im Wettbewerb zu den großen Konzernen. Selbst als Premium-Mittelständler können wir häufig nicht gegen die Leistungspakete der Konzerne bestehen. Diese locken mit höherem Einstiegsgehalt, Altersversorgung oder Firmenwagen. Der Mittelstand: Was reizt gerade Bewerber mit Hochschulabschluss an Konzernen?

Lejeune: Ich kenne beide Seiten, habe in Großunternehmen wie Philips und Siemens gearbeitet. Konzerne haben die vermeintlich sichereren Arbeitsplätze und genießen den Ruf der besseren Karrieremöglichkeit. Dabei bieten mittelständische Unternehmen den Bewerbern im besten Sinne des Wortes die Möglichkeit, ein Generalistenwissen zu erwerben und zeitnah Führungsverantwortung zu übernehmen. Der Mittelstand: Wie kann der Mittelstand im Kampf um die besten Köpfe bei Bewerbern punkten? Lejeune: Wer in einem mittelständischen Unternehmen startet und sich gut bewährt, hat die Chance, in zwei Jahren dem Führungskreis anzugehören und in fünf Jahren in der zweiten bis dritten Führungsebene zu sein. Der Mittelstand: Sollten Mittelständler zur Rekrutierung neuer Mitarbeiter Personaldienstleister einbinden? Lejeune: Personaldienstleister können eine Tür öffnen, überzeugen muss aber der Mittelständler dann selbst. Seit wir 2004 nach Magdeburg gewechselt sind, ist die Zusammenarbeit mit Personaldienstleistern stark intensiviert worden. Wir nutzen die Personalvermittlung als wertvolle Unterstützung bei der Gewinnung von qualifizierten Stammmitarbeitern. Die Arbeitnehmerüberlassung ist für uns ein sehr wichtiges Instrument, um neue Mitarbeiter kennenzulernen. Wir sichern uns

etwa zehn Prozent der gewerblichen Zeitarbeitnehmer jedes Jahr und übernehmen sie als Stammmitarbeiter. Der Mittelstand: Wie binden Sie Mitarbeiter an das Unternehmen – Stichwort: Employer Branding? Lejeune: Neben der kontinuierlichen Darstellung der Attraktivität unseres Unternehmens nach außen haben wir im ersten Schritt ein Mitarbeiterbindungsprogramm gestartet. Dazu gehört unser Gesundheitsmanagement zur Vorsorge und der Vermeidung von Unfällen am Arbeitsplatz. Etwa 60 Prozent unserer Belegschaft sind Frauen. Unser Mitarbeiterbindungsprogramm umfasst daher auch Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Der Mittelstand: Was raten Sie einem mittelständischen Unternehmer, der dringend Fachkräfte sucht? Lejeune: Ich kann ihm nur raten, die Zusammenarbeit mit einem Personaldienstleister zu suchen. Von Vorteil ist es, wenn der Dienstleister mittelständische Strukturen und Besonderheiten kennt. Und man sollte immer in eine langfristige, partnerschaftliche Beziehung investieren. Nur sie bringt für den Mittelständler maximalen Nutzen. In einer solchen Beziehung kann der Dienstleister dem Kunden darstellen, was ihn für Bewerber attraktiv macht und wo er sich verbessern muss. www.schuberth.com Anzeige

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De-Mail – einfach, sicher, wirtschaftlich Digital statt mit der Post: Mit De-Mail versenden Unternehmen Dokumente wie Rechnungen, Verträge oder Gehaltsmitteilungen schnell, sicher, vertraulich und nachweisbar. Und sie reduzieren mit dem neuen Dienst ihre Kosten für Porto, Druck und Bearbeitung.

Der Mittelstand. | 6 | 2011


Laut einer Studie von Contactlab erhält jeder deutsche Nutzer pro Tag durchschnittlich 25,7 E-Mails. Insgesamt werden täglich etwa 1,1 Milliarden E-Mails empfangen – Tendenz steigend. Dennoch verschicken gerade Unternehmen ihre Geschäftspost überwiegend als Brief. Denn wenn es um den Austausch wichtiger Nachrichten, Rechnungen, Mahnungen oder andere fristabhängige Schriftstücke geht, muss der Versender bei Bedarf nachweisen können, wann und an wen er das Dokument verschickt hat.

über hinaus nachweisbar, was besonders in der Geschäftskommunikation häufig eine wichtige Rolle spielt”, so Jens Mayer, Projektleiter De-Mail bei der Telekom. Dafür kann der Sender zum Beispiel eine Versand- und Zustellbestätigung beim Provider anfordern.

elektronischem Weg abwickeln. „Mehr als die Hälfte der Geschäftspost, die heute per Brief verschickt wird, ließe sich als De-Mail versenden”, schätzt Jens Mayer. Dafür spricht auch der Zeitvorteil. Eine De-Mail kommt binnen Sekunden beim Empfänger an. Tritt doch einmal eine Ver-

De-Mail setzt auf Standardtechnologien. So können mittelständische Unternehmen jeder Größe den neuen Dienst ohne großen Integrationsaufwand nutzen. Im einfachsten Fall greift der Anwender einfach per Webbrowser auf seinen De-Mail-Account zu. Größere Unternehmen, die über eine eigene Netzinfrastruktur verfügen, können ihre existierenden E-Mail-Systeme über ein so genanntes De-Mail-Gateway an den De-Mail-Dienst anbinden. Über dieses zentrale Eingangstor lässt sich der neue Service ganz einfach, zum Beispiel über Outlook, nutzen.

zögerung auf, ist der De-Mail-Provider nach dem De-Mail-Gesetz verpflichtet, binnen maximal acht Stunden die De-Mail zuzustellen. Damit ist die De-Mail auch im langsamsten Falle immer noch schneller als Briefpost. Neben dem reinen Zeitvorteil des Versandes punktet die elektronische Kommunikation auch mit weiterem klaren wirtschaftlichen Nutzen: Beim Versand einer De-Mail entfallen die Kosten für Druckinfrastruktur, -ressourcen, Papier und Porto: Einscannen, Ausdrucken, Eintüten, Frankieren gehören der Vergangenheit an.

Geschützter Nachrichtenversand Der neue De-Mail-Dienst bietet künftig einen Weg, die Sicherheit und Verbindlichkeit der Briefpost mit der Schnelligkeit der E-Mail zu verbinden, denn er ermöglicht es, Dokumente vertraulich und nachweisbar elektronisch zu versenden. De-Mail-Provider sorgen für den sicheren Transport von De-Mail-Nachrichten über verschlüsselte Kanäle. So kann kein unbefugter Dritter darauf zugreifen und die Inhalte ausspähen. Die Integrität der De-Mail-Anbieter wird durch die Akkreditierungsurkunde garantiert, die durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ausgestellt wird. „Die Zertifizierung gewährleistet, dass die De-Mail-Anbieter die hohen Anforderungen an Sicherheit, Datenschutz, Funktionalität und Interoperabilität zur einfachen Zusammenarbeit mit verschiedenen Systemen auch erfüllen”, sagt Karl J. Beyer, Referent im BSI. „Die Grundlage dafür bildet das De-Mail-Gesetz.” Die Telekom durchläuft aktuell das vom BSI geforderte Zertifizierungsverfahren. Mit der Akkreditierung als De-MailProvider rechnet sie im kommenden Jahr.

Fotos: Telekom.

Nachweisbar digital kommunizieren Jeder potenzielle De-Mail-Nutzer muss sich bei einem De-Mail-Anbieter persönlich registrieren und identifizieren lassen. Das stellt sicher, dass hinter jeder De-Mail-Adresse ein eindeutig bekannter Nutzer steht. „Sowohl der Versand als auch der Empfang einer De-Mail sind dar-

Schnell und wirtschaftlich Unternehmen können per De-Mail künftig einen Großteil ihrer geschäftlichen Kommunikation einfach und schnell auf

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Such! So werden Sie online besser gefunden Warum für die Suchmaschinenoptimierung gute Texte auf Ihrer Website so wichtig sind

Laut der Gesellschaft für Konsumforschung* ist das Web heute Suchmedium Nummer Eins für die Deutschen: 49 Prozent der lokalen Suchanfragen nach Firmen und Dienstleistern finden heute im Internet statt. Das sind gut 557 Millionen gewerbliche Suchvorgänge pro Jahr. Und: Die Bedeutung der mobilen Suche nimmt weiter zu – bereits 23 Prozent setzen bei der Internetsuche auf Smartphones, Apps & Co. Die mittelständischen Unternehmen haben auf diese Entwicklung reagiert und ihre Aktivitäten im Netz weiter ausgebaut – allerdings sind sich die meisten noch nicht bewusst, dass ihre Firmenwebsite einer permanenten Pflege bedarf, um auch tatsächlich in den Suchmaschinen gefunden zu werden. Die aktuelle Telegate-Studie „Mittelstand und Werbung”** hat nach einer Umfrage im Oktober 2011 unter rund 500 kleineren und mittleren Betrieben u. a. folgendes ermittelt: Professionell gestaltete Firmen­webseiten gewinnen an Bedeutung • 66 Prozent der befragten KMU betreiben heute eine Homepage. Das ist ein Zuwachs von acht Prozent im Vorjahresvergleich. • Fast 60 Prozent der befragten Unternehmen beauftragen einen spezialisierten Webdienstleister oder eine Agentur mit der Erstellung. Suchmaschinenoptimierung (SEO), die große Unbekannte • Mehr als 70 Prozent der befragten Firmen betreiben ihre Webseite, um bei Google gefunden zu werden. • Aber nur ein Drittel optimiert ihren Internetauftritt. • Grund ist fehlendes Fachwissen über Methoden, Mitteleinsatz und Erfolg von SEO-Maßnahmen.

*GfK-Erhebung „Auskunftswesen 2011” im Auftrag der telegate AG, Oktober 2011 ** psyma research & consulting GmbH, Rückersdorf

Der Mittelstand. | 6 | 2011

Ihre Website: die Basis für erfolgreiches Online-Marketing Ganz egal, wie intensiv Sie Online-Marketing betreiben wollen, ob Sie Ihre Website in Eigenregie oder von einer Agentur erstellen lassen: Es gibt einige Faktoren, die Sie bei der Gestaltung und Programmierung unbedingt berücksichtigen sollten. Erfolgreiche Webseiten • bieten eine einfache Orientierung durch eine übersichtliche Menüführung • haben eine ansprechende und zeitgemäße Gestaltung, die zu der Zielgruppe passt • geben schnell die gewünschten Informationen und führen umgehend zu den Angeboten • stellen in den Texten den Kundennutzen in den Mittelpunkt • sind vertrauens- sowie glaubwürdig und binden z. B. Referenzen und Testimonials ein • werden schnell von Suchmaschinen und Kunden gefunden • lassen sich einfach aktualisieren, z. B. durch Einbindung eines Redaktionssystems


Foto: Gunnar Pippel/shutterstock.com

Suchmaschinenoptimierung: Eine Geheimwissenschaft? Da will jeder hin: Bei den Google-Ergebnissen im nicht-bezahlten Bereich auf die erste Seite und zwar möglichst weit oben. Erreichen kann man dies nur durch eine effektive Suchmaschinenoptimierung. Doch darüber, was das Suchmaschinen-Ranking tatsächlich beeinflusst, geistern zahlreiche Mythen durch das Netz. Diese Unklarkeit ist von Google, Bing u. a. durchaus gewollt, und so bleiben die genauen Kriterien, nach denen die Suchrobots das Internet durchstöbern, fast alle geheim. Zudem nimmt Google im Jahr ca. 500 Änderungen am Suchalgorithmus vor. Daher kann Ihnen auch niemand garantieren, dass Sie mit Ihrer Website immer eine Top-Platzierung erreichen. Doch es gibt einige Maßnahmen, mit denen Sie Ihre Website besser auffindbar machen können. Hier eine Auswahl: Wichtigstes Element der Suchmaschinen­optimierung: Relevante, eigenständige und aktuelle Texte • Google & Co. haben Methoden entwickelt, mit denen neuer und einzigartiger Inhalt auf einer Website erkannt werden kann. Dieser sogenannte „Unique Content” hat einen positiven Einfluss auf das Ranking im Suchmaschinen-Index. Duplizierte Texte – also Inhalte, die bereits woanders veröffentlicht, kopiert oder nur geringfügig geändert wurden – werden dagegen von Suchmaschinen negativ bewertet und aussortiert. • Nutzen Sie für Ihre Website daher ausschließlich eigene Texte! • Denken Sie beim Schreiben der Webtexte an Ihre Zielgruppe: Mit welchen Begriffen sucht diese nach Ihnen? Welche Schreibweisen werden genutzt? (z. B. Joghurt oder Yoghurt) Hilfreich für Ihre Recherche ist u. a. das kostenlose KeywordTool von Google AdWords. • Definieren Sie maximal fünf der relevanten Keywords. • Anschließend gilt es, diese Keywords in Ihren Webtext einzubauen. Der wichtigste Begriff sollte sich möglichst weit vorn befinden. Aber Vorsicht: Der Anteil der Keywords am gesamten Text darf bei maximal drei bis fünf Prozent liegen. Nutzen Sie die Wörter häufiger oder werden diese ohne Zusammenhang und Sinn aneinandergereiht, so kann dies von Google auch „abgestraft” werden, d. h. Ihre Seite wird gar nicht mehr in den Suchergebnissen angezeigt.

• Formulieren Sie aussagekräftige Headlines, diese sollten aus fünf bis acht Wörtern bestehen. • Achten Sie unbedingt darauf, dass Ihre Inhalte für Ihre Zielgruppe interessant und vor allem aktuell sind. Nur dann werden sie gelesen oder sogar weiterempfohlen und von den Besuchern geteilt (vorausgesetzt natürlich, Sie bieten eine entsprechende Möglichkeit, z. B. mit einer facebook-Anbindung). Klare Domaintitel (URL) – auch auf jeder Unterseite • Wählen Sie einen Domainnamen, der Ihre Firma am besten repräsentiert und mindestens Ihr Haupt-Keyword enthält, z. B. www.ambiente-mediterran.de • Wenn Sie ein lokal aktives Geschäft betreiben, macht es Sinn, auch noch den Namen der Stadt oder Region mit einzubeziehen.
 • Wenn der Domainname aus mehreren Wörtern besteht, sollten die Wörter mit Bindestrichen verbunden sein.
 • Vermeiden Sie auch auf den Unterseiten kryptische Bezeichungen und verwenden Sie klare Bezeichungen wie z. B. www.bvmw.de/leistungen Kurzbeschreibung nutzen Google zeigt bei den Suchergebnissen unterhalb des Seitentitels eine Beschreibung der Seite an. Dieser wird in den Meta-Tags als „Description” definiert und sollte maximal 150 Zeichen inkl. Leerzeichen haben. Dieser Text kann entscheidend dafür sein, ob ein Google-Nutzer auf den Link zu Ihrer Seite klickt. Vermeiden Sie daher unbedingt überflüssige Begrüßungen und Füllwörter, fassen Sie in wenigen Worten prägnant Ihre Leistung in den wichtigsten Suchbegriffen zusammen. Falls keine „Description” definiert ist, zieht Google einen Textausschnitt (Snippet) aus dem Inhalt der Seite und verwendet diesen als Kurzbeschreibung. Da dies nicht unbedingt die Texte sind, die Ihre Leistung am besten zusammenfassen, sollten Sie dort aktiv eingreifen. Inhalt für Suchmaschinen sichtbar machen Seien Sie vorsichtig beim Einsatz von Flash zur Animation Ihrer Website: Texte bleiben dabei für Suchmaschinen unsichtbar. Und iPhone- und iPad-Anwender sehen sogar weder Text noch Bilder. Besser geeignet ist z. B. JavaScript.

Claudia Mattheis Geschäftsführerin mattheis werbeagentur GmbH Die Full-Service-Agentur aus Berlin arbeitet bundesweit für Unternehmer aus dem Mittelstand und gestaltet u. a. das Magazin „Der Mittelstand.” vom BVMW. www.mattheis-berlin.de

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Sonstige SERVICE

Das Slow-Grow-Prinzip

The Little Big Things

Lieber langsam wachsen 163 Wege als schnell untergehen zur Spitzenleistung Unser Land braucht mehr Existenzgründer. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zum Wirtschaftswachstum und schaffen Arbeitsplätze. Und sie sollen dies bitteschön recht zügig tun, am besten mit zweistelligem Jahreswachstum. So die offiziellen Verlautbarungen. An der Realität geht das gezielt vorbei. Darum richtet sich dieses Buch auch an alle Existenzgründer und Selbstständige, die NICHT mit fünf Millionen Euro Startkapital durch Investoren und 100 Mitarbeitern gesegnet sind. Es ist ein Ratgeber für den ganz „normalen” Mittelstand, der aus eigener Kraft ein Unternehmen aufbaut. Svenja Hofert stellt die gängigen Gründungsregeln auf den Kopf und rät zu langsamem und nachhaltigem Wachstum. Statt Gründer und Freiberufler mit veralteten Erfolgsregeln unter Druck zu setzen, macht sie Mut, entsprechend den eigenen Möglichkeiten und im eigenen Tempo vorzugehen. Das Slow-Grow-Prinzip beschreibt, warum die gängigen Regeln für die Mehrzahl der Gründer nicht gelten und welche sie ersetzen. Im zweiten Teil des Buches berichten neun sehr unterschiedliche Unternehmer und Gründer in Interviews, wie sie die Slow-Grow-Regeln in die tägliche Praxis umsetzen.

Achtung: Dieses Buch ist kein „normaler” Managementratgeber, den man von Anfang bis Ende liest. Der Autor ermuntert vielmehr zur situativen Selektion und gibt die Empfehlung, das Buch überall dort aufzuschlagen, wo es einen gerade interessiert. Und solche Stellen gibt es viele, denn der amerikanische Management-Vordenker Tom Peters liebt die kleinen Dinge, tägliche Beobachtungen und Episoden aus dem Leben. Er berichtet von Kleinigkeiten, die den großen Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg für Unternehmen ausmachen und von Selbstverständlichkeiten, die keine sind. Der Leser profitiert von der niedrigen Unzufriedenheitsschwelle des Autors. Genervte Menschen und schlechte Dienstleistungen sind für ihn die allerbeste Innovationsquelle. Das Buch ist voll mit abwechslungsreichen und plakativ beschriebenen Anekdoten und Tipps. Der häufig stakkatoartige Schreibstil von Peters ist dabei ebenso ungewöhnlich wie das Buchlayout: Die Texte erscheinen mal fett, mal kursiv, Schriftgrößen werden großzügig gemischt. Kurzum: absolut kurzweilig und ein tolles Weihnachtsgeschenk für Mitarbeiter, Kunden oder einen selbst.

Svenja Hofer

Tom Peters

Das Slow-Grow-Prinzip Lieber langsam wachsen als schnell untergehen

The Little Big Things 163 Wege zur Spitzenleistung

GABAL 2011, 280 Seiten

GABAL 2011, 600 Seiten

24,90 €

29,90 €

Der Mittelstand. | 6 | 2011


Peter Scholl-Latour

Odysseus und die Wiesel Eine fröhliche Einführung in die Finanzmärkte

Arabiens Stunde der Wahrheit Aufruhr an der Schwelle

Berenberg 2011, 144 Seiten

Propyläen 2011, 380 Seiten

st st ww

2012 0000

Dirk Baecker Organisation und Störung Aufsätze suhrkamp taschenbuch wissenschaft

20,00 €

24,99 €

David Graeber

Michael Theurillat

Debt: The First 5000 Years Before there was money, there was debt

Rütlischwur Kriminalroman über das Schattenreich der internationalen Finanzwelt

Melville House 2011, 544 Seiten

Baecker Organisation und Störung Autor Titel

r Oberbegriff

gulieren Kondafür sorgen, spannung ertsein gepflegt ungen heraus-

Georg von Wallwitz

23,70 €

Ullstein 2011, 381 Seiten

21,99 €

Dirk Baecker

Burkhard Müller

Organisation und Störung Führung und Management – die geordnete Störung einer Organisation

B – eine deutsche Reise Auf den Fernstraßen durch die Heimat – eine deutsche Reise der ungewöhnlichen Art

Suhrkamp 2011, 336 Seiten

Rowohlt Berlin 2010, 320 Seiten

15,00 €

19,95 €

Neu: BVMW-Buchshop

Diese und auch andere interessante ausgewählte Neuerscheinungen können Sie direkt im neuen BVMW-Buchshop bestellen unter: www.thon-buch.de/bvmw.aspx

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Sonstige SERVICE

Streit vermeiden

Foto: Sean Gladwell/fotolia.com

Konfliktmanagement in personalistischen Gesellschaften

Erfolgreiches Konfliktmanagement unter Gesellschaftern ist insbesondere für personalistisch strukturierte Unternehmen eine entscheidende Herausforderung. Sei es in einem gleichberechtigt von Kaufmann und Techniker betriebenen Handelsgeschäft, sei es im Familienunternehmen, das die nächste Generation an die Geschäftsleitung heranführt – niemand denkt gern an Streit. Doch die Beteiligten sind gut beraten, frühzeitig Konfliktpotenziale zu erkennen und diesen durch geeignete Vereinbarungen und Regelungen vorzubeugen. Ist erst einmal Streit entstanden, wird er häufig emotional und ausdauernd geführt, nahezu immer zum Schaden der Gesellschafter sowie des Unternehmens und seiner Angestellten. Gesellschafterstreit kann sich an einer Vielzahl von internen Fragen entzünden, an erster Stelle an Fragen rund um die Geschäftsführung. Diese kann je nach Rechtsform der Gesellschaft entweder allen Gesellschaftern gemeinsam (so bei der Gesellschaft bürgerlichen Rechts) oder allen Gesellschaftern jeweils einzeln (so bei der Offenen Handelsgesellschaft)

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oder bestellten Geschäftsführern (so etwa bei der GmbH), die nicht notwendig Gesellschafter des Unternehmens sein müssen, obliegen.

leitung hindern. Das gesetzlich weit ausgestaltete Auskunfts- und Einsichtsrecht des GmbH-Gesellschafters bietet hierfür zum Beispiel ein Einfallstor.

Regelmäßige Kontrolle

Ist ein weiteres Zusammenwirken von im Streit befindlichen Gesellschaftern nicht mehr möglich, bleibt meist leider nur noch die Trennung. Diese kann streitig durch Maßnahmen des Gesellschafterausschlusses erfolgen. Vielfach werden aber auch einvernehmliche Lösungen gesucht, etwa durch Verkauf der Gesellschaftsanteile an den Mitgesellschafter oder durch gemeinsamen Verkauf an einen Dritten.

Ist einzelnen Personen eigenverantwortliche Handlungsbefugnis in der laufenden Geschäftsführung eingeräumt, verlangt dies regelmäßig nach Kontrolle durch die weiteren Mitglieder der Geschäftsführung beziehungsweise die nicht geschäftsführenden Gesellschafter. In diesem Zusammenhang spielen etwa Widerspruchsrechte in Bezug auf einzelne Geschäftsführungsmaßnahmen und Kataloge zustimmungsbedürftiger Geschäftsführungsmaßnahmen eine Rolle. Im schlimmsten Fall muss die Entfernung einer Person aus der Geschäftsführung in Betracht gezogen werden, bei Vorliegen eines „wichtigen Grundes” notfalls auch gegen gesellschaftsinternen Widerstand. Umgekehrt kann ein Konflikt in personalistischen Gesellschaftsstrukturen auch durch Gesellschafter entstehen, die die Geschäftsführer durch ihr Verhalten an der ordnungsgemäßen Unternehmens-

Fazit: Aufgrund der vielfältigen und komplexen Fragen, die sich die Beteiligten im Rahmen des Konfliktmanagements stellen müssen, empfiehlt sich frühzeitige und fachkundige Beratung.

Dr. Reinhard Lutz Dr. Christian Dittert Kaufmann Lutz Rechtsanwaltsgesellschaft mbH www.kaufmannlutz.com


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Kurz vorgestellt

Foto: José Carlos Pires Pereira/istockphoto.com

Hier bieten wir Mitgliedern unseres Verbands die Möglichkeit, ihr Unternehmen vorzustellen. eks Engel GmbH & Co. KG

headwayholding gmbh

Möller Druck und Verlag GmbH

Leistungen: Die eks Engel GmbH & Co. KG ist Spezialist für Systeme, mit denen Daten über Lichtwellenleiter übertragen werden. Zudem plant und realisiert eks maßgeschneiderte Kommunikationslösungen, die den Kunden einen echten Wettbewerbsvorteil sichern. Eingesetzt werden die eks Systeme überall dort, wo es auf höchste Zuverlässigkeit ankommt, beispielsweise in der Automatisierung, im Verkehrsbereich oder in der Sicherheitstechnik.

Leistungen: Wir bieten unseren Kunden ein globales Kompetenzcenter mit gebündelten Ressourcen. Hierzu zählen 38 spezialisierte Personaldienstleistungsunternehmen in 18 Ländern mit über 100 Niederlassungen. Zum Portfolio gehören Arbeitnehmerüberlassung, Personalvermittlung, Recruitment Process Outsourcing (RPO), HR Consulting und Corporate Trainings für diverse Dienstleistungsbereiche. Talentknappheit kennt Grenzen – wir nicht!

Leistungen: Möller bietet als einziges Heatsetrollenoffsetunternehmen in Berlin/Brandenburg eine komplette Wertschöpfungskette: Digitale Vorstufe, Druck, Weiterverarbeitung, Verlagsund Versanddienstleistungen. Als Familienunternehmen verbinden wir integrierte Leistungen mit dem Flair persönlicher Betreuung. In Ahrensfelde produzieren wir mit neuester 32- und 16-Seiten-Rollenoffset- und modernster Verarbeitungstechnik Zeitschriften, Kataloge, Broschüren und weitere Printerzeugnisse.

Hauptsitz: Wenden – Hillmicke (Nordrhein-Westfalen)

Hauptsitz: Landshut (Bayern)

Hauptsitz: Ahrensfelde OT Blumberg (Brandenburg)

www.eks-engel.de

www.headwayholding.com

www.moellerdruck.de

ETEC P.Engel

Metallgießerei Schüle GmbH

VENSYS Elektrotechnik GmbH

Leistungen: Schaltschrankbau für kleine und mittlere Serien, diverse Anschlusskästen in allen Variationen, für Netzverteilung, Steuerungen, Maschinenbau. Material: Polyester, ABS, Stahlblech, Aluminium, Edelstahl bis 1.4571. Spezialisierung im Bereich professio­ nelle Video-Übertragungstechnik für Gebäude- und Objektüberwachung. Anschlusskästen für Video-/Datenübertragung über Glasfaser, 2-Draht, Koax, UMTS. Biometrische Zugangskontrolle mit Videoüberwachung.

Leistungen: Schüle gehört zu den führenden Aluminiumsandgießereien im süddeutschen Raum. Das Unternehmen wurde 1957 durch Werner Schüle gegründet und versteht sich noch immer als reines Familienunternehmen. Das Fertigungsprogramm umfasst von Prototypen bis zu Serienteilen im Maschinenbau und der Fahrzeugindustrie von 0,1 bis 750 kg Stückgewicht. Vom Modellbau mit CAD Konstruktion bis zur fertigen mechanischen Bearbeitung können komplexe und dünnwandige Teile gefertigt werden.

Leistungen: Die Vensys Elektrotechnik GmbH setzt sich für die Nutzung regenerativer Energien ein und ist ein international tätiges Unternehmen für umweltfreundliche Zukunftstechnologie. Das Hauptgeschäftsfeld ist die Fertigung von Vollumrichtersystemen bis 6 MV für Wind- und Solaranlagen. Ein weiteres Hauptprodukt sind Pitch­systeme, sogenannte Rotorblattverstellsysteme für Windenergieanlagen.

Hauptsitz: Pforzheim (Baden-Württemberg)

Hauptsitz: Sersheim (Baden-Württemberg)

Hauptsitz: Diepholz (Niedersachsen)

www.connectionbox.de

www.schuele-guss.de

www.vensys-elektrotechnik.de

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Weltstars und Zeitgeschichte Hans-Dietrich Genscher ehrt Michail Gorbatschow auf 20. Unesco-Gala

Die 20. UNESCO-Charity-Gala 2011 mit 1.350 hochrangigen nationalen und internationalen Gästen.

Ein Stück Zeitgeschichte schrieb Unesco-Sonderbotschafterin Ute-Henriette Ohoven mit der 20. UnescoGala in Düsseldorf. Die Ehrung Michail Gorbatschows durch Hans-Dietrich Genscher bildete den Höhepunkt des glanzvollen Abends im Maritim-Hotel der Landeshauptstadt. Der Ex-Außenminister und FDP-Ehrenvorsitzende würdigte die Verdienste seines russischen Freundes um die Wiedervereinigung Deutschlands mit den Worten: „Wir Deutschen werden Dir das niemals vergessen.” Die 1.350 nationalen und internationalen Gäste, zu denen wieder dutzende Weltstars aus Film, Sport und Politik zählten, dankten Gorbatschow, der sich heute unter anderem für krebskranke Kinder in seiner Heimat einsetzt, mit Standing Ovations. Der russische Ehrengast bekundete in seiner Dankesansprache seinen großen Respekt für die einmalige Leistung Ute-Henriette Ohovens: „Sie haben eine Million Kinder vor dem Tod gerettet.” Auf der Jubiläums-Gala traten Hollywood-Schauspieler wie

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Kathleen Turner, Clive Owen und Jerry Hall, sowie Stars wie Jet Li, Naomi Campbell, Olivier Martinez und Shahrukh Khan als Paten der Unesco auf. Oscar-Preisträger Forest Whitaker, der derzeit in Mexiko dreht, reiste an, um Doppel-Olympiasieger Edwin Moses für dessen Engagement für den Sport zu ehren. Beim anschließenden Losverkauf stellten sich Prominente wie Sänger Roberto Blanco oder Box-Weltmeisterin Regina Halmich in den Dienst der guten Sache. Da ließen sich die Gala-Gäste, darunter rund 100 BVMWUnternehmer, nicht lange bitten und trugen ihren Teil zum finanziellen Erfolg des Events der Superlative bei. In den vergangenen Jahren sammelte Charity-Lady UteHenriette Ohoven auf diese Weise rund 80 Millionen Euro für Kinder in Not. Noch unter dem Eindruck des festlichen Abends, unter anderem mit den internationalen Gesangstars Mel C und Katherine Jenkins stehend, versprach sie weiterzumachen, „solange der liebe Gott mir Gesundheit gibt”.


Engagiert: Unesco-Sonderbotschafterin Ute-Henriette Ohoven.

Jahrhundert-Politiker Michail Gorbatschow mit Mittelstandspräsident Mario Ohoven.

Oscar-Preisträger Forest Whitaker mit Ute-Henriette Ohoven und Sportlegende Edwin Moses.

Megastar Chris de Burgh und Tochter Rosana Davidson.

Foto: Fotografie Weiland.

Weltstars: Jet Li, Hans d‘ Orville, Clive Owen, Kathleen Turner, Olivier Martinez, Jerry Hall, Shahrukh Khan, Ute-Henriette Ohoven und Unesco-Vizepräsident Getachew Engida.

Wirtschaft trifft Politik: Maya Swarowski, Dr. Hermann Bühlbecker, Liz Mohn, Hans-Dietrich Genscher, Mario Ohoven, Michail Gorbatschow, Barbara Genscher.

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Moskau.Kunst.Berlin: Programm und Botschaft Mehr als 300 hochrangige Gäste bei Vernissage in BVMW-Bundesgeschäftsstelle Unter dem Motto „Moskau.Kunst.Berlin”, das zugleich Programm ist, steht eine Gruppenausstellung mit Werken russischer Künstler, die bis zum 15. Februar 2012 in der Bundesgeschäftsstelle des BVMW zu sehen ist. Zur Vernissage drängten sich über 300 Gäste in den Büros und auf den Fluren der Verbandszentrale, darunter hochrangige Vertreter aus Diplomatie, Politik, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft der Hauptstadt.

Foto: Carsten M. Meissner.

Die Idee zu der Werkschau, die im Rahmen der Feierlichkeiten des Berliner Senats zur 20-jährigen Städtepartnerschaft zwischen den beiden Metropolen stattfindet, lieferte Irina Zlotina. In ihrer Eröffnungsrede wies sie auf die Grenzen überschrei-

tende Bedeutung der Kunst hin: Die Bilder der neun Künstler, in deren Biographie Moskau als Ausgangsort und Berlin als aktueller Standort stehen, zeigten, dass keine unmittelbare Verbindung zwischen der Herkunft eines Künstlers und der Wirkung seines Werkes auf den Betrachter bestehe.

Der Protokollchef des Berliner Senats, Rolf Schütte, begrüßte die Gäste im Namen der Stadt sowohl in deutscher Sprache als auch auf Russisch. Einige der Künstler hatte er bereits in seiner Zeit als Diplomat in Moskau kennengelernt.

BVMW-Präsident Mario Ohoven betonte in seiner Festansprache die Brückenfunktion der Kunst und schlug einen historischen Bogen zur ersten russischen Kunstausstellung 1922 in Berlin. Seither habe es in jeder Generation junge Künstler von der Moskwa an die Spree gezogen – und umgekehrt. So habe die Malerei dazu beigetragen, politische Grenzen zu überwinden. Diesem Ziel diene auch die Ausstellung beim BVMW.

Die Ausstellung Moskau.Kunst.Berlin zeigt Arbeiten von Danja Akulin, Inna Artemova, Andrej Krioukov, MAK, Nikolai Makarow, Slava Nikolaev, Maria Redkina und Dmitry Vrubel und Viktoria Timoveeva.

Informationen

Geöffnet bis 15. Februar 2012, Montag bis Donnerstag von 9:00 bis 17:00 Uhr und Freitag von 9:00 bis 16:00 Uhr.

Die Künstler (v. li.) mit Iris Gess (BVMW-Vorstand), Inna Artemova, Victoria Timofeeva, Dmitry Vrubel, Slava Nikolaev , Dimitry Stroutchenkov (Kurator), Maria Redkina, Nikolai Makarow, Andrej Krioukov, MAK, Irina Zlotina (Initiatorin).

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Mittelstand darf nicht die Zeche zahlen 7. Mittelständischer Unternehmertag in Leipzig mit weit über 3.000 Teilnehmern

Fotos: P. Heyne

Mario Ohoven: „Wer für schlechte Stimmung sorgt, schadet dem Wirtschaftsstandort Deutschland”. An den Ständen der Aussteller herrschte großer Andrang.

Leipzig (del) · Zufriedene Gesichter auf dem 7. Mittelständischen Unternehmertag (MUT) in Leipzig. Was man erhofft, aber nicht unbedingt erwartet hatte: 3.337 Führungskräfte, Unternehmer und Vertreter aus Politik und Kommunen hatten ihr Kommen in das Leipziger Congress Center zugesagt – Rekord. Erstmals fand der MUT als gesamtdeutsche Veranstaltung des BVMW statt. Unter den Besuchern befanden sich auch 600 Unternehmer aus den Altbundesländern. Neu auch: 100 Studenten und Gymnasiasten nahmen an der Veranstaltung teil. Ein voller Saal zum Eröffnungsplenum mit den Initiatoren, neugierige Erwartung auf den Vortrag des BVMW-Präsidenten Mario Ohoven. „Wohin geht die Reise des Mittelstands?”, fragte er. Er kritisierte die negative Berichterstattung über die deutsche

Wirtschaft. Das sei verantwortungslos. Eine Umfrage des BVMW ergab: Etwa 65 Prozent der Mittelständler wollen Arbeitskräfte einstellen. Ihre Auftragsbücher sind gefüllt. „Man sollte nicht eine Rezession heraufbeschwören”, so Ohoven. „Wer für schlechte Stimmung sorgt, der schadet dem Wirtschaftsstandort Deutschland (Beifall).” Kritisch fragte der Präsident: „Wird die Geldreligion zur Weltreligion?” Heftig verurteilte er die „Geldzockerei der Banken”. In zahlreichen Workshops und Vorträgen zeigten sich Experten und Unternehmer über das zu erwartende Ansteigen der Energiekosten, über den wachsenden Facharbeiter- und Ingenieurmangel besorgt. Man war sich einig: Für den Mittelstand gibt es keine Insel. Er ist der Globalisierung ausgesetzt, dem Druck des weltweiten Wettbewerbs. Ein neues Tempo in der Vernetzung ist notwendig.

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Innovativ und nachhaltig zur Marktführerschaft

A Der Mittelstand. | 6 | 2011

Foto: Andreas Herrmann.

Der Bundeswirtschaftssenat zu Gast bei herausragenden Unternehmern

Zu Gast beim Weltmarktführer Lambertz: Wirtschaftssenatoren an der Produktionsstraße.

Anlässlich einer Tripple-A-Tagung des Bundeswirtschaftssenats in Aachen traten gleich drei große Unternehmen den Beweis dafür an, dass diesem Gremium Unternehmerpersönlichkeiten angehören, die zu Recht zu den Weltmarktführern in ihren Bereichen zählen. Tradition und Innovation Zunächst wurde den Senatorinnen und Senatoren vom Ehepaar Flamm die Flamm AG vorgestellt. Hier werden Präzisionsdrahtteile für die Elektro- und Elektronikindus­ trie gefertigt sowie Stanz- und Tiefziehteile für die Metall verarbeitende Industrie. Präzision und die Erfüllung hoher Sicherheitsanforderungen sind Grundlage des Erfolgsmodells. Seit der Gründung im Jahr 1982 ist das Unternehmen stetig gewachsen und hat durch Innovation überzeugt. Die

Flamm AG setzt heute mit 850 Mitarbeitern in sechs Werken 150 Millionen Euro um. Es folgte ein Besuch bei der Aachener Firma Zentis, wo „die Frucht zu Hause“ ist. Seit mehr als 110 Jahren ist Zentis auf das Veredeln von Früchten und anderen natürlichen Rohstoffen spezialisiert, heute gehört das Unternehmen zu Europas führenden Anbietern. Neben Brotaufstrichen und Süßwaren steht die Verfeinerung von Milchprodukten durch Fruchtzubereitungen und das Erzeugen von Backfüllungen im Mittelpunkt der Produktion. Wachstum durch Innovationen als Markenzeichen hat zu einem Jahresumsatz von mehr als 610 Millionen Euro geführt, Tendenz steigend. Von den weltweit fast 2.000 Mitarbeitern arbeiten 1.300 in Aachen. Zentis setzt auf nachhaltiges und ökologisches Wirtschaften, denn der wichtigste Lieferant ist die Natur.


Bestseller-Autorin Prof. Dr. Gertrud Höhler beim Vortrag.

Foto: Marcus Steinbrücker.

Dritter Gastgeber war die Lambertz-Gruppe, deren Inhaber Dr. Hermann Bühlbecker es sich nicht nehmen ließ, den Gästen sein Unternehmen zu präsentieren. Schon im Jahr 1688 gegründet, ist Lambertz heute Weltmarktführer bei Herbst- und Weihnachtsgebäck. Wer an Aachen denkt, denkt an Lambertz – und das in der ganzen Welt. Auch hier ist die Balance zwischen Tradition und Innovation der Schlüssel zum Erfolg. Mittelstand trifft Wissenschaft

Mittelstand für Nachhaltigkeit Den Auftakt der zweiten großen Senatstagung in Mainz und Wiesbaden bildete ein Besuch der Werner & Mertz GmbH. Seit 140 Jahren verknüpft dieser Hersteller handwerkliche Tradition mit Innova­ tion. Ein umfangreiches Produktportfolio für Reinigung und Pflege im Haushalt mit weltweit bekannten Marken wie Erdal oder Frosch prägen das Gesicht des Unternehmens. Besonderer Wert wird auf Nachhaltigkeit gelegt. Sichtbares Zeichen dafür ist die Unternehmenszentrale, ein Umwelt Plus Haus, bei dem mit Photovoltaik, Geothermie und Windkraft mehr Energie erzeugt als verbraucht wird.

Reinhold Schneider, Geschäftsführer der Werner & Mertz GmbH, setzt sich glaubwürdig für diesen Weg der Nachhaltigkeit ein. So ist es naheliegend, dass die neu gegründete Energiekommission des BVMW ihn zu ihrem Vorsitzenden gemacht hat. Regionalisierung der Energieerzeugung und Distribution sind die erklärten Ziele der Energiekommission und der notwendige Weg in die Zukunft unserer Energieversorgung. Finanzierungsmodelle und Werte Der zweite Gastgeber der Wirtschaftssenatoren war die Kalle GmbH in Wiesbaden. Im Industriepark Kalle-Albert sind 80 Unternehmen gebündelt mit 5.600 Mitarbeitern und einem Gesamtumsatz von 1,1 Milliarden Euro. Die Kalle AG ist einer der Weltmarktführer in der Produktion von Wursthüllen und Schwammtüchern, mit einem Umsatz von 237 Millionen Euro und 1.500 Mitarbeitern. Innovative Wege ist die Kalle GmbH mit dem Vorsitzenden der Geschäftsführung, Dr. Walter Niederstätter, beim Erschließen von Kapitalressourcen gegangen. Private Equity wurde modellhaft genutzt, um die Zurückhaltung von Banken bei der Bereitstellung von Finanzmitteln auszugleichen. Seinen Ideen verdankt Dr. Niederstätter die Marktführerschaft nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA.

Landes beim Bund, Einblicke in die politischen Entscheidungsprozesse in Brüssel und Berlin. Mit Gedanken zu „Geld regiert die Welt“ und „Wo bleibt die Moral?“ gab Professor Dr. Gertrud Höhler Impulse in der aktuellen Wertediskussion. Die Bestseller-Autorin machte deutlich, dass gerade die mittelständischen Unternehmer ihr Handeln nach wie vor an gesellschaftlichen Werten orientieren.

Von Aachen in die weite Welt: Zentis setzt auf Qualität und Geschmack.

Foto: Andreas Herrmann.

Bei einem Dinner im romantischen Wasserschloss Rahe ging Dr. Peter Bofinger, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Würzburg und seit 2004 Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, in seinem Referat auf die Eurokrise und die möglichen Folgen für die deutsche Wirtschaft ein. In seinen Augen sind Eurobonds der richtige Weg, allerdings unter ganz strengen Bedingungen. Den Bogen zur Wissenschaft schlug Professor Günther Schuh, Prorektor für Wirtschaft und Industrie der RWTH Aachen. Er unterstrich die Bedeutung der Kooperation von Wissenschaft und Mittelstand. Schon heute ist die RWTH die Universität in Europa mit den meisten anwendungsorientierten Großinstituten. Der Campus-Bereich umfasst 50 Konzerne und 300 Mittelstandsunternehmen. Im Rahmen des Senatsempfangs wurde Udo Müller, Vorstandsvorsitzender und Gründer der Ströer AG, zum Senator h.c. berufen.

Bei einem festlichen Dinner im Schloss Reinhartshausen gab Michael Boddenberg, hessischer Minister für Bundesangelegenheiten und Bevollmächtigter des

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BVMW-Unternehmerpreis Schweiz 2011 verliehen „Stehaufmännchen” Alex Gemperle geehrt

Hohe Ehrung in der Schweiz: Stefan Beißwenger, BVMW-Bundesgeschäftsführer; Preisträger Alex Gemperle, Geschäftsführer der Alex Gemperle AG; Oskar G. Loewe, BVMW-Landesbeauftragter Schweiz (v. li.).

Zug/Schweiz · Der BVMW-Unternehmerpreis wurde in diesem Jahr zum zweiten Mal auch in der Schweiz ausgelobt. Er ging an einen Unternehmer aus Hünenberg im Kanton Zug. Auf dem 2. Internationalen BVMW-Unternehmerkongress Schweiz „Mensch bleiben” im Mythenforum Schwyz wurde die Auszeichnung an Alex Gemperle, VR-Präsident und Geschäftsführer der Alex Gemperle AG, Hünenberg verliehen. BVMW-Bundesgeschäftsführer Stefan Beisswenger würdigte das vorbildliche Engagement des Unternehmers. Dieser zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er sehr jungen Bereichsleitern, die häufig nicht einmal dreißig Jahre alt sind, die Führung von Profit-Centern mit bis zu 40 Mitarbeitern anvertraut. Beisswenger: „Der Preisträger ist ein exzellentes Vorbild für zukünftige Unternehmergenerationen. Seine erfolgreiche Arbeit vereint Mut, Ideenreichtum, Innovationskraft, strategisches Geschick und soziales Engagement.” Alex Gemperle war als einer der ersten Schweizer Unternehmer 2009 dem BVMW beigetreten. Er führt ein ausgeglichenes Leben, ist seit 13 Jahren verheiratet, Präsident eines aufstrebenden

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Fußball-Clubs und leidenschaftlicher Züchter von großen Krebsen. 2002 stand Gemperle jedoch vor einem Scherbenhaufen, als der Betrieb fast vollständig abbrannte. Unverzüglich nach der Katastrophe fing er an, sein Unternehmen wieder aufzubauen. Die Firma wuchs von damals 20 auf heute 80 zufriedene und leistungsbereite Mitarbeiter. Im Jahr 2004 erfolge die Inbetriebnahme eines CNC-gesteuerten Zuschnitt- und Bearbeitungscenters im Neubau Sins, 2005 ging es weiter mit dem Ausbau der Sparte Fassadenbau. Ein Jahr später erfolgte die Erweiterung des Büro- und Produktionsgebäudes in Sins. 2007 gründete Gemperle die Tochterfirma Intercut AG als eigenständiges Zuschnitt- und Bearbeitungscenter mit weiteren zehn Mitarbeitern. Inzwischen gehört sein Unternehmen in der Zentralschweiz zu den führenden Herstellern von Gebäudehüllen und ist in den Bereichen Qualitätssicherung, Steildach, Flachdach, Fassadenbau, Holzbau, Photovoltaik, Holzbodenroste sowie Service & Unterhalt tätig. www.gemperle.ch

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Im Verbund mit dem BVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft e.V.

für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung e.V. Bundesgeschäftsstelle: Theaterstraße 22 · 53111 Bonn · Tel. 02 28 / 6 04 77 – 0 · ibwf@ibwf.org


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Erfolge in Europa

Foto: Yarchyk/shutterstock.com

Jahrestreffen des Mittelstands-Dachverbands CEA-PME in Bratislava

Im Vordergrund des Jahrestreffens der CEA-PME in der slowakischen Hauptstadt Bratislava stand die Weichenstellung für das neue politische Grundsatzprogramm. Dieses soll mit einem kompletten „Rebranding” des führenden europäischen MittelstandsDachverbands einhergehen, um dessen Schlagkraft und Sichtbarkeit weiter zu erhöhen. Der Präsident der CEA-PME, Mario Ohoven, betonte in seiner Grundsatzrede, dass der Mittelstand das derzeitige wirtschaftliche Umfeld und die angebotenen politischen Lösungen eher kritisch betrachte. Zugleich gäben Strukturreformen, wie sie in der Slowakei erfolgreich vollzogen wurden, Anlass zur Hoffnung, dass eine mittelstandsgerechte Politik in Europa mit Aufschwung und Wachstum einhergehe. Die EU, so Ohoven, sei in einigen Bereichen auf einem guten Weg. Im Hinblick auf die Haushaltskonsolidierung und die Beteiligung des Europäischen Parlaments stünden Europa aber noch erhebliche Anstrengungen bevor. Neben den Projekten Arbeitgeberzusammenschlüsse, ClusterBuilding und Wissensbilanz wurde eine Bilanz der Aktivitäten im vergangenen Jahr gezogen. Die strategische Zusammenarbeit mit

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dem Europäischen Ressourcenzentrum für Arbeitgeberzusammenschlüsse wurde dabei von den Mitgliedern ebenso gewürdigt wie die sehr erfolgreichen politischen Veranstaltungen des BVMW, an denen sich die CEA-PME beteiligt hat, insbesondere in Bezug auf Basel III und politische Hintergrundgespräche in Brüssel. Engagement und Erweiterung Auch die Erfolge der Mitglieder aus Portugal und Frankreich im Rahmen der Europäischen KMU-Woche und der Information von Mittelständlern zum Thema Projektförderung durch die EU fanden besondere Beachtung. Das Engagement der CEA-PME im Hinblick auf die Mitgliedschaft im Vorstand des Europäischen Eco-Labels sowie im Rahmen des hochrangigen „SME Finance Forum” wurde ebenfalls positiv hervorgehoben. In der Hauptversammlung wurde der Vorstand umgestaltet. Neben Mario Ohoven als Präsident sind nunmehr Portugal, die Slowakei und Frankreich durch jeweils einen Vizepräsidenten vertreten. Neu in den Vorstand aufgenommen wurde Stefan Beißwenger, Bundes-Geschäftsführer des BVMW.

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BVMW intern Personalie

Hohe Ehrung für Dr. Helmut Baur Deutsch-Malaysische Gesellschaft zeichnet Familienunternehmer aus Mit einem Festakt wurde Dr. Helmut Baur von der Deutsch-Malaysischen Gesellschaft für seine außergewöhnlichen Verdienste um die kulturelle Verständigung zwischen Malaysia und Deutschland geehrt. An der Zeremonie in der Botschaft Malaysias in Berlin nahmen zahlreiche hochrangige Repräsentanten aus Diplomatie, Politik und Wirtschaft teil. Die Laudatio auf seinen Freund und Vorstandskollegen hielt BVMW-Präsident Mario Ohoven. Er würdigte das unter-

nehmerische Engagement Dr. Baurs, der aus seiner 1975 gegründeten Firma Binder Optik die fünftgrößte Optikerkette in Deutschland gemacht hat. Das Böblinger Unternehmen beschäftigt heute mehr als 400 Mitarbeiter. In seiner Laudatio hob Ohoven die Erfolge Dr. Baurs bei der Vertiefung der wirtschaftlichen Beziehungen der beiden Länder hervor. Dass Deutschland heute der mit Abstand wichtigste Handelspartner Malaysias in der Europäischen Union ist, sei sein

ganz persönlicher Verdienst. Als einer der ersten habe er die Bedeutung der Märkte in den Schwellenländern, speziell Asiens, für den deutschen Mittelstand erkannt. Der erfolgreiche Familienunternehmer vertritt Malaysia schon seit 1992 als Honorargeneralkonsul. Für seine außerordentlichen Verdienste erhielt Dr. Baur aus der Hand des malaysischen Königs den Adelstitel „Datuk” verliehen – im Königreich eine außergewöhnliche und seltene Auszeichnung für einen Ausländer. Anzeige

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Aus den Ländern BVMW intern

Baden-Württemberg

BVMW in der Schaltzentrale der Politik

Über 30 Unternehmer besuchten Stuttgarter Landtag Stuttgart (ukö) · Mehr als 30 Unternehmerinnen und Unternehmer des BVMW erhielten die Möglichkeit, den Landtag von Baden-Württemberg zu besuchen und ausgiebige Gespräche mit den dort vertretenen Politikern zu führen. Diese Möglichkeit war zugleich Ausdruck der besonderen Wertschätzung für den Mittelstand in der Region. Nach einer Führung durch das Parlamentsgebäude wurde den BVMW-Besuchern die Ehre zuteil, von der stellvertretenden Landtagspräsidentin Brigitte Lösch nicht nur begrüßt zu werden, sondern auch in einem aufschlussreichen Statement einiges über ihr Selbstverständnis als Politikerin zu erfahren, die einerseits der neuen Regierungskoalition angehört, andererseits aber das Funktionieren des Parlaments zu organisieren hat. Muhterem Aras (GRÜNE), Peter Hofelich (SPD), Dr. Reinhard Löffler (CDU) und Jochen Haussmann (FDP/DVP) standen rund zwei Stunden für eine bisweilen lebhafte Diskussion zur Verfügung. Ein Teil der Fragen war durch BVMW-Landesgeschäftsführer Dr. Ulrich Köppen vorher gesammelt und übermittelt worden. Nicht

Die stellvertretende Landtagspräsidentin Brigitte Lösch begrüßte die Unternehmerinnen und Unternehmer.

alle davon stießen bei den Volksvertretern auf Zustimmung, denn kritisch befragt wurde auch das Selbstverständnis der Arbeit der Landtagsabgeordneten. Nicht nur Stuttgart 21, sondern auch die allgemein katastrophale Verkehrssituation rund um die Landesmetropole wurde temperamentvoll diskutiert. Auch die Unterstützung von innovativen Existenzgründern,

die in den ersten Jahren Schwierigkeiten haben, Kredite zu erhalten, wurde als mangelhaft angeprangert; wie insgesamt zwischen der offiziellen Verlautbarung und der Realität der Kreditbedingungen für Mittelständler manche Lücke klaffen würde. Trotz sichtbarer Widersprüche war man sich einig, voneinander gelernt und neue Einsichten gewonnen zu haben.

Bayern

Kunst im Kloster Vernissage des internationalen Festivals in Benediktbeuern Benediktbeuern (avm) · Das internationale Festival „Kunst im Kloster” startete dieses Jahr mit einer Auftaktveranstaltung im Kloster Benediktbeuern in Oberbayern. Erstmalig fand eine solche Ausstellung im barocken Kreuzgang des Klosters statt, der dieser Vernissage ein besonderes Flair verlieh.

Dr. Evamaria Brehm (li.) erläuterte die Kunstwerke.

Der Mittelstand. | 6 | 2011

Rund dreißig BVMW-Mitglieder und -Freunde waren der Einladung von Mechthild Heppe, BVMW-Verbandsbeauftragte, ge-

folgt. Dr. Evamaria Brehm stellte als Organisatorin der Ausstellung das Konzept des Festivals vor. Die Exposition umfasst spannende zeitgenössische Werke von 56 Künstlern aus zwölf Ländern in den Bereichen Malerei, Skulpturen, Collagen, Licht-, Soundinstallationen sowie Glasveredlungskunst. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch ein gemütliches Get-together im Biergarten des KlosterBräustüberls bei spätsommerlichen Temperaturen.


Berlin-Brandenburg

Durch Zertifikate Kosten im Griff behalten Experten gaben Tipps auf Energie Lounge Deutschland in Berlin

Foto: Klemt.

Berlin (kle) · Das Thema Zertifizierung stand im Mittelpunkt der Energie Lounge Deutschland im nhow-Hotel Berlin. Als Vertreter des BVMW begrüßte Paul Rehfeld die Besucher mit dem Geständnis, bekennender Nutzer von traditionellen Glühlampen zu sein. Den rund 35 Teilnehmern stand bei der Veranstaltung ein kompetentes Podium aus Fachleuten und Vertretern von Dienstleistungsunternehmen der Branche zur Verfügung. Angesichts steigender Energiepreise seien nach DIN 16001 zertifizierte Energie-Management-Systeme eine Chance, die Kosten im Griff zu behalten, wie Dirk Hermel vom Mitveranstalter Energy Werk erläuterte. Hermel erklärte an einem Musterbeispiel, dass es für Unternehmen preisgünstiger sei, Strom einzusparen, als

Fakten und Ideen boten die Referenten der Energie Lounge Deutschland im Berliner nhow-Hotel.

Strom zusätzlich zu kaufen. Während die Einsparung einer Kilowattstunde lediglich Kosten von 0,5 bis einen Cent verursache, müssten für eine zusätzliche Kilowattstunde je nach Energieträger fünf bis 43 Cent ausgegeben werden. Stefan Meyer von der Firma SGS legte dar, wie sich der Zertifizierungsprozess bei Unternehmen

vollzieht. Der Zertifizierungszyklus betrage drei Jahre, wobei es ein jährliches Überwachungsaudit gebe. Simone Stein-Lücke von der Firma Bonne Nouvelle beschrieb ein modernes Energiemanagement vor allem als Imagefaktor gegenüber Kunden, Geschäftspartnern und auch Mitarbeitern des Unternehmens.

HAMBURG

DIE WELT ist eine APP Redaktionsleiter Jörn Lauterbach beim BVMW Hamburg (hau) · Am Abend vorher schon DIE WELT von morgen lesen. Wenige Minuten nach Abpfiff herausfinden, wie der Heimatverein gespielt hat – obwohl man mit Freunden im Restaurant sitzt. Und mit der neuen Version von WELT HD jederzeit alte Artikel nachlesen können – wer will das nicht?

Welche vielfältigen Möglichkeiten die WELT APP für iPad und iPhone sonst noch bietet, darüber referierte Jörn Lauterbach, Redaktionsleiter der WELT Gruppe in Hamburg, zu der die Tageszeitung DIE WELT, WELT am SONNTAG und WELT kompakt gehören, beim BVMW [BREAKFAST] in der Flo Peters Gallery im Chilehaus.

Seit Jahren verbindet den BVMW und DIE WELT eine enge Zusammenarbeit. Der Verband bietet seinen Mitgliedern in den Regionalausgaben Hamburg/ Norddeutschland exklusiven Zugang zu Sonderbeilagen der Tages- und der Sonntagszeitung. Kein Wunder, dass der Termin schnell ausgebucht war und sich 140 Gäste in den Galerieräumen drängten. In seinem kurzweilig-informativen Referat wies Lauterbach auf die hohe journalistische Qualität und große Aktualität der WELT-APP hin und betonte: „Wie im Printbereich kommt es selbstverständlich auch hier auf Inhalte an.” Angesichts der weit verbreiteten „Gratiskultur im Internet”, so Lauterbach, lasse sich zwar noch nicht vorhersagen, wie sich die Zahlungsbereitschaft der Nutzer entwickeln werde, „aber das finanzielle Risiko ist überschaubar”.

Mit der „WELT” im Gespräch: Redaktionsleiter Jörn Lauterbach, Dr. Susanne Kaschub, BVMW-Landesbeauftragter Politik Andreas Feike (v. li.)

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Mecklenburg-Vorpommern

BVMW in Finnland bekannt

Deutscher Botschafter lud Werner Röpert nach Turku ein

Besuch in Turku: Werner Röpert, BVMW Mecklenburg-Vorpommern; Dr. Peter Scholz, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Finnland; Ralph Sinn, BVMW-Experte in Finnland; Fregattenkapitän Thorsten Marx (v. li.).

Turku/Finnland (wrö) · Auf Einladung des Botschafters der Bundesrepublik Deutschland in Finnland, Dr. Peter Scholz, und des Kommandanten der Fregatte FGS HESSEN, Fregattenkapitän Thorsten Marx, weilte der Leiter des BVMW-Landesverbands Mecklenburg-Vorpommern, Werner Röpert, in Turku (Finnland). Damit wurde das langjährige Wirken des Verbands für gute wirtschaftliche Kontakte zwischen deutschen und finnischen Unternehmen gewürdigt. Seit 2006 begleitet der BVMW deutsche Unternehmen

zum jährlichen EDE (European Day of the Entrepreneur) nach Turku. Gegenstand des EDE ist der Erfahrungsaustausch zwischen finnischen Firmen und Mittelstandsunternehmen aus der Ostseeregion sowie die Anregung neuer Impulse für eine noch stärkere Zusammenarbeit. In der altehrwürdigen Koulu Panimoravintola (einer alten deutschen Schule) fand ein Handelsseminar statt. Dieses wurde durch den örtlichen BVMW-Experten Ralph Sinn moderiert und war sehr gut besucht. Den finnischen Unternehmerinnen und Unternehmern wurde durch Mareike Geipel, Le-

gationsrätin an der deutschen Botschaft, durch den Vertreter der Stadt Köln, KarlHeinz Merfeld, und durch Martin Brandt von der Deutsch-Finnischen Handelskammer, Deutschland als interessanter Markt für finnische Unternehmen dargestellt. In seinem Vortrag „BVMW – Netzwerk des Mittelstands” erläuterte Werner Röpert, wie der Kontakt nach Deutschland hergestellt werden kann. Es gab einen Empfang des Botschafters auf der Fregatte HESSEN, zu dem über fünfhundert Gäste geladen waren. Für die diesjährige Kulturhauptstadt Europas war diese Einladung ein gesellschaftlicher Höhepunkt. Der Vorsitzende des Regionalrats von Südwestfinnland, llkka Kanerva, und alle Vertreter der Stadt Turku waren der Einladung gefolgt. In seiner Rede hob der Botschafter die traditionell guten Beziehungen zwischen Finnland und Deutschland hervor. Die Stadtpräsidentin von Rostock, Karina A. Jens, fand es im Gespräch mit Werner Röpert bemerkenswert, dass der BVMW als einziger deutscher Unternehmerverband zum Empfang geladen war und solch eine Bekanntheit in Turku genießt.

Niedersachsen

Einblicke in die Medienwelt BVMW zu Gast bei Verlagsgesellschaft Madsack GmbH & Co.KG Hannover (hau) · Aktualität pur, Wissen aus erster Hand, Einblicke in die Welt der Medien – das waren Themen, die den BVMW-Abend bei der Verlagsgesellschaft Madsack GmbH & Co. KG bestimmten. Madsack hat sich vom „Einprodukt-Unternehmen” zu einem umfassenden Medienkonzern entwickelt und betätigt sich nun im Printgeschäft, in den Neuen Medien, in der Fernsehbranche, dem Hörfunksektor,

Der Mittelstand. | 6 | 2011

im Logistikmarkt sowie in unterschied­ lichen Dienstleistungsbereichen. Begrüßt wurden die Gäste von Wolfgang E. Magnus, Verkaufsleiter Anzeigen, und Karl-Wilhelm Veigt, Leiter der BVMWMetropolregion Hannover. Der Verlag verfügt über mehr als 25 Anzeigen- und Wochenblätter in Niedersachsen und beschränkt sich dabei nicht nur auf die Herausgabe eigener Produkte. Inzwischen beziehen viele lokale Zeitungstitel ihre überregionalen Mantelseiten von

der Hannoversche Allgemeinen Zeitung (HAZ). Über die elektronische Welt sprach Andreas Meyer, Verkaufsleitung Online. „Die Zukunft wird multimedial”, so Meyer. Er informierte über Webseitenerstellung, digitale Prospekte, Werbung und Banner. Für die 50 Gäste war natürlich auch das Thema Wirtschaft von großem Interesse. Täglich werde auf zwei bis drei Seiten über die regionale und Weltwirtschaft berichtet. „Hier steht der Mittelstand und die regionale Wirtschaft im Fokus”, so Stefan


Im Dialog: Dr. Willi Keinhorst (WamS), Wolfgang Clement, Claus Dieter Landolt (CDL), Herbert Schulte und Stefan Wagemanns, BVMW (v. li.).

Nordrhein-Westfalen

Wirtschaftssenat im Dialog Wolfgang Clement stellte Energiepolitik schlechtes Zeugnis aus Mönchengladbach (tk) · Erfolgreiches Überleben im „Haifischbecken” der Poli­ tik erfordert Geschick, Taktik und ein großes Maß Diplomatie. Dass es auch hin und wieder undiplomatisch geht, bewies der ehemalige Landesvater Nordrhein-Westfalens, Wolfgang Clement, bei einem Treffen mit BVMW-Wirtschafts­ senatoren. Im Gespräch mit WamS-Redaktionsleiter Dr. Willi Keinhorst entwickelte sich ein lebhafter Dialog, den die Wirtschaftssenatoren aktiv aufgriffen. Neben seiner Zeit als Ministerpräsident von NRW (1998 – 2002) diskutierten die Gäste im

Hause der Firma CDL Präzisionstechnik GmbH in Mönchengladbach über zentrale Richtungsentscheidungen seiner Zeit als „Superminister” für Wirtschaft und Arbeit. Clements Politikstil wurde häufig als mutig und offensiv beschrieben. Dazu passte eine polarisierende Infobroschüre aus seiner Zeit als Bundesminister mit dem Titel „Vorrang für die Anständigen – gegen Missbrauch, ‚Abzocke‘ und Selbstbedienung im Sozialstaat” und bestätigte den Ruf eines unbequemen Kritikers. Clement, seit seinem Parteiaustrittaus aus der SPD in 2008 politisch formell heimatlos, erschloss sich in den vergangenen Jahren neue Perspektiven in der

freien Wirtschaft und zählt inzwischen zu Deutschlands wichtigsten Ansprechpartnern in Energiefragen. Sein Einsatz für die Laufzeitverlängerung der Kernkraft und seine Mitgliedschaft im Aufsichtsrat der RWE Power AG werden seit Jahren kontrovers diskutiert. Er machte deutlich, dass ökonomisch bedeutende Politikfelder, wie das der Energieerzeugung, politischer Weitsicht bedürften und ideologiefrei zu bewerten seien. Ökonomischer Erfolg und Wohlstand hingen nicht zuletzt von einer wissenschaftlich fundierten und rational ausgewogenen Energiepolitik ab, die dem Mittelstand Energiesicherheit zu akzeptablen Kosten garantieren sollte.

Stefan Winter, Karl-Wilhelm Veigt, Wolfgang E. Magnus, Michael Nixdorf, Andreas Meyer (v. li.).

Winter, Leiter der Wirtschaftsredaktion. Dazu gehöre auch die Erstellung des Konjunkturbarometers „HAZ-Trend” alle drei Monate. Hier einige beeindruckende Zahlen, die den Erfolg des Unternehmens im Printbereich erklären: Tägliche Auflage 530.000, davon lesen 70 Prozent der Entscheidungsträger HAZ/NP, 88 Prozent der Auflage wird im Abo bezogen. Damit ist die Hannoversche Allgemeine Zeitung Marktführer in Niedersachsen.

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Aus den Ländern BVMW intern

Rheinland-Pfalz / Saarland

Zürich erhielt Besuch aus dem Saarland

Grenzüberschreitendes Zusammenwirken von BVMW und öffentlicher Verwaltung Zürich/Saarbrücken (dip/loe) · Das Angebot der Schweiz im Bereich des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) gilt als vorbildlich. Initiiert vom BVMW im Saarland und dem BVMW-Landesverband Schweiz hatten die für den öffentlichen Nahverkehr Verantwortlichen, geleitet von Landrätin Cornelia Hoffmann-Bethscheider, Verbandsvorsitzende des Zweckverbands Personennahverkehr Saarland (ZPS), und

Raimund Linxweiler, Geschäfts­führer der Verkehrsbetriebe des Saarlandes, den Kontakt zu den Züricher Verkehrsbetrieben (VBZ) gesucht, um mit dortigen Vertretern Erfahrungen auszutauschen. Von beiden Seiten – das Direktorium der VBZ war durch Vizedirektor Andreas Uhl vertreten – wurde die Begegnung als äußerst positiv bewertet. Ein Gegenbesuch der Verkehrsbetriebe Zürich im Saarland ist für das kommende Jahr bereits vereinbart.

Die saarländische Delegation zu Besuch bei den Verkehrsbetrieben in Zürich/Schweiz.

Sachsen-Anhalt

Sachsen-Anhalt setzt Sparkurs fort Finanzminister Jens Bullerjahn vor Unternehmern in Magdeburg

Sachsen-Anhalts Finanzminister Jens Bullerjahn (2.v.li.) im Gespräch mit Unternehmern aus Magdeburg.

Der Politiker versicherte, dass der kommende Doppelhaushalt vorsehe, Investitionen weiter zu unterstützen. Es sei Ziel, alle Fördergelder des Bundes und der EU zu binden, um damit neue Projekte zu ermöglichen. Bullerjahn nannte es erfreulich, dass bis 2013 keine Drittmittel verloren gingen. Dafür würden 200 Millionen Euro mehr als bisher vorgesehen eingesetzt. Es sei auch gesichert, dass Sachsen-Anhalt ab 2014 mit der Tilgung der bisher aufgelaufenen Schulden beginne, so der Minister.

Magdeburg (kpv) · Sachsen-Anhalt will seinen Landeshaushalt weiter konsolidieren. Mindestens 450 Millionen Euro zusätzlicher Steuereinnahmen sollen dafür eingesetzt werden, sagte Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD) auf einem BVMW-Unternehmertreffen in Magdeburg.

BVMW-Regionalgeschäftsführer Peter Martini lobte die Anstrengungen der Landesregierung zur Konsolidierung der öffentlichen Finanzen. Durch die Bindung von Fördermitteln seien langfristig auch Aufträge für Unternehmen zwischen Altmark und Burgenland gesichert.

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Foto: Klaus-Peter Voigt

Unter anderem fließen 2012 davon 50 Millionen Euro in die so genannte Steuerschwankungsreserve, um Folgen möglicher kommender Krisen abzufedern. Außerdem sehe der Doppelhaushalt 2012/2013 vor, die Investitionspauschale für Kommunen im kommenden Jahr auf dem bisherigen Niveau auszureichen. Die ursprünglich geplante Kürzung um 26 Millionen Euro folge erst 2013.


Thüringen

Verdienstvolle Mittelständler geehrt Ministerpräsidentin Lieberknecht auf Thüringer Wirtschaftsball Erfurt (ri) · Auf dem 18. Thüringer Wirtschaftsball im Erfurter Kaisersaal wurde Manfred Lindig aus Krauthausen/ Wartburgkreis mit dem BVMW-Mittelstandspreis „Thüringer Unternehmer 2011” ausgezeichnet. Die traditionelle Veranstaltung fand dieses Jahr unter der Schirmherrschaft und persönlichen Teilnahme von Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) statt. Den Ehrenpreis für sein Lebenswerk erhielt Wolfgang Zimmermann aus Gießübel/Kreis Hildburghausen. Die Ministerpräsidentin würdigte in ihrem Grußwort die Leistungen des Thüringer Mittelstands seit der Wiedervereinigung: „Diese können sich sehen lassen. Die Unternehmerinnen und Unternehmer haben in den vergangenen Jahren hart gearbeitet, um durch die Krise zu kommen. Der Einsatz hat sich gelohnt. Der Wirtschaftsball gibt Gelegenheit, um auch auf die Erfolge anzustoßen und miteinander zu feiern”.

Gastgeber mit Schirmherrin: BVMW-Präsident Mario Ohoven, Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht und Landesgeschäftsführer Günther Richter ( v. li.).

Die Ballgäste im ausverkauften Erfurter Kaisersaal feierten gemäß dem Motto „Mit 18 zur karibischen Nacht” bis in den frühen Morgen. Zum Programmhöhepunkt gehörte der Auftritt von Stargast Ria Hamilton aus Jamaika und der Bahia Dance Group. Die Pallas Showband spielte mit temperamentvollen Rhythmen zum Tanz.

Karibisches Temperament und die Preisträger „Thüringer Unternehmer des Jahres”: Wolfgang Zimmermann (li.) und Manfred Lindig.

Fotos: Michael Voigt

BVMW-Präsident Mario Ohoven konnte das bestätigen: „Der Thüringer Mittelstand ist hervorragend aufgestellt und hat seit der Wiedervereinigung vor 21 Jahren Herausragendes geleistet.” Die positive Entwicklung des Landes zeige sich auch im Wirtschaftswachstum von 4,1 Prozent und der niedrigsten Arbeitslosenquote der neuen Bundesländer von 8,1 Prozent. Ohoven weiter: „Wir brauchen jetzt dringend Rahmenbedingungen, die die Stabilität des Euro gewährleisten.” BVMW-Landesgeschäftsführer Günther Richter ging auf das Anliegen des Wettbewerbs ein: „Wir möchten mit der Ehrung vorbildlicher Unternehmer der jungen Generation Mut machen zur eigenen Selbständigkeit und zur Übernahme von Firmen aufgrund des anstehenden Generationswechsels.”

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Der Mittelstand. | 6 | 2011

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Das Magazin „Der Mittelstand.” ist das offizielle Organ des BVMW. Mitglieder des Verbandes erhalten das Magazin im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge sowie Selbstdarstellungen von Unternehmen müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Nachdruck und Verbreitung mit Angabe der Quelle gestattet.

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