Schwerpunkt Typo: Die Freiheit und Disziplin des Schriftdesigners … Joseph Binder Award 2016: »What Is Your Dimension?« … Rückschau auf Stadt. Land.Schluss. … designgruppe koop: Gestalten – wörtlich genommen … Ausstellungen: Simple im designforum Wien & Josef Frank: Against Design im MAK … Staatspreis Design & Sonderpreis Design Concepts 2015 – Die Gewinner … Wettbewerb: 100 beste Plakate 15 – Deutschland, Österreich, Schweiz
da
mitteilungen
100und1: visueller Auftritt JBA16
2015
INHALT | _ 03 Liebe Kolleginnen und Kollegen | _ 04 Editorial
Typografie
| _ 05 Die Freiheit und Disziplin des Schriftdesigners | _ 09 Ein Bild sagt mehr als tausend Worte
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Joseph Binder Award 2016
| _ 11 Call for Entries: JBA16 | _ 12 100und1 fragt: »What Is Your Dimension?«
Rückschau
| _ 15 Stadt.Land.Schluss.
DA Inside
| _ 20 Österreichische Sonderbriefmarke Design | _ 21 illustria auf der Buch Wien 2015 | TTIP Poster
DA-Studioporträt
| _ 22 designgruppe koop: Gestalten – wörtlich genommen
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Nachrufe
| _ 24 Raimund Mair (1940–2015) | _ 25 Walter Rauchberger (1931–2015) | _ 26 Volker Weglehner (1965–2015)
Members@Work
| _ 27 Typejockeys | Dvorak trifft Schwab | _ 28 Perndl+Co | Brainds
Ausstellungen
| _ 29 Simple – Die neue Einfachheit & Die schönsten Bücher Österreichs 2015 im designforum Wien | _ 30 Josef Frank: Against Design | Stefan Sagmeister: The Happy Show
Erfolge
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| _ 31 Staatspreis Design & Sonderpreis Design Concepts 2015 | _ 33 James Dyson Award 2015 | _ 34 Pro Carton PROPAK Austria Design Award 2015 | _ 35 Best of Illustration: Biennale der Illustrationen Bratislava (BIB) 2015 | _ 36 Romulus-Candea-Preis 2015 | _ 37 Schönste deutsche Bücher 2015 | _ 38 Neues AGI-Mitglied aus Österreich: Andrea Redolfi
Wettbewerbe
| _ 39 100 beste Plakate 15 – Deutschland, Österreich, Schweiz | Red Dot Award: Product Design 2016
Bücher
| _ 40 Bekannte Unbekannte – Grafikdesign in Österreich | Gestaltet im Auftrag von... | _ 41 Designmanagement – Zwischen Marken- & Produktsystemen | _ 42 Antalis Austria: Paper Book
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| _ 43 Impressum
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Liebe Kolleginnen und Kollegen »Übermäßige Besorgnis führt zur Immobilität« (Antonio Gramsci) … und somit zur Einschränkung unserer Freiheit. Ende 2015 scheint die Welt schon einmal in einem besseren Zustand gewesen sein: Krieg, Terror, Naturkatastrophen, eine Jugendarbeitslosigkeit von über 40% in einigen EU-Ländern und 122 Millionen EU-Bürger von Armut und somit von sozialer Ausgrenzung bedroht.
Der designaustria-Vorstand: Sigi Ramoser, Monika Fauler, Markus Hanzer, Beatrix Roidinger, Martin Fößleitner (von links nach rechts)
Gleichzeitig gibt es starke Zeichen einer existenten, engagierten Zivilgesellschaft, die nicht nur zuschaut, sondern teilnimmt und Willkommenskultur lebt. »Designare« – Bedeutung geben – ist unser Beitrag und Auftrag als GestalterInnen: Zeichen zu setzen, zu handeln, Initiativen weiterzutreiben und Plattformen zur Verfügung zu stellen. Unsere gesellschaftspolitische Rolle ist mehr denn je nicht nur gefragt, sondern sehr vonnöten. Als Aufruf und Leitsatz für ein neues Jahr könnte Antonio ein weiteres Mal zitiert werden: »Was wir brauchen ist Nüchternheit: einen Pessimismus des Verstandes, einen Optimismus des Willens.«
In diesem Sinne: frohes Schaffen! Der DA-Vorstand und die DA-Geschäftsstelle P.S. Schön, bei designaustria zu sein!
kor Druc v s n u t ha r eldung . Jänne 5 M 1 e s d i n B e : cht , Folg ch errei ie Möglichkeit r o n g n u l eg hd b de teht noc len Wettbewer s e b 6 1 20 na g nternatio len Graf ikdesi n i m i e b a rnation teilzunehmen. f: e t n I . 7 2 u n online a l e B r ün Bienna Einreichungen d rg Infos un bienalebrno.o 7. htt p : / / 2
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Editorial Auf das Trachtenpärchen im aktualisierten alpenländischen Stil folgen geometrische Formen, die an den Konstruktivismus denken lassen. Auch das ist Joseph Binder! Der Call für das Jahr 2016 hat zu laufen begonnen, für den visuellen Auftritt zeichnet dieses Mal das Studio 100und1 verantwortlich, das der figurativen Idylle der Typejockeys aus dem Jahr 2014 abstrakte Strenge entgegenzusetzen weiß. Wie die Gestalter sich dabei von den Arbeiten Joseph Binders inspirieren ließen, verraten sie im Interview. Wir informieren über das neue Einreich- und Auswahlverfahren, neue Kategorien und Partner und einen neuen Preis. Und richten mit 100und1 an DesignerInnen und IllustratorInnen die Frage: »What is your dimension?« Wir freuen uns auf zahlreiche Einreichungen aus aller Welt, ganz besonders natürlich aus den Reihen der designaustria-Mitglieder. Early Birds können bis 29. Februar 2016 zu vergünstigten Tarifen teilnehmen, die reguläre Einreichphase läuft bis 17. April 2016. Dieser Ausgabe liegt die gedruckte Ausschreibung zum Joseph Binder Award 2016 bei. Details und Einreichtool auf www.designaustria.at/jba16. Weitere Schwerpunkte in dieser Ausgabe: das Thema Typografie mit Beiträgen von Stefan Willerstorfer und Paulus M. Dreibholz sowie ein ausführlicher Rückblick auf die interdisziplinäre Konferenz Stadt.Land.Schluss. im Allgäu, initiiert von Andreas Koop, dem wir aus diesem Anlass auch das Studioporträt widmen. Und wie immer stellen wir interessante aktuelle Projekte und Bücher von designaustria-Mitgliedern vor, berichten über laufende Ausstellung und Ausschreibungen im Bereich Design und über österreichische Designerfolge im nationalen und internationalen Wettbewerb. Apropos Erfolge: Wir sind stolz, dass Andrea Redolfi kürzlich als sechstes Mitglied aus Österreich in die Alliance Graphique Internationale (AGI) aufgenommen wurde. Der Eliteverband zählt 370 Mitglieder und vereint die weltweit Besten des Kommunikationsdesigns. Wir wünschen angenehme Feiertage und ein gutes Jahr 2016! Die Redaktion
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Typografie
Die Freiheit und Disziplin des Schriftdesigners Stefan Willerstorfer ist einer der erfolgreichsten Schriftdesigner Österreichs. Seine beiden großen Schriftfamilien »Acorde« und »Sindelar« sorgten international für Aufsehen und gewannen zahlreiche Preise. Erst kürzlich erhielt er für die sich durch hervorragende Lesbarkeit auszeichnende Schriftfamilie »Sindelar« den Red Dot Award 2015: Best of the Best. Sowohl »Sindelar« als auch »Acorde« sind bei Willerstorfer Font Foundry erschienen und auf www.willerstorfer.com zu erwerben. Das Interview wurde in englischer Sprache geführt und ursprünglich im Juli 2015 auf der Typografie-Website »FreeTypography« publiziert. Stefan, erst kürzlich hast du Sindelar, deine zweite Schriftfamilie, veröffentlicht. Bevor wir uns über Sindelar und deine erste Schriftfamilie Acorde unterhalten, würde mich interessieren, wie du auf die Idee gekommen bist, dich auf Schriftdesign zu spezialisieren.
Meine Begeisterung für Schrift und Typografie ist bereits im ersten Jahr meiner Grafikdesign-Ausbildung an der »Graphischen« im Jahr 1999 entstanden. Ich hatte großes Interesse, mehr über Buchstaben zu erfahren, und habe damit begonnen, Schriften zu identifizieren. Bei welcher Schrift ist dir das als Erstes gelungen?
Ich denke, Gill Sans. Ich habe das weiterbetrieben. Es ist immer spannend, an Orte zu kommen, an denen man noch nicht war, und sich einen Überblick über die dort verwendeten Schriften zu verschaffen. Diese können zwischen verschiedenen Ländern stark variieren. Seither ist Zeit vergangen, und du bist mittlerweile ein erfolgreicher Schriftdesigner. Was hat dich dazu bewegt, eine eigene Foundry zu gründen?
Vor allem die Freiheit, jene Schriften zu veröffentlichen, die mir gefallen, und in dem Umfang, der mir am passendsten erscheint. Es gibt keine externen Einschränkungen oder Deadlines. Mit dieser Freiheit kommt natürlich auch viel Verantwortung. Deine eigene Foundry zu betreiben bedeutet, dass du organisiert, fokussiert und vielseitig sein musst. Was bedeutet dir die Freiheit, unabhängig arbeiten zu können?
Sehr viel. An einer Schrift kann man an jedem Ort der Welt zu jeder Zeit arbeiten, ohne von einem Kunden beauftragt worden zu sein. Das macht Schriftdesign zu einem speziellen Bereich
1Ü berblick über die Acorde-Schnitte: charaktervoll in großen, gut lesbar und
ausgewogen in kleinen Größen 2Ü berblick über die Sindelar-Schnitte: trotz Optimierung für kleine Größen
verleihen der geringe Kontrast und die robusten Serifen der Schrift in großen Größen eine unverwechselbare Persönlichkeit
Acorde
a corporate design typeface
un eurogol dell’olandese
Mähdrescher
sun protection factor 20
Ligue des champions : revivez le quart de finale retour Bordeaux–Lyon
Squadra Azzura
designers are looking forward to using this typeface
Reykjavík andererseits sollte man bedenken, dass derzeit durchaus Bedarf besteht
dopo l’eliminazione place à l’autoconsommation électrique
Vollmilch
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Sindelar
The highly legible text face for news and media design
Foco, determinação e motivação
Wunderteam Happels Trainerkarriere begann in den Niederlanden bei ADO Den Haag
første landslagsmål c’est ce qu’a déclaré le Premier Ministre
raccogliere Polacy rozpoczynają walkę o potrójną koronę
FAVORITEN technically outstanding
la superluna ha iniziato a farsi vedere nel Pacifico, in Nuova Zelanda e Australia
Maradona
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des Grafikdesigns. Die Freiheit, etwas zu entwickeln, das niemand in Auftrag gegeben hat, bedeutet aber auch, dass man nicht vorhersagen kann, ob das Produkt letztendlich das Interesse bekommt, das man erhofft hat. Die fehlende Kommunikation und das mangelnde Feedback machen die Entwicklung eigenständig und persönlich. Das fehlende externe Briefing ersetze ich durch klar definierte Vorgaben.
Wofür steht der Name Sindelar?
Wie legst du diese Vorgaben fest? Wie waren sie für Acorde und Sindelar?
Entwickelst du auch individuelle Letterings für Logos?
Ich habe Acorde mit dem Ziel entwickelt, eine Schrift zu gestalten, die in allen Größen, von langen Fließtexten bis zu großen Headlines, verwendet werden kann. Der Name steht für »‘a’ ‘cor’porate ‘de’sign typeface« und spiegelt den Fokus der Schrift wider. Der Vorteil einer Schrift, die für alle Größen verwendet werden kann, besteht darin, dass immer der richtige Schnitt im Einsatz ist. Sindelar ist als perfekte Textschrift für Zeitungen und Magazine konzipiert. Ich wusste von Beginn an, dass die Schrift robust, ökonomisch (platzsparend) und in kleinen Größen hervorragend lesbar sein muss. In beiden Fällen definierten die Anwendungszwecke die spezifischen Qualitäten beider Schriften. Diese Anwendungszwecke sind sehr konkret. Wieso hast du gerade diese Bereiche gewählt?
Ausschlaggebend war meine persönliche Erfahrung. Im Anschluss an meine Ausbildung habe ich mit einem Studienkollegen ein Designstudio mit Corporate-Design-Fokus betrieben. Das dabei erworbene Praxiswissen war für die Entwicklung von Acorde sehr hilfreich. Die Intention, eine Schrift für Zeitungen und Magazine zu entwickeln, kam zur Zeit meiner Tätigkeit im Büro des internationalen Zeitungsdesigners Rolf Rehe. Die Idee, drei Regular-Schnitte zu produzieren, die sich im Gewicht nur leicht unterscheiden (Regular A, B, und C), kam daher.
Sindelar ist nach dem berühmten österreichischen Fußballer Matthias Sindelar (1903–1939) – einem der besten Spieler seiner Zeit – benannt. Schrift und Sportler haben zwei wesentliche Qualitäten gemeinsam: ihre technische Brillanz und ihre Art und Weise, bis ins kleinste Detail ästhetisch zu agieren. Der Spitzname des Fußballers »Der Papierene« verweist wiederum auf das Medium.
Ja, das ist eine Sache, die mir großen Spaß macht. Im Vergleich zu einer Schrift, in der jeder Buchstabe in allen Kombinationen funktionieren muss, gibt einem die Gestaltung eines Schriftzugs die Freiheit, die Buchstaben so zu gestalten, dass sie in ihrem Kontext ideal funktionieren. Im Unterschied zu einem Schriftzug muss man für eine Schriftfamilie alle Buchstaben gestalten. Mit welchen Buchstaben startest du den Designprozess?
Das hängt vom Projekt ab. Manchmal habe ich eine Idee für einen bestimmten Buchstaben oder für ein spezielles Detail und beginne damit. Auch das Gewicht, mit dem ich beginne, kann sich unterscheiden. Da Acorde und Sindelar Textschriften sind, war es logisch, mit dem Regular-Schnitt zu beginnen. Welche Glyphen gestaltest du am liebsten? Bevorzugst du Serif- oder Groteskschriften?
Manche Glyphen sind interessanter als andere, da sie mehr vom Gesamtcharakter der Schrift definieren und spezielle Details enthalten. Interessant sind beispielsweise die Kleinbuchstaben a, e und g oder die Großbuchstaben J, Q, R und S. Ziffern sind auch sehr interessant. Ich mag Serif- und Groteskschriften und schätze keine von beiden als schwieriger ein. Beide Varianten halten jeweils spezifische Herausforderungen bereit. Welche Schnitte einer Schriftfamilie entwickelst du am liebsten?
Sindelar Regular A, Regular A Italic, Regular B, Regular B Italic, Regular C, Regular C Italic, Medium,
Ich mag vor allem die Gestaltung der äußerst fetten Gewichte, besonders der ganz fetten Italics. Je fetter ein Schnitt ist, desto sichtbarer und unterscheidbarer werden gewisse Details. Das gibt mir die Möglichkeit, meine Entscheidungen, die ich für den
Medium Italic, Semibold, Semibold Italic, Bold, Bold Italic, Extrabold, Extrabold Italic, Black, Black Italic, Extrablack, Extrablack Italic Sindelar comes in 18 styles and 983 glyphs/font Sindelar in neun Gewichten in Roman und Italic
Harmonieren Acorde und Sindelar in der Anwendung?
Acorde und Sindelar sind unabhängig voneinander entstanden. Sie haben spezifische Anwendungszwecke, und manche Entscheidungen waren daher unterschiedlich zu treffen. Aber sie teilen auch einige Qualitäten und Ähnlichkeiten. Daher harmonieren sie bei paralleler Verwendung gut.
Korrekturen auf einem Testdruck von Sindelar Extrablack Italic
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Regular-Schnitt getroffen habe, in einem anderen Kontext zu beurteilen. Außerdem ist ein sehr fettes Gewicht eine spezielle Herausforderung, da die optischen Korrekturen noch wichtiger und notwendiger als in den anderen Schnitten werden. Vor allem für Groteskschriften mit geringem Kontrast wie Acorde. Startest du den Designprozess mit Skizzen oder direkt am Screen? Wie wichtig ist die Software, die du verwendest?
Ich beginne am liebsten am Papier, sobald ich eine Idee für eine bestimmte Buchstabenform habe. Bevor ich damit starte, die Buchstaben zu digitalisieren, habe ich genug Skizzen gemacht, um die Richtung zu kennen, in die ich das Design entwickeln will.
Das zweibändige und zweisprachige Buch »Josef Frank: Writings« (Entwurf: Peter Duniecki) ist eine vollständige Sammlung aller publizierten Schriften des österreichischen Architekten Josef Frank und komplett in Acorde gesetzt.
Erste Skizzen für Acorde vom Jänner 2005
Es ist wichtig, Software zu verwenden, auf die man sich verlassen kann und die den Designprozess unterstützt. Gute Software kann die Entwicklung definitiv beschleunigen. Abgesehen davon denke ich aber nicht, dass sie einen wesentlichen Einfluss darauf hat, wie die Buchstaben aussehen. Im Vergleich zu anderen Foundries sind deine Preise etwas höher. Was sind die Gründe für diese Preisgestaltung?
Die Preisgestaltung spiegelt den Arbeitsaufwand wider, der erforderlich war, diese hohe Qualität zu erreichen. Sie betont außerdem, wie wertvoll eine passende Schrift für ein Projekt, ein Produkt oder für den Auftritt eines Unternehmens sein kann. Die überdurchschnittlichen Preise haben außerdem den Vorteil, dass die Schriften nicht inflationär verwendet werden und eine gewisse Exklusivität behalten. Ich bin kein Anhänger des Trends, immer billiger und billiger zu verkaufen. Am Ende läuft es doch darauf hinaus: »Was nichts kostet, ist nichts wert.« Was ist das für ein Gefühl, wenn du deine Schriften in Anwendung siehst?
Es gibt zwei Phasen bei der Entwicklung einer Schriftfamilie, die ich am meisten schätze: Die spannende Phase des Zu-PapierBringens der Ideen und der ersten Digitalisierungen und die Phase, wenn die Entwicklung abgeschlossen ist und man sieht, dass Menschen die Schrift verwenden. Beide Phasen sind eine große Motivation.
Acorde im Einsatz für die Grafik der Ausstellung »Die schönsten Bücher 2010 aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden« (Gestaltung: tga)
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Wo hast du studiert?
Ich habe in Österreich, den Niederlanden und in England studiert. Grafikdesign an der »Graphischen« in Wien, an der ich nun unterrichte; Schriftdesign an der Royal Academy of Art in Den Haag und Information Design an der University of Reading. Die »Graphische« war die perfekte Basis: Ich habe begonnen, mich für Typografie zu interessieren. Die beiden Masterstudiengänge im Ausland waren sehr intensiv, und ich habe innerhalb einer kurzen Zeitspanne sehr viel gelernt. Ich bin sehr dankbar für die Ausbildung, die ich genießen durfte. Diese Dankbarkeit war eine große Motivation, selbst auch Lehrer zu werden. Welche Techniken empfiehlst du Menschen, die mit Schriftdesign anfangen wollen? Für die deutsche Regionalzeitung »INFO – Der Südfinder« mit einer Auflage von über einer halben Million wird Acorde sowohl für Fließtext als auch für Überschriften verwendet (Gestaltung: Hans Peter Janisch).
Die Kalligrafie. Im Rahmen meiner Ausbildung habe ich mit Breitfeder und Spitzfeder geschrieben. Das hat meine Augen für die unterschiedlichen Kontraste, für die Proportionen der Buchstaben, für die aufrechte und die kursive Konstruktion etc. geöffnet. Als Teil meines Unterrichts schreibe ich mit meinen Studenten, weil sie davon viel lernen können.
fall ist nicht sehr Acorde als Headline-Schrift für das österreichische Druck- und Designmagazin »4c«
Entwicklung der Acorde Italic: Schreiben mit der Breitfeder (oben); Skizzen auf Basis des Geschriebenen (Mitte); Acorde Italic (unten)
Ist es wichtig für dich, mit deinen Kunden in Kontakt zu sein?
Ich schätze das sehr. Eine Schrift ist ein Produkt, das erst zu leben beginnt, wenn es verwendet wird. Ich bin daran interessiert, das Feedback der Kunden zu hören und über ihre Bedürfnisse Bescheid zu wissen. Diese Kommunikation ist für Kunden und Foundries gleichermaßen wertvoll. Darum bevorzuge ich es auch, dass Kunden direkt auf der Website meiner Foundry einkaufen. Der Wegfall des Zwischenhändlers, der 50% einbehält, ermöglicht die Investition dieses Betrags in die Erweiterung von Schriften oder in die Entwicklung neuer Schriften. Lässt du andere von deinem Wissen und deiner Erfahrung profitieren?
Ich unterrichte seit sechs Jahren und ich genieße es sehr. Der Prozess der Schriftentwicklung – ein eher abgeschiedener Vorgang, der Kontemplation erfordert – und die Arbeit mit Menschen sind zwei sehr verschiedene Aktivitäten und sorgen in Kombination für Ausgleich. Es ist spannend, auch über Design zu reden, da man einen anderen Blick auf Dinge bekommt, wenn man diese erklärt.
Gibt es ein Buch, das Einfluss auf die Entwicklung deiner Fähigkeiten hatte?
Als ich begonnen habe, Schriften zu erkennen, war ein Buch sehr wichtig für mich: Das FontBook von FontShopInternational hat mir geholfen, ein Auge für Schriften zu entwickeln. Ist eine neue Schrift in Arbeit?
Die Schrift, an der ich kürzlich zu arbeiten begonnen habe, ist von einer berühmten Bergregion inspiriert. Da ich mit der Schrift die Rauheit und Schroffheit der Berge widerspiegeln möchte, erschien mir ein sehr fettes Gewicht als der bessere Ausgangspunkt als ein normales Gewicht. Wie bereits erwähnt, hängt es immer vom Projekt ab, mit welchem Schnitt und welchen Buchstaben ich beginne. (Übersetzung: Stefan Willerstorfer)
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Ein Bild sagt mehr als tausend Worte Am 2. November 2015 um 15 Uhr 47 trafen 34 zufriedene Studierende und drei erschöpfte Lehrbeauftragte der Klasse für Ideen an der Universität für angewandte Kunst Wien am Flughafen Wien ein. Abflugsort war ungefähr 11 1/2 Stunden zuvor Tokio gewesen. Es war das Ende eines Abenteuers, welches den Mitreisenden noch einige Zeit in lebhafter Erinnerung bleiben wird: bewusst und unbewusst, gedanklich und visuell. Für mich als Typografen war die Reise eine Bewusstseinserweiterung. Jene stellte sich aber weniger durch die Größe der Stadt, die Höhe der Häuser oder die Vielzahl der Menschen ein, denn vieles davon kannte ich schon von meinem Leben in London, sondern durch die japanische Sprache und Schrift. Meine Unfähigkeit, die japanischen Zeichen, Worte und Sätze sprachlich zu verstehen, gab mir die Möglichkeit, typografische Kompositionen rein aus meinem visuellen Verständnis heraus zu bewundern und zu beurteilen. Die Schrift wurde zum Bild. Wie in den Geist eines Vorschulkindes zurückversetzt, lasse ich nun so Gesehenes und Aufgezeichnetes Revue passieren. Ich versuche zu evaluieren, Assoziationen zu destillieren, visuelle und kulturelle Zusammenhänge zu verstehen und Relevanz zu finden. Dieser Vorgang ist mir vertraut, doch finde ich nun neue Freude daran. Der Satz: »Ein Bild sagt mehr als tausend Worte« gilt hier im Speziellen, und im Speziellen eben auch nicht. Obwohl Schrift gedanklichem – und nicht sprachlichem – Inhalt Ausdruck verleiht, adressiert sie den Empfänger zuerst durch ihre Form. Die Form der Nachricht ist also die erste Referenz des Lesers. Erst nachdem wir gesehen – oder auch oft erfahren – haben, fangen wir im »buchstäblichen« Sinn an zu lesen. Doch was und wie wir lesen wurde schon beeinflusst von dem, was wir zuvor gesehen haben. Der Buchstabe als Bild Die Form von reproduzierbarer Schrift wird durch den Schriftgestalter definiert. Während seiner Arbeit an dieser muss er sich technologischen, verkaufstechnischen, kulturellen und weiteren Herausforderungen stellen. Außer bei einer speziellen Art von Auftragsarbeit hat er jedoch keinen Einfluss auf die Nachricht, welche letztendlich mit den Buchstaben gefasst wird, beziehungsweise kann er sich während der Gestaltung der Glyphen nicht daran orientieren. Die Nachricht an sich stellt für ihn keine Rahmenbedingung dar, sondern er schafft »nur« die Bausteine
als Bilder für Laute oder Begriffe und stellt diese dann der Öffentlichkeit zur Verfügung. Der Text als Bild Die Aufgabe des grafischen Gestalters, aber insbesondere des Typografen, welcher die Form für eine spezifische Nachricht entwickelt, ist es, die geeignete(n) Schrift(en) zu wählen und die Gedanken des Autors zunächst in Worte, Sätze, Zeilen, Absätze, Texte, Seiten und Kapitel – also in visuelle Konstellationen und Kompositionen – zu übersetzen. In diesem Zusammenhang wird oft von Wortbildern als rhythmisch aneinandergereihten Buchstabenkombinationen gesprochen, aber seltener wird erwähnt, dass die Seite beziehungsweise Doppelseite mit ihren verschiedensten grafischen und typografischen Elementen ebenfalls ein Bild ergibt. Dieses Bild mag abstrakter Natur sein, ist aber dennoch in der Lage, das physische und das psychologische Umfeld für den Inhalt zu generieren. Das Buch als Bild Während der Gestaltung eines Buches – für den Typografen durch die Nähe zum Leser vielleicht als Königsdisziplin unserer Tätigkeit zu bezeichnen – werden also nicht nur Einzelerfahrungen wie Absatz, Text, Seite, Buch etc., sondern auch Zusammenhänge zwischen den Texten, Seiten, Kompositionen, Materialien, Inhalten und sogar zwischen Büchern untereinander geschaffen. Inhaltliche Aspekte bedingen das Objekt Buch genauso wie auch geschichtliche, produktions- und vertriebstechnologische, ergonomische, semiotische und unzählige weitere Vorgaben und Beziehungen. Während des Entstehungsprozesses eines Buches findet also eine Vielzahl von ineinander verwobenen Bewertungs- und Entscheidungsprozessen statt, welche im finalen Produkt kulminieren. Es ist unmöglich für den Leser des Buches, dieses den Entscheidungen des Typografen entsprechend bewusst zu lesen – also es zu verstehen, wie man ein gelesenes Wort verstehen würde –, und wahrlich auch nicht Aufgabe des Buches, diese
1S chrift für das Mahnmal »Stairway to Heaven« in Bethnal Green, London,
London 2012 (Detail) 2 Kunstkatalog »It’s moving from I to It« für FormContent, London 2014 (Detail)
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mitzuteilen. Der Leser begreift die Nachricht, welche aus Inhalten besteht, die in Bildern vorgetragen werden. Die Form spielt demnach eine wichtige Rolle. Der Gestalter bietet dem Betrachter und Leser des Buches die Möglichkeit an, sich ein eigenes »Bild« des Buches zu machen, welches dieser dann, seinem Vermögen und seinen Wünschen entsprechend, in das Archiv von Bildern anderer Bücher einordnet. Nach gewissen Kriterien organisiert, steht es so abrufbar für neue »Ausstellungen« zur Verfügung. Ausstellungen, welche nach verschiedensten Kriterien immer wieder neu zusammengestellt und kuratiert werden. Ausstellungen von Glyphen, Worten, Texten, Seiten, Kapiteln und Büchern, alle als Bilder abgespeichert in der Galerie des Betrachters. Ein Bild sagt demnach tatsächlich mehr als tausend Worte, zumal unsere Bilder oft Worte und unsere Worte immer auch Bilder sind. (Paulus M. Dreibholz)
1 W issenschaftliche Publikation »Endless Kiesler«, Universität für angewandte
Kunst Wien & Österreichische Friedrich und Lillian Kiesler Privatstiftung, Wien 2015 (Textur Einband) 2 Kunstkatalog »It’s moving from I to It« (Doppelseite) 3 Eigenpublikation »Formen Lesen«, London/Wien 2011 (Detail) 4 W issenschaftszeitschrift »International Journal for Urban and Regional
Research«, London/Berlin 2014 (Detail) 5 Eigenpublikation »Formen Lesen« (Einband) 6 W issenschaftliche Publikation »Unbuildable Tatlin?!«, Edition Angewandte,
Wien 2013 (Detail Einband)
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Joseph Binder Award 2016 Call for Entries: JBA16 Der Startschuss für den nächsten Joseph Binder Award, Österreichs großen internationalen Wettbewerb für Grafikdesign und Illustration, ist gefallen! Etwas früher als gewohnt, damit mehr Zeit zum Einreichen bleibt. Early Birds profitieren bis 29. Februar 2016 von einer 10%-igen Ermäßigung auf die Teilnahmegebühren, alle anderen können zu regulären Tarifen bis 17. April 2016 mitmachen und ihre Online-Registrierung auf www.designaustria/jba16 abgeben. Natürlich ist die Teilnahme für Mitglieder von designaustria (und der Partnerverbände) wieder um 30% ermäßigt, und Studierende zahlen wie immer nur das halbe Startgeld. Neu ist, dass die Arbeiten – eingereicht werden können ab dem Jahr 2014 realisierte Projekte – diesmal gleich auf der Website hochzuladen sind. Und auch sonst gibt es eine ganze Menge Neuerungen, die, so steht zu hoffen, noch mehr kreative Menschen dazu ermuntern werden, ihre Werke ins Rennen zu schicken. Wir freuen uns besonders darüber, dass sich noch mehr europäische Designorganisationen als bisher für eine Partnerschaft entschieden haben. Strategic Creative Consultant Marcus Arige wird als Juror für Österreich vertreten sein, die Illustratoren Chris und SooJin Buzelli aus New York sorgen für die Luft der weiten Welt im Gremium der PreisrichterInnen. Darüber hinaus haben die europäischen Verbände aus Dänemark (Design Denmark), Deutschland (BDG, AGD, IO), Frankreich (AFD), Italien (AIAP), Kroatien (HDD), Litauen (LGDA), Luxemburg (Design Luxembourg), Mazedonien (Plakart), Polen (STGU), der Schweiz (SGD) und der Tschechischen Republik (UGD) zugesagt, jeweils einen Juror/eine Jurorin zu entsenden. Damit erhält der Joseph Binder Award einen weiteren Schub in Richtung Internationalität. Juriert wird zum ersten Mal in zwei Runden – im Juni in einem ersten Schritt Online und im Juli in einem zweiten Schritt vor jenen Arbeiten, die die erste Runde passiert haben und physisch im designforum Wien vorliegen werden. Die beiden Hauptbereiche Grafikdesign & Illustration werden um jeweils eine Kategorie erweitert: Erstmals wird es beim Joseph Binder Award, der bisher auf Print beschränkt gewesen ist, möglich sein, auch digitale Medien und Illustrationen einzureichen. Die Sonderkategorie Design Fiction, in der (noch) nicht umgesetzte Konzepte und Projekte entgegengenommen werden, bleibt bestehen. Neben den begehrten Trophäen in Gold, Silber und Bronze und den Geldpreisen in der Kategorie Design Fiction kommt in diesem Jahr – und auch das ist eine Premiere – der vom Weltdachverband gestiftete ico-D Excellence Award (ehemals Icograda Excellence Award) zur Vergabe. Im Detail sind alle Informationen der beiliegenden Ausschreibung und der Website zu entnehmen. Neu ist – selbstverständlich – auch das Erscheinungsbild des JBA16. Im Vorjahr hat designaustria damit begonnen, unter seinen Mitgliedern PreisträgerInnen der vorherigen Wettbewerbsrunde einzuladen, den visuellen Auftritt des Folgebewerbs in Anlehnung an Joseph Binders unverwechselbare Formensprache zu gestalten. Im Jahr 2014 haben diese Aufgabe die Typejockeys übernommen und mit ihrem Trachtenpärchen für
Furore gesorgt. In diesem Jahr hat das junge Wiener Studio 100und1 den Zuschlag erhalten. Sein Zitat des Binder’schen Idioms ist – erfreulicherweise – ganz anders ausgefallen, aber – so meinen wir – um nichts weniger schlagkräftig. Die für Joseph Binder typischen geometrischen Formen, Monochromie in den kräftigen Grundfarben Rot und Blau und für Tiefenwirkung sorgende Tonwerte beschwören das gestalterische Flair des modernistischen Flächenstils und holen ihn dennoch in die Jetztzeit. Die Frage »Was ist deine Dimension?« fordert GestalterInnen aus aller Welt auf, mit ihrer eigenen visuellen Sprache zu antworten und ihre Arbeiten zum Wettbewerb einzureichen. Im anschließenden Interview mit Lukas Fliszar und Julia Schäfer von 100und1 erfahren Sie mehr über die Herangehensweise an das diesjährige Motiv und die Arbeitsweise des Studios. Wir sehen den Einreichungen der designaustria-Mitglieder zum Joseph Binder Award 2016 mit Spannung entgegen!
Joseph Binder Symposium Als Begleitveranstaltung zur JBA16-Preisverleihung bietet das Joseph Binder Symposium mit Schwerpunkt »Illustration« heuer zum dritten Mal Raum für illustre Redner, illustrierte Visionen und anregende Diskussionen: am Freitag, 11. November 2016, 11–16 Uhr im designforum Wien. Als RednerInnen zugesagt haben bereits Chris und SooJin Buzelli aus New York und Franziska Walther von der IO aus Hamburg.
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100und1 fragt: »What Is Your Dimension?« Kurz nach der Präsentation des neu gestalteten visuellen Auftritts des Joseph Binder Award 2016 führte Projektleiterin Heidi Resch von designaustria ein Gespräch mit Lukas Fliszar (LF) und Julia Schäfer (JS) von 100und1 über Ideenfindung und Vorgangsweise sowie über die Geschichte und Gestaltungsphilosophie des jungen Wiener Studios. 100und1.com Wie habt ihr die Aufgabenstellung empfunden?
JS: Die Aufgabenstellung war sehr offen, es sollte in irgendeiner Form eine Anlehnung an Joseph Binder geben. Gestalterisch war da für uns viel möglich. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, dass es ein sehr internationaler, zeitgemäßer und moderner Auftritt sein und der Transfer mit der Anlehnung an Binder in die heutige Zeit funktionieren sollte. Binder hat neben Illustration sehr viel mit geometrischen Formen gearbeitet – fast immer reduziert, vereinfacht und abstrahiert. Wir haben angefangen, mit den Grundfarben zu arbeiten zu experimentieren. Zuerst analog und dann digital haben wir diese Formen in einen Raum gestellt, schweben lassen – wie beispielsweise bei dem von Binder gestalteten Plakat für Meinl-Aprikosenmarmelade. Danach haben wir die Formen eins zu eins aus seinen Arbeiten – etwa aus dem Logo von Arabia-Kaffee oder aus dem Ford-Schriftzug – entnommen und eine eigene Komposition kreiert. LF: Mit dem Rauschen haben wir dann etwas hinzugefügt, mit dem wir uns noch einmal auf die damalige Zeit beziehen wollten. Wir haben das zu einem prominenten Element werden lassen und sehr stark damit gespielt. Ihr verwendet das Zitat »Alles ist dreidimensional« in Kombination mit der Frage »Was ist deine Dimension?« Wo kommt dieses Zitat her?
JS: Den Ausspruch haben wir in einem Buch über Joseph Binder entdeckt, in dem er über seine Malerei in den 1970er-Jahren schreibt. Das Originalzitat lautet: »Alles ist dreidimensional. Was ist meine Dimension?« Das fragt Binder sich selbst. Wir haben das Zitat abgeändert und eine offene Frage formuliert, die Gestalter anregen soll, am Wettbewerb teilzunehmen. Mit »Dimension« beschreibt Binder eigentlich das Zusammenspiel von Farbe, Form und Raum und dass jeder etwas anderes in einer Farbe sehen kann. Wir meinen: »Wie gestaltest du – in welcher Form, in welchem Medium?« In welchem Format kommuniziert man heute? Hierüber wollen wir auch die Diskussion anregen. Wie ist euer Büro entstanden und wie kommt es zum Namen 100und1?
LF: Gründungsmitglieder waren Sebastian Schmidt, Sabine Ortlieb, mein Bruder Jakob Fliszar und ich. Einige andere sind inzwischen bereits andere Wege gegangen. Wir haben uns damals in Berlin als Gruppe unter dem Namen 100und1 zusammengetan, und das war von Anfang an eine recht vielseitige Sache. Verschiedene Tätigkeitsbereiche waren vereint, zum Beispiel der
100und1: Sabine Ortlieb, Lukas Fliszar, Sebastian Schmid, Angela Strobl, Julia Schäfer, Michael Ari, Maximilian Mauracher (von li nach re)
Modevertrieb, mit dem wir versucht haben, junge Künstler zu pushen. Von Anfang an war auch die Inneneinrichtung mit dabei, die wir nach wie vor machen. Und natürlich waren Grafik und Programmierung Teil von uns. Diese Vielseitigkeit spiegelt sich in unserem Namen wider. Wir wollten schon immer 100und1 Projekte machen und uns in nichts beschränken, kaum Grenzen setzen. Wir hatten von Anfang an das Gefühl, nicht in ein Korsett zu passen, sondern in einem Netzwerk agieren zu wollen, um dadurch frei zu sein. Aus diesem Bauchgefühl heraus ist der Name entstanden. Und es hat sich eigentlich bis heute – uns gibt’s jetzt ziemlich auf den Tag genau fünf Jahre – durchgezogen, dass wir in alle Richtungen sehr offen sind und verschiedenste Sachen ausprobieren. Und auch keine Angst vor neuen Betätigungsfeldern oder der Zusammenarbeit mit zwei, drei anderen Bereichen haben – wir finden das eigentlich sehr spannend und befruchtend. Das heißt, ihr habt keinen richtigen Schwerpunkt, sondern macht eigentlich alles?
LF: Es hat sich über die Jahre herauskristallisiert, dass sich der Mittelpunkt unseres Arbeitens dann doch nach Wien verlagert hat, und hier passiert alles rund ums Design, die Programmierung und das Modestyling. Das Büro in Berlin gibt es noch, dort liegt die Konzentration auf Inneneinrichtung. Aber es ist relativ schwierig zu vermeiden, als Bauchladen-Studio wahrgenommen zu werden, das ohnehin alles macht. Darum sehen wir unseren Schwerpunkt in einem Qualitätsanspruch an uns selbst. Gibt es Vorbilder? Oder einen Stil, der euch gefällt und beeinflusst?
LF: Es gibt viele großartige Gestalter, aber so ein richtiges Vorbild habe ich eigentlich nicht. Auch vom Stil her wollen wir uns nicht einschränken, sondern in alle Richtungen offen bleiben und uns erst recht nicht von einem bestimmten Stil lenken lassen. Wir stellen die Analyse bei den Projekten in den Vordergrund, formulieren eine Botschaft und nähern uns eher von dieser Richtung dem Projekt. Schlussendlich gießen wir das Ganze in einen Stil und stellen nicht den Stil vorab über alles andere. Wir haben zwar schon gehört, dass wir eine gewisse Handschrift haben, aber das passiert dann einfach – wir forcieren das nicht. Habt ihr eine Designphilosophie?
JS: Ich denke, für uns ist wichtig, dass wir auf den Kunden eingehen, dass wir versuchen, mit dem Kunden zusammen ein
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1 Kunstkatalog »Anonim« 2 Corporate Design »By Sergej« 3 Corporate Design »Nina Mengin« 4 Buchgestaltung »Paper Couture«
Konzept, eine Lösung zu entwickeln. Wir wollen ein Vertrauensverhältnis schaffen, sodass wenn möglich auch langfristig eine Kollaboration entsteht. Ich denke, wir wollen etwas schaffen, das uns beide, uns und den Kunden, weiterbringt. Wir haben sehr viel Freude an experimentellen Ansätzen und möchten, dass wir gestalterisch frisch bleiben oder dass sich auch unerwartete, überraschende Ergebnisse kreieren lassen. LF: Der Grundwunsch, der schon am Anfang da war, ist der, dass wir jetzt – dramatisch formuliert – »die Welt mit unserer Arbeit nach vorne bringen wollen«. Das schaut im Kleinen so aus, dass wir etwas machen wollen, das in unseren Augen schön ist, das Sinn macht – wir wollen etwas Gutes tun mit dem, was wir erarbeiten. Das ist zwar nicht immer alles gleichzeitig möglich, aber den Anspruch haben wir schon. Das ist wohl am ehesten das, was man auch als Philosophie bezeichnen könnte. Kommen Auftraggeber auf euch zu, weil sie eure Arbeiten kennen und mögen?
LF: Es beziehen sich schon einige auf unsere bisherigen Projekte und unsere Arbeit. Wir werden oft weiterempfohlen, daraus ergibt sich sehr viel. Aktive Akquise haben wir nie betrieben – bis jetzt hat sich immer alles durch Mundpropaganda entwickelt. Und das wird schon sehr stark von dem kommen, wie unsere Arbeiten wirken. Habt ihr Lieblingsprojekte?
LF: Wir haben das große Glück, dass wir viele coole Kunden und schöne Projekte haben. Wir nehmen uns inzwischen auch den Luxus heraus, Projekte, in denen wir kein Potenzial sehen, abzulehnen. Dementsprechend kommt viel heraus, was uns
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letzten Endes auch wirklich gut gefällt, und daher gibt es viele Lieblingsprojekte (lacht). Aber es gibt sicher Higlights, etwa das Buch »Paper Couture« von Fedrigoni. Das war recht spannend, weil wir das Modestyling, die Kreativdirektion, die grafische Konzeption und das Grafikdesign machen konnten. Es war ein sehr intensiver Prozess mit fast 20 Künstlern, die daran beteiligt waren – ein sehr komplexes Projekt. Wir durften mit 12 verschiedenen Papiersorten arbeiten, und es waren vier Druckereien mit verschiedenen Druckprozessen beteiligt: Offset, Indigo, klassischer Digitaldruck und Letterpress. Dafür haben wir dann auch die CCA-Venus in Silber bekommen. JS: Der Joseph Binder Award natürlich (lacht). Also für mich sicher ein Highlight – ich bin ja noch nicht so lange dabei. Und gerade mit so einem großen Projekt einzusteigen, ist extrem spannend, vor allem, weil es auch internationale Ausmaße hat. Und wie geht es für euch in die Zukunft?
JS: Um allgemein zu sprechen: Was wir sicher weiterhin betreiben wollen, sind Aufbau und Pflege eines möglichst großen Netzwerks. Wir möchten Teil dessen sein, was gestalterisch in Österreich, in Wien passiert. Um da vielleicht einige Ideen mitzuentwickeln. LF: Wir haben verschiedene Projekte, an denen wir gerade arbeiten. Wir machen gerade ein Papiermusterbuch für das Papier Garda von Europapier – da arbeiten wir gerade sehr intensiv daran. Ein weiteres Projekt ist die Markenentwicklung für einen bayrischen Gin, und wir entwickeln das Corporate Design für eine Druckerei. Zudem arbeiten wir auch gerade recht intensiv an der Volkstheater-Website. Die Programmierung stammt von uns, die Gestaltung ist von Traktor. Sie ist soweit fertig, aber wir entwickeln sie gerade weiter. Abseits von Projekten ist es uns, wie Julia schon gesagt hat, wirklich wichtig, Teil eines größeren Ganzen zu sein und uns mit anderen GestalterInnen zu vernetzen. Wir wollen kein isoliertes Büro sein, sondern versuchen, Teil einer Jugendbewegung zu sein (lacht). Diese Vernetzung und Zusammenarbeit mit vielen Gestaltungs-
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1 Einladung »Paper Couture« 2 »Freiraum« in der »Presse am Sonntag« 3 Webshop »Comerc«
kommt. Aber es ist auf der anderen Seite interessant zu sehen, dass es auch anders geht. Und dementsprechend steht auch einem internationalen Schaffen nichts im Wege.
4 Website »Viadukt Screen Prints«
Im Sommer stand vor eurem Büro ein selbstgebauter »Gelber Garten«. Was hat es damit auf sich?
büros, mit denen es oft Berührungspunkte gibt, macht bis dato einen großen Teil unseres Schaffens aus. Das macht Spaß und befruchtet unsere Arbeiten. Arbeitet ihr mit einer fixen Anzahl von Leuten oder werden für die Projekte Freelancer hinzugezogen?
LF: Fix sind wir zu fünfteinhalb, und das kann immer wieder schwanken. Es hat sich eigentlich so eingependelt, dass wir bei größeren Projekten auch mit anderen zusammenarbeiten. Letztes Jahr haben wir zum Beispiel für die ÖBB das ganze Screendesign und das Konzept für die Infoscreens auf den Bahnhöfen gemacht. Da haben wir auch andere zugezogen. Es gibt ein fixes Team, und es gibt einige Freelancer, mit denen wir schon öfters gearbeitet haben, zu denen wir ein gutes Verhältnis haben, und die dann auch bei Bedarf mit dazukommen. Wie international ist euer Kundenkreis?
LF: Es spielt sich viel in Wien und Österreich ab, aber wir betreuen zum Beispiel seit fast fünf Jahren einen Hausbootverleih in Berlin, die »Wasserkutsche«. Da kann man sich kleine Boote ausleihen, die der Besitzer selbst gebaut hat – gleich bei der Oberbahn-Brücke. Lange Zeit haben wir einen Club in Brüssel gestalterisch begleitet, den es inzwischen nicht mehr gibt. Es war lustig, weil wir die Auftraggeber nie persönlich getroffen haben. Das wurde nur weitervermittelt und hat super funktioniert. Seit Jahren betreuen wir einen Shop in Barcelona, gleich in der Nähe von La Rambla. Auch dessen Besitzer haben wir nie gesehen. Das läuft alles über Telefon und Internet. Normalerweise legen wir schon sehr viel Wert darauf, dass wir unsere Kunden von Angesicht zu Angesicht kennen und uns zusammensetzen und Dinge besprechen, weil da einfach viel Gutes raus-
LF: Seit wir hier im Büro (Anm. der Red.: in der Kalvarienberggasse im 17. Wiener Gemeindebezirk) sind – das sind inzwischen fast drei Jahre – haben wir uns angewöhnt, dass wir auf einer Bierbank vorm Büro Mittag essen, wenn das Wetter passt. Wir kochen ja immer gemeinsam. Wir haben zunächst auf Parkplätze gestarrt und angefangen zu planen. Es gab Gespräche mit der Bezirksvorsteherin, mit der Gebietsbetreuung, letztlich dann auch mit dem Magistrat und der Grätzl-Oase. Und eines Tages war’s soweit, und wir hatten unseren Gartenbereich! Wir werden natürlich versuchen, das nicht wieder aufzugeben – denn jedes Jahr muss neu darum angesucht werden. 2015 hat es in ganz Wien nur drei solcher »Parklets« gegeben. Ich denke, auch aus Zeitgründen, weil viele zu spät mitbekommen haben, dass es so etwas gibt. Es ist zu vermuten, dass das nächstes Jahr intensiver angegangen wird. Wir haben schon die nächste Bank eingereicht. JS: Die »Radlbank«. Es soll diesmal ein »Radlgarten« werden. LF: Mit Radabstellplätzen, Bank und Garten. Der »Gelbe Garten« wird eventuell von jemand anderem weiterverwendet, da gab’s einige Anfragen. Wir haben auch die Pläne, die wir selber gezeichnet haben, freigegeben. Jeder kann das gerne nachbauen. InteressentInnen können sich bei uns melden! Die »Gelbe Bank« wurde im Sommer gut angenommen?
JS: Ja, auf jeden Fall – es haben sich zum Teil ganze Trauben von Familien oder RaucherInnen draußen hingesetzt. LF: Viele haben sich einfach gefreut, sind reingekommen und haben sich bedankt. Man merkt, dass es sehr gut ankommt und eine positive Reaktion auslöst, wenn etwas Neues passiert und wenn man sich einbringt. JS: Ein bisschen Grün hier in die Straße zu bringen, hat sicher auch gut getan!
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Rückschau
Stadt.Land.Schluss. Welchen »Schluss« soll man nun ziehen aus dieser rundum gelungenen interdisziplinären Konferenz, deren vielversprechende Premiere Anfang Oktober in der Bayerischen Musikakademie in Marktoberdorf im Allgäu eindrucksvoll bewiesen hat, dass durch viele Grassroots-Initiativen etwas gar nicht so Kleines und letztlich auch ganz Großes bewirkt werden kann? Jedenfalls kam heraus, dass Stadt und Land nicht so einfach zu kategorisieren sind, dass das eine das andere bedingt, dass Urbanes im Ländlichen und Regionales im Städtischen möglich sind, dass die Grenzen – glücklicherweise – fließend sind. Und dass ein – bisweilen erfreulich unbürokratisches – Miteinander auf allen Ebenen dazu führt, Ziele zu erreichen. Dass irgendeiner/irgendeine den ersten Schritt tun muss. Im Fall dieser Konferenz war es Designer, Autor und designaustria-Mitglied Andreas Koop, der es zusammen mit seinem Team und mit viel regionaler und kollegialer Unterstützung zuwege gebracht hat, Menschen und Fachbereiche zusammenzuführen, damit sie einander zuhören, miteinander sprechen und voneinander lernen. Als Initiator führte er mit Co-Moderator Alessio Leonardi, Professor für Kommunikationsdesign in Hildesheim, durch das mehr als reichhaltige Programm. Der Frage der Konferenz, ob man »ein besseres Leben gestalten« kann, stellten sich DesignerInnen und ArchitektInnen ebenso wie RegionalpolitikerInnen, WissenschaftlerInnen, RaumplanerInnen und KulturveranstalterInnen. Hier eine Art »Nachlese« mit zahlreichen weiterführenden »Links«… Den Auftakt macht Michael Pelzer, langjähriger Bürgermeister einer oberbayerischen Gemeinde, der mit seinem Vortrag »Was Weyarn kann« die Notwendigkeit und die Früchte von Bürgerbeteiligung vermittelt. Ob bei Schule, Dorfladen, Bücherei, Seniorenhilfe, Straßenbau und Verkehr: Mitreden bedeutet Mitverantwortung und Identifikation. www.weyarn.de Architekt und Autor Florian Aicher, ein Sohn des großen Otl Aicher, aus Rotis/Leutkirch, wurde als »Spezialist für die Provinz« eingeladen. Mit »…aus der Provinz« präsentiert er ein Forschungsprojekt über das Allgäu-Haus und spricht über die Entwicklung ländlicher Gemeinden am Beispiel Krumbachs im Bregenzer Wald sowie über seine Zusammenarbeit mit Architekt Gion A. Caminada in der Schweiz. Im Zentrum von Aichers Interesse steht die Herausbildung neuer dörflicher Strukturen und eines zeitgemäßen vernakularen Idioms, in dem Modernität und Tradition zusammenfinden. www.werkkreis.org
Buchgestalter, Verleger, Theologie und Germanist Thomas Parth aus Innsbruck berichtet »Von Sehnsüchten und Gestaltungen und anderen alpenländischen Verlegenheiten« und geht dabei hart mit Tirols inhaltsleerer und dem Klischee verhafteter Tourismuswerbung in Gericht. Aussagen aus Markenhandbüchern wie »Der Wille zur Besonderheit muss allem Denken und Handeln den Weg weisen« stehen für ihn im krassen Gegensatz zur dörflichen Verkümmerung. www.editiones.com
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1 Architekten Hermann Kaufmann: Pfarrhaus Krumbach 2 Architekturbüro Noichl/Blüml: Modernes Allgäu-Haus
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1 Otl Aicher: »Weihnachten im Gasteiner Tal«
4 Hascher Jehle Architketur/Mitiska Wäger Architekten: Montforthaus Feldkirch
2 Otl Aicher: »Isny/Allgäu – Sommer«
5K aleido: »Streiten – Zum Glück Konflikt?!«, Montforter Zwischentöne,
3 Blechschild und Kronkorken »Zipfer Bier«
Sommerprogramm 2015 6 Cyan: Programm »Vlow! 2014«
Anhand seiner eigenen provinziell geprägten Biografie begibt sich der aus Oberösterreich stammende Kurt Höretzeder, Grafiker, Typograf und Gründer von WEISSRAUM – Forum für visuelle Gestaltung Innsbruck, in »Grafikdesign und Provinz« auf die Spurensuche nach einer ruralen Moderne im Grafikdesign. Seine subjektive visuelle Prägung führt von der von ihm in seiner Jugend als nahezu revolutionär empfundenen Verjüngung des Zipfer-Bier-Logos zu Otl Aichers Corporate Design für das Gasteiner Tal, dem ersten umfassenden touristischen Erscheinungsbild. Höretzeder plädiert für eine »kritische Kreativität« und meint damit eine Angemessenheit, wie sie in Aichers Erscheinungsbild für die Allgäuer Gemeinde Isny zum Ausdruck kommt. www.weissraum.at, www.hoeretzeder-grafik.at Der aus einem Dorf mit dem vielsagenden Namen »Himmelgeist« stammende und heute in Heidelberg lebende Clemens Bellut, Philosoph, Lehrbeauftragter und Buchhändler, räsoniert in »locus communis und u-topos« über Ortschaften des gemeinschaftlichen Handelns. Er warnt vor einer Verallgemeinerung der Begriffe von Stadt und Land, verweist auf die Mehrdimensionalität und Fragmentierung urbaner wie ruraler Strukturen sowie auf heutige nomadische Lebensformen, sei es der freiwillig gewählte oder beruflich bedingte Ortswechsel oder die durch Lebensumstände erzwungene Migration. www.artesliberales.name »Alle Innovation geht von der Peripherie aus«, meint Kurator und Kommunikationsberater Hans-Joachim Gögl. Die von ihm u. a. betreuten Festivals »VLOW!« und »Montafoner Zwischentöne« lassen keinen Zweifel daran. Ihm geht es darum, Präsenz zu erzeugen und wahrzunehmen, den alltäglichen Luxus der einfachen Dinge erfahrbar zu machen und ein Zusammenspiel von Lokalem und Internationalem zu erzeugen. www.goegl.com
Laura Lee, Architektin und Forscherin aus Pittsburgh, widmet sich in ihrem Vortrag »Imaging the Future – Integrated Design Strategies for Stadt and Land« dem Design Thinking, zu dem sie als Konsulentin Non-Profit-Organisationen und Regierungen ermutigen will. Nachhaltigkeit, Transparenz und Vertrauen bilden im Idealfall die Grundpfeiler in auf Leistung und definierten Werten basierenden Entscheidungsprozessen der öffentlichen Hand. Dabei gilt es, alle Stakeholder von Projektbeginn an miteinzubeziehen – mit dem Ziel, zu innovativen und visionären Ergebnissen zu gelangen, unter der Devise: Entschlossenheit, Zusammenarbeit, Vielfalt und Qualität. Gerade Design ist prädestiniert für Reformen des öffentlichen Sektors. www.thinkers.sa.gov.au/lib/pdf/LLreport.pdf Imker Christian Sedlmaier aus Bindingen spricht in »Inspiration von den Bienen« von Schwarmintelligenz und Aufgabenteilung, von den Informations- und Kommunikationssystemen eines Bienenvolks, und stellt die Frage, wie viel Individualität für ein Zusammen(über)leben möglich ist. Erstaunlich: Auch bei den Bienen gibt es den Mainstream und Einzelgänger, Vorreiter und Mitmacher. Im Zusammenspiel sind sie Garanten für das Funktionieren des Systems. Fazit: Mehr Gemeinschaft engt die Individualität nicht ein. www.allgaeubiene.de
Bienen mit Königin
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2 1 Arno Ritter, Christian Mariacher: Cover »Vermessungen«
3 Lechweg
2S tudio 3, Fakultät Architektur, Uni Innsbruck: Kunst- und Architekturschule
4 Andreas Koop: Logo, Wegweiser, Wandermobiliar und Produktlinie »Lechweg«
bilding, Außenansicht und Innenansicht
Der von Wien nach Tirol »ausgewanderte« Historiker und Architekturtheoretiker Arno Ritter, Geschäftsführer von aut – architektur und tirol, stellt in seinem Vortrag das gemeinsam mit Christian Mariacher herausgegebene Buch »Vermessungen – Tirol auf der statistischen Couch« vor, in dem Zahlen und deren Visualisierung Bände sprechen: auch von Abwanderung, der Verödung von Orten, vom Machtfaktor Tourismus und damit verbundenen Umweltschäden. Hoffnung machen da gemeinsam mit Studierenden realisierte Projekte wie jenes der Kunst- und Architekturschule bilding, an der LehrerInnen, ArchitektInnen und DesignerInnen ohne Honorar unterrichten. Ritter setzt auf die Gestaltung der Umwelt durch Architekturdesign und eine Ökonomie des Gemeinwohls. www.aut.cc, www.bilding.at Brigitte Hartwig aus Dessau ist Kommunikationsdesignerin und Professorin an der Hochschule Anhalt. In »Stadt als Campus« erzählt sie von neuen Bildungsmodellen, die eine Zusammenführung von Stadt und Universität zum Ziel haben. In ihrer Funktion als Initiatorin des Projekts »VorOrt«, aus dem ein Laden, Workshops, eine mobile Küche und vieles mehr hervorgegangen sind, berichtet sie über die Ergebnisse eines Forschungssemesters mit Folgen: die Stadt als Living Lab. www.design.hs-anhalt.de/menschen/lehrende/show/8vorortdessau.de
Regionalmanager Günter Salcher aus Reutte stellt mit »Der Lechweg – ein Weitwanderweg auf anderen Wegen« ein grenzüberschreitendes Projekt vor, das er unter Begleitung von Designer Andreas Koop nun schon seit geraumer Zeit betreut. Mit dem Ziel, einer tourismusschwachen Region neue Impulse zu geben, hat er sich für »naturnahen Qualitätstourismus« entschieden. Entlang des 125 Kilometer langen Flusses verläuft ein Quality Trail, der durch ein klares Konzept, ein eigenes Branding samt Wandermobiliar, Partnerbetriebe und eine eigene Produktlinie unterstützt wird. www.lechweg.com Kein Halten mehr ist, als der in Berlin lebende Kommunikationsdesigner und Typograf Alessio Leonardi für einen kurzfristig verhinderten Redner einspringt und unter dem einigermaßen irreführenden Titel »Die Natur, unser Feind« dem Publikum auf höchst vergnügliche (und für einen Italiener nahezu blasphemische) Weise die »wahre Geschichte des Schreibens« nahebringt. Der Vortrag basiert auf seinem Buch »From the Cow to the Typewriter – The True History of Writing«. www.alessio.de
Hochschule Anhalt: Projekt »VorOrt Laden«
Alessio Leonardi: »From the Cow to the Typewriter – The True History of Writing«
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2 1 Pont des Arts, Paris
3 Ruedi Baur: Plakat und Ausstellung: »Les Passagers du Grand Paris Express«
2 MuseumsQuartier, Wien
4 Ruedi Baur: Orientierungssystem »Flughafen Köln Bonn«
Ganz seriös geht es dann weiter mit Designer Markus Hanzer, dem neuen Studiengangleiter des Fachbereichs InterMedia der FH Vorarlberg in Dornbirn und Vorstandsmitglied von designaustria. In »Urbanicons« stellt er die Frage, was Gestaltung zur Lebensqualität des urbanen Raums beitragen kann. Warum werden manche gestalterischen Interventionen im öffentlichen Raum von der Bevölkerung begeistert aufgenommen und andere mit Ignoranz und Vandalismus bestraft? Anhand zahlreicher Beispiele präsentiert er gelungene und misslungene Ausprägungen aktueller Raumgestaltung und -nutzung. www.hanzer.at, www.fhv.at Zum Ausklang spielt Ruedi Baur, Designer und Professor für Kommunikationsdesign in Paris und Zürich, in »Stadtratte oder Feldratte« gekonnt auf der Klaviatur von Farben und Formen und präsentiert Erscheinungsbilder, Piktogramme und Leitsysteme, die für ländliche und städtische Lebensräume sowie für Übergangszonen entstanden sind. www.irb-paris.eu, www.ruedi-baur.eu
Nicht dass es bei dieser Fülle an spannenden Informationen eine Auflockerung gebraucht hätte. Es gab sie dennoch am Tag 2 in Form einer packenden Pecha-Kucha-Präsentation: einer Flut von Bildern und Gesprochenem zu unterschiedlichsten Regionalprojekten in 12 x 400 Sekunden. Thomas Moser aus Linz atmet »Landluft« in einem seit 1999 bestehenden Verein zur Förderung von Baukultur in ländlichen Räumen – www.landluft.at; Nina Hofer aus Dornbirn beschreitet mit »Glück, Glück!«, einem Magazin über Menschen in Vorarlberg, bessere Wege – www.ninahofer.com, glueckglueck.com; German Penzholz aus Marktoberdorf ist Inklusions- und Bildungskoordinator im Landratsamt Ostallgäu und baut ganz auf die »Partizipation« von Jung und Alt – www.ostallgaeu.de; Simon Wenglein vom Vorarlberger Energieinstitut in Dornbirn zeigt Möglichkeiten zu mehr Energieautonomie auf – www.probieramol.at; Michael Schmölz aus Freising beschäftigt sich in seinem an der TU München gestarteten Projekt »Gebrauchsallgäu« mit der Gestaltung und Weiterentwicklung von Kulturlandschaft – www.lareg. wzw.tum.de; Max Zitzelsberger vom Studio für Architektur in München/Kneiting baut auf »Ländliche Architektur – Dorfstrukturen und Nachbarschaftsprojekte« und ist überzeugt: »Gebautes berührt, Hingebautes nicht.« – www.claudiaundmax.de; Maya Kleber von der Artdesign in Feldkirch macht Lust auf das »Feldhotel« und das »Feldhotel 2.0 auf Reisen« – www.feldkirch.at; Nicola Reiter aus München präsentiert mit »Positio« und »Firn« zwei besondere Buchprojekte, die zum einen mit Erinnerungen und Fundzetteln spielen und zum anderen das Landleben in seiner extremsten Form zum Inhalt haben – www.nicola-reiter.de; Architekt Robert Pfurtscheller aus Neustift/Tirol erzählt in »Vorgefundene Strukturen« von einem unüblichen Bauprojekt – der Verpflanzung eines Feldhäusls und dessen Verwandlung in ein Wohnhaus – www.madritschpurtscheller.at; Christina Steiniger vom büro
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1 Pecha Kucha: Die TeilnehmerInnen
7 Robert Pfurtscheller: verpflanztes Feldhäusl
2 Simon Moser: »Ort schafft Ort – Ein Film von Robert Schabus« für Landlust
8 Nicola Reiter: »Firn« und »Positio«
3 Nina Hofer: »Glück, Glück!«
9 Christina Steiniger/nonconform: »Roter Teppich für Zeillern«
4 Simon Wenglein: www.probieramoi.at
10 Florian Oberforcher: »Michls Knie«
5 Michael Schmölz: »Gebräuchsallgäu«
11 Sybille Maag: »Paradiesgarten«
6 Max Zitzelsberger: ländliche Architektur
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DA Inside
Österreichische Sonderbriefmarke Design
nonconform in Wien erlebt ihren Arbeitsplatz als Ideenwerkstatt, die vor Ort zur Tat schreitet – www.nonconform.at; Florian Oberforcher aus Bregenz gestaltet Erlebnisse und Veranstaltungen und hat mit »Michls Knie« – der Name spricht für die Lage – für seine eigene Wohngegend ein funktionierendes Nachbarschaftsprojekt entwickelt – www.michls-knie.at, www.inszemo.at; und Designerin Sybille Maag aus Lechbruck hat mit dem »Paradiesgarten« eine UNESCO-Auszeichnung gewonnen und ihre Erfahrungen in dem Buch »Gärtnern für die Seele« festgehalten – www.paradiesgarten.eu, www.maagdesign.de. Eingebettet war all das nicht nur in regionale kulinarische Köstlichkeiten wie Allgäuer Kässpatzen bei einem abendlichen Schwedenfeuer im Hof der Musikakademie und einem opulenten Käsebuffet zum Abschluss, sondern auch in Live-Klangerlebnisse wie der zeitgenössischen Volksmusik von Kofelgschroa, dem von New Orleans inspirierten Jazz der Brass Band Magnetic Ear und den satten Tönen eines durchwegs weiblich besetzten Alphorntrios. Schluss ist jedenfalls nicht mit Stadt und Land: 2017 gibt’s eine Fortsetzung! www.stadt-land-schluss.eu (Brigitte Willinger)
Design definiert die Schnittstelle zwischen Kreativität und Innovation und entscheidet damit nicht nur über die Gestaltung von Produkten und Dienstleistungen, sondern auch über deren wirtschaftlichen Erfolg und deren Wettbewerbsfähigkeit. Damit geht es längst nicht mehr nur um ein äußeres Erscheinungsbild, sondern um Relevanz und einen optimalen Beitrag zur Entwicklung und Positionierung von Marken. Gutes Design ist somit ein Instrument zur strategischen Gestaltung des Marktauftritts ebenso wie ein Botschafter von Qualität und Produktinnovation. Ein Paradebeispiel für einen österreichischen Produktgestalter, der sich diesen Prämissen verschrieben hat, war Gerhard Heufler (1944–2013), der seit 1975 als freiberuflicher Industriedesigner in Graz tätig war. 1995 gründete er gemeinsam mit Gerald Kiska den Studiengang Industrial Design an der FH Joanneum, den er bis zu seinem Tod leitete und der 2006 vom US-Magazin »Business Week« unter die 60 besten Designschulen in Europa, Asien und Nordamerika gereiht wurde. Heufler erhielt als einer der erfolgreichsten österreichischen Industriedesigner sechs Staatspreise, darunter für das Minensuchgerät »Mimid Mine Detector« (1997) und den unbemannten Hubschrauber »Camcopter® S-100« (2005) für Schiebel, die beide auch in der ständigen Designsammlung des Museum of Modern Art in New York vertreten sind. Weiters wurde er 2005 in den USA mit dem Industrial Design Excellence Award in Gold ausgezeichnet. Seine Designbücher, darunter »Design-Basics. Von der Idee zum Produkt«, sind auf Deutsch, Englisch und Chinesisch erschienen. Dem mit Messgeräten, Kameras und anderen Instrumenten bestückten »Camcopter® S-100« hat die Österreichische Post AG nun eine Sonderbriefmarke gewidmet, die in Kooperation mit designaustria umgesetzt wurde (Design: Robert Sabolovic). Der unbemannte Hubschrauber ist bis zu zehn Stunden im Einsatz und ermöglicht risikolose Ferndiagnosen. Die eigenständige Formensprache hebt ihn klar von Konkurrenzprodukten ab. Seine organische Grundform in Kombination mit geometrischen Horizontal- und Vertikalstabilisatoren bringt Geschwindigkeit, Zuverlässigkeit und Präzision zum Ausdruck. Das für den zivilen und kommerziellen Bereich einsatzfähige Fluggerät zeichnet sich durch exzellente Aerodynamik, niedrigen Energieverbrauch, geringes Eigengewicht und Langlebigkeit aus. Sein Produzent Schiebel steht seit rund einem halben Jahrhundert für Kompetenz, Innovation und erstklassige, international erfolgreiche High-Tech-Produkte. Ständige Weiterentwicklung und technisches Know-how garantieren beste Qualität auf höchstem Niveau, verbinden Technologie mit Design. In einem hochmodernen Werk in unmittelbarer Nähe zum öffentlichen Flugfeld in Wiener Neustadt widmet man sich der laufenden
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Perfektionierung der Produkte, um den individuellen Wünschen und vielfältigen Anforderungen der Kunden möglichst umfassend zu entsprechen. Mit ihrer Design-Briefmarke befindet sich die Österreichische Post in guter Gesellschaft: Die USA und Deutschland zählen u.a. zu jenen Ländern, die ihr Designschaffen bereits auf Postwertzeichen würdigen. Eine der ersten Sondermarken zum Thema Design überhaupt kam übrigens von der Post Israels, die 1989 anlässlich eines internationalen Kongresses eine – in diesem Fall dem Grafikdesign gewidmete – Marke herausbrachte.
wie schon im letzten Jahr wurde für das Publikum auch live gezeichnet. Am Zeichentisch konnten sich BesucherInnen einen Klecks aussuchen, aus dem dann eine Weihnachtskarte mit Signatur und Widmung entstand. Auf einer öffentlichen Schreibund Zeichenwand hatten alle die Möglichkeit, ihre persönlichen Weihnachtswünsche aufzuschreiben und aufzuzeichnen. Am 13. November wurde im Rahmen der Buch Wien auch der Gewinner des von designaustria ausgeschriebenen RomulusCandea-Preises für das beste unveröffentlichte Kinderbuch bekannt gegeben (siehe auch unter »Erfolge«). Der Preisverleihung angeschlossen war eine Würdigung des Namensgebers des Wettbewerbs: Romulus Candea (1922–2015), Erfinder der legendären »Stanisläuse«, ist im März 2015 verstorben. www.illustria-kinderbuch.at, www.buchwien.at
(Prof. Severin Filek)
TTIP Poster
illustria auf der Buch Wien 2015 Die KinderbuchillustratorInnen der designaustria-Community illustria waren von 12 bis 15. November 2015 wieder mit eigenem Stand auf der Buch Wien vertreten und stimmten BesucherInnen aller Altersgruppen auf Weihnachten ein. Die Ausstellung »Winterzeit–Weihnachtszeit« präsentierte Werken von renommierten in Österreich tätigen IllustratorInnen wie Lisbeth Zwerger, Helga Bansch, Linda Wolfsgruber, Winfried Opgenoorth, Susanne Riha, Raoul Krischanitz u. a. Am Stand selbst wurde »Das andere Weihnachten« fernab von Romantik und Konsum thematisiert: Weihnachten im Krieg, auf der Flucht oder im Krankenhaus. Dazu lag eine Auswahl anspruchsvoller Kinderbücher auf. Und
Mit Hilfe von Plakaten verleiht Grafikdesign politischen Ideen seit jeher eine starke Stimme abseits von kommerziellen Interessen. Ein gutes Plakat kann Menschen für einige Sekunden ganz in seinen Bann ziehen. Trotz der schwindenden Relevanz der Printmedien können Plakate immer noch einen sichtbaren Beitrag zum öffentlichen Diskurs leisten. Sie sprechen Emotionen gleichermaßen an wie den Verstand und schaffen es, komplexe Inhalte in klare Aussagen und eindeutige Zeichen zu verpacken. Der Plakatwettbewerb »Graphics Go Politics« nach einer Idee von Mitglied Michael Nouri wird in Kooperation mit designaustria durchgeführt. Das momentan zwischen Europa und den USA verhandelte Freihandelsabkommen ist mehr als umstritten. Die Aktion will die Tradition des politischen Plakats wieder aufleben lassen und die Konsequenzen des Abkommens sichtbar machen. GrafikdesignerInnen und KünstlerInnen waren aufgerufen, bis Ende November 2015 visuell und plakativ zum aktuellen Diskurs Stellung zu nehmen. Die Ergebnisse werden im Frühjahr 2016 in einer Ausstellung und einer Publikation öffentlich präsentiert. www.ttip-poster.eu
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DA-Studioporträt
Julia Althaus, Nadine Koop mit Mika, Andrea Sigg, Vanessa Zeller und Andreas Koop mit Luca (von li nach re)
designgruppe koop: Gestalten – wörtlich genommen Natürlich kommt am Ende schon immer so etwas wie Design heraus, etwas Gestaltetes, bestenfalls in außergewöhnlicher Konzeption und ausgezeichneter Form. Doch mehr und mehr geht es bei der designgruppe koop vor allem darum, »Design« als Mittel, Medium und Methode anzuwenden – um Nutzen zu schaffen und Sinn zu stiften. Das kann über eine intelligente Unternehmenskommunikation freilich auch ein »quantitatives Mehr« sein, nicht aber, ohne auch ein »qualitatives Mehr« zu erreichen. Oder aber ein Kongress, wie vor Kurzem »Stadt.Land. Schluss.« (siehe dazu den Nachbericht in dieser Ausgabe). Gestaltung kann und soll verändern: Haltungen, Ansprüche, Möglichkeiten, Potenziale, Chancen – und das im besten Fall auf eine Weise, die langfristig tragfähig ist, eben weil sie ökonomische, soziale und ökologische Aspekte nicht als Widerspruch sieht, sondern als eigentliches Ziel. Andreas Koop ist deshalb davon überzeugt, dass Design immer auch politisch ist. Die designgruppe koop aus Rückholz – einem kleinen Dorf im Allgäu – ist zwar in Deutschland zu Hause, blickt aber zumindest jeden Tag auf die Tiroler Berge! Das naheliegende liegt hier tatsächlich nahe: viele Freunde, Kontakte und auch Kunden in Österreich. Für die entstehen klassisch Corporate Designs, Kommunikationsdesign in Print und Online sowie szenografische und signaletische Projekte, mitunter auch das eine oder andere Packaging Design. Was vielleicht etwas »unspezifisch« klingt, hat durchaus Vorsätzliches: Das Büro versteht sich als Generalist – in einem humanistischen Sinn und mit einer ebensolchen Haltung. Anstatt sich zu spezialisieren, sieht Andreas Koop,
der sich »nebenbei« als Autor, Kolumnist und Designforscher engagiert,* gerade im Disziplinen übergreifenden Arbeiten große Chancen. Das Ganze immer im Blick zu haben, ist für ihn elementar. Diese Haltung prägte beispielsweise auch das Projekt »Von der inatura zum Marktplatz und zurück« für die Stadt Dornbirn, das mit dem VLOW-Award 2014 und einem »Silver« beim IIID-Award ausgezeichnet wurde. Mehr über die Arbeiten, aber auch über die Philosophie des Studios und weitere Projekte auf: www.designgruppe-koop.de www.koop-andreas.de www.stadt-land-schluss.eu * Anm. d. Red.: Er ist auch Initiator, Autor und Gestalter in Personalunion der von designaustria herausgegebenen Reihe »|design|er|leben|«.
1 Corporate Design Erich-Kästner-Schule 2 »Werkbuch« Schreinerei Freudig 3 »Raiffeisenbank Reutte« (Geschäftsbericht 2009) 4 »Kneipp erleben«, Füssen 5 Mahnmal KZ-Außenstelle Fischen im Allgäu 6 Moor-Erlebnispfad Pfronten 7 Orientierungssystem Universität der Bundeswehr
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Raimund Mair (1940–2015) Geboren wurde Raimund Mair 1940 in Innsbruck, gelebt hat er aber die meiste Zeit in Wien. Nach der Schule besuchte er die Fachklasse für Werbe- und Gebrauchsgrafik der Bundesgewerbeschule in Linz – und wollte danach wieder zurück nach Tirol. Deshalb nahm er zunächst ein Angebot des Kitzbüheler Fremdenverkehrsdirektors gerne an, entschloss sich aber dann doch, weiterzustudieren. Er wurde an der Akademie der bildenden Künste in Wien aufgenommen, von wo er auf die »Angewandte« in die Meisterklasse für Grafik wechselte. In der Stadt traf er auf viele »Landsleute« – schließlich gab es in Wien eine große »Tiroler Kolonie«. Dort lernte er auch seinen späteren Partner Herwig Laggner kennen. Nach dem erfolgreichen Abschluss 1968 wurde Mair erst einmal Werbeleiter bei einem großen Salzburger Textilhaus. Dort traf er auf den Grafiker Hermann Meisert und wurde kurz darauf dessen Juniorpartner in Wien, wo faszinierende Aufgaben auf ihn warteten, die ihn bis in die Vereinigten Staaten führen sollten. Im Jahr 1971 entstand dann das mit Laggner geführte Pink House Studio in Wien. Dessen ersten Aufträge prägten die weitere Entwicklung: Es wurden zahlreiche Ausstellungen in verschiedenen Ländern gestaltet und teilweise auch bis zum Aufbau begleitet. Viele davon waren in, die meisten aber für Wien. Zu den wichtigsten Projekten zählen die Ausstellungen »Arnold Schönberg« (zum 100. Geburtstag), »1000 Jahre Österreich« im Park von Schloss Schönbrunn oder die »Europa-Ausstellung« (eine Wanderausstellung) für den Tourismusverband Wien. Es entstanden aber auch zahlreiche Signets, Plakate und Broschüren. Ende der 1980er-Jahre war das Büro von Mair und Laggner eines der ersten, das mit Computern experimentierte und diese schon recht schnell in den Alltag integrierte – verbunden mit enormen Investitionen. Ihre Arbeiten aus dieser Zeit sind auch aus diesem Grund interessante Beispiele für den Einfluss neuer Techniken. Nebenbei unterrichtete Raimund Mair einige Jahre an der Technischen Universität das Fach Ausstellungsbau. 2009 verkauften die beiden Gründer schließlich ihr Pink House Studio. Raimund Mair, der sich schon immer sehr für Kultur interessierte, lebte mit seiner Frau in Zeiselmauer, am »Donaulimes«, wo er unter anderem auch ehrenamtlich tätig war und seinen leider nur kurzen Ruhestand genoss. (Andreas Koop)
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1 Pink House Studio: Plakat »Arnold Schönberg«, 1974 2 Pink House Studio: Plakat »Westendorf, Tirol «, 1981 3 Pink House Studio: Plakat »Johann Strauss«, 1975 4 Pink House Studio: Plakat »Tagebuch der Straße«, 1981
Zu Raimund Mairs und Herwig Laggners Pink House Studio ist der von Andreas Koop verfasste Band 10 der von designaustria herausgegebenen Buchreihe »|design|er|leben|« mit dem Untertitel »Von Wien in die Welt« erschienen.
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Walter Rauchberger (1931–2015) Neben Sport und Musik – der in Wiener Neustadt geborene und in Mödling aufgewachsene Walter Rauchberger lernte schon als Kind Violine, war später viele Jahre Mitglied des Streichquartetts des Wiener Konservatoriums und mehrfacher akademischer Meister im Schwimmen – gehörte das Zeichnen von Anfang an zu den großen Leidenschaften des künftigen Grafikdesigners und Künstlers. Sein Talent wurde früh erkannt. Ab 1950 studierte er an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien unter Paul Kirnig und Kurt Schwarz; seine Ausbildung schloss er 1954 erfolgreich ab. Schon damals machte er bei einem Wettbewerb für Jeunnesse auf sich aufmerksam, und auch später gewann er zahlreiche Preise, darunter für seine Plakate und Arbeiten für Sporttoto, Knorr, das Volkstheater in den Außenbezirken und Kurse der Arbeiterkammer. Nachdem er in diversen Ateliers Erfahrung gesammelt hatte, ließ er sich 1959 als selbständiger Gebrauchsgrafiker nieder. Seine Tätigkeit als Gestalter der Auslandsmessen der Bundeswirtschaftskammer führte ihn durch ganz Europa und bis nach Kanada und Japan und legte den Grundstein für spätere ausgedehnte Reisen. Zu seinen Kunden zählten zudem große Firmen wie Semperit, Philips, AEG und diverse Lackfabriken. 1970 engagierte ihn ein großer Versicherungskonzern als Werbeleiter, als der er bis 1990 die gesamte Werbekoordination des Unternehmens verantwortete. Doch schon vor seiner Pensionierung, Mitte der 1980er-Jahre, besann er sich wieder auf die rein künstlerische Tätigkeit und zeichnete und malte in der Natur. Mit der Kamera ausgerüstet, bereiste er Afrika, Nord- und Südamerika und Indonesien, um Inspirationen zu sammeln. Fotoapparat und Skizzenblock hatte er auch auf seinen Berg- und Skitouren in den Alpen immer dabei. Er bestieg zwölf Viertausender und bezwang den Mount Kenya und den Kilimandscharo. Seine tiefe Naturverbundenheit spiegelt sich in seinen künstlerischen Werken wider. Neben Zeichnungen, Aquarellen und Lithografien entstanden auch Glas- und Spiegelätzungen sowie Arbeiten in Keramik, die er in mehreren Ausstellungen präsentierte.
1 Walter Rauchberger: Plakat »Ihre Sonnenbrille vom Optiker« 2 Walter Rauchberger: Plakat »Volkstheater in den Außenbezirken« für die AK Wien 3 Walter Rauchberger: Sujet »Musikalische Jugend« 4 Walter Rauchberger: Plakat »Knorr Haferflocken«
(Brigitte Willinger)
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Volker Weglehner (1965–2015) Volker Weglehner, der sich ursprünglich zum Betriebswirt ausbilden ließ, war ein leidenschaftlicher Kämpfer für Qualität im Grafikdesign. Er hat immer nach dem Außergewöhnlichen gesucht, sich in die gestellten Aufgaben vertieft und diese oft auch kritisch durchleuchtet – im Dienst seiner Kunden und ohne dabei jemals die Haftung zum Boden zu verlieren. Als Creative Director hat er eine stabile Grundfeste für die von ihm 1989 in seiner Heimatstadt Freising gegründete Agentur Media Design – später umbenannt in :wanted Werbeagentur – errichtet, die als Fundament für die weitere Entwicklung dienen wird. Zu den von ihm betreuten Klienten zählte als eines der exklusivsten Möbelhäuser Österreichs das Einrichtungshaus Manzenreiter. Die jüngste Kampagne kommuniziert über eine metaphorische Umsetzung das klassische, hochwertige Design und die außergewöhnliche Qualität der Möbel sowie die Einzigartigkeit des Hauses und sorgt darüber hinaus für eine intensive Differenzierung zu Print-Produkten der österreichischen Möbelbranche. Die intensive Zusammenarbeit mit behinderten Menschen erfordert wiederum ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen, wie es im Jahresbericht der Diakonie zum Ausdruck kommt. Besonders die Fotografie stellt eine große Herausforderung dar. Aber auch das Layout und die Texte verlangen jede Menge Fingerspitzengefühl, denn beides muss Zeitgeist und Fortschrittlichkeit vermitteln, ohne dabei »gestylt« oder werbelastig zu wirken. Die Kraft für sein konsequentes Schaffen hat Volker Weglehner nicht nur aus dem Erfolg seiner Arbeit gezogen, sondern ganz besonders aus dem eigentlichen Mittelpunkt seines Lebens: seiner Familie. (Gunther Heimel)
1 Volker Weglehner: Inserat-Kampagne für Manzenreiter 2 Volker Weglehner: Jahresbericht Diakoniewerk
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1 Typejockeys: Schriftfamilie »Ingeborg« 2 Typejockeys: Anwendungen von »Ingeborg«
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Man kann Ingeborg von Typejockeys fast schon als einen Klassiker österreichischer Schriftkultur bezeichnen. Die Familie besteht aus insgesamt neun von Michael Hochleitner gestalteten Schnitten, die die Spannweite Text bis Display abdecken. Damit steht mit nur einer Schriftfamilie eine Vielzahl an perfekt harmonierenden typografischen Kombinationen zur Verfügung. Die Schrift gehört zur Kategorie der klassizistischen Antiquas. Im Gegensatz zu ihren gesetzteren Kollegen ist »Ingeborg« jedoch durch offene Formen und weniger Kontrast auf optimale Lesbarkeit getrimmt. Während die Textvarianten für den Einsatz im Mengentext hervorragend geeignet sind, werden DisplaySchnitte bei gezielter Anwendung zu einem regelrechten Eyecatcher. Ligaturen und spannende kontextbedingte Alternativen gehören zu den zahlreichen OpenType-Features. Mehrere Zahlenformate, echte Brüche, hoch- und tiefgestellte Ziffern, echte Kapitälchen und sogar eine Unicase-Variante machen die Schrift
3 Dvorak trifft Schwab: Anzeigen »Joseph Brot« 4 Dvorak trifft Schwab: Website für »Joseph Brot«
noch umfangreicher. In der Italic treiben schwungvolle Versionen der Versalien – sogenannte Swash Caps – jedem Typografen Freudentränen ins Gesicht. Eine Auszeichnung vom Type Directors Club New York und der Einsatz in zahlreichen Magazinen, Büchern und Corporate Designs internationaler Firmen unterstreichen die Qualität und Vielseitigkeit von »Ingeborg«. www.typejockeys.at Mit Laib und Seele: Nachdem Josef Weghaupt die erfolglose Suche nach dem perfekten Brot aufgegeben hatte, entschloss er sich kurzerhand, selbst eine Bäckerei zu gründen. Doch nicht nur das Produkt sollte überzeugen. Auch in punkto Design sollten neue Maßstäbe gesetzt werden. Mit Martin Dvorak von der Kreativagentur Dvorak trifft Schwab hat er den Designer gefunden, der die nach traditionellen Methoden hergestellten Produkte – doppelt gebacken, aus besten österreichischen
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Perndl+Co: Plakate für die Oper Graz
Biozutaten gefertigt und von Hand verarbeitet – in den Mittelpunkt zu rücken wusste, flankiert von den von Texter Florian Schwab ersonnenen charmanten und humorvollen Sprüchen oder kleinen Geschichten. Alles in allem ein ganzheitliches Konzept, das allen Sinnen Freude bereiten soll. Der Gesamtauftritt von Joseph Brot wurde mit der Eröffnung neuer Filialen vereinheitlicht und einem leichten Facelifting unterzogen. Im Design wurde das reine Weiß durch einen warmen Nude-Farbton auf eine neue Ebene gehoben, begleitet von einem neuen Fotostil (Marcel Köhler, Cathrine Stukhard). Standen bisher ausschließlich die Produkte im Vordergrund, haben nun auch Menschen Einzug in die Kommunikationswelt des Unternehmens gehalten. Dafür wurden die Mitarbeiter wie bei einem Modeshooting in Szene gesetzt. Für alle Standorte wurde eine neue Website gelauncht (Programmierung: Florian Bauer), die in Design und Funktion an die Webauftritte bekannter Mode- oder Designmagazine oder Museen angelehnt ist. www.dvoraktrifftschwab.at, www.joseph.co.at Die Oper ist ein Ort der großen Emotionen, der starken Bilder, der überwältigenden akustischen Eindrücken – Oper ist immer groß. Und was der Oper die Musik ist, das ist der visuellen Gestaltung die Farbe. Mit großflächigem Farbauftrag haben die Designerinnen Regula Widmer (Kreativdirketion) und Hanna Bischof (Artdirektion) von Perndl+Co auf den Plakaten der
Brainds: Kommunikationskonzept »Mehr als ein Bahnhof«
Oper Graz die Geschichte des jeweiligen Stücks herausgearbeitet und auf den Punkt gebracht. Mit den Großplakaten zeigt das Haus eine neue Präsenz in der Stadt. Im Kontrast zwischen Schwarz-Weiß-Fotografie (Wolf Silveri) und Farbe bekommt die Fantasie größtmöglichen Spielraum. www.perndl.at, www.oper-graz.com Der Ende 2014 eröffnete neue Wiener Hauptbahnhof ist eines der bedeutendsten Infrastrukturprojekte der ÖBB und – mit dem parallel stattfindenden Stadtentwicklungsprojekt – ein Schlüsselprojekt der Stadt Wien. Im Vorfeld seiner Inbetriebnahme konzipierte Brainds – Österreichs erfahrene BrandingAgentur – gemeinsam mit der ÖBB-Projektkommunikation ein zweistufiges, eine Vielfalt an Aktivitäten umfassendes Kommunikationskonzept. Mit dem Ziel, die Bekanntheit des neuen Hauptbahnhofs und seine Bedeutung als europäischer Verkehrsknotenpunkt zu stärken und in den Köpfen der Bevölkerung a priori positiv zu verankern: als Bahnhof, der »mehr« ist »als ein Bahnhof«, nämlich auch ein »Hauptlebenshof«, »Hauptreisehof«, »Hauptgasthof« und vieles mehr. Mit dem Claim »Mehr als ein Bahnhof« ging das Mega-Projekt bereits Monate vor der Fertigstellung auf die Menschen zu und erzählte ihnen Geschichten über das, was sie erwarten durften: klare Botschaften, klare Ziele – dargestellt in einer signalwirksamen, leicht fassbaren visuellen Sprache. www.brainds.com, www.oebb.at
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Ausstellungen
Simple – Die neue Einfachheit Diese Ausstellung der österreichischen Designforen präsentiert Möbel und Objekte des Alltags aus Europa, die beispielhaft für die »neue Einfachheit der Dinge« stehen. Vom 16. Dezember 2015 (Eröffnung: 15. Dezember) bis 14. Februar 2016 ist die von Nofrontiere Design (Alexander Szadeczky, Alexander Egger) und dem designforum Vorarlberg (Isabella Natter-Spets) kuratierte Schau im designforum Wien zu sehen. »Eigentlich ganz simpel!« sagen wir, wenn ein Objekt uns einfach vorkommt, dabei aber gut durchdacht und interessant gestaltet ist. Diesen Objekten ist es oft nicht anzusehen, wie viele Versuche, Überarbeitungen und Detailwissen nötig waren, um sie so schlicht und stimmig halten zu können. Sieht man Design als Spiegel gesellschaftlicher Gegebenheiten, kann man die neue Einfachheit der Dinge als Ausdruck der menschlichen Suche nach Klarheit und Angemessenheit lesen beziehungsweise als Gegenreaktion auf die allgegenwärtige Komplexität, Überhöhung und Widersprüchlichkeit. Gezeigt werden 68 Objekte, die aufgrund der Einfachheit der Idee oder Form, der einfachen, aber neu eingesetzten Materialien, einfacher technischer Lösungen oder Verarbeitungstechniken, einfacher Systeme oder der Einfachheit durch Nutzung von Readymades ausgewählt wurden. Die Ausstellungsobjekte stammen fast alle aus Europa und entstanden zumeist in den letzten zehn Jahren. Charakteristisch sind die bewusste formale Vereinfachung, eine starke Zweckorientierung, die Verwendung hochwertiger Materialien und die perfekte Verarbeitung, die eher in einer handwerklichen Tradition als im Hightech oder Massenproduktionsdenken liegt. Die Poesie der neuen Einfachheit steckt in den alltäglichen Dingen, in der Perfektion im Detail, oft auch in einem Augenzwinkern und einer guten Prise Humor oder Charme. Die bewusste Klarheit und sachliche, aber dennoch emotionale Ausdrucksweise der simplen Dinge kann auch als hochpolitisch, gesellschaftsund konsumkritisch gelesen werden. www.designforum.at
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Die schönsten Bücher Österreichs 2015 Der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels veranstaltet seit über 60 Jahren den Wettbewerb der schönsten Bücher Österreichs. Ziel ist es, Bücher für ihre gestalterische und herstellerische Qualität auszuzeichnen, um diesen wichtigen Teil der Buchkonzeption und -produktion an die Öffentlichkeit zu bringen. Eine Fachjury wählt alljährlich aus über 200 Einreichungen die 15 schönsten aus. Das Bundeskanzleramt würdigt daraus drei Titel mit einem mit je 3.000 Euro dotierten Staatspreis. Die Ausstellung im designforum Wien zeigt praktisch im Anschluss an die Verleihung – von 27. Februar (Eröffnung: 26. Februar) bis 13. März 2016 – die für das Jahr 2015 ausgezeichneten Bücher und stellt Bezüge zwischen den verschiedenen Aspekten der österreichischen Buchgestaltung her: von konzeptionell durchdeklinierten Kunstbüchern über feinsinnig durchdachte Kinderbücher bis hin zu rundum gelungenen Literatur- und Wissenschaftsbänden. Blättern Sie mit uns durch die schönsten Seiten Österreichs! www.designforum.at, www.schoenstebuecher.at
Das designforum Wien ist am 24., 25. und 26. Dezember 2015 geschlossen und wünscht seinen BesucherInnen frohe Weihnachten!
1 Leif Jørgensen (Dragør): Garderobe »Loop Stand« für Hay 2M artin Breuer Bono (Graz): Bücherstellage »Buchheimer« für Nils Holger
Moormann 3 Oskar Strnad (Wien/Bad Aussee): »Strnad Dosen« für J. & L. Lobmeyr 4 Jan Kochanski (Warschau): »Sweeper and Dustpan« für Menu
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1 Josef Frank: Sekretär, um 1930 (Haus & Garten) 2 Josef Frank: Textildesign »Teheran« (Svenskt Tenn), 1943–1945
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Josef Frank: Against Design »Man kann alles verwenden, was man verwenden kann«, proklamierte Josef Frank, einer der bedeutendsten Architekten und angewandten Künstler der Moderne, und war mit diesem undogmatischen, demokratischen Gestaltungsansatz seiner Zeit weit voraus. Mehr und mehr gilt Franks Designverständnis, das den Komfort über die Form stellte, als stilbildend. Die Ausstellung »Josef Frank: Against Design« startet im MAK in Wien am 16. Dezember 2015 (Eröffnung: 15. Dezember) und läuft bis 3. April 2016. Sie gibt einen umfassenden Überblick über das vielschichtige Œuvre des Ausnahmegestalters und ist dabei weit mehr als eine Werkschau. Frank war als Designer hochproduktiv, entwarf eine Fülle von Möbeln und Textilien und war vor allem ein maßgeblicher Architekt der Moderne, der sich mit allen – auch sozialpolitischen – Themen des Bauens und Wohnens auseinandersetzte. Er bemühte sich um eine sozial und kulturkritisch motivierte Zweckdienlichkeit, um Wohlbefinden, Wohnlichkeit und stilistische Vielfältigkeit. Der 1885 in Baden bei Wien geborene Frank entstammte einer jüdischen Familie und studierte Architektur an der k. k. Technischen Hochschule in Wien. Der zunehmende Antisemitismus veranlasste ihn schon im Jahr 1933 zur Emigration nach Schweden, wo er 1939 die Staatsbürgerschaft annahm. Während seiner Zeit in Schweden war Frank dem Möbel- und Einrichtungshaus Svenskt Tenn als wichtigster Designer eng verbunden. Von 1939 bis 1947 lebte Frank in den USA, wo er an der renommierten New School of Social Research in New York unterrichtete. Mit seinen vielfach noch heute produzierten Entwürfen für Svenskt Tenn prägte Frank, der 1967 in Stockholm verstarb, das schwedische Design der Nachkriegszeit. Die von Architekt Hermann Czech und MAK-Kustode Sebastian Hackenschmidt kuratierte Ausstellung spannt einen Bogen von Franks architektonischem Werk über seine Interieurs und Möbelentwürfe bis hin zu seinen theoretischen Positionen. Zur Ausstellung erscheint eine umfassende Publikation. www.mak.at
Anlässlich der Ausstellung im MAK ist Svenskt Tenn noch bis 13. Februar 2016 mit einem Verkaufsstandort in der Filiale der Volksbank in der Operngasse 8, 1010 Wien, zu Gast. Im Besitz des schwedischen Einrichtungshauses befinden sich an die 2000 Zeichnungen und 200 Mustervorlagen, die Josef Frank hinterlassen hat. Nach wie vor fertigt Svenskt Tenn zahlreiche Möbel, Lampen und Textilien nach seinen Entwürfen. www.svenskttennwien.com
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3 The Happy Show: Kaugummi-Glücksskala 4 The Happy Show: MAK-Säulenhalle
Stefan Sagmeister: The Happy Show Wer in Stefan Sagmeisters gelb-schwarze Smiley-Welt eintauchen möchte, hat dazu noch bis 28. März 2016 Gelegenheit (siehe auch Ausgabe 3|2015). Bis dahin läuft seine Schau nach Stationen in Nordamerika und Paris im Wiener MAK und lässt Besucher mit multimedialer Unterstützung an der Suche des charismatischen Grafikdesigners nach dem Glück teilhaben. Doch schon in der Säulenhalle warnt ein Hinweis des Ausstellungsmachers: Schrauben Sie Ihre Erwartungen nicht zu hoch! Mehr als zehn Jahre beschäftigte sich der in New York lebende und arbeitende Sagmeister mit dem Glück und der Leichtigkeit des Seins, zum Teil im intensiven Selbstversuch, zum Teil durch die Konsultation wissenschaftlicher Studien, deren Kernaussagen sich in Sagmeister’scher Manier auf die Wände gekritzelt wiederfinden. Aber auch bereits aus Sagmeisters Büchern bekannte Lebensmaximen wie »Mutig zu sein, hat sich für mich immer ausgezahlt« fehlen nicht. Die Ergebnisse seiner Glücksforschung dokumentiert er mittels Videos, Drucken, Infografiken, Skulpturen und Interventionen, die sich durchs ganze Haus ziehen. Die Suche nach dem Glück wird hier zur einer kollektiven Angelegenheit: Man kann Knöpfe drücken, Fahrrad fahren, Glückssymbole zeichnen, Geld spenden, Süßigkeiten naschen oder sich Kaugummis aus dem Automaten holen und damit Auskunft darüber geben, wie glücklich man sich fühlt. www.mak.at
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Erfolge
Staatspreis Design & Sonderpreis DesignConcepts 2015 Am Abend des 23. September 2015 wurden in der Arena21 im Wiener MuseumsQuartier die diesjährigen Staatspreise Design und der Sonderpreis DesignConcepts vergeben. Vor vollem Haus überreichte Sektionschef Michael Losch vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft die drei Staatspreise in Form von Trophäen und Urkunden. Bernhard Sagmeister von der Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws) übergab im Rahmen des Sonderpreises Geldpreise in Höhe von insgesamt 9.000 Euro sowie ein Reisestipendium an den Designnachwuchs. Eine hochkarätig besetzte ExpertInnenjury hatte aus 301 Einreichungen in den Kategorien »Produktgestaltung – Konsumgüter« (116), »Produktgestaltung – Investitionsgüter« (53), »Räumliche Gestaltung« (68) und »DesignConcepts« (64) 34 hervorragende Projekte in die Shortlist gewählt, aus der schließlich die Hauptpreise ermittelt wurden. Die Durchführung des Staatspreises Design liegt seit dem Jahr 2001 in den Händen von designaustria. (Siehe auch Ausgabe 2015|03). Nach dem langen Warten über den Sommer wurde das streng gehütete Geheimnis endlich gelüftet. Der Staatspreis in der Kategorie »Produktgestaltung – Konsumgüter« ging in diesem Jahr an Georg Bechter Licht für Baldachin, einen integrierten Deckenanschluss für Hängeleuchten. Es handelt sich um eine formschöne, raffinierte Losung, die als Einzelelement nicht erkennbar ist, sondern als nach innen oder außen gestülpte Verformung der Decke wahrgenommen wird. Den Staatspreis Design für »Produktgestaltung – Investitionsgüter« gab es für die Fräsmaschinen-Baureihe Studioline/Conceptline, gestaltet von idukk (Reinhard Kittler, Heinrich Kurz) für Kolb Technology GmbH. Die Produktfamilie leistungsfähiger Fräsmaschinen wurde speziell für die Bedürfnisse in AutomobilDesignstudios entwickelt. Durchdachtes Engineering, robuste Maschinenkomponenten, ein modernes Interface und ein zeitgemäßes Design machen sie zu Leistungsträgern in einer Entwicklungsabteilung. Der Staatspreis für »Räumliche Gestaltung« würdigt magdas Hotel, ein für die Caritas entwickeltes und umgesetztes Hotelkonzept neuen Zuschnitts von AllesWirdGut. Gastfreundschaft wird hier neu definiert: Elegant gestaltete Zimmer stehen Reisenden und Besuchern zur Verfügung, die hier Seite an Seite mit Flüchtlingen wohnen, die teilweise auch im Hotel arbeiten. Alte Bausubstanz wurde revitalisiert und adaptiert und mit knappen Mitteln und Materialsponsoring nach Upcycling-Prinzipien ausgestattet. Die in der Kategorie »DesignConcepts« mit je 3.000 Euro dotierten Sonderpreise gab es für den in jede Tasche passenden Fahrradhelm Ductile aus dem schockabsorbierende Material
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1 AllesWirdGut: »magdas Hotel« 2 Benjamin Loinger: Wanddrucker »Printtex« 3 Georg Bechter Licht: integrierter Deckenanschluss für Hängeleuchten »Baldachin«
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1 i dukk (Reinhard Kittler, Heinrich Kurz): Fräsmaschinen-Baureihe
»Studioline/Conceptline« 2M OA Eating Products (Vera Wiedermann): Schalenset »Preserved Knowledge« 3 Simon Bildstein, René Stiegler: Schneemobil »Benelli Mantis« 4 iqd (Katharina Stöllner): Fahrradhelm »Ductile«
3Do von iqd (Katharina Stöllner), für den Wanddrucker Printtex von Benjamin Loinger, mit dem jeder unkompliziert in den eigenen vier Wänden kreativ werden kann, und für Preserved Knowledge, Schalen zur Aufbewahrung und Zubereitung von Lebensmitteln von MOA Eating Products (Vera Wiedermann), die auf altes Küchenwissen zurückgreifen. Ein Reisestipendium ging an Simon Bildstein und René Stiegler für das rasante Schneemobil mit Elektroantrieb Benelli Mantis. Alle Preise und Auszeichnungen gingen sowohl an den Gestalter/die Gestalterin als auch an den Auftraggeber/die Auftraggeberin. Die ausgewählten Projekte basieren auf den neuesten technologischen Standards und zeichnen sich durch soziale Relevanz und ein hohes wirtschaftliches Potenzial aus. Sie werden einem modernen Lebensstil gerecht, der sich durch technisch und gestalterisch komplexe, aber bedienerfreundliche und funktionale Losungen sowie hochwertige Materialien überzeugender verwirklichen lässt als durch oberflächliche Behübschung. www.staatspreis-design.at, www.designaustria.at
Webarchiv online! Von der »Guten Form« zum »Design«: Anlässlich der Verleihung des Staatspreises Design 2015 wurde das im Rahmen eines Forschungsprojekts vom Institute of Design Research Vienna (IDRV) erstellte und reich bebilderte Webarchiv mit allen seit 1962 vergebenen Staatspreisen online gestellt: www.staatspreis-design.at/archiv.php Das Projekt wurde in Kooperation mit designaustria und dem MAK sowie mit Unterstützung der Kunstsammlung und des Archivs der Universität für angewandte Kunst Wien durchgeführt und mit Mitteln des bmwfw finanziert.
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James Dyson Award 2015
Ausstellung »Walk of Fame« Die Ausstellung zum Staatspreis Design 2015 mit allen 34 Projekten der Shortlist ist nach der Laufzeit im designforum Wien auch in Graz und Dornbirn zu sehen: 22. Jänner – 27. Februar 2016: designforum Steiermark (Eröffnung: 21. Jänner) 10. März – 9. April 2016: designforum Vorarlberg (Eröffnung: 9. Jänner) www.designforum.at
Im nationalen Bewerb des James Dyson Award 2015, der sich alljährlich auf die Suche nach zeitgemäßen Problemlösungen begibt, ging Michael Kogelnik, Absolvent der IndustrialDesign-Klasse der Kunstuniversität Linz, mit seinem Projekt C38 Carry-on Luggage als Sieger hervor. Der Handgepäckskoffer, in dem Anzüge knitterfrei von A nach B transportiert werden können, war bereits beim Staatspreis Design 2015 in der Kategorie »Produktgestaltung – Konsumgüter« mit einer Nominierung bedacht worden. Falten sind das Resultat zweier Faktoren: Druck und ein zu enger Radius. Der neuartig konstruierte Koffer eliminiert sie beide. Der Anzug wird in einem speziellen Fach verstaut, welches sich ähnlich eines umlaufenden doppelten Bodens um das Innere des Koffers legt. Das Stück für Vielreisende hat es bereits zur Marktreife gebracht und zwei Patente erhalten. Ob der geschäftstüchtige Jungdesigner auch in der internationalen Wertung bestehen wird, bleibt abzuwarten. www.jamesdysonaward.org, www.vocier.com
Katalog »Staatspreis Design 2015« Die Ergebnisse des Staatspreises Design & Sonderpreises DesignConcepts 2015 werden in einem zweisprachigen Katalog (D/E) in Wort und Bild dokumentiert. Auf 116 Seiten präsentiert er sämtliche prämierten und ausgezeichneten Beiträge sowie die Mitglieder der ExpertInnenjury. designaustria-Mitglieder können mit der diesem Heft beiliegenden Karte oder per E-Mail an service@designaustria.at ein kostenfreies Exemplar anfordern und weitere Exemplare zum Preis von Euro 24,90 (inkl. 10% Ust, zzgl. Versandspesen) bestellen. Michael Kogelnik: Handgepäckskoffer »C38 Carry-on Luggage«
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1 Julia Kauer, Gerfried Pietsch, Sebastian Schober, Adrian Strobl: Schuhverpackung »innobox« 2 Katharina Schwarz: Verpackung für E-Zigaretten 3 Sara Szücs: »CPB Cartonboard Pencil Box« 4 Sarah Fuchs: Deckenlampe »Cover the Bulb« 5 Marina Mrvka: Zahnbürstenhalterung »Toothbrush Wardrobe« 6 Benedikt Schulz: Kaffeebecherhalter »Kaffee-Vulkan«
Pro Carton PROPAK Austria Design Award 2015 Der Preis der österreichischen Faltschachtelindustrie und der europäischen Kartonindustrie, der seit 13 Jahren gezielt Nachwuchstalente und Gestaltungsideen für Karton fördert, wurde im Rahmen der Staatspreisverleihung am 23. September 2015 im Wiener MuseumsQuartier übergeben. Er wird von der Werbeakademie Wien, der Werbeakademie Salzburg, der FH Joanneum Graz und der »Graphischen« in Wien aktiv unterstützt. Zur Verleihung waren zahlreiche Lehrende – selbst erfahrene Designer – gekommen, um mit ihren StudentInnen den Erfolg zu feiern. Die Jury, in der Zoran Surlina für designaustria vertreten war, freute sich über die Rekordzahl von 70 Einreichungen, aus denen auffallend viele gut durchdachte und oft auch humorvolle Konzepte hervorstachen. Die vorgeschlagenen Lösungen wurden zudem ausgezeichnet präsentiert und berücksichtigen Aspekte wie potenzielle Konsumenten-Bedürfnisse, technische Umsetzung und Marketing. Den Hauptpreis in der Kategorie »Kartonverpackungen« holten sich Julia Kauer, Gerfried Pietsch, Sebastian Schober und Adrian Strobl mit der Schuhverpackung innobox. Dazu die Jury: »Ein genialer Mechanismus und eine wunderschöne Idee – endlich erhalten Schuhe die Aufmerk-
samkeit, die sie verdienen: durchdacht, wiederverwendbar, anders als alles bisher Dagewesene und dennoch technisch leicht umsetzbar.« Durch einen innovativen Öffnungsmechanismus und ein einzigartiges Formdesign wird diese Verpackung zum absoluten Eyecatcher. Die beiden Finalistinnen Katharina Schwarz und Sara Szücs punkteten mit einer eleganten Verpackung für E-Zigaretten und der für Ordnung sorgenden CPB Cartonboard Pencil Box. In der Kategorie »Andere Kartonanwendungen« hatte Sarah Fuchs mit ihrem Lampenschirm Cover the Bulb die Nase vorn. Die Meinung der Jury: »Dieses Konzept antwortet auf das uralte Problem der nackten Glühbirne: mit einer scheinbar provisorischen Lösung, die sich zumindest als mittelfristig dauerhaft erweisen könnte, einfach, funktional, kostengünstig und doch sehr stimmungsvoll.« Eine Art »Übergangslampe« nicht nur für Menschen, die oft umziehen! Die FinalistInnen dieser Kategorie waren Marina Mrvka mit der übersichtlichen Zahnbürstenhalterung Toothbrush Wardrobe und Benedikt Schulz mit dem Kaffeebecherhalter Kaffee-Vulkan, bei dem auch Laptops eine Überlebenschance haben. www.procarton.com, www.propak.at, www.designaustria.at
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Best of Illustration: Biennale der Illustrationen Bratislava (BIB) 2015 Die sinnliche Qualität von Illustration fasziniert und lässt sie aus der täglichen Bilderflut herausstechen. Das gilt ganz besonders für die Illustrationen von Kinderbüchern. Nichtsdestotrotz wird den SchöpferInnen dieser Kunstwerke meist wenig Aufmerksamkeit zuteil. Die internationale Biennale der Illustrationen Bratislava (BIB) ist als Großveranstaltung im Bereich Kinder- und Jugendbuchillustration bemüht, beide – die ZeichnerInnen und ihre Kreationen – zumindest für einige Wochen ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken. designaustria kuratiert seit vielen Jahren den Österreich-Beitrag der Biennale und organisiert eine Exkursion zur großen Ausstellung, in der die Bestenauswahl der aus aller Welt eintreffenden Einreichungen einem breiten Publikum präsentiert wird. 15 Kinder- und JugendbuchillustratorInnen aus Österreich konnten im September und Oktober dort ihre aktuellen Arbeiten präsentieren: Helga Bansch, Philipp Comarella, Renate Habinger, Verena Hochleitner, Leonora Leitl, Anka Luger, Monika Maslowska, Karoline Neubauer, Nanna Prieler, Susanne Riha, Michael Roher, Dorothee Schwab, Alexander Strohmaier, Michaela Weiss und Linda Wolfsgruber. Mit dem Hauptpreis, dem Grand Prix, wurde in diesem Jahr die britische Illustratorin
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1 Michaela Weiss: »Das Nilpferd« 2 Dorothee Schwab: »Als ich noch nicht geboren war« 3 Leonora Leitl: »Ich habe keinen Fogel« 4 Verena Ballhaus, Renate Habinger: »Kritzl & Klecks« 5 Susanne Riha: »Komm mit hinaus! – Die Natur im Jahreslauf«
Laura Carlin ausgezeichnet. Die schönsten Illustrationen erscheinen auch auf Briefmarken der Slowakischen Post. www.bibiana.sk
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1 Laura Carlin: »A World of Your Own« 2 Michael Roher: »Sorriso« 3 Helga Bansch: »Die Hüte der Frau Strubinski«
Romulus-Candea-Preis 2015 Zu dem von designaustria bereits zum siebten Mal österreichweit ausgeschriebenen Romulus-Candea-Preis, der neben einer Dotierung von 3.000 Euro die Realisierung eines bislang unveröffentlichen Kinderbuchprojekts umfasst, sind in diesem Jahr 105 Arbeiten angetreten – um rund 60 Prozent mehr als beim letzten Mal. Die Jury, besetzt mit Karin Haller (Institut für Jugendliteratur), Clemens Heider (Höhere Graphische Bundes-Lehrund Versuchsanstalt, heiderklausner designagentur), Jürgen Lagger (Luftschacht Verlag), Verena Hochleitner (Illustratorin) und Robert Stocker (Bundeskanzleramt), traf am 15. September 2015 im designforum Wien zusammen, um unter Moderation von Illustratorin Renate Habinger den Gewinner/die Gewinnerin zu ermitteln. Im Vordergrund der Beurteilung standen der innovative und ästhetisch-künstlerische Anspruch, Eigenständigkeit, Besonderheit und Machbarkeit. In einem mehrstufigen Auswahlverfahren fiel die Entscheidung schließlich auf Richard
Richard Klippfeld: Kinderbuchprojekt »Anders, und nicht so!«
Klippfeld und sein Buch Anders, und nicht so!. Die Jury: »Auf den ersten Blick wird klar, dass es sich bei diesen Illustrationen um die eines Grafikdesigners handelt: Die sehr ästhetischen Computergrafiken ergeben mit der reduzierten Farbigkeit und den klaren Flächen einen runden und frischen Gesamteindruck; die interessanten Perspektiven und Details haben eine Eigenständigkeit, die überzeugt.« Weitere FinalistInnen waren Marlene Posch mit »In der Badewanne«, Kathrin Steinbacher mit »The Magic Pen/Der Zauberstift«, Angela Thiel-Entacher mit »Fleckomio« und Robert Thierry mit »Hereinspaziert!«. Eine Auswahl von zehn Projekten wurde an die Kinderjury an einer Volksschule weitergeleitet. Der Gewinner wurde im November im Rahmen der Buch Wien 2015 bekannt gegeben. Die Präsentation der weiteren ausgewählten Projekte und der Ergebnisse der Kinderjury folgen im Frühjahr 2016. www.designaustria.at
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Schönste deutsche Bücher 2015 756 Einreichungen wurden im Herbst von einer sachkundigen Jury auf Herz und Nieren geprüft. 25 davon, darunter zwei aus Österreich, wurden für ihre »vorbildliche Gestaltung, Konzeption, und Verarbeitung« ausgezeichnet. Nach der Verleihung des Staatspreises in Österreich wurde nun auch in Deutschland die Gestaltung von Gassner Redolfi (Reinhard Gassner, Marcel Bachmann, Marcella Merholz) für das Gemeindebuch Lech prämiert. Die Jury in ihrer Begründung: »Ein Schutzumschlag ohne Titel – seltsam, kein Wort steht vorn drauf. Ein Foto erstreckt sich als Großformat über das komplette Umschlagformat samt Rückseite und Klappen. Als ob das Druckwerk von einer Tarnkappe verhüllt wäre. […] Einzig auf dem Rücken liest man die gehörig gesperrten Versalien: Gemeindebuch Lech. […] Viel mehr noch gäbe es zur gestalterischen Aufmerksamkeit und Sorgfalt des ganzen Buchinhalts zu sagen, vom asymmetrischen Satzspiegel, den schönen Kontrasten der Schrifttypen, der sinnfälligen und abwechslungsreichen Bildpositionierung. Ein Alpendorf gönnt es sich, seine Landschafts-, Kultur- und Wirtschaftsgeschichte in einem geschmackvoll produzierten Buch zu präsentieren, völlig getragen von dem Selbstbewusstsein, so sehr in die natürlichen Gegebenheiten eingebettet sein. Ohne Standortideologien, ohne politischen Hochglanz.« Und auch das Buch Feldküche – eine Initiative und Koproduktion des Bregenzerwälder Gestaltungsbüros Super BfG (Christian Feurstein) und der Wiener Konzeptschmiede friendship.is (Martin Fetz, Matthias Felsner) – wurde nach einer silbernen Venus des CCA mit einer der begehrten Auszeichnungen unseres deutschen Nachbarn bedacht. Es porträtiert eine Tour, bei der in allen neun österreichischen Bundesländern ein temporäres regionales Restaurant mit wechselnden KöchInnen im Freien aufgebaut wurde. Im Buch finden sich neben eindrucksvollen Bildstrecken und Texten zur Koch- und Esskultur
auch alle 54 gekochten Rezepte der Tour. Nachdem sich die Verlagssuche als schwierig erwies, veröffentlichte das Projektteam das Buch nach erfolgreichem Crowdfunding kurzerhand im Eigenverlag. In der Jurybegründung heißt es: »Zwei unprätentiöse Bände werden von einer Kartonbinde zusammengehalten: ein umfangreicher Bildband von stattlichem Format in sandfarbenem Gewebe und eine fadengeheftete Broschur aus karteikartenblauem Papier, das Rezeptbuch. […] Die sensible fotografische Inszenierung macht den Betrachter zum Begleiter; dort sieht man die Gäste von Weitem gemächlichen Schrittes ankommen, hier gewährt der Koch einen Blick auf den Herd. Dann sitzt die ganze Gesellschaft vor grandiosem Hintergrund, auf einsamer Lichtung oder in einem uralten Stadl, und die Detailansichten der angerichteten Teller machen den Betrachter ganz kirre, weil er mit dem Löffel nicht durchs Papier greifen kann. Dazwischen gibt es sparsam und großzügig angelegte Seiten mit Texten, grundsätzlichen Überlegungen zur Kultur des Essens. Der Leckerbissen für Leute mit einer Schwäche für feine Landkarten ist die jeweilige Doppelseite mit Karte und Tipps zu lokalen Produzenten oder zur kulinarischen Einkehr. Gutes Essen umfasst nie nur die Speise am Teller, so heißt es im Buch. Es geht auch bis zur gestalterischen Sorgfalt dieser Publikation, möchte man hinzufügen.« Das Buch »Feldküche« kann man auf den Websites der Projektpartner bestellen. www.stiftung-buchkunst.de, www.super-bfg.com, www.friendship.is, www.feldküche.at
1 Gassner Redolfi: »Gemeindebuch Lech« 2 Super BfG, friendship.is: »Feldküche«
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1 Gassner Redolfi: Buchgestaltung »Marte. Marte Achitechts«, 2008 2 Gassner Redolfi: Ausstellungsgrafik »Waldbaumholzhaus« für Rubner Haus Kiens, 2014 3 Gassner Redolfi: Signaletik »Region Tannberg«, 2010
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4 Gassner Redolfi: Ausstellungsgestaltung »Grand Tour der Mönche«, St. Gallen, 2014 5 Gassner Redolfi: Labelgestaltung »Bauen mit Holz – Wege in die Zukunft«, 2011
Neues AGI-Mitglied aus Österreich Andrea Redolfi wurde im September als sechstes Mitglied aus Österreich in die 1952 gegründete Alliance Graphique Internationale (AGI) aufgenommen. Nur die Besten werden von diesem elitären Weltverband führender Grafik- und Kommunikationsdesigner zugelassen, der derzeit 370 Mitglieder aus 32 Nationen aller fünf Kontinente zählt und sich für eine hochwertige visuelle Kommunikation engagiert. Die AGI setzt auf Gemeinschaft und internationalen Austausch unter Gleichgesinnten im Rahmen von regelmäßigen Treffen und einem vielbeachteten jährlich stattfindenden Kongress. In Vorträgen, durch Aktivitäten im Bereich Ausbildung und mittels Publikationstätigkeit wird Wissen an die jüngeren Generationen weitergegeben. Kontaktpflege spielt eine wichtige Rolle. Ausstellungen, in denen Arbeiten von Mitgliedern präsentiert werden, prägen Gestaltungstrends. Die Vernetzung mit Ausbildungsstätten, staatlichen Behörden und Wirtschaftsinstitutionen ist darauf ausgerichtet, Grafikdesign und ein Verständnis für die Sprache des Visuellen zu fördern. Über eine Neuaufnahme wird ausschließlich nach Empfehlung durch ein AGI-Mitglied ent-
schieden. Aus Österreich gehören bereits Cordula Alessandri, Walter Bohatsch, Reinhard Gassner (Andrea Redolfis Vater), Elisabeth Kopf und Clemens Theobert Schedler der AGI an. Bereits verstorbene Mitglieder waren Joseph Binder, Hans Fabigan, Hermann Rastorfer und Georg Schmid. Andrea Redolfi absolvierte die Grafik-Fachklasse an der Schule für Gestaltung St. Gallen (Schweiz) mit Auszeichnung und schloss ihre Ausbildung als Master of Fine Arts an der Kunstakademie von St. Joost in Breda (Niederlande). Sie erinnert sich: »Oft nahm mich mein Vater mit ins Grafikstudio. Der frühe Kontakt mit der gestalterischen Welt prägte mich. Mit 15 entschied ich mich, die Schule für Gestaltung in St. Gallen zu besuchen.« Ab 1999 war sie Mitarbeiterin im Atelier Gassner, seit 2010 ist sie Teilhaberin der Gassner Redolfi KG. Für ihre Arbeiten erhielt sie zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen. Wir stellen hier einige Projekte vor, an denen sie federführend beteiligt war. designaustra freut sich mit Andrea Redolfi und ihrem Vater über diese große Auszeichnung und gratuliert herzlich! www.a-g-i.org, www.gassner-redolfi.at
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Wettbewerbe
100 beste Plakate 15 – Deutschland, Österreich, Schweiz
Red Dot Award: Product Design 2016
Mitte Dezember 2015 startet der Wettbewerb zu den besten Affichen des (fast schon) vergangenen Jahres im deutschsprachigen Raum. Zum Wettbewerb zugelassen sind Plakate aus besagten drei Ländern, die im Jahr 2015 entworfen, gedruckt und veröffentlicht wurden. Die Anmeldung erfolgt online (mit Upload der Plakat-Abbildungen) und ist zwischen 15. Dezember 2015 und 25. Jänner 2016 vorzunehmen. Nach einer OnlineVorauswahl durch die Jury, in der für Österreich Günter Eder vertreten ist, fällt die finale Entscheidung Ende Februar 2016. Weitere Mitglieder der Jury: Igor Gurovich (Russland), Gunter Rambow (Deutschland), Güstrow Patrick Thomas (Spanien/ Deutschland) und Megi Zumstein (Schweiz). Die Teilnahmegebühren bewegen sich zwischen Euro 50 (für ein Plakat/eine Plakatserie) bis Euro 200 (ab 10 Einheiten). Studierende und Mitglieder des 100 Beste Plakate e. V. erhalten einen Rabatt von 50%. Das Corporate Design der aktuellen Auflage des Wettbewerbs stammt von Fabienne Burri und Cybu Richli von C2F (Schweiz). Die von der Jury nominierten Plakate werden im Rahmen der Ausstellung »100 beste Plakate 15« im Sommer 2016 in Berlin und anschließend an weiteren Stationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz gezeigt und im Jahrbuch »100 beste Plakate 15« (Verlag Hermann Schmidt Mainz) veröffentlicht. Informationen zum Wettbewerb samt umfassendem Online-Archiv aller Plakate ab Jahrgang 2001 auf: www.100-beste-plakate.de
Einreichungen zum Red Dot Award: Product Design 2016 sind noch bis 26. Jänner 2016 möglich, Latecomer haben die Möglichkeit, gegen eine Aufzahlung bis 10. Februar mitzumachen. Der internationale Wettbewerb ermittelt mithilfe einer ExpertInnenjury die besten Produkte des Jahres. GestalterInnen und HerstellerInnen können sich mit einer Teilnahme die begehrten roten Punkte holen. Die Siegerprodukte werden in den Red Dot Design Museen, in der Online-Präsentation und im Red Dot Design Yearbook vorgestellt. 31 Kategorien bieten Raum für die große Vielfalt in der Disziplin Produktdesign. Junge Talente werden in besonderem Maße unterstützt: Am 9. Dezember 2015, dem Young Professionals Application Day, haben ausgebildete DesignerInnen, deren Abschluss nicht länger als fünf Jahre zurückliegt, die Möglichkeit, sich zur Verlosung von einem der 50 kostenfreien Anmeldeplätze zu bewerben. Neben der Teilnahme am Wettbewerb profitieren sie im Fall einer Auszeichnung von umfangreichen kostenfreien Maßnahmen. www.red-dot.de/pd
Die Ausstellung der 100 besten Plakate des Jahrgangs 2014 (siehe auch Ausgabe 3|2015) ist aktuell im MAK in Wien zu sehen und läuft noch bis 10. Jänner 2016. www.mak.at
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Bücher
Bekannte Unbekannte – Grafikdesign in Österreich Laut Kulturhistoriker Bernhard Denscher gehören Österreichs GrafikdesignerInnen mit ihren Arbeiten zu den »bekannten Unbekannten der visuellen Kultur des 20. Jahrhunderts«. Woran das liegt und was genau österreichisches Grafikdesign ausmacht, damit beschäftigt sich Nora Stögerer in dieser soeben erschienen Publikation, die das österreichische Grafikdesign von gestern, heute und morgen vorstellt. Das »Gestern« gibt Einblick in vergangene Jahrzehnte, das »Heute« besteht aus Interviews mit zeitgenössischen DesignerInnen, und das »Morgen« präsentiert Arbeiten von insgesamt 19 JungdesignerInnen und Designstudios. Dabei wird den Fragen nachgegangen, wie sich das Grafikdesign in Österreich entwickelt hat, wie es DesignerInnen heute beurteilen und welche Wege in der Gestaltung die DesignerInnen von morgen einschlagen. Mit einem Vorwort von Kurt Höretzeder und Beiträgen von: Beton, Bueronardin, Bureau Rabensteiner, Kurt Dornig, Tina Frank, Grafikum, Josef Heigl, Kurt Höretzeder, Anita Kern, Elisabeth Kopf, Paul Leichtfried, LWZ, MOOI Design, Ortner Schinko, Manuel Radde, Sigi Ramoser, Moritz Resl, Catherine Rollier, Say Say Say Inc., Seite Zwei, Astrid Seme, studio VIE, Super BFG, Typejockeys, Marie Zieger und Zwupp. Die österreichische Grafikdesignerin Nora Stögerer studierte Informationsdesign an der FH Joanneum Graz und Design mit Schwerpunkt Kommunikationsdesign an der FH Potsdam. Für ihre Arbeiten wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet. Für »Bekannte Unbekannte«, damals noch im Format ihrer Masterarbeit, erhielt sie Silber vom DDC (2014), eine Auszeichnung vom Art Directors Club (2015) sowie den Bank Austria Kunstpreis 2015. Derzeit lebt und arbeitet als sie freiberufliche Gestalterin in Berlin. Erschienen im Schweizer Triest-Verlag, Hardcover mit flexiblem Einband, 19 x 25,5 cm, ca. 450 Seiten, ca. 350 Abbildungen, ISBN 978-3-03863-003-6, Euro 59,– (inkl. 10% USt.). norastoegerer.at, www.triest-verlag.ch
Gestaltet im Auftrag von... Worüber Stefan Sagmeister im Wiener Kaffeehaus spricht, was Mangalica-Schweine mit guter Gestaltung zu tun haben und was früher alles besser war oder zumindest nicht schlechter – Antworten darauf finden sich in dem Buch von Marc Damm mit dem Untertitel »Gespräche über Grafikdesign«, das am 19. November 2015 an der Universität für angewandte Kunst Wien präsentiert wurde. In zehn Gesprächen berichten u. a. Carlos Toledo, Eva Dertschei, Tino Erben, Martha Stutteregger, Stefan Sagmeister und Anita Kern von ihren persönlichen Erfahrungen mit Aufträgen und AuftraggeberInnen und geben Einblicke in ihre individuellen Arbeitsprozesse. Es kommen drei Generationen von GrafikdesignerInnen zu Wort, die alle an der Universität für angewandte Kunst Wien ausgebildet wurden. Mit ergänzenden Textbeiträgen von Erik Spiekermann, Erwin K. Bauer und Christian Reder. Marc Damm ist Absolvent der Klasse für Grafikdesign unter Leitung von Prof. Oliver Kartak an der Universität für angewandte Kunst Wien und hat auch an der Universität der Künste Berlin studiert. Bereits während seines Studiums arbeitete er in österreichischen und internationalen Designstudios wie kerndesign, Fuhrer Wien, Studio Dumbar Rotterdam, Bueronardin und Büro X Wien. Seit 2014 leitet er sein eigenes Grafikatelier in Wien. Erschienen bei Birkhäuser in der Reihe Edition Angewandte, Deutsch/Englisch, Broschur, 332 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen, ISBN 978-3-0356-0608-9, Euro 39,95; auch als E-Book erhältlich. marcdamm.com, www.degruyter.com
Buchpräsentation »Bekannte Unbekannte« am 10. Dezember 2015 um 19 Uhr im WEISSRAUM Innsbruck. www.weissraum.at
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Designmanagement – Zwischen Marken- & Produktsystemen Design unterstützt Kunden dabei, sich am gesättigten Produktmarkt zu orientieren. Es prägt das Image der Anbieter und vermittelt die Sicherheit konstanter Markenqualität. Das Buch widmet sich der Thematik der »Designmanagement-Kompetenz«, den damit verbundenen Prozessen sowie den möglichen Ergebnissen komplexer Marken- und Produktsysteme. In übergreifenden Abschnitten wird der Leser an wirtschafts- und designrelevante Aspekte herangeführt. So werden Themen wie interner Aufbau von Kompetenz(en), marktorientierte und ressourcen-basierende Ansätze als strategische Wettbewerbsvorteile, umfassende Markendehnung mit Designentscheidungen, Co-Branding, Risikominimierung durch Systemtheorie im Produktentwicklungsprozess u. v. m. ausführlich erläutert. Das Buch von Peter Schreckensberger, Benjamin Schilbach und Thomas Saier richtet sich an UnternehmerInnen und MitarbeiterInnen im Marketing- und Produktmanagement, an die vielen kreativ wertschöpfenden Professionals sowie an Studierende unterschiedlicher Designdisziplinen. Mit Geleitund Vorwort von Severin Filek und Günther Grall sowie Statements von Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Design wie Bernhard E. Bürdek, Kathryn Best, Michael Lanz, Stefan Polzhofer, Christiane Varga u.v.a. Peter Schreckensberger ist ausgebildeter Innenarchitekt und hat an der FH Salzburg Design- und Produktmanagement studiert. Heute ist er mit seinem eigenen Unternehmen UDP UnitedDesignPartners KG als Designstratege und Berater tätig und unterstützt Unternehmen bei der Entwicklung einzelner Produkte und ganzheitlicher Produktsysteme. Sein Studienkollege von der FH Salzburg, Benjamin Schilbach, ist selbständiger Markenstratege und CEO der Schilbach GmbH, eines jungen, innovativen Unternehmens im Bereich Streichinstrumentenbau. Thomas Saier leitet als Gründer der Madkem OG (Studio für interdisziplinäre Produktentwicklung) Designprozesse im Spannungsfeld zwischen Medizin, Sport und Produktdesign.
Erschienen bei BoD, Hard- oder Softcover, 164 Seiten, 80 Abbildungen, ISBN 9783734780578 bzw. 9783738636475 ab Euro 38,80 (inkl. 10% USt) sowie als E-Book. www.uniteddesignpartners.com, www.bod.de
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Material & Bedarf
Paper Book Es gibt Musterbücher und Musterbücher. Einige sind lustig, andere sind schön gedruckt, und wieder andere können kaum mehr, als die verschiedenen zur Verfügung stehenden Papiere aufzulisten. Arjowiggins hat nun ein neues Musterbuch herausgebracht, das darauf angelegt ist, eine neue Kategorie zur SwatchBibliothek hinzuzufügen: das Musterbuch als Kunstobjekt. Das »Paper Book« zeigt mit minimalistischem Design alle Oberflächen und Farben, die Arjowiggins zu bieten hat. Es gibt keine Trennwände, Abschnitte oder Ordner, die vom Papier ablenken könnten, nur Seite für Seite verschiedenster Papiere im Format A4, leer bis auf einer kurze Beschreibung, die auf jedes Blatt gedruckt ist. Unterstützt wird das »Paper Book« durch einen übersichtlichen Farbfächer aller Papier, der einen schnellen Überblick über das Sortiment gibt. Weitere Infos erhalten Sie unter: marketing@antalis.at Antalis Austria Gmbh www.antalis.at
Ar twork: Yulia Brodskaya
Choosing Paper is a creative act.
Creative Power bezeichnet das umfassende Premiumpapiersortiment von Antalis: Farbe, Oberfläche, Struktur und Grammatur: unendlich viele Möglichkeiten, um Ihr Kommunikationsmedium von anderen abzuheben.
www.antalis.at
Mitteilungen designaustria 2015 | 04
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Impressum Herausgeber und Verleger designaustria, DA, gegründet 1927, ist die Berufs- und Interessenvertretung sowie das Informations- und Wissenszentrum für Design und engagiert sich für Österreich als Designnation. designaustria vertritt nationale Interessen in internationalen Organisationen und ist Mitglied des International Council of Graphic Design Associations, ICOGRADA, des International Council of Societies of Industrial Design, ICSID, und des Bureau of European Design Associations, BEDA. Vorstand Monika Fauler, Wien Martin Fößleitner, Wien Markus Hanzer, Wien Sigi Ramoser, Dornbirn Beatrix Roidinger, Wien Geschäftsstelle designaustria im designforum Wien MQ, Museumsplatz 1/Hof 7, 1070 Wien, Telefon (01) 524 49 49-0, Fax (01) 524 49 49-4 E service@designaustria.at, www.designaustria.at Geschäftsführer: Severin Filek Birgit Gartner (Office Management & Mitgliederbetreuung), Tamara König (Webredaktion & Projektmanagement), Heidi Resch (Projektmanagement), Sibel Sermet (Webredaktion), Bettina Steindl (Projektmanagement & Kuration designforum Wien), Judith Weiß (Projekt-management), Brigitte Willinger (Redaktion & Text Editing) Redaktion Brigitte Willinger und Severin Filek, Museumsplatz 1, 1070 Wien Fotos Die Rechte liegen bei den beitragenden DesignerInnen, AutorInnen, Institutionen, Veranstaltern, Verlagen etc. bzw. bei deren FotografInnen. Namentlich wurden genannt: MAK/Georg Mayer, Svenskt Tenn, Stockholm, Schweden (Josef Frank: Against Design), MAK/Aslan Kudrnofsky (The Happy Show), Adolf Bereuter (StpD15/Baldachin), idukk/HG Esch (StpD15/Studioline/ Conceptline), AllesWirdGut Architektur/Guilherme Silva Da Rosa (StpD15/ magdas Hotel), Hannes Pirschtl (Sonderpreis DesignConcepts/Preserved Knowledge), Mathias Swoboda (Buch Richard Klippfeld), Paul Bauer (Marc Damm: »Gestaltet im Auftrag von«) Layout und Artdirektion Sandra Steiger, zeitmaß, Kandlgasse 16, 1070 Wien Papier Amber Graphic, 200g/m2 (Cover) und 120g/m2 (Kern) zur Verfügung gestellt von Antalis Austria GbmH, Obachgasse 32, 1220 Wien www.antalis.at Belichtung, Druck und Endfertigung Bösmüller Print Management GesmbH & Co KG Obere Augartenstraße 32, 1020 Wien, Josef-Sandhofer-Straße 3, 2000 Stockerau www.boesmueller.at Prospektbeilagen sind nur für den Inlandsversand vorgesehen, nach Maßgabe der uns zur Verfügung gestellten Stückzahl. Wir bitten um Verständnis. ISSN 1022-9566 mit Unterstützung der Kunstsektion im Bundeskanzleramt
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