Idas Mama

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Violetta Klenk

geboren 1981, Illustration

Diplom-Kunsttherapeutin (FH)

Früher hatten sie alle drei viel Spaß zusammen. Irgendwas hat sich verändert. Ganz allmählich und leise. Dass es jetzt anders ist, hat mit Mama zu tun. Früher hatte Idas Mama viel gelacht. Jetzt lacht sie nur, wenn Ida da ist. Damit Ida sich keine Sorgen macht. Das ist klar. Ida spürt das genau.

Heilpraktikerin für Psychotherapie Ausbildung in Hospizarbeit

Carmen Klenk geboren 1955, Text

Germanistikstudium (M.A.) Familientherapeutin

Sandspieltherapeutin

„Anwältin des Kindes“

ALS IDAS MAMA DIE FARBEN VERLOR

Violetta Klenk Carmen Klenk

ISBN 978-3-941528-02-4 Illustration: Violetta Klenk Text : Carmen Klenk

Gestaltung / Reproduktion / Herstellung: designdealer / büro für gestaltung, Stuttgart Druck / Produktion: Leibfarth & Schwarz, Dettingen-Erms

© 2009 Violetta Klenk, Carmen Klenk, edition per ce val, Hitzacker Alle Rechte vorbehalten, Printed in Germany



ALS IDAS MAMA DIE FARBEN VERLOR Illustration: Violetta Klenk Text: Carmen Klenk



Ida hatte vor vier Tagen Geburtstag. Es ist Oktober und Ida ist jetzt acht. Wenn sie nachdenkt, fallen ihr viele Dinge ein, die sie schon

erlebt hat. Und genau deshalb ist Ida der Meinung, dass man daran das Älterwerden spürt. Sie jedenfalls fühlt sich genau wie acht.



Früher war Mama immer als erste

wach, sie hatte schon mit Papa ge-

frühstückt und die Zeitung gelesen, wenn Ida morgens in die Küche

kam. Manchmal hat sie Ida etwas

daraus vorgelesen. Das war schön. Jetzt braucht Idas Mama lange

zum Aufstehen. Sie kann nachts so schlecht schlafen, sagt sie, und sie sieht auch müde aus.

Aber Ida ist ja schon acht und kann mithelfen! Der Oktober färbt die

Blätter golden. Und Ida harkt Laub

zusammen. Danach geht sie zu ihrer Freundin Lena.


Manchmal hรถrt Ida ihre Eltern

leise reden, wenn sie im Bett liegt

und eigentlich schon schlafen soll. Heute ist es wieder so.


Ida schleicht sich leise zur Schlafzimmertür und späht hinein. Der

Papa hält die Mama im Arm. Sie weint. Ihre Augen und ihre Nase sind ganz rot davon. „Warum bist du nur so traurig?“ möchte Ida

laut rufen. Aber sie traut sich nicht. Was, wenn sie Schuld daran ist? Vielleicht liegt alles an ihr?



Die Kummerkrankheit legt sich auf die Seele, wie ein grauer,

schwerer Nebel. Und es ist, als ob man alle Farben verliert. „Kennst du noch Omas alten Fernseher, in dem alle Filme nur schwarz-

weiß zu sehen waren?“ fragt der Vater. „So ähnlich geht´s der Mama auch. Und das hat nichts mit den Augen zu tun, sondern mit der

Kummerkrankheit. Als ob der Kummer alle Farben und alle Freude wegwischt.“ Das Grau in Mamas Seele macht sie traurig und müde, deshalb braucht sie einen Arzt. Und wie man für Ohrenschmerzen

einen Ohrenarzt braucht und für Zahnschmerzen einen Zahnarzt, so braucht man für Kummerschmerzen in der Seele einen Kummerarzt. Manchmal ist die Kummerkrankheit so schlimm, dass man in ein

Krankenhaus muss. Ein besonderes Krankenhaus für Seelenkranke.

Damit die Farben wieder zurückkommen. So ein Krankenhaus nennt man auch Psychiatrie.


Idas Mama geht in so ein Krankenhaus. Damit man ihr helfen kann. Ida malt ein besonders buntes Bild und gibt es ihr mit. Vielleicht hilft es ja. Ida und Papa machen jetzt alles allein. Frühstücken,

Hausaufgaben und Winterreifen an das Auto. Sie kochen sich Nudeln

und backen ein paar Weihnachtskekse. Alles so gut sie’s können eben.



Aber sie dürfen Mama jetzt be-

suchen. „Mama“, fragt Ida, „sind

schon ein paar Farben wieder da?“

„Ein paar schon, Herzenskind, aber es braucht noch eine Weile.“

Es hat geschneit. Papa und Ida

bauen im Krankenhausgarten einen Schneemann. Mama hilf auch mit. Ihr gefallen die Winterstiefel,

die Ida mit Papa gekauft hat. Mama malt im Krankenhaus auch Bilder.

Das hilft ihr beim Gesundwerden.

Alle im Krankenhaus helfen Mama, damit die Farben wieder zu ihr

zurückkehren können. Ida muss gar

nichts anderes machen als abwarten. Sie muss nur Geduld haben. Reicht auch, findet Ida.



Violetta Klenk

geboren 1981, Illustration

Diplom-Kunsttherapeutin (FH)

Früher hatten sie alle drei viel Spaß zusammen. Irgendwas hat sich verändert. Ganz allmählich und leise. Dass es jetzt anders ist, hat mit Mama zu tun. Früher hatte Idas Mama viel gelacht. Jetzt lacht sie nur, wenn Ida da ist. Damit Ida sich keine Sorgen macht. Das ist klar. Ida spürt das genau.

Heilpraktikerin für Psychotherapie Ausbildung in Hospizarbeit

Carmen Klenk geboren 1955, Text

Germanistikstudium (M.A.) Familientherapeutin

Sandspieltherapeutin

„Anwältin des Kindes“

ALS IDAS MAMA DIE FARBEN VERLOR

Violetta Klenk Carmen Klenk

ISBN 978-3-941528-02-4 Illustration: Violetta Klenk Text : Carmen Klenk

Gestaltung / Reproduktion / Herstellung: designdealer / büro für gestaltung, Stuttgart Druck / Produktion: Leibfarth & Schwarz, Dettingen-Erms

© 2009 Violetta Klenk, Carmen Klenk, edition per ce val, Hitzacker Alle Rechte vorbehalten, Printed in Germany


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