The Art of Connecting. Die Wiederverwendung der Huber Pavilions/Reuse of the Huber Pavilions

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The Art of Connecting

Die Wiederverwendung der Huber Pavillons

Reuse of the Huber Pavilions

1 Der Wert der Verbindung

1 The Value of Connection

erhalten blieben, während der Stahl bei einer Wiederverwertung unter hohem Energieaufwand eingeschmolzen worden wäre, und die Arbeit, die in seine Formgebung geflossen ist, verloren gegangen. Die Betonelemente der Pavillons wurden als Pflaster für den Bürgersteig des Pavillons CircÛbi und in einem weiteren studentischen Projekt wiederverwendet; bei einer Wiederverwertung wären sie zu minderwertigen Zuschlagstoffen für neuen Beton, Straßenbelag oder Landschaftskies zermahlen worden.

Obwohl beide Methoden zur ökologischen Nachhaltigkeit beitragen, erfordert die Wiederverwendung in der Regel weniger Energie und Ressourcen als das Recycling und verringert den Bedarf an neuen Komponenten, was sie zu einer sehr effizienten und umweltfreundlichen Praxis macht. Natürlich ist die Wiederverwendung von Materialien in einigen Fällen nicht möglich, dann sollte das Recycling der Deponierung vorgezogen werden.

Dachbinder der Dachkonstruktion im Huber-Pavillon auf dem ETH-Gelände Hönggerberg in Zürich, Schweiz
Trusses of the roof structure of the Huber Pavilions at ETH Hönggerberg in Zurich, Switzerland

efficient and environmentally friendly practice. While both methods contribute to environmental sustainability, recycling often results in downcycling to lower-grade materials, consuming more energy and losing the labour and craftsmanship of the original components. In contrast, reuse preserves both the material and the labour, honouring the heritage and legacy of elements like trusses and windows. Therefore, this book emphasises the reuse of building components as a strategy that saves materials and energy while preserving the craftsmanship and thought embedded in these components. Of course, in some instances, the reuse of materials is not feasible, and recycling should still be favoured over landfilling.

Wiederverwendung dieser Dachbinder in der Bodenstruktur der Kunstinstallation „Mehrwerk“ in der Kunsthalle Zürich in Zürich, Schweiz

The same trusses, reused for the floor structure of the art installation “Mehrwerk” at the Kunsthalle Zürich in Zurich, Switzerland

Physisches Modell von Clara He für den CircÛbiDesignwettbewerb

Physical model by Clara He for the CircÛbi design competition

CDW How did this assembly experience differ from your other design studios, especially considering you built what you designed?

CH The main difference was the reversed approach to design and form-finding. Traditionally, design decisions are made before materials are sourced, but with CircÛbi, we designed based on available materials. It was my first time working on a real construction site at full scale, which was both fun and a valuable lesson.

SL My design process focused on maximising the potential of the materials we had. I paid close attention to their properties and weaknesses. Using the iconic trusses from the Huber Pavilions, I aimed to reflect their structural strength and triangular shape in the design, making something strong yet simple within a week. It was a collective effort. While it was challenging to balance responsibilities and motivation, the collaboration led to the best ideas and necessary refinements.

Beitrag von Clara He zum Entwurfswettbewerb für CircÛbi: Der Stein in der Mitte verweist auf das Sprichwort „Steter Tropfen höhlt den Stein“, dass also andauernde Anstrengung zum Erfolg führt.

Design submission by Clara He for the CircÛbi design competition: the rock in the middle comes from the saying ‘any drop can wear a rock’, meaning that constant effort brings success

Altstadt im Maßstab 1:50. Der Pavillon bot den nötigen Raum für die Zusammenarbeit in einem großen Team. Die Pavillons passten gut zu Märklis Unterrichtsstil, weil sie eine Gruppendynamik erzeugten.

AS Ich habe erst später begriffen, wie revolutionär diese Pavillons sind. Die Raumaufteilung war wunderschön, mit zweigeschossigen Räumen und einem transparenten, hellen Innenraum. Sie standen wie Pfahlbauten auf dem Boden und vermittelten ein Gefühl von Leichtigkeit und Topografie. Sie waren perfekt für ihre Nutzung konzipiert. Später erfuhr ich, dass sie für den Rückbau konzipiert waren, was damals nicht üblich war. Die Wiederverwendung der Gebäude oder ihrer Materialien ist eine Herausforderung im Lehrbetrieb, da sie einen langfristigen und groß angelegten Bauprozess erfordert.

FS Bei der Kombination von Unterricht und realem Bauen sind verschiedene Ebenen zu berücksichtigen. Aus der Sicht der Studierenden müssen sie ihre eigenen Entwürfe entwickeln und verschiedene Themen erforschen. Langfristige Projekte können sie auf ein Thema beschränken, was es schwierig macht, eine sinnvolle Kontinuität zu gewährleisten, ohne dass die Lernerfahrung selbst monoton wird.

Lehmkuppelprojekt, geleitet von Annette SpiroClay Cupola Project, led by Annette Spiro at ETH Zurich

the old town of Zurich, for which the pavilion offered the necessary space for the collaboration in a big team. Being situated in the pavilions suited Peter Märkli’s teaching style well, creating a group dynamic.

AS I realised later how pioneering these pavilions are. The spatial layout is beautiful with two-story rooms and a transparent, clear interior. They stand on the ground like pile dwellings, creating a light, topographical feel. They were perfectly designed for their use. I later learned they were designed to be dismantled, which wasn’t a common concept back then. Reusing them or their materials is a challenge for a teaching setting, because that would require a long-term, large-scale building process.

FS There are different levels to consider for combining teaching and real-world construction. From the students’ perspective, they need to develop their own designs and explore various topics. Longterm projects can confine them to one subject, making it difficult to ensure meaningful continuity without becoming monotonous in the learning experience itself.

Detail des Kuppelprojekts, geleitet von Annette Spiro
Detail of the Cupola Project, led by Annette Spiro

3 Verbindung mit der Geschichte der Huber Pavillons

3 Connecting with the History of the Huber Pavilions

Bei der Wiederverwendung der Materialien der Huber Pavillons wurde mir bewusst, dass ein großer Teil der mündlichen Überlieferungen aus den Gesprächen mit den beteiligten Fachleuten verloren gehen würde, wenn sie nicht dokumentiert würden. Durch die Verknüpfung mit ihrer Geschichte und deren Weitergabe unterstreicht dieses Kapitel, wie wichtig es ist, nicht nur unsere Architektur und die Baumaterialien zu erhalten, sondern auch die Narrative, die sie begleiten.

Historischer Überblick

Die Huber Pavillons, ursprünglich zwischen 1987 und 1991 vom Departement Architektur errichtet, bestanden aus drei Gebäuden auf dem ETH-Campus Hönggerberg.21 Entworfen wurden sie von Professor Benedikt Huber in Zusammenarbeit mit Rudolf Bolli von Atelier 3. Die Pavillons waren als temporäre Lösung für zusätzliche Lernräume gedacht und für eine Lebensdauer von fünf bis zehn Jahren gebaut. Benedikt Huber (1928–2019) war ein renommierter Schweizer Architekt, Professor für Städtebau und Raumplanung an der ETH Zürich und der TU Dresden, Architekturtheoretiker und Herausgeber der Zeitschrift Werk sowie Verlagsleiter der Zeitschriften SI+A und IAS. 1954 gründete er zusammen mit seiner Frau Martha Huber-Villiger ein Architekturbüro in Zürich. 1993 erhielt er eine Auszeichnung des Basler Heimatschutzes.

Huber Pavillon HIP, fotografiert im Jahr
Pavilion HIP, as seen in

During the reuse of the Huber Pavilions’ materials with Barbara Buser, Momoyo Kaijima, and Elias Knecht, I realised much of the rich oral history from conversations with experts involved would be lost if they were not documented. Connecting with their history and sharing these narratives, this chapter highlights the importance of preserving not only our architecture and building materials but also the stories that accompany them.

Historical overview

The Huber Pavilions, originally constructed between 1987 and 1991 by the Department of Architecture, consisted of three buildings on the ETH Zurich Hönggerberg campus20. Designed by architect Rudolf Bolli, they were intended as a temporary solution for additional learning spaces and built for a lifespan of five to ten years.

In 1991, the City of Zurich21 awarded the ‘Prize for good buildings of the City of Zurich’ (Auszeichnung für gute Bauten der Stadt Zürich) for the Huber Pavilions’ architectural excellence and for their historic role at the university. The pavilions were designed by Professor Benedikt Huber in collaboration with Rudolf Bolli from Atelier 3. Benedikt Huber (1928–2019) was a renowned Swiss architect, a professor of urban design and spatial planning at ETH Zurich and Dresden University of Technology (TU Dresden), a scholar of

Nomadische Architektur und zirkuläres Bauen

In Kuwait habe ich am Kuwait-MIT Center for Natural Resources and the Environment (CNRE) die Berechnungen der grauen Energie für einen modernen Stadtteil in Kuwait City durchgeführt. Die Aufgabe des CNRE besteht darin, die Zusammenarbeit in Forschung und Lehre zwischen dem MIT und Institutionen in Kuwait in den Bereichen Energie, Wasser und Umwelt zu fördern. Auf meiner Reise dorthin faszinierte mich besonders das architektonische Erbe der nomadischen Bevölkerung mit seinem Einfallsreichtum unter den rauen Bedingungen der Wüste. Die Architektur der Nomadenzelte offenbart eine intime Kenntnis der lokalen Umwelt durch Gemeinschaft und Ressourceneffizienz.

In Belgien lebte ich in einem Haus im Nomadenstil, das von mongolischen Jurten inspiriert war. Es war an das nordeuropäische Klima angepasst mit besserer Wärmedämmung für die kalten Winter und einem schrägen Dach mit wasserdichter Deckung zum Schutz vor Regen. Ich habe auch am Bau ähnlicher Strukturen mitgewirkt, die Techniken wie Mandala-Dächer verwenden, die von der traditionellen chinesischen und japanischen Architektur inspiriert sind. Jurten

Mandala-Dach einer Jurte: selbsttragende Struktur aus ineinandergreifenden Balken, bei der jeder Balken in einem kreisförmigen Muster auf dem nächsten ruht, wodurch ein stabiles, tragendes Gerüst ohne zentrale Stütze entsteht

Reciprocal roof (a self-supporting structure made of interlocking beams, where each beam rests on the next in a circular pattern, creating a stable, load-bearing framework without a central support) in a yurt that Nicolas Petit-Barreau built in Belgium

explore the research of my colleagues from the National Centre of Competence in Research (NCCR) on digital fabrication, as this field is rapidly evolving. Currently, we are working together on robotic (dis-) assembly and 3D printing using reclaimed materials. Dominik Nüssen and Martin Schulte from Herzog & de Meuron helped our students use digital fabrication techniques and extended reality for these steps in the circular workflow.

Reusing materials from the Huber Pavilions has shown how advanced digital technologies can have industry-wide application. I always emphasise the importance of aligning the end-of-life phase of buildings with new construction projects to minimise storage times and maximise material reuse. The processing of large datasets ahead of demolition indeed ensures that materials are immediately repurposed in new projects. This can be enabled through digital technologies because the datasets are too large to be processed by humans with the more traditional design methods. Several of my PhD students, including Beril Önalan, Deepika Raghu, Heidi Silvennoinen, Zain Karsan, Ana Bendiek Laranjo, Vanessa Costalonga, and Vanessa Schwarzkopf, are using AI and digital fabrication for circular design, architecture, and art.

Mit den wiederverwendeten Fachwerkbindern konstruierter Pavillon, generiert mit dem DALL-EModell von OpenAI
Pavilion constructed with the reused trusses, generated using OpenAI’s DALL·E model

ImpressumAutorin: Catherine De Wolf

Dokumentar: Elias Knecht

Projektmanagerin: Sandra Hofmeister

Lektorat deutsche Texte: Sandra Leitte

Lektorat englische Texte: Marilyn Levine

Korrektorat deutsch: Katrin Pollems-Braunfels

Korrektorat englisch : Mark Kammerbauer

Elizabeth Craig-Olins

Design: strobo B M, München

Redaktionelle Mitarbeit: Laura Traub

Druck und Bindung: Gutenberg Beuys Feindruckerei, Langenhagen

Papier:

Circle Offset Premium White 120 g

Detail Architecture GmbH, München detail.de

© Detail Architecture GmbH, München detail.de

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. http://dnb.d-nb.de.

© 2024, erste Auflage

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der

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ISBN 978-3-95553-648-0 (Print)

ISBN 978-3-95553-649-7 (E-Book)

Veröffentlicht mit Unterstützung von:

Circular Engineering for Architecture (CEA), ETH Zürich Schweizerischer Nationalfonds (SNF).

Die transkribierten Gespräche in diesem Buch können Sie auch als Videos auf der Plattform Library of Reuse ansehen: library-of-reuse.ch/books/huber

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