Architektur und Baudetails / Architecture and Construction Details
4.erweiterte 4th expanded Neuauflage new edition
Architektur und Baudetails / Architecture and Construction Details
4.erweiterte 4th expanded Neuauflage new edition
Das Kunsthaus Zürich blickt auf eine lange Geschichte zurück. Aus einem 1787 gegründeten Verein hervorgegangen, erhielt es 1910 einen Museumsbau des Architekten Karl Moser im neoklassizistischen Stil. Die stetig wachsende Sammlung machte im Laufe der Jahrzehnte mehrere Anbauten nötig, sodass sich das Kunstmuseum zu einem stattlichen Ensemble mit architektonischen Fußabdrücken aus den Jahren 1925, 1958 und 1976 entwickelte. Da die Kapazitäten des Grundstücks durch die verschiedenen Anbauten bereits ausgereizt waren, steht die jüngste Kunsthaus-Erweiterung als eigenständiges Gebäude gegenüber dem Bestandsbau auf der anderen Seite des Heimplatzes, einer verkehrsreichen Kreuzung in der Nähe des Zürichsees.
Der Bauplatz gehörte ursprünglich zu der nordöstlich liegenden denkmalgeschützten Kantonsschule von 1842 und war als Grünfläche angelegt, auf der zwei nicht mehr genutzte, sanierungsbedürftige Turnhallen aus den Jahren 1880 und 1902 standen. Im Zuge der Umnutzung der Schule zum Universitätsgebäude und städtebaulicher Überlegungen bezüglich des nahe gelegenen Hochschulareals entschied der Kanton Zürich, das Grundstück für die Kunsthauserweiterung zur Verfügung zu stellen und die alten Turnhallen abzureißen – trotz kontroverser öffentlicher Diskussionen. Basierend auf einem Masterplan wurde im Jahr 2008 ein Architekturwettbewerb ausgelobt, den David Chipperfield mit seinem Berliner Büro für sich entscheiden konnte.
Bezüge zur Umgebung
In die bestehende Situation zwischen ehemaliger Kantonsschule und Kunsthaus haben die Architekten einen kubischen Baukörper gesetzt, dessen Gestalt sich an der benachbarten Kantonsschule orientiert und den dreiseitig von Straßen flankierten Bauplatz maximal ausfüllt. Dazwischen liegt nun ein öffentlich zugänglicher Kunstgarten, der den neuen Nachbarn auf Abstand hält. Auf der anderen Seite, gegenüber dem Altbau, stößt die Kunsthauserweiterung direkt an den Heimplatz und bildet eine klare städtebauliche Kante aus. Mit den Fassaden aus Naturstein schaffen die Architekten Bezüge zu den historischen Bauten der Umgebung. Auch funktional reagiert das neue Gebäude auf die städtebauliche Situation: Die Eingangshalle ist als öffentlich zugängliche Passage konzipiert, die den neu angelegten Kunstgarten mit dem Heimplatz verbindet.
Räume für die Kunst Der Neubau bietet nicht nur deutlich mehr Ausstellungsflächen für die umfangreichen Sammlungen des Kunsthauses, sondern ergänzt den Altbau auch um Räume für die Ausstellungspädagogik, Depotflächen und einen Festsaal, der extern angemietet werden kann. Bar und Shop sind so konzipiert, dass sie nicht mit dem Angebot im Altbau konkurrieren. Ein unterirdischer Gang stellt die Verbindung zum Hauptgebäude sicher, sodass Besucher wettergeschützt in die unterschiedlichen Museumsteile gelangen können. Zentrales
The Kunsthaus Zürich boasts a long history. It originated in an association that was founded in 1787. A dedicated museum building was erected in 1910, designed in the neoclassical style by architect Karl Moser. The continuously growing collection necessitated a series of additions throughout the decades.
The newest extension of the Kunsthaus Zürich is situated across from the existing facility on the other side of Heimplatz, a heavily frequented traffic intersection near Lake Zurich. The available space on the property had already been occupied by the different preceding additions. The construction site actually belonged to a listed building in the north-east, the cantonal school of 1842. The site had originally been designed as a green space. Two gymnasium buildings erected in 1880 and 1902, no longer in service and in need of renovation, were also located here. The canton of Zurich made the site available for the Kunsthaus extension – despite controversial public discussions on the value of maintaining the green space and the unused gymnasium buildings. Based on a masterplan, an architectural competition was advertized in 2008. David Chipperfield and his Berlin office submitted the winning entry.
David Chipperfield placed a rectangular building onto the existing site. Its volume recalls the neighbouring cantonal school and fully occupies the construction site flanked by streets on three sides. A publicly accessible
art garden was installed between the new building and the cantonal school. On the side facing the existing museum facility, the addition of the Kunsthaus directly borders Heimplatz, a clear delineation in urban design terms. By use of natural stone facades, the architect establishes references to the surrounding historic buildings. The new structure responds to the urban design context also in functional terms: The entrance hall is intended as a publicly accessible passageway that connects the new art garden with Heimplatz.
The new museum building not only offers a significant increase in exhibition areas for the collections of the Kunsthaus. It also adds new
Lageplan, Maßstab 1:5000 / Site plan, scale 1:5000
Text: Julia Liese DETAIL 9/2022
Entwurfselement ist die von zwei Seiten zugängliche Eingangshalle, die mit ihren imposanten Ausmaßen von rund 60 m Länge und 20 m Höhe als Foyer und Verteilerraum dient. Von hier aus führen breite Freitreppen in die oberen zwei Geschosse mit den als unterschiedlich große Kabinette gestalteten Ausstellungsräumen. Neben einem Bereich für Wechselausstellungen haben hier vor allem dauerhaft ausgestellte Werke – von Impressionismus über Klassische Moderne bis hin zu zeitgenössischer Kunst – ihren Platz gefunden. Eine Besonderheit ist die überwiegend natürliche Belichtung der Ausstellungsräume – teils über Lichtdecken, teils aber auch über großformatige Fenster. Dabei sind die Fassadenöffnungen so gewählt, dass kein Streiflicht auf die Exponate fällt. Zusätzlich werden die Kunstwerke durch automatisch gesteuerte Sonnen- und Blendschutzrollos geschützt, sobald direktes Licht durch die Fenster fällt.
Elegante Materialpalette
Mit den Fassaden aus Naturstein greifen die Architekten das Material des Bestandsbaus und der historischen Gebäude der Umgebung auf. In einem regelmäßigen Raster hervorspringende Lisenen und Gesimse gliedern die Fassade und verleihen ihr Tiefe. Die Blöcke aus Jura-Kalkstein mit gesägter Oberfläche wurden massiv aufgemauert und in der tragenden Stahlbetonwand rückverankert. Im Bereich der großen Fensteröffnungen ändert sich das Material der Lisenen aufgrund statischer Anforderungen: Wie auch die Gesimse
Text: Julia Liese DETAIL 9/2022
functions and spaces for exhibition pedagogy, depot areas and an event hall.
A below-grade passageway connects the new and the existing buildings so that visitors can enter the different parts of the museum while protected from the weather. The key design element is the central entrance hall, which boasts impressive dimensions. At a length of 60 m and a height of 20 m, it serves as a foyer and a circulation hub. From here, broad open staircases lead to the two upper storeys, which feature exhibition spaces conceived as cabinets of differing size. Beyond the area for temporary exhibitions, most of the exhibits on display permanently are located here – ranging from Impressionist works to classical modernism and contemporary art.
Vorne städtisch, hinten grün: Der flache Kubus der Kunsthaus-Erweiterung steht zwischen dem belebten Heimplatz und dem neu angelegten Kunstgarten.
Urban in the front, green in the back: the rectangular shape of the Kunsthaus extension is situated between busy Heimplatz and the newly created art garden.
1ErweiterungsbauExtension
2Bestandsbau (1910) mit Anbauten (1925/1958/1976)
Existing building (1910) with additions (1925/1958/1976)
3 Garten der KunstArt garden
4ehemalige Kantonsschule Former cantonal school
5HeimplatzHeimplatz
Zürich / Zurich, 2020
Weißer Marmorsplitt lässt die neutralgrauen sandgestrahlten Oberflächen edel schimmern. Viele Fertig teile mussten auf die individuelle Geometrie hin maß gefertigt werden.
White marble chippings lend the neutral grey sandblasted surfaces a fine shimmer. Many precast elements had to be tailor-made to fit the specific geometry.
historischen Nachbargebäude abzusetzen, haben sich die Architekten für die abstrakteste Lösung des Pfeilers entschieden, dessen quadratischer Querschnitt von 28 cm über die gesamte Höhe von 9 m gleich bleibt. Angesichts der notwendigen Bewehrung mit konventionellem Bewehrungsstahl und der erforderlichen Betonüberdeckung wäre ein schlankerer Querschnitt nicht möglich gewesen. In jedem achten Pfeiler des Kolonnadenhofs ist ein Regenfallrohr in den 28 × 28 cm großen Querschnitt integriert, hier ermöglicht eine Bewehrung aus Edelstahl eine geringere Überdeckung. Das 100 m lange, 7,50 m breite Dach der Kolonnade über der Aussichtsplattform setzt sich aus 34 u-förmigen Halbfertigteilen mit je einer Breite von 3 m zusammen. Die Pfeiler sind als Pendelstützen ausgebildet, um die Längenänderungen des Dachs auszugleichen und stehen im Abstand von 1,50 m. Die gelenkigen oberen und unteren Auflager der Pfeiler werden durch kraftschlüssige Edelstahlbolzen hergestellt, die mit Dollen verbunden sind und beim Aufbetonieren der Halbfertigteile mitvergossen werden. Die Elastomerlager am Stützenfuß erlauben eine minimale Gelenkigkeit.
Betonrezeptur und Oberflächenqualität
Die Betonrezeptur wurde von der des Neuen Museums abgeleitet – eine Modifikation war erforderlich, um die Frostsicherheit und Beständigkeit im härteren Außeneinsatz zu garantieren. Die Veränderung der Farbe vom warmen Sandton des Neuen Museums zu einem neutralen Perlgrau war jedoch schwieriger als erwartet: Der Zuschlag von 30 % Grauzement zu 70 % Weißzement brachte nicht das erwartete
Die Dehnfugen der Sockelwand liegen verdeckt. Um horizontale und vertikale Bewegungen aufnehmen zu können, sind sie mit Edelstahlschlaufen an die tragende Außenwand angeschlossen. / The expansion joints in the plinth walling are concealed. To accommodate horizontal and vertical movement, stainless-steel loop fixings tie the elements to the structural wall.
Ergebnis, sondern färbte sich bräunlich. Erst nach zahlreichen Versuchen und Mock-ups wurde die Lösung gefunden. Die Eigenfarbe des Sandes hatte den Gesamtton verfälscht, so musste er durch einen helleren ausgetauscht werden. Die Herkunft und Sieblinie des Marmorschotters mit einem hohen Großkornanteil wurde dagegen beibehalten. Den Architekten war wichtig, dass alle vier Seiten der Pfeiler eine identische Farbe und nach dem Sandstrahlen eine exakt gleich raue Oberfläche erhalten. Das ist nicht selbstverständlich, da sich bei einer liegend gegossenen dreiseitigen Schalung die Oberseite, die abgerieben wird, von den glatten geschalten Seiten unterscheidet. Normalerweise sinkt grober Schotter in der Schalung ab und nur Feinkorn bleibt oben. Durch das Sandstrahlen wäre der Unterschied in der Textur noch stärker herausgearbeitet worden. Um das zu verhindern, wurde spezieller zähflüssiger Beton eingesetzt, in dem auf dem Rütteltisch alle Zuschläge – auch das Grobkorn – in der Schalung konsistent verteilt bleiben. Die restlichen minimalen Unterschiede der Oberflächen kann ein erfahrener Sandstrahler mit Sorgfalt und Gefühl bei der Arbeit ausgleichen. Auch die Stürze aus Ortbeton über den großflächigen Verglasungen der Ostfassade haben die Rezeptur der Fertigteile und sind sandgestrahlt, um eine einheitliche Oberfläche zu erzielen. Berührungsfreundliche geschliffene Oberflächen sind dagegen nur bei den durchlaufenden Sitzbänken anzutreffen, die im Kolonnadengang der Ostfassade aus der Betonwand herauszuwachsen scheinen.
opted for the more abstract solution of a pillar with a square cross section and dimensions of 28 × 28 cm over the full 9-metre height. In view of the necessary steel rod reinforcement and the requisite concrete covering, a more slender cross section would not have been possible. Integrated into every eighth pillar of the colonnaded courtyard, however, is a rainwater pipe. Here, the use of stainless-steel reinforcement did allow a thinner concrete covering.
The 100-metre-long and 7.50-metre-wide roof over the colonnade viewing platform consists of 34 U-shaped semi-finished sections each 3 metres wide. Constructed as hinged elements to absorb changes of length in the roof, the columns were set at 1.50-metre spacings. The hinged connections at top and bottom were created with friction-locked stainless-steel bolts connected to dowels and cast into the semi-finished elements during the concreting process. Elastomer bearings at the feet of the columns allow a certain minimum flexibility.
Mit 28 cm ist der konstruktiv machbare Querschnitt der Pfeiler maximal ausgereizt (links). Die Fertigteile des Sockels sind als Nut und Feder ausgebildet (rechts). / Structurally, the 28/28 cm cross
Concrete mix and surface quality
The concrete mix that was specified was based on that of the Neues Museum. A modification was necessary, though, to guarantee frost resistance and stability under harsher external conditions. Changing the colour from a warm sandy tone to a pearl grey for the James Simon Galerie proved to be more difficult, however. Mixing 30 per cent grey cement with 70 per cent white cement did not achieve the expected result, but gave the concrete a brownish tinge. Only after many trials and mock-ups was a solution found. The overall tone was affected by the intrinsic colour of the sand, which had to be replaced with a paler type. The source and grading curve of the crushed marble, with a high proportion of large particles, was retained, though. It was important to the architects to ensure that all four faces of the pillars had an identical colour and that, after sandblasting, the surfaces would be exactly the same. That is not something one can take for granted because, with elements cast horizontally in formwork on three sides, the upper surface, with a trowelled finish, will differ from the smooth shuttered faces. Normally, coarser chippings sink down in the formwork, leaving only the fine grains at the top, so that, after sandblasting, the difference in texture would have been even more evident. To prevent this, special high-viscosity concrete was used. With this, the coarse-grain aggregate remained evenly distributed on the vibration table. With care and sensitivity on the part of a sandblasting expert, any minimal differences remaining in the surfaces could be balanced out. The
Vertikal- / Horizontalschnitt, Regal Damenabteilung, Maßstab 1:5 / Vertical /horizontal sections, Shelf in women’s department, scale 1:5
Vertikalschnitt Regal Herrenabteilung, Maßstab 1:5 / Vertical section, Shelf in men’s department, scale 1:5
1Gipskarton 2× 12,5mm2× 12.5mm plasterboard
2Stahlrohr Ø 26/3mm in CFK-Rohr Ø 30/2mm Ø 26/3mm steel CHS inside Ø 30/2mm carbon fibre profile
3CFK auf Trägermaterial Polyester ≤ 20mm ≤ 20mm carbon fibre shelf with polyester core
4Kabelkanalcable duct
5Terrazzo 20mm Zementestrich 40mm Abdichtung Decke Stahlbeton
20mm terrazzo 40mm cement screed sealing, reinforced concrete ceiling
6Abdeckscheibe CFK Ø 50mm Ø 50mm carbon fibre cover disc
7Stützenfuß Stahl, höhenverstellbar threaded element, steel, height adjustable
8Wandpaneel Gips 10mm auf Trägermaterial EPS Silikonkleber, Gipskarton 12,5mm, Unterkonstruktion Metall 50mm
9Sockelleiste /Türrahmen Fertigelement Terrazzo 100/60mm
10mm gypsum on EPS profile, glued to 12.5mm plasterboard 50mm metal structure
100/60mm precast terrazzo skirting /door frame
10LED-Lichtleistelinear LED strip bar
11Stromschiene /Verankerung für Regale busbar /anchorage for display furniture
12Flachstahl 60/8mm, höhenverstellbar 60/8mm steel flat height-adjustable
13Fertigelement Terrazzo 20mm geklebt auf Wabenpaneel Aluminium 20mm
14Flachstahl eloxiert, Farbton Messing seidenmatt 25/10mm
15Regalboden Eiche furniert 25mm
20mm precast terrazzo panel, glued to 20mm aluminium honeycomb panel
25/10mm galvanised steel flat, brass finish
25mm oak veneer plank
“I
David Chipperfield über die Herausforderungen des Mauerwerks / David Chipperfield on the challenges of Brickwork
Interview: Heide Wessely DETAIL 10/2005
Detail: Sie haben an der Architectural Association studiert und bei Richard Rogers und Norman Foster gearbeitet. Die Gebäude, die Sie entwerfen, sind jedoch sehr klar, fast minimalistisch. Sie selbst sagen, dass Ihre Architektur einer »Kontinuität« folgt. Was genau drücken Sie damit aus? David Chipperfield: Damit will ich sagen, dass zeitgenössische Architektur oft darauf fixiert ist, innovativ zu sein. Das ist zwar ein zulässiges Motiv, aber Innovationen ergeben doch nur dann einen Sinn, wenn sie in ein Geflecht von Bewährtem eingebunden sind. Deshalb denke ich, dass Erfindungen und Innovationen innerhalb eines kontinuierlichen Prozesses stattfinden sollten – und man nicht bei null beginnen muss.
Sie sprechen aber nicht von Tradition? Nein, jedoch besteht das tiefe Bedürfnis jedes Menschen, in die eigene Geschichte oder in Traditionen verwurzelt zu sein. Man muss Dinge zuordnen können, geschichtlich und auch im Hinblick auf den Ort. Es mag zwar eine abstrakte Idee sein, aber ich denke, es ist immens wichtig, dass die Menschen auch verstehen, welche Gedanken hinter einem Gebäude stecken.
Ist das auch ein Grund, weshalb Sie gerne unbehandelte Materialien einsetzen? Materialien können auch helfen, Erinnerungen wachzurufen oder bestimmte Bedeutungen zu vermitteln. Das ist ganz offensichtlich: Manche Materialien haben eine eigene Erinnerung, eine eigene Geschichte. Und jedes Material hat eine eigene Charakteristik. Die Materialwahl zwingt oft dazu, sich mit konventionellen Themen auseinanderzusetzen. Einerseits bietet z. B. Mauerwerk ganz spezifische Möglichkeiten, weil es so kleinteilig ist. Andererseits bleibt nicht viel Spielraum für Neues. Wir wählen die Materialien nach ganz verschiedenen Ansätzen aus: Das hat mit Atmosphäre zu tun, mit Intuition und manchmal auch mit Begeisterung: »Das ist schön, warum nehmen wir nicht dieses Material?« Natürlich versuchen wir immer, eine Verbindung zwischen der Wahl der Baustoffe und dem Konzept des Gebäudes herzustellen. So
“I Suppose I Am Nervous About Brickwork” –An Interview
Interview: Heide Wessely DETAIL 10/2005
Detail: You studied at the Architectural Association and have worked for Richard Rogers and Norman Foster. However, the buildings you design are very clear, almost minimalistic. When describing your work, you often use the term continuity. Can you explain what exactly you mean by that? David Chipperfield: I think often modern architecture is a little over-concerned with trying to demonstrate invention. Although this is a completely valid preoccupation, I think it ought to be within a framework that accepts the importance of memory and meaning. Things have to mean something and therefore invention and novelty should look for ways of operating within a continuum and not just, as it were, start from nothing. You mean it has to operate within a tradition? No, every human has a deeply held need to be rooted in their own history or tradition, but you have to find ways of locating things both physically and historically. That might be a literal idea, a very abstract idea, but I certainly think you have to find something by which people, not just other architects, can understand what the idea is about.
Is that perhaps also why you like to use untreated materials? I think materials can be a way of giving some meaning or evoking a memory. Obviously certain materials come with their own memory, their own history. And every material has its own possibilities. Sometimes you are looking for material ideas which force you in a way into confronting conventional issues. If you are building in brick, then there are certain possibilities because it is such a small-scale material. On the other hand, your opportunity to invent is limited. We pick the materials according to very different approaches: it’s an atmospheric thing or an intuitive thing and sometimes just a thing of enthusiasm: “This is nice, why don’t we use this material?” Obviously you try to find a connection between the conceptionual idea and the material idea. With the library in Des Moines, for example, we wanted a high level of transparency between the inside
wollten wir für die Bibliothek in Des Moines eine starke Transparenz zwischen innen und außen erzeugen und mussten die Bücher doch gleichzeitig vor der Sonne schützen. Wir wählten ein in den Scheibenzwischenraum eingelegtes Kupfergewebe. Durch diesen fest eingebauten Sonnenschutz entsteht eine homogene Hülle. Für diesen Zweck war es das perfekte Material.
Sie haben außer ein paar Wohnhäusern und einem Bürogebäude in Hamburg nur wenige Gebäude in Mauerwerk realisiert. Auch bei Ihren Kollegen erfreut es sich derzeit keiner großen Beliebtheit. Ist Ziegel aus der Mode geraten? Nein, aus der Mode geraten ist er nicht. Wir bauen auch zurzeit mit Ziegel. Im Neuen Museum in Berlin setzen wir viel davon ein: Mauerwerk hat eine großartige Textur, eine fantastische Haptik. Es ist einerseits sinnlich und kann gleichzeitig sehr roh sein. Aber es birgt auch Probleme in sich: Mauerwerk unterliegt enormen ökonomischen und technischen Anforderungen – das ist für moderne Konstruktionsweisen eigentlich normal. Jedoch wird Mauerwerk immer noch als traditionelles, zeitloses und einfaches Baumaterial wahrgenommen, das sehr schön altert. Und das ist der Widerspruch. Man kann zwar immer noch wunderbare, authentische Wände mauern, die nur sehr wenige oder gar keine Dehnungsfugen haben. Aber der Aufwand, um die Bauvorschriften einzuhalten, ist gestiegen. Auch kann man nur sehr selten massive, also sehr dicke Mauerwerkswände bauen, die statisch und thermisch den Anforderungen genügen, denn sie benötigen viel Platz und treiben die Baukosten in die Höhe.
Im Wohnhaus in Berlin haben wir für einen wunderschönen, handgemachten Ziegel gekämpft. Er ist kunstvoll Stein für Stein aufeinandergesetzt. Die Maurer mochten den Ziegel nicht, weil jeder Stein ein anderes Maß hat. Aber bei kleineren Baumaßnahmen ist es leichter, sich durchzusetzen, bei einem Bürogebäude sind einem durch eng gesteckte Verträge meist die Hände gebunden. Auch wird, um Kosten zu drücken, oft billiges Material verwendet. Ehrlich gesagt macht es mich nervös, wenn ich für ein Gebäude Mauerwerk wähle. Im Entwurf hat man noch die schöne Textur vor Augen, das homogene Spiel der Farben. Aber ein Mauerwerksbau kann so leicht
and outside of the building, but had to protect the books from sun at the same time. We decided to insert a copper fabric between the window panes. The result of this fixed sun protection is a homogenous envelope. The material chosen there was perfect for the task.
Except for a few apartments and an office building in Hamburg, you have done few buildings in brick. Your colleagues, too, seem to avoid it. Is brick out of fashion now? No, it’s not out of fashion. We are currently using bricks. In the Neues Museum in Berlin, we use a lot of them: I think brick has a great texture, a fantastic feel. It is sensual on the one hand and can be very raw at the same time. One of the problems with using brick today is the enormous economic and technical demands on modern construction which stands against the general perception of brick as a traditional, timeless, simple and well aging material. There is a contradiction there. You can still build a beautiful authentic brick wall with very few or no expansion joints, but it is hard to get it to comply with contemporary building regulations. You can rarely build a massive, very thick brick wall which works both structurally and thermally, because it takes up a lot of space and increases the material costs.
In the villa in Berlin we used a really nice handmade brick; but we had to fight to get it used the way we wanted. It is artfully arranged stone by stone. The bricklayers didn’t like it because all the bricks were slightly different sizes. But with smaller building projects, it is easier to get a thing like this through, in office buildings your hands are usually tied by very restrictive contracts. Also, cheap material is often used in order to hold down costs. So, I suppose I am nervous about using brick. At the beginning of the project you have this vision of a beautiful brick texture, the homogeneous play of colours. And then none of this works out quite like you wanted, brick can look very ordinary. The building company uses a bad industrial stone, with sharp edges and uniformly dull colour, then they don’t lay them well, and suddenly the reality is so different from the picture in your head.
Schnitt, Aussichtsdeck
Maßstab 1:20 / Section, Observation deck, scale 1:20
1Stahlblech mit Antikorrossionsbeschichtung 10mm, auf Stahlunterkonstruktion
10 mm sheet steel with corrosion-resistant coating, on 160 mm steel frame
2Dämmpaneel 40mm40 mm insulated panel
3abgehängtes AluminiumDeckensystem, Elementgröße 1000 × 1000mm, Abhängung 730mm
4Isolierverglasung VSG 2× 6mm + SZR 12mm + VSG 2× 8mm
5Pfosten-RiegelKonstruktion Stahlprofil ¡ 60/150mm
6Bohle Hartholzboden 22mm
Holzlattung Pinienholz 45mm Kunststofffuß, höhenregulierbar Abbdichtung Deckenplatte Ortbeton mit Spanngliedern im Rippenverlauf 1000 mm Stahlblech mit Antikorrosionsbeschichtung 10mm, auf Stahlunterkonstruktion 160mm
suspended aluminium ceiling system, 1000 × 1000 mm elements, 730 mm deep
double glazing: 2× 6 mm lam. safety glass + 12 mm cavity + 2× 8 mm lam. safety glass
post-and-rail construction, 60 × 150 mm steel hollow sections
floor construction: 22 mm hardwood floorboards 45 mm pine battens height-adjustable plastic pedestals waterproofing 1000 mm in-situ con crete slab with infill elem ents and prestressing tendons in ribs
7 Stahlprofil ∑ 60 × 60mm 60 × 60 mm steel angle
8Balustrade VSG 2× 10mm mit Edelstahlhandlauf
balustrade: 2× 10 mm lam. safety glass with stainless steel handrail
008: Benjamin McMahon
011, 012: David Chipperfield Architects
015: Ute Zscharnt for David Chipperfield Architects
016: Noshe
017: David Chipperfield Architects
019 oben /top, 019 unten /bottom, 020 /021, 022, 023, 024 oben /top, 024 unten /bottom, 026 /027, 028, 030: Noshe
032: Simon Menges
033: David Chipperfield Architects
035 oben /top: Simon Menges
035 unten /bottom Zeichnung/drawing: David Chipperfield Architects
036 /037: Simon Menges
038: Sebastien Veronese
039 oben /top, 039 unten /bottom: Simon Menges
041: Sebastien Veronese
042: Simon Menges
043: Sebastien Veronese
044, 045: Simon Menges
046: Jérémie Léon
047: Sebastien Veronese
048 /49: Simon Menges
050, 054 oben /top: Simon Menges
054 unten /bottom: David Chipperfield Architects
055, 57, 058 oben /top: Simon Menges
058 unten/bottom: bpk /Nationalgalerie, SMB/Reinhard Friedrich
059: Mies van der Rohe, Ludwig /Neue Nationalgalerie Berlin, seitlicher Aufriss © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
061 oben /top: Mies van der Rohe, Ludwig /Blaupause Neue Nationalgalerie Berlin /Gift of the Scala Archives © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
061 unten /bottom: Mies van der Rohe, Ludwig /Glasfassaden Kuba, Schweinfurt, Berlin /Courtesy of the Library of Congress & Korabimage.com © VG BildKunst, Bonn 2024
062 oben /top: Mies van der Rohe, Ludwig /Neue Nationalgalerie Berlin, Innenraum /Simon Menges © VG BildKunst, Bonn 2024
062 unten /bottom: Mies van der Rohe, Ludwig /Neue Nationalgalerie Berlin, Luftbild /Simon Menges © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
063 oben links /top left: Mies van der Rohe, Ludwig /Neue Nationalgalerie Berlin, Innenraum /Simon Menges © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
063 oben rechts /top right: Mies van der Rohe, Ludwig /Neue Nationalgalerie Berlin, Grundriss EG © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
063 Mitte links /middle left: Mies van der Rohe, Ludwig /Neue Nationalgalerie Berlin, Innenraum /Simon Menges © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
063 Mitte rechts /middle right: Mies van der Rohe, Ludwig /Neue Nationalgalerie Berlin, Grundriss UG © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
063 unten /bottom: Mies van der Rohe, Ludwig /Neue Nationalgalerie Berlin, Innenhof /Simon Menges © VG BildKunst, Bonn 2024
064 oben /top: Mies van der Rohe, Ludwig /Neue Nationalgalerie Berlin, Innenraum, Bauarbeiten /Ute Zscharnt for David Chipperfield Architects © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
064 unten: Mies van der Rohe, Ludwig / Neue Nationalgalerie Berlin, Innenraum, Bauarbeiten /Ute Zscharnt for David Chipperfield Architects © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
065 oben /top: Mies van der Rohe, Ludwig /Neue Nationalgalerie Berlin, Innenraum, Bauarbeiten /Ute Zscharnt for David Chipperfield Architects © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
065 unten /bottom: Mies van der Rohe, Ludwig /Neue Nationalgalerie Berlin, Schemata Glasfassade © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
066: BBR / Thomas Bruns
067 oben /top: Simon Menges
067 unten /bottom: Mies van der Rohe, Ludwig /Neue Nationalgalerie Berlin, Schemata Bestandsanalyse © VG BildKunst, Bonn 2024
068 oben /top: Simon Menges
068 unten /bottom: Mies van der Rohe, Ludwig /Neue Nationalgalerie Berlin, Horizontalschnitt Glasfassade © VG BildKunst, Bonn 2024
069: Mies van der Rohe, Ludwig /Neue Nationalgalerie Berlin, Vertikalschnitt Glasfassade © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
070 /071, 072, 075 oben /top, 075 unten /bottom, 076 oben /top: Simon Menges
076 Mitte /middle, 076 unten links / bottom left: David Chipperfield Architects
076 unten rechts /bottom right, 077, 078, 079, 081, 082, 083, 084: Simon Menges
087 oben /top: Ioana Marinescu
087 unten /bottom, 089: Peter Landers
090: Simon Menges
091, 093: Peter Landers
094 oben /top: Simon Menges
094 unten /bottom: David Chipperfield
097: Simon Menges
098 /099: Ute Zscharnt for David Chipperfield Architects
100 oben /top: David Chipperfield Architects
100 unten /bottom: Ute Zscharnt for David Chipperfield Architects
101 oben /top: Simon Menges
101 unten /bottom: Célia Uhalde
102: Ute Zscharnt for David Chipperfield Architects
103: BBR /Björn Schumann
104, 106, 107, 108, 109, 110, 112 /113, 117, 119: Noshe
120: Simon Menges
122 oben /top: Dennis Gilbert /VIEW
122 unten /bottom, 123, 124 /125, 126 oben /top: Simon Menges
126 unten /bottom: Dennis Gilbert / VIEW
128, 131, 132, 133, 135, 136, 137: Santi Caleca
138, 140 /141, 142, 144: Simon Menges
146: Bartosz Haduch /NArchitekTURA
148 /149: Simon Menges
151, 152: Bartosz Haduch / NArchitekTURA
153: Ute Zscharnt for David Chipperfield
Architects
154: Simon Menges
156, 158, 159, 161: Iwan Baan
162, 164 /165, 167: Richard Bryant / Arcaid
168 oben /top: Christian Richters
168 unten /bottom: David Chipperfield
Architects
172: Duccio Malagamba
173, 175: Rafael Vargas Fotografía
177 oben /top, 177 Mitte /middle: Christian Richters
177 unten /bottom: Rafael Vargas Fotografía
178, 179: Christian Richters
180: Ute Zscharnt
182, 184, 185: Sabine Drey
186, 189: Christian Richters
190 /191: Gursky, Andreas /Bochum, University /Ute Zscharnt © Andreas Gursky /Courtesy of Sprüth Magers / VG Bild-Kunst, Bonn 2024
192: Ute Zscharnt
193: Christian Richters
194 oben /top: Frank Kaltenbach
194 unten /bottom: Christian Richters
196, 197: Simon Menges
199 oben /top: Christian Richters
199 Mitte /middle, 199 unten /bottom: Christian Schittich
200: Ute Zscharnt for David Chipperfield
Architects
201, 203 oben links /top left: David Chipperfield Architects
203 oben rechts /top right: Ute Zscharnt for David Chipperfield Architects
203 unten /bottom: SMB /David Chipperfield Architects, photo Ute Zscharnt
204 oben /top, 204 unten /bottom: SPK /David Chipperfield Architects, photo Jörg von Bruchhausen
205: SMB /David Chipperfield Architects, photo Ute Zscharnt
206, 207 oben /top: Christian Schittich
207 Mitte /middle: David Chipperfield Architects
207 unten /bottom: Jörg von Bruchhausen
208: Christian Schittich
212 oben /top: David Chipperfield Architects
212 unten links /bottom left, 212 unten rechts /bottom right: Stefan Müller
213: Christian Richters
216: Hélène Binet
220 oben /top: Ioana Marinescu
220 unten /bottom, 222: David Chipperfield Architects
223: Ioana Marinescou
224: Christian Schittich
225, 226, 227: Ioana Marinescu
228: Christian Richters
230: Christian Schittich
232: Christian Richters
233: Ioana Marinescu
234 /235, 236 oben /top: Christian Richters
236 unten /bottom: Ioana Marinescu
238: Christian Richters
240: David Chipperfield Architects
241: Duccio Malagamba
242: Christian Schittich
243: Hisao Suzuki
244: Duccio Malagamba
245: Christian Schittich
246, 248, 249, 250: Duccio Malagamba
251: David Chipperfield Architects
253: Duccio Malagamba
254 /255, 257 oben /top: Christian Richters
257 unten /bottom: Stefan MüllerNaumann /arturimages
258: Nathan Willock / VIEW
259: Christian Richters
261 oben /top: Duccio Malagamba
261 unten /bottom: David Chipperfield Architects
262 oben /top: Hisao Suzuki
262 unten /bottom: Richard Bryant / Arcaid
264 oben links /top left: Hisao Suzuki
264 oben rechts /top right, 264 unten / bottom: Richard Bryant /Arcaid
266, 268, 269, 270: Hisao Suzuki
271: Ingrid Geisel
272 unten /bottom, 273: Hisao Suzuki
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