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Arabische Medien

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Menschen begegnen

Menschen begegnen

Im festen Griff autoritärer Propaganda

Bis zum Ausbruch des Arabischen Frühlings im Jahr 2011 schien die arabische Medienlandschaft relativ überschaubar. Die Sozialen Medien befeuerten zunächst die Proteste, mittlerweile werden sie vielerorts zu Propagandazwecken missbraucht.

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Text Loay Mudhoon, Leiter Qantara.de

Die staatlich gelenkten Massenmedien fungierten lange als integraler Bestandteil der autoritären Herrschaftssysteme der arabischen Welt. Durch die politische Öffnung im Zuge der ersten Welle der Arabellion schien die Monopolstellung staatlich gelenkter Medien endgültig der Vergangenheit anzugehören. Viele neue, unabhängige Medien entstanden, vor allem Soziale Medien haben sich im Vorfeld des historischen Umbruchs als effektive Instrumente bewährt, um staatliche Zensur zu umgehen. Sie avancierten zudem zu neuen Informationsquellen und zu Brandbeschleunigern der Massenproteste in einigen Ländern.

Doch die autoritäre Restauration in den arabischen Umbruchstaaten ab 2013 führte dazu, dass Medien ihre neu gewonnenen Freiheiten sukzessive verloren. Insbesondere in Ägypten kontrolliert das Militärregime inzwischen fast alle Massenmedien. In den Sozialen Medien werden Aktivistinnen und Aktivisten denunziert und verfolgt. Die autoritären Regime im arabischen Raum haben offensichtlich dazu gelernt; ihnen ist es gelungen, die Sozialen Medien nicht nur zu kontrollieren, sondern auch für ihre eigenen Propagandazwecke zu nutzen.

Medien im Kampf der Narrative

Die Volksaufstände von 2011 wirken bis heute nach. Die arabischen Autokraten wie Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi und Saudi-Arabiens starker Mann, Kronprinz Mohammed Bin Salman, sind davon überzeugt, dass eine vergleichbare Mobilisierung um jeden Preis verhindert werden muss. Daher versuchen sie, sowohl auf klassische Medien wie auch auf Soziale Medien einzuwirken, um Einfluss auf die Debatten und Diskurse im nationalen wie im panarabischen Kontext zu nehmen.

Auf Facebook und Twitter verbreiten beispielsweise von Regimen gesteuerte Netze und Troll-Armeen Falschinformationen über Regierungskritiker und unabhängige Medienmacher, um sie und die Idee der Demokratie zu diskreditieren und ihr autoritäres Narrativ wirkmächtig erscheinen zu lassen.

Doch die Öffentlichkeit in vielen arabischen Ländern lässt sich nicht so leicht manipulieren, da das arabische Mediensystem grundsätzlich unter einer massiven Glaubwürdigkeitskrise leidet. Außerdem wirkt die Phase der Medienfreiheit zwischen 2011 und 2013 immer noch positiv bei den arabischen Mediennutzern nach.

Weitere Faktoren erweisen sich zudem als hilfreich, wenn es darum geht, Propaganda zu entlarven: Erstens leisten unabhängige Medienangebote, kleine Inseln der Meinungsfreiheit wie Mada Masr und ALJumhuriya, enorm wichtige Aufklärungsarbeit. Und zweitens erweist sich der externe Pluralismus panarabischer Medien bei der Entlarvung von Propaganda als effektiv. Das bedeutet: Die regionalen Rivalitäten führen dazu, dass keine bestimmte Sichtweise die panarabische Öffentlichkeit dominiert und andere Erzählungen kritisch beleuchtet werden. Beispielsweise fungiert das von Katar finanzierte Al-Jazeera-Network als machtvolles Instrument zur Unterstützung der Aufstände, während das von Saudi-Arabien finanzierte Al-ArabiyaNetwork unermüdlich vor den Gefahren unkontrollierter, revolutionärer Dynamik warnte.

Trotz dieser Aspekte bleiben Investitionen in die Förderung von Medienkompetenz notwendig, damit mehr Mediennutzende in der Region für die Merkmale der Desinformation und Propaganda sensibilisiert werden. Angebote zur Förderung von Digital Literacy wie 7iber, 7amleh (The Arab Center for Social Media Advancement) und auch Mada Masr sollten von westlichen Partnern vor Ort unterstützt werden.

Loay Mudhoon

ist Nahost-Experte bei der DW und verantwortlicher Redakteur für das Online-Magazin Qantara.de – Dialog mit der islamischen Welt.

@Loay_Mudhoon

de.qantara.de

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