Sonderkonzert Italia Nera
Philharmonie Berlin, 10. September 2024
Philharmonie Berlin, 10. September 2024
Feste Romane. Poema Sinfonico (1928)
I. Circenses
II. Il Giubileo
III. L’Ottobrata
IV. La Befana
Canti di vita e d’amore: Sul ponte di Hiroshima für Sopran, Tenor und Orchester (1962)
I. Sul ponte di Hiroshima
II. Djamila Boupachà
III. Tu
– Pause –
OTELLO, 4. Akt (1887)
Sopran (Nono) Lilit Davtyan
Tenor (Nono) Thomas Cilluffo
Desdemona Federica Lombardi
Otello Roberto Alagna
Jago Thomas Lehman
Emilia Karis Tucker
Cassio Thomas Cilluffo
Lodovico Jared Werlein
Musikalische Leitung Sir Donald Runnicles
Orchester der Deutschen Oper Berlin
Die Oper erlebte im Italien des 19. Jahrhunderts eine Blütezeit sondergleichen, die Instrumentalmusik spielte jedoch, anders als in den Jahrhunderten zuvor, eine untergeordnete Rolle. Dies zu ändern war ab Beginn des 20. Jahrhunderts zentrales Anliegen einer Generation von um 1880 geborenen Komponisten, die als „generazione dell’ottanta“ bezeichnet wurde und zu deren bekanntesten Vertretern Ottorino Respighi (1879-1936), Gian Francesco Malipiero (1882-1973), Alfredo Casella (1883-1947) und Ildebrando Pizzetti (1880-1968) zählen. Ihnen gemein war, dass sie, auf je individuelle Art, versuchten, eine Gattungstradition wiederzubeleben, die den europäischen Vergleich der Instrumentalmusik der damals „führenden Musiknationen“ Frankreich, Deutschland und Russland nicht zu scheuen hatte, zugleich aber als genuin italienisch verstanden werden konnte. Daher lag es nahe, Anregungen und Inspirationen in der eigenen Vergangenheit zu suchen und auf die Ästhetik, auf Klangsprachen und Formmodelle der italienischen Musik vom Mittelalter bis ins ausgehende 18. Jahrhundert zurückzugreifen. Daneben waren aber auch Modelle aus der deutschen, klassisch-romantischen Tradition wie die Sinfonie- und Sonatensatzform oder auch neueste Entwicklungen etwa des französischen Impressionismus Gegenstand der Auseinandersetzung und Aneignung. Zugleich zielten diese Bestrebungen dahin, sich vom Genre Oper und speziell der um 1900 in Italien vorherrschenden Ästhetik des Verismo, von Puccini und dem Spätwerk Verdis abzusetzen. Was alle genannten Komponisten aber nicht davon abhielt, in einer komplexen Gemengelage von reformorientiertem Neuanfang und dem Anschluss an Gattungstraditionen, selber für das Musiktheater zu schreiben. Stellvertretend seien Respighis siebzehn Opern und Ballette erwähnt, von denen die letzte, von ihm 1934 vollendete Oper LA FIAMMA ab Ende September 2024 in der Deutschen Oper Berlin zu erleben sein wird.
Den verschiedenen Mitgliedern der „generazione dell’ottanta“ gemein ist, dass sie nach einer mitunter geradezu rauschhaften Phase des Ausprobierens in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg zu sehr individuellen eigenen musikalischen Sprachen fanden. Malipiero und Casella wurden zu Hauptvertretern des italienischen Neoklassizismus mit seiner strengen, mal kühl-modernen, mal verspielt-sinnlichen Adaption historischer Musiksprachen. Respighis Musik hingegen zeichnet sich durch ein schier überbordendes Nebeneinander verschiedenster Einflüsse und
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Bruchkanten der Musikgeschichte –und dennoch
Inspirationsquellen aus, das aus einer unstillbaren Neugier für Musik aller Zeiten und Herkunft motiviert war. Mitunter brachte ihm dies den Vorwurf des Eklektizismus ein. Gerade in LA FIAMMA wird solch eine Stilpluralität als dramaturgisch überaus wirksames Gestaltungsmittel eingesetzt, während in Respighis drei heute meistgespielten Stücken die spezifische und originelle Synthese verschiedenster Einflüsse deren besonderen Charakter ausmacht und Garant ihres Erfolges ist: Die Uraufführung der sinfonischen Dichtung „Fontane di Roma“ 1916 war der Durchbruch für Respighi als national wie international bekannter Komponist und mit „Pini di Roma“ (1924) und „Feste romane“ (1928) konnte er nahtlos daran anknüpfen.
Allen drei Stücken ist die klassisch-sinfonische Viersätzigkeit eigen. Die vertraute Abfolge der sinfonischen Satzcharaktere ist in einem Stück wie den „Feste romane“ aber nur noch äußerst versteckt und als eine Folie präsent, über der der Ablauf des musikalischen Geschehens primär von einem außermusikalischen Programm bestimmt ist. Und auch motivisch-thematische Arbeit im traditionellen Sinne sucht man in „Feste romane“ vergebens. Durch die Verbindung von inhaltlichen Bezügen mit der Wiederaufnahme und Verarbeitung einzelner musikalischer Motive verbindet Respighi aber gleichwohl Programmmusik mit innermusikalisch motivierter Satztechnik.
Entstanden ist das Programm der „Feste romane“ im Dialog mit Claudio Guastalla, der als künstlerischer Weggefährte der Librettist von Respighis fünf letzten Opern war und als Gesprächspartner sowie redaktionell, mit der Ausformulierung der letztlich veröffentlichten Programme, auch die Entstehung von Respighis sinfonischen Dichtungen begleitet hat. Guastalla berichtet in seinen Erinnerungen, dass ursprünglich ein Stück über verschiedene Momente aus dem Leben Kaiser Neros geplant gewesen sei. Nachdem sich Respighi aber letztlich von Nero „persönlich verfolgt“ gefühlt habe, sei dieser Plan aufgegeben worden. An dessen Stelle trat dann die Idee eines sinfonischen Panoramabilds verschiedener Feierlichkeiten in Rom quer durch die Jahrhunderte. Dieses war zunächst fünfsätzig angelegt. Nachdem aber die Darstellung eines „glanzvollen und pompösen Festes um 1500“ gestrichen worden war, kehrte Respighi zur einer viersätzigen Anlage des Werks zurück. Dieses beginnt, im Rückgriff auf die Ursprungsidee, mit einer Szene aus der Zeit Kaiser Neros in der drastischen und hochdramatischen Darstellung „festlicher“ Zirkusspiele, in denen eine Gruppe Christen wilden Tieren zum Fraß vorgeworfen wird. Es folgt ein Bild aus dem Mittelalter mit einem nach Rom ziehenden und dort festlich begrüßten Pilgerzug. Und dann, im dritten und vierten Satz, gibt es die Darstellung zweier Feste, die auch zu Respighis Zeiten noch gefeiert wurden: Die „Ottobrata“, das im Oktober gefeierte Erntedankfest, sowie das wilde, karnevaleske Treiben der Dreikönigsnacht in „La Befana“.
Zur musikalischen Darstellung dieses Programms arbeitet Respighi, wie der Musikwissenschaftler Christoph Flamm herausgearbeitet hat, mit einer geradezu filmischen Klangdramaturgie. So sind einzelne „Kameraeinstellungen“ in oftmals scharfen Schnitten gegeneinandergestellt, und einzelne musikalische Abschnitte sind, abseits einer aus motivisch-thematischer Arbeit gewonnen Logik, unmittelbar aneinandergefügt. In den ersten beiden Sätzen geschieht dies noch einem linearen Erzählstrang folgend: Dem Geschrei der aufgeheizten Massen und den
Der Himmel steht finster über dem Circus Maximus, aber das Volk ist in Feststimmung: „Ave Nero!“. Die eisernen Tore werden geöffnet und alsbald ertönt ein Choral nebst dem Gebrüll wilder Tiere. Die Volksmenge wogt hin und her und erbebt: Unverzagt steigt der Gesang der Märtyrer empor, siegt und geht unter im Tumult.
II. Il Giubileo
Die Pilger schleppen sich betend auf der langen Straße hin. Endlich, von der Höhe des Monte Mario, erblicken ihre brennenden Augen und schmachtenden Seelen die heilige Stadt: „Rom! Rom!“. Sie brechen in eine jubelnde Hymne aus, und es erwidert ihnen das Glockengeläut aller Kirchen.
III. L’Ottobrata
Oktoberfest in den rebenumkränzten römischen Kastellen: ferne Jagdrufe, klingelnde Pferdegeschirre, Liebesgesänge. Es zittert ein romantisches Ständchen durch die milde Abendluft.
IV. La Befana
Die Dreikönigsnacht auf der Piazza Navona; ein charakteristischer Trompetenrhythmus beherrscht frenetischen Lärm, auf dessen gellender Brandung von Zeit zu Zeit allerhand Klanggebilde vorüberschaukeln, als Bauernlieder, Saltarellohopser, Maschinenorgelklänge aus einer Schaubude und die Stimme des Ausrufers, Gegröle Betrunkener und der selbstbewusste Kehrreim, in den das römische Volk seine Seele legt: „Lassàtece passà, semo Romani!“ was bedeutet: „Lasst uns durch, wir sind Römer!“.
Ottorino Respighi / Claudio Guastalla
Bruchkanten der Musikgeschichte –und dennoch Verbindendes
schmetternden Fanfaren im Amphitheater werden die Choräle der hingerichteten Christen sowie die bedrohlich sich nähernden wilden Tiere gegenübergestellt, bevor sich die Musik zu einem dramatischen Höhepunkt hin steigert. Das müde Voranschreiten der Pilger im zweiten Satz wird von den sie begrüßenden Glocken Roms und den nun einsetzenden, freudigen Gesängen abgelöst. Bei den beiden Schlusssätzen handelt es sich dagegen um musikalische Wimmelbilder, in denen, obschon durch Querbezüge auf der Ebene des musikalischen Materials miteinander verbunden, kurze „Momentaufnahmen“ miteinander collagiert sind: Hörnerklänge, eine weinselige Romanze, Schellen- und Mandolinenklang im dritten Satz sowie im vierten Satz unter anderem schrille Fastnachts-Tröten, der von der Soloposaune imitierte torkelnde Gesang eines Betrunkenen, eine wild vor sich hinklingelnde Jahrmarktsorgel und schließlich, unter spektakulärem Aufgebot sämtlicher Mittel des groß besetzten Orchesters, ein wildes, fast chaotisches Karnevalstreiben auf den traditionellen Kehrreim „Lassàtece passà, semo Romani!“.
Respighis Haltung zum italienischen Faschismus bleibt bis heute umstritten. Fraglos war er ein italienischer Nationalist, der Musik schrieb, die sich mit solch populären und für ein breites Publikum anschlussfähigen Werken wie den „Feste romane“, propagandistisch instrumentalisieren ließ. Doch trat Respighi nie in die faschistische Partei ein, und anders als viele seiner Kollegen hielt er sich mit öffentlicher Unterstützung des Mussolini-Regimes dezidiert zurück. Ein politisch Stellung nehmender Komponist war er aber nicht, ganz anders als Giuseppe Verdi, drei Generationen vor ihm, oder gar der 1924 geborenen Luigi Nono. Dieser gehörte damit zu jener jungen Generation, die nach den Menschheitskatastrophen von Zweitem Weltkrieg und Holocaust ästhetisch wie politisch den Neuanfang versucht hat: als Protagonist jener radikalen musikalischen Avantgarde, die sich Ende der 40er Jahre bei den Darmstädter Ferienkursen traf und von dort aus einen Neuanfang des Musiklebens vorantrieb. Und als überzeugter Pazifist und Antifaschist, der sich aktiv in der Kommunistischen Partei Italiens engagierte. Aus dieser Haltung heraus entstanden Nonos Kompositionen der Nachkriegszeit, darunter die „Canti di vita e d’amore: Sul ponte di Hiroshima“, die 1962 als Auftragswerk des Edinburgh International Festivals vom London Symphony Orchestra unter John Pritchard uraufgeführt wurden.
Nono verstand diese „Lieder des Lebens und der Liebe“ für Sopran, Tenor und großes Orchester als „espressione-testimonianza“, als Zeugnis künstlerischen Ausdruckswillens, dessen er sich als „Musiker-Mensch einer gegenwärtigen Wirklichkeit“ bedient und mit dem er unmittelbar auf die ihn umgebende Wirklichkeit Bezug nimmt. Dazu vertont er drei unterschiedliche Texte, die den drei Abschnitten des Stückes zu Grunde liegen: Der erste Satz „Sul ponte di Hiroshima“ handelt, so Nono, vom „verbrecherischen Wahnsinn unserer Zeit“ und basiert auf zwei kurzen Auszügen aus Günther Anders‘ 1959 erschienenem „Tagebuch aus Hiroshima und Nagasaki“ in italienischer Übersetzung. Im zweiten Satz „Djamila Boupachà“ vertont Nono das Gedicht „Esta Noche“ des spanischen Lyrikers Jesús López Pacheco, das der vom französischen Militär gefolterten titelgebenden algerischen Widerstandskämpferin gewidmet ist und das für den Komponisten ein „Lied der Hoffnung“ in allergrößter Dunkelheit darstellt. Der dritte Teil schließlich verwendet Cesare Paveses Gedicht „Passeró per Piazza di Spagna“, in dem es um die Vorfreude und
Bruchkanten der Musikgeschichte –und dennoch Verbindendes
Sie dürfen nicht ruhen und ein Ende finden. Der ihre ist nicht ein gewöhnlicher Tod, sondern eine Mahnung, eine Warnung.
So lange es uns nicht gelingt, die Gefahr zu bannen, die, als sie zum ersten Male losbrach, zweihunderttausend mit sich nahm, so lange wird dieser Roboter auf der Bühne stehen und singen. Und so lange er auf der Brücke stehen wird, so lange wird er auf allen Brücken stehen, die in unsere gemeinsame Zukunft führen sollen. Als Schandfleck. Und als Bote.
Günther Anders Diese Nacht
Es ist traurig, wenn der Tag anbricht und immer dasselbe zu sehen.
Diese Blutnacht, dieser unendliche Morast.
Es muss ein Tag kommen, ein anderer. Es muss das Licht kommen.
Jesús López Pacheco
(Übersetzung:
Heinz Gramann)
Über die Piazza di Spagna werde ich gehen
Ein klarer Himmel wird sein. Die Straßen werden sich öffnen auf den Hügeln der Pinien und Steine. Das Getümmel der Straßen wird jene unbewegliche Luft nicht trüben. Die farbsprühenden Blumen der Brunnen werden blinzeln wie belustigte Frauen. Die Treppen, Terassen, die Schwalben werden im Sonnenlicht singen, schwirrend wird schlagen das Herz wie die Wasser im Brunnen –dies wird die Stimme sein, die deine Treppen ersteigt. Die Fenster kennen den frühen Ruch von Gestein und Luft.
Eine Tür wird aufgehn.
Das Getümmel der Straßen wird sein des Herzens Aufruhr im bleichen Licht.
Du wirst es sein – wirklich und hell.
Cesare Pavese (Übersetzung: Urs Oberlin)
den „Tumult des Herzens“ angesichts eines bevorstehenden Treffens mit der Geliebten geht, die Nono hin zu einer Vision von Liebe weitet, die er „nicht als Aufschub oder Flucht vor der Realität“ versteht, sondern als konkret auf Wirklichkeit einwirkende Kraft im „vollen Bewusstsein des Lebens“.
Erfahrbar gemacht wird dieser sich damit ergebende dramaturgische Dreischritt von Verzweiflung und Niedergeschlagenheit hin zu sich ins Allgemeinmenschliche weitender Hoffnung durch die Art der Vertonung. Diese ist geprägt von extremen Kontrasten. Nono hat „Canti di vita e d’amore“ für ein groß besetztes Sinfonieorchester komponiert und arbeitet, speziell im ersten Satz des Stückes, mit blockartigen und brachialen Orchesterklängen, die in immer wieder anders gestalteten, hochdissonanten und mittels Vierteltönen zusätzlich verdichteten Klangflächen organisiert sind. Diese Ausbrüche werden aber immer wieder von zarten und zurückgenommenen Instrumentalpassagen unterbrochen – und öffnen sich letztlich zu Momenten größter Zärtlichkeit, wenn die Singstimmen einsetzen. Speziell hier hört man dann auch, wie tief Nonos Musik, trotz der schroffen, atonalen Klangsprache, in der italienischen Tradition verankert ist. Mit dieser hatte sich Nono bereits eingehend beschäftigt, bevor er 1948, vermittelt durch den Dirigenten Hermann Scherchen, in Kontakt mit der sogenannten „Darmstädter Schule“ kam. In seiner Heimatstadt Venedig war er Kompositionsschüler von Gian Francesco Malipiero und dem nur wenige Jahre älteren, mit ihm befreundeten Komponisten Bruno Maderna gewesen. In deren Unterricht hatte er die Musik Italiens von Gabrieli und Monteverdi bis hin ins 19. Jahrhundert studiert.
Unüberhörbar hat dies Eingang gefunden in die großen Melodiebögen, in denen er, auch mit atonalem Tonmaterial, das Duett von Sopran und Tenor im ersten Satz des Stückes gestaltet, bevor im zweiten Teil des ersten Satzes der Text von Anders nicht mehr gesungen wird, sondern nur noch in der Partitur über die Noten geschrieben steht – während der Gesang imaginär von den Instrumenten weitergeführt wird. Der zweite Satz „Djamila Boupachà“ konzentriert sich mit der Gestaltung als unbegleitetes Solo der Sopranistin ganz auf die menschliche Stimme. Im dritten Satz steht die markante Schlagzeug-Besetzung des Orchesters im Mittelpunkt. Nono verlangt neben vier Pauken zwölf Glocken, acht Becken und vier Tamtams und damit Instrumente, die mit ihrem metallischen Klang für ihn Chiffre für das Visionäre sind und zugleich ein breites Spektrum an Einsatzmöglichkeiten bieten: Von den schroffen Strukturen zu Beginn des Satzes bis hin zu jenen schwebenden Klangwelten, in denen das Stück verklingt, wenn der Tenor seine Schlussworte singt: „Sarai tu – ferma e chiara“ – „Du wirst sein – wirklich und hell“.
Auch der überzeugte Republikaner und Humanist Verdi hat sich in zahlreichen Opern mehr oder minder offen gegen Willkürherrschaft und für Freiheit und Recht eingesetzt – wenn er in vielen seiner Stücke zeigt, wie individuelles Glück und ein erfülltes Leben und Lieben in autoritären Systemen, durch individuelle Missgunst, Eifersucht und Machtgier, verhindert werden und tragisch scheitern. Doch auch eine Oper wie der 1887 in Mailand uraufgeführte OTELLO, mit der Erzählung eines Eifersuchtsdramas im privaten, maximal halböffentlichen Raum des venezianischen
Verbindendes
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Offizierscorps in einer Garnison auf Zypern, ist letztlich hochpolitisch. Zwar ist hier das Drama nicht in dem Maße aus dem Spannungsfeld von öffentlich-politischem und privatem Raum motiviert wie etwa in DON CARLO, SIMON BOCCANEGRA oder AIDA . Doch ohne das Hineinspielen einer öffentlichen, gesellschaftlichen Dimension ist auch die Dramaturgie des OTELLO nicht denkbar.
Die blinde, rasende Eifersucht Otellos gegenüber seiner Frau Desdemona ist nur möglich aufgrund seines grundlegenden Misstrauens gegenüber dem Menschen und einer damit einhergehenden Verletzlichkeit, die vom Zyniker Jago erkannt und ausgenutzt wird, als dieser Rache für eine als Kränkung empfundene Nicht-Beförderung durch Otello nimmt: Otello hat als Mensch anderer Herkunft und Hautfarbe in der venezianischen Armee Karriere gemacht. Doch immer wieder ist er, so erzählt es indirekt schon Shakespeares Dramenvorlage und später auch das Opernlibretto Arrigo Boitos, Opfer von Diskriminierung und Ausgrenzung gewesen. Er hat nie ein gefestigtes Selbstwertgefühl entwickeln können und ist damit anfällig für Jagos Intrige. Diese macht ihn glauben, dass ihn seine Frau Desdemona mit dem jungen Offizier Cassio betrügt, so dass er letztlich, im letzten Akt der Oper, rasend vor Eifersucht, seine Frau erwürgt. Erst nach der Tat wird die Intrige durch Emilia, die Vertraute Desdemonas und zugleich Jagos Ehefrau, aufgeklärt. Woraufhin sich Otello in seiner Verzweiflung das Leben nimmt. Verdis Kunst als Musikdramatiker besteht nun darin, Otellos Tat fasslich und nachvollziehbar zu machen. Mit tiefstem Humanismus bringt er das Abgleiten in den Wahn der Eifersucht zur Darstellung und macht damit selbst das Unfassbare und Monströse von Otellos Tun versteh-, wenn auch nicht entschuldbar – und zeigt es als Prozess eines psychischen Verfalls hin zur Katastrophe.
Diese ist nicht mehr aufzuhalten, wenn sich der Vorhang zum vierten Akt hebt. Als ein klassischer Moment der Retardation erlebt man zunächst, wie Desdemona, noch nicht wissend, wohl aber dunkel ahnend, dass sie sterben wird, das ergreifende „Lied von der Weide“, die „Canzone del salice“ singt. Als sie sich zu Bett begeben hat, stürmt Otello in das Schlafgemach und in einer der musikalisch dramatischsten Szenen Verdis überhaupt tötet er nach einer kurzen Auseinandersetzung seine Frau – bevor das Drama im ebenso knapp komponierten Finale mit der Aufklärung der Intrige und Otellos Selbstmord schließt.
Sebastian Hanusa
Der aus Schottland stammende Donald Runnicles ist seit 2009 Generalmusikdirektor der Deutschen Oper Berlin. Seit 2006 leitet er außerdem das Grand Teton Music Festival und ist Principal Guest Conductor des Atlanta Symphony Orchestras. Von 2009 bis 2016 war er zudem Chefdirigent des BBC Scottish Symphony Orchestras, seitdem ist er dessen „Conductor Emeritus“. Sein Debüt an der Deutschen Oper Berlin gab er 1989 mit Verdis TROUBADOUR . 2007 machte er mit dem fulminanten Dirigat zweier Zyklen von DER RING DES NIBELUNGEN von sich reden. Seit seinem Amtsantritt leitete er die Premieren von DIE TROJANER , TRISTAN UND ISOLDE , DON CARLO, JENUFA , LOHENGRIN , PARSIFAL , PETER GRIMES , FALSTAFF, BILLY BUDD, FAUSTS VERDAMMNIS , LADY MACBETH VON MZENSK , ROMEO UND JULIETTE , DIE SACHE MAKROPULOS , DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL , COSÌ FAN TUTTE , TOD IN VENEDIG , DER FLIEGENDE HOLLÄNDER , FIDELIO, INTERMEZZO sowie die Uraufführung von Aribert Reimanns L’INVISIBLE . Weiter dirigierte er unter anderem Aufführungen von HÄNSEL UND GRETEL , MANON LESCAUT, DER ROSENKAVALIER , OTELLO, TANNHÄUSER , PELLEAS ET MELISANDE , DON GIOVANNI , TOSCA , DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG und DER RING DES NIBELUNGEN . Runnicles, der in Edinburgh und Cambridge studierte, begann seine Karriere in Deutschland und war unter anderem Generalmusikdirektor in Freiburg. Sein USADebüt geriet zur Sensation, als er 1988 kurzfristig eine LULU -Produktion an der MET in New York übernahm. Zwei Jahre später leitete er DER RING DES NIBELUNGEN an der San Francisco Opera, was zu seiner Berufung zum dortigen Music Director führte. Diese Position bekleidete er von 1992 bis 2009. Ab der Spielzeit 2025 wird er Chefdirigent der Dresdner Philharmonie.
Er ist regelmäßiger Gast an international führenden Opernhäusern und gilt als einer der bedeutendsten Dirigenten sowohl des symphonischen als auch des Opernrepertoires. Dirigate führten ihn zu den Festspielen von Bayreuth, Glyndebourne und Salzburg, an die Metropolitan Opera New York, die Opéra National de Paris, die Mailänder Scala, die Staatsoper Unter den Linden und die Netherlands Opera. Darüber hinaus arbeitet er regelmäßig unter anderem mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden, dem Tonhalle Orchester Zürich, dem Royal Concertgebouw Orchestra, dem Chicago Symphony Orchestra, dem Philadelphia Orchestra, dem Cleveland Orchestra, dem Sydney Symphony Orchestra und sowohl den Berliner als auch den Wiener Philharmonikern.
Zahlreiche Einspielungen dokumentieren sein Schaffen, darunter Gesamtaufnahmen von HÄNSEL UND GRETEL , ORPHEE ET EURIDICE , BILLY BUDD und TRISTAN UND ISOLDE . Seine CD mit Wagner-Arien mit Jonas Kaufmann und dem Orchester der Deutschen Oper Berlin wurde 2013 vom Gramophone Magazine als beste Vokaleinspielung des Jahres ausgezeichnet. Die DVD-Aufzeichnung von JENUFA mit dem Orchester und Chor der Deutschen Oper Berlin erhielt 2015
eine Grammy-Nominierung in der Kategorie „Best Opera Recording“. Im Mai 2018 brachte Oehms Classics eine Aufnahme der Uraufführung von Aribert Reimanns L’INVISIBLE mit dem Orchester der Deutschen Oper Berlin unter Leitung von Donald Runnicles heraus. 2019 folgte Zemlinskys DER ZWERG bei Naxos. Neben seinen Aufgaben als Dirigent ist Donald Runnicles auch ein gefragter Pianist und tritt bei Kammerkonzerten und als Liedbegleiter auf. Für seine Verdienste um die Musik wurde Donald Runnicles mit Ehrendoktoraten für Musik der Universitat Edinburgh, des San Francisco Conservatory of Music und der Royal Scottish Academy of Music and Drama sowie der Royal Medal der Royal Society of Edinburgh ausgezeichnet. 2004 ernannte ihn Königin Elizabeth II. zum Offizier des „Order of the British Empire“ (OBE). Generalmusikdirektor Donald Runnicles wurde im Oktober 2020 im Rahmen der Queen’s Birthday Honours von Queen Elizabeth II. in den Ritterstand erhoben.
Die junge italienische Sopranistin Federica Lombardi ist eine der meistgefragten Sopranistinnen ihrer Generation. Sie studierte am Liceo Musicale Angelo Massini in Forli, war 2015/2016 Mitglied der Accademia die Perfezionamento per Cantanti Lirici der Mailänder Scala und nahm am Young Singers Project der Salzburger Festspiele 2015 teil. Sie ist zweifache Gewinnerin des internationalen Wettbewerbs AsLiCo in Como und Preisträgerin weiterer internationaler Wettbewerbe. 2017 gab sie ihr umjubeltes Debüt in der Titelpartie von ANNA BOLENA an der Mailänder Scala. Es folgten an der Scala die Partien der Musetta / LA BOHÈME und Elettra / IDOMENEO sowie ihr Debüt als Donna Elvira / DON GIOVANNI unter anderem in Wien und Luzern sowie später auch an der Hamburgischen Staatsoper, am Teatro Real Madrid und bei den Salzburger Festspielen.
Donna Anna / DON GIOVANNI sang sie in Stuttgart und am Teatro Comunale di Bologna, Gräfin Almaviva / LE NOZZE DI FIGARO gab sie unter anderem an der Staatsoper Berlin, in München und in Rom sowie Fiordiligi / COSÌ FAN TUTTE in Valencia, Berlin, an der Bayerischen Staatsoper, am Teatro Regio di Torino und an der Oper in Rom. An der New Yorker Metropolitan Opera sang sie Donna Elvira, Musetta, Contessa und Elettra, am Royal Opera House Covent Garden debütierte sie 2022 als Contessa. An der Oper von Liège feierte sie einen großen Erfolg mit ihrem Partiedebüt als Amelia Grimaldi in SIMON BOCCANEGRA . Ihre erste Mimì / LA BOHÈME sang sie 2022 in einer eine Verfilmung in Rom – eine Partie, die sie auch in Valencia gestaltete. Ihre Einspielung der Desdemona / OTELLO für Sony erschien im März 2020. 2023 gab sie ihr Debüt an der Amsterdamer Oper in einer Ballettproduktion von Verdis „Messa da Requiem“. An der Deutschen Oper Berlin stand Federica Lombardi erstmals 2015 als Contessa Almaviva in LE NOZZE DI FIGARO auf der Bühne und war in der Spielzeit 2023/2024 in der Titelpartie der Neuinszenierung von Donizettis ANNA BOLENA zu erleben.
Roberto Alagna ist einer der erfolgreichsten Tenöre im italienischen wie französischen Fach. Sein Durchbruch gelang ihm, als er 1988 den Ersten Preis beim internationalen Wettbewerb „Luciano Pavarotti“ in Philadelphia gewonnen hatte und im Anschluss als Alfredo / LA TRAVIATA nach Glyndebourne eingeladen wurde. Rasch folgte die Einladung des Teatro alla Scala, wo er in ebendieser Partie unter
der Leitung von Riccardo Muti begeisterte. Ebenso konnte er dort als Herzog / RIGOLETTO und Rodolfo / LA BOHÈME überzeugen. Ein neues Partienspektrum erschloss sich Alagna 1994 mit der Interpretation des Roméo in Gounods ROMÉO ET JULIETTE – fortan widmete er sich auch dem französischen Repertoire, reüssierte als Werther, Faust und Don José. Ferner als Don Carlo in Paris und London, als Des Grieux und Edgardo / LUCIA DI LAMMERMOOR
1995 erhielt er mit dem Laurence Olivier Prize die höchste Auszeichnung des britischen Theaterwesens. Seit 2000 erweitert Alagna sein Repertoire um Partien wie Manrico, Canio und Radames. Zudem widmet er sich Werken wie LE JONGLEUR DE NOTRE DAME (Massenet) und CYRANO DE BERGERAC (Alfano). Seine Diskographie umfasst die bei EMI erschienen Einspielungen von Werken wie MANON , WERTHER , DON CARLOS, CARMEN , LA BOHÈME , LA RONDINE , TOSCA , IL TROVATORE und Verdis „Messa da Requiem“. 2004 unterzeichnete Alagna einen Exklusivvertrag mit der Deutschen Grammophon. Seine erste CD bei diesem Label erschien unter dem Titel „Roberto Alagna chante Luis Mariano“. Zahlreiche DVDs sind erschienen – u. a. AIDA und L’ELISIR D’AMORE bei Decca, CYRANO DE BERGERAC und PAGLIACCI bei der Deutschen Grammophon. In Benoît Jacquots TOSCA-Verfilmung verkörpert er Mario Cavaradossi.
Der amerikanische Bariton ist Absolvent der Eastman School of Music. Das Ensemblemitglied der Deutschen Oper Berlin ist hier u. a. als Gunther / GÖTTERDÄMMERUNG , Lescaut / MANON LESCAUT, Marcello / LA BOHÈME , Montfort / LES VÊPRES SICILIENNES , Renato / UN BALLO IN MASCHERA und Conte Almaviva / LE NOZZE DI FIGARO zu erleben. In dieser Spielzeit wird er unter anderem in der Titelpartie von Verdis MACBETH , als Nixon in NIXON IN CHINA sowie als Jeletzkij / PIQUE DAME und Kurwenal / TRISTAN UND ISOLDE auf der Bühne zu erleben sein. Einladungen führten ihn an die Komische Oper Berlin, das Theater Bern, das Theater Basel, zum Edinburgh International Festival, das Teatro São Carlos Lissabon und die Opéra national de Lorraine. 2023/2024 debütierte er u. a. als Wolfram / TANNHÄUSER beim Edinburgh International Festival, als Heerrufer / LOHENGRIN an der San Francisco Opera.
(Tenorpartie „Canti di vita e d’amore“ / Cassio)
Der Charaktertenor Thomas Cilluffo erntet schnell Lob für seine kraftvolle Stimme und sein beeindruckendes Spiel. In der Spielzeit 2022/2023 gab Cilluffo sein Europadebüt sowohl am Teatro Regio Torino als auch an der Deutschen Oper Berlin. Außerdem kehrt er als Bardolfo in Sir David McVicars Neuinszenierung von FALSTAFF an die Santa Fe Opera zurück, nachdem er im vergangenen Sommer als Don Curzio in LE NOZZE DI FIGARO triumphiert hatte. In den letzten Jahren nahm Thomas Cilluffo höchst erfolgreich an renommierten Wettbewerben teil. Zu seinen Rollen zählen Belfiore / LA FINTA GIARDINIERA , Almaviva / IL BARBIERE DI SIVIGLIA , Hexe / HÄNSEL UND GRETEL , Puck / A MIDSUMMER NIGHT’S DREAM und die Titelrolle in ROMÉO ET JULIETTE . Thomas Cilluffo erwarb seinen Abschluss an der Universität von Michigan, wo er bei Tenor George Shirley studierte. Seit der Spielzeit 2024/2025 ist Cilluffo festes Ensemblemitglied der Deutschen Oper Berlin.
(Sopranpartie „Canti di vita e d’amore“)
Die junge armenische Sopranistin ist seit der Spielzeit 2023/2024 Stipendiatin des Förderkreises im Ensemble der Deutschen Oper Berlin. Zuvor sang sie unter anderem 2020/2021 Norina / DON PASQUALE sowie Euridice / ORFEO ED EURIDICE am Opernstudio des Staatlichen Konservatoriums in Jerewan und coverte Partien wie Adele / DIE FLEDERMAUS und Pamina / DIE ZAUBERFLÖTE beim Young Artists Program des Moskauer Bolschoi-Theaters. 2016 begann sie ihr Studium in Jerewan, bevor sie ihre Ausbildung im Young Artists Program des Bolschoi-Theaters vervollkommnete. Lilit Davtyan ist Preisträgerin des Gesangswettbewerbs „José Carreras Grand Prix“ Moskau und des „Città di Pesaro – XVI Competition“ in Pesaro. Diese Spielzeit wird sie unter anderem als Pamina / DIE ZAUBERFLÖTE , Corinna / IL VIAGGIO A REIMS und Marzelline / FIDELIO auf der Bühne der Deutschen Oper Berlin zu erleben sein.
Der aus der Bay Area in Kalifornien stammende Bassbariton Jared Werlein hat vor kurzem sein Masterstudium an der Juilliard School abgeschlossen. Im vergangenen Sommer war Jared Werlein Teilnehmer des renommierten Gerdine Young Artist Program am Opera Theatre Saint Louis. Zuvor studierte Jared Werlein an der Juilliard School Gesang und sammelte in der Music Academy of the West sowie am Chautauqua Opera Conservatory Bühnenerfahrung in Partien wie Leporello / DON GIOVANNI und Benoit / Alcindoro in LA BOHÈME . Als Stipendiat der American Opera Foundation ist Jared Werlein ab der Spielzeit 2024/2025 Mitglied im Ensemble der Deutschen Oper Berlin.
Die amerikanische Mezzosopranistin Karis Tucker wurde in Rumänien geboren und studierte am College-Conservatory of Music der University of Cincinnati, Ohio. Sie sang erste Partien an der Southern Opera and Musical Theatre und dem Opera Theatre of St. Louis und ist Gewinnerin zahlreicher Wettbewerbe. 2019 kam sie als Stipendiatin an die DOB , zu deren Ensemble sie seit 2022 gehört. Zu ihren Partien gehören u.a. Hermia / A MIDSUMMER NIGHT’S DREAM , Hänsel / HÄNSEL UND GRETEL , Orlofsky / DIE FLEDERMAUS, Fenena / NABUCCO, die Mezzosopranpartie in Verdis „Requiem“ und Wellgunde und 2. Norn / GÖTTERDÄMMERUNG . 2022 debütierte sie als Thirza / THE WRECKERS beim Glyndebourne Festival und sang diese Partie auch bei Konzerten der BBC Proms in London und in der Berliner Philharmonie.
Im Jahr 2012 feierte die Deutsche Oper Berlin und mit ihr das Orchester des Hauses den 100. Geburtstag. Die wechselvolle Geschichte des Orchesters ist eng mit der der Stadt Berlin verknüpft. Es war fast eine kleine Kulturrevolution, die Berlins Bürger wagten, als sie vor mehr als hundert Jahren ein eigenes Opernhaus gründeten, das mit seinem Verzicht auf Logen das Ideal eines „demokratischen“ Opernhauses verkörperte und von allen Plätzen die volle Sicht auf die Bühne bot. In den 1920er Jahren arbeiteten berühmte Gastdirigenten wie Wilhelm Furtwängler und Bruno Walter regelmäßig an der Deutschen Oper, und es entstanden damals schon die ersten Schallplatteneinspielungen. Nach der Zerstörung des Hauses im Zweiten Weltkrieg musste sich die Deutsche Oper lange mit Ausweichquartieren arrangieren. 1961 wurde schließlich das Opernhaus in der Bismarckstraße eröffnet, in dem sie bis heute residiert. Seitdem ist die Deutsche Oper Berlin mit ihren 1860 Plätzen nicht nur das größte Opernhaus Berlins mit hervorragenden Sicht- und Akustikverhältnissen, sondern auch eine erste Adresse in der internationalen Opernwelt.
Die Reihe der Dirigenten, die als Gast oder als Chefdirigent am Pult des Orchesters der Deutschen Oper Berlin standen, ist beeindruckend und reicht von Lorin Maazel und Herbert von Karajan bis zu Giuseppe Sinopoli und Christian Thielemann. Seit 2009 hat das Orchester der Deutschen Oper Berlin mit Sir Donald Runnicles einen international renommierten Dirigenten als Generalmusikdirektor. Die herausragende Zusammenarbeit zwischen dem Orchester und seinem Chefdirigenten wird bis zum Jahr 2026 fortgesetzt.
Ein künstlerischer Schwerpunkt der Deutschen Oper Berlin liegt in der Pflege der Werke von Richard Wagner und Richard Strauss. Ein wichtiges weiteres Element ist daneben aber auch die Auseinandersetzung mit der Musik der Gegenwart. Zahlreiche Komponisten arbeiteten eng und produktiv mit dem Orchester zusammen, so kam es 2017 mit der Premiere der Oper L‘INVISIBLE zu einer neuerlichen Zusammenarbeit mit Aribert Reimann. Detlev Glanerts 2019 entstandene Oper OCEANE wurde mit einem International Opera Award für die „Beste Uraufführung des Jahres“ ausgezeichnet und kurz darauf erlebte Chaya Czernowins HEART CHAMBER die erste Aufführung.
Neben den Opernvorstellungen gibt das Orchester der Deutschen Oper Berlin regelmäßig Sinfoniekonzerte mit führenden Solist*innen und ist dabei sowohl im Haus in der Bismarckstraße wie in der Berliner Philharmonie zu erleben. Zudem bereichern zahlreiche von Mitgliedern des Orchesters gebildete Ensembles – vom Streichquartett bis zur Bigband – mit ihren Konzerten den Spielplan der Deutschen Oper. Die Diskografie des Orchesters umfasst mehr als 200 Titel, zu denen zahlreiche herausragende Einspielungen gehören. Der Aufnahme von Aribert Reimanns L’INVISIBLE folgte Erich Wolfgang Korngolds DAS WUNDER DER HELIANE und Alexander von Zemlinskys DER ZWERG , 2020 ebenso für einen Grammy nominiert. Zuletzt erschienen auf DVD DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG und Rued Langgaards ANTIKRIST sowie, gemeinsam mit der BigBand der Deutschen Oper, die CD -Einspielung von Charles Mingus‘ „Epitaph“.
1. Violine
Nathan Giem, Indira Koch, Tina Kim, Claudia Schönemann, Dietmar Häring, Piotr Prysiaznik, Martina Klar, Keiko
Kido-Lerch, Yukari Aotani- Riehl, Elisa
Turri-Tischlinger, Hannah Müller, André Robles Field, Francesca Temporin, Marit Vliegenthart, Tomoko Ishida, Yukino Takehara
2. Violine
Ikki Opitz, Daniel Draganov, Sewon
Cho, Kai Franzke, Kaja Beringer, Iris Menzel, Ivonne Hermann, Chié Peters, Kurara Tsujimoto, Esther Feustel, Gabriele Mollicone, Onyou
Kim, Katharina Häger, Sohee Yang
Bratsche
Friedemann Slenczka, Kangryun Nam, Yi-Te Yang, Lothar Weiche, Juan-Lucas
Aisemberg, Alexander Mey, Sebastian Sokol, Manon Gerhardt, Mariana Vozovik, Seo Hyeun Lee, Hyeri Shin, Evgenia Vynogradska
Cello
Stefan Heinemeyer, Maria Pstrokonska Mödig, Johannes Petersen, Georg Roither, Ulrike Seifert, Claudio
Corbach, Margarethe Niebuhr, Stephan Buchmiller, Christian Strienz, Leonor Swyngedouw
Kontrabass
Dominik Greger, Florian Heidenreich, Hyungju Kim, Sebastian Molsen, Martin Schaal, Katri-Maria Leponiemi, Theo J. W. Lee, Henning Stangl
Flöte
Robert Lerch, Tina Bäcker, Akiko Asai
Oboe
Juan Pechuan Ramirez, Holger Burke, Chloé Payot
Klarinette
Markus Krusche, Leandra Brehm, Sophie Pardatscher, Rainer Greis
Fagott
Selim Aykal, Holger Simon, Berenike Mosler, Ana Martin Delgado
Horn
Pierre Azzuro, Berat Efe Sivritepe, David Brox, Hirotatsu Ishikawa
Trompete
Martin Wagemann, Thomas Schleicher, Josa Malich, Ana Osés Losarcos, Rudolf Matajsz, Yael Fiuza Souto, Ulrich Riehl
Posaune
Jamie Williams, Rafael Mota, Thomas Richter, Thomas Leyendecker
Tuba
Elias Samuel Rodehorst
Pauke / Schlagzeug
Benedikt Leithner, Ralf Gröling, Björn Matthiessen, Rüdiger Ruppert, Thomas Döringer, Lukas Zeuner, Jonas Neumann, Florian Goltz, Maria Theresia Ruf, Leonard Weiss, Fabian Musick
Mandoline
Maria Bogdanova
Kavier / Orgel
Pauli Jämsä, Leonard Martynek, Christopher Reynolds
Das Konzert wird von radio3 vom rbb aufgezeichnet und am 22. September um 20.03 Uhr gesendet.
Impressum
Copyright Stiftung Oper in Berlin Deutsche Oper Berlin, Bismarckstraße 35, 10627 Berlin
Intendant Dietmar Schwarz; Geschäftsführender Direktor Thomas Fehrle; Spielzeit 2024/25; Redaktion Sebastian Hanusa; Gestaltung Sandra Kastl; Druck: trigger.medien gmbh, Berlin
Textnachweise
Günther Anders, Der Mann auf der Brücke. Tagebuch aus Hiroshima und Nagasaki, München 1959; Jesus Lopez Pacheco, „Esta Noche“ / „Diese Nacht“, zitiert nach: Franziska Breuning, Luigi Nonos Vertonungen von Texten Cesare Paveses. Zur Umsetzung von Literatur und Sprache in der politisch intendierten Komposition, Münster 1999; Cesar Pavese, „Passerò per Piazza di Spagna“ / „Über die Piazza di Spagna werde ich gehen“, in: Cesare Pavese, Sämtliche Gedichte. Aus dem Italienischen von Dagmar Leupold, Michael Krüger und Urs Oberlin, Düsseldorf 1988; Bei dem Text "Bruchkannten der Musikgeschichte – und dennoch Verbindendes" handelt es sich um einen Originalbeitrag für dieses Heft.
Bildnachweise
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