Buch 1: Nan Hoover, Nan Hoover – Anneliese Hager – Maria Lassnig

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NAN HOOVER



Vorwort / Foreword CHRISTINA BERGEMANN

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Mit Licht malen – Nan Hoover als Video-Künstlerin und Malerin / Painting with Light: Nan Hoover as Video Artist and Painter

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Katalog / Catalogue

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DAWN LEACH

Biografie / Biography

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Verzeichnis der abgebildeten Werke / List of Illustrated Works

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Impressum / Colophon

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Mit Licht malen – Nan Hoover als Video-Künstlerin und Malerin PAINTING WITH LIGHT – NAN HOOVER AS VIDEO ARTIST AND PAINTER CHRISTINA BERGEMANN 9


die Diagonale durchströmt meine Werke ein Hauch der Sehnsucht oder des Verlusts nimmt viele Formen an, aber bleibt bestehen manchmal sogar vor mir selbst verborgen das Schaffen entschleiert diese verborgenen Mysterien in mir und ich bin immer wieder aufs Neue überrascht 47 Ganz im Sinne Platos entzieht sich der Schatten der Realität, besonders in fotografischen Serien wie Projections / Projektionen I / II (1980, Kat. 30, 32) oder Afternoon Light / Licht am Nachmittag I / II (1997, Kat. 29, 31), und offenbart in seiner symbiotischen Beziehung zum Licht womöglich mehr über die verborgene Gefühlswelt und die Ängste der Betrachtenden, als es seine tatsächliche physische (Licht-)Quelle überhaupt verraten könnte.48 So kehrt auch das Medium der Zeichnung in Form von Kohlezeichnungen zurück, deren Hauptthema die Wesenheit des Schattens selbst ist: Hoover beginnt den „Bleistift als Videokamera zu verwenden“49 und schafft mit Bleistift und Kohle enigmatische Arbeiten (Kat. 33–38), die sowohl Gestalten als auch Hände zeigen, die sich aus der Dunkelheit herausbilden, oder erotisch aufgeladene Körperabstraktionen in Form von surreal anmutenden Landschaften evozieren. Hoover geht es weniger darum, wie ein Bild betrachtet werden kann, sondern wie es wahr­ genommen wird, denn der Übergang von einem Medium in ein anderes ist vor allem Ausdruck eines Wachstumsprozesses, wie die Künstlerin betont: „Der Inhalt bleibt, das Medium ändert sich.“50 So subversiv ihre gesellschaftspolitischen Anspielungen auch sein mögen, im Kern bestimmt der philosophische Gehalt der von Hoover gewählten Themen das Medium und das Erscheinungsbild ihrer Kunst.51 Ausgehend von der in den frühen Gemälden geschulten Beobachtungsgabe tritt sie in Form von großangelegten Rauminstallationen mit performativem Charakter nun in einen direkten Austausch mit den Betrachter*innen. Metropolis, eine 2006 für das Museum Wiesbaden konzipierte Installation (Abb. 7), taucht einen ganzen Raum in gelbrotes Licht. Schwarze Stelen erinnern an Hochhäuser und suggerieren die dichte Enge der Großstadt:

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Fleeting Images: Body, Landscape, Silence

i see a line in all my work always the body nature or the human condition 53 Hoover continuously explored in her art that which supposedly cannot be depicted: by employing the video camera, which provided an opportunity to make it possible for the viewer to experience time, the meditative, dreamy character of her works increased form the mid-1970s onward (cat. no. 21).54 In her “philosophical exploring,”55 silence becomes tangible, time visible, and emotive experience a visualization of an inner landscape. As in Returning to Fuji of 1984 (fig. 8), she turns repeatedly to different manifestations of percepAbb. / fig. 7

Metropolis 2006 Lichtinstallation / Light installation Museum Wiesbaden

tion: the video shows a replication, made of cardboard and reflective materials, of the Japanese Mount Fuji, which is revered worldwide as a sacred place and for its spiritual symbolism. Changing weather conditions and the rushing of the wind make the mountain in her

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21 | Projektion / Projection 1974 Nan Hoover Foundation / Sebastian Fath Contemporary, Mannheim

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22 | Kopf in der Wolke / Head in Cloud 1972 Nan Hoover Foundation / Sebastian Fath Contemporary, Mannheim

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26 | Licht, das sich auflöst / Light Dissolves 1975 Nan Hoover Foundation / Sebastian Fath Contemporary, Mannheim

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27 | Bewegungen im Licht / Movements in Light 1975–76 Nan Hoover Foundation / Sebastian Fath Contemporary, Mannheim

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28 | Stille Bewegung / Still Movement 1980 Nan Hoover Foundation / Sebastian Fath Contemporary, Mannheim


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Nan Hoover Biografie BIOGRAPHY

DAWN LEACH, 2014 82


Nan Hoover im Video-Studio der Kunstakademie Düsseldorf / Nan Hoover in the video studio of the Düsseldorf Art Academy ca. 1991 Nan Hoover Foundation / Sebastian Fath Contemporary, Mannheim

Nan Hoover (* 12. Mai 1931 in Bay Shore, New York, als Nancy Dodge Browne; † 9. Juni 2008 in Berlin als Nancy Hefti-Browne) gehört zu den Pionierinnen der internationalen Licht-, Videound Performancekunst. Auch Zeichnung, Malerei, Fotografie und Film gehörten zu ihren künst­ le­rischen Medien, außerdem schuf sie Objekte und Skulpturen. Zu den wichtigsten Themen ihrer Kunst gehören Licht und Bewegung. An ihrem künstlerischen Werk fällt besonders auf, wie streng und minimalistisch sie mit ihren Mitteln umging, aber auch, mit welcher enormen Konzentration sie innerhalb von Licht-undSchatten-Räumen agierte. Für ihre künstlerische Praxis und die Art, wie sie die Neuen Medien erkundete, erhielt sie international Anerkennung. Ihre Performances und Licht-Installationen wurden weltweit in Museen, in Galerien und im öffentlichen Raum gezeigt. 1977 beteiligte sie sich an der documenta 6 und 1987 an der documenta 8. Hoover gehörte 1984 zu den Künstlerinnen der Biennale di Venezia. 1986 unterrichtete sie Film am San Francisco Art Institute und war Professorin für Video und Film an der Kunstakademie Düsseldorf von 1987 bis 1997; in den Jahren 1998 und 1999 lehrte sie Mixed-Media-Kunst an der Gerrit Rietveld Akademie in Amsterdam und von 1994 bis 1996 und im Jahr 2001 hielt sie Seminare zu Video- und Performancekunst an der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst in Salzburg.

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Nan Hoover (* May 12, 1931 in Bay Shore, New York as Nancy Dodge Browne; † June 9, 2008 in Berlin as Nancy Hefti-Browne) belongs to the pioneers of international light, video, and performance art. She also used the mediums of drawing, painting, photography, and film, and created art objects and sculptures. One of the main themes of her art was light and motion. The rigorous, minimalist handling of the mediums she worked with as well as the intense concentration with which she performed within spaces of light and shadow are the most salient characteristics of her artistic work. With her exploration of new media, her artistic practice gained international recognition. Her performances and light installations were shown worldwide in museums, exhibition venues, and in public spaces. In 1977, she participated in Documenta 6 and in 1987 Documenta 8, in Kassel. In 1984, Hoover participated in the Venice Biennale. She taught art at the San Francisco Art Institute in 1986, was professor for video and film at Kunstakademie Düsseldorf from 1987 till 1997, taught mixed media at the Gerrit Rietveld Academie, Amsterdam, from 1998 till 1999, and held classes in video and performance at the International Summer Academy in Salzburg from 1994 till 1996 and in 2001.


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