Abdrücke von neuzeitlichen Kameen und Intaglien

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Gedruckt mit der Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung

Umschlagabbildung: Kat. 1033 Layout und Satz: Rüdiger Kern, Berlin Druck und Bindung: Beltz Grafische Betriebe GmbH

Verlag:

Deutscher Kunstverlag GmbH Berlin München Lützowstraße 33 10785 Berlin www.deutscherkunstverlag.de Ein Unternehmen der Walter de Gruyter GmbH Berlin Boston www.degruyter.com

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

© 2023 Deutscher Kunstverlag GmbH Berlin München

ISBN 978-3-422-80058-8

e-ISBN (PDF) 978-3-422-80082-3

Band 1 Abdrücke von antiken und ausgewählten nichtantiken Intagli und Kameen (Prestel, 1986) können Sie als digitale Ausgabe einsehen

e-ISBN (PDF) 978-3-422-80163-9 unter www.deutscherkunstverlag.de www.degruyter.com

Museen müssen in der Forschungslandschaft von heute, die wie kaum je zuvor von äußeren Faktoren, etwa thematischen Konjunkturen und Vorgaben durch Förderprogramme, getrieben erscheint, häufig aus der Zeit gefallen anmuten. Denn die Untersuchungsgegenstände, die sie aufbewahren, verharren meistens gleichbleibend – mitunter über Jahrzehnte oder länger – an ihren nicht selten von der Öffentlichkeit ausgeschlossenen Orten und warten geduldig darauf, dass ihnen erneut Interesse entgegengebracht und damit neues Leben eingehaucht wird. Dieser Umstand ist freilich nicht den Gegenständen selbst oder ihren Qualitäten zuzuschreiben, sondern hängt allein mit der Verfügbarkeit von Ressourcen zusammen. Dabei zählt es eigentlich zu den vordringlichen Aufgaben eines jeden Museums, sich mit Nachdruck um die Veröffentlichung und damit die allgemeine Bekanntmachung seiner Objektbestände zu bemühen. Damit es jedoch tatsächlich so weit kommt, müssen eine Reihe begünstigender Umstände eintreten.

Als vor nunmehr sechs Jahren Erika Zwierlein-Diehl mit dem Vorhaben auf mich zukam, die in den frühen 1980er Jahren auf Veranlassung von Erika Simon und mit Unterstützung der VWStiftung begonnene Arbeit an den Würzburger Glaspasten – der erste Band wurde 1986 beim Prestel Verlag (München) vorgelegt und ist vor allem den Glaspasten von antiken Gemmen gewidmet –nach über 30 Jahren fortsetzen und abschließen zu wollen, war ich überaus froh, diese Aufgabe in den denkbar besten Händen zu wissen, und habe ihr sogleich die Mithilfe des Museums zugesichert. Ihren herausragenden Kenntnissen auf dem Gebiet der Gemmenforschung und ihrem unermüdlichen Vorantreiben des Projekts ist es vor allem zu verdanken, dass mit Band II , dessen Fokus auf den Repliken neuzeitlicher Gemmen liegt, nun sämtliche Glaspasten der ehemaligen Privatsammlung von Dr. Günther Krutzsch (Altenburg) als wissenschaftlich erschlossen gelten können.

Mit der Sammlung Krutzsch verfügt das Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg über etwa die Hälfte der »Daktyliothec« (2. Auflage plus »Supplement«) von Philipp Daniel Lippert (1702–1785), der ersten umfassenden, systematisch geordneten und von erläuternden Katalogen begleiteten Kollektion an Abformungen bzw. Wiederholungen von antiken und antikisierenden Gemmen aus den bedeutendsten Sammlungen Europas. Die Würzburger Version ist allerdings die einzige bekannte Umsetzung aus Glaspasten, mit denen die Gemmen täuschend ähnlich als Repliken nachempfunden werden konnten, und stammt von Lippert

selbst. Seine Kunden bevorzugten die deutlich preiswertere Variante in Form von Abgüssen aus »weißer Masse«, einer Rezeptur aus Talkerde und anderen Stoffen, die Lippert lange geheim hielt. Ein weiterer Vorteil der Abgüsse: sie bilden die eingeschnittenen Gemmen (Intaglien) wie die ursprünglichen Siegelabdrücke der Gemmen als Positiv ab und waren so leichter lesbar. Einige dieser Abguss-Sammlungen ›im Kleinformat‹ haben die Jahrhunderte überdauert, sind aber bis dato nicht hinreichend an die Öffentlichkeit gelangt. Der besondere Wert der Glaspasten dagegen liegt nicht nur in ihrer Gemmen-Ähnlichkeit und Seltenheit, sondern auch in der weitgehenden Unempfindlichkeit gegen Nässe und andere äußere Einflüsse. Abgüsse und Glaspasten sind schließlich nicht selten einzige Zeugnisse heute verschollener Originale.

Hatte Lippert für seine erste, in Latein kommentierte Auflage noch die Hilfe der Philologen Johann Friedrich Christ (1700–1756) – selbst ein bedeutender Wegbereiter der Gemmenforschung – und Christian Gottlob Heyne (1729–1812) in Anspruch genommen, besann er sich im Folgenden auf die marktorientierten Vorzüge der deutschen Sprache und nahm die Kommentierung beherzt in eigene Hände. Aufgrund seiner autodidaktischen Studien in der Tradition der Antiquare brachte es der gelernte Glas- und Porzellanmacher sogar bis zu einer Professur für antike Kunst an der Dresdener Akademie der Künste (ab 1764).

Wie später der mit ihm befreundete, 15 Jahre jüngere Johann Joachim Winckelmann, war Lippert von dem Gedanken beseelt, seine Zeitgenossen für die vorbildliche Ästhetik antiker Bildschöpfungen zu begeistern. Tatsächlich schufen seine Daktyliotheken für viele Sammler, Gelehrte, Studenten und Künstler überhaupt erst die Möglichkeit, jenseits der akademischen Gipsabguss-Sammlungen großplastischer Skulpturen einen breit gefächerten Zugriff auf antike Ikonographie zu gewinnen. Erst seit wenigen Jahren jedoch wächst das Bewusstsein in den kunsthistorisch ausgerichteten Fächern dafür, welche immense Bedeutung gerade solchen Bildmedien handlichen Formats, die früher von der Forschung als minderwertige Serienprodukte geringgeschätzt wurden, beim Wissenstransfer und bei der künstlerischen Verbreitung von Motiven zukam. Insofern trägt der vorliegende Band nicht nur wesentlich dazu bei, ein bedeutendes und bislang weitgehend unbekanntes Materialcorpus zu erschließen, sondern leistet weitergehend wichtige Grundlagenforschung zur Geschichte der antiken wie neuzeitlichen Glyptik, aber auch deutlich darüber hinaus.

5
VORWORT

Mein Dank als Leiter der Würzburger Antikensammlung gilt so allererst der Verfasserin des Kataloges, Erika Zwierlein-Diehl, für die sehr angenehme, professionelle wie vertrauensvolle Zusammenarbeit. Christina Kiefer hat dankenswerterweise das Layout der Tafeln gestaltet und sich um die Anfertigung zusätzlicher Aufnahmen verdient gemacht, wo die Vorarbeiten der bereits verstorbenen Isolde Luckert noch der Ergänzung bedurften. Für ihre Hilfe bei der Erstellung der Konkordanzen danke ich Angela Schmitz und Laura Zittlau. Beim Deutschen Kunstverlag und Dr. Anja Weisenseel (Acquisitions Editor) bedanke ich mich für die freundliche Aufnahme und eingehende konzeptuelle Betreuung der Publika -

tion, bei Imke Wartenberg (Content Editor) für die Begleitung der Druckvorbereitungen. Das Korrektorat lag in den bewährten Händen von Rudolf Winterstein, dem für seine umsichtigen Bemühungen um ein kohärentes Erscheinungsbild des Bandes sehr herzlich gedankt sei. Abschließend geht unser Dank an die Ernst von Siemens Kunststiftung, deren Druckkostenübernahme das Erscheinen dieses Bandes überhaupt erst ermöglicht hat. Hier bin ich insbesondere dem Generalsekretär der Stiftung, Dr. Martin Hoernes, für sein anhaltendes Wohlwollen verbunden, das für die oben angedeuteten Herausforderungen bei der Realisierung musealer Bestandskataloge eine wesentliche Voraussetzung darstellt.

Würzburg, im September 2022 Jochen Griesbach-Scriba

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Richters Dedicatio 15 — Richters Praefatio 15 — De Fossilium Ordinibus Commentatio 16 — Preisgedichte auf Richter 16 — Preisgedicht Christs auf Leipzig, das »Museum Richterianum« und dessen Gründer 17 — Hebenstreits

Katalog 18

Mvsei

19 Christs Praefatio Ad Lectorem 19 — Christs Kriterien für den antiken Ursprung von Gemmen 20 — 1. Linearum vera ratio = »Zeichnung« 20 — 2. Doctrina = Gelehrsamkeit 21 — 3. Opus = Te chnik 21 — Gemmenschneiden mit Diamantspitze (antik) – mit Bohrer und Drehbank (modern) 21 — Das Zeugnis des Plinius 22 — Christs eigene praktische Erfahrung 22 — 4. Materia et lapillorum natura = Material der Gemmensteine 23

Eignung (dignitas) der antiken Gemmenkunst für Studium und Überlieferung antiker Kultur und Geschichte 31 — Vorzüge der Gemmen im Vergleich zu anderen Kunstarten, besonders zu Münzen 33 — Konkrete Beispiele aus der neuen Daktyliothek für die Sonderstellung der Glyptik: Die Vignetten 34 — Technik des Gemmenschneidens 35 — Gemmenabdrücke im Dienste der Kommunikation 36 — Christ über Anlage und Ziel der Daktyliothek Lipperts 36 — Verschiedene Arten der Ausstattung der Lippert’schen Daktyliothek und ihre Preise: Vorankündigung der zweiten (und dritten) Chilias 37 — Christs Anteil an dem Unternehmen ›Lippert‹ – Gebrauch und Nutzen seines Kommentars 38 — Beschreibung des vierspaltigen Katalogs 40

Zusammenfassung: Christ 1743–1755 über Gemmen und die

Praefatio 42 — Einzelheiten zum Erwerb der scrina I u. II und des angekündigten III. jeweils plus Kommentar 42 —

Lipperts Auswahl und Ordnung der Abdrücke – Christs Kommentar 43 — Erläuterungen und Ergänzungen zu einzelnen Stücken 43 — Christs Urteil über Interpretation, Qualität und Echtheit 43 — Gemmen aus Christs Sammlung in der Dakyliothek: Die Vignetten 44 — Schluss 45

Praefatio 45

Lippert zu den lateinischen Kommentaren zum 1.–3. Tausend und der geplanten deutschen Ausgabe 45 — Gemmenabdrücke und -abgüsse 46 — Winckelmann 46 — Heyne 46

Zum Text 46

Beispiele für den Umgang mit Winckelmann 1760 46 —

Kursivschrift 47 — Zu nachantiken Gemmen 47 — Die Suche nach guten Abdrücken. Ein Beispiel 47 — Vignetten 47

1767: Die zweite Auflage der Daktyliothek mit deutschem Text (Lippert2 I, II [1767])

47

Vorbericht 47

Die Genese von Lippert 1 I–III 47 — Lippert 2 I, II (1767) 48

— Gemmenbilder als Vorbilder für die Künstler 48 — Stubengelehrte, Plinius, Winckelmann 49 — Kunst als Lehrberuf. Die Gegenstände der Kunst. Intaglien und Kameen 49

— Zeitgenössische Gemmenschneider 50 — Zum Relief 50

sächsischen Königshauses für Wissenschaft, Literatur und Kunst – Christs Stellung in Leipzig 29 — Die unterschiedlichen Denkmäler antiker Literatur und Kunst als Medien der Überlieferung 30 — Die besondere

— Gemmenschneiden (Plin. nat. 37,60) 50 — Lupen? 51

— Prachtgefäße 51 — Die Nacktheit der griechischen Götter 51 — Zum historischen Tausend 52 — Übersetzer antiker Texte 52 — Schlusswort 52

7 INHALTSVERZEICHNIS VORWORT 5 EINLEITUNG 11 Glaspasten im Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg 11 Herkunft der Sammlung 11 Die Erwerbung durch das Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg 11 Erstbesitzer der Glaspasten-Sammlung und Nachfolger 11 Glaspasten im Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg Band II 12 Dank 12 Philipp Daniel Lippert 13 Johann Friedrich Christ 14 Christ, Mvsei Richteriani Dactyliotheca 1743
14
Dactyliotheca
Die Dactyliotheca 23 Christs weitere Schriften über Gemmen 1753–1754 25 Lipperts Daktyliotheken 26 1753: Erstes Tausend 26 1755, 1756, 1762: Die erste Auflage der Daktyliothek
lateinischem Text in dreitausend Abdrücken 27 Lippert1 I (1755) 27 Dedicatio 28 Praefatio 29 Aufgeschlossenheit
Richteriani
mit
des
41
Christs Corollarivm (Nachtrag), Lippert1 I (1755) S. 118–120
Daktyliothek Lippert 41 Lippert1 II (1756)
42
Lippert1 III (1762) 45

1776: Das Supplement zur 2. Auflage mit deutschem Text (Lippert2

[1776])

Glaspasten

Lipperts Glas-Matrizen 54

Lipperts Glaspasten 56

Glaspasten von James Tassie für Katharina II. 56

Glaspasten von Wiener Gemmen für Papst Pius VII. 57

Glaspasten von Carl Gottlieb Reinhardt 57

Glaspasten von Tommaso Cades? 57

Material und Form der Glaspasten 60 — Inhalt der Sammlung 60 — Gemmen der Renaissance im Wandel der Betrachter: Das Beispiel des Phokion 60 — Die Sicht des 18. Jahrhunderts 61 — Lipperts Suche nach dem griechischen Stil 61 — Lippert und Christ 64 — Satyrn, Faune, Pane 64

res und andere Göttinnen mit Füllhorn (Concordia, Fortuna, Pax) Kat. 1068–1073 — Diana Kat. 1074–1077

— Dioskur Kat. 1078 — Genius, Harpokrates Kat. 1079–1081 — Juno Kat. 1082 — Jupiter Kat. 1083–1090

— Lunus Kat. 1091 — Mars Kat. 1092–1096 — Mercur Kat. 1097–1103 — Minerva Kat. 1104–1109 —

Musen Kat. 1110–1113 — Neptun Kat. 1114, 1115

— »Pales« Kat. 1116 — Pomona Kat. 1117 — »Proserpina«, »Eurydike« Kat. 1118 — Roma Kat. 1119–1121

— Roma, Aequitas oder Iustitia Kat. 1122 — Salus 1123–1127 — Saturnus Kat. 1128 — Serapis Kat. 1129, 1130

— »Typhon« Kat. 1131 — Venus Kat. 1132–1135 — Victoria Kat. 1136–1139 — Vulcan Kat. 1140 — Seethiasos Kat. 1141–1143

Mythen, Heroen und Heroinen

Hercules, Taten Kat. 1144– 1156 — Hercules, Einzefiguren Kat. 1157–1161 — Hercules, Köpfe unbärtig Kat. 1162–1167 — Hercules, Köpfe bärtig Kat. 1168–1172 — Hercules und Omphale oder Hylas Kat. 1173 — Omphale, Büsten, Halbfiguren Kat. 1174–1176

Daedalus Kat. 1186 — Danaë Kat. 1187 — Europa Kat. 1188, 1189 — Ganymed Kat. 1190, 1191 — Io, Argus und Mercur Kat. 1192 — Kallirhoē Kat. 1193 — Leda Kat. 1194–1197 — Medusa Kat. 1198–1200 —

Minotauros Kat. 1201 — Orpheus Kat. 1202, 1203 — Phaëton Kat. 1204 — Prometheus (Tityos) Kat. 1205, 1206

Opferszenen

Kat. 1207–1220

Aesculap- und Saluskult Kat. 1221–1231

Krieger, Reiter, Triumph Kat. 1232–1241

Männer Kat. 1242–1251

Frauen Kat. 1252–1254

Kinder Kat. 1255–1257

Köpfe, Büsten, Porträts

Gruppen Kat. 1258–1265

163

178

187

208

Gruppen 93

Amor und Psyche Kat. 973– 976 — Apollo und Musen Kat. 977 — Fortuna und Mercur Kat. 978 — Genius und Kaiser (Commodus?) Kat. 979 — Grazien Kat. 980–982 — Minerva und Hercules Kat. 983 – Minerva und Vulcan Kat. 984 — Neptun und Ceres Kat. 985 – Tellus, Horen und Victoria Kat. 986, 987 — Venus, Mars und Genius Kat. 988 – Venus, Mars und Vulcan Kat. 989 — Venus und Mars Kat. 990–993 — Venus bei Vulcan Kat. 994, 995 — Venus und Amor Kat. 996–1008 — Venus und Adonis Kat. 1009 — Victoria und Odysseus Kat. 1010 — Victoria und Mars Kat. 1011

Bacchus und Kreis 108

Mehrfigurig Kat. 1012–1025 — Einzelne Figuren Kat. 1026–1032 — Halbfiguren, Büsten, Köpfe Kat. 1033–1054

Einzelne Götter, Göttinnen, Personifikationen 133

Aesculap Kat. 1055, 1056 — Amor Kat. 1057–1063 — Apollo Kat. 1064–1066 — Aquarius Kat. 1067 — Ce -

Kriegerköpfe, unbärtig Kat. 1266–1271

Kriegerköpfe, bärtig Kat. 1272–1284

Bärtige Männer (vorwiegend Griechen) Kat. 1285–1317

Unbärtige Männer (vorwiegend Römer) Kat. 1318–1340

Unbärtige Männer, Köpfe, Büsten, unbenannt Kat. 1337, 1338

Cotys von Thrakien, unbärtig und bärtig Kat. 1339, 1340

Caesar, Kaiser und Caesaren Kat. 1341–1360

Benannte Frauenköpfe und -büsten Kat. 1361–1385

Unbenannte Frauenköpfe und -büsten Kat. 1386–1392

Maske Kat. 1393 255

Kombinationen Kat. 1394–1397

Fabeltiere Kat. 1398–1400

Tiere Kat. 1401–1403

Sachen Kat. 1404, 1405

Altes Testament Kat. 1406

Christlich Kat. 1407, 1408

8
III
52 Vorrede 52
54
Diskussion um die Technik des Gemmenschneidens 58 Zu diesem Katalog 60
Zur
Hinweise für den Leser 65 Beschreibungen 65 — Maßangaben 65 — Formen 65 — Material der Originale 65 — Daktyliotheken 65 — Tafelteil 65 Abbildungen zur Einleitung 67 KATALOG 79 KAMEEN 81 Kat. 947–972 GEMMEN (INTAGLIEN) 93 Kat. 973–1430 Götter und Göttinnen 93
Troianischer Kreis
Übrige Mythen, Heroen und Heroinen
174
Menschen

1. Farben und besondere Merkmale 442 — 2. Inschriften 443 — 3. Zitierte Schriftquellen 444 — 4. Sammler 445 — 5. Museen 467 — 6a. Personen und Sachen in der Einleitung 468 — 6b. Personen und Sachen im Katalog 470

Konkordanz 1: Katalognummer 477 — Konkordanz 2: Inventarnummer 495 — Konkordanz 3: Lippert1 513

— Konkordanz 4: Lippert2 523 — Konkordanz 5: Tassie 539

9 NACHTRÄGE UND ERGÄNZUNGEN ZU BAND I 261 Glaspasten
antiken Originalen Kat. 1409–1430 Nachträge und Ergänzungen
Würzburg
Kat.
Abbildungen zum Katalog 295 VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN 427 Literatur 427 Daktyliotheken 440 Sonstige Abkürzungen 441 INDICES 442
von
zu
I 1986
1–946
KONKORDANZEN 477
ABBILDUNGSVERZEICHNIS UND BILDNACHWEIS 555 ANHANG 1 558 Lipperts Bücher über Gemmen, Antike, Kunst und Geschichte 558 ANHANG 2 577 Otto Zwierlein, Plinius zur Technik des Gemmenschneidens 577

GLASPASTEN IM MARTIN VON WAGNER MUSEUM DER UNIVERSITÄT WÜRZBURG

Glaspasten sind die edelste und kostbarste Art von Gemmen-Abdrücken, als einzige in dieser Gattung sind sie im Material den Steingemmen ähnlich. Die Sammlung von Glaspasten des Martin von Wagner Museums der Universität Würzburg umfasst 1430 Stücke. 946 Glaspasten wurden im 1. Band »Glaspasten im Martinvon-Wagner-Museum der Universität Würzburg I. Abdrücke von antiken und ausgewählten nachantiken Intagli und Kameen (München 1986)« publiziert (kurz: Würzburg I 1986). Die Publikation der restlichen 484 Glaspasten erfolgt hier. Die Zuweisung des Großteils der Sammlung, nämlich der farblosen oder fast farblosen, an Rand und Rückseite zugeschliffenen Glaspasten an die Werkstatt von Philipp Daniel Lippert hat sich bestätigt 1. Die Sammlung war ursprünglich etwa doppelt so groß, d. h. ihre Zahl kam nahe an die Zahl von 3049 Stücken heran, der Zahl der 2. Auflage von Lipperts Daktyliothek, plus Supplement.

HERKUNFT DER SAMMLUNG

Die Glaspasten wurden von Dr. Günther Krutzsch, Lungenfacharzt in Altenburg (39 km südlich von Leipzig), im Jahre 1945, kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, von dem Antiquariat Walter Körner in Leipzig erworben. Der Vorbesitzer hatte die Glaspasten bei seiner Flucht in den Westen vor dem Einmarsch der russischen Armee dem Antiquar überlassen, einen zugehörigen Katalog dagegen behalten. Die Glaspasten wurden damals zwischen G. Krutzsch und seinem Freund und Mitarbeiter Dr. med. Erich Schmidt geteilt. Der von E. Schmidt erworbene Teil der Sammlung ist verschollen. Seine Neffen sollen ihn in Leipzig verkauft haben. Die Glaspasten aus dem Besitz von G. Krutzsch wurden in zwei Tranchen von dessen Witwe, Hanna Krutzsch (geb. 1900), erworben, die nach ihrer Ausreise aus der damaligen DDR in einem Altersheim im badischen Niefern/ Öschelbronn lebte. Die Sammlung umfasste nach der Zählung von Dr. Emma Pressmar, Ulm, vom 23. März 1975, insgesamt 1453 Glaspasten und 9 Plexiglas-Schachteln mit Gipsabdrücken.

1 Würzburg I 1986, 24 f.

DIE ERWERBUNG DURCH DAS

MARTIN VON WAGNER MUSEUM DER UNIVERSITÄT WÜRZBURG

Aus dieser Sammlung erwarb das vom Martin von Wagner Museum 1978 unter der Leitung von Prof. Dr. Erika Simon von Krutzschs Witwe 1260 Glaspasten. Den Rest der Sammlung, vorwiegend Glaspasten von nachantiken Gemmen, hatte Frau Krutzsch zunächst behalten. Die Glaspasten der ersten Tranche wurden sämtlich von Isolde Luckert (1943–2009) in Schwarzweiß-Aufnahmen fotografiert und maßgerecht vergrößert. Publiziert wurden zunächst 946 Glaspasten nach antiken Gemmen und eine kleine Auswahl von solchen nach neuzeitlichen Gemmen in Würzburg I 1986. 314 Glaspasten nach neuzeitlichen Gemmen waren für den 2. Band vorgesehen und wurden von der Verfasserin katalogisiert. 1983 konnten fast alle noch bei H. Krutzsch verbliebenen Glaspasten, nämlich 170 Stücke, erworben werden, wie aus der von Jochen Griesbach ermittelten Rechnung vom 25.7.1983 hervorgeht. 23 Glaspasten blieben im Besitz von Frau Krutzsch und wurden wohl auch verschenkt. Der Ankauf der zweiten Tranche blieb der Verfasserin bis zur Korrespondenz mit Jochen Griesbach über die Publikation eines zweiten Bandes im Jahr 2016 verborgen. Die Glaspasten der zweiten Tranche erforderten eine Neuordnung des bisherigen Katalogs 2. Alle Glaspasten wurden 2016 von Christina Kiefer in Farbaufnahmen fotografiert.

ERSTBESITZER DER GLASPASTENSAMMLUNG UND NACHFOLGER

Wer den Grundstock der Sammlung zusammengestellt hat, ist nach wie vor unbekannt. Da die Sammlung in Leipzig erworben wurde, liegt die Annahme nahe, dass sie auch in diesem Raum entstand. Es bleibt die in Würzburg I 1986, 23 geäußerte Vermutung bestehen, dass es Johann Friedrich Christ war, der nach eigener Aussage eine »honesta copia« Lippert’scher Glaspasten besaß 3. Für eine direkte Beziehung zu Lippert spricht, dass die Sammlung Glaspasten enthält, die nicht in Lippert 2 aufgenommen wurden (Kat. 1081, 1264); ferner die Tatsache, dass sie mit Kat. 1151 eine Glaspaste von Lip -

11
EINLEITUNG
2 Die gelegentlich in Boardman 2009 mitgeteilten Katalog-Nummern stimmen daher nicht mehr. 3 Lippert 1 I , XVII

perts Machart nach einem Intaglio Natters aufweist, der gar nicht in der Daktyliothek erscheint.

Die Rohlinge können von dem ersten Sammler oder einem späteren Besitzer zugefügt worden sein (69 in diesem Band). Sie zeigen das Bestreben, neue Stücke oder bessere Abdrücke von vorhandenen Glaspasten zu bekommen (z. B. Kat. 986A, 1412). Das gilt auch für die zugeschliffenen Glaspasten Kat. 1014A und 1427. Letztes sicheres Datum für die Erweiterung der Sammlung bleibt Würzburg I 1986 Kat. 302, der blaue Rohling eines 1828 bei Regensburg gefundenen roten Jaspis mit Minerva-Büste, der vom Kunsthistorischen Museum Wien, erworben wurde 4

GLASPASTEN IM MARTIN VON WAGNER MUSEUM DER UNIVERSITÄT WÜRZBURG BAND II

Wenn die Publikation des zweiten Bandes der Würzburger Glaspasten nun in so großem zeitlichem Abstand von Band I erfolgt, liegt dies nur zum kleinen Teil in der Verantwortung der Verfasserin. Aus dem großen Abstand ergeben sich auch Vorteile: In der Zwischenzeit sind mehrere Sammlungen neuzeitlicher Gemmen publiziert worden, die die Identifizierung oder den Vergleich mit den Originalen der Würzburger Glaspasten ermöglichen. Die Daktyliothek Tassie – Raspe, die ich für den 1. Band im Magazin des Victoria & Albert Museums London eingesehen habe, ist nun auf der Webseite des Beazley Archives in Fotografien von R. L. Wilkins zugänglich. Die meisten frühen Gemmen-Publikationen sind inzwischen digitalisiert. Aus diesem Grund kann die Beigabe von Abbildungen aus diesen Büchern auf ein Mindestmaß begrenzt werden. Für die Publikation des 1. Bandes hatte ich die Göttinger Abgüsse von Lippert 1 I (1755), Lippert 1 II (1756), Lippert 1 III (1762) sowie Lippert 2 III (1776) durchgesehen. Die für mich nicht im Original einsehbaren Abgüsse Lippert 2 I , II (1767) konnten nicht in allen Fällen aus dem Text erschlossen werden 5, dies wird hier in den Konkordanzen nachgeholt. Bei deren Erstellung hat Laura Zittlau, Hilfskraft am Martin von Wagner Museum, wertvolle Hilfe geleistet. Sehr hilfreich bei den Nachträgen für Band I war ferner die von Angela Schmitz, Praktikantin am Martin von Wagner Museum, im Juni 2016 erstellte Konkordanz der beiden Lippert-Auflagen, die nun auch den Rückschluss von den Nummern der 1. Auflage auf die 2. Auflage von Lippert ermöglichte, soweit Lippert sie angibt 6 . Die 1. Auflage von Lippert und das Supplement zur 2. Auflage sind ebenfalls via Beazley Archive zugänglich. Da die Zählung mit jedem Band und innerhalb des Bandes für Teil 1 und 2 jeweils neu beginnt (z. B. Lippert 1 I (1755) 1 Pars prima tota mythica, Lippert 1 I (1755) 2 Pars altera fere historica), mussten die Daktyliotheken in »records« unterteilt werden, wodurch die Benutzung zwangsläufig etwas zeitraubend wird. Daher bin ich Claudia Wagner zu

großem Dank verpflichtet, die mir sowohl die Fotos von Lippert 1 in Göttingen wie von Lippert 2 in Oxford zur Verfügung stellte, so dass ich auch ohne Internet mit diesen arbeiten konnte.

Während der 1. Band den Glaspasten nach antiken Gemmen galt und nur ausgewählte Glaspasten nachantiker Gemmen, insbesondere solche mit Pseudo-Signaturen, enthielt, ist der Gegenstand des 2. Bandes komplexer. Einerseits enthält er Glaspasten nach neuzeitlichen Gemmen, die als solche von Interesse sind. Da diese Gemmen zum Zeitpunkt der Publikation als antik galten, bedeutet dies andererseits eine frühe Phase in der Geschichte der Gemmenforschung, weitgehend vor Winckelmanns Publikation der Gemmen-Sammlung Stosch im Jahre 1760, die zudem nur begrenzt wirksam werden konnte, da sie nicht illustriert war 7. Winckelmanns berühmte Formulierung von der »edlen Einfalt (und stillen Größe)« griechischer Skulpturen scheint von Christs Äußerungen zu Gemmen inspiriert (s. u. 20 Anm. 39). Daher wurden die jeweiligen Beschreibungen von Christ, Heyne, Lippert und Raspe zitiert. Unter den nachträglich erworbenen Glaspasten waren auch einige nach antiken Stücken, die hier nachgetragen werden. Es folgen Nachträge und Ergänzungen zu Würzburg I 1986, Kat. 1–946.

DANK

An verschiedenen Punkten dieser Arbeit habe ich wertvolle Hilfe erhalten, wie an den jeweiligen Stellen dankbar vermerkt ist. Hier möchte ich meinen Dank aussprechen für Unterstützung zunächst aus Würzburg: an Matthias Steinhart, der die geplante Publikation des 2. Teiles der Würzburger Glaspasten mit großer Zustimmung begrüßt hat, und insbesondere an Jochen Griesbach. Er hat als Direktor der Antikensammlung des Martin von Wagner Museums der Universität Würzburg tatkräftig Anteil an dem Projekt genommen, nicht nur den noch nicht aufgenommenen Teil der Glaspasten persönlich nach Bonn gebracht und wieder abgeholt, sondern auch die Neuaufnahmen der Glaspasten durch Christina Kiefer veranlasst, Angela Schmitz und Laura Zittlau zur Hilfe bei Erstellung der Konkordanzen freigestellt und schließlich den Druck in die Wege geleitet. In Bonn gilt mein Dank Frank Rumscheid, der diese Glaspasten für die Dauer der Materialaufnahme im Akademischen Kunstmuseum, der Antikensammlung der Universität Bonn, aufnahm. Der Kustodin Nele Schröder-Griebel und ihrer Nachfolgerin Kornelia Kressirer danke ich dafür, dass ich im Vasensaal an den Glaspasten arbeiten konnte. Jutta Schubert hat verschiedene Aufnahmen beigesteuert sowie Silikon-Abgüsse fotografiert, die nach einer Empfehlung von Barbara Niemeyer (Berlin) durch den Restaurator Andreas Bethke mit Graphit bepinselt wurden, was die Fotos besser lesbar machte. Anna-Barbara Follman-Schulz verhalf mir als Glas-Expertin zum besseren Verständnis der Rückseiten von Rohlingen. Mehrfache Hilfe habe ich dankbar aus der Anti-

12
4 Würzburg I 1986, 22. 5 Würzburg I 1986, 527
6 Verweise auf die 1. Auflage fehlen gelegentlich, bei Lippert 2 II (1767) 952–1008 fortlaufend. 7 S. u. 46, 463 .

kensammlung Berlin erfahren, zunächst von Gertrud Platz-Horster (1942–2019), dann von Agnes Schwarzmaier-Wormit. Sehr hilfreich waren (s. o.) die von Claudia Wagner (Oxford) zur Verfügung gestellten Aufnahmen der Lippert-Daktyliotheken in Göttingen und Oxford. Jörn Lang verdanke ich Auskunft über Leipziger Gemmen, ihm und Sascha Kansteiner auch über solche der ehemals kurfürstlich-sächsischen Sammlung in Dresden. Valentin Kockel hat wertvolle Informationen zu Lippert beigesteuert. Schließlich danke ich allen, die zur Herstellung des Buches beigetragen haben, dem Deutschen Kunstverlag, vertreten durch Anja Weisenseel, für die Aufnahme in sein Programm, Imke Wartenberg für die Koordination im Verlag sowie Rüdiger Kern für Satz und Druckabwicklung, der Ernst von Siemens Kunststiftung für die finanzielle Förderung, Chrstina Kiefer, die das Layout der Tafeln erstellt hat, einschließlich der maßgerechten Vergrößerung der Abbildungen, und Rudolf Winterstein, der nicht nur mit großer Sorgfalt, sondern auch mit Freude an der Sache, das Korrektorat durchführte.

PHILIPP DANIEL LIPPERT

Philipp Daniel Lippert (1702 Meißen – 1785 Dresden) war der erste, der eine große systematisch geordnete Daktyliothek von Verzeichnissen begleitet herausbrachte (Abb. 1). Seit der Publikation von Würzburg I 1986 hat die Erforschung der Daktyliotheken einen großen Aufschwung genommen, wobei die Daktyliotheken Lipperts stets Beachtung fanden. Der Focus lag stets auf dem Gesamtphänomen, nicht den einzelnen Gemmen-Abgüssen. Hervorzuheben ist vor allem die von Valentin Kockel und Daniel Graepler kuratierte große, von einem Katalog begleitete Ausstellung des Jahres 2006 im Römischen Museum Augsburg, die in jeweils variierter Form in der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, in Oldenburg und in Zürich wiederholt wurde (Kockel – Graepler 2006).

Die Stationen von Lipperts Lebens seien hier kurz rekapituliert8. Der Vater starb als der Knabe erst ein halbes Jahr alt war. Die Mutter konnte dem Sohn nur einen kurzen Schulbesuch ermöglichen. Lippert erlernte das Glasmacher-Handwerk in Pirna und kam als Geselle nach Dresden. Dort stellte ihn ein Arzt, »Doctor Zange«, als Schreiber an, ließ ihn seine Bibliothek benutzen und von einem Freund unterrichten. Lippert konnte auch die Zeichen-

8 Anonymus, Leben des im vorigen Jahre zu Dresden verstorbenen Hrn. Professor Lipperts, Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste 32/1, 1786, 22–37. Weitere Literatur zur Biographie: Berghaus 1983 Nr. 70. Würzburg I 1986, 39 Anm. 45. Zwierlein-Diehl, AGN 2007, 282–284, 482 Abb. 887–889. J. Lang, DNP Suppl. 6 (Stuttgart 2012) 741–743 s. v. Lippert, Philipp Daniel. Und s. u. Anm. 60. J. Prückner, »Ein vornehmer Herr hat ein Kabinett …« Dresdener Sammler im 18. Jahrhundert, in Koch – Ruggero 2017, 194–211, 198–201 Abb. 3–4.2

9 Nach Graepler 2015, 108 mit Anm. 63 ist nicht bekannt, wann Lippert und Winckelmann miteinander bekannt wurden; er nimmt an, dass dies nach Lipperts Konzeption und Herausgabe seiner Daktyliothek geschah und zitiert aus einem Brief Lipperts von 1772 an Murr: »Unsere Freundschaft fieng sich viele Jahre vorher an, ehe er nach Italien gieng.«

10 L. Schmidt, J. J. Winckelmann und Philipp Daniel Lippert, Repertorium für Kunstwissennschaft 47, 1926, 155–156. Tassinari 2019, 243–246.

schule von Hofmaler Heinrich Christoph Fehling (1654–1725) besuchen. Nach dem Tod seines Gönners fand er Arbeit als Porzellan-Maler in der Meißener Porzellanmanufaktur, wo er allerdings eine weitere dreijährige Lehrzeit auf sich nehmen musste. Danach eröffnete er eine eigene kleine Zeichenschule. Zu seinen Schülern gehörte der spätere Hofrat von Wengler (gest. 1753 zu Dresden), mit dem er zeitlebens befreundet blieb. 1727 heiratete er eine geborene Morgenstern, verwitwete Simon, mit der er drei Töchter hatte. 1738 wurde Lippert als Zeichner bei dem Dresdener Hauptzeughaus und 1739 als Zeichenmeister der Königlichen Pagen angestellt. Unter seinen Freunden aus dieser Zeit nennt die unsignierte Biographie von 1786 außer Hofrat von Wengler, Adam Friedrich Oeser (1717–1799) und Johann Joachim Winckelmann (1717–1768). Die Freundschaft mit Winckelmann dürfte aus der Zeit stammen, als dieser Bibliothekar bei Heinrich Graf von Bünau auf Schloss Nöthitz bei Dresden war (1748–1754), bzw. aus der Zeit, als er anschließend bei Oeser wohnte und zeichnen lernte, ehe er im Herbst 1755 nach Rom übersiedelte 9. Briefe Winckelmanns aus Rom an Oeser (20. März 1756) und Lippert (7. Juli 1756 und später) belegen, dass er sich dort, in Florenz und Neapel, aufgrund einer Liste, die ihm Lippert mitgegeben hatte, um Gemmenabdrücke für dessen Daktyliothek bemühte 10. 1759 nahm Lippert den damaligen Pagenmathematicus (Mathematik-Lehrer der Pagen) Johann Gottfried Schneider an Sohnes statt an11. 1763 setzte sich der im gleichen Jahr nach Göttingen berufene Christian Gottlob Heyne für eine Berufung Lipperts an diese Universität ein 12. Die Berufungsverhandlungen erledigten sich als Lippert im gleichen Jahr, 1763, zum »Professor der Antiken« an der neugegründeten Akademie der Künste in Dresden ernannt wurde. Er starb 1785 in Dresden. Lippert hatte sich seine Kenntnisse als Autodidakt angeeignet und in fortgeschrittenem Alter noch Griechisch und Latein gelernt, »et il y réussit parfaitement« schreibt Jérémie-Jacques Oberlin13. Seinen eigenen Worten im Supplement von 1776 merkt man die Mühe an, die es ihn gekostet hatte (Lippert 2 III [1776] XIII , s. u. 53). Nach Lipperts Wunsch sollten seine Töchter die Daktyliotheken-Werkstatt weiterführen (Lippert 2 III [1776] XX , s. u. 54). Bei Erscheinen der Biographie in Neue Bibliothek 1786 lebte nur noch die älteste Tochter Eusebia Theresia (oder Theresia Eusebia) (1729–1806). Sie führte das Daktyliotheken-Geschäft weiter14. Ein Nachruf nennt den 8. April 1806 als Sterbedatum von Theresia Eu-

11 Sächsisches Staatsarchiv, 10025 Geheimes Konsilium, Nr. Loc. 05650/15 »Die dem Hofzeichenmeister zu Dresden, Philipp Daniel Lippert, verstattete Annehmung des Pagenmathematikus Johann Gottfried Schneiders an Sohnes statt«. Datierung 1759. (Den Hinweis verdanke ich Valentin Kockel).

12 Graepler, in: Kockel – Graepler 2006, 40 f. Graepler 2014, 80. S. u. Anm 131.

13 J.-J. Oberlin, Notice sur la Dactyliothèque de Philippe-Daniel Lippert, par Jérémie-Jacques Oberlin, de l’Institut national de France, et professeur de Philosophie et d’Antiquités à Strasbourg, Magasin encyclopédique ou Journal des Sciences, des Lettres et des Arts, rédigé par A. L. Millin, 2. année, tome 4, 1796, 62–73, 65.

14 Neue Bibliothek (Anm. 8) 25 f. Oberlin (Anm. 13) 71. Würzburg I 1986, 15 Anm. 61 u. 65 (das dort angegebene Todesdatum von Theresia »1807« ist in 1806 zu korrigieren).

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sebia. Nach dem Tod ihres Vaters und ihres Stiefbruders, Professor Schneider 15, habe sie noch mehrere Daktyliotheken angefertigt, deren Bestellung Prof. Oberlin, Straßburg, vermittelt habe16. Nach K. A. Böttiger, Dresden, war jedoch in den letzten 8–10 Jahren kein vollständiges Exemplar der Daktyliothek mehr aus erster Hand zu haben. Nachfragen bei der, nun »seit einem Jahr« verstorbenen Theresia Eusebia seien vergebens gewesen, sie habe auch keinen Gehilfen einstellen wollen17. Der Artikel ist im Februar 1808 erschienen, Böttigers Zeitangabe geht aber von 1807 aus. Die im Nachruf erwähnten Daktyliotheken hätte Theresia also vor 1797 oder 1799 hergestellt.

JOHANN FRIEDRICH CHRIST

Johann Friedrich Christ (1700 Coburg – 1756 Leipzig) studierte zunächst Jura in Jena (Abb. 2)18. Dort war er ab 1723 als Hofmeister Erzieher des ältesten Sohnes des Ministers Johann Christoph von Wolzogen. 1725 wurde er Cabinet-Sekretär in Meiningen. 1726 begleitete er Wolzogens beide jüngeren Söhne als Hofmeister zum Studium nach Halle. 1729 zog er als Hofmeister des zweiten Sohnes des Grafen Heinrich von Bünau (1665–1745) nach Leipzig. 1731, nach der Habilitation, erhielt er dort eine außerordentliche Professur für Geschichte. 1733 unterbrach er mit landesherrlicher Erlaubnis seine akademische Karriere, um Rudolph von Bünau (1711–1772) auf seinem Grand Tour zu begleiten und diesen auch für seine eigenen Studien sowie die Anlage einer eigenen Sammlung von Kunstgegenständen und Altertümern zu nutzen. Die Reise führte zunächst an die wichtigsten Höfe Süd- und Westdeutschlands, über die Niederlande und Belgien nach England (London, Cambridge, Oxford). Ein zweiter Abschnitt der Reise führte über Prag und Wien nach Norditalien (Venedig, Padua, Florenz, Verona). Der Ausbruch des polnischen Thronfolge-Krieges (1733–1738) verhinderte die geplante Weiterreise in Italien, insbesondere nach Rom. Die Rückreise nach Sachsen führte über München, Augsburg und Regensburg 19. Ende 1734 kehrte Christ an

15 Lipperts Adoptivsohn, s. o. Anm 11.

16 Der Freimüthige oder Ernst und Scherz. Ein Unterhaltungsblatt hg. Von A. von Kotzebue und G. Merkel Nr. 76, 1806, 304 (Überschrift: »Aus Dresden«, unterzeichnet: »v. S. …«).

17 Böttig er, Artistische Nachrichten. Schöne Künste. Steinschneidekunst. Lipperts Daktyliothek und Mionets Münzpasten, Allgemeine LiteraturZeitung Nr. 59, Donnerstags, den 25. Februar 1808, 467–472, 470; vgl. Kerschner – Kockel, in Kockel – Graepler 2006, 74.

18 Dörffel 1878. NDB 3, 1957, 216–217 (K. Schauenburg). Berghaus 1983 Nr. 67. Huttner 2007, 105–108. D. Döring – C. Hollberg (Hg.), Erleuchtung der Welt. Sachsen und der Beginn der Modernen Wissenschaften (Dresden 2009) Essays 219–220. NDB Suppl. 6 (Stuttgart 2012) 224–228 (H.-P. Müller). Brill’s New Pauly Supplement I vol. 6 »Christ, Johann Frie drich« (H.-P. Müller), Consulted online on 3 January 2020 <http :// dx.doi.or g/ 10.1163/ 2214-8647_bnps6_COM_00128 > First published online: 2013. Hiller von Gaertringen 2009, 219–222. Graepler 2015, 97–100.

19 Strodtmann 1749, 37–39. Dörffel 1878, 37–39. Huttner 2007, 107. Strodtmann und Dörffel erwähnen Reisetagebücher Christs in lateinischer Sprache.

20 Dörffel 1878, 113.

die Universität Leipzig zurück und erhielt dort 1739 die Professur für Poesie. Er las hauptsächlich über lateinische Dichtkunst und behandelte als erster deutscher Universitätslehrer auch archäologische Denkmäler. Zu seinen Hörern gehörten G. E. Lessing und C. G. Heyne. Winckelmann hat er wohl erst kurz vor dessen Abreise nach Rom, im Jahr 1755, kennengelernt. Als Winckelmann ihm im März 1757 seine erste Schrift »Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerey und Bildhauerkunst« (1756) überreichen lassen wollte, war Christ schon verstorben 20. Ehe Christ es übernahm, Vorworte zu Lipperts 1. und 2. Tausend der ersten Auflage zu schreiben, Lipperts Text ins Lateinische zu übersetzen und mit eigenen Anmerkungen zu versehen, hatte er sich schon intensiv mit Gemmen beschäftigt. Er besaß eine Sammlung von Gemmen und Glaspasten (vielleicht die Würzburger Glaspasten, s. o. 11). In der Praefatio zu Lippert 1 (1755) erwähnt er u. a. eine Gemme mit Amor auf einer Löwin reitend und aus einem Krug Wein in eine Phiale gießend, die er gelegentlich als Siegel benutzt habe 21. Einige seiner Gemmen hat Lippert in seine Daktyliothek aufgenommen (Würzburg I 1986, 511; hier Index 4: Sammler). Es ist anzunehmen, dass Christ auf seinen Reisen auch Gemmen-Kabinette besuchte; für die Sammlung Praun in Nürnberg erwähnt er es selbst (s. u. 24). Er hatte die Bedeutung der Gattung »Gemmen« für die Archäologie erkannt und sie auch in seinen Vorlesungen behandelt, wie aus der vermutlich auf einem ins Deutsche übertragenen Vorlesungsmanuskript beruhenden Publikation von Johann Karl Zeune hervorgeht 22. Selbstverständlich kennt er frühere Gemmen-Publikationen. Christs Gemmen und andere Kunstschätze wurden wie seine Bibliothek bald nach seinem Tode versteigert 23

CHRIST, MVSEI RICHTERIANI DACTYLIOTHECA 1743

1743 publizierte Christ die Gemmen der Sammlung des Leipziger Ratsherrn und Unternehmers Johann Christoph Richter (1689–1751)24. Die Gemmen waren Teil einer Sammlung von Naturalien 25 .

21 Praefatio XIV in Lippert 1 (1755), publiziert: Lippert 1 II (1756) 1,341 u. Praefatio V f. (nicht in Lippert 2); ferner eine Gemme mit gestaffelten Reitern, s. u. 34. Weitere Erwähnungen seiner Gemmen: Christ 1743 Dactyliotheca passim. Christ 1754, 327 f. (Sol in Quadriga, Jupiter, Amor). Lippert und Tassie–Raspe haben Abgüsse von 23 Gemmen der Sammlung Christ, s. Tassie–Raspe Index [3].

22 Christ – Zeune 1776, 263–298. Graepler 2014, 102–104.

23 Dörffel 1878, 90. Catalogi Bibliothecae Christiae A Cl. Viro Ioh. Frid. Christio P. P. O. In Acad. Lips. Olim In Privatos Vsvs Collectae Nvnc Vero Avctione Pvblica …; Pars I […] Die VIII . Aug. MDCCLVII Vendendae; Pars II . […]: … Die XIII . Febr. MDCCLVIII . Vendendae (Loeper, Leipzig 1757/1758).

24 Dörffel 1878, 81 f. H.-P. Müller, Johann Christoph Richter in Leipzig. Bürgerliches Sammeln am Beginn der modernen Wissenchaften, in: Cain –Lang 2015, 3–19; Sven Pabstmann, Rembrandt, Rubens, Permoser – Ruhm und Glanz barocker Kunstsammlungen in Leipzig. Anmerkungen zur Sammlungsgeschichte in Leipzig, in: Koch – Ruggero 2017, 221–237, 226–229.

25 mvsevm richterianvm continens fossilia animalia vegetabilia mar. illustrata iconibus et commentariis d. io. ernesti hebenstreitii.

14

Die Publikation wird vom Sammler dem Kurprinzen Friedrich Christian von Sachsen (1722–1763)26 gewidmet, dem später auch Lippert 1 I (1755) zugeeignet wird. Dem Widmungstitel serenissimo principi ac domino … friderico christiano etc. folgt

Richters Dedicatio

serenissime ac celsissime princeps clementissime domine : »Erlauchtester und erhabenster Fürst, Allergnädigster Herr!« 27 Üblicherweise bäten Autoren bei einer solchen Widmung um Nachsicht ob ihres Wagemutes; dies glaube er sich schenken zu können aufgrund der Menschenfreundlichkeit und Umgänglichkeit des Fürsten.

[av] Tanta est, tamque incredibilis Tvi, Domine, nominis apud omnes caritas, ut, cum hoc Museum, in luce conspectuque collocandum, aliqua imprimis efficaci illecebra commendare oculis hominum studiisque cuperem, nulla occurreret potentior, quam si illo ipso amabili nomine Tvo eius aditum exornarem : »So groß und so unglaublich ist bei allen die Liebe zu Deinem Namen, Herr, daß sich mir, als ich den Wunsch verspürte, auf die Publikation dieses Museums durch ein besonders wirksames Lockmittel die Augen und das Interesse der Menschen zu lenken, kein wirkkräftigeres anbot, als durch eben diesen Deinen liebenswerten Namen seinen Eingang zu schmücken.«

Die Annahme der Widmung erhoffe er aufgrund der besonderen Zuneigung des Fürsten zu wissenschaftlichen Studien und seines außergewöhnlichen Verständnisses für die Werke der Antike und der Natur (rara omnium antiquitatis naturaeque operum intellegentia) [br]. ER habe mit großer Bewunderung und Vergnügen zuerst das ganze geschmackvollere Italien, danach aber auch das gemeinsame Vaterland, insbesondere diese Stadt [Leipzig] besucht und dabei mit erlesenem Verständnis die Bibliotheken und Museen der Stadt inspiziert (elegantia … atque intellegentia in visendis huius urbis Bibliothecis Museisque)28. Mit dem gleichen Wohlwollen, mit dem er dem Museum Richter seine Aufmerksamkeit geschenkt habe, möge er nun das ihm gewidmete Buch darüber in Augenschein nehmen. Das doppelseitige Titelkupfer gibt ein Bild des MuseumsSaales 29. Der im Anschluss an die Dedication eingefügte Kupferstich zeigt den Sammler selbst an einem Tisch, mit der Rechten auf das Buch »Museum Richterianum« gestützt, vor Muscheln, Schnecken und Korallen 30 .

Accedit de gemmis scalptis antiqvis Liber singularis, Lipsiae (Casparus Fritsch) 1743. = »Museum Richterianum« 1743.

26 A. M. Engelhardt, Friedrich Christian, Kurfürst von Sachsen. Ein biographischer Entwurf, nebst Beschreibung der auf diesen Fürsten Bezug habenden und unter seiner Regierung geprägten Münzen und Medaillen (Dresden 1828) http s :/ / digital.slub-dresden.d e/ werkansich t/ dl f/ 773 5/1/0 /. Schmidt, Gerhard, »Friedrich Christian«, in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 574 f. [Online-Version]; URL : https :// www.deutsche-biographie. de/ pnd118703226.html#ndbcontent

27 Otto Zwierlein verdanke ich Übersetzungen der lateinischen Texte, mit Anmerkungen und Paraphrasen, von »Museum Richterianum«, von Christ 1753–1754, sowie von Christs Dedicatio, Praefatio, Corollarium in Lippert 1 I (1755), Lippert 1 II (1756) und Lippert 1 III (1762).

Richters Praefatio

In der anschließenden Praefatio Richters an den Leser (Seitenzählung 1–16) berichtet er kurz aus der eigenen Biographie. Hervorgehoben sei eine Stelle, an der er einen Diskussions-Kreis von Gelehrten und Kaufleuten in Leipzig erwähnt:

[S. 12–13] Plurimum tamen acuit animum, hisque rebus intendit consuetudo et familiaritas, quae mihi in hac urbe cum viris omni doctrina institutis ingenuisque artibus instructis a longo tempore intercedit. Est enim haec nostrae urbis haud parva felicitas, ut in ea virorum, qui, vel doctrina vel honesta et copiosa negotiatione, ad aliquam nominis celebritatem venerunt, communis sit et iucunda conciliatio consociatioque, quam semper tuendam, colendam observandamque esse arbitratus sum. Ex iis igitur cum quidam harum rerum periti meam supellectilem vidissent, non solum institutum valde probaverunt, sed etiam de adornando Museo, et servando in omnibus delectu, consilia dederunt.

»Am meisten aber schärfte meinen Geist und lenkte ihn auf diese Dinge der freundschaftliche Umgang, den ich seit langer Zeit in dieser Stadt mit Männern pflege, die mit aller Gelehrsamkeit ausgestattet und in den freien Künsten unterrichtet sind. Es ist nämlich dies eine überaus segensreiche Einrichtung dieser Stadt, dass in ihr eine freundschaftlich-brüderliche Vereinigung besteht, in der Männer, die sich durch Gelehrsamkeit oder durch ehrbaren, ertragreichen Handel einen gewissen Namen und Ansehen erworben haben, gemeinsam in angenehmer Atmosphäre zusammenkommen. Diese Sozietät immer zu schützen, zu pflegen und hochzuachten war mein fester Entschluss. Als nun aus dem Kreis dieser Freunde einige, die in diesen Dingen kundig waren, meine Ausstattung sahen, billigten sie nicht nur meine Einrichtung nachdrücklich, sondern steuerten auch ihren Rat bei zur Ausschmückung des Museums und zu der Auswahl, die bei all diesen Dingen zu treffen war.«

Am Schluss der Praefatio nennt er die Gelehrten, die an der Entstehung des Mvsevm Richterianvm mitgewirkt haben:

[S. 14–16] »Man soll aber nicht glauben, dieses Werk habe von mir allein seinen Ausgang genommen, das (in Wirklichkeit) dem Eifer höchstberühmter Männer verdankt wird. Unter den ersten, die ihren Rat über die Ausstattung des Museums und über die Art und Weise, seinen Katalog in die rechte Fassung zu bringen, beisteuerten, war der hochberühmte Johannes Zacharias Platner , öffentlicher Professor der Medizin in dieser Akademie,

28 Friedrich Christian reiste 1738 nach Italien, zunächst nach Ischia, dessen Bäder aber keine Heilung für sein Rückenleiden brachten, dann nach Neapel, Rom und Oberitalien, kehrte 1740 nach Dresden zurück; seit 1741 besuchte er regelmäßig die Leipziger Messen, hörte bei dieser Gelegenheit Vorlesungen, informierte sich über naturwissenschaftliche Experimente und besuchte u. a. die Druckerei Breitkopf: Engelhardt (Anm. 26) 2 –4. M. Cassidy-Geiger, Diplomatic Correspondence between Counts Brühl and WackerbarthSalmour during Crown Prince Friedrich Christian’s Grand Tour-cum-Cure in Italy, 1738–1740, in Koch – Ruggero 2017, 300–316.

29 Müller (Anm. 24) 14 Abb. 2. Zur Frage »Ob sich in Richters Sammlung Gemälde befanden, …« vgl. die Beschreibungen Christs, Praefatio (B) 2 r

(C)2 r, s. u. 19.

30 Müller (Anm. 24) 16 Abb. 4; Pabstmann (Anm. 24) 226 f. Abb. 2 u. 3.

15

mit dem einst zusammengelebt und seit dieser Zeit einen angenehmen und freundschaftlichen Umgang gepflogen zu haben ich mich freue. Er hat […] meinem Sinnen und Denken, das bereits der Erforschung der Naturgegenstände ( in rerum naturalium inquisitionem) zugeneigt war, zusätzlichen Impuls verliehen. Er hat aber zuweilen auch selbst Metalle und andere Stoffe, die aus der Erdtiefe ausgegraben werden, nach Klassen eingeteilt (per classes dispertiit ) und so gleichsam die ersten Linien dieses Katalogs gezogen (Indicis huius quasi primas lineas duxit ). Es soll auch nicht unerwähnt bleiben, dass ich von ihm zur Kenntnis der besten Autoren, die, sei es über die Naturgeschichte in ihrer Gesamtheit, sei es über einzelnen ihrer Teile geschrieben haben, geführt worden bin.

Den höchsten Aufwand an Arbeit und eifriger Mühe aber (plurimum vero operae studiique) hat an die Entstehung dieses Museums gewendet der alleredelste Herr (Vir Praenobilissimus) D. Iohannes Ernestus Hebenstreit, hochberühmter öffentlicher Professor der Anatomie und Chirurgie, der keinen Dienst, den man von einem engstverbundenen Freund erwarten darf, jemals unerfüllt ließ. Gemäß seiner außerordentlichen Kenntnis in diesen Dingen hat er mir bei allen Einrichtungen und Klassifizierungen nicht nur seine Hilfe erteilt, sondern den größeren Teil dieses Katalogs in die rechte Ordnung gebracht (maiorem partem huius Indicis digessit ) und ihm Erläuterungen jener Dinge hinzugefügt, bei denen die Leser, die in dieser Wissenssparte neu oder nicht genügend geübt sind, Gefahr liefen, verständnislos haften zu bleiben. Diesen Katalog habe ich nämlich von solcher Art gewünscht, dass er nicht nur dem Verständnis der Gelehrten, sondern auch dem anderer, nicht übermäßig gebildeter Menschen angemessen wäre (qui [sc. Index ] non modo ad doctorum, sed etiam ad aliorum, non eruditissimorum, hominum captum esset accommodatus).

Eine große Zierde gewinnt dieses Buch aus den gelehrten und treffenden Erläuterungen des hocherhabenen Herrn (Amplissimi Viri ) Joh. Friedr. Christ, des überaus berühmten Professors der Dichtung und Geschichtswissenschaft, der sich, in Überfülle ausgestattet mit jeglicher Art Gelehrsamkeit in Wissenschaft und Bildung und in den freien Künsten wohlunterrichtet, seit langer Zeit den Studien der gesamten Antike und der Literatur der Alten gewidmet hat. Auch er hat einen Teil der Arbeit auf sich genommen und die Marmorsteine in eine (klassifizierende) Ordnung gebracht und alle, Stück für Stück, mit den ihnen zukommenden Namen benannt, die aus den Denkmälern der uralten Schriften gewonnen und erläutert sind (marmora disposuit, atque suis quaeque nominibus, ex monumentis antiquissimorum scriptorum repetitis, illustratisque, appellavit ). Er hat auch eine Daktyliothek in angemessener Anordnung erstellt (digessit etiam Dactyliothecam) und eine gelehrte Abhandlung über geschnittene Steine verfasst und dort über die natürliche Beschaffenheit der Steine, den Inhalt des Dargestellten, den antiken Ursprung und die Hand des Gemmenschneiders gehandelt (et de gemmarum scalptarum natura, argumento, antiquitate, et artificis manu, erudite disseruit ).

Diesen ruhmreichen, mir vielgeliebten Männern entbiete ich hiermit den verdienten und geschuldeten Dank für ihre Mühe, die

sie sowohl an die kunstvolle Ausstattung dieses Museums als auch an das Verfassen des Katalogs (tum in hoc Museo adornando instruendoque, tum in conscribendo eius Indice) gewendet haben. Weder wird sie ihre Sorgfalt noch mich der (materielle) Aufwand gereuen, wenn Du, wohlwollender Leser, geneigt bist, dieses Werk zu nutzen und dieses unser Unternehmen, das Du jetzt abgeschlossen vor Dir hast, mit Wohlwollen aufzunehmen.«

De Fossilium Ordinibus Commentatio

Es folgt eine zweispaltig gesetzte lateinische und deutsche De Fossilium Ordinibus Commentatio : »Abhandlungen von denen Eintheilungen ausgegrabener Cörper« (S. 17–50), in der Hebenstreit auch mitteilt, der Besitzer wolle seine Sammlung Einheimischen und Auswärtigen zugänglich machen (S. 20), wobei sich der lateinische Text vor allem an ausländische Gelehrte richte, denen die deutschen bergmännischen Redensarten und Kunstwörter nicht geläufig seien; da jedoch ihre antiken Namen nicht erschlossen werden könnten, habe man Bezeichnungen wie »Cobaltum«, »Bismuthum«, »Quarzum« verwendet (S. 22 f.). S. 39 wird auf Christs Abhandlung verwiesen.

Preisgedichte auf Richter

An die Commentatio schließen sich S. 51–56 vier Preisgedichte auf Richter an, dargebracht von Gönnern und Freunden (Applausus fautorum et amicorum), drei Gedichte in Distichen, das vierte und letzte von Joh. Friedrich Christ in 85 Hinkjamben. Diese feiern die Stadt Leipzig als Sitz der Musen, das dortige Museum Richters mit seinen Sammlungen von Natur- und Kunstdenkmälern und seiner umfangreichen, durch die Effizienz der Druckerpresse geförderten Bibliothek, schließlich den Urheber dieser Sammlungen, Richter, selbst (S. 54– 56).

Im ersten Gedicht führt Merkur seine Schwestern, die Musen, in das »Museum Richterianum« und zeigt ihnen (9 ff.) die nitidas inter tabulas, praeclaraque signa (zwischen gleißenden Gemälden und hochberühmten Skulpturen) präsentierten Naturae atque Artis … opes. Sie sehen dort zusammen mit gemasertem Marmor aufgereihte Gemmen und geschnitzte Elfenbeingefäße (11 Cernunt digestas, vario cum marmore, gemmas, / Et quae caelatum vasa ministrat ebur). Besonders erfreut sie die Bibliothek, voll von Büchern, die sie begierig betrachten (21 f.).

Auch im zweiten Gedicht bietet Richters grande theatrum (9) den Augen des Betrachters – neben all den anderen Schätzen –Gemmen, die ihr Herkunftsland (Italien) »empfiehlt«: die einen erstrahlen von durchscheinendem Licht, die anderen von (verschiedenen) Farben (21 f. Commendat oculis sua patria; luce / sunt aliae nitidae, suntque colore aliae).

Besondere Beachtung verdient das letzte und längste Gedicht in Hinkjamben aus der Feder Joh. Fr. Christs, der selbst großen Anteil an der Entstehung des Katalogs der Sammlung Richters hat:

16

Preisgedicht Christs auf Leipzig, das »Museum Richterianum« und dessen Gründer

Si me benignum nunc ab integro numen 31

Optare, qualis maxime iuuet uita, Permittat, amplis atriis capi regum, Et quae parantur publicis opes damnis,

5 Et qui potentes angor acer exercet, Paucis amicis utilis, nocens uulgo, Et appetentem quidquid effugit, nolim. Non uana poscam, qua precarias uotis Lucis fruendae cura transilit metas.

10 Securus altos innocentia sensus, Ac spes reducto credulas regam freno. Contentus olim, quod satis fauet Musa, Non gentis osor inficetus humanae

Amem remotis aut silentium siluis,

15 Musea ruri dicta praecinens Faunae, Aut annotasse siderum uices curem.

Iam deses usque plurimus polis ignes, Rebus relictis, et quod in manu est uitae, Inertia que bis puer senex quaerit:

20 Suprema donec lux ineptias aufert, Nugis que finem sera mors facit sola.

Sed me modestae barbitos iuuat Musae; Quae laude, quam fas hinc redire, uenturis Iusti laboris arbitris, feret caelo.

25 Intentus huic, quod perpetim beat, uero, Turbis remotus, otio carens pingui, Hac urbe blandas deligam mihi sedes. Astris renidens Virgo, quatenus fugit, Hic lenta signa pressit integri moris.

30 Non fas nefas que miscet omnis hic aetas: Toruus remittit hic superbiam uultus, Quae, dum ut minora saepe uera fastidit, Splendore falso luditur, labat praeceps, Saeuum que adorat improbae iocum fortis.

35 Hinc euocantur e fauis inexhaustis

Ductu magistri plena nectaris secla, Virtute mactum abit quotannis examen. Laus hic honestis artibus. Camenarum

Frequente limen omnium calet turba.

40 Cupita recto res fit obuiam uoto.

Est inter illa Gratiis locus diuis, Quae, si tenaces pectoris fugent morbos, Vt, qui ferocem perculit pauor mentem, Decrescat, ora candidam fidem spirent;

45 Vltro sororum colla prendet Aglaia: Nouem redibunt ad choros Iouis natae: Miscebit illis alites Venus natos:

Vna que Amorum se feret Iocus frater: Duras et inter res erit repentina

50 Mortalibus que Spes medebitur fessis.

Tum nulla in urbe mollius fluet uita,

31 Die Zeichensetzung im lateinischen Text wird in der Form des Originals beibehalten; sie entspricht nicht überall den heute gültigen Normen einer

Quam qua uirentes Plissa diuidit ripas, Lucus que cingit frigida silens umbra. Frustra petetur laetior uiro sancto

55 Vsquam recessus, innocentiae ac templum: Nec nos profanos ara talis arcebit. Nunc ut per urbes non secunda praeclaras Haec nostra forsan: Lipsiae nec est maior Iam cura diuis hospitis mei tecto.

60 Ducunt choreas hic lubentius Musae, Quam per remota templa, uel iugis altis. Huic regna conchis caerula refert Thetys, Sinus que Nais, di que fluminum, plenos, Et huic metalli Oreades ferunt uenas;

65 Scrutantium que, quanta delitent Pluti, Qui uota auari iure sordida oderunt, Di menti utanda cuncta diuidunt purae. Vt picta uere floribus novo Tellus, Sic certat intus erutis freto ac terra

70 Munda hic polire pepla dextra Naturae. Haec inter artes ac manus nitent Graiae, Et Roma si quid extudit probum sollers, Pars maximarum parua quae manet rerum. Tum quae peritis penicillus a dextris

75 Ducendus audet, saeculi decus nostri: Et quos benigna messis ingeni libros Tulit legendos, ac super niues chartae Carbone pressit, stanna lenta pingendo, Tantum datura machinis die scripti,

80 Quantum ducentae redderent manus anno.

Sed ante cuncta praenitent tamen clari

Auctoris os hoc hospitale, mens pura, Intenta semper artibus, memor ueri.

Hunc numen usque saluum et integrum porro

85 Musis, amicis, Lipsiae, suis praestet.

l. m. pos. ioh. frider. christ. p.p.

(1–9) »Wenn jetzt eine gütige Gottheit von neuem zu wünschen gewährte, welche Lebensform mich am meisten erfreue, so wollte ich nicht in den geräumigen Atrien der Könige gefangen sein, nicht Reichtum besitzen, der auf Kosten des Gemeinwesens bereitet wird, nicht beißende Angst verspüren, die die Mächtigen umtreibt – wenigen Freunden nützlich, gemeinhin Schaden stiftend und haschend nach dem, was sich flüchtig entzieht. Nicht wollte ich Eitles erbitten, indem die Sorge um den Genuss des Lebens mit ihren Wünschen die Schranken des Bittens überspringt.

(10–24) Sorglos wollte ich in Unschuld das hoch hinaus gerichtete Sinnen und die gutgläubigen Hoffnungen mit angezogenem Zügel lenken. Längst schon damit zufrieden, dass sich die Muse in zureichendem Maße gewogen zeigt, möchte ich nicht als geist- und witzloser Verächter des Menschengechlechtes in ferngelegenen Wäldern die stille Einsamkeit wählen, auf dem Land Musenworte der Faunin vorsingend, oder darauf bedacht sein, den Wechsel der Gestirne zu beobachten. Schon sehr viele Untätige gibt es, die ihre gegenwärtigen

logisch konstruierten Syntax. Auch die gliedernden Einrückungen und das Spatium vor que sind nach Maßgabe des gedruckten Exemplars gegeben.

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Lebensverhältnisse verlassen und fortwährend in trägem Nichtstun als doppelt greisenhafte Knaben die Lichter am Himmel aufsuchen, bis das letzte Lebenslicht ihnen die Torheit austreibt und – spät erst – der Tod (er allein vermag es) den Spielereien ein Ende macht. Mich aber erfreut die Leier der maßvollen Muse, die durch den Ruhm, der durch sie bei den künftigen Beurteilern unserer sachgemäßen Arbeit gewonnen werden kann, (uns) zum Himmel erheben wird.

(25–29) Den Sinn gerichtet auf dieses Wahre, das ewig glücklich macht, fern von den Massen, meidend das behäbig-tumbe Nichtstun, will ich in dieser Stadt mir verlockenden Wohnsitz wählen. Die unter den Sternen strahlende Virgo hat hier, bis sie schließlich (von der Erde) floh, lang anhaltende Zeichen unbescholtener Gesittung eingeprägt.

(30–34) Nicht verwirrt hier eine jede Generation (aufs Neue) Recht und Unrecht; der Grimmige mildert hier den Hochmut seines Blicks, der, während er oftmals das Wahre als das Mindere verachtet, durch falschen Glanz getäuscht wird, jäh kopfüber stürzt und dem grausamen Scherz seines schlimmen Loses anerkennend Verehrung zollt.

(35–40) Hier werden aus unerschöpflichen Honigwaben unter Führung ihres Lehrmeisters 32 herausgerufen (Bienen-)Völker, gefüllt mit Nektar; alljährlich sondert sich ab eine von Jugendkraft geschwellte Schar. Anerkennung wird hier den edlen Künsten und Wissenschaften zuteil. Die Schwellen aller Häuser sind hier warmgerieben von dem häufigen Besuch der Camenenschar. Durch die Lauterkeit des Wunsches stellt sich die erbetene Sache unverzüglich ein.

(41–50) Unter all dem ist ein Ort für die göttlichen Gratien, die, wenn sie die hartnäckigen Krankheiten des Herzens verscheuchen, so dass die Furcht, die den wilden Geist durchzuckte, nachlässt, aus ihrem Munde aufrichtig reine Treue atmen. Von selbst wird Aglaia die Arme um den Hals ihrer Schwestern legen; die neun Töchter des Zeus werden zurückkehren, um Chortänze aufzuführen; es wird unter sie mischen Venus ihre geflügelten Knaben; zum Bunde wird sich den Amores ihr Bruder Scherz zugesellen, und unter den harten Verhältnissen wird plötzlich die Göttin Hoffnung sich zeigen und die erschöpften Sterblichen heilen.

(51–56) Dann wird in keiner Stadt das Leben angenehmer dahinfließen, als wo der Fluss Pleiße die grünenden Ufer teilt und ein stiller Hain (den Besucher) in kühlen Schatten hüllt. Vergeblich wird ein heiliger Mann irgendwo einen schöneren abgeschiedenen Ort für seine Beschaulichkeit suchen, einen Tempel der Unschuld, und auch uns wird ein solcher Altar nicht als Uneingeweihten den Zutritt verweigern.

(57–67) Wie nun diese unsere Stadt unter den ruhmreichen vielleicht nicht die zweite ist, so gibt es auch innerhalb Leipzigs für

32 Christ schreibt ductu … magistri, wohl um das Problem zu umgehen, dass die biologisch korrekte Bezeichnung für den antiken Bienenkönig (rex) ›Bienenkönigin‹ wäre.

33 Christ wohnte in einem der Häuser Richters; vgl. Dörffel 1878, 89 »Christ’s Leiche wurde am 6. September [1756] vom Hause des verstorbenen Kammerrath Johann Christoph Richter auf der Hainstrasse 197, dem kleinen Joachimsthale, jetzt Nr. 32 Weber ’s Hof, in welchem er seit Jahren gewohnt, nach der Paulinerkirche überführt und daselbst beigesetzt.«

die Götter schon keinen Gegenstand größerer Sorge mehr als das Haus meines Gastgebers 33. Hier führen die Musen lieber Reigen auf als in abgelegenen Tempelbezirken oder auf hohen Berggipfeln. In dieses Haus überbringt Thetys ihr meerblaues Reich in Form von Muscheln, und Nais und die Flussgötter bieten ihren prall mit Gaben gefüllten Gewandbausch auf. Die Oreaden aber bringen in dieses Haus Metalladern und all das, was die Götter, die zu Recht die Wünsche des nach schmutzigem Gewinn Gierenden abweisen, dem lauteren Sinn derer zum Gebrauch zuteilen, die erforschen, was sich im Herrschaftsgebiet des Gottes Pluto (im Inneren der Erde) verbirgt.

(68–80) Wie im neu erwachenden Frühling die Erde, gesprenkelt von farbigen Blüten, so wetteifert hier Menschenhand, durch Spolien, die aus dem Inneren des Meeres und der Erde herausgeholt sind, einen hübsch ausgeschmückten Naturteppich zuzubereiten. Unter all dem erglänzen griechische, von kundiger Hand gefertigte Kunstgegenstände und das, was Rom an Trefflichem hervorgebracht hat, ein kleiner Gegenstand, der als Träger bedeutungsvollster Dinge überdauert 34. Des weiteren (erglänzt) was ein von kundigen Händen zu führender Malerpinsel wagt, die Gemälde-Zier unserer Epoche, und die Bibliothek mit einer Fülle von Büchern, Früchten des Geistes, in reicher Ernte zum Lesen bereitgestellt; auf das Schneeweiß ihrer Blätter hat malend mit Kohlschwärze zähflüssiges Werkblei gedruckt, täglich so viel an Schrifttum den Druckmaschinen übergebend, wieviel sonst zweihundert Hände höchstens in einem Jahr bewältigen könnten.

(81–85) Doch vor allem erstrahlt, glanzvoll hervorleuchtend, dieses gastliche Antlitz des ruhmreichen Urhebers (der Sammlung), lauteren Sinnes, immer den Künsten zugewandt, stets auf das Wahre bedacht. Ihn möge die Gottheit fernerhin beständig gesund und unversehrt den Musen, seinen Freunden, der Stadt Leipzig und den Seinen erhalten.

Mit Freuden hat nach Verdienst <dieses Gedicht> niedergelegt 35 Joh. Friedrich Christ, Professor Publicus.«

Hebenstreits Katalog

Mit neuer Seitenzählung beginnt Hebenstreits Katalog (S. 1–384). Auf die Erze folgen als Pars tertia, sectionis primae quae de lapidibus non figuratis classis I die Marmore (S. 185– 202), Klasse II der gleichen Sektion sind die Edelsteine (S. 203– 218), an der Beschreibung beider Klassen hat Christ mitgewirkt 36. Es folgen Versteinerungen und Fossilien, schließlich Meerestiere wie Seeigel, Krebse Muscheln, ferner Insekten, Fische und Meerespflanzen.

34 Eine Umschreibung von Gemmen oder geschnittenen Steinen nach dem Muster des Plinius, s. S. 32

35 L.M. Pos. = libens merito posuit

36 Siehe Christ, Dactyliotheca Praefatio (B)v : Atque id supra quoque in eis capitibus, quae de marmoribus ac de gemmis e commentariis meis utcunque sunt edita, institutum fuit (»und dies war auch oben in jenen Kapiteln über Marmorsorten und Gemmen so eingerichtet, die auf der Grundlage meiner Kommentierungen (von welcher Qualität auch immer sie sein mögen) herausgegeben worden sind«); ferner Richter, s.0. 16)

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MVSEI RICHTERIANI DACTYLIOTHECA

Als gesonderter Anhang ist angefügt die Musei Richteriani Dactyliotheca Gemmas scalptas opere antiquo plerasque complexa interprete Ioh. Frider. Christio. Sie beginnt mit einer (A )2 recto –Everso gezählten Praefatio. Gemmen sind auf drei Tafeln abgebildet, Taf. XV – XVI im Gesamtwerk = Taf. I– III in der Daktyliothek. Sie sollten laut Anweisung an den Buchbinder (S. 56) bei S. 1, 9 und 16 der Daktyliothek eingefügt werden 37. Die Beschreibung der Tafeln und ein knapper Katalog weiterer Gemmen und Edelsteinskulpturen hat die Seitenzahlen [1]–34.

Christs Praefatio Ad Lectorem

Er zeigt sich besorgt, wie das dem Lesepublikum weitgehend noch unbekannte Genre ›Gemmenbeschreibungen‹ aufgenommen werde. Er sei das Wagnis eingegangen, weil er die Bitten eines Freundes nicht habe abschlagen können. Das Eintreten für diese Kunstart erfordere eine gewisse Begründung, da sie für viele neu und ungewohnt sei und vor allem diesseits der Alpen mit Argwohn betrachtet werde (nova … et insolens, praesertim cis Alpes colentibus … invidiae … obnoxia [(A ) 2 r]). Deshalb habe er es unternommen, im Folgenden anhand einer Reihe von Gemmen die Technik der antiken Steinschneidekunst zu erläutern (scalpturae veteris in quibusdam gemmis opera enarranda sumsimus). Dabei seien vor allem drei Dinge wichtig: 1. lapillorum natura, d. h. Farben und Namen der Steine, 2. manus, d. h. die Frage, ob antike oder neuzeitliche Künstler am Werk sind, ob gelehrte (d. h. mit der antiken Kultur vertraute) Hände oder unwissende, 3. argumenta, d. h. die dargestellten Sujets, ob sie richtig sind (den antiken Verhältnissen und antiquarischen Vorgaben entsprechen) oder falsch oder überhaupt nichtig: verane an falsa, an nulla [(A )2 r/v].

Bei der Frage, ob Gemmen antik oder nichtantik (antiqua/ nova/ falsa/ recentia) seien, sei ein Urteil über die Extreme: ›echt –unecht‹ relativ leicht. Schwierig sei die mittlere Gruppe, die diffizile Untersuchungen erfordere. Er habe sich bei den Angaben

37 In dem digitalisierten Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek sind sie aus Versehen bei den entsprechenden Seiten des Katalogs von Hebenstreit eingefügt.

38 Die Floskel nonnullae litterae wird Christ später auf die Titelseiten der Ausgabe Lippert 1 I (1755) setzen, wo sie dem Verständnis zunächst größere Schwierigkeiten bereitet, bis man sie durch Parallelen aus Christs Sprachgebrauch zu erhellen gelernt hat (s. Anm. 70). Die früheste Parallele greifen wir hier: Christ gründet sein Urteil über ›echt‹ oder ›unecht‹ auf seine Erfahrung und auf (antike) Schriftzeugnisse, wie er sie später in den Katalogen Lipperts immer wieder heranziehen wird. Besonders anschaulich sind in diesem Sinne die Seiten III – X der Praefatio zu Lippert 1 II (1756). Auf S. IV entschuldigt er sich dort zu den Katalog-Nummern I 93/94 etc. für seine Kühnheit, der Göttin Venus den sonst nicht belegten Beinamen tortrix gegeben zu haben. Er verspricht, diese Bezeichnung unverzüglich durch ein besseres Wort zu ersetzen, sobald er einen dem dargestellten Sachverhalt und der Göttin entsprechenden, spezifisch eigentümlichen Ausdruck in den Schriftquellen der Alten gefunden habe (simul proprium ei rei ac numini in litteris veterum invenerimus). Vgl. ferner u. S. 33 opportuna nodorum talium

über die Echtheit der Hände (in antiquitate manuum indicanda) bescheiden zurückgehalten und nur jenes Maß von Sicherheit in Anspruch genommen, das eine gewisse Erfahrung und die Hilfe einiger Schriftquellen zu geben vermochten (ut citra fiduciam, quam facere usus quidam et nonnullae litterae 38 poterant, modeste, ut soleo, me continerem) [(B )r].

Es folgt eine kurze Beschreibung der Gemälde, die sich in der Sammlung Richter befinden, mit Nennung des jeweiligen Gegenstandes und des Malers, (B ) 2 r –(C )2 r

Dann wendet sich Christ wieder den Gemmen zu: Viele der folgenden Versuche, Porträts auf antiken Ringsteinen bestimmten Personen zuzuschreiben (Semiramis, Artemisia, Alexander, Pyrrhus, Crassus) seien höchst unsicher. In dieser Sparte sei es einem jeden freigestellt, Vermutungen anzustellen (esse liberum cuivis divinandi in talibus arbitrium) ( C )2 r. Gleichwohl nimmt er für seinen Kommentar in Anspruch [S. (C ) 2 v]: Seine Erläuterungen, von welcher Art sie auch sein möchten (seien sie vielleicht auch nichtig), würden in aufrichtig angestellten Vermutungen gegeben, ohne irgendeine böswillige Arglist. Dabei spreche er nicht von Gegenständen, die absolut sicher beurteilt werden könnten, aber wenigstens über besonders ansehnliche und ehrenvolle, die zudem von Nutzen seien, auch wenn es sich um eine falsche Nachbildung handle. Denn Pyrrhus und andere Männer dieser Art in Wort und Schrift zu feiern, sei nützlich, auch wenn ihnen ein falsches Gesicht zugeschrieben werde, so wie es auch wahrhaft nützlich sei, dem Homer und anderen, von denen kein echtes Porträt existiert, ein solches zuzuschreiben (dari haec qualiacunque, et fortassis vana, per meram divinationem, sine ullo dolo malo, non ut de rebus certissimis, verum super speciosis saltem, et super honestis, atque eisdem exemplo vel falso utilibus. Pyrrhum enim, aliosque tales sermone ac scriptis celebrari, utile esse, etiam si falsus ipsis tribuatur vultus, quemadmodum Homero atque aliis, quorum imagines verae non sunt editae, reapse utiliter tribuitur.) … Irrtum in dieser Sache dürfe wegen dem schwer zu durchdringenden Dunkel der antiken Textbelege niemandem als Trug ausgelegt, sondern müsse von den Männern rechter Gesinnung aufgrund des aufrichtigen Strebens den Tugenden zur Seite gestellt werden. Es herrsche das freie Recht auf Meinungsäußerung; nicht mehr werde durch sie

per litteras solutio : die verrätselte Ikonographie der Gemmenbilder entfacht den Eifer der Gelehrten, derartige »Knoten« durch das Hinzuziehen passender Schriftzeugnisse zu lösen; S. 39 Praef. [XVIII ] er habe sich an eine Form der Interpretation gehalten, die sich weniger auf Vermutung als auf praktische Erfahrung und literarische Zeugnisse stützt ( parum coniectura, sed usu nonnullo ac litteris quibusdam succincti ); dem entspricht der in Anm. 96 zitierte Plan aus ›Lippert 1767‹: »(über die drei Tausende) ein Hauptverzeichnis zu liefern, in welchem die Sachen kunstmäßig beschrieben, und durch gute Stellen aus den alten und anderen Scribenten hinlänglich erkläret werden sollten.« Exemplarisch führt Christ dies vor bei der Auswertung des Nepos-Zitats Chabr. 1,1 in Lippert 1 II (1756) Praef. XVIII / IX zur Deutung einer ganzen Gemmengruppe mit Kriegern im Kampfstatus als Siegespose. Christs Resümee: Quamobrem multis quidem gemmarum signis, alioqui obscurissimis, ex eius [sc. Nepotis ] verbis lumen intellegentiae certissimum affunditur : »Auf diese Weise wird vielen Gemmenbildern, die anders ganz im Dunkel blieben, aus den Worten des Cornelius Nepos ein völlig sicheres Licht des Verständnisses zugeführt.«.

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verbürgt, als die Lauterkeit der mitgeteilten Ansicht: errorem in ea (sc. re) propter obscuritatem difficultatemque lectionum antiquarum nemini fraudi esse debere, sed virtutibus ex recta voluntate apponi a bonis. Liberum esse sententiae dicendae ius: nihil ex ea praestari, nisi simplicitatem consilii.

Als zweiter Teil der Praefatio folgt ein eigenes Kapitel:

Christs Kriterien für den antiken Ursprung von Gemmen

Eiusdem Christii super signis, e quibus manus agnosci antiquae in gemmis possunt, annotatio »Des gleichen Christs Anmerkungen über Indizien, aus denen auf Gemmen antike Hände erkannt werden können.«

[(D )r] Posset aliquis desiderare diligentiam nostram, si de antiquitate manuum, re tam obscura, aliquod nobis iudicium sumeremus, leges atque tabulas, secundum quas iudicari oporteret, non ederemus : »Es könnte jemand die nötige Sorgfalt bei uns vermissen, wenn wir uns über eine so dunkle Angelegenheit wie die Authentizität antiker Hände (von Künstlern) ein Urteil herausnehmen wollten, ohne die Gesetze und Normen anzugeben, die einem solchen Urteil zugrunde zu legen sind.« …

Quidquid monumentorum vetus est, insignitum veris earum artium notis, quae cognatione nonnulla cum pictura iunguntur, quatuor potissimum rebus longe distat a plerorumque operum, quae a recenti aliqua manu sunt, ratione: ut puta, Lineis, doctrina, opere, materia. De singulis ordine dicemus : »Ein antikes Kunstmonument, ausgezeichnet mit den wahren Kennzeichen jener Künste, die in einer gewissen verwandtschaftlichen Verbindung zur Malerei stehen, unterscheidet sich vor allem durch vier Merkmale von der Wesensart der meisten Werke, die von einer neueren Hand stammen, nämlich durch Zeichnung, antiquarische Gelehrsamkeit, technische Ausführung, natürliche (materielle) Beschaffenheit. Über diese einzelnen Punkte wollen wir der Reihe nach sprechen.«

[Es zeigt sich, dass Christ im Folgenden unter 1. und 2. zunächst von den Künsten allgemein, also von pictura, statuaria, scalptura (entsprechend vom pictor, sculptor, caelator) gemeinsam spricht, bevor er sich unter 3. (opere) auf die geschnittenen Steine konzentriert ((D )2 r in quantum ea ad gemmas pertinet )].

1. Linearum vera ratio =  » Zeichnung «

[(D )r] Linearum ante omnia consideranda est vera ratio. Vocamus autem veterum exemplo lineas, delineandi, adumbrandarumque carbonis aut rubricae ductu formarum, modum: nostris, die Zeichnung. Ea in monumentis antiquis plerisque valde est proba, docta, simplex, facilis, venusta; atque, uno verbo ut absolvam, elegans. Ex ea existunt, praeter miram consensionem totius imaginis atque eurythmiam, siquidem uti in hac re architecturae fere proprio vocabulo licuerit, vultus pulcri, honesti, dignitatem aliquam spirantes, tum pro argumento egregie affecti, ac morati: status secundum naturam veri ac decentes: motus membrorum decori ac moderati: capillus ac vestis recte composita: [(D )v] habitus secundum aetates, et fortunam, et tempora scite attemperati. In recentiorum contra operibus plerisque, etiamsi subtili sint alioqui ingenio perfecta, lineae sunt ferme aut timidius ductae, aut ferocius ac licenter enormes. Exulat igitur a recenti pictura, statuaria, scalptura, aut nobilissima illa simplicitas, aut certe facilitas 39 »Allem voran ist der wahre Charakter der ›Zeichnung‹ in den Blick zu nehmen. Wir nennen aber nach dem Beispiel der Alten ›Linien‹ die Art und Weise, wie Abrisse skizziert und die Formen unter Führung des Kohlestifts oder Rötels umrißhaft gegeben werden: in unserer Sprache: ›die Zeichnung‹. Sie ist auf den meisten antiken Monumenten sehr trefflich, klug, einfach, leicht, anmutig, um es mit einem Wort zu sagen, elegant. Aus ihr entstehen außer der wunderbaren Harmonie des ganzen Bildes und der Eurythmie, wenn man denn in dieser Sache ein der Architektur eigenes Wort gebrauchen darf, schöne, vornehme Gesichter, die eine gewisse Würde atmen, ferner solche, die je nach gewähltem Sujet vorzüglich ihre inneren Affekte oder die Art ihres Charakters zeigen. Die Haltung ist naturgemäß wahr und angemessen; die Bewegung der Glieder schön und gemessen; Haar und Gewand korrekt gebildet; die äußere Gestalt in Hinblick auf Alter, Lebensumstände und Zeitläufte geschickt angepasst. Dagegen ist bei den meisten jüngeren (modernen) Arbeiten, auch wenn sie mit einem gewissen feinfühligen Erfindungsgeist ausgeführt sind, die Zeichnung in der Regel entweder zu ängstlich oder zu ungestüm und ausschweifend groß ausgeführt. Es fehlt also den Werken der jüngeren (neuzeitlichen) Malerei, Plastik und (Gemmen-)Schneidekunst entweder jene [d. h. den antiken Werken eigene] höchst auserlesene Schlichtheit (Einfachheit)40 oder jedenfalls deren Leichtigkeit.« Diese Gedanken werden im Folgenden noch weiter ausgeführt.

39 Die antiken Werken zugeschriebene nobilissima simplicitas und facilitas sowie die zuvor genannte Attributreihe proba, docta, simplex, facilis, venusta, zusammengefaßt durch elegans, dürften Winckelmanns »edle Einfalt (und stille Größe)« angeregt haben. J. J.Winckelmann, Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerey und Bildhauerkunst (2 Dresden/Leipzig 1756) 21: »Das allgemeine vorzügliche Kennzeichen der griechischen Meisterstücke ist endlich eine edle Einfalt, und eine stille Grösse, so wohl in der Stellung als im Ausdrucke«; 24 »Die edle Einfalt

und stille Grösse der griechischen Statuen …«. Zu dem »berühmten Passus« zuletzt: A. H. Borbein, Winckelmanns Bild der griechischen Kunst, AbhMainz 2021 Nr. 3, 10

40 Der Gegensatz zu simplicitas liegt in den lineae ferocius ductae ac licenter enormes : Eine solche ungestüme Linienführung, die zu willkürlicher Größe auswuchert (Stilmerkmal vieler opera recentia) ist in dem schlichten Stil der Antike vermieden. Dabei mag in simplicitas auch noch die Nuance »lauter«, »aufrichtig«, »unverfälscht wahr« mitschwingen.

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[(D )2 r] 2. Secundum lineas doctrina, et historiarum, morum, sacrorum perfecta peritia, quae rexisse debuit opere in probo vetusti artificis manum, in his monumentis talis est, ut …

»Nach der Zeichnung ist es die Gelehrsamkeit, d. h. die vollkommene Kenntnis der geschichtlichen Ereignisse, der sittlichen Normen und der heiligen Riten und Gebräuche, die in einem echten Werk die Hand des antiken Künstlers geleitet haben muß. Sie ist in diesen Denkmälern von solcher Art, daß … die Künstler unserer Tage zumindest in dem ein oder anderen Bereich dieser antiken Vorgaben schmachvoll in die Irre gehen müssen.« Die heutigen Gelehrten sollten bei ihrem Urteil – Stimmigkeit der Gesamtkomposition des dargestellten Gegenstandes und kundige Wiedergabe der Mythenerzählung vorausgesetzt – vor allem auf folgende Kriterien achten: die Frisur (sie muss der Mode der jeweiligen Völker entsprechen), die Kleidung, die Waffen, die religiösen Riten; ferner sollten Status und Gestus der Standbilder so ausgerichtet sein, dass sie mit der Beschreibung der Dichter übereinstimmen. Dies gelte ähnlich für viele weitere Kennzeichen, die man der Lektüre antiker Schriftsteller entnehmen könne:

Haec igitur praesertim res doctorum virorum consideratione digna est. Eminet vero doctrina, praeterquam quod in consensu totius argumenti, et in peritia historiae fabularis, in tonsura, verbi caussa, capitum, pro populorum moribus attemperata: in vestimentis; in armis; in sacrorum ritibus; in congruente cum statu et gestu imaginum ea designatione, quam poetae carminibus celebraverunt. Adde alias multas id genus notas, quas antiquorum lectionum beneficio deprehendimus.

3. Opus = Technik

[(D )2 r] [Mit Punkt 3 (De opere) wendet sich Christ speziell den Gemmen und ihrer Herstellung zu. Zu diesem Zeitpunkt ist er –angeblich – aufgrund eigener Beobachtung und – vor allem – der Interpretation einer berühmten Plinius-Stelle der Meinung, in der Antike seien Gemmen freihändig mit der Diamantspitze ausgeschabt worden. Christ änderte seine Meinung teilweise (s. u. 25). Natters Abhandlung (Traité / Treatise), in der er als Gemmenschneider durch das Kopieren antiker Gemmen nachweist, dass die Vorbilder mit gleichartigen rotierenden Instrumenten graviert wurden wie heute, erschien erst 1754. Eine Zeichnung der inzwischen verschollenen Grabstele des Gemmenschneiders Doros von Sardes mit Darstellung seiner Drehbank aus dem 2. Jh. n. Chr. wurde erst 1890 publiziert. Inzwischen ist ein Abklatsch der Stele bekannt geworden 41. S. auch hier 50 f., 59 und Anhang II . Zeitgenössische

41 Abklatsch der Grabstele des Doros in Besitz der Kleinasiatischen Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, erstmals publiziert: Zwierlein-Diehl 2002, 59 f., 99 f. Abb 117, 118; vgl. Zwierlein-Diehl, AGN 2007, 317 f., 500 f. Abb. 959, 960.

Arbeit an der Drehbank kennt Christ aus eigener Anschauung und eigenen Versuchen in dieser Kunst.]

3. Iam nunc tertio huius velut epistolae loco Operis Rationem, et manus ipsius additae proprium quendam ductum, quae nostris hominibus fere est, die Arbeit und Manier, in quantum ea ad gemmas pertinet, indicabo.

»Damit komme ich nun zum dritten Punkt dieser epistelähnlichen Abhandlung: Ich werde Angaben über die Art der (technischen) Ausführung machen, den gewissermaßen speziellen Duktus der tätig gewordenen Hand (selbst), zu Deutsch: ›die Arbeit und Manier‹, soweit es die Gemmen betrifft.

Gemmenschneiden mit Diamantspitze (antik) – mit Bohrer und Drehbank (modern)

[(D )2 r] Veteres in architectura, in pictura, in sculptura, alio quodam pacto manus artiumque instrumenta rebus admoverunt, quam nostri quidem homines solent. Equidem, nisi me omnia fallunt, olim visus sum deprendere, partim Plinio aliorumque testimonio, partim ipsa operum inspectione adiutus, gemmas antiquas, id quod audiunt, atque quales se adprobant oculorum iudicio, esse scalptas, id est, scalpellis quibusdam, ex adamante illo durissimo, qui nobis deest 42, factis, accisas et incisas.

»Die Alten haben in Architektur, Malerei und Skulptur in einer bestimmten anderen Art und Weise Hand und (Kunst-)Werkzeuge an die Objekte angelegt, als es die Kunstschaffenden der Gegenwart zu tun pflegen. Ich habe schon lange – teils aufgrund der Zeugnisse des Plinius und anderer, teils durch die Betrachtung der gefertigten Objekte selbst – erkannt, dass, wenn mich nicht alles täuscht, die antiken Gemmen, so wie es von ihnen berichtet wird und so wie sie sich dem Urteil der Augen zu erkennen geben, geschnitten sind, das heißt, mit kleinen Messern aus der bekannten besonders harten Sorte Diamant, der uns fehlt, in Relief und vertieft geschnitten.«

[(D )2 rf.] Nostrae contra hodie gemmae, quod vulgo notum est, non scalpuntur, sed atteruntur harena te- [(D ) 2 v] nuissima adamantis, aut quae earum sunt teneriores, Smyridis lapidis. Iam fieri non potest, praesertim si quis oculos vitris armare, ut in re parva, velit, ut opus ne appareat, cultellis velut et celtibus scalptum, quod sit scalptum: atque e diverso harenis tritum, quod sit tritum. Illud opus perpetuos fere atque in longum directos ab scalpello sulcos habet, et maiorem ab initio opificii laevitatem: istud, nihil eiusmodi. Poliunt quidem interdum nostri homines, quae asperiora intriverant: sed haec industria obtundit operis lineamenta certissima, et demit illam facilitatem, quae probam commendare manum poterat. Qua in re tamen pervidenda rursus oculis opus est eruditis.

42 S. »Museum Richterianum« 1743, 210 (Hebenstreit). Unter der Überschrift »adamas seu crystallus Bohemica / Böhmische und andere orientalische Demanten oder vielmehr Crystallen«, d. h. Berg kristall. Die von Plinius erwähnte sehr harte Diamantsorte werde heutzutage nicht mehr gefunden oder sei nicht entdeckt.

21

»Unsere Gemmen dagegen heute werden, was allgemein bekannt ist, nicht geschnitten, sondern mit Hilfe ganz feinen Diamantpulvers mit rotierenden Bohrern gearbeitet, die dünneren von ihnen auch mit Pulver vom Schmirgelstein. Es kann aber unmöglich sein, zumal wenn man wegen der kleinen Ausmaße des Gegenstandes die Augen mit (Vergrößerungs-)Gläsern bewehrt, dass sich ein Stück, das geschnitten ist, nicht wie von Messerchen oder Meißeln geschnitten offenbart, und dass umgekehrt ein Stück, das mit Hilfe von Pulver gebohrt ist, sich nicht als gebohrt zeigt. Das eine (geschnittene) Stück hat nahezu durchgängige und vom Skalpell in die Länge gezogene Furchen und von Beginn der Ausführung an eine größere Glätte; das andere (mit rotierenden Bohrern gravierte) nichts dergleichen. Zwar polieren zuweilen unsere zeitgenössischen Künstler die beim Gravieren allzu sehr aufgerauten Stellen; aber dieses rührige Bemühen stumpft die Schärfe der Linienführung ab und beseitigt jene Leichtigkeit, die einer tüchtigen Hand hätte Anerkennung eintragen können. Um jedoch das zu durchschauen, bedarf es wieder geübter Augen.«

Das Zeugnis des Plinius

[(D ) 2 v] Illam operis diversitatem uti aliquo testimonio firmemus, audiamus primo Plinium. Is de adamantis genere durissimo, (Libro XXXVII , cap. 4) cum feliciter rumpere, inquit, contigit, in tam parvas frangitur 43 crustas, ut cerni vix possint. Expetuntur a scalptoribus, ferroque includuntur, nullam non duritiam ex facili cavantes. Crustas dicit, tanquam quae cultellorum laminas imitarentur; et cerni eas vix posse, propter tenuitatem vitream in aciem desinentem: non propter ceteram brevitatem, pollinis enim modo diminutae partes ferro includi non poterant, neque scalpturam dici, sed trituram, tale oportebat opus. Expeti autem crustas, non adamanta solidum intellegit: quia feliciter ait rumpi: quod dicere non poterat, si inutiliter rumperetur, id est, si crustae confracti lapidis hunc usum non haberent.

»Um diesen Unterschied in der Ausführung durch ein Zeugnis zu untermauern, wollen wir zuerst Plinius hören. Er spricht über die besonders harte Sorte Diamant (Buch 37, Kap. 4 [nat. 37,60]):

›Wenn es glücklich gelungen ist, (einen Diamant) zu zerbrechen, zerspringt er in so kleine Splitter, dass diese kaum zu sehen sind. Sie werden von Gemmenschneidern gesucht und in Eisen eingeschlossen [so versteht Christ, s. jedoch u. 58] und sind so in der Lage, jede harte Substanz mit Leichtigkeit auszuschaben.‹

Er spricht von ›Krusten‹, als ähnelten sie den Klingen kleiner Messer 44; ferner: man könne sie kaum sehen: dies wegen der Dünne (dieser klingenartigen Streifen), die in eine gläsern-durch-

43 Die Lesart frangitur ist durch friatur (= »er zerbröckelt«) zu ersetzen, eine Emendation, die L. Jan aus dem 1831 entdeckten Bambergensis (B) gewonnen hat, wo fruatur überliefert ist. Sillig hat sie erstmals 1851 in den Text einer Ausgabe aufgenommen, s. u. Anhang II O. Zwierlein, Plinius zur Technik des Gemmenschneidens, 579 Anm. 39 mit Ver weis auf nat. 12,65, wo davon gehandelt wird, wie man echten Weihrauch von gefälschtem (der in Form tropfenartiger Stücke weißen Harzes untergemischt wird) erkennen kann: eine solche resina candida darf u. a. den Zahn nicht eindringen lassen,

sichtige Schneide (scharfe Spitze) ausläuft, und nicht etwa wegen der sonstigen Kleinheit (dieser ›Krusten‹); denn Teile, die pulverähnlich zerkleinert wären, hätten nicht in Eisen eingeschlossen werden können, und ein solches Verfahren hätte nicht Schneide-, sondern Schleif- oder Bohrkunst genannt werden müssen. Nach seinem Verständnis aber werden (dünne) Bänder, nicht fester Diamant gesucht; denn er sagt, ›mit Glück‹ (d. h. ›erfolgreich‹) (ab) brechen; das hätte er nicht sagen können, wenn nutzlos (d. h. ohne Absicht) (ab)gebrochen würde, d. h. wenn die ›Krusten‹ des zerbrochenen Steines nicht den genannten Nutzen haben sollten.«

Idem alio loco (Eod. libro, cap. 13) de gemmis, Aliae ferro, inquit, scalpi non possunt, aliae non nisi retuso, verum omnes adamante 45 . Rursus ait scalpi eas, non atteri, et cum ferro adamanta componit, non cum harenis, aut cum cote, quod sane fecisset potius, si harenae modo adamas apud veteris adhibitus ei opificio fuisset.

»Der gleiche Plinius sagt an anderer Stelle [nat. 37,200] über die Gemmen: ›Die einen können mit Eisen nicht geschnitten werden, die anderen nur mit einem stumpfen, alle aber mit Diamant.‹ Wieder benutzt er den Ausdruck, ›sie werden geschnitten‹, nicht ›sie werden geschliffen‹, und er vergleicht den Diamant mit dem Eisen, nicht mit Pulver oder mit Wetzstein (Schleifstein), was er gewiss getan (und vorgezogen) hätte, wenn in der Antike bei diesem Handwerk Diamant nach der Art von Pulver angewendet worden wäre.«

Christs eigene praktische Erfahrung

[(D ) 2 v] Quod autem diximus, gemmas hodie non scalpi, sed atteri, id secundum ea dictum est, quae nos non incuriosi talium usu et conversatione cum artificibus potuimus deprehendere. Nam non obscura cum diligentia in spem honestam educati, litteris quidem eaque omni, quae ingenuos addecet, doctrina sedulo, dein quoque eis artibus, quae magnam cum reliquis humanitatis litteris cognationem habent, et perperam hodie a multis negleguntur, imbuti sumus: non ut aliquid magnopere probandum ullo earum in opificio efficeremus, quibus a studiis nos facile maiores revocarent curae: sed ne plane rudes atque ignari graphices, et penicilli, et radii, et caeli, et torni verbi caussa tractandi, operumque ex eo inelegantes spectatores, viveremus. Itaque non infrequenter assedimus probis pingendi, fingendi, caelandi, atque atterendarum quoque gemmarum artificibus, manum interdum admovimus, operis caussas quaesivimus. Per istum quantulumcunque usum, atteri hodie vitra et [(E )r] gemmas,vidi: incidi et scalpi adamante in mucronem fastigiato, non audivi …

»Wenn wir aber gesagt haben, Gemmen würden heutzutage nicht geschnitten, sondern geschliffen, so ist dies unter dem

wenn man auf sie beißt, muss vielmehr in kleine Stücke zerbröckeln (ne dentem recipiat potiusque in micas frietur).

44 So wird crustae zwar oft gebraucht (»Musivtäfelchen«, »Platte«, »Streifen«), aber das kann hier, wo es um ein Zerbrechen / Zerbröckeln des Diamanten geht, nicht gemeint sein, s. voraufgehende Anm.

45 Den wichtigen Schlusssatz des Plinius (plurimum vero in iis terebrarum proficit fervor) übergeht hier Christ gänzlich, s. u. Anhang II Anm. 9 und 16.

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Eindruck dessen gesagt, was wir – voller Wissbegier in solchen Dingen – in praktischem Umgang mit den Künstlern haben in Erfahrung bringen können. Denn in klar berechneter, sorgfältiger (Fächer-)Auswahl zu der Hoffnung auf ehrenhafte Betätigung erzogen, haben wir uns zunächst eifrig mit Literatur und all jener Gelehrsamkeit beschäftigt, die den Edlen geziemt, dann auch mit jenen Künsten, die eng verwandt sind mit den (übrigen) Schriften ›humanistischer‹ Bildung und zu Unrecht heute von vielen vernachlässigt werden – nicht um etwas sehr Anerkennenswertes bei irgendeiner konkreten Ausführung dieser Künste zustande zu bringen (Bemühungen, von denen uns leicht größere Bestrebungen zurückrufen würden), sondern damit wir nicht gänzlich unerfahren und unkundig dastünden in der Zeichenkunst und in der Handhabung beispielshalber des Pinsels, des Grabstichels, des Meißels und der Drehbank und somit unfähig wären, ein Geschmacksurteil beim Betrachten der Kunstwerke abzugeben. Aus diesem Grund haben wir uns recht häufig zu den tüchtigen Künstlern der Malerei, der Bildhauerkunst, des Ziselierens und des Gravierens von Gemmen gesetzt, zuweilen (selbst) Hand angelegt, die Grundlagen der (handwerklichen) Ausführung erfragt 46. Bei dieser praktischen Erfahrung – wie groß immer sie sein mag – habe ich gesehen, dass Gläser und Gemmen heutzutage an der Drehbank graviert werden. Dass sie mit einem Diamant, der zu einer Messerschneide zugespitzt ist, eingeschnitten und graviert würden, ist mir nicht zu Ohren gekommen.« … [Christ verweist ferner auf Georg Agricola und auf Gemmenschneiden an der Drehbank, hierzu O. Zwierlein u. Anhang II ]

4. Materia et lapillorum natura =  Material der Gemmensteine

über selten oder häufig verwendete Steine in der Antike und bei Zeitgenossen, danach der Schluss-Passus:

[(E )v] Illas igitur simul notas ac signa si quis consideret, non facile, quod sit recens, id esse antiquum iudicabit : »Wenn also jemand all diese Merkmale und Indizien in Erwägung zieht, wird er nicht leicht ein spätes (neuzeitliches) Werk als antik einschätzen« … [Aber wie kommt es dann doch dazu, dass sich so viele Gelehrte täuschen lassen?] … tum curae parcitur, et oculis, et considerationi, et lectioni: »man lässt es fehlen an Sorgfalt, an genauem Hinsehen, an gründlicher Überlegung und an der Quellenlektüre«.

DIE DACTYLIOTHECA

Über der nun folgenden Dactyliotheca steht ein Stich, der eine Ausgrabung darstellt, signiert »C. W. E. Dietrich del. – C. F. Boëtius sc.« (Christian Wilhelm Ernst Dietrich, 1712 Weimar – 1774 Dresden; Christian Friedrich Boëtius, 1706 Leipzig –1782 Dresden) (Abb. 3). Links steht auf einem Felsvorsprung ein großer Tontopf mit angebrochenem Rand, um ihn herum liegen runde Objekte, die eher Münzen als Gemmen sind. Ein hinter dem Vorsprung vor einer Höhle stehender Mann reicht einem unterhalb nur mit dem Oberkörper sichtbaren Mann eine (ausgegrabene) Schale. Rechts im Vordergrund liegt eine Sphinx-Skulptur auf einem Sockel. Den Hintergrund bildet eine Landschaft mit Ruine eines korinthischen Tempels und einer schmalen Pyramide.

Die Beschreibung der drei Gemmen-Tafeln sowie die der nicht abgebildeten Gemmen ist wieder zweispaltig lateinisch und deutsch. Lateinischer und deutscher Text stammen von Christ, sind aber nicht identisch. Der lateinische Text gibt Hinweise auf Text-Stellen und Parallelen 47, der deutsche ist eher für den Laien gedacht 48

4. Superest, ut de materia, atque de lapillorvm natvra, quaedam in eam rem utilia moneamus. Parvas atque emendatas gemmas veteres plerumque amabant: nostri homines pretio fere ducuntur, ac maiores plerumque, sed minus emendatas, minusque puras, operi deligunt suo.

[(E )r]

»Zu guter Letzt wollen wir einige für diese Thematik nützliche Dinge über das Material und die natürliche Beschaffenheit der Gemmensteine in Erinnerung rufen. Die alten Steinschneider bevorzugten zumeist kleine Edelsteine von makelloser Bildung, die unseren dagegen lassen sich eher von der Kostbarkeit des Materials leiten und wählen für ihr Werk meist größere, aber weniger vollkommene und weniger reine Steine aus.« Es folgen Bemerkungen

46 Zu den Gemmenschneidern, die Christ persönlich kannte, gehörte vermutlich auch Susanna Maria Preisler, geb. Dorsch (1701–1765), in Nürnberg; jedenfalls erwähnt er einen Besuch der Slg. Praun ebendort im »Museum Richterianum« (s. u. 24), führte einen Briefwechsel mit ihr und besorgte ihr »alte Stücke« (sc. Abdrücke davon) als Anregung, s. Klesse 2000, 61.

47 Genannt werden etwa Fulvius Ursinus, Imagines; Canini, Iconografia; Beger, Thesaurus Brandenburgicus; Gorlaeus.

48 Dass auch der deutsche Text dennoch von Christ stammt, zeigt etwa 4 f. Taf. XV =  I 8 »Der Helm ist schön, recht nach griechischer Art, …wie ich zum öfteren in meinen öffentlichen Reden, so wohl dieses, als auch die an-

S. 1 Taf. I »Bildnisse der heidnischen Gottheiten, Könige und anderer berühmten Personen«, S. 9 Taf. II »Allerhand Vorstellungen aus der Fabel, und aus den Gebräuchen der alten Zeit enthaltend«, S. 16 Taf. III 49 »Andere in Edelstein geschnittene Köpfe und Historien«. S. 20 beg innt die Beschreibung von Gemmen, die nicht auf den Tafeln abgebildet sind: 20–24 »Andere aus Edelstein geschnittene Köpfe, die nicht in den Kupferstich abgebildet sind«, 24–26 »Etliche Köpfe in einwärts gegrabenen Steinlein«, 27–31 »Historische Vorstellungen in Edelsteinen, beydes erhabener und eingegrabener Arbeit.« 31–34: »Damit auch einige Proben der neuern Arbeit in Edelstein dabey seyen, so folgen noch«: Die Schluss-Vignette, signiert von den gleichen Künstlern wie der Stich

deren Arten der Römischen Helme und Casqueten … erklärt habe« oder 10 Taf. XVI =  II 18 »Ich pflege ihn deßhalb den Mantel der ersten Zeiten, da die Götter der Fabel nach noch unter den Menschen herumgiengen, (pallium heroicum) zu nennen«, sowie 10 f. Taf. XVI =  II 19 aus dem Verweis auf eine künftige Schrift über Amor Musarum oder Musicus und dem Satz »Solche Gedanken … habe ich zum öfftern … in meinen Versen … einzubringen versucht«, mit Verweis auf die im lateinischen Text abgedruckten Verse.

49 Müller, a. O. (Anm. 24) 15 Abb. 3; 17 Abb. 6.

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