DAS WERK IM ZENTRUM
Kunstgeschichte mit Objekten aus dem Städel Museum und der Liebieghaus Skulpturensammlung
FESTSCHRIFT FÜR JOCHEN SANDER
ZUM 65. GEBURTSTAG
HERAUSGEGEBEN VON BERIT WAGNER, ALMUT POLLMER-SCHMIDT UND HEIDRUN LANGE-KRACH
Gefördert durch
Impressum
Titelbild sowie Details auf S. 2, 5, 26 und 372
Jan van Eyck, Lucca-Madonna, um 1437, Eichenholz, 65,7 × 49,6 × 0,8 cm, Frankfurt am Main, Städel Museum
Herausgeberinnen
Berit Wagner, Almut Pollmer-Schmidt, Heidrun Lange-Krach
Lektorat
Elke Thode
Projektmanagement
Luzie Diekmann, Deutscher Kunstverlag GmbH
Herstellung
Jens Lindenhain, Deutscher Kunstverlag GmbH
Druck und Bindung
Beltz Grafische Betriebe GmbH, Bad Langensalza
Verlag
Deutscher Kunstverlag GmbH Berlin München
Lützowstraße 33
10785 Berlin
www.deutscherkunstverlag.de
Ein Unternehmen der Walter de Gruyter GmbH Berlin Boston
www.degruyter.com
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
© 2023 Deutscher Kunstverlag GmbH Berlin München
ISBN 978-3-422-80088-5
Inhalt
Die Flémaller Tafeln in der Ausstellung „In neuem Glanz. Das restaurierte Schächer-Fragment des Meisters von Flémalle im Kontext“, Liebieghaus Skulpturensammlung in Kooperation mit dem Städel Museum, 2017/18
Zur Einführung
Das Werk im Zentrum
Kunstgeschichte mit Objekten aus dem Städel Museum und der Liebieghaus Skulpturensammlung
Almut Pollmer-Schmidt und Berit Wagner
Dass der Forschungsgegenstand der Kunst- und Bildwissenschaften materielle Objekte sind, gilt als Allgemeinplatz. Mit dem Erstarken der object studies in den Kunstwissenschaften und der damit einhergehenden Erweiterung der Objektkategorien ist das Thema der materiellen Kultur auch in Bezug auf Gemälde oder Skulpturen noch einmal verstärkt in den Mittelpunkt gerückt und hat zu einer weiteren Ausdifferenzierung methodischer Ansätze geführt. Nicht zuletzt konnte und kann die rasante Entwicklung technischer, naturwissenschaftlich basierter Untersuchungsmöglichkeiten von Bildträgern oder Farbschichten Forschungsimpulse generieren und wissenschaftliche Argumentationsstrategien teils entscheidend mitbestimmen. Gleich wie man sich dem materiellen Objektbestand methodisch nähern möchte oder mit welchem Kunstbegriff man operiert: Eine kunsthistorisch relevante, noch dazu innovative Fragestellung ausgehend von einem zentralen Objekt zu entwickeln oder umgekehrt auf ein solches zu applizieren, ist – nach wie vor – eine komplexe Angelegenheit mit zahlreichen möglichen, sich teils überschneidenden Wegen. Mit jeder fokussierten Betrachtung erschließt sich nicht nur wertvolles Fachwissen oder womöglich der Hinweis auf unbekannte Quellen und verwandtes Material, es eröffnet sich zugleich der intensive Einblick in ein lebendiges Stück Kunstgeschichte.
In diesem Spannungsfeld der Möglichkeiten wurde und wird auch mit den im Städel Museum und der Liebieghaus Skulpturensammlung versammelten Objekten in vielfältiger Form Kunstgeschichte fortgeschrieben. Dank der steten Auseinandersetzung mit den Artefakten in Galerie, Graphischer Sammlung, Depot oder Archiv erhält sie immer wieder neue Wendungen. Zugleich verleiht die Institution den Kunstwerken Bedeutsamkeit und verschafft die Bestandsforschung ihnen Sichtbarkeit für den kunsthistorischen Diskurs. Forschungsimpulse kommen sowohl aus dem musealen als auch aus dem akademischen Betrieb. Dass es sich hier schon lange nicht mehr um getrennte Sphären handelt, sondern der dialogische und gleichberechtigte Austausch von großer Bedeutung ist, soll die vorliegende Publikation zeigen. Hierfür wurden mit über 40 Beiträgen von internationalen Autor*innen verschiedene methodische Ansätze vereint, die gemeinsam ein Konvolut an Objekten aus dem Städel Museum und der Liebieghaus Skulpturensammlung einer spezifischen Analyse unterziehen. An von
Almut Pollmer-Schmidt und Berit Wagnerden Autor*innen exemplarisch ausgewählten, in ihrem Facettenreichtum kaleidoskopartig ausgebreiteten Werken vom Mittelalter bis in die Gegenwart werden in chronologischer Anordnung Einzelfragen entwickelt und pointierte Kunstgeschichte(n) erzählt. Dabei wird dem in der Museumswelt üblichen – und bisweilen unterschätzten – Genre des Katalogeintrags Rechnung getragen. Ausstellungstexte zwingen, sich kürzer zu fassen: Auch wenn noch nicht alles ‚ausgeforscht‘ ist, bedingt die Arbeit an der Schnittstelle zur Öffentlichkeit prägnante Übersetzungen komplexer Zusammenhänge, sie ermöglicht jedoch ebenso eine essayistische Offenheit, die zum Nach- und Weiterdenken anregt. Die Herausforderung für die Beiträger*innen bestand demnach darin, die Möglichkeiten der Kunstgeschichte an einem im Museumsbestand befindlichen Beispiel auszuloten. Als Resultat ist ein Buch entstanden, das in konzertierter Form die Stärke objektbezogenen Arbeitens vor Augen führt und zeigt, dass es lohnend und ebenso zielführend ist, immer wieder neu auf scheinbar Altbekanntes zu blicken. In den Einzelbeiträgen werden die Zusammenhänge von Materialität, Formsprache und Geschichtlichkeit, Museumspraxis und Kunstgeschichtsschreibung reflektiert. Thematisch zielen die Beiträge beispielsweise auf die Genese eines Werks oder seinen kunst- und kulturhistorischen Horizont. Andere nehmen die klanglichen und rezeptionsästhetischen Dimensionen eines Artefakts in den Blick. In zahlreichen Beiträgen wird das ausgewählte Werk in Beziehung zu einem oder mehreren Objekten außerhalb Frankfurts gesetzt, weswegen sich in den Texten mustergültige und lesenswerte Passagen zum vergleichenden Sehen, einem der wichtigsten Grundverfahren im Instrumentenkasten der Kunstgeschichte, befinden. Die inhaltliche Bandbreite reicht dabei von frühen Inkunabeln wie dem Paradiesgärtlein (um 1410–20) über eine längere Reihe von Klassikern der italienischen, niederländischen und deutschen Kunst wie Multscher, Massys, Moroni, Rubens und Rembrandt bis hin zur berühmten Woge von Gustave Courbet (1869) und Arnold Böcklins Villa am Meer (1871–74). Weniger bekannte Zeichnungen von Jan Kupezky oder Johann Heinrich Tischbein d. Ä. erhalten ebenso eine Bühne wie eine größere Anzahl von in Frankfurt entstandenen Kunstwerken wie Sebald Behams Kunst und Lehrbüchlein (1546) oder eine Zeichnung von Johann Ludwig Ernst Morgenstern (1776), die Frankfurts in jüngerer Zeit besser verstandene und über Jahrhunderte andauernde Rolle als Kunstzentrum unterstreichen. Berührt werden zudem Aspekte der Sammlungs-, Ausstellungs- und Rezeptionsgeschichte, etwa durch Schlaglichter auf die Fotografie, die historische Präsentationspraxis, den Städelschen Museums-Verein e. V. und die Begegnung von Malern des 20. Jahrhunderts mit vormoderner Kunst.
Der Sammelband kann keinen systematischen Gesamtüberblick über die Kunstgeschichte bieten, wohl aber aktuelle Tendenzen und Methoden der Forschung exemplarisch aufzeigen und innovativen Ansätzen ein Podium bieten. Die separate Bibliografie im Anschluss an die einzelnen Beiträge erleichtert den Einblick in das individuelle methodische Vorgehen. Der Band ist somit als Studien- und Lesebuch für Expert*innen, Student*innen und interessierte Laien gleichermaßen gedacht – nicht ohne überdies zum Gang zu den Originalen in den Sammlungen von Städel und Liebieghaus einzuladen.
Überreicht wird dieses Buch Jochen Sander zum 65. Geburtstag, der zugleich der Anlass dieser Publikation ist. Seitdem Jochen Sander die Reihe der Bestandskataloge der Altmeistersammlung begründet hat (1993), vertritt er wie kaum ein anderer Kunsthistoriker einen objektbezogenen Forschungsansatz, der die Materialität und die Geschichtlichkeit der Kunstwerke in den Vordergrund stellt. Dabei treibt er gemäldetechnologische Untersuchungen mit großem Interesse für neue technische Entwicklungen voran, indem er die Bestandsforschung als Produkt einer engen Zusammenarbeit mit Gemäldetechnolog*innen begreift und stets nach dem Herstellungsprozess eines Werkes fragt. Mit der Bestandsforschung eng verknüpft ist die Sammlungsgeschichte, die Jochen Sander kontinuierlich betrieben und mit dem Fokus auf die historischen Präsentationskontexte im Museum des 19. Jahrhunderts zuletzt auch in den digitalen Raum umgesetzt hat. Aus der Beschäftigung mit Sammlungskonvoluten heraus entwickelte Sander übergeordnete Fragestellungen und machte sie für zahlreiche international beachtete Forschungs- und Ausstellungsprojekte fruchtbar. Als Beispiel sei lediglich seine wiederkehrende Beschäftigung mit den ‚Kronjuwelen‘ des Städel Museums genannt, den niederländischen Gemälden des 15. Jahrhunderts etwa des sogenannten „Meisters von Flémalle“ oder Rogier van der Weydens. Nicht zufällig findet sich Jan
van Eycks Lucca-Madonna auf dem Cover dieses Buches. Sanders Auseinandersetzung mit dieser Materie entwickelte sich über Jahrzehnte fort, vom ersten Bestandskatalog Niederländische Gemälde im Städel 1400–1550 über die gemeinsam mit Stephan Kemperdick realisierte Panofsky-Edition und die fulminante Ausstellung in Frankfurt und Berlin (2008/09) bis hin zur Begleitung aktueller Restaurierungsprojekte wie zum Schächer-Fragment mit der fokussierten, im Liebieghaus gezeigten Schau „In neuem Glanz“ (2017/18).
Jochen Sander ist am Städel Museum sowohl Kurator als auch stellvertretender Direktor für wissenschaftliche Angelegenheiten, seit 2008 aber auch Inhaber der Städel-Kooperationsprofessur am Kunsthistorischen Institut der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Die in ihrer Art deutschlandweit einzigartige Professur verbindet ein engagiertes kunsthistorisches Universitätsinstitut mit einem der renommiertesten Museen Europas. Bereits seit Anfang der 1990er-Jahre lehrt Jochen Sander mit Stationen in Halle, Freiburg im Breisgau und Frankfurt Generationen von Studierenden mit ansteckender Begeisterung eine objektbasierte Kunstgeschichte und hat zahlreiche Biografien geprägt. Aus dieser Doppelfunktion und dem gleichzeitigen Agieren auf den Feldern von Akademia und Museum ergab sich die Idee einer Zusammenführung dieser ,Forschungsmilieus‘ für die ihm gewidmete Festschrift. Hierfür Werke aus Städel Museum und Liebieghaus ins Zentrum zu stellen, war eine fast schon selbstverständliche Entscheidung – nicht nur, weil Sander ihnen zeit seines beruflichen Lebens so eng verbunden ist. Die trotz ihrer verschiedenen Trägerschaften seit jeher personell wie institutionell verknüpften Museen formen nur gemeinsam einen Nukleus zum Verständnis der europäischen Kunstgeschichte.
Zuerst richten wir uns mit einem großen Dankeschön an Jochen Sander selbst. Als geschätzter Kollege hat er uns im Rahmen unserer inspirierenden, teils langjährigen Zusammenarbeit – ob an der Universität oder im Museum – akademischen wie kuratorischen Austausch geboten und viele Sichtweisen eröffnet. Das Erscheinen dieses Bandes verdankt sich der Unterstützung zahlreicher Beteiligter, allen voran die Autorinnen und Autoren, die sich, ob Berufskolleg*innen, ehemalige Schüler*innen oder langjährige Weggefährt*innen, auf das Vorhaben eines auf die Frankfurter Bestände fokussierten Sammelbandes eingelassen haben und mit ihren spannenden Beiträgen neue Perspektiven aufzeigen. Spürbar, und verschiedentlich schwer vor dem Jubilar zu verbergen, war im Rahmen der Vorbereitungen der Zulauf von Expert*innen vor die Originale im Museum oder seine Archive. Kurzum: Auch Städel Museum und Liebieghaus erhalten mit dem vorliegenden Sammelband eine Gabe und ebenso die Goethe-Universität mitsamt den Studierenden am Kunstgeschichtlichen Institut, für die die Auseinandersetzung mit den Originalen vor Ort zur studentischen Routine zählt. Besonderer Dank gilt in diesem Zusammenhang Thomas Kirchner und Philipp Demandt für ihre einleitenden Grußworte aus Universität und Museum, die prägnant die unterschiedlichen Facetten des Jubilars und die Bedeutung der Städel-Kooperationsprofessur beleuchten. Die umfangreiche Tabula Gratulatoria, mit der Kolleg*innen, Familienmitglieder und Freund*innen ihre Glückwünsche aussprechen, spiegelt die Wertschätzung wider, die dem
Jubilar weit über die Disziplin der Kunstgeschichte und das Städel Museum hinaus entgegengebracht wird. Die dort Genannten haben durch ihre finanzielle Unterstützung zur Realisierung der Drucklegung wesentlich beigetragen. Birgit Sander, die das Projekt von der ersten Stunde an mit Rat und Tat und Enthusiasmus begleitet hat, gilt unser spezieller und ganz besonders herzlicher Dank. Unverzichtbare Unterstützung haben wir von den Kolleg*innen am Kunstgeschichtlichen Institut der Goethe-Universität Frankfurt, insbesondere von der geschäftsführenden Direktorin Mechthild Fend, erhalten. Als Dritte im Bunde der Herausgeberinnen ist Heidrun Lange-Krach in einer bereits fortgeschrittenen Entstehungsphase des Projektes dazugestoßen und hat das Buchprojekt fortan dankenswerterweise in vielen Belangen tatkräftig vorangetrieben. Für zahlreiche Ratschläge ist weiterhin Ulrike Kern, Julia Saviello und Rebecca Müller (Heidelberg) zu danken. Organisatorische Unterstützung bei der Vorbereitung der Feierlichkeiten am Kunstgeschichtlichen Institut kam überdies von Julia Müllers, Martina Wollweber und Samuel Fickinger. Auch sei Nina Ludwig vom Büro für Presse und Öffentlichkeitsarbeit der Goethe-Universität für die freundliche Bereitstellung von Bildmaterial gedankt.
Auf Seiten von Städel Museum und Liebieghaus Skulpturensammlung danken wir ihrem gemeinsamen Direktor Philipp Demandt sowie Heinz-Jürgen Bokler, stellvertretender Direktor für kaufmännische und personelle Angelegenheiten, für ihr Vertrauen in das Projekt zu einem frühen Zeitpunkt. Für jeglichen Rat und die unkomplizierte Bildbeschaffung sind wir Stefan Roller, Astrid Reuter und der Graphischen Sammlung sowie Pamela Rohde mit der gesamten Presseabteilung zu Dank verpflichtet; unterstützt haben uns überdies Corinna Gannon, Susanne Lorenz, Eva Mongi-Vollmer und Iris Schmeisser.
Für die Aufnahme in das Verlagsprogramm und die zuverlässige und professionelle Betreuung bei der Drucklegung ist dem Deutschen Kunstverlag (DKV), insbesondere Luzie Diekmann, Kathleen Herfurth, Jens Lindenhain und Imke Wartenberg zu danken. Andreas Eberlein, der die äußerst gelungene grafische Gestaltung übernommen hat, sowie Elke Thode, deren Lektorat überaus gründlich war, danken wir für ihre Geduld und Flexibilität. Insbesondere mit der großzügigen finanziellen Unterstützung der Georg und Franziska Speyer’schen Hochschulstiftung, der Benvenuto Cellini-Gesellschaft e. V., der Marguerite von Grunelius-Stiftung, der Cronstett- und Hynspergischen evangelischen Stiftung und dank der Unterstützung aus den Mitteln des Städel Museums konnte die Publikation realisiert werden. Es war ein spannendes und vielseitiges Projekt, dessen Ergebnis nun vorliegt. Möge es Jochen Sander und allen, die es lesen, soviel Freude bereiten wie uns.
TABULA GRATULATORIA
Zum 65. Geburtstag gratulieren Jochen Sander herzlich
Dorothea Apovnik und Hans Ellermann
Hans Aurenhammer
Helen Barr
Konrad und Andrea von Bethmann
Monica Bubmann
Martin Büchsel
Markus Dauss
Rita Delhées
Gabriel Dette
Thomas Döring
Hilja Droste
Barbara und Gerd Duell
Hannelore Dunker-Rothhahn
Anna Esterl und Werner Müller-Esterl
Benedikt und Mirka Fehr
Mechthild Fend
Juliane von Fircks
Sigrid Focke
Thomas Förster
Christian Freigang
Mona Freitag
Hildegart Gottmann
Manfred Großkinsky
Otto Grüter
Bettina Güdelhöfer
Stephanie und Andreas Gundermann
Fiona Healy
Thomas Helbig
Karla und Klaus Heller
Petra Tiegel-Hertfelder und
Hans-Jörg Hertfelder
Gerhard und Heidi Hess
Norbert und Carola Hopf
Stefan Hutter
Yannic Jäckel
Anna und Friedrich Kisters
Peter Klein
Maline Kohlenbeck
Jannik Konle
Léa Kuhn
Katharina Barbara Kuhn-Leitz
Kunstgruppe Taunus in Königstein
Susanne Heydasch-Lehmann und Thomas Lehmann
Nina und Markus Lemmens
Johanna Lessmann
Vera Mamerow
Fritz P. Mayer
Esther Meier
Ariane Mensger
Guido Messling
Christof Metzger
Sylvia von Metzler
Andrea Meurer und Thomas Wewel
Rebecca Müller
Julia Müllers
Uta Neidhardt
Georg C. Neumann und Karin Rebenstock
Fabian Ohlenschläger
Adalbert und Ulrike Otto
Christa Quack
Doris Reichert
Carsten Ruhl
Annette Sander
Birgit Sander
Brigitte Sander
Peter und Ursula Schindler
Renate Schmidt
Andreas und Claudia Schmidt-Matthiesen
Christoph Schücking
Ulrich Schütte
Stefanie Seeberg
Caroline Seyfrid
Ulrike Surmann
Lil Helle Thomas
Herbert Veltjens
Elisabeth Weymann
Friederike Wille
Julia Wirtz
Martina Wollweber
Dorothea Zichner
Leslie Zimmermann
Städelsches Kunstinstitut mit Administration und den Kolleginnen und Kollegen aus dem Städel Museum und der Liebieghaus Skulpturensammlung
Kunstgeschichtliches Institut der Goethe-Universität Frankfurt am Main
Wie auch weitere Freunde, Kolleginnen und Kollegen sowie Stiftungen, die nicht namentlich genannt werden möchten
Eine Brücke zwischen Museum und Universität
Jochen Sander zum 65. Geburtstag
Thomas KirchnerDie Entwicklung der Kunstgeschichte seit ihren Anfängen ist alles andere als gradlinig. Die museale Praxis, für die anfangs meist Künstler verantwortlich zeichneten (wie etwa Johann David Passavant am Städelschen Kunstinstitut), wurde in Deutschland bald von kunsthistorischen Lehrstühlen an den Universitäten begleitet, die sich spätestens ab der Mitte des 19. Jahrhunderts in eine philologische Traditionslinie einschrieben. Auch wenn das Verhältnis von Museums- und Universitätskunstgeschichte fragil blieb, so bewegten sich doch beide Bereiche aufeinander zu und wuchsen im Laufe des 19. Jahrhunderts zusammen.1 Es war geradezu Programm, dass das 1915 gegründete Kunstgeschichtliche Institut der jungen Goethe-Universität in den Räumen des Städel untergebracht war. Die universitäre Kunstgeschichte benötigte allein schon aus praktischen Gründen die Nähe zum Museum, waren Abbildungen von Kunstwerken, die man für den Unterricht hätte benutzen können, doch noch äußerst rar. Aber schon in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts zeichnete sich ab, dass für das Universitätsinstitut die Nähe zu den anderen Geisteswissenschaften wichtiger war als die Nähe zum Museum. Und so war es konsequent, dass das Kunstgeschichtliche Institut nach dem Zweiten Weltkrieg nach Bockenheim umzog. Unmittelbarer Anlass war mangelnder Platz in den Räumen des Städel, aber es war mehr als der Main, der das Museum und das Institut für Kunstgeschichte nun trennte. Es war auch die Überzeugung, dass Museum und Universität in der Kunstgeschichte methodisch getrennte Wege beschritten, ja beschreiten mussten. Hier bildete Frankfurt keine Ausnahme.2 Forschung wurde an der Universität betrieben, das Museum war für die Konservierung und Katalogisierung der Kunstwerke zuständig – so die allgemein verbreitete Einteilung. Zwar bemühte man sich in Frankfurt, wie auch an anderen Universitäten, Kolleginnen und Kollegen vom Museum über Lehraufträge in die
1 Zur Geschichte der Kunstgeschichte im 19. Jahrhundert siehe immer noch Heinrich Dilly, Kunstgeschichte als Institution. Studien zur Geschichte einer Disziplin, Frankfurt am Main 1979, und Wolfgang Beyrodt, Kunstgeschichte als Universitätsfach, in: Kunst und Kunsttheorie 1400–1900 (Wolfenbütteler Forschungen, 48), hg. von Peter Ganz u. a., Wiesbaden 1991, 313–333.
2 Zur Geschichte des Frankfurter Kunstgeschichtlichen Instituts siehe Die Geschichte des Kunstgeschichtlichen Instituts der Goethe-Universität Frankfurt 1915–1995 (Frankfurter Fundamente der Kunstgeschichte, 17), hg. vom Direktorium des Kunstgeschichtlichen Instituts, bearbeitet von Heinrich Dilly und Gerhard Eimer unter Mitwirkung von Wolfram Prinz und Peter Cornelius Clausen, Frankfurt am Main 2002.