DAS MAGAZIN DER DEUTSCHEN UMWELTHILFE
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Der Staatswald vor dem Ausverkauf Bedroht trotz Schutz – der Leopard Umweltschutz schafft mehr soziale Gerechtigkeit Dieselruß schadet auch dem Klima
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Auf ein Wort...
Prof. Dr. Harald Kächele Bundesvorsitzender Deutsche Umwelthilfe e.V.
Liebe Leserin, lieber Leser, die Redaktion der DUHwelt bekommt in letzter Zeit deutlich mehr Leserzuschriften und -reaktionen als in früheren Zeiten. Das freut uns sehr, ist es doch ein Zeichen dafür, dass die Zeitschrift der DUH intensiv gelesen wird. Das Thema Auto zum Beispiel löst immer wieder Diskussionen aus. Wie halte ich es mit dem Auto? Diese Frage lässt die wenigsten kalt. Wir bekommen immer wieder auch Zuschriften, die sich mit der Haltung der DUH zu diesem Thema beschäftigen. Die DUH ist natürlich nicht gegen die Autofahrer, sondern für umweltgerechte Mobilität und gegen vermeidbare Umweltbelastungen durch den motorisierten Verkehr. Das betrifft in erster Linie den Flug- und Straßenverkehr, aber die Bahn nehmen wir da keineswegs aus. Reaktionen erhielten wir auch auf einige Artikel der letzten Ausgabe der DUHwelt: Zu der im Rothaargebirge geplanten Auswilderung von Wisenten gab es eine Reihe von Hinweisen auf weitere vergleichbare Projekte. Wir werden in einer der nächsten Ausgaben auf das Thema zurückkommen. Nur in einem kurzen Absatz hatten wir in unserem Artikel über die Lebendige Ems die Diskussion über einen Entlastungskanal gestreift. In dieser Ausgabe haben wir das Für und Wider des Kanals ausführlicher beleuchtet, auch hier gab der Hinweis eines aufmerksamen Lesers den Anstoß. Zuschriften kamen diesmal auch zur „Unbekannten Tierart“. Im letzten Heft haben wir in dieser überaus beliebten Rubrik den Feldhasen vorgestellt. Zwei Leserbriefe, die das Thema Jagd auf den Feldhasen intensiver beleuchtet sehen wollten, haben wir daraufhin erhalten, siehe Seite 23. Ich möchte Sie ausdrücklich ermuntern: Schreiben Sie uns, teilen Sie uns Ihre Meinung zur DUHwelt und zur Arbeit der DUH mit! Wir sind offen für Kritik, freuen uns natürlich auch über Ihr Lob und über weiterführende Hinweise.
Ihr
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Inhalt
DUH aktuell
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Aus für neues Kohlekraftwerk in Berlin!
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Finanzministerium sorgt für mehr Verpackungsmüll
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Verletzungsgefahr für Segler und Wale bei Kollisionen
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Neues Gesetz zum Stromnetzausbau verfehlt sein Ziel
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Impressum
Im Blickpunkt
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Umweltschutz ist auch ein Gebot der sozialen Gerechtigkeit
Der Staatswald vor dem Ausverkauf n Ist der Staatswald noch zu retten? In den letzten Jahren stopfen die Bundesländer Löcher in der Staatskasse immer häufiger mit dem Verkauf von Staatswald. Muss jetzt der Wald für die Schulden des Staates sühnen?
lebendige flüsse
Seite 18
12 Auenparadies aus Menschenhand
An der Elbe bei Lenzen wird ein Deich verlegt.
14 Sommerstau oder Ems-Kanal? 16 Rhein: Vom Stein befreit sind Ufer und Strom 17 Ökologische Verbesserungen an kleinen Wasserkraftwerken 17 Internet-Seite von und für Schüler an der Elbe
Naturschutz 18 Dem Staatswald droht der Ausverkauf 20 „Wir sind aufmerksamer und sensibler geworden.“
Ein Interview mit Günther Ottendorfer, Geschäftsführer Technik der T-Mobile Deutschland GmbH
21 Händler sammeln Althandys für Naturschutzprojekte
Naturschutz, aber wo? n Deutschland sieht sich gerne in der Vorreiterrolle im Natur- und Umweltschutz. Damit ist es gar nicht so weit her, meint Professor Dr. Manfred Niekisch in seinem Gastkommentar.
22 Kohlekraftwerke contra Natur 23 Leserbriefe zum Feldhasen „Unbekannte“ Tierart in der DUHwelt 1/2009 24 Naturschutz, aber wo?
Gastkommentar von Manfred Niekisch
Global Nature Fund
Seite 24
26 Hilfe für bedrohte Leoparden in Südafrika
28 Atitlán-See in Guatemala ist „Bedrohter See des Jahres 2009“ 29 Wassermanagement soll Jordan retten 29 Rettungsaktion für Delfine in Indonesien 29 Veranstaltung zu Biodiversität und Finanzsektor 30 Umstrittene Papierfabrik am Baikalsee macht dicht 30 Neues Baikal-Tourismusprojekt
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Blaualgenpest bedroht Atitlán-See n Ungereinigte Abwässer, wilde Müllhalden und Chemikalieneintrag bescheren Guatemalas drittgrößtem Süßwassersee den Titel „Bedrohten See des Jahres 2009“. Eine Überdosis des Schadstoff-Cocktails könnte ihn zum Umkippen bringen.
Seite 28 welt 2/2009
Inhalt
„Unbekannte“ Tierarten
32 Lautloser Jäger in der Nacht
Waldohreulen sind in Deutschland gar nicht so selten
Energie und klimaschutz 34 Kleine Kommunen mit großen Möglichkeiten 36 Konjunktur durch Natur in der Bioenergieregion Bodensee 37 Solarenergie für Schulen
Kleine Kommunen mit großen Möglichkeiten
38 Energieeffizienz – jetzt!
n Es gibt viele Wege, Sieger im Wettbewerb „Klima-
schutzkommune 2009“ zu werden. Ausbau des Radwegenetzes, Wärmedämmung und der Umstieg auf Bioenergie sind einige der Möglichkeiten, um diese Auszeichnung zu erhalten. Wer gewonnen hat, berichten wir hier.
Eine Kampagne hilft Verbrauchern, ihren Energieverbrauch zu senken
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DUH-MARKT
Kreislaufwirtschaft
Seite 34
40 Schwermetalle am Straßenrand
Die Abfallbehandlungsanlage gibt Anlass zur Sorge
41 Neue Rückgabemöglichkeiten für Energiesparlampen 41 Mehrweg ist Klimaschutz
Schwermetalle am Straßenrand n Die Behandlungsanlage für gefährliche Abfälle im nordsächsischen Pohritzsch belastet ihre Umgebung mit giftigen Stäuben. Monatelang ignorierten die zuständigen Behörden die Sorgen der Anwohner und die Hinweise der DUH.
Seite 40
Verkehr
42 Die Autoindustrie unter Hochspannung
Das DUH-Netzwerk Elektromobilität und Hybridtechnik
43 Klimaschutzziele gelten nun auch für Abgeordneten-Dienstwagen 44 Rußfrei fürs Klima – Kein Diesel ohne Filter!
Rußfrei fürs Klima n Rußpartikel schaden der Gesundheit. Aber nicht nur
der Mensch leidet unter dem Ruß aus Dieselmotoren – auch das Klima wird von den schwarzen Partikeln bedroht. Dabei gibt es längst ausgereifte Lösungen, die schnelle Entlastung bringen könnten.
Umwelt Erleben
45 Genfrei Gehen II von Berlin über Bonn nach Brüssel 45 Umweltbildung: Der Schwarzspecht und seine Höhlen
DUH intern
46 Simone Naumann wechselt zum BUND, Agnes Sauter ist neue Leiterin Verbraucherschutz 46 Zurück bei der DUH: Dr. Cornelia Ziehm 47 Ulrich Stöcker neuer Leiter Naturschutz 47 Zivildienst leisten in der DUH 47 Bildnachweis
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Seite 44
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DUH AKTUELL
Aus für neues Kohlekraftwerk in Berlin! n Von der Liste der geplanten Kohle-
kraftwerke in Deutschland (wir berichteten in der DUHwelt 1/2009) wird ein Projekt gestrichen: Der Energiekonzern Vattenfall gab im März bekannt, dass er auf den Bau eines Kohlekraftwerks in Berlin verzichtet und stattdessen auf neue Gas- und Biomassekraftwerke setzt. Damit reagiert Vattenfall auf die massiven Proteste von Umweltverbänden, Bürgerinitiativen und Anwohnern, die sich seit Jahren gegen das Klimakiller-Projekt wehren. Die Deutsche Umwelthilfe hat die lokalen Akteure in Verfahrensfragen beraten und die Stadtverordneten mit Sachinformationen für die Aufstellung eines Bebauungsplans unterstützt, der das Großkraftwerk verhindert hätte. Der öffentliche Druck und die Gefahr, noch mehr Kunden an Ökostromanbieter zu verlieren, ließen dem schwedischen Energieriesen letztlich keine andere Wahl, als in Berlin auf den klimaschädlichen Brennstoff bei der Strom- und Wärmeerzeugung zu verzichten. Für die Bundeshauptstadt ist die Entscheidung ein großer Schritt in Richtung Klimaschutz. Gleichzeitig setzt sie ein Signal für weitere Energieversorger: Neue hocheffiziente Gaskraftwerke in Deutschland lassen sich ebenso wirtschaftlich betreiben wie moderne Biomassekraftwerke. Auf neue Kohlekraftwerke kann die Energieerzeugungsbranche verzichten. Erste Reaktionen sind beispielsweise aus Düsseldorf zu vernehmen. Dort haben sich sämtliche Stadtratsfraktionen gegen den Neubau eines Kraftwerks auf Steinkohlebasis ausgesprochen und die Stadtwerke – Mehrheitsaktionär ist Steinkohlekraftwerk die EnBW – aufgefordert, das Vorhaben einzustellen. (jq) Braunkohlekraftwerk 800 MW
Kiel
1600 MW
800 MW
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800 MW Stade1000 MW
Kraftwerk im Bau
Lubmin
unsbüttel 830 MW 1800 MW Brunsbüttel Brunsbüttel
Kraftwerk im Bau
Kraftwerk in der Planung Kraftwerk zurückgestellt
1680 MW
Stade1110 MW
Hamburg
Kraftwerk verhindert
Stade
1680 MW
Bremen
1600 MW
Arneburg
100 MW
1600 MW
800 MW
Berlin
Bielefeld
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Finanzministerium sorgt für mehr Verpackungsmüll n Das Bundesfinanzministerium (BMF)
hat die Regelungen zum Mehrwertsteuersatz für Fertigmahlzeiten von Essensdiensten neu ausgelegt, und zwar zu Gunsten der in Einweg verpackten Essen. Täglich werden etwa 320.000 Fertigmahlzeiten an Einzelpersonen, Kindergärten oder Krankenhäuser ausgeliefert. Für dieses „Essen auf Rädern“ gibt es zwei Verpackungssysteme, nämlich Einweg aus Aluminium und Plastik oder Mehrweggeschirr. Mahlzeitendienste, die auf Mehrwegverpackungen setzen, müssen gemäß eines BMF-Schreibens an die Finanzbehörden der Länder vom Oktober 2008 nun 19 Prozent Mehrwertsteuer zahlen. Die
Mehrweggeschirr bei Fertigmahlzeiten von Essensdiensten schont die Umwelt.
Einweg-Konkurrenz kommt mit dem ermäßigten Steuersatz von 7 Prozent davon. Bisher wurde er für beide Verpackungssysteme angesetzt. Das Bundesfinanzministerium argumentiert, dass Essenslieferungen in Verbindung mit zusätzlichen Dienstleistungen dem 19-Prozent-Regelsteuersatz zuzuordnen seien. Die steuerschädliche Dienstleitung ist in diesem Fall die Endreinigung des Mehrweggeschirrs. Dabei liegt es im Wesen einer Mehrwegverpackung, dass sie gereinigt werden muss, um noch mal für die Befüllung von Lebensmitteln benutzt werden zu können. Die Endreinigung muss aus hygienischen Gründen vom Essensdienst selbst vorgenommen werden. Die gesamte Mahlzeit wird durch die erhöhte Mehrwertsteuer teurer. Die Preiserhöhung können die Betriebe jedoch aus Konkurrenzgründen nicht an ihre Kunden weitergeben. Die DUH wies das BMF in einem Schreiben auf die Gefahr hin, dass die Betriebe vom Markt gedrängt werden könnten, die dem ressourcenschonenden Mehrwegsystem treu bleiben. Das Ministerium will die Entwicklung zunächst abwarten. (jk) welt 2/2009
Hamm
660 MW 900 MW
Grund zum Jubeln gibt es bei der Anti-Kohlekraftwerk-Bewegung in Berlin.
Profen
675 MW
Boxberg
DUH AKTUELL
Verletzungsgefahr für Segler und Wale bei Kollisionen n Unser Projektpartner M.E.E.R. e.V. (Mammals Encounters Education Research) belegt mit seiner weltweit ersten Studie eine steigende Anzahl von Zusammenstößen zwischen Segelschiffen und Walen. Bisher gingen Meeressäugerexperten davon aus, dass solche Kollisionen die Ausnahme neben den Unfällen mit Motorschiffen seien.
Zwischen 1966 und 2008 stießen Segelschiffe 81 Mal mit Meeressäugern zusammen. Mehr als die Hälfte der Unfälle ereigneten sich allerdings in den vergangenen vier Jahren. Fabian Ritter, Leiter der Studie bei M.E.E.R., geht davon aus, dass Segler nicht alle Kollisionen melden und dass die tatsächlichen Zahlen weit höher liegen. Unter den identifizierten Tieren wurden Buckel- und Pottwale besonders häufig genannt, doch auch Delfine kollidierten mit Segelschiffen. Die Meeressäuger können bei einem solchen Aufprall schwere Verletzungen erleiden oder werden sogar getötet. In etlichen Fällen
wurden auch Menschen verletzt und Schiffe zum Teil schwer beschädigt. Ritter vermutet, dass unter anderem der zunehmende Lärm im Meer die Wale daran hindert, die geräuscharmen Segelschiffe zu hören. Er rät den Seglern, sich über Aufenthaltsgebiete von Meeressäugern zu informieren und unterwegs ständig Ausschau zu halten. Bei der für Segler üblichen Reisegeschwindigkeit von maximal zehn Knoten sind schwere Zusammenstöße durchaus vermeidbar. Den schnelleren modernen Rennyachten empfiehlt der M.E.E.R.-Experte besondere Vorsicht und ein Herabsetzen der Geschwindigkeit in walreichen Gewässern. Die Studie bezog sich auf alle Weltmeere. Auf dem Atlantik, wo es den stärksten Segelverkehr und die meisten Regatten gibt, kam es am häufigsten zu Zusammenstößen. Die Daten erhob M.E.E.R in Zusammenarbeit mit der Segler-Webseite Noonsite. Beide wollen die OnlineBefragungen weiterführen. (cg)
Der Zusammenstoß mit einem Segelschiff kann für Wale und Delfine tödlich sein.
IMPRESSUM Zeitschrift für Mitglieder und Förderer der Deutschen Umwelthilfe e.V. ■ Herausgeber: Deutsche Umwelthilfe e.V., Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732 9995-0, Fax: 07732 9995-77, www.duh.de, E-Mail: info@duh.de ■ V.i.S.d.P.: Rainer Baake, Jürgen Resch ■ Redaktion: Michael Hadamczik (mha), Jutta Kochendörfer (jk), Melanie Fessler (mf), Eva Forstmeier (ef), Christine Göcke (cg), ■ Autoren: Erika Blank (eb), Johannes Blum (jb), Thomas Fischer (tf), Ulrike Fokken (ufo), Tobias Hinckeldein (th), Stefan Hörmann (sh), Bettina Jahn (bj), Elke Jumpertz (ej), Volker Kromrey (vk), Franziska Müller (fm), Manfred Niekisch, Jürgen Quentin (jq), Dorothee Saar (ds), Christine Spannagel (cs), Manuela Uhde (mu), Albert Wotke (aw) ■ Gestaltung: Claudia Kunitzsch, Barbara Kleemann, Annette Bernauer ■ Druck: Wachter GmbH, Bönnigheim ■ Anzeigen: Michael Hadamczik; es gilt die Anzeigenpreisliste 2009 ■ Verlag und Vertrieb: DUH Umweltschutz-Service GmbH, Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell ■ Gedruckt auf 100 % Recycling-Papier
■ Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft Köln (BLZ 370 205 00) 8 190 002
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Neues Gesetz zum Stromnetzausbau verfehlt sein Ziel n Die Ökostromkapazitäten wachsen
rasch und müssen ins Leitungsnetz integriert werden. Deshalb verabschiedete der Bundestag im Mai 2009 das neue Energieleitungsausbaugesetz (EnLAG). Das Gesetz wird jedoch keinen ausreichend schnellen Ausbau ermöglichen, schätzt die Deutsche Umwelthilfe. Die DUH kritisiert, dass der Gesetzgeber den Abbau von Widerständen gegen den Netzausbau auf allen Seiten nicht als zentrale Leitlinie verfolgt. Denn das EnLAG sieht keine generelle Verpflichtung der Netzbetreiber zur Erdverkabelung in besonders sensiblen Bereichen, wie Wohngebieten, vor. Nach Meinung der DUH ist solch eine Verpflichtung jedoch unverzichtbar, um Bürger, die sich um Gesundheit und ihre unmittelbare Umwelt sorgen, für den Ausbau zu gewinnen. Auf der Hochspannungsebene (110 Kilovolt) ist die Verkabelung unter der Erde Stand der Technik und nur wenig teurer als der Bau von Freileitungen. Aber auch hier liegt es allein im Ermessen des Netzbetreibers, ein Erdkabel zu beantragen. Deshalb fordert die DUH für Hochspannungsleitungen schon im Planungsstadium eine gleichberechtigte Prüfung beider Varianten – Erdkabel oder Freileitung. Die DUH begrüßt ausdrücklich den Einstieg in die Erdverkabelung von Hoch- und Höchstspannungsleitungen. Der Netzbetreiber kann seine Mehrkosten für die Erdverkabelung zukünftig auf die allgemeinen Netznutzungsentgelte umlegen. (jk)
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IM BlickPUNKT
Umweltschutz ist auch ein Gebot der sozialen Gerechtigkeit Was haben Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit miteinander zu tun? Seit einigen Jahren wird diese Frage auch in Deutschland wissenschaftlich untersucht und politisch diskutiert. Gibt es Umweltbedingungen, welche die Chancengleichheit für benachteiligte Bevölkerungsgruppen weiter verschlechtern? Was kann die Politik, was können insbesondere die Kommunen tun, um mit Umweltmaßnahmen gleichzeitig für mehr soziale Gerechtigkeit zu sorgen? Die Deutsche Umwelthilfe hat im März einen vielbeachteten Kongress zu diesen Fragen in Frankfurt am Main veranstaltet.
Kongress Umweltgerechtigkeit
In Vorträgen und Podiumsdiskussionen erörterten Politiker, Wissenschaftler und Vertreter von Kommunen das Thema von vielen Seiten. Umweltstaatssekretär Michael Müller und der Bundesgeschäftsführer der DUH, Rainer Baake, eröffneten den zweitägigen Kongress.
n Auf dem bundesweit ersten Kongress
zu Umweltgerechtigkeit in Kommunen folgten etwa 140 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft sowie Umwelt- und Sozialverbänden der Einladung der DUH nach Frankfurt am Main. Im Vordergrund stand die Frage nach Ursachen von fehlender Umweltgerechtigkeit in Kommunen und die Diskussion von Lösungsansätzen.
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Großes Interesse am ersten Umweltgerechtigkeitskongress.
Die Vorträge des Kongresses stehen auf www.duh.de/umweltgerechtigkeit.html zum Herunterladen bereit. Die Broschüre zum Kongress kann dort ebenfalls in Kürze bestellt werden. welt 2/2009
IM BLICKPUNKT
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Drei Brennpunkte – Manche Stadtteile sind mehrfach betroffen
1. Verkehr und Lärm
3. Zu wenig Stadtgrün
Sozial Benachteiligte wohnen häufiger an Hauptverkehrsstraßen, weil dort die Mieten niedrig sind. Je höher die Bildung der Menschen, desto seltener wohnen sie an lärmbelasteten Orten, wie Untersuchungen belegen. Obwohl Arme statistisch gesehen seltener ein Auto besitzen, sind sie häufiger von Lärm- und Luftbelastungen gesundheitlich beeinträchtigt und tragen ein höheres Risiko für eine Erkrankung der Atemwege und des Herz-Kreislaufsystems. Das Helmholtz-Zentrum München hat 2008 festgestellt, dass Kinder ein fünfzig Prozent höheres Risiko für asthmatische Bronchitis und Allergien haben, wenn sie weniger als 50 Meter entfernt von vielbefahrenen Straßen wohnen.
Grünflächen sind wichtig für die Erholung der Menschen, sind Orte der Ruhe und Begegnung, bieten Platz für Sport und Spiel. Auf die Gesundheit wirken sie nachgewiesenermaßen positiv. Auch die Versorgung mit Frei- und Grünflächen ist sozial recht ungleich verteilt. Am Wohnungsmarkt benachteiligte Gruppen leben häufiger in Stadtteilen, die nur wenige Grünflächen aufweisen. Oft sind Grünflächen in Problemvierteln kaum nutzbar für die Anwohner, sondern lediglich artenarmes Abstandsgrün.
2. Hohe Energiekosten Steigende Energiepreise sind aus klimapolitischer Sicht unvermeidlich, denn ein hoher Preis schafft den Anreiz, wenig zu verbrauchen. Allerdings haben Bevölkerungsgruppen, die in Armut leben, oft Schwierigkeiten, ihre Wohnung angemessen warm zu halten, weil sie häufiger in unsanierten und schlecht gedämmten Wohnungen leben. Ihre Heizkosten sind deshalb im Vergleich zu ihrem Einkommen sehr hoch. Fast sechs Prozent der deutschen Haushalte, schätzt das Statistische Bundesamt, leiden unter dieser Problematik. Bei den Ausgaben für Strom ist es ähnlich: Energieeffiziente Geräte kosten in der Anschaffung meist mehr als Energiefresser. Obwohl sie sich langfristig auszahlen, können viele sich die Mehrkosten zu Beginn nicht leisten.
Energiesparlampen sind vergleichsweise teuer. Nicht jeder kann sie sich leisten.
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Elke Jumpertz, Projektmanagerin bei der DUH, erläutert, worum es beim Thema Umweltgerechtigkeit geht.
Umweltgerechtigkeit – Sperriger Begriff für ein wichtiges Thema n Lange wurde Umweltgerechtigkeit vorwiegend unter dem globalen Blickwinkel betrachtet. Der Zugang zu sauberem Trinkwasser für Bewohner von Schwellen- und Entwicklungsländern oder die öffentliche Debatte um den ökologischen Fußabdruck von Menschen in verschiedenen Nationen gehören dem Thema an. In der internationalen Klimapolitik wird die Gerechtigkeitsfrage seit langem gestellt, wenn es um Kosten und Lasten des Klimawandels geht.
Wie Umweltbelastungen in unserem Land über die Bevölkerungsschichten verteilt sind und was die Gründe dafür sind, wird erst seit Kurzem beleuchtet. Umweltschutz wird nun nicht mehr nur unter ökologischen Gesichtspunkten gesehen. Zunehmend setzt sich die Erkenntnis durch, dass er auch eine soziale Komponente hat. Menschen in wirtschaftlich und sozial benachteiligten Lebenslagen sind häufiger von Umweltbelastungen betroffen als andere Bevölkerungsgruppen. Nicht immer sind die Betroffenen die Verursacher dieser Probleme. Umweltschutz ist deshalb auch ein Gebot der sozialen Gerechtigkeit und kann einen Beitrag leisten, die Lebensqualität der Menschen zu verbessern, die durch Arbeitslosigkeit, schlechte Bildungschancen und Einkommensarmut gleich mehrfach benachteiligt sind.
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IM BlickPUNKT
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Umweltschutz hilft, soziale Benachteiligungen abzubauen
Mit den Problemfeldern Verkehr, Energie und Stadtgrün sind auch die wichtigsten Aufgabenfelder kommunaler Politiker für mehr Umweltgerechtigkeit angesprochen. Denn die Verbesserungen der Luftqualität, die energetische Sanierung von Sozialwohnungsbauten und die naturnahe Gestaltung von Grünflächen kommen sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen in besonderem Maß zu Gute. Sind die Probleme einmal erkannt, lässt sich schon mit guten Ideen und einfachen Maßnahmen viel bewirken. Zwei Beispiele von vielen:
Energiespartipps im eigenen Zuhause.
geführte Aktivitäten haben das Image des Parks und der Schule nachhaltig verbessert. Neue Stege über den Fluss Saale sorgen für eine bessere Anbindung der Saaleauen als Erholungsflächen. Ein kommunales Begrünungsprogramm für Hinterhöfe wertet die halböffentlichen Freiflächen im dichtbebauten Gründerzeitviertel auf.
Projektbeispiel 1: Stromspar-Check für einkommensschwache Haushalte Es kann so einfach sein. Im bundesweiten Projekt Stromspar-Check kommen Energiecoaches direkt ins Haus. Ein Starterpaket zum Energiesparen, darunter Energiesparlampen und Steckerleisten mit Kippschaltern, bringen sie gleich mit. In dem Projekt des Deutschen Caritasverbands und der Energie-Agenturen Deutschland e.V. werden Langzeitarbeitslose gründlich in Haushalts-Energiefragen qualifiziert. Als Energiecoaches helfen sie dann kostenlos und auf freiwilliger Basis Hartz-IV- und Sozialhilfeempfängern. Sie identifizieren Stromfresser und erklären Einsparmöglichkeiten. In Frankfurt konnte mit einer einmaligen Investition von 67 Euro aus Finanzmitteln des Projekts je Haushalt eine Ersparnis von 154 Euro pro Jahr realisiert werden. Das ersparte Geld steht den Haushalten direkt zur Verfügung. Gut für die Umwelt und gut für den Geldbeutel. Bis Juni 2009 wollen die Organisatoren 12.000 Stromspar-Checks durchführen und zehn Prozent der CO2-Emissionen der erreichten Haushalte einsparen.
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Messgeräte und Starterpaket zum Energiesparen.
Projektbeispiel 2: „Schule im Park“ – Soziale Stadtentwicklung in Hof
Weniger Verkehr, mehr Grün und mehr Platz zum Spielen sind ein Anfang für die soziale Entwicklung des Stadtviertels. (ej)
Manchmal hilft es schon, eine Straße zu sperren. So geschehen in der fränkischen Stadt Hof. Das Bahnhofsviertel ist hier ein sozialer Brennpunkt. Die Arbeitslosenquote ist dreifach so hoch wie im Rest der Stadt, Kinderarmut weit verbreitet und viele verlassen die Schulen ohne Abschluss. Mit Mitteln des Bund-Länder-Förderprogramms Soziale Stadt hat die Stadt Umbaumaßnahmen im Viertel durchgeführt, die den Anteil der Frei- und Grünflächen erhöhten. An der Umgestaltung wirkte ein Bürgergremium des Bahnhofsviertels mit. Vor einer Schule wurde eine Straße dauerhaft für den Verkehr gesperrt. So können die Kinder nun sicher von der Schule in einen angrenzenden Park gelangen. Spielplatzumgestaltungen und zahlreiche von der Schule durch-
Diese Schule in Hof hat Zugang zum nahen Park erhalten.
Das Projekt wird gefördert durch:
Kooperationspartner:
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LEBENDIGE Flüsse
Auenparadies aus Menschenhand Deutschlands bislang größte Deichrückverlegung ist bald geschafft. An der Elbe bei Lenzen in Brandenburg entstand auf einer Fläche von 450 Hektar neuer Lebensraum für Schwarzstorch, Biber & Co – und Hochwasserschutz für die Bewohner.
n Nach fast fünfzehn Jahren Unter-
suchen, Planen und Bauen findet die bisher bedeutendste Neuschaffung von naturnahen Überflutungsflächen dieser Tage ihren Abschluss. Auf fast sieben Kilometern Länge wurde bei Lenzen in Brandenburg ein neuer Deich – bis zu 1300 Meter im Landesinneren – gebaut und im letzten Herbst offiziell eingeweiht. Jetzt im Juni tragen Bagger an sechs Stellen den Altdeich ab, dann kann die Elbe das Gebiet – so groß wie 900 Fußballfelder – wieder regelmäßig überschwemmen. So entsteht ein einzigartiger Lebensraum, ein Mosaik aus jungen Auwäldern, Flutmulden und Feuchtwiesen. Die geschaffenen Flutmulden wurden vor allem von den Vögeln rasch als Nahrungs- und Rastplatz, aber auch schon als Brutgebiet angenommen. Bereits jetzt brüten hier seltene Watvogelar-
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ten wie Säbelschnäbler, Stelzenläufer und Bekassinen. Und im letzten Herbst rasteten gleich 16 der majestätischen Schwarzstörche und fischten gemeinsam im seichten Wasser. Jedes Jahr bieten arktische Überwinterungsgäste wie Saat- und Bläßgänse sowie Singund Zwergschwäne ab November ein Der Säbelschnäbler sucht im seichten Wasser nach Nahrung. Die langen Beine und der Schnabel sind dieser Ernährung angepasst.
eindrucksvolles Naturschauspiel. Auch Wachtelkönig, Seeadler und Biber profitieren von den neu entstehenden Biotopkomplexen. Eine Auenlandschaft von dieser Größe, Qualität und Vielfalt ist in Deutschland noch niemals von Menschenhand neu geschaffen worden. Das Naturparadies dient aber auch den Menschen. Die neue Fläche kann bei Hochwasser mehr als 15 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen. Lokal wird so der Wasserspiegel um 25 bis 35 Zentimeter gesenkt und die Anwohner vor Hochwasserschäden bewahrt.
Jahrelange Anstrengungen führten zum Erfolg Doch für den Erfolg bedurfte es einer beispiellosen Anstrengung der treibenden Akteure über viele Jahre. Hier bei Lenzen macht die Elbe einen scharfen welt 2/2009
LEBENDIGE Flüsse Knick von nahezu 90 Grad, die gesamte Überflutungsbreite betrug hier kaum 500 Meter. Mit gewaltiger Kraft schossen die Wassermassen bei Hochwasser durch diesen Flaschenhals, den die Einheimischen deshalb auch „Böser Ort“ nennen. Schon vor über 100 Jahren forderten Fachleute eine Entschärfung dieser Gefahrenstelle. Aber erst der gemeinsame Druck von Naturschützern und Wasserfachleuten erzeugte den politischen Willen, hier aktiv zu werden. Das katastrophale Jahrhunderthochwasser von 2002 bewirkte nur kurzzeitig ein Umdenken in der Politik. „Den Flüssen mehr Raum geben“ wurde zur Maxime, Hochwasserschutz sollte statt auf technische Maßnahmen wie Deichbau verstärkt auf die Schaffung natürlicher Überflutungsflächen setzen. Die Internationale Kommission zum Schutz der Elbe legte bereits im Oktober 2003 eine Liste mit 15 möglichen Standorten für Deichrückverlegungen entlang der Elbe fest. Doch nur drei Projekte wurden bisher umgesetzt, darunter die Deichrückverlegung in der Lenzener Elbtalaue.
In diesem gesamten Gebiet wird der Deich zurückverlegt. Im Vordergrund die Elbe mit dem „Bösen Ort“.
nem Strang zogen, konnte das Vorhaben gelingen.
2007 rückten die Bagger an.
Naturschützer, Anwohner und Gemeinden zogen an einem Strang Durchgeführt wurde das ehrgeizige Projekt von einem Verbund aus Naturschutzverbänden (BUND, DUH u.a.) und örtlichen Kommunen – immer im Dialog mit Landnutzern, Anwohnern, Wasserbehörden und anderen Ämtern. Nur weil alle wichtigen Akteure an ei-
Singschwäne überwintern in der Lenzener Elbaue.
Der im letzten Sommer so plötzlich und unerwartet verstorbene Dr. Frank Neuschulz, langjähriger Leiter der Abteilung Naturschutz bei der DUH, hatte das Projekt schon in seiner früheren Funktion als Leiter des Biosphärenreservates Flusslandschaft Elbe-Brandenburg von Anfang an betreut und maßgeblich vorangetrieben. Die Gesamtkosten betragen etwa 22 Millionen Euro, die überwiegend von Bund, Land und der EU getragen wurden. Die DUH unterstützt die Deichrückverlegung schon seit vielen Jahren und konnte durch ihre Spender einen großen Teil des Geldes aufbringen, den die Naturschutzverbände als Eigenanteil zu leisten hatten. (aw)
Die Pflanzkreise, die die DUH mit Spendengeldern finanzierte, entwickeln sich bestens. Hier entsteht neuer Auwald.
n Jeden ersten Donnerstag im
Monat bietet der Trägerverbund Burg Lenzen e.V. Exkursionen mit dem Fahrrad in das Projektgebiet des Naturschutzgroßprojektes „Lenzener Elbtalaue“ an. Projektleiter Dr. Christian Damm gibt Informationen zum Projekt und führt fachkundig durch die Auenlandschaft an der Elbe. Nähere Informationen unter www. naturschutzgrossprojekt-lenzen.de
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LEBENDIGE Flüsse
Sommerstau oder Ems-Kanal? Die Meyer-Werft und ihre spektakulären Schiffsüberführungen auf der Ems schädigen den Fluss und erhitzen die Gemüter. Eine Verlagerung des Werftstandorts an die Küste erscheint kaum durchsetzbar. Jetzt bringt ein Vorschlag zur Lösung des Problems neue Diskussionen.
n Wie wir in Heft 1/2009 berichteten,
steht der Ems der Schlick bis zum Hals. Vertiefungen und Aufstauungen werden immer wieder von der in Papenburg ansässigen Meyer-Werft durchgesetzt, um den Transport ihrer Kreuzfahrtschiffe in die Nordsee zu ermöglichen. Die Folgen für den Fluss sind gravierend: Die Fließgeschwindigkeit der Ems hat deutlich zugenommen, es gibt schnelle und hohe Flutaufläufe sowie längere Ebben. Trübungen und große Schlickfrachten verursachen regelmäßig Sauerstoffmangel. In diesem Jahr genehmigte der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz in Oldenburg erstmals Schiffsüberführungen in den Sommermonaten, die aus Gründen des Vogelschutzes bisher untersagt blieben.
Bringt ein Kanal die Lösung? Die bisherigen Vertiefungen der Ems reichen nicht aus, um die bis zu 8,50 Meter tiefen Großschiffe an die Küste zu bringen. Seit Anfang dieses Jahres wird deshalb über den Bau eines Kanals diskutiert. Er soll auf 15 Kilometer Länge im Osten der Ems zwischen Papenburg und Leer verlaufen. Auch die Binnenschifffahrt würde profitieren, vor allem wenn der Kanal bis
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ins südlich gelegene Dörpen verlängert würde. Würde der gesamte Schiffsverkehr auf den Kanal verlegt, könnte die Ems zu einer „Natur-Ems“ entwickelt werden. Der Bau eines solchen Kanals würde 7 bis 10 Jahre dauern und ca. 500 Millionen Euro in Anspruch nehmen.
Kontroverse Diskussion bei den Umweltschützern Den Vorschlag haben WWF und BUND als Beitrag für die Lösung der Ems-Krise entwickelt. Der Umzug der Werft als allerbeste Option ist aber wohl auf absehbare Zeit nicht durchsetzbar. Den Kanal sehen die Verbände nur als zweitbeste Lösung. Er brächte die Möglichkeit, den „verschlickten“ Wasserhaushalt des Flusses wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Den Lebensraum Ems für Tiere, Pflanzen und Menschen wieder herzustellen, hat für die Verbände höhere Bedeutung als die ökologischen Nachteile des Neubaus eines Kanals. Doch die Idee ist nicht unumstritten. Manche Initiativen und Interessengemeinschaften, so die Bürgerinitiative Rettet-die-Ems, sprechen sich dagegen aus. Die Kosten und der Eingriff in die Kulturlandschaft sind aus ihrer Sicht durch die Vorteile des Kanals nicht gerechtfertigt.
Eines hat der Vorschlag bereits bewirkt: Werft, Land, Bundeswasserstraßenverwaltung, Landkreise und Verbände kamen erstmals an einem Tisch zusammen, um die Machbarkeit des Projekts zu diskutieren. Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff bezeichnete das Projekt Ems-Kanal als Alternative, die geprüft werden solle. (mha/cg) Blick auf die Ems Richtung Leer. Mehrere Kanalvarianten sind in der Diskussion.
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LEBENDIGE Flüsse
Vom Stein befreit sind Ufer und Strom Wo einst Steinquader und Beton den Rhein befestigten, schwappen jetzt die Wellen über offene Kiesbänke. Biologen vom Naturschutzbund Deutschland beleben den Rhein inmitten der Städte am Flusslauf – und schaffen damit Lebensräume für Tier und Mensch.
n Flussuferläufer und Flussregenpfeifer
sind schon mal vorbeigekommen, auch Eisvögel haben die neuen Lehmbänke am Rheinufer bei Mannheim untersucht. Zum Brüten haben sie sich zwar noch nicht entschlossen, aber „das ist eine Frage der Zeit“, sagt Volker Späth vom NABU-Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz in Bühl. Und Zeit haben Tiere und Pflanzen nun wieder am baden-württembergischen Ufer des Oberrheins. Denn Volker Späth hat Flussregenpfeifern, Weiden und Wasserkresse Raum geschaffen. Späth leitet für den Naturschutzbund Deutschland (NABU) die Renaturierung des Oberrheins in Städten. In Mannheim hat er das Ufer von 5.000 Tonnen Steinen befreien lassen, weiter südlich in Rastatt ließ er nicht nur Stein und Beton abtragen, sondern auch den Radund Wanderweg acht Meter vom Ufer ins Land verlegen. Wo sich vorher die Wellen am Stein brachen, laufen sie nun über Kies und Sand natürlich aus. „Nach dem ersten großen Hochwasser hatten wir schon eine tolle Ansiedlung“, sagt Biologe Späth. Er beobachtet, dass „die Auendynamik in vollem Gang ist.“ Mit
Mannheim: Die Reißinsel vor (oben) und nach der Renaturierung des Ufers.
auf der Homepage der DUH beworben. „Hinter Moers kommen 80 Kilometer Vogelschutzgebiet.“ Das hält Ausflügler jedoch nicht davon ab, dort zu baden und in der Sonne zu liegen. Sie stören die Flussregenpfeifer und Flussuferläufer, die dort schon lange brüten. Kommen die Erholungssuchenden mit dem Motorboot ans Ufer, wühlen sie die Kinderstube von Nordseeschnäpel und dem mühevoll angesiedelten Maifisch auf. Markgraf-Maué möchte die Besucher deswegen an die Ufer in den Städten lenken. Damit der Mensch den Rhein dort wieder schön findet, muss das Ufer aber attraktiv werden – also sollen auch in Nordrhein-Westfalen die Betonquader durch Sand ersetzt werden. Denn wenn die Wellen sachte auslaufen, fühlt sich an der Lebensader Fluss auch der Mensch wieder wohl. Doch eines ist völlig klar, sagt Markgraf-Maué: „Im Fokus bleiben Tiere und Pflanzen.“ (ufo)
anderen Worten: Pappeln und Weiden wachsen, Wasserkresse gedeiht und Laufkäfer besiedeln das naturnah gestaltete Rheinufer. Zu seiner besonderen Freude gehören auch einige der auf der Roten Liste verzeichneten Laufkäfer zu den neuen Bewohnern am Rheinufer.
Der Flussregenpfeifer legt seine Eier direkt in den Kies am Flussufer.
Naherholung mit dem Naturschutz vereinen
Naturnahe Ufer laden zum Verweilen ein. Auch Tiere und Pflanzen siedeln sich an.
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Zwischen Iffezheim bei Karlsruhe bis zur niederländischen Grenze will der NABU den Rhein innerhalb der Städte beleben. „Kurz hinter Moers ist Schluss“, sagt Klaus Markgraf-Maué von der NABU-Naturschutzstation in Kranenburg (Nordrhein-Westfalen). Er leitet das Projekt „Flussufer im urbanen Raum“, das die DUH finanziell unterstützt. Als „Lebendige Flüsse“-Partner wird das NABU-Projekt auch in Broschüren und
Förderer des Netzwerks „Lebendige Flüsse“:
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LEBENDIGE Flüsse
Ökologische Verbesserungen an kleinen Wasserkraftwerken n Wasserkraft ist eine ausgereifte Tech-
nologie, mit der in Deutschland über vier Prozent des Stroms ohne Ausstoß von CO2 erzeugt werden. Auf der anderen Seite behindern Wasserkraftwerke die Wanderungen von Fischen, verändern die Gewässerlebensräume tiefgreifend und stören Flüsse und Bäche durch die Entnahme von Wasser. Viele Fische werden außerdem von Turbinen geschädigt oder getötet.
Eine gerade erschienene Broschüre stellt die Ergebnisse dieses Projektes dar und zeigt, unter welchen Bedingungen eine anlagenübergreifende Vergütung auch heute schon möglich ist. Verfügbar unter www.lebendiger-neckar.de; Bestellungen bei der DUH (030-24 00867-0; gruenert@duh.de) (aw)
Ausschreibung Die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) vergibt 2009 zum 14. Mal den
DUHUmwelt-Medienpreis
Jugendaustausch
Internet-Seite von und für Schüler an der Elbe Fischaufstiegsanlage ohne Funktion.
Ökologische Verbesserungen bestehender Anlagen, wie zum Beispiel Fischaufstiegshilfen, sind zwar möglich, erfordern jedoch Investitionen, die Betreiber oft allein nicht leisten können. In einem Pilotprojekt am Neckar entwickelte und erprobte das Büro am Fluss in Plochingen gemeinsam mit der Deutschen Umwelthilfe ein alternatives Modell für eine Zusammenarbeit mehrerer Betreiber benachbarter kleiner Wasserkraftanlagen. Die Betreiber sollten eine erhöhte Einspeisevergütung nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) erhalten können, wenn sie gemeinsam eine Kombination von ökologischen Modernisierungsmaßnahmen an ihren Anlagen durchführen. welt 2/2009
n Tschechische und deutsche Jugendliche bauen gerade ein Internet-Portal auf. Die neue Homepage bietet den Schülern als gemeinsames Designprojekt Möglichkeiten zum Kennenlernen und zum Austausch über ein Umwelt-Tagebuch. Das Betreten der Internet-Baustelle ist erwünscht: www.youth-4-elbe.org.
Kurz vor Druck der DUHwelt trafen sich rund siebzig Schüler auch im echten Leben. Sie verbrachten vier Tage mit Lehrkräften und DUH-Mitarbeitern in einem Jugenderlebniscamp in Dessau an der Elbe. (jk)
Das Projekt wird gefördert von:
für herausragende journalistische und schriftstellerische Leistungen. Die Auszeichnung soll Ansporn und Förderung sein für Autoren und Autorinnen, die sich mit der Zukunft der Erde, mit Chancen und Risiken künftiger Entwicklungen für Mensch und Natur auseinandersetzen.
Der Preis wird an Journalisten, Filmer, Redakteure, Umweltgruppen, Autoren und Verleger in den Kategorien Printmedien (Zeitung, Zeitschrift, Buch), Hörfunk, Fernsehen und Neue Medien verliehen, die in beispielhafter Weise: n n n n
n
das Bewusstsein für Umweltgefahren schärfen, umweltbezogene Fragestellungen lösungsorientiert darstellen, Umwelt- und Naturthemen vermitteln, Handlungsanreize für den Umwelt-, Natur- und Artenschutz schaffen, Pionierleistungen im Bereich des Umwelt-, Natur- und Artenschutzes bekannt machen.
Nominierungen sind bis zum 31. August 2009 möglich. Wir danken der T-Mobile Deutschland GmbH für die Unterstützung.
Ansprechpartner:
Deutsche Umwelthilfe e.V. Erika Blank, Jürgen Resch Fritz-Reichle-Ring 4 78315 Radolfzell Tel. 07732 99 95-90, Fax -77 blank@duh.de; www.duh.de
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Naturschutz
Dem Staatswald droht der Ausverkauf Der Deutsche Wald ächzt unter den Renditeerwartungen vieler Waldeigentümer. Bleibt die Natur dabei auf der Strecke? Ein neues Bundeswaldgesetz mit „ökologischen Leitplanken“ kommt seit Jahren nicht voran.
n Wütende Waldbauern machten ihrem Unmut lauthals Luft, als Umweltminister Gabriel im letzten August den urwüchsigen Steigerwald in Franken besuchte und hielten Schilder hoch: „Totholz, Käfer und Kleingetier, zählt das mehr als die Bevölkerung hier?“ Sie befürchten, der Wald würde verkommen und wäre nichts mehr wert, wenn hier ein neuer Nationalpark entstünde. Auf über 5.000 Hektar soll der Wald wachsen, werden und vergehen dürfen, wie es ihm gefällt. Weitgehend unzerschnitten, überwiegend mit wertvollem altem Buchenwald bedeckt, bietet sich kaum ein anderes Waldgebiet in Deutschland so an, als UNESCO-Weltnaturerbe unter Schutz gestellt zu werden. So überlebten in einigen seit Jahrzehnten nicht mehr bewirtschafteten Naturwaldreservaten einzelne Urwaldreliktarten wie der Eremit (ein holzbewohnender Rosenkäfer, auch Juchtenkäfer genannt) und hochbedrohte Arten wie der Halsbandschnäpper.
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Durch den Verlust von Brutbäumen ist der Halsbandschnäpper deutschlandweit vom Aussterben bedroht.
Nationalparke bieten erwiesenermaßen auch große Chancen für den Tourismus. Und doch bleibt die Angst.
und liegendes Totholz ist Lebensraum für eine extreme Artenfülle. Für jedes Abbaustadium, für jedes Holzvolumen, für jede Gehölzart sowie für die verschiedenen Feuchtigkeits- und Temperaturverhältnisse gibt es Spezialisten. In Mitteleuropa sind allein rund 1.500 holzbewohnende Käferarten sowie 1.200 Pilze bekannt, die auf alternde Bäume oder Totholz angewiesen sind.
Naturnahe Wälder haben eine hohen Anteil an Alt- und Totholz.
Totholz ist Lebensraum für eine extreme Artenfülle Wenn naturnahe Wälder alt werden dürfen, bieten Baumriesen Spechten Platz zum Höhlenbau, die später auch von anderen Vögeln, Fledermäusen und Insekten genutzt werden. Stehendes welt 2/2009
Naturschutz Die Bundesregierung hat sich deshalb in ihrer „Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“ zum Ziel gesetzt, dass bis zum Jahr 2020 fünf Prozent der Wälder als Naturwaldreservate sich selbst überlassen bleiben, in den staatseigenen Forsten sogar zehn Prozent. Auch in den übrigen Wäldern „werden die natürlichen Prozesse zur Stärkung der ökologischen Funktionen genutzt. Alt- und Totholz sind in ausreichender Menge und Qualität vorhanden.“ Die Umsetzung allerdings kommt nicht recht voran, denn zuständig sind die Bundesländer – und dort geht es oft gar rückwärts.
Langholz liegt zum Transport bereit. Im Wald wird nicht immer nachhaltig gewirtschaftet.
Die Bundesländer bauen ökologische Standards ab In den meisten Ländern, ob in Niedersachsen, Bayern oder Brandenburg, erlebte die Forstwirtschaft in den letzten Jahren Umwälzungen wie nie zuvor. Behäbige, defizitäre Beamtenapparate wurden in schlanke, renditeorientierte Eigenbetriebe umgewandelt, Forstämter abgewickelt und Waldarbeiter entlassen. Der Druck zur Verwertung führte dazu, dass zum Beispiel Buchen kaum mehr ein Alter von 80 Jahren erreichen und uralte, von Förstergenerationen liebevoll gepflegte Altholzbestände der Motorsäge zum Opfer fallen. Die Renditeziele machen auch vor FFH-, Vogelschutzund sonstigen Naturschutzgebieten nicht halt, wo es dann zum Beispiel in Niedersachsen ausreichend sein soll, dass im Rahmen der so genannten fachgerechten Bewirtschaftung auf einem Hektar nur noch fünf alte Bäume übrig bleiben. welt 2/2009
Totholz ist auch für viele Vogelarten wie den Buntspecht Nahrungsrevier und Lebensraum.
Löcher in der Haushaltskasse werden gern durch den Verkauf von Staatswald gedeckt. Erst dieser Tage kündigte Nordrhein-Westfalen an, 2714 Hektar Staatswald loszuschlagen – überwiegend wertvolle Naturschutz- und FFHFlächen. Der regierenden CDU ist egal, wem der Wald gehört – und wie er dann bewirtschaftet wird. „Wald ist Wald“, meint der stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Szenenwechsel: In Niedersachsen soll im neuen Landeswaldgesetz jetzt praktisch jedes wirtschaftliche Interesse einen Kahlschlag erlauben. Beim Schadensausgleich für gefällte Wälder steht sogar ausdrücklich im Gesetz, dass das Alter des Waldes – anders als bisher – keine Rolle spielen darf. Umweltpolitik mit der Kettensäge – Alltag in Deutschland. Auch der Boom von „Energieholz“ für Holzpellets und Hackschnitzel hat dem deutschen Wald nicht gut getan. Es wird nicht nur deutlich mehr Holz geschlagen, sondern vielerorts auch das Restholz intensiv genutzt. Früher konnten sich diese Baumreste zersetzen und im Kreislauf des Waldes verbleiben. Mit ihnen verschwindet auch der unersetzliche Lebensraum für viele hoch spezialisierte Tiere und Pflanzen. Es drohen Nährstoffmangel und Artenarmut im Wald.
Ein neues Waldgesetz muss her Ökologische Mindeststandards für die Bewirtschaftung von Wald müssen dringend in das Bundeswaldgesetz aufgenommen werden, damit arten- und strukturreiche, naturnahe und gesunde Wälder geschaffen, die biologische Viel-
Rotbuchen werden aus Renditegründen häufig geschlagen, bevor sie Altholzbestände bilden können.
falt der Waldökosysteme erhalten und die Wälder vor Übernutzung geschützt werden. Die Große Koalition hatte bereits 2005 eine Novellierung vereinbart. Wörtlich heißt es dort, die Regierung wolle „die Inhalte einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung im Bundeswaldgesetz klarer fassen“. Geschehen ist allerdings bisher nicht viel. Anfang März haben sich CDU und SPD endlich auf einen gemeinsamen Entwurf geeinigt. Von Seiten der Länder kam aber sofort vehementer Protest gegen die Aufnahme eines grundsätzlichen Kahlschlagverzichts, den Vorrang heimischer Gehölze im Waldbau und die Erwähnung der biologischen Vielfalt als besonderem Schutzziel. Alles soll bleiben, wie es ist. Die Zeit bis zur Wahl ist knapp, denn bislang erreichte den Bundestag noch nicht einmal ein Gesetzesentwurf. (aw)
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Naturschutz
„Wir sind aufmerksamer und sensibler geworden.“ T-Mobile hat sein Engagement für den Naturschutz noch einmal verstärkt. Das Ergebnis ist der Naturschutzfonds Lebendige Wälder. Im Gespräch mit der DUHwelt erläutert Günther Ottendorfer, Geschäftsführer Technik der T-Mobile Deutschland GmbH, die Erfahrungen und Perspektiven der Zusammenarbeit seines Unternehmens mit der Deutschen Umwelthilfe. Günther Ottendorfer
n Im nächsten Jahr feiern T-Mobile Deutschland und Deutsche Umwelthilfe e.V. das 10-jährige Bestehen ihrer Kooperation. Worin liegt die Motivation Ihres Unternehmens, mit der DUH zusammenzuarbeiten?
Wir schätzen die offene, konstruktive und sachbezogene Auseinandersetzung um Umweltchancen und mögliche Umweltrisiken des Mobilfunks, über die wir mit der Deutschen Umwelthilfe regelmäßig diskutieren. Hierdurch hat T-Mobile in den letzten Jahren sehr gute Impulse und wichtige Verbesserungsvorschläge von der DUH bekommen. Gleichzeitig haben wir in dieser Zeit gemeinsam viele gute und nützliche Projekte, zum Beispiel zu Recycling oder zum Umwelt- und Naturschutz, gemeinsam initiiert und durchgeführt.
n Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Ergebnisse der Zusammenarbeit?
Wirtschaftlicher Erfolg ist für uns unmittelbar mit unserer Verantwortung für Gesellschaft und Umwelt verknüpft. Dies hat der Vorstand der Telekom im letzten Jahr unter anderem auch in seiner Entscheidung über die neue Corporate Responsibility Strategie des Unternehmens nachhaltig zum Ausdruck gebracht. Die Erwartungen an ein Unternehmen wie die Telekom hinsichtlich Verantwortung und gesellschaftlichem Engagement sind sehr hoch. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, brauchen wir die kritische Auseinandersetzung und den Blick von außen. Dabei hilft uns das Gespräch mit der DUH sehr.
Zum einen hat sich im Laufe der langjährigen Zusammenarbeit unsere „Denke“ hinsichtlich gesellschaftlicher Auswirkungen verändert, hier sind wir aufmerksamer und sensibler geworden. Dies gilt für kritische Fragen wie zum Beispiel über Auswirkungen elektromagnetischer Felder, aber auch für die Chance von Telekommunikation für einen verbesserten Klima- und Umweltschutz. So hat uns die Umwelthilfe geholfen, die kritische Position von einigen Bürgern gegenüber den Sendeanlagen unserer Netzinfrastruktur besser zu verstehen und daraus eine bessere Transparenz un-
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Gemeinsam aktiv für Lebendige Wälder: Stand von T-Mobile und DUH bei der Biodiversitätskonferenz in Bonn im Mai letzten Jahres.
seres Handelns sowie Möglichkeiten für tragfähige Kompromisse zu entwickeln. Gleichzeitig diskutieren wir aber auch gemeinsam im Bereich Chancen über konkrete innovative Lösungen, durch intelligente Telekommunikationsprodukte wie Videokonferenz oder mobile Navigation einen Beitrag zum Klimaschutz durch Vermeidung überflüssiger CO2-Emissionen zu leisten. Ein wichtiges konkretes Projekt ist unsere Zusammenarbeit beim HandyRecycling. Seit 2003 setzen sich die DUH und T-Mobile gemeinsam für die Rücknahme von gebrauchten Handys ein. Das Recycling stellt sicher, dass funktionsfähige Handys möglichst lange genutzt und wertvolle Rohstoffe wiederverwertet werden sowie keine schädwelt 2/2009
Naturschutz lichen Stoffe in die Umwelt gelangen. Tier-Telemetrie. Das Engagement von Defekte Handys werden im Rahmen T-Mobile für heimische Wälder ist zuder Aktion fachgerecht recycelt. Mit dem ein Teil unseres Beitrags für den dieser Aktion wollen wir gemeinsam Klimaschutz. mit der Umwelthilfe die Kunden und Verbraucher dafür sensibilisieren, dass n Welches besondere Interesse hat auch ein altes oder defektes Handy nicht Ihr Unternehmen am Schutz unserer nutzlos ist und schon gar nicht in den heimischen Wälder? Hausmüll gehört. Mit den Erlösen für zurückgenommene Handys unterstützt T-Mobile Umwelt- und NaturschutzproGesunde Wälder sind eine wichtige jekte der DUH. Mit Hilfe der bisheriVoraussetzung und auch ein wichtiges gen T-Mobile Spenden und Erlöse des Symbol für den Erhalt unserer natürliHandyrecyclings konnten bis heute über chen Lebensräume. Ich sehe hier eben 300 Projekte gefördert werden. T-Mobile auch eine wichtige Verantwortung von leistet damit nach meiT-Mobile. Der Betrieb ner festen Überzeugung eines Mobilfunknetzes „Der Erhalt einen wichtigen Beitrag mit mehr als 30.000 für den Erhalt natürlicher bedeutet unserer natürlichen Sendeanlagen Lebensräume und die auch einen signifikanten Artenvielfalt in Deutsch- Ressourcen muss ein Verbrauch an elektriland. scher Energie und damit gesellschaftliches Ziel Produktion von CO2. Außerdem leistet unsere mit hoher Priorität Wir verfolgen hier mit Kooperation aber auch einen wichtigen Beitrag Nachdruck das Ziel, eisein.“ für die Sensibilisierung nerseits den Bedarf an unserer eigenen Mitarbeiter zum UmEnergie so klein wie möglich zu halten weltschutz. So haben wir beispielsweise und andererseits für den verbleibenden im Jahr 2007 gemeinsam mit der DUH Anteil sinnvolle Kompensationsmaßin unserer Zentrale in Bonn sehr erfolgnahmen zu unterstützen. reich zwei „Klimatage“ für die MitarDie Einsparung von Primärenergie beiter veranstaltet und dort Informaerreichen wir durch die fortlaufende tions- und Dialogangebote gemeinsam Modernisierung unserer Systemtechnik mit Umweltschutzorganisationen, Unund intelligentere Verfahren zur Netzternehmen, öffentlichen Einrichtungen steuerung. Damit konnten wir in den wie Umweltämtern und anderen wichtiletzten Jahren bis zu 30 Prozent Energie gen „Repräsentanten für Umweltschutz“ einsparen. Den noch notwendigen Anorganisiert. teil an elektrischer Energie haben wir seit Anfang 2008 über den Erwerb von n Die DUH und T-Mobile haben Zertifikaten aus erneuerbaren Energieden Naturschutzfonds „Lebendige quellen abgedeckt. Wälder“ ins Leben gerufen, aus dem Die Gesunderhaltung der Wälder, zu in den nächsten zwei Jahren Waldproder wir mit dem Naturschutzfonds einen jekte finanziell gefördert werden. Waaktiven Beitrag leisten möchten, ist auch rum engagiert sich T-Mobile in einem aus Sicht des Klimaschutzes eine sinnThemenbereich, der nicht primär der volle ergänzende Maßnahme. Immerhin Erfüllung des Unternehmensziels dient? sind 31 Prozent der Fläche Deutschlands mit Wald bedeckt. Er ist damit ein Der neue und über zwei Jahre angewichtiger positiver Klimafaktor aufgrund setzte Naturschutzfonds ist für uns eine seiner Fähigkeit, Kohlendioxid zu binlogische Fortsetzung unseres bisherigen den und Sauerstoff zu produzieren. Engagements in diesem Bereich Naturschutz und Biodiversität. Wichtig ist Wir möchten mit unserer Förderung uns zum einen, fundierte Projekte mit ein klares Signal setzen, dass der Erhalt hoher Qualität zu fördern. Dort, wo es unserer natürlichen Ressourcen ein gefachlich Sinn macht, setzen wir auch sellschaftliches Ziel mit hoher Priorität Mobilfunktechnik ein, so im Bereich sein muss. welt 2/2009
Neue Ideen für alte Handys n Etliche Handy- und ComputerFachhändler unterstützen neuerdings den Natur- und Umweltschutz, indem sie in ihren Läden die Rücknahme von ausrangierten Handys anbieten. Für jedes Handy zahlt T-Mobile drei Euro an die DUH, die Hälfte fließt wiederum an unsere Sammelpartner zurück. Die Händler haben die Wahl, ob sie mit dem Sammelerlös laufende regionale Natur- und Umweltschutzprojekte fördern oder gar neue starten wollen.
Die Händler-Kooperation Teleprofi will künftig in über 600 Ladengeschäften für das DUH-Netzwerk Lebendige Flüsse Althandys sammeln. Im Taunus (Hessen) wird der vom Aussterben bedrohte Edelkrebs gezüchtet und soll später in Fließgewässern wieder beheimatet werden. Die Gemeinde Erlbach im Vogtland erstellt mit dem Geld Infotafeln für einen Teichlehrpfad. Händler in Joachimsthal (Brandenburg) unterstützen den Umbau eines stillgelegten Trafo-Turms im Biospährenreservat Schorfheide/ Chorin. In dem Gemäuer sollen geschützte Arten wie Fledermaus, Schleiereule und Turmfalke eine neue Heimat finden.
Der Turmfalke ist Nutznießer des Umbaus.
Über die Resonanz bei den Einzelhändlern freut sich die Fachhandelszeitschrift ChannelPartner, die im Verbund mit T-Mobile und der DUH für die verbraucherfreundlichen Rückgabemöglichkeiten geworben hatte. (cg)
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Naturschutz
Natur
Kohlekraftwerke contra
Die Konsequenzen einer verfehlten Energiepolitik reichen weit. Sie bedrohen mittelbar und unmittelbar unsere Natur.
n Schon aus Gründen des Klimaschut-
zes wäre jedes neu gebaute Kohlekraftwerk eines zuviel. Von den derzeit 29 in Deutschland geplanten Kohlemeilern sind jedoch nicht wenige auch eine direkte Bedrohung für die umgebende Natur, denn sie werden an ökologisch sensiblen, vielfach auch geschützten Standorten geplant.
Aussterben bedroht ist, den Südlichen Goldregenpfeifer (Pluvialis apricaria apricaria). Ganz in der Nähe bei Dörpen plant der Energiekonzern EnBW gemeinsam mit dem Schweizer Energieversorger BKW ein Steinkohlekraftwerk mit einer Leistung von 900 Megawatt. Wenn es nach den Investoren geht, kann das Groß-
Esterweger Dose – Wie viel Schwermetalle verträgt das Moor?
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Der Bürgerinitiative Saubere Energie Dörpen liegt ein Gutachten vor, das
N
Papenburg
NSG Wildes Moor
NSG Höveltangesche Mörte
Dörpen
bis 12
NSG Esterweger Dose 13
km
s
Das Naturschutzgebiet Esterweger Dose liegt im niedersächsischen Emsland. Trotz jahrzehntelangem Torfabbau ist es Teil des größten noch intakten Hochmoorkomplexes in Mitteleuropa. 2005 wurden hier 4.700 Hektar Moor unter Naturschutz gestellt. Abgetorfte Flächen werden nun wieder vernässt, und dank ihrer siedlungsfernen Lage können sie sich ungestört regenerieren. Etliche außergewöhnlich seltene Arten in Flora und Fauna haben überlebt. Neben Kranich, Rotschenkel, Kiebitz und Ziegenmelker beheimatet die Esterwege Dose eine Vogelart, die weltweit vom
kraftwerk schon 2013 in Betrieb gehen und würde dann jährlich bis zu 7 Millionen Tonnen Kohlendioxid ausstoßen. Zusätzlich würde noch jede Menge Feinstaub in die Luft geschleudert, mit Stickoxiden und Schwermetallen angereichert.
NSG Leegmoor
geplanter Kraftwerksstandort
Sieben Brutpaare des Südlichen Goldregenpfeifers haben bis heute ausgehalten. Ihre Nester werden mit Temperaturfühlern rund um die Uhr überwacht und sind mit Zäunen gesichert.
welt 2/2009
Naturschutz von insgesamt 425 Tonnen Staubbelastung aus dem Kraftwerk und den offen liegenden Kohlehalden ausgeht. Eine direkte Bedrohung für das empfindliche Ökosystem Moor mit seinen hochspezialisierten Pflanzengesellschaften.
Greifswalder Bodden – Kraftwerksplanung gefährdet Küstenlandschaft Der Greifswalder Bodden ist einer der Naturschätze der deutschen Ostseeküste. Seine vielgestaltige Landschaft mit Inseln, breiten Schilfgürteln, großen Flachgewässern und Steilküsten dient zahlreichen Wasservögeln als Brutund Rastgebiet. In unmittelbarer Nähe befinden sich zwei Vogelschutz- und drei FFH-Gebiete, die zum Natura 2000 Schutzgebietsnetz zählen und dem Erhalt der biologischen Vielfalt an Land und im Meer dienen sollen.
Leserbriefe n Zum Artikel „Feldhase in Bedrängnis“ in der DUHwelt 1/2009 erreichten uns folgende Zuschriften. (Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Form abzudrucken. Leserbriefe geben nicht unbedingt die Meinung der Deutschen Umwelthilfe wieder.) „Mit Verwunderung (…) las ich Ihre aufgezählten Gefährdungsbeispiele, denen sich der Feldhase ausgesetzt sieht. Von drei Punkten führen Sie als zweiten Punkt die „Zunahme an Fressfeinden vor allem die Füchse“ auf. Feldhasen stehen aber nicht auf dem Speiseplan des Fuchses. Wenn überhaupt, schlägt der Fuchs manchmal ein Kaninchen. Ansonsten sind Mäuse, vielleicht auch Ratten (wenn vorhanden), Würmer, Insekten und natürlich auch Beeren und Früchte – und menschlicher Abfall seine Hauptnahrungsquellen. Zu den Füchsen sollten Sie (…) jagdkritisch vollständig berichten. Sie vermehren sich dann, wenn und weil Jäger Jagd auf sie machen. Ehrenwert wäre es, wenn Sie diesen scheinbar paradoxen Zusammenhang von Jagd und gleichzeitiger Zunahme der Population bei Fuchs, Reh und Wildschwein (…) unvoreingenommen darstellen würden (...). Von der Grausamkeit der Jagd, also der Grausamkeit gegen das Wild, ganz zu schweigen. Nachdem Sie also die Füchse als Fressfeinde vorgestellt haben, suche ich vergeblich nach einer anderen nach dem Leben der Feldhasen trachtenden Spezies: den Jägern. Ihre Leser erfahren nichts darüber, dass die Jäger im Jahr mehr als eine halbe Million Feldhasen erschießen (…). Und das, obwohl hierfür auch bei den Feldhasen keinerlei biologische Notwendigkeit besteht. Diese Nichterwähnung, dass der Hauptfeind des Feldhasen der Mensch, nicht nur in seiner Form als Autofahrer, sondern auch in seiner grünberockten waffentragenden Form darstellt, ist schon merkwürdig.“ Peter Gernbacher, Stuttgart
Seebrücke in Lubmin.
Am Bodden liegt auch das Seebad Lubmin, etwa 15 Kilometer östlich von Greifswald. Demnächst könnte die Lubminer Heide Standort eines Steinkohlegroßkraftwerkes sein. Seit 2006 bemüht sich der dänische Investor Dong Energy um die Genehmigung für das Projekt. Die gemeinsame Bürgerinitiative gegen das Steinkohlekraftwerk in Lubmin fürchtet Beeinträchtigungen durch Feinstaub, Quecksilber und andere Schwermetalle sowie die Abwärmeeinleitung in den Greifswalder Bodden.
DUH hilft und berät Die DUH berät bundesweit Bürgerinitiativen und Kommunen und beteiligt sich mit Gutachten und Gegenkonzepten zur Energieversorgung am Widerstand gegen die geplanten Kohlekraftwerksprojekte in Deutschland. (jk) welt 2/2009
„Nach Durchlesen des Artikels: Feldhase in Bedrängnis war ich (…) fassungslos über die offensichtliche (…) einseitige (…) Recherche (…). 1. Als Gefährdungsbeispiel führen Sie als zweiten von drei Punkten den Rotfuchs auf. Wie soll der viel langsamere Rotfuchs einen bis zu 70 km/h schnellen Feldhasen erbeuten? 2. Feldhasenjungtiere werden zwar oberirdisch in einer Sasse abgelegt, sind jedoch geruchsneutral und somit für ihre Fressfeinde nicht zu wittern. 3. Somit verbleiben kranke verletzte, sehr alte oder verendete Feldhasen, die ein Fuchs fressen könnte, hierdurch wird die Verschleppung von Seuchen (Tularämie) und die Ausbreitung anderer Wildkrankheiten auf natürliche Weise verhindert. Bei verletzten/verunfallten Tieren wird ein langes schmerzvolles Leiden unterbunden. Man nennt dies alles auch natürliche Selektion. 4. Beweisen etliche Studien und Untersuchungen das die Nahrung des Rotfuchses zu 85 bis 90 Prozent aus Mäusen und Ratten besteht, weitere Nahrungsbestandteile sind Obst, Gemüse, Abfälle und Aas. Der Hauptfeind des Feldhasen war und bleibt nach wie vor der Mensch, Pestizideinsatz in der Landwirtschaft, die dadurch bedingte Ausrottung wichtiger Futterpflanzen und Kräuter, Mähtod während der Heuernte und als größtes Übel die alljährliche Jagd auf die eigentlich geschützten Feldhasen. Allein in der Jagdsaison 2007/2008 wurden in Deutschland 525.284 Feldhasen erschossen. Schade dass solche Fakten den Lesern vorenthalten wurden.“ Regina Krautwurst, Wildschutzverein KiTiNa e.V, Werl
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Naturschutz
Naturschutz, aber wo? In den Schutzgebieten, natürlich. Wichtiger aber wird es für Deutschland sein, den Naturschutz auf land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen durchzusetzen. Gastkommentar von Manfred Niekisch
n Deutschland hat keineswegs die Vorreiterrolle im Natur- und Umweltschutz, die es so gern für sich reklamiert. Es ist gerade mal Mittelmaß, was das europäische Netzwerk NATURA 2000 betrifft. Die Ergebnisse des ersten globalen Index für Umweltschutz (Environmental Performance Index, EPI) machen das Bild nicht besser: Deutschland landete hier auf Platz 22. Wir müssen heute schon davon ausgehen, dass die Ziele des Countdown 2010 zum Stopp des Artenverlustes ebenso verfehlt werden wie die der Wasserrahmenrichtlinie bis 2015. In einem so stark be- und zersiedelten Land wie Deutschland ist die Flächenkonkurrenz zwischen Land-, Forstund Energiewirtschaft, Naturschutz und Siedlungsbau der entscheidende Faktor auf dem Weg zur Nachhaltigkeit.
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Naturgüter tragen keine Preisschilder Schon die Zwischenergebnisse des „Sukhdev-Reports“*) zum Wert der biologischen Vielfalt zeigen, dass allein die ausgewiesenen Naturschutzgebiete weltweit jährlich Ökosystemleistungen (sauberes Wasser, Frischluft, Nahrungsmittel, fruchtbare Böden, Hochwasserund Erosionsschutz) im Wert von etwa 4.500 Milliarden US-Dollar erbringen – ihre Erhaltung hingegen kostete 45 Milliarden, also nur ein Prozent des Ertrags. Das ist nicht nur in Zeiten einer globalen Finanzkrise eine beachtliche Rendite. Das Fehlen von Preisschildern an Naturgütern suggeriert aber Gratisleistungen, was zu Fehlschlüssen und Marktfehlern führt. So erweisen sich Klimawandel, Umweltverschmutzung
und Artensterben als die Ergebnisse falscher ökonomischer Überlegungen. Die Notwendigkeit langfristiger und ganzheitlicher Ansätze als oberste Priorität wird in der Folge der globalen Finanzund Wirtschaftskrise plötzlich auch für Nicht-Ökologen unübersehbar.
Deutschlands Schutzgebiete – zahlreich, aber klein Deutschland hat 2,65 Prozent seiner Landesfläche unter Schutz gestellt. Dieser Anteil verteilt sich auf 14.392 Schutzgebiete unterschiedlicher Kategorien und spiegelt mehr die Zerstückelung des Raumes wider als die Repräsentativität der Ökosysteme. Zum Vergleich: Das kleine Land Honduras schützt mit weniger als einem Prozent der Anzahl deutscher Schutzgebiete, nämlich 103,
*) Auf Initiative von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel und EU-Kommissar Stavros Dimas analysiert der Wirtschaftsexperte und Mitarbeiter der welt 2/2009 Deutschen Bank, Pavan Sukhdev, den wirtschaftlichen Wert der Natur und der Artenvielfalt. Seinen Zwischenbericht legte Sukhdev im Mai 2008 vor.
Naturschutz fast doppelt so viel seiner Fläche (4,23 Prozent). Und in Tansania machen die 11 Nationalparks 3,56 Prozent der Fläche aus, die weltberühmte Ngorongoro Conservation Area und zehn weitere, teils riesige Wildtierreservate noch gar nicht eingerechnet. Deutschland kann diese Zahlen nie erreichen? Gerade deshalb brauchen wir mehr Naturschutz auf den Land- und Forstwirtschaftsflächen! Die Ökologisierung von Land- und Forstwirtschaft ist keine ganz neue Forderung, aber weit von der Realisierung entfernt. Die derzeitige Reform der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik (GAP), speziell der schrittweise (und überfällige) Wegfall der Subventionen und die Öffnung der Märkte, können deutsche Landwirte zu Konsequenzen treiben, die sich aus Naturschutzsicht kontraproduktiv auswirken, etwa hin zum verstärkten Anbau von Energiepflanzen und zum Wegfall kleinräumiger Landwirtschaftsflächen. Aktuelle Vorschläge, Grünland, das „sich nicht rechnet“, durch Kurzumtriebsplantagen zu ersetzen, gehen ebenso in die völlig falsche Richtung wie das CCS-Gesetz, nach dem Kohlendioxid unter anderem in unterirdische Räume verpresst werden soll. Die Raum- und Flächenkonkurrenz für rundum naturverträgliche, also nachhaltige Wirtschaftsweisen wird dadurch noch verschärft.
Eine neue Rolle für die Landwirte Bauernhöfe produzieren Lebensmittel, dafür gab es bisher Direktzahlungen. Wie wäre es, wenn Landschaftspflegehöfe Umweltdienstleistungen produzieren und dafür bezahlt werden? Die Früchte dieser Dienstleitungen sind – in etwas anderem Sinne – wirkliche Lebensmittel, Mittel unverzichtbar für unser Leben. Sauberes Wasser, Frischluft und fruchtbare Böden sind nicht „kostenlos“. Die Politik, eine neue Bundesregierung, muss für die Land- und Forstwirte finanzielle Anreize schaffen, die weggehen von dem konventionellen Gedanken der reinen Lebensmittelproduktion hin zur Bereitstellung dieser „public goods“, und den Einsatz der Mittel effektiv gestalten. Naturschutz ist schließlich längst nicht mehr nur der Schutz von bedrohten, schönen oder seltenen Arten und Gebieten, sondern die Sicherung der Naturgüter und damit unserer Lebensgrundlagen. Dass mit dem Konzept des Naturschutzes auch und gerade auf land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen die Vernetzung bestehender Schutzgebiete erreicht wird, ist ein gewollter Nebeneffekt. Planerisch und praktisch werden die großen Herausforderungen der Zukunft, nämlich die Produktion von Nahrungsmitteln und Biomasse, der Schutz von Klima und biologischer Vielfalt, miteinander verschnitten.
Der Alpenraum, einst eine naturnahe Kulturlandschaft, zeigt die Charakteristika von Zersiedlung und menschlicher Überformung. Blick vom Obersalzberg auf das Berchtesgadener Land.
welt 2/2009
n Prof. Dr. Manfred Niekisch leitet seit März 2008 den Frankfurter Zoo. Im selben Jahr wurde er in den Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) berufen. Der SRU berät als wissenschaftliches Gremium die Bundesregierung hinsichtlich ihrer Umweltpolitik. Zuvor hatte Niekisch über zehn Jahre die Professur Internationaler Naturschutz an der Universität Greifswald inne. Zu seinen ehrenamtlichen Tätigkeiten zählt unter anderem die Mitarbeit im Global Nature Fund als wissenschaftlicher Beirat.
Mehr Investitionen in den Naturschutz Anfang des Jahres 2009 legte Bundesumweltminister Gabriel den Umweltwirtschaftsbericht mit dem Titel „Ökologie wird zur Ökonomie des 21. Jahrhunderts“ vor. Dieser Slogan muss Gehör finden. Die Bundesregierung hat 2007 die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt beschlossen. Deren Ziele sind zu begrüßen, doch nun müssen ausreichend Mittel bereitgestellt werden, um die Ziele, die sich Deutschland selbst gesteckt hat, auch zu erreichen. Die Zeichen dafür stehen allerdings nicht gut. Im Zusammenhang mit dem unsäglichen Scheitern des Umweltgesetzbuches haben viele Bundesländer bereits Wünsche nach dem Abbau von Naturschutz-Standards geäußert, aller Vernunft und allen wirklich ökonomischen Erkenntnissen zum Trotz.
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Global Nature Fund
Hilfe für
n Der Schutz der Wildtiere in Südafrika
ist trotz der Einrichtung von Nationalparks immer noch schwierig. Wilderer, Geldnot und die Zerstörung der Lebensräume erschweren die Arbeit der Wildhüter. Die südafrikanischen Living Lakes-Partner setzen sich nun gemeinsam mit freiwilligen Helfern für den Erhalt der bedrohten Leoparden ein. Der Leopard gehört mit Büffel, Löwe, Elefant und Nashorn zu den berühmten „Big Five“ – den großen Fünf. Obwohl er bedroht ist, besitzt der Leopard nicht den höchsten Schutzstatus.
bedrohte Leoparden in Südafrika Im Zululand forschen Naturschützer jetzt für den Erhalt der Großkatzen.
Gefleckte Großkatze in Gefahr Die Zerstörung seines Lebensraums in der südafrikanischen Provinz KwaZuluNatal durch Siedlungen, Viehweiden und intensive Landwirtschaft lassen die Reviere stark schrumpfen. Die hohe Zahl der legalen Abschusslizenzen – derzeit 2.500 pro Jahr – und die Wilderei üben weiter enormen Druck auf die Bestände der Großkatzen aus. Bei einer Razzia wurden kürzlich alleine 60 Leopardenfelle aus illegaler Bejagung konfisziert.
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Die Ranger informieren Interessierte über die geplanten Schutzmaßnahmen.
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Global nature Fund Forschungsobjekt Leopard
Steckbrief: Leopard (Panthera pardus) n Einst lebte der Leopard in ganz Afrika, weiten Teilen Asiens und in Mitteleuropa. In Europa verschwand die Art bereits in der Eiszeit. In zahlreichen Regionen Afrikas und Asiens sind Leoparden gegenwärtig vom Aussterben bedroht.
Wegen ihres gefleckten Fells werden die Tiere seit Jahrzehnten bejagt. Die illegale Jagd hat zum massiven Rückgang der Bestände beigetragen. Daneben stellt die zunehmende Zerstörung der natürlichen Lebensräume heute die Hauptbedrohung für die Leoparden dar. Ihr größter Bestand lebt heute in Afrika südlich der Sahara. Leoparden jagen üblicherweise nachts, sie klettern und schwimmen gut. Ihr Beutespektrum ist breit und reicht von Insekten über Nagetiere, Antilopen, Pavianen bis hin zu Schimpansen. Je nach Nahrungsangebot umfasst ihr Revier zehn bis mehrere hundert Quadratkilometer. In der Regel bewohnen sie es als Einzelgänger. Weibliche Tiere ziehen die Jungen alleine auf und sind mit ihnen gemeinsam unterwegs.
Leoparden sind Einzelgänger, durchstreifen große Gebiete auf der Suche nach Beute und jagen häufig nachts, das macht die Kontrolle ihrer Bestände besonders schwierig. Ende der neunziger Jahre wurde der Bestand in KwaZulu-Natal auf nur noch 200 Leoparden geschätzt. Eine genaue Kenntnis der aktuellen Bestandsentwicklung und Geschlechterverteilung sowie die bevorzugten Reviere der Tiere könnten ihren Schutz optimieren. Die Northern Zululand Honorary Officers (NZHO), eine Gruppe ehrenamtlicher Ranger, initiieren daher gemeinsam mit unserem südafrikanischen Living Lakes-Partner Wildlands Conservation Trust diese Datenerhebung.
Kamerafallen für den Naturschutz Leoparden zählt man am besten mit Kamerafallen. Dazu werden an geeigneten Plätzen Kameras installiert, die selbst nachts Aufnahmen der Leoparden machen, sobald ein Tier am Auslöser vorbeiläuft. Für jeden Leopard wird anhand der Fotos ein Erkennungssteckbrief angelegt. Die Tiere sind damit identifizierbar, was zukünftig die Überwachung des lokalen Bestands erleichtert. Die Forscher erhalten Aussagen über die Tierdichte und das Verhalten der Leoparden. Mit diesen Daten können die Behörden gebietsgenau die richtige Zahl der Jagdlizenzen festlegen, die Wilderei besser kontrollieren und die Anlage von Viehweiden im Lebensraum der Leoparden steuern. So fördert diese Feldforschung ein nachhaltiges Schutzmanagement für Leoparden und andere bedrohte Tierarten, wie das Spitzmaulund das Breitmaulnashorn.
Nachhaltiges Schutzmanagement Die privaten Wildparks in Südafrika erweitern die Reviere der Leoparden und sind attraktiv für Touristen. Sind sie mit einem fachlich fundierten Schutzmanagement ausgestattet, kann das den gefährdeten Leopardenbestand nachhaltig schützen. Unser Leopardenprojekt wird nach einer Probephase gegenwärtig im Zululand Rhino Reserve, einem 23.000 Hektar großen Schutzgebiet, gestartet. Die intensive Forschungsarbeit kann nur mit Freiwilligeneinsätzen und Spenden finanziert werden. Für die nächsten 12 Monate fehlen noch 40.000 Euro für den Kauf und die Installation von Kamerafallen, die Auswertung und die Verbreitung der Forschungsergebnisse zur Umsetzung eines Schutzkonzepts sowie den Kauf und den Betrieb eines geländegängigen Fahrzeugs für die Feldforschung. Bitte helfen auch Sie mit Ihrer Spende oder mit der Leo-Patenschaft, die bedrohten Leoparden im Zululand zu schützen! Schon mit 120 Euro kann eine Kamera für die Kamerafallen angeschafft werden. (mu)
Kontrolle einer Kamerafalle.
Wasserstellen sind lebenswichtige Bestandteile in Leoparden-Revieren.
Aufgrund der Anatomie ihrer Kehle besitzen Leoparden die Fähigkeit zu brüllen. Gemeinsam mit Löwe, Tiger und Jaguar zählen sie zu den Großkatzen.
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Global Nature Fund
Atitlán-See in Guatemala ist
„Bedrohter See des Jahres 2009“
Der Schein trügt. Die malerische Kulisse des Vulkansees im Südwesten Guatemalas kann nicht mehr über die gravierenden Umweltbelastungen hinwegtäuschen, die durch ungereinigte Abwässer, wilde Müllhalden und Chemikalieneintrag aus der Landwirtschaft hervorgerufen werden. Ein Algenteppich zeigte nun deutlich die Folgen des unzureichenden Wassermanagements.
n Der Global Nature Fund (GNF) er-
nannte den Atitlán-See zum „Bedrohten See des Jahres 2009“, um auf die gravierenden Umweltprobleme aufmerksam zu machen. Im Verbund mit lokalen Organisationen fordert der GNF die Umsetzung von Schutzmaßnahmen für den Atitlán-Sees zur Verbesserung seiner Wasserqualität. Die Verschmutzung aus Landwirtschaft und Haushalten führte zu einem durch Cyanobakterien ausgelösten, großflächig auftretenden Algenteppich, der bis zu 75 Prozent der Wasseroberfläche des Sees bedeckte. Der in einem Vulkankrater liegende See ist ein wichtiger Trinkwasserspeicher, Lebensraum für Menschen und Tiere sowie attraktives Ziel für nationale und
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Die Bevölkerung am Atitlán-See leidet unter den schwierigen Umweltbedingungen.
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Global nature Fund internationale Touristen. Die ursprünglich gute Wasserqualität des Sees ist insbesondere in den Uferabschnitten in der Nähe größerer Gemeinden durch steigende Belastungen bedroht. So wurde zum Beispiel die im Oktober 2005 durch den Hurrikan „Stan“ zerstörte Kläranlage in der Stadt Panajachel nicht wieder in Betrieb genommen. Seitdem gelangen die Abwässer ungeklärt in den See. Auch der anfallende Müll wird in „wilden“ Müllhalden ohne Aufbereitung der Sickerwässer gelagert oder direkt in den See entsorgt. Der GNF unterstützt seine Partnerorganisation vor Ort, Asociación Vivamos Mejor Guatemala, bei der Umsetzung von konkreten Maßnahmen zum Schutz von Natur und Umwelt am Atitlán-See. Hierbei ist die kontinuierliche und langfristige Erfassung von Umweltdaten ein wichtiger Schritt, um das Algenwachstum zu analysieren und ihm erfolgreich entgegenzuwirken. „74 Prozent der Menschen in Guatemala leben in Armut, 34 Prozent sogar in extremer Armut. Daher ist es nicht verwunderlich, dass andere Themen, wie die Einrichtung eines Gesundheitssystems und von Schulen oftmals höhere Priorität bei der Verteilung der vorhandenen Haushaltsmittel haben. Das Algenwachstum hat große Besorgnis in der Bevölkerung ausgelöst. Wir hoffen nun, dass unsere Forderungen zur Umsetzung geeigneter Sanierungsmaßnahmen bei der nationalen Regierung endlich Gehör finden“, so Eduardo Secaira, Leiter der Asociación Vivamos Mejor Guatemala. Der Atitlán-See ist der drittgrößte Süßwassersee in Guatemala. Eingebettet zwischen einer atemberaubenden Kulisse erstreckt sich der See in einem Vulkankrater über eine Fläche von 130 Quadratkilometern. In seinem Einzugsgebiet sowie im See selbst findet man eine einzigartige biologische Vielfalt. Obwohl der See zu den touristischen Höhepunkten des Landes zählt, ist die Region eine der ärmsten in Guatemala.
Wassermanagement soll Jordan retten n Mit dem zweijährigen Forschungs-
und Kampagnenprojekt „Renaturierung des Flusssystems am Unteren Jordan“ wollen der GNF und Friends of the Earth Middle East (FoEME) zur Rettung des Jordans beitragen, dem wohl symbolträchtigsten Fluss weltweit. Dieser bildet die Grenze zwischen Israel, Jordanien und Syrien und beförderte früher jährlich etwa 1,3 Milliarden Kubikmeter Süßwasser ins Tote Meer. Heute ist es nur noch ein Zehntel davon. Der Wasserspiegel des Toten Meeres sinkt pro Jahr durchschnittlich um einen Meter. Mit dem Projekt sollen die Ursachen der Austrockung des Jordans bekämpft wer-
den. Ziel ist ein nachhaltiges Wassermanagement, welches sowohl die Bevölkerung ausreichend mit Trinkwasser versorgt als auch das notwendige Minimum an Wasser für das Ökosystem des Jordans garantiert. Israelische, jordanische und palästinensische Experten werden gemeinsam optimale Einsparmöglichkeiten in den Wirtschaftsbereichen der Anrainergebiete herausarbeiten. Der GNF beteiligt sich durch fachliche Beratung und startet eine internationale Informationskampagne zum Projekt. Förderer des Projektes sind die Stiftung Ursula Merz, USAID, Goldman Fund und Green Environment Fund. (shö)
Rettungsaktion für Delfine in Indonesien n Gute Nachrichten aus dem Maha-
kam-Feuchtgebiet! Im März gelang engagierten Helfern die Befreiung zweier Irrawaddy-Delfine – einer Mutter mit ihrem Jungen. Die beiden steckten an einer seichten Stelle im Feuchtgebiet fest. Daraufhin erfolgte eine spektakuläre Rettungsaktion, an der sich ca. 200 Einwohner unter Anleitung der lokalen Partnerorganisation des GNF, RasI, beteiligten. Damit solche Rettungsaktionen zukünftig besser organisiert werden können, soll eine Überwachungspatrouille eingerichtet werden, die frühzeitig Gefahren für den seltenen Irrawaddy-Delfin erkennt und ein schnelles Handeln ermöglicht. (shö)
Veranstaltung: Biodiversität und Finanzen n Am 24. Juni 2009 findet von 9.30 bis 17.00 Uhr im Wissenschaftszentrum Umwelt (WZU) der Universität Augsburg eine Fachveranstaltung zum Thema „Die ökonomische Bedeutung der Biodiversität im Finanzsektor“ statt. Der Verein für Umweltmanagement in
Banken, Sparkassen und Versicherungen (VfU) lädt hierzu in Kooperation mit UNEP Finance Initiative, dem Global Nature Fund und dem WZU herzlich ein. Ausführliche Informationen unter www.globalnature.org. (shö)
(bj) Living Lakes-Förderer:
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Global Nature Fund
Umstrittene Papierfabrik macht dicht Erfolg für den Naturschutz am Baikalsee. Arbeitsplätze hätten gerettet werden können.
n Mehr als vier Jahrzehnte leitete die
Zellstoff- und Papierfabrik BPPM in Baikalsk ihre anfallenden Produktions- und Abwässer ungeklärt in den Baikalsee: pro Tag ca. 100.000 Kubikmeter. Die Zellstoffproduktion belastete so den flachen südlichen Teil des Baikalsees über Jahrzehnte massiv. Der Betrieb war zwar rentabel, doch hätte die Fabrik bereits vor Jahren modernisiert werden sollen. Dabei wären auch verbesserte technische Standards zur Wasserbehandlung eingeführt worden. Den Zusagen von Firmenleitung und Regierung folgten keine Taten, so dass die Weltbank im Jahr 2005 einen millionenschweren Kredit für die Modernisierung zurückzog. Viele Jahre lang haben sich Umwelt- und Naturschutzverbände vor Ort und international dafür eingesetzt, die „Dreckschleuder“ am Baikalsee zu schließen, wenn die Umweltauflagen nicht eingehalten werden können. Für die Umsetzung eines geschlossenen Wasserkreislaufs, in dem die Produktionsflüssigkeiten vor Ort aufbereitet und wiederverwendet werden sollten, wären hohe Investitionen für Wasserbehandlungsanlagen notwendig gewesen. Bereits im Oktober 2008 wurde der Fabrikbetrieb vorübergehend eingestellt,
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im März 2009 folgte das endgültige Aus. Nun stehen 2.000 Mitarbeiter ohne Arbeit und Einkommen da, deren Arbeitsplätze durch die rechtzeitige Sanierung des Betriebes hätten erhalten werden können. Die Herausforderung ist nun, neue Arbeitsplätze in zukunftsfähigen Bereichen wie dem Ökotourismus oder einer nachhaltigen Forstwirtschaft zu schaffen. Der Baikalsee und seine Wasserqualität profitieren jedoch von der Firmenschließung. Dazu beigetragen haben die unermüdlichen Naturschützer vor Ort und
das Netzwerk Living Lakes, dem der Baikalsee seit 1999 angehört. Unsere russischen Partnerorganisationen Firn und Gran, aber auch die Spender für das Baikalprojekt freuen sich über diesen Erfolg. Die Ethikbank – eine Onlinebank für ethische und ökologische Geldanlagen – sei hier stellvertretend als Unterstützer genannt, da sie sich seit vielen Jahren als Förderer für den Schutz des Baikalsees einsetzt. (mu)
Neues Baikal-Tourismusprojekt n Mit dem neuen Projekt „Entwicklung eines sanften Tourismus in Gebieten der ethnischen Minderheiten der Baikalregion in Russland“ will der GNF die Entwicklung eines umweltfreundlichen und sozial verträglichen Tourismus und die Weiterbildung der Einheimischen im Management von Naturtourismus fördern.
Ziele des Projekts sind zum einen der Schutz der einzigartigen Landschaft mit ihren über 2.500 verschiedenen Tier- und Pflanzenarten, zum anderen die Bewahrung der Kultur der dort ansässigen Sojoten, für die der Ökotourismus eine Einkommensalternative zur illegalen Abholzung der umliegenden Wälder darstellen wird. Gefördert werden die Aktivitäten von der Stiftung Ursula Merz. (shö)
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Lebensgrundlage biologische Vielfalt: Lufthansa engagiert sich.
Lufthansa fördert bereits seit vielen Jahren die Arbeit deutscher und internationaler Umwelt- und Naturschutzorganisationen. Ziel dieses Engagements ist es, biologische Vielfalt sowie einzigartige Naturlandschaften zu bewahren. Einen Schwerpunkt hierbei bilden die Artenschutzaktivitäten des Konzerns, wobei dem Schutz bedrohter Kranicharten und ihrer Lebensräume das besondere Interesse gilt. Balance zu halten ist für uns Unternehmensverpflichtung. Mehr dazu in der Broschüre „Umweltförderung“ und im Lufthansa-Nachhaltigkeitsbericht „Balance“, abzurufen unter http://verantwortung.lufthansa.com
www.lufthansa.com welt 2/2009
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„UNBEKANNTE“ TIERARTEN
Lautloser Jäger in der Nacht Waldohreulen sind in Deutschland gar nicht so selten. Doch durch ihre perfekte Tarnung bleiben sie meist im Verborgenen. Forscher werden durch sie sogar zu detektivischer Kleinarbeit verleitet. n von Melanie Fessler
Umgebung. So lassen sich sogar komplette Mäuseskelette aus dem Gewölle rekonstruieren.
Gemeinsame Schlafplätze gesucht
n Lautlos gleitet die Waldohreule in
der Dunkelheit durch die Luft. Kein Geräusch entsteht, wenn ihre Flügel die Luft zerschneiden. So überrascht sie Mäuse, kleine Vögel und Nager. Ihre Beute greift die Eule mit den Fängen und versetzt ihr anschließend den tödlichen Schnabelhieb. Nachts jagt die Waldohreule in zwei Etappen. Die erste Jagdphase spielt sich zu Beginn der Nacht ab und dauert zwei bis drei Stunden. Danach beginnt eine Ruheperiode bis weit nach Mitternacht, an die sich eine erneute Jagdzeit bis zu Beginn der Morgendämmerung anschließt.
Im Winter verschläft die Waldohreule in kleinen Gesellschaften den Tag. Ihre Schlafplätze befinden sich nicht selten in städtischen Parks und auf Friedhöfen. Gut getarnt sitzt sie zumeist in Nadelbäumen. Oftmals werden diese Ruheplätze über lange Jahre hinweg aufgesucht. Wegen ihrer guten Tarnung ist die in Deutschland wohl häufigste Eule während ihrer Tagesruhe nicht leicht zu beobachten. Ihr rindenähnliches Gefieder schützt nicht nur vor Fressfeinden, sondern auch vor den neugierigen Blicken der Menschen. Wer dennoch das Glück hat, einen Blick auf
den Vogel zu erhaschen, erkennt ihn an den auffälligen Federohren und den orangegelben bis blutroten Augen. Die auffälligen „Ohren“ sind lediglich zwei schmückende Federbüschel und taugen nicht zum Hören. Sie geben Aufschluss über den Zustand der Eule: Wittert sie Gefahr und geht in Tarnstellung, sind die Ohren steil nach oben aufgerichtet. Im Flug und bei geringer Aufmerksamkeit sind ihre Federohren angelegt.
Treue für ein Jahr Die Balz der Eulen beginnt zeitig im Jahr. Waldohreulen leben in einer monogamen Saisonehe, in einer Brutperiode haben sie also nur einen Partner. Zum Brüten benutzen Waldohreulen alte Krähen- und Elsternester. Die Weibchen legen ab Mitte März drei bis fünf Eier. Ihre Jungen schlüpfen nach 27 bis
Gehölzgruppen und Hecken bieten den Waldohreulen Deckung.
Ihr Opfer schlingt die Waldohreule im Ganzen hinunter. Unverdauliche Nahrungsreste wie Knochen und Federn würgt sie als sogenanntes Gewölle wieder heraus. Diese Speiballen sind für Forscher ein interessantes Untersuchungsfeld, denn mit ihrer Hilfe ziehen sie Rückschlüsse auf die Kleintiere der
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„UNBEKANNTE“ TIERARTEN 28 Tagen. Das Männchen sorgt nun für Futter und bewacht die Jungvögel. Nach nur drei Wochen verlassen die sogenannten Ästlinge noch flugunfähig das Nest. Fliegen können die Jungen dann mit ungefähr fünf Wochen, sie werden von ihren Eltern aber bis zur elften Lebenswoche gefüttert.
Steckbrief: Waldohreule (Asio otus)
Aussehen Länge 36 bis 37 cm, Flügelspannweite circa 95 cm. Unterscheidet sich vom Waldkauz durch längere Flügel, Federohren und orangegelbe bis blutrote Augen. Hellbraunes Gefieder mit rindenähnlichem Muster. Eulen-Jungvögel verlassen das Nest, bevor sie fliegen können. Sie sitzen meist im Baumgeäst und werden deshalb Ästlinge genannt.
Lebensraum für Mäuse erhalten Wie bei so vielen Wildtieren gingen auch die Bestände der Waldohreulen in den letzten Jahren zurück. Die intensive Landwirtschaft macht Feldmäusen den Garaus, die wichtigste Nahrungsquelle der Waldohreule versiegt dadurch. In den monotonen Agrarlandschaften ist kein Platz für Feldgehölze, Hecken und lockere Baumgruppen. Fehlen die Nistplätze für Krähen und Greifvögel, finden auch die Waldohreulen keine ausgedienten Nester für ihre Brut. Deshalb ist der Erhalt abwechslungsreicher Lebensräume mit ausreichend Deckungsmöglichkeiten der beste Schutz für Eulen, ebenso wie für viele andere Tiere. Artenreiche Agrarlandschaften bieten ihnen genügend Nahrung und Brutplätze. Die Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen schätzt, dass in Europa ca. 200.000 Brutpaare leben. Für Deutschland wird der Bestand der Waldohreule auf rund 32.000 Exemplare geschätzt. Auf einhundert Quadratkilometer kommen drei bis einhundert Reviere der Waldohreulen. Ihre Nester liegen manchmal nur 30 bis 50 Meter auseinander. welt 2/2009
Vorkommen Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Europa über Asien bis nach Nordamerika und Nordafrika. Bewohnt aufgelockerte Landschaften mit Wald, Feldgehölzen, Gärten und Parks mit niedrigem Bewuchs. Braucht zum Ruhen und Brüten Bäume und Hecken. Laute Revierruf des Männchen ist ein dumpfes „huu“ in wiederholter Folge. Während der Balz ruf das Männchen nach Sonnenuntergang oft stundenlang. Die Antwort des Weibchens ist ein weicheres „kääch“ oder „huüüüh“. Der Bettelruf der Jungen ist ein helles „piie“. Nahrung Ernähren sich zu 80 Prozent von Feld- und Wühlmäusen, dazu kommen in kalten Wintern Kleinvögel und Kleinnager. Brutbiologie Baut keine eigenen Nester, brütet in alten Nestern von Raben, Krähen oder Elstern. Kehrt oftmals zum Vorjahresbrutplatz zurück. Nur eine Brut im Jahr. Das Weibchen legt ab März 3 bis 5 Eier, welche es allein bebrütet. Versorgung und Schutz der Jungen durch das Männchen. Die Ästlinge sind mit fünf Wochen flugfähig. Lebensweise Sammeln sich im Winter in der Nähe nahrungsreicher Lebensräume, auch in Stadtparks, Gärten und auf Friedhöfen. Jungeulen suchen sich neue Reviere. Die Alttiere verlassen ihres nur bei akutem Nahrungsmangel. Gefährdung und Schutz Hohe Verluste durch Straßenverkehr. Bestände der Waldohreule schwanken abhängig vom Nahrungsangebot an Feldmäusen, die durch intensive Landwirtschaft ausgemerzt werden. Erhalt von artenreichen Agrarlandschaften als Lebensraum ist der beste Schutz.
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energie und klima
Kleine Kommunen mit
großen Möglichkeiten Die Gemeinde Wettenberg ist Bundessieger im Wettbewerb „Klimaschutzkommune 2009“. Zusätzlich zeichnete die Deutsche Umwelthilfe zehn „Klimaschutzprojekte 2009“ aus.
n Mit ihrem jüngsten Wettbewerb unter
den deutschen Kommunen richtete sich die DUH gezielt an kleinere Städte und Gemeinden bis 20.000 Einwohner und würdigt deren Einsatz für den Klimaschutz. Beim feierlichen Abschluss des Wettbewerbs wurden am 12. Mai in Berlin insgesamt 14 Kommunen für ihr vorbildliches Engagement im kommunalen Klimaschutz ausgezeichnet. 58 Städte und Gemeinden hatten teilgenommen. Gesucht wurden neben den besten Klimaschutzkommunen in ganz Deutschland auch zehn vorbildliche Klimaschutzprojekte. Denn gerade in kleineren Kommunen spielen Einzelprojekte oftmals eine bedeutende Rolle, um den Klimaschutz vor Ort voranzubringen. Drei Beispiele sind im Folgenden dargestellt.
Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, bei der Siedlungspolitik und im Verkehrsbereich hervorragende Arbeit. Der gezielten Förderung des Radverkehrs hat sich Wettenberg bereits vor über 15 Jahren verschrieben. Das damals aufgelegte Radverkehrskonzept wird stetig umgesetzt und erweitert – so wurden beispielsweise Gefahrenstellen für Radfahrer in einer Studie identifiziert und anschließend beseitigt. Bei der Siedlungsentwicklung trumpft Wettenberg mit einem neuen Programm auf. Anhand eines Bonuspunktesystems erhalten Bauherren Vergünstigungen bei den Baupreisen, wenn sie auf Energieeffizienz und klimafreundliche Energieträger setzen. Zusätzlich bietet die Gemeinde Förderprogramme und Beratungen an. Hierbei kann sie auch von der Expertise des „Wettenberger Energiebeirates“ profitieren. Mit diesem Expertengremium, das allen Bürgerinnen und Bürgern offensteht, stellt Wettenberg bereits seit vielen Jahren unter Beweis, dass die Einbindung der Bevölkerung gerade in kleineren Kommunen eine wichtige Strategie ist, um den kommunalen Klimaschutz voranzubringen.
Wettenberg leistet Klimaschutz auf breiter Ebene und wird damit Bundessieger Die hessische Gemeinde Wettenberg hat beim diesjährigen Wettbewerb erneut unter Beweis gestellt, dass eine Kommune auf allen relevanten Gebieten des kommunalen Klimaschutzes aktiv sein kann. Die Gemeinde setzt nicht nur bei der Verankerung von Energiesparmechanismen und bei der Energieerzeugung erfolgreiche Maßnahmen um, sondern sie leistet auch im
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Austausch einer drehzahlgeregelten Heizpumpe in Wildpoldsried durch einen ortsansässigen Handwerker.
Die Wettenberger Energiegespräche.
Das „Wildpoldsrieder 1000-PumpenAustauschprogramm“ Ein in mehrfacher Hinsicht wegweisendes Projekt ist das im September 2008 gestartete „1000-Pumpen-Austauschprogramm“ der bayerischen Gemeinde Wildpoldsried. Die Gemeinde bietet dabei ihren Bürgerinnen und Bürgern einen günstigen Komplettpreis für drehzahlgeregelte Hocheffizienzpumpen und deren Einbau an, wenn sie sich zum Ausbau ihrer alten, ineffizienten Heizungspumpen entschließen. Bedingung dabei ist der Einbau durch einen ortsansässigen Handwerker, um zugleich die regionale Wertschöpfung zu steigern. Bislang konnten rund 210 Pumpen ausgetauscht werden – 18 davon in kommunalen Liegenschaften. Kaum eine Energiesparmaßnahme wirkt so effektiv wie der Austausch von Heizungspumpen: Der bisherige Erfolg entspricht einer jährlichen Einsparung von 88 Tonnen CO2. (Zum Vergleich: Das Umweltbundesamt geht von einer durchschnittlichen Emission von knapp 11 Tonnen CO2 im Jahr für jeden Deutschen aus.) Wildpoldsried hat damit bewiesen, wie man mit einfachen Mitteln viel für den kommunalen Klimaschutz erreichen kann. welt 2/2009
energie und klima Fahrradfreundliches Rommerskirchen Für den Fahrradverkehr engagiert sich Rommerskirchen in besonderem Maß. Die im Großraum Köln/Düsseldorf gelegene Gemeinde begann zunächst mit einer Analyse des lokalen Radverkehrs. Die Maßnahmenplanung und Überprüfung der Umsetzung des Radverkehrskonzepts folgten. Anschließend setzte Rommerskirchen die Pläne konsequent um: Inzwischen gibt es Fahrradwege an nahezu allen überörtlichen Straßen, Lücken im bestehenden Radwegenetz wurden geschlossen und den kommunalen Mitarbeitern stehen Dienstfahrräder zur Verfügung. Außerdem wurden Radabstellanlagen und abschließbare Fahrradboxen an allen öffentlichen Gebäuden installiert. Das Maßnahmenpaket hat dazu beigetragen, dass Rommerskirchen im Gemeindenetzwerk der „Fahrradfreundlichen Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen“ aufgenommen werden konnte. Der Wettbewerb wird von neun Organisationen unterstützt: Agentur für Erneuerbare Energien, Bundesverband Erneuerbare Energien e.V. (BEE), Deutsche Energie-Agentur (dena), Deutscher Städte- und Gemeindebund (DStGB), Grüne Liga, ICLEI – Local Governments for Sustainability, ifeu-Institut Heidelberg, InWEnt – Servicestelle Kommunen in der Einen Welt und dem KlimaBündnis e.V. (cs)
Die Sieger des Wettbewerbs „Klimaschutzkommune 2009“
n Teilnehmerklasse
5.000 bis 20.000 Einwohner
1. Wettenberg (Hessen): „Klimaschutzkommune 2009 – Bundessieger“ 2. Bad Säckingen (Baden-Württemberg) 3. Ratekau (Schleswig-Holstein)
n Teilnehmerklasse
bis 5.000 Einwohner
1. Ascha (Bayern) 2. Wildpoldsried (Bayern) 3. Merkendorf (Bayern)
n „Klimaschutzprojekte
2009“
Buttenwiesen (Bayern): Umsetzung eines lokalen Nahwärmeverbunds Dötlingen (Niedersachsen): Energieeffizientes Dötlingen Merkendorf (Bayern): Anbindung und fahrradfreundlicher Ausbau Bahnhof Triesdorf Mettlach (Saarland): Energetische Sanierung des Freibades Morbach (Rheinland-Pfalz): Morbacher Energielandschaft In Rommerskirchen stehen Fahrradboxen am Bahnhof zur Verfügung.
Neuerburg (Rheinland-Pfalz): Holzenergienutzung und energetische Sanierung in der Grundschule Körperich Pullach im Isartal (Bayern): Nutzung der Tiefengeothermie
Der Wettbewerb wurde gefördert durch:
Rommerskirchen (Nordrhein-Westfalen): Fahrradfreundliche Kommune Wiernsheim (Baden-Württemberg): Energiearbeitskreis „ExWoSt II“ Wildpoldsried (Bayern): 1000-Pumpen-Austauschprogramm
Klimaschutzinitiative der SAINT-GOBAIN ISOVER G+H AG
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energie und klima
Konjunktur durch Natur in der Bioenergieregion Bodensee Energie aus der Region für die Region. Das ist der Grundsatz eines Konzepts der Bodensee-Stiftung, das nun in ein Projekt mündet.
n Für regionale nachhaltige
Bioenergie-Strukturen wird sich die Bodensee-Stiftung in den kommenden drei Jahren einsetzen. Unterstützung für die erforderliche Kommunikationsarbeit erhält die Stiftung vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), das seit März 2009 insgesamt 25 Bioenergieregionen in Deutschland fördert.
Eine ganze Region macht mit! Die Bodensee-Stiftung setzt auf Kommunikation und Vernetzung der Akteure. Ihr Projekt Bioenergieregion beschäftigt sich im Schwerpunkt mit der Nachhaltigkeit der Bioenergie-Nutzung am Bodensee. Wie viel Mais verträgt die Region? Was müssen Anlagenbetreiber und Landwirte beachten, um nachhaltig zu wirtschaften? Eine interdisziplinäre Expertengruppe wird sich dieser Fragen annehmen. Darüber hinaus wird die Stiftung gezielt den Austausch mit der Öffentlichkeit suchen. Ein Forum für die öffentliche Debatte bietet der neue Internet-Blog der Bodensee-Stiftung: www.bodenseestiftung.org (vk)
Bisher wird der Gesamtener- Das Projektgebiet umfasst zwei Landkreise. giebedarf der Bodenseeregion fast ausschließlich aus überreBodensee-Stiftung gemeinsam mit dem gionalen Energie-Importen, nämlich Bürgerunternehmen solarcomplex AG aus fossil-atomaren Quellen gedeckt. und neuen Partnern zehn weitere BioLediglich zehn Prozent stammen aus energie-Dörfer in der Region auf den Erneuerbaren Energien. Das soll sich Weg bringen. nun ändern. Durch intelligente Abwärme-Nutzung in bestehenden Anlagen sowie neue Wie kann das Biomasse-Potenund innovative Biomasse-Kraftwerke zial optimal genutzt werden? soll bis 2030 das Biomasse-Potenzial Das Projekt wird gefördert von: Schon jetzt gibt es mehr als 60 Biogasbesser genutzt werden. Damit könnten anlagen am Bodensee. Allerdings liegt nach Berechnungen von solarcomplex der Wirkungsgrad von Biogasanlagen immerhin acht Prozent des Energieverohne Abwärme-Nutzung lediglich bei brauchs allein durch regionale Bioener40 Prozent. Die bei der Stromprodukgie gedeckt werden. tion entstehende Wärme bleibt ungenutzt. Eine sinnvolle Nutzung dieser Mit solch einer Heizzentrale können rund 100 Haushalte mit Wärme versorgt werden. Wärmeenergie kann beispielsweise durch ein Nahwärmenetz erreicht werden. Hierbei wird durch die Abwärme Wasser erhitzt und zu den angeschlossenen Gebäuden geleitet, um dort die herkömmlichen Heizungen zu ersetzen. Effizienz-Steigerungen auf bis zu 80 Prozent sind dadurch möglich. Das Modell wurde schon 2006 erfolgreich in Mauenheim, dem ersten BioenergieDorf Baden-Württembergs, eingeführt. In den nächsten drei Jahren will die
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n Der deutsche Photovoltaikherstel-
ler SolarWorld AG hat ein Sonderprogramm für Schulen gestartet. Mit einer Prämie von 2.500 Euro unterstützt er Kommunen und sonstige Schulträger, die Solarstromanlagen auf einem Schulgebäude installieren möchten. Darüberhinaus will SolarWorld die Schüler zur Auseinandersetzung mit moderner Energieerzeugung anregen. Damit das Thema in den Unterricht eingebunden werden kann, stellt das Unternehmen kostenlos Anzeigedisplays und Schulungsmaterial zur Verfügung. Mit einem speziellen Internetprogramm können die Schüler jederzeit überprüfen, wie viel Strom auf dem Dach ihrer Schule produziert und wie viel Kohlendioxidausstoß dadurch vermieden wird. In der bundesweiten gemeinsamen Kampagne SolarLokal sind SolarWorld und die Deutsche Umwelthilfe seit 2003 Partner. Die Kampagne wirbt für die Nutzung von Solarstrom in Kommunen. (jk)
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Datum, Unterschrift
37 Datum, Unterschrift DUHwelt 2/2009
energie und klima
Energieeffizienz – jetzt! Die Kampagne energieeffizienz – jetzt! zeigt auf, wie jeder seinen persönlichen Energieverbrauch senken kann – nachhaltig, kostengünstig und klimaschonend.
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Der DNR leitet und koordiniert die Aktivitäten der Kampagne energieeffizienz – jetzt! Die Kampagne wird von Wissenschaftlern des Instituts für Konsumverhalten und europäische Verbraucherpolitik der SRH Hochschule Calw begleitet. (ufo)
Die Kampagne wird gefördert durch:
B.A.U.M. unterstützt mit seinem Betrieblichen Energie-Effizienz-Programm – kurz B.E.E genannt – Unternehmen dabei, die Energiekosten dauerhaft zu senken. Mehr Informationen unter www.effizienzmanager.de. Das Öko-Institut bietet Verbrauchern auf der Seite www.ecotopten. de eine kompakte Übersicht über um-
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Die DUH wirbt für den Einsatz von Energiesparlampen zur effizienten Beleuchtung und setzt sich insbesondere für die bessere Kennzeichnung von Haushaltsgeräten ein. Denn eine Entscheidung für den Klimaschutz
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Die Kampagnenmitglieder
Der BUND fordert eine klare Kennzeichnung und strenge Höchstwerte für den Stromverbrauch von Haushaltsgeräten, Unterhaltungselektronik oder auch Heizungspumpen. Um diesen Forderungen Nachdruck zu verleihen, deckt der BUND Schwachstellen in den Sortimenten von Herstellern und Handel auf und beobachtet die Umsetzung der europäischen Ökodesign-Richtlinie.
weltfreundliche, energiesparende und kostengünstige Produkte wie Waschmaschinen, Kühlgeräte, Autos, Car Sharing oder Holzpelletheizungen. In der Marktübersicht EcoTopTen berechnet das Öko-Institut auch die jährlichen Gesamtkosten, so dass Verbraucher feststellen können, was ihre Produkte „wirklich kosten“.
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Um die langjährigen Erfahrungen und das gesammelte Wissen von Umweltschutzverbänden, Wissenschaft und Wirtschaft zusammenzuführen, starteten DNR, BUND, DUH, Öko-Institut und der Bundesdeutsche Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M) diese Kampagne.
und die Energieeffizienz von Geräten können Verbraucher beim Neukauf am besten dann treffen, wenn sie den Energieverbrauch auf einen Blick erkennen. Gesetzlich ist dies in der Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung geregelt, der die DUH zur Durchsetzung am Markt verhilft. Näheres erfahren Sie auf www.duh.de.
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n Der effiziente Einsatz von Energie ist der Schlüssel für den Schutz von Klima und Rohstoffen. Weniger Stromund Heizenergieverbrauch ist aber nicht nur mehr Klimaschutz, sondern entlastet auch entscheidend die Ausgaben – ob in Unternehmen oder in privaten Haushalten. Und viele kleine Effizienzsteigerungen führen zu den Veränderungen, die das Land gegen die Auswirkungen von wirtschaftlichen Krisen und Umweltveränderungen wappnen: Wenn Deutschland effizient beleuchtet würde, könnten drei Kraftwerke abgeschaltet werden. Doch Energiesparlampen sind nur ein Baustein für eine energieeffiziente Zukunft.
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DUHmarkt
Über ihre DUH Umweltschutz-Service GmbH vertreibt die DUH Bücher und Broschüren zur Umweltbildung. Eine kleine Auswahl stellen wir Ihnen hier vor. Das komplette Angebot – mit Postkarten, Informationsblättern und einzelnen Produkten aus unseren Kooperationsprojekten – erhalten Sie kostenlos bei der DUH Umweltschutz-Service GmbH, Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell. Die Versandkostenpauschale für die hier angebotenen Produkte beträgt 3,50.
Ihre Bestellung direkt per Telefon: 07732 9995-18
Herausforderung Klimawandel Prof. Dr. Mojib Latif, Heyne Verlag, 2007, Taschenbuch, 160 Seiten; Eine bündige Darstellung der wissenschaftlichen Grundlagen der Klimaforschung und der Prognosen für die Entwicklung des Klimas sowie Handlungsmöglichkeiten. 7,95
Bestell-Nr: 2046
„Dieser Atlas ist einzigartig. Er zeigt die globalen Wirkungen unseres Handelns, und er zeigt, wie wir anders leben, produzieren und transportieren können. Wer aktiv sein will, findet hier seine Pflichtlektüre. Gleich morgen früh.“ (Renate Künast, Bündnis 90/Die Grünen)
NEU
Atlas der Globalisierung spezial. Klima Le Monde diplomatique (Hrsg.), broschiert, 96 Seiten, über 100 farbige Karten und Schaubilder, taz Verlag, 2008 E 10,00 Bestell-Nr: 2047 Faszinierender Bildband: Pantanal – Das Herz Südamerikas
Brot und Fisch – Leben für die Ostsee Arnd Heling (Hrsg.) Sommeruniversität Ratzeburg, 2009; 288 Seiten, gebunden; 28 aktuelle Beiträge zu den Themen Landwirtschaft, Fischerei und Meeresschutz im Ostseeraum. Politische, philosophische, ethische und theologische Aspekte werden unter dem Leitmotiv „Leben für die Ostsee“ diskutiert. 19,90
Bestell-Nr: 2070
Unter Strom Ulla Gahn, Pendo Verlag, 2008, broschiert, 200 Seiten; Während andere noch über das Klima debattieren, ergreift Ulla Gahn die Initiative und organisiert Stromwechselpartys bei denen sie alle nötigen Informationen vermittelt. Ein Buch, das Mut macht und zum Mitmachen einlädt. E 16,90 welt 2/2009 Bestell-Nr: 2067
Eine Reise durch diese einzigartige Landschaft, festgehalten in großartigen Tier- und Landschaftsaufnahmen. Angelika Hofer & Günter Ziesler Tecklenborg Verlag; 140 Seiten; 136 Bilder, gebunden, Format: 30 x 24 cm, 38,50, zzgl. E 3,90 Versandkosten, Bestell-Nr: 2068
Informationsblätter: Die sechsseitigen Informationsblätter behandeln die wichtigsten Themen des Natur- und Umweltschutzes. Stückpreis 0,50 Euro, bei größeren Abnahmemengen Rabatt auf Anfrage. ● Energiesparlampen ● Treibhaus
Erde Geburt des Plopp (4-seitig) ● Amphibien ● Erfolge und Defizite im Vogelschutz ● Biber ● Eulen und Käuze ● Hornissen ● Spinnen ● Libellen ● Fledermäuse ● Rettet die Wale ● Soziale Faltenwespen ● Kleinwale in Nord- und Ostsee ● Grundwasser ● Aktion Biberschutz ● Lebendiger Neckar ● Lebendige Elbe ● Energie aus lebendigen Wäldern ● Lebendige Werra ● Lebendige Radolfzeller Aach ● Lebendige Donau ● Lebendige Weser ● Die
Ich bestelle folgende Artikel: Bestell-Nr.
Stückzahl
Vogelstimmen in Feld und Flur
CDs
CD Musikverlag Edition Ample, Heimische Vögel, 26 Fotos und ausführliche Vogelbeschreibungen, 9,90 Bestell-Nr: 4050 Ein Jahr in der Natur
CD Musikverlag Edition Ample, Pavel Pelz, Ein akustischer Spaziergang in der Natur von Januar bis Dezember, 9,90 Bestell-Nr: 4052
Absender:
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Name Straße PLZ, Ort
39 Datum/Unterschrift
An die DUH Umweltschutz-Service GmbH Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell, Fax 07732 9995-77
KREISLAUFWIRTSCHAFT
Schwermetalle am Straßenrand Die Abfallbehandlungsanlage im sächsischen Pohritzsch belastet ihre Umgebung mit giftigen Schwermetallen. Behörden bestätigen nach monatelangem Zögern die Hinweise der DUH auf Grenzwertüberschreitungen.
Grenzwerte für Cadmium und Blei wurden in den Bodenproben um mehr als das Elf- bzw. um fast das Sechsfache überschritten.
Staubbelastung durch an- und abfahrende LKW von der Anlage.
In der so genannten Immobilisierungsanlage am Ortsrand behandelt das Unternehmen S.D.R. Biotec Verfahrenstechnik GmbH gefährliche Abfälle, wie Rückstände aus Müllverbrennungsanlagen und schwermetallhaltige Abfälle. Die Anwohner dort klagen seit Jahren über die hohen Staubbelastungen durch Biotec.
n Nach langem Zögern der Behörden
haben jetzt Bodenproben des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie sowie des Landratsamtes Nordsachsen erhöhte Schwermetallbelastungen in der Umgebung einer Abfallbehandlungsanlage in Pohritzsch (Nordsachsen) nachgewiesen. Vom Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft veranlasste Staubemissionsmessungen bestätigten Grenzwertüberschreitungen für Blei und Cadmium; Überschreitungen können auch für Arsen, Nickel und Thallium nicht ausgeschlossen werden. Bereits im Februar 2008 hatte die DUH die zuständigen Behörden auf möglicherweise kontaminierte Staubbelastungen um die Behandlungsanlage für gefährliche Abfälle aufmerksam gemacht. Die wiederholten Forderungen der DUH nach Bodenanalysen ignorierte das sächsische Umweltministerium, veranlasste dann aber im September 2008 Staubmessungen in der Luft. Nachdem der DUH im Januar dieses Jahres immer noch die Messergebnisse verweigert wurden, ließ die DUH von besorgten Bürgern zugesandte Bodenproben von Straßenrändern in Wohngebieten um die Abfallbehandlungsanlage von einem akkreditierten Prüflabor analysieren. Ergebnis: Die für Wohngebiete geltenden
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Das zuständige Landratsamt wurde erst spät aktiv Erst nach der Veröffentlichung der DUH-Analyseergebnisse im März 2009 warnte das Landratsamt Nordsachsen die Anwohner vor direktem Bodenkontakt im unmittelbaren Umkreis der Abfallbehandlungsanlage und veranlasste eigene Bodenprobenahmen. Weil sie den zuständigen Behörden monatelanges Nichtstun vorwarf, hatte die DUH bereits im Februar Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den nordsächsischen Landrat Michael Czupalla und den Präsidenten der Landesdirektion Leipzig, Walter-Christian Steinbach, eingereicht.
Nach den jetzt vorgelegten Analyseergebnissen steigen die Schwermetallkonzentrationen mit der Nähe der Anlage. Zudem hat ein vom Landratsamt Nordsachsen beauftragtes Analyselabor festgestellt, dass die Schwermetalle in gebundener Form als Oxide oder Carbonate vorliegen. Solche chemischen Verbindungen treten vor allem bei Abfällen aus thermischen Prozessen auf. Also genau die Art von Abfällen, die zu einem erheblichen Teil in der Anlage verarbeitet werden. Nachdem die Schwermetallbelastungen offiziell festgestellt worden waren, prüfte das Landratsamt Nordsachsen, ob der Anlagenbetrieb der S.D.R. Biotec diffuse Emissionen in ausreichendem Maß vermeidet. Im April ordnete das Landratsamt gegenüber Biotec an, logistische Abläufe besser zu organisieren. Ob das die Staubbelastung ausreichend verringert, bleibt allerdings abzuwarten. Die DUH fordert daher, den Anlagenbetrieb zu schließen oder die Annahme von nicht geeigneten schwermetallhaltigen Abfällen einzuschränken. Bislang haben die zuständigen Behörden dieses Verlangen ignoriert – genau wie die Hinweise auf Schwermetallbelastungen vor gut einem Jahr. (tf)
Fehlbeladung eines LKW auf dem Betriebsgelände der SDR Biotec.
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KREISLAUFWIRTSCHAFT
Neue Rückgabemöglichkeiten für Energiesparlampen n Immer mehr Haushalte in Deutschland nutzen eine einfache und schnelle Methode, um Energie zu sparen: Sie ersetzen stromfressende Glühbirnen durch moderne Energiesparlampen. Doch viele wissen nicht, dass Energiesparlampen und Leuchtstoffröhren eine geringe Menge Quecksilber enthalten. Sie sind im Gebrauch völlig ungiftig, aber das Quecksilber von Altlampen muss sicher entsorgt werden, damit es nicht in die Umwelt gelangt. Deshalb müssen gebrauchte Energiesparlampen und Leuchtstoffröhren unbedingt getrennt von anderen Abfällen gesammelt werden, zum Beispiel durch Abgabe beim Wertstoffhof oder Schadstoffmobil. Da der Weg dorthin weit sein kann, versucht die DUH nun die Rücknahme verbraucherfreundlicher zu gestalten. Im Handel sollen zusätzliche Sammelstellen eingerichtet werden. Die ersten
Vertreter der Stadt Heidelberg, der Deutschen Umwelthilfe und Einzelhändler sammeln künftig gemeinsam alte Energiesparlampen.
Kooperationspartner wurden schon gefunden: In Heidelberg verpflichteten sich bereits einige Händler freiwillig, gebrauchte Energiesparlampen und
Leuchtstoffröhren zurückzunehmen. Das Pilotprojekt startete am 14. Mai mit einer Pressekonferenz im Heidelberger Rathaus. (fm)
Mehrweg ist Klimaschutz n Mit der diesjährigen Neuauflage der Kampagne „Mehrweg ist Klimaschutz“ will die Mehrweg-Allianz, bestehend aus der Deutschen Umwelthilfe und Verbänden der mehrwegorientierten Getränkewirtschaft, über 5.000 Getränkefachmärkte für den Klimaschutz gewinnen. Die Informationskampagne unterstützt Verbraucher darin, ökologisch verantwortungsbewusste Kaufentscheidungen zu treffen. Denn vor dem Getränkeregal kann jeder, der sich für regionale Qualitätsprodukte in Mehrwegflaschen entscheidet, auf einfache Weise das Klima schützen.
lich ein hohes Umweltentlastungspotential.
Durch ihre häufige Wiederbefüllung und die in der Regel kurzen Transportstrecken werden für MineralwasserMehrwegflaschen nur 50 bis 60 Prozent des Klimakillers CO2 erzeugt wie für Wasser in Einwegflaschen aus Plastik. Dies errechnete aktuell das Institut für Entsorgung und Umwelttechnik (ifeu). Mehrwegflaschen besitzen nachweis-
Auch in diesem Jahr steht ansprechendes Kampagnenmaterial der Öffentlichkeit und dem Handel kostenfrei zur Verfügung, um über die Vorteile des Mehrwegsystems zu informieren. Neue Plakate und Informationsflyer können auf der Homepage der DUH (http:// www.duh.de/1507.html) heruntergeladen werden. (tf)
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Beim Vergleich von Mehrweg und Einweg geht es nicht um die Verpackung allein, sondern um das Gesamtsystem. Mehrwegflaschen aus Glas sind Lebensgrundlage für mittelständische regionale Brauereien, Saftkeltereien oder Mineralbrunnen, welche die deutsche Getränkevielfalt ausmachen und weltweit einzigartig sind. Wer auf Mehrweg setzt, setzt auf seine Region und stärkt dort Vielfalt, Qualität und sichere Arbeitsplätze.
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VERKEHR
Die Autoindustrie unter Hochspannung Autokonzerne und Stromwirtschaft interessieren sich plötzlich für Elektromobilität. Millionen von Elektroautos sollen in wenigen Jahren durch Stadt und Land fahren, doch die meisten technischen und umweltpolitischen Fragen der elektromobilen Zukunft sind bislang ungeklärt
n Die Hoffnung der Autoindustrie sitzt
in der Steckdose. Mit Strom wollen die Autohersteller von Daimler bis Toyota die Mobilität der Zukunft vorantreiben. Sie arbeiten deswegen an marktfähigen Elektromobilen, wobei neben vielen ungeklärten Fragen zu Design, Chassis und Stromeinspeisung auch die Basis der Elektromobilität – die Batterie – noch nicht ganz ausgereift ist. Die Daimler AG und das Technologieunternehmen Evonik haben daher für die Entwicklung und Vermarktung von Akkus und Batterien für Elektrofahrzeuge zwei Gemeinschaftsunternehmen gegründet. Schon 2016 wollen sie mit den Akkus 100.000 Elektroautos ausstatten. „Aber auch mit der Batterie schafft es kein Wohnmobil über die Alpen“, sagt Andreas Gutsch, Geschäftsführer des Daimler-Evonik Unternehmens Li-Tec Battery GmbH. Die derzeitige Batterietechnik liegt nämlich weit hinter den Hoffnungen von Autofahrern und hinter den Versprechungen der Politiker, die schon in zehn Jahren eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen sehen. Selbst bei bester Technik haben die gängigen Lithium-Ionen-Batterien nur ein Hundertstel der Energiedichte von Benzin oder Diesel. Mit anderen Worten: Die bislang verfügbaren reinen Elektroautos
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fahren, als wenn ein Auto mit Verbrennungsmotor aus einem Fünf-Liter-Tank versorgt werden würde. Der versuchsweise von Daimler mit Elektromotor ausgestattete Smart verfügt daher nur über die bescheidene Leistung von 30 Kilowattstunden, die den Fahrer maximal 100 Kilometer weit bringen. Und
auch Hybrid-Fahrzeuge wie der weltweit führende Toyota Prius – also Autos mit Verbrennungs- und unterstützendem Elektromotor samt Batterie – schaffen gerade einmal zwei Kilometer mit dem reinen Elektroantrieb. Alles weitere besorgt der Ottomotor.
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel in einem Smart mit Elektroantrieb. Links im Bild: Christian Mohrdieck, Direktor Brennstoffzellen- und Batterien-Antriebsentwicklung der Daimler AG.
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verkehr Netzwerk Elektromobilität und Hybridtechnik Bevor eine erkleckliche Anzahl Elektroautos also auf hiesigen Straßen unterwegs ist, werden noch ein paar Jahre vergehen. Dennoch müssen jetzt die Anschlüsse für eine elektromobile Zukunft gelegt werden, damit das Land in einigen Jahren bereit ist. Denn gegenwärtig überwiegen die Fragen zur Elektromobilität die Antworten: Wie sehen Autos mit reinem Elektroantrieb aus? Aus welchen Materialien bestehen sie? Wie kommt der grüne Strom ins Auto?
Wie rechnet die Stromwirtschaft (siehe Kasten) ab? Und: Wie sehen Straßen und Städte aus, wenn E-Autos dort herumflitzen? Verändert sich die Mobilität im 21. Jahrhundert mit den Elektrofahrzeugen? Um die gesellschaftlichen, politischen, technischen und selbstverständlich umweltpolitischen Fragen zusammenzuführen, hat die Deutsche Umwelthilfe das Netzwerk Elektromobilität und Hybridtechnik gegründet. Seit März kommen dort Vertreter aus Wirtschaft, Umweltschutzverbänden und Politik zusammen und diskutieren über die
Chancen und Grenzen der Elektromobilität. Damit aus dem Hoffnungsträger ein nachhaltiges Fahrzeug wird. (ufo)
Die Reichweite von Elektroautos erlaubt noch keine Fahrt über die Alpen.
Speicher für Strom aus Erneuerbaren Energien n Für die Stromkonzerne sind Elek-
troautos nicht nur hervorragende Abnehmer von Strom, sondern auch fahrende Minispeicher, die überschüssige Watt bunkern und bei Bedarf wieder abgeben können. Die deutschen Stromkonzerne haben nämlich seit dem staatlich subventionierten Ausbau der Energieerzeugung aus Wind, Sonne und anderen alternativen Energien ein Problem: Sie haben in den verbrauchsarmen Zeiten wie mitten in der Nacht oder am Wochenende zuviel Strom im Netz, wenn starker Wind die Windkraftanlagen rotieren lässt. Laut Gesetz müssen die Stromversorger den erneuerbaren Energien Vorfahrt im Stromnetz geben und können gleichzeitig die Atom- und Kohlekraftwerke nicht flexibel herunterfahren, um den Stromüberschuss auszugleichen. Da sie den Strom nicht in derartigen Mengen speichern können, suchen sie händeringend nach Abnehmern. Wenn nun ein paar Millionen Elektroautos den überschüssigen Strom speichern und in hohen Verbrauchszeiten wieder ins Netz abgeben würden, hätten die Stromkonzerne das Speicherproblem zumindest teilweise gelöst. Allerdings gibt es dafür noch keine technische Lösung, die reif für den Markt ist.
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Elektromobile beim Tanken in Erlangen. Bislang fallen Elektroautos auf unseren Straßen durch ihr Design auf. Bei künftigen Modellen wird die Unterscheidung schwerer fallen.
Klimaschutzziele gelten nun auch für Abgeordneten-Dienstwagen n Die Fahrzeugflotte der Bundestags-
Abgeordneten wird auf klimafreundliche Autos umgestellt und um Elektrofahrzeuge und Fahrräder ergänzt. Die Abgeordneten-Dienstwagen dürfen zukünftig 140 Gramm CO2 pro Kilometer nicht überschreiten. Dies beschloss im April 2009 der Ältestenrat auf Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Seit 2008 gelten 140 Gramm CO2 pro Kilometer EU-weit als Zielwert für Pkw. Doch fast alle Dienstwagen von Ministern sind übermotorisiert. Die EmissionsSpitzenwerte von Politikerlimousinen liegen bei rund 280 Gramm pro Kilometer. Das sind die Ergebnisse einer
Erhebung, die die DUH im April durchführte und kurz vor dem Ältestenrat-Beschluss veröffentlichte. DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch forderte die Regierungen in Bund und Ländern auf, die wegweisende Entscheidung des Parlaments für die gesamte Fahrzeugflotte der Ministerien und öffentlichen Verwaltungen als verbindliche Vorgabe bei Neuanschaffungen zu übernehmen. Das sei das richtige Signal für die Großflotten privater Unternehmen und Autoverleiher und nicht zuletzt für die deutschen Autohersteller, so Resch. (jk)
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VERKEHR
Rußfrei fürs Klima – Kein Diesel ohne Filter! Dieselrußpartikel schaden nicht nur der menschlichen Gesundheit, sondern auch dem Klima.
n Die Eisflächen in der Arktis schmelzen
deutlich schneller als bislang angenommen. Die Folge sind unter anderem eine Freisetzung von klimaschädlichem Methan sowie ein beschleunigter Anstieg des Meeresspiegels. Der US-amerikanische Wissenschaftler James Hansen vom NASA Goddard Institute ist einer der Vorreiter bei der Erforschung der Ursachen und Folgen des Klimawandels in der Arktis. Hansen und weitere Wissenschaftler haben festgestellt, dass Dieselruß massiv zu dieser Klimaveränderung beiträgt. Die schwarzen Rußpartikel, die bei der unvollständigen Verbrennung von fossilen Brennstoffen und von Biomasse entstehen, wirken dreifach schädlich: Sie tragen zur Erwärmung der unmittelbaren Umgebung bei; sie lagern sich auf den weißen Eisflächen ab und verringern so die Reflektion des Sonnenlichtes um bis zu 40 Prozent und sie verändern die Niederschlagsverhältnisse. Hansen und seine Kollegen haben nachgewiesen, dass die Rußpartikel auf den arktischen Eisflächen vorwiegend aus Europa stammen. Der Ruß wird mit den auf der Nordhalbkugel herrschenden Windströmungen in die Arktis getragen und dort abgelagert.
Partikelfilter könnten für eine schnelle Klimaentlastung sorgen
Forderungen von BUND, NABU, VCD und DUH: n Die EU muss das verbindliche
Ziel vorgeben, Dieselruß bis 2020 um 100 Prozent zu verringern. n Die Bundesregierung muss ein
Minderungsziel für Dieselruß verabschieden. n Länder und Kommunen müssen
bei Ausschreibungen im Öffentlichen Nahverkehr anspruchsvolle Umweltstandards für Fahrzeuge verbindlich festlegen.
n Die Kommunen müssen Um-
weltzonen auch aus Klima- schutzgründen einrichten und dabei alle ungefilterten Motoren erfassen.
Auf die gesundheitsschädigende Wirkung der Rußpartikel aus Dieselmotoren haben viele deutsche Städte mit Umweltzonen reagiert. Doch der Klimakillereffekt von Dieselruß ist bislang wenig bekannt. Nun klären die Verbände mit ihrer Kampagne auf und fordern, dass sämtliche Dieselfahrzeuge mit wirksamen Partikelfiltern ausgerüstet werden. Auf politischer Ebene setzen sich die Verbände für entsprechende Regelungen ein. Im Einsatz wirksamer Partikelfilter liegt ein großes Potenzial, die negativen Folgen für die Arktis und letztendlich das Weltklima zügig zu verringern. Während CO2 eine extrem lange Verweildauer in der Atmosphäre hat, löst Dieselruß kurzfristige Klimaeffekte aus. Gegenmaßnahmen würden entsprechend schnell greifen. (ds) LKW und andere Nutzfahrzeuge haben meist keinen Dieselpartikelfilter.
NABU, BUND, VCD und Deutsche Umwelthilfe starteten im März 2009 in Berlin die gemeinsame Kampagne „Rußfrei fürs Klima“. Bei der Auftaktpressekonferenz wirkte der Klimaforscher James Hansen als prominenter Gast mit.
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umwelt erleben
Genfrei Gehen II
von Berlin über Bonn nach Brüssel Der Rapunzel Naturkost-Chef Joseph Wilhelm ruft zu einem öffentlichen Marsch für eine gentechnikfreie Welt auf.
n Mit „Genfrei Gehen“ will der Rapun-
zel-Firmengründer Joseph Wilhelm Politiker, Landwirte, Händler und Verbraucher zu einem verantwortungsvollen Umgang mit gentechnisch veränderten Nutzpflanzen auffordern. Deshalb verbindet der Marsch wichtige politische Standorte. Er beginnt am 18. Juni 2009 mit einer großen Auftaktveranstaltung in Berlin und wird voraussichtlich am 25. Juli Brüssel erreichen. Die Freude am Laufen und abendliche Informationsveranstaltungen rund um die Grüne Gentechnik in Leipzig, Weimar, Erfurt, Marburg, Bonn, Aachen und Maastricht sollen Mut machen, die Zukunft zu gestalten – ganz ohne Gentechnik. In Deutschland wurde das GentechnikGesetz 2008 novelliert. Doch beispielsweise Haftungsfragen bei Verunreinigungen gentechnikfreier Produkte durch den benachbarten Anbau von gentechnisch veränderten Nutzpflanzen oder mögliche Auswirkungen auf Schutzgebiete sind nach Meinung vieler Ökolandwirte und Naturschützer unzureichend geregelt. „Wir in Europa können und müssen darauf Einfluss nehmen, Naturschutzgebiete, empfindliche Ökosysteme und den ökologischen Landbau vor möglichen Beeinträchtigungen zu schützen, die von gentechnisch veränderten Pflanzen ausgehen können. Die viel gepriesene Koexistenz von konventioneller, ökologischer und gentechnisch veränderter Landwirtschaft gibt es nicht. Die Agro-Gentechnik schafft unumkehrbare Realitäten, deren Ernten schließlich auf unseren Tellern landen“, so Joseph Wilhelm. 2007 löste Wilhelms erste „Genfrei Gehen“-Aktion ein großes Echo aus. Über 4.000 Menschen marschierten mit ihm von der Ostsee bis an den Bodensee. Mehr als 55.000 Menschen richteten sich welt 2/2009
mit ihrer Unterschrift für eine gentechnikfreie Welt an den damaligen Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer. Rapunzel und die Deutsche Umwelthilfe sind seit 1997 über den Hand in Hand-Fonds verbunden. Der Fonds wird von Rapunzel finanziert und fördert ökologische und soziale Projekte vor allem in Süd- und Mittelamerika sowie in Asien und Afrika. (eb)
Joseph Wilhelm Biopionie
Genfrei Gehen II
r und Initiator von
Genfrei Gehen
Zeigen Sie der Gen-Lob die rote Karte - Geh by en 2. Marsch für eine gen Sie mit! von Berlin nach Brü technikfreie Welt ssel
Start 18. Juni 2009 in Berlin
Route: Berlin – Leip zig – Weimar – Marburg Bonn – Maastricht – Brüssel
Mehr Informationen unter Genfrei Gehen, RAPUNZE www.genfrei-gehen.de L NATURKOST AG, D-87764 Legau
Berlin Informationen und Anmeldungen unter: www.genfrei-gehen.de oder Tel. 08330/529-1134.
Brüssel
Umweltbildung
Der Schwarzspecht und seine Höhlen n Die Deutsche Wildtier Stiftung widmet dem Schwarzspecht eine Umweltbildungsmappe für Grundschulen. Mit Hintergrundtexten für Lehrkräfte, Malvorlagen, Lückentexten, Illustrationen, einer CD mit Spechtrufen und weiteren
Materialien vermittelt das umfangreiche Paket Wissen über Biologie und Lebensweise der größten europäischen Spechtart. Die Nachnutzer seiner Höhlen, zum Beispiel Fledermäuse, Hornissen oder Eichhörnchen und ökologische Zusammenhänge werden für Kinder anschaulich dargestellt. Die Mappe kann bestellt werden bei:
Deutsche Wildtier Stiftung Billbrookdeich 216 22113 Hamburg Tel. 040 73 339 - 1880 Info@DeWiSt.de www.DeutscheWildtierStiftung.de
20 Euro zzgl. 4,50 Euro Versand
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DUH intern Personalien
Simone Naumann wechselt zum BUND, Agnes Sauter ist neue Leiterin Verbraucherschutz
Simone Naumann n Simone Naumann, bisher Leiterin Ver-
braucherschutz bei der DUH, arbeitet seit April beim BUND Landesverband Baden-Württemberg in Stuttgart als Referentin des Geschäftsführers. Die Diplom-Umweltwissenschaftlerin hat den Bereich Verbraucherschutz seit 2005 mit aufgebaut und ab Sommer 2007 geleitet. Schwerpunkte des Bereiches liegen in der Umsetzung und Weiterentwicklung der Energiever-
brauchskennzeichnung von Pkw und Weißer Ware. Derzeit liegt ein Fokus des Verbraucherschutzbereichs auf dem bundesweiten Projekt „energieeffizienzjetzt“, welches gemeinsam mit vier anderen Verbänden bearbeitet wird. Vor ihrem Engagement im Verbraucherschutz war Simone Naumann bei der Bodensee-Stiftung für die Projekte „UNESCO-Kulturlandschaft Bodensee“ und „Fokus Natur“ angestellt. Simone Naumann übergibt den Stab an Agnes Sauter, die bisher als Persönliche Referentin von Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH, arbeitete.
Sie begleitete unter anderem die Elbebadetage in 2002 und 2005 und zahlreiche weitere Umwelt- und Naturschutzprojekte der DUH. Kooperationen mit Partnern aus der Wirtschaft sowie die Mittelbeschaffung bei Stiftungen und Behörden gehörten ebenfalls zu ihren Aufgaben. Agnes Sauter hat nun die Leitung im Bereich Verbraucherschutz übernommen und wird ihn weiter ausbauen. (mf)
Agnes Sauter, Diplom-Verwaltungswissenschaftlerin, war vor ihrem Einstieg bei der DUH Geschäftsführerin des Malteser Hilfsdienstes im Landkreis Esslingen und wechselte 1998 zur DUH. Durch ihre langjährige Tätigkeit im Büro der Bundesgeschäftsführung kennt sie alle Facetten der DUH-Verbandsarbeit.
Agnes Sauter
Zurück bei der DUH: Dr. Cornelia Ziehm n Conni Ziehm, die bereits zwischen
2005 und 2007 erfolgreich die damals neu eingerichtete VerbraucherschutzAbteilung aufgebaut hatte, ist zurück bei der DUH. Und wieder betritt sie Neuland. Die promovierte Juristin leitet seit Februar 2009 die neu geschaffene Abteilung Europäische Umweltpolitik der Deutschen Umwelthilfe. Die erneute Entscheidung der DUH für Conni Ziehm trägt der Tatsache Rechnung, dass die gesetzlichen Grundlagen für Umwelt- und Klimaschutz heute ganz wesentlich in Brüssel gelegt werden. Schon vor ihrem ersten Engagement bei der DUH, hat sich die Juristin intensiv mit europäischem Recht auseinandergesetzt und über europäisches und
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Conni Ziehm
nationales Gewässerschutzrecht promoviert. Vom ersten Tag ihres neuen Engagements an beobachtete Conni Ziehm nun den erkennbar mit heißer Nadel gestrickten Versuch der Bundesregierung, die EU-Richtlinie zur Lagerung großer
Mengen des Treibhausgases CO2 in geologischen Formationen in Deutschland umzusetzen. Nicht zuletzt aufgrund der DUH-Kritik musste die Verabschiedung eines entsprechenden Gesetzentwurfs im Kabinett mehrfach verschoben werden. Als umstritten betrachtet Conni Ziehm dabei insbesondere Haftungsfragen, im Gesetzentwurf angelegte Blockaden von Kraftwerksprojekten aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien und die nach Überzeugung der DUH gegenüber der EU-Richtlinie aufgegebene Verpflichtung der Kraftwerksbetreiber, bei allen neu zu errichtenden fossil befeuerten Kraftwerken Freiflächen für den nachträglichen Einbau der CO2Abscheidetechnik vorzuhalten. (gr) welt 2/2009
DUH Intern Personalien
Zivildienst leisten in der DUH In Deutschland gibt es über 2.000 Zivildienststellen im Naturund Umweltschutz. In der DUH leisten zurzeit zwei junge Männer ihren „Dienst an der Natur“. n Tobias Hinckeldein (22) und Johannes
Ulrich Stöcker
Ulrich Stöcker neuer Leiter Naturschutz n Ulrich Stöcker übernimmt ab Mitte
Juni die Leitung des Bereichs Naturschutz bei der Deutschen Umwelthilfe. Damit tritt er die Nachfolge seines von ihm hochgeschätzten, im August 2008 unerwartet verstorbenen Kollegen Dr. Frank Neuschulz an. Bereits als Jugendlicher engagierte sich Ulrich Stöcker für den Schutz von Fledermäusen und Vögeln. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften in Saarbrücken, Köln und Lausanne arbeitete er beim Umweltbundesamt und dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen. Zudem wirkte er als Lehrbeauftragter für Umweltrecht an der TU Berlin. 1991 wechselte Stöcker an das junge Brandenburger Umweltministerium und gestaltete eines der damals fortschrittlichsten Ländernaturschutzgesetze mit. Dort leitete er bis Juni 2009 das Referat „Grundsatz- und Rechtsfragen des Naturschutzes“. Viele der Brandenburger Erfolge in der Naturschutzpolitik sind mit seinem Namen verbunden. Sein neues Arbeitsfeld bietet ihm eine neue Herausforderung und eine Vielzahl interessanter und wichtiger Aufgaben. „Hier sehe ich Möglichkeiten, mich politisch stärker für die Erhaltung der biologischen Vielfalt und den Naturschutz als eine der wichtigsten Aufgaben unserer Zeit einzusetzen.“ (aw) welt 2/2009
gehören die Erledigung der Ein- und Ausgangspost, die Abwicklung größerer Aussendungen von Informationsmaterialien, Fahrdienste sowie diverse Lagertätigkeiten. Desweiteren unterstützen sie den EDV-Fachmann bei der Wartung und Neuinstallation von Geräten und stehen den Mitarbeitern der DUH bei großen und kleinen technischen ProTobias Hinckeldein blemen helfend zur Seite.
Blum (20) haben die DUH in Radolfzell als Zivildienststelle gewählt. Während Tobias bereits ein Studium der Betriebswirtschaftslehre abschloss, kam Johannes direkt nach dem Abitur zur Deutschen Umwelthilfe. Beide wohnen in Radolfzell und hatten ähnliche Motive bei der Wahl ihrer Einsatzstelle.
Mit den Themen Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz sowie erneuerbare Energien waren sie schon früher vertraut. Johannes arbeitete im Rahmen einer Schulprojektarbeit an dem Thema „Grüne Gentechnik – Technologie für eine nachhaltige Zukunft?“. Tobias befasste sich im Studium unter anderem mit „Nachhaltigem Wirtschaften in der Industrie“. Ihr Arbeitsalltag kommt diesen Interessen entgegen. Zu den Aufgabenbereichen der Zivildienstleistenden
Bei der Vorbereitung der bundesweiten DUH-Feinstaubkontrollen und bei öffentlichen Veranstaltungen wie der Naturbeobachtungsmesse Fokus Natur oder den Naturschutztagen in Radolfzell waren beide tatkräftig mit dabei. Ihre Aufgaben in Verwaltung und Organisation verlangen Durchsetzungsvermögen und kommunikative Fähigkeiten. Auch hier sind sich die „Zivis“ einig: „Das wird uns später im Beruf sicherlich sehr nutzen.“ Johannes Blum
(jb/th)
■ Bildnachweis: Titelseite: Waldohreule, Bildermehr/Dr. E. Nerger; S. 3: A. Busch (o), Freni/Pixelio (m), U. Steen/Pixelio (u); S. 4: O. Hahn/hahnfilm.de (o), Herrmann/Pixelio (m), NZHO (u.l.), Asociación Vivamos Mejor Guatemala (u.r.); S. 5: Gem. Rommerskirchen (o.l.), Bildermehr/Dr. E. Nerger (o.r.), Caritasverb. Frankfurt e.V. (m.r.), DUH/M. Elander (m.l.), H. Hautumm/Pixelio (u); S. 6: M. Kess (o), Caritasverb. Gladbeck e.V. (u); S. 7: S. Hofschläger/Pixelio (o), M. Baudy/Pixelio (m), M.E.E.R. e.V. (u); S. 8: Stadterneuerung Hof GmbH (o), DUH/O. Finus (u); S. 9: Huber/Pixelio (o), DUH (m), Caritasverb. Frankfurt e.V. (u); S. 10: Caritasverb. Frankfurt e.V. (o,m), Stadterneuerung Hof GmbH (u); S. 12: C. Damm/Trägerverbund Burg Lenzen e.V. (o), O. Hahn/hahnfilm.de (u); S. 13: C. Damm/Trägerverbund Burg Lenzen e.V. (o,u), DUH/F. Neuschulz (m.o.), Bildermehr/S. Ernst (m.u.); S. 14: darkness/Pixelio; S. 16: Pierroa/Pixelio (l), NABU Naturschutzstation Kranenburg e.V. (m), A. Horn (r); S. 17: Büro am Fluss e.V.; S. 18: O. Hahn/hahnfilm.de (o,m.l.,u), Bildermehr/E. Thielscher (m); S. 19: O. Hahn/hahnfilm.de (l,m), D. Damschen (r); S. 20: T-Mobile (o), DUH/ F. Neuschulz (m); S. 21: O. Hahn/hahnfilm.de; S. 22: hennesd/Pixelio (o.l.), F. Niemeyer (o.r), Bildermehr/ W. Bittmann (u); S. 23: M. Barnebeck/Pixelio; S. 24: O. Hahn/hahnfilm.de; S. 25: U. Hölzinger-Deuscher (o), M. Niekisch (u); S. 26: NZHO (o), P. Berten (u); S. 27: NZHO (o,m), S. Roth (u); S. 28: A. Beins (o), Asociación Vivamos Mejor Guatemala (u); S. 29: Yasan Konservasi RASI; S. 30: FIRN; S. 32: Bildermehr/ Dr. E. Nerger (o), O. Hahn/hahnfilm.de (u); S. 33: Bildermehr/S. Ernst; S. 34: Gem. Wettenberg (o), Gem. Wildpoldsried (u); S. 35: DUH/A. Busch (o), Gem. Rommerskirchen (u); S. 36: Solarcomplex (u); S. 38: (v.l.) A. Morlok/Pixelio, S. Hofschläger/Pixelio, DUH/S. Naumann, G. Altmann/Pixelio, M. Dumat/ Pixelio (u); S. 40: Bürgerverein Sauberes Delitzscher Land e.V. ; S. 41: Stadt Heidelberg; S. 42: K. Michel/ Pixelio (o,m), T. Trutschel/photothek.net (u); S. 43: K.-H. Liebich (o), Hartmut 910 (m), R. Sturm (u), alle Pixelio; S. 44: Bildermehr/J. Schiersmann (o), M. Hirschka/Pixelio (u); S. 45: Rapunzel Naturkost AG (o), Deutsche Wildtier Stiftung/T. Martin (u); S. 46: M. Hahn (o), F. Müller/DUH (m), B. Kleemann/DUH (u); S. 47: privat (l), J. Blum, T. Hinckeldein (r)
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Was bleibt von uns? Mit einem Legat für die Natur in Ihrem Testament hinterlässt Ihr Leben dauerhafte Spuren. Ihr Vermächtnis hilft der Deutschen Umwelthilfe für den Schutz und die Erhaltung natürlicher Lebensgrundlagen tätig zu sein.
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