DUHwelt 3/2010

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DAS MAGAZIN DER DEUTSCHEN UMWELTHILFE

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2010

Neustart für die EU-Fischerei? NRW macht Ernst mit dem Klimaschutz Keine Euphorie in Sachen Elektroautos Ein Garten für schöne Wilde und kleine Monster

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schwecke.mueller

Michael Gebert. Der engagierte Sportler überquerte die Alpen von Salzburg bis nach Monaco, ausschließlich mit dem Gleitschirm und zu Fuß.

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Wir machen Bio aus Liebe.


Auf ein Wort...

Prof. Dr. Harald Kächele Bundesvorsitzender Deutsche Umwelthilfe e.V.

Liebe Leserin, lieber Leser, „Wer zahlt, schafft an.“ So ist das eben in der Marktwirtschaft. Wer einen Auftrag erteilt, gibt auch die Richtung vor, wie der Auftrag ausgeführt werden soll. Ist doch klar, kein Thema. Oder doch? Da wurde jüngst von der Bundesregierung ein Gutachten vorgestellt, um wie viele Jahre die Laufzeiten der Atomkraftwerke in Deutschland wohl verlängert werden sollten. Vorher hatte es großes Gezerre gegeben, mit welchen Vorgaben die Gutachter zu Werke gehen sollten, nachher kam heraus, dass das, was die Koalition politisch seit langem anpeilt, aus fachlicher Sicht das sinnvollste sei. Wie schön, dass es Gutachten gibt. Dass verlängerte Laufzeiten der Atommeiler den Ausbau der Erneuerbaren Energien massiv behindern werden, steht auf einem anderen Blatt. Lesen Sie dazu mehr auf Seite 32. Noch von einem anderen Gutachten ist in dieser DUHwelt die Rede. Es handelt sich um eine so genannte Ökobilanz, die die Einwegindustrie hat erstellen lassen, um zu belegen, dass Einweggetränkeverpackungen den Mehrwegsystemen ökologisch mittlerweile ebenbürtig seien. Das sind sie nach wie vor nicht. Um dennoch zu dem gewünschten Ergebnis zu kommen, hat man den Gutachtern völlig realitätsferne Annahmen als Vorgaben ins Aufgabenheft geschrieben. Mehr zum Thema finden Sie auf Seite 40. Bei Gutachten ist es ähnlich wie mit Teilzahlungsverträgen. Es lohnt sich immer, das Kleingedruckte zu lesen. Die Deutsche Umwelthilfe tut das. Damit unsere Umwelt nicht einfach schön gerechnet wird, sondern um konkrete Verbesserungen für Natur und Umwelt durchzusetzen. Mit Ihrer Unterstützung gelingt uns das immer wieder.

Ihr

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Inhalt

2012 – Chance für eine neue EU-Fischereipolitik

DUH aktuell

n Der Kabeljaubestand in der Nordsee steht vor dem

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Deutsche Umwelthilfe fordert Abriss-Stopp beim „Stuttgart21“-Projekt

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Plastikmüll im Meer

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Zurück im Frankenwald: das Haselhuhn

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Hörner für Medizin und Schmuck?

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Naturschutztage 2011 in Radolfzell

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Die zweite Stufe des Glühlampenausstiegs ist in Kraft

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Staatliches Nichtstun gefährdet den Klimaschutz

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Impressum

Im Blickpunkt

Zusammenbruch. Wissenschaftler haben dies vorhergesagt. Doch der Raubbau an den Meeren geht weiter. Es ist höchste Zeit für Deutschland, politischen Einfluss zu nehmen.

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10 2012 - Chance für eine neue EU-Fischereipolitik 13 Verbrauchertipps für nachhaltigen Fischkauf

Naturschutz

Hoffnung für den Neckar

14 Ein Auenwaldverbund für den Bodensee

n Der Wasserhaushaltsgesetzesnovelle sei Dank! Die

15 Viel Lärm um Nichts Kranichschützer und Landwirte im Rhinluch verfolgen das Verfahren um ein Naturschutzgebiet.

Zuständigkeiten sind geklärt. Der Weg für eine ökologische Sanierung des Neckars ist frei, zumindest theoretisch. Jetzt warten alle gespannt darauf, was praktisch passiert.

Seite 18

16 Natürliches Kapital mehren Die wirtschaftliche Bedeutung der Biodiversität. 17 Deutsch-südafrikanische Kooperation für die weißen Löwen

Lebendige flüsse

18 Frischer Wind am Neckar? 19 Dem Schweinswal auf der Spur 20 Ökologischer Hochwasserschutz ist machbar 21 Camps schulen das Handeln für Nachhaltigkeit 21 Elbe-Badetage 2010

Global Nature Fund

Schöngerechnete Flaschenbilanzen n Ökobilanzen sind eine feine Sache. Sie zeigen uns, welches Produkt ökologisch vorteilhaft ist. Komplexe Berechnungen liegen jeder Ökobilanz zugrunde. Genau die kann man aber prima manipulieren.

Seite 40

22 Trinkwasser für Afrika 24 Atitlán See in Guatemala – gefährdetes Natur und Kulturerbe 25 Obstbauern schaffen Bienenweiden 26 Destination: Land der blauen Seen Sanfter Tourismus am Baikalsee? 27 Wanderausstellung Lebendige Seen Deutschland

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Inhalt

„Unbekannte“ Tierart

28 Kleiner Nerz mit großen Problemen Der Europäische Nerz lebt an naturnahen Flussläufen.

Trinkwasser für Afrika

n Sauberes Wasser ist ein Menschenrecht, sagen jetzt

auch die Vereinten Nationen. Doch nach wie vor haben große Teile der Weltbevölkerung keinen Zugang zu dem kostbaren Gut. Die Folgen sind Krankheiten und hohe Kindersterblichkeit. Mancherorts gibt es erfreuliche Perspektiven.

Seite 22

Energie und klima

30 Nordrhein-Westfalen macht Ernst mit dem Klimaschutz 31 Solarstromanlage zum Anfassen 31 Dreimal Gold für deutsche Kommunen 32 Regierung inszeniert Machtkampf um Atomkraft 34 Windstrom in der Warteschleife?

Verkehr

36 Stuttgart wird kein Luftkurort Am Neckartor in Stuttgart werden die Feinstaub-Grenzwerte zu häufig überschritten. 38 Klimaschutzpolitik auf dem Prüfstand: Noch langer Weg für die Elektroautos Standpunkt von DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch. 39 Welcher Autoreifen schont die Umwelt?

Kreislaufwirtschaft

Dicke Luft am Neckartor

40 Die Mär von der ökologischen Einwegflasche

n An der Messstelle Neckartor in der baden-württem-

41 Ökologische Abwärtsspirale – Getränkedosen sind ein Ressourcengrab

bergischen Landeshauptstadt herrscht dicke Luft. Ein echter Hot-Spot der Feinstaubbelastung. Die Bürger fragen sich, wann ihre Stadt endlich wirkungsvoll durchgreift.

41 Chemiecocktail in Lebensmitteln

Seite 36

hand in hand-fonds

42 Endlich fließendes Wasser Fortschritte an der Hekima Mädchenschule in Tansania. 43 Der Hand in Hand-Fonds steht für globale Gerechtigkeit

DUH INTERN

44 Blick hinter die Kulissen Ohne die DUH-Buchhalterinnen geht nichts. 45 DUH-Markt

menschen für natur

Garten(t)räume n Unter dem Motto: Der Garten lebt, gestaltet

Helga Thielcke ihre grüne Oase. Pflanzen ebenso wie Tiere entwickeln sich hier prächtig. Wie der Garten naturnah gestalten werden kann, verraten die Gartentipps. welt 3/2010

46 Lebens(t)raum Garten 47 DUH Naturreise 2010 nach Berlin 47 Bildnachweis

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Seite 46


DUH AKTUELL Streit um Staub

Deutsche Umwelthilfe fordert Abriss-Stopp beim „Stuttgart21“-Projekt n Die Deutsche Umwelthilfe hat das Eisenbahnbundesamt als zuständige Aufsichtsbehörde des Milliardenprojekts „Stuttgart 21“ Ende August aufgefordert, die Abrissarbeiten am umkämpften Stuttgarter Bahnhof sofort zu stoppen.

Die DUH hat den Verdacht, dass die Bahn Genehmigungsauflagen hinsichtlich der Abgasreinigung der eingesetzten Baumaschinen und Lkw entweder nicht vorgeschrieben oder darauf verzichtet hat, bei ihren Vertragspartnern die Einhaltung zu kontrollieren. Sie gefährdet so die Gesundheit tausender Bürgerinnen und Bürger, die im Stuttgarter Kessel und wegen des BahnhofsAbrisses ohnehin unter den bundesweit höchsten Feinstaubbelastungen leiden. Nach DUH-Recherchen verweigert die Bahn mit ihrem Verhalten faktisch die Einhaltung verbindlicher Auflagen im Planfeststellungsbeschluss für das Projekt „Stuttgart 21“, wonach nur Baumaschinen und Lkw zum Einsatz kommen dürfen, die entsprechend dem Stand der Technik mit Dieselpartikelfiltern ausgerüstet sind. Genau diese Anforderung fehlt jedoch anscheinend in den

Abrissarbeiten am denkmalgeschützten Seitenflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs.

Ausschreibungen für Auftragnehmer. In den öffentlich einsehbaren Vergabekriterien nennt das Unternehmen nur das „wirtschaftlich günstigste Angebot“ als ausschlaggebend für den Bauauftrag. Einer förmlichen Aufforderung zur Offenlegung der einschlägigen Ausschreibungsunterlagen nach dem Umweltinformationsgesetz hatte sich die Bahn AG unter Hinweis auf angebliche Geschäfts-

geheimnisse verweigert. Dagegen klagte die DUH beim Verwaltungsgericht Stuttgart. Die Verhandlung darüber hat das Gericht auf den 7. Oktober terminiert. Baumaschinen sind wegen der langen Laufzeiten, hohen Belastungen und großem Dieselverbrauch für rund 30 Prozent von innerstädtischen Rußemissionen verantwortlich. (jk) o

Schwer erforschbar

Plastikmüll im Meer n US-amerikanische Forscher der Sea

Education Association haben in den Jahren 1986 bis 2008 Plastikabfälle im Meer dokumentiert. Im Fachmagazin „Science“ haben sie nun ihre Ergebnisse veröffentlicht. Da weltweit immer mehr Material aus Kunststoff hergestellt wird, hatten die Forscher angenommen, von Jahr zu Jahr größere Mengen davon im Meer zu finden. Doch solch ein Trend bestätigte sich zur eigenen Überraschung des Forscherteams nicht. Das untersuchte Gebiet erstreckte sich vom westlichen Teil des Nordatlantiks bis

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zur Karibik. Mit feinmaschigen Netzen fischten die Forscher alles aus dem Meer, was größer war als 0,3 Millimeter. Dann zählten sie die Plastikteilchen in ihrem Fang. Die Sea Education Association leitet aus ihren Messungen keine gute Nachricht ab. Das gesamte Plastik im Meer sei gar nicht messbar, so lautet die Erklärung der Forscher. Der Großteil des Kunststoffmülls besteht aus kaum erfassbaren Bruchstücken, die – in immer kleinere Partikel zerfallen – schließlich durch die Maschen der Netze rutschen. Ihre

Umwelteinflüsse sind noch nicht ausreichend erforscht, beispielsweise auf die Chemie des Meerwassers. Außerdem erfassen die Forscher nur Teilchen, die an der Meeresoberfläche schwimmen. Sie befürchten, dass die mikroskopisch kleinen Bruchstücke von Meeresorganismen aufgenommen werden und so in die Nahrungskette gelangen. Gefressene Teilchen landen nicht in den Netzen der Plastik-Forscher und fehlen somit in der Statistik. (jk)

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DUH AKTUELL Charakterart

Zurück im Frankenwald: das Haselhuhn

Grausam

Hörner für Medizin und Schmuck? n In den letzten zwölf Monaten wur-

n Die Prinz Reuss’sche Forstverwaltung

Wurzbach hat im August 2010 sechs Haselhühner aus naturnaher Aufzucht im Frankenwald ausgewildert. Um das lokale Aussterben der Art zu verhindern, will die Forstverwaltung das Haselhuhn nun aktiv in das Gebiet zurückholen. Dies geschieht durch Optimierung des Lebensraumes und durch Auswilderung von Zuchttieren bzw. Umsiedlung wild lebender Tiere aus Österreich, wo heute noch größere Vorkommen zu finden sind. Ziel des Wiederansiedlungsprojekts ist es, eine vitale, sich selbst reproduzierende und sich ausdehnende Population zu schaffen. Die im Sommer 2010 frei gelassenen Vögel werden im kommenden Frühjahr geschlechtsreif sein, so dass die Wahrscheinlichkeit ihrer Fortpflanzung relativ hoch ist. Um die Vögel nach der

Termin

Naturschutztage vom 6. bis 9. Januar 2011 in Radolfzell n Die Themen sind diesmal Biodiversi-

tät, Natur- und Umweltpolitik, kommunaler Umweltschutz und internationaler Naturschutz. Beispiele aus der Praxis von Unternehmen, Landwirtschaft und Kommunen sowie Entwicklungen in der Politik werden in Vorträgen, Exkursionen und Foren vorgestellt. Die Naturschutztage werden vom NABU Baden-Württemberg veranstaltet und richten sich an haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter von Umweltverbänden. Sie werden von der DUH unterstützt. o Programm, Informationen und Anmeldung im Internet unter www.naturschutztage.de

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Das Haselhuhn fühlt sich in strukturreichen Mischwäldern wohl.

Freilassung zuordnen zu können, werden diese im Vorfeld beringt. Das Haselhuhn war eine Charakterart des Frankenwaldes. Im vergangenen Jahrhundert ist die dort lebende Population jedoch stark zurückgegangen. Das Haselhuhn ist vor allem durch Eingriffe in seinen Naturraum selten geworden. Es benötigt bunt gemischte und mehrstufige Wälder, die Deckung und Nahrung bieten. Obwohl das Haselhuhn größere Freiflächen meidet, liebt es aber lückige, durchsonnte Waldteile für die Kükenaufzucht. Aus diesem Grund realisiert die Prinz Reuss’sche Forstverwaltung Wurzbach auf einer Fläche von 2.500 Hektar bereits seit Jahren Naturschutzmaßnahmen im Rahmen ihrer naturnahen Forstwirtschaft. Das Projektgebiet ist Teil eines Europäischen Vogelschutzgebiets und des Grünen Bandes, auf dem die ehemalige deutsch-deutsche Grenze verlief, wodurch ein Biotopverbund entsteht, der für das Projekt ausgezeichnete Bedingungen schafft. (nf, us) o

den 150 Spitzmaulnashörner Opfer von Wilderern in KwaZulu (Südafrika), einem Living Lakes Projektgebiet des GNF. Die Hörner der Tiere werden abgesägt und als häufigste Grundsubstanz für die traditionelle chinesische Medizin und für die Herstellung von jemenitischen Dolchen verwendet. Auch Krebs wird in Asien mit Horn therapiert. Die wachsende Nachfrage lässt die Preise für Horn in die Höhe schnellen und lockt gut organisierte Wilderer an, die militärisch gut ausgerüstet sind. Die toten Körper der Nashörner vertrocknen dann in der Savanne. Das wollen Charmaine Veldmann und Simone Dale vom Wildlands Conversation Trust verhindern und nehmen im September 2010 an einem 90-Kilometer-Rhino-Marsch teil, um auf die verfolgten Nashörner aufmerksam zu machen und Spenden für den Nashornschutz zu sammeln. Nach Schätzungen des Wildlands Conversation Trust leben noch genau 4240 Spitzmaulnashörner in freier Wildbahn. Sie gehören zu einer der drei Nashornarten, die vom Aussterben bedroht sind. In Südafrika nimmt die Wilderei seit zwei Jahren wieder zu: 2008 wurden hier 83 Nashörner getötet, 2009 waren es bereits 122 Tiere. (cg) o Spitzmaulnashörner werden fälschlicher Weise auch Schwarze Nashörner genannt. Ihr Gegenstück, die Weißen Nashörner oder auch Breitmaulnashörner, heißen so, weil „wijde“ aus dem Afrikaans mit „white, weiß“ anstatt mit „breit“ übersetzt wurde.

Förderer: Das Projekt wird durch den „Naturschutzfonds Lebendige Wälder“ von Telekom Deutschland GmbH und Deutsche Umwelthilfe ermöglicht.

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DUH AKTUELL Neue Regeln

Potentiale verschenkt

Zweite Stufe des Glühlampenausstiegs ist in Kraft n Glühlampen und Halogenlampen mit mehr als 60 Watt dürfen EU-weit seit dem 1. September 2010 nicht mehr verkauft werden. Damit sich der Verbraucher bewusst für ein langlebiges, schadstoffarmes Produkt entscheiden. kann, ist seit dem 1. September zusätzlich eine genauere Kennzeichnung für Energiesparlampen vorgeschrieben. Einfache Anhaltspunkte sind eine lange Lebensdauer (mindestens 10.000 Stunden) und ein geringer Quecksilbergehalt. Weitere wichtige Punkte sind die Anlaufzeit, sie gibt an, wie lange es dauert, bis die Lampe hell ist sowie die Anzahl der Schaltzyklen. Je höher diese Zahl ist, desto häufiger kann die Lampe ein- und ausgeschaltet werden. Lampenhersteller müssen solche Informationen auf der Verpackung sichtbar angeben und auf frei zugänglichen Internetseiten bereit stellen.

Staatliches Nichtstun gefährdet den Klimaschutz n Geltende Klimaschutzgesetze wer-

den vielfach nicht oder nur mangelhaft umgesetzt – das hat eine Umfrage der DUH in den Bundesländern ergeben. Ein Beispiel ist der Klimaschutz im Gebäudebereich: In den Bundesländern wird die Einhaltung entscheidender gesetzlicher Vorgaben zur Sanierung von Gebäuden oder zum Einsatz Erneuerbarer Energien für die Wärmeversorgung so gut wie nicht überwacht. So werden Vorgaben der Energieeinsparverordnung nicht einmal stichprobenhaft auf ihre Einhaltung kontrolliert, obwohl diese Vorgaben in der Praxis bekanntermaßen häufig umgangen werden. Für das seit anderthalb Jahren geltende Gesetz zur Förderung Erneuerbarer Energien im Wärmebereich wurden vielfach noch nicht einmal Vollzugsbehörden benannt. DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch sieht darin System und befürchtet, dass Deutschland seine Klimaschutzziele maßgeblich auch auf Grund der bestehenden Vollzugsdefizite nicht erreichen wird: „Jedes Jahr kommen so viele Millionen Tonnen zusätzlicher Kli-

magasemissionen hinzu, die in keiner Statistik auftauchen.“ Um eine globale Erwärmung von mehr als zwei Grad Celsius noch zu verhindern, müssen die Industrienationen ihre Treibhausgasemissionen um 80 bis 95 Prozent bis 2050 reduzieren. Die Regierung aus CDU/CSU und FDP hat sich im Koalitionsvertrag zu einer Minderung der deutschen Treibhausgasemissionen bis 2020 um 40 Prozent und bis 2050 um mindestens 80 Prozent verpflichtet. „Dieses Ziel wird mit großer Wahrscheinlichkeit auch und gerade wegen bestehender Vollzugsdefizite im Bereich des Klimaschutzrechts deutlich verfehlt werden“, meint Dr. Cornelia Ziehm, Leiterin Klimaschutz und Energiewende der DUH. Die DUH fordert den Bund auf, endlich die Einhaltung seiner Gesetze und Verordnungen zu überwachen und Einfluss darauf zu nehmen, dass die Länder die Bundesgesetze dem geltenden Recht gemäß ausführen. Denn die besten Klimaschutzgesetze helfen nichts, wenn sie in der Praxis nicht umgesetzt werden. (mf) o

Unsere iPad Applikation – die elektronische Ausgabe der DUHwelt für das iPad – ist online. Sie kann über www.app-store.de kostenlos bezogen werden.

IMPRESSUM Zeitschrift für Mitglieder und Förderer der Deutschen Umwelthilfe e.V.

Inzwischen gibt es eine große Auswahl an Energiesparlampen.

In insgesamt vier Stufen bis 2012 werden alle ineffizienten Standardglühlampen und konventionelle Halogenglühlampen aus den Verkaufsregalen verbannt. Die erste Stufe, die seit 1. September 2009 gilt, umfasste ein Verkaufsverbot aller matten Glühlampen sowie klarer Glühlampen mit einer Leistung von mehr als 75 Watt. (fm) o

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■ Herausgeber: Deutsche Umwelthilfe e.V., Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732 9995-0, Fax: 07732 9995-77, www.duh.de, E-Mail: info@duh.de ■ V.i.S.d.P.: Rainer Baake, Jürgen Resch ■ Redaktion: Michael Hadamczik (mha), Jutta Kochendörfer (jk), Melanie Fessler (mf), Christine Göcke (cg) ■ Autoren: Annette Bernauer (ab), Erika Blank (eb), Nadja Falke (nf), Melanie Fessler (mf), Thomas Fischer (tf), Udo Gattenlöhner (ug) , Hanna Gersmann, Christine Göcke (cg), Annette Grass (ag) , Michael Hadamczik (mha), Marion Hammerl (mh), Silvia Jablonski (sj), Stefan Jehle, Jutta Kochendörfer (jk), Volker Kromrey (vk), Franziska Müller (fm), Jürgen Quentin (jq), Johannes Reiss, Jürgen Resch, Gerd Rosenkranz (gr), Ulrich Stöcker (us), Katja Tolkachyova (kt), Patrick Trötschler (pt), Nina Wolff (nw), Cornelia Ziehm (cz) ■ Gestaltung: Claudia Kunitzsch ■ Druck: Wachter GmbH, Bönnigheim ■ Anzeigen: Michael Hadamczik; es gilt die Anzeigenpreisliste 2010 ■ Verlag und Vetrieb: DUH Umweltschutz-Service GmbH, Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell ■ Gedruckt auf 100 % Recycling-Papier ■ Heftpreis: 1,50 Euro

■ Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft Köln (BLZ 370 205 00) 8 190 002

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IM BlickPUNKT

2012 – Chance für eine neue EU-Fischereipolitik Bislang genehmigte sich die Europäische Union einen rücksichtslosen Raubbau an den Meeren. Jedes Jahr stimmen die Mitgliedstaaten im EU-Ministerrat über Fangquoten ab, sie diskutieren Fischfangmethoden und handeln dabei oft wider jegliche ökologische Vernunft. Für 2012 hat sich die EU eine Reform ihrer Fischereipolitik vorgenommen. Dies ist eine wichtige Zielmarke für Umwelt- und Naturschutzorganisationen.

n Im Rahmen der Kampagne OCEAN2012 bündeln europaweit Verbände ihre Aktivitäten zur Reform der europäischen Fischereipolitik. Auch die DUH, Koordinatorin der Kampagne in Deutschland, verfolgt das gemeinsame Ziel einer ökologischen Neuausrichtung

der Fischerei mit allem Nachdruck. An kaum einem Beispiel lässt sich das Konzept nachhaltigen Wirtschaftens leichter nachvollziehen als an der Fischerei: Man darf den Meeren jährlich nicht mehr Exemplare eines Fischbestands entnehmen, als innerhalb eines

Gängige Fischfangtechniken nehmen Beifang in Kauf Zum Beispiel: Fische, Seevögel und Schweinswale Rückwürfe (Nichtzielarten oder nicht anlandbare, beispielsweise zu kleine Exemplare, die ins Meer zurückgeworfen werden) können bei der Schleppnetz-Fischerei bis zu 90 Prozent der gefangenen Fische ausmachen. So werden durchschnittlich 44 Prozent des Fangs der Schleppnetz-Fischerei auf Nordseegarnelen ins Meer zurückgeworfen, von denen die meisten Tiere bereits tot sind.

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Jahres wieder nachwachsen können. Um Fischereierträge langfristig zu sichern, müssen sich Fangmengen an den Reproduktionsraten orientieren – soweit ein ebenso simples wie vielfach missachtetes Gebot biologischer und wirtschaftlicher Vernunft.

Auch Vögel enden in bestimmten Netzarten als Beifang. Fischereitechnische Anpassungsmaßnahmen könnten sie davor bewahren. Stellnetze und Langleinen führen zu hohen Verlusten bei Seevögeln, die Nord- und Ostsee im Winterhalbjahr als Trottellumme beim Fischschmaus. Rastgebiete nutzen und sich tauchend von Fischen oder Bodenorganismen ernähren. Vögel verfangen sich bei ihrer Nahrungssuche in den Netwelt 3/2010


IM BLICKPUNKT Die Gemeinsame Fischereipolitik: Ein Fall von Misswirtschaft Dass die meisten bewirtschafteten Bestände in Europa dennoch überfischt sind, ist Ergebnis einer in vielfacher Hinsicht fehlgeschlagenen Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) der EU. Rechtlich verpflichtendes Ziel dieser seit 1983 existierenden Politik ist es, die Nutzung von Fischereiressourcen unter wirtschaftlich, ökologisch und sozial nachhaltigen Bedingungen zu gewährleisten. Allerdings wird den

mehr die Interessen ihrer heimischen Industrie im Blick als ein stabiles Ertragsniveau zur Versorgung der europäischen Bevölkerung. Um kurzfristig die wirtschaftliche Lebensfähigkeit von Fischereiunternehmen zu sichern, wurden über Jahre Fangquoten oberhalb der biologisch gebotenen Grenzen festgelegt – in den letzten Jahren durchschnittlich 34 Prozent über den wissenschaftlichen Empfehlungen. Die Folge: ein drastischer Rückgang der ehemals reichen Fischbestände und ein immer weniger produktiver Sektor, der weder in ökologischer, noch in wirtschaftlicher oder sozialer Hinsicht nachhaltig ausgerichtet ist. Die EU verstößt damit nicht nur gegen ihre eigenen Regeln, sondern widersetzt sich auch internationalen Verpflichtungen, etwa dem Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen.

2012: Eine Reform wider den Raubbau an den Meeren? Eine verfehlte Beihilfenpolitik und eine deutlich überdimensionierte EUFischereiflotte, Kontrolldefizite sowie der ungewollte Beifang von Nichtzielarten tragen zur Schädigung der marinen Lebenswelt durch die Fischerei bei. Zerstörerische Fischfangmethoden, wie etwa mit Grundschleppnetzen, kommen hinzu. Dabei beschränkt die EU-Fischereiflotte – die drittgrößte der Welt – ihre Aktivitäten nicht auf europäische Gewässer, sondern ist weltweit tätig. Je weiter die heimischen Bestände heruntergefischt sind, desto mehr ist die EU auf Fischimporte angewiesen. Die steigenden Einfuhren verschleiern den wahren Zustand der europäischen Fischressourcen: Der Verbraucher nimmt deren Verknappung nicht wahr.

Fischer in Südeuropa, wo die Fischerei eine hohe wirtschaftliche und soziale Bedeutung hat.

Thunfischbestände sind weltweit dramatisch eingebrochen.

ökologischen Gesichtspunkten bislang keine Priorität eingeräumt. Stattdessen hat politische Kurzsichtigkeit die europäische Fischerei in einen Krisensektor verwandelt. Zumindest einige der europäischen Fischereiminister haben bei Entscheidungen im Brüsseler Ministerrat

zen oder werden, die Beute im Schnabel, an einem der vielen Haken der teils über mehrere Hundert Meter reichenden Langleinen in die Tiefe gezogen und ertrinken. Zu ungewollten Opfern der Berufsfischerei werden so beispielsweise Lappen-, See- und Sterntaucher, Alkenvögel wie die Trottellumme, aber auch Entenarten, etwa die Eisente. Wissenschaftlichen Hochrechnungen auf der Grundlage lokaler Studien zufolge verenden in Nord- und Ostsee jährlich 100.000 bis 200.000 Seevögel allein in Stellnetzen. Global stehen inzwischen alle Albatrosarten auf den Roten Listen. Nach wie vor unzureichend schützen die bestehenden Regelungen den Schweinswal vor dem Beifangtod. Haupttodesursache welt 3/2010

für den einzigen in Nord- und Ostsee heimischen Wal ist die Stellnetzfischerei. Regelmäßig werden mehr tote Schweinswale aufgefunden als Neugeburten registriert. Ein Schutzmaßnahmenpaket für den Schweinswal, das ungefährlichere Fischfangmethoden vorschreibt, muss dringend national und international durchgesetzt werden. Toter Schweinswal mit verräterischen Netzspuren.

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IM BlickPUNKT der Fischerei: Als eines der politischen Schwergewichte hat die Bundesregierung ein erhebliches Potenzial, auf die für 2012 in der EU anstehende Reform der GFP positiven Einfluss zu nehmen. Die Stellungnahmen des zuständigen Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz deuten darauf hin, dass Deutschland in Brüssel für eine ehrgeizige Reform eintreten will, die ökologische Nachhaltigkeit als Grundlage einer wirtschaftlich und sozial nachhaltigen Entwicklung des Fischereisektors anerkennt. Auch der Sterntaucher ernährt sich von oberflächennahen Fischen.

Zumal mehr als die Hälfte des in der EU verzehrten Fischs außerhalb der EUGewässer gefangen wird, müssen die Bemühungen um eine ökologisch angepasste Fischerei weltweit zum Tragen kommen. Weit entfernte Küstengemeinschaften wie etwa in Westafrika oder gar im Indopazifik, deren Wohlergehen und Nahrungssicherheit in hohem Maße von intakten Fischbeständen abhängt, dürfen nicht durch überzogene EU-Importe in ihrer Existenz bedroht werden.

Die Meeres-Kampagne OCEAN2012 Die DUH wird sich gemeinsam mit ihren OCEAN2012-Partnerorganisationen dafür einsetzen, dass es nicht bei po-

litischen Lippenbekenntnissen bleibt. OCEAN2012 wird auf europäischer Ebene von der Pew Umweltgruppe koordiniert und ist ein Zusammenschluss von über 80 nationalen und internationalen Nichtregierungsorganisationen. Sie wollen im Rahmen der Reform der GFP Überfischung und destruktive Fischfangmethoden beenden und eine angemessene und gerechte Nutzung der Fischbestände durchsetzen. In Deutschland gehören der OCEAN2012-Kampagne folgende Organisationen an: DEEPWAVE e. V. , Gesellschaft zur Rettung der Delphine e. V., Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere e. V., M.E.E.R. e. V., Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU), Pro Wildlife e. V. , Reef Check e. V. und die DUH.

Mit dem Schleppnetz auf der Jagd nach kommerziell nutzbaren Fischen und Krebsen. Beifang wird in Kauf genommen.

Die Bundesregierung kann der Natur in den Meeren helfen Deutschland indes ist, was seine Fangflotte betrifft, mit etwas über 1.700 Fahrzeugen ein wahrhaft kleiner Fisch: Die Flotte zählt zu den zehn kleinsten der EU. Umgekehrt proportional dazu verhält sich Deutschlands politische Verantwortung für eine Neuausrichtung

Überfischung nimmt die Chance auf Fortpflanzung Zum Beispiel: Der Niedergang des Nordsee-Kabeljaus Mit ca. vier Jahren erreicht der Kabeljau die Geschlechtsreife. Das Durchschnittsalter des in der Nordsee gefangenen Kabeljaus liegt jedoch bei nur drei Jahren. Die für eine legale Anlandung oder Vermarktung zu kleinen Fische werden an Bord aussortiert. Ungenutzt werden viele tote Jungtiere zurück über Bord ins Meer geworfen, ohne sich jemals vermehrt zu haben. Allein im Jahr 2009 wurden in der EU 14.600

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Tonnen Kabeljau-Rückwürfe registriert. Zusätzlich wird mit einer hohen Dunkelziffer gerechnet. Einige Fischer nehmen nur die größten Fische mit zurück in den Hafen: So erzielen sie höhere Gewinne. Ein Desaster für den Bestand. Ausgewachsene Kabeljaue können bis 1,50 Meter Körperlänge erreichen. Doch es gibt sie kaum noch.

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IM BLICKPUNKT

„Wahrschau“ beim Fischkauf – auf Produkthinweise achten! In der Seemannssprache bedeutet „Wahrschau!“ so viel wie „Vorsicht!“ – ein Warnruf, der auch beim Kauf von Fischprodukten gilt. Eine wichtige Orientierungshilfe leisten Produkte, die mit dem MSC- oder Friend of the Sea-Siegel gekennzeichnet sind. Beide attestieren Produkten aus bestimmten Fischereien eine gewisse Nachhaltigkeit, auch wenn die Standards dieser Zertifizierungssysteme aus Sicht des Naturschutzes noch angehoben werden sollten. Die Kennzeichen der Anbauverbände Bioland und Naturland weisen auf einen hohen ökologischen Standard von Zuchtfisch hin.

Unsere liebsten Fische Seelachs, Hering, Lachs, Thunfisch und Pangasius – sie sind die liebsten Speisefische der Deutschen. Worauf ist zu achten? s

Der Kauf von Lachs aus vielen Zuchten und Fischereien ist ökologisch bedenklich. Wir raten zu einem Konsum nur von MSC- oder Bio-zertifizierten Lachsprodukten.

Der Pangasius stammt nahezu ausschließlich aus Zuchtbetrieben in Vietnam, von denen viele ökologisch unachtsam bewirtschaftet werden. Wer nicht verzichten mag: Es gibt eine Naturland-zertifizierte Aquakultur.

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Bei Treffen mit hochrangigen Mitarbeitern der Ministerien, mit Bundestagsabgeordneten und Europaparlamentariern leisten die DUH und die anderen OCEAN2012-Mitglieder wichtige Überzeugungsarbeit. In Fachgesprächen werden einzelne Aspekte der Reform auch mit Wissenschaftlern und Vertretern der Fischereiwirtschaft diskutiert. Auf die gegenüber der Fischerei äußerst empfindlichen Haiarten (siehe DUHwelt 2/2010) wird die DUH die breite Öffentlichkeit im Rahmen der Europäischen Haiwoche der Shark Alliance vom 9. bis zum 17. Oktober 2010 besonders hinweisen. (nw) o

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Eine der Kernforderungen der Kampagne lautet, den Zugang zu Fischereien an die Erfüllung ökologischer Bedingungen zu knüpfen – zum Beispiel die Verwendung von Fanggeräten, die den Beifang von Meeressäugern oder Seevögeln minimieren. OCEAN2012 setzt sich auch dafür ein, dass fischereipolitische Entscheidungen auf der jeweils richtigen Ebene – in Brüssel, Berlin oder vor Ort an den Küsten – getroffen werden. Öffentliche Mittel an die Fischereiindustrie sollen nur so eingesetzt werden, dass sie dem Allgemeinwohl dienen.

Hering aus der Nordsee darf nach gegenwärtigem Zustand der Bestände gern auf dem Teller landen. Meiden Sie aber Heringserzeugnisse aus Stellnetzfischereien. Hier kann es zu ungewollten Beifängen, auch von Schweinswalen, gekommen sein. Auf Hering aus der westlichen Ostsee sollten Sie ganz verzichten. s

So sortenrein ist der Garnelenfang nur im Handel – ein Vielfaches an ungenutztem Beifang ist der wahre Preis.

Seelachs – der Stoff, aus dem die meisten Fischstäbchen sind: Greifen Sie hier am besten zu zertifizierten Produkten!

Fangstopp an der Ladentheke Der Thunfisch ist Gegenstand eines verhängnisvollen Missverständnisses: Viele Verbraucher halten mit dem SAFE-Siegel als delfinsicher gekennzeichnete Thunfisch-Produkte für einen ökologisch besonders „korrekten“ Kauf. Die Thunfischbestände sind allerdings weltweit so dezimiert, dass aktuell vom Verzehr aller Arten – einzige Ausnahme ist der Weiße Thun – gänzlich abzuraten ist. Abschließend noch ein „Wahrschau!“ betreffend die Haie, die Urwesen der Meere. In Deutschland sind besonders „Schillerlocken“, die Bauchlappen des gefährdeten Dornhais, beliebt. Die grätenfreien Rückenstücke des Dornhais werden unter der irreführenden Bezeichnung „Seeaal“ gehandelt. In Großbritannien werden sie mitunter zu „Fish & Chips“ verarbeitet. Solange die Politik nicht durchgreift, muss hier der Fangstopp von unten erfolgen – nämlich an der Ladentheke.

Fisch und Meeresfrüchte gut informiert einkaufen

Neben den abgebildeten Siegeln helfen auch die aktuellen Einkaufstipps der Umweltorganisationen. Die DUH empfiehlt: www.wwf.de/themen/meere-kuesten/fischerei-und-fischzucht

Internet: www.ocean2012.eu

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naturschutz

Ein Auenwaldverbund für den Bodensee Auen sind einzigartige Lebensräume: In ihrer reichhaltigen Pflanzen- und Tierwelt finden sich besonders viele seltene und sogar bedrohte Arten wie Biber, Pirol und Eisvogel. Die feuchten Wälder wurden jedoch stark zurückgedrängt und leiden vielerorts unter den Einflüssen intensiver Landwirtschaft in unmittelbarer Nachbarschaft.

n Am gesamten Bodensee und seinen

Zuflüssen sind zusammengenommen gerade einmal 60 Hektar Auenwaldreste verblieben, das ist die Fläche von rund 84 Fußballfeldern. Nicht nur für den Acker- und Obstbau, sondern auch für andere Nutzungen sind die wassernahen Flächen ausgesprochen attraktiv. Wohnsiedlungen, Gewerbegebiete sowie Erholungsnutzung verändern die kostbaren Flächen erheblich. Die Bodensee-Stiftung will deshalb einen Auenwaldverbund rund um den See schaffen. Sie hat sechs Gebiete mit vielversprechendem Renaturierungspotential ausgewählt, die in allen drei Seeanrainerstaaten liegen – Deutschland, Schweiz und Österreich. Gemeinsam mit den Behörden und Gemeinden erarbeiteten die Stiftung und Landschaftsplanungsbüros ein Auenentwicklungskonzept. Die Planungsbüros erfassten im Auftrag der Bodensee-Stiftung den derzeitigen Zustand der Projektgebiete und schlugen Pflanz-, Bau- oder sonstige Gestaltungsmaßnahmen vor. Detailpläne und Kostenschätzungen

liegen vor, womit eine umfassende und fachlich abgesicherte Grundlage zur Verfügung steht.

Das Ziel: Quantität und Qualität Die Auenwaldfragmente sollen gesichert und qualitativ verbessert werden. Der Schlüssel hierfür liegt in der Dynamisierung der Flüsse und Bäche. Strömungslenker aus Baumstämmen und Steinen sorgen für neue Angriffspunkte an den Ufern und dafür, dass das Gewässer neue Mäanderstrukturen bildet. Auch umgestürzte Bäume, die im Fluss belassen werden, können diese Funktion erfüllen. Verbauungen in Mündungsbereichen werden entfernt, so dass die Ufer und ihr Bewuchs wieder dem Ursprungszustand nahe kommen. Am Gewässerverlauf werden Terrassen im Uferbereich angelegt, die regelmäßig überschwemmt werden und ideale Keimbedingungen für Silberweiden bieten. Mancherorts müssen zunächst standortfremde Bäume, wie etwa Hybridpappeln, gerodet werden. Außer-

An den Bodenseezuflüssen ist intakter Auenwald rar geworden.

Biber sind schwer zu beobachten. Doch ihre Fraßspuren lassen sich eindeutig zuordnen.

dem sollen die verbliebenen AuenwaldTeilstücke durch kleinflächige Pflanzungen von Hartholzauenarten wie Eiche, Esche, Wildobst vernetzt werden. Derzeit prüfen die Projektpartner den nächsten Schritt: die Umsetzung und deren Finanzierung. Damit die Bevölkerung das Vorhaben kennen lernt, bevor die Baumaschinen kommen, bieten die Projektpartner Vorträge, eine Wanderausstellung und Führungen, so zum Beispiel Fahrten mit der Solarfähre und Wanderungen an. Die Informationsmöglichkeiten werden lebhaft genutzt. (vk) o

Förderer: Das Projekt wird durch den „Naturschutzfonds Lebendige Wälder“ von Telekom Deutschland GmbH und Deutsche Umwelthilfe ermöglicht.

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Naturschutz

Viel Lärm um Nichts In Brandenburg schwelt eine Auseinandersetzung um das geplante Naturschutzgebiet „Oberes Rhinluch“. Naturschützer begrüßen den Vorstoß, Landwirte sehen ihre Existenz bedroht. n Nordwestlich von Berlin blicken Kra-

nichfreunde gespannt auf das Verfahren zum geplanten Schutzgebiet. Bis zu einer Verordnung der brandenburgischen Umweltministerin wird es wohl noch bis zum nächsten Jahr dauern. Die 2.764 Hektar Fläche, um die es geht, sind bereits als Schutzgebiet nach Flora-FaunaHabitat-Richtlinie (FFH) an die EU gemeldet. Die Flächen müssen nun einen nationalen Schutzstatus bekommen.

Als einer der bedeutendsten Kranichrastplätze Europas zieht das Rhinluch zahlreiche Naturfreunde an.

Ein Naturlehrpfad informiert Besucher über das Rhinluch und seine Flora und Fauna.

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Doch längst überwunden geglaubte Gräben brechen im Zuge des Verfahrens wieder auf. Für die Landwirte und den Tourismus gibt es durch den FFH-Status bereits Regeln. Die DUHPartner vom Landschaftsförderverein Oberes Rhinluch können die Aufregung um das geplante Schutzgebiet deshalb nicht verstehen. In dem Areal sind nur wenige Hundert Hektar landwirtschaftlich genutzt, dies wird im Rahmen der „guten fachlichen Praxis“ weiter erlaubt sein. Verboten werden Chemieeinsatz und weitere Entwässerungen. Sofern Einschränkungen für Landwirte kommen, gibt es einen Ausgleich über den Europäischen Landwirtschaftsfonds. Auch im künftigen Naturschutzgebiet werden Touristen auf den richtigen Wegen willkommen sein.

Hand in Hand beim Kranichschutz In der jüngeren Vergangenheit haben Naturschützer und Landwirte gut miteinander gearbeitet. Um die Neusaaten vor den hungrigen Kranichen zu schützen, werden die Vögel von den bewirtschafteten Flächen vertrieben. Der Landschaftsförderverein kauft jedes Jahr drei bis vier Tonnen Mais in der Region und bringt sie als Ablenkfütterung auf Brachen in der Nähe der Kranichrastplätze aus. Die Zahlen geben den Naturschützern recht. Jedes Jahr kommen mehr Kraniche ins Rhinluch – 2009

zählte man am Schlafplatz Linum an einem Tag über 75.000 Vögel. Der Landschaftsförderverein hat vor kurzem gemeinsam mit den Landwirten und den Gemeinden Kremmen und Fehrbellin eine Arbeitsgruppe zur Besucherlenkung gegründet. Durch den Streit um das Naturschutzgebiet kam die Zusammenarbeit ins Stocken. Die Naturschützer rechnen weiter fest mit dem Schutzstatus für das Gebiet. Er könnte das Rhinluch noch attraktiver machen – auch für menschliche Gäste. (mf) o

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naturschutz

Natürliches Kapital mehren Die 3.000 größten Unternehmen der Welt verursachen jedes Jahr Umweltschäden von 1,7 Billionen Euro – und entziehen sich selbst die Geschäftsgrundlage, warnen die UN. n von Hanna Gersmann

n Manager, es zahlt sich aus, grüner zu

werden! Die Misswirtschaft auf Kosten der Natur zerstört eure Geschäftsgrundlage! Es kann nicht so weitergehen wie bisher, das wird teuer! Nein, dies ist alles andere als ein Déjà-vu aus der Klimakrise. Es geht um ein Problem, das die Politiker bislang kaum aufgreifen: das Artensterben. Die Botschaften für Firmenchefs stecken in der globalen TEEB-Studie zur wirtschaftlichen Bedeutung von Ökosystemen und Biodiversität, genauer: einem Teil davon: dem Business-Report, der nun veröffentlicht ist.

Durch Naturzerstörung entstehen Kosten TEEB steht für „The Economics of Ecosystems and Biodiversity“. Bisher ist der Schutz der biologischen Vielfalt alles andere als eine Erfolgsgeschichte. Wissenschaftler warnen, dass jeden Tag weltweit 130 Arten aussterben. Umweltschützer skandalisieren, dass sich derzeit das größte Massensterben abspielt, seitdem die Dinosaurier verschwunden sind. Dennoch werden Wälder abgeholzt, Ozeane geplündert, Wiesen betoniert. Die Kosten, die durch den Verlust der Bäume, der Fische, der Insekten entstehen, tauchen in keiner Rechnung auf. Mit TEEB soll sich das ändern. Die Idee: Der biologische Schatz des Planeten wird eingebettet in das Wirt-

Umweltschützer skandalisieren, dass sich derzeit das größte Massensterben abspielt, seitdem die Dinosaurier verschwunden sind.

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schaftssystem. Natur bekommt eine Art Preisschild dafür, dass sie Essen, Wasser, Krebsmedikamente liefert. So wird klar: Wird Natur zerstört, ist das nicht nur ein Problem für Käferliebhaber.

Manager sorgen sich zu wenig um biologische Vielfalt Diesen Zusammenhang bezifferbar machen soll der Inder Pavan Sukhdev, Ex-Deutsche-Bank-Ökonom. Er wurde damit beim G-8-Gipfel 2007 in Heiligendamm beauftragt, seitdem liefert er peu à peu Ergebnisse. Beispiel 1: Ein globales Netzwerk von Schutzgebieten, wie es sich Naturschützer wünschen, wäre jährlich 5 Billionen US-Dollar wert. Das ist mehr als Automobil-, Stahl- und IT-Industrie erwirtschaften.

In Westeuropa sieht nicht einmal jeder fünfte Unternehmenschef im Artensterben eine Gefahr für das Wirtschaftswachstum. Beispiel 2: Allein die 3.000 größten Unternehmen der Welt verursachen jedes Jahr Umweltschäden von 1,7 Billionen Euro. Doch nicht bei allen Managern hinterlassen diese großen Zahlen großen Eindruck. Zwar sieht in Afrika und Lateinamerika, also in Ländern mit großem biologischen Reichtum, schon jeder zweite Unternehmenschef im Artensterben eine Gefahr für das Wirtschaftswachstum. In Westeuropa sorgt sich aber nicht mal jeder fünfte darum, heißt es im „TEEB for Business“-Report, der sich liest, als wolle Sukhdev sagen: Man darf klein anfangen, um das natür-

Der Ökonom Pavan Sukhdev beziffert den Wert von Arten und Ökosystemen.

liche Kapital zu mehren. Denn er nennt Beispiele für Artenschutzbemühungen von Unternehmen, die Umweltschützer kaum zufriedenstellen. Darunter: Rio Tinto, einer der größten Bergbaukonzerne der Welt, verspricht einen „positiven Netto-Einfluss“ auf die biologische Vielfalt. Er engagiert Biologen, die rund um seine Minen herum die Artenvielfalt ermitteln, und steckt Geld in Renaturierungsprogramme.

Man darf klein anfangen, um das natürliche Kapital zu mehren. Für Stefan Krug, Leiter der politischen Vertretung von Greenpeace in Berlin, ist das „Biodiverstität mit Charity-Aspekt“: „Rio Tinto sucht sich ein hübsches Vorzeigeprojekt und zerstört weiter massiv Lebensräume.“ welt 3/2010


So will auch Sukhdev das in Zukunft nicht mehr haben. Er fordert, die Nutzung der Ökosysteme in die Unternehmensbilanzen mit aufzunehmen - und dass die Politik Vorgaben macht. Auf der UN-Naturschutzkonferenz im Herbst in Japan wird er seinen Endbericht vorlegen. o Hanna Gersmann ist Redakteurin für das Ressort „Wirtschaft und Umwelt“ der taz. Ihr Artikel ist am 14. Juli 2010 in der taz erschienen.

Artenschutz-Projekt

Deutsch- südafrikanische Kooperation für die weißen Löwen n Eine dezentrale solare Energieversorgung bringt einem Ökodorf westlich des südafrikanischen Krüger Nationalparks sauberen Strom und verbessert die lokale Infrastruktur. Ziel der Stiftung „Global White Lion Protection Trust“ ist es, die bedrohten weißen Löwen dort aus einem Naturreservat wieder auszuwildern. Bei dem Solar-Projekt arbeiteten das Photovoltaik-Unternehmen First Solar, das Unternehmen für erneuerbare Energien juwi und die Deutsche Umwelthilfe zusammen, um damit im „Jahr der Biodiversität 2010“ für die bedrohten Arten ein Zeichen zu setzen. Das installierte Solarsystem kann den Bedarf des Ökodorfs für die Arbeiter und ihre Familien auf dem Gelände des Naturreservats direkt und komplett abdecken. (cg) o

Internet: www.whitelions.org

In der neuen Ausgabe des Umweltmagazins zeo2:

Fische in Seenot

Abonniere n oder vers chenken! MAL IM JAHR Für nur 1 2 Euro

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Kann die Reform der EU-Fischereipolitik Kabeljau und Scholle retten? Unser Report zur Lage der Meere, zu Netz- und Flottengrößen, Piraterie und Beifang. Und: Doraden aus Völklingen – wenn Meeresfisch wie Schweinefleisch erzeugt werden soll.

Weitere Themen im Heft: n Die Grünen als neue Volkspartei? Interview mit Parteichef Cem Özdemir. n EU-Klimakommissarin Connie Heedegard vor dem Cancun-Gipfel n Klimaforscher Stefan Rahmstorf zum Katastrophenjahr 2010 n Öko-Wissenschaftlerin Silke Kleinhükelkotten

zum Naturbewusstsein der Deutschen n Das blaue Wunder: der irre Solarboom 2010 Wo ist das viele Öl abgeblieben? n Nachhaltige Öko-Abendkleider gestorbene Ex-Kommunarde war ein echter Fahrrad-Freak

n Golf von Mexiko: n Fritz Teufel: Der

Dazu Nachrichten, Buchbesprechungen, Internet-Seiten, Wein- und Reisetipps. Die neue Ausgabe erscheint am 27. September – auch an allen großen Bahnhofskiosken. Und bitte nicht vergessen: zeo2-Leser sind sexy, gesund und sehen gut aus...

Ja, ich abonniere zeo2 zum Preis von 12 Euro jährlich. Online abonnieren oder verschenken unter www.zeozwei.de Nur per Lastschrift – ausfüllen, ausschneiden, eintüten, ab die Post! zeo2-Vertrieb, Regional & Gut, Hans-Gerd Staschewski, Sulinger Bruch 12, 27232 Sulingen, Tel: 0 42 71/95 26-62 E-Mail: zeozewi@regionalundgut.com Ich ermächtige den zeo2-Vertrieb widerruflich, die Abonnementbeträge von unten stehendem Konto im Lastschriftverfahren einzuziehen.

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17 Datum, Unterschrift DUHwelt 3/2010


lebendige flüsse

Staustufe Lauffen.

Frischer Wind am Neckar? Bei Lauffen am Neckar wird Europas modernste Fischaufstiegsanlage entstehen. In Verbindung mit anderen Sanierungsvorhaben soll der Fluss auf zwei Drittel seiner schiffbaren Strecke wieder durchgängig werden. n von Johannes Reiss

n Naturschützer begrüßen die Beseitigung von künstlichen Wanderhindernissen im Fluss, erwarten aber ein gleichwertiges Engagement vom Land Baden-Württemberg bei der Schaffung von Lebensräumen am Neckar und seinen Zuflüssen. Seit der Novellierung des Wasserhaushaltsgesetzes im vergangenen Jahr sind die Verantwortlichkeiten von Bund und Ländern für die Herstellung der biologischen Durchgängigkeit nach den Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie endlich geklärt. Das Amt für Neckarausbau in Heidelberg ist zur Wiederherstellung einer durchgängigen Wasserstraße verpflichtet. Für die in der Aktion „Lebendiger Neckar“ zusammen geschlossenen Umweltverbände brachte das die Trendwende.

Große offene Frage am Neckar: werden die Altneckarschleifen – wie hier bei Heilbronn – ökologisch reaktiviert?

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Bisher sollten für die Verlängerung der Neckarschleusen für 135 Meter-Schiffe als ökologische Ausgleichsmaßnahmen lediglich an sieben Staustufen moderne Fischaufstiegsanlagen gebaut werden – zu wenig aus Sicht der Naturschützer. Nach der Gesetzesänderung hat die Behörde nun zahlreiche Aktivitäten für einen durchgängigen Neckar entwickelt. Derzeit entsteht in Lauffen mit wissenschaftlicher Begleitung eine zeitgemäße Fischaufstiegsanlage. Die Anlage berücksichtigt neueste fischereibiologische Erkenntnisse. Sie ist nicht nur vorbildlich für den übrigen Neckar, sondern soll auch als Modell für andere stauregulierte Flüsse wie Main und Mosel dienen.

Traum für Naturschützer Für den schiffbaren Neckarabschnitt zwischen Besigheim und der Neckarmündung in Mannheim gibt es einen verbindlichen Maßnahmenplan zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit. Bis 2021 sollen die letzten Bauarbeiten abgeschlossen werden. Oberhalb von Besigheim sind nicht an jeder Schleuse Fischaufstiegsanlagen geplant, aber wenigstens werden Baukorridore für solche Anlagen freigehalten, damit die verlängerten Schleusen später nachgerüstet werden können. Für Umweltverbände wird damit der Traum von der ökologischen Sanierung des Flusses in einem ersten Schritt wahr. Sollte der Elan der

Behörde anhalten, werden die Fische Anfang der zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts wieder vom Rhein mindestens bis in Jagst, Kocher und Enz aufsteigen können. Bis dahin sind in diesen Flüssen hoffentlich nicht nur zahlreiche Querbauwerke wieder durchgängig, sondern auch möglichst viele naturnahe Laichgebiete geschaffen worden.

Ein Fluss mit Hindernissen Nach seinem keltischen Ursprung bedeutet Neckar „Wildes Wasser“ oder „Wilder Geselle“. Wild ist der Fluss höchstens noch von seinem Quellgebiet im Schwenninger Moos bis nach Plochingen. Ab Plochingen ist der Neckar als Bundeswasserstraße gezähmt. Bis er nach knapp 200 Kilometern bei Mannheim in den Rhein mündet, regulieren 27 Staustufen den Fluss. Für die Schifffahrt bedeutet das lediglich einen unvermeidbaren Zeitverlust. 7,5 Millionen Tonnen Güter werden so jedes Jahr auf dem Neckar transportiert. Den Fischen aber gelingt das Aufsteigen nicht so einfach. Bis vor Kurzem verfügte lediglich die unterste Staustufe in Ladenburg über eine funktionierende Fischtreppe. Der übrige schiffbare Neckar war für Fische praktisch undurchgängig. o

Johannes Reiss ist Geschäftsführer des Büro am Fluss e.V. in Wendlingen.

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lebendige flüsse

Dem Schweinswal auf der Spur Schweinswale werden immer häufiger in der Weser gesichtet. Unklar ist, was die Meeressäuger in den Fluss treibt. Forscher gehen dem Rätsel jetzt mit Unterwassermikrofonen nach.

n Gesehen hat man sie in der Weser schon oft – die Schweinswale aus der Nordsee. Die Forscher von der Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. (GRD) wollen sich nicht länger auf Zufallsbeobachtungen verlassen und haben in der Weser Unterwassermikrofone installiert – eines in Höhe Strohauser Plate, das andere südlich von Brake. Ermöglicht wurde das Projekt durch einen Zuschuss der DUH. Denise Wenger

sogenannte C-PODs, im Abstand von 30 Kilometern in der Weser versenkt. Damit werden die Ultraschalllaute, mit denen sich die Wale verständigen, jagen und orientieren, aufgezeichnet. Für das menschliche Ohr sind diese Laute allerdings nicht zu hören. Die GRDForscher unterscheiden verschiedene Klickabfolgen: Je näher der Wal an seiner Beute ist, desto kürzer werden zum Beispiel die Abstände der Klicks. Ein

Schweinswale schwimmen aus der Nordsee in die Weser. Man vermutet, dass sie wandernden Fischschwärmen folgen, die zum Laichen in die Weser kommen.

von der GRD berichtet der DUH stolz von den ersten Ton-Aufzeichnungen. Auch Lautsequenzen, die typisch für die Jagd und Futtersuche sind, wurden aufgenommen.

Warum schwimmt der Schweinswal in den Fluss? Die Fahrrinne der Weser ist stark frequentiert und der Lärm aus den Industrieanlagen verstärkt sich unter Wasser noch. Was macht den Fluss dann so attraktiv für die Schweinswale? Die Forscher vermuten einen starken Antrieb hinter der Wanderung der Meeressäuger, die auch als Kleine Tümmler bezeichnet werden. Um dem Phänomen auf die Spur zu kommen, wurden zwei Hydrophone, welt 3/2010

Chip speichert die Klicksequenzen mit genauen Angaben zu Dauer und Uhrzeit, momentan werden die Daten am Computer ausgewertet. Die GRD sammelt seit dem Jahr 2007 Sichtungen von Schweinswalen in der Weser. Die Meeressäuger schwimmen bis zu 65 Kilometer ins Landesinnere. Bei Bremen stoppt sie dann das Weserwehr. Im Jahr 2010 wurden bereits über 20 Sichtungen bei der GRD gemeldet. Schweinswalsichtungen können der GRD unter http://www.delphinschutz.org/projekte/weser/index.htm mitgeteilt werden.

Besserer Schutz möglich Mit Hilfe der Daten der Hydrophone und der Sichtungsmeldungen soll mehr über die von den Schweinswalen be-

Vor 100 Jahren gab es entlang der deutschen Nordseeküste und in den Mündungsgebieten der großen Flüsse noch viele Schweinswale. Seit den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ging die Anzahl der Tiere durch Bejagung und Dezimierung ihrer Beutefische in den verschmutzten Flüssen zurück. Jetzt gibt es wieder zahlreiche Sichtungen von Schweinswalen in der Wesermündung und auch in Ems, Jade und Elbe. Teilweise wird vermutet, dass die Schweinswale wandernden Fischschwärmen folgen, die sich dank verbesserter Wasserqualität wieder zum Laichen in unsere Flüsse zurückziehen.

vorzugten Gebiete, eine zeitliche Aktivitätsverteilung und die Beweggründe für ihren Aufenthalt in der Weser erfahren werden. Dies würde konkrete Schutzmaßnahmen ermöglichen, wie die vorübergehende Aussetzung von lärmintensiven Baumaßnahmen in den Monaten April und Mai, in denen die Kleinen Tümmler die Unterweser aufsuchen, oder Geschwindigkeitsbegrenzungen in besonders bevorzugten Uferbereichen nach sich ziehen. (mf) o

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lebendige flüsse

Das Hochwasser schafft immer wieder eine abwechslungsreiche Landschaft, die sich durch ihre große Lebensraumvielfalt auszeichnet – wie hier an der Elbe.

Ökologischer Hochwasserschutz ist machbar Naturnahe Auen speichern beträchtliche Mengen Wasser und können so Hochwasserspitzen abmildern. Trotz Mut machender Beispielprojekte ist die Rückgewinnung solcher Flächen noch immer mühsam.

n Geschwungene, sich harmonisch

durch die Landschaft ziehende und von ausladenden grünen Säumen flankierte Flussläufe gab es vielerorts, bevor der Mensch begann, die Gaben der Auen für sich zu beanspruchen. Nach Jahrhunderte dauernden Umstrukturierungen der Landschaft zeigt sich heute ein gänzlich anderes Bild: Flüsse verlaufen auf vielen Abschnitten schnurgerade und können bei Hochwasser kaum noch in die Aue ausweichen. Deshalb überschwemmen sie mit sehr viel größeren Geschwindigkeiten Dörfer, Städte und Äcker. Mit erschreckender Regelmäßigkeit füllen die Bilder von den Verwüstungen der über ihre Ufer tretenden Flüsse die Nachrichten. Immer zahlreichere und zunehmend höhere Deiche sind jedoch keine geeignete Antwort auf steigende Hochwassergefahr.

Überschwemmungsflächen zurückgewinnen! Der folgerichtige Schritt ist, die ursprüngliche Auendynamik an geeigneten Orten wiederherzustellen und Flächen zurückzugewinnen, auf denen sich das Wasser ungehindert ausbreiten kann. Flussabwärts gelegenen Gebieten wird hierdurch das Wasser entzogen, wodurch dort die Pegel sinken.

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Doch Projekte, die eben dies zum Ziel haben, sind meist sehr zeit- und kostenintensiv und müssen mächtige Hürden überwinden. Nicht selten braucht es einen Vorlauf von zehn und mehr Jahren, in denen mühsame Verhandlungen geführt, Interessen abgewogen, Finanzierungsmöglichkeiten ausgelotet, Flächen neu verteilt und Entschädigungsregelungen vereinbart werden müssen. Trotz dieser Herausforderungen werden dank des Engagements vieler Menschen Projekte realisiert, mit denen das Wasser bei hohen Pegeln wieder in die Aue gelangen kann und dort zurückgehalten wird. Insgesamt bedarf es jedoch viel mehr Fläche entlang unserer Flüsse, um die Hochwassergefahr signifikant zu senken und den Deichbefürwortern die Argumente zu nehmen. Hier hat das schon funktioniert:

Ein gutes Ende für den Bösen Ort

wurde (siehe DUHwelt 2/2009 und 3/2009). Die DUH ist Mitglied im Trägerverbund Burg Lenzen e.V. und hat die Deichrückverlegung viele Jahre mit Spendengeldern unterstützt.

Kühkopf – Ein Glücksfall für den ökologischen Hochwasserschutz Im hessischen Naturschutzgebiet Kühkopf-Knoblochsaue brach im Jahr 1983 ein Sommerdeich. Statt diesen kostenintensiv zu flicken oder zu verstärken, ließ das Regierungspräsidium Darmstadt der

An der Rheinaue bei Bislich im Kreis Wesel (Nordrhein-Westfalen) wird eine Nebenstromrinne angelegt, ein parallel zum Rhein verlaufender und nahezu ganzjährig durchströmter Nebenarm. Mehrere frühere Abgrabungsgewässer werden dazu untereinander und mit dem Rhein verbunden.

Im brandenburgischen Lenzen wurde im Jahr 2009 am sogenannten Bösen Ort durch Neubau eines ins Landesinnere zurückverlegten Deiches und Schlitzung des Altdeiches eine 420 Hektar große Auenfläche wiedergewonnen, die in diesem Jahr erstmals überschwemmt welt 3/2010


lebendige flüsse

Naturnahe Auen als unermüdliche Dienstleister Auen... ... sind die mannigfaltigsten Landlebensräume Mitteleuropas; hier leben rund 12.000 zum Teil sehr seltene Tier- und Pflanzenarten. ...werden regelmäßig überflutet und speichern dabei große Wassermengen. Sie tragen dazu bei, Überschwemmungen abzumildern. ...fungieren als biologische Kläranlagen des Flusses, indem sie das einströmende Wasser von Nährund Schadstoffen reinigen. Die Wasserqualität wird verbessert. ...schaffen neues Grundwasser. Durch die natürlichen Überschwemmungen der Auen werden die Grundwasservorräte aufgefüllt, aus denen neues Trinkwasser gewonnen werden kann. ...bieten der Bevölkerung Möglichkeiten zum Naturerleben und zur Freizeit- und Erholungsnutzung.

Natur ihren Lauf: Durch die neue Lücke im Deich ist die Rhein-Mäanderinsel „Kühkopf“ heute wieder nahezu vollständig überflutbar. Die landwirtschaftliche Nutzung wurde auf extensives Grünland umgestellt oder zur Schaffung von Auwaldsukzessionen vollständig eingestellt.

Camps schulen das Handeln für Nachhaltigkeit Bei Jugendlichen Mut für die Gestaltung einer lebenswerten Umwelt zu wecken, ist das Ziel des DUH-Projektes „Youth-4-Elbe“ (Jugend für eine Lebendige Elbe).

n „Unsere Camps motivieren die Jugendlichen, sich langfristig für ein Anliegen einzusetzen und auch andere dafür zu gewinnen“, sagt Ines Wittig, DUH-Projektmanagerin Lebendige Elbe. Derzeit bereitet sie gemeinsam mit Fließgewässer-Experten und Lehrern ein deutsch-tschechisches Schüler-Camp in Tschechien vor. Jugendliche von insgesamt 13 Schulen aus beiden Nationen werden an fünf Tagen im September die junge Elbe und ihre Quelle kennen lernen, den Nationalpark Krkonosze im Riesengebirge besuchen, Gewässeruntersuchungen und Kartierungen vornehmen. Ihre Ergebnisse präsentieren die Schüler sich gegenseitig in der CampSprache Englisch.

Das Angebot ist erfolgreich: Die 65 Teilnehmerplätze für das Treffen sind schon lange vergeben und die Lehrerinnen und Lehrer sind voller Ideen für das Programm. Gemeinsames Erleben wollen sie mit Theater, Kunst, Spiel und Sport fördern. Die Lehrer sind es auch,

die zusätzliche Fließgewässer-Projekte in der heimatlichen Schule vorantreiben und die Kontakte zu anderen beteiligten Schulen pflegen.

Der Schutz der Elbe als Beispiel für ein Gemeinschaftsprojekt Die Elbe-Schüler-Camps, regionale Schulprojekte, die Homepage www. youth-4-elbe.org sowie regelmäßige Lehrerfortbildungen sind Bausteine des Projektes. Für 2011 plant das Team um Ines Wittig eine Jugend-Flusskonferenz. Hier werden Schüler die Gelegenheit erhalten, mit politischen Entscheidern und Fachleuten zu diskutieren und Forderungen zu formulieren, beispielsweise zum Thema Hochwasserschutz. Die Alcoa Foundation fördert das DUHProjekt in den Jahren 2008 bis 2011. (jk) o Förderer:

Elbe-Badetag 2010

Innerstädtischer Hochwasserschutz an der Isar in München Im Münchener Stadtgebiet wurde im Rahmen des Isarplans der Gewässerquerschnitt verbreitert und somit der Wasserspiegel abgesenkt. Entstanden ist eine naturnahe Flusslandschaft mit Inseln und flachen Ufern, über die die Bevölkerung an den Fluss gelangen und diesen wieder erleben kann. Hier gelang die Verbindung von ökologischem Hochwasserschutz, der Aufwertung des Naturraums und der Erhöhung des Erholungswertes für die Anwohner. (nf) o welt 3/2010

n Die Elbe-Badetage sind mittlerweile in jedem Sommer eine beliebte Aktion. Auch 2010 freuten sich Badegäste an verschiedenen Orten über das erfrischende Angebot. In Schönebeck (Foto) schwammen 150 Menschen mit. Ein Drachenbootrennen zog weitere Zuschauer an. Natur- und Umweltschützer informierten über den geplanten Elbe-Saale-Kanal und sammelten Protest-Unterschriften.

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Global Nature Fund

Trinkwasser

für Afrika

Wasser ist Leben! Jeder Mensch muss täglich trinken, um zu überleben. Aber über eine Milliarde Menschen auf unserer Welt haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Sie sind gezwungen, verschmutztes und mit Krankheitskeimen verunreinigtes Wasser zu trinken. Ein großer Teil dieser Menschen lebt in Afrika. Tag für Tag sterben dort Tausende an den Folgen von schmutzigem Trinkwasser. Ein Projekt des GNF schafft nun Abhilfe.

n In Kenia haben nur rund zwölf Prozent aller Haushalte im ländlichen Raum einen Anschluss an Wasserleitungen. Mit den Initiativen „Trinkbecher für Trinkwasser“ und „Trinkwasser für Kenia“ lindern der GNF und seine Partner diese Missstände. In ländlichen Regionen installieren sie Trinkwasseraufbereitungsanlagen. Die Aktion „Trinkbecher für Trinkwasser“ wurde vom GNF, dem Fußballbundesligaverein Hannover 96 und dem Reiseveranstalter TUI ins Leben gerufen. Der Fanverband „Rote Kurve“ unterstützt die Spendenaktion ebenfalls. Während der Spielsaison 2009/2010 wurden fast 30.000 Euro Spendengelder gesammelt. Im Mai kam die Spendenaktion „Trinkwasser für Kenia“ auf dem TUIfly Marathon in Hannover hinzu. Pro Marathonteilnehmer spendete TUI einen Euro. Darüber hinaus wurden Läufer und Zuschauer aufgerufen, sich mit Spenden zu beteiligen. Insgesamt kam eine Summe von 20.000 Euro zusammen.

bungslosen Betrieb und die Instandhaltung der Anlagen zuständig. Diese Ausbildung trägt zum langfristigen Erfolg des Trinkwasserprojektes bei und fördert die Hilfe zur Selbsthilfe. Die Tagesleistung des Wasseraufbereitungssystems liegt bei über 10.000 Litern. Die Installation der Anlagen wird außerdem von der Siemens Stiftung unterstützt. Im Mai besuchte Udo Gattenlöhner, Geschäftsführer des GNF, drei der vier Schulen in Kenia und belieferte sie mit den Wasserfiltern. Die Migingo Mädchenschule liegt in der Nähe von Kisumu, die Moi-Schule in Sindo am Viktoriasee und das Watoto Wenye Nguvu Internat in Thika, nördlich von Nairobi. Die Lieferung der Wasserfiltersysteme – so genannter Skyhydrants – und die Installationen der Anlagen wurde von allen Schulen begeistert verfolgt.

Trinkwasserbehälter der Migingo Mädchenschule. Der Wasserverbrauch der Schule liegt bei etwa 20.000 Litern pro Tag.

Das Trinkwasser stammt oft direkt aus Flüssen und Seen und ist häufig von schlechter Qualität.

Sauberes Wasser für 3.000 Kinder Mit diesem Geld werden nun vier Schulen mit Trinkwasserfiltern ausgestattet und etwa 3.000 Kinder können in Zukunft täglich sauberes Wasser trinken. Projektbegleitend findet ein Schulungsprogramm für einheimische Techniker statt. Die Techniker sind für den rei-

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Global nature Fund

Die Mädchen der Migingo Mädchenschule spielen in Fußballtrikots von Hannover 96.

Fußballgrüße von Hannover 96 Das Interesse an Hannover 96 war bei den fußballbegeisterten Schülerinnen der Migingo Mädchenschule besonders groß. Philister Oluoch, Rektorin der Schule, nahm deshalb den Besuch des GNF zum Anlass, ein Fußballspiel zwischen zwei Teams der Schule zu organisieren. Trikots und Ball wurden von Hannover 96 gespendet und an die Mädchen verteilt, die sich sehr über die unerwarteten Geschenke freuten.

Die Provinz Nyanza, in der die Schule liegt, ist christlich geprägt und deshalb verwundert es nicht, wenn der Schiedsrichter, ein Lehrer der Schule, alle Spielerinnen zum kurzen Gebet am Anstoßpunkt versammelt. Während des Spiels ging es ausgelassen zu. Die über 400 zuschauenden Schülerinnen stürmten nach jedem der vier Tore den Platz, um die Torschützinnen zu feiern.

tionen in Kenia weitere Wasserfilter in Schulen und Dörfern installieren. Dabei können Sie uns unterstützen! Schon mit 20 Euro sichern Sie einem Kind in Kenia die Versorgung mit sauberem Trinkwasser für ein ganzes Jahr. (ug) o

Sauberes Trinkwasser ist seit 2010 ein UN-Menschenrecht.

In den kommenden Jahren werden der GNF und seine beiden Partnerorganisa-

Die Skyhydrant-Filtereinheiten sind kompakt und gut zu transportieren. Udo Gattenlöhner übergab einen Wasserfilter an die Migingo Mädchenschule bei Kisumu.

Machen Sie mit bei „Trinkwasser für Kenia“! Spendenkonto des GNF: Stichwort „Trinkwasser für Kenia“, GLS-Bank Frankfurt/Main, BLZ 430 609 67, Konto 804041 6000

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Global Nature Fund

Atitlán See in Guatemala – gefährdetes Natur- und Kulturerbe Im vergangenen Jahr hatte der GNF den Atitlán See in Guatemala zum „Bedrohten See des Jahres 2009“ ausgerufen. Mit den Spenden aus dieser Aktion soll endlich die Wasserqualität des Sees verbessert werden. Ein starkes Unwetter im Juni 2010 erschwert die Arbeit der Naturschützer in der Region.

Ungeklärt werden die Abwässer der Kommunen am Atitlán direkt in den See geleitet. Der See ist Trinkwasserquelle für ca. 70.000 Menschen.

über die Quellen der Verschmutzung aufklären und Ratschläge zum Schutz ihrer Trinkwasserquelle geben. Vivamos Mejor bereitet derzeit Veranstaltungen in den Dörfern vor, um die Kleinbauern über einen vernünftigen Umgang mit Dünger und Pestiziden zu schulen und auf die schlimmen Konsequenzen der Überdosierung für den See und seine Zuflüsse und letztendlich die eigene Gesundheit hinzuweisen. Die Sensibilisierungskampagne soll alle Menschen rund um den Atitlán See erreichen.

Pflanzenkläranlagen für die Dörfer rund um den See

n Dem Atitlán See im westlichen Hoch-

land von Guatemala machte von Herbst 2008 bis ins Frühjahr 2009 eine Algenblüte zu schaffen. Der Algenteppich wurde von Cyanobakterien hervorgerufen und bedeckte zeitweise 75 Prozent der Seenoberfläche. Es gibt gravierende Umweltprobleme am Atitlán See. Viele Seegemeinden entsorgen ihren Müll direkt in das Gewässer, und Kläranlagen zur Reinigung der eingeleiteten Abwässer sind kaum vorhanden. Das verschmutzte Wasser wird zur Bedrohung – etwa 70.000 Menschen beziehen ihr Trinkwasser aus dem See. Die Algenblüte hat die Regionalverwaltung aufgerüttelt und zu einem Rettungsplan für den Lago Atitlán veranlasst. Die Nicht-Regierungsorganisation Vivamos Mejor, der Living Lakes-Partner vor Ort, unterstützt die Behörden fachlich und

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versucht gemeinsam mit dem GNF weitere Finanzierungsquellen zur Umsetzung der Maßnahmen aufzutun.

Messwerte der Wasserqualität sollen öffentlich werden Seit Dezember 2009 unterstützt der GNF Vivamos Mejor bei der Verbesserung der Wasserqualität des Atitlán Sees und bei der Aufklärung der Bevölkerung über die Konsequenzen der Verschmutzung des Sees. Ein wichtiger Schritt ist die Einrichtung eines Labors zur Überwachung der Wasserqualität. Die Ergebnisse der Wasseruntersuchungen sollen in Zukunft veröffentlicht werden, die Anwohner erfahren damit erstmals, wenn das Wasser so verschmutzt ist, dass es eine Gefahr für die Gesundheit darstellt. Vivamos Mejor will die Bevölkerung

Die Bürgerinitiative Pro Atitlán baute im Jahr 2009 eine Pflanzenkläranlage an der Mündung des Flusses Panajachel in den Atitlán See. Im Juni 2010 wurde die Hälfte der Anlage jedoch von einem Unwetter zerstört. Die Bürgerinitiative und Vivamos Mejor wollen die alte Pflanzenkläranlage nun wieder aufbauen und verbessern. Die neue Pflanzenkläranla-

Hintergrund: Der Atitlán See ist der drittgrößte Süßwassersee in Guatemala und liegt im westlichen Hochland von Guatemala. Im Jahr 2005 verwüstete Hurrikan Stan ganze Dörfer am Atitlán See; dabei kamen ca. 2.000 Menschen ums Leben. Der Orkan zerstörte ebenfalls die einzige Kläranlage der Stadt Panajachel. Seither werden die Abwässer der Kommune und der anderen Gemeinden direkt in den See geleitet.

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Global nature Fund ge dient als positives Beispiel für andere Gemeinden und soll weitere private Initiativen und die Behörden motivieren, einfache Pflanzenkläranlagen einzurichten. Mechanische Kläranlagen sind in der Regel um ein Vielfaches teurer in der Konstruktion, Betrieb und Wartung. Pflanzenkläranlagen mit schwimmenden Wasserpflanzen sind preisgünstig in Konstruktion und Pflege, haben einen sehr guten Wirkungsgrad und sind besonders geeignet für Entwicklungsländer. Die Aktivitäten von Vivamos Mejor werden finanziell von der Stiftung Ursula Merz unterstützt. (mh) o

Ein starkes Unwetter zerstörte im Juni 2010 die Pflanzenkläranlage sowie zahlreiche Häuser, Brücken und Straßen.

Obstbauern schaffen Bienenweiden Im Bodenseeraum entstehen neue Blühflächen und Hecken, die sommerliche Blütenlücken schließen und damit das Nahrungsangebot für Bienen verbessern. n Elf Obstbau-Betriebe zwischen

Stockach, Friedrichshafen und Ravensburg wirken an einem Pilotprojekt mit, das das Blüten­angebot für Honig- und Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge erhöht. Die Pilotbetriebe testen verschiedene Maßnahmen. Inner- und außerhalb von Obstplantagen legten sie im Frühjahr Blühflächen mit verschiedenen Saatgutmischungen an. Ein Betrieb testet Mulchstreifen und Untersaaten in den Fahrgassen. Andere Betriebe pflanzten blühende Hecken und Weidenstecklinge an Feld­rainen, extensivierten ihre Wiesenbewirtschaftung und stellten Nisthilfen für Wildbienen auf. In den kommenden Jahren werden die Bodensee-Stiftung und die Anbauberater der Erzeugergemeinschaften die Projekterfahrungen an möglichst viele Obstbaubetriebe weitergeben.

re Projektpartner sind die Vertriebsgesellschaft Obst vom Bodensee und die Bodensee-Stiftung, die das Pilotvorhaben im Rahmen ihres Projekts Netzwerk Blühender Bodensee betreut. Im UN-Jahr der Biodiversität leistet das Netzwerk Blühender Bodensee einen greifbaren Beitrag zum Artenschutz. Der Global Nature Fund unterstützt dieses

Projekt. Mit einer Spende an den Global Nature Fund werden auch Sie Artenschützer! (pt) o

Spendenkonto-Nr. 804041 6000, GLS-Bank Frankfurt/Main, BLZ 430 609 67 Stichwort: Blühender Bodensee

Blühende Wiesen am Bodensee bieten Nahrung für Bienen und sichern die Artenvielfalt.

Impulsgeber war der Handelskonzern REWE Group, der sein Sortiment ökologisch nachhaltig umbaut und sich für Biodiversität stark machen will. Weitewelt 3/2010

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Global Nature Fund

Destination:

Land der blauen Seen

Im fernen Sibirien zwischen Baikalsee und Khovsgol See liegt in der Republik Burjatien die Heimat der Sojoten. Nun sollen Touristen in die idyllische Landschaft nahe der russischmongolischen Grenze geführt werden. Deshalb unterstützt der GNF seine Partnerorganisation Baikal Information Center GRAN dabei, Strukturen für natur- und sozialverträglichen Tourismus zu schaffen.

n Die Sojoten, eine türkisch stämmi-

ge Ethnie, haben ihre traditionelle Lebensweise behalten: Klassische Wirtschaftstätigkeiten wie Rentier- und Jakszucht sowie Jagd lassen sich nur in einer intakten Natur gut betreiben. Im „Kleinen Tibet“, wie man das Gebiet hier liebevoll nennt, befinden sich zahlreiche Naturdenkmäler, Mineralquellen und Seen. Interessante Wanderwege verlaufen durch die unberührten Landschaften. Das Gebiet ist touristisch noch nicht erschlossen. Nach dem Willen der lokalen und nationalen Regierung soll sich das jedoch ändern.

Warnung aus der Nachbarregion Im Tunka-Gebiet westlich vom Baikalsee entwickelte sich der Tourismus in den letzten Jahren rasch und unkontrolliert. Es wurde weder analysiert, wie viel Tourismus das Gebiet verkraften kann, noch wurden ökologische oder soziale Kriterien beim Aufbau der Infrastruk-

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Im Tal der blauen Seen kommen die Kulturen zusammen.

tur berücksichtigt. Die Region verfügt über allerlei Naturschätze und ist somit sehr attraktiv für Touristen: Über 2.500 verschiedene Tier- und Pflanzenarten kommen hier vor, in den ausgedehnten Kiefern- und Lärchenwäldern leben Bären, Wölfe, Luchse und Elche. Leider werden die Geschenke der Natur jedoch hemmungslos durch den unkontrollierten Tourismus belastet. Das soll in der an das Tunka-Gebiet angrenzenden

Oka-Region anders werden. „GNF und GRAN arbeiten gemeinsam an einem Projekt mit dem Ziel, die noch unberührten Berglandschaften als Ökotourismus-Destinationen voranzutreiben und die bereits bestehende Besucherströmung in beiden Regionen in eine umweltfreundliche Richtung zu lenken“, so die GRAN-Expertin für Ökotourismus Nina Shodorova. welt 3/2010


Global nature Fund Umweltschutz und die Verringerung der Armut der Einheimischen in den entferntesten Bergsiedlungen der beiden Regionen sind die primären Ziele des gemeinsamen Projektes von GNF und GRAN. Durch die Entwicklung des ökologisch und sozial verträglichen Tourismus und die Weiterbildung der Einheimischen sollen die Menschen langfristig neue Einkommensmöglichkeiten im Tourismussektor finden. Geplant sind Beschäftigungsmöglichkeiten als Wanderführer, bei den Kanuverleihstationen, im Gaststätten- und Hotelgewerbe. So wird die Arbeitslosigkeit in der Region reduziert und die einzigartige Landschaft erhalten.

Trainingskurs am Bodensee

Besuch auf dem Ökobauernhof Müllerhof.

Allerdings sehen sich die burjatischen Aktivisten nicht nur mit logistischen Schwierigkeiten konfrontiert – fließen-

des Wasser und einfache sanitäre Einrichtungen sind nicht überall vorhanden – sondern auch mit Bedenken der lokalen Bevölkerung. Um die Einheimischen für Umweltthemen zu gewinnen, beinhaltet das Projekt eine starke Umweltbildungskomponente: Zwei attraktive Besucherzentren informieren Bewohner und Gäste bereits über die natürlichen und kulturellen Schätze des Oka-Gebiets. GRAN berät außerdem Hausbesitzer beim ökologischen Umbau ihrer Häuser zu Gästewohnungen. Das Projekt wird von der Stiftung Ursula Merz und der Anton und Petra Ehrmann Stiftung unterstützt. (kt) o

Die burjatischen Tourismusexperten besuchten am Bodensee verschiedene Ökotourismusstationen. Diese Ideen wollen sie nun auf das Baikalgebiet übertragen.

Im Juni 2010 kamen russische Tourismusexperten aus Burjatien an den Bodensee, um sich Beispiele für Ökotourismus in Deutschland anzusehen und mehr über Konzepte und deren Umsetzung, Qualitätsstandards, Zielgruppen, Erwartungen der Kunden und Marketing zu erfahren. Das Oberhaupt der OkaGebietsverwaltung, Bair Sharastepanov, betonte, wie wichtig es sei, von Anfang an entsprechende Strukturen für einen naturverträglichen Tourismus zu etablieren, um die einmalige Naturlandschaft seiner Heimat zu bewahren.

Wanderausstellung Lebendige Seen Deutschland n Deutsche Seen bieten faszinieren-

de und wertvolle Lebensräume. Doch Düngemittel und Pestizide aus der Landwirtschaft, ungeklärt eingeleitete Abwässer sowie Uferverbauung, Wassersport und Fischerei schaden unseren Seen. Eine neu entstandene Wanderausstellung informiert Besucher über die Probleme und Konflikte an den Seen in Deutschland und berichtet über die Projekte der Organisationen, die sich im Jahr 2009 zum Netzwerk „Lebendige

Seen Deutschland“ zusammengeschlossen haben. Das Netzwerk dient dem Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer. Modellprojekte zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung in Seenregionen werden gemeinsam entwickelt und umgesetzt. (kt) o

Ausstellungstermine unter www.globalnature.org/netzwerkdeutschland

Living Lakes-Förderer:

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„UNBEKANNTE“ TIERART

Kleiner Nerz

mit großen Problemen

In Europa ringt der Nerz ums Überleben. Der Mensch nimmt ihm seinen Lebensraum, die restlichen Plätze besetzt der Mink. Wer gewinnt den ungleichen Kampf? n von Melanie Fessler

n In Deutschland gilt der Europäische

Nerz als ausgestorben. Sein Status auf der Roten Liste der gefährdeten Arten hat ihm bisher wenig genutzt, aus eigener Kraft ist es ihm nicht gelungen, sich in Deutschland und darüber hinaus wieder anzusiedeln. Darum weiß man wenig über die Lebensweise des kleinen Raubsäugers.

Sein Niedergang war hausgemacht Einst war der Nerz in Europa weit verbreitet. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist sein Verbreitungsgebiet jedoch um über 80 Prozent geschrumpft. Heute sind nur noch wenige inselartige Vorkommen in West- und Osteuropa bekannt. Die größte lebensfähige Population vermutet man im Donaudelta in Rumänien. Nach

Schätzungen der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources gibt es in diesem Areal weniger als 1.000 Tiere. Noch kleinere Vorkommen wurden in Russland und Weißrussland, im Norden Spaniens und in Westfrankreich gefunden. Der Gründe für den Rückzug des Europäischen Nerzes sind vielfältig. Mit Beginn des vorletzten Jahrhunderts wurde es eng für den Lebensraumspezialisten. Der Mensch besiedelte die Ufer der schiffbaren Flüsse, begann mit technischer Gewässerunterhaltung und legte Feuchtgebiete zur Landgewinnung trocken. Wegen seines begehrten Fells wurde der Europäische Nerz gejagt, und die Krebspest entzog ihm darüber hinaus eine wesentliche Nahrungsgrundlage.

In freier Wildbahn sind Nerze selten zu beobachten. Für ihre Beutegänge nutzen sie den Schutz der Nacht.

Ab den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts begann man den Amerikanischen Mink in Farmen zu halten, Wildnerze gab es ja kaum noch. Mit der Farmhaltung entstand die Bedrohung von der tierischen Seite: Minks entkamen der Käfighaltung oder die Besitzer entließen sie gleich selbst, wenn das Geschäft nicht mehr rentabel war. Später verschärften unsinnige Befreiungsaktionen von Tierschützern die Situation. Seitdem jagt der Mink im Revier des Nerzes. Für beide ist kein Platz an den wenigen verbliebenen naturnahen Flussläufen in Europa. Der Mink ist durch Größe und Gewicht im Vorteil, er beansprucht die nahrungsreichen Gewässerufer für sich und verdrängt den Nerz in Bereiche mit weniger Nahrung für die erwachsenen Tiere und ihren Nachwuchs. Dringt der Mink auch in diese Gebiete vor, fällt dem Nerz das Überleben schwer.

Einzelgänger auf der Jagd Eigentlich ist der Nerz mit seinen Schwimmhäuten perfekt an das Leben an dicht bewachsenen Ufern von Flüssen und Bächen, in Sümpfen und Bruchwäldern angepasst. Sein Fell ist dicht, eine dicke Fettschicht schützt ihn vor dem Auskühlen im Wasser. Mit seinen Krallen und dem spitzen Gebiss fängt er kleine Fische, Mäuse, Frösche und Krebse. Auf die Jagd geht er in der Däm-

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„UNBEKANNTE“ TIERART merung und nachts. Den Tag verschläft er an einem geschützten Platz nah am Wasser oder gut versteckt unter einem Wurzelstock. Der Europäische Nerz gilt als Einzelgänger. Nur in der Paarungszeit in den Monaten März und April leben die Artgenossen zusammen. Dabei sind Nerze nicht monogam, das Männchen paart sich mit mehreren Weibchen. Nach ungefähr sechs Wochen kommen die Jungen zur Welt. Sie sind winzig klein und schimmern lila. Sie haben kaum Fell und noch geschlossene Augen. Erst nach etwa fünf Wochen beginnen sie ihre Umgebung zu erkunden und entwöhnen sich langsam von der Muttermilch. Bereits im Herbst können sie allein leben. Mit neun Monaten sind sie schon geschlechtsreif.

Steckbrief: Europäischer Nerz (Mustela lutreola) Merkmale und Aussehen Sein Fell ist schokoladenbraun; Schnauze, Lippen und Kinn sind weiß. Er wird nicht größer als einen halben Meter und wiegt bis zu 1.000 Gramm. Die Weibchen sind etwas kleiner. Die Kopfrumpflängen betragen beim Europäischen Nerz zwischen 300 bis 430 Millimeter, sein Schwanz ist bis zu 19 Zentimeter lang. Schwimmhäute zwischen den Zehen erleichtern ihm das Schwimmen und Tauchen. Raue Fingerkuppen helfen ihm beim Festhalten nasser und glatter Beute. Seine Hand- und Fußballen sind nackt, ein fester Stand auf Schlamm und Matsch ist ihm somit sicher.

Nerze fressen gern Fische und anderes Wassergetier. Die rauen Fingerkuppen helfen ihnen beim Festhalten der schlüpfrigen Beute.

Verwandtschaft

Nerze sind Spezialisten für das Element Wasser.

Einwanderer erwünscht Damit der „echte“ Nerz in Europa wieder heimisch wird, gibt es ambitionierte Zucht- und Wiederansiedlungsprojekte. In freier Wildbahn wird der Nerz nach Expertenmeinung aber nur in „minkfreien“ Gebieten eine Überlebenschance haben. Im Saarland versucht der Verein EuroNerz e.V. seit 2006 den Nerz auszusiedeln. In Zahlen lässt sich der Erfolg schwer ausdrücken, die scheuen Tiere nutzen die störungsfreie Nacht für ihre Erkundungs- und Beutegänge. Die Beobachtungen zeigen jedoch, dass die Tiere gut zurechtkommen und lassen auf mehr Erkenntnis über den Nerz in seiner alten neuen Heimat hoffen. Und wir hoffen auch, dass es eine Rückkehr für immer wird. welt 3/2010

Er gehört zur Familie der Marderartigen (Mustelidae). Seine nächsten Verwandten sind der Europäische Iltis (Mustela putorius) und das Sibirische Feuerwiesel (Mustela sibirica). Mit dem Amerikanischen Mink, der ihm bis auf die fehlende weiße Oberlippe sonst so ähnlich sieht, ist der Nerz nur entfernt verwandt. Die Ähnlichkeit zwischen beiden Tierarten hat sich wohl wegen der Anpassung an gleiche Umweltbedingungen herausgebildet. Vorkommen und Lebensraum Es gibt es nur noch kleine Vorkommen in Nordspanien, im Südwesten Frankreichs, im Donaudelta in Rumänien, in Russland und Weißrussland. Der Europäische Nerz ist an das Wasser gebunden und bevorzugt Lebensräume an dicht bewachsenen Ufern von Flüssen, Bächen und Seen. Er fühlt sich auch in Sümpfen und Bruchwäldern wohl. Lebensweise und Fortpflanzung Der Europäische Nerz ist nacht- und dämmerungsaktiv und ist als Einzelgänger bekannt. Zur Paarungszeit im März und April paart sich das Männchen dann mit mehreren Weibchen in seiner Umgebung. Das Nerzweibchen wirft nach einer Tragezeit von sechs Wochen zwischen zwei und sieben Junge. Nahrung Er ernährt sich von kleinen Säugetieren, Amphibien und Fischen. Zu seiner Nahrung zählen auch Krebse und Wasserinsekten. Anders als beim Mink gehören Wasservögel nicht zu seinem Beutespektrum. Bedrohung und Wiederansiedlung Lebensraumzerstörung und Bejagung haben den Nerz in Deutschland ausgerottet. Heute wird sein Lebensraum durch den Mink besetzt. Er ist auf der Roten Liste der IUCN (Internationale Union für die Bewahrung der Natur und natürlicher Ressourcen) als vom Aussterben bedroht eingestuft. Wiederansiedlungsprojekte gibt es zum Beispiel in Deutschland und Estland.

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energie und klima

Nordrhein-Westfalen macht Ernst mit dem Klimaschutz Die neue rot-grüne Landesregierung läutet das Klimaschutz-Zeitalter ein: Vorrang für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz statt für Braun- und Steinkohle.

n Nordrhein-Westfalen ist beim Kli-

maschutz bundesweites Schlusslicht. Das soll sich nun ändern: Die neue Landesregierung aus SPD und Grünen hat im Koalitionsvertrag ein anspruchsvolles Energie- und Klimaschutzkapitel beschlossen, das den zentralen Forderungen der Umweltverbände Rechnung trägt. Eine Zäsur in der Geschichte des Industrie- und Energielandes ist der vereinbarte Ausstieg aus der Kohleförderung. Die neue Koalition will den Abbau von Stein- und Braunkohle, der in Nordrhein-Westfalen über Jahrzehnte hinweg als unantastbar galt, in Zukunft einstellen. Stattdessen sollen „saubere Energien“ Vorrang haben. NRW will als erster Flächenstaat verbindliche Zielvorgaben in einem eigenen Klimaschutzgesetz normieren. Der konsequente Ausbau der Erneuerbaren Energien und die Energieeinsparung rücken ebenfalls ins Zentrum der Politik an Rhein und Ruhr. Die drastische Senkung der Treibhausgasemissionen und die grundlegende Modernisierung der Energiewirtschaft sollen das bevölkerungsreichste Bundesland ins Zeitalter der kohlenstofffreien Energieversorgung führen.

Kraftwerksprojekte zu verbiegen, indem sie den so genannten Klimaschutzparagraphen strich und das Energiekapitel im Landesentwicklungsplan änderte. Auf diese Weise sollten drei Dutzend Standorte dauerhaft für die Kohleverstromung gesichert werden – darunter auch der halbfertig gebaute Kohleblock von E.on in Datteln. Die DUH erhob dagegen schwere Vorwürfe und entlarvte das rechtswidrige und anachronistische Vorhaben als Rettungsanker für den höchstrichterlich gestoppten E.onKraftwerksbau. Die neue Minderheitsregierung will der politischen Willkür jetzt ein Ende setzen und im Herbst die bisherigen energie- und klimaspezifischen Landesregelungen uneingeschränkt wieder in Kraft setzen. Der Bau neuer CO2-intensiver Kohlemeiler an Rhein und Ruhr wird künftig unmöglich, wenn deren Betrieb im Widerspruch zur Erreichung der neuen Klimaschutzziele steht. Dem Milliardenprojekt von E.on könnte letztlich die von Rot-Grün anvisierte Wiedereinfüh-

rung der Landesraumordnungsvorgaben zum Verhängnis werden. Aufgrund derer hatte schließlich das Oberverwaltungsgericht dem Dattelner Kraftwerk die planungsrechtlichen Grundlagen im September 2009 entzogen. (jq) o

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) und Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) schmieden Klimaschutzpläne.

Die Deutsche Umwelthilfe entlarvte politische Willkür Die schwarz-gelbe Vorgängerregierung hatte noch versucht, bestehendes Landesrecht zugunsten einzelner

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Wird das E.on-Kohlekraftwerk bei Datteln zur Industrie-Ruine?

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energie und klima

Solarstromanlage zum Anfassen n Wer die Komponenten einer Pho-

tovoltaik-Anlage ganz aus der Nähe betrachten möchte, kann das bei einer Installationsfirma in Köngen (Kreis Esslingen, Baden-Württemberg) tun. Am Firmengebäude wird die komplette Installation und Verkabelung einer solchen Anlage für Interessenten hautnah demonstriert. Die Anlage ist an der Fassade angebracht und der hier entstandene Gleichstrom wird von einem Wechselrichter im Eingangsbereich in Wechselstrom für das Netz umgewandelt. Er steuert auch das ganze System. Unter den Modulen wurde ein Großdisplay montiert, so dass die Höhe der aktuellen Leistung, die gesamte Einspeisung ins Netz seit Inbetriebnahme der Anlage und die CO2-Einsparung im Vergleich zu fossilen Brennstoffen jederzeit ablesbar sind. Wenn Sie wissen möchten, wer Ihnen eine Solaranlage installieren kann, rufen Sie das Solar Lokal-Infotelefon unter 01803 2000 3000 an.

Wenn Sie Ihren Betrieb in einem der Kreise haben, die an SolarLokal teilnehmen, können Sie Ihre Firma bei Solar Lokal registrieren lassen. Als SolarLokalHandwerker werden Sie Solarstromanlagen-Interessenten aus Ihrem Kreis als kompetenter örtlicher Ansprechpartner genannt. Darüber hinaus profitieren

Sie von dem regelmäßigen SolarLokal Infoservice. Voraussetzung für die Registrierung ist der Nachweis, dass Sie zumindest drei Solarstromanlagen installiert haben. (cg) o

Internet: www.solarlokal.de

Auch an Fassaden –wie hier an der eines Mehrfamilienhauses – können Solaranlagen installiert werden. Die bei SolarLokal registrierten Handwerker beraten gerne.

Dreimal Gold für deutsche Kommunen n Was haben Schalkham, Neckarsulm und Ulm gemeinsam? Alle drei Kommunen siegten 2010 bei der Champions League für erneuerbare Energien. Im französischen Dunkerque überreichten die Deutsche Umwelthilfe, das KlimaBündnis und die Zeitschrift Solarthemen den drei innovativsten deutschen Orten sportlich-feierlich Urkunden und Pokale.

Für ihr großes Engagement im Bereich Erneuerbare Energien ehrten die Veranstalter insgesamt zwölf innovative europäische Kommunen bei der Champions League für erneuerbare Energien (RES Champions League). In der Gesamtwertung erhielten Prato allo Stelvio (Italien) den goldenen Pokal, Schalkham (Deutschland) bekam Silber und Hostětin (Tschechien) Bronze. Die deutschen Städte Neckarsulm und Ulm bekamen in ihrer Klasse für viele mit Solaranlagen bestückte Dächer Gold. Nicht weniger welt 3/2010

als 2.600 Kommunen aus Deutschland, Bulgarien, Frankreich, Italien, Polen, der Tschechischen Republik und Ungarn nahmen an dem Wettbewerb teil.

Finanziert wird die RES Champions League von der Europäischen Union und Organisationen aus sieben Ländern. (cg) o

Die Dynamik ist deutlich: Die Gewinner der RES-Champions-League 2010 auf dem Weg zur Preisverleihung.

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energie und klima

Regierung inszeniert Machtkampf um Atomkraft Wissenschaftler bestätigen „Systemkonflikt“ zwischen Atomkraft und Erneuerbaren Energien. Jede Laufzeitverlängerung bedroht die Energiewende. n Die Störfall-Statistiken sprechen eine

klare Sprache: Wenn sie in die Jahre kommen, müssen Atomkraftwerke immer häufiger ungeplant vom Netz. Das Katastrophenrisiko wächst. Und je länger die Reaktoren laufen, umso mehr hochradioaktiver Müll fällt an, für dessen Entsorgung es nirgends auf der Welt eine Grabstätte gibt. Atomkraftgegnern genügen diese Tatbestände, um jede Verlängerung von Reaktorlaufzeiten in Deutschland abzulehnen.

Es gibt kein Sowohl-als-auch Für Atomkraftbefürworter, die sich aber dennoch den von der Bundesregierung beschworenen Übergang in das „regenerative Zeitalter“ wünschen, verbreitet die DUH seit Jahren eine ernüchternde Botschaft. Sie lautet: Die Rechnung geht nicht auf. „Wer heute AKW-Laufzeiten verlängert, wird morgen den Vorrang der Erneuerbaren in Frage stellen, weil das Stromsystem sonst nicht mehr funktioniert“, warnt DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake. Mit anderen Worten: es gibt kein Sowohl-als-auch, sondern nur ein Entweder Oder. Ab einem bestimmten Ausbaugrad der Erneuerbaren Energien blockieren sich fluktuierend eingespeister Strom aus Wind und Sonne einerseits und Strom aus Atomkraftwerken mit begrenzter Regelbarkeit andererseits. Interessanterweise waren es der größte deutsche Atomstromkonzern E.on und der staatliche französische Strommonopolist EDF, die 2008 fast als erste auf diesen Zusammenhang hinwiesen. Allerdings nicht in Deutschland, sondern in Großbritannien. Dort fordern sie eine Begrenzung der Erneuerbaren Energien auf 20 (EDF) bzw. 33 Prozent (E.on) der Stromproduktion, weil Atomkraftwerke bei einem weiteren Ausbau der Erneuerbaren im Strommarkt immer seltener zum Zuge kämen. Sie würden unrentabel.

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„Die Energieversorgung muss grundlegend modernisiert und die Effizienz massiv erhöht werden.“ Das sagte Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen bei der Eröffnung der Konferenz „Vision 2050 – Perspektiven für Stadtwerke im Energiemarkt“ in Berlin. Eine Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke würde die geforderte Modernisierung blockieren.

Atomstrom wird teuer Mitten hinein in das Machtspiel um die Reaktorlaufzeiten in Deutschland, bestätigen nun renommierte Wissenschaftler wie der Flensburger Professor Olav Hohmeyer die DUH-Argumentation. Hohmeyer, Mitglied im Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung, geht sogar weiter: Im Auftrag des Hamburger ÖkostromUnternehmens Lichtblick ermittelte der

Demonstrieren Sie gegen die Atompolitik! Am 18. September in Berlin Die Regierung will die Laufzeiten für Atomkraftwerke verlängern – und Ende September darüber entscheiden. Am 18. September gehen zehntausende Menschen in Berlin auf die Straße und umzingeln das Regierungsviertel. Demonstrieren Sie mit für das Ende der Atomenergie! Internet: www.anti-atom-demo.de

Wissenschaftler, dass Atomkraftwerke bei einer Laufzeitverlängerung von 28 Jahren nach 2020 insgesamt 15.800 mal kurzfristig abgeschaltet werden müssten, um Erneuerbarem Strom Platz zu machen. Die Atomkonzerne müssten wegen der Produktionsausfälle auf Gewinne in Höhe von 21 bis 80 Milliarden Euro verzichten. Selbst wenn der heute geltende gesetzliche Einspeisevorrang für Strom aus Wind und Sonne beendet würde, würde dies wenig ändern. Warum? Weil Kilowattstunden aus Sonne und Wind praktisch gratis sind, wenn die Anlagen erstmal stehen. Sie würden selbst den günstig produzierten Atomstrom verdrängen. Angesichts solcher Perspektiven rechnet Hohmeyer damit, dass die Konzerne den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien verdeckt oder offen behindern, wo es nur geht, sobald ihre Reaktoren länger laufen dürfen. (gr) o Internet: www.lichtblick.de/uf/Studie_2050_Die_ Zukunft_der_Energie.pdf

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energie und klima

Windstrom in der Warteschleife? An den deutschen Küsten drehen sich immer mehr Windräder und produzieren sauberen Strom. Nun drohen Transport-Engpässe. Denn der Windstrom muss vom Produktionsort hin zu den Verbrauchszentren gelangen. Die Suche nach geeigneten Trassen für solche Starkstromleitungen, ihre Planung und der Bau kosten Zeit und stoßen bei Bürgern in den betroffenen Landschaften auf Widerstand.

n „Wir sehen die Notwendigkeit, dass die Netzinfrastruktur angepasst werden muss“, sagt Klaus Rohmund, Vorsitzender der Bürgerinitiative „Keine 380-kVFreileitung im Werra-Meißner-Kreis“. „Der Stromtransport muss jedoch für Natur und Mensch verträglich sein.“ Rohmund spricht für eine annähernd 700 Mitglieder starke Gruppe.

Freileitung oder Erdverkabelung? Durch den Werra-Meißner-Kreis führt eine Trassenvariante des Wahle-Mecklar-Projekts: eine rund 200 Kilometer lange Höchstspannungsleitung, die das niedersächsische Wahle (bei Braunschweig) mit dem hessischen Mecklar (bei Bad Hersfeld) verbinden soll. Die Freileitungen, gegen die Rohmund argumentiert, würden auf 40 bis 60 Meter hohen Stahlmasten über einer etwa zehn Meter breiten freizuhaltenden Schneise verlaufen. Die Bürger sorgen sich um Folgen für das Landschaftsbild, eine Wertminderung von Grundstücken, um Gesundheitsgefährdungen durch elektromagnetische Strahlung sowie um den Naturschutz, da die Trasse Vogel- und FFH-Schutzgebiete berührt.

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In der Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen Zeitung erklärt die Netzbetreiberfirma Transpower Stromübertragungs GmbH, dass die Erdverkabelung ein Vierfaches der überirdischen Leitung koste. Nach Angaben von Transpower sind Erdkabel über längere Strecken bisher nicht technisch erprobt. Erfahrungen liegen bis zu einer Länge von 20 Kilometern vor. Ob beispielsweise die Wärmeableitung aus längeren Erdkabeln problematisch sein könnte, ist offen.

Umfangreiche Planungsarbeiten Das Energieleitungsausbaugesetz (EnLAG) stuft das Wahle-Mecklar-Vorhaben als „vordringlich“ ein. Die deutsche

Firma Transpower wird diese Leitung bauen. Transpower hat zwei Trassenvarianten vorgeschlagen: Eine Planungsvariante, die Osttrasse, führt durch den Werra-Meißner-Kreis, die Westtrasse würde durch die Kreise Kassel und Schwalm-Eder führen. Von beiden Trassenvarianten betroffen ist der Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Der Streckenverlauf wird zurzeit per Raumordnungsverfahren geprüft. Welche Streckenabschnitte als Freileitung oder als Erdkabel in die Planung eingebracht werden, steht im Ermessen des Netzbetreibers. Voraussichtlich Anfang kommenden Jahres werden die Landesbehörden ihre Entscheidung bekannt geben.

Die Planung neuer überirdischer Leitungen weckt Widerstand in der Bevölkerung. Die Erdverkabelung ist jedoch aufwändiger.

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Dem folgt ein Planfeststellungsverfahren. Hierbei werden Details in der Trassenplanung geklärt. Soweit möglich, sollen die neuen Leitungen entlang bestehender Stromleitungen oder parallel zu Autobahnen geführt werden. Naturschutz- und Wohngebiete sollen möglichst weit umgangen werden. Im Planfeststellungsverfahren haben sowohl Anwohner als auch Naturschutzverbände die Möglichkeit, ihre Positionen einzubringen. Gegen den Planfeststellungsbeschluss, der am Ende steht, können sie klagen. Unter Umständen kann sich der Bau dann um Monate oder Jahre verzögern. Für die Bauarbeiten selbst veranschlagt Transpower zwei Jahre.

Variantenübersicht Trasse Wahle-Mecklar (Quelle: Transpower-Präsentation, Stand 03/2010)

Wer trägt die Kosten für teurere Alternativen? Der Gesetzgeber schreibt beim Bau und Betrieb von Stromleitungen Wirtschaftlichkeit vor. Das heißt, nur in Sonderfällen – etwa bei Pilotprojekten – besteht für den Netzbetreiber überhaupt die Möglichkeit, die Mehrkosten für eine Erdverkabelung an die Stromkunden weiterzugeben. Die Wahle-Mecklar-Trasse besitzt Pilotprojekt-Status. Hier können laut EnLAGBedarfsplan Erdkabel verlegt werden, sobald die Leitungen 400 Meter nah an Wohnsiedlungen heranreichen. Die Mehrkosten dafür kann Transpower von der Bundesnetzagentur anerkennen lassen, um sie dann auf die Stromkunden umzulegen. Egal für welche Trasse man sich entscheiden wird, Transpower wird auf besorgte Bürger stoßen, die gemeinsam mit den betroffenen Gemeinden Erdkabel einfordern. Neben der Bürgerinitiative um Rohmund gibt es 19 weitere. Die Namen ähneln sich, so heißt eine Initiative „Keine 380 kV-Freileitung im Kreis Hersfeld-Rotenburg“.

Letztlich geht es um Klimaschutz Ihren Klimaschutzzielen gemäß will die Bundesregierung die Nutzung Erneuerbarer Energien vorantreiben. Bereits 2005 gab sie bei dem Forschungsinstitut dena eine Studie in Auftrag. Damals wurde mit einem Anteil von 20 Prozent Windstrom am Gesamtverbrauch Deutschlands gerechnet. Die dena ermittelte, dass das deutsche Höchstspannungsnetz bis 2015 um 850 Kilometer ergänzt und auf weiteren bereits bestehenden 400 Kilometern verstärkt werden muss, um eingespeisten Windstrom zum Verbraucher zu bringen. Davon sind bisher nur 90 Kilometer gebaut. Im Herbst 2010 wird die zweite denaNetzausbau-Studie erscheinen, die mit einem Anteil von 30 Prozent Windstrom an der Stromerzeugung im Zeitraum 2015 bis 2020 kalkuliert. (jk) o

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Derzeit werden in Deutschland Trassenverläufe für Starkstromleitungen geprüft, zum Beispiel auf der Strecke von Wahle nach Mecklar.

Forum Netzintegration schafft Transparenz Um Bürger mit Vertretern von Behörden oder der Energiewirtschaft miteinander ins Gespräch zu bringen, rief die DUH 2008 das Forum Netzintegration ins Leben. Ziel des Forums ist es, der Netzinfrastruktur zu einem zügigen Ausbau zu verhelfen. Damit die Planungen transparent werden, lädt das Forum Netzausbaufirmen, Umwelt- und Naturschutzverbände, Bürgerinitiativen, Stromnetzbetreiber und Stromhersteller, kommunale Verbände und Wissenschaftler zu Diskussions- und Informationsveranstaltungen ein. An betroffenen Strecken steht die DUH den Netzbetreibern, Behörden und Bürgern moderierend zur Seite. Fachvorträge, Workshops und Gespräche sollen eine möglichst breite Akzeptanz schaffen. Einen Fachkongress organisierte die DUH im Mai dieses Jahres. Zusätzlich arbeitet das Forum Netzintegration an einem Plan N, der Handlungsempfehlungen an die Politik geben wird: Welche Gesetzesänderungen sind für einen Netz-umbau unter Berücksichtigung aller Interessen notwendig? Der Plan wird Ende dieses Jahres vorgelegt. Internet: www.erneuerbare-ins-netz.de

Das Forum Netzintegration der Deutschen Umwelthilfe bringt die Beteiligten miteinander ins Gespräch. Dr. Anita Schwaier von der Bürgerinitiative „Wir in der Biosphäre“ und der Geschäftsführer der 50Hertz Transmission GmbH Wolfgang Neldner diskutieren über die geplante Strecke Neuenhagen-Bertikow.

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Verkehr

Stuttgart wird kein Luftkurort Das Neckartor in der Stadtmitte Stuttgarts gilt als das „dreckigste Straßeneck“ Deutschlands. An dem markanten Nadelöhr im Talkessel – unweit dem Hauptbahnhof – treffen mehrere Bundesstraßen zusammen. Es gab Zeiten, da wurde fast an jedem zweiten Tag im Jahr der EU-Feinstaubgrenzwert (PM10) überschritten. n von Stefan Jehle

n „Drei Kilometer Stau am Übergang zwischen B27 und B14“, tönt es im Radio. Der Charlottenplatz ist Engpass, zählt in Baden-Württembergs Metropole zu den meist befahrenen Straßenkreuzungen. Richtig stickig wird es am Neckartor, wenige hundert Meter nördlich. Hier staut sich der Feierabendverkehr, hier werden nördliche Vororte wie Bad Cannstatt über die sechsspurige B14 mit Stadtmitte und höher liegenden Stadtteilen der Filderebene verbunden. Am Neckartor misst man die höchsten Feinstaubwerte deutschlandweit.

Täglich 70.000 Autos und mehr

der Cannstatter Straße an der stark befahrenen B14 werden es bis zu 100.000.

ADAC bezweifelt die Wirkung von Umweltzonen Seit 2008 hat auch Stuttgart eine eigene Umweltzone. Direkt am Neckartor hat der ADAC-Landesverband seinen Sitz. Sein Sprecher Raimund Elbe lässt verlauten, die Umweltplaketten hätten allenfalls dazu geführt „dass Autofahrer drauf zahlen mussten“. Ergebnisse an

den Messstellen bundesweit würden zeigen: „Für die Umwelt hat sich eigentlich nichts geändert.“

Feinstaub-Aktionsplan verschärft Doch das „dreckigste Straßeneck Deutschlands“ erfährt seit Frühjahr marginal Besserungen. Das Regierungspräsidium musste handeln – nach Klagen von Bürgern verdonnerte das Verwaltungsgericht die Behörde im August

Reich an Lärm und Abgasen: die Cannstatter Straße, Ecke Neckartor.

„Das ist ein unsäglicher Verkehr, der sich ununterbrochen vorbeiquält“, sagt der Anlieger am Kerner Platz – ein paar Treppenstufen oberhalb der B14. Er habe zudem ein „ständiges Brandungsrauschen“ im Ohr. Die Luft sei oft „dieselabgasgeschwängert“, sagt der Mann, der täglich seinen Arbeitstag im Luft- und Lärmtunnel mit Blick auf die autobahnähnliche Straße verbringt. 70.000 Fahrzeuge täglich werden am Neckartor gezählt, im weiteren Verlauf

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Verkehr 2009, den Aktionsplan gegen zu hohe Feinstaubwerte nachzubessern. Das Fahrverbot für ältere Autos mit roter Plakette wurde um 18 Monate auf den 1. Juli 2010 vorgezogen. Seit März gilt erneut ein Lkw-Durchfahrtsverbot in Stuttgart. Peter Zaar, Sprecher der Behörde, macht deutlich: „Die Feinstaubwerte liegen jetzt schon teilweise dramatisch über dem Grenzwert.“ 5.000 Autos mit roter Plakette gibt es noch in Stuttgart: davon etwa 2.000 kleine Handwerker-Lkws, die künftig ausgesperrt sind, klagt der Umweltberater der Handwerkskammer, Manfred Kleinbielen. Das seien oft Spezialfahrzeuge: eine Nachrüstung nicht möglich.

Ist das Lkw-Fahrverbot hilfreich? Beim Umweltamt der Stadt setzt man vor allem auf das Lkw-Durchfahrtsverbot. Dadurch ließe sich der Feinstaub

um etwa sieben Prozent reduzieren. Auch kleine Schritte seien wichtig: „Jede Reduzierung ist ein Erfolg“, sagt Ulrich Reuter, Stadtklimatologe beim Umweltamt. Die Augenscheinnahme vor Ort lässt freilich nicht erahnen, dass Lkw auf der B14 nicht mehr fahren dürfen. Es scheint an diesem Tag hunderte LkwFahrer zu geben, die Anlieferverkehr der Stadtmitte bedienen.

Tempo 30 auf der B14? Den Grünen im Stuttgarter Gemeinderat, seit Juni 2009 stärkste Fraktion, geht das alles nicht weit genug. Sie forderten vergangenes Jahr Tempo 30 auf der B14. Dem hätte das Regierungspräsidium nie zugestimmt. „Wir haben noch viel Wirkungsvolleres erreicht“, sagt derweil Fraktionschef Werner Wölfle. Die Geschwindigkeit habe man von 60 auf 50 Kilometer pro Stunde reduziert, gleichzeitig zwei Überwachungsanlagen installiert: „Damit sank die Geschwindigkeit von faktisch 80 auf tatsächliche 50“. Wölfle, der auch im Landtag sitzt, legt Wege innerhalb Stuttgarts mit dem Fahrrad zurück, wenn es sein muss auch entlang der B14: „Als Radfahrer übernehme ich volle Filterfunktion“, sagt er. Kleinbielen, der Umweltberater der Handwerkskammer an der Heilbronner Straße – direkt am Hauptbahnhof – befürchtet zudem eher noch neue Belastungen: Selbst das Bauprojekt „Stuttgart21“ bringe Staub in die Stadt. Die DUHwelt 2/2010 berichtete ausführlich.

Luftmessstation Neckartor Die EU-Feinstaub-Grenzwerte wurden am Neckartor 2005 sage und schreibe 187 Mal, im Jahr 2006 an 175 Tagen und 2007 an 110 Tagen überschritten. 89 Mal war das 2008 der Fall. 35 Überschreitungen der PM10-Feinstaubwerte pro Jahr sind maximal zulässig. 2009 gab es am Neckartor wieder 112 Überschreitungen – die erste Jahreshälfte 2010 war dies bereits an 68 Tagen der Fall. Vergleichbar sind nur die Berliner Stadtteile Mariendorf und Friedrichshain sowie der Stachus in München oder die Landshuter Allee der bayerischen Landeshauptstadt.

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Regierungspräsident sieht Grenzen für die Luftqualität Regierungspräsident Johannes Schmalzl, von Haus aus Jurist, sieht das freilich ziemlich nüchtern: „Das Durchfahrtsverbot ist ein wirkungsvoller Beitrag, die Luftqualität zu verbessern. Aber unsere Erwartungen gehen nicht in den Himmel“, ließ er erst jüngst wissen. Das Regierungspräsidium hatte Beschwerde gegen den Gerichtsbeschluss vom vergangenen Jahr eingelegt, der BadenWürttemberg zur Nachbesserung des Feinstaub-Aktionsplanes der Landeshauptstadt aufforderte. Doch der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim bestätigte das Recht der Bürger auf saubere Luft. Er wies die Beschwerde im August 2010 ab.

Die DUH arbeitet für saubere Luft Mit ihren Kampagnen „Kein Diesel ohne Filter“ und „Rußfrei fürs Klima“ setzt sich die DUH seit zwei Jahrzehnten für saubere Luft in den Städten ein. Pressearbeit zu den Umweltzonen und die Begleitung feinstaubgeplagter Anwohner bei Klagen sind Beispiele für Aktivitäten. Die DUH fordert ein sofortiges Scharfstellen der Stuttgarter Umweltzone, das heißt Einfahrverbote für Lkw und alle Pkw ohne grüne Plakette. Außerdem fordert sie die Ausstattung aller Baumaschinen mit Partikelfiltern auf der Großbaustelle Stuttgart21.

Man werde weiterhin zusätzliche Maßnahmen diskutieren und deren Wirksamkeit berechnen: „Aber es gibt auch Grenzen. Dass wir bald ein Schild mit der Aufschrift ‚Bad Stuttgart, staatlicher Luftkurort’ aufstellen, ist nicht realistisch“, sagt er. Schmalzl hat im Gegensatz zu den Anliegern im Stuttgarter Talkessel einen riesengroßen Vorteil: der Sitz seiner Mammutbehörde ist das Industriegebiet von Vaihingen. Vergleichsweise gut durchlüftet weit droben auf der Filderebene. o

Stefan Jehle ist freier Journalist. Er veröffentlicht unter anderem in der regionalen Tagespresse in Karlsruhe und Stuttgart.

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Standpunkt

Klimaschutzpolitik auf dem Prüfstand: Noch langer Weg für die Elektroautos n von Jürgen Resch

Jürgen Resch ist Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe. Die Einführung schwefelfreier Kraftstoffe, die Einrichtung von Umweltzonen sowie die Durchsetzung von DieselrußPartikelfiltern sind Umwelterfolge, an denen er maßgeblich beteiligt war.

n Regierung und Industrie preisen Elektroautos als ultimative Lösung der Klimaprobleme im Verkehrsbereich an. Nur: In den nächsten zehn Jahren werden wir diese Fahrzeuge ausschließlich in wenigen Nischenanwendungen finden. Selbst die deutsche Autoindustrie wagte es nicht, Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Autogipfel Ende April auch nur 500.000 reine Elektroautos aus deutscher Produktion für das Jahr 2020 zu versprechen – das hätte einem Prozent des deutschen Autobestandes entsprochen.

„Es grenzt an Verbrauchertäuschung, wenn so getan wird, als wären Elektroautos morgen verfügbar, per se klimaschonend, bezahlbar und kostengünstig im Betrieb.“ Elektroautos gelten offiziell als CO2frei. Tatsächlich wird noch auf mindestens 20 Jahre der eingesetzte Strom zu einem erheblichen Teil aus

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fossilen Energieträgern wie Kohle, Erdgas und Erdöl stammen. Es grenzt deshalb an Verbrauchertäuschung, wenn so getan wird, als wären Elektroautos morgen verfügbar, per se klimaschonend, bezahlbar und kostengünstig im Betrieb. Egal, ob Benzin-, Diesel- oder Elektroantrieb – immer entstehen Kosten und CO2. Daher müssen diese beim Neuwagenkauf auch gekennzeichnet werden, bei Elektroautos die benötigte Strommenge inklusive der Ladeverluste beim Stromtanken. Der CO2-Ausstoß muss auf Basis des aktuellen Strommixes ausgewiesen werden. Derzeit werden bei Elektrogroßgeräten, bei Glühlampen und Pkw-Neuwagen auf Grundlage gesetzlicher Verpflichtungen Angaben zum Energieverbrauch und zum CO2Ausstoß gemacht. Das muss künftig auch für die – zugegeben anfangs wenigen – Elektroautos gelten, die dann der größte Einzelstromverbraucher in einem Privathaushalt sein werden.

Prozent des Bestands zu erhöhen und gleichzeitig keine weiteren gesetzlichen Regelungen zur Verringerung des Kohlendioxid-Ausstoßes der verbleibenden 99 Prozent der Fahrzeuge seitens der Bundesregierung getroffen werden, dann ist dies für den Klimaschutz kontraproduktiv.

Billiges Öl setzte dem großen Erfolg der Elektroautos in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Ende.

Camille Jenatzy in seinem Elektroauto La Jamais Contente, 1899

„Wirklich sinnvoll wäre nach französischem Vorbild eine aufkommensneutral finanzierte Bonus-Malus-Regelung für alle Neufahrzeuge.“ Der Lohner-Porsche, Star der Weltausstellung 1900 in Paris

Was wenige wissen: Der Anteil an Elektroautos war zu den Anfängen des Automobilzeitalters vor neunzig Jahren mit 30 bis 50 Prozent des Fahrzeugbestandes am höchsten. Er ist seitdem kontinuierlich gesunken auf aktuell 1.600 zugelassene Elektroautos in Deutschland, das entspricht 0,003 Prozent des Fahrzeugbestandes. Wenn nun Automobilindustrie und Politik Milliarden an Subventionen ausgeben möchten, um bis 2020 den Anteil der Elektrofahrzeuge auf ein

Tesla Roadster: Der Sportwagen mit 252 PS-Elektromotor wird seit 2008 in Serie gebaut.

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Verkehr Die Politik muss hier gegensteuern, und zwar, ohne weitere Steuermittel für Demonstrationsprojekte wie den E-Mini und E-Smart zu vergeuden. Wirklich sinnvoll wäre nach französischem Vorbild eine aufkommensneutral finanzierte Bonus-Malus-Regelung für alle Neufahrzeuge. Autos mit hohem Sprit- bzw. Energieverbrauch werden in Frankreich bei der Zulassung mit einer Strafsteuer von bis zu 2.600 Euro belastet. Aus diesen Einnahmen wird im Gegenzug der Erwerb von Pkw, die weniger als 90 Gramm Kohlendioxid je Kilometer ausstoßen, mit 1.000 bis 2.000 Euro und unter 60 Gramm Kohlendioxid mit 5.000 Euro gefördert.

„Bezahlbare Hybrid-Pkw für den Massenmarkt fehlen bei den deutschen Autobauern. Immer noch scheint man hier die Zeichen der Zeit nicht erkannt zu haben.“ Profitieren von einer solchen Regelung würden vor allem Hybridfahrzeuge – also teilelektrifizierte Personenkraftwagen, die bereits heute serienreif sind und vom Kleinwagen bis zum Transporter die KlimagasEmissionen um rund dreißig Prozent reduzieren. Und die vor allem bezahlbar sind: Honda und Toyota bieten so genannte Vollhybriden in der Golfklasse zwischenzeitlich für 20.000 Euro an. Bezahlbare Hybrid-Pkw für den Massenmarkt fehlen aber bei den deutschen Autobauern. Immer noch scheint man hier die Zeichen der Zeit nicht erkannt zu haben. VW und Porsche verwirklichen die Hybridtechnik bei ihren teuren Supersportwagen Porsche Cayenne und VW Touareg. Sie werben dabei mit noch mehr Power und Testosteron pur. Das ist verbunden mit einem in Wahrheit höheren CO2-Ausstoß als dem der jeweiligen Diesel-Version. o

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Welcher Autoreifen schont die Umwelt? Autoreifen können beim Sparen helfen. Qualitätsreifen mit geringem Rollwiderstand reduzieren den Kraftstoffverbrauch um bis zu fünf Prozent. n Reifen mit niedrigem Rollwiderstand sind eine gute Wahl. Denn sie mindern die CO2- und Lärm-Emissionen eines Pkw und sind für den Autofahrer sogar kostengünstiger!

Solche Reifen müssen seltener ersetzt werden, denn sie verschleißen langsamer. Die Betriebskosten sinken deutlich, und Ressourcen werden geschont – die Umwelt profitiert! Die einmaligen Mehrkosten beim Kauf amortisieren sich nach einer Laufleistung von ca. 9000 Kilometern. Die Ersparnisse für Kraftstoff und die lange Lebensdauer der Qualitätsreifen gleichen die höheren Anschaffungskosten bei einer angenommenen Jahresfahrleistung von 15.000 Kilometern nach einem Zeitraum von ca. sieben Monaten aus.

Die EU-weit einheitliche Reifenkennzeichnungspflicht gilt ab November 2012 zunächst für alle neuen PkwReifen und wird in Form eines Labels vorgenommen, das sich im Aufbau an das Energielabel von Elektrogroßgeräten anlehnt. Dabei werden die Parameter ‚Rollwiderstand’ und ‚Nasshaftung’ jeweils in Klassen zwischen A (grün) und G (rot) eingeteilt. Den Parameter ‚Außengeräusch’ stellen drei Wellen dar, wobei ein lauter Reifen drei Wellen erhält, ein empfehlenswerter leiser Reifen dagegen nur eine.

Label für Reifeneigenschaften kommt 2012 An der Debatte zur Reifenkennzeichnung auf EU-Ebene wirkte die DUH aktiv mit. Das DUH-Ziel, nämlich eine verbindliche, transparente und europaweit einheitliche Verbraucherinformation direkt am Verkaufsort, ist in absehbarer Zeit erreicht. Die visuelle Gestaltung des Labels hat das EU-Parlament bereits beschlossen:

Neue Reifen fällig? Fragen Sie gezielt nach den Eigenschaften!

Die DUH fordert die Kennzeichnung aller Reifen – auch die der Erstausstattung beim Fahrzeugkauf. Zudem muss die Bundesregierung sicherstellen, dass spätestens ab November 2012 alle Reifen-Label korrekt dargestellt werden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass Hersteller oder Händler das Energielabel frei gestalten und als Marketinginstrument nutzen. Der Sinn der neuen EU-Verordnung wäre verfehlt und der Verbraucher in die Irre geleitet. (ag) o

Internet: www.duh.de/2616.html

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Kreislaufwirtschaft

Die Mär von der ökologischen Einwegflasche Die DUH kritisiert die Veröffentlichung interessengesteuerter Ökobilanzen und fordert vom Bundesumweltministerium eine neutrale Neubewertung von Getränkeverpackungen.

n Hersteller von Einweg-Getränkever-

packungen überfluten den Markt mit neuen Untersuchungsergebnissen über Umweltauswirkungen von Getränkeverpackungen. In den vergangenen Monaten präsentierte die Einweg-Verpackungsindustrie Ökobilanz-Studien von PET-Einwegflaschen und Getränkedosen. Die Studien kamen zu dem angeblichen Ergebnis, dass die untersuchten Einwegverpackungen aus ökologischer Sicht mit umweltfreundlichen Mehrwegflaschen mithalten können. Unter Aufwand hoher Summen für Werbung und Lobbyarbeit behauptet die Dosen- und Plastikflaschenindustrie nun, ihre Einwegverpackungen seien auf Augenhöhe mit Mehrweg.

Ökobilanzen sind nur so gut wie die zu Grunde liegenden Annahmen Tatsächlich kommt bei einer genauen Betrachtung der Studien heraus, dass Mehrweg nach wie vor Einweg überlegen ist. Durch die Vorgabe realitätsfremder Annahmen wurden in den von der Einwegindustrie beauftragten Untersuchungen die Ergebnisse für die jeweiligen Einwegverpackungen positiv beeinflusst. Durch niedrige MehrwegUmlaufzahlen, nicht nachvollziehbare Transportentfernungen und gezielte Nichtberücksichtigung schwerer Einwegflaschen wurden beispielsweise in

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der Ökobilanz der Kunststoffindustrie PET-Einwegflaschen schön gerechnet. Korrigiert man die realitätsfernen Annahmen mit realen Marktdaten der Branche und vergleicht relevante Marktsegmente miteinander, so haben Mehrwegflaschen nach wie vor die Nase vorne. Sogar unter den in der Studie für PETEinweg sehr günstig getroffenen Annahmen schneiden PET-Mehrwegflaschen in allen und Glas-Mehrwegflaschen in drei von vier Produktgruppen in Punkto Umweltauswirkungen besser ab. Ziel der Einweg-Industrie ist es, politische Maßnahmen zum Schutz der umweltfreundlichen Mehrwegsysteme, wie beispielsweise eine Lenkungsabgabe auf Einweggetränkeverpackungen, zu verhindern. Geschönte Ökobilanzen sollen deshalb Einweg-Flaschen und Dosen salonfähig machen. (tf) o

Die Mehrwegflasche aus Glas ist eine vorbildliche Kreislaufverpackung.

Was passiert mit einer leeren Getränkeflasche? Glas-Mehrwegflaschen werden bis zu 50 Mal wiederbefüllt. Nach ihrer Aussortierung dienen sie als Rohstoff für neue Flaschen. So tragen sie zur Schonung natürlicher Ressourcen und zur Abfallreduzierung bei. Wer Abfall vermeiden will, ist mit dieser Flasche am besten beraten. Einwegflaschen aus Plastik werden nach einmaligem Gebrauch zu Abfall. Für jede weitere Abfüllung von Getränken muss eine neue Verpackung her – eine maßlose Verschwendung von Energie und Ressourcen. Dies gilt für Einwegflaschen, die am Pfandautomaten zurückgegeben werden, genauso wie für die pfandfreien. Beide bestehen meist aus dem Werkstoff Polyethylenterephthalat, kurz PET. Aus den geleerten Einwegflaschen entstehen Produkte wie Textilfaser oder Kugelschreiber. Diese landen nach ihrer Nutzung in der Regel wiederum in Verbrennungsanlagen.

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KREISLAUFWIRTSCHAFT

Ökologische Abwärtsspirale – Getränkedosen sind ein Ressourcengrab Bei Netto und Penny stehen seit Anfang Juni wieder Getränkedosen in den Regalen. Als Begründung nennen die Discounter Kundenwünsche. Ausschlaggebend dürften jedoch hohe Prämien für die Listung der Getränkedosen und günstige Preise im Einkauf sein. n Die DUH rät Verbrauchern von der schnellen Dosen-Erfrischung ab. Denn unter ökologischen Gesichtspunkten zählt die Dose nach wie vor zu den absoluten Schlusslichtern unter den Getränkeverpackungen. Dosen werden nach einmaliger Benutzung nicht wiederbefüllt und damit zu Abfall. Die leeren Dosen werden dank des Pfandes auf Einweggetränkeverpackungen zwar zu einem Großteil gesammelt, doch werden sie kaum zur Herstellung neuer Dosen verwendet. Laut einer aktuellen Studie vom Heidelberger Ifeu-Institut enthält eine Weißblechdose weniger als sechs Prozent gesammelte und recycelte Dosen – eine Aluminiumdose gar keine

Anteile. Von einem geschlossenen Materialkreislauf also keine Spur. Mehrwegflaschen bieten eine nachhaltige Alternative zu den „Ex und Hopp“Dosen. Denn Abfall vermeiden ist die beste Strategie! Laut einer Umfrage unter 147 Brauereien werden Glas-Mehrwegflaschen meist zwischen 40 und 60 Mal wiederbefüllt, bevor sie recycelt werden und als Material für neue Glasverpackungen dienen.

produziert werden. Hinzu kommt: Nach Messungen der DUH wiegt die neue und deutlich kleinere Dose gleich viel wie die traditionelle 0,33 Liter Dose. (tf)

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Seit Mai 2010 werden Coca-Cola und Coca-Cola Zero neben der 0,33 Liter Dose auch in 0,25 Liter Dosen abgefüllt. Pro Liter Getränk müssen mit der kleineren Dose also vier statt drei Dosen

Chemiecocktail in Lebensmitteln Müsliriegel und Reiswaffeln können Druckchemikalien enthalten. Die DUH fordert einen wirksamen Schutz der Gesundheit von Verbrauchern.

Lebensmittel waren mit Druckchemikalien belastet. Dies ist das Ergebnis aktueller Anfragen der Deutschen Umwelthilfe bei Bundes- und Länderministerien.

tail von insgesamt sechs unterschiedlichen Druckchemikalien. Betroffen ist eine breite Palette von Produkten wie Müslis, Haferflocken, Mehl, Tütensuppen, Cornflakes, Müsliriegel oder Reiswaffeln.

chemikalien legen einen Graubereich offen, in welchem die Verpackungsindustrie scheinbar ungehindert Stoffe einsetzen kann, über deren gesundheitliche Auswirkungen keine Aussagen möglich sind.

Insgesamt wurden bis heute zwölf unterschiedliche Druckchemikalien in Lebensmitteln nachgewiesen, welche durch Migration oder Abrieb von den Verpackungen auf die Füllgüter übergegangen waren. In mindestens fünfzehn Fällen wurden so hohe Konzentrationen an chemischen Drucksubstanzen festgestellt, dass die Produkte zurückgerufen oder gesperrt wurden. Einige Lebensmittel waren sogar mit mehreren so genannten Photoinitiatoren zur Aushärtung der Druckfarbe belastet. So enthielt eine Bio-Reiswaffel einen Cock-

Die Problematik ist bekannt. Bereits seit 2006, als die DUH durch Analysen von Getränkekartonprodukten die Belastung von Lebensmitteln durch die Chemikalie ITX (Isopropylthioxanthon) öffentlich machte, besteht dringend Handlungsbedarf. Für lediglich zwei der zwölf in Lebensmitteln festgestellten Druckchemikalien liegen dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ausreichend genaue Risikobewertungen für Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit vor. Die in Lebensmitteln entdeckten Druck-

Deshalb fordert die DUH umgehend die Erstellung von Positivlisten mit zugelassenen Drucksubstanzen und die verbindliche Festlegung von Höchstmengen für den Übergang auf Lebensmittel. Darüber hinaus müssen Drucktechniken eingesetzt werden, bei welchen es zu keinem Kontakt zwischen der Außenund Innenseite der Verpackung kommt.

n Zahlreiche in Deutschland verkaufte

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(tf)

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Hand in hand

Endlich

fließendes Wasser!

Ihr Wasser transportieren die Schülerinnen der Hekima Mädchenschule in Tansania nicht mehr über weite Strecken auf dem Kopf. Es gibt auch ein neues Lagerhaus für Gemüse. Mit Hilfe von Fördermitteln des Hand in Hand-Fonds konnte die Schule Waschräume, ein Waschhaus und einen Gemüsespeicher bauen.

n Schwester Esther Buberwa, die Schul-

leiterin, schreibt hierzu in diesen Tagen:

ihrem Kopf herbei schleppen. Durch das gemeinsame Abflusssystem für Waschküche und Sanitäranlagen gelangen keine Abwässer mehr auf die Grünflächen und Wege, das beugt der Verbreitung von Krankheitserregern vor.

„Die Mädchen sind sehr dankbar und froh, sie ernten die Früchte der Großzügigkeit aus dem Hand in Hand-Fonds. Die Waschräume und Duschen der Schule sind verbessert worden und es gibt nun eine Waschküche. Außerdem wurden zwei große Gemüsespeicher für die ganzjährige Lagerung von Lebensmitteln eingerichtet, der ohne chemische Substanzen auskommt. Als nächstes möchten wir den Bau der Toiletten und den Ausbau des Speisesaals angehen.“

Bildung für Mädchen ist in Afrika eine Ausnahme

Den Schülerinnen bleibt es nun erspart, sich unter freiem Himmel zu waschen. Auch müssen sie nicht mehr täglich in den frühen Morgenstunden Wasser auf

Insbesondere für Mädchen ist es in den armen Regionen von Tansania keine Selbstverständlichkeit, eine Schulausbildung zu erhalten. Dank des herzli-

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Die Hekima Mädchenschule bei Bukowa in Tansania befindet sich in der Nähe eines Anbaugebietes für Rapunzel-Kaffee. Einige Töchter von Mitarbeitern der Kagera Cooperative Union (KCU) gehen dort zur Schule.

chen Engagements von Schwester Esther Buberwa, Ordensschwester und Leiterin der Schule, haben dort mittlerweile etwa 400 Mädchen die Möglichkeit dazu.

Der Waschtag ist Teil des Schullebens.

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hand in hand „Wenn Afrika ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Erfolg haben soll, dann braucht es gut ausgebildete Frauen“, sagt Schwester Esther. Seit 2003 – damals waren es noch ca. 40 Schülerinnen – unterstützt der Hand in HandFonds die Schule und konnte somit den Bau eines Klassenzimmers und dessen Ausstattung sowie die Anschaffung einer kleinen Bücherei ermöglichen.

Die Mädchen erhalten eine Grundbildung, die auch den biologischen Gemüseanbau umfasst.

Die Erfolgsgeschichte wird damit also fortgeschrieben – als nächstes Projekt wird der Bau eines Speisesaals in Angriff genommen. Bis dato nehmen

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die Schülerinnen und ihre Lehrer mit Schwester Esther ihre Mahlzeiten im Freien sitzend ein, bei Hitze, Wind und Regen! (eb) o

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2006 konnte die Schule mit Hilfe des Fonds ein Feld erwerben, auf dem die Mädchen nun ihr eigenes Gemüse ökologisch anbauen, wie z. B. Kohl, Spinat, Auberginen und Karotten. Immerhin müssen täglich 467 Schüler und Lehrer verköstigt werden. Zusätzlich werden die Mädchen geschult, den Boden mit natürlichen Methoden zu düngen und Schädlinge umweltfreundlich zu bekämpfen.

elthilfe & Rapunz

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Der Hand in Hand-Fonds steht für globale Gerechtigkeit Seit 1998 besteht der Hand in Hand-Fonds als Gemeinschaftsprojekt von Rapunzel Naturkost und der Deutschen Umwelthilfe. Bis Mitte 2010 unterstützte er rund um den Globus 112 Projekte in 30 Ländern finanziell und mit Fachwissen.

rung durch ökologische Landwirtschaft, die Förderung von Frauen, die Verbesserung von Grund- und Umweltbildung, der Zugang zu sauberem Wasser und die Etablierung einer nachhaltigen Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energien stehen im Zentrum der Förderaktivitäten.

In der Anfangsphase des Fonds waren die Förderprojekte eng mit den Handelsbeziehungen von Rapunzel Naturkost verbunden. Sie zielen darauf, die Lebensbedingungen der Menschen in den Anbaukooperativen zu verbessern und ihren Kindern Bildungschancen zu ermöglichen. Die 28-seitige Broschüre stellt

Damit ist der Fonds ständig in den Feldern aktiv, die auch die Vereinten Nationen als entscheidend erachten, um weltweite Gerechtigkeit herzustellen: In ihren Millenniumszielen aus dem Jahr 2000 bekennen sich die Staats- und Regierungschefs zu ihrer Verantwortung, über eine Milliarde Menschen weltweit aus bitterster Armut zu befreien und globale Umweltprobleme wirksam anzugehen.

Mittlerweile hat der Hand in Hand-Fonds Förderschwerpunkte und Projekte des Hand in Hand-Fonds sein Förderprofil erweitert. Er unterstützt vor und erklärt die Vision, bei weltweit gemeinnützige Vorhaben von der Umsetzung der UN-MillenNichtregierungsorganisationen, die zu niumsziele mitzuwirken. seinem traditionellen Themenspektrum passen: Nach wie vor geht es darum, Für die Deutsche Umwelthilfe ergänzt dieselbstverantwortliche Gemeinschaften zu entwickeln, die ser langfristig angelegte, internationale Arbeitsbereich den sozial und ökologisch nachhaltig handeln können. Fairer Rahmen ihrer vorwiegend auf nationaler Ebene angesieHandel, Natur- und Klimaschutz, Einkommen und Ernähdelten Naturschutzaktivitäten in sinnvoller Weise. (eb, jk)

Die Dokumentaion steht im Internet unter www.duh.de zum Herunterladen bereit und ist kostenlos erhältlich bei: DUH Umweltschutz-Service GmbH, Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell, Tel. 07732-99 95 18 welt 3/2010

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DUH Intern

Blick hinter die Kulissen Sie stehen nicht im Rampenlicht, aber ohne sie geht nichts. Während Projektmitarbeiter und Pressesprecher den Verband ständig nach außen vertreten, leistet das DUH-Buchhaltungsteam in Radolfzell eine ebenso unentbehrliche Arbeit.

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In der Deutschen Umwelthilfe und in der DUH UmweltschutzService GmbH gibt es stets viel Zahlenwerk. Jutta Abel, Dagmar Lehmann, Kirsten Thel (vlnr hinten); Silke Maurer, Tina Hellwig, Christel Löffel (vlnr vorn)

n „Bei uns geht es um Zahlen und Fakten. Der Umgang mit Zahlen hält auf alle Fälle fit und bedeutet für mich auch eine Form von Kreativität. Immer wieder ändern sich Gesetze und Steuersätze. Weiterbildung ist deshalb ein Muss.“ Silke Maurer, Leiterin der DUHBuchhaltung, spricht ruhig und deutlich. „Ich würde ungern Abrechnungen für einen Pelztierhändler machen müssen. Bei der DUH arbeite ich an etwas Sinnvollem.“ Hochkonzentriert arbeiten sie und ihr Team mit zum Teil hohen Projektsummen, bei denen Fehler in der Abrechnung viel Arbeit nach sich ziehen würden.

Große Sorgfalt hegen die DUH-Buchhaltungsprofis auch im Umgang mit Spenden. Als gemeinnütziger Verein darf die DUH selbst Spendenbescheinigungen ausstellen. Deshalb prüft das Finanzamt durch unangekündigte Kontrollen immer wieder, ob Spenden ordnungsgemäß verbucht und verwendet wurden.

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Viele Projekte, viel Bewegung Immer wenn Rechnungen anfallen, kommen die Buchhalterinnen mit den übrigen Kollegen in Kontakt. Sie begleiten jedes Projekt von Anfang bis Ende. Ihre strengen Rückfragen werden von allen geschätzt. Denn schließlich dienen sie dem wichtigen gemeinsamen Ziel, korrekte Projektabrechnungen und die zweckgebundene Verwendung aller finanziellen Mittel zu gewährleisten. Diese müssen wiederum der Prüfung durch das Finanzamt und die Zuschussgeber Stand halten.

spiegeln die Aktivitäten des Verbandes wider. Deshalb kennt kaum jemand die DUH so gut wie die Kolleginnen von der Buchhaltung. „Dass die DUH ständig in Bewegung ist, dass neue Projekte und Mitarbeiter hinzukommen, ist bei uns natürlich spürbar. Die Arbeitsmenge wächst und trotzdem müssen wir den Überblick behalten.“ (cg) o

Dank der Kostenstellen können in der DUH alle Einnahmen und Ausgaben bestimmten Projekten zugeordnet werden. Zu jedem beliebigen Zeitpunkt kann somit die finanzielle Seite eines Projekts „bilanziert“ werden.

Keine Information geht an der Buchhaltung vorbei Egal, ob Workshop oder Pressekonferenz, Reise- oder Druckkosten, alles muss abgerechnet werden. Die Zahlen

Die Jahresberichte informieren über Inhalte und Finanzierung der DUH-Arbeit. Sie können im Internet unter www.duh.de kostenlos heruntergeladen werden.

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DUHmarkt

DUH Intern

Über ihre DUH Umweltschutz-Service GmbH vertreibt die DUH Bücher und Broschüren zur Umweltbildung. Eine kleine Auswahl stellen wir Ihnen hier vor. Die Versandkostenpauschale für die hier angebotenen Produkte beträgt  3,50, wenn nicht anders angegeben.

Ihre Bestellung direkt per Telefon: 07732 999518

Ackermann Kalender – Eisbären 2011 Majestätische und humorvolle Aufnahmen des größten Landraubtieres der Erde, im Querformat mit Eintragekalendarium. Ackermann Kunstverlag, München Format: 45 x 33 cm  14,95 zzgl.  3,90 Versandkosten Bestell-Nr: 7200

Informationsblätter: Die sechsseitigen Informationsblätter behandeln die wichtigsten Themen des Natur- und Umweltschutzes. Stückpreis 0,50 Euro, bei größeren Abnahmemengen Rabatt auf Anfrage. ● Energiesparlampen ● Treibhaus ● Erfolge

Erde und Defizite im Vogelschutz

● Biber ● Hornissen ● Spinnen ● Libellen ● Rettet

die Wale Faltenwespen ● Kleinwale in Nord- und Ostsee ● Grundwasser ● Aktion Biberschutz ● Lebendiger Neckar ● Lebendige Elbe ● Energie aus lebendigen Wäldern ● Lebendige Werra ● Lebendige Radolfzeller Aach ● Lebendige Donau ● Lebendige Weser Ein zweiseitges Informationsblatt „Winterhilfe für Fledermäuse“ steht auf unserer Internetseite kostenlos zum Download bereit: www.duh.de/fledermaeuse.html ● Soziale

Naturreiseführer aus dem Naturerbe Verlag Jürgen Resch:

Bodensee, Naturreichtum am Alpenrand

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Elbtalaue, Landschaft am großen Strom

F. Neuschulz, W. Plinz, H. Wilkens, 154 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen, 2002, E 12,00 Bestell-Nr: 20311

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Atlas der Globalisierung spezial. Klima Le Monde diplomatique (Hrsg.), broschiert, 96 Seiten, über 100 farbige Karten und Schaubilder, taz Verlag, 2008 E 10,00 Bestell-Nr: 2047

Ich bestelle folgende Artikel: Bestell-Nr.

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Widerrufsrecht: Die Bestellung kann innerhalb von 14 Tagen bei der Bestelladresse widerrufen werden. Es genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs. Ich bestätige dies mit meiner zweiten Unterschrift.

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Datum/Unterschrift DUH Umweltschutz-Service GmbH Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell, Fax 07732 9995-77


menschen für natur

Lebens(t)raum Garten In ihrem liebevoll gepflegten Garten in Möggingen bei Radolfzell am Bodensee besuchte ich kürzlich Dr. Helga Thielcke, die Frau des verstorbenen DUH-Gründers und langjährigen Vorsitzenden Professor Dr. Gerhard Thielcke. Sie lebt in einem Haus mit Garten, das sie einst mit ihrem Mann und ihren drei Töchtern bewohnte. n von Annette Bernauer

n Um es vorwegzunehmen: ein Natur-

garten ist nichts für Faulenzer und Dolce Vita Freunde. Vielfältige Naturerlebnisse stellen sich erst durch die ordnende Hand des Gärtners ein, der ein Mosaik von Lebensräumen schafft. Das heißt rupfen und zupfen und immer wieder beobachten und Zwiesprache mit den Schützlingen halten, um zu verstehen, an welchen Standorten sie sich wohlfühlen.

Offene Wasserbehälter werden immer wieder zur tödlichen Falle für kleine Tiere wie Eidechsen, Maulwürfe oder junge Vögel. Ein Stückchen Styropor, stabilisiert mit einem festgebunden Stein an der Unterseite, wird zur Rettungsinsel und Ausstieghilfe. Efeu ist leichter zu „beherrschen“ wenn nach der Blüte die Fruchtstände abgesammelt werden. So kann der wuchsstarke Haftwurzler z. B. an einer Ecke der Hausfassade gehalten werden. Fleißiges Zurückschneiden ergibt ein dichtes Vogelversteck und beliebten Brutplatz.

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Wer Blattläuse nicht dulden mag, z. B. auf seinen Stangenbohnen, kann einen Sud aus Brennnessel und Regenwasser (ca. sechs Stunden ziehen lassen) spritzen. Meist sind die Blattläuse schon nach einmaliger Behandlung verschwunden.

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Wildpflanzen können in Kombination mit Kulturpflanzen dekorative und widerstandsfähige Blütenteppiche bilden.

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Kleine Tipps – große Wirkung

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„Wo nix wächst, wächst Akelei“, sagt ein altes Sprichwort und wird der Schönheit dieser Pflanze nicht gerecht. Helga Thielcke ist stolz auf ihre anspruchslosen Gartenstreuner, die sich fleißig vermehren. Allerdings betreibt sie Genmanipulation, indem sie verschiedene Blüten abzwickt, damit die erwünschten Farbstellungen sich durchsetzen. Zwischen den Akeleien schlängeln sich Ackerwinden, die sich unterirdisch mit meterlangen Wurzeln ausbreiten. Im Vorbeigehen befreit Helga Thielcke einen Strauch von der Schlingpflanze. Gärtner, die versu-

auch dem geschützten Bunteulchen und dem Windenschwärmer nutzen. Die Monsterraupe (Foto) dieses großen Wanderfalters (Foto) aus Nordafrika ernährt sich ausschließlich von der Ackerwinde.

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Die schöne Wilde und das kleine Monster

chen die Wurzeln auszugraben, weiß sie zu berichten, tragen unfreiwillig zur Vermehrung bei, wenn sie nicht alle Pflanzenteile verbrennen. Die promovierte Biologin tröstet sich damit, dass die hübschen Blüten neben Wildbienen

Wer die putzmunteren Distelfinken zu sich in den Garten holen will, muss ihnen den Tisch mit Sonnenblumen decken. In Helga Thielckes Garten erwiesen sich Schmuckkörbchen (Cosmea, oben links) mit ihrem samenreichen Fruchtstand als Leckerbissen für die bunten Samenfeinwelt 3/2010 schmecker.


menschen für natur Raubtiere und Opernsänger In einer feinsandigen sonnenexponierten Ecke des Gartens haben sich Ameisenlöwen angesiedelt. Das sind die rund einen Zentimeter großen Larven der Ameisenjungfer, eines eher unspektakulären Netzflüglers, der sich den Lebensraum Sand erschlossen hat. Ameisenlöwen lauern im Zentrum von selbst erbauten Fangtrichtern auf Beutetiere. Wenn sich was in der Falle regt, werfen sie mit Sandkörnern nach dem Opfer, greifen es blitzschnell mit ihren Kieferzangen und ziehen es hinab. Ganz

schön gruselig in dieser Ecke des Gartens! Für diese Vorführung opferte Frau Thielcke ein paar Waldameisen, deren Bau schon seit einigen Jahren neben dem Gartenweg steht. Ameisen, die sich hervorwagen, laufen auch Gefahr, Beute der Amsel zu werden. Sie brütet direkt im dichten Efeugeflecht an der Terrasse. Wo sich natürliche Vielfalt einstellt, werden Naturerlebnisse frei Haus geliefert. Egal ob Balkon oder Garten: Schmetterlinge und Insekten sind kleine Wunderdinger, die sich schnell einstellen und den Gärtner belohnen. o

Eine überraschende Vorführung ist die „Löwenfütterung“.

DUH-Naturreise 2010 nach Berlin

Es sind noch Plätze frei! n Sonntag, 28. November

bis Mittwoch, 1.Dezember 2010 n Anmeldeschluss:

Eine künstliche Nisthilfe gibt Helga Thielcke die Gelegenheit, die Entwicklung der Wildbienen zu beobachten.

1. Oktober 2010 (Teilnehmerzahl ist begrenzt!) n Unterbringung: Motel One am Alexanderplatz, Berlin-MItte n Reisekosten: 290 Euro pro Person im Doppelzimmer

(Im Preis enthalten sind die Übernachtungen mit den im Programm angegebenen Mahlzeiten, inkl. Erfrischungsgetränken, Führungen und Transfer zwischen den Exkursionsorten.)

Weitere Informationen und Reiseunterlagen: Annette Bernauer, Initiative „Menschen für Natur“ Deutsche Umwelthilfe e.V., Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell

■ Bildnachweis: Die mächtige Pflanze neben Annette Bernauer ist eine Königskerze. Ist sie verblüht, kann ihr Markstengel noch der Dreizahn-Mauerbiene zur Eiablage dienen.

welt 3/2010

Titelseite: Europäischer Nerz/Florian Möllers; S. 3: A. Busch (o), R. Sturm/ Pixelio (m), joujou/Pixelio (u); S. 4: Pitopia/e.g., 2010 (o), D. Hase (m.l.), A. Litke/Pixelio (m.r.), DUHArchiv (u); S. 5: GNF-Archiv (o.l.), F. Möllers (o.r.), S. Jehle (m), A. Bernauer (u); S. 6: dpa; S. 7: S. Klaus (o),Yoky/wikimedia commons (u); S. 8: Lightcycle Retourlogistik und Service GmbH; S. 10: Pitopia/ S. Hartmann/2008 (o), H. Bäsemann/Naturfoto-Online (u); S. 11: Pitopia/P. Jobst/2007 (o), A. Frost/ wikimedia commons (m), R. Hahn (u); S. 12: H. Bäsemann/Naturfoto-Online (o), Pitopia/H. Esser/2009 (m), R. Dirscherl/Naturfoto-Online (u); S. 13: D. Andress/wikimedia commons; S. 14: O. Hahn/hahnfilm (2 o), H. Werner (m), B. Peinti (u); S. 15: S. Ernst/Naturfoto-Online (o frei), D. Hase (o, m.r., u), Landschaftsförderverein Oberes Rhinluch e.V. (2 m.l.); S. 16: U. Grabowsky/Photothek.net/BMU; S. 17: First Solar; S. 18: Büro am Fluss; S. 19: S. Koschinski/Fjord&Baelt; S. 20: C. Damm (o), NABU Naturschutzstation (u); S. 21: I. Wittig/DUH; S. 22 bis 27: GNF-Archiv; S. 25: S. Schulz (u); S. 28/29: F. Möllers; S. 30: die Klima-Allianz (o), Staatskanzlei NRW/R. Sondermann (m), Hennesd/Pixelio (u); S. 31: Nöhren/Pixelio (o), Y. Regnier (u); S. 32: T. Trutschel/Photothek.net/BMU; S. 34: klaas-hartz/Pixelio (o), K. Rohmund (u); S. 35: J. Gensheimer; S. 36/37: S. Jehle; S. 38: B. Dietl (o), wikimedia commons (2 m), fogcat5/wikimedia commons (u); S. 39: P. -G. Meister/Pixelio; S. 40/41: DUH-Archiv, B. Kleemann/DUH, A. Morlok/Pixelio (S. 41 o); S. 42/43: Hand in Hand-Fonds; S. 44: C. Göcke/DUH; S. 46/47: A. Bernauer/DUH; S. 47: O. Schneider/Pixelio (m.r.)

47


Foto: Photocase/MrNico

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