DUHwelt 3/2011

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3/2011 Das Magazin der Deutschen Umwelthilfe und des Global Nature Fund

welt www.duh.de; www.globalnature.org

Bessere Luft dank Umweltzone EU-Reformpapier – Was hilft‘s dem Fisch? Gemüseanbau bewahrt Wüstenbiotop

Echt unbekannt: die Wasserspitzmaus

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schwecke.mueller

Felicidad Gonzales, eine der Bäuerinnen der Kleinbauernkooperative ANAPQUI: „Es ist erfreulich, wie sich der QuinoaAnbau in den letzten Jahren entwickelt hat. Das haben wir vor allem dem Bio-Anbau und dem Fairen Handel zu verdanken. Viele Familien sind aufgrund dieser guten Perspektiven wieder hierher zurückgekommen.“

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Wir machen Bio aus Liebe.


Auf ein Wort

Prof. Dr. Harald Kächele Bundesvorsitzender Deutsche Umwelthilfe e.V.

Liebe Leserin, lieber Leser, als Hermut Ruland zusammen mit anderen weitsichtigen Mitstreitern vor etwas mehr als 35 Jahren den Verein Deutsche Umwelthilfe mit Sitz in Frankfurt am Main gründete, hat er Weichenstellungen vorgenommen, die heute noch Bestand haben. Umweltschutz geht nur mit der Wirtschaft, nicht ohne sie und schon gar nicht gegen sie. Deshalb war es von Anfang an Ziel der DUH, den Austausch und die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft zu suchen. Dass es nicht ohne Streit gehen würde, war auch immer klar, aber nicht um des Streits, sondern um der Sache willen. Wie bringen wir unsere Gesellschaft voran, indem wir Modelle zukunftsorientierten Wirtschaftens entwickeln und durchsetzen? Wie können wir wirtschaftliche Prosperität und Nachhaltigkeit miteinander in Einklang bringen? Das sind Grundfragen, mit denen wir uns in zahlreichen Projekten auseinandersetzen. Im Projekt Black Carbon bringen wir im Dialog mit Politik, Gesellschaft und Unternehmen das Thema Mobilität ohne vermeidbare Luftbelastung voran. Im Netzwerk Energiewende geht es um nicht weniger als die ökologische Neuausrichtung unserer Energiewirtschaft. Im Projekt Mehrwegschutz ist es die Kreislaufführung von Getränkeverpackungen, die konstitutives Merkmal eines ganzen Wirtschaftszweiges geworden ist. Die Liste der aktuellen Beispiele lässt sich ohne weiteres verlängern und auch in dieser Ausgabe der DUHwelt ist die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft überall präsent. Eines dürfen wir jedoch bei allen Ökobilanzen, nachhaltigen Businessplänen, Business & Biodiversity-Initiativen nicht vergessen. Am Ende geht es immer darum, Menschen zu überzeugen, zu begeistern und für eine nachhaltige Lebensweise zu gewinnen. Das wusste auch Hermut Ruland, unser langjähriger Ehrenvorsitzender, der in diesem Sommer im Alter von 92 Jahren verstorben ist. Ihr

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Inhalt Kein Erfolg ohne Konsequenz

schauplatz

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Aus Glas wird Glas

aktuell

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Krefeld setzt auf Gas statt Kohle

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Neue EU-Biodiversitätsstrategie erst auf halber Strecke

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Leere Bauschaumdosen sind Sondermüll

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Buchenwälder jetzt Weltnaturerbe

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Haringvliet-Schleusen offen

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Impressum

es das? Städte, die eine Umweltzone einrichten und G ibt dann selbst ideenreich dafür sorgen, dass sie wirkungslos bleibt? Es geht aber auch anders.

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10 Mehr Energiesparlampen 10 Ramsauer blockiert Grünbrücken 10 Leserbriefe

Für Fischer und Fischkatzen des Tourismusmagneten Angkor Wat liegt I mderSchatten Tonle Sap-See, ein Naturparadies Kambodschas, das

themen

kaum jemand kennt. Dank Living Lakes-Netzwerk tut sich eine neue Perspektive für den „Großen See“ auf.

12 Umweltzonen verbessern unsere Luftqualität 14 Tipps für Autofahrer und -halter 16 Letzte Ausfahrt: Fischereireform 17 Mee(h)r Naturschutz für Deutschland

magazin

n naturschutz

n energie

n Verkehr

n kreislaufwirtschaft und mehrwegschutz

n nachhaltige entwicklung

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18 n Tonle Sap – Ein Juwel Kambodschas

Überzeugen statt überrollen

19 n Trinkwasser für Afrika

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19 n Totes Meer als neues Naturwunder?

s geht also doch: Beschleunigte Planungsverfahren sind mit Bürgerbeteiligung vereinbar. Ob das neue Netzausbau-Gesetz hält, was es verspricht, wird die Zukunft weisen.

20 n Gemüsegärten in der Wüste 20 n Genfrei Gehen jetzt in Amerika 21 n Atomkonzerne als Sanierungsfall Die Stromriesen haben die Energiewende verschlafen. 22 n Starkes Netz für Ökostrom 22 n Kühle Luft ohne Reue Welche Umweltauswirkungen haben Autoklimaanlagen? 24 n SolarLokal hat jetzt 400 aktive Kommunen

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Inhalt

24 n Natur leistet dem Menschen gute Dienste 25 n Hilfe zur Selbsthilfe Interview mit dem Heidelberger Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner 26 n Die Checker

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Biodiversität muss beim betrieblichen Umweltmanagement eine Rolle spielen. 26 n Holzverbrauch mit gutem Gewissen 28 n Mit den Buchen zieht die Vielfalt ein

Die Farbe der Ente

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elche Farbe hat die Ente? Gelb. Welche Farbe hat die Kuh? Lila. DUHwelt-Leser wissen es besser. Vielen Kindern ist die Natur jedoch völlig fremd.

29 n Visionen für Flusslandschaften 29 n Die Ems kommt nicht zur Ruhe 30 n Elbe-Schüler-Camp war ausgebucht 30 n Bundesumweltwettbewerb: Faszinierendes in der Fahrspur 32 n Frischer Wind in der Umweltbildung Living Lakes lädt Fachleute zu einem Erfahrungsaustausch ein. 32 Naturschutztage am Bodensee

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35 Die Bioplastik-Lüge von Danone einer beispiellosen Werbekampagne hat Danone M iteinen angeblich umweltfreundlichen Bioplastik-

duh-markt

34 n Mehrweg ist am nachhaltigsten 35 n Mit Bioplastik zurück in die Steinzeit der Abfallwirtschaft 35 n Holt alte Handys aus der Schublade!

Joghurtbecher aus PLA eingeführt. Die DUH geht nun gerichtlich gegen diese dreiste Verbrauchertäuschung vor.

„Unbekannte“ Tierart

36 Ein nimmersatter Dauerjäger

Die Wasserspitzmaus lebt an naturnahen Gewässern.

duh intern 38 Abschied vom Zivildienst

36 Nimmersatt

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ie Wasserspitzmaus schwimmt und taucht wie eine Weltmeisterin. Das muss sie auch, denn ihre Jagdgründe liegen teils im Wasser und sie muss täglich ihr Eigengewicht an Nahrung erbeuten. Immerhin hat die Natur die Art mit einem rasanten Liebesspiel ausgestattet.

menschen für natur

39 Nachruf auf Hermut Ruland Wir trauern um den Mitbegründer der Deutschen Umwelthilfe.

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SCHAUPLATZ

n Weiße, braune und grüne Altglasberge. Aus Glas wird Glas. Neue Flaschen bestehen bis zu 90 Prozent aus recyceltem Altglas. Zur Herstellung von grünem Glas können auch Farbgemische verwendet werden, Braun- und Weißglas erfordern dagegen farbgleiche Ausgangsstoffe. Ein großer Vorteil dieses Rohstoffs: Glas lässt sich beliebig oft ohne Qualitätsverluste einschmelzen und neu verarbeiten. Mehrwegflaschen aus Glas sind unschlagbar: Sie können bis zu 50 mal wiederverwendet werden.

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SCHAUPLATZ

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AKTUELL Akzeptabel umgeplant Umweltverbände und Bürgerinitiativen haben erfolgreich gegen den Klimakiller in Krefeld interveniert.

Oktober 2010 in Nagoya beschlossen haben. Doch die Strategie muss noch durch EU-Ministerrat und Parlament bestätigt werden. Der Rat hat Ende Juni nur die sechs Hauptziele gebilligt, nämlich die Ausweitung der Bemühungen zum Artenschutz und Schutz der Lebensräume, die Erhaltung und Wiederherstellung von Ökosystemen und ihren Dienstleistungen, die Verankerung der Biodiversitätsziele in der Land- und Forstwirtschaft sowie in der Fischerei, die Bekämpfung invasiver gebietsfremder Arten sowie die Erhöhung des EU-Beitrags zur Eindämmung des weltweiten Biodiversitätsverlusts.

Krefeld setzt auf Gas statt Kohle n Das Stadtwerkebündnis

Trianel hat Anfang Juli sein Vorhaben zum Bau eines Steinkohlekraftwerks im Chemiepark in Krefeld-Uerdingen gestoppt, nachdem die Gesellschafterversammlung den Weg für die Planung eines Gaskraftwerks frei gemacht hatte. Schon im Vorfeld der Entscheidung hatten sich, auf bundesweiten Druck von Kohlekraft-Gegnern, mehrere Stadtwerke gegen die Reali-

sierung des Kraftwerkprojekts ausgesprochen. Die DUH intervenierte mit anwaltlicher und gutachterlicher Unterstützung fast zwei Jahre lang in verschiedenen Genehmigungsverfahren gegen das umwelt- und klimaschädliche Vorhaben. Das Aus des Krefelder Kohlekraftwerks ist bereits das zwölfte, das mit Hilfe der Anti-Kohle-Kampagne der DUH in den letzten drei Jahren erzielt wurde.

Die DUH begrüßt den Sinneswandel bei Trianel, denn Gaskraftwerke sind aufgrund ihrer guten Regeleigenschaften und ihrer vergleichsweise geringen Treibhausgasemissionen eine energiewirtschaftlich sinnvolle und klimapolitisch akzeptable Brückentechnologie auf dem Weg ins regenerative Energiezeitalter. (jq)

Diskussion geht weiter

Neue EU-Biodiversitätsstrategie erst auf halber Strecke n Unter dem Titel „Lebensversicherung und Naturkapital“ arbeitete die EU-Kommission ein halbes Jahr lang die neue Biodiversitätsstrategie aus. Sie soll auf europäischer Ebene den „Strategischen Plan der Konvention über die biologische Vielfalt (CBD) und seiner Ziele bis 2020“ umsetzen, den 193 Vertragsstaaten im

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Gelingt der EU ein wirksamer Biodiversitätsschutz? Für die Sumpfohreule ist es höchste Zeit.

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Für die Maßnahmen zur Umsetzung dieser Ziele sieht der Rat aber noch Diskussionsbedarf. Das wird Aufgabe der neuen polnischen EU-Präsidentschaft sein. Es ist auch ein Verdienst Deutschlands, dass überhaupt eine Ratsunterstützung zu Stande kam: Durch einen Kompromissvorschlag, dem dann auch Gegner wie Dänemark und Frankreich zustimmten. Bundesumweltminister Norbert Röttgen konnte sich mit seiner positiven Linie trotz regierungsinternen Widerstandes durchsetzen, wozu auch ein Brief der DUH und anderer Verbände an den Staatssekretär im Agrarministerium beigetragen haben dürfte. (ust) o


Aktuell Schlecht beraten

Begehrter Titel

Leere Bauschaumdosen sind Sondermüll n Die DUH hat erneut Verstöße von Baumärkten gegen Verbraucherinformationspflichten festgestellt. Jeder fünfte Baumarkt informiert seine Kunden demnach nicht über die korrekte Entsorgung gebrauchter Montageschaumdosen (PUR-Schaum), obwohl dies gesetzlich vorgeschrieben ist. Ein Drittel der Baumärkte informiert nur unzureichend. Dies ergaben aktuelle Testbesuche der DUH.

Vermeintlich leere Bauschaumdosen enthalten immer noch umwelt- und gesundheitsschädliche Reststoffe, weshalb diese nicht im Hausmüll oder der Wertstoffsammlung, sondern getrennt als Sonderabfall entsorgt werden müssen. Als positives Ergebnis der Testbesuche wertet die DUH die erhöhte Bereitschaft der Bau-

märkte, auf Nachfrage leere PUR-Schaumdosen zurückzunehmen. Allerdings stellen die wenigsten Baumärkte ihren Kunden hierfür Sammeltonnen zur Verfügung. Zwanzig Prozent der besuchten Baumärkte verweigerten die Rücknahme von leeren Bauschaumdosen oder verlangten einen Beleg, dass die Dosen bei ihnen gekauft wurden. Seit Dezember 2010 dürfen aufgrund eines Selbstbedienungsverbotes nur noch sachkundige Mitarbeiter Montageschäume persönlich aushändigen. Das bietet zusätzliche Möglichkeiten, auf die umweltgerechte Entsorgung hinzuweisen. Doch in weniger als der Hälfte aller Testbesuche erhielten die DUH-Mitarbeiter bei der Dosenübergabe entsprechende Hinweise. (me) o

Buchenwälder jetzt Weltnaturerbe n Das Welterbekomitee der

UNESCO hat im Juni fünf „Alte Buchenwälder Deutschlands“ in die Liste des Welterbes aufgenommen: den Nationalpark Jasmund, die Serrahner Buchenwälder im Müritz-Nationalpark (beide Mecklenburg-

Erfolgreicher Widerstand

Haringvliet-Schleusen offen n Nach massiven internationalen Protesten hat die niederländische Regierung im Juni 2011 beschlossen, die Haringvliet-Schleusen zu öffnen. Sie sind Teil eines Sperrwerkes an der Mündung des Rheins in die Nordsee. Für Lachs, Meerneunauge und

Aal waren die Schleusen bislang ein unüberwindbares Hindernis. Indem die Schleusentore unter Wasser nun ständig einen Spalt breit geöffnet bleiben, besteht wieder eine Verbindung zu den Flusssystemen von Rhein und Maas als wichtige Lebensraumkorridore

für Wanderfische. Ebenso wie die Rheinanliegerstaaten und andere Naturschutzverbände begrüßt die DUH mit ihrem Netzwerk „Lebendige Flüsse“ den Beschluss als einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einem bundesweiten Biotopverbundsystem. (jk) o

Vorpommern), Grumsin im UNESCO-Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin (Brandenburg), den Nationalpark Hainich (Thüringen) und den Nationalpark Kellerwald-Edersee (Hessen). Nach der Fossilienfundstätte Grube Messel und dem Wattenmeer sind die Buchenwälder die dritte Weltnaturerbestätte in Deutschland. Das weltweite Verbreitungsgebiet der Rotbuche konzentriert sich neben den Karpaten auf Mitteleuropa und hier auch auf Deutschland. Damit trägt Deutschland eine besondere Verantwortung für den Schutz dieses Lebensraumes, für den sich die DUH nicht nur im Internationalen Jahr der Wälder besonders einsetzt. (jk) o

IMPRESSUM Zeitschrift für Mitglieder und Förderer der Deutschen Umwelthilfe e.V. und des Global Nature Fund

■ Herausgeber: Deutsche Umwelthilfe e.V., Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732 9995-0, Fax: 07732 999577, www.duh.de, E-Mail: info@duh.de ■ V.i.S.d.P.: Rainer Baake, Jürgen Resch ■ Redaktion: Michael Hadamczik (mha), Jutta Kochendörfer (jk), Melanie Fessler (mf), Christine Göcke (cg) ■ Autoren: Liv Becker (lb), Annette Bernauer (ab), Maria Elander (me), Nadja Fahlke (nf), Thomas Fischer (tf), Udo Gattenlöhner (ug), Tobias Herbst (th), Steffen Holzmann (sh), Patrick Huth (ph), Silvia Jablonski (sj), Elke Jumpertz (ej), Franziska Müller (fm), Amrei Münster (am), Anne Palenberg (ap), Jürgen Quentin (jq), Gerd Rosenkranz (gr), Daniela Spannagel (dsp), Ulrich Stöcker (ust), Ines Wittig (iw), Nina Wolff (nw), Albert Wotke (aw) ■ Gestaltung: Claudia Kunitzsch ■ Druck: Wachter GmbH & Co. KG, Bönnigheim ■ Anzeigen: Michael Hadamczik; es gilt die Anzeigenpreisliste 2011 ■ Verlag und Vetrieb: DUH Umweltschutz-Service GmbH, Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell ■ Gedruckt auf 100 % Recycling-Papier ■ Heftpreis: 1,50 Euro ■ Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft Köln (BLZ 370 205 00) 8 190 002

Bitte beachten Sie die Beilagen „Büchergilde“ und „Waschbär“ in dieser Ausgabe.

Deutsche Umwelthilfe und Global Nature Fund werden von zahlreichen Förderern finanziell unterstützt. Die Artikel der DUHwelt geben nicht in jedem Fall die Meinung der Förderer wieder.

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AKTUELL

Anderes Licht

Leserbriefe

Mehr Energiesparlampen n Seit September dieses Jahres greift die dritte Stufe des EU-weiten Glühlampenausstiegs, nun verschwinden auch die 60 Watt-Glühlampen aus den Verkaufsregalen. Denn die EU gibt seit 2009 jährlich steigende Energieeffizienzanforderungen für Lampen vor.

Seit 1. September 2009 dürfen klare Glühlampen mit einer Leistung von mehr als 75 Watt sowie alle matten Glühlampen

nicht mehr verkauft werden. Mit der zweiten Stufe 2010 fielen auch klare Glühlampen mit mehr als 60 Watt weg. In insgesamt vier Stufen bis 2012 werden alle ineffizienten Standardglühbirnen und konventionelle Halogenglühlampen vom Verkauf ausgeschlossen. Die Verordnung soll zur Einhaltung der europäischen Energieeffizienz- und Klimaschutzziele beitragen. (fm) o

Minister blockiert

Ramsauer streicht Grünbrücken n Bundesverkehrs-

minister Peter Ramsauer (CSU) hat vor wenigen Wochen verkündet, die für Grünbrücken bestimmten Haushaltsmittel lieber für den Bau neuer Straßen verwenden zu wollen. Damit torpediert er das Bundesprogramm zur Wiedervernetzung von Lebensräumen vom April 2010, das von der Bundesregierung bereits im Koalitionsvertrag verankert wurde. Das Programm sieht unter anderem den beschleunigten Bau von Grünbrücken über Verkehrswege vor. Autobahnen, Fernstraßen, Schienentrassen – die Landschaft in Deutschland ist durch eines der dichtesten Verkehrsnetze der Welt massiv zerschnitten. Dies bedroht die

Wildtierbrücke im Bau in Kroatien.

biologische Vielfalt, denn hunderttausende Wildtiere sterben jedes Jahr auf unseren Straßen. Und es kommen auch immer wieder Menschen zu Schaden.

Zur DUHwelt 2/2011 erreichten uns folgende Zuschriften: (Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Form abzudrucken. Leserbriefe geben nicht unbedingt die Meinung der Deutschen Umwelthilfe wieder.) n „Das neue DUHwelt-Magazin 2/2011 gefällt mir gut im

neuen Gewand. (…) Darunter sollte aber nicht die wissenschaftliche Exaktheit leiden. Im Beitrag von Thomas Wey „Die Werra ist kein Abwasserkanal“ (Seite 36) ist statt eines Getigerten Flohkrebses eine Larve vermutlich der Eintagsfliegen-Gattung Ephemera abgebildet. Unglücklich ist auf der (…) Seite 37 „Glück gehabt?“ die Abbildung des Asiatischen Harlekin Käfer (Harmonia axyridis) gewählt. Der (…) Käfer ist auf Grund seiner größeren Vitalität und Vermehrungsfähigkeit auf dem besten Weg, den einheimischen Siebenpunkt-Marienkäfer zu verdrängen. Die abgebildete Art ist also kein „Glücksbringer“ (…).“ Dr. Hannes Feustel, Darmstadt

Die Blockadehaltung Ramsauers läuft den Ankündigungen des Bundesumweltministers und auch dem Einsatz der DUH für einen bundesweiten Biotopverbund vollkommen zuwider. Die DUH unterstützt daher einen Online-Aufruf des BUND an Minister Ramsauer. Setzen Sie sich dafür ein, dass das „Bundesprogramm Wiedervernetzung“ ohne weitere Verzögerungen und finanziell umfassend ausgestattet im Bundeskabinett verabschiedet wird. Unterschreiben Sie, damit künftig weniger Wildtiere unter die Räder kommen! (ust) o Internet: www.bund.net/ wildwechsel-aber-sicher

n „In der Ausgabe DUHwelt 2/2011 sah und las ich den Bericht über die Weißstörche. Ich habe ebenfalls etwas Besonderes fotografiert. Was passiert, wenn Weißstörche auf ihrem Nest sind und ein Schwarzstorch oder ein anderer Weißstorch in das Nest wollen?“ (…)

Die Aufnahmen (…) entstanden im März 2011 in einem kleinen Ort am Rand des Steigerwaldes in Franken. Dieses Spektakel der Vögel geht schon drei Jahre lang. Wir vermuten, dass der Schwarzstorch, der immer wieder in das Nest der Weißstörche wollte, vermutlich auch von Weißstörchen aufgezogen wurde und daher diese einseitige Beziehung zu den Weißstörchen hatte. (…) Natur und Tierfotografenfamilie A.P. Hofmann, Kempten

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Seien Sie smart und machen Sie’s wie Larry Hagman – setzen Sie auf solaren Eigenstrom als unabhängige Energiequelle. Für eine saubere, sichere Zukunft. SolarWorld bietet Ihnen eine Fülle cleverer Solarstromlösungen, damit Sie in Zukunft Ihren Strom selbst erzeugen können. Das wird vom Gesetzgeber belohnt – mit der für 20 Jahre gesicherten Vergütung und der gezielten Förderung für solaren Eigenstrom. Informieren Sie sich! www.solarworld.de Schauspieler Larry Hagman, Ölbaron aus der weltbekannten 80er-Jahre-Serie „Dallas“, besitzt eine der größten, privaten Solarstromanlagen der USA.

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themen

Umweltzonen verbessern unsere Luftqualität Umweltzonen bieten Stoff für Diskussionen. Fest steht, dass deutsche Städte ihre Bürger vor Gesundheitsgefahren durch Feinstaub, Stickoxide und andere Luftschadstoffe schützen müssen. Dazu sind sie rechtlich verpflichtet.

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ie Befürchtungen mancher Automobilverbände, Einzelhändler und Berliner Wirtschaftskammern haben sich nicht bewahrheitet. Die Umweltzone innerhalb des S-Bahn-Rings der Hauptstadt verursachte keinen Ausweichverkehr, keine überteuerte Bürokratie und keine Existenznot bei Handwerksbetrieben wegen Kosten für eine Partikelfilter-Nachrüstung. Stattdessen ist der angestrebte positive Effekt eingetreten und lässt Wohnviertel im Stadtkern wie Mitte, Friedrichshain oder Charlottenburg aufatmen.

Berlin führt die Umweltzone zum Erfolg Die Berliner Umweltzone besteht seit dem Jahresbeginn 2008. Einen Monat später berichtete die Welt Online, dass es weit weniger Widerspruch gegen die Regelung gebe, als von Verwaltung und Justiz erwartet. Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linke) hat jüngst die Luftmesswerte für 2010 vorgestellt. Im vierten Jahr und mit stufenweise verschärften Einfahrbeschränkungen haben die Belastungen in der Umweltzone nun stärker abgenommen als vom Senat in einer so genannten „Trendentwicklung ohne Umweltzone“ prognostiziert: der Feinstaubwert sank um zwölf Prozent, der Stickoxidwert um 20 Prozent und der hoch toxische >

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Legende Einfahrt nur für Fahrzeuge mit grüner Plakette Einfahrt nur für Fahrzeuge mit grüner und gelber Plakette Einfahrt nur für Fahrzeuge mit Plakette Bundesländer:

mit Umweltzone ohne Umweltzone Stand: September 2011


themen Dieselrußanteil im Feinstaub um 58 Prozent. Letzterer ist aus medizinischer Sicht und für das Klima besonders gefährlich. Der Erfolg sei auch dem sauberer gewordenen Fahrzeugbestand zu verdanken, erläuterte Lompscher. Laut einem Bericht der Senatsverwaltung sind bis Ende 2010 mehr als 55.500 Fahrzeuge (Lkw und Pkw) mit Dieselpartikelfiltern nachgerüstet und viele alte Fahrzeuge ersetzt worden. Die Berliner Verkehrsbetriebe haben ihre Busflotte bereits seit 1996 schrittweise mit modernen Filtern ausgestattet.

Münchener gewann den Rechtsstreit um saubere Luft Lange war die Landshuter Allee in München deutschlandweit trauriger Spitzenreiter bei der Überschreitung der Feinstaubgrenzwerte. Über drei Jahre kämpfte Dieter Janecek, ein Anwohner dieser Hauptverkehrsader, gegen den unzumutbaren Zustand. Die DUH unterstützte seine Klage gegen die Stadt München durch mehrere Instanzen bis hin zum Europäischen Gerichtshof. Dieser entschied im Juli 2008, dass Betroffene wie Janecek wirksame Maßnahmen bei der Kommune einklagen können, sogar umfassende Fahrverbote für Dieselstinker. Zum Oktober 2008 richtete die Stadt daraufhin eine Umweltzone ein: Sie umfasst das Kerngebiet Münchens innerhalb des Mittleren Rings. Doch offensichtlich reicht die Regelung nicht aus. Im Jahr 2010 überschritt der Jahresmittelwert für Stickstoffdioxid das erlaubte Maß fast zweieinhalbmal. Was Feinstaub angeht, wurden Anfang August 2011 bereits 44 Überschreitungstage registriert, neun mehr als von der EU zugelassen. Die Verbände der Kampagne „Rußfrei fürs Klima“ verlangen deshalb, die Einfahrverbote zügig zu verschärfen, nämlich nur noch grün plakettierte Fahrzeuge zuzulassen. Außerdem fordern die Umweltverbände – darunter die DUH – die zuständige Regierung Oberbayerns auf, eine Ausweitung der Umweltzone deutlich über den Mittleren Ring hinaus zu prüfen.

Standpunkt

Das Instrument Umweltzone ist nur dann wirksam, wenn es richtig umgesetzt wird. Deshalb fordert die Deutsche Umwelthilfe zum einen, dass die Einfahrt in Umweltzonen streng kontrolliert wird. Die Städte dürfen sich nicht wundern, dass von einem Umweltzonen-Straßenschild allein die Luft in ihren Innenstädten nicht besser wird. Zum anderen müssen alle Umweltzonen „scharf gestellt“ werden. Das bedeutet, nur noch Fahrzeuge mit grüner Plakette dürfen in die entsprechend gekennzeichneten Ballungszentren einfahren. Drittens müssen gesetzliche Regelungen angepasst werden, die auch die Nutzung von dieselbetriebenen Baumaschinen, Schiffen und Bahnfahrzeugen innerhalb Jürgen Resch ist Bundesgeschäftsführer der Deutschen einer Umweltzone verbieten. Deren DieUmwelthilfe. Er treibt die selmotoren verursachen nach SchätzunDiskussion um Luftreinhaltung gen des Umweltbundesamtes etwa ein und Dieselrußpartikelfilter Viertel der innerstädtischen Feinstaubeseit zehn Jahren voran. missionen des Straßenverkehrs. Bislang verfügen beispielsweise die Baumaschinen über eine generelle Ausnahmegenehmigung auf Grundlage der Bundes-Immissionsschutzverordnung. Die DUH fordert ein Ende dieser Regelung und verschärfte Grenzwerte auf europäischer Ebene. Zudem müssen Kommunen bei ihren Ausschreibungen für Baumaßnahmen Filter vorschreiben. Mit Abgasuntersuchungen im Realbetrieb sollten die Kommunen außerdem im Zweijahresturnus überprüfen, ob die Baumaschinen die Grenzwerte einhalten.

Die DUH wird weiter Bürgerinnen und Bürger unterstützen, die auf juristischem Weg dafür sorgen wollen, dass ihre Städte sinnvolle Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität ergreifen.

In Städten sind Fahrzeug- und insbesondere Dieselmotoren die Hauptquelle für Feinstaub und Stickoxide.

Wie ernst nehmen Städte ihre Umweltzonen? Die politischen Rahmenbedingungen für die Überwachung von Umweltzonen sind bislang undurchsichtig und in den Bundesländern uneinheitlich. Die DUH hat zwischen März und Juni 2011 > welt 3/2011

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themen insgesamt 43 deutsche Stadtverwaltungen nach der Überwachung ihrer Umweltzonen im Jahr 2010 befragt. Einzig Berlin und Hannover überwachen den ruhenden und fließenden Verkehr effektiv und sanktionieren Verstöße mit Nachdruck. Die Ordnungsämter der Hauptstadt kontrollieren parkende Fahrzeuge sehr sorgfältig auf Besitz der grünen Plakette. Für den fließenden Verkehr ist – wie in allen Kommunen – die Polizei zuständig, die allerdings generell nur im Rahmen allgemeiner Verkehrskontrollen die Plakettenausstattung überwacht. Unverständlich für die DUH: Viele Kommunen gaben zu, dass mündliche Verwarnungen durchaus gängig seien, um die sündigen Fahrer zur Raison zu bringen. Die Stadt Köln verfährt nach dem nach ihr benannten „Kölner Modell“, welches bei fehlender Plakette frühestens beim dritten Verstoß ein Verwarnungsgeld in Höhe von 25 Euro vorsieht. Dem Fahrzeughalter wird zwar der Kauf einer Plakette nahegelegt, aber erst beim vierten Mal leiten die Behörden ein Bußgeldverfahren ein. Der Gesetzgeber schreibt 40 Euro Bußgeld vor und zusätzlich einen Punkt im Flensburger Zentralregister.

n Die Berliner Luft ist sauberer! Die Umweltzone umfasst das Innere des S-Bahn-Rings, das sind 88 Quadratkilometer und rund zehn Prozent der Gesamtfläche der Stadt. Die Umweltzone wurde am 1. Januar 2008 eingeführt und stufenweise von rot über gelb auf grün geregelt. Seit 2010 dürfen nur Fahrzeuge mit grüner Plakette einfahren. Bei Verstößen drohen 40 Euro Bußgeld und ein Punkt in Flensburg. An den Messstellen in der Umweltzone haben die Luftschadstoffkonzentrationen stärker abgenommen als erwartet. Die Feinstaubwerte lagen 2010 trotzdem über den erlaubten, was der Berliner Senat damit erklärt, dass Feinstaub über große Distanzen herangeweht werden kann. 2010 hatte mehr Tage mit Ostwind und anderen ungünstigen meteorologischen Bedingungen.

Bürger haben ein Recht auf saubere Luft Zum Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt hat der Rat der Europäischen Union im April 1999 eine Richtlinie mit Luftqualitätsstandards erstellt. Demnach gilt für Feinstaub ein Grenzwert von 50 Mikrogramm pro >

Tipps

n Wiesbaden darf keine Umweltzone einrichten! Skurril: Das städtische Umweltamt möchte ab 2012 ein Viertel der gesamten Stadtfläche als Umweltzone ausweisen. Sie soll zunächst allen Fahrzeugen mit roter, gelber oder grüner Plakette offen stehen. Doch die hessische Landesregierung hat die Planung gestoppt. Die Stickoxidbelastungen liegen in der Innenstadt seit Jahren über den Grenzwerten. Gleichwohl hat das zuständige hessische Umweltministerium bis heute keine Luftreinhaltemaßnahmen ergriffen. Eine betroffene Bürgerin und die DUH haben gegen das Landesumweltministerium von Ministerin Lucia Puttrich (CDU) eine Klage vor dem Wiesbadener Verwaltungsgericht eingereicht.

für Autofahrer und -halter

1 Gut zu wissen: Das Umweltbundesamt führt eine Liste aller deutschen Städte, die eine Umweltzone haben oder planen. Es informiert auch über die jeweils erforderliche Plakettenfarbe. Internet: www.umweltbundesamt.de Autos, Lastwagen und Busse jeglicher Antriebsart müssen eine Plakette tragen, wenn sie in Umweltzonen einfahren wollen. Die Fahrbeschränkungen in Umweltzonen gelten immer ganzjährig, also unabhängig von der aktuellen Luftbelastung.

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Welches Auto bekommt eine Umweltplakette, wo gibt es sie und was kostet sie?

Zu welcher Schadstoffklasse ein Fahrzeug gehört, ist der Emissionsschlüsselnummer im Kfz-Schein zu entnehmen. In der Regel geben die Kommunen bzw. Städte sowie die KfzZulassungsstellen die Plakette heraus. Viele Kommunen bieten auch die Möglichkeit, eine Plakette über das Internet zu erwerben. In jedem Fall muss der KfzSchein vorgelegt werden! Die Plakette kostet 5 bis 10 Euro, muss an der Innenseite der Windschutzscheibe kleben und ist deutschlandweit gültig. Das Kfz-Kennzeichen wird auf der Plakette vermerkt. Falls man es wechselt, muss man die Plakette neu ausstellen lassen.


themen Kubikmeter Luft. Dieser Wert darf an maximal 35 Tagen überschritten werden. Durch die Regelung sollen auch andere gefährliche Emissionen, vor allem Stickoxide, vermindert werden. Das EUGesetz verpflichtet die Städte und Kommunen, Aktionspläne zur Luftreinhaltung zu erstellen. Diese bilden in bisher 45 deutschen Städten die Grundlage für die Einrichtung von Umweltzonen mit Einfahrbeschränkungen für Fahrzeuge mit besonders hohen Emissionen.

n Leipzig entscheidet sich für die große Lösung. Zum 1. März 2011 hat die Stadt Leipzig 180 Quadratkilometer, das sind 62 Prozent des Stadtgebietes, zur Umweltzone erklärt. Denn in Leipzig wurden die Feinstaub- und Stickoxid-Grenzwerte langjährig überschritten. Vom ersten Umweltzonen-Tag an dürfen nur abgasarme, mit grüner Plakette ausgestattete Fahrzeuge dort einfahren. Aussagekräftige Daten zur Entwicklung der Luftqualität gibt es noch nicht, dazu ist die Regelung zu jung.

Welche weiteren Instrumente helfen der Luftqualität? Baumaschinen verursachen nach Schätzungen des Umweltbundesamtes und des Ifeu-Instituts (Institut für Energie- und Umweltforschung, Heidelberg) etwa ein Viertel der Feinstaubemissionen des innerstädtischen Straßenverkehrs. Deshalb muss der Einsatz von Baumaschinen in Städten strenger geregelt und überwacht werden. Auch preispolitische Maßnahmen können Innenstädte und Ballungsräume von Autoabgasen entlasten. In Millionenstädten wie London und Stockholm, die Gebühren für die Nutzung eines innerstädtischen Straßennetzes erheben, hat sich das Konzept City-Maut bewährt. Nicht nur Dieselrußemissionen haben dort abgenommen, sondern die Menschen nutzen ihre Autos weniger und steigen auf den ÖPNV um. Auch knapper Parkraum und höhere Parkgebühren können innerstädtischen Autoverkehr reduzieren.

n Freie Fahrt in Köln? Seit 1. Januar 2008 hat Köln eine Umweltzone. Sie umfasst die linksrheinisch gelegene Innenstadt entlang des Eisenbahnrings sowie rechtsrheinische Flächen und dehnt sich über 16 Quadratkilometer aus, das sind vier Prozent des Stadtgebietes. An den Luftmesspunkten in der Umweltzone gingen die Feinstaub- und Stickoxidwerte zwar deutlich zurück, die EU-Grenzwerte für Stickstoffdioxid werden jedoch immer noch nicht eingehalten. Die Bezirksregierung plant nun eine Vergrößerung der Zone ab Ende des Jahres. Derzeit dürfen Fahrzeuge mit jeglicher Plakettenfarbe die Umweltzone nutzen. Mit Plakettensündern verfährt die Stadt Köln milde: Sie erhalten erst beim vierten Verstoß einen regulären Bußgeldbescheid.

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Was ist beim Nachrüsten mit einem Diesel-Partikelfilter zu beachten?

Ob es für Ihr Diesel-Fahrzeug einen passenden Nachrüstfilter gibt, erfahren Sie bei Ihrer Kfz-Werkstatt oder im Internet unter www.partikelfilter-nachruesten.de.

Schadstoffgruppe

keine Plakette

Anforderung für

Euro 1 oder schlechter

Diesel

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Anforderung für

Nein. Die Nachrüst-Förderung endete im Dezember 2009. Der Aufschlag auf die Kfz-Steuer für ungefilterte Diesel-Pkw musste zuletzt im März 2011 gezahlt werden.

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Plakette

Fragen Sie den Anbieter der Nachrüstlösung vor dem Filtereinbau, welche Plakettenfarbe Ihr Fahrzeug erhalten wird. Die Kosten für den Nachrüstsatz liegen bei 700 bis 900 Euro plus Einbau. Gibt es derzeit noch Geld vom Staat für die Nachrüstung? Ändert sich die Kfz-Steuer?

(am, dsp, jk)

Benziner

ohne geregelten Kat

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Euro 2 oder Euro 1 + Partikelfilter

Euro 3 oder Euro 2 + Partikelfilter

Euro 4 oder Euro 3 + Partikelfilter Euro 1 mit geregelten Kat (oder besser)

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themen

Letzte Ausfahrt: Fischereireform Nach dreißig Jahren Misswirtschaft will die EU bis Ende 2012 ihre Gemeinsame Fischereipolitik reformieren. Ein Entwurf mit neuen Vorschriften liegt seit dem 13. Juli auf dem Tisch. Ist damit die Wende in der Europäischen Fischereipolitik eingeläutet?

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ie zögerlichen Reformbemühungen der Vergangenheit konnten mit der Verschlechterung des Zustands der Fischressourcen nicht Schritt halten. Diesmal muss die Erneuerung der europäischen Fischerei gelingen, um intakte Ökosysteme und Fisch aus gesunden Quellen als Nahrungsmittel für künftige Generationen zu erhalten. Die natürlichen Grenzen der Fischerei und wissenschaftliche Empfehlungen müssen endlich respektiert werden.

Reform mit Schwächen Einige Erfolgsaussichten sind dem Reformpapier einzuräumen: Die Umwelt erhält mehr Gewicht, die Überfischung soll endlich beendet werden, ebenso wie die verschwenderische Praxis, ungewollt aus dem Meer gezogene Fänge einfach wieder über Bord zu kippen. Gleichwohl haben auch die positiven Vorschläge ihre Schwächen: Die DUH und andere Umweltverbände hätten sich ein stärkeres Bekenntnis zugunsten einer ökologisch nachhaltigen Fischerei gewünscht. Nachhaltige Fangquoten sollten nicht nur ein politisches Ziel sein, sondern notwendige Bedingung für die Ausübung von Fischerei. Und die Pflicht zur Anlandung

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zu Ressourcen fordern für Fischer, die auf ökologisch und sozial verantwortlichere Weise fischen. Zudem muss die Fangkapazität der Fischereiflotte nun endlich der Größe der kommerziell genutzten Fischbestände angepasst werden. Der Reformentwurf lässt verbindliche Zielvorgaben und Zeitpläne für den Abbau von Überkapazitäten allerdings vermissen. Plattfische kommen selten allein: Fang und Beifang aus der Nordsee

aller Fänge müsste noch um eine Pflicht zur Minimierung des Beifangs von Nichtzielarten wie Vögel und Meeressäuger ergänzt werden. Sorge bereitet der Plan der Kommission, für Fischereiboote ab 12 Meter Länge verpflichtend handelbare Fangbefugnisse einzuführen. Dies könnte zu einer Konzentration von Fangbefugnissen in der Hand größerer Marktteilnehmer mit weniger naturverträglichen Fangmethoden führen. In den Verhandlungen des Reformentwurfs sollte die Bundesregierung daher einen bevorzugten Zugang

Bis Ende 2012 müssen Parlament und Rat der Europäischen Union auf Grundlage des Kommissionsvorschlags Bestimmungen beschließen, die für gesunde Fischbestände sorgen.

Verbraucher reden mit

Die allgemeine Wetterlage sollte dem Reformvorhaben Auftrieb verschaffen: Die Fischer haben Wind bekommen, dass man mit nachhaltig gefangenem Fisch mehr Geld verdienen kann, denn dem Verbraucher ist nicht länger egal, was auf seinem Teller landet. Druck für das Gelingen der Reform kommt auch von außen. Die USA, Australien, Neuseeland, sie alle haben ihre Fischereien bereits erfolgreich reformiert. Für Europa wird es höchste Zeit. (nw) o


themen

Mee(h)r Naturschutz für Deutschland Nord- und Ostsee sind ein beliebtes Ferienparadies, und ein intensiv genutzter Wirtschaftsraum. Die DUH setzt sich dafür ein, dass die Natur nicht auf der Strecke bleibt.

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Die drei wichtigsten Verbesserungen Aufwertung von Umweltaspekten in der Fischereipolitik

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Eine verbindliche Vorschrift unterwirft die Fischereipolitik dem EU-Umweltrecht. Im Fischereimanagement, sprich der Beschränkung von Fangtätigkeiten, müssen der Vorsorge- und der Ökosystemansatz angewendet werden.

Langfristig nachhaltige Fangquoten

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Bis 2015 sollen die jährlichen Fangquoten auf ein langfristig nachhaltiges Niveau, den maximal erreichbaren Dauerertrag, heruntergefahren werden. Die Fangquoten würden künftig zunehmend auf Mehrjahresplänen beruhen und müssten sich nach den wissenschaftlichen Empfehlungen richten.

Rückwurfverbot für die wichtigsten kommerziellen Fischarten

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Im Schnitt werden fast ein Viertel der EU-Fänge ungenutzt über Bord geworfen. Fischer müssten künftig alle Fänge bestimmter kommerzieller Fischarten, auch ungewollte, anlanden. So entsteht ein realistischeres Bild der EU-Fischerei. Zugleich soll dies für Fischer ein Anreiz sein, mit besseren Netztechniken möglichst zielgenau zu fischen und ungewollte Fänge zu vermeiden.

chon in den 1980er Jahren war die DUH mit ihrer Kampagne „Rettet die Wale“ für den Schutz der Meere aktiv. Ölverschmutzung und chlorierte Umweltgifte wie DDT und PCB führten zum Robbensterben in der Nordsee. Immunkrankheiten und Unfruchtbarkeit brachten viele Arten von Meeressäugern an den Rand des Aussterbens. Vor allem der Schweinswal hatte stark zu leiden.

Schweinswale haben keine Ferien Ihr Vorkommen in der zentralen Ostsee – östlich von Rügen – ist zwischenzeitlich auf weniger als vierhundert Exemplare geschrumpft. Im vergangenen Jahr wurden 138 tote Schweinswale an deutschen Stränden gefunden. Um die Jahrtausendwende hat Deutschland Meeresschutzgebiete im Rahmen des europaweiten Natura2000-Netzwerkes ausgewiesen. Mit dabei ist das Sylter Außenriff, das als „Kinderstube“ alljährlich viele Schweinswale anzieht, die dort ihre Jungen gebären. Doch damit sind die Tiere keineswegs sicher.

Todesfallen im Meer Denn bis heute hat die Bundesregierung noch nicht die notwendigen Maßnahmen zur Beschränkung der Fischerei in Natura2000-Gebieten ergriffen. Die deutsche Fischereiflotte besteht aus 1.700 Schiffen, die hocheffiziente Fangmethoden anwenden. Rund ein Drittel aller Fänge in der Nordsee werden als unerwünschter „Beifang“ tot oder nicht überlebensfähig

wieder ins Meer geworfen. Wale und Seevögel wie Seetaucher und Trottellumme kommen in Schlepp- und Grundstellnetzen zu Tode. 16 Kilo Fisch verzehren wir Deutschen im Durchschnitt pro Jahr – Tendenz steigend. Der Fisch heimischer Gefilde reicht schon längst nicht mehr aus. Der Rückgang der Ressourcen schreitet auch in internationalen Gewässern fort. Wegen der anhaltenden Überfischung sind einige Fischbestände auf einem bedenklich niedrigen Stand.

Kleiner Wal, wohin? Schweinswale sind einem weiteren lebensbedrohlichen Stressfaktor ausgesetzt: der Verlärmung der Meere. Der zunehmende Schiffsverkehr, Maschinengeräusche von Ölplattformen, Kies- und Sandabbau und neuerdings auch Baustellenlärm von Offshore-Windkraftanlagen setzen dem Gehör von Meeressäugern zu. In der Nordsee laufen über 50 Genehmigungsverfahren für Windkraftanlagen, in der Ostsee sind es neun. Gemeinsam mit anderen Verbänden setzt sich die DUH für einen besseren Schallschutz bei der Errichtung von Offshore-Windenergieanlagen ein.

Mee(h)r Zukunft! Die DUH fordert, die Meere entsprechend den Zielen der Meeresstrategierahmenrichtlinie der EU bis 2020 in einen guten ökologischen Zustand zu bringen und will dafür neben der Politik auch Meeresnutzer wie Fischereiunternehmen und die Energiewirtschaft sensibilisieren. (ab) o

Schweinswale gehen Fischern immer wieder als unerwünschter Beifang ins Netz.

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magazin

n Living Lakes

Tonle Sap – Ein Juwel Kambodschas An Südostasiens größtem See kämpfen die Menschen mit zahlreichen Umweltproblemen. Um die Artenvielfalt am Tonle Sap zu erhalten und die Existenz der Fischerfamilien zu sichern, startet der GNF mit seinem Partner FACT ein Pilotprojekt. Im buddhistisch geprägten Kambodscha, das etwa halb so groß wie Deutschland ist, leben 15 Millionen Menschen. Im Zentrum des Landes liegt der Flachwassersee Tonle Sap. Mehrere Zuflüsse speisen den See im Norden. Im Süden fließt das Wasser des Sees über den Tonle Sap Fluss bei der Hauptstadt Phnom Penh in den Mekong und dann ins Meer. Während der regenreichen Monsunzeit von Juli bis September führt der Mekong jedoch so viel Wasser, dass der Tonle Sap Fluss seine Fließrichtung umkehrt und MekongWasser in den See hinaufdrückt. Dadurch schwankt die Größe des Sees beträchtlich; er kann in der Regenzeit auf bis zu 20.000 Quadratkilometer anwachsen. Seit diesem Jahr hat Living Lakes eine Partnerorganisation in Kambodscha, das „Fisheries Action Coalition Team“ (FACT). In der Stadt Siem Riep, am Ufer des Tonle Sap gelegen, arbeiten neun Mitarbeiterinnen an Projekten zum Seenschutz. Siem Riep ist Anlaufstelle fast aller Besucher Kambodschas. Grund sind die nahe gelegenen, berühmten Tempel von Angkor Wat, die Gegend wurde bereits im Jahr 1925 zum Nationalpark erklärt.

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Land mit bewegter Geschichte Angkor wurde im neunten Jahrhundert die Hauptstadt des mächtigen KhmerReiches und war damals vermutlich die größte Stadt der Welt. Noch heute zeugen der ausgedehnte Tempelkomplex und die teilweise über hundert Quadratkilometer großen Bewässerungsteiche von den architektonischen Meisterleistungen des Khmer-Reiches. Die jüngere Geschichte Kambodschas ist von den Auswirkungen des grausamen Regimes der Roten Khmer überschattet.

Die exotische Fischkatze ist perfekt an die Wasserjagd angepasst.

Die ultrakommunistischen Roten Khmer übernahmen unter Pol Pot im Jahr 1975 das Land. Während der drei Jahre, acht Monate und zwanzig Tage dauernden Schreckensherrschaft der Khmer Rouge wurde etwa ein Drittel der Bevölkerung Opfer von Hunger, Krankheiten und Exekutionen. 1978 marschierten vietnamesische Truppen in Kambodscha ein und eroberten Phnom Penh. Die Roten Khmer starteten einen zermürbenden Guerillakrieg, der erst 1996 ein Ende fand. Danach fanden freie Wahlen in Kambodscha statt. Als Besucher spürt man, dass die Aufarbeitung und Bewältigung der Vergangenheit immer noch nicht abgeschlossen ist.

See und Fischer sind bedroht Heute leidet Kambodscha vermutlich stärker als jedes andere Land Asiens unter Korruption. Die Selbstbereicherungsmentalität einflussreicher Beamter und Militärs hat die massiven Umweltprobleme des Landes noch verschärft. Die größten Bedrohungen entstehen durch illegale Abholzung der ausgedehnten Tropen- und Mangrovenwälder der Küste.


magazin Der sehr flache Tonle Sap See ist dadurch besonders von Erosion und Verlandung betroffen. Die armen Fischerfamilien, die oft noch in traditionellen schwimmenden Dörfern leben, sind in ihrer Existenz bedroht. Savath Om, Geschäftsführer von FACT, will mit Unterstützung des GNF ein Pilotprojekt zum Schutz der Mangrovenwälder an den Küsten starten, das auch den einheimischen Fischern am Tonle Sap hilft. Profitieren werden davon auch bedrohte Arten wie die Fischkatze und das Siam-Krokodil. (ug) o Helfen Sie uns bei diesem Projekt mit einer Spende oder werden Sie Pate für die seltene Fischkatze! Spendenkonto des GNF: 804041 6000, GLS-Bank Frankfurt/Main, BLZ 430 609 67 Stichwort: Tonle Sap

Wasserstand des Toten Meeres im Jahr 1985. Das Tote Meer geht seit 30 Jahren jährlich um etwa 20 Meter zurück.

n naturschutz & biodiversität

Totes Meer als neues Naturwunder? Die israelische Regierung erhofft sich von dem Titel vor allem Zuwächse

n Nachhaltige Entwicklung

Trinkwasser für Afrika

Einweihung der neuen Wasserstelle im ivorischen Dorf Glégouin.

Mit den Spenden aus der Kampagne „Trinkwasser für Afrika“ des GNF, der TUI, Hannover 96 und des Fan-Dachverbands Rote Kurve konnten bereits drei Wasserpumpen in der Region Dix-Huit Montagnes im Westen der Elfenbeinküste repariert werden. 2.800 Menschen haben nun wieder sauberes Wasser. Für jede der neuen Pumpen wählten die Dorfbewohner ein Komitee, welches für die langfristige Instandhaltung und Wartung der Anlage verantwortlich ist. Im Laufe des Jahres wird der GNF mit weiteren Spenden aus der Aktion elf Wasserpumpen im Westen und im Zentrum der Elfenbeinküste instand setzen. (sj) o

im Tourismus, Umweltschützer erwarten mehr Aufmerksamkeit für die Rettung des Toten Meeres. Das Tote Meer wurde von den Organisatoren der Kampagne „Sieben neue Wunder der Natur“ als weltweit anerkanntes Naturwunder nominiert. Umweltschützer wie Gidon Bromberg von der israelisch-arabischen Organisation Friends of the Earth Middle East begrüßen das. Bromberg kritisiert jedoch die Haltung der israelischen Regierung: „Der eine Arm fördert das Tote Meer, der andere schlägt es.“ Denn einerseits rührt das Tourismusministerium die Werbetrommel, um den Titel eines Naturwunders für das Tote Meer zu ergattern und touristisch zu nutzen. Andererseits ist von Naturschutz am Toten Meer seitens der Regierung Netanjahu nicht viel zu spüren.

Industrie kontra Tourismus Im nördlichen Becken des Toten Meers sinkt der Pegel jährlich um etwa 80 Zentimeter, der See weicht dadurch pro Jahr um rund 20 Meter zurück. Aufgrund massiver Wasserentnahmen aus dem Jordan als größtem Zufluss kommt kaum noch Wasser im Toten Meer an. Im Gegensatz dazu steht der Tourismusindustrie im südlichen Becken des Toten Meeres das Wasser buchstäblich fast bis zum Hals. Das Unternehmen Dead Sea Works baut in riesigem Umfang Minerali-

en ab, um daraus unter anderem Dünger zu gewinnen. Dabei fällt Salz als Feststoff auf dem Grund des Toten Meeres aus. So erhöht sich nach und nach der Wasserspiegel und erreicht bald die Hotels am südlichen Ufer des Sees. Die Salzablagerungen abzubaggern ist eine sinnvolle Maßnahme, reicht allerdings aus Sicht von FoEME und GNF nicht aus, um die vielfältigen Probleme am Toten Meer zu beheben.

Die Zeit läuft davon Anstatt das Salz für viel Geld abzubaggern, verlangen die Umweltverbände GNF und FoEME von den Regierungen Jordaniens, Israels und Palästinas, einen Masterplan für Lösungen der Wasserproblematik am Jordan zu erstellen. Die Naturschützer empfehlen unter anderem die Entwicklung von nachhaltigem Tourismus als alternative Einnahmequelle zur wasserintensiven Landwirtschaft sowie eine veränderte Preispolitik Israels für Wasser, welches derzeit fast nichts kostet. (sj) o

Unter folgendem Link können Sie noch bis zum 11. November 2011 für das Tote Meer als Naturwunder abstimmen: http://www.new7wonders.com/vote-2 welt 3/2011

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magazin n nachhaltige entwicklung

Gemüsegärten in der Wüste Im Wüstenfeuchtgebiet Deh Akro-II sind natürliche Ressourcen knapp. Der GNF startet ein Pilotprojekt zur Nahrungssicherung der ärmsten Familien. In den ländlichen Gebieten Pakistans tragen Frauen die Verantwortung für die Ernährung ihrer Familien. So ist es auch in den Familien, die am Wüstenfeuchtgebiet Deh Akro-II im Südosten des Landes leben. Das Feuchtgebiet in der Wüste ist eine einzigartige Mischung aus Sanddünen, kleinen Seen, Sümpfen und Ackerland, das sogar ein wenig Landwirtschaft ermöglicht. Trotzdem ist die tägliche Nahrungsbeschaffung für die Frauen eine mühselige Aufgabe, und die knappen natürlichen Ressourcen wie Fisch und Weideflächen werden schnell übernutzt. In ihrer Not lassen die Menschen ihr Vieh überall am See grasen und zerstören so unbewusst die wenigen Sträucher und Bäume, die noch am Feuchtgebiet wachsen und wichtig für die Artenvielfalt und das Ökosystem sind.

n nachhaltige entwicklung

In Deh Akro-II befindet sich eine kleine Population der bedrohten Sumpfkrokodile.

der Familien Gemüsegärten mit Kartoffeln, Zwiebeln, Auberginen und Kürbissen angelegt. Ein Betreuer von SANGAT steht als Anbauberater zur Seite. Für die wassersparende Bewässerung wird aus den Fördermitteln eine Tropfbewässerungsanlage in den Gärten installiert.

Ansehen der Frauen steigt SANGAT bietet den Frauen Fortbildungen zu Landwirtschaft und Ernährung an. Das neu erlernte Wissen wird an die Kinder weitergeben. Dass sich die Frauen erstmals in Gruppen organisieren, steigert ihr Ansehen in der Gemeinde.

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Internet: www.rapunzel.de D IN

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Der Hand in Hand-Fonds fördert soziale und ökologische Projekte in Entwicklungs- und Schwellenländern. Der Fonds ist eine gemeinsame Initiative des Naturkostherstellers Rapunzel Naturkost und der Deutschen Umwelthilfe.

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Um die Natur zu schonen und die Nahrungsgrundlagen der Familien dauerhaft zu sichern, haben der GNF und die pakistanische Umweltorganisation SANGAT Development Foundation ein Modellprojekt gestartet. Das Projekt, an dem zunächst 15 Familien teilnehmen, wird aus dem Hand in Hand-Fonds gefördert. In den Dörfern Eidan Bhatti und Muhammad Yousif Dahri erarbeiten die pakistanischen Naturschützer mit den Frauen Ansätze für einen naturverträglichen Gemüseanbau. In einem ersten Schritt werden nahe der Behausungen

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Frauen bekommen durch das Projekt eine Stimme.

Im Juli 2011 wurde das Wüstenfeuchtgebiet Deh Akro-II in das Living Lakes Netzwerk aufgenommen. Das natürliche Feuchtgebiet umfasst 38 Seen und ist ein einzigartiges Beispiel für ein WasserÖkosystem in der Wüste. In der Region leben viele gefährdete Tierarten, darunter die Kragentrappe und die seltenen Sumpfkrokodile. (sj) o

elthilfe & Rapunz

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GENFREI GEHEN jetzt in Amerika Mit einem Protestmarsch in den USA will der Naturkosthersteller Rapunzel seine Forderung nach einer allgemeinen Kennzeichnungspflicht für gentechnisch veränderte Lebensmittel bekräftigen.

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m 1. Oktober 2011 startet der „Right2Know March“ in New York City; am 16. Oktober endet er in Washington D.C. Dieser Marsch ist eine Fortsetzung der Initiative GENFREI GEHEN von Rapunzel.

Gentechnik in Lebensmitteln alltäglich In den USA umfasst der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen wie Soja und Mais weit über 50 Prozent der Anbauflächen. Amerikanische Firmen sind in der Gentechnik weltweit führend. Dass der Name Monsanto quasi bereits als Synonym für GVO (gentechnisch veränderte Organismen) gilt, spricht für sich. Die amerikanische Gentechnik-Industrie übt mithilfe der Politik massiven Druck auf die EU-Länder aus. Sie forciert die Verbreitung gentechnisch veränderter Pflanzen nicht nur in Amerika, sondern weltweit und vor allem auch in Entwicklungsländern. Deshalb würde in den USA die Forderung nach einem Anbauverbot von GVO ins Leere laufen. Die Gegenbewegung hat sich daher zunächst auf die Forderung


magazin n Energie

Atomkonzerne als Sanierungsfall Die über Jahrzehnte mächtigen Stromriesen klagen über desaströse Einbrüche in ihren Bilanzen und erwarten eine unsichere Zukunft – aber sie sind selbst verantwortlich.

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nach einer Kennzeichnungspflicht für GVO enthaltende Lebensmittel fokussiert.

Die Wahrheit auf den Tisch Das Ziel dieser Aktion ist die Kennzeichnung aller Lebensmittel, die aus gentechnisch veränderten Pflanzen oder Tieren hergestellt werden. Bereits 20 Prozent der in den USA verzehrten Lebensmittel enthalten Gentechnik. Niemand weiß, welche Lebensmittel davon betroffen sind. Nach Auffassung der Verbraucherschutzverbände sollte jeder amerikanische Bürger selbst entscheiden können, was er isst. In Deutschland hat vor allem die Biobewegung eine Vorreiterrolle übernommen. Die Folgen des weltweiten GVO-Anbaus werden jedoch auch hier kaum wahrgenommen.

Erodierte Böden, reduzierte Artenvielfalt In den Hauptanbauländern wie USA, Brasilien und Argentinien hat die Ausweitung der Monokulturen vor allem bei Mais und Soja im Zusammenhang mit GVO-Anbau bereits katastrophale sichtbare Folgen wie Erosion der Böden und massive Reduzierung der Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren. o

Internet: www.genfrei-gehen.de www.right2knowmarch.org

bsturz der Aktien, historische Gewinneinbrüche, schrumpfende Dividenden, drohende Massenentlassungen, düstere Zukunftsaussichten: Die Sommernachrichten aus den Zentralen der großen Energiekonzerne stellen die deprimierenden Meldungen über die Eurokrise noch in den Schatten. Für die Spitzenmanager der Marktführer E.ON und RWE stehen die Hauptschuldigen der prekären Lage fest. Sie finden sich jedoch nicht auf ihren Gehaltslisten. Verantwortlich für den historischen Niedergang sei vielmehr die Politik, insbesondere die Bundesregierung mit ihrer Spitzkehre in Sachen Atomenergie nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima. Stimmt das?

Der schwarze Peter geht an die Energiekonzerne So sicher die kurzfristige Abschaltung von acht Atomkraftwerken, die Steuer auf nukleare Brennelemente und die Folgen der Energiewende nach Fukushima die Gewinneinbrüche mit verursachten, so falsch wäre es, die Schuldigen vor allem in der Politik oder unter Atomkraftgegnern und Verfechtern einer ökologischen Energiewende zu suchen. In den Konzernzentralen selbst haben jahrzehntelange Fehleinschätzungen der Vorstände das Desaster maßgeblich vorbereitet. Unter dem Titel „Sanierungsfall E.ON“ warf jetzt sogar das Handelsblatt dem Düsseldorfer Konzern „Missmanagement“ vor. Dank satter Gewinne leiste sich der Konzern einen aufgeblähten Verwaltungsapparat. Beim seinerzeit hochumstrittenen Einkauf des Gasriesen Ruhrgas habe sich E.ON ebenfalls verkalkuliert. Wegen des Förderbooms von Erdgas in den USA verfallen weltweit die Gaspreise und liegen derzeit weit unter denen, mit denen sich E.ON-Ruhrgas bei seinem russischen Lieferanten Gazprom langfristig gebunden hat.

Stromriesen verschlafen Boom Der Kardinalfehler aller Stromriesen war jedoch, dass sie, statt mitzumachen, den Boom der Erneuerbaren Energien verschliefen und so die Schlüsselindustrie des 21. Jahrhunderts links liegen ließen. Seit die Regierung Kohl 1990 das Stromeinspeisegesetz für die Erneuerbaren verabschiedete, bekämpften die Konzerne die Zukunftsenergien durch alle Gerichtsinstanzen bis zum Europäischen Gerichtshof – und verloren. Die letzte Chance, den fahrenden Zug in die Energiezukunft doch noch zu erreichen, bot sich mit dem im Jahr 2000 mit der rot-grünen Bundesregierung ausgehandelten Atomausstieg. Doch statt sich an ihr schriftliches Versprechen zu halten, den Atomkompromiss und die Energiewende „dauerhaft umzusetzen“, warteten die Konzerne fast zehn Jahre auf eine Regierung, die den Beschluss umkehren würde. Alles Weitere ist bekannt. „Die Unternehmen stehen vor einem Scherbenhaufen“, sagt DUHBundesgeschäftsführer Rainer Baake, der seinerzeit den rot-grünen Atomvertrag als Umweltstaatssekretär mit aushandelte. „Ihr jahrelanger Lobbyismus für längere Reaktorlaufzeiten hat ihnen im Ergebnis nur eines gebracht: Eine schmerzhafte Brennelementesteuer.“ (gr) o Durch billiges amerikanisches Erdgas verfällt der Weltmarktpreis. E.ON hat sich jedoch verpflichtet, Gas in Russland einzukaufen.

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magazin n ENERGIEWENDE

Starkes Netz für Ökostrom Ein neues Gesetz soll den Ausbau des Strom-Übertragungsnetzes beschleunigen und für eine höhere Akzeptanz in den betroffenen Regionen sorgen.

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er Konsens ist wichtig und der Handlungsdruck groß, denn der steigende Anteil Erneuerbarer Energien erfordert einen zügigen Ausbau des Stromnetzes. Bislang war die Planung kompliziert und langwierig. Vor Ort kam es häufig zu Konflikten zwischen dem Übertragungsnetzbetreiber als Vorhabenträger und den Anwohnern. Das im Juni beschlossene „Gesetz über Maßnahmen zur Beschleunigung des Netzausbaus Elektrizitätsnetze“ (NABEG) führt nun eine zentrale Planung für länderund grenzüberschreitende Stromtrassen durch die Bundesnetzagentur (BNetzA) ein. Einige Vorschläge des von der DUH moderierten Forums Netzintegration Erneuerbare Energien hat das NABEG aufgenommen.

Bürger erhalten frühe Informationen Das NABEG bietet – anders als andere Planungsverfahren – den Bürgern eine Mitwirkung bereits im Planungsprozess. Bürger können unter anderem in einer öffentlichen Antragskonferenz, die den Umfang der Untersuchung festlegt, die Prüfung von alternativen Trassen fordern. Außerdem veröffentlicht die zuständige Behörde anschließend die Planungsunterlagen im Internet. In bisherigen

Verfahren hatten betroffene Bürger erst später die Möglichkeit, Einwendungen zu erheben, nämlich wenn die Planung schon fortgeschritten war. Um die Verfahren von derzeit ca. zehn Jahren auf künftig vier bis fünf Jahre zu begrenzen, gibt es zukünftig strengere Fristen für die Vorhabenträger und Entscheider.

Der Bedarf steht noch nicht fest Umstritten ist, wie viele Kilometer neue Stromleitungen in Deutschland tatsächlich benötigt werden – Berechnungen liegen zwischen einigen hundert und mehreren tausend Kilometern. Bis 3.Juni 2012 müssen die Netzbetreiber einen Netzentwicklungsplan für ganz Deutschland vorlegen. Der Plan muss dann noch konsultiert und im Bundestag verabschiedet werden, einen Zeitplan dafür gibt es jedoch nicht. Fest steht aber, dass in Zukunft viel Wind-Strom vom Norden in die Verbrauchszentren im Westen und Süden fließen muss. Die zentral liegenden Bundesländer Niedersachsen und Hessen werden folglich vom Leitungsausbau stärker betroffen sein. „Die DUH begrüßt die bundeseinheitliche Planung, die frühzeitige und stärkere Öffentlichkeitsbeteiligung sowie

die größere Transparenz dank NABEG. An einigen Stellen sehen wir aber noch Verbesserungsbedarf, zum Beispiel fehlen Mindestabstandsregelungen für Freileitungen zu Wohnbebauungen“, sagt DUH-Projektleiter Peter Ahmels, der das Forum Netzintegration moderiert.

Internationaler Kongress: Neue Netze für Erneuerbare! Die DUH lädt Fachleute aus Politik, Energiewirtschaft und Naturschutz sowie Bürger am 10. und 11. November nach Berlin ein. (ap, lb) o Weitere Informationen im Internet: www.erneuerbare-ins-netz.de

n Verkehr

Kühle Luft ohne Reue Eine Autoklimaanlage bietet ein Plus an Komfort. Doch wie wirkt sie auf die Umwelt?

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ie Klimaanlage ist für die meisten „wichtig“ oder gar „unverzichtbar“ beim Autokauf. Dies ergab die gemeinsame Online-Umfrage des Verkehrsclub Deutschland und der DUH, zu der nun ein erster Zwischenstand vorliegt. Mit ihrer Kampagne PRO KLIMA informieren die beiden Verbände über Klimaanlagen und deren Umweltrelevanz. Bis in die 90er Jahre verrichtete in Autoklimaanlagen das extrem umweltschädliche Kältemittel R12 (FCKW) seinen Dienst. Dass der derzeit verwendete Nachfolger R134a kaum umweltschonender ist, schätzte nur ein Drittel der Umfrage-Teilnehmer richtig ein: Das Mittel belastet das Klima im Vergleich zu CO2 um ganze 1.430-mal stärker. Es entweicht ständig, und zwar im normalen Betrieb, bei Unfällen und bei der Wartung. Eine echte Alternative ist das natürliche Gas CO2, das auch als Kältemittel genutzt werden kann. Mit einem Treibhauspoten-

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Autoklimaanlagen tragen auch indirekt – über den Spritverbrauch – zur globalen Erwärmung bei. Über 60 Prozent der Autofahrer schätzten den Mehrverbrauch annähernd richtig: Mit eingeschalteter Klimaanlage sind es bis zu zwei Liter. Dabei ließen sich durch moderne Technik etwa 40 Prozent einsparen. Gegenwärtig fließt der Zusatzverbrauch der Klimaanlage nicht in die Verbrauchsangaben von Neuwagen ein. Doch über 90 Prozent der Umfrage-Teilnehmer möchten wissen, in welchem Maße die Autoklimaanlage den Spritverbrauch erhöht. Eva Lauer sieht sich bestätigt: „Wir benötigen dringend ein EU-weit einheitliches Messverfahren. Denn Transparenz hilft, umweltschonende Technik zu befördern.“ (ph) Die PRO KLIMA-Kampagne läuft bis September 2013. Bis dahin sind Verbraucher weiter dazu aufgerufen, sich an der Umfrage zu beteiligen. Weitere Informationen unter: www.autoklimaanlage.info Förderer:

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Viele Autokäufer würden sich für eine teurere, aber umweltschonende Klimaanlage entscheiden: 70 Prozent wären bereit, bis zu 200 Euro mehr zu zahlen. „So viel ist gar nicht nötig. CO2-Klimaanlagen würden in der Serienproduktion etwa 50 Euro zusätzlich kosten. Zugleich sind sie sehr günstig in der Wartung,“ erläutert Eva Lauer, Projektleiterin der DUH.

Bei laufender Klimaanlage steigt der Spritverbrauch

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Wirtschaft · www.zeozwei.de zeo2 · Magazin für Umwelt, Politik und Neue

Anzeige zial von „1“ trägt es nur gering zur Erderwärmung bei. CO2 ist nicht brennbar und stellt deshalb bei Unfällen keine zusätzliche Gefahr für Insassen und Retter dar. Außerdem arbeiten CO2-Klimaanlagen im für Europa typischen Temperaturbereich effizienter als vergleichbare R134aAnlagen.

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fjäger Die brachiale Schatzsuche der Rohstof

Die letzte fossile Party Ein neuer Rohstoff-Boom hält die Welt in Atem. Viele Erdgasfelder sitzen seit Jahrtausenden in den Poren hartenzeo2 Muttergesteins. Bisher waren sie unförderbar. Anzeige Jetzt rücken die Multis mit Bohrgestänge und glitzernden Augen an. Allen voran in den USA, wo das Wundergas 50 Prozent des Verbrauchs deckt. Aber auch in Deutschland soll die Gasquelle angezapft werden. Die Euphorie ist gewaltig, ebenso der Aufwand, um mit brachialen Methoden die Schätze zu erschließen. Analysen, Interviews und Fakten über einen schmutzigen Hoffnungsträger. Außerdem im nächsten Heft: n Eine andere „blaue“ Ökonomie: Phantasien und Projekte des Weltveränderers Gunter Pauli n Springende Hühnchen: Neuer Report zum internationalen Froschhandel n Elektroauto im Car-Sharing-Test: Was sagen die Nutzer zum Alltagshandling der surrenden Kiste? n EU-Fischereipolitik: Macht EU-Kommissarin Damanaki endlich ernst? n Ehec, Dioxin und Fukushima: Menschen in der Ohnmachtsfalle – unser Umgang mit der Katastrophe n Tausche Erdöl gegen Fisch und Natur: Der Streit um die Zukunft der Inselschönheit der Lofoten n Im Vorhof der Hölle: Ein Untertage-Trip in der Atommüll-Deponie Asse Dazu Buch- und Weintipps, exklusive Nachrichten, Interviews und Kommentare zu aktuellen umweltpolitischen Themen

Ja, ich abonniere zeo2 zum Preis von 12 Euro jährlich. Online abonnieren oder verschenken unter www.zeozwei.de Ausfüllen, ausschneiden, eintüten, ab die Post! zeo2-Vertrieb - Regional & Gut Hans-Gerd Staschewski, Arminius-Markthalle 2-4, 10551 Berlin Tel.: 0180-3-9362226 Fax: 0180-3-9362229 E-Mail: zeozwei@regionalundgut.com oder abo@zeozwei.de Ich ermächtige den zeo2-Vertrieb widerruflich, die Abonnementbeträge von unten stehendem Konto im Lastschriftverfahren einzuziehen.

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Datum, Unterschrift

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Datum, Unterschrift DUHwelt 3/2011


magazin n Umweltgerechtigkeit

Natur leistet dem Menschen gute Dienste Das DUH-Projekt „Umweltgerechtigkeit und Biodiversität“ thematisiert die Synergien von sozialer und ökologischer Gerechtigkeit.

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n Solarlokal

SolarLokal hat jetzt 400 aktive Kommunen

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m die Abhängigkeit unserer Gemeinde von nichtheimischen Energielieferanten zu beenden, werden wir die Energieversorgung der gemeindlichen Einrichtungen unabhängig von Erdöl und Erdgas gestalten“, so das erklärte Ziel der Gemeinde Loiching in Niederbayern. Auf der Messe Intersolar 2011 in München unterzeichnete der Bürgermeister Günter Schuster die SolarLokal-Teilnahmeerklärung. Für die Gemeinde hatte Schuster Flyer der Kampagne und ein Original SolarLokalOrtsschild aus Metall im Gepäck. Die größte fortlaufende Informationskampagne für Solarstrom in Deutschland wird getragen von der DUH und dem deutschen Solarstromkonzern SolarWorld AG. Seit dem Start im Jahr 2003 konnten immerhin mehr als 2,5 Prozent aller Kreise, Städte und Gemeinden in Deutschland für SolarLokal gewonnen werden. Die Kampagne wird unterstützt von allen kommunalen Spitzenverbänden: Deutscher Landkreistag, Deutscher Städtetag und Deutscher Städte- und Gemeindebund. (cg) o Internet: www.solarlokal.de

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ohannes ist begeistert. Zum ersten Mal sieht er ein Huhn mit einem Regenwurm im Schnabel. Eifrig erzählt der Achtjährige den anderen Kindern von seiner Entdeckung. Johannes ist eines von sieben Kindern, dass am Naturprojekt „faba – Familien in Balance“ teilnimmt. Das Projekt wird vom Deutschen Kinderschutzbund getragen und von der Stadt Gütersloh finanziell unterstützt. Es entstand auf Initiative eines naturbegeisterten Ehepaares, das beruflich in der Erwachsenenpsychiatrie arbeitet. Seit 2007 werden auf einer 8.000 Quadratmeter großen Streuobstwiese in Gütersloh jedes Jahr Kinder aus Familien mit psychisch belasteten oder suchtkranken Eltern betreut. Auf dem Gartengelände entdecken die Kinder eine Natur, die sie in ihrem Alltag nicht kennen: Wildhecken, Obstbäume wie Äpfel, Birnen und Kirschen sowie Hasel- und Walnussbäume laden zum Klettern und Naschen ein. Auch eine Hühnerschar und zehn Bienenvölker bewohnen das kleine Paradies und bieten Anlass zum Staunen.

Mehr als einfach grün Die qualifizierten Pädagogen von faba bieten den Kindern zwölf Spielenachmittage im Gartenjahr an. Die Kinder helfen je nach Jahreszeit bei der Gartenarbeit, schleudern Honig, sägen Holz und ernten Obst. Projekte wie faba bringen Kindern aus benachteiligten Haushalten eine intensive Naturerfahrung. Sie lernen, dass Natur einem stetigen Wandel

unterliegt, aber auch Kontinuität besitzt. Die Arbeit stärkt ihr Selbstvertrauen und ihre Kreativität. Solche positiven Effekte von Natur thematisiert das DUH-Projekt „Umweltgerechtigkeit und Biodiversität“. Naturräume verbessern die Lebensqualität in Städten. Sie sorgen für ein besseres Mikroklima, ein lebenswertes Wohnumfeld oder eine gute Luftqualität. Vielerorts sind (Grün- und Ruheoasen jedoch Mangelware. Statistisch gesehen wohnen in naturarmen Quartieren häufiger ökonomisch und sozial Benachteiligte.

Nach Lösungen gesucht Mit diesen Fragen der sozialen und ökologischen Chancengleichheit setzt sich vom 3. bis 4. November 2011 in Berlin der DUH-Kongress „Umweltgerechtigkeit und Biologische Vielfalt“ auseinander. Fachleute aus Politik, kommunaler Praxis, Umwelt- und Sozialverbände und Interessierte diskutieren dort die Bedeutung von Naturflächen für urbane Räume und die Stadtentwicklung sowie die Zusammenhänge zwischen Partizipation, Umweltgerechtigkeit und Umweltbildung. (ej) o Internet: www.duh.de/umweltgerechtigkeit.html Förderer:

Das faba-Team im Einsatz für die Umweltgerechtigkeit.


n Kommunen für biologische Vielfalt

Hilfe zur Selbsthilfe Das Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ wird am 1. Februar 2012 im Rahmen eines Kommunalkongresses in Frankfurt am Main als eingetragener Verein gegründet. Die DUH unterstützt die Gründung des Bündnisses.

W

ichtigstes Ziel des Vereins ist der Schutz und die nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt. Mit Hilfe des Bündnisses sollen gemeinsame Aktionen und Projekte initiiert und koordiniert werden. Damit setzen die Kommunen fort, was sie mit der Deklaration „Biologische Vielfalt in Kommunen“ angestoßen haben. Mehr als 200 Landkreise, Städte und Gemeinden haben diese freiwillige Selbstverpflichtung bereits unterzeichnet und sich zum Schutz der biologischen Vielfalt bekannt. Die Stadt Heidelberg machte bereits in der Vergangenheit mit vorbildlichen Naturschutzprojekten auf sich aufmerksam. Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner befürwortet die Initiative und empfiehlt allen Kommunen, dem Bündnis beizutreten.

DUHwelt: Herr Dr. Würzner, was können Kommunen für die biologische Vielfalt tun? Was sind die wichtigsten kommunalen Handlungsfelder? Dr. Eckart Würzner: Die Kommunen spielen weltweit angesichts ihrer umfassenden Aufgaben in Planung, Verwaltung und Politik eine Schlüsselrolle beim Erhalt der biologischen Vielfalt. In Deutschland haben wir die gute Möglichkeit über konkrete Festsetzungen in der Bauleitplanung gezielt auf eine angemessene Durchgrünung des Siedlungsraumes oder eine Vernetzung von Biotopsystemen innerhalb und außerhalb bebauter Bereiche hinzuwirken. Weitere kommunale Handlungsfelder sind konkrete Schutzgebietsausweisungen, Artenschutzpläne, die Gewässerrenaturierung sowie die naturnahe Waldbewirtschaftung.

Dr. Eckart Würzner ist Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg

Mit Unterzeichnung der Deklaration „Biologische Vielfalt in Kommunen“ haben mehr als 200 Kommunen einen wichtigen Schritt zum Schutz der Biodiversität vollzogen und wollen nun ein Bündnis für biologische Vielfalt gründen. Welche Bedeutung messen Sie dem Bündnis zu? Als Sprachrohr der Kommunen sollte das Bündnis Interessen bündeln und seinen politischen Einfluss dafür einsetzen, Bund und Länder stärker zu fordern. Sie sind für die gesetzlichen Rahmenbedingungen des kommunalen Naturschutzes verantwortlich und müssen die Kommunen auch in finanzieller Hinsicht unterstützen. Niemand weiß jedoch besser um die

Herausforderungen und Probleme des Naturschutzes auf kommunaler Ebene als die Kommunen selbst. Insofern sehe ich das Bündnis in erster Linie als Hilfe zur Selbsthilfe. Das klingt nach Starthilfe für die Kommunen in Sachen Biodiversität. Können auch erfahrene Kommunen vom Bündnis profitieren? Wir in Heidelberg engagieren uns seit Jahren für den Schutz der Biodiversität, was uns auch durch das erfolgreiche Abschneiden bei den kommunalen DUH-Wettbewerben bescheinigt wurde. 1997 haben wir einen umfassenden Artenschutzplan erstellt, mit dessen Umsetzung wir einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt in der Kulturlandschaft leisten. Im Bündnis sehe ich die Chance, den Austausch mit anderen Kommunen zu stärken und gemeinsam zu handeln. Von einer kompetenten Öffentlichkeitsarbeit und einer starken Interessenvertretung gegenüber übergeordneten politischen Ebenen können alle Kommunen profitieren. Zudem hat das Bündnis mit dem Bundesamt für Naturschutz und der DUH starke Partner, die über langjährige Erfahrungen im kommunalen Naturschutz verfügen. Ich kann also jeder Kommune nur empfehlen, dem Bündnis beizutreten. o Kommunen, die Interesse haben, dem Bündnis beizutreten, können sich an die DUH wenden: Tobias Herbst: herbst@duh.de Tel.: 07732/999555 Förderer:

Spielwiese Biodiversität: Naturerleben stärkt Kinder.

Ich wünsche mir, dass der globale Beitrag der Kommunen sowie die konkreten Maßnahmen, die Erfahrungen und die Interessen der Kommunen beim Schutz der Biodiversität noch stärker in die öffentlichen Diskussionen einfließen, so wie es auch beim Klimaschutz der Fall ist. welt 3/2011

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magazin n Biodiversität

Die Checker Immer mehr Unternehmen integrieren das Thema Biodiversität in ihr betriebliches Umweltmanagement. Ein Biodiversitäts-Check dient als erste Orientierung, um Auswirkungen der Unternehmensbereiche auf die biologische Vielfalt zu erkennen. Der Erfolg unternehmerischen Handelns ist immer stärker von knappen Ressourcen wie frischer Luft, sauberem Wasser, Nahrungsmitteln, Holz und Mineralien abhängig. Gleichzeitig verursachen Unternehmen erhebliche Belastungen für Ökosysteme sowie Tier- und Pflanzenarten. Die aktuelle TEEB Studie zu diesem Thema hat errechnet, dass die gesamtwirtschaftlichen Schäden des Biodiversitätsverlusts allein durch die Vernichtung von Wäldern weltweit rund 4,5 Billionen Dollar jährlich betragen.

Zeichen der Zeit erkannt Vor diesem Hintergrund haben der GNF, die Bodensee-Stiftung und die Unternehmensberatung dokeo im vergangenen Jahr eine Business and Biodiversity (B&B) Kampagne gestartet. Im Rahmen dieser Kampagne wurde mit weiteren Partnerinstitutionen wie der Beratungsgesellschaft PriceWaterhouseCoopers und B.A.U.M. e.V. ein auf Unternehmen zugeschnittener Biodiversitäts-Check entwickelt. Zehn Unternehmen, darunter Fraport AG und VAUDE, haben den Check bereits durchgeführt. Im Rahmen des „BioDiv-Checks“ nehmen Experten Management, Einkauf, Beschaffung, Produktion, Logistik, Marketing und Personalwesen genau unter die Lupe. Anhand eines umfangreichen Fragebogens werden Firmenaktivitäten in Schutzgebieten, der Bezug von Rohstoffen, der Wasser- und Energieverbrauch in Gebäuden und für die Produktion und vieles mehr detailliert ausgewertet. Weitere Antworten finden die Umweltschützer in Unternehmensberichten, Interviews mit den Unternehmensabteilungen und in Gesprächen mit Naturschutzgruppen. Abschließend entwickelt das B&B-Team

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Vorschläge zur Reduzierung schädlicher Einflüsse und für Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität. Diese können je nach Branche sehr unterschiedlich ausfallen. Das Outdoor-Unternehmen VAUDE investiert zum Beispiel in Blühwiesen und Nistkästen auf dem Firmengelände in Tettnang. „Für unsere Produkte verwenden wir umweltfreundliche Materialien wie Biobaumwolle. Im Produktionsverfahren nutzen wir bluesign, den weltweit strengsten textilen Umweltstandard. Ein ganz wichtiger Schritt ist die Sensibilisierung unserer Geschäftspartner“, erläutert Hilke Patzwall, Nachhaltigkeitsexpertin von VAUDE.

hat uns wichtige Hinweise für unsere Biodiversitätsstrategie gegeben“, bestätigt Jörg Kämer, verantwortlich für das Nachhaltigkeitsmanagement beim Flughafenbetreiber Fraport AG. Die Umweltexperten sind sich sicher, dass Biodiversitätsschutz auf lange Sicht von Vorteil für Umwelt, Gesellschaft und letztlich auch für die Unternehmen ist. Risikominimierung, Kostenreduktion und die Erhöhung der Mitarbeitermotivation schlagen sich in jedem Falle positiv in der Unternehmensbilanz nieder. Internet: www.business-biodiversity.eu/Biodiversitäts-Check

Konkrete Ansatzpunkte

Förderer:

Bei allen im Rahmen der EU-Kampagne überprüften Unternehmen zeigte sich ein „Aha-Effekt“. „Der BioDiv-Check

n Lebendige Wälder

Holzverbrauch mit gutem Gewissen Kommt unser Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft? Gütesiegel wie FSC, PEFC oder Naturland wollen dies gewährleisten.

Rund sieben Prozent des deutschen Waldes sind FSC-zertifiziert – darunter auch Landeswälder wie in Berlin.

I

mmer mehr Verbraucher machen sich Gedanken, woher das Holz für Möbel oder Bau, als Rohstoff für die Papierherstellung oder die Holzpellets

für die Heizung eigentlich kommen. Raubbau im Tropenwald? Kahlschlag in russischen Urwäldern? Monotone gespritzte und gedüngte Fichtenforste


in Deutschland? Oder aus Wäldern mit hohen ökologischen Standards, die die Artenvielfalt schützen und der ansässigen Bevölkerung ein Leben mit und in ihren Wäldern ermöglichen? Um Konsumenten die Wahl zu ermöglichen und der Forstwirtschaft Anreize zu einer sozialen und ökologischen Produktion zu geben, wurden inzwischen weltweit etliche Zertifizierungssysteme entwickelt.

Der Forest Stewardship Council (FSC) wurde von Umwelt- und Entwicklungsorganisationen ins Leben gerufen. Es gelten hohe ökologische und soziale Standards. Die Standards von Naturland gehen noch über diejenigen des FSC hinaus. Deshalb kann das FSC-Siegel zusätzlich verliehen werden.

Weitere nachhaltige Zertifizierungssysteme

deswälder wie in Berlin oder im Saarland. Es dürfen unter anderem keine Pestizide eingesetzt werden, genügend Alt- und Totholz muss vorhanden sein und fünf Prozent der Flächen werden als so genannte Referenzflächen „Urwald von morgen“. Die neuen Landesregierungen in Baden-Württemberg und RheinlandPfalz wollen weitere insgesamt 525.000 Hektar Landeswald nach den anspruchsvollen Kriterien des FSC zusätzlich zertifizieren. Der Standard von Naturland geht über denjenigen des FSC hinaus. Naturlandwälder und -produkte können deshalb auch das FSC-Siegel führen.

Am bekanntesten – und auch in Deutschland inzwischen weit verbreitet (70 Prozent der Waldfläche) – ist das PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes). Das PEFC-Siegel ist ökologisch wesentlich weniger streng als das FSC-Siegel und kann für sehr große Areale pauschal vergeben werden, in denen die Einhaltung der Regeln nur stichprobenhaft erfolgt. Der Verbraucher weiß bei diesem Siegel nicht wirklich, ob das Holz aus ökologisch vorbildlicher Forstwirtschaft stammt.

Da viele Forstbesitzer im System des FSC zu wenig Möglichkeiten zur Einflussnahme für sich sahen, gründeten sie als Reaktion eigene Zertifizierungsysteme.

Beim FSC-Zertifikat wird hingegen die Erfüllung konkreter Anforderungen streng kontrolliert. (aw) o

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Das Siegel des Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes (PEFC) ist ökologisch wesentlich weniger streng als das FSC- und das Naturland-Siegel.

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FSC – Leitplanken zur nachhaltigen Nutzung von Wäldern Den Anfang machte der FSC (Forest Stewardship Council). Er wurde 1993 als Reaktion auf den Weltumweltgipfel in Rio von Umweltgruppen wie dem WWF und Greenpeace, von Interessensvertretern indigener Völker sowie von Vertretern der Forst- und Holzwirtschaft gegründet. Die Beteiligten verankerten damit einheitliche Standards für eine ökologische, soziale und ökonomisch tragfähige Nutzung der Wälder. Zehn Grundprinzipien, wie die Erhaltung der biologischen Vielfalt oder die Wahrung der Rechte indigener Völker, gelten dabei weltweit und müssen an die jeweiligen unterschiedlichen, regionalen Gegebenheiten angepasst werden. Mehr als 120 Millionen Hektar Wald werden derzeit nach den Prinzipien und Kriterien des FSC bewirtschaftet. In Deutschland sind zurzeit über 500.000 Hektar Wald nach FSC-Kriterien zertifiziert, das entspricht ca. sieben Prozent der Waldfläche. Darunter sind auch Lan-

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09.05.11

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magazin Umweltbildung für Erholungssuchende Rund ein Drittel des Bonner Stadtgebietes ist mit Wald bedeckt, verteilt auf verschiedene Teilräume. Der Godesberger Stadtwald im Bonner Süden stellt das größte zusammenhängende Waldstück dar. Umweltbildung wird im Bonner Stadtwald groß geschrieben: Seit Mai 2008 erfahren Spaziergänger auf dem „Weg der Artenvielfalt“ an neun Erlebnisstationen und 15 Informationstafeln Wissenswertes rund um das Thema Artenvielfalt und demnächst auch über das Buchenprojekt.

n lebendige wälder

Mit den Buchen zieht die Vielfalt ein Wald ist nicht gleich Wald. Der Anteil naturnaher Mischwälder in Deutschland ist gering, vielerorts dominieren Monokulturen aus Fichten. Dank eines von der DUH unterstüzten Projektes kehren in den Bonner

Die Raupen des Buchenrotschwanzes entwickeln sich bevorzugt an Buchen.

Stadtwald die Buchen zurück.

I

m nahen Herbst wird die Stadt Bonn im Godesberger Stadtwald mehrere tausend Rotbuchen pflanzen. Die Jungbäume wird das Amt für Stadtgrün dank der Förderung aus dem Naturschutzfonds „Lebendige Wälder“ von Telekom und DUH anschaffen können. Damit die Bäumchen optimale Aufwuchsbedingungen vorfinden, haben Vertreter der Stadt unter Beteiligung von DUH und Mitarbeitern der Telekom zunächst auf einer 2,75 Hektar großen Fläche Fichten entnommen. Die dort vorhandenen Buchen sind jetzt freigestellt und werden den jungen Geschwistern Schatten bieten. So kann aus dem bisher monotonen Fichtenwald ein artenreicher Buchenmischwald entstehen. Der neue Bewuchs wird den Standort grundlegend verändern: Statt Fichtennadeln verrottet hier zukünftig Buchenlaub. Dadurch wird sich der pH-Wert des Waldbodens aus dem sauren Bereich heraus verschieben. Vermehrte Mullentwicklung begünstigt die Ansiedlung einer reichen Pflanzenwelt, und vor allem heimische Laubgehölze finden bessere Entwicklungsbedingungen vor. Mit den Pflanzen kommen auch die

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Tiere. Insgesamt leben bis zu 7.000 Arten im Buchenmischwald, darunter der Buchenrotschwanz – ein Nachtfalter –, der Buchenbockkäfer sowie verschiedene Fledermausarten.

Der seltene Mittelspecht lebt auch in alten Buchenwäldern.

Zusätzlich wird die Stadt Informationsblätter im Haus der Natur auslegen. Seit seiner Gründung im Jahr 2009 hat der Naturschutzfonds Lebendige Wälder bundesweit bereits fünf Projekte zur Förderung der biologischen Vielfalt großzügig unterstützt. (nf) o

Mitarbeiter von Telekom und DUH packen mit an, damit der Waldumbau gelingt.

Förderer:


magazin n lebendige flüsse

n lebendige Flüsse

Vision für Flusslandschaften

Die Ems kommt nicht zur Ruhe

Die Bundesregierung hat angekündigt, Flüsse in einen guten ökologischen Zustand zu versetzen und den Flüssen mehr Raum zu geben. Passiert ist bisher nicht viel. Umweltverbände fordern deshalb eine neue Flusspolitik.

N

aturnahe Flusslandschaften zählen zu den artenreichsten und schönsten Lebensräumen in Mitteleuropa. Doch gerade naturnahe Flüsse und Auen wurden in der Vergangenheit stark zerstört und beeinträchtigt. Auch die Politik in Deutschland und Europa hat dies erkannt und hat Richtlinien und Gesetze erlassen. Wenn es nach den europäischen Vorgaben wie der EG-Wasserrahmenrichtlinie ginge, so müsste schon 2015 ein guter ökologischer und chemischer Zustand in allen Flüssen wiederhergestellt sein. Auch versprach die Regierung nach den Hochwasserkatastrophen an Elbe und Donau 2002 mehrfach, den Flüssen mehr Raum geben zu wollen und funktionsfähige Auen, wo immer möglich, wiederherzustellen. Die Wirklichkeit sieht leider noch immer anders aus.

Den Flüssen fehlt es an Raum und Durchgängigkeit Während Flüsse weiter ausgebaut und neue Dämme geschaffen werden, konnten bislang nur wenige Deichrückverlegungsprojekte abgeschlossen werden – denn viele Planungen werden nicht umgesetzt. Wiesen und Weiden werden immer noch in Maisäcker umgewandelt. Dies und nicht angepasste landwirtschaftliche Produktionsmethoden führen zur Der europäische Aal wandert flussauf- und flussabwärts – er braucht durchgängige Flüsse.

Einschwemmung jährlich von Millionen Tonnen Erde und damit auch von Nährstoffen und Pestiziden. Zusätzlich belastet werden Flüsse immer noch durch Einleitungen der Industrie, zum Beispiel aus der Kaliproduktion an der Werra.

Ende Juni überführte die Meyer Werft in Papenburg ein weiteres Kreuzfahrtschiff über die Ems in die Nordsee. Die Situation zwischen dem Traditionsbetrieb Meyer Werft und der Bürgerinitiative „Rettet die Ems“ ist angespannt.

Noch immer hindern zudem zehntausende Querbauwerke wie Staustufen und Wehre die Wanderungen von Wanderfischen wie Lachs, Stör und Aal. Die Herstellung der Durchgängigkeit ist sehr kostenintensiv und darum eine Mammutaufgabe, die nur gemeinsam von Bund und Ländern erfolgreich angegangen werden kann.

BUND-Studie Seit Jahren fordern Umweltverbände wie die DUH als Koordinatorin des Netzwerks „Lebendige Flüsse“ mit ihrem Handlungsschwerpunkt Auenschutz ein generelles Umdenken und eine neue Flusspolitik – eine Synthese von Naturschutz, Hochwasserrückhalt, Naherholung und Kulturlandschaft. Der BUND hat nun in einer umfassenden Studie seine „Vision für Flusslandschaften in Deutschland“ vorgelegt. Neben der Darstellung der Defizite stehen Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten für unsere Flüsse im Mittelpunkt. Darüber hinaus bietet die lesenswerte Studie auch spezielle Vorschläge zur Aufwertung der Stromlandschaften von Rhein, Elbe, Donau, Weser, Ems und Oder. (cg, aw) o Die aktuelle Studie „BUND-Vision für Flusslandschaften in Deutschland“ kann unter www.bund.net heruntergeladen werden.

Förderer des Netzwerks „Lebendige Flüsse“:

D

ie kürzlich überführte Celebrity Silhouette – ein Kreuzfahrtschiff mit 17 Decks und 319 Metern Länge – zog viele Schaulustige an. Zeit für die Umweltschützer, die Protestboote zu takeln. „Stoppt die Zerstörung der Ems“ oder „Schluss mit dem Wahnsinn“ stand auf den Transparenten, die die Boote zierten.

Die Ems ächzt Die Untere Ems zwischen Emden und Papenburg ist für Schiffe mit 8,50 Meter Tiefgang nicht schiffbar. Um der Meyer Werft entgegenzukommen, vertiefte der niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz den Fluss mehrmals. All dies half nicht, und der Landesbetrieb baute ein Emssperrwerk bei Gandersum, das die Aufstauung der Ems jederzeit ermöglicht. Bei Flut spült die Nordsee aber große Mengen Schlick in die vertiefte Ems. Ein Teil davon setzt sich bei Ebbe in der unteren Ems ab, die in der Folge ständig ausgebaggert werden muss. Mehrere Meter dicke Lagen flüssigen Schlicks bedecken trotzdem den sandigen Gewässerboden und ersticken alles, was dort lebt. Wird die Ems im Sommer für die Schiffsüberführungen aufgestaut, steigt das Wasser über die Ufer und überflutet welt 3/2011

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magazin die Gelege von Bodenbrütern wie Tüpfelsumpfhuhn, Wachtelkönig oder Kiebitz in den nahegelegenen EU-Vogelschutzgebieten. Hinzu kommt der regelmäßige Sauerstoffmangel im Sommer, unter dem Fische und andere Wassertiere leiden. Auf der holländischen Seite der Emsmündung baut RWE seit 2009 ein riesiges Steinkohlekraftwerk. Nach Fertigstellung würde es durch die Kühlwasserentnahme/wiedereinleitung Jungfische bedrohen, die Ems erwärmen und Schwermetalle eintragen wird. Ob das niederländische Gerichtsurteil vom August 2011 diesen Bau in Eemshaven stoppen kann, ist offen.

Die Meyer Werft bleibt vorerst in Papenburg Seit Jahren fordern Umweltschützer, die Werft ans Meer zu verlegen. Eine Splittung des Betriebes – kleinere Schiffe in Papenburg, größere an der Küste zu bauen – kommt laut Günther Kolbe, Pressesprecher der Meyer Werft, nicht in Frage. Zu groß sei das Netz von 800 bis 1.000 beteiligten Zulieferer-Firmen beim Bau eines Kreuzfahrtschiffes. Insgesamt 21.000 Menschen sind an dem Bau dieser Luxusliner beteiligt. Da von Seiten der Werft der logistische Aufwand für einen Umzug nicht in Frage kommt, wird weiter nach Lösungen gesucht. Eine Lenkungsgruppe, in der die Ministerien für Umwelt, Wirtschaft und Agrarwirtschaft, die Landkreise Emsland und Leer sowie die Meyer Werft und die Umweltverbände vertreten sind, sucht jetzt nach Lösungen für die Schiffsüberführungen. Die Gruppe wurde von der niedersächsischen Landesregierung zur Lösung des Konfliktes eingesetzt.

Erste Lösungsansätze Für den Vogelschutz gibt es in der Lenkungsgruppe eine erste Annäherung: Um die europarechtlich geschützten Vogelschutzgebiete entlang der Ems zu schonen, haben die Umweltverbände mit der Meyer Werft im Juli 2009 Zeitkorridore für Überführungsverbote beschlossen: Vom 1. April bis 15. Juli eines Jahres darf die Ems nicht mehr aufgestaut werden. Für zwei Schiffsüberführungen vereinbarten die Parteien dabei Ausnahmen. Weitere Lösungen werden untersucht. Die ökologische Situation der Unteren Ems würde sich, laut Gutachten, durch den Bau eines Emskanals nicht verbessern. Im Herbst 2011 trifft sich die Lenkungsgruppe erneut, um die Ergebnisse zu diskutieren und über das Überführungsverbot neu zu verhandeln. (cg) o

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n lebendige Flüsse

Elbe-Schüler-Camp war ausgebucht Voller Tatendrang sind fast 70 Jugendliche für vier Tage zum diesjährigen sächsischen Schüler-Camp der DUH gereist. Sechs Schulen hatten die 11- bis 17-Jährigen im September in das Camp an der Talsperre Kriebstein (im Zschopautal, rund 60 Kilometer westlich von Dresden) entsandt.

D

as Programm bot interessante Begegnungen und Gelegenheit zum Mitmachen. Die Schülerinnen und Schüler untersuchten das Gewässer mit dem Umweltmobil der Sächsischen Landestiftung, entfernten vom Schiff aus Schwemmgut und besichtigten das Wasserkraftwerk an der Talsperre. Bei einem Vortrag mit anschließender Diskussion ging es um den Schutz wild lebender Tiere und die Rolle von Zoos beim Erhalt der biologischen Vielfalt. Der Artenschutzexperte und langjährige Cheftierarzt des Leipziger Zoos, Professor Dr. Klaus Eulenberger, stellte sich den Fragen der Jugendlichen.

weiten. Denn das Thema Fließgewässer eignet sich für den fächerverbindenden Unterricht und für eine Bildung für nachhaltige Entwicklung mit Heimatbezug. Ab 2012 werden voraussichtlich jährlich zwei Camps stattfinden. (iw) o Jugendliche im Umweltbildungscamp. Sachsen will das Angebot ausbauen.

Seit vielen Jahren unterstützt das Sächsische Staatsministerium für Kultus und Sport das Camp finanziell und möchte das Projekt nun auf weitere Schulen aus-

n Umwelt erleben

Faszinierendes in der Fahrspur

W

er denkt beim Anblick einer wassergefüllten Fahrzeugspur auf einem Feld- oder Waldweg an das Leben, welches sich womöglich in der Pfütze tummelt? Konrad Kürbis aus Mansfeld (Sachsen-Anhalt) hat mit großem Forschergeist die Bedeutung von wassergefüllten Fahrzeugspuren als Reproduktionsgewässer und Lebensraum für Amphibien näher untersucht. Der Abiturient Konrad Kürbis ist Amphibienkenner.

Über ein Jahr lang hat der Abiturient vom Gymnasium am Markt in Hettstedt den Zustand von sieben dieser temporären Kleinstgewässer regelmäßig protokolliert und dort lebende Amphibien, wie zum Beispiel Rotbauchunken, erfasst. Chemische und physikalische Analysen ergänzen seine Untersuchungen. Er kommt zu dem Schluss, dass die beobachteten Standorte erstaunlich stabile ökologische Nischen darstellen und vielen verschiedenen Amphibienarten als Reproduktionsgewässer dienen. In der Befestigung von Wald- und Feldwegen sieht der Achtzehnjährige eine Gefährdung für diese Kleinstlebensräume. Konrad Kürbis erhielt beim BundesUmweltWettbewerb 2010/2011 einen Sonderpreis in Höhe von 500 Euro, den die DUH stiftete. (iw, jk) o


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magazin n umweltbildung

Termin

Frischer Wind in der Umweltbildung

Naturschutztage am Bodensee Vom 5. bis 8. Januar 2012

Auch Erwachsene können in der Umweltbildung noch dazu lernen.

finden in Radolfzell die Natur-

Im Rahmen des EU-Bildungsprogramms für lebenslanges Lernen

schutztage am Bodensee statt.

(GRUNDTVIG) organisiert der GNF mit seinen Living Lakes-Partnern aus

Zahlreiche Veranstaltungen rund

Polen und Spanien einen Erfahrungsaustausch für Erwachsene, die in der

um die Themen internationaler

Umweltbildung tätig sind.

Naturschutz, Naturschutzstrategien, Umweltpolitik und Biotop-

Viele im Naturschutz tätige Organisationen in Europa kämpfen mit ähnlichen Problemen, beispielsweise dem Konflikt zwischen Naturschutz und Landwirtschaft. Während die spanischen Partner über mangelnde Kooperation von Seiten der Landwirte klagen, berichten die polnische Naturschutzorganisation Etna und die Partner aus dem Netzwerk Lebendige Seen Deutschland über Beispiele gelungener Zusammenarbeit zwischen Landwirten und Naturschützern. Im Barycz Tal in Nordschlesien wurde beispielsweise ein lokales Qualitätssiegel entwickelt, welches an Lebensmittelproduzenten und Tourismusbetriebe vergeben wird, die in ihrem Betrieb soziale, ökologische und traditionelle Kriterien berücksichtigen.

Apps oder Infotafeln? Neue Medien spielen auch in der Umweltbildung zunehmend eine wichtigere Rolle. Während in den vielen Seenregionen noch klassische Infotafeln eingesetzt werden, setzen die Experten der spanischen Organisation Fundación Global Nature auf eine neu entwickelte Handysoftware für naturkundliche Exkursionen. Naturfreunde erhalten damit eine Vielfalt an praktischen Informationen zu Wanderwegen sowie Tieren und Pflanzen, die direkt auf dem Mobiltelefon angezeigt werden.

voller Ideen für neue Umweltbildungsangebote. Ein Ansatz ist, ältere Menschen zu ehrenamtlichen „Naturbotschaftern“ auszubilden. Sie leiten dann naturkundliche Führungen. Bestehende Informationstafeln in Naturschutzgebieten aller drei Länder werden zusätzlich mit Erklärungen in Blindenschrift versehen.

verbund werden angeboten.

Bis zum August 2012 läuft der Erfahrungsaustausch der Umweltbildungsexperten noch. Als Ergebnis wird ein gemeinsamer Aktionsplan entwickelt, um weitere Vorhaben in den drei Länden Deutschland, Spanien und Polen umzusetzen. (sj) o Förderer:

Im spanischen Feuchtgebiet Humedales de la Mancha gehört die Vogelbeobachtung auch für die Netzwerkpartner zu den beliebtesten Touristenbeschäftigungen.

Die Netzwerkpartner des Projekts „get grEEN“ haben noch einen ganzen Korb Living Lakes-Förderer:

n Die Organisatoren von BUND und NABU erwarten hohen Besuch: Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat sein Kommen zugesagt. Als weitere prominente Gäste werden Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz und Eckard Jedicke, Professor und Autor zahlreicher Standardwerke zum Naturschutz, erwartet. Die Naturschutztage bieten viele Plenarveranstaltungen mit Vorträgen und Diskussionsrunden. Ehrenamtliche und hauptamtliche Naturschützer können sich bei mehr als 25 thematisch breit gestreuten Seminaren, Foren und Exkursionen umfangreich fortbilden. Mit regelmäßig über 500 Teilnehmern sind die Naturschutztage am Bodensee die größte Veranstaltung dieser Art im deutschsprachigen Raum. Die Veranstaltung wird von der DUH o unterstützt. (jk) Programm und Anmeldung unter: www.naturschutztage.de welt 3/2010

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DUHmarkt

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Über ihre DUH Umweltschutz-Service GmbH vertreibt die DUH Bücher, Broschüren und andere Materialien zur Umweltbildung. Eine kleine Auswahl stellen wir Ihnen hier vor. Denken Sie jetzt schon an Weihnachten!

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magazin n kreislaufwirtschaft

Mehrweg ist am nachhaltigsten Bei Bier, Wasser, Saft, Cola oder hippen Trend-Getränken konkurrieren in Deutschland drei Verpackungssysteme: Mehrwegflaschen und EinwegGetränkeverpackungen mit Pfand und dazu Einweg-Verpackungen mit dem Grünen Punkt.

Ü

ber die Frage, welche Getränkeverpackung die größten Vorteile bietet, tobt seit über zwanzig Jahren ein erbitterter Streit. Der ökologische Vorteil des Mehrwegsystems ist inzwischen weitgehend unstrittig. Aber wie sieht es aus, wenn zusätzlich ökonomische und soziale Auswirkungen betrachtet werden? Diese Fragen klärt erstmals umfassend eine Untersuchung, die die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC für die Deutsche Umwelthilfe durchgeführt hat.

ten. Wirtschaftliche Vorteile ergeben sich dank der Wiederverwendung. So sparen die Getränkehersteller laufende Betriebskosten ein und können die höheren Investitionskosten überkompensieren. Mehrwegsysteme wirken sich positiv auf die Beschäftigungssituation aus, da sie mehr Arbeitskräfte erfordern.

Unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten schneidet die Sammlung von Einweg-Getränkeverpackungen in dualen Systemen (Grüner Punkt) – zum Beispiel Getränkekartons oder unbepfandete Flaschen – am schlechtesten ab. Sie landen durch Fehlwürfe häufig in der Hausmülltonne „Diese Welt geht bereits Mitte oder der Landschaft. Immer wenn Pfand erhoben dieses Jahrhunderts auf über wird, erzielt man höhere neun Milliarden Einwohner zu. Rücklaufquoten und eine Eine solche Welt kann nicht bessere Sortenreinheit.

Prof. Dr. Klaus Töpfer Bundesumweltminister a.D. und ehemaliger Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen

als Wegwerfgesellschaft stabil sein. Wo immer möglich müssen Mehrwegsysteme erhalten, weiter ausgebaut und zukunftsfähig gemacht werden.“

Mehrweg schlägt Einweg schlägt Grünen Punkt Die Studie vom Juni 2011 ergibt eine klares Ergebnis für die Nachhaltigkeit der drei untersuchten Verpackungssysteme: Die klassische Mehrwegflasche aus Glas oder Kunststoff ist Einweg mit oder ohne Pfand nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch und sozial deutlich überlegen: Sie bietet ökologische Vorteile durch kurze Transportwege, die häufige Wiederbefüllung und hohe Rücklaufquo-

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Eva Bulling-Schröter, MdB und Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

„Mehrweg schützt Klima, Natur und Beschäftigung. Einweg frisst Energie, nährt am Ende oft den Müllstrudel im Pazifik und ist ein Jobkiller in Getränkefabriken.“

Mehrweg schützenswerter denn je

Das Mehrwegsystem liegt in allen Nachhaltigkeitsbereichen vorn und liefert dadurch dem Gesetzgeber Argumente, den Rückgang der Mehrwegquoten zu stoppen. Durch eine Lenkungsabgabe auf Einweggetränkeverpackungen und eine Kennzeichnungsverordnung könnte die Mehrwegquote stabilisiert und sogar angehoben werden. (tf) o

Die DUH hat Prominente um Statements zu Mehrweg gebeten. Internet: www.duh.de/mehrweg_stimmen.html

Boris Palmer Oberbürgermeister der Universitätsstadt Tübingen

„Getränke aus der Region in Mehrwegflaschen sind die richtige Wahl für unsere Umwelt. Um den Verbraucherinnen und Verbrauchern die richtige Wahl zu ermöglichen, muss jedoch deutlich erkennbar sein, was worin enthalten ist. Ob Einweg oder Mehrweg, ob von hier oder von weit weg, muss draufstehen.“


magazin n kreislaufwirtschaft

Mit Bioplastik zurück in die Steinzeit der Abfallwirtschaft Danone ersetzt Verpackungsmaterial aus Erdöl durch Maisstärke,

n handy-recycling

doch die vermeintliche Öko-Innovation hält nicht, was sie verspricht.

„Holt alte Handys aus der Schublade!“

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nter diesem Motto sammelt die Haupt- und Realschule Söhlde in Niedersachsen auch im neuen Schuljahr alte Handys für die Deutsche Umwelthilfe. Die Schule ist eine von vielen, die sich für die Althandysammlung engagieren. Auf www.handysfuerdieumwelt.de können Sie sich genauer informieren. (sh) o

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eit April 2011 verpackt der Lebensmittelhersteller Danone einen Teil seines Joghurts der Marke Activia in Becher aus dem Biokunststoff Polylactid (PLA), welcher aus Maisstärke hergestellt wird. Der neue Becher sei umweltfreundlich und werde zudem optimal recycelt, verspricht Danone. Bei der Kommunikation der angeblichen Öko-Innovation beruft sich Danone auf eine selbst finanzierte Studie beim Institut für Energie und Umweltforschung in Heidelberg (ifeu). Die Studie kommt in Wahrheit jedoch zu einem ganz anderen Ergebnis: Die Öko-Bilanz des neuen Bechers ist nicht besser als die des Vorgängers. Zudem wird er im Gegensatz zu allen anderen herkömmlichen Kunststoffbechern nicht recycelt.

Kein Stoffkreislauf für Bioplastikbecher

Der ifeu-Studie zufolge hat der neue PLA-Becher lediglich einzelne Vorteile gegenüber dem alten, etwa bei Treibhausgasemissionen oder beim fossilen Ressourcenverbrauch. Das ifeu-Institut warnt jedoch ausdrücklich, dass Einzelergebnisse keinesfalls für gesamtökologische Aussagen herangezogen werden können. Denn die Herstellung des neuen Bechers belastet Böden und Gewässer deutlich stärker. Diese Nachteile verschweigt Danone in den Werbetexten auf der Verpackung.

Die Einführung der Bioplastikverpackungen könnte eher ökonomische als ökologische Gründe haben. Biokunststoffe sind bis 2012 von der Verpackungslizenzierung bei den dualen Systemen befreit. So können Entsorgungskosten in Millionenhöhe eingespart werden. Auch im Falle einer Lizenzierung sind die Entsorgungskosten von Bioplastik als Naturmaterial mehr als sieben Mal günstiger als für Verpackungen aus Rohöl. (tf) o

Mit der Bioplastikverpackung katapultiert sich Danone nach Meinung der DUH in die Steinzeit der Abfallwirtschaft zurück: Für sie existiert keinerlei Kreislaufführung, anders als für andere Kunststoffverpackungen, die schon lange systematisch recycelt werden. Die DUH hat Danone aufgefordert, das Kennzeichnen der PLA-Becher als „umweltfreundlich“ zukünftig zu unterlassen. Nachdem Danone eine entsprechende Unterlassungserklärung verweigerte, hat die DUH im August 2011 gegen das Unternehmen Klage vor dem Landgericht München erhoben.

Alte Handys gesucht – sammeln auch Sie alte Handys an Ihrer Schule – der Umwelt zuliebe!

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Unbekannte Tierart

Der nimmersatte

Dauerjäger

Die Wasserspitzmaus ist optimal ausgerüstet für das Schwimmen und Tauchen. Viel Zeit verbringt sie mit der Nahrungssuche im Wasser. Sie ist nahezu ausschließlich auf wassernahe Lebensräume angewiesen. Das macht den Kleinsäuger empfindlich gegenüber der Zerstörung naturbelassener Gewässer. n von Melanie Fessler

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nermüdlich geht die Wasserspitzmaus auf die Jagd. Täglich muss sie ihr Eigengewicht an Nahrung verspeisen – das entspricht fast 20 Gramm Beute. Mit ihrem Gewicht und fast zehn Zentimetern Länge ist sie bei uns die Größte aus der Familie der Spitzmäuse. Dank ihres schnellen Stoffwechsels setzt die Wasserspitzmaus kaum Fett an. Große Reserven kann sie allerdings auch nicht aufbauen, sommers wie winters, tags und nachts ist die Wasserspitzmaus deshalb aktiv.

Giftiger Biss

Kopfüber stürzt sich der kleine Säuger in seine Jagdgründe, ins Wasser. Dichte Grannenhaare schützen ihr Fell dabei vor Nässe und Kälte. Mit ihrem Borstenkiel am Schwanz und den Schwimmborsten an den Füßen Die Wasserspitzmaus hält die Wasserspitzmaus beim mit frisch erbeutetem Insekt. Schwimmen und Tauchen Kurs. Sie nimmt, was ihr vor die Nase kommt, sucht aber auch gezielt nach Nahrung. Fast blind, wie sie ist, gründelt sie, durchwühlt den Boden, dreht Steine um, bis sie ihre Leckerbissen gefunden hat. Insekten, kleine Larven, Würmer, Schnecken und auch mal ein Fisch oder Frosch zählen zu ihrem Beutespektrum.

Zur Nahrungssuche an Land springt und läuft die Wasserspitzmaus behände. Bei der Orientierung helfen ihr dabei ihr guter Geruchsinn und ihre Tasthaare an der Schnauze, die so genannten Vibrissen.

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Weniger als eine halbe Minute bleibt der Wasserspitzmaus für den Beutefang unter Wasser. Dann muss sie zum Atmen wieder an die Luft kommen. Sie taucht bis zu einem halben Meter tief, manche Wissenschaftler schätzen, dass sie sogar Tauchgänge bis zwei Meter Tiefe schafft. Ihre Beute lähmt oder tötet sie an Land mit ihrem giftigen Biss. Die Wasserspitzmaus gehört zu den wenigen giftigen Säugetieren. In ihrer Unterkieferspeicheldrüse produziert sie ein Neurotoxin und überträgt es mit ihrem Biss auf die Beute. Ihren Fang verspeist sie dann meist sofort.


Unbekannte Tierart Für einen fetten Käfer klettert sie auch auf Bäume und wühlt unter der Borke. Mehrere Stunden ist sie aktiv, ruht sich kurz in einer Höhle aus und geht dann wieder auf Beutefang. Die Wasserspitzmaus ist ein Einzeltier, ihr Revier verteidigt sie engagiert gegen artgleiche Eindringlinge.

Wildes Vorspiel Während der Paarungszeit zwischen April und September jedoch wird die Wasserspitzmaus gesellig. Das Männchen streift außerhalb seines Reviers auf der Suche nach Weibchen umher. Ist es fündig geworden, versucht es mit einem besonderen Paarungsruf das oft angriffslustige Weibchen zu beruhigen. Mit einer wilden Verfolgungsjagd zu Land und auch im Wasser beginnt das Paarungsritual. Die Begattung dauert nur kurz, nach dem Akt kehrt das Männchen zurück in sein Revier und überlässt die Jungenaufzucht dem Weibchen. Drei Mal im Jahr kann ein Weibchen werfen. Bis zu zehn Junge bringt es dabei in einer mit Moos und Gras weich gepolsterten Nesthöhle zur Welt. Doch nur die stärksten unter ihnen überleben die ersten Tage. Die Kleinen sind nackt und blind und bleiben bis zu sechs Wochen bei der Mutter im Nest. Danach suchen sie sich ein eigenes Revier. Die Tiere sind schon nach wenigen Monaten geschlechtsreif. Das Leben der Wasserspitzmaus ist relativ kurz, maximal 18 Monate werden die Tiere alt.

Steckbrief Europäische Wasserspitzmaus (Neomys fodiens)

Verwandtschaft

Spitzmäuse sind nicht näher mit den Mäusen verwandt. Vielmehr gehört die Familie der Spitzmäuse wie Maulwürfe und Igel zur Ordnung der Insektenfresser.

Verbreitung

Die Wasserspitzmaus ist in Zentraleuropa und in weiten Teilen Asiens verbreitet. In Europa ist sie in allen Ländern außer auf den Inseln Irland und Island angesiedelt. Sie fehlt auf den Mittelmeerinseln, auf den Kanalinseln und im Süden Spaniens und Griechenlands. Im Osten ist sie in der Nord-Türkei, Russland, der Mongolei, Nord-China und Nord-Korea bis an die Pazifikküste zu finden.

Ein Weibchen beim Säugen der Jungen. Es zieht die Jungtiere alleine groß.

Aussehen

Charakteristisch für die Wasserspitzmaus ist ihr schwarzglänzendes Fell und die silbrig weiße Bauchunterseite. An Schwanz und Pfoten besitzt sie Borsten, die ihr beim Rudern und Schwimmen helfen. Sie hat kleine Augen, mit denen sie fast nichts sehen kann. Die Orientierung erfolgt über den Geruchssinn und die Vibrissen. Ihre Zahnspitzen sind aufgrund von Eiseneinlagerungen rotbraun gefärbt.

Vielfalt am Ufer gesucht Vegetationsreiche Ufer stehender oder fließender Gewässer sind der Lebensraum der Wasserspitzmaus. Diese bieten einen guten Schutz vor Feinden. Liegt der See oder der Fluss an einem steilen Ufer, gräbt sie sich kleine Höhlen als Versteck und Nahrungsbunker. Manchmal nutzt die Wasserspitzmaus auch die Bauten anderer Tiere für ihre Zwecke. Die Art gilt heute als gefährdet. Zurückzuführen ist dies auf den Verlust natürlicher und strukturreicher Uferbereiche. Deshalb sollte das Bewirtschaften und Entkrauten der Ufer unterbleiben. Da die Wasserspitzmaus renaturierte Gewässerbereiche schnell wieder besiedelt, können neben dem Erhalt abwechslungsreicher Gewässerränder auch Wiederherstellungsmaßnahmen zum Schutz der Art beitragen.

Nahrung

Die Wasserspitzmaus ernährt sich von an Land und im Wasser lebenden Insekten, Schnecken, Larven oder Kleinkrebsen. Manchmal stehen auch Fische oder Frösche auf ihrem Speiseplan.

Gefährdung und Schutz

Fressfeinde der Wasserspitzmaus sind Eulen, Marder und Wiesel. Größter Widersacher der Wasserspitzmaus ist jedoch der Mensch. Durch Uferverbauung, Begradigung von Flüssen und Gewässerverschmutzung zerstört er ihren Lebensraum. Auf der Roten Liste gefährdeter Tiere Deutschlands steht die Wasserspitzmaus in der Kategorie 3 und gilt als gefährdet. welt 3/2011

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DUH intern

Abschied vom

Zivildienst

Insgesamt 67 Zivildienstleistende haben in ihrer Dienstzeit bei der DUH kräftig mit angepackt. 32 Jahre lang war die DUH-Bundesgeschäftsstelle in Radolfzell Zivildienststelle. Mit Johannes Samland ging im Juli diese Ära bei der DUH zu Ende.

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er Postversand, die Organisation der Küche, Botengänge und Fahrdienste für die Dienststelle, verschiedene Reparaturarbeiten und Betreuung von EDV-, Fax- und Kopiergeräten… das bisschen Haushalt war für die Zivis in der Bundesgeschäftsstelle kein Problem! Als erster Zivi noch in der damaligen Geschäftsstelle in Öhningen-Kattenhorn am westlichen Bodensee begann Stefan Hanselmann 1986 seinen Dienst. In den 1990er Jahren waren bis zu vier Zivis gleichzeitig neben ihren Verwaltungsaufgaben auch in Außeneinsätzen aktiv: Sie pflegten Naturschutzgebiete, bauten und betreuten Informationsstände und gestalteten Naturerlebnistage mit Kindern und Jugendlichen.

Rüstzeug fürs Leben Johannes Samland, unser letzter Zivildienstleistender, beendete seinen sechsmonatigen Dienst bei der DUH Mitte Juli. Für ihn geht es weiter mit einem Studium der Geophysik in Karlsruhe. Für die DUH endet damit eine Epoche. DUH-Mitarbeiterin Erika Blank betreute mit viel Engage-

ment seit 1988 die Zivildienstleistenden. Ihre Devise: „Die jungen Männer sollten alle mit einem Rüstzeug fürs Leben ausgestattet sein nach dieser Pflichtzeit und nicht nur Dienst nach Vorschrift verrichten.“ Dass dies weitestgehend gelungen ist, belegen viele andauernde Kontakte mit den ehemaligen Zivis der DUH. Johannes Samland wird nach seinem Zivildienst Geophysik studieren. Die Zivildienstbeauftragte Erika Blank (unten) gab ihm und anderen jungen Männern ein Rüstzeug fürs Leben mit.

50 Jahre Zivildienst Im April 1961 trat in der Bundesrepublik Deutschland der erste Zivi seinen Dienst an – damals dauerte er 12 Monate, in den 80er Jahren mussten Zivis teilweise bis zu 20 Monaten dienen. Zuletzt betrug die Zivildienstzeit nur noch sechs Monate. Im Juli war dann ganz Schluss. Die Bundesregierung hat zum 30. Juni 2011 den Wehr- und Zivildienst ausgesetzt. Der an die Stelle des Zivildienstes tretende Bundesfreiwiligendienst scheint kein angemessener Ersatz zu werden. So haben sich viele bisherige Zivildienststellen nach Alternativen umgesehen und verzichten auf eine Teilnahme am neuen Freiwilligendienst. Nicht ohne Wehmut... (cg) o

n Es regnete und es war kalt – und das Ende Mai. Egal! Die DUH-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stiegen am Betriebsausflug des

Vereins am Bodensee voller Vorfreude in die Kanus. Wetterfest gekleidet paddelten sie von Wangen über den Rhein nach Steckborn und zurück, um Wasservögel zu beobachten und die Geburtsstätte der DUH in Kattenhorn vom Boot aus zu sehen.

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Menschen für Natur

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m Jahr 1975 war Ruland die treibende Kraft bei der Gründung der Deutschen Umwelthilfe. 13 Jahre blieb er danach Vorsitzender des Vereins. Erst 2008 zog sich Hermut Ruland als Ehrenvorsitzender der DUH aus der aktiven Vereinsarbeit zurück. Mitte der siebziger Jahre hatte Ruland auch den BUND-Bundesverband und den BUND-Landesverband Baden-Württemberg mit gegründet. Hermut Ruland war ein Pionier der westdeutschen Natur- und Umweltschutzbewegung, er war ihr und seiner Zeit weit voraus. Ruland erkannte von Anfang an, dass der Natur- und Umweltschutz schnell an seine Grenzen stoßen würden, wenn es nicht gelänge, die Wirtschaft einzubeziehen. Denn dort finden die großen Stoffumsätze statt, deren Auswirkungen Natur und Umwelt im schlechtesten Fall zerstören und im besten Fall bewahren helfen. Und – auch das gehörte zu Hermut Rulands Konzept – Teile der Wirtschaft verfügen über die finanzielle Ausstattung, die Natur- und Umweltaktivisten in aller Regel nicht besitzen.

Berichte über neuartige Waldschäden und die in den achtziger Jahren jährlich erscheinenden Waldschadenskarten der alten Bundesrepublik.

Nachruf Hermut Ruland, Gründer, langjähriger Vorsitzender, Ehrenvorsitzender und unermüdlicher Ratgeber der DUH, starb am 25. Juli 2011 im Alter von 92 Jahren in Regensburg.

Von Anfang an sei es darum gegangen „Ökonomie und Ökologie gleichzeitig zu fördern und Brücken zu bauen“, sagte Ruland 2005 anlässlich des dreißigsten Gründungstags der DUH. Eine Position, die zu Zeiten der DUHGründung vielfach belächelt wurde. Heute gehört sie zum Kernbestand des Selbstverständnisses der deutschen Gesellschaft. Mit Hermut Ruland verliert die Natur- und Umweltschutzbewegung in Deutschland nach Gerhard Thielcke erneut einen ihrer Gründerväter. Hermut Rulands Verständnis eines kooperativen Umwelt- und Naturschutzes bleibt auch über seinen Tod hinaus prägendes Element unserer Organisation. (mf) o

Neue Geldquellen für den Naturschutz Ruland schwebte eine Institution vor, die die finanzielle Ausstattung der Natur- und Umweltschutzverbände verbessern und konkrete Projekte fördern sollte. Dazu „erfand“ Ruland Haus- und Straßensammlungen, ohne deren erhebliche Erträge viele Naturschutzprojekte in Deutschland nicht hätten realisiert werden können. Zur Umsetzung seiner Idee nutzte er seine guten Verbindungen in die Wirtschafts- und Finanzwelt. Sein Ziel war ein wissenschaftlich fundierter Naturund Umweltschutz, der allmählich in alle gesellschaftlichen Schichten vordringen sollte.

Wirtschaft konstruktiv und kritisch begleiten Gemeinsam mit Wissenschaftlern publizierte Ruland ungezählte Informationsschriften, darunter zum Beispiel unter der Überschrift „Wald in Not“ erste

Mehr als 30 Jahre steuerte Ruland die DUH, zunächst als Vorsitzender, später als Ehrenvorsitzender. 2008 wurde er in einem Festakt von den Vorstandsmitgliedern Michael Spielmann (links) und Burkhard Jäkel (Mitte) geehrt.

■ Bildnachweis: Titelseite: Wasserspitzmaus/D. Köhler; S. 3: A. Busch; S. 4: S. Jehle (o), GNF-Archiv (m), E. Werner/ Pixelio (u); S. 5: Stadt Frankfurt (o), DUH-Archiv (m), D. Köhler (u.); S. 6: R. Unkel (o), DUH-Archiv; S. 7: DUH-Archiv (o.r., o.l.), R. Unkel (m), Lütvogt (u); S. 8: M. Hengesbach/campact e.V. (o), b. ross/wikimedia commons (m), S. Schulz (u); S. 9: E. Nerger/Naturfoto-Online (o); S. 10: Lightcycle (o), EuroNatur Stiftung (u); S. 12: S. Jehle (o.l., o.m.), DUH-Archiv (o.r.); S. 13: B. Dietl (o), S. Jehle (u); S. 14: Casp/wikimedia GNU (o), Querido/wikipedia (u); S. 15: M. Bader/ Leipzig (o), R. Spekking/wikimedia/CC-BY-SA-3.0 (u); S. 16: C. Arnold/OCEAN2012; S. 17: C. Arnold/OCEAN2012 (o), F. Gohier/OKAPIA (u); S. 18: GNF-Archiv (o), T. Whittaker/NAS/OKAPIA (u); S. 19: J. Blatutis (o), GNF-Archiv (u); S. 20: GNF-Archiv (l.o., l.u.), Rapunzel (m); S. 21: P. Harrop/wikimedia (u); S. 23: GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung mbH; S. 24. Solar Promotion GmbH (o), faba-Naturprojekt (u); S. 25: Stadt Heidelberg (o), Stadt Landshut (u); S. 26: G. Elsner/wikimedia; S. 28: Telekom (o), D. Bauzys/wikimedia (Raupe), K. Kuluk/wikimedia/CC-BY-SA-2 (Falter), H.-J. Schaffhäuser/Naturfoto-Online (Mittelspecht), Telekom (u); S. 29: D. Boekhoff (o), D. Perez/wikimedia (u); S. 30: DUH-Archiv (o), Stiftung Jugend forscht e.V. (u); S. 32: GNF-Archiv; S. 34: DIE LINKE im Bundestag (o), Stadt Tübingen (u); S. 35: S. Hofschlaeger/Pixelio (o), DUH-Archiv; S. 36: OKAPIA/imagebroker/Malcolm Schuyl/FLPA (o), D. Köhler (m,u); S. 37: D. Köhler; S. 38: DUH-Archiv; S. 39: DUH-Archiv

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Foto: manja/Photocase.de

Vielfalt und natürliche Lebensräume.

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