DUHwelt 1/2013

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1/2013 Das Magazin der Deutschen Umwelthilfe und des Global Nature Fund

welt www.duh.de; www.globalnature.org

Wasser f端r den Fortschritt in Burundi Wohin mit dem Atomm端ll? Fische brauchen keine Medizin

Dicke Luft macht uns zu schaffen


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Auf ein Wort

Prof. Dr. Harald Kächele Bundesvorsitzender Deutsche Umwelthilfe e.V.

Liebe Leserin, lieber Leser, Wir haben die Wahl. Nicht erst im Herbst bei der Bundestagswahl, sondern jeden Tag aufs Neue. Denn Entscheidungen über den Konsum sind Abstimmungen. Da wird jeder auch zur Auseinandersetzung mit sich selbst gefordert: konfrontiert mit der eigenen Bequemlichkeit, mit Gier und Geiz und mit dem Streben nach Glück. Mit jeder Entscheidung kann ich die Weichen stellen. Lass ich das Auto stehen, nehm‘ ich die Plastiktüte, kauf ich bio, entscheide ich mich für das Telefon mit dem Blauen Engel? In freier Wildbahn geht es anders zu: Friss Vogel, oder stirb. Tiere haben keine Wahl, sie sind dem ausgeliefert, was Menschen ihnen als Lebensraum übriglassen. Naturfotograf Otto Hahn hat so einen Schauplatz festgehalten. Faszinierend und erschreckend, auf Seite 6. Ein ähnliches Schicksal droht uns mit dem Atommüll. Wohin mit dem Dreck? Als Wahlkampfthema scheint er allen Parteien gleichermaßen peinlich zu sein. Die Deutsche Umwelthilfe legt den Finger in die Wunde und fordert einen Neustart in der Endlagersuche. Wer das zu bezahlen hat, ist eigentlich klar, und ist auf Seite 30 nachzulesen. Wir entscheiden heute, wie die Welt von morgen aussehen wird. Saubere Luft, unbelastetes Wasser und erneuerbare Energie sind eine generationenübergreifende Aufgabe. Die DUH macht vor, wie „Grüne Inseln für Jung und Alt“ prägende Erlebnisse sein können. Umweltbildung bringt Veränderung und gibt noch mehr Impulse auf Seite 18. Zu guter Letzt bitten wir Sie zur Abstimmung: Wie gefällt Ihnen eigentlich die DUHwelt? Ihre Stimme zählt und deshalb liegt diesem Heft eine Leserumfrage zum Ausfüllen bei. Sie können sich auch im Internet beteiligen unter www.duh. de/leserumfrage.html. Nutzen Sie die Möglichkeit, uns Ihre Meinung zu sagen. Die Qual der Wahl – wie immer! Ihr

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Inhalt Jahr der Luft 2013

schauplatz

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Gefährliche Müll-Mahlzeit

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einstaub und Rußpartikel vagabundieren um den Globus und verstärken den Treibhauseffekt. Den Bewohnern der Arktis wird schwarz vor Augen.

aktuell 8

Telefonieren mit dem „Blauen Engel“

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Keine Privilegien für Stromfresser

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Bär M13 erschossen

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Kundenservice: mangelhaft

9 Zweifelhafter Betrieb der RCO 9

Big Jump: Gewässerschutz in Badehose

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Zu Tisch für den Fischotter

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9 Impressum

Durst nach Wasser und Wissen Trinkwasser ist eine Seltenheit in Burundi. S auberes Als Hilfe zur Selbsthilfe versorgt ein GNF-Projekt 5.000 Menschen mit Wasser und Hoffnung.

themen 10 Rußfrei – für Klima und Gesundheit

Die Kampagne informiert über technische Lösungen und setzt sich für bessere Luftreinhaltepolitik ein.

14 Gemeinsam retten wir die Seen der Welt

Der Global Nature Fund hat vor 15 Jahren das Living Lakes-Netzwerk gegründet.

magazin

n naturschutz

n energie

n Verkehr

n kreislaufwirtschaft und mehrwegschutz

n nachhaltige entwicklung

22 Bittere Pillen für die Umwelt

F

alsche Entsorgung und Wirkstoffrückstände belasten die Gewässer. Keiner ist zuständig. Was tun, damit alte Medikamente nicht auf Abwege geraten?

18 n Hannover summt und blüht 19 n Wasser schafft Vielfalt 20 n Äpfel mit Naturschutz-Mehrwert 22 n Trinkwasser für Schulkinder in Burundi Der GNF hilft Schulen am Tanganjikasee.

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Inhalt

23 n Fischen ohne Dynamit Sauberes Wasser und nachhaltiger Fischfang sind die Ziele eines Hand in Hand-Förderprojekts in Kambodscha.

27 Energiewende der Praktiker

K

ommunale Stromversorger investieren in erneuerbare Energie. Das schafft Unabhängigkeit und rechnet sich – auch bei den Kunden.

24 n Gericht stärkt DUH bei der Durchsetzung von Umweltvorschriften Immer wieder missachtet die Automobilbranche umwelt- und verbraucherrelevante Regelungen. 25 n Doppelt hilft besser Zum zweiten Mal unterstützt Edeka Südwest die Althandy-Sammlung. 25 n Altmedikamente: DUH fordert einheitliches Sammelsystem 26 n Prominente gegen Plastiktüten 27 n Mutig voran! Vier kommunale Energieversorger feiern ihren Sieg als Vorreiter der Energiewende. 29 n Im Lippepark Hamm wird Bürgerbeteiligung groß geschrieben Ein Obst- und Gemüsegarten trägt zur Umweltgerechtigkeit bei. 29 n Daimler AG befeuert Kältemittel-Debatte Die Technologie von Autoklimaanlagen muss umweltschonend und sicher sein. 30 n Atommüll: Aus den Augen, aus dem Sinn? 31

DUH-Markt

30 Quo vadis, Atommüll?

Unbekannte Tierart

in der Welt gibt es einen Ort für die sichere N irgendwo Endlagerung radioaktiven Abfalls. Per Gesetzesreform

32 Die Schnecken kommen! Die Gefleckte Weinbergschnecke profitiert von der Klima erwärmung und breitet sich aus.

will die Bundesregierung den Müllexport zulassen.

duh intern 34 Prima Klima – ohne Kohle! Juristischer Sachverstand verhindert den Neubau von Kohlekraftwerken.

32 Keine Chance auf schnellen Sex

H

at der Liebespfeil erst getroffen, kann es noch Stunden dauern. Die Höhepunkte im Leben der Gefleckten Weinbergschnecke sind erstaunlich.

menschen für natur

35

Sind wir noch zu retten? Klimawandel und globales Artensterben sind die Themen eines neu aufgelegten Buches der Bundeszentrale für politische Bildung.

35 Ausschreibung UmweltMedienpreis 2013

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SCHAUPLATZ

n Hunderte Weißstörche, Kuhreiher

und Möwen auf einer Mülldeponie in Spanien. Die Störche fressen sich hier satt und verbringen deshalb den Winter in Spanien. Doch leider wissen die Vögel nicht, dass diese Mahlzeit Gift enthält: Glas, Kunststoffe, Elektrogeräte, Sondermüll – in Spanien landet alles auf ein und derselben Deponie. Ein sehr trauriges Kapitel, sagt Otto Hahn, Naturfotograf und –filmer, von dem das Foto und die Geschichte stammen.

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SCHAUPLATZ

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AKTUELL Gefällt uns!

Energiegerechtigkeit

Telefonieren mit dem „Blauen Engel“ n Der „Blaue Engel“ ist jetzt

auf schnurlosen Festnetztelefonen der Deutschen Telekom zu finden: Die Geräte der Sinus-Reihe erfüllen die strengen Anforderungen, die das Umweltzeichen an Energieverbrauch und Materialverwendung stellt. Auch der Akku ist austauschbar, so dass die Telefone lange verwendet werden können. Besonders anspruchsvoll sind die Kriterien bei der elektromagnetischen Strahlung: Das Funksignal zwischen Handgerät und Basisstation muss im Stand-By-Modus nahezu abgeschaltet sein und der Nutzer muss die Sendeleistung jederzeit selbst einstellen können. Die Telefone benötigen zudem eine Freisprechmöglichkeit oder einen Headset-Anschluss,

um den Hörer vom Kopf entfernt halten zu können. Die DUH begrüßt die klare Entscheidung der Deutschen Te-

lekom für die Nutzung des Blauen Engels als bekanntestes Umweltzeichen in Deutschland. (sh) o

Keine Privilegien für Stromfresser n Das Oberlandesgericht Düs-

seldorf hat entschieden, dass die Befreiung stromintensiver Großunternehmen von den Netzkosten rechtswidrig ist. Dies ist ein Hoffnungsschimmer für Privatverbraucher und kleine bis mittelständische Betriebe. Sie zahlen seit 2012 eine Umlage laut §19 Stromnetzentgeltverordnung (StromNEV), mit der die Stromkonzerne die entgangenen Einnahmen ausgleichen.

Blauer Engel für Schnurlostelefone der Sinus-Reihe (v.l.n.r.: Ursula Heinen-Esser, Staatssekretärin im BMU; Michael Hagspihl, Geschäftsführer Marketing Telekom Deutschland und Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer DUH).

Beraten und beschlossen

Bär M13 erschossen n Die Graubündner Behörden

verfügten den Abschuss des Braunbären, der im vergangenen Jahr aus dem italienischen Trentino in die Schweiz eingewandert war. Am 20. Februar 2013 vermeldete das eidgenössische Bundesamt für Umwelt den Jagderfolg. Der Bär war wenige Tage zuvor aus dem Winterschlaf erwacht und war in der Nähe menschlicher Siedlungen gesichtet worden. Als er sich im vergangenen Herbst zur Winterruhe begab, tagte die interkantonale Kommission zum Thema „Großraubtiermanagement“. Der besenderte Bär war auf der Suche nach Fressbarem in ein Ferienhaus eingedrungen, was ihn für die Behörden zum Problembär machte.

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Dann kehrte Ruhe ein, die Winterhöhle war bekannt und stand unter Beobachtung. Als M13 nach dem Aufwachen erneut dieses Verhalten zeigte und Vergrämungsversuche mit Gummigeschossen, Knall-

petarden und Scheinwerferlicht nicht die gewünschte Wirkung zeigten, wurde dem Regierungsrat der Abschuss empfohlen. Das „Konzept Bär Schweiz“ endete hier als Todesfalle. (ab) o

Darüber hinaus leitet die EUKommission eine Prüfung ein, ob die Befreiung von Netzentgelten eine staatliche Beihilfe darstellt, die den Begünstigten einen unzulässigen Wettbewerbsvorteil verschafft. Schätzungen zufolge waren 300 Millionen Euro in 2012 über die Paragraf-19-Umlage auf die Stromendverbraucher verteilt worden. (ab) o


Aktuell Schlechte Noten

Gefährlich

Kundenservice: Mangelhaft

Zweifelhafter Betrieb der RCO

n Ein Servicetest der DUH bei

insgesamt 48 Baumärkten und 65 kommunalen Sammelstellen ergab, dass Verbraucher oft Mühe haben, ausgediente Energiesparlampen und Bauschaumdosen zur ordnungsgemäßen Entsorgung abzugeben. Besonders problematisch war die Bereitschaft von Baumärkten Energiesparlampen in einer verbraucherfreundlichen Weise zurückzunehmen. Bei kommunalen Sammelstellen war die Rückgabe von schadstoffhaltigen Bauschaumdosen sogar sehr schwierig. „Haupt-

gründe für die schlechten Testergebnisse waren nicht ausreichend geschulte Mitarbeiter, fehlende Sammelbehälter für die getrennte Sammlung der Bauschaumdosen sowie nicht vorhandene Informationsmaterialien für Bürgerinnen und Bürger“, erklärt der DUH-

Projektmanager für Kreislaufwirtschaft Thomas Fischer. Aufgrund ihres schlechten Abschneidens fordert die DUH Baumärkte und kommunale Sammelstellen auf, die Rücknahmepraxis von Bauschaumdosen und Energiesparlampen zu verbessern. (cg) o

Internet: www.duh.de/service_check_baumaerkte.html

Big Jump

Gewässerschutz in Badehose n Jugendliche und junge Er-

wachsene aus ganz Deutschland können sich jetzt für die Big Jump Challenge anmelden, eine Jugend-Kampagne zum Europäischen Flussbadetag. Sie verbindet Badespaß mit Aktionen für den Gewässerschutz. Am 16. Juni 2013 gehen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Seen, Bächen und Flüssen baden und erfüllen die Europäische WasserrahmenRichtlinie mit Leben. Wer mitmachen will, kann seine Veranstaltung melden unter www.bigjumpchallenge.net. (cg) o

n Das Unternehmen RCO Recycling-Centrum GmbH (RCO) betreibt seine Abfallverarbeitung im thüringischen Bad Klosterlausnitz weiterhin rechtswidrig. Das ergaben Recherchen der Deutschen Umwelthilfe beim Thüringer Landesverwaltungsamt (TLVwA). Um gefährliche oder staubende Abfälle behandeln zu können, fehlt der RCO eine emissionsdichte Verarbeitungshalle. Den Bauantrag für ein solches Gebäude lehnte das TLVwA wegen bau- und emissionsrechtlicher Mängel ab. Eine Gefährdung für Anwohner und Umwelt kann nicht ausgeschlossen werden. Weil das Unternehmen über keine Behandlungshalle und kein funktionierendes Entwässerungssystem verfügt, fordert die DUH die Schließung der Anlage. (cg) o

Neu in Thüringen

Zu Tisch für den Fischotter n Erstmals treffen sich in Thü-

ringen die Fachleute von Wasser- und Naturschutzbehörden mit Straßenbauern, Anglern und Naturschützern um zu diskutieren wie Fischotter besser geschützt werden können. Die Deutsche Umwelthilfe hat

zu diesem Runden Tisch am 18. April 2013 nach Jena eingeladen. Hier werden auch im Rahmen des DUH-Fischotterprojekts die Ergebnisse der Brücken-Kartierungen vorgestellt. In den Landkreisen Altenburger Land, Greiz und

Sömmeroda sind sie bereits abgeschlossen. Ab Mai werden Seminare vor Ort abgehalten, um Brücken fischottertauglich umzugestalten. Dort werden sonst die Tiere häufig zu Unfallopfern. (ab) o

Anmeldungen: Ercan Ayboga, DUH-Projektbüro Erfurt, Tel. 0361 76402-08, ayboga@duh.de

IMPRESSUM Zeitschrift für Mitglieder und Förderer der Deutschen Umwelthilfe e.V. und des Global Nature Fund ■ Herausgeber: Deutsche Umwelthilfe e.V., Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732 9995-0, Fax: 07732 999577, www.duh.de, E-Mail: info@duh.de ■ V.i.S.d.P.: Jürgen Resch ■ Redaktion: Annette Bernauer (ab), Melanie Fessler (mf), Christine Göcke (cg), Michael Hadamczik (mha), Jutta Kochendörfer (jk) ■ Autoren: Julia Barthel (jb), Erika Blank (eb), Hannah von Blumröder (hb), Jörg Dürr-Pucher (jdp), Thomas Fischer (tf), Verena Gal (vg), Udo Gattenlöhner (ug), Steffen Holzmann (sh), Dagmar Israel (di), Greta Link (gl), Robert Mathias (rm), Kati Partzsch (kp), Gerd Rosenkranz (gr), Dorothee Saar (ds), Katja Weickmann (kw), Albert Wotke (aw) ■ Gestaltung: Claudia Kunitzsch ■ Druck: Wachter GmbH & Co. KG, Bönnigheim ■ Anzeigen: Michael Hadamczik; es gilt die Anzeigenpreisliste 2013 ■ Verlag und Vetrieb: DUH Umweltschutz-Service GmbH, Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell ■ Gedruckt auf 100 % Recycling-Papier ■ Heftpreis: 1,50 Euro ■ Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft Köln (BLZ 370 205 00) 8 190 002 Bitte beachten Sie die Leserumfrage, die wir diesem Heft beigelegt haben.

Deutsche Umwelthilfe und Global Nature Fund werden von zahlreichen Förderern finanziell unterstützt. Die Artikel der DUHwelt geben nicht in jedem Fall die Meinung der Förderer wieder.

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themen

Rußfrei – für Klima und Gesundheit Dieselrußpartikel schaden nicht nur der menschlichen Gesundheit, sondern auch dem Klima. DUH-Kampagne „Rußfrei fürs Klima“ geht ins fünfte Jahr! n von Dorothee Saar

D

ie Erwärmung der Arktis hat dramatische Ausmaße angenommen. Vor allem in den Wintermonaten lassen sich dort erhebliche Temperaturerhöhungen feststellen. Weltweit stieg die Temperatur seit Beginn des 21. Jahrhunderts um 0,54 Grad Celsius – im Vergleich zum Referenzzeitraum 1951-1980 – an. In der Arktis erhöhte sich die Temperatur im gleichen Zeitraum um mehr als 2 °C. In den letzten Jahren hat sich diese Entwicklung beschleunigt: während die globale Temperatur um 0,44 °C zugenommen hat, stieg sie in der Arktis um bis zu 3,5 °C. Ruß trägt massiv zu dieser Veränderung bei. Er legt sich auf Eis- und Schneeflächen, führt zu deren Erwärmung und verringert die Reflektion des Sonnenlichts um bis zu 40 Prozent. Die entstehenden dunkleren Wasserflächen und offenen Böden verstärken den Effekt.

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Weltweit gibt es viele Quellen für klimawirksame Rußpartikel: Hausbrand, das Abfackeln von landwirtschaftlichen Flächen, Ruß aus ungefilterten Dieselmotoren. Der Verkehr ist weltweit für

etwa 25 Prozent der Gesamtemissionen verantwortlich. Das Klimapotential hängt jedoch entscheidend vom Ort der Emissionen ab. In unseren Breiten ist der Verkehr der wichtigste Verursacher.

Ruß legt sich auf Eis- und Schneeflächen, erwärmt sie und sie reflektieren nur noch 60 Prozent des Sonnenlichts.


themen Ruß: ein weltweites Thema Die Klimarelevanz von Ruß ist nicht länger strittig. Mittlerweile gilt er neben CO2 als Ursache Nummer zwei des Klimawandels. Das war zu Beginn der Kampagne noch wenig bekannt. Gemeinsam mit Wissenschaftlern der NASA hatten die DUH und ihre Mitstreiter 2009 das Thema in die öffentliche Diskussion gebracht. Heute können wir über die Klimawirkung von Ruß auch im Infoblatt zur Leipziger Umweltzone lesen. Das ist ein großer Erfolg der Kampagne. Im vergangenen Jahr hat die Umweltorganisation der Vereinten Nationen UNEP die Minderung von Rußemissionen zu einem zentralen Baustein bei der

Rußschleudern haben viele Gesichter – zum Beispiel Frachtschiffe mit ungefilterten Dieselmotoren.

– vom Staat bezuschusst – nachgerüstet werden können. Die Einrichtung von Umweltzonen haben wir in vielen Städten aktiv begleitet, in einigen mit Hilfe der Gerichte erstritten. Wichtig ist bei diesen Erfolgen vor allem die Botschaft: technische Lösungen sind vorhanden. Entscheidend sind politischer Wille und hier und da auch eine Idee zur Finanzierung.

Ein starkes Bündnis und neue Aktivitäten

Bekämpfung des Klimawandels erklärt. Mehrere Staaten, darunter die USA, die EU-Kommission, Schweden und Deutschland, haben sich in der Climate and Clean Air Coalition zusammengeschlossen, um Klimaschutz und Luftreinhaltung als gemeinsame Herausforderung anzugehen. Und auch die Gesundheitsgefährdung durch Ruß ist eindeutig. Mittlerweile stuft die Weltgesundheitsorganisation WHO Dieselruß eindeutig als krebserregend ein. Rußpartikel sind besonders gefährlich, da sie sehr klein sind, tief in die Lungen eindringen und sich andere giftige Stoffe auf ihnen ablagern. Nach wie vor beklagen wir deshalb in Europa mehr als 400.000 vorzeitige Todesfälle durch die Folgen von Erkrankungen, die von hoher Luftbelastung ausgelöst werden. Die Wissenschaft hinter diesen knappen Aussagen ist extrem komplex. Es ist un-

sere Aufgabe, die Zusammenhänge nachvollziehbar zu erklären und die erforderlichen Handlungsschritte abzuleiten.

Filter für Rußpartikel sind entscheidend

Die Kampagne hat zwei Aufgaben: die schädliche Wirkung von Ruß auf Gesundheit und Klima bekannt zu machen und dafür zu sorgen, dass der Ausstoß massiv verringert wird. Technisch möglich ist das, indem Partikelfilter auf allen Dieselmaschinen eingesetzt werden, sei es Straßenfahrzeug, Baumaschine, Schiff oder Rangierlok. Wir haben uns erfolgreich dafür eingesetzt, dass 130 neue Rangierlokomotiven der Deutschen Bahn mit einem Filter ausgestattet werden, dass Kreuzfahrtschiffe und Ausflugsdampfer nachgerüstet werden, dass Pkw und leichte Nutzfahrzeuge

Die Teilnehmer der Kampagne sind gut gewählt. Zum einen sind da zwei Dachverbände, die in Brüssel ansässig sind: das European Environmental Bureau (EEB) und die Federation Transport and Environment (T&E). Die EU spielt auf rechtlicher und politischer Ebene für unsere Themen eine immer größere Rolle. Daher ist es unabdingbar, in Brüssel kompetent vertreten zu sein. Ein anderer Aktionsschwerpunkt ist Osteuropa. Seit 2010 arbeiten wir mit Partnern aus Polen, Ungarn, der Tschechischen Republik und der Slowakei zusammen. Die Herausforderungen sind hier noch deutlicher, die Standards niedriger. Das gilt für die Erhebung der Daten, die technische Ausstattung der Fahrzeugflotte, aber auch für den politischen Willen der Verantwortlichen, eine Verbesserung der Luftqualität und damit der Lebensbedingungen umzusetzen. Die Bevölkerung hat wenig juristische Möglichkeiten, sich zur Wehr zu setzen, falls die Behörden nicht gegen Luftverschmutzung aktiv werden. welt 1/2013

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themen Hier setzt eine zweite Kampagne der DUH an: Bei Clean Air, einem EU geförderten Projekt, arbeiten viele der Partner aus der Rußfrei-fürs-Klima-Kampagne zusammen. Die DUH hat sich in diesem Projekt unter anderem vorgenommen, einen Austausch von Wissen, guten Erfahrungen und möglichen Strategien in Sachen juristisches Vorgehen anzubieten. Dazu vereinen wir juristischen Sachverstand und Verbändekompetenz aus ganz Europa.

Das Jahr der Luft startete in Brüssel mit einer Kampagnen-Konferenz (3.v.r.: EU-Klimakommissarin Connie Hedegaard).

Umweltkommissar Janec Potocnik war anwesend – ein großer Auftakt für das „Jahr der Luft“ in Europa.

Ausblick für die Kampagne Luftreinhaltung ist Klimaschutz- und Gesundheitsschutz! Hier müssen die jeweiligen Politikfelder stärker verzahnt werden. Das hat zuletzt EU-Klimakommissarin Connie Hedegaard betont, als sie im Rahmen der Kampagnen-Konferenz im Januar dieses Jahres in Brüssel auf dem Podium saß. Auch ihr Kollege,

Es ist eine Gelegenheit für die Politik in diesem Jahr, Klimaschutz und Gesundheit zusammenzubringen und voranzutreiben: Die EU Kommission wird ihre Strategie der Luftreinhaltepolitik überarbeiten und hat angekündigt, in diesem Rahmen Vorschläge für diverse Gesetzesänderungen vorzulegen. Hier werden dann die Mitgliedstaaten der EU mitreden – darunter die deutsche Bundesregierung und das federführende Umweltministerium. Deutschland muss als starkes und einflussreiches EU-Mitglied die Luftreinhalte- und Klimaschutzpolitik weiterentwickeln. Beides können kons-

Die Deutsche Bahn hat auf Betreiben der DUH neue Rangierloks mit Rußfiltern ausgerüstet.

Busflotten des ÖPNV müssen noch mit Rußfiltern ausgestattet werden.

tant abgesenkte Grenzwerte bewirken. Es wird auch unsere Aufgabe sein, dies voranzutreiben. Doch nicht nur der Gesetzgeber – in Brüssel und in Berlin – ist gefordert. Unser Ziel ist es, immer mehr Fahrzeuge und Maschinen sauber zu bekommen: Ob über veränderte Ausschreibungen kommunaler Bauvorhaben oder über die Nachrüstung von Busflotten des öffentlichen Nahverkehrs. Dazu werden wir uns mit den Verantwortlichen bei Bund, Ländern und Kommunen über technisches Knowhow und über die Finanzierung austauschen. Über unsere Öffentlichkeitsarbeit werden wir weiterhin Druck ausüben, damit unsere Ziele umgesetzt werden. Zu den Hintergründen der Klimawirkung von Ruß haben wir einen kleinen Film gemacht: www.russfrei-fuers-klima.de/materialien/ filme-zur-kampagne/

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EIGENSTROM themen

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themen

Gemeinsam

retten wir die Seen der Welt

Das weltweite Netzwerk Living Lakes schützt seit 15 Jahren unsere wertvollen Wasserökosysteme. Über 100 Partnerorganisationen haben sich bis heute in dem Erfolgsprojekt des GNF zusammengefunden. Zwei Beispiele aus Russland und Kanada beleuchten die aktuelle Arbeit des Netzwerks. n von Udo Gattenlöhner und Katja Weickmann

Die Probleme an den Gewässern der Welt ähneln sich oftmals: Wasserknappheit, Missmanagement der wertvollen Wasserressourcen und zunehmende Gewässerverschmutzung sind immer wiederkehrende Herausforderungen. Auch die Folgen des Klimawandels für Natur und Mensch sind dramatisch: In einigen Regionen verschieben sich Regenund Trockenperioden und Naturkatastrophen treten häufiger auf. Die weltweiten

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Wildwuchs am Baikalsee

voranschreitenden touristischen Nutzung zu kämpfen. Nachdem die russische Regierung die Baikal-Region zu einer Sonderwirtschaftszone für touristische Entwicklung ernannt hat, werfen vor allem asiatische Investoren ein Auge auf die attraktive Region.

Am sibirischen Baikalsee haben die Living Lakes-Partner vom Baikal Informationszentrum GRAN in Ulan Ude vor allem mit einer immer schneller

Die Russische Föderation und die Burjatische Regierung planen hier große Resorts mit bis zu 5.000 Betten, die vor allem Touristen aus China anziehen sollen.

Bemühungen der Living Lakes-Partner zum Schutz und zur Wiederherstellung von Seen und Feuchtgebieten sind darum notwendiger und wertvoller denn je.


themen Laut offizieller Verlautbarungen sollen der Umweltschutz bei der touristischen Entwicklung großgeschrieben werden und sogar Arbeitsplätze in diesem Bereich entstehen. Das erste im Bau befindliche Großprojekt am Fluss Turka zeigt jedoch eine andere Realität: künstliche Sandstrände wurden aufgeschüttet und gut ausgebaute Straßen locken tausende Besucher an, die dann am Baikalsee illegal campen, ihren Müll zurück lassen und selbst Waldbrände verursachen. Und die Bewohner des Dorfes Turka, von denen viele beim chinesischen Bauunternehmen arbeiten, müssen monatelang auf ihr Geld warten. Wie wird das Land mit den negativen Auswirkungen des Tourismus klar kommen?

Überschwemmungen und Algenpest am Winnipegsee Der Winnipegsee liegt in der kanadischen Provinz Manitoba, die auch „Land der 100.000 Seen“ genannt wird. Die idyllische Wasserlandschaft kann nicht mehr über die immer dramatischere Situation am zehntgrößten See der Welt hinwegtäuschen. Die Lage ist mittlerweile so schlimm, dass der GNF den Winnipegsee zum „Bedrohten See des Jahres 2013“ erklärte. Der Baikalsee ist der einzige Ort, an dem die seltene Süßwasserrobbe Nerpa vorkommt.

Seit vielen Jahren engagiert sich GRAN für eine nachhaltige Tourismusentwicklung in der Baikalregion. Das Living Lakes-Netzwerk und der GNF unterstützen die Burjaten seit dem Jahr 1999 mit Expertenrat und Projektzuschüssen. Als ein Ergebnis entstand der Verein für Ökotourismus in Burjatien (BETA). Im November 2012 organisierten die Living Lakes-Partner am Bodensee bereits zum dritten Mal ein Ökotourismus-Seminar für die Fachleute vom Baikalsee.

Ökotourismus als Chance für Burjatien Marion Hammerl, Präsidentin des GNF und Expertin für nachhaltigen Tourismus, reist immer wieder zum tiefsten und ältesten See der Erde. Sie ist überzeugt, „dass Burjatien gut daran täte, auf qualitativ hochwertigen Naturtourismus statt auf Massenabfertigung zu setzen“. Durch den Ökotourismus haben auch Bed-andBreakfast-Angebote in den kleinen Dörfern rund um den Baikalsee, Anbieter von Exkursionen und das lokale Handwerk eine Chance auf ein gutes Einkommen.

Hohe Stickstoff- und Phosphoreinträge verursachen eine immense Eutrophierung, die immer wieder zu einem starken Algenwachstum im See führt. Die Algen mindern den Sauerstoffgehalt im Wasser und bilden Giftstoffe, die die Pflanzenund Tierarten des Sees stark schädigen. Umweltschützer registrieren auch häufigere Überschwemmungen und vermuten als Grund dafür den Klimawandel. Das Eindringen gebietsfremder Arten und die Regulierung des Wasserpegels durch Wasserkraftwerke wirken sich ebenfalls negativ auf den See aus.

Tourismus-Experten aus Russland informieren sich am Bodensee über die Entwicklung von Ökotourismusangeboten.

Über den größten Zufluss, den Red River, gelangen aus den riesigen umliegenden Agrarflächen große Mengen an Stickstoffverbindungen in den Winnipegsee (rechts). Die dadurch hervorgerufene Algenpest wird immer mehr zur Belastung für das sensible Ökosystem (unten).

Bisher hat die burjatische Regierung kaum etwas für den nachhaltigen Tourismus getan. Immerhin hat Moskau angeordnet, dass alle Sonderschutzgebiete die Entwicklung des Ökotourismus voranbringen sollen und sogar Geld dafür bereitgestellt. Davon profitieren auch die Schutzgebiete am Baikalsee. GRAN soll die Parkverwaltungen beraten, außerdem soll ein Expertenaustausch auf internationaler Ebene angestoßen werden. Der GNF konnte Kontakte zu Vereinigungen wie EUROPARC und ECOCAMPING vermitteln, die hoffentlich in langfristige Partnerschaften münden.

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themen Die Lake Winnipeg Foundation macht sich seit 2006 für den Schutz des Winnipegsees stark. 2010 hat sie gemeinsam mit dem westkanadischen Umweltverband Wildsight das Living Lakes-Netzwerk Kanada gegründet. Ihr Ziel ist es, die ökologische Qualität der kanadischen Seen, Flüsse und Feuchtgebiete zu verbessern und sie langfristig zu schützen. Für den Winnipegsee bedarf es eines Aktionsplans, dem alle Anlieger und Interessengruppen zustimmen. Das ist allerdings schwierig, da vier kanadische Provinzen sowie vier US-Bundesstaaten eingebunden werden müssen.

Intensive Zusammenarbeit im Netzwerk Living Lakes n Der GNF wurde vor 15 Jahren als gemeinnützige, internationale Stiftung

zum Schutz von Umwelt und Natur ins Leben gerufen. Im gleichen Jahr startete der GNF das globale Netzwerk Living Lakes. Es bietet Raum für den Austausch und die praktische Zusammenarbeit von Umweltorganisationen aus aller Welt. Unter dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“ hatten die vier Gründungsmitglieder - Bodensee, Mono Lake in den USA, St. Lucia See in Südafrika und Biwa See in Japan - den Schutz der Trinkwasserreserven, der Lebensräume sowie die Erhaltung der Biodiversität vor Augen. Von ursprünglich vier Mitgliedseen im Gründungsjahr 1998 ist das Netzwerk heute auf inzwischen 102 Seen weltweit angewachsen. An den Partnerseen kooperiert der GNF mit lokalen Umwelt- und Naturschutzorganisationen, die wertvolle Erfahrungen und Wissen im Seenschutz in die vielfältigen, konkreten Modellprojekte einbringen. Das Netzwerk ist mittlerweile ein wichtiger Ideengeber für den weltweiten Gewässerschutz.

„Problematisch für die Natur – und früher oder später auch für ihre Urheber – sind Eingriffe von Menschen in Seen und ihre Einzugsgebiete. Sie gehen auf Entscheidungen von Politikern, Behörden und Unternehmen zurück, die ein lobenswertes Ziel erreichen wollen, jedoch die spektakulären Nebenwirkungen nicht bedenken.“

Inzwischen gibt es mehrere nationale und multinationale Netzwerke innerhalb des internationalen Netzwerkes Living Lakes, zum Beispiel Living Lakes Italien und Kanada und Living Lakes Ostafrika. Seit einigen Jahren haben sich auch deutsche Seen zum Netzwerk Lebendige Seen Deutschland zusammengeschlossen. Mit dabei sind unter anderem der Bodensee, der Chiemsee und das Steinhuder Meer.

Prof. Dr. Gerhard Thielcke, Gründervater des Netzwerks Living Lakes, oben bei der 6. Living Lakes-Konferenz im Jahr 2001 am Baikalsee.

Kat Hartwig von Living Lakes Kanada unterstreicht, „dass die kanadische Bevölkerung nun gefordert ist, ihre Seen und Feuchtgebiete zu retten, da die kanadische Regierung die Umweltgesetzgebung dramatisch eingeschränkt hat“. Eine Renaturierung des Lake Winnipeg wird nur möglich sein, wenn Regierung, Industrie, Umweltorganisationen und Gemeinden zusammenarbeiten. Die Ernennung zum Bedrohten See des Jahres unterstreicht die Bedeutung des Problems. o

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Living Lakes-Förderer:

Stiftung Ursula Merz


themen

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magazin n umweltbildung

Hannover summt und blüht Generationenübergreifendes Umweltbildungsprojekt des DUH-Regionalverbands Nord schafft „Grüne Inseln für Jung und Alt“ und fördert biologische Vielfalt im Großraum Hannover.

Alt und Jung üben sich in der Verarbeitung von Naturprodukten – bei der Imkerei oder beim Apfelsaftpressen (unten).

B

ewohner eines Seniorenheims schmieden mit Schülerinnen und Schülern Pläne, Kindergartenkinder werkeln gemeinsam mit (Leih)-Omas und -Opas und ganz nebenbei entstehen für den Naturschutz wertvolle Biotope, Verantwortung und Respekt für Natur und Mensch und vielleicht die eine oder andere Freundschaft. Dagmar Israel und Gabi Fiedler vom Regionalverband Nord setzen diese Vision in die Tat um. Im Großraum Hannover werden sechs Streuobstwiesen und sechs bunte Blütenwiesen angelegt. Das ist nicht nur schön anzuschauen, sondern hilft zum Beispiel den stark gefährdeten Bienen.

Bis es so weit ist, gibt es viel zu tun Die Flächensuche, als der erste Schritt, ist nicht ganz einfach. Denn viele Einrichtungen, die das Projekt durchführen möchten, verfügen über ein zu kleines, und/oder intensiv angelegtes Außengelände. Bessere Möglichkeiten bieten innerstädtische Brachflächen oder aufgegebene Kleingärten.

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Die Akteure unterschiedlichen Alters finden sich meist in sechs „Tandemgruppen“ zusammen und nehmen die Arbeit an insgesamt zwölf Biotopen in Angriff.

In verschiedenen Workshops erfahren sie viel Wissenswertes über die Bewohner von Bienen- und Streuobstwiesen, bauen gemeinsam Insektenhotels und Vogelnistkästen, stellen Kräuterheilmittel her sowie Leckereien aus der Wildkräuterküche. Ein Obstbaumschnittkurs bzw. eine Exkursion zum Imker mit der Möglichkeit, Honig zu schleudern und Bienenweidepflanzen kennenzulernen, motivieren, auch langfristig Verantwor-


magazin tung zu übernehmen, zum Beispiel als Baum- oder Wiesenpate. Das pädagogische Personal erhält in einem Multiplikatorenworkshop praktisches „Rüstzeug“ für die weitere Umweltbildungsarbeit. Praxisbezogene Themen wie Streuobstwiesen-Biotop, Pflege alter, regionaler Obstsorten, Nisthilfen und Bienenweide stehen dabei auf dem Programm.

n neue broschüre

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Die Broschüre „Vom Blütenzauber bis zur Obsternte“ gibt Anregungen für Unterricht und Kindergartenalltag und kann bei der DUH-Geschäftsstelle Hannover gegen eine Spende bestellt werden: Deutsche Umwelthilfe e.V. Dagmar Israel Goebenstr. 3a, 30161 Hannover Telefon 0511 390805-0 Telefax 0511 390805-19 E-Mail: duh-nord@duh.de

Bereicherung für Mensch und Bienen Das Bienensterben und die daraus folgenden Umweltprobleme sind für die beiden Umweltpädagoginnen aus Hannover der Anlass, Menschen auf die Schutzbedürftigkeit dieser emsigen Tierchen aufmerksam zu machen. Im Zusammenwirken von Alt und Jung werden „grüne Inseln“ geschaffen und zudem Natur- und Lebenserfahrungen geteilt. (di) o Internet: www.duh.de/gruene_inseln.html Gefördert wird das Projekt von:

In der Urdenbacher Kämpe bei Düsseldorf unterstützt die Deutsche Umwelthilfe die Renaturierung einer besonders wertvollen Auenlandschaft. Eine Förderung durch die Firma Kyocera zum 25-jährigen Jubiläum der Zusammenarbeit mit der DUH macht es möglich.

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ie Urdenbacher Kämpe liegt an einem Altarm des Rheins bei Düsseldorf und gehört zu den letzten Flussauen am Niederrhein, die bei Hochwasser regelmäßig überschwemmt werden. Feuchtwiesen an den Ufern, Sand- und Schlammbänke im Fluss prägen das Bild. Die Stadt Düsseldorf hat den Urdenbacher Altrhein 1956 in ein künstliches Bett neben einem Sommerdeich gebannt. Durch eine Deichschlitzung an zwei Stellen soll er auf über 2,3 Kilometern Länge seinen natürlichen Lauf als typisches Niederungsgewässer wieder selbst suchen können.

Der Deich wird geschlitzt – die Aue überflutet Im Projekt Urdenbacher Kämpe soll die EU-Wasserrahmenrichtlinie bespielhaft umgesetzt werden. Durch die Deichschlitzung und andere Veränderungen entsteht ein naturnahes Niederungsgewässer mit sich umlagernden Sandund Schlammbänken. Biotope wie Weichholzaue, Feuchtwiesen, Röhricht Feuchthochstauden-Flur und Seggenriede, können neu entstehen. Sie gelten

laut Bundesnaturschutzgesetz und europäischer FFH-Richtlinie als besonders wertvoll und schützenswert. Vom Aussterben bedrohte Fischarten wie Karausche und Schleie finden neue Habitate. Auch die Dynamik der Aue wird wieder hergestellt. Langsame und schnelle Fließgeschwindigkeiten charakterisieren die Aue. Sandbänke, Flachwasserbereiche, Feuchtwiesen aber auch Auenwaldabschnitte können neu entstehen. Die DUH fördert die Biologische Station Haus Bürgel, die das Projekt wissenschaftlich und inhaltlich begleiten wird. Im Haus Bürgel nahe der Renaturierungsbereiche werden Veranstaltungen für Bürgerinnen und Bürger, Kinder und Jugendliche, aber auch für bundesweite Expertinnen und Experten durchgeführt. Die Bachaue dient der Naherholung und kann durch Brücken, flache Uferbereiche, Furten und Infotafeln erkundet werden.

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themen magazin Eisvogel, Pirol, Kammmolch und andere Tierarten bevorzugen die Auwiesen und Auwälder als Lebensraum. Die Gewässerökologie verbessert sich und der ökologische Hochwasserschutz wird gefördert. Überschwemmte Auenflächen nehmen ungleich mehr Wasser auf als künstlich veränderte Lebensräume. Dies gilt angesichts der vorhergesagten trockenen Sommermonate umso mehr, da so Gewitterregen die wertvollen Feuchtgebiete wieder auffüllen.

Der Deich am Altrhein wird an zwei Stellen geschlitzt und Feuchtwiesen können sich ausbreiten.

weit im Bereich „Lebendige Flüsse“. Neben dem bundesweiten Fischotterschutz und der Initiative „Schulen für Lebendige Flüsse“, die sich der Jugendumweltbildung verschrieben hat, ist das Naturschutzprojekt Urdenbacher Kämpe das Schwerpunktprojekt im Bereich „Lebendige Flüsse.“ Ergänzend hat Kyocera auch Projekte im Klimaschutz durch Spenden gefördert. (jdp) o Mehr feuchte Flächen für den Pirol und seine Jungen.

auf andere Flusseinzugsgebiete übertragen werden kann. Die einzige Chance, die Dynamik der Auen wiederzugewinnen liegt darin, sie zu renaturieren. Dies erfordert eine umfassende Planung, eine durchdachte Finanzierung und eine intensive Kommunikation zwischen Umweltverbänden, Behörden und beteiligten Unternehmen. Die Deutsche Umwelthilfe wird Experten aus Verwaltung und Umweltverbänden aus ganz Deutschland in den nächsten Jahren an der Urdenbacher Kämpe zeigen, wie sich auetypische Pflanzen, seltene Vogel- und Fischarten, Amphibien und Libellen neu ansiedeln. Um das alles umsetzen zu können, fördern die Stadt Düsseldorf, der Kreis Mettmann e.V., der Bergisch Rheinische Wasserverband, die NRW-Stiftung, das Land Nordrhein-Westfalen und die AWISTA GmbH Düsseldorf das Projekt finanziell.

Es begann mit dem Fall der Mauer

Die karpfenartige Barbe ist im Rhein wieder häufiger geworden.

Gut geplant ist halb gewonnen Dieses Projekt ist von für ganz Norddeutschland von Bedeutung, denn hier werden Auen immer seltener und in ganz Nordrhein-Westfalen gibt es keinen naturnahen Gewässertyp in der Flussaue mehr. Die Deutsche Umwelthilfe wird vor allem in den Bereichen Monitoring und bundesweite Kommunikation aktiv werden, damit dieses Vorzeigeprojekt

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Die Firma Kyocera unterstützt das Projekt anlässlich des Jubiläums durch eine Spende, die sie vom Verkaufspreis bestimmter Systeme an die DUH abführt. Seit nunmehr 25 Jahren fördert das in Meerbusch beheimatete Unternehmen, dessen Mutterkonzern aus Kyoto in Japan kommt, Naturschutzprojekte der Deutschen Umwelthilfe. Begonnen hat die Kooperation kurz vor dem Fall der Mauer. Das Unternehmen stattete zuerst viele Natur- und Umweltschutzzentren in ganz Deutschland mit Druckern und Kopierern aus. In den Jahren darauf lag der Schwerpunkt der Förderung an der „Lebendigen Elbe“ und später bundes-

Förderer des Netzwerks „Lebendige Flüsse“:

n nachhaltigkeit

Äpfel mit Naturschutz-Mehrwert Mehr Nachhaltigkeit für den Massenmarkt – wie geht das? Die BodenseeStiftung sorgt gemeinsam mit 150 Obstbauern und der REWE Group für mehr Vielfalt in der Kulturlandschaft.

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as im Jahr 2010 als Versuch mit wenigen engagierten Obstbauern und Beratern am Bodensee begann, hat sich inzwischen zu einem bundesweiten Vorzeigeprojekt entwickelt. 150 Obstbauern am Bodensee und in der Region NeckarHohenlohe machen mit und legen in und um ihre Obstanlagen Blühflächen an. Rund 30 Hektar sind artenreich angesät und blühten im vorigen Sommer. Dazu sind weit über 100 Nisthilfen als „Wildbienenhotels“ aufgestellt, die in einer betreuten Werkstätte für berufliche Reintegration


gebaut werden. Die Obstbauern bringen damit spürbar mehr Farbe und Vielfalt in die Kulturlandschaft und sind wichtige Partner für Naturschützer und Imker.

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magazin

Obstbauern als Naturschützer Diese Veränderungen in der Landschaft bieten Nahrung für Insekten auf Futtersuche wie Honig- und Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge. Das schafft auch für andere Tiere neue Lebensräume und erhält die biologische Vielfalt. Aus Sicht der Obstbauern ist das ein aktives Bestäubungsmanagement, das für bessere Ernte sorgt. Einige der Obstbauern sind auch in Sachen Klimaschutz engagiert und haben im Zuge des EU-Projekts AgriClimateChange der Bodensee-Stiftung begonnen, ihre Klimaschutzbilanz zu verbessern. Das Engagement der Obstbauern für den Naturschutz hat dazu geführt, dass REWE deren Äpfel mit dem firmeneigenen Nachhaltigkeitslabel PRO PLANET ausgezeichnet. Viele kleine Schritte in der Produktionskette von PRO PLANET-Äpfeln ergeben in der Summe große Effekte für Umwelt und Natur. Mittlerweile ist das Projekt am Bodensee zum Vorbild für ähnliche Initiativen in sechs weiteren Obstanbaugebieten in Deutschland und Österreich geworden. „Ein maßgebliches Ziel unserer Nachhaltigkeitsstrategie ist es, den nachhaltigeren Konsum in der Breite zu fördern und Produkte mit nachhaltigem Mehrwert zu attraktiven Preisen anzubieten.“ so Dr. Josef Lüneburg-Wolthaus von der strategischen Qualitätssicherung bei der REWE Group. „In diesem Zusammenhang sehen wir in der Auseinandersetzung mit dem Thema Biodiversität eine große Chance, neue Produktund Projektideen zu entwickeln“. (pt) o

Vorfahrt fürs Rad! Der Frühling kommt, die Fahrräder schlagen aus. Das Bike ist längst aus der Ecke der Enthusiasten herausgerollt. Mehr als die Hälfte der Deutschen steigen regelmäßig in die Pedale. Nur ein paar ewiggestrige Autofreaks wehren sich noch gegen die neue Macht im Straßenverkehr. zeo 2 liefert 90 gute Gründe, jetzt Fahrrad zu fahren. Weitere Highlights in der neuen zeo2: Ein Engel in kurzen Hosen: Die südafrikanische Nashornwächterin Anja Truter im Portrait. Als die Milliarden laufen lernten: Tübingens OB Boris Palmer zur Kostenexplosion von Stuttgart 21. Vielfalt statt Agrarwüste: Der Charme der alten Apfelsorten. Das größte Holzhaus der Welt: Ein Besuch im Life Cycle Tower im österreichischen Dornbirn. Sündteure Mühlen auf See: Wie es mit der Offshore-Windkraft weiter geht. Heilige Brühe: Wenn 100 Millionen Menschen in den Ganges plumpsen. Alles so schön bunt hier: Prämierte Produkte mit Eco-Design. Bundesliga im Mobilitätstest: Wer schießt die meisten Tore ins Netz von Bahnen und Bussen? Dazu wie immer exklusive Nachrichten, Interviews und Buchempfehlungen, Internet- und Reisetipps, Glossen und Kommentare.

Obstplantagen profitieren von artenreichen Blühflächen: bessere Bestäubung, bessere Ernte.

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magazin ist man bereits auf Wasser gestoßen. Die Nachricht über den Wasserfund führte in Kagwema zu Tumulten, in kürzester Zeit kamen Hunderte Menschen zum Wasserholen. „Dieser Zwischenfall zeigt, wie dringend notwendig eine sichere Trinkwasserversorgung gerade in den ländlichen Regionen Burundis ist“, sagt Udo Gattenlöhner, Geschäftsführer des GNF.

n nachhaltige Entwicklung

Trinkwasser für Schulkinder in Burundi Für viele Menschen im ostafrikanischen Burundi ist sauberes Trinkwasser noch immer eine Seltenheit. Der GNF will durch sein Projekt mehr als 5.000 Menschen mit reinem Wasser versorgen.

Schauplatz des GNF-Einsatzes sind die ländlichen Regionen Kagwema und Rukaramu nördlich von Burundis Hauptstadt Bujumbura. Noch immer leiden die Menschen hier wie auch im Rest des Landes unter den Nachwirkungen des zehn Jahre andauernden Bürgerkriegs, der erst im Jahr 2003 zu Ende ging. Die zerstörte Infrastruktur ist längst noch nicht wieder aufgebaut und viele Grundbedürfnisse sind nicht gedeckt. Insbesondere die Trinkwassersituation ist verheerend. Am meisten leiden, wie so oft, die Kinder. Deshalb konzentriert sich der GNF seit Projektbeginn im Jahr 2012 zunächst auf die Trinkwasserversorgung von drei Schulen in den ärmsten Vororten von Bujumbura am nördlichen Ufer des Tanganjikasees. Derzeit entnehmen die Schulen ihr benötigtes Wasser zum Trinken und zum Kochen an eigenen kleinen Wasserstellen oder Bewässerungskanälen. Das Wasser ist ohne entsprechende Aufbereitung stark mit Keimen belastet, viele Kinder leiden deshalb unter ernsthaften Magen-Darmerkrankungen wie Diarrhoe und Cholera.

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Wie in vielen Regionen Afrikas existiert auch in den Projektgebieten keine zuverlässige Stromversorgung. Das Wasser wird daher mit einer netzunabhängigen und umweltfreundlichen Solarpumpe heraufgefördert. Danach wird das Wasser mit einem „SkyHydrant“, einem leicht zu wartenden Trinkwasserfilter, gereinigt, bevor es an Schülerinnen, Schüler und Dorfbewohner ausgegeben wird. An beiden Standorten schützt ein Wasserkiosk die Filter und technischen Geräte. Der Kiosk ist mit einem Wasserspeichertank und einer Zapfstelle ausgestattet, an der das saubere Trinkwasser gegen eine kleine Gebühr abgegeben wird.

Hilfe zur Selbsthilfe Um die Wartung der Anlagen auch nach Projektende sicherzustellen, schulen die GNF-Partner einheimische Techniker, die anstehende Reparaturen dann selbständig durchführen können. An jeder Schule werden auch die Schulleiter und Lehrer über den Betrieb und die Funktionsweise der neuen Anlagen informiert. Die Schulungen umfassen auch Themen wie erneuerbare Energien und Pflege der Anlagen. Gefördert wird das Projekt von der Ursula Merz Stiftung, der Baden-Württemberg Stiftung (SEZ) und Lufthansa im Rahmen des Programms „Miles to help“. (gl) o

Flusswasser, das die Dorfbewohner für ihren täglichen Bedarf verwenden – und auch trinken.

Wasserfund löste Tumult aus Der Global Nature Fund arbeitet im Projekt mit zwei afrikanischen Partnern, der Umweltorganisation Biraturaba aus Burundi und dem Wasserexperten Pureflow aus Kenia, zusammen. Sie überwachen die Projektarbeiten vor Ort. In einem ersten Schritt ging es darum, Grundwasser zu finden. Mit den Grundwasserbohrungen wurde eine spezialisierte, lokale Firma betraut. An beiden Projektstandorten

Der Wasserkiosk in Rukaramu.


magazin n hand in hand-Fonds

Fischen ohne Dynamit Schmutzige Abwässer und immer weniger Fische – der Tonle Sap See in Kambodscha braucht Hilfe. Zusammen mit dem Fisheries Action Coalition Team (FACT) entwickelt der Global Nature Fund (GNF) mit Fördermitteln aus dem Hand in Hand-Fonds nachhaltige Fangmethoden und Reisemöglichkeiten. Die Fischer besinnen sich wieder auf ihre traditionellen Fangmethoden.

Erholung für Fischbestände und zusätzliches Einkommen

Das Projekt wird aus Fördermitteln der Stiftung Ursula Merz und des Hand in Hand-Fonds von Deutscher Umwelthilfe und Rapunzel Naturkost unterstützt. (eb) o

Der Hand in Hand-Fonds ist eine gemeinsame Initiative von Deutscher Umwelthilfe und Rapunzel Naturkost für eine gerechtere Welt und lebenswerte Umwelt. D IN

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Die Anwohner des Tonle Sap leben mit und auf dem Wasser – nach den Zyklen der Regenzeit.

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Der Tonle Sap See in Kambodscha ist der größte See Südostasiens und eines der fischreichsten Binnengewässer der Erde. Mehr als 200 Fischarten, 13 Schildkrötenarten und 23 Schlangenarten leben hier, unter ihnen die weltweit nur hier vorkommende Wassertrugnatter. In der Regenzeit zeigt sich ein einzigartiges Naturphänomen: Der Mekong führt dann so viel Wasser, dass es sich im Tonle Sap River zurückstaut und der Fluss die Fließrichtung ändert. Die Fläche des Sees wächst um mehr als das Dreifache an. In den entstandenen Überschwemmungsgebieten bauen die Anwohner seit Urzeiten Reis an und nach der Regenzeit beginnt die Fischereisaison. Mehrere Millionen Menschen sind von den natürlichen Ressourcen des Tonle Sap Sees abhängig – südlich davon liegt die Hauptstadt Phnom Penh. Mit den Flüssen Mekong, Tonle Sap und Bassac bildet er ein einzigartiges Ökosystem. Die eingeleiteten ungeklärten Abwässer, Dammbauprojekte und die zunehmende industrielle Fischerei bedrohten die Fischbestände und die Lebensgrundlage der Fischer ist stark gefährdet.

Um den Druck auf die natürlichen Ressourcen zu senken, hat der GNF gemeinsam mit dem Fisheries Action Coalition Team (FACT) ein Projekt zur Förderung nachhaltiger Fischerei und Ökotourismus am Tonle Sap ins Leben gerufen. Die ersten Erfolge bei der nachhaltigen Nutzung und beim Schutz des Tonle Sap Sees konnte der GNF bereits Ende 2012 erzielen: Im Rahmen des Projekts wurden zwei Umweltclubs gegründet, in denen sich 50 lokale Fischer, darunter 33 Frauen, für eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen des Sees in zehn Fokusgebieten engagieren. Die Fischer vor Ort legen nun wieder die traditionellen Fischkäfige aus, statt mit Dynamitstangen Kahlschlag unter Wasser zu betreiben. Mit Hilfe einer breiten Öffentlichkeitsarbeit werden auch die Regierungsbehörden vor Ort und private Gruppen in der Region miteinbezogen und unterstützen das Projekt. Ein nachhaltiger Ökotourismus bietet insbesondere Frauen eine alternative Einkommensquelle.

elthilfe & Rapunz

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magazin Konsequentes Vorgehen notwendig Dieser Auffassung widersprachen die Richter des OLG Düsseldorf in ihrem kürzlich ergangenen Urteil deutlich. Die umfangreichen Aktivitäten der DUH seien vielmehr Beleg dafür, dass die KfzBranche die gesetzlichen Verpflichtungen in diesem Bereich in weitem Maße missachtet.

n verbraucherschutz

Gericht stärkt DUH bei der Durchsetzung von Umweltvorschriften

Da diese zu den größten Branchen in Deutschland mit mehreren zehntausend Akteuren gehöre, gehe man gegen eine Vielzahl rechtswidrig handelnder Unternehmen vor. Sich auf die Verfolgung weniger Verstöße zu beschränken, wäre unsinnig. Die Beachtung der Umweltvorschriften könne „nur durch ein massives, mit schmerzhaften finanziellen Konsequenzen verbundenes Vorgehen gegen jedwede Zuwiderhandlung erreicht werden“, so die Meinung der Richter.

Das Oberlandesgericht Düsseldorf bekräftigte den Auftrag der DUH, Regelungen zum Umweltschutz in der gesamten Automobilbranche durchzusetzen. Angesichts der Uneinsichtigkeit vieler Hersteller und Händler sei ein massives, mit schmerzhaften finanziellen Konsequenzen verbundenes Vorgehen gegen Verstöße notwendig.

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ie Berücksichtigung von Verbraucherrechten wird von vielen Händlern als lästige und überflüssige Pflicht angesehen und häufig missachtet: Bereits seit 2004 sind Fahrzeughersteller und -händler verpflichtet, beim Bewerben von Neuwagen deren Kraftstoffverbrauch und CO2-Ausstoß anzugeben. Diese Vorschrift dient dazu, den Verbraucher als Marktteilnehmer zu schützen. Er soll rechtzeitig Informationen zu umweltund verbrauchsrelevanten Eigenschaften eines Pkw erhalten und Kaufentscheidungen „in voller Sachkenntnis“ treffen können. Schließlich soll das Interesse der Käufer auf verbrauchs- und emissionsarme Fahrzeuge gelenkt werden. Als ein auf den Umweltschutz gerichteter, klagebefugter Verbraucherschutzverband hat die DUH die Aufgabe, umweltschutz-

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bezogene Regelungen, wie die verpflichtende Angabe von Kraftstoffverbrauch und CO2-Emissionen, in der gesamten Kraftfahrzeugbranche durchzusetzen. Da der Staat weitgehend auf Kontrollen verzichtet und keinerlei Sanktionen erlässt, setzt die DUH Umweltvorschriften notfalls auch gerichtlich durch. Doch anstatt uneinsichtige Händler aufzufordern, die Vorschriften einzuhalten, versucht die Automobilindustrie, den unbequemen Kontrolleur loszuwerden. Ihr Vorwurf: Das Vorgehen der DUH sei rechtsmissbräuchlich, da sie zu viele Abmahnungen ausspreche und zu hohe Vertragsstrafen bei wiederholten Verstößen verlange. Das Weglassen der Umweltangaben sei ohnehin nur eine Bagatelle und diese Informationen interessiere die Käufer gar nicht.

Das erfreuliche Urteil stärkt die Bedeutung und die Rechtsposition der DUH, welche die umwelt- und verbraucherrelevanten Energiekennzeichnungsvorschriften überwacht. Mit diesem und vielen weiteren Urteilen gehen wir gestärkt in die nächsten Auseinandersetzungen mit der Automobilindustrie. (rm) o


magazin n ALTHANDYS

Doppelt hilft besser

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nter diesem Motto unterstützt die EDEKA Südwest bereits zum zweiten Mal die Handy-Sammlung von Deutscher Telekom und Deutscher Umwelthilfe. Mit doppeltem Nutzen für die Umwelt: Beim Recyclingprozess werden aus diesen Geräten wertvolle Rohstoffe wie Kupfer, Platin und Gold zurückgewonnen. Die Spenden daraus finanzieren Natur- und Umweltschutzprojekte.

Bereits 2012 hatte das Unternehmen seine Kunden aufgerufen, alte Handys bei der Telekom zurück zu geben. Der Erfolg kann sich auch in diesem Jahr wieder sehen lassen: Weit über viertausend Geräte gingen allein im ersten Monat beim Recyclingcenter der Telekom ein. Allein aus den bisher eingesandten Geräten kann ebenso viel Gold zurückgewonnen werden wie aus 160 Tonnen Golderz. Hunderte EDEKA-Kunden haben ihr altes Gerät via handysfuerdieumwelt.de weiterverkauft und schenkten ihm so ein neues, zweites Leben.

n kreislaufwirtschaft

Altmedikamente: DUH fordert einheitliches Sammelsystem Altmedikamente werden oft unsachgemäß über die Toilette und den Ausguss entsorgt – mit negativen Folgen für die Umwelt. Um diese Auswirkungen zu verhindern, fordert die Deutsche Umwelthilfe ein bundesweit einheitliches und kostenloses Sammelsystem in Apotheken.

S 86 Millionen alte Handys schlummern in den Schubladen der Deutschen vor sich hin. Sie weiter zu nutzen oder ihre Rohstoffe weiter zu verwenden, sind auf jeden Fall die besseren Alternativen. Deshalb sammelt die Deutsche Umwelthilfe seit nunmehr zehn Jahren in Kooperation mit der Deutschen Telekom alte Handys und führt diese einer möglichst hochwertigen Wiederverwertung zu. Weit über eine Million Geräte sind in dieser Zeit bereits zusammen gekommen und mehr als 750 Einzelprojekte konnten so finanziell gefördert werden. (sh) o

eit Jahren schreibt eine entsprechende EU-Richtlinie den Mitgliedstaaten vor, ein geeignetes Sammelsystem einzuführen. Bis auf wenige Ausnahmen ist hierzulande die Entsorgung von Arzneimitteln über den Hausmüll in der schwarzen Tonne zwar erlaubt – im Sinne des Umwelt- und Verbraucherschutzes ist eine getrennte Abfallbeseitigung jedoch sicherer.

Die Entsorgung stellt eine zusätzliche Belastung unserer Gewässer dar, die vermeidbar wäre. Oberflächengewässer und Grundwasser sind ohnehin schon mit ausgeschiedenen Medikamentenwirkstoffen belastet. Der Medikamentenkonsum wird weiter steigen, denn er ist Bestandteil des Lebensstandards und der hohen Lebenserwartung in unserer Gesellschaft. Bevor kosten- und energieaufwändige Technologien in Klärwerken welt 1/2013

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magazin eingesetzt werden, sollten diese Stoffe schon zuvor vom Wasserkreislauf ferngehalten werden. Da die meisten Patienten ihre Medikamente aus der Apotheke beziehen, ist sie die passende Rückgabestelle für eine sachgerechte Sammlung und anschließende Zuführung zur Entsorgung. (jb) o Weitere Informationen und Tipps für die verantwortungsbewusste Entsorgung von Altmedikamenten enthält ein zwölfseitiges DUH-Hintergrundpapier. Es findet sich auf www. duh.de oder kann angefordert werden bei Julia Barthel, barthel@duh.de

n kreislaufwirtschaft

Prominente gegen Plastiktüten Bekannte Gesichter aus Medien und Politik unterstützen die DUH-Kampagne „Einwegplastik kommt nicht in die Tüte“. Eine Abgabe von 22 Cent pro Tüte kann den Verbrauch eindämmen.

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mweltexperten wie der Präsident des Umweltbundesamtes Jochen Flasbarth sehen in der Einwegplastiktüte eine erhebliche Umweltbelastung und Ressourcenverschwendung. Diese Meinung vertreten auch zahlreiche Landesumweltminister und Abgeordnete von

Altmedikamente verantwortungsbewusst entsorgen! Hintergrundpapier zum umweltschonenden Umgang mit abgelaufenen Medikamenten. Arzneimittel sind unverzichtbar für einen hohen Lebensstandard und damit auch für eine hohe Lebenserwartung. Falsch entsorgt gefährden sie jedoch zunehmend Natur und Gewässer. Das belegen schon seit den frühen 1990er Jahren zahlreiche Forschungsergebnisse. Verschiedene Studien bestätigen das Vorkommen eines breiten Spektrums von Human- und Veterinärpharmaka in Oberflächengewässern, im Grundwasser und vereinzelt sogar im Trinkwasser. Dabei können bestimmte Stoffe negative Effekte bei aquatischen Lebewesen auslösen. Der Umgang mit nicht mehr benötigten oder abgelaufenen Medikamenten spielt hier eine wichtige Rolle.

Bund und Ländern. Sie stärken der DUH den Rücken, den Plastiktütenverbrauch einzudämmen. Ziel ist es, Verbraucher über Vorteile von Mehrwegtragetaschen zu informieren und sie zum Verzicht auf unnötige Plastiktüten zu bringen: Für den Schutz des Klimas und die Schonung von Ressourcen. Die Statements bekannter Persönlichkeiten sorgen für öffentliche Aufmerksamkeit und erzeugen politischen Druck auf die Bundesregierung.

Politische Maßnahmen notwendig

Wie eine verantwortungsbewusste und umweltschonende Entsorgung von Altmedikamenten sichergestellt werden kann, erfahren Sie in diesem Hintergrundpapier.

Stand: 25. Februar 2013

Cem Özdemir, Bundesvorsitzender von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN „Plastiktüten? Nein, danke! Die verheerenden Folgen der weltweiten Kunststoffproduktion können wir nicht länger hinnehmen. Als Müll verschmutzen die Tüten Umwelt und Meere und gefährden tausende Meerestiere. Die Einführung einer Abgabe auf Einweg-Plastiktüten würde den Verbrauch drastisch reduzieren. Mit den Einnahmen wollen wir Alternativen fördern, damit die Plastiktüte überflüssig wird.“

Häufig gibt der Einzelhandel Plastiktüten kostenlos ab und untergräbt die Bemühungen, Verbrauchern eine umweltfreundliche Tragehilfe schmackhaft zu machen. Um den Plastiktütenverbrauch zu verringern, sind neben einer Informationskampagne auch politische Maßnahmen notwendig. Eine Abgabe auf Plastiktüten ist die beste Maßnahme, um die Tütenmenge in Deutschland zu reduzieren. Das zeigen Erfahrungen aus anderen Ländern: In Irland führte die Einführung einer Abgabe von 22 Cent zur Reduzierung des Plastiktütenverbrauches von 328 auf 8 Stück pro Kopf und Jahr. (tf) o Weitere Informationen: www.kommtnichtindietuete.de

Inka Bause, Schauspielerin und Moderatorin „Ich bin in einer Zeit und einem Land groß geworden, da gab es keine Plastiktüten. Wenn ich als Kind zum Bäcker gegangen bin, musste ich unverrichteter Dinge nach Hause gehen oder die Brötchen in die Hand nehmen, wenn ich meinen Beutel vergessen habe. Das passierte mir natürlich nur einmal. Zukünftig war ich ausgerüstet mit Nylonbeutel oder Einkaufsnetz in den 70er und 80er Jahren. Nachdem ich heute mit dem Traumschiff um die Welt fahre und im Wasser, auf Müllhalden und Straßen unsere „Plastikbeutel“ massenhaft rumliegen sehe, ist das Thema wieder in mein Bewusstsein geraten. Ich habe mir wieder ein Einkaufsnetz gekauft und Baumwollbeutel. Natürlich denke ich nicht immer daran, aber ich bessere mich von Tag zu Tag.“

Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamtes „Mehrweg ist besser als Einweg! Wer umweltbewusst einkauft, sollte auf Einwegtüten verzichten. Um eine Plastiktüte zu produzieren, benötigen die Hersteller Erdöl, Energie und Wasser. Diesen Einsatz natürlicher Ressourcen und die Umweltbelastungen können wir reduzieren, wenn wir Tüten oder Taschen mehrfach verwenden. Sie sind eindeutig die beste Alternative, ob aus Baumwolle, Kunstfaser oder anderem Material.“

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magazin So nimmt Klimaschutz Fahrt auf Viele Stadtwerke verfügen nicht nur über eine eigene Energieerzeugung, sondern auch über Strom- und Wärmenetze. Sie sind deshalb die erste Adresse, wenn es vor Ort um die Energiewende geht. Daher hat die DUH im Jahr 2012 den ersten Wettbewerb für kommunale Energieversorger ausgeschrieben, um deren Anstrengungen in den Fokus zu rücken und der Öffentlichkeit zu präsentieren. Insgesamt 32 Energieversorger aus zehn Bundesländern haben daran teilgenommen. Eine Fachjury bewertete die „harten und weichen Fakten“ der unterschiedlichen Konzepte. Erzeugungskapazitäten im Strom- und Wärmebereich spielten dabei ebenso eine Rolle wie der Anteil der erneuerbaren Energieträger, die Netzintegration und Beratungsangebote zum

n Klimaschutz in Kommunen

Mutig voran! Vier kommunale Energieversorger sind die gleichrangigen Gewinner des Wettbewerbs „Vorreiter der Energiewende – Stadtwerke und erneuerbare Energien“. In einer feierlichen Ehrung würdigten die DUH und First Solar in Berlin die Sieger.

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m Klimaschutz haben Haßfurt, Schwäbisch Hall, Friedberg und Freiburg die Nase vorn. „Auf die Kooperation kommt es an, um gute Ergebnisse zu erzielen.“ Dies bekräftigte Haßfurts Bürgermeister Rudi Eck in der Feierstunde. Neben Teamwork in den kommunalen Verwaltungen braucht es einen langen Atem, bis frischer Wind die Energielandschaft belebt. Das ist der Stadtwerk Haßfurt GmbH, der Stadtwerke Schwäbisch Hall GmbH, der ovag Energie AG in Friedberg und der badenova AG & Co. KG in Freiburg vorbildlich gelungen.

winner: „Diese Stadtwerke können als Antrieb für weitere Energieunternehmen dafür sorgen, dass der Zug weiterhin in die richtige Richtung fährt!“

Straßenbahnen im Freiburger Verkehrsgebiet fahren mit Ökostrom der badenova, die auch an der Etablierung eines virtuellen Kraftwerks beteiligt ist (oben).

Weichenstellung geglückt? „Viele Stadtwerke sind bereits energisch auf den Zug der Energiewende aufgesprungen – ein Motor der Energiewende sind sie allerdings noch nicht!“ So sieht es der Gastredner Professor Uwe Leprich vom Institut für ZukunftsEnergieSysteme. In seinem Vortrag betonte er die wichtige Rolle der Stadtwerke bei der Transformation der Energiewirtschaft. Zugleich lobte er das Engagement der Wettbewerbsgewelt 1/2013

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magazin Energiesparen. Darüberhinaus realisieren viele Unternehmen Kooperations- und Bürgerbeteiligungsmodelle. Die vier Gewinner erhielten bei der Preisverleihung den Titel „Vorreiter der Energiewende“.

Bare Münze für kommunale Kassen Stadtwerke investieren verstärkt in eigene Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung und erneuerbaren Energiequellen. Das rechnet sich laut Hans-Joachim Reck, Hauptgeschäftsführer des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU): „Die Investitionen ermöglichen Unabhängigkeit von den vier großen Stromkonzernen und zugleich finanzielle Ausschüttungen für den kommunalen Haushalt.“

Intelligenter Straßenlärmschutz, der durch die Solar Invest AG in Schwäbisch Hall umgesetzt wurde. Bislang nahm das Unternehmen 14 Photovoltaik- und zwei Windenergieanlagen in Betrieb.

munen zu 100 Prozent auf erneuerbare Energie im Strom- und Wärmebereich setzen. n Bei der hessischen ovag Energie AG hat

Digitale Stromzähler übertragen die Daten an das Webportal des Stadtwerks Haßfurt. So kann der Kunde nachvollziehen, wie der Stromverbrauch abnimmt, sobald energieeffiziente Geräte zum Einsatz kommen.

Die Preisträger n Das Stadtwerk Haßfurt in Bayern hat als erster kommunaler Energieversorger in Deutschland auf „intelligente Stromzähler“ umgestellt. Dem Verbraucher bringt das mehr Transparenz über seinen Stromverbrauch. Wegweisend ist auch das Power-to-Gas-Vorhaben: Mit Hilfe von überschüssigem Windstrom wird aus Wasser Wasserstoff gewonnen. Dieser ist speicherbar und wird in Teilmengen in das Erdgasnetz eingespeist. Bis 2015 soll der gesamte Strombedarf aus regenerativen Energiequellen gedeckt werden. n Die Stadtwerke Schwäbisch Hall in Baden-Württemberg investierten in die Anlagen des Bioenergiedorfs Raibach. Bürger können sich zudem über die von den Stadtwerken gegründete Solar Invest AG an regenerativen Energieerzeugungsanlagen beteiligen. Bis 2035 will die Stadt zusammen mit den angrenzenden Kom-

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die Windenergie Tradition: Gemeinsam mit dem Land Hessen errichtete das Unternehmen1990 den ersten MittelgebirgsWindpark. Beim Ausbau von Solarparks wird auf lokale Kooperation und Bürgerbeteiligung gesetzt. Auf einem ehemaligen Kohlekraftwerksgelände in Wölfersheim ist eine der größten Photovoltaik-Freiflächenanlagen Hessens im Einsatz.

Fonds“ den Ausbau weiterer Anlagen. Es wird am Aufbau eines virtuellen Kraftwerks gearbeitet. Dieses soll dezentrale kleine Anlagen so zusammenschalten, dass die naturbedingt schwankende Energieerzeugung aus Wind und Sonne sinnvoll ergänzt werden kann um den Bedarf zu decken. (vg) o Weitere Informationen: www.duh.de/stadtwerkewettbewerb.html Projektförderer:

n Die badenova AG & Co. KG in Frei-

burg speist ihr Biomethan, das sie u.a. aus Trester gewinnt, ins Erdgasnetz ein. In Ballungsräumen wandeln Blockheizkraftwerke es in Strom und Wärme um. Die Kunden sind die Treiber der Energiewende, denn sie fördern mit dem „regiostrom-

Kooperationspartner:

Die Biogasanlage in Wölfersheim wurde durch die ovag Energie AG umgesetzt. Biogas wird zu Biomethan aufbereitet und kann ins Erdgasnetz eingespeist werden.


magazin n nachhaltigkeit

Hamm setzt auf Bürgerbeteiligung Ein Gemeinschaftsgarten im Lippepark Hamm kann nicht nur Obst und Gemüse hervorbringen, sondern die nachbarschaftlichen Beziehungen in der Bevölkerung stärken.

n verkehr

Daimler AG befeuert Kältemittel-Debatte Beim simulierten Frontalzusammenstoß setzt das ausgetretene chemische Kältemittel R1234yf das Fahrzeug in Brand und lebensbedrohliche Dämpfe entstehen.

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er DUH-Workshop „Umweltgerechtigkeit durch Partizipation“ brachte Stadtplaner, Vertreter des Bürgerbeirates und der Jugendsozialarbeit an einen Tisch. Es ging darum, Ideen für eine dauerhafte Bürgerbeteiligung im Lippepark Hamm zu entwickeln. Auf brachliegenden Haldenflächen war der neue Stadtpark inmitten des vom Strukturwandel geprägten Hammenser Stadtteil Herringen entstanden. Schon an der Planung des Parks hatte sich die Bürgerschaft rege beteiligt. Daran will die Stadt Hamm nun anknüpfen. Als kreative und – im wahrsten Sinne des Wortes – fruchtbare Mitwirkung von Dauer bewerteten die Teilnehmer die Idee eines

gemeinschaftlichen Gartens und einer Streuobstwiese. Ein Ort, an dem nicht nur Obst und Gemüse, sondern auch nachbarschaftliche Beziehungen wachsen können – wichtig gerade dort, wo Menschen aus verschiedenen Kulturen und Religionen zusammenleben. Die Stadtverwaltung nahm die Impulse des Workshops gern auf. (kp) o Weitere Informationen: www.umweltgerechtigkeit-kommunen.de Förderer:

Ort der interreligiösen Begegnung im Lippepark Hamm.

Neuerliche Sicherheitstests der Daimler AG bestätigen die Warnungen der DUH. Doch die deutschen Autobauer zögern nach wie vor den Einsatz der nachhaltigen und sicheren CO2-Kältetechnik hinaus.

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berraschend verkündete die Daimler AG im vergangenen September, das neue Kältemittel R1234yf aus Sicherheitsgründen nicht mehr einzusetzen. Auch der Aufsichtsratsvorsitzende des VW-Konzerns Ferdinand Piëch distanzierte sich davon. Am Rande des Genfer Autosalons erklärten nun die deutschen Autohersteller Daimler, VW und BMW erneut, zukünftig auf das natürliche Kältemittel CO2 umzusteigen. Jedoch machten sie keine Angaben zum Zeitplan und teilten nicht mit, wann der Einsatz des klimaschädlichen Kältemittels R134a beendet werden soll. Hintergrund der Diskussion um die Kältemittel ist die EU-Richtlinie, dass Klimaanlagen neuer Automodelle bereits seit Januar 2011 mit einem umweltfreundlicheren Kältemittel befüllt sein müssten. welt 1/2013

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magazin Brennbar und gefährlich – bereits 2008 nachgewiesen Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der deutschen Automobilindustrie, sagte zwar im Jahr 2007 zu, zukünftig ausschließlich CO2-Autoklimaanlagen einzusetzen. Im Jahr 2010 schwenkte die deutsche Autoindustrie offiziell dann doch auf das kostengünstigere chemische Mittel R1234yf um. Bereits 2008 hat die Deutsche Umwelthilfe und später auch die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) dessen Brennbarkeit und Gefährlichkeit in drei Tests nachgewiesen. Entzündet sich das Kältemittel, entsteht Flusssäure, ein hochwirksames Kontaktgift, das verheerende Verletzungen bei Fahrzeuginsassen und Rettungskräften verursacht. Beim Ätzen von Glas oder Metall kommt diese starke Säure normalerweise zum Einsatz.

n energie

Atommüll: Aus den Augen, aus dem Sinn? Die Deutsche Umwelthilfe fordert einen wirklich ergebnisoffenen Neustart der Endlagersuche in Deutschland und die unmissverständliche Absage an den Export von Atommüll in der geplanten Atomgesetz-Novelle.

D

Es gibt eine Alternative Mit CO2 betriebene Autoklimaanlagen sind bis zur Serienreife entwickelt. Zeitnah könnten erste Modelle damit ausgestattet werden. Sollten die Autobauer weiterhin das rechtswidrige und klimaschädliche Kältemittel R134a in ihren Neufahrzeugen verwenden, müssen sie für diese Fahrzeuge eine Strafe in Höhe von knapp 700 Euro zahlen, forder t Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Eine schnelle Umsetzung der EU-Richtlinie wäre damit sichergestellt. (hb) o Weitere Informationen und einen Kurzfilm zur EU LIFE+-geförderten Kampagne PRO KLIMA unter: www.autoklimaanlage.info

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er Bund-Länder-Entwurf für ein Endlagersuchgesetz von Ende Januar 2013 schürt nach Überzeugung der DUH erneut den Verdacht, dass es am Ende doch wieder auf den ungeeigneten und politisch diskreditierten Salzstock Gorleben hinauslaufen soll. Der Grund liegt vor allem in der ungeklärten Kostenfrage: Denn die neue Suche wird Milliarden verschlingen, für die die Atomkonzerne aufkommen sollten. Doch ob dies gelingt, ist juristisch umstritten. Deshalb verlangt die DUH eine wasserdichte Formulierung, die erzwingt, dass mehrere Standorte unabhängig von der Kostenfrage erkundet werden. Sonst gerät Gorleben als weitgehend erkundeter Standort automatisch erneut in den Fokus.

Atommüll-Export gesetzlich ausschließen Die DUH fordert darüber hinaus, dass der Export von hoch radioaktivem Atommüll etwa nach Russland als Lösung der deutschen Endlagermisere im Atomgesetz endgültig und unmissverständlich ausgeschlossen wird. Bundesumweltminister Peter Altmaier lässt diese Frage in der parallel zu den Verhandlungen für eine neue Endlagersuche erarbeiteten Änderung des Atomgesetzes (AtG) wei-

ter offen. Die AtG-Novelle stützt sich auf eine EU-Richtlinie (2011/70/EURATOM), die zwar die Endlagerung im Ausland als Ausnahme zulässt, aber keinen Mitgliedstaat dazu zwingt. Die DUH hatte anlässlich einer Anhörung des Umweltministeriums eine definitive Klarstellung gefordert. Altmaier hatte sie zunächst zugesagt und dieses Versprechen bis Mitte März dann doch nicht eingelöst. Dabei hatten die an den Bund-Länder-Gesprächen beteiligten Politiker den Konsens über den absoluten Vorrang der Inlandsendlagerung zuletzt Ende 2011 in einem Grundsatzpapier explizit bekräftigt.

Taktik oder Schwäche? Die Endlagersuche ist ein leidiges Thema: problembelastet, teuer und bisher nicht überzeugend. „Die ohnehin schwierigen Verhandlungen zur Endlagersuche werden durch Altmaiers Hintertürchenpolitik zusätzlich belastet“, sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Michael Spielmann und fragt sich, „ob der Minister taktiert oder sich im eigenen Haus nicht durchsetzen kann?“ Auch der Bundesrat hat die Bundesregierung inzwischen unmissverständlich und mit großer Mehrheit aufgefordert, die Atommüllentsorgung im Inland gesetzlich festzulegen. (gr, cg) o


DUHmarkt

magazin

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Über ihre DUH Umweltschutz-Service GmbH vertreibt die DUH Bücher, Broschüren und andere Materialien zur Umweltbildung. Eine kleine Auswahl stellen wir Ihnen hier vor.

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Lebendige Elbe Prof. Dr. G.Thielcke, Stadler Verlag, 1999, Bildband, 192 Seiten, 180 spektakuläre Farbfotos,  26,80 zzgl.  5,00 Versandkosten Bestell-Nr: 2204

Informationsblätter: Die sechsseitigen Informationsblätter behandeln die wichtigsten Themen des Natur- und Umweltschutzes. Stückpreis 0,50 Euro, bei größeren Abnahmemengen Rabatt auf Anfrage.

„Dieser Atlas ist einzigartig. Er zeigt die globalen Wirkungen unseres Handelns, und er zeigt, wie wir anders leben, produzieren und transportieren können. Wer aktiv sein will, findet hier seine Pflichtlektüre. Gleich morgen früh.“

● Energiesparlampen

(Renate Künast, Bündnis 90/Die Grünen)

● Treibhaus

Erde Geburt des Plopp (4-seitig) ● Amphibien ● Erfolge und Defizite im Vogelschutz ● Biber ● Hornissen ● Spinnen ● Libellen ● Rettet die Wale ● Soziale Faltenwespen ● Kleinwale in Nord- und Ostsee ● Grundwasser ● Aktion Biberschutz ● Lebendiger Neckar ● Lebendige Elbe ● Energie aus lebendigen Wäldern ● Lebendige Werra ● Lebendige Radolfzeller Aach ● Lebendige Donau ● Lebendige Weser ● Die

Atlas der Globalisierung spezial. Klima Le Monde diplomatique (Hrsg.), broschiert, 96 Seiten, über 100 farbige Karten und Schaubilder, taz Verlag, 2008 E 10,00 Bestell-Nr: 2047

Lebendige Seen – Living Lakes Prof. Dr. G.Thielcke, Jürgen Resch, Stadler Verlag, 2000, Bildband, 192 Seiten, spektakuläre Farbfotos,  26,80 zzgl.  5,00 Versandkosten Bestell-Nr: 2056

Mythen der Atomkraft Gerd Rosenkranz Wie uns die Energielobby hinters Licht führt, oekom-Verlag, 110 Seiten, erschienen: März 2010,  8,95 Bestell-Nr: 2075

Unter Strom Ulla Gahn, Pendo Verlag, 2008, broschiert, 200 Seiten; Während andere noch über das Klima debattieren, ergreift Ulla Gahn die Initiative und organisiert Stromwechselpartys bei denen sie alle nötigen Informationen vermittelt. Ein Buch, das Mut macht und zum Mitmachen einlädt. E 16,90 Bestell-Nr: 2067

Warten auf den großen Augenblick Höhepunkte im Leben eines Tier- und Naturfilmers Otto Hahn, Friedrich-Verlag federkultur, 2012, 320 Seiten, Hardcover gebunden, über 300 Fotos  29,90 zzgl.  5,00 Versandkosten Bestell-Nr: 2509

Kaffeebecher mit vier unterschiedlichen Tierzeichnungen: Eichhörnchen, Eisbär, Tukan und Eisvogel

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Für Liebhaber natürlicher Genüsse. Trinken Sie aus den bunten DUH-Tassen! Sie sind nur im Set erhältlich.  25,00 zzgl.  6,00 Versandkosten Bestell-Nr: 7197

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Widerrufsrecht: Die Bestellung kann innerhalb von 14 Tagen bei der Bestelladresse widerrufen werden. Es genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs. Ich bestätige dies mit meiner zweiten Unterschrift.

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Unbekannte Tierart

Die Schnecken kommen! Die Gefleckte Weinbergschnecke aus dem westlichen Mittelmeergebiet breitet sich immer weiter in Deutschland aus – eine Folge des Klimawandels. n von Albert Wotke

„W

as ist denn das? Sieht aus wie eine gewöhnliche Weinbergschnecke, nur kleiner und das Haus dunkel gefleckt.“ Immer öfter wundern sich Naturfreunde aus vielen Teilen Deutschlands über eine neue Mitbewohnerin in Gärten und Parks – die Gefleckte Weinbergschnecke. Dabei ist sie eine der am weitesten verbreiteten Schneckenarten der Welt und stellt keine großen Ansprüche an Futter oder Umgebung. Nur strenge Winter verträgt sie nicht. Und die hat sie hierzulande im Zuge der Klimaerwärmung immer weniger zu fürchten. Cornu aspersum, wie sie zoologisch heißt, ist auf dem Vormarsch. Ob am Bodensee, in Bonn, Mainz oder Niedersachsen – überall wurde sie inzwischen schon gesichtet. Vorwiegend nachts macht sie sich auf die Suche nach Nahrung. An regnerischen Tagen sieht man sie auch tagsüber. Bei ihrer Nahrung ist sie nicht wählerisch: Pflanzen aller Art, ob frisch oder abgestorben, zerraspelt sie mit ihrer harten Reibezunge.

Bei Hitze hilft nur Hüpfen Auch Millionen von Jahren nachdem ihre Vorfahren das Wasser verlassen haben, tragen die Schnecken noch immer einen Mantel aus Wasser mit sich herum. Der Schleim bindet Wasser und das Haus schützt vor Austrocknung. Bei Trockenheit und Hitze kommt ein anderer Fortbewegungsstil zum Einsatz: Die Landschnecke berührt nur mit einem Teil des Fußes den Untergrund, was an der immer wieder unterbrochenen Schleimspur sichtbar ist. Mit diesem „Hüpfen“ reduziert das Tier die erforderliche Schleimmenge.

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Die Gehäuse können sehr unterschiedlich gefärbt und gemustert sein.

Die Gefleckte Weinbergschnecke ist Zwitter, das heißt: Ein Tier produziert sowohl Sperma als auch Eier. Es kann sich aber nicht selbst befruchten. Dazu braucht es einen Partner. Haben sich zwei paarungswillige Schnecken gefunden, befühlen sie sich zunächst ausgiebig und gehen allmählich zu ganzem Körperkontakt über. Sie pressen die Fußsohlen aneinander. Zur sexuellen Anregung stoßen sich die Partner gegenseitig harte


Unbekannte Tierart Noch ist ihre Schale weich und sie bleiben noch eine Weile in der Höhle, bis sie kräftig genug sind, sich in die gefährliche Außenwelt zu wagen. Dort sind sie zahlreichen Fressfeinden wie Igel und Drossel ausgesetzt. So verwundert es nicht, dass eine einzige Schnecke im Jahr bis zu 400 Junge bekommt. Nur so kann die Art erhalten werden. Hat die Gefleckte Weinbergschnecke die Gefahren des Sommers überlebt und bis in den Herbst hinein genügend Nahrung gefunden, zieht sie sich über den Winter in ihr Haus zurück und verschließt es mit einem dünnen, an der Luft trocknenden Schleimhäutchen gegen Austrocknung. Im Gegensatz zu ihrer Verwandten, der gewöhnlichen Weinbergschnecke, die einen festen Kalkdeckel ausbildet, verträgt Cornu Temperaturen unter fünf Grad deshalb nur schlecht. Eine enge Verwandte ist die Weinbergschnecke (Helix pomatia). Sie ist größer, wächst aber langsamer.

„Liebespfeile“ aus Kalk in den Fuß. Damit wird dem Partner ein Hormonsekret injiziert, das die anschließende Begattung vorbereitet. Die Schnecken lassen sich viel Zeit – das Liebesspiel dauert zwischen vier und zwölf Stunden.

Ihre weltweite Verbreitung hängt unmittelbar mit dem Menschen zusammen. Schon die Römer sammelten und züchteten Schnecken und brachten sie in die entlegensten Regionen Europas und Kleinasiens. Später waren sie als Fastenspeise beliebt, denn sie galten nicht als Fleisch und durften auch in der Fastenzeit bedenkenlos gegessen werden. Heute stellt die Gefleckte Weinbergschnecke unter der französischen Bezeichnung „Escargot Petit gris“ den Großteil der französischen Zuchtschnecken dar – im Gegensatz zur als „Escargot de Bourgogne“ bezeichneten großen Weinbergschnecke. o

Die geborenen Eigenheimbesitzer Jede Schnecke gräbt selbst eine Höhle im lockeren Erdreich und legt zwischen 60 und 80 dotterreiche Eier darin ab. Nach wenigen Wochen schlüpfen reiskorngroße Schneckenbabys, die bereits wie Erwachsene aussehen – mit Haus und allem.

Steckbrief Gefleckte Weinbergschnecke (Cornu aspersum) Verwandtschaft Cornu aspersum gehört zur Familie der Schnirkelschnecken aus der Unterordnung der Landlungenschnecken. Die nächste einheimische Verwandte ist die Weinbergschnecke (Helix pomatia). Aussehen, Gewicht und Größe Der Name der Gefleckten Weinbergschnecke rührt von der Färbung und Musterung ihrer Schale her. Auf einer hell gelblichen bis bräunlichen Grundfarbe zeigen sich meist mehrere dunkle Längsbänder, die hell gefleckt sein können. Quer dazu verlaufen hell gelbliche Zickzack-Streifen. Die Schalenoberfläche ist charakteristisch gerunzelt. Lebensraum und Lebensweise Die Gefleckte Weinbergschnecke kommt als Kulturfolger in Garten- und Parkanlagen vor, auch in Dünen, Wäldern, und zwischen Felsen. Im Gegensatz zur gewöhnlichen Weinbergschnecke (Helix pomatia) ist Cornu aspersum nicht unbedingt an Kalkböden gebunden. Selten ist sie in Sumpf- und Waldgebieten, aber auch auf freiem Feld, wo sich nicht ausreichender Schutz gegen Beutegreifer bietet. Stattdessen zieht sie Lebensräume vor, die mit starkem Vegetationsbewuchs ausreichend Schutz bieten. In den Gebirgen kommt Cornu aspersum nur bis zu einer Höhe von 1000 Metern vor. Verbreitung Die Gefleckte Weinbergschnecke ist eine der am weitesten verbreiteten Landschneckenarten der Welt. Ursprünglich im milden Klima des Mittelmeeres und der atlantischen Küstengebiete beheimatet, ist diese Schnecke heute durch Flucht aus Schneckenzuchten und Verschleppung in so weit entfernten Regionen wie Nordamerika (South Carolina, Louisiana und Kalifornien), Südamerika (südlich von Brasilien), Australien und Neuseeland sowie in Südafrika zu finden.

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DUH intern

Prima Klima – ohne Kohle! Als Anti-Kohle-Team verhindern Henrike Wegener und Jürgen Quentin neue Kohlekraftwerke. Auch nach fünf Jahren Arbeit und etlichen Erfolgen kämpfen sie weiter, denn noch immer stammen über 40 Prozent unseres Stroms aus Braun- und Steinkohlekraftwerken.

n In den letzten fünf Jahren stoppte das

Team, gemeinsam mit Bürgerinitiativen und befreundeten Organisationen, mehr als ein Dutzend Kohleprojekte. Als Juristen kennen sie sich aus in Verfahrensfragen mit Bauleitplänen und Emmissionsgenehmigungen und unterstützen mit ihrem Wissen lokale Widerstandsgruppen. Sie organisieren die juristische Opposition und helfen Bürgern geeignete Anwaltsbüros und Sachverständige zu finden. Die bisher verhinderten Kraftwerke ersparen der Atmosphäre jährlich 100 Millionen Tonnen CO2 – der Jahresausstoß von Griechenland. Mittlerweile tragen die beiden ihre Erfahrungen auch in andere Europäische Länder.

verfahren in unterschiedlichen Phasen erforderten ein großes Engagement von Henrike und Jürgen. Gerichtsverfahren waren an der Tagesordnung. Schließlich kam der Durchbruch: Ende 2010 gab der erste Investor auf, eineinhalb Jahre später wurde auch das letzte Projekt eingestellt, gegen das sich die DUH zuletzt mit drei Klagen wehrte.

Der Kampf geht weiter Jürgen Quentin

Stade in Niedersachsen ist der aktuelle Einsatzort für die Anti-Kohle-Aktivisten. Der Chemiekonzern DOW, Deutschlands zweitgrößter Einzelstromverbraucher, plant den Bau eines Steinkohlekraftwerks, um sich damit selbst zu versorgen. Es ist jährlich mit Emissionen von bis zu fünf Millionen Tonnen CO2 zu rechnen, die das Klima erheblich belasten würden.

Brunsbüttel war eine harte Schlacht, denn hier sollten zwei große Kraftwerke entstehen. Parallel laufende Genehmigungs-

Henrike Wegener

Das Anti-Kohle-Team kann viele Erfolge verbuchen, aber es gibt noch einiges zu tun.

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Jürgen Quentin ist Umweltjurist und arbeitet seit Juli 2008 bei der DUH zur Verhinderung neuer Kohlekraftwerke. 1992 gründete er im Allgäu, wo die Umwelt noch in Ordnung ist, eine Lokalgruppe von Greenpeace. Später als Umweltaktivist auf dem Schlauchboot enterte er Gensoja-Frachter, kettete sich an Atomkraftwerke oder blockierte Regierungsgebäude und Botschaften. Bei einem Einsatz südlich von Göteborg landete er sogar hinter „schwedischen Gardinen“. Henrike Wegener studierte Jura und fand 2010 bei der DUH ihr Betätigungsfeld in der Anti-Kohle-Kampagne. Schon direkt nach dem Abitur reiste sie mit einer Diashow im Rahmen der KlimaKampagne “the bet“ durch Europa, um Schüler für den Klimaschutz zu sensibilisieren. Auch während des Studiums engagierte sie sich in diversen Umweltund Klimakampagnen, zuletzt bei den Klimapiraten. Ihre Enttäuschung über den gescheiterten Klimagipfel 2009 in Kopenhagen veranlasste sie, sich der Verhinderung von Kohlekraftwerken zu widmen und hier ihre juristische Ausbildung einzubringen. (cg) o


Menschen für Natur

Sind wir noch zu retten? Der Umweltjournalist Dietrich Jörn Weder erläutert unter dem Titel

Ausschreibung

„Umwelt – Bedrohung und Bewahrung“ die Hintergründe von Klimawandel und globalem Artensterben. Die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) vergibt 2013 zum 18. Mal den n In der komplett überarbeiteten Neu-

auflage berücksichtigt er Lösungsansätze und neue Entwicklungen des Umweltschutzes. Es sind vor allem die Erfolge der Verbände in Deutschland, die ihm Grund zur Hoffnung geben. Dietrich Jörn Weder hat sich in der Umweltszene einen Namen gemacht. Als Journalist, Umweltredakteur und Fernsehkommentator des Hessischen Rundfunks befasste er sich umfassend mit der Thematik. Die Deutsche Umwelthilfe zeichnete ihn 2001 mit dem UmweltMedienpreis für sein Lebenswerk aus.

Schutz für die Lebensgrundlagen künftiger Generationen Sein Blick auf die Zukunft ist zuversichtlich: Die Menschheit kann es mit gemeinsamen Anstrengungen und intelligenten Lösungen schaffen, die Umweltprobleme unserer Zeit zu meistern. Die zahlreichen Fotos und Grafiken lenken den Blick auf die Globalisierung, die Gefährdung des Weltklimas, Zerstörung von Wäldern und Meeren und die alarmierenden Zahlen des Verschwindens von Tier- und Pflanzenarten. Welternährung und –gesundheit sind davon betroffen und der Leser erkennt, dass Umweltschutz unverzichtbar ist, um die natürlichen Lebensgrundlagen künftiger Generationen zu sichern.

Was können wir tun? Trotz nüchterner Betrachtung der Fakten und ohne das bedrohliche Ausmaß von Umweltzerstörung zu beschönigen, kommt das Buch lesbar und motivierend daher. Dietrich Jörn Weder nimmt den Leser mit auf eine erkenntnisreiche und teils erschreckende Weltreise. Er tritt leidenschaftlich für den Naturschutz ein und zeigt, wie aus der Perspektive des Einzelnen die Verantwortung für unseren Planeten mit Leben erfüllt werden kann. (ab) o Umwelt – Bedrohung und Bewahrung Dietrich Jörn Weder, Bonn 2012, 222 Seiten Bundeszentrale für politische Bildung, Zeitbilder Band 14 Für 3 Euro erhältlich bei: Bundeszentrale für politische Bildung Adenauerallee 86, 53113 Bonn Tel. +49 (0) 228 99515-0 (Zentrale) www.bpb.de

■ Bildnachweis: Titelseite: J. Schiersmann/Naturfoto-Online (Eisbär); S. 3: A. Busch; S. 4: K.F.L./ Fotolia (o), GNF-Archiv (m), Scanrail/Fotolia (u); S. 5: A. J. Schmidt (o), Adlerauge1/Fotolia (m), O. Hahn/ hahn-film (u.); S. 6/7: O. Hahn/hahn-film; S. 8: Deutsche Telekom (o), G. Altmann/Pixelio (m), F. Wowra (u); S. 9: J. Barthel/DUH; S. 10: G. Sanders/Fotolia (o), erectus/Fotolia (u); S. 11: A. Münster/DUH; S. 12: EEB (o); P. Lütgebüter/DUH (m.l.), Kzenon/Fotolia (m.r.), M. Neuhaus/Deutsche Bahn AG (u); S. 14: V. Urbazaev/GNF-Archiv; S. 15: GRAN (o), GNF-Archiv; S. 16: GNF-Archiv (l), A. Hafen (r); S. 18: K. Dichtler/Pixelio (l), G. Fiedler/DUH (o,u); S. 19: J. Meiburg (o), Biologische Station Haus Bürgel (u); S. 20: kaeptn-chemnitz/Fotolia (o), Karte: Kartengrundlage GEObasis NRW, ergänzt durch Biologische Station Haus Bürgel, Moa Anette/Pixelio (m), G. Neumeier/Pixelio (Schmetterling), Bodensee-Stiftung (u); S. 22: Biraturaba; S. 23: GNF-Archiv; S. 24: Happy Alex/Fotolia (o),T. Wengert/Pixelio (u); S. 25: by-studio/Fotolia (o), S. Holzmann/DUH (u); S. 26: S. Kugler (o), D. Bartling (m), M. Gloger (u); S. 27: S. Wissel/DUH (o), badenova (m), A. J. Schmidt (u); S. 28: Solar Invest GmbH/Schwäbisch Hall (o), Stadtwerke Haßfurt GmbH (m), ovag Energie AG (u); S. 29: K.Partzsch/DUH (l), eM-punkt digitales Videostudio; S. 30: UBA/G. Hoffmann (l), T. Bethge/Fotolia (r); S. 32: O. Hahn/hahn-film (o,u), M.E.A./ Fotolia (m); S. 33: O.Hahn/hahn-film; S. 34: R. Lehmann (o), A. Unger (u); S. 35: E. Wodicka/Pitopia, bildbaendiger/Pitopia, R. Sturm/Pixelio, m-mausolf.de/Pitopia (v.l.); S. 36: P. Lütgebüter/DUH

UmweltMedienpreis Preisbedingungen Der Preis wird an Journalisten, Filmer, Redakteure, Umweltgruppen, Autoren und Verleger in den Kategorien Printmedien (Zeitung, Zeitschrift, Buch), Hörfunk, Fernsehen und Neue Medien verliehen, die in beispielhafter Weise: n

das Bewusstsein für Umweltgefahren schärfen,

n

umweltbezogene Fragestellungen lösungsorientiert darstellen,

n

Umwelt- und Naturthemen publikumsgerecht vermitteln,

n

Handlungsanreize für den Umwelt-, Natur- und Artenschutz schaffen,

n

Pionierleistungen im Bereich des Umwelt-, Natur- und Artenschutzes bekannt machen,

n

dem Verbraucherschutz zu einem höheren Stellenwert verhelfen.

Preisvorschläge Vorschläge können von Einzelpersonen, Gruppen oder Institutionen eingereicht werden. Eine Eigenbewerbung ist nicht zulässig.

Nominierungen sind bis zum 30. Juni 2013 möglich. Preisverleihung Über die Vergabe des Preises entscheidet der Bundesvorstand der DUH. Der Preis wird in einer öffentlichen Veranstaltung verliehen. Die Ehrung wird bundesweit bekannt gemacht.

Deutsche Umwelthilfe e.V. Erika Blank, Jürgen Resch Fritz-Reichle-Ring 4 78315 Radolfzell Tel. 07732 99 95-90, Fax -77 blank@duh.de; www.duh.de

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Saubere Luft.

» Dafür kämpfen wir! » umweltfreundliche Mobilität » Lebensqualität in Städten » rußfreie Technologie

Helfen Sie uns dabei – als Fördermitglied:

Unterstützen Sie uns mit einer Spende: Konto-Nr.: 81 90 002 BLZ: 370 205 00 Bank für Sozialwirtschaft Köln

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Deutsche Umwelthilfe e.V. Fritz-Reichle-Ring 4 78315 Radolfzell Tel.: 07732 9995-0 Fax: 07732 9995-77 www.duh.de


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