magazin
DU
Deutsche Umwelthilfe e.V. und Global Nature Fund
www.duh.de, www.globalnature.org
1|2017
Grüne Stadt für alle Ohne Bienen keine Vielfalt
Einatmen gefährdet die Gesundheit
Palmöl im Tank? Nein, danke!
3 0 Jahre
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Fairer Genuss 1987 brachte Rapunzel die weltweit erste Bio-Schokolade auf den Markt. Seit damals unverändert: Mit viel Liebe, Sorgfalt und Erfahrung werden kontrolliert biologische und fair gehandelte Zutaten nach alter Herstellertradition zu feinen Schokoladen veredelt. Entdecken Sie jetzt tolle Angebote in Ihrem Bio-Laden!
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Auf ein Wort
Prof. Dr. Harald Kächele Bundesvorsitzender Deutsche Umwelthilfe e.V.
Liebe Leserin, lieber Leser, Umweltbelastungen sind in Deutschland ungleich verteilt. Oft ist es der soziale Status, der darüber entscheidet, ob Menschen verstärkt grauen Betonflächen, Verkehrslärm, Luftschadstoffen und folglich gravierenden Gesundheitsrisiken ausgesetzt sind. Lesen Sie, wie ein Lungenfacharzt die dramatischen Auswirkungen von Diesel-Abgasgiften auf seine Patienten beschreibt. Was wir brauchen, sind umweltgerechte, zukunftsfähige Lösungen und grüne Städte für alle! Das Thema Umweltgerechtigkeit zieht sich als roter Faden aus verschiedenen Blickwinkeln durch das Magazin. Wir wollen auch den Schwächsten der Gesellschaft Zugang zu einer gesunden Umwelt verschaffen, hier bei uns zum Grün in der Stadt, am Tanganjikasee in Afrika zum lebensnotwendigen Wasser. Unser heutiger Lebensstil führt zu einem enormen Anstieg des Ressourcenverbrauchs, ein Beispiel dafür ist der Raubbau am Regenwald zur Gewinnung von Palmöl für unsere Tankfüllung. Auch bei uns führen landwirtschaftliche Monokultur und Überdüngung zu dramatischem Artensterben und dem Verlust der biologischen Vielfalt! Wildbienen stehen beispielhaft für unsere heimischen Bestäuber, die mit ihren, auf bestimmte Blüten spezialisierten Mundwerkzeugen, keine Nahrung mehr finden. Auch wenn Wildbienen auf den ersten Blick nicht so spektakulär wie Panda, Gorilla & Co. erscheinen: Ihr Sterben hat fatale Auswirkungen auf unsere Ernten, auf den Bestand von Pflanzen, Insekten und Vögeln. Was Sie tun können, um Wildbienen zu schützen, lesen Sie in diesem Heft. Wir treten mit unserer Arbeit den mächtigen und finanzstarken Lobbys der Agrar-, Energie- und Autoindustrie wie auch Politikern auf die Füße. Mit unseren zukunftsweisenden Konzepten stoßen wir wichtige technische Innovationen an. Bitte unterstützen Sie diese Arbeit mit einer Spende oder Fördermitgliedschaft – mehr erfahren Sie unter www.duh.de. Ihr
DUH welt 1|2017
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Inhalt
16 20
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In Zahlen
Aktuell 6
Diesel-Fahrverbote ab 2018
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Gesetzesverstöße bei Ikea
6
DUH begleitet Kopernikus-Projekte für die Energiewende
7
Biotopverbund vertagt, Meeresschutz zu schwach
7
AKW-Rückbau kann beginnen
7
Carsharing immer beliebter
Titel 8 Mein Grün, dein Grün Umweltgerechtigkeit ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Städte. Die DUH macht sich stark für urbane Naturräume und Grünstrukturen in allen Teilen der Stadt.
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Immer dreister: die Spritlüge
20 Von Blumen und Bienen 22
16 Regenwald gehört nicht in den Tank Palmöl ist ein hochwertiges Lebensmittel. Für die Beimischung zu Kraftstoffen ist es viel zu kostbar.
Die Stille auf dem Acker Der Global Nature Fund setzt sich für den Schutz der biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft ein.
15 »Feinstaub und NO2 sind Killer.« Norbert K. Mülleneisen, Facharzt für Lungen- und Bronchialheilkunde, im Interview.
Ein See der Superlative Der Global Nature Fund hat den Tanganjikasee zum „Bedrohten See des Jahres 2017“ ernannt.
Stickstoff
Themen 14
18
24
Gärten für die Zukunft
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Raus in die Natur! Eine frisch erschienene Broschüre informiert über Naturerlebnistage für geflüchtete Kinder.
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Gärten der Integration Ein neuer DUH-Wettbewerb für Gartenprojekte, die Geflüchtete einbeziehen.
Inhalt
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28 8 Wohin mit HBCD-haltigen Dämmplatten?
28
Mammutaufgabe Klimaschutz
28
Spielraum für Power-Kids Die Bodensee-Stiftung zeigt Grundschülern, wie Klimaschutz funktioniert.
Unbekannte Tierart 30
Menschen für Natur 32
Ryo Kato „Bedrohte Umwelt“ In ihrer Berliner Geschäftsstelle zeigt die DUH Kunst für die Umwelt.
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DUHmarkt
DUH Intern 34
Der Ingenieur der Flüsse Mit etwas Glück kann man Biber heute wieder in freier Wildbahn beobachten.
»Umweltschutz war bei uns zu Hause schon immer ein großes Thema«
DU DU
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Deutsche Umwelthilfe e.V. und Global Nature Fund
www.duh.de, www.globalnature.org
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Barbara Metz ist seit Jahresbeginn Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin. 34
Impressum
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Neu bei der DUH Andrea Kuper übernimmt die Leitung des Bereichs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Grüne Stadt für alle Ohne Bienen keine Vielfalt
Einatmen gefährdet die Gesundheit
Palmöl im Tank? Nein, danke!
Titelbild: Montage DUH, Fotos: alexandersw (Mohnblume), ArTo (Sozialer Wohnungsbau Berlin)/beide Fotolia.com
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Aktuell
NEUES GROSSPROJEKT
DARAN FÜHRT KEIN WEG VORBEI
Diesel-Fahrverbote ab 2018
DUH-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter demonstrierten zum Gerichtstermin in München.
Im seit 2012 andauernden Rechtsstreit über „Saubere Luft“ in München verkündete der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH) am 1. März 2017 seinen Beschluss: Das höchste bayerische Gericht bestätigt die Zwangsgeldandrohung der Deutschen Umwelthilfe an den Freistaat Bayern und zwingt die Landesregierung zur Vorbereitung von Diesel-Fahrverboten in München bis zum 31.12.2017. Unterstützt wurde die Klage der DUH gegen den Freistaat von der britischen Organisation ClientEarth. Die DUH geht davon aus, dass die Fahrverbote für alle Diesel-Pkw gelten werden. Jüngste Messungen der DUH zeigen auch bei Euro 6-Fahrzeugen Überschreitungen der NOxGrenzwerte von durchschnittlich 700 bis 800 Prozent.
Die grün-schwarze Landesregierung in BadenWürttemberg beschloss am 7. März 2017 eine Regelung, die 2018 in Stuttgart in Kraft treten soll: Bei Feinstaubalarm dürfen Dieselfahrzeuge besonders belastete Straßen der Landeshauptstadt nicht befahren. Allerdings soll es in Stuttgart Ausnahmen geben, unter anderem für Fahrzeuge mit Abgasnorm Euro 6. Auch aus diesem Grund ist der Stuttgarter Vorschlag aus Sicht der DUH vollkommend unzureichend. Nach Einschätzung von DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch werden neben Stuttgart und München auch andere Städte Diesel-Fahrverbote aussprechen: «Wir können aktuell nur davor warnen, einen Diesel-Pkw zu kaufen. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, dass man damit bald in viele deutsche Städte nicht mehr einfahren darf.» (ds)
MÖBELRIESE MACHT ES SICH BEQUEM
DUH begleitet Kopernikus-Projekte für die Energiewende Als zivilgesellschaftlicher Partner ist die DUH seit Ende 2016 an ENSURE, einem von vier sogenannten Kopernikus-Projekten, beteiligt. ENSURE erforscht mit insgesamt 23 Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, wie zukünftige, an die Ziele der Energiewende angepasste Versorgungsstrukturen aussehen können. Förderer der gesamten, auf zehn Jahre angelegten Forschungsinitiative ist das Bundesforschungsministerium. Die DUH wird in dem Projektkonsortium an der sozioökonomischen und ökologischen Bewertung von neuen Netzstrukturen und Technologien mitwirken sowie Schlüsselfaktoren gesellschaftlicher Akzeptanz dieser Strukturen und Technologien im Rahmen der Energiewende herausarbeiten. Ziel ist zu gewährleisten, dass die im Projekt erarbeiteten Lösungen nicht nur aus technischer und ökonomischer, sondern auch aus gesellschaftlicher Sicht die Transformation des Energiesystems angemessen beschreiben. (lb) Weitere Informationen: www.kopernikus-projekte.de
Gesetzesverstöße Ge esetzessveerst bei Ikea Die DUH hat Anfang 2017 Klage beim Landgericht Frankfurt am Main gegen Ikea eingereicht. Ausgerechnet das weltweit größte Einrichtungsunternehmen erfüllt seine gesetzliche Rücknahmepflicht für alte Elektrogeräte nicht, wie DUH-Testbesuche zeigen. Das Unternehmen hat gegenüber der DUH eine Erklärung verweigert, dieses gesetzeswidrige und verbraucherunfreundliche Verhalten zukünftig abzustellen. In Deutschland werden jährlich etwa 1,7 Millionen Tonnen Elektrogeräte in Verkehr gebracht, jedoch nur rund 40 Prozent davon
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ordnungsgemäß gesammelt und anschließend wiederverwendet, recycelt oder entsorgt. Damit die Sammelmengen steigen, haben Verbraucher seit dem 24. Juli 2016 das Recht, ihre alten Elektrogeräte kostenlos bei großen Händlern zurückzugeben. Das Gerät muss eine Kantenlänge von unter 25 Zentimetern aufweisen und die Rückgabe ist nicht an den Neukauf eines Gerätes gebunden. Das Elektro- und Elektronikgerätegesetz verpflichtet Unternehmen ab einer Größe von 400 Quadratmetern Verkaufsfläche für Elektrogeräte zur kostenfreien Rücknahme von Elektroaltgeräten und zur Information der Verbraucher über Rückgabemöglichkeiten. Für den Onlinehandel gilt die Versand- und Lagerfläche. (lh)
Aktuell
SCHLECHTER KOMPROMISS
Biotopverbund vertagt, Meeresschutz zu schwach Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert die Novelle des Bundesnaturschutzgesetzes und fordert Bundesrat und Bundestag zum Nachbessern auf. Der im Februar von der Bundesregierung beschlossene Gesetzentwurf ist unter Zeitnot entstanden und macht zu viele Zugeständnisse an Forschung, Landwirtschaft und sonstige Nutzerinteressen. Das Gesetz räumt den Bundesländern eine unnötig großzügige Frist ein, die zum Verschleppen einer gesetzlichen Vorgabe aus dem Jahr 2002 führt: Bis 2027 haben die Länder nun Zeit, um Biotopverbünde auf 10 Prozent ihrer Fläche umzusetzen. Ulrich Stöcker, Leiter Naturschutz der DUH, sagt: „Dass ein Vierteljahrhundert ungenutzt verstreicht, ist die Konsequenz der fatalen Einsparungen in den Naturschutzverwaltungen der Länder.“
Die Ressorts außerhalb des Bundesumweltministeriums haben sich das Recht gesichert, bei der Ausweisung zukünftiger Meeresschutzgebiete in der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) von Nordund Ostsee mitzubestimmen. Im Gegensatz dazu kann aber das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie Offshore-Windparks ohne Zustimmung des Bundesamts für Naturschutz genehmigen. „Der Meeresschutz steht hinter den Interessen einer unbegrenzten Freizeitfischerei und einer schrankenlosen Forschung zurück. Ihre Naturschutz-Versprechen, die sie auf internationaler Ebene gemacht hatte, löst die Bundeskanzlerin bezüglich Nordund Ostsee nicht ein“, erklärt Stöcker. (jk)
LANGE GESCHICHTE
AKW-Rückbau kann beginnen Ab sofort darf die Preussen Elektra GmbH das Atomkraftwerk Isar 1 rückbauen. Sie hat im Januar 2017 die notwendige atomrechtliche Genehmigung erhalten. Nach derzeitiger Planung soll der Rückbau des Meilers bis zum Jahr 2026 abgeschlossen sein. Als Reaktion auf die Reaktorkatastrophe in Fukushima Daiichi (11. März 2011) hat die Bundesregierung in der Novelle des Atomgesetzes festgeschrieben, dass acht AKWs unmittelbar ihre Betriebsberechtigung verlieren und die verbleibenden neun schrittweise bis spätestens zum Jahr 2022 endgültig abgeschaltet werden müssen; Isar 1 wird das erste sein. DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha MüllerKraenner erklärt: „Nur etwa die Hälfte der europäischen Länder steigt aus der Atomkraft aus. Der 1957 geschlossene Euratom-Vertrag verpflichtet noch heute die Unterzeichner, darunter Deutschland, die friedliche Nutzung der Atomenergie zu fördern. Dieser veraltete Vertrag muss geändert werden, so dass er ausschließlich der Sicherheit dient und den Abbau von AKWs regelt.“ (jk)
Abschaltfristen gemäß Atomgesetz (Quelle: www.bmub.bund.de)
ZWEI SEITEN EINER MEDAILLE
Carsharing immer beliebter Bereits 1,7 Millionen Menschen nutzen Carsharing. Diese Zahlen legte der Bundesverband Carsharing Ende Februar in Berlin vor. Man freut sich über den seit Jahren wachsenden Markt. Aus Umweltsicht hat Carsharing das Potenzial, die Anzahl privat zugelassener Autos zu reduzieren und zur verstärkten Nutzung auch des ÖPNV beizutragen. Das gilt vor allem für Angebote wie die von Flinkster, die ihre Autos an zentralen Orten zur Verfügung stellen. In den vergangenen Jahren ist nun eine andere Form der Autovermietung hinzugekommen. Dabei handelt es sich in Wirklichkeit um „Kurzzeit-Mietwagen“, die in wenigen deutschen Großstädten als ‚Free floating‘ Carsharing um Kunden werben und zukünftig verstärkt öffentlich gefördert werden sollen. Betrieben werden diese innerstädtischen Mietwagen-Angebote von den drei Autokonzernen Daimler (Car2go), BMW (Drive now) und Citroen (Multicity). Sie verteilen die Mietwagen in der ganzen Stadt und erlauben dem Nutzer, das Fahrzeug wiederum auf einem freien Parkplatz abzustellen. Die wachsende Zahl solcher stationsunabhängiger Carsharing-Fahrzeuge in Großstädten ist aus Sicht der DUH jedoch bedenklich, da sie dazu verführt, auch kurze Wege mit dem Auto zurückzulegen und damit das Verkehrsaufkommen in hochbelasteten Innenstädten zu erhöhen. Gäbe es sie nicht, würden viele Nutzer stattdessen mit Bus, Bahn oder Taxi fahren. Statt Mietwagen zu fördern, wären Investitionen in Radwege, Busse, Bahnen und Umwelttaxis dringend geboten. (lh)
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Titel
Mein Grün, dein Grün Nicht jeder kann gleichermaßen von grünen Freiräumen in seiner Stadt profitieren. Aspekte wie Einkommen oder die Wohnsituation führen dazu, dass Menschen unterschiedlichen Umweltbelastungen ausgesetzt sind. Die Deutsche Umwelthilfe engagiert sich für mehr Grünflächen in allen Teilen der Stadt.
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DUHwelt welt 1|2017 1|2017 DUH
Titel
uf einer Blumenwiese entspannen, saubere Luft atmen, Tiere und Pflanzen bestaunen – eine lebendige und vielfältige Umwelt ist wichtig für unser Wohlbefinden und unsere Beziehung zur Natur. Das gilt für Kinder, die den Umgang mit Tieren und Pflanzen erst noch erlernen müssen ebenso wie für Erwachsene. Allerdings haben nicht alle Menschen gleichermaßen Zugang zur Natur. Soziale Faktoren können dazu führen, dass Umweltbelastungen ungleich verteilt sind und manche Menschen häufiger schlechter Luft oder Lärm ausgesetzt sind. Besonders in den großen Ballungsräumen wird immer deutlicher: Wer es sich leisten kann, zieht in grüne Stadtteile. Die Deutsche Umwelthilfe setzt sich seit vielen Jahren dafür ein, dieser ungerechten Verteilung entgegenzuwirken. Unter dem Schlagwort der Umweltgerechtigkeit findet das Thema nicht erst im Wahljahr 2017 Eingang in die politische Debatte; verzahnen sich hier doch Umwelt-, Sozialund Bildungspolitik mit den Fragen nach umweltfreundlicher Energie und körperlicher wie seelischer Gesundheit. Die Umweltministerkonferenz der Länder hat sich bereits im Juni 2016 mit einem Beschluss dafür ausgesprochen, dass überproportionale Umweltbelastungen in Abhängigkeit vom sozialen Status minimiert werden.
A
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Titel Titel
ce sehen. „Das Geld soll aber nicht in architektonisch gestylten Parks landen. Es sollen die städtischen Quartiere gestärkt werden, die es am nötigsten haben. Dort brauchen wir soziale Stadtgarten-Projekte, Naturerfahrungsräume für Kinder und grüne Schulhöfe.“ Die Förderung von Stadtnatur und Sozialraum gehen hier Hand in Hand. „Es ist Zeit, dass die Naturschützer auch an die Menschen in städtischen Betonwüsten denken, für die die Schönheiten unserer Nationalparks unerreichbar sind“, so Spreter.
Grüne Oase mitten in der Stadt: Hack-Museumsgarten in Ludwigshafen
Zu Fuß ins Grüne Studien haben gezeigt, dass insbesondere Menschen, die gleich mehreren Umweltbelastungen ausgesetzt sind, besonders empfindlich auf weitere reagieren. „Wenn Sie in einem Haus wohnen, das mit Schimmelpilzen belastet ist und unten führt die Schnellstraße entlang, sind Sie besonders empfänglich für Reize wie Feinstaub oder Lärm. Das greift Ihre Gesundheit an und senkt die Lebensqualität erheblich“, sagt Robert Spreter, Leiter für kommunalen Umweltschutz bei der DUH. Solche Mehrfachbelastungen werden jedoch in der Stadtentwicklung bisher nur unzureichend berücksichtigt. Hinzukommt, dass sehr alte Quartiere meist nicht mehr an neue Umweltstandards angepasst werden. Eine besondere Bedeutung kommt fußläufig erreichbarem Naturraum zu. Die positiven gesundheitlichen Effekte des Stadtgrüns sind für Menschen in mehrfachbelasteten Quartieren besonders wichtig. Fehlendes Grün 10 DUH welt 1|2017
trifft dort besonders Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien: Sie haben kaum Möglichkeiten, draußen zu spielen und zu toben oder im Alltag Pflanzen und Tiere zu entdecken. „Als Natur- und Umweltschutzverband beobachten wir diese Entwicklung natürlich mit Sorge, Kinder brauchen den Kontakt zur Natur“, so Spreter. Der amerikanische Journalist Richard Louv spricht daher vom Natur-Defizit-Syndrom, wenn Kindern Naturerfahrung fehlt und sie deshalb krank werden.
Gemeinsam Ideen umsetzen Im Rahmen des Weißbuchs „Grün in der Stadt“ legt sich die Bundesregierung derzeit auf Maßnahmen fest, die Städte wieder grüner zu machen. Fünfzig Millionen Euro wird sie in den nächsten Jahren in die Städtebauförderung investieren. Ebenso viel werden je die Kommunen und das Land beisteuern. Ein großer neuer Topf, in dem Spreter und seine Kollegen eine echte Chan-
Partizipation ist wichtig: In Hamm konnten Jugendliche Teile des Lippeparks mitgestalten.
Weidende Schafe in einem Wohngebiet in Leipzig.
Titel
Eine besondere Herausforderung bei der Aufwertung von Stadtquartieren durch mehr Grünräume und Gewässer ist die breite gesellschaftliche Beteiligung. Die langjährigen Erfahrungen der DUH zeigen, wie hoch das Engagement der Menschen sein kann, aktiv zu werden; sei es bei Gartenprojekten, Patenschaften für Baumscheiben oder Beete und vieles mehr. In sozial benachteiligten Quartieren sind die Aktivitäten von besonders hohem Wert, da mit der Stärkung des Grüns und der Möglichkeit der Beteiligung auch das Wohlbefinden und der Zusammenhalt im Quartier gestärkt werden. Wichtig ist dabei eine Kultur der Partizipation auf Augenhöhe. Öffentliche Institutionen schauen hier genau hin: Welche Anwohner sind bereits aktiv? Wie können sie unterstützt werden? Wie ist der Bedarf vor Ort? Viele öffentliche Maßnahmen werden oft über die Köpfe der Menschen hinweg beschlossen und im Nachhinein mit Partizipationsmaßnahmen legitimiert. Das ist kontraproduktiv.
Optimal ist ein Blickwechsel der Verantwortlichen weg von der eigenen Agenda hin zu den Aktivitäten und Bedürfnissen der Menschen.
Zur Nachahmung empfohlen Es existieren bereits gute Beispiele, die die Förderung urbaner Naturräume und Grünstrukturen im Rahmen der Stadtentwicklung stärken. Die DUH macht sie bekannt, damit andere sie nachahmen können. Ein von der DUH als Grün-Sozial ausgezeichnetes Modellquartier ist GladbeckBrauck (NRW) mit seinem renaturierten Hahnenbach, der noch vor Kurzem als offener Abwasserkanal in einem Betonbett durch ein Wohngebiet floss (DUHwelt 2/2016). Heute ist der Hahnenbach Erholungs- und Begegnungsort für die Anwohner und Naturerfahrungsraum für Kinder und Jugendliche. Umweltgerechtigkeit ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Gesellschaft. Während für viele Menschen Lebensqualität mit Autos,
» Es ist Zeit, dass die Naturschützer auch an die Menschen in städtischen Betonwüsten denken, für die die Schönheiten unserer Nationalparks unerreichbar sind. « Robert Spreter, Leiter Kommunaler Umweltschutz
Bild oben: Auszeichnung des Modellquartiers GladbeckBrauck für die Renaturierung des Hahnenbachs zum Erlebnisraum für Alt und Jung.
Flugreisen oder schnellem WLAN verknüpft ist, sind es vielmehr Faktoren wie Ruhe, frische Luft und die Schönheit der Natur, die als Maß für ein gesundes und gutes Leben gelten müssen. Durch die zunehmende Verstädterung und stark ansteigende Immobilienpreise besteht die Gefahr, dass die letzten Grünräume genau in jenen Gebieten überbaut werden, in denen sie am dringendsten gebraucht werden. Hier ist es an der Politik, solche Fehlentwicklungen zu verhindern und alle Möglichkeiten zu nutzen, um die Lebensbedingungen aller zu verbessern. Mehr Informationen zur Arbeit der DUH im Bereich „Umweltgerechtigkeit“: www.duh.de/umweltgerechtigkeit
DUH welt 1|2017 11
In Zahlen
STICK
TOP 5 Städte der NO -Überschreitung 2
(Jahresmittelwert in Mikrogramm pro Kubikmeter; Quelle: UBA, NO2-Jahresmittelwert 2016)
1. Stuttgart Am Neckartor 2. München Landshuter Allee 1. Stuttgart Hohenheimer Straße 3. Reutlingen Lederstraße Ost 4. Kiel Theodor-Heuss-Ring 5. Köln Clevischer Ring
82 µg/m³ 80 µg/m³ 76 µg/m³ 66 µg/m³ 65 µg/m³ 63 µg/m³
Stickstoff ist ein Grundbaustein der Natur und findet sich in Luft, Wasser und Boden, in Pflanzen und Tieren und auch im Menschen. Alle brauchen Stickstoff zum Überleben. Auf unserem Planeten überwiegt der reaktions-
NO2
NO
N2O
Stickstoffdioxid
Stickstoffmonoxid
Lachgas
Kiel
Köln
Lachgas gelangt vor allem über Düngung in die Atmosphäre.
Durch Verbrennungsprozesse im Verkehr, der Industrie und der Energiewirtschaft entstehen giftige Stickstoffoxide.
➟
München
Reutlingen
➟
Stuttgart
Stickstoffoxide schädigen Atemwege und Ökosysteme.
Lachgas ist 298-mal so wirksam wie CO2 und heizt den Klimawandel an
10.600 vorzeitige Todesfälle in Deutschland durch Überschreitung der Stickstoffgrenzwerte in der Atemluft. (Quelle: EEA)
Hauptverursacher der Stickstoffbelastung in Deutschland
Haber-Bosch-Verfahren
1910
wurde das HaberBosch-Verfahren zur Ammoniaksynthese zum Patent angemeldet. Diese Erfindung greift massiv in den Stickstoffkreislauf ein:
9% Abwasser, Oberflächenablauf
15 % Industrie, Energie
1960
63 % Landwirtschaft
13 % Verkehr
(Quelle: UBA 2016, unveröffentlicht)
12 DUH welt 1|2017
Seit den er Jahren wird Kunstdünger großindustriell hergestellt und das weltweit enorme Bevölkerungswachstum begann. Kunstdünger ist wesentlich an den Einträgen von Stickstoff in die Erdatmosphäre beteiligt.
In Zahlen
STOFF
Der mit Abstand größte Stickstoffverursacher ist die Landwirtschaft.
träge elementare Stickstoff. Doch durch menschliche Aktivitäten gelangen immer mehr reaktive Stickstoffverbindungen wie Nitrat, Ammoniak oder Stickstoffdioxid in die Umwelt. Ihr Überschuss bedeutet eine erhebliche Belastung für Mensch und Natur.
NO3
Ammoniak
Nitrat
Reaktiver Stickstoff
NH3
Die Produktion von Lebensmitteln trägt damit einen entscheidenden Anteil am globalen Stickstoffüberschuss. Und dennoch werden pro Jahr
11 Millionen Tonnen Lebensmittel in Deutschland weggeschmissen.
7
➟
Feinstaub führt zu Atemwegserkrankungen
Im Durchschnitt produziert jeder Deutsche damit etwa
82 Kilogramm Lebensmittelabfälle pro Jahr, wovon 47 % vermeidbar wären.
Schädliche Auswirkungen
Eutrophierung und Saurer Regen zerstören die Ökosysteme
Nitrat gelangt von Äckern und Wiesen in Oberflächen- und Grundwasser
➟
➟
Durch den Menschen verursacht
Ammoniak entsteht durch die Zersetzung von Gülle und organischen Stoffen
Millionen Tonnen verursachen die privaten Haushalte (ca. 61 %).
Nitrat belastet Flüsse, Seen, Meere und das Grundwasser
(Quelle: Kranert u.a. 2012)
So viel Gramm Stickstoff werden freigesetzt bei der Produktion von einem Kilo • Rindfleisch
3 Tipps für weniger Stickstoff im Alltag 1.
2.
Weniger Fleisch essen und Lebensmittelabfälle vermeiden.
✓
Auf nachhaltige Mobilität setzen.
✓ 3.
364 Durch menschliches Handeln weltweit produzierter reaktiver Stickstoff ist zwischen 1900 und 2005 um ca.
740 % angestiegen. (1 Teragramm (TG) = 1 Mio. Tonnen)
185 TG
Strom sparen und aus erneuerbaren Energien beziehen.
✓
25 TG 1900
2005
(nach Galloway et al., 2003)
• Geflügelfleisch
79 • Getreide
13 • Kartoffeln
3 • Obst und Gemüse
2 (Leip et al., 2013, Angaben beziehen sich auf EU)
DUH welt 1|2017 13
Themen
Verkehr
Immer dreister: die Spritlüge Verbraucht auch Ihr Auto mehr Kraftstoff, als der Hersteller er versprochen hat? Mit dem Problem sind Sie nicht allein.
in Autokauf bringt häufig eine böse Überraschung mit sich: Der reale Spritverbrauch hat meist wenig mit dem zu tun, was im Verkaufsprospekt steht. Durchschnittlich weichen die Angaben der Hersteller um mehr als 40 Prozent von der Realität ab – auf Kosten der Autobesitzer und der Umwelt. Das Prinzip dahinter: In Deutschland bedeutet ein geringer Verbrauch auch eine geringere Kfz-Steuer. Für den Kunden ist ein vermeintlich sparsames Auto also gleich mehrfach attraktiv: Es spart Steuern und Sprit, zudem ist es besser fürs Klima. Bei der Steuer geht die Rechnung auf, denn die Behörden übernehmen ungeprüft die Verbrauchszahlen, die ihnen die Autobauer nennen. Die fehlenden Kontrollen laden die Hersteller geradezu ein, ihre Verbrauchsangaben zu schönen. Doch der betrogene Autobesitzer muss dann an der Zapfsäule tiefer in die Tasche greifen als gedacht. In der Regel wiegt die Steuerersparnis die höheren Tankkosten nicht auf.
E
2001
Während die Angaben der Hersteller im Jahr 2001 durchschnittlich um 9 Prozent unter dem wahren Verbrauch lagen, ist die Abweichung im Jahr 2015 auf durchschnittlich 42 Prozent angewachsen. Das belegen Untersuchungen der Forschungsorganisation International Council on Clean Transportation (ICCT).
Die Bundesregierung schaut weg Die DUH weist seit Jahren auf die Diskrepanz zwischen den ausgewiesenen und realen Werten hin und fordert ein Durchgreifen der Politik. Denn: Die Autohersteller sind nach EU-Verordnung dazu verpflichtet, ehrliche und auf der Straße nachvollziehbare Verbrauchsangaben zu machen. Doch weder das Verkehrsministerium noch das Kraftfahrt-Bundesamt unterbinden die illegalen Machenschaften. Sie verweigern behördliche Nachmessungen, Korrekturen von Falschangaben und wirkungsvolle Sanktionen bei Betrug. Aus Sicht der DUH sollte
2015
9%
42% 14 DUH welt 1|2017
eine neutrale Prüfstelle für Nachmessungen idealerweise beim Umweltbundesamt angesiedelt werden. Die DUH setzt sich in der neu gestarteten EU-Kampagne „Get Real“ gemeinsam mit der Organisation Transport & Environment (T&E) für verlässliche, realistische Spritverbrauchsangaben ein. T&E und DUH fordern eine offizielle Anlaufstelle, an die sich Autokäufer beim Verdacht einer Spritlüge wenden können und die ihnen bei der Durchsetzung ihrer Rechte hilft. In Deutschland kann jeder Autohalter bei nachweislich erhöhtem Spritverbrauch von über 10 Prozent die Rückabwicklung des Kaufs und Schadenersatz verlangen. Grundlage dafür ist jedoch nicht eine Messung auf der Straße, sondern im Labor. (el, jk) ■ Weitere Informationen: www.get-real.org Im Rahmen des LIFE-Programms von der EU-Kommission gefördert.
Der Betrug wird immer größer! Mittlerweile verbrauchen Fahrzeuge bis zu 42 Prozent mehr Sprit, als die Hersteller angeben.
Interview
»Feinstaub und NO2 sind Killer.« Norbert K. Mülleneisen ist seit 21 Jahren Facharzt für Lungen- und Bronchialheilkunde in Leverkusen. Er sieht die gesundheitsschädlichen Auswirkungen schlechter Luft täglich an seinen Patienten – und verklagte deshalb den Automobilkonzern VW.
Herr Mülleneisen, welche Auswirkungen haben Feinstaub und Stickoxide auf unsere Gesundheit? Feinstaub und NO2 sind Killer. Es sterben laut WHO jährlich 3 Millionen Menschen allein an Erkrankungen, die durch die Belastung der Atemluft mit Feinstaub verursacht werden. NO2 wird in der Lunge durch chemische Veränderungen zu Salpetersäure. Es kommt zu Schleimhautreizungen und lokalen Entzündungen in den Bronchien oder den Lungenbläschen. Das reicht bis zu verstärkten Ablagerungen in den Blutgefäßen und einer erhöhten Thromboseneigung.
genentzündungen, Herz-Kreislauferkrankungen und Herzinfarkten, aber auch zu Mittelohrentzündungen, niedrigem Geburtsgewicht und Frühgeburten.
Aus medizinischer Sicht: Welche Maßnahmen müssen ergriffen werden, um die Menschen wirkungsvoll vor Gesundheitsgefahren zu schützen? Herr Dobrindt sollte schleunigst die Autohersteller verpflichten, die vereinbarten Grenzwerte endlich einzuhalten! Man muss nur den Betrügern von VW und Co das Hand» Ich habe früher werk legen. Filter und technische Lösungen sind doch längst vorhanden. Ich kann nicht Zigarettenrauch für viel warten, bis die Bundestagswahl vorbei ist. Welche Symptome beobachten Sie bei Ihren schlimmer gehalten als Meine Patienten sterben jetzt. Herr Dobrindt Patienten? ist ab sofort für diese Toten verantwortlich. Ich habe in meiner Leverkusener Praxis einen Dieselmotor. « Die Fakten liegen auf dem Tisch. Wer jetzt zwei- bis dreimal so viele Krankenhaus-EinNorbert K. Mülleneisen, Facharzt noch zögert, die Maßnahmen zu ergreifen, um weisungen und akute Verschlechterungen der für Lungen- und Bronchialheilkunde die Gesundheit der Menschen zu schützen, ist chronischen Lungenerkrankung COPD wie meine ein Verbrecher. Die DUH hat viele Vorschläge Kollegen in Nordrhein. Wenn alle anderen Fakgemacht, die sofort umsetzbar wären. Warum zögert das Verkehrstoren – wie Alter, Geschlecht und Raucherstatus – in Leverkusen ministerium? annähernd gleich sind wie bei meinen Kollegen, muss doch in Leverkusen etwas anders sein als in Rest-Nordrhein. Das kann für Was würden Sie Menschen in den belasteten Gebieten raten? mich nur der Autoverkehr sein. Das vielbefahrene Leverkusener Es gibt Städte, da können Sie eigentlich nur wegziehen. LeAutobahnkreuz liegt mitten in der Stadt. verkusen ist ein guter Ort zum Sterben. Ich will aber, und viele meiner Patienten müssen auch, in Leverkusen weiter wohnen. Können diese Krankheiten auch chronisch werden? Bevor man rausgeht, sollte man den Wetterbericht anhören, Ja! Ich habe früher Zigarettenrauch für viel schlimmer gehalPollenflug, Ozonwarnung, Kälte, Wind und Inversionswetterlagen ten als einen Dieselmotor im Leerlauf. Das ist leider nur richtig beachten. Meiden Sie vielbefahrene Straßen. Frühsport besser für den Feinstaub eines Dieselmotors auf dem Prüfstand. Nicht wenn wenig Verkehr ist, als zur Rushhour. Gut lüften, insbesonim normalen Betrieb! Dass Zigaretten chronisch krankmachen, dere Kerzen und offenes Feuer meiden. Kaminöfen mit aktueller ist inzwischen Allgemeinwissen. Leider wird man auch chronisch Abbrand-Technik ausrüsten und Feuerungsanlagen regelmäßig krank durch Feinstaub und NO2. warten. Auf Husten oder Luftnot achten und gegebenenfalls einen Arzt aufsuchen, um einen Lungenfunktionstest zu machen. Wer ist besonders betroffen von den Effekten hoher Luftver■ schmutzung? In vielbefahrenen Straßenschluchten mit wenig Luftaustausch ist die Belastung am höchsten. Gerade Kinder, ob im Fahrradanhänger oder als Fußgänger, sind wegen ihrer Größe und des geringen Die Fragen stellte Peter Feldkamp, Abstandes zum Auspuff besonders gefährdet. Sie können einen Projektmanager bei der DUH. Lungenschaden für ihr ganzes Leben davontragen. Auch sind Allergiker und Asthmatiker besonders betroffen. Es kommt zu einer Förderer: Die Deutsche Umwelthilfe Verschlechterung der Lungenfunktion, zu einem verminderten engagiert sich mit Lungenwachstum bei Kindern, zu mehr und schlimmeren Allergien ihrem Projekt „Right to und Asthma. Auch zu Lungenkrebs, zu Atemwegsinfektionen, LunClean Air“ für saubere Luft.
DUH welt 1|2017 15
Themen
Nachhaltiger Konsum
Regenwald gehört nicht in den Tank Für das Geschäft mit dem Palmöl wird vor allem in Südostasien und Zentralafrika Raubbau an den letzten Regenwäldern betrieben. Gibt es nachhaltige Alternativen?
DUHwelt welt 1|2017 1|2017 16 16 DUH
Themen
twa ein Drittel der Bundesrepublik Deutschland wäre von Plantagen bedeckt, würde man alle Ölpalm-Kulturen der Welt zusammenlegen. Die Ölpalme gedeiht jedoch ausschließlich in tropischen Regionen. Indonesien ist der größte Lieferant: Rund die Hälfte des weltweit hergestellten Palmöls kommt von dort. Malaysia und andere Nachbarländer in Südostasien produzieren ebenfalls große Mengen.
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Fairer BioPalmanbau und -Verarbeitung schaffen mehr Arbeitsplätze als konventionelle Ölmühlen – eine Einkommensquelle für Kleinbauern und ihre Familien.
Palmöl versteckt sich fast überall Palmöl ist aus dem Alltag kaum wegzudenken: Es steckt im Brotaufstrich, in der Tütensuppe und in der Hautcreme. Es steckt im Futter für Schweine und Geflügel und sogar im Sprit. In der EU gelangen etwa 40 bis 45 Prozent der gesamten Palmöl-Importe als Beimischung in Biosprit. Die Grundlage dafür ist die EU-Biokraftstoffquote: Sie verpflichtet die Mineralölkonzerne, dem Sprit Pflanzenöl-Anteile beizumischen. An der Tankstelle zapft man also oft auch Palmöl, ohne es zu wissen. Der billige Rohstoff eignet sich gut zum Beimischen; ein anderes häufig zugefügtes Pflanzenöl basiert auf Raps. Dieselmotoren schlucken hierzulande das meiste Palmöl, Bioethanol für Benziner – zum Beispiel der Biosprit E10 – spielt eine kleinere Rolle. In noch geringeren Mengen wandert Palmöl in die Stromproduktion. „Zum Verbrennen ist dieses hochwertige Öl zu wertvoll“, betont Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH. „Der Regenwald gehört nicht in den Tank.“ Die DUH macht sich bei den Gesetzgebern auf bundesdeutscher und europäischer Ebene dafür stark, dass Palmöl nicht mehr als Energieträger genutzt wird. Die derzeitige Novellierung der Erneuerbare Energien-Richtlinie der EU bietet aus Sicht der DUH einen günstigen Zeitpunkt, das Beimischen von Palmöl zu Dieseltreibstoff zu beenden. „Wir starten 2017 eine Kampagne und wenden uns an Politiker und große europäische Mineralölunternehmen“, sagt Müller-Kraenner. Die DUH will durchsetzen, dass in Deutschland Palmöl ausschließlich auf den Tisch kommt: am besten als nachhaltig zertifiziert. Für diese wichtige Arbeit brauchen wir die Unterstützung unserer privaten Spender.
gegenüber Sonnenblumen und sieben Mal mehr als Soja. Deshalb macht es aus ökologischer Sicht keinen Sinn, im Lebensmittelsegment komplett auf Palmöl zu verzichten. Auf seinem Palmöl-Forum hat Rapunzel Naturkost die Legauer Erklärung initiiert, ein Positionspapier zu nachhaltigem Palmöl. Rapunzel und sechs weitere Unterzeichner, darunter die DUH, stellen darin umfassende Forderungen an Ministerien und öffentliche Einrichtungen auf. Ein Kernpunkt auch hier: Palmöl soll nicht im Energiesektor genutzt werden. Weitere wichtige Punkte zielen auf Naturschutz, Klimaschutz und soziale Aspekte. Der Anbau soll nicht in großflächigen Monokulturen stattfinden, Regenwald muss erhalten bleiben. Auch Torfböden dürfen nicht in Agrarflächen umgewandelt werden, denn dabei werden klimabelastende Gase wie CO2 frei. Dass Landnutzungsrechte und Sozialstandards für die Mitarbeiter beachtet werden, fordern die Unterzeichner gleichermaßen. Die Herkunft des Palmöls muss nachvollziehbar sein. Rapunzel Naturkost hat 1993 den weltweit ersten PalmölBioanbau auf den Weg gebracht. Heute bezieht der Bio-Pionier Palmöl von zwei Lieferanten in Ghana und Ecuador. Sie sind mit Rapunzel über das Hand in Hand-Programm verbunden, das Bio, fairen Handel und Rückverfolgbarkeit garantiert.
Welche Wahl hat der Verbraucher?
Auf Palmöl verzichten? Der Frage nach nachhaltigem Palmöl muss sich auch die Lebensmittelbranche stellen. Rapunzel Naturkost, ein langjähriger Partner der DUH, will zur Aufklärung beitragen und hat im Herbst 2016 zu einem Palmöl-Forum an den Unternehmensstandort Legau (Allgäu) eingeladen. Die Deutsche Umwelthilfe begrüßt solche Diskussionen, denn viele Verbraucher sind verunsichert. „Palmöl ist ein hochwertiges Lebensmittel. Wollte man es grundsätzlich gegen andere Pflanzenöle austauschen, würde man die Probleme verlagern oder sogar verschlimmern“, sagt Müller-Kraenner. Denn Palmöl ist unschlagbar, was den Flächenertrag angeht. Die Ölpalme liefert einen weit höheren Ertrag pro Hektar als andere Kulturen: knapp die dreifache Ölmenge im Vergleich zu Raps, das Vierfache
Ein Siegel, das Verbrauchern einen hohen Nachhaltigkeitsstandard signalisiert, gibt es derzeit für Palmöl leider nicht. Die Kriterien des RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil) stellen nur einen schwachen Mindeststandard dar. Bio-Palmöl wird umweltschonend angebaut und verarbeitet. Während der konventionelle Ölpalm-Anbau den Ökosystemen hochgiftige Pestizide zumutet, kommen Bioproduzenten mit naturschonenden Methoden aus. Sie legen zudem Wert darauf, dass Lebensräume für Tiere und Pflanzen, Regenwald- und Klimaschutz umfassend respektiert werden. Untersuchungen von NGOs belegen, dass die Biobranche beim Palmöl darüber hinaus soziale Komponenten auf freiwilliger Basis weitgehend mitberücksichtigt. Müller-Kraenner rät: „Achten Sie bei Palmöl-Produkten auf die Bio-Zertifizierung!“ Wer zusätzlich noch auf ein Siegel achtet, das fairen Handel garantiert, hat das Palmöl mit dem höchsten Standard in seinem Einkaufskorb. (jk) ■ DUH welt 1|2017 17
Themen
Naturschutz
Ein See der Superlative Der Tanganjikasee ist das größte Süßwasserreservoir Afrikas. Er zieht sich mitten durch Afrika, entlang der vier Anrainerstaaten. Doch die Übernutzung seiner natürlichen Ressourcen kann er nicht verkraften. Der Global Nature Fund ernannte den Tanganjikasee deshalb zum „Bedrohten See des Jahres 2017”.
Das Land macht Platz für einen tiefblauen Riss. Selbst aus dem Weltraum ist das Format des Tanganjikasees beeindruckend: 673 Kilometer lang, 72 Kilometer breit. Ganz Brandenburg hätte in ihm Platz. Er umfasst fast 17 Prozent des gesamten freien Oberflächentrinkwassers unserer Erde. Rund 1.470 Meter misst seine tiefste Stelle. Hier gibt es fossiles Wasser, das noch nie auf Tageslicht traf. Der Tanganjikasee ist Lebensgrundlage für 10 Millionen Menschen und rund 1.500 Tier- und Pflanzenarten, fast die Hälfte davon kommen nur hier vor. Doch diese Lebensader droht, dem Raubbau nicht länger Stand zu halten.
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Bis der letzte Fisch gefangen ist Im Westen gehören die Ufer zur Demokratischen Republik Kongo, im Osten zum Staatsgebiet Tansanias. Kleinere Anteile fallen Burundi und Sambia zu. Die rapide wachsende Bevölkerung in allen vier Ländern lässt den See unter der Belastung ächzen. Zehn Millionen Menschen, die Nahrung brauchen, sauberes Trinkwasser und ein Dach über dem Kopf. Sie alle ringen dem See Fisch um Fisch, Uferstreifen um Uferstreifen ab. Immer mehr natürliche Habitate fallen der Landwirtschaft und dem Wohnungsbau zum Opfer. Intensive und ungeeignete Anbaumethoden führen zur Verschlechterung der Böden und zu Erosion.
Als Folge werden mit dem Oberflächenwasser große Mengen an Schwebstoffen in den See gespült und Sedimentierung wird zu einem immer größeren Problem. Durch die Bodenverschlechterung sinkt die landwirtschaftliche Produktivität, und fruchtbares Land wird immer knapper. Was das Land nicht mehr hergibt, suchen viele auf dem Wasser. Bereits jeder Zehnte hier ist direkt von der Fischerei abhängig. Die Konsequenzen sind Überfischung und ein dramatischer Rückgang der Fischbestände. Zwischen 1995 und 2011 sank in Burundi der gesamte Fangertrag um 25 Prozent, während sich die Anzahl der Fischer vervierfachte.
Themen
Sauberes Trinkwasser ist selten. Schüler an einer Wasserentnahmestelle in Burundi.
Eingetragene Sedimente im See.
Kleine Schritte für einen großen See Es scheint leicht, die Menschen vor Ort für die Probleme des Sees verantwortlich zu machen. Doch Alternativen bleiben ihnen oft nur wenige. Viele kleine Schritte sind notwendig, um die Bedingungen am See zu verbessern. Das weiß auch Udo Gattenlöhner, Geschäftsführer des Global Nature Fund (GNF). Er und sein Team arbeiten gemeinsam seit Jahren mit der burundischen Naturschutzorganisation Biraturaba zusammen. Für das Dorf Gitaza, das 26 Kilometer südlich der burundischen Hauptstadt Bujumbura am Ufer des Tanganjikasees liegt, planen die beiden
Organisationen 2017 ein weiteres Trinkwasserprojekt. „Die Dorfbewohner leiden unter Mangel an sauberem Trinkwasser und sind häufig krank, da sie das Wasser aus dem See ohne jegliche Reinigung verwenden müssen. Unser gemeinsames Projekt setzt genau hier an und soll die Lebensbedingungen verbessern. 800 Haushalte und 2.800 Schülerinnen und Schüler der beiden ansässigen Schulen sowie ein Gesundheitszentrum sollen mit sauberem Wasser versorgt werden. Unser Ziel ist es, ein effektives Management der Trinkwasserinfrastruktur durch die Gemeinde Gitaza zu schaffen, unterstützt durch die kommunale Wasserbehörde“, sagt Gattenlöhner. Der Tanganjikasee ist nicht nur vor Ort unersetzlich. Der Erhalt dieses enormen Süßwasserspeichers ist gleichzeitig auch global von Bedeutung. Die vier Anrainerstaaten gehören jedoch zu den ärmsten Ländern der Welt. Sie allein können das Mammutprojekt Tanganjikasee nicht stemmen. Auf lokaler Ebene wurde zwar bereits eine Kooperationsbehörde eingerichtet, die Lake Tanganyika Authority, deren Sekretariat in Bujumbura liegt. Doch viele unterschiedliche Gesetze und Verordnungen müssen zu einem nachhaltigen Managementplan zusammengeführt werden. Es braucht die Zusammenarbeit der weltweiten Staatengemeinschaft, um den Tanganjikasee als Quelle des Lebens zu erhalten. ■
(lh, bs, aw)
Fische werden zum Trocknen in der Sonne ausgelegt.
Die Projektarbeit des Global Nature Fund wird unterstützt von:
Stiftung Ursula Merz
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Themen
Naturschutz
Von Blumen und Bienen Hummeln, Bienen und andere Blütenbesucher sind Naturschützer. Als Bestäuber leisten sie einen unverzichtbaren Beitrag zur biologischen Vielfalt. Die DUH setzt sich für ihren Schutz ein.
omfortabel reist das Honigbienenvolk mit seinem Imker zum Rapsfeld oder in die Obstplantage. Dagegen haben die wilden Bienen es schwer: Sie müssen ihre Nahrungsquellen selbst finden. Doch auf Äckern und Wiesen sind bunte Blumen selten geworden, denn Wildkräuter vertragen weder viel Dünger noch häufige Mahd.
K
Nicht allein auf Nahrung kommt es an: Bodennistende Wildbienen brauchen ungestörte, vegetationsfreie Flächen.
In den großflächigen Monokulturen auf unseren Äckern sind Kornblume, Klatschmohn und Ackerwinde kaum mehr geduldet. Gegen Düngung, intensive Bodenbearbeitung und Herbizide haben sie keine Chance. Für Wildbienen, Schmetterlinge und manch andere Blütenbesucher, etwa Fliegen und Käfer, hat das dramatische Folgen: Sie finden zu wenig Pollen und Nektar in der eintönigen Agrarlandschaft. Direkt bedroht sind sie, wenn Insektizide angewendet werden.
Glänzende Bienen und haarige Brummer Rund 560 Wildbienen-Arten gibt es in Deutschland. Per Gesetz stehen alle unter besonderem Schutz. Zur Wildbienen-Familie gehören kleine, unbehaarte, metallisch gefärbte Tiere, verschiedenfarbig behaarte Arten, bis hin zu großen, laut summenden Pelzträgern – den Hummeln.
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Unter den wilden Bienen sind die solitär lebenden Arten die zahlreichsten. Jede dieser Einsiedlerbienen legt ihre Eier an einem eigenen Nistplatz ab und sorgt allein für ihre Brut. Je nach Art baut sie ihr Nest in Pflanzenstängel, Lehmwände oder in offene sandige Böden. Daneben gibt es auch Wildbienen, die in kleinen Kolonien nisten und sogar Arten, die quasi als „Kuckucksbienen“ ihre Eier in die Nester fremder Bienenarten legen, um von deren Brutpflege zu profitieren. Hummeln bilden ebenso wie Honigbienen Staaten; je nach Art leben 50 bis 600 Tiere zusammen.
Monotonie macht arm Mehr als die Hälfte unserer heimischen Wildbienenarten gilt als gefährdet im Bestand. Ursache dafür ist der Wandel in der Kulturlandschaft. Den Wildbienen fehlen Ackerrandstreifen mit artenreicher Vege-
Themen
Gartentipps für Wildbiene & Co.
Bevorzugen Sie im Garten und auf dem Balkon ungefüllte Blüten. Nur sie liefern Pollen und Nektar.
Kostbarer Bienenfleiß
Gönnen Sie Ihrem Garten wilde Winkel mit heimischen Gehölzen – damit es summt & brummt.
Auch blühendes Gemüse (wie die Zwiebel) bietet leckeres Futter für Wildbienen & Co.
Zukunft für Natur
tation, magere Wiesen und störungsfreie, offene Böden als Niststandorte. Die Deutsche Umwelthilfe setzt sich deshalb für eine naturschonendere Landwirtschaft ein. Weniger Einsatz von Stickstoffdüngern und Insektiziden sind wichtige Ziele. Darüber hinaus wollen wir ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Landwirte, die eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt fördern und damit auf Erträge verzichten, einen finanziellen Ausgleich brauchen. Mit unserem Projekt Agora Natura wollen wir einen Marktplatz für solche Ökosystemleistungen schaffen. Im vergangenen Jahr haben wir mit einem Zuschuss das „Netzwerk blühender Bodensee“ der Bodensee-Stiftung unterstützt. Dank dieser Hilfe konnten Blühbotschafter ausgebildet werden, die nun gezielt für artenreiche Flächen eintreten und über Bienenschutz aufklären. Auch auf den Balkon oder in den Garten kann man Bienen locken: Wer einfach blühende statt gefüllte Blumen bevorzugt und keine Gifte einsetzt, schafft ein Nahrungsangebot für die Bestäuber. Abgestorbene Stängel von Stauden und Gehölzen dürfen im Naturgarten über Winter stehen bleiben; Ritzen entlang von Wegen und
Phacelia (Bienenfreund) eignet sich gut als Gründüngung im Gemüsebeet und liefert reichlich Bienen-Nahrung.
Patenurkunde
© monikagi/Fotolia
In einer Landschaft mit reichem Blütenangebot und ohne Agrarchemie gibt es mehr Hummeln und Wildbienen.
Nur mit Hilfe von blütenbesuchenden Insekten können jemals Früchte wachsen und Samen gedeihen: Sie bestäuben die weiblichen Blütenorgane mit dem männlichen Pollen, helfen den Pflanzen also bei der Fortpflanzung. Auch wir Menschen profitieren unmittelbar: ohne Biene kein Apfel, keine Tomate und auch kein Rapsöl. Zwar sind Honigbienen die zahlreichsten, doch Wildbienen sind gleichfalls unersetzliche Bestäuberinnen. Ab März sind vor allem die robusten Hummeln schon bei niedrigen Temperaturen unterwegs; sie fliegen noch im Oktober. Bienen und Hummeln, Schmetterlinge und andere Wildbestäuber garantieren unsere Ernten. Der Weltrat für biologische Vielfalt IPBES schätzt, dass Bestäuber mit ihrer Dienstleistung in der Nahrungsproduktion weltweit zwischen 235 und 577 Milliarden US-Dollar erwirtschaften. Doch nicht allein für Kulturpflanzen haben die Blütenbesucher eine enorme Bedeutung, sondern für den gesamten Naturhaushalt. Auch Klatschmohn und Kornblume überleben nur, wenn Insekten sie bestäuben. Ohne Bienen keine Biodiversität. (jk) ■
Max Spender unterstüt zt mit einer Wildbienen-Patenschaft n Umwelthilfe die Aktivitäten der Deutsche dschaften. zum Schutz von Kulturlan Radolfzell, März 2017
Wildbestäubern helfen!
Zukunft für Natur
Mauern laden Wildbienen zum Nisten ein. Als Bienenhotel dienen Holzklötze mit Bohrungen oder Bündel von Pflanzenstängeln.
Prof. Dr. Gerhard Thielcke Prof. Dr. Harald Kächele e.V. Vorsitzender Deutsche Umwelthilfe
Bei all unserem Tun bietet uns eine starke Lobby der Agrarindustrie die Stirn. Nur wenn wir es schaffen, dass Politiker, Entscheider, Landwirte und die Bürger verstehen, was hier auf dem Spiel steht – nur dann können wir den Wildbienen und anderen Bestäubern wirklich helfen. Bitte unterstützen Sie uns dabei mit it Ihrer Spende oder noch wirksamer mit einer Bienenpatenschaft – schon hon ab 5 Euro im Monat. Die Patenschaft eignet sich auch als Oster-Geschenk, chenk, mit Urkunde für den Beschenkten.
Ganz herzlichen Dank! Weitere Gartentipps für Sie unter: www.duh.de/wildbiene Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft Köln IBAN: DE45 3702 0500 0008 1900 02 | BIC: BFSWDE33XXX
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Themen Themen
Artenschutz
Die Stille auf dem Acker Biologische Vielfalt sucht man auf deutschen Äckern vergebens. Politik und Industrie haben jahrzehntelang die heimischen Arten aus der Landwirtschaft vertrieben. Der Global Nature Fund arbeitet seit vielen Jahren an der Rückkehr der Artenvielfalt – doch die Zahlen sind alarmierend.
„Der stumme Frühling“ von Rachel Carlson erschien 1962 – ein aufrüttelndes Werk über Agrochemie und die Folgen für die Biologische Vielfalt. Über 50 Jahre danach ist eingetreten, was die Autorin beschrieb: Die Hälfte aller Vogelarten der Agrarlandschaft wird immer seltener und früher häufige Arten sind heute Sorgenkinder der Vogelschützer. Tobias Ludes, Projektmanager des EU LIFE BioStandards-Projektes, sieht das mit Sorge: „Heute leben nur noch halb so viele Feldlerchen in Deutschland wie zu Beginn der 1980er Jahre, von 100 Rebhühnern sind nur mehr sechs übriggeblieben. Agrarpolitik und Agrarindustrie haben Jahrzehnte alles dafür getan, um der Vielfalt in der Kulturlandschaft den Garaus zu machen. Und ein Weizenacker ist so biodivers wie der Parkplatz beim Discounter.“ Dabei wisse man sehr gut, 22 DUH welt 1|2017
was Feldlerche und Rebhuhn brauchen: vielfältige Fruchtfolgen, ausreichend breite Randstreifen und Extensivierung von Grünland – und möglichst wenig Agrochemie. Agrarumweltmaßnahmen der EU haben bislang keine Trendwende erreicht, obwohl hier seit 2007 mehrere Milliarden Euro aus EU-Regionalfördertöpfen investiert wurden. Ob die seit 2015 verbindlichen GreeningMaßnahmen die dringend benötigte Verbesserung bringen, bleibt abzuwarten.
Neue Methoden für alte Herausforderungen Die gute Nachricht: Die Experten des GNF treffen oft auf offene Ohren und den Wunsch nach Unterstützung. Seit fünf Jahren stehen Fachleute des GNF in ganz Europa und darüber hinaus mit Landwirten auf deren Feldern, beraten verarbeitende
Betrieben und die Lebensmittelindustrie ebenso wie den Einzelhandel, Anbauberater und Zertifizierer. Das Thema: Wie kann man die Biologische Vielfalt retten? Viel Arglosigkeit begegnet ihnen bei den Beteiligten, die das Fehlen von Feldlerche und Rebhuhn wohl bedauern, aber keinen Zusammenhang zum Handeln erkennen. Eine Herausforderung in der Arbeit liegt darin, Landwirte wie Konzerne mit den richtigen Werkzeugen zu bedienen. Hat ein Großkonzern eine Nachhaltigkeitsabteilung, so finden eine Landwirtin und ein Landwirt zwischen Weihnachten und Silvester vielleicht Muße, um sich mit einem „Biodiversitätsaktionsplan“ zu befassen. Dafür ist der Anspruch hier sehr groß: konkrete Maßnahmen mit sichtbarem Erfolg in relativ kurzer Zeit – das sind die Parameter für Menschen, die Anpacken und schnelle Entscheidungen gewöhnt sind. Die Arbeit mit standardisierenden Or-
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ganisationen erfordert gute Abstimmung mit etlichen Beteiligten, Testphasen mit Pilotbetrieben und Gremienbeschlüsse. „Dafür ist die Wirkung enorm, wenn ein Standard die Kriterien angepasst hat: bei der nächsten Re-Zertifizierung müssen dann alle Betriebe den Vorgaben entsprechen – 100 Prozent Fortschritt für die Biologische Vielfalt“, so Ludes.
Supermärkte bei Lieferanten nachfragen, wie Landwirte Produkte anbauen und ob diese aus China, der Uckermark, Nordhessen oder dem Markgräfler Land kommen. Der Verbraucher kann auch die Biologische Vielfalt retten und Discounterparkplatz wie Weizenacker, zu einem Lebensraum machen. Also: Starting with the man in the mirror! (ts) ■ Förderer:
Der Mensch im Spiegel Die schlechte Nachricht: es ist nicht so einfach. Gerade in komplexen Systemen sind auch die Beziehungen komplex. Der Landwirt schielt auf Preis und Menge, Verarbeiter müssen die Kriterien der Lebensmittelindustrie einhalten und einwandfreie Qualität liefern. Diese müssen im Markt bestehen und die Renditeerwartungen von Aktionären erfüllen. Die Marktmacht der Großen ist begrenzt und damit der Durchgriff auf Verarbeiter und Landwirte, die sich ihrerseits nicht auf einen Abnehmer verlassen. Eines hören die Experten des GNF von allen Seiten: „Wir machen das, weil es der Verbraucher und die Öffentlichkeit wollen.“ Am Ende stehen also wir Verbraucher, die die billigsten Produkte kaufen – Wein, Tütensuppe, Bananen – und damit in Kauf nehmen, dass am Ende nichts für die Biologische Vielfalt übrigbleibt. Am Supermarktregal fällt die Entscheidung, was die
Bodenbrüter wie die Feldlerche werden immer seltener.
Petersilie im Bioanbau: Dr. Thomas Schaefer, Leiter Naturschutz beim GNF, und Nina Ligons, Projektmanagerin Qualitätsinitiative bei Nestlé Deutschland AG, bei einer Feldbegehung.
AUSSCHREIBUNG 2017 Die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) vergibt dieses Jahr zum 22. Mal den UmweltMedienpreis für herausragende journalistische und schriftstellerische Leistungen im Themenfeld „Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen“.
Nominierungen bis 31. Mai 2017
Die Auszeichnung soll Ansporn und Förderung sein für Autorinnen und Autoren, die sich mit der Zukunft der Erde, mit Chancen und Risiken künftiger Entwicklungen für Mensch und Natur auseinandersetzen, die dafür das Interesse
vieler Menschen wecken und sie für die Bewahrung der Natur begeistern. Die Ehrung findet traditionell in Berlin statt.
Die Kandidatinnen und Kandidaten müssen vorgeschlagen werden. Alle Informationen zur Einreichung und In zum UmweltMedienpreis finden Sie unter: www.umweltmedienpreis.de Wir danken der Telekom Deutschland für die freundliche Unterstützung.
Deutsche Umwelthilfe e.V. | Erika Blank, Philipp Turri | Fritz-Reichle-Ring 4 | 78315 Radolfzell | Tel. +49 (0) 7732 9995-90 | blank@duh.de | turri@duh.de DUH welt 1|2017 23
Themen
Machen Sie mit! Es gibt zahlreiche Beiträge, mit denen jeder im eigenen Garten der Biologischen Vielfalt und dem Klima helfen kann: • Machen Sie Ihren Garten zum Wassersparer: Wählen Sie an den Boden und Trockenheit angepasste Gemüse- und Obstsorten. Auch sparsame Bewässerungsmethoden sind hilfreich. Wassergefüllte und im Beet eingegrabene PET-Flaschen, in deren Deckel man kleine Löcher bohrt, bieten den Pflanzen einen Vorrat, aus dem sie sich selbst bedienen können.
Umweltbildung
Gärten für die Zukunft Nicht allein naturschonendes Gärtnern, sondern vielmehr nachhaltige Lebensstile sind das Anliegen des DUH-Projekts „Gärten für die Zukunft“. Praxisnah vermittelt es, welche Beiträge jeder Einzelne leisten kann.
äen und Ernten, Kompostieren und Bewässern – jeder Handgriff in einem Garten hängt mit der biologischen Vielfalt und der Erderwärmung zusammen. Das DUH-Projekt „Gärten für die Zukunft“ will dies sichtbar machen: In Zusammenarbeit mit 25 Bildungseinrichtungen haben Kinder, Jugendliche und Erwachsene gemeinsam vier Modellgärten naturnah angelegt. Im Garten als praxisnahem Lernort haben sie Wesentliches über den Erhalt der biologischen Vielfalt, über Ressourcen- und Klimaschutz gelernt. Im Rahmen des Projekts hat die DUH das Handbuch „Gärten für die Zukunft“ veröffentlicht, das nicht nur Tipps zum umweltschonenden Gärtnern gibt, sondern auch umfassend über dessen Bezüge zu den planetaren Grenzen informiert.
S
Mehr als ein Garten Das Gärtnern im öffentlichen Raum einer Stadt, das Urban Gardening, ist im Kommen: Es gibt wieder mehr Schulgärten, und in Städten gründen sich Gartennetzwerke 24 DUH welt 1|2017
und Urban Gardening-Projekte. Wer in solch einem Garten aktiv ist, kommt schnell mit Fragen der nachhaltigen Entwicklung in Kontakt. In diesen Garten-Projekten geht es um aktive Teilhabe und ein faires Miteinander. Der gemeinwohlorientierte Garten soll einen Gegenpol zum kommerziellen Streben in der Gesellschaft bilden. Mit Informationsangeboten und dem eigenen Tun wollen die urbanen Gärtner die Wertschätzung von Nahrungsmitteln stärken. Deren lokale oder globale Herkunft oder die Folgen von Lebensmittelverschwendung werden thematisiert. So dienen die Gärten der Weiterverbreitung von Wissen. Das DUH-Projekt „Gärten für die Zukunft“ hat vier solche Gemeinschaftsgärten in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt initiiert und begleitet. Sie stehen Bürgerinnen und Bürgern offen und haben gezielte Angebote für Gartenbau-Auszubildende entwickelt.
• Das Mulchen mit organischen Materialien wie Rasenschnitt, Brennnesseln oder Laub vom Vorjahr hat mehrfachen Nutzen. Es fördert einerseits die Bodenlebewesen, andererseits beschattet es den Boden und verbessert seine Fähigkeit, Wasser zu speichern. • Verwenden Sie keinen Torf, denn für seine Gewinnung werden Moore unwiederbringlich zerstört. Moore sind nicht nur einzigartige Lebensräume für spezialisierte Tier- und Pflanzenarten, sondern auch CO2-Senken. Alternativen für Torf sind Kompost, Kokosfaser, Holzfaser und Rindenhumus. • Nutzen Sie Mischkulturen zum Schutz vor Pflanzenkrankheiten und -schädlingen: Günstige Nachbarn sind zum Beispiel Knoblauch und Erdbeere sowie Salat und Möhre. Achten Sie auf einen Fruchtwechsel im nächsten Gartenjahr.
Themen
• Bauen Sie alte Obst- und Gemüsesorten an. So tragen Sie dazu bei, deren Genpool zu erhalten. Auch bei Gehölzen, Stauden und Kräutern gibt es solche alten Sorten, die oft robuster gegenüber Trockenheit und Schädlingen sind. Sie finden sie zum Beispiel auch auf PflanzenTauschbörsen.
Neue Broschüre
Raus in die Natur! Eine von der DUH geförderte Broschüre ermuntert dazu, Naturerlebnistage für geflüchtete Kinder anzubieten. Freude und Bewegung stehen dabei im Mittelpunkt.
Ganz einfach Kind sein. In Wald und Wiese ist das leichter als in engen Unterkünften.
• Legen Sie einen Kompost an und achten Sie dabei auf optimale Bedingungen für die Würmer, Asseln und Mikroorganismen, die darin leben. Sie brauchen gleichmäßige Feuchtigkeit, gute Belüftung, abwechslungsreiche Kost und ausgewogene Temperaturen. In den Kompost-Kreislauf gelangen Garten- und Küchenabfälle; am Ende liefert der reife Kompost Humus und Dünger für Beete, Baumscheiben oder Ra■ senflächen. (jk)
Gärten für die Zukunft Wie können wir handeln?
Kostenfrei zu bestellen unter: info@duh.de Förderer:
Sind die wilden Tiere gefährlich?
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atur tut gut – ganz besonders in Zeiten schwieriger Lebenssituationen! Im Wald und in der Wiese ist es oft leichter, ganz einfach Kind zu sein“, sagt Angela Klein, Autorin der BUND-Broschüre „Raus in die Natur - Naturerlebnistage des BUND mit Kindern aus geflüchteten Familien“. Sie hat solche Erlebnistage im Rahmen eines Projekts des BUND-Ortsverbands Radolfzell gestaltet. In der Broschüre trägt die Naturpädagogin Tipps zusammen, die Vereine und Initiativen zum Nachahmen einladen. Die DUH hat das Projekt finanziell unterstützt. Wie spricht man Flüchtlingsfamilien an? Zunächst beantwortet die Broschüre solche organisatorischen Fragen. Wie viele Kinder können teilnehmen und wie groß muss das Betreuerteam sein? Wie lernt man fremdsprachige Namen? Sprachhürden werden ebenso thematisiert wie Haft- und Unfallversicherung.
In einzelnen Kapiteln nach Jahreszeiten sortiert, gibt die Autorin konkrete Anregungen für Inhalte und Methoden: Kreativangebote, der Umgang mit Werkzeug, Bewegungsspiele sowie Unternehmungen zu Heimat- und Naturkunde. Besonders die Tiere sind spannend für die Kinder. Alle Tierspuren geben Anlass zu Geschichten, etwa eine Feder oder ein Fuchsbau sowie die vom Wildschwein aufgewühlte Erde. Anhand von mitgebrachten Büchern kann man den Kindern Abbildungen dieser Tiere zeigen, rät Klein. Die Broschüre berichtet auch von spezifischen Erfahrungen: So vermuteten einige Kinder etwa wilde Löwen und Bären in der Natur. Aus den engen Flüchtlingsunterkünften brachten sie Spannungen und alte Konflikte mit. Oder sie waren in der Gruppe erstmals gefordert, mit Kindern unterschiedlicher Herkunft und Hautfarbe zu kooperieren. (jk) ■
Die digital erschienene Broschüre können Sie kostenfrei herunterladen unter: www.bund-radolfzell.de
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Themen
Wettbewerb
Gärten der
Integration
oden lockern und Kompost verteilen, Gemüse anbauen und Werkzeuglager zimmern – Gartenarbeit vermag es auf einzigartige Weise, ein Gefühl von Heimat zu vermitteln. Kaum ein Ort ist besser geeignet, um miteinander ins Gespräch zu kommen und Kontakte zu knüpfen. Daher leisten Klein- und Gemeinschaftsgärten, die ihre Anbauflächen für geflüchtete Menschen öffnen, einen wichtigen Beitrag zur Integration der Menschen, die derzeit in Deutschland Schutz vor Krieg und Perspektivlosigkeit suchen. Solche „Gärten g
B
der Integration“ lädt die DUH ein, in der Gartensaison 2017 am gleichnamigen Wettbewerb teilzunehmen. Bewerben können sich alle Projekte und Initiativen, die geflüchtete Menschen einbeziehen oder von ihnen initiiert wurden: Kleingärtnervereine, Gemeinschaftsgärten und Interkulturelle Gärten, Gärten auf dem Gelände von Flüchtlingsunterkünften etc. Im Juni, September und November wird jeweils ein Projekt als „Garten der Integration“ ausgezeichnet und erhält ein Preisgeld von je 500 Euro. (sw) ■
Einsendefristen: 15. Mai 2017 15. August 2017 17 31. Oktober 20
Recycling
Wohin mit HBCDDas giftige Flammschutzmittel HBCD darf seit 2016 nur noch in Ausnahmefällen eingesetzt werden. In früheren Jahrzehnten hat man millionenfach Dämmplatten verbaut, die dieses Gift enthalten. Wohin mit dem Zeug, wenn man es heute im Zuge einer Gebäudesanierung ausbaut?
Wettbewerbsfragebogen und weitere Informationen: www.duh.de/gaerten-der-integration Kontakt: Deutsche Umwelthilfe | Silke Wissel | Teamleiterin Stadtnatur Tel.: 07732 9995-65 | E-Mail: wissel@duh.de Kooperationspartner: ● ● ● ●
anstiftung Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. Deutsches Rotes Kreuz e.V. Malteser Hilfsdienst e.V.
Förderer:
H welt 1|2 1|2017 | 017 177 26 DUH
ie kleinen weißen Kügelchen, aufgebläht und luftig, haben es in sich. Meist unter dem Namen Styropor gehandelt, wird das Material zu Platten geformt oft für die Dämmung von Gebäuden eingesetzt. In der Fachsprache heißen solche aufgeschäumten Kunststoffe EPS (expandiertes Polystyrol). Dank seiner hervorragenden Dämmeigenschaft hat Polystyrol ab den 1960er Jahren eine grandiose Karriere in der Baubranche erlebt. Doch leider ist das Material brennbar. Deshalb behandelte man es mit dem hochgiftigen Flammschutzmittel HBCD (Hexabromocyclododecan).
D
Themen
haltigen Dämmplatten? Entsorgungsnotstand und Preisfalle „HBCD beeinträchtigt das menschliche Nervensystem sowie die Fruchtbarkeit und wird als krebserregend eingestuft“, erklärt DUHRecyclingexperte Thomas Fischer. Solange die Dämmplatten in einem Haus verbaut sind, wirkt HBCD nicht schädlich. Werden die Polystyrolplatten jedoch in der Umwelt entsorgt oder falsch gelagert, so kann das Gift freigesetzt werden, sich in der Nahrungskette anreichern und schädlich auf Organismen wirken. Seine Verwendung in jeglichen Produkten wurde deshalb am 22. März 2016 in Europa faktisch verboten. Im Zuge der Energiewende werden nun vermehrt Gebäude saniert und Dämmplatten ausgebaut; so fallen in Deutschland jedes Jahr mehr als 40.000 Tonnen HBCD-haltige Abfälle an. Per gesetzlicher Regelung darf dieser Sondermüll seit Ende September 2016 nicht mehr in den Bau-Mischcontainer gelangen. Stattdessen müssen die gefährlichen Abfälle dokumentiert, getrennt erfasst und gesondert abtransportiert werden. Doch niemand will sie haben.
Über den Bau-Mischcontainer gelangten die Abfälle bislang in herkömmliche Müllverbrennungsanlagen. Mit der neuen Einstufung von HBCD-haltigen Dämmplatten als gefährlicher Abfall ist diese Praxis nun nicht mehr möglich. „Die Verbrennung der giftigen Dämmplatten ist nur noch mit Genehmigung zulässig. Nur wenige Anlagenbetreiber bemühen sich um die Genehmigung zur Verbrennung von HBCD-belasteten Dämmmaterialien“, betont Fischer. Die Folge: Die Entsorgungspreise schnellten in astronomische Höhen. Handwerksbetriebe und Handelskammern beklagen unzumutbare finanzielle Belastungen und auf den Baustellen stapeln sich tonnenweise zwischengelagerte Polystyrolplatten.
HBCD bleibt giftig Ende 2016 hat die Bundesregierung einem einjährigen Moratorium zugestimmt, um den aktuellen Notstand zu lösen. Die HBCD-haltigen Dämmplatten dürfen nun auch wieder in Abfallverbrennungsanlagen entsorgt werden, die nicht für Sondermüll
zugelassen sind. „Das ist rückwärtsgewandt und löst das Problem nicht. Politik und Baubranche haben es versäumt, das Recycling als ernsthafte Option in Erwägung zu ziehen“, sagt DUH-Experte Fischer. Er fordert, Kapazitäten für ein hochwertiges Recycling aufzubauen. Durch chemische Verfahren kann das HBCD aus den Polystyrol-Kunststoffen ausgeschleust werden, danach sind die gereinigten Werkstoffe wieder wieder nutzbar und alternativ, zum Beispiel als Hartplastik, einsetzbar. Für die Dämmung sind nachwachsende Rohstoffe, wie Cellulose oder Stroh, die umweltbewusstere Variante.. Recycling ist nicht nur ressourcenschonender als die Verbrennung der Polystyrolplatten, sondern könnte als weitere Entsorgungsoption zukünftige Preisexplosionen verhindern. „Der Aufbau von Recyclinganlagen für HBCD-haltige Kunststoffe ist besonders wichtig, weil die Chemikalie auch in Produkten der Elektro-, Haushaltsund Automobilindustrie steckt.“ (jk) ■
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Themen
Energiewende
Mammutaufgabe Klimaschutz Bisher liegt der Fokus der Energiewende in Deutschland auf der Energie-Erzeugung. Im Stromsektor ist die treibhausgasneutrale Erzeugung bereits auf den Weg gebracht. Darüber hinaus muss die Bundesregierung aber auch die Verbrauchsseite stärker regeln. Das bedeutet jedoch weit mehr als nur Energiesparen.
irksamer Klimaschutz kann nicht ohne Sektorenkopplung funktionieren. Ohne eine gemeinsame Anstrengung in den Sektoren Strom, Wärme und Verkehr wird Deutschland seine Treibhausgas-Emissionen nicht bis 2050 um 95 Prozent senken können. Die Deutsche Umwelthilfe fordert deshalb von der Politik entsprechende Lenkungsmaßnahmen.
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Den Verbrauch senken und klimafreundlich Heizen Ein Drittel der energiebedingten Treibhausgas-Emissionen entsteht hierzulande beim Heizen. Bis 2050 müssen alle Gebäude CO2neutral werden. Dieses Ziel ist durchaus erreichbar: Zunächst müssen bessere Anreize für die energetische Sanierung geschaffen werden. Denn alte, schlecht gedämmte Gebäude verlieren viel Wärme über Fenster, Dach und Fassade. Außerdem müssen Alternativen zum Heizen mit fossilen Energieträgern forciert
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werden: Über Wärmenetze lassen sich neben Tiefengeothermie und Solarthermie auch industrielle Abwärme oder KraftWärme-Kopplung auf Basis erneuerbarer Energien nutzen. Immer wenn man Wärme durch Strom erzeugt, muss dieser aus erneuerbaren Quellen stammen. Elektrische Wärmepumpen könnten schon kurzfristig viel CO2 einsparen. Damit sie zum Zuge kommen, muss jedoch ein großes Hindernis ausgeräumt werden: die höhere Belastung von Strom mit Steuern und Abgaben gegenüber der Konkurrenz – Öl und Gas.
ÖPNV und Fahrradverkehr stärken Gewaltiges CO2-Einspar-Potenzial bietet auch der Verkehr: Hier gab es unter dem Strich seit Ende der Neunziger Jahre keine Fortschritte, denn das steigende Verkehrsaufkommen machte die durchaus vorhandenen Effizienzgewinne wieder zunichte. Deshalb brauchen wir eine radikale Mobilitätswende mit Investitionen in die „Stadt
der kurzen Wege“ mit mehr Rad-, Fußgänger- und öffentlichem Verkehr. Nicht zuletzt muss jeder bei sich selbst ansetzen und die Alternativen zum Auto nutzen. Die Politik muss für klare Vorgaben sorgen, um CO2-Ausstoß und Energiebedarf im Verkehrssektor deutlich zu senken. Dazu gehört auch, dass Autobauer Modelle anbieten müssen, die Kraftstoff sparen. Ziel muss es sein, den Energieverbrauch so weit zu senken, dass wir den verbleibenden Bedarf mit Strom aus erneuerbaren Quellen abdecken können. Für eine wirksame Förderung alternativer Antriebsarten ist jedoch zusätzlich der Abbau bestehender Subventionen für fossile Kraftstoffe, namentlich den Diesel, erforderlich. Fern- und Güterverkehr müssen auf die Schiene. Dazu brauchen wir ein Sonderinvestitionsprogramm zum Ausbau und zur vollständigen Elektrifizierung des Schienenverkehrs sowie mehr fairen Wettbewerb zwischen den Verkehrsträgern.
Themen
Energie und Klima
Spielraum für Power Kids Oft wissen schon die Kleinen: Energie soll man sparen und das Klima schützen! Aber wie geht das genau? Die Bodensee-Stiftung zeigt Kindern im Grundschulalter, was sie beitragen können.
ie wichtigste Botschaft des Projekts „Power Kids“: Jeder kann mit anpacken! Mit ihrem Projekt wendet sich die Bodensee-Stiftung an Grundschulklassen, darunter auch Kinder mit besonderem Förderbedarf. Unter Anleitung von Projektmanagerin Antje Föll erkunden die Schülerinnen und Schüler zunächst, woher Strom und Wärme kommen. Sie lernen Solar- und Biogasanlagen oder eine Hackschnitzelheizung kennen. „Unsere Exkursionsziele liegen immer nah am Wohnort, damit die Kinder genau das sehen, was um sie herum passiert. Außerdem achte ich darauf, dass alle Kinder die angebotenen Informationen mit ihren individuellen Fähigkeiten erfassen können“, erklärt Föll ihren Ansatz. Denn schließlich sollen die Kinder Ideen für klimaschonendes Handeln im eigenen Alltag entwickeln und umsetzen. Die praxisnah und anschaulich gestaltete Umweltbildung bietet die BodenseeStiftung seit drei Jahren in Süddeutschland an. In sechs Städten und Gemeinden waren
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Ganzheitliche Energiewende Für eine ganzheitliche Energiewende brauchen wir bis 2030 einen Anteil von mindestens 65 Prozent Erneuerbaren Energien im Stromsektor. Der Zuwachs am Strombedarf in den Sektoren Wärme und Verkehr könnte damit regenerativ gedeckt werden. Am Ende lässt sich die Sektorenkopplung auf diesen Nenner bringen: Der Anteil von Strom im Gesamtenergiesystem muss weiter steigen, dieser Strom muss „sauber“ sein, wir brauchen Speichermöglichkeiten, und über ein modernes Netz muss der Strom dorthin gelangen, wo er gebraucht wird. Daneben bleibt aber auch das Energiesparen unverzichtbar. Strom-, Wärme- und Verkehrswende: Jedes einzelne dieser Vorhaben ist für sich schon ein Großprojekt. Doch nur wenn wir alle drei anpacken, können wir das Mammutprojekt „Klimaschutz“ stemmen. (ds, pa) ■
bereits rund 300 Kinder als Power Kids unterwegs. Zurück im Klassenzimmer suchen sie nach Gelegenheiten, Energie zu sparen. Konstanzer Grundschüler haben Gutscheine an Familie und Freunde verschenkt: Emil spielte am Wochenende Schach statt Playstation, Laura und ihre Familie lasen sich Geschichten vor und schalteten so lange das Handy aus. Statt eines Fernsehnachmittags hat Jana sich eine gemeinsame Fahrradtour gewünscht. Antje Föll zeigt den Kindern auch, wie sie auf den Klimaschutz aufmerksam machen können. Anhand ihrer Impulse kreieren die Fünf- bis Zehnjährigen themenbezogene Texte, Bilder und Objekte. Mit der Ausstellung ihrer Kunstwerke lenken die Kinder geschickt die Aufmerksamkeit auf Beispiele für klimaschonende Lösungen im eigenen Umfeld. (jk) ■
Was haben Holzhackschnitzel mit dem Klima zu tun? Diese Kinder wissen es.
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Unbekannte Tierart
Ingenieur der
Flüsse
Biber waren in Deutschland fast ausgerottet, strenge Schutzmaßnahmen haben die hochbegabten Schwimmer gerettet. Mit etwas Glück kann man heute wieder Biber in ihrer natürlichen Umgebung beobachten. ■ von Melanie Fessler
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einen ersten und einzigen Biber habe ich Anfang der 2000er bei einer Kanu-Tour auf der Peene gesehen, im heutigen DUH-Projektgebiet am Stettiner Haff. Früh morgens tauchte ein Bibermännchen plötzlich vor unserem Boot auf. Es hob kurz den Kopf, tauchte elegant unter und verschwand wieder im Wasser. Fortan hielten wir nach einer Biberburg am Flussufer Ausschau. Leider sind wir dem Tier nicht mehr begegnet und auch woanders habe ich nie wieder einen Biber in freier Wildbahn gesehen.
Feinde, schlägt er ihn auf den Boden oder die Wasseroberfläche, um Artgenossen zu warnen. Wie bei anderen Nagetieren sind die Vorderzähne stark vergrößert. Die Außenseite der vier Schneidezähne ist orangerot gefärbt und besonders widerstandsfähig. Die dahinter liegenden Zahnschichten sind weicher. Daher schleifen sich die Schneidezähne ständig schräg ab und sind optimal für das Nagen an Holz geeignet. Sie wachsen ein Leben lang nach.
Wieder weit verbreitet
Biberpaare bleiben sich ein Leben lang treu. In den ersten Monaten des Jahres balzen sie und paaren sich anschließend im Wasser. Im Frühjahr werden zwei bis vier Junge geboren, die stark behaart sind und schon sehen können. Die Mutter säugt die Kleinen etwa ein Vierteljahr, zusätzlich fressen sie bereits mit zwei Wochen pflanzliche Nahrung. Ein paar Wochen später unternehmen die Jungtiere gemeinsam mit den Eltern erste Ausflüge. Schwimmen können sie von Geburt an, nur das Tauchen klappt noch nicht sofort. Bis zu zwei Jahre bleiben die Jungen im Revier der Eltern. Ihr Territorium markieren erwachsene Tiere mit „Bibergeil“, einem Sekret der Analdrüse. Heute sind die Tiere durch das Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. Denn die Jagd hat den Biber in den vergangenen Jahrhunderten fast ausgerottet. Die Felle wurden im Mittelalter international gehandelt und zu Bekleidung verarbeitet; das Fleisch
Dabei sind Biber hierzulande dank Jagdverbot, Wiederansiedlungsprojekten und Flussrenaturierungen wieder weit verbreitet. Einst in letzte Reviere an der Mittleren Elbe zurückgedrängt, sind die faszinierenden Nagetiere in wasserreichen Gebieten ganz Ostdeutschlands, aber auch im Westen des Landes, vor allem in Bayern wieder heimisch geworden. Mit einer Körperlänge von 80 bis 100 Zentimetern, einem rund 30 Zentimeter langen Schwanz und dichtem dunkelbraunem Fell sieht der Biber imposant aus. Die Tiere ernähren sich vegetarisch und werden bis zu 30 Kilogramm schwer. Der dichte Pelz bewahrt beim Tauchen die Luft und wirkt wie eine natürliche Isolation gegen Wasser und Kälte. Sein nackter, breiter Schwanz dient dem Biber als Fettreserve und zur Navigation im Wasser. Nähern sich 30 DUH welt 1|2017
Dem Partner immer treu
Unbekannte Tierart
durfte auch an Fastentagen gegessen werden, denn per Papstdekret zählten Biber zu den Fischen. Gegen allerlei „nervöse Leiden“ verwendete man Bibergeil.
Der Biber schafft so auch neuen Lebensraum für viele andere Tierund Pflanzenarten. Wo er Bäume fällt, entstehen neue Lichtungen, auf denen Pionierpflanzen Fuß fassen. Zu Recht wird dem Biber nachgesagt, ein echter Landschaftsgestalter zu sein. ■
Kunstvolle Bauwerke aus Holz Ein Biber hält sich meist in Ufernähe auf. Für seinen Unterschlupf gräbt er Gänge in die Uferböschung, darauf türmt er Äste, Steine und Schlamm – so entstehen die typischen Biberburgen. Oft arbeitet er über Jahre an diesem Bauwerk und mehrere Bibergenerationen nutzen es. Der Eingang eines Biberbaus liegt dabei immer unter Wasser, damit die Bewohner von Feinden unbemerkt ein- und ausschwimmen können. Doch bei sinkendem Wasserstand liegt der Eingang zum Biberbau möglicherweise frei. Dann erwacht der Ingenieur im Biber. Mit seinen großen Zähnen fällt er Baumstämme, schleppt sie zum Wasser und drapiert sie mit Steinen, Schilf und sonstigem Material so, dass sich ein Damm bildet. Sobald sich das Gewässer staut, liegt das Tor zur Biberburg wieder im nassen Element.
Eisenablagerungen im Zahnschmelz färben Biberzähne leuchtend orange und machen sie extrem widerstandsfähig.
Lebenslange Leidenschaft: Biber halten ihrem Partner für immer die Treue. Das sanduhrförmige Nagemuster an Bäumen ist typisch für den Biber.
Steckbrief: Europäischer Biber (Castor fiber) Verwandtschaft: Der Biber ist ein Säugetier aus der Ordnung der Nagetiere. Aussehen: Typisch für den Biber ist sein dichtes braunes Fell, welches er mit seiner Putzkralle ausdauernd pflegt und mit einer Drüsenaussonderung imprägniert. Sein dicker Pelz hält die Haut auch unter Wasser trocken und warm. Der breite Biberschwanz, auch Kelle genannt, hat hornartige Schuppen und dient vor allem beim Schwimmen zum Lenken. Seine riesigen Schneidezähne bleiben immer scharf und hinterlassen ein sanduhrförmiges Nagemuster an Bäumen. Nahrung: Der Biber ernährt sich ausschließlich von Pflanzen: Er frisst Kräuter, Gräser, Schilf, Wasserpflanzen sowie Laub und Zweige von gefällten Laubbäumen. Vorkommen und Lebensraum: Er kommt mittlerweile wieder in ganz Deutschland vor. Seine Verbreitung erstreckt sich über Mitteleuropa, Skandinavien, Russland, die Mongolei und China. Sein Lebensraum ist immer an Fließgewässer gebunden. In Nordamerika kommt sein Vetter, der Kanadische Biber vor.
Mit einem Damm reguliert der Biber den Wasserstand, damit der Eingang seiner Burg immer unter Wasser liegt. Die Biberkelle ist Fettund Vitaminspeicher und wird beim Schwimmen als Ruder genutzt.
Gefährdung und Schutz: In Deutschland hat der ausgewachsene Biber kaum natürliche Feinde bis auf den wieder eingewanderten Wolf. Die Jungtiere fallen zeitweilig Greifvögeln oder Raubfischen zum Opfer. Der Straßenverkehr stellt für Jungtiere auf Reviersuche eine Gefahr dar. Wo Fließgewässer begradigt oder stillgelegt werden, droht der Verlust seines Lebensraums. In Deutschland gibt es Wiederansiedlungsprojekte und Konfliktmanager, die von Biberaktivitäten betroffenen Landbesitzern helfen und den Lebensraum der Tiere überwachen.
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Menschen für Natur
Kunst für die Umwelt
Ryo Kato „Bedrohte Umwelt“ Ab 29. März 2017 zeigt die DUH in ihren Berliner Geschäftsräumen Werke des japanischen Malers Ryo Kato, die sich mit der Ausbeutung von Natur auseinandersetzen.
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Der lange Weg des Elektroschrotts 2016 Öl, 110 x 140 Das Ende eines hartnäckigen Samurais 2014 Öl, 140 x 180
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it seiner Ausstellung „Bedrohte Umwelt“ zeigt Kato in großformatigen Ölgemälden, kleineren Pastellmalereien und Bleistift-Skizzen seine Sicht der Beziehung Mensch – Natur: Der Mensch beutet Natur und Landschaft aus und leidet schließlich selbst unter den Folgen. In Berlin stellt er seine Werke nun in der Reihe „Kunst für die Umwelt“ der DUH aus. Kato will den Betrachter provozieren – eine Reaktion hervorrufen: „Mit meiner Kunst möchte ich Menschen für die Zusammenhänge von Mensch, Natur, Wirtschaft, Konsum, Krieg und Religion sensibilisieren, sie berühren, zum Nachdenken anregen und zu irgendeiner Reaktion, wenn nicht Aktion bewegen, die auf mehr Rücksicht mit unser aller Ressourcen rekurriert.“ Er nutzt kräftige und lebendige Farben, collageartige Elemente und zitiert bekannte Symbole. Seine Bilder spiegeln Missstände in aller Welt: Öltankerunfälle, Luftverschmutzung, Vernichtung des Regenwaldes oder Kriege. „In den farbgewaltigen und kontrasttiefen Werken verliert man sich und entdeckt immer wieder neue Details, die einen auf die zerstörerische Macht der Menschen stoßen. Seine Bilder fesseln, berühren und mahnen. Beeindruckend!“ sagt Sascha Müller-Kraenner, Geschäftsführer der DUH. Ryo Kato wuchs in einer ländlichen Bergregion in Japan auf. Bereits als Kind wurde er von der Natur getrennt. Sein Vater strebte für ihn eine Karriere in Tokio als Profispieler des asiatischen Brettspieles „GO“ an. Dort erlebte Kato hautnah Großstadthektik und Naturzerstörung.
NEUE BÜCHER!
DUHmarkt DUH Umweltschutz-Service GmbH | Fritz-Reichle-Ring 4 | 78315 Radolfzel lfzel
Ihre Bestellung direkt per Telefon: 07732 9995-0 Wildbienen Die anderen Bienen Paul Westrich, Verlag Dr. Friedrich Pfeil 2015, 168 Seiten, Hardcover, 479 farbige Bilder Der Biologe und Bienenforscher Paul Westrich führt uns in die faszinierende Welt der Wildbienen. Wenn er deren Lebensweise, Brutfürsorge und ökologische Bedeutung schildert, schwingt immer die eigene Begeisterung mit.
Der Drachenjäger II 2015 Öl, 130 x 180
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Plötzlich Gänsevater Sieben Graugänse und die Entdeckung einer faszinierenden Welt Michael Quetting, Ludwig Buchverlag 2017, 256 Seiten, gebundenes Buch mit Bildteil Für ein Forschungsprojekt des Radolfzeller Max-PlanckInstituts bringt Michael Quetting Graugänsen bei, seinem Ultraleichtflugzeug durch die Lüfte zu folgen. Zunächst heißt es: brüten. Als die Küken schlüpfen, beginnt für Quetting ein völlig entschleunigtes Leben. 19,99 Euro zzgl. Versand 5,00 Euro
Ryo Kato
Bestell-Nr. 2085
Gegen den Willen seines Vaters entschied er sich für ein Studium an der Universität der Künste Berlin und war dort zugleich Meisterschüler von Professor Daniel Richter. Heute zeigt er auf zahlreichen Ausstellungen in der ganzen Welt seine Werke und wurde bereits mit mehreren Förder- und Kunstpreisen ausgezeichnet.
Was bleibt?
11 Persönlichkeiten zur Frage „Was bleibt?“ – Günter Grass, Friede Springer, Reinhold Messner, Anne-Sophie Mutter u.v.a.
Mit dem Kauf eines Kunstwerkes unterstützen Sie dank eines Spendenanteils die Arbeit der Deutschen Umwelthilfe. Sie setzen damit ein sichtbares Zeichen Ihres Engagements. (ct) ■
Kommen Sie zur Ausstellung! Vernissage: 29. März 2017, 18:00 Uhr Besichtigungstermine nach Vereinbarung: 29. März 2017 bis 2. April 2018
Foto: © bettinaflitner.de/Initiative „Mein Erbe tut Gutes.“
Kunst für die Umwelt
Das Prinzip Apfelbaum. Ausstellungseröffnung in Bad Nauheim und Passau 21. April bis 17. Mai 2017 Sprudelhof – Badehaus 3 Nördlicher Park 3 Bad Nauheim 2. Juni bis 2. Juli 2017 AGON e.V., Höllgasse 12 Passau . Das Prinzip Apfelbaum bleibt?“ 11 Persönlichkeiten zur Frage „Was
Kontakt: Deutsche Umwelthilfe Hackescher Markt 4, Berlin-Mitte Anmeldung: Claudia Tauer Tel.: 030 2400867-0; tauer@duh.de
Vernissage am 20. April und 1. Juni, jeweils um 18:00 Uhr. Anmeldung unter bernauer@duh.de oder Tel. 07732 9995-0 Gäste der Deutschen Umwelthilfe erhalten bei der Vernissage den Bildband zur Ausstellung oder das Hörbuch als Geschenk.
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DUH Intern
»Umweltschutz war bei uns zu Hause schon immer ein großes Thema« Babara Metz verstärkt seit dem 1. Januar 2017 als Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin die Leitung der Deutschen Umwelthilfe. Ihre Erfahrung zieht sie aus einem Jahrzehnt DUH-Mitarbeit mit verschiedenen Stationen.
enn Barbara Metz aus Kindertagen erzählt, dann erzählt sie von einer Kleinstadt in Mittelfranken, von einer Familie, in der es schon früh um Umweltschutz ging, von einem Vater, der sich als CSUPolitiker für erneuerbare Energien einsetzte und von dem Wunsch „Ich will auch etwas bewegen!“ Der Wunsch ist geblieben, ebenso wie das rollende R, das ihre süddeutsche Herkunft verrät. Seit Januar 2017 leitet Babara Metz neben Jürgen Resch und Sascha Müller-Kraenner als Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin die DUH. Vom Studium in Konstanz war es für die Politikwissenschaftlerin nur ein kurzer Weg ins benachbarte Radolfzell. „Ich hatte von
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ere Luft. nstration in München zum Thema saub
Barbara Metz (l.) bei einer DUH-Demo
IMPRESSUM Zeitschrift für Mitglieder und Förderer der Deutschen Umwelthilfe e.V. und des Global Nature Fund ■ Herausgeber: Deutsche Umwelthilfe e.V., Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732 9995-0, Fax: -77, info@duh.de, www.duh.de ■ V.i.S.d.P.: Jürgen Resch ■ Redaktion: Laura Holzäpfel (lh), Jutta Kochendörfer (jk), Andrea Kuper (ak) ■ Autoren: Peter Ahmels (pa), Liv Becker (lb), Nathalie Biercamp (nb), Peter Feldkamp (pf), Melanie Fessler (mf), Eva Lauer (el), Dorothee Saar (ds), Thomas Schaefer (ts), Bettina Schmidt (bs), Claudia Tauer (ct), Almut Weis (aw) ■ Gestaltung: Claudia Kunitzsch, Patricia Lütgebüter ■ Druck: ProWachter GmbH, Bönnigheim ■ Anzeigen: Michael Hadamczik; es gilt die Anzeigenpreisliste 2017 ■ Verlag und Vetrieb: DUH Umweltschutz-Service GmbH, Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell ■ Gedruckt auf 100 % Recycling-Papier ■ Heftpreis: 1,50 Euro ■ Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft Köln | IBAN: DE45370205000008190002 | SWIFT/BIC: BFSWDE33XXX Deutsche Umwelthilfe und Global Nature Fund werden von zahlreichen Förderern finanziell unterstützt. Die Artikel der DUHwelt geben nicht in jedem Fall die Meinung der Förderer wieder. ■ Bildnachweis: S. 3: DUH/Heidi Scherm; S. 4: Rapunzel Naturkost/Marc Doradzillo (o), DUH/Sophie Wanniger (u.l.), sumikophoto/Fotolia.com (u.r.); S. 5 marcus hofmann (l.), panthathai chungyam (r.o.), grafikplusphoto (r.u.), Vladimir Chernyanskiy (Biber)/ alle Fotolia.com; S. 6: DUH/Sophie Wanniger (o), Holger Weinandt/CC-BY-SA-3.0/Wikimedia Commons (u); S. 7: dina/Fotolia.com; S. 8: ArTo/Fotolia.com; S. 9: Pitopia, Andreas Friebe, 2007; S. 10: Wilhelm-Hack-Museum/Ludwigshafen am Rhein (l), Stadt Hamm (2xm), Stadt Leipzig, Amt für Stadtgrün und Gewässer, 2006 (u); S. 11: EGLV/Lueger, DUH/Andreas Kochlöffel (Spreter); S. 12/13: spiral media/Fotolia.com (icons); S. 14: beermedia/Fotolia.com (o); S. 15: privat (o), Volksentscheid Fahrrad/ Norbert Michalke (u); S. 16/17: Rapunzel Naturkost/Marc Doradzillo, Okea/Fotolia.com (Öl); S. 18: Biraturaba (o), GNF (Karte); S. 19: Biraturaba (o, m), Emesik/Wikimedia Commons (u); S. 20: foto_tech (o), Carola Vahldiek (u)/beide Fotolia.com; S. 21: Otto Hahn/hahn-film.de, Fotolia.com: jay jay, Mr. Twister, petrovval, dreamboxstudio (v. o.); S. 22: rsooll/Fotolia.com; S. 23: sid 221/Fotolia.com, Udo Gattenlöhner/GNF, michagehtraus/Fotolia.com, DUH/Joerg Conrad, Holzmann/DUH (v. o.); S. 24: Anja Krüger (o), Martina Schunke (u); S.25: Beate Kunz; S. 26: Silke Wissel/DUH (o), amenic181/Fotolia.com (u); S. 27: Ingo Bartussek/Fotolia.com; S. 28: thomlaserch photo, ArTo/beideFotolia.com; S. 29: Eischhans (l.o.), sellingpix (l.u.)/beide Fotolia.com, Antje Föll/Bodensee-Stiftung (r); S. 30: Stefan Ernst/Naturfoto-Online; 31: Robert Harding/Fotolia.com, Dimitri Vedel, grafxart/ Forolia.com, havelbaude/CC BY-SA 3.0/Wikimedia Commons, bennytrapp/Fotolia.com (v. o.); S. 34: Ann-Kathrin Marggraf/DUH (o), DUH/Sophie Wanniger (u) S. 35: Jan-Erik Nord
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den Aktivitäten der DUH im Verbraucherschutz gehört und fand die Arbeit in einer Organisation, die Umwelt- und Verbraucherschutz vereint, sehr spannend. Dass daraus ein Arbeitsplatz werden würde, hatte ich nicht erwartet. Offenbar hatte ich den richtigen Zeitpunkt erwischt und ich bekam die Stelle als Trainee. Damit begann mein erstes Jahr bei der DUH.“ Man sieht Barbara Metz an, wie lebhaft sie sich an diesen Tag erinnert; nicht aber, dass zwischen diesem Tag und heute ein ganzes Jahrzehnt liegt. Heute blickt die junge Mutter auf eine bewegte Karriere mit unterschiedlichen Stationen bei der DUH. In ihrer Anfangszeit brachte sie die erste Dienstwagenumfrage mit auf den Weg, wurde später Referentin des Bundesgeschäftsführers Jürgen Resch und zog
2010 ins politische Berlin. Dort übernahm sie die stellvertretende Leitung für den Fachbereich Verkehr und Luftreinhaltung und baute das Team Energieeffizienz auf. „Die Luftreinhaltepolitik von heute wurde in Deutschland maßgeblich durch die DUH geprägt. Ich finde es wichtig, dass ein Verband nicht nur in der Zivilgesellschaft ein Umdenken anregt, sondern auch ganz konkrete umweltpolitische Ziele durchsetzt.“ An diesen möchte Metz auch weiterhin arbeiten und dafür sorgen, dass umweltpolitische Aspekte einen Vorrang im politischen Denken und Handeln bekommen. „Egal um welches Thema es sich dreht, wir alle sind gleichermaßen abhängig von der Gesundheit unseres Planeten. Damit ist erfolgreiche Umweltpolitik die zentrale Säule einer funktionierenden Gesellschaft.“ (lh) ■
Neu bei der DUH um 1. Februar übermobile Endgeräte präsennahm Andrea Kuper tiert sie sich übersichtlich die Leitung für Presse- und und nutzerfreundlich. Die Öffentlichkeitsarbeit; auch umfangreiche Weiterentdie DUHwelt verantwortet wicklung des Webauftritts sie nun als Chefredakteuhaben zwei Teams gerin. Kupers beruflicher Werstemmt; an deren Spitze: degang umfasst Stationen Michael Hadamczik, Leiter beim Verkehrsclub DeutschMarketing und Finanzen, land (VCD), Bündnis 90/Die sowie Daniel Hufeisen, Grünen und der Berliner Leiter Presse- und ÖfStadtmission. Zuletzt war fentlichkeitsarbeit bis sie für eine Gesellschaft Ende 2016. Andrea Kuper, Leiterin Pressedes Deutschen Roten Kreu- und Öffentlichkeitsarbeit Sie haben es bemerkt: zes tätig. Sie folgt auf DaAuch die DUHwelt zeigt niel Hufeisen, der zu einem sich im frischen Kleid. Unternehmen für nachhaltige Beleuchtung Weiterhin werden wir Sie über alles inforwechselte. mieren, was die DUH aktuell bewegt. Auf Unter www.duh.de finden Sie unsere der Seite „In Zahlen“ liefern wir Ihnen Webseite im neuen Design. Dank optimierkünftig Daten, Fakten und Grafiken zu ter Themen-Navigation und Anpassung an wichtigen Umweltthemen. (jk) ■
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Wie gefällt Ihnen dieses Heft? Schreiben Sie uns: Deutsche Umwelthilfe e.V. Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell info@duh.de
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DUH Intern
13. bis 16. Juli 2017
NATURVISION FILMFESTIVAL Ludwigsburg Central Theater Open Air Kino & Markt Das NaturVision Filmfestival begeistert seit 2002 seine Zuschauer mit Filmen zu Natur, Tier, Umwelt und Nachhaltigkeit. Herzstück der Veranstaltung ist der internationale Filmwettbewerb, bei dem unter anderem der „Deutsche Umwelt- und Nachhaltigkeitsfilmpreis“ verliehen wird. 2017 werden im Rahmen des Sonderthemas „Die Stadt und das Meer“ die Auswirkungen unseres alltäglichen Verhaltens auf die Weltmeere beleuchtet. Ein buntes Rahmenprogramm wie das kostenfreie Open Air Kino und der Markt mit einladender Gastronomie, Info- und Verkaufsständen sowie Aktionen für Kinder und Kinderbetreuung machen das Festival zu einem Event für die ganze Familie.
NaturVision Filmfestival Arsenalstraße 4 | 71638 Ludwigsburg Tel 07141 99 22 48-0 | info@natur-vision.org Unser ausführliches Film- und Rahmenprogramm finden Sie ab Juni online auf www.natur-vision.de Motiv aus dem Festival-Beitrag 2014 „Expedition Mittelmeer – Grenzgänger“ (BR 2013)
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Lebendige Erinnerung Ihr Testament für die Natur Legat für die Natur Deutsche Umwelthilfe e.V.
Die Deutsche Umwelthilfe ist Mitglied der Initiative „Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum.“
Deutsche Umwelthilfe e.V. Fritz-Reichle-Ring 4 | 78315 Radolfzell Tel.: 07732 9995-0 | Fax: 07732 9995-77 E-Mail: info@duh.de | www.duh.de
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