DUHwelt 2/2015

Page 1

2/2015 Das Magazin der Deutschen Umwelthilfe und des Global Nature Fund

welt www.duh.de; www.globalnature.org

Die Deutsche Umwelthilfe feiert Geburtstag


Lebensraum. 2 * m 1 ,6 3 = s e m 2 m Burger + Po = 0,46 m e ß o s n e t a m Pasta + To

Jedes Essen zählt. Die Portion auf deinem Teller ist oft größer, als du denkst. Für Rohwaren und Viehhaltung wird Anbau- oder Weidefläche benötigt, die in vielen Ländern erst durch Rodung artenreicher Urwälder entsteht. In jedem Gericht steckt unterschiedlich viel dieser Fläche. Mehr Infos und köstliche vegetarische Rezepte auf Jedes-Essen-zählt.de. Lass dich inspirieren! * WWF Deutschland, Berlin: Fleisch frisst Land (2011).

L

t us

a u f Ve g g i e

Rezepte | Experten | Termine | Veggie-Guide

www.Jedes-Essen-zählt.de


Auf ein Wort

Prof. Dr. Harald Kächele Bundesvorsitzender Deutsche Umwelthilfe e.V.

Liebe Leserin, lieber Leser, zu unserem Jubiläum haben uns viele Glückwünsche und freundliche Kommentare erreicht. Einige haben wir im Thementeil dieser DUHwelt „40 Jahre DUH“ abgedruckt. Für so viel Bestätigung sind wir sehr dankbar und – ja, sie macht uns auch ein bisschen stolz. Doch wir müssen uns ernsthaft fragen, wie zufrieden wir denn mit dem Erreichten sein können. Richtig, die DUH hat viele umweltpolitische Weichenstellungen in den vergangenen Jahrzehnten beeinflusst, einige sogar maßgeblich. Wir können mit Recht für uns in Anspruch nehmen, wichtige umweltpolitische Fragestellungen frühzeitig in die Debatte gebracht zu haben. Dennoch sehen wir keinen Grund, uns mit den Erfolgen zufrieden zu geben. Denn aufs Ganze betrachtet, hat sich trotz vieler Erfolge die Umweltsituation in wichtigen Feldern nicht verbessert, auch nicht in Deutschland. Der Verlust an Biodiversität, das Artensterben geht trotz Nationaler Biodiversitätsstrategie ungebremst weiter. Und das, obwohl die Flüsse sauerstoffreicher geworden sind und die Luft sauberer ist. Ein ähnlich ernüchterndes Bild zeigt sich beim Klimawandel: Die erzielten Effizienzgewinne bei der Energienutzung und -erzeugung reichen nicht aus, um das nationale Klimaschutzziel zu erreichen. Nicht einmal Deutschland, das sich so gern als Vorreiter der Energiewende sehen möchte, hat es geschafft, nachhaltige Erfolge zu erzielen. Dass der Anteil der erneuerbaren Energieträger an der Energieerzeugung in den vergangenen Jahren rasant gewachsen ist, ändert daran leider gar nichts. Das macht die Erfolge der DUH nicht kleiner und ihre Arbeit nicht unwichtiger. Ganz im Gegenteil! Die Konsequenz für uns kann nur heißen: Wir müssen alle Anstrengungen unternehmen, damit die Deutsche Umwelthilfe ihre Aufgaben noch besser, noch wirkungsvoller wahrnehmen kann. Daran werden wir auch in Zukunft arbeiten und wir setzen dabei auf Ihre Unterstützung. Wenn Sie mit uns gemeinsam diesen Weg gehen möchten, freuen wir uns. Es gibt viele Möglichkeiten, die DUH zu stärken. Geben Sie uns Rückmeldungen auf unsere Aktivitäten, verbreiten Sie unsere Informationen und unterstützen Sie unsere Aktionen, teilen Sie uns Ihre Erfahrungen und Ideen mit. Auch mit einer Spende oder einer Fördermitgliedschaft können Sie helfen. Machen Sie uns stärker! Ihr

welt 2/2015

3


INHALT

06

SCHAUPLATZ AKTUELL

THEMEN 12

40 Jahre DUH

08

Bodensee muss sauber bleiben

08

Grüne IT in Gemeinden

08

Auto-Werbung täuscht Verbraucher

09

Bürgerbüro in Quakenbrück eröffnet

09

Kirchen sammeln Althandys

34

Lebendige Flüsse-Tagung

09

DUH testet Bürgerservice

35

Wir sind H2O

10

Städte überwachen ihre Umweltzonen besser

36

Aufdringliche Zierpflanzen

10

Energieausweis nur auf Nachfrage?

37

Lebendiger See 2015

10

Ausstellung „Das Prinzip Apfelbaum“

38

Kohle untergräbt Klimaziele

38

Gemütlichkeit mit Nebenwirkungen

MAGAZIN 34

Weniger ist mehr Die Sanierung von Bergbaufolgelandschaften ist nicht immer sinnvoll.

Luftschadstoffe aus Holzöfen sind häufig problematisch. 39

Drive-In-Lösung für Wertstoffe

40

Wenig Kaffee, ganz viel Müll

40

Mit der Kraft der Sonne

41

Lichtblick am See

UNBEKANNTE TIERART 42

4

welt 2/2015

Geselliges Federgewicht: Schwanzmeise


INHALT

Foundation für „Lebendige Flüsse“

Gut gewachsen in den letzten 40 Jahren! Viel Freude beim Weiterwachsen wünscht C&A.

welt 2/2015

5


SCHAUPLATZ

6

welt 2/2015


SCHAUPLATZ

welt 2/2015

7


AKTUELL Ein See ist kein Acker

Wo ist die Spartaste?

Bodensee muss sauber bleiben

Grüne IT in Gemeinden

■ Die Umweltverbände Bodensee-Stiftung, Global Nature Fund (GNF) und Deutsche Umwelthilfe (DUH) sprechen sich in einer gemeinsamen Erklärung gegen eine Phosphatdüngung des Bodensees aus. Anlass für das Statement der Umweltschützer vom 16. April 2015 waren Forderungen einiger Berufsfischer nach künstlicher Zufuhr von Nährstoffen, um die Netze wieder zu füllen. Über diese Forderungen hat der „Spiegel“ in Ausgabe 16/2015 berichtet. Von der stinkenden, überdüngten Brühe der Siebzigerjahre ist im Bodensee heute nichts mehr zu sehen. Staat und Kommunen haben Milliardenbeträge in Kläranlagen investiert, und Landwirte düngen ihre Flächen mittlerweile zurückhaltender. So konnte der Bodensee sich in Richtung seines natürlichen Zustandes entwickeln. Aktuell gibt es nur eine Folge der GewässerschutzErfolge, über die man unterschiedlicher Ansicht sein kann.

■ Acht Modellkommunen

Der Bodensee ist Trinkwasserspeicher für 4,5 Millionen Menschen.

Die Fischfang-Tonnage am Bodensee sinkt, und der einzelne gefangene Fisch scheint ein geringeres Gewicht aufzuweisen. Eine Ursache könnte der Rückgang des Phosphatgehalts im Bodenseewasser sein – sicherlich aber nicht die einzige. Aus Sicht der Umweltverbände bietet der saubere Bodensee für die heimischen Berufsfischer ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber Fisch aus anderen Regionen und aus Aquakulturen. Wenn Bodenseefisch künftig eine knapper werdende Delikatesse wird, dann könnten

die Fischer auf der Basis einer zertifizierten Herkunftsangabe einen Mehrwert erzielen. Die Fischerei in natürlichen Gewässern muss sich mit den natürlichen Bedingungen arrangieren. „Wir lehnen es entschieden ab, in ein gesundes Ökosystem wie den Bodensee durch die Erhöhung des Phosphateintrags künstlich einzugreifen. Die Interessen der Fischer müssen an dieser Stelle eindeutig hinter die des Naturschutzes treten“, sagt Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH. (pt) ■

sind ausgewählt: Sie werden mithilfe des Projekts GreennITown maßgeschneiderte Energieeffizienz-Strategien für ihre IT bekommen. Das betrifft Server, Computer, Drucker und sonstige IT-Infrastruktur in der kommunalen Verwaltung, in Schulen oder auch in Stadtwerken. Ganz unterschiedliche Städte und Gemeinden haben Steffen Holzmann und Simon Mößinger, Green IT-Experten bei der DUH, aus den mehr als 20 Bewerbungen ausgewählt. Rainau in Baden-Württemberg ist mit 3.250 Einwohnern die kleinste Modellkommune. Hier werden zehn PC-Arbeitsplätze und ein Server optimiert. Ganz anders in Hohen Neuendorf in Brandenburg: Die Stadt mit 25.000 Einwohnern zählt zu den größten der ausgewählten Kommunen. Im Zuge des Rathausanbaus plant sie, den ITBereich von Anfang an „grün“ zu gestalten.

Modellkommune

Ziemlich dreist

Auto-Werbung täuscht Verbraucher ■ Seit Mai informiert die DUH

Verbraucher über die Tricks von Autohandel und -herstellern, mit denen die Branche hohe Spritverbrauchsangaben in der Werbung gut versteckt. Gesetzlich ist ausdrücklich geregelt, dass die Verbrauchsund Emissionswerte von Neuwagen deutlich erkennbar sein müssen. Im Internet ist es Pflicht, sie gleichzeitig mit den Motorisierungsdaten anzugeben. Auch bei flüchtigem Lesen müssen Spritverbrauch

8

welt 2/2015

und CO2-Ausstoß leicht verständlich, gut lesbar und ebenso hervorgehoben sein wie der Hauptteil der Werbebotschaft. Der Gesetzgeber will so das Interesse des Autokäufers von vorneherein auf umweltfreundliche Fahrzeuge lenken. Die

DUH veröffentlicht Stichproben von Kleingedrucktem und Beispiele von falschen oder unvollständigen Angaben in Werbebotschaften unter www. duh.de, um die Rechte der Verbraucher zu stärken. (jk) ■

Daneben können sich Unterföhring (Bayern), der Flecken Steyerberg (Niedersachsen), Schenefeld (Schleswig-Holstein), Dierdorf (Bayern), Friedrichsdorf (Hessen) und Emmendingen (Baden-Württemberg) freuen – auch sie sind als Modellkommunen mit dabei. (cg) ■ Förderer:


AKTUELL Auf Augenhöhe

Giftig, ätzend, brennbar

Bürgerbüro Quakenbrück eröffnet

DUH testet Bürgerservice

■ Im Mai hat in Quakenbrück das erste Bürgerbüro der Initiative Bürgerdialog Stromnetz seine Arbeit aufgenommen. Im Landkreis Osnabrück und in angrenzenden Regionen finden zurzeit Planungen für mehrere Stromtrassen statt. Die Initiative Bürgerdialog Stromnetz will deshalb vor Ort Fragen zum Bedarf, zu technischen Möglichkeiten und zum Planungsablauf beantworten.

Peter Ahmels, Leiter des Bürgerdialogs Stromnetz: „Bei der Planung großer In frastrukturprojekte, die das un-

mittelbare Lebensumfeld der Menschen betreffen, müssen die Bürger einbezogen werden. Für den Erfolg der Energiewende ist es sehr wichtig, Raum für Diskussionen zu schaffen und die Bedeutung des Netzausbaus begreifbar zu machen. Der Bürgerdialog Stromnetz versteht sich dafür als Informationsmakler.“ (jk) ■ www.buergerdialogstromnetz.de.

Kostbare Schätze

Kirchen sammeln Althandys ■ Am 4. Mai fiel der Start-

schuss für die gemeinsame Handy-Sammlung eines Aktionskreises, den die Evangelische Kirche in Baden-Württemberg mit Eine Welt-Organisationen und Trägern der Jugendarbeit initiiert hat. Ziel der überkonfessionellen Aktion ist es, die globalen Zusammenhänge in der Handyproduktion und deren Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft aufzuzeigen. Dazu gehört neben den Arbeitsbedingungen bei

der Rohstoffgewinnung und der Fertigung auch deren verantwortungsvolle Entsorgung. Gebrauchte Handys sind zu schade zum Wegwerfen und enthalten kostbare Rohstoffe, die nicht verloren gehen sollten. Im ganzen Land organisieren deshalb Freiwillige Sammlungen für alte Handys. In den nächsten zwei Jahren sollen so 100.000 Stück gesammelt und wiederverwendet oder umweltgerecht recycelt werden. DUH und Telekom

Deutschland unterstützen die Aktion mit dem neu entwickelten Online-Portal Handysammelcenter. Die Erlöse aus der Aktion gehen zu gleichen Teilen an Entwicklungsprojekte der kirchlichen Träger und an Umwelt- und Naturschutzprojekte der DUH. (sh) ■ www.handy-aktion.de

■ Viele kommunale Sammelstellen bieten Bürgerinnen und Bürgern nur einen unzureichenden Service für die Rücknahme schadstoffhaltiger Abfälle an. Zu diesem Ergebnis kommt die DUH im März 2015 nach Besuchen auf insgesamt 68 Wertstoffhöfen in Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und SchleswigHolstein. Dabei testeten die DUH-Mitarbeiter die Rückgabemöglichkeiten für leere Bauschaumdosen und ausgediente Energiesparlampen. Bei einem Viertel der kommunalen Stellen waren die Öffnungszeiten arbeitnehmerunfreundlich. Schriftliche Hinweise fehlten und mündliche Auskünfte waren falsch oder unvollständig. Die DUH hat bei den Besuchen in ihrem Testgebiet 27 Gemeinden ermittelt, die lediglich über Schadstoffmobile verfügen, die wenige Male im Jahr einzelne Standorte anfahren. Sehr gute Bewertungen erhielten Wertstoffhöfe in den Städten Hamburg, Bremen und Hannover. (hg, jk) ■

IMPRESSUM Zeitschrift für Mitglieder und Förderer der Deutschen Umwelthilfe e.V. und des Global Nature Fund Herausgeber: Deutsche Umwelthilfe e.V., Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732 9995-0, Fax: -77, info@duh.de, www.duh.de ■ V.i.S.d.P.: Jürgen Resch Redaktion: Christine Göcke (cg), Michael Hadamczik (mha), Jutta Kochendörfer (jk) ■ Autoren: Hanna Grießbaum (hg), Tobias Herbst (th), Steffen Holzmann (sh), Daniel Hufeisen (dh), Patrick Huth (ph), Amrei Münster (am), Anasha Petersen (ap), Thomas Schaefer (ts), Patrick Trötschler (pt), Katharina Trump (kt) ■ Gestaltung: Barbara Kleemann, Claudia Kunitzsch, Patricia Lütgebüter ■ Druck: ProWachter GmbH, Bönnigheim ■ Anzeigen: Michael Hadamczik; es gilt die Anzeigenpreisliste 2015 ■ Verlag und Vetrieb: DUH Umweltschutz-Service GmbH, Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell ■ Gedruckt auf 100 % Recycling-Papier ■ Heftpreis: 1,50 Euro ■ Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft Köln IBAN: DE45370205000008190002, SWIFT/BIC: BFSWDE33XXX ■ ■

Deutsche Umwelthilfe und Global Nature Fund werden von zahlreichen Förderern finanziell unterstützt. Die Artikel der DUHwelt geben nicht in jedem Fall die Meinung der Förderer wieder.

Bildnachweis: Titel: Montage: DUH/Lütgebüter, mit Fotos von: jro-grafik, theevening, Gina Sander, Sylvie Bouchard, Patrizia Tilly, Ana Gram, Adlerauge 1, TT studio, tomm, Alex Mac, industrieblick, Eisenhans, artjazz, frankblum, Undine Aust, Ingo Bartussek, XK, bahrialtay, Stefan Germer, mirpic, Artens, E. Zacherl, bluraz, Schlegelfoto (alle Fotolia), Günter Kupetz/GDB, Robert Lehmann, DUH; S. 3: Astrid Busch; S. 4: Jürgen Quentin (o.l.), Bodensee-Stiftung (o.m.), DUH (o.r.), DUH/Göcke (m.l.), DUH/Holzmann (m.r.), hfox/Fotolia (u); S. 6/7: Dr. Hinrich Bäsemann/ Naturfoto-Online; S. 8: Sven Schulz (o.), Marco2811/Fotolia (u); S. 9: DUH; S. 10: Daniel Hohlfeld (l.o.), fotokalle (l.u.)/beide Fotolia, Initiative „Mein Erbe tut Gutes“ (r.); S. 12: Swetlana Wall (Blätter), Vorlage Füße: stockpics/beide Fotolia, Pro Natur (m); S. 13: DUH, Wikimedia (u.l.), Thomas Bethge/Fotolia (u.r.); S. 14: DUH/Fiedler (l.o.), DUH; S. 15: GNF (o.l.), Ulrike Hölzinger-Deusche (o.r.), DUH/Bernauer (u); S. 16: AnnaReinert/Fotolia (o), ClipDealer/Boarding1Now (u.l.), Irina84/Fotolia (u.r.), DUH (m); S. 17: GNF; S. 18: (v. o.): Silvio Dittrich, Otto Hahn/hahn-film, Frank Neuschulz, DUH/Wittig, Photo5000/Fotolia (u.r.); S. 19: Andreas Hafen (o.l.), K.F.L./Fotolia (u.l.), DBU/David Ausserhofer (m.r.), DUH (o.r., u.r.); S. 20: Bettina Jahn (o.l.), Markus Muhr/Fotolia (o.r.), kyslynskyy/Fotolia (m.), F. Seidel/Fotolia (u.l.), GNF (u.m.), ferkelraggae/Fotolia (u.r.); S. 21: Marco Urban Sen Stadt (o), vschlichting/Fotolia (m.l.), OCEAN2012 (m.r.), Colette/Fotolia (m.u.), Bettina Jahn (u.l.), DUH; S. 22: Bürgerverein Sauberes Delitzscher Land e.V. (2 x o), DUH/Metz (m), DUH (u.l.), M. Schramme (u.m.); S. 23: David Gros (o.l.), DUH/Wotke (o.r.), Stefan Germer/ Fotolia (m.l.), Eisenhans/Fotolia (u.l.), pureshot/Fotolia (u.m.), Wolfgang Kruck/Fotolia (u.r.); S. 24: Sophie Bengelsdorf (2 x o.), Barbara Dietl (u.l.), DUH (u.m.), Dieter Damschen (u.r.); S. 25: DUH, fabiosa_93/Fotolia, eM-punkt (u.m.); S. 26: Stadt Münster (o.l.), Astrid Busch (o.r.), O-Wolters/wikimedia (m), DUH (u); S. 27: L. Chaperon - B90/Die Grünen (o.l.), Sebastian Pfütze (m.l.), Astrid Busch (m.m.), Thomas Knoll (m.r.); Joachim-S(1)/Pixelio (u); S. 28: Jürgen Quentin (2 x o.), Jan Steffen/Geomar (m), James Thew/Fotolia /u.r.); S. 29: SPD Pressefoto (o), Janik Gensheimer (m.o.), Nicole Schrader (m.u.), DUH (m.r.), Uwe Walz/Naturfoto-Online (u.m.), DUH/Blank (u.r.); S. 30: Renate Janßen (2 x o), DUH; S. 31: DUH/Fiedler (l.), Presse- und Informationsamt der Bundesregierug (m), Ingo Bartussek (r); S. 32: L. Chaperon - B90/Die Grünen (o), 2630ben/Fotolia (u.l.), Solvin Zankl/Rewilding Europe (u.m.), Christian Schwier (u.r.); S. 33: Michael SuccowStifung (o), DUH (u); S. 34: Peter Radtke/LBV (l), Sebastian Körner (r); S. 35 Karin Kullick; S. 36: Gav-commonswiki/Wikimedia (o), Photosmurf (m), Marina Lohrbach (u)/ beide Fotolia; S. 37: Bernhard Volmer (o), Reinhold Einsiedler/Fotolia (m), Ronald Sandner (u); S. 38: Klaus Eppele/Fotolia (l), Kaare Press-Kristensen (r.o., r.m.), Misha/Fotolia (u); S. 39: Eleonore Horiot/Fotolia (o), DUH (u); S. 40: Chrisitan Weirich/Fotolia (o.l.), Sekem Freunde Deutschland e.V. (o.r.), Patrick P. Palej/Fotolia (u); S. 41: Sekem Freunde Deutschland e.V. (u.l.), GNF (m), Siemens-Stiftung (r); S. 42: Dr. Erhard Nerger (o), mdalla/Fotolia (m), Np holmes/wikimedia (u); S. 43: Ingo Bartussek (o), hfox (u)/beide Fotolia

welt 2/2015

9


AKTUELL Herzliche Einladung

Plakettenmuffel

Städte überwachen ihre Umweltzonen besser ■ Sieben Jahre nach Einführung der ersten Umweltzonen kontrolliert jede zweite Stadt die Einfahrverbote für Fahrzeuge ohne gültige Feinstaubplakette. Zu diesem Ergebnis kommt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) in ihrer aktuellen Abfrage unter 76 Städten. Seit der ersten Untersuchung im Jahr 2010 hat sich die Zahl der Städte, die umfassende Kontrollen durchführen und Verstöße ahnden, von zwei auf 38 erhöht. Die Plakettenpflicht reduziert die Feinstaub- und Stickstoffdioxid-Belastung in den Innenstädten nachweislich. Dennoch prüft jede siebte Stadt die Umweltplaketten nur

unzureichend oder gar nicht. Die DUH will die Kontrolle der betroffenen Umweltzonen auf dem Rechtsweg durchsetzen und die EU-Kommission über die Verweigerungshaltung informieren. Besonders negativ fallen Magdeburg und Halle

auf, die seit Einführung der Umweltzonen bei parkenden Fahrzeugen keine Plaketten in der Windschutzscheibe überprüfen. Seit 2010 durchgehend vorbildlich hinsichtlich der Kontrolle der Plakettenpflicht agiert die Bundeshauptstadt. (am)

Ausstellung „Das Prinzip Apfelbaum“ ■ Zur Ausstellung im Rahmen

der Initiative „Mein Erbe tut Gutes“ lädt die DUH Sie herzlich ein. Die Fotografin Bettina Flitner portraitiert elf Persönlichkeiten, die sich mit großer Offenheit auf die Frage „Was bleibt?“ einlassen. Entstanden sind großformatige Fotografien, ergänzt mit persönlichen Gedanken der Portraitierten: Egon Bahr, Günter Grass, Margot Käßmann, Dieter Mann, Ulf Merbold, Reinhold Messner, Anne-Sophie Mutter, Christiane Nüsslein-Volhard, Friede Springer, Richard von Weizsäcker und Wim Wenders. (ab) ■

Lästige Pflicht

Energieausweis nur auf Nachfrage? ■ Seit Mai 2014 sind Vermieter

und Verkäufer dazu verpflichtet, potentielle Käufer oder Mieter über den energetischen Zustand eines Gebäudes aufzuklären. Die Mehrheit der Immobilienanbieter jedoch missachtet diese Informationspflicht nach wie vor. Gleichzeitig finden praktisch keine behördlichen Kontrollen statt. Zu diesem Schluss kommen der Deutsche Mieterbund (DMB) und die DUH. Die DUH empfiehlt Mietund Kaufinteressenten, bei Verweigerung der Auskunft die Gemeinde auf den Missstand hinzuweisen und nach der zuständigen Behörde zu fragen. Denn der Verbraucher hat das Recht, neben den An-

10

welt 2/2015

schaffungs- oder monatlichen Mietkosten von Wohnraum auch die zu erwartenden Energiekosten in seine Kalkulation einzubeziehen. Eine DUH-Abfrage bei den zuständigen Landesbehörden ergab im Frühjahr 2015, dass kein Bundesland Stichprobenkontrollen hinsichtlich der Vorlage des Energieausweises durchführt. Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen erklärten, dass sie bei ausdrücklichen Bürgerbe-

schwerden tätig werden. Nach einer Stichprobe der DMB-Mietervereine Berlin, München, Hannover und Stuttgart haben 75 Prozent der Anbieter bei Wohnungsbesichtigungen den DMB-Testpersonen den Energieausweis nicht wie gesetzlich vorgeschrieben unaufgefordert vorgelegt. Erst auf Nachfrage legte ein Viertel der Vermieter bzw. Makler einen Energieausweis vor. Insgesamt machten 50 Prozent der Vermieter selbst auf Nachfrage keine Angaben zur Energieeffizienz der Wohnobjekte. (jk) ■

Hamburg 12.06. bis 8.07.2015 Gruner + Jahr, Foyer Düsseldorf 2.10. bis 1.11.2015 NRW-Forum Persönliche Einladung zur Vernissage am Vorabend erhältlich:: DUH, Annette Bernauer Tel. 07732 9995-60 bernauer@duh.de


© DB AG/JET-FOTO Kranert

Mehr Sonnenenergie für mehr Klimaschutz: Solaranlagen auf DB-Flächen liefern sauberen Strom. Die DB stellt Dach- und Freiflächen zur Gewinnung von Strom aus Photovoltaikanlagen zur Verfügung. Auch im Bahnstrom steigern wir den Anteil erneuerbarer Energien: Im Jahr 2014 lag dieser bei rund 40 Prozent. Damit haben wir unsere Zielmarke von 35 Prozent bereits sechs Jahre früher erreicht. Bis 2050 soll der Strom für unsere Züge komplett CO2-frei sein.

Für Menschen. Für Märkte. Für morgen.

welt 2/2015

11


40 JAHRE DUH

Ein Blick

zurück

vorn

und nach

In den vier Jahrzehnten seit ihrer Gründung hat sich die Deutsche Umwelthilfe ein breites Themenspektrum und ein klares Profil erarbeitet. Sie ist immer an praktischen Lösungen orientiert, sachlich und kompetent. Sie setzt auf den Dialog, geht aber Konflikten nicht aus dem Weg. Die folgenden Seiten zeigen Stationen, Personen und Aktionen auf dem bisherigen Weg der DUH. Von der Gründungszeit in den 1970er Jahren, als Gesellschaft und Politik das Umweltthema entdeckten, bis zur Jetztzeit, in der Nachhaltigkeit in aller Munde ist, die Umweltprobleme aber größer sind denn je.

Gründer und Freunde

densee loss Kattenhorn am Bo Als vor 40 Jahren auf Sch n, me nka me r der DUH zusam die Gründungsmitgliede neue der lle Ro e rstellungen, welch hatten sie durchaus Vo lte. sol n ele Umweltverbände spi Verein im Konzert der rrenz zu Verein sollte keine Konku r Und welche nicht. De DBV dem er od wie dem BUND Mitgliederorganisationen werden. (dem heutigen NABU) andeehr komplementär zu den Die DUH wollte vielm en in der Wichtige Aufgaben lag ren Verbänden arbeiten. zugunsten n, im Fundraising auch Umweltkommunikatio sammenarnicht zuletzt in der Zu anderer Verbände und Wirtschaft Kooperationen mit der beit mit Unternehmen. eben poene der 70er Jahre nicht waren in der Umweltsz kunft. pulär. Aber sie hatten Zu v. li.) und , Gerhard Thielcke (3. Hermut Ruland (1. v. li.) ündern und Gr den zu v. li.) zählten Rudolf L. Schreiber (6. r Naturräftig im Verein mit. De wirkten anschließend tatk lte von Horst Stern (2. v. re.) zäh schützer und Publizist den der DUH. Anfang an zu den Freun

1975 Die „Deutsche Gesellschaft zur Förderung des Umweltschutzes e.V.“ wird in Radolfzell gegründet. Später heißt sie „Deutsche Umwelthilfe e.V.“.

»

»

1975 Hermut Ruland ist Bundesvorsitzender. Er verlässt das Amt 1988.

»

12

welt 2/2015

1976 Die erste Haus- und Straßensammlung der DUH findet in Teilen Baden-Württembergs statt. Der Feldhamster ist ihr Wappentier.

1978 Der Öltanker Amoco Cadiz kollidiert mit einem Felsen an der Küste der Bretagne und zerbricht in drei Teile. 1980 Die DUH öffnet eine Geschäftsstelle in Hannover. Bis heute ist dort Umweltbildungsarbeit ein Schwerpunkt.


So sind wir groß geworden

Haben Sie etwas für die Natur übrig? Gedrucktes Wissen

■ Schon 1975 „erfinden“ die DUHGründer die DUH-Haus- und Straßensammlung. Sie übertragen das bekannte Spendensammel-Modell der Wohlfahrtsverbände auf den Umweltschutz. Bis heute räumt die DUH den fleißigen Sammelgruppen sämtliche bürokratische Hindernisse aus dem Weg. Schulklassen, Jugendgruppen und Vereine ziehen mit der Spendendose los, um eigene Bachpatenschaften, Photovoltaikanlagen oder naturkundliche Exkursionen zu finanzieren. Für viele Jugendliche ist die Sammlung außerdem der erste Kontakt mit dem Thema Umwelt und der DUH.

■ Der Verein – so steht es auch in der DUH-Satzung – verfolgt unter anderem den Zweck, das Umweltbewusstsein zu erhöhen. Die DUH gewinnt dafür Kuratoren, die dieses Anliegen teilen, darunter die Sängerin Anneliese Rothenberger, der am Bodensee wohnhafte Baron Nikolaus von Bodman sowie die durch TV-Sendungen bekannten Naturschützer Bernhard Grzimek und Heinz Sielmann. Anfang der 1980er Jahre beginnt die DUH, Informationsblätter herauszugeben. Die Texte stammen von renommierten Wissenschaftlern und Buchautoren wie Theo Löbsack oder dem Klimaforscher Mojib Latif.

Bis 2014 hat die DUH allein in BadenWürttemberg knapp 6 Millionen Euro gesammelt und in Umwelt- und Naturschutzprojekte investiert. Tina Hellwig (2. Reihe, re) ist Leiterin der Geschäftsstelle des Regionalverbandes Süd und koordiniert die Sammlung in Baden-Württemberg.

1980 Die DUH beginnt ihr Engagement für „Lebendige Wälder“. An der ersten bundesdeutschen Naturschutzaktion „Rettet den Wald“ ist sie maßgeblich beteiligt. 1982 Die Bundesregierung veröffentlicht den ersten Waldschadensbericht. Fazit der Autoren: „7,7 Prozent der Waldfläche sind geschädigt.“

Vor allem Schulen sind eifrige Abnehmer, denn sie erhalten Klassensätze zu günstigen Konditionen. Die DUHGründer Rudolf L. Schreiber und Gerhard Thielcke verpacken ihre Naturschutzbotschaften in bildstarke Ratgeber-Bücher: „Rettet die Vogelwelt“, „Natur ohne Grenzen“ oder „Tiere auf Wohnungssuche“.

»

1986 Die Bundesregierung richtet das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit ein und ernennt Walter Wallmann zum ersten Umweltminister. 1986 Jürgen Resch tritt in die Geschäftsführung der DUH ein.

»

1986 Im ukrainischen Tschernobyl explodiert das Atomkraftwerk.


40 JAHRE DUH

Treffpunkt in Berlin Mitte ■ Nach

dem Umzug von Regierung und Parlament in die Bundeshauptstadt machte sich auch die DUH auf den Weg nach Berlin. Allerdings nicht – wie viele andere Verbände – mit einem Komplettumzug an die Spree. Die DUH eröffnete 2001 in der Linienstraße zunächst nur ein kleines Hauptstadtbüro. Vierzehn Jahre später ist die Geschäftsstelle am Hackeschen Markt mit über 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ebenso groß wie die in Radolfzell am Bodensee.

Matsch an den Schuhen

Der Veranstaltungssaal im Dachgeschoss ist ein wichtiger Treffpunkt in Berlin Mitte geworden, an dem Menschen aus der Umweltpolitik, aus Unternehmen, Wissenschaft und Medien mit der DUH und anderen Verbänden ins Gespräch kommen, miteinander streiten, neue Ideen entwickeln und gelegentlich auch miteinander feiern.

■ Raus aus dem Kla ssenzimmer, hinein in den Bach! Seit 1988 führt die DUH zahlreich e „Jugend erlebt Natur “-Aktionen für Schulklassen und Jugend gruppen durch: Kinder und Jugendliche keschern in Bächen, bau en Wildbienen-Hotels oder lauschen Vogelstimmen. NABU, BUND, lokale Natursch utzgruppen und Schulen in ganz Deuts chland entwickeln eigene NaturerlebnisAngebote; die DUH un terstützt sie mit Zuschüss en und Material. Schulen und Kindergär ten, die ihr Außengeländ e naturnah gestalten wollen, erhalten Rat und Tat. Die DUHGeschäftsstelle Hannover arbeitet hierbe i gemäß der „Holunders chule“, die der Buchautor und TV-Natu rpädagoge Heinrich Be njes 1994 ins Leben gerufen hat. Mit ihren Jugendcamps an der Elbe setzt die DUH die Tradition bis heute fort.

1987 Mit dem Montrealer Protokoll wollen die Unterzeichnerstaaten den Klimakiller FCKW reduzieren.

»

»

1988 Der Verleger Gunter Ehni erhält den ersten UmweltMedienpreis. 1988 Der Bundestag verbietet bleihaltiges Benzin.

1987 Hans Jürgen Dippel (3. v. li.) ist in den Jahren 1987 und 1988 Bundesgeschäftsführer. Er und Jürgen Resch (1. v.re.) bilden eine Doppelspitze. Das bewährt sich: Fortan hat die DUH immer zwei Bundesgeschäftsführer.

14

welt 2/2015


So sind wir groß geworden

» Dosenpfand und Katalysator,

Nachhaltig Wirtschaften – zukunftsfähig mobil

Rußfilter und Mehrweg, Plastiktüten und und und… Es sind so viele brennende

EXPO auf der Weltausstellung und GNF präsentieren s erk tzw Ne and des internationalen 2000 in Hannover anh ten haf rtsc Wi sie sich ein nachhaltiges r „Lebendige Seen“, wie ove nn Ha h nac ntinenten sind Partner vorstellen. Von vier Ko nMe der en Leb en von Wirtschaft und gekommen und erzähl imat. Symbol en an den Seen ihrer He schen, Tieren und Pflanz ebensgroße erl üb 80jährige Nixe, eine der Ausstellung ist eine . see Peter Lenk vom Boden Skulptur des Bildhauers haft, WisDUH Vertreter aus Wirtsc Schon 1998 brachte die kunftsfähige rbänden zum Thema „Zu senschaft und Umweltve ob der neue Sie diskutierten darüber, Mobilität“ zusammen. bilität passt, umweltverträgliche Mo Smart in ein Konzept für nen und wie ing verknüpft werden kön wie Bahn und Car-Shar men. ftstoffe auf den Markt kom umweltschonende Kra gemeinsam mit z setzte sich die DUH ian All en ten sel er ein In dustrie für rband der Automobilin dem ADAC und dem Ve Luftschadstofum , ein arme Kraftstoffe zol ben d un e rei felf we sch rsmog zu verringern und den Somme ver zu elle Qu der an fe die Initiative lkswagen unterstützten meiden. Daimler und Vo führung neuer Ein die er Sprit erleichtert ber sau n den H, DU der te durchschlachniken. Die Aktion hat Motoren und Abgas-Te früher als urre Jah 2001 und damit 15 genden Erfolg: Bereits and nurmehr chl uts De geplant, gab es in EU der von h glic ün spr Kraftstoffe. 03 sogar schwefelfreie schwefelarme und ab 20

■ DUH

»

1988 Jürgen Rosemund wird Bundesgeschäftsführer. Seine Amtszeit dauert bis 1999. Er baut die Finanzverwaltungsstrukturen der DUH auf.

1988 Gerhard Thielcke wird Bundesvorsitzender. Er verlässt das Amt 2001, begleitet die DUH aber aktiv weiter bis zu seinem Tod im Jahr 2007.

»

Umweltthemen, welche die Deutsche Umwelthilfe in der Öffentlichkeit platziert und besetzt hat. Mit Engagement, Effizienz und Sachlichkeit, ohne Furcht vor der Industrie und einflussreichen Lobbygruppen hat sie tragfähige Lösungen erkämpft und für die deutsche Umweltbewegung Herausragendes geleistet. « Prof. Dr. Manfred Niekisch, Direktor Zoo Frankfurt

1989 Die DUH führt den ersten Kommunalwettbewerb „Bundeshauptstadt für Natur- und Umweltschutz“ durch. Erster Bundessieger wird die Stadt Erlangen. 1989 Der Öltanker Exxon Valdez läuft vor Alaska auf Grund.

welt 2/2015

15


THEMEN 40 JAHRE DUH

Allrounder im Umweltschutz ■ Streuobstwiesen und das Ried mit der Sense mähen, handwerklich arbeiten und technisches Verständnis – Zivildienstleistende waren bei der DUH vielseitig im Einsatz. Unter der Anleitung von Erika Blank (Foto) und später von Gabriele Hammerl arbeiteten zeitweise bis zu fünf Zivis in der Radolfzeller Geschäftsstelle: Insgesamt waren es über 60.

Mehr als die Summe von Bäumen

rben das dominierende NaturIn den 1980er Jahren ist das Waldste ihr Engagement für „Lebendige schutzthema. 1980 beginnt die DUH tern kommentiert sie die WaldWälder“. In einer Folge von Infoblät egierung. „Die Zeitbombe tickt im schadenserhebungen der Bundesr erklärt, wie Luftschadstoffe die Boden“, textet die DUH 1991 und chüsse gehen an BaumpflanzproBöden versauern lassen. DUH-Zus tionen, die von der Politik den jekte ebenso wie an Umweltorganisa 1997 wird der Nationalpark Schutz großflächiger Wälder fordern. ündet; 2004 der Kellerwald im Hainich im Westen Thüringens gegr weisen auch Baden-Württemberg Norden Hessens. In jüngster Zeit lpark aus. und Rheinland-Pfalz einen Nationa ddie DUH erneut ausgewählte Wal Im Zeitraum 2010 bis 2012 kann kom Tele der g tzun erstü Unt ern. Die projekte in ganz Deutschland förd . lich mög es ht mac Deutschland

1989 Nach fünfjähriger Übergangsfrist ist der „Kat“ ab 1989 verbindlich: In Deutschland müssen alle Autos mit Ottomotor einen Abgas-Katalysator haben.

16

welt 2/2015

»

»

1990 Die DUH startet das Bodensee-Umweltschutzprojekt. 1994 entsteht daraus die Bodensee-Stiftung.

1990 Deutschland feiert seine Wiedervereinigung. Die DUH unterstützt Natur- und Umweltschutzverbände in den ostdeutschen Bundesländern beim Aufbau von Organisation und Finanzierung.

»

1993 Im Dezember steigt der Pegel des Rheins in Köln weit über 10 Meter. Ein gutes Jahr später, im Januar 1995 folgt ein noch schlimmeres Hochwasser.


In Wald und Wiese, im Fluss und im Meer

Weil‘s so schön war, besuchten sie die DUH auch gerne bei Ehemaligentreffen (Foto unten). Die Berliner Geschäftsstelle bot zwei Zivildienstplätze an. Mit Abschaffung der Wehr- und damit der Zivildienstpflicht endete die Zeit der Zivis bei der DUH nach 31 Jahren.

Netzwerke für den Naturschutz

■ Gerhard Thielcke (DUH-V orsitzender von 1988 bis 2001) machte sich vor allem für die Natu r stark – und das nicht nur in Deutschland. Er bereiste Pole n, Russland, Spanien oder auch Länder außerhalb Euro pas und wollte deren Natur erhalten. Über die Deutsche Umwelt hilfe lernte er Gleichgesinnte kennen, mit denen er 1987 die Stiftung Europäisches Naturerbe (Euronatur) gründete, 199 8 dann den Global Nature Fund (GNF). Mit seinem Netz werk Living Lakes – Lebendige Seen setzt der GNF eine n Schwerpunkt auf den Naturschutz an Gewässern und für den Trinkwasserschutz. Auch heute bestehen enge Arbeitsbe ziehungen zwischen GNF, Euronatur und der DUH. Netz werkarbeit ist für alle drei Organisationen elementar.

»

1994 erscheint die erste DUHwelt. Zunächst einmal im Jahr und ab 1998 dann mit vier Ausgaben pro Jahr.

1995 Die DUH gründet den „Arbeitskreis für Umweltberater“. Darin bringt sie Umweltschutzbeauftragte aus Unternehmen mit Fachleuten aus Umweltverbänden zusammen.

»

1995 Das Netzwerk „Lebendige Flüsse“ erblickt das Licht der Welt.

»

1996 Die DUH startet – unterstützt durch das Verlagshaus Gruner + Jahr – das Projekt „Lebendige Elbe“. 1997 Die UNESCO erkennt die „Flusslandschaft Elbe“ als Biosphärenreservat an.

welt 2/2015

17


40 JAHRE DUH

Lebendige Flüsse ■ In ganz Deutschland steh t es in den Sechziger und Siebziger Jahren schlecht um die Flüsse. Ungeklärte Abwässer aus Haushalten und der Industrie lösen so manches Fischsterben aus. Beton und Deiche trennen viele Gewässer von ihrer Aue . Fische treffen auf Hindernisse in der Gestalt von Schl eusen oder Wasserkraftwerken.

Als Deutschland 1990 seine Einheit feiert, erhofft sich die Binnenschifffahrt einen Aufschw ung; die Politik macht Pläne für den Ausbau von Elbe , Havel und Saale. Ab 1995 hilft die DUH mit ihrem Netzwerk „Lebendige Flüsse“, die Natur an viele Fließgewässer zurückzuholen. In die Diskussion um Hochwasserschutz bringt sie sich immer wied er ein und findet in Naturschutz und Wissenschaft viele Verbündete. Die DUH weist auf gelungene Beispiel e hin, die Hochwasserschutz und Ökologie in Eink lang bringen und unterstützt solche Vorhaben in zahl reichen Regionen. Langjährige Unterstützer der „Leb endigen Flüsse“ sind die Firmen Kyocera und C&A . Unilever fördert ökologische Hochwasserschutz-P rojekte.

Gut vernetzt an der Elbe

n DUH ihre Anstrengunge der Elbe konzentriert die n die rschutz. Ab 1996 mache in Sachen Fließgewässe sam ein gem r Jah + aus Gruner DUH und das Verlagsh DUH Die . am rks me rjuwel auf auf das Natur- und Kultu mit eng das n, the tbüro in Kö eröffnet 1997 ein Projek nen ktio gsa un ild ltb tet, Umwe Schulen zusammenarbei den bän ver utz sch eren Natur anbietet und sich mit and aufH das Flussbaden wieder DU die st läs vernetzt. 2002 en Elbeden ersten international leben und koordiniert auf polih auc ist e“ bendige Elb badetag. Die Aktion „Le , am zen Len von he ch: In der Nä tischer Ebene erfolgrei ekt roj gsp gun rle -Ve größte Deich „Bösen Ort“, wird das uarBa die en inn beg keit. 2005 in Deutschland Wirklich eschlossen. beiten und sind 2009 abg

■ An

1997 Die DUH eröffnet ihr Elbe-Projektbüro in Köthen (Sachsen-Anhalt). Von dort koordiniert sie Flussbadetage, Schülercamps und weitere Beiträge zu Lebendigen Flüssen.

18

welt 2/2015

»

»

1998 Rapunzel Naturkost und DUH gründen den Hand in HandFonds. Seitdem hat der Fonds 203 ökologische und soziale Entwicklungsprojekte in 52 Ländern in Asien, Afrika und Lateinamerika unterstützt.

1998 Bundestag und Bundesrat setzen mit drei Jahren Verspätung die Flora Fauna HabitatRichtlinie der EU um. Wachsam begleiten die Umweltverbände den Prozess.


In Wald und Wiese, im Fluss und im Meer

Am Bodensee werden Visionen wahr

Naturschutzjahr 1995. Es ist das Europäische Angela Merkel adelt das Bundesumweltministerin kt tzprojekt als erstes „Proje Bodensee-Umweltschu e H-Bundesvorsitzend des Monats“. Als der DU , kunde entgegennimmt Gerhard Thielcke die Ur ive viel passiert: Auf Initiat ist am Bodensee schon eirbände rund um den Dr der DUH haben sich Ve rk sta logische Modellregion ländersee für eine öko d Gärtner haben gemein gemacht. Landwirte un st, eröffnet – Gemüse, Ob same Bauernmarktläden n aus der Region komme Saft, Milch und Fleisch hr nde erreichen, dass me gut an. Die Umweltverbä m tschen Bodenseerau Nahverkehrszüge im deu en. Bahnhöfe wieder bedien fahren und stillgelegte en ihr Naturpädagogen mit Auf dem Untersee sind z. sat Ein einem Solarboot im Bildungsangeboten auf d un unter der ReinigungsMehrere Geldgeber, dar en er (heute Unilever) hab Lebensmittelkonzern Lev che chutzprojekt über etli das Bodensee-Umwelts Jahre unterstützt. die n Projekt entsteht 1994 Aus dem 1990 gestartete lt. zäh H DU die n ter deren Stif Bodensee-Stiftung, zu

» Der Erfolg großer Entwicklungen hängt oft vom richtigen Zeitpunkt ab: Die Deutsche Umwelthilfe hat vor 40 Jahren diesen Zeitpunkt gefunden, als der herkömmlichen Umweltbewegung die Fülle der neuen Probleme über den Kopf wuchs. So ist sie zu einem auch auf internationaler Ebene hoch geschätzten und beachteten Katalysator einer neuen Umweltpolitik geworden. « Hubert Weinzierl, Natur- und Umweltschützer

»

1998 Die DUH macht sich für schwefel- und benzolarme Kraftstoffe stark. 2001 werden sie trotz erbitterten Widerstands der Mineralölindustrie eingeführt.

1998 Der Global Nature Fund wird gegründet und startet die Seenpartnerschaft „Living Lakes“.

»

1998 Jörg Dürr-Pucher wird Bundesgeschäftsführer und stärkt die NaturschutzNetzwerkarbeit. Seine Amtszeit endet 2006. 1999 Die erste Version der Homepage www.duh.de geht online.

welt 2/2015

19


40 JAHRE DUH

Lausitzer Seenland

der beiden deutder Wiedervereinigung he h die einmalige historisc schen Staaten bietet sic te bie en Neuordnung Ge Chance, mit der politisch ige art sichern und die einzig für den Naturschutz zu Hzu erhalten. Die DU Natur in Ostdeutschland DUH-Vorstand Gerden Naturschützer rund um fall n sich nach dem Mauer hard Thielcke engagiere ke späteren Nationalpar unter anderem für die tionalpark Hainich in Müritz und Elbe, den Na der s für die Renaturierung Thüringen und besonder H DU r n in der Lausitz. De Bergbaufolgelandschafte sitLau und Spender für das gelingt es, ihre Förderer kn. Es wird mit 3000 He ter zer Seenland zu begeis in te n Naturschutzprojek tar zu einem der größte iten Studie über Möglichke Deutschland. Mit einer afsch g in Bergbaufolgeland zur Wildnisentwicklun . auf das Thema erneut ten greift die DUH 2015

■ Nach

» 1999 Der Bundestag zieht von Bonn nach Berlin – der Höhepunkt, aber noch nicht das Ende des Regierungsumzugs.

20

welt 2/2015

2000 DUH und Global Nature Fund sind auf der Weltausstellung EXPO 2000 in Hannover mit einer Seen-Ausstellung präsent. Peter Lenks Statue „Der Froschkönig“ sorgt für Aufsehen.

Wieder wilder? ■ Buchenwälder erstrecke n sich auf Steilküsten entlang einsamer Ostseestrände. Riesige Flus sdeltas, Auwälder, ausgedehnte Moore, trockene Heid elandschaften und großflächige Wälder mit Seen reih en sich um das Stettiner Haff. Hier gibt es Wölfe, Elche, Seeadler und Kegelrobben – eine in Mitteleuropa einz igartige Artenvielfalt. DUH-Naturschutzexperte Ulrich Stöcker und sein Team wollen diese Wildnis erhalten.

2014 führen die DUH-Naturschütz er intensive Gespräche mit Tourismusfachleuten und Landeigentümern über sanften Naturtourismus für die Reg ion. Das Ergebnis: hier ist Wildnis machbar. Auch an Flussabschnitten in ganz Deutschland, in Kulturlandsc haften und sogar in Städten.

»

2000 Die rot-grüne Mehrheit im Bundestag beschließt das Erneuerbare Energien-Gesetz mit weitreichenden Förderungen und einer garantierten Vergütung für Solarstrom.


In Wald und Wiese, im Fluss und im Meer

Im Wattenmeer und auf hoher See

» Auch 40 Jahre nach ihrer Gründung findet die Deutsche Umwelthilfe als wichtige Stimme in der umweltpolitischen Debatte Gehör. Ihre Kraft liegt im zivilgesellschaftlichen Engagement und in dem Mut, den sie all denen macht, die sich für saubere Energie, klimafreundliche Mobilität

■ Schon in den 19 80er Jahren wirbt die DU H mit großem Erfolg um Sympathie für den Schweinswal, der in Nord- und Ostsee heimisch ist. Sie gewinnt zahlreiche Me nsc hen, die für den Meeresnaturschutz spenden sowie Projektpa rtner, die in Stralsund, Rostock oder im Wattenmeer Umwe ltbildung und Artenschutz verwirklic hen. Es liegt auf der Ha nd , dass die DUH im Meeresschutz auch international aktiv wir d. Haie, Meeressäuger, Meeressc hildkröten … sie sind die Schützlinge der DUH im Mittelmeer und vor Südamerikas Kü sten. Seit 2011 wird der Berei ch Meeresschutz ausgeb aut: Die DUH koordiniert die deutschen Umweltverbände im eur opaweiten Bündnis OCEAN 2012 . In Dialogprojekten zu Nord- und Ostsee diskutiert die DUH mit Politikern, Vertreter n der Fischereibranche und Natursch ützern über naturverträg liche Fangmethoden und Überfischun g.

und den Schutz von Landschaften und Artenvielfalt stark machen. « Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller

»

2001 Harald Kächele übernimmt das Amt des Bundesvorsitzenden von Gerhard Thielcke.

»

2001 Die DUH startet das Projekt Lausitzer Seenland: Die ehemaligen BraunkohleAbbauflächen sollen dem Naturschutz dienen.

2001 Die DUH eröffnet ihre Bundesgeschäftsstelle in Berlin. Albert Wotke baut das Hauptstadtbüro auf und leitet es über zehn Jahre.

2002 Im August führen lang anhaltende, extrem starke Niederschläge zu Jahrhundertfluten an Elbe, Moldau, Oder, Neiße und weiteren Flüssen.


40 JAHRE DUH

Unter den Teppich gekehrt

DUH geht HinStraßenrand? Die am lle eta m er ■ Schw t Ungeheuerlin nach und förder er hn wo An n vo weisen ches zu Tage. in Thüringen und andlungsanlagen en In Sondermüllbeh rliche Stoffe werd d stinkt es, gefäh nn da h Sachsen staubt un sic finden mel verladen und unter freiem Him nnte Immobilina ge So . ter Straßen am Rand bewohn aus Müllverbrenetwa für Schlacke sierungsverfahren, wie versprochen. nktionieren nicht nungsanlagen, fu rodukte gelangefährlichen Endp un ch tli ein rm ve Die und Luft. Die in Wasser, Böden ng ru ge La r de i be gen auf, benennt e Genehmigungen rig ch lö t ck de H DU hörden dazu, und bringt die Be en ich rtl wo nt ile ra Ve die werden Betriebste auen. Daraufhin ch us nz hi ich dl en geschlossen.

» Die Deutsche Umwelthilfe kann auf eine beeindruckende Liste großartiger Erfolge im Umweltund Verbraucherschutz zurückblicken. Stets die Ergebnisse im Blick, war die DUH durch ihre effektive Zusammenarbeit mit vielfältigen und oft unerwarteten Partnern immer ihrer Zeit voraus. In den vielen Ländern, in denen sich die Deutsche Umwelthilfe engagiert, gilt sie als Speerspitze des Umweltschutzes. « James Strock, Serve to Lead Group

»

2002 Die DUH organisiert und koordiniert den „Ersten Internationalen Elbebadetag“.

»

22

welt 2/2015

2003 SolarLokal startet – eine bundesweite Imagekampagne für Solarstrom in Kreisen, Städten und Gemeinden.

»

2003 Die DUH gibt den Startschuss für die Kampagne „Kein Diesel ohne Filter“.

2003 Auf Getränke-Einwegverpackungen müssen Händler nun immer ein Pfand erheben. Die DUH hat dieses „Dosenpfand“ jahrelang von der Politik gefordert.


Gegen Müll und Gift, für Verbraucherrechte

Gegen dicke Luft

■ Der Autoverkehr nimmt zu – in Städten bekommt man die sch sonders zu spüren. Auf lechte Luft bewiederholte Forderungen der DUH führt die Bund gierung 2001 schwefelesreund benzolarme Kraftst offe ein. Mit der Kamp Diesel ohne Filter“ setzt agne „Kein sich die DUH seit 2003 für Dieselpartikelfilter den gesundheitsgefähr ein, die denden Feinstaub zurück halten. Sie fordert ein Re saubere Luft für alle: 20 cht auf 08 verpflichtet der Eur opäische Gerichtshof auc sche Städte zum Hand h deuteln. Berlin, Hannover und Köln sperren darauf von 30 Städten ungefilter hin als erste te Dieselfahrzeuge aus , indem sie Umweltzonen richten. Die DUH macht einsich dafür stark, dass die Plakettenpflicht in die umgesetzt wird. Praxis

Spritdurstige Autos, geschwärzte Akten ■ Hat die Autolobby der Bundesregierung die Rechtsverordnung zum CO2-Label in die Feder diktiert? Die Antwort: lange keine und dann geschwärzte Akten. Erst drei Jahre nach der Forderung auf Akteneinsicht bekommt die DUH im Herbst 2013 Recht – vor dem Europäischen Gerichtshof. Es geht um den Schriftwechsel zwischen Ministerien und der Autolobby. Denn die deutschen Hersteller fürchten offensichtlich Wettbewerbsnachteile, wenn ein strenges Energieeffizienzlabel für Neuwagen eingeführt wird. Das Ministerium lehnt es ab, den Schriftwechsel offenzulegen. Begründung: Werden Verordnungen geändert, darf niemand in die Akten schauen. Der EuGH macht dem auf Klage der DUH ein Ende: Das deutsche Umweltinformationsgesetz verstößt gegen das Europarecht, auch bei Änderungen von Verordnungen gilt die Informationsfreiheit.

Die daraufhin freigegebenen Akten belegen: Autokonzerne haben massiv auf die schwarzgelbe Regierung Einfluss genommen. Sie haben weite Teile der Rechtsverordnung selbst geschrieben. Das Ergebnis ist absurd: Spritdurstige Limousinen werden dank des hohen Fahrzeuggewichts in eine bessere Effizienzklasse eingestuft als Kleinwagen. Nebeneffekt des Verfahrens: Das deutsche Umweltinformationsgesetz musste geändert werden; es sieht jetzt mehr Informationsrechte vor.

2004 Als erstem und einzigem Umweltschutzverband in Deutschland gelingt der DUH die Anerkennung als klageberechtigter Verbraucherschutzverband.

»

»

2004 Das Dresdner Elbtal wird Weltkulturerbe. Doch 2009 erkennt die UNESCO Dresden den Titel ab, da sie die im Bau befindliche Waldschlösschen-Brücke als landschaftszerstörend ansieht.

2005 Die DUH deckt Sicherheitsdefizite im Atomkraftwerk Brunsbüttel auf und geht damit an die Presse.

»

2005 Spatenstich für die bundesweit größte Deichrückverlegung. In der Elbtalaue bei Lenzen entstehen 425 Hektar Überflutungsfläche – ein Erfolg jahrelanger politischer ÜberÜber zeugungsarbeit, an der die DUH mitgewirkt hat.

welt 2/2015

23


40 JAHRE DUH

Gib‘ der Tüte einen Korb

Stiftung Nameinsam mit der Berlin tüt was! Ge dtreinigung d der Berliner Sta turschutz Berlin un r den Weltim vergangenen Jah knackte die DUH r Welt“: Zuastiktütenkette de rekord „Längste Pl so viele, wie in s 30.000 Tüten – sammengesetzt au rden. rlin verbraucht we einer Stunde in Be pf angesagt. Tütenflut den Kam Die DUH hat der tiktüten-Abgabe tition für eine Plas Auch mit einer Pe agen – Tausch den Tütentauscht von 22 Cent und Mehrwegtasche tiktüte gegen eine einer Einwegplas lichkeit. ema in die Öffent – trägt sie das Th re Ozeane sich auch in unse ßt gie er l ül m tik as Der Pl Auf der Inen Landschaften. in ar m e di t oh dr und be .de klärt die mtnichtindietuete m ko w. ww ite tse terne wie sie Eincher darüber auf, su Be 13 20 it se DUH transportieren dlich nach Hause käufe umweltfreun schen das en M e prominenten können und welch unterstützen.

2006 Rainer Baake wird Bundesgeschäftsführer. Er prägt in seiner Amtszeit bis 2012 insbesondere die Klimaschutzarbeit der DUH.

24

welt 2/2015

»

2006 Die DUH initiiert die Kampagne „Atomausstieg selber machen“. Umweltverbände, VerbraucherschutzOrganisationen und AntiAtom-Initiativen verbünden sich und rufen zum Wechsel zu Ökostrom auf.

»

» Bei Männern sagt man, ab 40 befänden sie sich in ihren besten Jahren. Das wünsche ich der DUH von Herzen. Denn nichts brauchen wir in einer Lobbykratie wie der Bundesrepublik Deutschland dringender als Gegengewichte zum allmächtigen Lobbyismus der Lebensmittel-, Chemie-, Pharma-, Auto-, Agrar-, Banken-, Energie-Industrie! « Hannes Jaennicke, Schauspieler

2006 Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander holzt persönlich Auwald in Schutzgebieten an der Elbe ab. Die DUH legt Beschwerde bei der EU-Kommission ein.

»

2007 Al Gore, US-Vizepräsident in der Ära Clinton, verschafft der Klimadebatte mit seinem Film „Eine unbequeme Wahrheit“ einen längst überfälligen Schub. Die DUH zeichnet ihn dafür mit dem UmweltMedienpreis aus.


Vorbilder

Ex und hopp?

ren in den Handel seit den 1970er Jah en m m ko en os n Dosen einfach ■ Getränked landen die geleerte g ufi Hä pf e. od M ut 1990 den Kam und groß in H sagt der Dosenfl DU e Di lg: ft. fo ha Er sc m in der Land nger Atem führt zu e Pfandpflicht. La osen„D s da n an und fordert ein tti Tri ltminister Jürgen we um es nd Bu 2003 setzt osen durch. (Presse n und Getränked he sc Fla d glan we Ro Ein rgen Resch, pfand“ auf erg – von links: Jü nb se Do er m ein de r In r) konferenz vo nther Gude Rainer Baake, Gü n, tti Tri z“ en ut rg Jü ch as Demleitner, „Mehrweg ist Klim nzertierten Allianz tz des hu Sc n de von der DUH ko r fü en seit 2009 hm ne ter Un 00 50 er wieder geraten haben sich geschlossen. Imm en m m sa zu s anm ste Mehrwegsy iesen Coca-Cola it dem Getränker m r ze üt ern ch -S nz eg Ko die Mehrw m, als der DUH erneut Alar e di t äg hl sc t. 15 ieß hl hland sc einander. 20 Anlagen in Deutsc llfü ab eg rw eh M zwei seiner

Zu schade… …für den Müll. Die gem einsame Althandysammlung von DUH un d Telekom Deutschland hat schon annähe rnd zwei Millionen ausgemusterte Handys davor bewahrt, auf dem Müll zu landen. Die meisten führte ihr Weg in die Rohstoffrüc kgewinnung, nicht wenige wurden als ReUs e-Handys erneut in den Markt gebracht. Im Laufe von 12 Jahren hat die DUH Hunderte von Schulklassen , zahlreiche Umweltverbände, Einzelhan delsunternehmen, TV-Redaktionen und Tag eszeitungen dazu motiviert, an der Althan dysammlung teilzunehmen. Auch eine üb erparteiliche Initiative aus dem Deutschen Bundestag hat sich des Themas angenomm en und präsentierte vor dem Reichstag stolz mehrere Schubkarren mit gesammelten Mo biltelefonen.

»

2008 Im ersten europaweiten Kommunalwettbewerb „Capital of Biodiversity“ zeichnet die DUH die Hauptstädte der Biodiversität aus. AN CAPIT PE

Y

B

IO

S of AL

EURO

2007 Die Bundesregierung verabschiedet die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt.

D I V E R SI

T

»

»

2008 Die DUH zeigt in Unfallsimulationen, wie gefährlich das Kältemittel R1234yf ist. Die Chemikalie in der Autoklimaanlage ist leicht brennbar und außerdem extrem klimaschädlich.

2008 Die DUH startet ihre Anti-Kohlekraft-Kampagne und verhindert den Neubau mehrerer Kohlemeiler, zum Beispiel in Datteln, Brunsbüttel und Krefeld.

STOP

Keine neuen Kohlekraftwerke


40 JAHRE DUH

Wetteifer belebt die Kommun

en

te Stadthalle t nur um die größ „Städte sollen nich ste Bachrenaturie n auch um die be alun m m wetteifern, sonder Ko e 89 di ielcke erfindet 19 rung.“ Gerhard Th Wettbewerbs n ste er s de s Sieger sWettbewerbe. Al den Titel „Bunde dt Erlangen 1989 ge 97 bekommt die Sta 19 . chutz“ tur- und Umwelts hauptstadt für Na ielcke, Bildmitte, Th rd ha er (G n Titel winnt Münster de inisterin Bärbel n NRW-Umweltm mit der damalige Höhn, links). ifft die DUH Anre ettbewerben scha W en ich re zu hl z za ut it ch M d Klimas , sich im Natur- un ze für Kommunen e aus und wirbt iss bn ge H wertet Er DU e Di n. . re gie ga en mmunale Themen Beispielen für ko etic ac Pr r st ale Be it un m iter Komm Robert Spreter, Le Auf Initiative von t 2012 das Bündeh tst i der DUH, en Umweltschutz be elfalt“; bis heute für biologische Vi nis „Kommunen igetreten. d Gemeinden be sind 103 Städte un

2008 Mit dem „Forum Netzintegration Erneuerbare Energien“ mischt sich die DUH in die Konflikt trächtige Debatte um Stromleitungen für die Energiewende ein.

26

welt 2/2015

»

Vorfahrt für den Klimaschutz ■ Hartnäckiges Fragen lohnt sich: Seit 2007 fragt die DUH regelmäßig Politiker, Unternehmen, Bundesbehörden und Bischöfe nach dem CO2-Ausstoß ihrer Dienstwagen. Die Klimaschutz-Besten nennt die DUH dann der Presse ebenso wie die größten KlimaschutzMuffel. Wer keine Auskunft geben möchte, riskiert, dies am nächsten Tag in der Zeitung zu lesen. Politiker jeglicher Couleur oder Unternehmen wetteifern deshalb um einen günstigen Platz im DienstwagenRanking. Die Lernkurve ist steil: Während 2007 der schmutzigste Dienstwagen mit 286 Gramm CO2 pro Kilometer unterwegs war, sind es heute 197 Gramm CO2, die als Schlusslicht rangieren. Auch die Autoindustrie muss reagieren: Die Nachfrage nach „sauberen“ Limousinen steigt.

»

2008 Berlin, Hannover und Köln richten als erste Städte Umweltzonen ein. Die DUH ist sofort zur Stelle und kontrolliert, ob die Einfahrverbote für Dieselstinker beachtet werden.

»

2008 Mit der Zeitschrift zeo2 ruft Gerd Rosenkranz, Leiter Politik und Presse bei der DUH, ein neues umweltpolitisches Magazin ins Leben.

2009 Die DUH lädt Experten aus Umwelt-, Gesundheitsund Sozialpolitik zu ihrer ersten Tagung zum Thema Umweltgerechtigkeit in Kommunen ein.


Vorbilder

» Die Deutsche Umwelthilfe ist der Manuel Neuer der Umweltpolitik: An ihr kommt man nicht vorbei! Sie erinnert uns daran, dass es auf jede und jeden ankommt, wenn es darum geht,

Publicity für die gute Sache

umweltfreundlicher zu leben und zu wirtschaften. Dazu gehört auch die jährliche Liste von Dienstwagen, auf der mancher rhetorischer Klimaschützer statt grünem Fußabdruck oft eine schwarze Rußfahne hinterlässt. Liebe DUH, bitte bleib so schön kritisch, prägnant und alltagsnah! « Katrin Göring-Eckardt, Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag

2009 2.500 Euro Umweltprämie für das Verschrotten eines Pkw, wenn ein Neuwagen zugelassen wird. Die Umweltverbände kritisieren die Maßnahme als ökologisch unsinnig.

■ Am 10. Dezem ber 2007 überlagerten sich zwei Ereignisse: Die DUH wü rdigte mit der Verleihu ng des UmweltMedienpreises den Klimawissenschaftl er Stefan Rahmstorf für seine un ermüdliche und stets sac hliche Darstellung des Klimawa ndels und der Rolle des Menschen als Hauptverursac her. Am selben Tag erh ielt der Weltklimarat IPCC den Friedensnobelpreis. Ra hmstorf war einer der Leitautor en des vom IPCC heraus gegebenen UN-Klimareports. Grund genug für die Re daktion der ARD-Tagesthemen, den UmweltMedienprei s zum Top-Thema des Abend s zu machen. So viel Pu blizität gibt es nicht immer, abe r der UmweltMedienp reis genießt in Fachkreisen ho hes Ansehen und stärkt Journalisten, Filmschaffenden un d Autoren mit Umweltge wissen und -verstand den Rücke n. Seit vielen Jahren un terstützt die Telekom Deutschland den renommierten Pre is.

»

2010 Die DUH übergibt den “Plan N – Handlungsempfehlungen für die Politik“ an die Bundesregierung. Darin geht es um Transparenz und eine frühzeitige Bürgerbeteiligung bei Stromnetzausbau-Planungen.

»

2010 Die Bohrplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko gerät in Brand und geht unter. Über 10.000 Quadratkilometer breitet sich ein Ölteppich aus.

welt 2/2015

27


40 JAHRE DUH

Nein danke!

chen“ – ein Bünd„Atomausstieg selber ma 2006 startet die Aktion ern und Anti-Atomen, Verbraucherschütz nis aus Umweltverbänd trom mehr ins Haus r dazu auf, keinen Atoms Initiativen ruft die Bürge Gerd Rosenkranz, Ökostrom umzusteigen. zu lassen, sondern auf kennt die Strukturen d Presse bei der DUH, damals Leiter Politik un initiiert. Nach dem tens und hat die Aktion der Atomwirtschaft bes smark im Sommer schwedischen AKW For dramatischen Störfall im er 30 Jahre alte Siedenz ans Licht, dass der üb s 2006 brachte Rosenkra fehler aufweist und das üttel dieselben System wasserreaktor in Brunsb l kläglich versagt hat. die Atomaufsicht in Kie

Prima Klima – ohne Kohle!

» Die DUH hat in ihrem 40-jährigen Bestehen dafür gesorgt,

■ Ob in Berlin, Wilhelmshav en oder Germersheim – die DUH-Anti-Ko hleKampagne in den Jahren 2008 bis 2013 hat der Atmosphäre jährlich rund 100 Millionen Tonnen CO erspart. Ein 2 kleines Expertenteam der DUH hat die komplexen Genehmigungsverfahren systematisch durchforstet und Fehl er aufgedeckt. Bundesweit konnte es auf diese Weise mehr als ein Dutzend Kraftwerksneubauten stoppen oder verh indern. Kohlekraftwerke schädigen aber immer noch das Klima und blockier en bis heute die Energiewende. Wir blei ben dran.

dass das Thema Umwelt stets oben auf der politischen Agenda gestanden hat. Das Beharrungsvermögen, immer wieder bekante Umweltprobleme anzusprechen, das Erinnern an gegebene Versprechen seitens der Politik und die Identifizierung neuer Gefahren für die Natur sind wichtige Eckpfeiler in der politischen Arena. « Prof. Dr. Mojib Latif, Klimaforscher am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

2011 In Fukushima (Japan) löst ein starkes Erdbeben einen Tsunami aus. Im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi entstehen große Schäden.

28

welt 2/2015

»

2011 Die Bundesregierung beschließt den Atom-Ausstieg. Die DUH schlägt für die 13. Novelle des Atomgesetzes vor, ein festes Enddatum für die letzte Abschaltung eines AKW zu setzen. Dies wird im Gesetz so verankert: 2022 soll das letzte deutsche AKW vom Netz gehen.

»

2011 Die DUH stellt fest, dass der Klimakiller FCKW aus Deutschlands alten Kühlgeräten nicht rechtskonform entsorgt wird und legt Beschwerde bei der EU ein.

»

2011 Die DUH sammelt Unterschriften für den europaweiten Schutz von Haien: Ein Verbot soll die Finning-Praxis beenden, bei der Haie aus dem Meer gezogen und nach dem Abschneiden ihrer Flossen verstümmelt ins Meer zurückgeworfen werden.


Saubere Energiezukunft

Energiewende im Dialog

■ Rainer Baak e (1. v. li.) komm t 2006 zur DUH mischt als deren und Bundesgeschäftsfü hrer kräftig in der Energiepolitik mit. Zwei Jahre sp äter überreicht er den Staatssekr etären aus dem Um we lt- und Wirtschaftsminist erium „Plan N“ m it Politikempfehlungen zum Strom netzausbau. 70 Un terzeichner fordern darin Tra nsparenz und ein e frühzeitige Beteiligung der Bü rgerinnen und Bü rger. Darunter Vertreter der Strom wirtschaft, der Ko mmunen, aus Wissenschaft und Naturschutz. Zuvo r hatten Baake und der DUH-En ergieexperte Peter Ah mels (2. v. li.) über zwei Jahre ein en Dialog der Ak teure moderiert. Plan N stößt auf offene Ohren, de nn die Energiewirtschaft hat geler nt, dass mangeln de Transparenz Großprojekten sc hadet.

» Seit 40 Jahren leistet die Deutsche Umwelthilfe immer wieder wichtige Beiträge zur deutschen Umweltpolitik. Sie versteht es in besonderer Weise, Brücken zwischen Bürgerinnen und Bürgern und Entscheidungsträgern zu bauen. Ich wünsche der DUH für ihre Arbeit weiterhin Mut, Tatkraft und Beharrlichkeit. « Dr. Barbara Hendricks, Bundesumweltministerin

»

2011 Der Kinofilm „Taste The Waste“ löst eine Debatte über die weltweite Lebensmittelverschwendung aus. Valentin Thurn, Autor und Regisseur, erhält dafür den UmweltMedienpreis.

2012 Die DUH baut Brücken in Thüringen um und hilft damit dem Fischotter.

»

2012 DUH und Rapunzel Naturkost sind im Garten von Schloss Bellevue zu Gast bei Bundespräsident Joa Joachim Gauck und schen schenken bei der Woche der Umwelt Biokaffee aus.

welt 2/2015

29


40 JAHRE DUH

Umweltschutz – sozial

■ Mädchen und jun ge Frauen gestalten ein en Garten nach ihren Vorste llungen. Der internationale Mädchengarten in Gelsenkirchen ist Treffpunkt zum Gärtnern und zugleich ein Begeg nungsort, an dem Mädch en ein Verständnis für soziales Miteinander ent wickeln. Hier entdecken sie eigene Fähigkeiten, werden gemeinsam akt iv und stellen Kontakte zu Schulen oder Kunst- un d Theaterprojekten her. Da mit bereichern sie auc h das Leben in ihrem Sta dtteil. Ab 2008 sucht die DUH solche Beispiele für Umweltgerechtigke it in Städten und Gemeind en und fasst sie in einer Broschüre zusamme n. Sie lädt Vertreter von Kommunen, Sozial- un d Umweltverbänden zu Workshops ein und dis kutiert mit ihnen über gerecht verteilten Zugang zu Grünflächen, lärma rmen Wohngebieten od er energetisch saniertem Wohnraum.

Kächele und Wilhelm Hand in Hand

gemeinsarald Kächele haben ein Joseph Wilhelm und Ha und bis der ün ist Biopionier sowie Gr mes Projekt. Der eine punzel Ra n des Naturkostproduzente heute Geschäftsführer für Agrarum ntr Professor am Leibniz-Ze im Allgäu, der andere Bundesuf ber LF) e.V. und im Neben landschaftsforschung (ZA andeter un sie s chen Umwelthilfe. Wa vorsitzender der Deuts nzel pu Ra den nd in Hand-Fonds, in rem verbindet, ist der Ha en hab am ins Summen spendet. Geme Jahr für Jahr erhebliche nt me tru ins der zu einem wertvollen För die Partner den Fonds ng weltweit gemacht. für ökosoziale Entwicklu nds in Afrika, ft der Hand in Hand-Fo Im siebzehnten Jahr hil ischen und ka ambitionierten ökolog Asien und Lateinameri initiativen, sbau von Schulen, Frauen sozialen Projekten. Au sauberem iem Saatgut, Zugang zu Herstellung von genfre geförderten der iele isp nur einige Be Trinkwasser – das sind 203 Projekte n rund 875.000 Euro in Projekte. Seit 1998 flosse t mittlerweile rliche Fördersumme lieg in 52 Ländern. Die jäh bei etwa 100.000 Euro.

2012 Auf Initiative der DUH gründen Kommunen das „Bündnis für biologische Vielfalt e.V.“. Die DUH unterstützt den Aufbau des Vereins, dem mittlerweile 103 Städte und Gemeinden angehören.

30

welt 2/2015

»

»

2012 Michael Spielmann wird Bundesgeschäftsführer. Er stirbt 2014 nach schwerer Krankheit.

2012 Eine Schadenersatzklage in Millionenhöhe ist in der Post. Ein Plastiktütenhersteller sieht sich durch Aussagen der DUH zur angeblichen Kompostierbarkeit von Plastiktüten angegriffen. Die Klage wird erst 2014 endgültig abgewiesen.

»

2013 Die DUH beteiligt sich an der Debatte um die Endlagersuche und trägt maßgeblich dazu bei, dass das Standortauswahlgesetz keinen Export von deutschem Atommüll zur Endlagerung im Ausland zulässt.


Heute und morgen

Moderate Töne und klare Kante Kommunalpolitiker kennen die Deutsche Umwelthilfe und ihre vielen Projekte zum kommunalen Umweltschutz, Journalisten schätzen den Sachverstand der DUH und nutzen gern ihre Internetseite zur Recherche. Rechtsabteilungen mancher Konzerne haben großen Respekt vor dem klageberechtigten Verbraucherschutzverband. In Berlin und Brüssel ist die DUH gut vernetzt. Sie ist häufig in den Medien vertreten und mit publikumswirksamen Aktionen zum Beispiel zu den Lebendigen Flüssen oder für Umweltzonen in den Innenstädten bundesweit präsent.

■ Die DUH ist keine flächendeckend verankerte Mitgliederorganisation wie andere Umweltverbände. Ihre Stärke sind ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ein weit gespanntes Feld von inhaltlichen Themen – und das mit einem klaren Fokus auf ausgewählte Aspekte – kompetent bearbeiten. So wichtig die Themen, so entscheidend sind für das Profil der DUH auch die Methoden, mit denen sie ihre Forderungen auf den Punkt und ihre Kampagnen ins Ziel bringt.

immer vor gewaltigen Herausforderungen bei der Transformation hin zu einer flächendeckend nachhaltigen Energieversorgung. Die Deutsche Umwelthilfe wird den dafür nötigen Netzausbau weiterhin moderierend begleiten und dadurch den Dialog zwischen Politik, Industrie und Bürgern garantieren.

Die DUH baut Netzwerke und schmiedet neue Allianzen. Im Netzwerk Lebendige Flüsse oder in Gesprächsrunden zu Themen der Energiewende bringt sie Menschen, Initiativen und Unternehmen zusammen, die

Die DUH ist Moderator. Sie bringt Menschen an einen Tisch, die sich sonst kaum zum Gespräch treffen würden. Wenn Windkraftanlagenbauer und Walschützer miteinander reden, kann das der Anfang für konstruktive Lösungen sein. So leistet die DUH einen wichtigen Beitrag, die unvermeidlichen Konflikte, die mit dem ökologischen Wandel auftreten, im Dialog zu bewältigen und Blockaden aufzulösen. Sie überbrückt Gräben und hilft so, neue Sichtweisen zu entwickeln. Deutschland steht fast fünf Jahre nach Beginn der Energiewende noch

2013 Alt und Jung – Senioren und Kinder aus Kitas oder Schulen legen unter Anleitung der DUH Nord-Mitarbeiterinnen Wildblumenwiesen an, bauen Insektenhotels und ernten Äpfel und Birnen von Patenbäumen.

»

» Nicht erst seit heute gehört es zum Credo der Deutschen Umwelthilfe, sich mit Kritik, Anregungen und Projekten einzumischen und Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft auf wichtige Umweltthemen aufmerksam zu machen. Nicht immer bequem, wie ich gerne zugebe,

2013 Die DUH kritisiert die Reform der Gemeinsamen EU-Fischereipolitik. Noch immer setzen die Politiker kein Zieldatum für ökologisch vertretbare Fischbestandsgrößen.

aber immer dialogorientiert. « Sigmar Gabriel, Bundeswirtschaftsminister

»

2013 Ein regnerisches Frühjahr führt in Mitteleuropa zu dramatischen Überflutungen. Passau steht unter Wasser, ein Isardamm bricht, bei Karlsruhe versperrt ein Erdrutsch eine Autobahn, an der Elbe werden mehrere Orte evakuiert und es herrscht Katastrophenalarm.

»

2014 Der Energieausweis für Gebäude wird zur Pflicht, damit sich Mieter und Immobilienkäufer für Klimaschutz entscheiden können. Die DUH klärt über energetische Sanierung auf.

welt 2/2015

31


40 JAHRE DUH

für die Erhaltung der Natur und den ökologischen Wandel einstehen. So bekämpft sie die für das Klima fatale und künstliche Verlängerung des fossilen Energiezeitalters und beteiligt sich weiterhin an Gesetzgebungsverfahren wie zum Beispiel dem Versuch, die risikobehaftete Fracking-Technologie so streng wie möglich zu regulieren.

Die DUH sieht Umwelt und Natur durch die Verbraucherbrille.

Die DUH ist Motivator.

Als anerkannter Verbraucherschutzverband versteht sie sich darauf, die Bedeutung von Umwelt- und Naturschutzthemen für die Menschen sichtbar zu machen. So lange Industrie und Handel die Menschen über den Energieverbrauch ihrer Produkte im Unklaren lassen oder sie bewusst über umweltrelevante Eigenschaften täuschen, so lange sie Produkte als ökologischer bewerben als sie in Wahrheit sind, so lange wird die Deutsche Umwelthilfe für den Schutz von Umwelt und Verbrauchern eintreten.

Die DUH nimmt den Rechtsstaat beim Wort.

32

welt 2/2015

»

Mit Auszeichnungen wie dem UmweltMedienpreis und Wettbewerben wie der Bundeshauptstadt im Klimaschutz setzt sie Anreize und belohnt nachhaltiges

Verhalten. Wo es nötig ist, stellt sie auch Fehlverhalten an den Pranger: In der Dienstwagenumfrage bei Politikern und Unternehmen ermittelt sie jährlich, welche Amtsträger sich mit den schlimmsten Klimakillern chauffieren lassen.

Die DUH zeigt klare Kante. Sie sagt deutlich, welche Produkte ökologisch vorteilhaft sind und welche nicht. Die Kampagne Pro Mehrweg ist das beste Beispiel dafür. Die Deutsche Umwelthilfe bietet dem Wegwerf-Trend die Stirn, erst recht wenn der amerikanische SoftdrinkGigant Coca-Cola zum wiederholten Mal versucht, das deutsche Mehrwegsystem

» Deutsche Umwelthilfe, das heißt:

An vielen Stellen schließt sie die Lücke zwischen geltendem Recht und seiner mangelhaften Umsetzung. Bis die DUH aktiv wurde, konnten Handel und Industrie bei der Energieverbrauchskennzeichnung die einschlägigen Vorschriften ungestraft ignorieren. Denn die Behörden sahen tatenlos zu, wie geltendes Recht umgangen, ausgetrickst oder schlicht und einfach missachtet wurde. Für einen Umweltverband wie die RisikoDUH erfordert es Risiko Entschlossenbereitschaft, Entschlossen heit und Kompetenz, die

2014 Mehr als 100.000 Bürger schließen sich der DUH in einer Petition an und fordern eine Umweltabgabe auf Plastiktüten. Berlinerinnen und Berliner folgen dem Aufruf der DUH und setzen mit einer Plastiktüten-Kette in Rekordlänge ein Zeichen gegen die Plastikflut.

Einhaltung geltender Verbraucherrechte auch gegen einflussreiche Unternehmen vor Gericht einzuklagen. Es war auch die DUH, die in Verfahren bis hin zum Europäischen Gerichtshof durchsetzte, dass geltendes EU-Recht zum Schutz vor Luftverschmutzung in Deutschland angewandt wird. Die Kommunen mussten handeln und Umweltzonen gegen zu hohe Schadstoffbelastungen einrichten.

40 Jahre schwimmen gegen den Strom, Dampf machen, Konzerne enttarnen, nachrechnen, kreativ sein von Stadtgärtnern bis Fischotter-Patenschaft. 40 Jahre kluge und beharrliche Beiträge für die Umwelt machen „freundlichen“ Druck auf die Politik.

2014 Die UNESCO ernennt das Okavango-Delta zur Weltnaturerbestätte. Die DUH hat die umfangreichen Arbeiten für die Bewerbung unterstützt.

Weiter so!! « Renate Künast, Mitglied des Bundestags

»

2014 Am Stettiner Haff untersucht die DUH die Chancen für Wildnis. Fazit: Ein Förderprogramm für die strukturschwache Region kann auch dem Naturschutz helfen.

»

2015 Die DUH sucht naturnahe Schulhöfe in Deutschland. Beim Wettbewerb machen 523 Schulen mit.


Anzeige

Heute und morgen

DIE NEUE

taz.

» Die Deutsche Umwelthilfe verdient höchste

zeozwei

DAS MAGAZIN FÜR KLIMA. KULTUR. KÖPFE.

Anerkennung, fühlt sie sich doch der ganzen Breite der Umweltthemen verpflichtet. Viele der uns heute so selbstverständlich erscheinenden politschen Entscheidungen hat sie auf den Weg gebracht. Ihr Wirken ist weiterhin unabdingbar. « Michael Succow, Michael Succow Stiftung

zu torpedieren. Gemeinsam mit vielen kleinen Mineralbrunnen, Brauereien und Getränkehändlern kämpft die DUH gegen die Einwegpolitik von Discountern und internationalen Getränkekonzernen wie dem Brausehersteller aus Atlanta. Die DUH wird auch der mächtigen Autoindustrie weiter auf die Finger sehen, schließlich wird ab 2020 ein neuer Grenzwert für CO2-Emissionen bei Fahrzeugen gelten, den die deutschen Autobauer verhindern wollten. Weil die Angaben der Hersteller seit Jahren von den Realverbräuchen abweichen, kämpft die DUH für mehr Transparenz und wird sich dafür einsetzen, dass die Autobauer Verbraucher nicht länger ungestraft an der Nase herumführen können.

Die DUH entwickelt zukunftsweisende Ideen. Sie setzt sich dafür ein, im dichtbesiedelten Deutschland der Wildnis wieder mehr Raum zu verschaffen und dies nicht

2015 Die neue Doppelspitze der DUH: Sascha Müller-Kraenner (li.) wird 2015 Bundesgeschäftsführer. Jürgen Resch (re.) ist im dreißigsten Jahr in diesem Amt.

gegen die Menschen, sondern mit ihnen. Die Deutsche Umwelthilfe ist einzigartig in Deutschland. Sie hat den ökologischen Verbraucherschutz zum Kern ihrer Arbeit gemacht und setzt sich wie kein anderer Verband für die Stärkung der Verbraucherrechte unter umweltpolitischen Gesichtspunkten ein. Das wird und muss so bleiben. In Deutschland blockieren mächtige Industriezweige und Teile der Politik nach wie vor den umweltpolitischen Fortschritt, der angesichts von Klimawandel, schwindenden Ressourcen und Artensterben nötiger denn je ist. Die Deutsche Umwelthilfe wird gemeinsam mit Bürgern und einer umweltfreundlich orientierten Wirtschaft auch in Zukunft gegen die ewig gestrigen Blockierer antreten. Damit wir auch nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Umwelt hinterlassen. ■

Jetzt am Kiosk!

ESSEN & KÄMPFEN Während diverse Emanzipationsbewegungen große Fortschritte gebracht haben, scheint die kulinarische Emanzipation weitgehend ausgeblieben zu sein. Die Vorstellung, einen Tag auf Fleisch zu verzichten, wird mit großem Geschrei als Freiheitsberaubung dramatisiert. Warum ist das alte Denken über das Essen so verkorkst?

zeozwei erscheint viermal im Jahr. Ein Jahresabo kostet 20 Euro, eine einzelne Ausgabe am Kiosk 5,50 Euro.

www.zeozwei.de zeo2abo@taz.de T (0 30) 2 59 02-200

welt 2/2015

33


MAGAZIN ■ NATURSCHUTZ

Sanierung versus Wildnis

Weniger ist mehr

„Für die Natur sind die unsicheren Böden geradezu ein Segen. Deshalb will die DUH die verantwortlichen Politiker davon überzeugen, dass weniger mehr ist“, sagt Jonathan Rauhut, Naturschutzexperte bei der DUH. Er setzt sich dafür ein, ausgewählte Flächen nicht zu sanieren. So ließen sich sogar Steuergelder einsparen. Für die Natur wäre eine natürliche Entwicklung auf großer Fläche eine Chance, die sich in Deutschland sonst kaum bietet. (jk) ■

In Brandenburg und Sachsen liegen riesige Landschaften, in denen bis zur Wende Braunkohle abgebaut wurde. Welche Rolle spielen die ehemaligen Tagebauflächen für die Natur?

„G

ott hat die Lausitz geschaffen, aber der Teufel die Kohle darunter“, so sagt eine Redewendung. In der Lausitz hat die Braunkohleförderung eine lange Tradition. Ganze Dörfer sind den Baggern gewichen. Nach der Wende in der DDR sank der Bedarf an Braunkohle als Energieträger und viele Tagebaue wurden geschlossen. Zurück blieben Bergbauseen und Kippen – die Bergbaufolgelandschaften. Trocken- und Magerrasen, Tümpel und Bergbauseen mit Abbruchkanten und Steilböschungen bilden ein abwechslungsreiches Mosaik: eine riesige Landschaft ohne Siedlungen, Straßen oder andere Infrastruktur. Die Tagebauseen sind schon heute Schlafplätze für Tausende Kraniche und Wildgänse. Nicht nur Raubwürger, Wiedehopf und Ziegenmelker schätzen die Rohböden; auch seltene Amphibien- und Insektenarten wie die Wechselkröte oder der Wiener Sandlaufkäfer fühlen sich hier wohl. Spezialisten aus dem Pflanzenreich wie Sandstrohblume oder der Königsfarn finden genau die extremen Lebensbedingungen vor, die sie brauchen. Auch störungsempfindliche Tiere, wie etwa der Wolf (Foto), kehren zurück.

Bewegte Erde Rund 33.000 Hektar der Lausitzer Bergbaufolgeflächen sind nicht befahr- oder begehbar. Der sandige Boden ist aufgrund von angestiegenem Grundwasser oder künstlichen Flutungen instabil geworden. Deshalb sind diese Areale derzeit gesperrt. Es besteht die Gefahr von Uferabbrüchen und Erdrutschen bis hin zu metertiefen Geländeverschiebungen. Die Flächen werden nun gemäß Bergrecht begutachtet und sollen saniert werden, um anschließend als Acker, Wiese oder Forst zu dienen. In der Regel ist dann geplant, den Sandboden gezielt zu sprengen oder ihn mit Rüttlern zu verdichten, um ihn zu stabilisieren. Allerdings würde dies die naturschutzfachlich interessanten Strukturen zerstören. Zudem sind die Sicherungsmaßnahmen ausgesprochen zeit- und kostenaufwändig. Beispielsweise veranschlagen die Sanierer bis zu 200 Millionen Euro für die Arbeiten auf einem 500 Hektar großen Areal um den Bergener See. Das Lausitzer Seenland ist weitgehend unzerschnitten: Viele Hektar Natur ohne Straßen, Stromleitungen und Ortschaften.

Förderer:

Termine

Lebendige Flüsse-Tagung ■ Die ARK Foundation und die DUH laden zur Tagung am 25./26. Juni 2015 in den Gelderse Poort (Niederlande) ein.

Bitte beachten Sie den geänderten Termin! Informationen: www.duh.de, Anmeldung: Ines Wittig, wittig@duh.de

Big Jump Der europaweite Flussbadetag „Big Jump“ findet am 12. Juli 2015 statt.

Bitte informieren Sie sich bei Ihrer Gemeinde, denn aufgrund von anderen Veranstaltungen oder mit Rücksicht auf die Schulferien kann es zu abweichenden Terminplanungen kommen. Am 5. Juli 2015 ist die DUH beim Elbebadetag in Schönebeck mit dabei.

Förderer des Netzwerks „Lebendige Flüsse“:

34

welt 2/2015

Foundation


Anzeige

MAGAZIN

TRADITION | HANDWERK | ÖKOLOGIE

■ LEBENDIGE FLÜSSE

Pfister Öko-Bauernbrote

Wir sind H2O

Bayerische Brotkultur seit 1331 • Zutaten aus Ökologischer

Jugendliche sammeln Fakten und Wünsche zum Naturschutz an Flüssen, denn sie wollen politisch aktiv werden. Fünf von ihnen werden sogar mit EU-Politikern in Brüssel diskutieren.

N

och vor den Sommerferien wollen Jugendliche springen: in die Isar, die Bièvre nördlich von Paris oder die Vilnele in Litauen. Damit knüpfen sie an den europäischen Flussbadetag an, eine Tradition, die die DUH und örtliche Naturschützer 2002 an der Elbe ins Leben gerufen haben. Die Schulklassen, Jugendgruppen von Naturschutzorganisationen oder Studentinnen und Studenten wollen darauf aufmerksam machen, dass die Politik Probleme ungelöst vor sich herschiebt. „Big Jump Challenge“ heißt die europaweite Jugendkampagne. „Big Jump“ steht dabei für den Sprung in den Fluss. Für die Flüsse und Seen Europas läuft 2015 eine Frist ab, die man sich vor 15 Jahren gesetzt hat. Als Ziel hat die EU damals den „guten chemischen und ökologischen Zustand der Gewässer“ in der so genannten Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) definiert. Doch etwa die Hälfte aller Flüsse und Seen der EU ist längst nicht sauber und lebendig. Düngemittel aus der Landwirtschaft, Industrieabwässer oder verbaute Flussabschnitte und Seeufer sind vielerorts problematisch.

dem Schüler von Berliner Schulen, Grüne Liga und Vertreter der Verwaltung, der DUH sowie weiterer Vereine einen Aktionstag in Berlin vorbereiten. Sie wollen ihre Spree gemeinsam mit den Bürgern feiern. Ein Wassermarsch, ein „Big Jump“, ein selbst gestaltetes Plakat und Musik machen auf den Fluss aufmerksam. Außerdem schreiben die Jugendlichen und jungen Erwachsenen Briefe an die Senatsverwaltung und fragen nach Abwassereinleitungen, Eutrophierung und Stadtplanung, genau den Themen, die die WRRL betreffen. Im Internet präsentieren sich Jugendliche aus ganz Europa als Teams und formulieren Fragen an Umweltpolitiker in Brüssel. Unterstützt und motiviert werden sie dabei von „Big Jump Challenge“-Koordinatorinnen, darunter Sabrina Schulz von der DUH. Sie wird im Juli fünf junge Naturschützerinnen und Naturschützer nach Brüssel begleiten: „Eine Jury wählt die Jugendlichen aus, die ihre Ideen und Fragen in eigens eingerichteten Diskussionsforen im EUParlament vortragen dürfen. Wir alle sind gespannt auf die Antworten.“ (jk) ■

Auf ins EU-Parlament!

Förderer:

„Wir sind H2O“, sagt die 13-jährige Ronja von der Regenbogenschule in Neukölln. Sie nimmt an einem Workshop teil, an

Landwirtschaft

• aus reinem Natursauerteig • ohne Zusatzstoffe • bei milder Hitze

doppelt lange gebacken • mit kräftig herzhafter Kruste Nutzen Sie den Pfister Brotversand! Da unsere Natursauerteigbrote doppelt lange gebacken werden, schmecken sie auch, wenn sie 1 bis 2 Tage unterwegs sind. Bestellen Sie einfach und bequem von 8.00 bis 15.30 Uhr ( Mo.–Fr. ) kostenlos unter Tel: 0800 / 1010135 oder unter: www.hofpfisterei.de

Ihr ÖkoBauernbrot-Spezialist aus München!

www.hofpfisterei.de Ludwig Stocker Hofpfisterei GmbH | Kreittmayrstr. 5 | 80335 München

welt 2/2015

35


MAGAZIN

te) bei uns ideale Standortbedingungen geben. Eigentlich in Mexiko heimisch, gelangte die Kosmee als Zierpflanze nach Mitteleuropa. In Deutschland wird sie aufgrund ihrer auffälligen körbchenförmigen Blütenstände häufig in privaten Gärten und auf öffentlichen Grünflächen verwendet. Die Pflanze neigt jedoch zur Verwilderung und gilt daher bereits in vielen Gebieten der Welt als invasiv – beispielsweise in Taiwan, Teilen Südafrikas und den USA.

Überblick mit wissenschaftlichen Methoden

■ NATURSCHUTZ

Aufdringliche Zierpflanzen Pflanzenarten aus fernen Ländern, welche die heimische Flora erobern, gab es schon immer. Wird der Klimawandel ihre Ausbreitung verstärken?

I

m Jahresmittel wird es hierzulande wärmer, im Winter fallen mehr Niederschläge, im Sommer dagegen weniger. So ändern sich die Standortbedingungen für sämtliche Arten. Der Klimawandel beeinflusst voraussichtlich auch die Ausbreitung sogenannter Neophyten. Das sind Pflanzenarten, die wir Menschen hierher gebracht haben – oft als Zierpflanzen – oder unabsichtlich als blinde Passagiere des globalen Güterverkehrs. Weil der Riesen-Bärenklau, der Japanische Staudenknöterich, das Drüsige Springkraut oder die Kanadische Goldrute zudem heimische Ökosysteme verändern und andere Arten verdrängen, werden sie als invasive Neophyten bezeichnet.

Aus dem Garten in die Landschaft Vor allem an gehölzfreien Uferabschnitten dringt der Japanische Staudenknöterich in Staudenfluren ein und kann diese zum Teil vollständig verdrängen. Zu befürchten ist, dass langfristig auf diese Wei-

36

welt 2/2015

se heimische Pflanzengesellschaften aussterben. Wegen der starken Regenerationsfähigkeit des Knöterichs ist seine Bekämpfung jedoch kosten- und arbeitsintensiv und nicht immer von Erfolg gekrönt. Wie der Staudenknöterich wurden viele der heute als invasiv bekannten Arten im 19. Jahrhundert als Zierpflanzen nach Europa importiert. In der Folge konnten sie sich über öffentliche und private Gärten in die freie Landschaft hinein ausbreiten.

Welche Neophyten begünstigt der Klimawandel? Die Befürchtung liegt nahe, dass Pflanzen aus südlichen Ländern in unseren Breiten invasiv werden könnten. Ausgehend von einer zukünftigen Temperaturerhöhung um zwei bis vier Grad Celsius, wird es beispielsweise für die Fiederblättrige Schmuckblume oder Kosmee (Foto Mit-

Die DUH untersucht zusammen mit der Universität Konstanz, welche nicht einheimischen Pflanzenarten in Radolfzeller Privatgärten oder im öffentlichen Grün vorkommen und sich ausbreiten oder sogar invasiv werden könnten. Zunächst erstellen die Projektmitarbeiter Listen aller gebietsfremden Pflanzenarten. Dann ermitteln sie die Klimaverhältnisse in den Gebieten, in denen diese Arten bereits angesiedelt sind. Überlappen sich die Verhältnisse mit klimatiden vorhergesagten klimati schen Bedingungen für die Bodenseeregion, setzen die Wissenschaftler die betroffene Art auf eine Graue Liste: Diese Arten gelten als potentiell invasiv. Ihr weltweiter Verbreitungsgrad sowie erste Anzeichen für ihre Verwilderung im süddeutschen Raum spielen für die weitere Einstufung des Invasionspotentials auch eine Rolle. Anhand solcher Beobachtungen werden die Forscher Empfehlungen zusammenstellen, welche Arten in Privatgärten und im öffentlichen Grün nicht mehr gepflanzt werden sollten. In einem weiteren Schritt wird das Projektteam Alternativen empfehlen. (th) ■

Ko sme e

Der Japanische Staudenknöterich bildet dichte Bestände. Er wird fast drei Meter hoch.

Förderer: Das Projekt wird im Rahmen des Forschungsprogramms KLIMOPASS aus Mitteln des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes Baden-Württemberg gefördert.


MAGAZIN

■ NATURSCHUTZ

Lebendiger See 2015 Die Idylle ist echt: Intakte, unverbaute Ufer, Rast- und

Seeadler

Brutgebiete für viele Vogelarten in einer ausgedehnten Seenlandschaft. Doch am Schweriner See diskutiert man kontrovers über dessen Zukunft.

Schloss Schwerin liegt auf einer Insel im See.

„Platz da!“ Mit diesem Slogan warb das mecklenburgische Touristikmarketing zu Beginn des Jahrtausends für die besonderen Qualitäten seiner Landschaft. Und wirklich: Der Schweriner See, von eiszeitlicher Hügellandschaft umgeben, strahlt eine besondere Ruhe aus. Platz ist auch da für ausgedehnte Schilfgürtel, Perlgrasbuchenwälder, brütende Seeadler und Tausende von Wasservögeln, die den See im Winter als Rastgebiet nutzen. Gründe genug für den GNF, das Gewässer zum Lebendigen See 2015 zu ernennen. Natur- und Umweltschützern ist es bisher gelungen, den See vor gravierenden baulichen und touristischen Eingriffen zu bewahren: Fast alle Badegäste, Segler und Kanuten bewegen sich rücksichtsvoll. Motorboote und Jet-Skifahrer dürfen nur eine ausgewiesene Zone befahren, was sie meist respektieren. So kann der See seiner Funktion als Europäisches Schutzgebiet gerecht werden. Bis Ende der 1980er Jahre belasteten den See ungeklärte Abwässer der Stadt Schwerin, die seinerzeit noch 130.000

Einwohner hatte. Ab 1989 baute man Kläranlagen und schloss nach und nach alle umliegenden Gemeinden an das Klärsystem an. Im Winter 2014/2015 erwies sich endlich der Erfolg: Der Nährstoffgehalt des Seewassers zeigt erstmals wieder akzeptable Messwerte, wenn auch die natürliche Nährstoffarmut des Gewässers noch nicht erreicht wird.

Ein Pufferstreifen fehlt

Solchen fragwürdigen Ansätzen halten die Partner im Netzwerk Lebendige Seen Deutschland kraftvoll entgegen: Aktuell wirken sie am Managementplan für das Europäische Vogelschutzgebiet Schweriner Seen mit. Hierfür führen sie Dialoge mit Tourismus- und Städteplanern sowie den Gemeinden. Zumindest besteht Konsens, dass ein Managementplan notwendig ist. Die Naturschützer wollen die Wasserqualität weiter verbessern. Viele Äcker grenzen direkt an den See, Pufferzonen fehlen fast völlig. Bei der feierlichen Ernennung zum Lebendigen See konnte die Festgesellschaft Ende März in Retgendorf hautnah miterleben, wie Mist und Gülle in Wassernähe ausgebracht werden und teilweise direkt in den See sickern. „Platz da!“ muss es deswegen auch für den Gewässerschutz heißen. Direkt am See werden dringend breite Pufferstreifen extensivierter Flächen benötigt. (ts) ■ Förderer:

www.meopta.com

Die Projektarbeit des Global Nature Fund wird unterstützt von:

Ein Tourismuskonzept für Nordwestmecklenburg will noch mehr Gäste in die Region holen. Städteplaner versprechen exklusives Wohnen direkt am See.

Junger Höckerschwan. Stiftung Ursula Merz

welt 2/2015

37


MAGAZIN ■ ENERGIEPOLITIK

Kohle untergräbt Klimaziele Keine Form der Stromerzeugung belastet unser Klima mehr als die Verbrennung von Kohle. Doch weiterhin werden in Deutschland mehr Kohlemeiler gebaut als stillgelegt.

■ LUFTREINHALTUNG

Gemütlichkeit mit Nebenwirkungen Der Trend, mit Holz zu heizen, wächst in Deutschland und der EU. Die gemütliche Wärme hat Nachteile: Holzöfen und -kessel produzieren viel Feinstaub.

N

A

usgerechnet im EnergiewendeLand sind derzeit fünf Kohlekraftwerke im Bau und etwa acht in Planung. Sie werden die Atmosphäre für viele Jahre mit CO2-Emissionen belasten. Denn Kohlekraftwerke haben eine Laufzeit von 40 bis 50 Jahren. Die DUH unterstützt den Vorschlag von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel, die Stromproduktion der ältesten deutschen Kohlekraftwerke zu begrenzen. Deutschland produziert mehr Kohlestrom als es braucht. Denn die Kohlekraftwerksleistung wurde nicht parallel zum Ausbau der erneuerbaren Energien zurückgefahren. Auf Emissionen oberhalb eines Freibetrags plant Gabriel, eine Klimaabgabe zu erheben. So sollen Anteile der besonders schmutzigen Stromproduktion unwirtschaftlich werden. Dies beträfe voraussichtlich zehn Prozent der in Deutschland produzierten Strommenge. Umweltfreundlichere Alternativen hätten in der Folge bessere Chancen, sich durchzusetzen.

38

welt 2/2015

Energiewende geht mit Strukturwandel einher Der Umbau des Energiesystems führt zu tiefgreifenden Veränderungen. Es entsteht nicht nur eine neue Energieinfrastruktur, auch die Wertschöpfung ganzer Regionen verändert sich. Insgesamt ist die Energiewende ein Jobmotor, der jährlich 18.000 zusätzliche Arbeitsplätze schafft. Dort wo Energieversorger in den letzten Jahren weiter auf fossile Energieträger gesetzt haben, werden jedoch Arbeitsplätze verloren gehen. Hier müssen neue Perspektiven geschaffen werden. Die DUH setzt sich dafür ein, diesen ökonomischen Wandel als gesamtgesellschaftlichen Prozess zu verstehen, der nur mithilfe intensiver Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger gelingen kann. Politik, Wirtschaft, Arbeitnehmer und Zivilgesellschaft sind gemeinsam in der Verantwortung, eine ökologisch, wirtschaftlich und sozial tragfähige Zukunft für die Kohleregionen und für das gesamte Land zu entwerfen. (ap) ■

ach der Heizsaison ist vor der Heizsaison: Derzeit gibt es in Deutschland rund 14 Millionen Kleinfeuerungsanlagen. In einem Großteil davon wird Holz verheizt. Holzöfen und -kessel erfreuen sich seit Jahren wachsender Beliebtheit – nicht zuletzt weil Holz als klimaneutraler Brennstoff einen Beitrag zur Energiewende leistet. Doch die behagliche Wärme hat ihre Schattenseite: Holzfeuer verpestet die Luft. Holzfeuerungsanlagen verursachen rund 28.000 Tonnen Feinstaub pro Jahr – mehr als aus den Auspuffen von Pkw, Lkw und Motorrädern stammt. Messungen haben ergeben, dass selbst ein moderner Scheitholzofen mehr als 1000-mal so viele Partikel freisetzen kann wie ein Lkw mit Filter. Feinstaub belastet das HerzKreislauf-System und kann die Atemwege schädigen. Zudem steht er im Verdacht, krebserregend zu sein. Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht davon aus, dass die gegenwärtige Belastung durch Feinstpartikel die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland um circa zehn Monate verkürzt.

EU-Grenzwerte überschritten Die EU setzt einen Grenzwert für die Feinstaubbelastung: Weniger als 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft, so lautet die Vorgabe aus Brüssel. Doch


MAGAZIN ■ KREISLAUFWIRTSCHAFT

Drive-In-Lösung für Wertstoffe Die Mettlacher Bürgerinnen und Bürger sammeln mehr Kunststoffe, alte Elektrogeräte und giftige Lackreste als andere Deutsche. Denn in ihrer Gemeinde gibt es eine deutschlandweit einzigartige Abfallwirtschaft.

zahlreiche Kommunen etwa Stuttgart und Leipzig, überschreiten diesen Wert seit Jahren an zu vielen Tagen im Jahr. In der Konsequenz hat die EU-Kommission bereits ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik eingeleitet. Zwar hat der Gesetzgeber seit Januar 2015 die Staubgrenzwerte für neue Holzfeuerungsanlagen verschärft. Allerdings ist fraglich, ob diese bundesweite Regelung die beabsichtigte Wirkung entfaltet. Das Emissionsmessverfahren bei der Zulassung von Anlagen ist wenig aussagekräftig und spiegelt kaum die typische Ofennutzung wieder. Zudem gelten für den Aus Austausch oder die Stilllegung von Altanlagen lange Übergangsfristen.

H

inter dem Begriff „SuperDrecksKescht“ verbirgt sich ein wegweisendes Modell der Abfallvermeidung und Wertstofferfassung, das aus Luxemburg stammt. Die Gemeinde Mettlach im westlichen Saarland setzt auch im zweiten Jahr nach Einführung des Konzepts bundesweite Standards: Die Rücknahmemengen von Problemstoffen und Elektroaltgeräten sind deutlich höher als im bundesdeutschen Durchschnitt. Die jährliche Restabfall- und Sperrmüllmenge hat sich mit 116 Kilogramm (kg) zwischen 2014 und 2012 mehr als halbiert. Bevor die Gemeinde das Rückkonsumzentrum eröffnet hat, fielen pro Jahr und Einwohner noch 245 kg an. Zum Vergleich: Der bundesweite Durchschnitt lag 2013 bei 191 kg. Gleichzeitig konnten in Mettlach im vergangenen Jahr mehr als 30 Prozent mehr Wertprodukte pro Kopf separat erfasst werden.

Abfallentsorgung auf höchstem Niveau

Tipps für Verbraucher Die DUH setzt sich mit Herstellern und Forschungseinrichtungen auseinander, damit Öfen und Kessel tatsächlich sauberer werden. Gleichzeitig sollen Verbraucher anhand von Informationsmaterialien für die Umweltfolgen und die richtige Nutzung von Holzöfen sensibilisiert werden: Bei unsachgemäßem Betrieb können bis zu 100-mal mehr Schadstoffe entstehen als bei optimaler Befeuerung. Die umweltfreundlichste Alternative ist jedoch Energieeffizienz: In einem gut gedämmten Gebäude mit dichten Fenstern muss von Anfang an weniger geheizt werden. (ph) ■

Wichtig ist vor allem der besondere Servicegedanke: Unterstützt von geschultem Personal, können die Bürger der 13.000-Einwohner-Gemeinde in einer Art Drive-In-Lösung ihre Wertstoffe zurückgeben, die dann recycelt oder korrekt entsorgt werden. Im Gegensatz zu anderen kommunalen Sammelstellen erfasst das neue Modell Wertprodukte sortenrein

Geschultes Personal packt beim Ein- und Ausladen mit an.

in über 40 Fraktionen und trennt sie nach Material und Inhaltsstoffen. Außerdem ermöglicht eine Tauschbörse vor Ort die Weiternutzung gebrauchter Gegenstände wie beispielsweise Spielzeug, Bücher oder Möbel. Bürger, die ihre Wertstoffe im Rückkonsumzentrum abgeben, sparen darüber hinaus Abfallgebühren für den eigenen Haushalt. Ein in Mettlach eingeführtes Abfall-Ident- und Verwiegesystem erfasst das Gewicht der einzelnen Restabfalltonnen vor und nach der Entleerung. Anhand der tatsächlichen Restmüllmenge wird dann die individuelle Abfallgebühr berechnet. Das schont den Geldbeutel und macht es für die Bürger attraktiv, Abfälle getrennt zu sammeln und abzugeben. Denn: Je leichter die Restabfalltonne, desto geringer die Abfallgebühren. (cg) ■

Das Rückkonsumzentrum erfasst die Wertstoffe in über 40 Fraktionen. Wer als Bürger mitsammelt, spart sogar Geld.

welt 2/2015

39


MAGAZIN ■ KREISLAUFWIRTSCHAFT

Wenig Kaffee, ganz viel Müll Das neue Nespresso-Werk in Schwerin produziert Kaffeekapseln aus buntem Aluminium. Ein Alltagsprodukt für den Lifestyle. Mit tonnenschweren Folgen für die Umwelt.

E

igentlich müsste man staunen, wäre es nicht so fatal für die Umwelt. Denn was dem Lebensmittelkonzern Nestlé mit Nespresso gelungen ist, gleicht einer Marketing-Revolution. Zu Beginn der Jahrtausendwende hat das Schweizer Unternehmen aus einem Alltagsprodukt, mit dem Millionen von Menschen in den Tag starten, einen Lifestyle-Artikel erschaffen, der seinen Käufern das Gefühl von Individualität und Exklusivität gibt. Es ist ein bisschen so, als würde man Butter in Gold verpacken und als Pastete verkaufen. Das Problem ist nur: Die bunten, edel glänzenden Kapseln, die den Kaffeeherstellern milliardenschwere Gewinne verschaffen, sind wahre Rohstoffkiller und erzeugen Tausende Tonnen unnötigen Abfall. Laut Deutschem Kaffeeverband ist der Anteil an Kaffeekapseln in den letzten zehn Jahren von 800 auf 12.700 Tonnen angestiegen. Die Deutschen verbrauchen pro Jahr schätzungsweise mehr als vier Milliarden Kaffeekapseln. Inzwischen kämpfen mehr als zwanzig Nachahmer, darunter auch Discounter wie Aldi und Lidl, um Anteile auf dem rasch wachsenden Kapsel-Markt. Selbst Tee gibt es in Kapseln. Teekanne, Weltmarktführer in der Produktion von Tee in Teebeuteln präsentierte erst vor kurzem sein Tealounge System.

Einwegkapseln sind Rohstoffkiller Kaffeekapseln bestehen zu zwei Dritteln aus Kaffee und zu einem Drittel aus Verpackungsmaterial. Das heißt auf sechs Gramm Kaffee kommen circa drei Gramm Aluminium oder Plastik. In Deutschland hält die ehemalige Umweltministerin und heutige Bundeskanzlerin

40

welt 2/2015

■ HAND IN HAND-FONDS

Mit der Kraft der Sonne Angela Merkel schützend ihre Hand über ein Life-Style-Produkt, das tonnenweise unnötigen Abfall verursacht. Im September 2014 weihte sie in Schwerin ein neues Nespresso-Werk ein, in dem jährlich bis zu zwei Milliarden Kaffee-Kapseln produziert werden. Dass ihre Produkte kein grünes Image besitzen, wissen die Kaffeehersteller natürlich. Deshalb werben sie mit dem Recycling der Kapseln. Hierfür müssten die Mini-Verpackungen im Gelben Sack landen. Dass sie mehrheitlich ihren Weg dorthin finden, ist jedoch äußert fraglich. Kapseln aus nachwachsenden Rohstoffen sind übrigens auch nicht besser für die Umwelt. Sie stören nämlich die Prozesse in den Kompostieranlagen, werden in der Regel aussortiert und landen im Restmüll. Von dort gehen sie in die Verbrennung und sind als Rohstoffe verloren. (dh) ■

Verbrauchertipp: Umweltfreundlicher mweltfreundlicher Kaffeegenuss Aufbrühsysteme mit A Papier- oder Dauerfilter elektrische Kaffeemaschine Mehrweg-Kapselsystem

Sekem, eine Biofarm-Bewegung in Ägypten, verhilft Landwirten zu weit mehr als sicheren Erwerbsquellen. Die Sekem-Farmen haben sich das Ziel gesetzt, die Lebensumstände im Alltag der Bauern und Farm-Arbeiter zu verbessern.

S

ekem liefert orientalische Genüsse in Demeter-zertifizierter Qualität. Das altägyptische Wort Sekem bedeutet Sonnenkraft. 1977 entstand die erste Sekem-Farm mitten in der Wüste. Mittlerweile ist daraus ein Farmverbund gewachsen, der zugleich wirtschaftliche, soziale und kulturelle Verbesserungen für Bauern und Farmarbeiter auf den Weg bringt. Denn Ägyptens Landwirtschaft leidet immer wieder unter dem Ausbleiben der Nilüberschwemmungen, viele Menschen leben in Armut und haben kaum Zugang zu Schulbildung oder Gesundheitsvorsorge.

Lecker und gesund: Sesam Mittlerweile gibt es rund 250 SekemBiofarmen mit einer Gesamtfläche von

Der Hand in Hand-Fonds ist eine gemeinsame Initiative von Deutscher Umwelthilfe und Rapunzel Naturkost für eine gerechtere Welt und lebenswerte Umwelt.


MAGAZIN 2.000 Hektar. Handelspartner fin findet Sekem im eigenen Land, aber auch in Europa. So beliefert Sekem beispielsweise die Rapunzel NaNa turkost GmbH mit Sesam. Neben der Verwendung der Samen oder des Öls in der Küche wird Sesam auch als Zutat von Kosmetika oder pharmazeutischen Produkten genutzt. Nach der Aussaat wachsen die krau krautigen Sesam-Pflanzen im Sommer etwa einen Meter hoch. Bei Sekem erfolgt der Anbau ohne synthetische Düngemittel und Pestizide. Im Winter folgen dann Heilkräuter-Kulturen auf denselben Feldern. Mit dieser Fruchtfolge und dank einer ausgeklügelten Kompostwirtschaft verbessern die Bauern die Bodenqualität stetig. Wenn auch ihr Einkommen gesichert ist, leben dennoch die meisten Bauernfamilien und Farmarbeiter in ärmlichen Verhältnissen. Viele Menschen hier sind Analphabeten.

Hilfe im Alltag Der Verein zur Förderung kultureller Entwicklung in Ägypten e.V. hat die Farmer deshalb gemeinsam mit Sekem nach konkreten Wünschen befragt. So entstand die Projektidee, in den Unterkünften der Farmarbeiter-Familien sanitäre Anlagen zu bauen und die Hygiene-Kenntnisse der Menschen zu schulen. Das vom Hand in Hand-Fonds geförderte Projekt erzielte schnelle Erfolge: Die neuen Toilettenanlagen auf drei Farmen waren eine gute Gelegenheit, mit den Farmern und ihren Familien über Körperpflege und Gesundheit ins Gespräch zu kommen. Außerdem gibt es Erste Hilfe-Kurse sowie Unterrichtsangebote für Erwachsene, in denen sie Lesen und Schreiben lernen. Dank der guten Erfahrungen will Sekem nun die Menschen auf seinen weiteren Farmen nach Verbesserungsvorschlägen fragen und für eine Teilnahme an Fortbildungen gewinnen. (jk) ■

■ ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT

Lichtblick am See Viele Fischerdörfer am Viktoriasee sind nicht an das öffentliche Stromnetz angeschlossen. Ein Solarenergie-Projekt bietet den Menschen in Kenia neue Perspektiven. Wenn sich abends um sechs Uhr die Dunkelheit über den Viktoriasee legt, zünden viele Menschen in den Dörfern und ländlichen Gebieten ihre Petroleumlampen an. Doch deren Rauch schädigt die Lungen, die Umwelt und das Klima. Kerosin ist leicht brennbar und verursacht außerdem häufig Hausbrände. Der GNF, die Siemens Stiftung, Osram und das kenianische Unternehmen Light for Life haben in fünf Fischerdörfern am Viktoriasee Stromtankstellen aufgebaut. Hierfür wurden neue Gebäude errichtet, auf deren Dächern Solarzellen Strom erzeugen. Die Anwohner können dort gegen eine Gebühr Akkus und Lampen ausleihen. Dank dieses Systems haben die Orte Honge, Ragwe, Sori, Homa Bay und Kericho mit insgesamt rund 35.000 Einwohnern nun Zugang zu „sauberem“ Strom. Die neue Energie ist sogar kostengünstiger als Petroleum: Die Ersparnis liegt im Durchschnitt bei etwa 30 Prozent. Mit den Batterien kann man natürlich auch Radios und andere Geräte betreiben oder Mobiltelefone laden. Stromtankstelle im Fischerdorf Honge.

Keine Zukunft für die Fischerei? Viele Fischer am Viktoriasee fürchten um ihre Zukunft, denn der See leidet unter massiven Umweltproblemen. Ungeklärtes Abwasser aus Industrie und Siedlungen sowie ausgewaschene Düngemittel aus den Teeplantagen im nahen Hochland beeinträchtigen die Wasserqualität. Algen und die Wasserhyazinthe, eine eingeschleppte Art, wuchern. In der Folge

Charles Amwayi in seinem Laden. Er ist dankbar für die Impulse aus den Schulungen.

sinkt der Sauerstoffgehalt im Gewässer. Etwa die Hälfte der heimischen Fischarten ist bereits verschwunden. Die Projektpartner haben sich das Ziel gesetzt, neue Einkommensquellen für die Fischerfamilien und die vielen Arbeitslosen in der Region zu schaffen. Internet-Cafés wurden eingerichtet, und die Siemens Stiftung hat ein Bildungsprogramm aufgebaut. In vier- bis sechswöchigen Schulungen finden Computertrainings und kaufmännische Kurse statt. Damit erhalten Fischer und Dorfbewohner das Handwerkszeug zum Aufbau eigener kleiner Unternehmen. Charles Amwayi hat in seinem Dorf einen Laden eröffnet, der Fischerei-Werkzeug und -Material anbietet. „Die Fischer sind sehr glücklich über meinen Laden. Zuvor mussten sie in die nächste Stadt fahren, um diese Dinge einzukaufen.“ Charles bestellt seine Waren online im Internet-Café: „Das spart mir sechs Stunden Fahrzeit und rund 20 Euro pro Lieferung!“ Charles will sich noch mehr in seiner Gemeinde engagieren und organisiert in seinem Dorf nun selbst Trainings. „Ich möchte mein Wissen weitergeben, damit auch andere davon profitieren können.“ (jk, kt)

Förderer: European Union

Projektpartner: welt 2/2015

41


Unbekannte Tierart

Geselliges Federgewicht Die Schwanzmeise ist ein meisterhafter Kletterer, der in den höchsten Spitzen der Bäume seine Nahrung findet. Bei der Jungenaufzucht wird der Vogel von seinem Schwarm unterstützt.

■ von Melanie Fessler

„P

fannenstielchen“ nennt man den Vogel mancherorts liebevoll. Der Name weist auf die überproportional langen Schwanzfedern und den kugeligen Körper hin. Anhand dieser Merkmale ist die Schwanzmeise gut zu erkennen. Auf der Suche nach Nahrung turnt die zierliche Meise bis in die äußersten Äste der Baumwipfel. Noch den dünnsten Zweig sucht sie nach Blatt- und Schildläusen, Spinnen und Larven ab. Von Vorteil sind der Schwanzmeise dabei ihr geringes Gewicht und ihr langer Schwanz, der das Gleichgewicht bewahren hilft. So kann sie in den Baum- und Zweigspitzen eine ökologische Nische besetzen. Geschickt hangelt sie sich kopfüber an den Ästen entlang und erreicht alle Leckerbissen rund um den Zweig. Ihre Nahrung frisst sie dabei sogar hängend „aus der Kralle“. In Trupps von bis zu 30 Vögeln fliegen die Schwanzmeisen von Baum zu Baum. Rund fünf Kilometer legt eine Schwanzmeise am Tag zur Nahrungssuche zurück. Dabei wird jeder Baum nur einmal am Tag angeflogen. So ist die Chance für ein erneut reichhaltiges Nahrungsangebot am nächsten Tag

42

welt 2/2015

Immer im Gleichgewicht.


Unbekannte Tierart

besonders groß. Im Winter fliegt die Schwanzmeise gerne auch Futterstellen an. Hier pickt sie die Krümel der Meisenknödel auf oder nimmt Fettfutter an. An den kalten Tagen des Jahres ist die Schwanzmeise fast die ganze Zeit mit der Futtersuche beschäftigt.

Zusammen ist es wärmer Neigt sich ein Wintertag dem Ende zu, sammelt sich der Trupp an seinem Schlafplatz. Nacheinander fliegen die SchwanzmeiSchwanzmei sen an die versteckten Plätze im Gebüsch, rücken eng aneinanein ander und bilden schließlich eine Reihe. In der Mitte sitzt der ranghöchste Vogel. Eng aneinander gekuschelt, die Schwänze in unterschiedliche Richtungen gestreckt, trotzen die Tiere so der Kälte der Winternächte. Gegen Ende des Winters lösen sich die Schwärme auf und das Weibchen wählt ein Männchen aus einer anderen Gruppe zur Fortpflanzung. Die Balz beginnt mit einem schmetterlingsähnlichen Geflatter, welches von schnellen Landungen unterbrochen wird. Das Brutpaar baut hoch im Gebüsch oder in den Wipfeln der Bäume ein kugelförmiges Nest und polstert es weich mit Federn, Grashalmen und Moos aus. Zur Tarnung und als Kälteschutz dienen Flechten und Rinde, die Nestöffnung ist zur Sonnenseite ausgerichtet. Es dauert bis zu drei Wochen, ehe der aufwändige Bau fertig ist. Artgenossen greift das Paar während der Balz- und Brutzeit an und vertreibt sie aus der Nähe des Nests.

Aufzucht ist Teamarbeit Das Weibchen legt acht bis zwölf Eier, welche es rund zwei Wochen lang ausbrütet. Mit Nahrung versorgt wird es in dieser Zeit vom Männchen. Auch die Geselligkeit unter den Artgenossen kehrt zurück: Bei der Fütterung der Jungtiere unterstützen oftmals andere Tiere aus dem Schwarm die Eltern. Dem Weibchen bleibt somit mehr Zeit, um die Jungen zu wärmen. Bis zu zwölf Jungvögel gehen aus einer Brut hervor. Nach dem ersten Ausfliegen werden sie noch 14 Tage weitergefüttert. Schwanzmeisen sind in ganz Europa bis auf Island, den äußersten Norden und einige Inseln heimisch. Sie besiedeln lichte Laub- und Mischwälder mit reich strukturierten Säumen und bodenfeuchten Stellen. In Städten sind sie häufig in Parks und auf Friedhöfen zu finden. Hier findet die Schwanzmeise ausreichend Nahrung, die zumeist aus kleinen Insekten besteht. Nur im Winter bereichert pflanzliche Kost den Speiseplan des Vogels. In Deutschland rechnet man mit rund 180.000 Brutpaaren. Die Tiere verschwinden, wenn ihre Lebensräume zerzer Luftverstört werden und ihnen aufgrund der Luftver schmutzung die Flechten fehlen, die besie so dringend zum Nestbau be nötigen. Ihre natürlichen Feinde manchsind Rabenvögel, die manch mal Jungtiere erbeuten. Eine Schwanzmeise kann etwa sieben Jahre alt werden.

Steckbrief: Schwanzmeise (Aegithalos caudatus)

Vorkommen: Die Schwanzmeise ist in Europa und Asien überwiegend in den gemäßigten Klimazonen, aber auch bis in die borealen und subtropischen Zonen hinein verbreitet. Sie kommt meist als Standvogel vor, nur die nördlichsten Brutpopulationen fliegen im Winter südwärts.

Lebensraum: Bevorzugt besiedelt die Schwanzmeise feuchte Laub- und Mischwälder. Sie bewohnt auch städtische Biotope wie Gärten, Friedhöfe und Parkanlagen.

Aussehen: Ihre Köperlänge beträgt rund 14 Zentimeter, davon entfällt mehr als die Hälfte auf den Schwanz. Die Augen und der sehr kurze Schnabel sind schwarz, die Flügel und der Rücken sind weißbraun gefärbt. Über dem Auge hat die Schwanzmeise einen farbigen Schweif.

Nahrung: Die Schwanzmeise ernährt sich überwiegend von Insekten, Larven und Spinnen. In der kalten Jahreszeit ergänzt pflanzliche Nahrung den Speiseplan.

Flug: Ihr Flug wird als eher ungeschickt beschrieben. Durch den langen Schwanz bewegt sie sich in der Luft auf einer wellenförmigen Bahn fort.

Gefährdung: Die Schwanzmeise gilt wegen ihres großen Verbreitungsgebietes nicht als gefährdet. Verluste erleidet die Art vor allem in strengen Wintern. Der Erhalt von abwechslungsreichen und feuchten Waldgebieten und der Schutz städtischer Grünanlagen dienen der Schwanzmeise am meisten.

welt 2/2015

43


‚‚

So fehlkonstruiert wir Menschen sind, wir haben aber auch die

Gabe, zu reflektieren, über unsere Fehler nachzudenken, [...] zu

‘‘

begreifen und daraus Konsequenzen zu ziehen.

Fotos: ©bettinaflitner.de/Initiative „Mein Erbe tut Gutes.“ (Grass); Romolo Tavani/fotolia.de (Hände)

Günter Grass, deutscher Schriftsteller und Nobelpreisträger für Literatur

1

Gestalten Sie die Zukunft! Der kostenlose Testamentsratgeber zeigt, wie Sie über Ihr Leben hinaus wirken können.

Lebendige Erinnerung Ihr Testament für die Natur

Legat für die Natur Deutsche Umwelthilfe e.V.

Fordern Sie ihn kostenlos und unverbindlich an.

Die Deutsche Umwelthilfe ist Mitglied der Initiative „Mein Erbe tut Gutes. welt 2/2015 Das Prinzip44 Apfelbaum.“

Deutsche Umwelthilfe e.V. Fritz-Reichle-Ring 4 | 78315 Radolfzell Tel.: 07732 9995-0 | Fax: 07732 9995-77 E-Mail: info@duh.de | www.duh.de

Spendenkonto Bank für Sozialwirtschaft Köln IBAN: DE45 3702 0500 0008 1900 02 SWIFT/BIC: BFSWDE33XXX

Ihre Ansprechpartnerin Annette Bernauer Tel.: 07732 9995-60 E-Mail: bernauer@duh.de


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.