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Greenwashing von Tetra Pak
Recycling
Nachhaltigkeit sieht anders aus. Mit einer neuen Werbekampagne will der führende Getränkekartonhersteller Tetra Pak das Image der Einwegverpackung verbessern. Braun eingefärbte Getränkekartons auf Werbebildern und wenig glaubwürdige Angaben über Umweltvorteile gaukeln Klimaschutz und Nachhaltigkeit nur vor. Die DUH fordert den sofortigen Stopp des Greenwashings.
»N atürlich. Karton“ ist der Slogan der Kampagne, mit dem Tetra Pak seine Einweg-Getränkeverpackung bewirbt. Bebildert wird das Ganze mit einem einschließlich Plastikdeckel komplett braun eingefärbten Getränkekarton. Auf diese Weise soll bei Verbraucherinnen und Verbrauchern der Eindruck erweckt werden, dass diese Verpackung ausschließlich aus nachwachsenden und recycelten Werkstoffen besteht. In Wirklichkeit handelt es sich ausschließlich um Neumaterial. Für die Produktion der mehr als acht Milliarden jährlich in Deutschland verkauften Getränkekartons werden massenhaft Bäume gefällt, denn es wird langsam wachsendes Holz mit langen Fasern benötigt. Dessen Import erfolgt oft über lange Transportwege. Deutschland hat den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Papier aller Industriestaaten. Dazu tragen auch die Getränkekartonhersteller bei. Zusätzlich werden große Mengen Wasser, Energie, Aluminium und Kunststoff eingesetzt.
Das Problem ist vielschichtig
Getränkekartons werden immer schwerer und deren Kunststoffanteil steigt weiter an. Schon jetzt bestehen viele Getränkekartons zu mehr als 50 Prozent aus Plastik. Nicht nur der Plastik-Schraubverschluss ist mittlerweile Standard. Oft verfügen die Getränkekartons über ein Plastikoberteil oder einen Plastikboden. Tetra Pak bringt weltweit 721.000 Tonnen Plastik pro Jahr in Verkehr, mehr als die Konsumgütergiganten Unilever und Procter & Gamble. Obwohl der Anteil an Papierfasern sinkt, ist dieser noch immer ein zentraler Teil von Tetra Paks Marketingstrategie für die nur scheinbar grüne Einwegverpackung, die mehr und mehr zur Plastikflasche 2.0 wird. Völlig unerwähnt bleiben die Umweltbelastungen durch den Abbau von Erzen und den anfallenden hochgiftigen Rotschlamm für den Aluminiumanteil in Getränkekartons. Was den Einwegherstellern nicht in deren Nachhaltigkeitskampagnen passt, wird offenkundig einfach verschwiegen.
Auch beim Recycling wird nicht die ganze Wahrheit erzählt. Anders als von den Herstellern behauptet, werden in Deutschland nicht 75 Prozent der schwer recyclebaren Verbundverpackungen, sondern nach Berechnungen der DUH vom Januar 2021 nur rund 30 Prozent stofflich verwertet. Das liegt unter anderem daran, dass 40 Prozent gar nicht im Gelben Sack, sondern im Restmüll, der Papiertonne oder in der Umwelt landen. Die niedrige Sammelquote verschlechtert die Ressourcen- und Klimabilanz der unökologischen Einwegverpackung zusätzlich. Aufgrund ihrer zahlreichen Umweltnachteile sollten Getränkekartons gegenüber anderen Einweg-Getränkeverpackungen nicht länger bevorteilt werden: „Das Märchen vom ach so nachhaltigen Getränkekartonrecycling muss unverzüglich ein Ende haben und die Pfandpflicht auch auf Getränkekartons ausgedehnt werden“, fordert Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH. Wie die meisten Einwegplastikflaschen und Getränkedosen sollten Getränkekartons mit einem Pflichtpfand von 25 Cent belegt werden.
Statt zum unökologischen Getränkekarton sollten Verbraucherinnen und Verbraucher der Umwelt zuliebe besser zu regionalen Mehrwegflaschen greifen. Eine einzige Ein-LiterMehrweg-Glasflasche ersetzt bis zu 50 Getränkekartons der gleichen Füllgröße. (cb) ■
So sieht die ungeschminkte Wahrheit über Getränkekartons aus.