Foto: DUH/Heidi Scherm
Auf ein Wort
Prof. Dr. Harald Kächele, Bundesvorsitzender Deutsche Umwelthilfe e.V.
Liebe Leserin, lieber Leser, die tödlichen Fluten vom Juli 2021 haben uns vor Augen geführt, wie sehr es uns auch 19 Jahre nach der letzten „Jahrhundertflut“ immer noch an ökologischem Hochwasserschutz und an Anpassungen an den Klimawandel fehlt. Längst ist die Notwendigkeit von Klimaschutz in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Aber unterschiedliche Interessen und Prioritäten haben allzu oft dafür gesorgt, dass es keinen Konsens darüber gibt, welche Maßnahmen wann, wie schnell oder ob überhaupt umgesetzt werden sollen. Die alte Bundesregierung hat oft nur das angepackt, was ihr von der EU verpflichtend vorgegeben wurde oder sogar lieber horrende Strafzahlungen akzeptiert als zu handeln, wie beim Nitrateintrag in unsere Böden und Gewässer. Dass sich 2021 dann doch noch was bewegt und der Bund hastig sein unzureichendes Klimaschutzgesetz nachgebessert hat, ist ein großer Erfolg der beiden von der DUH initiierten und finanzierten Klimaklagen vor dem Bundesverfassungsgericht. Aber selbst da war die Regierung nicht ambitioniert genug. Die DUH wird Druck machen für mehr Klimaschutz als bisher im Koalitionsvertrag vorgesehen. Auch 2022 wird es um die Frage gehen, wie Deutschland seinen Teil des Pariser Klimaabkommens noch erfüllen kann. Und auch die neue Bundesregierung wird sich an dem Karlsruher Klima-Urteil messen lassen müssen! Wir führen mittlerweile 18 Klimaschutz-Verfahren gegen die Bundesregierung und diverse Landesregierungen, aber nehmen auch drei Konzerne in die Verantwor-
tung, die maßgeblich zur Erderwärmung beitragen. Die DUH hat 2021 viele weitere Hebel in Bewegung gesetzt für den Schutz von Klima, Umwelt, Natur und Artenvielfalt. Sie hat den Druck auf Politik und Unternehmen für den Abschied von Kohle, Öl und Gas erhöht und kämpft gegen den unnötigen Ausbau der Gasinfrastruktur. Neben dem Ausbau erneuerbarer Energien hat sie sich für Gebäude-Energieeffizienz stark gemacht und will verhindern, dass weiterhin in öffentlichen und privaten Heizungskellern mit Öl- und Gasheizungen heute noch die Sanierungsfälle von morgen eingebaut werden. Genauso facettenreich ist ihr Einsatz für den Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher, die Mobilitäts- und Agrarwende sowie international für die entwaldungsfreien Lieferketten. Wir hoffen, dass Sie uns weiterhin unterstützen und Seite an Seite mit uns 2022 für mehr Nachhaltigkeit eintreten. Unter anderem für einen deutlich ambitionierteren Ressourcenschutz, der mehr will als europäische Mindeststandards. Oder im Verkehrssektor, der seit 1990 nichts zur Reduktion der Treibhausgase beiträgt, für kurzfristig wirksame Maßnahmen wie das Tempolimit. Danke, dass Sie so engagiert mit uns für den Erhalt unserer gemeinsamen Lebensgrundlagen kämpfen! Ihr
DUH welt 4|2021
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