DUHwelt DAS MAGAZIN DER DEUTSCHEN UMWELTHILFE
HUS
Wald
2 DUH welt 2/2005
Jubil채um: 30 Jahre DUH
2005
Bilanz vielf채ltiger Erfolge Dank f체r Spenden, Partnerschaft und Mitarbeit 1
INTERN INHALT Liebe Leserinnen und Leser,
IM BLICKPUNKT
in unserem aktuellen Heft möchten wir ein wenig Geburtstagsstimmung verbreiten. Die Deutsche Umwelthilfe wird heuer 30 Jahre alt! Für uns natürlich ein Anlass zum Feiern aber auch eine Gelegenheit, ein kleines Fazit unserer Arbeit zu ziehen. Eine öffentliche Feier wird im Herbst stattfinden, einen ausführlichen Rückblick auf die Arbeit der Deutschen Umwelthilfe (DUH) seit 1975 möchten wir Ihnen aber gerne schon in diesem Heft geben.
Dauerfehde Elbe: Es geht erst richtig los 30 Jahre Deutsche Umwelthilfe
Naturschutz in allen Facetten, Umweltbildung und kommunale Wettbewerbe waren und sind die Markenzeichen der Deutschen Umwelthilfe in den zurückliegenden 30 Jahren. Früher als andere Umweltverbände suchten wir darüber hinaus den Kontakt zu Unternehmen. Über eine Vielzahl von Kooperationen konnten wir dabei den Umweltschutzgedanken in die Wirtschaft tragen und gewannen nebenbei finanzkräftige Partner für unsere Naturschutzarbeit. Und wir konnten – das ist mir in einer zunehmend globaler werdenden Welt besonders wichtig – als internationale Umweltorganisation den Global Nature Fund aus der Taufe heben. Neben dem Rückblick ist mir aber auch ein Blick in die Zukunft wichtig. Welche Ziele haben wir uns für die kommenden Jahre gesetzt? Wie soll die Deutsche Umwelthilfe in der Zukunft aussehen? Die DUH hat sich in den letzten Jahren neben den klassischen Aufgabenfeldern auch einen Namen bei der Durchsetzung innovativer Produkte mit wichtiger ökologischer Signalfunktion gemacht. Die Einführung schwefelfreier Kraftstoffe, der Schutz der Mehrwegsysteme und, ganz aktuell, die vehement geführte Debatte um den Dieselrußfilter gehen auf Initiativen der DUH zurück. Viele dieser Themen sind sehr eng mit Fragen des Verbraucherschutzes verbunden. Es war deshalb nur konsequent, im vergangenen Jahr auch den Verbraucherschutz in der Satzung der DUH festzuschreiben und unseren Verband beim Bundesverwaltungsamt in die Liste der klageberechtigten Verbraucherverbände aufnehmen zu lassen. Übrigens als erster und einziger Umweltverband in Deutschland! Die neuen Geschäftsfelder der Deutschen Umwelthilfe stellen eine ideale Ergänzung zu unseren traditionellen Schwerpunkten dar. Wir bieten heute ein breites, modernes Spektrum, das vom klassischen Naturschutz, über Bildung, kommunale Aktivitäten bis zum Verbraucherschutz reicht. Durch eine enge Kooperation mit unserer internationalen Tochter Global Nature Fund sehe ich die DUH auch gut gerüstet für die Herausforderungen, die auf den Umwelt- und Naturschutz durch die zunehmende Globalisierung zukommen. Die DUH ist ein moderner Umweltverband mit guten und soliden traditionellen Wurzeln. Unsere Arbeit war und ist jedoch abhängig von den vielen Menschen, die uns über all die Jahre unterstützt haben. Dafür an dieser Stelle ganz herzlichen Dank an Sie alle. Ich würde mich freuen, wenn Sie der DUH auch weiterhin so herzlich verbunden blieben. Ihr
Prof. Dr. Harald Kächele Bundesvorsitzender Deutsche Umwelthilfe e.V.
DUH welt 2/2005
4 06
LEBENDIGE FLÜSSE
08
Aktiv für die Lebensadern unserer Landschaft
PARTNER UND BÜNDNISSE
14 14 15 15 16 16
Wulfener Bruch: Kauf als Schlüssel für Erfolg Langer Atem der Karl Kaus Stiftung The Stork Foundation CICONIA: Hilfe für Störche Große Allianz für Überflutungsflächen NABU sichert eine Teichlandschaft
UMWELTBILDUNG Projekt Mc Möhre und Schülerfirmen Jugend erlebt Natur Schulen für Lebendige Flüsse
18 19 20
RETTET DIE WALE
21
LEBENDIGE SEEN
24 25 26
Eine erfolgreiche DUH-Tochter: der GNF Hilfe für Sri Lanka Erfolgsgeschichte des Mono Lake Committee
DUH KOMMUNAL Bundeshauptstadt für Natur- und Umweltschutz Zukunftsfähige Kommune Energiesparkommune Solarbundesliga SolarLokal
28 29 30 31 32
UMWELT UND WIRTSCHAFT
32
NEUES AUS DER FORSCHUNG
36
MENSCHEN FÜR NATUR
38
DUH INTERNATIONAL Zehn Jahre Patuca e.V. HAND IN HAND Fonds von Rapunzel und DUH
40 42
IMPRESSUM Zeitschrift für Mitglieder und Förderer der Deutschen Umwelthilfe e.V. Herausgeber: Deutsche Umwelthilfe e.V., Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732/99 95-0, Fax: 07732/99 95-77 http://www.duh.de, E-mail: info@duh.de V.i.S.d.P.: Jörg Dürr-Pucher, Jürgen Resch Redaktion: Prof. Dr. Gerhard Thielcke, Thomas Giesinger Gestaltung: Claudia Kunitzsch, Barbara Kleemann Druck: Wachter GmbH, Bönnigheim Anzeigen: Jörg Dürr-Pucher; es gilt die Anzeigenpreisliste 2004 Verlag und Vertrieb: DUH Umweltschutz-Service GmbH, Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft Köln (BLZ 370 205 00) 8 190 002 Gedruckt auf 100 % Recycling-Papier Fotos: Titelfotos: O. Hahn, G. Thielcke, R. Dirscherl/Naturfoto-Online, M.E.E.R. e.V.; S. 3: BUND Berlin; S. 4: O. Hahn, F. Neuschulz; S. 5: F. Neuschulz, G. Thielcke; S. 6: DUH; S. 7: F. Niemeyer; S. 8: S. Ernst/ Naturfoto-Online, G. Thielcke; S. 9: C. Meffert; S. 10: BUND, K. Markgraf-Maué, S. Ernst/Naturfoto-Online, K. Wüstenberg; S. 11: G. Thielcke, K. Wernicke/Naturfoto-Online; S. 12: S. Ernst/Naturfoto-Online, C.-P. Herrn, O. Hahn; S. 14: G. Thielcke, O. Hahn; S. 15: H. Heckenroth; S. 16: F. Neuschulz, D. Selter, Dr. P. Wernicke; S. 18: DUH-Nord, BUND Bremen; S. 20: Büro am Fluss; S. 21: R. C. Schmidt; S. 24: GNF, M. Sutor; S. 25: GNF, Nagenahiru Stiftung; S. 26: Mono Lake Committee; S. 28: Stadt Hamm; S. 29: badenova, Gem. Eichstetten, Gem. Mönkebude; S. 30: Gem. Riedstadt; S. 31: Solarthemen; S. 34: DUH Berlin, Bodensee-Stiftung; S. 35: DUH, O. Hahn; S. 36: Gregor LouisoderUmweltstiftung; S. 37: O. Hahn, Privat, G. Thielcke; S. 40/41: H. Hoops, B. Baumgartner, Patuca e.V.; S. 42/43: Rapunzel Naturkost AG; S. 44: pixelquelle.de/Wendelken
Heftpreis: € 1,50
3
Juli 2005
IM MITTELPUNKT Den Sozialismus hat die Elbe,
Symboltier für erfolgreichen Naturschutz an unseren Flüssen: Der Biber.
heute der attraktivste Fluss Deutschlands, überlebt. Es fehlte an Mitteln, sie zu kanalisieren, wie die großen Wasserstraßen im Westen. Ob der Strom auch den Kapitalismus übersteht, scheint indes fraglich. Manche Politiker arbeiten hart daran, sie und ihren Nebenfluss Saale zum Zweck eines fraglichen Gütertransports zu kanalisieren. Es war der Jahrhundertsommer nach der Jahrhundertflut. Erstmals nach 27 Jahren tauchte im August 2003 der Magdeburger Domfelsen, Zentralsymbol der Dauerfehde zwischen Umweltschützern und Binnenschiffern um die Zukunft der Elbe als Naturerbe oder Schiffskanal, aus den flachen aber unruhigen Fluten auf. Während der grüne Umweltminister Jürgen Trittin vorne auf dem Fels, den die Bundeswasserstraßenverwaltung schleifen will, Schönheit und ökologische Einzigartigkeit der Elbauen beschwor, störte drüben, in der schmalen Fahrrinne, ein Schiffskonvoi die Idylle am Ufer nach Kräften.
Dauerfehde Elbe: Es geht erst richtig los Attacke in Magdeburg Unter wehenden Ver.di-Fahnen forderten die Protestler wild trötend „faire Chancen für die deutsche Binnenschifffahrt“ und „Arbeitsplätze durch Saaleausbau“. Als schließlich Trittin mit Bodyguards, Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper und einigen Naturschützern den Felsen per Gummiboot und Paddel umschipperte, löste sich ein Schiff aus dem Protest-Konvoi und wummerte demonstrativ auf Kollisionskurs. Es wurde knapp, fünf Meter vielleicht fehlten zum Desaster, die Bodyguards fanden die ungleiche Attacke
4
Lastkahn gegen Gummiboot „nicht fair“, Trittin trug es mit Humor („Kollegen, wir sind doch in der selben Gewerkschaft“) und kam mit nassem Hosenboden davon. Die Attacke vor zwei Jahren – bei der im übrigen Trittins Ministerkollegen Manfred Stolpe unterstellte Staatsdiener der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Magdeburg eine tragende Rolle spielten zeigt die Verbissenheit, mit der Binnenschiffer und Schifffahrtsverwaltung ihr Ziel verfolgen: Den Dauerkonflikt zwischen Naturschutz und Ökonomie wie im Westen endgültig zugunsten eines
nur imaginierten Aufschwungs des Güterverkehrs über die Elbe zu entscheiden. Vier sozialdemokratische Verkehrsminister – Müntefering, Klimmt, Bodewig, Stolpe – der rot-grünen Ära standen immer tendenziell im Lager der Binnenschiffer, waren anfällig für windige Prognosen über einen angeblich wachsenden Transportbedarf.
Bedeutender Fluss – unbedeutende Wasserstraße Die Tatsachen sehen anders aus: Der Gütertransport geht seit Jahren zurück. Dieter Hildebrandts legendäres, einst auf
DUH welt 2/2005
IM MITTELPUNKT kleinen und größeren Schwindeleien über Wassertiefen und Schiffbarkeit gegen Koalitionsverträge und EU-Umweltvorgaben streiten, hat die Transportwirtschaft längst entschieden: Sie setzt auf Alternativen zum Beispiel die Bahn.
Was wird aus Elbe und Saale? Dennoch: Entschieden ist der Konflikt weniger denn je. Die gelb-schwarze Regierung in Magdeburg kämpft weiter für den 85-Millionen-Euro teuren Saale-Kanal. Der wird die Industrie-Region Halle/Schkopau zwar nicht, wie von den Verfechtern behauptet, an das europäische Wasserstraßennetz andocken –
denn davor ist das Nadelöhr Elbe mit seinen unregelmäßigen Wasserständen. Eben! Werden die Binnenschiffer sagen, wenn der „Canale Saale“ eröffnet sein wird und der Boom der Frachter dennoch auf sich warten lässt. Damit sich das Saale-Investment rentiert, brauchen wir jetzt noch die Staustufen in der Elbe. So ist es geplant. Und wenn die prognostizierte politische Zeitenwende dieses Sommers eines sicherstellt, dann dieses: Der Endlosstreit um den letzten natürlichen Strom Deutschlands ist nicht zu Ende. Er geht erst los. Gerd Rosenkranz Politischer Leiter der Deutschen Umwelthilfe
Gerhard Schröder in seiner Zeit als Ministerpräsident in Niedersachsen zu Besuch bei den Naturschützern in der Elbtalaue. Buhnenbau in der Elbe – so wird Geld vergraben.
die Donau gemünztes Bonmot von 1982 („Früher hieß es, Schiff Ahoi, heute Hoi a Schiff!“), trifft auch an der Elbe ins Schwarze. Ebenso wie die Diagnose des Elbeschützers Ernst-Paul Dörfler, der den Strom einen „bedeutenden Fluss, aber eine unbedeutende Wasserstraße“ nennt. Die Wirtschaft hat das längst erkannt. Eine Wasserstraße, von der man nie weiß, ob sie geöffnet ist, wenn man sie braucht oder gerade mangels Wasser geschlossen, eignet sich nicht, wo Zeit Geld ist und Just-in-Time-Lieferung die moderne Form industrieller Lagerhaltung. Während also Verkehrsministerium und Schifffahrtsverwaltung mit
DUH welt 2/2005
5
IM MITTELPUNKT
30 Jahre Die Deutsche Umwelthilfe wurde 1975 gegründet. Ihr Vater ist Hermut Ruland. Seine Motivation: Er wollte für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Geld beschaffen. Bei der Suche nach Geldquellen stieß Hermut Ruland auf ein Feld, das von Naturschützern bisher unbeackert war: Haus- und Straßensammlungen. Die Ergebnisse: 1977 ein Erlös von 44.000 DM, und im Rekordjahr 1994 waren es sogar 744.000 DM. Seitdem gingen die Erlöse zurück. Doch in den letzten Jahren gab’s wieder Zuwachs. Erfolgreichster Sammelleiter ist Jürgen Dittmann. Seit 1985 betreut er die Sammlung aller Braunschweiger Schulen. Insgesamt 180.000 Euro kommen so für Natur- und Umweltschutzprojekte von Schulen, Jugendgruppen und Naturschutzverbänden zusammen.
Marktlücken aufspüren: Unsere Spezialität Mit den Sammlungen stieß die Deutsche Umwelthilfe in eine Marktlücke. Die aufzuspüren ist eines ihrer Markenzeichen. Praktiziert hat dies die DUH in den Bereichen Bußgeld für Naturschutzverbände ab den 1980er Jahren, mit der Beratung von Wirtschaftsunternehmen seit 1990 und mit der Anerkennung als Verbraucherschutzverband im Jahr 2004. Bisher hat die Deutsche Umwelthilfe mehr als 5.200 Vorhaben anderer finanziell gefördert. Unsere wichtigsten Projektpartner sind dabei örtliche Naturschutzverbände, Schulen und Jugendgruppen. Große Eigene Projekte waren/ sind „Bundessieger im Energiesparen“, „Solar Lokal“, „Solarbundesliga“ sowie „Bundeshauptstadt für Natur- und Umweltschutz“, „Zukunftsfähige Kommune“ und „Lebendige Flüsse“.
Jugend erlebt Natur Kinder und Jugendliche lernen kaum noch auf spielerische Weise, sich für Tiere und Pflanzen zu begeistern. Doch gerade spielerisch und in jungen Jahren werden die Weichen zum Naturverständnis gestellt. Deshalb fördert die Deutsche Umwelthilfe Projekte wie „Jugend erlebt Natur“, „Holunderschulen“ und „Schulen für Lebendige Flüsse“.
6
Einige Vorstandsmitglieder und Mitarbeiter der DUH 1988 von links nach rechts: Burkhard Jäkel, Professor Dr. Gerhard Thielcke, Hans-Jürgen Dippel, DUH-Gründer Hermut Ruland, Fritz Groß, Sabine Weisschedel-Brass, DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.
Facharbeit für den Naturschutz Von großer Wirkung war der Entwurf für Landesnaturschutzgesetze, den ein Fachmann im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe für die ostdeutschen Bundesländer erstellt hat. Von diesem Entwurf wurde viel in die Landesgesetze der neuen Länder übernommen.
Auch einige Dutzend Praktikantinnen und Praktikanten sowie zwei Trainees arbeiteten bei uns. Diese jungen Leute bilden eine unverzichtbare Unterstützung in unserem Arbeitsalltag und bei Spezialaufgaben. Sie helfen bei praktischen Naturschutzprojekten, bauen Ausstellungen und Stände auf, geben Hilfe bei Computerfragen und übernehmen wichtige organisatorische Aufgaben.
Die Deutsche Umwelthilfe hat kreative Geschäftsführer, hochmotivierte Mitarbeiter, erfahrene Vorstandsmitglieder und Delegierte. Insgesamt arbeiteten 2004 bei der Deutschen Umwelthilfe 50 Personen als Angestellte oder auf Zeit. Neben der Bundesgeschäftsstelle in Radolfzell hat sie Büros in Berlin, Hannover und Köthen.
Zivi und Praktikum bei der DUH 54 junge Männer haben in den vergangenen Jahrzehnten ihren Zivildienst bei der Deutschen Umwelthilfe geleistet.
Amtswechsel 1999: DUH-Bundesgeschäftsführer Jörg DürrPucher (links) erhält den „Schlüssel zur Deutschen Umwelthilfe“ von seinem Vorgänger Jürgen Rosemund.
DUH welt 2/2005
IM MITTELPUNKT
26.000 Spenderinnen und Spender – die DUH sagt Danke! Beispiel Diepholzer Moorniederung Über 26.000 Menschen unterstützten in den vergangenen 30 Jahren regelmäßig die Förderprojekte der Deutschen Umwelthilfe. Wir erhielten 262.494 Einzelspenden. Damit konnten wir zahlreiche Projekte zum Schutz seltener Tiere und ihrer Lebensräume unterstützten. Für alle Hilfe herzlichen Dank! Damit Sie sehen, was wir mit den Spenden erreichen können, stellen wir Ihnen ein aktuelles Förderprojekt vor. Wer übers Moor geht, begibt sich in eine eigene Welt. Aus vielen Tiergruppen gibt es Spezialisten, die sich im Moor wohl fühlen. Kampfläufer und Kraniche bei den Vögeln, Moorfrösche bei den Amphibien, die Hochmoor-Mosaikjungfern bei den Libellen. Besonders erfolgreich beim Schutz der Moore waren Fachleute vom Bund für
Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in der Diepholzer Moorniederung südlich von Bremen. Gemeinsam mit Behörden sicherten sie Moore von 25.000 Hektar Fläche für die Natur und erweckten sogar einige Moore zu neuem Leben. Moorschnucken-Schafe als vierbeinige Landschaftspfleger und viele ausgeklügelte Naturschutz-Maßnahmen schaffen Brutreviere und Rastplätze für bedrohte Vogelarten. Seit einigen Jahren rasten hier Kraniche auf ihrem Zug, im Herbst 2004 waren es 22.000 Vögel. Die Deutsche Umwelthilfe stellt Spendenmittel für Flächenkauf und Renaturierungen zur Verfügung, aber auch für die tägliche Kleinarbeit mit Gesprächen und praktischer Landschaftspflege. Für nur 50 Euro können die BUND-Fach-
In der Diepholzer Moorniederung entsteht neuer Lebensraum für Libellen, Kraniche und viele andere seltene Tierund Pflanzenarten.
leute mit einem Bagger einen Stau in einem Entwässerungsgraben herstellen und so eine große Moorfläche zum Leben erwecken. Für 100 Euro kann im Herbst eine Feuchtwiese so groß wie ein Fußballfeld mit Spezialfahrzeugen gepflegt werden.
Anzeige
WACHTER gratuliert der Deutschen Umwelthilfe zum 30-jährigen Bestehen und wünscht auch weiterhin viel Erfolg beim Engagement für unsere Umwelt.
Wachter GmbH Industriestraße 25–27 74357 Bönnigheim Telefon 0 71 43 / 88 42-0 Telefax 0 71 43 / 88 42-54 e-mail: info@wachter.de www.wachter.de
DUH welt 2/2005
7
LEBENDIGE FLÜSSE
Aktiv für die Lebensadern unserer Landschaft:
DUH-Schwerpunkt „Lebendige Flüsse“ Flüsse sind Lebensadern. Trotzdem sind Menschen fast überall in der Welt brutal mit ihnen umgegangen. Man hat sie aufgestaut, kanalisiert und den Dreck aus Haushalten, Gewerbe und Industrie in sie hineingeleitet. Dazu kommen Einträge aus der Landwirtschaft: Dünger und Pestizide. Inzwischen hat sich die Einstellung vieler Behörden und Politiker zu Fließgewässern geändert. Die Deutsche Umwelthilfe setzt sich seit vielen Jahren für die Renaturierung von Bächen und Flüssen ein. Sie sollen – wo immer möglich – wieder arbeiten können und sie sollen für Fische und andere Wassertiere, die nicht fliegen können, durchgängig werden.
Lebendige Elbe Die Elbe entspringt im Riesengebirge und mündet nach 1.091 Kilometern in die Nordsee, davon liegen 364 Kilometer in Tschechien. Ihr Einzugsgebiet ist 148.268 Quadratkilometer groß. An die Elbe grenzen zwei Nationalparks (Riesengebirge, Sächsische Schweiz), zwei UNESCO-Biosphärenreservate (Riesengebirge, Flusslandschaft Elbe) und viele Naturschutzgebiete. Im Mündungsbereich liegen drei Wattenmeer-Nationalparks. 2000 bzw. 2004 hat die UNESCO das Dessau Wörlitzer Gartenreich und die Dresdener Elbwiesen als Weltkulturlandschaften anerkannt. Seit 1997 fördert das Verlagshaus Gruner + Jahr das Projekt Lebendige Elbe. Es steht unter dem Motto Buhnen – Biber – Badespaß. Buhnen sind das Symbol gegen den weiteren Ausbau der Elbe, Biber sind ein Signal für erfolgreichen Naturschutz und Badespaß steht für die Wiedergewinnung der Elbe zum Baden und Schwimmen. Ziele des Projektes sind die Erhaltung der Natur mit ihren Pflanzen und Tieren im Fluss und in den Auen. Den Menschen soll Mut gemacht werden, in der Elberegion Existenzen aufzubauen. Gefördert werden naturverträglicher Tourismus und extensive Landwirtschaft. Von 1997 bis 2003 hat die Deutsche Umwelthilfe mit Unterstützung von Gruner + Jahr und Lever Fabergé 54 mal Projekte an der Elbe und ihren Nebenflüssen finanziell gefördert. Die DUH gab
8
Nutznießer von „Lebendigen Flüssen“ ist der Eisvogel.
dafür insgesamt fast 300.000 Euro aus. 50.000 Euro gingen an viele örtliche Vereine und Initiativen zum 1. Internationalen Elbe-Badetag im Jahr 2002. Der Naturschutzbund (NABU) Köthen bekam insgesamt 40.5000 Euro für sein zukunftsweisendes Projekt im Wulfener Bruch (Seite 14), der NABU-Landesverband Sachsen 30.250 Euro für den Kauf der Trossiner Teiche und der Trägerverband Burg Lenzen 15.000 Euro für die Rückverlegung eines Deiches (Seite 16). Zu dem Projekt Lebendige Elbe erschien im Verlag Stadler ein prächtiger Bildband mit gleichem Titel und Texten von Gerhard Thielcke, DUH-Ehrenvorsitzender (DUH-Markt Seite 22).
Wollgras im Nationalpark Riesengebirge.
DUH welt 2/2005
LEBENDIGE FLÜSSE
Zweiter Internationaler Elbebadetag am 17. Juli 2005 Roberto Epple, Initiator des Elbebadetags und des BIG JUMP: „Europa hat zehn Jahre Zeit, um von sauberen zu lebendigen Flüssen zu kommen. Dieses ambitionierte aber essentielle Ziel kann nur mit breiter Bürgerbeteiligung erreicht werden. Die Elbe ist mittlerweile Vorreiter für andere Flussgebiete“. Tatsächlich: Zwei Drittel des Verlaufs der Elbe in Deutschland stehen unter nationalem bzw. internationalem Schutz.
Am Sonntag, den 17. Juli 2005, findet der Zweite Internationale Elbebadetag statt. An 58 Orten im deutschen und tschechischen Einzugsgebiet der Elbe veranstalten Städte, Gemeinden und Vereine Badefeste und Aktionen. Initiatoren des Badetags sind die Deutsche Umwelthilfe und das Hamburger Druck- und Verlagshaus Gruner + Jahr. Auch am Königsufer in Dresden wird gefeiert. Der Badetag wird erstmals auch europaweit begangen: Zeitgleich wird in über 200 Orten an der Loire, an der Themse, am Ebro, am Rhein und vielen weiteren Flüssen in Europa zum Ersten Europäischen Flussbadetag „BIG JUMP“ aufgerufen. Die ansteckende Begeisterung der Menschen bei der Premiere des Elbebadetags am 14. Juli 2002 soll jetzt auf ganz Europa überspringen.
Vorbild Elbe „Mit den Badefesten bringen die Menschen an der Elbe ihre Freude über die deutlich verbesserte Wasserqualität zum Ausdruck,“ sagt Professor Dr. Harald Kächele, Bundesvorsitzender der Deutschen Umwelthilfe. Innerhalb von zehn Jahren nach der Wende entwickelte sie sich vom schmutzigen Abwasserkanal zu einem Fluss mit Badewassergüte. „Wir als Veranstalter laden die Menschen an der Elbe und ihren Nebenflüssen dazu ein, sich ihren Fluss und ihre Landschaft wieder als intakten Lebensraum anzueignen.“ Dr. Maria Hoffacker, Leiterin des Umweltreferates von Gruner + Jahr: „Wir freuen uns, dass in diesem Jahr an der Elbe und in Europa gefeiert wird. Denn Gruner +Jahr ist ein Verlag an der Elbe, mit Sitz in Hamburg und Dresden, und auch das größte europäische Verlagshaus.“
DUH welt 2/2005
Harald Kächele weist aber auch auf kommende Herausforderungen hin. Derzeit werden gemäß der Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union in ganz Europa Maßnahmen zur Erhaltung des guten Zustandes der Gewässer geplant, die bis 2015 verwirklicht sein müssen. Angesichts der strukturellen und morphologischen Veränderungen der Elbe bedarf dies großer Anstrengungen. „Es gilt, die Elbe und ihre Nebenflüsse mit ihrer herausragenden Vielfalt für die zukünftigen Generationen zu bewahren und nachhaltig weiterzuentwickeln.“
Der Rahmen Basis ist das Projekt „Lebendige Elbe“, das seit 1997 in einer Umwelt-Kooperation zwischen der Deutschen Umwelthilfe und dem Verlagshaus Gruner + Jahr realisiert wird. Unterstützende Partner sind die Wassergütestelle Arge Elbe, die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), das European Rivers Network sowie zahlreiche Initiativen in Deutschland und Tschechien. Förderer des Badeevents sind die Unternehmen Garpa, T-Mobile, Unilever und Vattenfall Europe. Darüber hinaus wird das Projekt von der Deutschen Bahn AG und vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit unterstützt. Weitere Informationen zum Elbebadetag unter: www.elbebadetag.de „Lebendige Elbe“ ist ein Gemeinschaftsprojekt von:
Weitere Förderer des Projektes sind:
Partner des Projektes sind:
9
LEBENDIGE FLÜSSE turierung: Beseitigung von Uferbefestigungen am Fluss und zulaufenden Bächen, Vernässung von Wiesen, Anlage von Feuchtgebieten, Aufweitung von Gräben und Beweidung der Ufer. Besonders hervorzuheben ist der neue mäandrierende Verlauf des Krähbachs bei Fulgenstadt. Kinder und Jugendliche finanzierten die Baggerarbeiten mit Geld, das sie bei der Haus- und Straßensammlung der Deutschen Umwelthilfe gesammelt hatten.
Oder: Zukunftsoasen Das Odertal ist mit seinen Überschwemmungsflächen von großem internationalen Wert für Pflanzen und Tiere. Das gilt auch für die Baretsch, einem NebenFluss der Oder, der etwa 100 Fischteiche speist, die schon im 12. und 13. Jahrhundert angelegt wurden. Sie sind der Lebensraum für 167 Vogelarten, die hier brüten oder rasten. In den Schilfwäldern rufen 80 Männchen der Rohrdommel. Es hinterlässt einen unvergesslichen Eindruck, wenn man hier am Abend tausende von Saatgänsen zu ihren Schlafplätzen fliegen sieht. Die 7.000 Hektar Wiesen gehören in Europa zu den wichtigsten Brutplätzen für Uferschnepfen, Bekassinen und Wachteln. In der Baretsch-Niederung brüten 350 Paar Weißstörche. Weite Bereiche der Oder sind durch geplante wasserbauliche Eingriffe bedroht. Angesichts dieser Gefährdungen schlossen sich 27 polnische, tschechische und deutsche Umweltverbände zu dem Bündnis „Zeit für die Oder“ zusammen. Statt Ausbau des Flusses fordert der Verband eine nachhaltige Regionalentwicklung im Odergebiet. Die Deutsche Umwelthilfe unterstützt das grenzüberschreitende Bündnis.
Im Tal der Baretsch (unten), einem Nebenfluss der Oder, leben 80 Paare Rohrdommeln(rechts).
Bei der Renaturierung von Bächen beteiligen sich auch Jugendliche mit Begeisterung.
Donau: Große Vielfalt der Maßnahmen 2002 hat die Deutsche Umwelthilfe die „Aktion Lebendige Donau“ auf den Weg gebracht. Sie wird vom Umweltzentrum Ulm des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) koordiniert und umfasst unter anderem Maßnahmen zur Rena-
Am Rhein: Dort, wo es möglich ist, werden Ufersicherungen abgebaut.
Rhein: 15 Abschnitte werden naturnah Seit Mai 2003 wird intensiv an 15 Modellvorhaben zwischen Iffezheim am badischen Oberrhein und der deutschniederländischen Grenze gearbeitet. Verbauungen an Ufern werden beseitigt, damit hier der Fluss wieder arbeiten kann. Es entstehen durchströmte Nebenrinnen und wellengeschützte Flachwasserbereiche als Lebensraum für Jungfische. Damit wird ein Konzept des Naturschutzbund Deutschland (NABU) umgesetzt, unter der Federführung des NABU-Naturschutzzentrums Krahnenburg in Nordrhein-Westfalen. Im Rahmen des Projektes arbeiten acht staatliche und nichtstaatliche Institutionen aus Deutschland und den Niederlanden an Konzepten und Maßnahmen zur nachhaltigen Entwicklung der Auen von Rhein und Waal. Bis 2007 sollen alle Modellvorhaben vollständig umgesetzt oder genehmigt sein. Das Projekt wird von der Deutschen Umwelthilfe und vielen anderen Institutionen finanziell gefördert.
10
DUH welt 2/2005
LEBENDIGE FLÜSSE
Werra: Neues Flussparadies
Kanalisierte Aach (1988). Derselbe Flussabschnitt nach der Renaturierung (2001).
An der Werra in Thüringen entsteht ein neues Flussparadies: Steinschüttungen am Ufer werden entfernt, damit der Fluss wieder arbeiten kann. Eine im 19. Jahrhundert abgetrennte und ausgetrocknete Flussschleife wird wieder an die Werra angebunden. Zwei große Staumauern erhalten Umgehungsgerinne, damit Fische wieder flussauf wandern können. Auf neu entstandenen Kiesbänken werden Flussuferläufer und Flussregenpfeifer rasten. Wasseramsel und Eisvogel erhalten neue Lebensräume. Das Projekt des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland wird von der Deutschen Umwelthilfe finanziell gefördert.
Flussuferläufer profitieren von den neu entstandenen Kiebänken an der Werra.
Radolfzeller Aach: Ein ganzer Fluss wird renaturiert Die Radolfzeller Aach entspringt in der Stadt Aach. Ihre Quelle wird aus versickertem Donauwasser gespeist. Seit 1860 wurden alle Mäander im Mittellauf durchschnitten. Es entstand ein Kanal, durch den der Fluss um 40 Prozent kürzer und sein Sohlgefälle auf Teilstücken um bis zu 70 Prozent steiler wurde. Kraftwerksbetreiber errichteten an 11 Stellen Wehre. In der Talaue, die 3.763 Hektar groß ist, blieben trotz aller Eingriffe 2.700 Hektar als wertvolle Flächen für Pflanzen und Tiere erhalten. Davon sind heute 790
DUH welt 2/2005
Hektar Naturschutzgebiete. Die Landesregierung hat sie und ein weiteres 30 Hektar großes Gebiet als Natura 2000Gebiete an die Europäische Union gemeldet. 1988 brach ein seitlicher Damm an einem Wehr. Es entstand ein Mäander in einem Maisfeld. Der BUND schrieb daraufhin an das Wasserwirtschaftsamt Konstanz: „Das Wehr ist zu Ostern gebrochen. Dies war sicherlich ein Fingerzeig Gottes, dass der Fluss arbeiten soll. Sie als christliche Verwaltung haben dem Rechnung zu tragen.“ Sie tut’s: Seitdem wird der ganze Fluss – wo immer möglich – renaturiert. BUND und NABU werden dabei von der DUH unterstützt.
fen und Waldwasserläufer an. Auf dem Fluss überwintern Pfeifenten. 2002 hat sich der Biber angesiedelt. Seit Mai 2003 werden auf den Wässerwiesen neben dem Fluss Heckrinder gehalten. Sie haben sich als Landschaftspfleger sehr bewährt.
Folgende Firmen unterstützen die Initiative „Lebendige Flüsse“.
Die wieder eingerichteten Wässerwiesen ziehen vor allem rastende Bekassinen, Bruchwasserläufer, Zwergschnep-
11
LEBENDIGE FLÜSSE
Geeste-Niederung: Ein Gebiet großer Vielfalt Der Polder Bramel, das Bekmoor und der Sellstedter See liegen in der Niederung des Flüsschens Geeste. Die Geeste fließt durch Bremerhaven in die Weser. Wie bei anderen Projekten kooperieren auch an der Geeste amtlicher Naturschutz, Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), die Karl Kaus Stiftung und Deutsche Umwelthilfe. Der Polder Bramel ist durch Anbindung an den Fluss Geeste zu einem Feuchtgebiet geworden, das von Fischadlern, Seeadlern, Löfflern und Kampfläufern besucht wird. Um die Vögel nicht zu stören, hat der BUND eine Beobachtungskanzel bauen lassen, die von Schulklassen und der örtlichen Bevölkerung gerne besucht wird. Das 100 Hektar große Bekmoor ist ein ehemaliges Hochmoor, das stark entwässert wurde. Die Folge: Es ist auf großen Flächen mit Kiefern und Birken zugewachsen. Doch in verlandeten Handtorfstichen konnten Reste von WollgrasTorfmoos-Schwingrasen und feuchte Heideflächen überdauern. Der BUND beabsichtigt, Entwässerungsgräben aufzustauen, um das Moor wieder zu vernässen. Nach der Entfernung von Gebüschen auf kleinen Flächen flogen dort viele Hochmoor-Perlmutterfalter, Große Heufalter und Argus-Bläulinge. Wenn man Glück hat, sieht man sogar eine Kreuzotter.
Kreuzotter, ein Bewohner des Bekmoors. Löffler kann man im Polder Bramel beobachten (unten). Beide Landschaften gehören zum Einzugsgebiet des Flusses Geeste im nördlichen Niedersachsen.
Sieben Jahre „Lebendiger Neckar“ Seit 1998 sind der Naturschutzbund (NABU), der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Baden-Württemberg und die Deutsche Umwelthilfe im Einzugsgebiet des Neckars aktiv. Gemeinsam mit Behörden und in enger Zusammenarbeit mit Kommunen, Landwirten und anderen Partnern setzen sie Projekte zur Renaturierung des Neckars und seiner Nebenflüsse um. Außerdem betreiben sie gemeinsam Sympathiewerbung für die Gewässer. Projektleiter ist Johannes Reiss im Büro am Fluss, Plochingen. In den ersten drei Jahren wurde die Initiative „Lebendiger Neckar durch die Stiftung Naturschutzfonds BadenWürttemberg gefördert, in den letzten Jahren unterstützte sie das Umwelt- und Verkehrsministerium. Seit dem Jahr 2001 führen die drei Verbände unter der Leitung von Markus Knödler das Netzwerk „Schulen für einen lebendigen Neckar“ durch (siehe Seite 19). Basis für den Erfolg ist eine enge Zusammenarbeit mit der Wasserwirtschaft. Als „Integrierte Konzeption Neckareinzugsge-
12
Der Neckar ist eine intensiv genutzte Wasserstraße. Seine Ufer bieten unerwartet viele Chancen für eine naturnahe Entwicklung. Die Deutsche Umwelthilfe trägt mit ihren Aktionen dazu bei.
biet“ wurden 80 Renaturierungsprojekte entlang des Neckars entwickelt und vorangetrieben. Erste Erfolge konnten in Mannheim mit Unterstützung der Hygienepapiermarke DANKE und in Esslingen mit Unterstützung der Heinz Sielmann Stiftung gefeiert werden.
DUH welt 2/2005
PARTNER UND BÜNDNISSE
Partner und Bündnisse – Kooperation als Strategie Der Deutschen Umwelthilfe ist es immer wieder gelungen, kompetente Partner im Naturschutz zu finden und mit ihnen auch über längere Zeiträume hinweg zusammen zu arbeiten. Der Ertrag daraus sind zahlreiche Naturschutz-Erfolge. Einige davon stellen wir Ihnen vor.
Wulfener Bruch: Kauf als Schlüssel für Erfolg Das ehemalige Feuchtgebiet Wulfener Bruch liegt im Norden des Landkreises Köthen in der Nähe der Elbe. Es ist rund 1.000 Hektar groß. 1971 brüteten dort 175 Paar Kiebitze, 19 Paar Brachvögel und 20 Paar Bekassinen. Doch dann begannen großflächige Entwässerungen und die Umwandlung von Grünland in Äcker. Zwar stellte der Rat des Bezirks Halle 300 Hektar unter Naturschutz, aber die landwirtschaftlichen Großbetriebe hielten die Auflagen für die Bewirtschaftung nicht ein. Viele Wiesenpflanzen und Wiesenvögel nahmen in ihren Beständen dramatisch ab oder verschwanden ganz. 1990 wurde die Naturschutzgebietsfläche auf 430 Hektar vergrößert. 1994 begann der Kreisverband Köthen des
Naturschutzbunds (NABU) mit dem Kauf von Flächen und ihrer extensiven Beweidung mit 40 Heckrindern und 5 Przewalski-Pferden. 2003 haben die Akteure dieses Verbands die „Köthener Naturschutz und Landschaftspflege gGmbH“ gegründet. Diese Gesellschaft betreut das Gebiet. Mittlerweile verfügt der NABU-Kreisverband Köthen über 145 Hektar dank der finanziellen Unterstützung verschiedener Naturschutzverbände einschließlich DUH und eines Großspenders, den die Deutsche Umwelthilfe vermittelt hat. Brutvögel auf den Weideflächen sind unter anderen Kiebitz, Grauammer, Goldammer, Schafstelze, Feldlerche, Wiesenpieper, Braun- und Schwarzkehlchen. Es wachsen hier 14 Pflanzenarten der Roten Liste Sachsen-Anhalts, darunter sind Brenndolde und Spießblättriges Helmkraut.
Langer Atem der Karl Kaus Stiftung Die Karl Kaus Stiftung für Tier und Natur und die Deutsche Umwelthilfe arbeiten seit vielen Jahren zusammen: an der Elbe, der Dumme, deren Wasser über die Jetzel in die Elbe fließt, der AlandNiederung und der Geeste-Niederung (Seite 12). Es geht dabei um die Erhaltung oder Renaturierung von Lebensräumen seltener oder gefährdeter Arten, zum Beispiel um Schachbrettblume, Kleine Flussmuschel, WachtelweizenScheckenfalter, seltene Libellen, Weißstörche, Wachteln, Bekassinen, sichere Überwinterungsplätze für Saat- und Blässgänse und um den Fischotter. Im Bremer Raum fördert die Karl Kaus Stiftung seit 2000 die Naturschutzarbeit des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. Die Ergebnisse sind großartig: Nach 36 Jahren brüteten 2004 wieder Weißstörche im Werderland. Dazu steht im Jahresbericht des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND): „Frau Flato rief an und meldete die erste Fütterung. Die Entwicklung der drei Jungstörche war fortan Tagesthema in Niederbüren. Für die Storcheneltern war die Fütterung Schwerstarbeit, denn sie mussten kiloweise Mäuse, Regenwürmer, Frösche und Insekten herbeischaffen. Die gute Nahrungsgrundlage ist auf viele Maßnahmen für den Naturschutz zurückzuführen: Neuanlage von Kleingewässern und Anhebung der Wasserstände.“
Heckrinder als Landschaftspfleger im Wulfener Bruch (links). Der Kiebitz fühlt sich dort als Brutvogel wohl (unten).
14
DUH welt 2/2005
PARTNER UND BÜNDNISSE
Die Sudewiesen bei niedrigem (links) und bei hohem Wasserstand (rechts). Eine ganz eigene, spezialisierte Tier- und Pflanzenwelt hat sich an diese wechselnden Wasserstände angepasst.
The Stork Foundation: Ein Naturparadies entsteht 1998 haben die Deutsche Umwelthilfe und das Verlagshaus Gruner + Jahr zu einer Journalistenreise in die Sudeniederung eingeladen. Seitdem ist an diesem Nebenfluss der Elbe sehr viel für den Naturschutz geschehen. Das auf der Gemarkung Amt Neuhaus im Landkreis Lüneburg liegende Projektgebiet Sudewiesen von „The Stork Foundation – Störche für unsere Kinder“ ist inzwischen zu einem Naturparadies geworden. Die Stork-Stiftung hat im Bereich der Sudewiesen 580 Hektar für Naturschutzzwecke gekauft. Heckrinder und Konikpferde beweiden große Flächen. Nasse Wiesen werden von März bis Juni nicht beweidet. Das soll Nester von Wiesenvögeln davor bewahren, zertreten zu werden. Im Winterhalbjahr suchen Tausende von Bläß- und Saatgänsen auf Grünland nach Nahrung. Andere Strukturen wurden mit dem Bagger geschaf-
DUH welt 2/2005
fen: Seit 2001 ließ die Stiftung zehn Bodensenken ausbaggern. Hier leben viele kleine Tiere, sie sind die Nahrung für Weißstorch, Kranich, Bekassine und andere Watvögel. Freileitungen, an denen viele Weißstörche zu Tode gekommen sind, wurden erdverkabelt. Das hat sich positiv ausgewirkt, denn die Zahl der Weißstorchpaare im Amt Neuhaus stieg in 10 Jahren von 33 auf 46.
CICONIA: Hilfe für Störche Naturschützer mehrerer Länder gründeten 1997 in Liechtenstein die Stiftung CICONIA. Sie arbeitet eng mit der Deutschen Umwelthilfe und dem Global Nature Fund zusammen. Förderschwerpunkte liegen in der Slowakei, in Ungarn, Polen und Marokko. Dabei wird nicht nur Weiß- und Schwarzstörchen geholfen, sondern auch vielen anderen Tierarten, die in deren Nahrungsräumen leben.
Reto Zingg ist ehrenamtlicher Projektleiter der Stiftung. Er hat unter anderem das Projekt „Storch flieg“ kreiert, mit dem Kinder und Jugendliche angesprochen werden. Reto Zingg sagt dazu: „Wer die Jugend hat, hat die Zukunft.“ Im Rahmen dieses Projekts sorgen Schüler und Lehrer dafür, dass beschädigte WeißstorchNester repariert werden. Sie bauen selbst Nestplattformen und vereinbaren mit Behörden und Grundstücksbesitzern, wo neue Nester aufgestellt werden. Die Zusammenarbeit mit Hauseigentümern, Stromfirmen, dem Forst, der Feuerwehr, Naturschutzorganisationen und Behörden vermitteln den Schülern Erfahrungen, die ihnen im späteren Leben mehr helfen als angehäuftes und wieder vergessenes Wissen. Das Projekt hilft also nicht nur den Störchen, sondern auch Jugendlichen, Probleme zu lösen.
15
PARTNER UND BÜNDNISSE
Hier entsteht ein neuer Auwald an der Elbe.
Große Allianz schafft 450 Hektar Überflutungsfläche Zwischen Schnackenburg und Lenzen, an einem reizvollen Abschnitt der Mittleren Elbe, entsteht eine 450 Hektar große Überflutungsfläche, die zuvor Grünland war. Ziel ist die Wiederherstellung einer bei Hochwasser überfluteten Auenlandschaft mit 300 Hektar Auenwald. Zwischen dem Wald sind Pferdeweiden vorgesehen und wassergefüllte Senken, die durch Entnahme von Boden für den neuen Deich entstehen. Die Bäume für den Auwald sind schon gepflanzt oder samen sich an auf nicht mehr genutzten Wiesen. Insgesamt entsteht eine vielfältige Mosaiklandschaft mit Lebensräumen für Rotbauchunken, Laubfrösche, Schwarz- und Weißstörche, Zwergschwäne, Fischotter und viele andere Tierarten. Alles in allem kostet das Projekt vom Flächenkauf über Planung und Baggerarbeiten bis zur Auenwaldpflanzung sieben Millionen Euro. Die werden aufgebracht vom Bundesministerium für Umwelt, dem Land Brandenburg und vom Trägerverbund Burg Lenzen. Er bekommt die von ihm zu zahlenden sieben Prozent der Gesamtsumme von der Michael-Otto-Stiftung für Umweltschutz, der Niedersächsischen Lottostiftung, dem Naturschutzfonds Brandenburg, der Deutschen Umwelthilfe, dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland und der Stiftung Naturlandschaft. Die Deutsche Umwelthilfe hat sich verpflichtet, für das Großprojekt 70.000 Euro beizusteuern. Die Mischfinanzierung war die Grundlage für dieses Vorhaben, denn eine Institution allein schaffte es nie, eine so hohe Summe aufzubringen.
16
NABU sichert eine Teichlandschaft Vor zehn Jahren begann der Naturschutzbund Deutschland (NABU) mit Hilfe der Deutschen Umwelthilfe, die Trossiner Landschaft mit Teichen, Gräben und Bächen für die Natur zu sichern. Biber betätigten sich hier als Landschaftsgestalter, und Fischotter besetzten eine verlassene Biberburg als Nachmieter. Fischadler und Eisvogel jagen an den Teichen. Ein Paar Schwarzstörche brütet neben den Teichen. Der Deutsche
Edelkrebs, der Kammolch und das Bachneunauge leben in Bächen mit klarem Wasser. Bisher haben die Fachleute vom NABU 40 Hektar Land und Wasserfläche gekauft. Auf benachbarten feuchten Wiesen bringen Landwirte Gülle, Mineraldünger und Pestizide aus. Diese Stoffe gelangen bei Regen über Sickerwasser und Quellen in die Bäche. Um das zu verhindern, will der NABU ufernahe Wiesen kaufen. Dafür überweist die Deutsche Umwelthilfe Geld, das sie als Spenden für das Trossiner Teichgebiet bekommen hat.
Fischotter fühlen sich an den Trossiner Teichen (oben) sehr wohl.
DUH welt 2/2005
LEBENDIGE ELBE
DUH welt 2/2005
17
UMWELTBILDUNG
Praxisnah und motivierend:
Umweltbildung bei der Deutschen Umwelthilfe Umweltbildung ist ein klassisches Thema der Deutschen Umwelthilfe. Mehr als 3000 Projekte und Aktionen von Schulen, Jugendgruppen und Verbänden haben wir in den vergangenen 30 Jahren gefördert oder selbst durchgeführt. Hier einige aktuelle und ältere Glanzlichter:
Eine Schülerfirma für gesunde Leckereien
Begeisterter Andrang an der frisch eröffneten NaturKostBar „Hespes Bestes“ der Schule Am Hespe in Garbsen.
Seit Sommer 2003 bringt die Deutsche Umwelthilfe Naturkost an die Schulen in und um Hannover. „Mc Möhre“ ist der Titel dieses DUH-Projekts, bei dem Schülerinnen und Schüler lernen, wie sie sich gesund ernähren und was das Besondere bei ökologisch erzeugten Produkten ist. Wir beraten Pilotschulen, führen Fortbildungen durch, geben Anleitung und Starthilfe. Gabi Fiedler und Dagmar Israel vom DUH-Regionalverband Nord zeigen, wie es der Schulgemeinschaft gelingen kann, eine NaturKostBar aufzubauen. Dort gibt es in der großen Pause Obstspieße, belegte Vollkornbrötchen oder die „Bunte Tüte“ mit Rohkost.
lichen mit Einkaufsorganisation, Warenbeschaffung, Preiskalkulation, Buchhaltung und Marketing. Teamfähigkeit und Eigenverantwortung stehen im Vordergrund dieses pädagogischen Projektes. Mit ihren kleinen Gewinnen finanzieren sie ihren Betriebsausflug: Eis essen und Kegeln.
Manche Schulen wählen eine besondere Betriebsorganisation: die „nachhaltige Schülerfirma“. So die 16-köpfige Schülerfirma „Hespes Bestes“ in der Schule Am Hespe in Garbsen, die hinter einer selbstgebauten Theke attraktive, gesunde und umweltgerechte Leckereien anbietet – alles selbst zubereitet. Fürs Leben lernen ist das Motto des kleinen Handelsunternehmens. In vier Abteilungen beschäftigen sich die Jugend-
18
Die Regionalgeschäftsstelle Hannover bietet mittlerweile ihre Dienstleistungen im Rahmen des Projekts „Mc Möhre“ dank Unterstützung von BINGO-Lotto in ganz Niedersachsen an. Derzeit planen wir die bundesweite Ausdehnung des Projekts.
reichen Geschichten, Berichten und Projektideen zu den Streuobstwiesen. Er enthält auch Bau- und Bastelanleitungen sowie Rezepte und ist für Lehrerinnen und Lehrer, Jugendgruppenleiter und Aktive in Naturschutzverbänden gedacht. Darüber hinaus kommt das Team der DUH-Regionalgeschäftsstelle Hannover mit einer mobilen Saftpresse in die Schulen und Kindergärten, um mit den Kindern, eingebettet in ein buntes „ApfelErlebnisprogramm“, frischen, leckeren Apfelsaft herzustellen.
Lust auf Natur – Apfel pur Große Äpfel- und Birnbäume auf Streuobstwiesen sind fürs Auge schön und ein wertvolles Natur- und Kulturgut. Über 5000 Tier- und Pflanzenarten leben in Streuobstwiesen. „Lust auf Natur – Apfel pur“ heißt ein Umweltbildungsprojekt des DUH-Regionalverbands Nord, das für diesen Lebensraum wirbt. Kern des Projekts ist ein schön gestalteter, informativer „Apfel-Ordner“ mit zahl-
Informativ und spannend: Der Apfel-Ordner der Deutschen Umwelthilfe (DUH-Markt S. 25).
DUH welt 2/2005
UMWELTBILDUNG
Naturschatzkiste Sie möchten Kindern auf motivierende Weise die Natur nahe bringen und wissen nicht wie? Dann kann Ihnen die Deutsche Umwelthilfe weiterhelfen. In einer „Schatzkiste“ ist alles an Ideen, Informationen und Material gesammelt, was den Einstieg in spannende Naturerlebnisse erleichtert: Becherlupen, eine Handpuppe zum Erzählen, einfache Rezeptvorschläge aus selbst gesammelten Kräutern, Fühlbeutel zum Ertasten von Gegenständen aus der Natur und vieles mehr. Bestimmungsbücher und Anleitungen ergänzen diese gute Arbeitshilfe zur Umweltbildung. Kindergärten, Grundschulen und Jugendgruppen sind die Zielgruppen des Projekts „Naturschatzkiste“, das die DUH-Regionalgeschäftsstelle Hannover seit Jahren durchführt.
Jugend erlebt Natur Seit Gründung der Deutschen Umwelthilfe förderten wir Projekte, mit denen Kinder und Jugendliche entweder Natur- und Umweltschutz verwirklichten oder an die Natur herangeführt wurden. „Jugend erlebt Natur“ lautet unser Motto dafür. Die Bandbreite der über 3000 geförderten Projekte in 30 Jahren reicht vom Schulteich über die Solaranlage auf dem Dach der Turnhalle bis zum Naturerlebnistag am Bach oder im Stadtpark. Zahlreiche Schulen, Jugendgruppen und Naturschutzverbände konnten ihre guten Projekte zur Umweltbildung nur durchführen, weil wir sie unterstützten. Auch bei der Entwicklung von Konzepten für die Umweltbildung haben wir mitgeholfen. Dafür drei Beispiele: 1996 bis 1998 organisierten wir Tagungen zur Umweltbildung im Bereich Tropische Wälder, aus denen auch Leitfäden für die pädagogische Arbeit zu diesem Thema hervorgingen. „Jugendarbeit unter neuen Vorzeichen“ hieß eine Tagung und eine Broschüre, mit der wir Vorschläge für die Umweltbildung im wiedervereinigten Deutschland machten. 1997 veröffentlichten wir im Auftrag der damaligen Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel eine Sammlung mit 20 vorbildlichen praktischen Beispielen für die naturpädagogische Arbeit aus ganz Deutschland.
Bei vielen unserer Projekte zur Umweltbildung werden Kinder selbst aktiv – wie hier bei einem Schülerprojekt in Bremen (oben). DUH-Projektleiterin Erika Blank beim NaturErlebnisTag, an dem Kinder und Jugendliche bei praktischen Versuchen die Natur besser kennenlernen können.
Lebens(T)räume für Alt und Jung Seit Herbst 2004 treffen sich auf Initiative der Deutschen Umwelthilfe jeden Monat drei gemischte Gruppen aus Senioreneinrichtungen und Kindergärten in Hannover zur „Natur-Werkstatt“. Jung und Alt pressen gemeinsam Apfelsaft, fertigen Bienenwachs-Kerzen oder sie bauen ein Hochbeet. Im lebendigen Austausch erfahren alle Wissenswertes über die Natur und die Kinder vieles über fast in Vergessenheit geratene Handwerkstechniken sowie über den Umgang mit der Natur im Alltag vor einigen Jahrzehnten.
DUH welt 2/2005
19
UMWELTBILDUNG wässeruntersuchungen führen die Kinder und Jugendlichen an den Lebensraum Wasser heran. Ihre Ergebnisse werden im Internet auf Flusskarten präsentiert. Die Jugendlichen erkennen durch genaue Beobachtung negative Einflüsse auf die Gewässer und starten Aktionen zu ihrer Verbesserung.
Schulen für Lebendige Flüsse Bäche und Flüsse gemeinsam neu entdecken – das ist das Ziel unserer Jugendprojekte in den Einzugsgebieten von vier großen Flüssen. Über 500 Schulen beteiligen sich an Elbe, Neckar, Donau und Werra sowie ihren Nebenflüssen. Fachleute der Deutschen Umwelthilfe helfen Lehrerinnen und Lehrern, aber auch den Jugendlichen selbst, bei ihren Projekten an Gewässern. Wir sorgen außerdem für einen regen Austausch zwischen den Schulen, so dass an den Flüssen lebendige Netzwerke entstehen. Partner der Deutschen Umwelthilfe sind dabei jeweils Länderministerien oder die Naturschutz-Stiftungen der Länder sowie Unternehmen.
Es begann an der Elbe Von Hamburg und Köthen aus begannen wir 1998 mit der Aktion „Schulen für eine Lebendige Elbe“. Wir stießen bei deutschen und tschechischen Schulen auf großes Interesse. Über 400 Schulen machen dort mit. Gerade an der Elbe
Pflanz- und Pflegemaßnahmen in Zusammenarbeit mit Gemeinden und Behörden schaffen neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen. In Zeitungsartikeln, Vorträgen und Ausstellungen berichten die Jugendlichen über die Erfahrungen mit ihrem Fluss.
Spaß und Begegnung Bäche bieten Kindern besonders spannende Naturerlebnisse.
trägt unsere Aktion dazu bei, dass sich Menschen mit „ihrem Fluss“ als prägendes Element ihrer Heimat identifizieren.
In sommerlichen Fluss-Camps treffen sich Jugendliche mehrerer Schulen zum gemeinsamen Lernen, zum Schwimmen und Paddeln. Übers Jahr hinweg halten die Schulen und Jugendlichen Kontakt miteinander übers Internet.
Angebote und Aktionen Die wichtigsten Grundprinzipien dieser Fluss-Aktionen: Lernen mit allen Sinnen – Selber machen – Draußen sein. GeAnzeige
20
DUH welt 2/2005
RETTET DIE WALE
DUH aktiv für Wale und Meeressäuger Der Schutz der Wale und anderer Meeressäuger gehört zu den traditionellen Projektbereichen der Deutschen Umwelthilfe. Dank zahlreicher Spenden – auch von Leserinnen und Lesern der DUHwelt – helfen wir den Riesen der Meere, aber auch Delphinen, Tümmlern und Robben unmittelbar und auf vielfältige Weise. Es begann an der Nordsee, Mitte der 1980er Jahre. Eine Katastrophe trug entscheidend dazu bei, dass sich die Deutsche Umwelthilfe in diesem Bereich engagiert. Tausende unserer Robben starben vor den deutschen Küsten, es drohte die Ausrottung des gesamten Bestandes der südlichen Nordsee. Wir wissen heute: Ein Virus löste eine heimtückische Seuche aus, begünstigt durch die schlechte Wasserqualität der Nordsee.
Tiere und ihren Lebensraum schützen Dass es heute wieder über 5000 Robben in der südlichen Nordsee gibt, ist auch den damals gestarteten Aktionen zu verdanken, welche die Deutsche Umwelthilfe vielfältig unterstützte: Verbände, öffentliche Stellen und viele Bürgerinnen und Bürger kümmerten sich intensiver als vorher um die Beobachtung und Betreuung unserer Meeressäuger. Wir förderten auch die intensive Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit für eine saubere Nordsee, die zahlreiche Erfolge brachte. Die Ausweisung des deutschen Wattenmeeres als Nationalpark war eine gute Folge dieser Arbeit. In den 1990er Jahren setzten wir uns ein weiteres Ziel: Die wirksame Hilfe für den deutschen Wal, den Kleinen Tümmler oder Schweinswal. Vom Strand der Insel Sylt, aber auch von der Ostseeküste aus, lassen sich immer wieder diese nur eineinhalb Meter langen kleinen Wale sehen. Bald wurde klar: Wir wissen viel zu wenig über diese Tiere, vor allem darüber, wie und wo sie ihre Kinder großziehen. Die Deutsche Umwelthilfe unterstützte deshalb in einem ersten Schritt aus Spendenmitteln kleine Forschungsprojekte an Nord- und Ostsee
DUH welt 2/2005
und die systematische Beobachtung der Schweinswale auf Sylt. Auch die Erforschung der möglichen Auswirkungen von Windrädern im Meer förderten wir.
Aufklärung tut Not! In einem zweiten Schritt förderten wir die Bemühungen unserer Projektpartner, Motorbootsportler vor Sylt so zu schulen, dass ihr Verhalten die Schweinswale und Robben nicht stört. Mit Ausstellungen, Plakaten und Infoblättern konnten wir die Bevölkerung informieren und um Mitarbeit bei der Betreuung der Tiere bitten. In eine ähnliche Richtung geht unser gemeinsames Wal-Projekt mit dem M.E.E.R. e.V. an den Küsten der kanarischen Inseln. Dort finden zahlreiche Bootsfahrten für Touristen zur Beobachtung großer Wale statt. Unser Ziel ist es, solche Anbieter zu unterstützen, die sich der sanften, also tierschonenden Walbeobachtung verpflichtet fühlen und womöglich auch darüber hinaus zum Schutz der Wale beizutragen. In den vergangenen Jahren ist eine mehrspra-
chige Ausstellung, ein Film und ein Buch dazu entstanden.
Lobbyarbeit bei den ganz Großen Mit der Gesellschaft zum Schutz der Meeressäuger e.V. unter der Führung der Meeresbiologin und Journalistin Petra Deimer verbindet uns eine jahrelange Zusammenarbeit. Frau Deimer vertritt mit unserer Unterstützung die Interessen der Wale bei den großen Konferenzen der Internationalen Walfang-Kommission. Ebenso sachkompetent wie entschlossen kann sie Einfluss auf Entscheidungen nehmen, wobei sie bei Bedarf die Öffentlichkeit für den Walschutz mobilisiert. Auf ähnliche Weise arbeitet die Gesellschaft zur Rettung der Delphine, die in München ihren Sitz hat. Die Deutsche Umwelthilfe unterstützte in den vergangenen Jahren vor allem die Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit des Vereins an Adria und Schwarzem Meer. In beiden Meeren geht es um die Ausweisung von besonderen Delphin-Schutzgebieten.
Schweinswale erscheinen regelmäßig an den Stränden von Sylt und anderen Nordseeinseln sowie an der Ostseeküste.
21
on f e l Te r e 8 tp 51 k ire 99 9 d , ) ng 32 u 7 ll ste (0 7 e . e B Tel Über ihre DUH Umweltschutz-Service GmbH vertreibt die DUH Bücher und Broschüren zur Umweltbildung. Eine kleine Auswahl r Ih stellen wir Ihnen hier vor. Das komplette Angebot - mit Postkarten, Informationsblättern und einzelnen Produkten aus unseren
DUH-Markt
Kooperationsprojekten - erhalten Sie kostenlos bei der DUH Umweltschutz-Service GmbH, Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell. Die Versandkostenpauschale für die hier angebotenen Produkte beträgt € 3,50.
Traumhafte Landschaftsbilder und interessante Texte machen diese beiden Bücher zum vollendeten Lesegenuss. Lassen Sie sich von Professor Gerhard Thielcke und Jürgen Resch an wunderschöne Stellen unserer Welt entführen.
Lebendige Elbe Prof. Dr. G.Thielcke, Stadler Verlag, 1999, Bildband, 192 Seiten, 180 spektakuläre Farbfotos, € 26,80 Bestell-Nr: 2204
Elbtalaue, Landschaft am großen Strom F. Neuschulz, W. Plinz, H. Wilkens Überarbeitete Auflage Naturerbe Verlag Jürgen Resch, 2002, 154 Seiten, zahlreiche farbige Abb. € 12,00 Bestell-Nr: 2031
22
Lebendige Seen – Living Lakes Prof. Dr. G.Thielcke, Jürgen Resch, Stadler Verlag, 2000, Bildband, 192 Seiten, spektakuläre Farbfotos, € 26,80 Bestell-Nr: 2056
Störche in der Elbtalaue Krista Dziewiaty & Holger Schulz NABU, Institut für Wiesen und Feuchtwiesen, 1998 Einblicke in das Leben des Weißstorchs in der Elbtalaue. € 10,00 Bestell-Nr: 2049 DUH welt 2/2005
Elbtalaue, Landschaft am großen Strom F. Neuschulz, W. Plinz, H. Wilkens Überarbeitete Auflage Naturerbe Verlag Jürgen Resch, 154 Seiten, zahlreiche farbige Abb., 2002 € 12,00 Bestell-Nr: 2031
Apfelordner Leitfaden für Projekte rund um den Apfel für Lehrer/-innen und Erzieher/-innen mit 84 Seiten Aktions-, Spiel- und Bastelanleitungen, Geschichten, Rezepten und Kontaktadressen. DUH, 2003 € 15,Bestell-Nr: 7054
Natur-Wanderführer Untersee P. Brauns/W. Pfrommer, Naturerbe Verlag Jürgen Resch, 144 Seiten, zahlreiche Farbfotos, 1999, € 10,00 Bestell-Nr: 2004
Der Apfelordner ist auch auf CD-ROM erhältlich:
Bodensee, Naturreichtum am Alpenrand A. Bernauer/H. Jacoby, Naturerbe Verlag Jürgen Resch, 126 Seiten, zahlreiche farbige Abb.,1994, € 12,00 Bestell-Nr: 2026
Wattenmeer im Wechsel der Gezeiten, Armin Maywald, Tecklenborg Verlag, 1999, 150 Seiten, faszinierende Fotos, € 39,80 Bestell-Nr: 2048
Wale beobachten Fabian Ritter Ein Leitfaden zur sanften Walbeobachtung in Europa und Übersee, Outdoor-Handbuch, 138 Seiten, zahlreiche Abbildingen und Illustrationen. € 7,90 Bestell-Nr: 22031
DUH welt 2/2005
● ● ● ● ● ● ●
€ 13,Bestell-Nr: 4022
Fledermäuse – Eine Bilderreise in die Nacht Dietmar Nill, Björn Siemers BLV Verlag, 2001, 160 Seiten, faszinierende Farbfotos, € 39,90 Bestell-Nr: 2003
Informationsblätter: Die sechsseitigen Informationsblätter behandeln die wichtigsten Themen des Natur- und Umweltschutzes. Stückpreis 50 Cent, bei größeren Abnahmemengen Rabatt auf Anfrage. Erschienen sind unter anderem:
● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●
CDs:
●
Ein Jahr in der Natur CD Musikverlag Edition Ample. Pavel Pelz Ein akustischer Spaziergang in der Natur von Januar bis Dezember, faszinierende Laute der Natur und ihrer Bewohner € 9,90 Bestell-Nr: 4052 Walestimmen CD Musikverlag Edition Ample. Gesänge und Rufe aus der Tiefe mit Walbeschreibungen und Bildern im Heft. € 17,50 Bestell-Nr: 4001
La Vida En El Mar Multimedia CD-ROM (PC/Win), Wale und Delfine vor La Gomera, faszinierende DiaShow begleitet durch Musik und Originalgeräusche € 12,50 Bestell-Nr: 4003
● ● ● ●
Ökologischer Weinbau Natur-Textilien Amphibien Erfolge und Defizite im Vogelschutz Biber Eulen und Käuze Hornissen Spinnen Reptilien Libellen Fledermäuse Rettet die Wale Soziale Faltenwespen Kleinwale in Nord- und Ostsee Grundwasser Aktion Biberschutz Lebendiger Neckar Lebendige Elbe Die Solar-Kommune Energie aus lebendigen Wäldern Lebendige Werra Lebendige Radolfzeller Aach Lebendige Donau
Ich bestelle folgende Artikel: Bestell-Nr.
Stückzahl
2/2005
Absender: Name Straße PLZ, Ort
23
Datum/Unterschrift
An die DUH Umweltschutz-Service GmbH Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell, Fax 07732/99 95 77
LEBENDIGE SEEN
Eine erfolgreiche Tochter der Deutschen Umwelthilfe: der Global Nature Fund (GNF) Der Global Nature Fund (GNF) wurde 1998 als internationale Stiftung für Umwelt und Natur gegründet. Seine Ziele sind die internationale Vernetzung von Umweltprojekten, der Dialog zwischen Umweltverbänden und Wirtschaftsunternehmen, Maßnahmen zur Erhaltung der Artenvielfalt und der Schutz wandernder Tierarten. GNF und Deutsche Umwelthilfe arbeiten eng zusammen. Im Gründungsjahr beschloss das GNF-Präsidium, das internationale Netzwerk „Lebendige Seen – Living Lakes“ aufzubauen. Neben dem Seenschutz kümmert sich die Organisation um den Schutz wertvoller Kulturlandschaften.
Das Seen-Netzwerk Lebendige Seen – Living Lakes Die Gründer des Seennetzwerks sind die Bodensee-Stiftung mit dem Bodensee in Deutschland, Österreich und der Schweiz, das Mono Lake Committee mit dem Mono See in den USA, The Wilderness Foundation mit dem St. Lucia See in Südafrika und die International Lake Environment Committee Foundation mit dem Biwa See in Japan. Heute gehören zu dem Seennetzwerk 45 Organisationen mit 39 Seen und Feuchtgebieten. Darunter sind der Baikalsee in Sibirien, der Tengis See in Kasachstan, das Pantanal in Brasilien, Bolivien und Paraguay, der Viktoriasee in Kenia, Tansania und Uganda sowie das Tote Meer in Israel, Jordanien und Palästina.
Probleme an Seen und Förderung von Projekten Die Probleme an den Seen sind vielfältig. Sie reichen von extremem Wassermangel am mexikanischen Chapala See bis zur hohen Siedlungsdichte am japanischen Biwa See und der philippinischen Laguna de Bay. Die Landgewinnung am chinesischen Poyang See hat ebenso dramatische Auswirkungen wie die eingeführten Fischarten im ostafrikanischen Viktoriasee. Der Global Nature Fund unterstützte seine Partner mit finanzieller Förderung von bisher 30 Artenschutzprojekten, mit For-
24
Bild folgt
Der Global Nature Fund bringt Menschen aus vielen Nationen und Völkern zusammen. Sie setzen sich für den Schutz der Natur und für eine nachhaltige Entwicklung an Seen ein.
derungen an Politiker, mit Konferenzen in der Nähe von Partnerseen sowie mit der Bezeichnung „Bedrohter See des Jahres“. Im Jahr 2001 startete der GNF das EU-LIFE Projekt „Living Lakes – Management von Seen und Feuchtgebieten“ zusammen mit Partnern aus Deutschland (Bodensee), Großbritannien (Broads), Spanien (La Nava) und Griechenland (Nestos). Dabei ging es um Aufforstungen, den Bau von Pflanzenkläranlagen und um Umweltbildung. Gemeinsam mit seinen russischen Partnern stellte der GNF übers Internet den Kontakt her zwischen Kindern und Jugendlichen am Bodensee und am Baikalsee. Es ging dabei um die Beobachtung brütender Rauchschwalben. Am afrikanischen Viktoriasee fördert der GNF die Nutzung der Sonnenergie für
Hyazinth-Aras leben im Pantanal. Sie sind von gewissenlosen Vogelhaltern bedroht.
DUH welt 2/2005
LEBENDIGE SEEN dern, da diese die Flutwelle gebremst haben. Doch auf vielen Flächen, wo früher Mangroven-Wälder standen, stehen heute keine Bäume mehr, weil man sie als Brennholz und zum Bau von Hütten verwendet hat. Deshalb haben der GNF und seine Partnerorganisationen vor Ort das Ziel, viele Mangroven-Bäume zu pflanzen, die Sonne zum Kochen zu nutzen und die Menschen zu informieren, wie sie im Einklang mit der Natur wirtschaften können. Anlage eines Vegetationsfilters im Nestos Delta und im Jahr danach (rechts).
Lampen zum Fischfang sowie für Wasseraufbereitungs- und Fischkühlanlagen. Die Maßnahmen sind so angelegt, dass sie von der dortigen Bevölkerung auch nach Ende des Projektes weitergeführt werden können.
reña-Rindern betrieben, einer Rasse, die noch vor 10 Jahren vom Aussterben bedroht war.
In Zusammenarbeit mit DaimlerChrysler und Lufthansa führt der GNF bei Seenpartnern seit drei Jahren Sommereinsätze durch. Junge Mitarbeiter der beiden Firmen unterstützen dabei Seenpartner bei ihrer Arbeit. Ihre Aktivitäten reichen von Tierzählungen bedrohter Arten, über das Sammeln von Müll, den Bau einer Beobachtungsplattform bis zum Mähen von Brachland, um die Verbuschung zu verhindern.
Im Galle Distrikt im Süden Sri Lankas hat der Tsunami im Bereich der GNFPartnerseen Maduganga und Madampa Ganga schwere Verwüstungen verursacht. Weitgehend verschont blieben dagegen Küsten mit Mangroven-Wäl-
Hilfe für Tsunami-Geschädigte
Mit Hilfe des GNF werden MangrovenBäume in einer Baumschule herangezogen, und es wird ein Zentrum für Umweltbildung aufgebaut. Da die Bäume sehr schnell wachsen, können sie schon nach kurzer Zeit zur Wiederaufforstung ausgepflanzt werden. Bei dem Projekt in Sri Lanka arbeitet der GNF mit der Nagenahiru-Stiftung zusammen. Die größte Einzelspende betrug 2.500 Euro und kam von einem Apotheker aus Datteln. Eine große Summe erhielt der GNF von dem Unternehmen SCA, das in Deutschland vor allem aufgrund seines umweltfreundlichen Toilettenpapiers bekannt ist.
Mangrovenwälder sind eine natürliche Barriere gegen Tsunami-Flutwellen. Der GNF fördert die Wiederaufforstung mit Mangroven-Bäumen.
Förderer Seit Gründung des Global Nature Fund unterstützen die Wirtschaftsunternehmen Unilever, DaimlerChrysler und Deutsche Lufthansa das Projekt Lebendige Seen. Inzwischen sind die Firmen Kärcher, Ziemann, T-Mobile und SIKA als Sponsoren dazugekommen.
Erhaltung von Kulturlandschaften Im Projekt Erhaltung von Kulturlandschaften arbeitet der Global Nature Fund eng mit seiner spanischen Partnerorganisation Fundación Global Nature Fund in Madrid und in Torrejon el Rubio zusammen. Schwerpunkte der Arbeit sind Umweltbildung und die Koordination des Projekts zum Schutz des Pardelluchses. Auf der Finca El Baldio de Talaván wird die Zucht von Blanca Carce-
DUH welt 2/2005
25
LEBENDIGE SEEN
Als der Wasserspiegel im kalifornischen Mono See sank, tauchten diese bizarren Tufa-Felsen auf.
Mono See: Eine Erfolgsgeschichte des Mono Lake Committee Der Mono See in Kalifornien wird vom Mono Lake Commitee betreut. Dieser Verband gehört zu den Gründungsmitgliedern des Seen-Netzwerks Living Lakes – Lebendige Seen des GNF. Das größte Problem für den Mono See, der etwa ein Drittel der Größe des Bodensees hat, war der Wasserdurst der Riesenstadt Los Angeles. Über ein 560 Kilometer langes System von Röhren und Kanälen fließt Wasser von vier der fünf Zuflüsse des Sees allein mit der Schwerkraft nach Los Angeles. Aufgrund dieser Wasserentnahme sank der Wasserspiegel des Sees von 1941 bis 1982 um 14 Meter. Gleichzeitig nahm der Salzgehalt immer mehr zu. Der Tod allen Lebens im See war vorprogrammiert, wenn die Entnahme von Wasser so weiter gegangen wäre.
Bizarre Folgen
einandersetzungen zwischen dem Commitee und der Stadt Los Angeles. Seit 1994 müssen die Zuflüsse wieder das ganze Jahr über Wasser führen. Seitdem sinkt der Wasserspiegel nicht mehr, er ist sogar wieder gestiegen. Das ist ein großer Erfolg des Committees. Der GNF und sein Seen-Netzwerk Lebendige Seen trägt dazu bei, die Position des Committees gegenüber Behörden und Politik zu stärken.
Salzig und seifig Das Wasser des Mono Sees ist dreimal salziger als Meerwasser und so alkalihaltig, dass man seine schmutzige Wäsche nur ins Wasser zu hängen und auszuwringen braucht. Dann ist sie blitzblank. Mit dieser Brühe werden nur zwei Tierarten fertig: Der einen Zentimeter lange Salinenkrebs und die Alkalifliege. Beide Tierarten treten in riesigen Massen auf. Sie sind die Nahrungsgrundla-
ge für rund 250 durchziehende Vogelarten. Einige rasten hier, in kaum vorstellbarer Zahl, zum Beispiel zwei Millionen Schwarzhalstaucher und 80.000 Wilson-Wassertreter. Mit dem Anstieg des Seespiegels ist die größte Insel im Mono See nicht mehr für Koyoten erreichbar. Sie hatten früher alle Jungen der 5000 Paare der Kalifornischen Möwe aufgefressen.
Living Lakes-Förderer:
Für jeden Besucher des Mono Sees ist diese Entwicklung gut sichtbar, denn die Tufa-Felsen, die heute aus dem Wasser ragen, sind einst im Wasser entstanden. Vor der auf- oder untergehenden Sonne gehören die Tufa-Felsen zu den beliebtesten Fotomotiven Kaliforniens. 1978 gründeten Studenten das Mono Lake Committee mit dem Ziel, die Ableitung von Wasser nach Los Angeles zu beschränken. 16 Jahre dauerten die Aus-
26
DUH welt 2/2005
Anzeige Lufthansa
DUH welt 2/2005
27
DUH KOMMUNAL
DUH aktiv für Städte und Gemeinden
Motivation mit Wettbewerben und Kooperationen „Städte und Gemeinden streiten sich darum, wer die größten und schönsten Festhallen und SportArenen hat. Wir müssen sie dazu bringen, um den besten Natur- und Umweltschutz zu konkurrieren.“ Konkurrenz als Strategie. Das war das Programm, mit dem der frühere DUH-Vorsitzende Professor Dr. Gerhard Thielcke in den 1980er Jahren unsere Projekte für und mit Kommunen startete. Lesen Sie auf den folgenden Seiten von den vielen guten Taten, die wir seither in Städten und Gemeinden bewirken konnten.
Bundeshauptstädte für Natur- und Umweltschutz Von 1990 bis 1998 konnten alljährlich alle deutschen Städte und Gemeinden an Wettbewerben der Deutschen Umwelthilfe teilnehmen. Als Preis winkte für jeweils ein Jahr der Titel Bundeshauptstadt für Natur- und Umweltschutz, 1995 der Titel Bundeshauptstadt für Naturschutz und 1997 der Titel Bundeshauptstadt für Klimaschutz. In dem zu den Wettbewerben versandten Fragebögen wurden Leistungen abgefragt. Die Punktezahl für jede Leistung stand vorher fest. Die Kommunen waren also ihres eigenen Glückes Schmied. In den neun Jahren von 1990 bis 1998 nahmen 1.356 Städte und Gemeinden mit über 33 Millionen Einwohnern an den Wettbewerben teil. Das waren 40 Prozent der gesamten Bevölkerung Deutschlands.
Sieger im Kommunalwettbewerb der Deutschen Umwelthilfe
1990
Erlangen
1991
Erlangen und Nettersheim
1992
Freiburg
1993
Nettersheim
1994
Eckernförde
1995
Bad Oeynhausen
1996
Heidelberg
1997
Münster
1998
Hamm
28
Die Stadt Hamm in Westfalen gewann 1998 bei der letzten Runde unseres Kommunalwettbewerbs „Bundeshauptstadt für Natur- und Umweltschutz“.
Weg, führen Projekte durch und verabschieden Leitziele im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung. Neben der Umwelt geht es dabei auch um soziale und wirtschaftliche Themen – kurz, um alles, was die Entwicklung einer Stadt bzw. Gemeinde ausmacht.
DUH-Wettbewerb „Zukunftsfähige Kommune“
Wettbewerb und Messinstrument
Seit 1996 werden immer mehr Städte und Gemeinden im Sinne der Lokalen Agenda 21 aktiv. Die Deutsche Umwelthilfe griff diesen Trend in ihrem mehrjährigen Wettbewerb „Zukunftsfähige Kommune“ auf.
Seit 1999 organisiert dir Deutsche Umwelthilfe ein Projekt, das den Städten und Gemeinden ein Messinstrument an die Hand gibt, um ihre Fortschritte in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung zu messen.
Wie kann man Zukunftsfähigkeit messen?
Zunächst entwickelten wir in einer zweijährigen Pilotphase gemeinsam mit unseren Projektpartnern Agenda-Tranfer, ECOLOG-Institut und der GP-Forschungsgruppe sowie zwanzig Pilotkommunen die Wettbewerbskriterien.
Viele deutsche Städte und Gemeinden bringen gemeinsam mit ihren Bürgern lokale Agenda 21-Prozesse auf den
DUH welt 2/2005
DUH KOMMUNAL lichen Einwohnerklassen als Sieger des Wettbewerbs aus. Ein weiteres wichtiges Projektergebnis war die Handlungsanleitung zum Indikatoren-Set „Zukunftsfähige Kommune“. Sie enthält ausführliche Beschreibungen von 40 praxistauglichen Nachhaltigkeitsindikatoren für große und kleine Kommunen. Mit dieser anwenderfreundlichen Broschüre wird es möglich, dass auch künftig viele Kommunen die Nachhaltigkeitsindikatoren verwenden und so ihre Zukunftsfähigkeit messen können.
Nachhaltige Entwicklung anschaulich machen Ein Baustein für die gute Punktzahl der Stadt Freiburg – die Photovoltaikanlage auf dem badenova-Stadion. Sie liefert so viel Strom, wie der Freiburger Sportclub verbraucht (oben).
In Eichstetten, Sieger des Wettbewerbsjahres 2002/2003, werden 16 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen ökologisch bewirtschaftet – der bundesweite Durchschnitt liegt bei 3,2 Prozent (links). Mönkebude am Stettiner Haff, Mecklenburg-Vorpommern, war Siegergemeinde im Wettbewerbsjahr 2003/ 2004. Wenn es um ihre Zukunft geht, beteiligen sich die Bürgerinnen und Bürger dort mit großem Engagement. (unten).
Im September 2001 startete die Deutsche Umwelthilfe den Wettbewerb „Zukunftsfähige Kommune“. Er verknüpfte zwei wichtige Aspekte – die Ermittlung des Ist-Zustands einer Kommune basierend auf Indikatoren für nachhaltige Entwicklung und die Qualitätseinschätzung des jeweiligen lokalen Agenda 21Prozesses. Die Kommunen ermittelten die Daten zu 37 Indikatoren, darunter Aspekte wie „Anteil der Sozialhilfeempfänger“, „Öko-zertifizierte Unternehmen“ und „Größe der Erholungsflächen“. Zudem schätzten sie die Qualität ihres lokalen Agenda 21-Prozesses zusammen mit Bürgern und Interessensgruppen vor Ort ein.
Reicher Ertrag 175 Städte und Gemeinden nahmen im Laufe der drei Jahre am Wettbewerb teil. Insgesamt zeichneten wir zwölf zukunftsfähige Kommunen in unterschied-
DUH welt 2/2005
Die zwölf Sieger-Kommunen haben unter Beweis gestellt, dass es möglich ist, auch bei sehr unterschiedlichen Ausgangslagen ihre jeweilige Entwicklung nachhaltig zu gestalten. Dabei handelt es sich nicht nur um reiche Großstädte wie Augsburg und Freiburg, sondern auch um Städte, die vom Strukturwandel geprägt sind, wie zum Beispiel Rostock und Saarbrücken. Dörfer wie Eichstetten in Baden-Württemberg und Mönkebude in der Uckermark in Mecklenburg-Vorpommern stellten anschaulich unter Beweis, dass die Weichen in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung auch in kleinen Ortschaften gestellt werden können, vor allem dann, wenn alle an einem Strang ziehen. Die Beispiele, die unsere Fachleute Carla Vollmer und Robert Spreter mit unserem Wettbewerb „Zukunftsfähige Kommune“ gesammelt haben, machen Mut: Sie zeigen das Potenzial der Städte und Gemeinden, die Situation vor Ort in Richtung einer zukunftsfähigen Kommune umzugestalten.
„Zukunftsfähige Kommune“ ist ein Projekt der Deutschen Umwelthilfe in Zusammenarbeit mit:
GP
Medienpartner:
FORSCHUNGSGRUPPE
Kooperationspartner:
Das Projekt wird gefördert von:
Deutscher Städtetag Deutscher Städteund Gemeindebund
29
DUH KOMMUNAL Die Sieger-Kommunen des Wettbewerbs „Zukunftsfähige Kommune“ werden in sechsseitigen Infoblättern vorgestellt. Sie können diese Info-Blätter bei uns bestellen. Der Stückpreis beträgt 0,50 Euro alle zwölf Info-Blätter zusammen erhalten Sie zu einem Sonderpreis von nur 4,50 Euro (ohne Versandkosten).
Breites Spektrum der Teilnehmer 77 Städte und Gemeinden sind diesem Aufruf gefolgt. Das Spektrum der Teilnehmer reicht dabei von der gut 1.000 Einwohner zählenden Gemeinde Görsbach bis zu Metropolen wie Hamburg, Frankfurt und München. Relativ ausgewogen gestaltet sich die Aufteilung auf die drei Teilnehmerklassen. Am Wettbewerb beteiligten sich
Die Handlungsanleitung des Indikatoren-Sets „Zukunftsfähige Kommune“ können Sie für 10 Euro (inklusive Versandkosten) bei uns beziehen. Bestellungen an: DUH UmweltschutzService GmbH, Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell, Telefon (0 77 32) 99 95-0, Telefax (0 77 32) 99 95-77, loeffel@duh.de
■ 23 Großstädte
über 100.000 Einwohner, Ein gutes Vorbild in Sachen Klimaschutz: Das neue Rathaus in Riedstadt ist sehr energieeffizient.
■ 34 Städte und Gemeinden
zwischen 20.000 und 100.000 Einwohner und ■ 20 Gemeinden bis einschließlich
dient. Vom effizienten Einsatz der Energie profitiert neben der Umwelt und dem Klima auch die Kasse der Stadtkämmerer und Rechnungsamtsleiter. Der neue Wettbewerb der Deutschen Umwelthilfe umfasst alle Bereiche des Einsparens von Strom und Wärme. Im Mittelpunkt stehen Energiesparmaßnahmen in den kommunalen Gebäuden, Schwimmbädern und ähnlichen Einrichtungen, aber auch die Beratung der Bürger durch die Kommune. Zudem werden Kriterien des Energiesparens bei der Kommunalentwicklung und kommunale Förderprogramme zum Energiesparen für Bürger und Unternehmen berücksichtigt.
Starke Partner
Gesucht wird die Bundeshauptstadt im Energiesparen
Das Umweltbundesamt und das Bundesumweltministerium fördern dieses Projekt. Schirmherr ist Bundesumweltminister Jürgen Trittin. Zehn Organisationen - Agenda-Transfer, Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND), Deutscher Städtetag, Deutscher Städte- und Gemeindebund, Deutsche Energie Agentur (dena), ECOLOG-Institut, GRÜNE LIGA, ICLEI, Klima-Bündnis und die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt unterstützen uns bei diesem Wettbewerb fachlich und organisatorisch.
Bei diesem DUH-Wettbewerb haben wir uns auf einen Ausschnitt eines kommunalen Aufgabenfeldes konzentriert: auf das Einsparen von Energie. Ein Thema, das gerade auch in Zeiten knapper Kassen besondere Aufmerksamkeit ver-
In den letzten Jahren haben immer mehr Städte und Gemeinden dieses Themenfeld angepackt. An diese Zielgruppe wandten wir uns zu Beginn des Jahres mit dem Aufruf, sich am Wettbewerb zu beteiligen.
Der Wettbewerb „Energiesparkommune“
30
20.000 Einwohner. Die Auswertung verlief ausgesprochen spannend und ist nun fast abgeschlossen. Am 29. Juni 2005 ist es dann soweit – dann lüften wir das Geheimnis um die Sieger.
Siegesfeier mit Signalwirkung Mit Spannung wird nun die Auszeichnungsfeier in Berlin erwartet, bei der neben der Bundeshauptstadt im Energiesparen die jeweils drei besten Städte und Gemeinden in ihren Teilnehmerklassen ausgezeichnet werden. Und wer weiß – vielleicht ist ja auch Ihre Kommune dabei! Ab Anfang Juli 2005 finden Sie die Ergebnisliste im Internet unter www.energiesparkommune.de. In der nächsten DUHwelt berichten wir ausführlich über die Sieger und ihre vorbildlichen Aktionen.
DUH welt 2/2005
DUH KOMMUNAL
Wer wird Deutscher Meister 2005? Es bleibt spannend auf den deutschen Solardächern Zurzeit werden in Deutschland so viele Solaranlagen gebaut wie noch nie. Manche Regionen und Gemeinden sind geradezu vom Solar-Fieber infiziert. Ihr gemeinsames Forum ist die Solarbundesliga. Die Zeitschrift Solarthemen und die Deutsche Umwelthilfe veranstalten sie gemeinsam seit Mai 2001. Die Solarbundesliga dreht sich um die Frage: Wie lässt sich solares Engagement mit Zahlen belegen? Wichtig ist dabei, dass das Regelwerk nicht kompliziert, sondern wie beim Sport einfach ist. Solarthermie, also Warmwasser von der Sonne und Photovoltaik, Strom von der Sonne, werden dabei in ein aus „sportlicher Sicht“ gutes Verhältnis gesetzt. Die Messlatte für die Wertung sieht folgendermaßen aus: Für je drei Watt installierter Photovoltaikleistung pro Kopf gibt es einen Punkt. Für einen Quadratdezimeter (Bierdeckelgröße) installierter Kollektorfläche (Solarthermie) pro Einwohner gibt es ebenfalls einen Punkt. Die Gesamtpunktzahl bestimmt die Platzierung in der Solarbundesliga.
Reges Interesse Zu Beginn des Projekts im April 2001 beteiligten sich nur 27 Städte und Gemeinden an der Solarbundesliga. Anfang Juni 2005 wetteifern nun 722 Städte und Gemeinden und 380 Ortsteile darum, welche von ihnen die meisten Solaranlagen vor Ort installiert hat. Ähnlich wie bei jeder Sportart lebt die Solarbundesliga vom ständigen Wetteifer. In der Gesamtliga und den Wettbewerbsklassen, die nach Einwohnerzahlen eingeteilt sind, finden jedes Mal kurz vor der Herbstmeisterschaft und der Deutschen Meisterschaft im Sommer spannende Wettrennen statt.
DUH welt 2/2005
Andreas Witt (Solarthemen, 4. von links) und Carla Vollmer (Deutsche Umwelthilfe, 3. von links) freuen sich mit den Siegern der Deutschen Meisterschaft 2004 über deren Erfolg.
Die Gemeinde Rettenbach am Auerberg wirbt schon am Ortseingang für ihr solares Engagement.
Wer ist vorne? In der Liga der Großstädte liefern sich seit Jahren die Städte Freiburg und Ulm ein schwäbisch-badisches Derby. Im letzten Jahr konnten es die Freiburger zu ihren Gunsten entscheiden. Freiburg liegt derzeit drei Punkte vor Ulm. Können die Ulmer aufholen und den Titel in der Klasse der Großstädte gewinnen? Noch besteht für die Ulmer eine Chance. Noch unerreichbar an der Spitze ist die bayerische Gemeinde Rettenbach am Auerberg, die ihren Vorsprung sogar etwas ausbauen konnte. Sie wird ihren deutschen Meistertitel voraussichtlich verteidigen. Da derzeit aber viele Solaranlagen gebaut werden, ist es durchaus möglich, dass den Rettenbachern in der kommenden Saison eine andere Gemeinde den Sieg streitig macht.
Förderer und Wirtschaftspartner der Solarbundesliga: Förderer:
Wirtschaftspartner:
Fans:
Realisiert werden die Solaranlagen von Bürgern, Unternehmen, lokalen Initiativen und Kommunen. Insbesondere viele Landwirte wurden im letzten Jahr Solarenergiewirte.
31
DUH KOMMUNAL Informationsmaterialien wie Informationsblätter und Plakate, die Städte und Gemeinden reichen die Materialien an ihre Bürger weiter.
Bürgermeister werben für Solarenergie
Imagekampagne SolarLokal „Bundesweit aktiv – individuell vor Ort“ Seit Beginn der Kampagne SolarLokal im Jahr 2003 sind die Rahmenbedingungen für Investitionen in Photovoltaikanlagen sehr günstig. Es sind nicht mehr nur umweltbewegte Idealisten, die trotz hoher Kosten in Solaranlagen investieren, sondern die Photovoltaik ist für breite Kreise der Bevölkerung attraktiv geworden. Dieser Schritt ist notwendig gewesen, denn trotz hoher Zuwachsraten in den letzten Jahren, liegt der Anteil der Photovoltaik an der Stromproduktion bis heute bei unter einem Prozent.
Um die Akzeptanz der Materialien zu erhöhen, werden die Informationsblätter auf einer Seite „kommunal“ gestaltet – mit einem Bild und einem Grußwort des Bürgermeisters sowie Informationen zur Kommune. Gleichzeitig wird bei den Handwerkern Werbung für die Solarenergie gemacht. Handwerker können sich als SolarLokal-Installationsbetriebe eintragen lassen. Interessierte Bürger werden an die lokalen Handwerksbetriebe weitervermittelt.
Inzwischen beteiligen sich rund 90 Kreise, Städte und Gemeinden aus neun Bundesländern an der Kampagne.
Bundesweites Angebot Die Kampagne hat sich 2005 bundesweit geöffnet. Statt nur in einigen Landkreisen kann nun jede Stadt oder Gemeinde SolarLokal-Kommune werden. Die große Resonanz zeigt, dass die Solarenergie auch über die Parteigrenzen hinweg in breiten Kreisen Anhänger gewinnt, so dass wir auch zukünftig mit hohen Steigerungsraten beim Ausbau der Solarenergie rechnen können und die Sonnenenergie einen großen Beitrag beim Schutz des Klimas und der Umwelt leisten wird.
Am 23. Juli 2003 startete die Kampagne in Hirschberg im Rhein-Neckar-Kreis und noch im selben Jahr in fünf weiteren Kreisen. Im Frühjahr 2004 starteten im Landkreis Nienburg in Niedersachsen alle 12 Städte und Gemeinden.
Sympathie für die Sonne DUH-Mitarbeiter Robert Spreter erläutert Ziel und Philosophie von SolarLokal: „Die Photovoltaik ist laut Umfragen die Lieblingsenergie der Deutschen. Weiten Teilen der Bevölkerung ist die Solarenergie aber noch fremd. Grundsätzliche technische Zusammenhänge sind häufig unbekannt. Dies hindert oft an einer lohnenden Investition in die Photovoltaik im Sinne des eigenen Geldbeutels und im Sinne der Umwelt.“ Um dies breiten Bevölkerungskreisen bekannt zu machen, haben sich die Deutsche Umwelthilfe und die SolarWorld AG zusammengetan. Dabei kamen die Initiatoren auf eine geniale Idee: Um die Bürger zu erreichen wurden die Städte und Gemeinden als Vermittler in die Kampagne mit eingebunden. Die SolarWorld AG und die DUH stellen die
Für jede beteiligte Kommune wird ein solcher Flyer erstellt, wie hier für Bad-Dürrheim im Schwarzwald-Baar-Kreis.
32
DUH welt 2/2005
UMWELT UND WIRTSCHAFT
Ein Markenzeichen der Deutschen Umwelthilfe:
Kooperationen mit der Wirtschaft Die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft ist seit Jahren eine wichtige Strategie der Deutschen Umwelthilfe. Ausgehend von den Zielen, die sich Vorstand und Geschäftsführung für den Natur- und Umweltschutz setzen, entwickeln sich sehr unterschiedliche Formen der Kooperation. Wir üben an Unternehmen auch Kritik, wenn wir dies im Sinne des Umweltschutzes für geboten halten.
Ende der 1980er Jahre bahnte Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch die erste große Kooperation der Deutschen Umwelthilfe mit der Wirtschaft an. Der Waschmittel-Hersteller Lever suchte ein sympathisches Projekt im „Wasserbereich“. Wir entwickelten das Bodensee-Umweltschutz-Projekt, aus dem später die seeumspannende internationale „Bodensee-Stiftung für Natur und Kultur“ entstand. Die Kooperation besteht noch immer, auch wenn das Unternehmen heute Lever Fabergé heißt und heute auch unsere Aktionen an der Elbe unterstützt. Ein weiteres Ergebnis dieses ersten erfolgreichen Versuchs ist die Kooperation der DUH-Tochter Global Nature Fund mit Unilever international (siehe Seite 24).
Nachdem die Automobilindustrie behauptete, für Diesel-Kleinwagen sei der Rußpartikelfilter nicht machbar, entwickelte die DUH mit einem Filterhersteller einen serientauglichen Filter für den Smart und zwang DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp durch eine Medienkampagne, alle Diesel-Smarts zukünftig nur noch mit Filter zu verkaufen.
und mit unseren Argumenten zur beschleunigten Einführung umweltfreundlicher Produkte beigetragen. Das 3-Liter-Auto ist dafür ein gutes Beispiel, aber auch die Einführung von Lebensmitteln aus biologischem Anbau im CateringService der Lufthansa.
In den 1990er Jahren hatten wir eine Beratungsidee, die auf fruchtbaren Boden stieß und viele gute Ergebnisse erzielte, vor allem in den Unternehmen selbst: Die Deutsche Umwelthilfe stellte einen Arbeitskreis für Umweltbeauftragte von Unternehmen auf die Beine. Wir boten diesen Fachleuten regelmäßige Fortbildung und Austausch an. Kyocera, Lufthansa, das Verlagshaus Gruner + Jahr, DaimlerChrysler und viele andere Firmen waren in diesem Arbeitskreis vertreten. Neben dem Wissenstransfer war die gegenseitige Motivation eine vielgeschätzte Funktion dieser Treffen.
Beratung erwünscht Schon bei dieser ersten, großen Wirtschaftskooperation zeichnete sich ab, dass Unternehmen auch unseren Rat schätzen: Lever hatte das umweltfreundliche Baukastenwaschmittel Skip entwickelt und bat uns um Vorschläge für die wirkungsvolle Platzierung des neuen Produkts am Markt. In vielen anderen Fällen haben wir Unternehmen beraten
34
Das BodenseeUmweltschutzprojekt mit dem Unternehmen Lever war unsere erste große Wirtschaftskooperation. Im Bild: Die damalige Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel (links) bei einem Besuch des Projekts im Jahr 1995.
DUH welt 2/2005
UMWELT UND WIRTSCHAFT
DANKE fördert „Lebendige Wälder“ Im Favoritepark Ludwigsburg fiel im Mai 2005 der Startschuss der Kooperation zwischen der Hygienepapiermarke DANKE und der Deutschen Umwelthilfe. DANKE und Deutsche Umwelthilfe kooperieren schon seit einigen Jahren. Für 2005 haben sich die Partner bei ihrer Zusammenarbeit Angelika Jahr-Stielcken (Verlagshaus Gruner + Jahr) und DUHBundesvorsitzender Harald Kächele bei der Präsentaion der „Elbe-Charta für die nachhaltige Entwicklung der Elbregion“ im Jahr 2003.
Lebendige Elbe 1997 begann unser gemeinsames Projekt „Lebendige Elbe“ mit dem Verlagshaus Gruner + Jahr. Das Unternehmen, bei dem unter anderem die Zeitschriften GEO und Stern erscheinen, hat Firmensitze in den Elbestädten Hamburg und Dresden. Das trug entscheidend dazu bei, dass sich Gruner + Jahr für das Fluss-Projekt entschied. Seither haben wir mit guter Öffentlichkeitsarbeit – unter anderem sechs Journalistenreisen sowie zwei großen Elbebadetagen – den Naturschutz und die Identifikation der Menschen mit „ihrer“ Elbe vorangebracht (siehe auch Seite 9).
20 Projekte vorgenommen, die den Schutz lebendiger Wälder in Deutschland und einigen exotischen Ländern zum Ziel haben. „Innovative Projekte zum Schutz von Wäldern wollen wir von DANKE unterstützen und bekannt machen“. So begründet Maria Peschek, Projektmanagerin bei DANKE, das Engagement ihres Unternehmens. „Neben der Eifel, dem Hainich, dem Schwarzwald und den Vorpommerschen Feuchtwäldern war uns dabei die Förderung von Projekten in Ballungsräumen besonders wichtig.“ Die aktuelle Diskussion um die Qualität der Luft in deutschen Städten zeigt die Bedeutung von Wäldern für Mensch und Natur. In Ludwigsburg startete man die Aktion aus zwei Gründen – erstens weil der Landkreis Ludwigsburg der waldärmste Kreis Baden-Württembergs ist, zweitens weil DANKE und die DUH auch dort aktiv sind. Ihr Partner, die Waldinitiative Ludwigsburg, sorgt für neue ökologisch hochwertige Waldgebiete, der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) erhält in enger Kooperation mit Kommunen und Baumschulen wertvolle Streuobstwiesen. Internationaler Kooperationspartner von DANKE und Deutscher Umwelthilfe ist der Global Nature Fund (GNF). Gemeinsam mit diesem Partner werden Wald-Projekte in Sri Lanka, am afrikanischen Vicktoriasee, am Baikalsee in Sibirien und vier weiteren Gebieten durchgeführt.
Neue Partner T-Mobile, Krombacher und die Hygiene-Marke DANKE gehören zu den neuen Partnern der Deutschen Umwelthilfe. Sie unterstützen unsere Projekte direkt, wirken bei Fachveranstaltungen mit oder fragen uns um Rat bei Weiterentwicklung und Präsentation von Produkten. Auch die an anderer Stelle beschriebenen Projekte Solarbundesliga, Solar lokal und der Hand in Hand Fonds sind Kooperationsprojekte mit der Wirtschaft. Wichtig dabei ist, dass der Lernprozess in beide Richtungen wirkt: Die Deutsche Umwelthilfe profitierte sowohl was den Natur- und Umweltschutz angeht, als auch bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit, erheblich vom Know-how und vom Austausch mit den Unternehmen.
DUH welt 2/2005
35
NEUES AUS DER FORSCHUNG Bakterien leuchten bei Metallkontakt
Schmerlen sind sehr heimattreu
„Wer bisher den Schwermetallgehalt in Böden messen wollte, brauchte teure Laborgeräte und viel Zeit.“ Schweizer Wissenschaftler entwickelten eine billigere Methode, mit der man schneller zum Ziel kommt: Sie versahen Bakterien mit einem fremden Gen. Das veranlasst die Bakterien zu leuchten, wenn sie mit Metallen in Kontakt kommen. „Die Stärke des Lichts erlaubt eine sehr präzise Bestimmung des Schwermetallgehalts im Boden ..... Mit den Biosensoren lassen sich bis zu einem Millionstel Gramm Quecksilber nachweisen.“
Die Schmerle ist ein Fisch, der bis zu 15 Zentimeter groß wird. Wissenschaftler an der Universität Konstanz fanden an Schmerlen im Bodensee heraus: Diese Fische sind außerordentlich ortstreu. Das hat zur Folge: Schmerlen, die vor
E-mail: beat.frey@wsl.ch
Saure Böden: Mehr umgestürzte Bäume bei Sturm Der Sturm Lothar blies 1999 in Mitteleuropa viele Bäume um. Schweizer Wissenschaftler untersuchten 970 Standorte in Frankreich, Süddeutschland und der Schweiz. Sie kamen zu dem Ergebnis: Je saurer der Boden, umso häufiger wurden Bäume Opfer des Sturms. Warum das so ist, weiß niemand. E-mail: peter.brang@wsl.ch
Schwarzpappeln auf der Spur Schwarzpappeln können 300 Jahre alt und zwei Meter dick werden. Sie wuchsen in Auwäldern auf periodisch überschwemmten Böden. Da die meisten Flüsse in Europa begradigt und reguliert sind, gibt es nur noch wenige Schwarzpappeln. Schweizer Wissenschaftler sind jetzt mit Hilfe von DNA-Tests dabei, „echte“ Schwarzpappeln zu finden, das heißt Bäume, die nicht Kreuzungen der Schwarzpappel mit amerikanischen Pappeln sind. Die zweifelsfrei als Schwarzpappel herausgefundenen Bäume werden im Kanton Aargau nachgezüchtet. Sie sollen an renaturierten Flüssen angepflanzt werden, wo Hybridpappeln nicht wachsen. E-mail: rolf.holderegger@wsl.ch
36
Birnau leben, unterscheiden sich genetisch von denen vor Ludwigshafen oder Bodman. Die Wissenschaftler vermuten, dass Schmerlen die letzte Eiszeit in Spalten und Wasserresten nahe dem heutigen Bodensee überlebt haben.
Wissenschaftspreis für DUH-Trainee Miklas Hahn Dass es der Deutschen Umwelthilfe immer wieder gelingt, hervorragende Leute für ihre Arbeit zu gewinnen, zeigt folgendes aktuelle Beispiel. Miklas Hahn kam zunächst als Trainee für den Global Nature Fund in die Radolfzeller Geschäftsstelle. Derzeit arbeitet er für die DUH-Abteilung „Kommunale Umweltpolitik“. Ein Trainee ist ein Langzeitpraktikant, der während seines Arbeitsaufenthalts eigenverantwortliche Projektarbeit übertragen bekommt und eine über ein übliches Praktikum hinausgehende Qualifikation erhält. Die Gregor Louisoder-Umweltstiftung verlieh Miklas Anfang Juni ihren „Förderpreis Wissenschaft“. Die Stiftung will mit diesem Preis Nachwuchswissenschaftler ermutigen, sich mit Umweltthemen auseinanderzusetzen. Claus Obermaier, Vorstandsvorsitzender der Münchner Stiftung, schreibt dazu: „Gerade der Natur- und Umweltschutz braucht in Zukunft mehr denn je qualifizierte und engagierte Wissenschaftler, die nicht auf eine möglichst schnelle Karriere in der Industrie starren, sondern sich für eine nachhaltige und ökologische Entwicklung engagieren.“ Miklas, der in Lüneburg angewandte Kulturwissenschaft/Kulturgeographie studierte, erhielt den Preis für seine herausragende Diplomarbeit. Sie trägt den Titel: „Kulturlandschaft und Bildung. Ein konzeptioneller Ansatz zur Kommunikation über Kulturlandschaft unter Berücksichtigung von Ausbildungsangeboten für Kulturlandschaftsführer“. Deutsche Umwelthilfe und Global Nature Fund gratulieren herzlich.
Bernd Louisoder, Vorsitzender des Stiftungsrates, übergibt Miklas Hahn die Auszeichnung.
DUH welt 2/2005
DUH welt 2/2005
37
MENSCHEN FÜR NATUR
Ein Leben hinterlässt Spuren Annemarie Schramm unterstützte als Spenderin rund 20 Jahre die Deutsche Umwelthilfe. Wir kannten Sie als überaus lebendige und geistig bewegliche Persönlichkeit, die von der Bedeutung unserer Arbeit für künftige Generationen überzeugt war. Erlebnisse in der Kindheit weckten Annemarie Schramms Liebe zur Natur. Die Erfahrung, dass Leben und Wirtschaften mit der Natur die Existenzgrundlage ist, machte sie schon als Kind auf dem elterlichen Bauernhof in Polen. Das war die Basis für ihre späteren Naturbeobachtungen, wobei ihr besonderes Interesse der Ornithologie galt. Sie kannte alle wichtigen Vogelschutzgebiete in Deutschland und erfasste ihre
Beobachtungen wissenschaftlich. Sie liebte das Reisen und fremde Kulturen. Der Vogelzug übte auf sie eine Faszination aus; vielleicht weil ihr eigenes Leben sie woanders hinführte, als sie es sich wünschte. Als junge Frau studierte sie Pädagogik, heiratete 1943 den Landgerichtsrat und Oberleutnant Joachim Schramm, der jedoch im Krieg starb. Sie meisterte ihr Leben von da an allein und war bis zu ihrer Pensionierung als Lehrerin tätig. Sie hatte klare Vorstellungen vom Leben, ein waches soziales Empfinden gegenüber Gesellschaft und Politik und ein mitfühlendes Herz für Mensch und Tier. Geistig rege und unabhängig gestaltete sie ihr Leben bis ins hohe Alter. Sie starb im Alter von 89 Jahren. Die in ihrem Testament angeordneten Vermächtnisse sind Zeichen eines vielseitigen und erfüllten Lebens. Neben ihren Angehörigen, bedachte Frau Schramm die Deutsche Umwelthilfe und etliche andere karitative und politische Organisationen, mit denen sie sich verbunden fühlte. Wir denken voller Dankbarkeit
an sie, weil sie uns in großzügiger Weise an ihrem Leben teilhaben ließ. Wir verstehen unsere Arbeit als eine Fortführung dessen, was ihr zu Lebzeiten wichtig war.
Ziehende Vögel faszinierten Annemarie Schramm besonders. Mit den Spenden und ihrem Vermächtnis führen wir fort, was Annemarie Schramm zu Lebzeiten wichtig war.
Mäzen Klaus Oberwelland: sein Nachlass für die Natur Klaus Oberwelland ist im April 2005 im Alter von 68 Jahren gestorben. 1991 hat er die Stiftung „Stork Foundation – Störche für unsere Kinder“ gegründet. Mit dem Geld dieser Stiftung wurden im Drömling 415 Hektar und in den Sudewiesen 580 Hektar für den Naturschutz gekauft. In Kooperation mit Landwirten werden inzwischen große Flächen mit Heckrindern und Konik-Pferden beweidet. Dabei geht es nicht nur um den Schutz von Weiß- und Schwarzstorch, sondern auch um die Renaturierung der Sude, einem Nebenfluss der Elbe, um die Erhaltung und Vergrößerung von extensiv genutztem Grünland (Seite 15) und um die Bewahrung eines Parks mit herrlichen alten Bäumen.
38
In Preten – am Rande der Sudeniederung – ließ Klaus Oberwelland die Storchenkate errichten. Von hier aus werden die Sudeniederung und angrenzende Flächen unter der ehrenamtlichen Leitung von Hartmut Heckenroth betreut. Er wird dabei von Diplomanden und Praktikanten unterstützt, die in der Storchenkate wohnen. Rund um die Sudeniederung wurde ein Wanderweg angelegt mit Beobachtungsplattformen. Der Rundweg lockt viele Touristen an, vor allem aus Hamburg, die hier in allen Jahreszeiten seltene Vögel beobachten können. Klaus Oberwelland hat sich um den Naturschutz sehr verdient gemacht. Er gehörte zu den wenigen vermögenden Leuten, die einen Teil ihres Geldes für zukunftsweisende Projekte ausgegeben haben.
Hiltrud Oberwelland, Präsidentin der Stork Foundation, und Klaus Oberwelland bei der Einweihung einer Beobachtungsplattform am Rand der Sudewiesen.
DUH welt 2/2005
DUH INTERNATIONAL
Patuca: Zehn Jahre Partnerschaft für den Regenwald Was die 31-jährige Barbara Baumgartner 1994 im südlichen Honduras-Regenwald erlebte, sollte ihr weiteres Leben prägen. Als
PatucaNationalpark
Touristin hatte sie das Gebiet besucht, war fasziniert von seiner Schönheit und erschüttert über die zahllosen Wunden, die diesem einmaligen Naturrefugium durch Brandrodung zugefügt wurden. Sie beschloss, etwas zu unternehmen und gründete 1995 mit anderen Regenwaldfreunden den Patuca e.V.
Heute hat sie mit ihrem Verein im Nationalpark Patuca sechs Schulen sowie ein Informations- und Bildungssystem aufgebaut. Dies alles wäre ohne die Deutsche Umwelthilfe sowie den Partnern Hand in Hand Fonds und Oro Verde, nicht möglich gewesen.
Dramatische Waldrettung Barbara Baumgartner erfuhr, dass eine Waldfläche von 70 Hektar Größe innerhalb der Grenzen des geschützten Patuca-Nationalparks illegal verkauft und für die Rinderzucht gerodet werden sollte. Die Patuca-Gruppe schlug Alarm und sandte Bittbriefe an alle möglichen Menschen und Unternehmen. Die einzige Möglichkeit, den Wald zu retten, war, den Käufer zu überbieten. Das Ergebnis der Bettelaktion war frustrierend. Wer spendet schon einer kaum bekannten
Patuca und Deutsche Umwelthilfe bewahren den Lebensraum von Tukan und vielen anderen Tieren.
40
Initiative? Der Deutschen Umwelthilfe war Barbara Baumgartner zu diesem Zeitpunkt bekannt. Es gelang ihr, die DUH von der Wichtigkeit dieser Aktion zu überzeugen. Das war der Anfang einer langen und erfolgreichen Partnerschaft im Kampf um einen der schönsten Regenwälder dieser Erde.
Geburtshilfe für eine Regenwaldinitiative Mit einem Zuschuss von 5000 Mark ermöglichte die Deutsche Umwelthilfe den Kauf des bedrohten Waldstücks. Experten der DUH berieten die Regenwaldfreunde beim Aufbau ihres Vereins Patuca e.V. und bei der Anlage seiner ersten Projekte: Schulungen in Erosionsschutz und nachhaltiger Landwirtschaft für arme Kleinbauern am Cuyamel-Fluss und im Patuca-Gebiet.
Nach dem verheerenden Hurrikan Mitch im November 1998 startete Patuca e.V. umgehend Soforthilfe für die Siedler am Fluss. Viele hatten ihr gesamtes Hab und Gut und ihre ganze Ernte verloren. Die unbürokratische Hilfe aus Deutschland schuf viel Vertrauen bei den Kleinbauern. Aufgrund des Hurrikan Mitch stieß der amerikanische Arzt Dr. Perrinjaquet zur Patuca Gruppe und hat das gesamte Projektgebiet seitdem mehr als zwölf Mal medizinisch versorgt.
Modell Matamoros – Meilenstein für Patuca 1998 eröffnete der Pautca e.V. seine erste Schule. Im Jahr 2000 konnte der Verein sein erstes Bauprojekt, eine Modellfinca (Bauernhof) in Matamoros, realisieren. Das 8 x 15 Meter große Gebäude mitten in der schwer zugänglichen Rodungsfront dient als Schule für Kinder und Erwachsene, als Gemeindezentrum, Touristenunterkunft und Modellbauernhof für alternative Wirtschaftsformen im und mit dem Regenwald. Ein Medizinpflanzengarten schuf die Voraussetzung für Schulungen in alternativer Medizin als Selbsthilfemaßnahme für die Menschen in der abgelegenen Region, wo es keine Ärzte gibt. Modellprojekte in Schweine- und Hühnerzucht zeigen den Siedlerfamilien neue Möglichkeiten der Ernährungs- und Existenzsicherung. Alle Projekte wurden möglich durch die Unterstützung der Deutschen Umwelthilfe und dem Hand in Hand Fonds.
DUH welt 2/2005
DUH INTERNATIONAL
Die von Barbara Baumgartner (oben links) gegründete Patuca-Stiftung sorgt für den Erhalt der herrlichenUrwälder am PatucaFluss und für die Schulausbildung der Kinder im Regenwaldgebiet.
Schülerzahlen und Wald vervielfacht Im Jahr 2000 hatten nur zehn Prozent der Kinder am Patuca eine Chance auf Schulbildung. Mit effektivem Einsatz seiner bescheidenen Mittel und konsequentem Engagement gehen im Patuca Nationalpark heute dreimal so viel Schüler in die Grundschule als vor fünf Jahren. Innerhalb von neun Jahren kaufte Patuca Stück für Stück Regenwald von insgesamt mehr als 1000 Hektar und konnte diese Flächen so vor zerstörerischem Zugriff sichern. Zu den gekauften Gebieten gehören einige der letzten malerischen Flussabschnitte am Rio Patuca. Mit der Anerkennung der Asociación Patuca, einem örtlichen PatucaVerein, stehen nun neue Mittel und Wege offen. In diesem Jahr kann Patuca erstmals einen Fachmann für Landwirtschaft beschäftigen. Die damit verbundenen Bildungsmaßnahmen und die neuen Aufforstungen werden finanziert aus den 20.000 Euro Preisgeld der in-
DUH welt 2/2005
ternationalen Auszeichnung Throphée de Femmes der Yves Rocher Stiftung in Paris, die der Patuca e.V. im vergangenen Jahr erhalten hatte.
Aktueller Erfolg Zu Jahresbeginn gelang Patuca in Honduras ein enormer strategischer Erfolg. Alle für den Patuca Nationalpark zuständigen Interessengruppen wie Behörden, Rinderzüchter und Kleinbauern einigten sich auf die Unterzeichnung eines Umweltpaktes, der den Weg für eine zukünftige nachhaltige Entwicklung weiter ebnen soll. Der Pakt ist eine wichtige Grundlage für Verhandlungen mit der Regierung von Honduras. Patuca wird weiter am Aufbau von Grundschulen im Park und seiner Umgebung arbeiten. Nur über solide Bildung kann hier eine langfristige Änderung der Lebensbedingungen erzielt werden. In diesem Jahr soll jede der sechs Schulen einen kleinen Schulwald bekommen, in dem Kinder und Erwachsene mit pädagogischer Unterstützung
einen neuen Zugang zu diesem Ökosystem erhalten. Gleichzeitig geht der Aufbau von existenzsichernden Kleinprojekten und Kleinbauernkooperativen weiter. Die lokalen Partner des Patuca e.V. in Honduras bewerben sich im Augenblick um den staatlichen Auftrag für das Parkmanagement im Nationalpark Patuca. Um seine Schulprojekte und Aufforstungen weiterführen zu können, wird Patuca auch in den nächsten Jahren auf Hilfe aus Deutschland angewiesen sein. Die Patuca-Allianz zählt daher weiter auf ihre bisherigen Förderer.
Einladung zur Projektreise 2006 Für alle Freunde des Regenwaldes hat der Verein anlässlich seines Jubiläums eine Spendengala für November 2005 und eine Projektreise für März 2006 in den Nationalpark Patuca geplant. Interessenten wenden sich bitte direkt an die Deutsche Umwelthilfe, Stichwort: „10 Jahre Patuca“.
41
DUH INTERNATIONAL
Bessere Bedingungen für Menschen und Natur
Der HAND IN HAND Fonds von Rapunzel und DUH Von den über 400 Produkten der Marke Rapunzel tragen 56 das Hand in Hand-Siegel. Diese Produkte sind aus biologischer Produktion und werden „fair“ gehandelt. Ein Teil des Einkaufswerts der Hand in Hand-Produkte geht als Spende in einen Fonds, den die Deutsche Umwelthilfe verwaltet. Hinzu kommen weitere Spenden. Seit 1998 konnten wir damit mehr als 35 Projekte weltweit mit über 200.000 Euro fördern.
Mit Verwendung des Zeichens „Hand in Hand“ für ihre Produkte garantiert die Rapunzel Naturkost AG in Legau im Allgäu langfristige Handelsbeziehungen mit den Erzeugern, sichere Abnahme, faire Produktpreise über dem Niveau des Weltmarktes, Unterstützung und Beratung sowie die Förderung des gemeinnützigen HAND IN HAND Fonds. Die Hand in Hand-Partner ihrerseits garantieren eine soziale Absicherung ihrer Mitarbeiter, menschenwürdige Bedingungen für die Arbeit, keine Kinderarbeit einzusetzen, Transparenz zu gewähren und Produkte in Bio-Qualität. Bei fair gehandelten Produkten mit dem HAND IN HAND-Zeichen handelt es sich in jedem Fall um Produkte aus biologischem Anbau.
Breite Projektpalette
zel, in Tansania wurde ein Klassenzimmer für die Mädchen der Kaffeebauern gebaut, in Bolivien erhielten Häuser Wassertanks und Solarmodule. Mit diesem Engagement zeigt Rapunzel auch, dass die Verbraucher mit der Wahl ihrer Lebensmittel Verantwortung für die Situation der Erzeuger übernehmen können, die sie meist nicht kennen.
Kontrolle und Weiterentwicklung Alle HAND IN HAND-Lieferanten werden regelmäßig auf die Einhaltung der HAND IN HAND-Kriterien, mindestens einmal in zwei Jahren, kontrolliert. Auch Rapunzel erfährt eine neutrale Überprü-
fung der HAND IN HAND-Aktivitäten durch die Bio-Kontrollstelle IMO (Institut für Marktökologie, Schweiz). Im Verlauf des Jahres 2005 plant Rapunzel weitere Erzeuger und Kooperativen in den Kreis der HAND IN HAND-Partner aufzunehmen. So könnten Produkte wie getrocknete Mangos aus Burkina Faso (Afrika) in Zukunft als biologisch angebaut und gleichzeitig fair gehandelt vermarktet werden. Das Rapunzel Team gratuliert der Deutschen Umwelthilfe herzlich zum 30. Geburtstag und freut sich auf die weitere Zusammenarbeit im Zuge der HAND IN HAND-Aktivitäten! Alles Gute!
Die Umweltorganisation COSALUP in der Dominikanischen Republik bietet für die Kleinbauern Umwelt- und Gesundheitsberatung an.
Rapunzel hat derzeit elf HAND IN HAND-Partner in Ländern wie Sri Lanka, Bolivien, Tansania, der Dominikanischen Republik, Bolivien und Ägypten, deren Erzeugnisse ohne Zwischenhandel bezogen werden. Über den HAND IN HAND-Fonds verbessert Rapunzel zusätzlich die Lebens- und Arbeitsbedingungen in den Ländern der Erzeuger. Die Projekte, die aus dem Fonds gefördert werden, können in Verbindung mit den Hand in Hand-Partnern stehen. In Honduras wurden Grundschulen im Regenwaldgebiet aufgebaut, in Sri Lanka entstand ein Jugendbildungscenter im Dorf der Kokosbauern von Rapun-
42
DUH welt 2/2005
DUH INTERNATIONAL
Kurzprofil Rapunzel Naturkost AG Die Rapunzel Naturkost AG, Legau/ Allgäu, ist ein führender Erzeuger, Hersteller und Vertreiber von biologischen Lebensmitteln. In 30 Jahren hat sich aus einem Naturkostladen ein Unternehmen mit 250 Mitarbeitern und einem Umsatz von 70 Millionen Euro entwickelt. RapunzelProdukte findet man bundesweit in über 2.000 Naturkostläden und BioSupermärkten. Für das reichhaltige Angebot mit über 400 Produkten bezieht Rapunzel Bio-Rohstoffe aus über 30 Ländern weltweit. In fast genauso vielen Ländern werden Rapunzel-Produkte verkauft.
Seit vielen Jahren bezieht Rapunzel fair gehandelten Kakao von EL CEIBO, einem Kooperativenverband in Bolivien. Auf dem Bild sieht man die Trocknung von Kakao-Bohnen.
Anzeige
FESTIVAL 30 JAHRE RAPUNZEL
Wir machen Bio aus Liebe. Bio-Messe, Kultur, Spaß und viele Überraschungen Ein internationales Fest mit Gästen aus aller Welt.
RAPUNZEL AG, Haldergasse 9, D-87764 Legau, Tel.: 08330- 910-0
DUH welt 2/2005
ei. 4 Ja hr e
Samstag und Sonntag: 10-18 Uhr Messe und Kulturprogramm Samstag ab 18.00 Uhr Abendprogramm Mehr Information unter www.rapunzel.de
Ei nt r Ki pr it t nd er o T 1, bis a g -¤ fr 1
17.-18. September 2005 in Legau/Allgäu
43
Ihr Legat schafft
Leben...
Mit einem Vermächtnis zugunsten der Deutschen Umwelthilfe in Ihrem Testament unterstützen Sie den Naturschutz über Ihr Leben hinaus. Wir setzen uns dafür ein, dass bedrohte Tierarten überleben und künftige Generationen eine natürliche Umwelt vorfinden. Weitere Denkanstöße und konkrete Anregungen finden Sie in unserem Informationsmaterial. Bitte schicken Sie mir ein Exemplar Ihres Naturschutzalbums „Ein Leben für die Natur“. Name
Straße
PLZ, Ort
44
Geb. Datum
2/2005
Telefon
Ihre Ansprechpartnerin: Frau Annette Bernauer Tel. 07732-9995-60 E-Mail: bernauer@duh.de
Deutsche Umwelthilfe Fritz-Reichle-Ring 4 welt 2/2005 DUH 78315 Radolfzell Fax: 07732-9995-77