DGNB Zertifizierungen
2020
Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, trotz all der Einschränkungen, die die Corona-Pandemie mit sich gebracht hat, haben wir im Jahr 2020 die erfreuliche Entwicklung rund um die DGNB Zertifizierung fortführen können. Warum das Jahr für uns ein Erfolg war, möchten wir Ihnen mit dieser Ausgabe unseres jährlich erscheinenden Zertifizierungsreports zeigen. Uns ist es wichtig zu betonen, dass es uns nicht um ein Aufaddieren und Gegenrechnen von Kennzahlen geht. Was uns als Non-Profit-Organisation antreibt, ist die Transformation des Bau- und Immobiliensektors hin zu einem neuen Qualitätsbewusstsein auf Basis eines ganzheitlichen Nachhaltigkeitsverständnisses. 2020 konnten wir erkennen, dass immer mehr Bauschaffende verstehen, dass sie eine besondere Verantwortung haben – mit Blick auf Klima und Umwelt, aber auch gegenüber den Menschen, die unmittelbar von ihrer Arbeit betroffen sind. Stärker in den Fokus rückte der nachhaltige Umgang mit unserem Gebäudebestand. Mit dem DGNB System für den Rückbau von Gebäuden gibt es ein neues Angebot, das genau hier ansetzt und den Erhalt von wertvollen Ressourcen fördert. Viele Themen, die das Potenzial haben, den Markt umfassend zu verändern, haben 2020 ihren Ursprung genommen. Hierzu zählt allen voran der Green Deal der EU-Kommission und die Einführung der Kriterien der EU-Taxonomie. Diejenigen, die sich für mehr Nachhaltigkeit einsetzen, werden zunehmend für ihr Engagement belohnt. Nachhaltigkeitsverweigerung und das Prinzip "immer weiter so" sind Sackgassen. EU-weit bilden sich immer stärkere Allianzen, die auf Basis der Inhalte und Werte der DGNB zusammenarbeiten. Davon profitieren letztlich alle, da ein gemeinsames Verständnis über die Anforderungen des nachhaltigen Planens, Bauens und Betreibens von Gebäuden und Quartieren für mehr Klarheit und Transparenz sorgt. Ein Pfad, den wir auch über 2020 hinaus weiter beschreiten werden.
Geschäftsführender Vorstand DGNB e.V. / Geschäftsführer DGNB GmbH
DGNB Zertifizierungen 2020 | 3
Im Gespräch Das Jahr 2020 aus Sicht des nachhaltigen Bauens
Vier Fragen an … Amandus Samsøe Sattler, Gründungspartner des Büros Allmann Sattler Wappner Architekten und Präsident der DGNB
Wie würden Sie das Jahr 2020 aus Sicht des Architekten beschreiben? Das Jahr 2020 könnte man als einen Wendepunkt für Architektinnen und Architekten und deren Einstellung zu nachhaltigen Bauweisen bezeichnen. Nach den massiven Demonstrationen von Fridays for Future in 2019 ist ein Bewusstsein in der Bevölkerung für den Klimawandel entstanden, das auch die Immobilienwirtschaft erreicht hat. Jedoch haben das neue Bewusstsein und das Interesse an diesem Thema noch nicht dazu geführt, dass die Bauherren andere Gebäude bauen ließen und Architektinnen und Architekten anders geplant haben. Wir haben auf unseren Veranstaltungen zur Phase Nachhaltigkeit gehört, dass es noch viele Hemmnisse und Fragen zu anderen Bauweisen gibt. Hier kann die DGNB weiterhelfen mit Wissen, was zur Verfügung gestellt wird. Das kommt gut an, wie wir an den steigenden Mitgliederzahlen sehen können. An welchem Punkt der nachhaltigen Bauwende stehen wir gerade? Wir stehen kommunikativ, auch in Verbindung zu anderen Verbänden und der Politik, in regem Austausch zur Bauwende. Das ist sehr gut so. Das Thema hat ja selbst, auch wegen der bevorstehenden Wahl, mehr Interesse in der Politik gezeigt. Jedoch stehen vielen Forderungen des nachhaltigen Bauens wirtschaftliche Interessen und ein ganzes Wirtschaftssystem entgegen. Das verbreitete Denken über das Wirtschaften ist weiterhin vor allem profitorientiert und weder zirkulär noch nachhaltig.
4 | DGNB Zertifizierungen 2020
Der im System angelegte Fehler, dass Bauen zur Zerstörung der Umwelt führt, wird gerade langsam erkannt, aber noch nicht behoben. Auch der Glaube, diesen Fehler mit neuen technischen Erfindungen heilen zu können, ist naiv. Wir benötigen eine andere Logik für einen zirkulären Diskurs und Regularien, um weniger zu verbrauchen und regenerativ, mit positivem Umwelteinfluss zu handeln. Daran arbeiten wir mit Volldampf. Was halten Sie von der Idee des New European Bauhaus? Das neue europäische Bauhaus ist eine grundsätzlich gute und wichtige Initiative. Der Gedanke, dem Systemwandel ein Gesicht zu geben, ist für mich essentiell. Die nachhaltige Bewegung wird nur erfolgreich, wenn sie auch mit Schönheit und Ästhetik wahrnehmbar wird. Dass dieser Impuls aus dem europäischen Parlament kam, ist gleichermaßen überraschend wie Mut machend. Natürlich gibt es nun sehr viel Kritik und Bedenken. Bauhaus wäre eine ungeeignete Referenz, da viele Laien es eher mit einem Fachmarkt oder kubischer Architektur verbinden. Jedoch sollten wir die interdisziplinäre Bewegung der Erneuerung dahinter sehen und sie gemeinsam unterstützen. Welcher Aspekt nachhaltigen Bauens ist Ihnen als Planer besonders wichtig? Nachhaltigkeit erfordert eine ganzheitliche Betrachtung beim Planen. Daher ist es immer ungünstig, einen Aspekt hervorzuheben. Das führt oft sogar zu Verwerfungen, die eher ungünstig für die Entwicklung des nachhal-
tigen Planens und Bauens sind. Wir erleben zum ersten Mal, dass Baumaterialien knapp werden. Ein gutes Beispiel für die Konzentration auf einen Aspekt ist der momentane Diskurs um das Bauen mit Holz. Wir alle haben uns gewünscht, dass wir mit diesem Material eine große Reduktion von CO2 in der Konstruktion erreichen. Wir konnten sogar bereits Bauherren aus der Immobilienwirtschaft davon überzeugen, Holz auch im gewerblichen Bereich einzusetzen. Nun sehen wir, dass aus verschiedenen Gründen, die gar nichts mit dem zunehmenden Interesse zu tun haben, sondern aus globalen Bedarfen stammen, Holz Mangelware wird und die Preise durch die Decke gehen. So zeigt sich, dass es immer gefährlich ist eine Bauart heilig zu sprechen, um mit ihr die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Ein Aspekt sollte uns beim Planen immer wichtiger werden: Ressourcen einsparen, weniger neu bauen, vorhandene Gebäude nutzen, Materialien intelligenter einsetzen, zirkuläre Denkweisen realisieren, Rückbaubarkeit planen und weniger Abfall produzieren. Hilfreich hierbei sind auch die verschiedenen Zertifizierungssysteme der DGNB, die uns sowohl durch den Dschungel der komplexen Planung führen und leiten, aber auch nachweisbare Qualität hervorbringen und den Planerinnen und Planern sowie Bauherren die Sicherheit geben, das Richtige zu tun auf dem Weg zur Nachhaltigkeit. Vom Rückbau über den Neubau und den Betrieb bis zur Quartiersentwicklung bietet sich mit den Zertifikaten ein breites Spektrum an Werkzeugen für das nachhaltige Planen.
Deutscher Nachhaltigkeitspreis Architektur 2021
„Das SKAIO in Heilbronn ist mit zehn Geschossen und einer Höhe von 34 Metern das erste und bis heute das höchste Holzhochhaus in Deutschland. Es entstand im Rahmen der Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn, die eine ambitionierte Brachflächen-Revitalisierung mit einem Stadtentwicklungsprojekt und unterschiedlich innovativen Bauvorhaben verband. Das SKAIO steht also nicht für sich allein, sondern ist Teil eines umfassenden Konzeptes zukunftsfähiger Stadtentwicklung: sinnvoll im Quartier, kompakt, flächensparend
und deshalb bezahlbar, mit einer gut durchdachten Nutzungsund Nutzermischung, intelligenten Wohnungsgrundrissen und dem Ziel, die Grenzen des Machbaren im Holzbau auszuloten. 60 Mietwohnungen, davon 25 öffentlich gefördert, werden um vier Wohngemeinschaften für bedürftige Menschen und integrierte Gewerbeeinheiten ergänzt. Durch die „Vergemeinschaftung“ von Nebenfunktionen gewinnen die zum Teil sehr kleinen Wohnungen ein Maximum an Wohnqualität und haben sozialverträgliche Mieten. Ein gutes Vorbild im Hinblick auf Flächensuffizienz. Ein herausstechendes Merkmal dieses Projektes ist es, dass man sich hier nicht mit dem Bewährten zufriedengibt, sondern ausprobiert, was als sinnvoll erkannt wurde. So steht das SKAIO als Modellprojekt beispielhaft für die Leistungsfähigkeit urbanen Holzbaus. In die Weiterentwicklung des Landesrechts in Baden-Württemberg zur Verwendung des Baustoffes Holz im Hochhaus sind die Erkenntnisse aus dem Projekt unmittelbar eingeflossen. Das Experiment SKAIO hat den Blick für das Machbare geschärft. Welches Objekt kann das von sich behaupten?“ (Auszug aus der Begründung der Jury)
DGNB Zertifizierungen 2020 | 5
Zertifizierung in Zahlen Grundlegendes zur DGNB Zertifizierung 2020 Verliehene Auszeichnungen
7.245
+1.307
verliehene Auszeichnungen alleine im Jahr 2020
Auszeichnungen gesamt
DGNB Zertifizierungen seit der Gründung Das Schaubild zeigt die Entwicklung der Anzahl an DGNB Auszeichnungen insgesamt.
8000 7000 6000 5000 4000 3000 2000 1000 0
2009
2010
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2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020 Jahr
105 m Zertifizierte Fläche im Jahr 2020: 8,7 Mio. m2 von insgesamt 54,3 Mio. m2
68 m
+1.200
Fußballfelder
Summe der Flächen, die im Jahr nach DGNB zertifiziert wurden. Gezählt wurden ausgezeichnete Gebäude, Innenräume und Quartiersflächen. Das Ergebnis: eine Fläche, die der Größe von ca. 7.600 Fußballfeldern entspricht. Im Jahr 2019 waren es 6.400 Fußballfelder.
(zertifizierte Fläche)
Deutlich mehr Anmeldungen für Nachhaltigkeitsauszeichnungen
+85,6 %
Bis Ende 2020 wurden insgesamt 1.871 Gebäude, Innenräume und Quartiere für eine DGNB Auszeichnung angemeldet. Das sind 85,6 % mehr als zum Ende des Vorjahres.
mehr Anmeldungen für DGNB Auszeichnungen im Jahr 2020
2019
12 % Vorzertifikate
88 % Zertifikate
Vorzertifikate und Zertifikate Die Grafik zeigt den Anteil der Vorzertifikate und Zertifikate aller DGNB Auszeichnungen. Fast alle vorzertifizierten Gebäude werden im weiteren Prozess auch zertifiziert.
DGNB Zertifizierungen 2020 | 7
Zertifizierung in Zahlen Wie viel wovon? Was wird am häufigsten zertifiziert?
+ 3,5 Mio. m2
Quartiere 17,6 Mio. m2
(im Jahr 2020)
+ 2 Mio. m2
Logistik und Industrie 12,5 Mio. m2
Büro und Verwaltung 8,9 Mio. m2
Gebäude im Betrieb 6,7 Mio. m2
Platin 35,6 %
Gold 61,6 % Silber 2,6 % Bronze 0,2 %
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+ 1 Mio. m2 (im Jahr 2020)
+ 1,1 Mio. m2 (im Jahr 2020)
Mit welchen Ergebnissen wird zertifiziert? Häufigkeit der Auszeichnungsstufen aller DGNB Zertifizierungen
(im Jahr 2020)
Unterschiedliche Nutzungen stellen unterschiedliche Anforderungen an Gebäude. Daher gibt es die DGNB Nutzungsprofile. Das Schaubild zeigt die vier Nutzungsprofile mit den größten Anteilen nach Flächen sowie den Flächenzuwachs im Jahr 2020.
Wo wird am meisten zertifiziert? Bundesländer mit den meisten DGNB Auszeichnungen Nordrhein-Westfalen (1.287) Baden-Württemberg (1.184) Bayern (1.137) Hessen (653)
Deutsche Städte mit den meisten DGNB Auszeichnungen + Auszeichnungen im Jahr 2020 Berlin 198 (+ 38 im Jahr 2020) Hamburg 151 (+ 18) München 124 (+ 18) Düsseldorf 112 (+ 18) Frankfurt am Main 102 (+ 13) Stuttgart 89 (+ 11) Köln 81 (+ 10)
© Karte: freepik.com
Einsparung von Treibhausgasemissionen durch DGNB zertifizierte Bauprojekte
Die jährliche Einsparung von Treibhausgasemissionen durch DGNB zertifizierte Bauprojekte in Deutschland entspricht ca. 73 % der jährlichen verkehrsbedingten Emissionen der Stadt Stuttgart. Das entspricht 900 CO2 Äquivalenten in Kilotonnen. Die durchschnittliche CO2-Einsparung wurde anhand 50 repräsentativer Gebäude (46 Büro- und 4 Wohngebäude) berechnet und auf alle Projekte (ohne kleine Wohngebäude) hochgerechnet. Stand: 31.03.2021
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Im Gespräch Blick in die Immobilienwirtschaft
Vier Fragen an … Hermann Horster, Regional Director und Head of Sustainability bei BNP Paribas Real Estate Consult sowie DGNB Vizepräsident
Wie würden Sie das Jahr 2020 aus Sicht der Immobilienwirtschaft beschreiben? Das Jahr war aus Sicht der Immobilienwirtschaft in Hinblick auf die Nachhaltigkeit herausfordernd und sehr gut. Das liegt maßgeblich an den Aktivitäten der EU mit Green Deal und den Sustainable Finance Aktionsplänen. Die EU-Taxonomie und Offenlegungs-Verordnung haben dazu geführt, dass das gesamte Thema ESG* / Nachhaltigkeit 2020 in der Immobilienbranche einen starken Drive bekommen hat, den ich so nicht erwartet habe. Jetzt ist ESG / Nachhaltigkeit nicht mehr eine freiwillige Selbstverpflichtung einzelner Unternehmen, sondern eine Regelung des EU-Gesetzgebers, sich heute und vor allem in den kommenden Jahren Immobilien und Fonds genauer anzuschauen, mit den vorgegebenen ESG-Kriterien abzugleichen und Nachhaltigkeitsaspekte transparent zu machen. Was genau bedeutet die Taxonomie-Verordnung der EU für die Bau- und Immobilienbranche? Sie stellt zugleich eine große Herausforderung und Chance dar. Eine große Herausforderung, weil noch kaum ein Gebäude – egal ob Neubau, Sanierung oder Bestand – den Anforderungen der EU-Taxonomie entspricht bzw. Mängel in der Erfassung und Dokumentation der ESG-KPIs, also den Schlüsselkriterien für Nachhaltigkeit, hat. Das hat die DGNB ja auch mit ihrer europaweiten Studie herausgefunden. Auf der anderen Seite liegt die riesige Chance darin, dass zum ersten Mal überhaupt in Europa ein Gesetzgeber konkrete Kriterien für ein nachhaltiges, ESG-konformes Gebäude vorgibt. Erstmals beziehen sich alle auf denselben Standard und können abbilden,
in welchem Maße sie ESG-konform sind. Unternehmen, die bereits in der Vergangenheit eine nachhaltige Bestandsoptimierung mit ernsthaftem Klimaschutz betrieben haben, haben jetzt einen riesigen Vorteil. Und Green Painting ist durch die klaren Kriterien und die Einordnung sowie Definition, was einen nachhaltigen Fonds ausmacht, nicht mehr so leicht möglich. Wie verändert der europäische Klimaschutzfahrplan 2050 aktuell die Immobilienbranche? Mit dem Klimaschutzfahrplan, der Europa in die Klimaneutralität führen soll, spricht die EU explizit auch die Immobilienbranche an. Sie macht auf zwei Ebenen Druck. Mit der bereits genannten Taxonomie-Verordnung schiebt sie die Transformation von Immobilien als Investmentprodukt an und mit der Renovierungswelle tritt sie an das physische Gebäude heran. Welches Anliegen der Immobilienbranche sollte im nachhaltigen Bauen mehr Beachtung finden, um die nachhaltige Wende zu beschleunigen? Die Immobilienbranche ist zurzeit schon sehr beschäftigt, die Anforderungen aus dem Thema ESG von der EU umzusetzen. Ein Thema, das gerade auch in der Immobilienbranche ganz starken Aufwind erfährt, ist das Thema Circular Economy. Noch steckt es in den Kinderschuhen, aber es gibt bereits erste Projekte, wird vielfach diskutiert und die Arbeit, die die DGNB bereits vor Jahren zum Thema geleistet und veröffentlicht hat, kann nun gewürdigt werden.
*ESG = Environmental Social Governance 10 | DGNB Zertifizierungen 2020
Wie häufig werden Gewerbeimmobilien auf dem deutschen Immobilienmarkt nach DGNB zertifiziert? Jedes Jahr vergleicht die BNP Paribas die Entwicklung der Green Building Zertifikate auf dem deutschen Investmentmarkt. Die Marktanteile der DGNB befinden sich dabei stabil auf einem hohen Niveau. Quelle: Investmentmarkt Green Buildings, Market Focus 2021, BNP Paribas Real Estate.
Anteil DGNB Zertifikate an allen Green Building Zertifikaten
Anteil DGNB Zertifikate im Bereich Neubau
LEED, BREEAM
80%
LEED, BREEAM
64 % DGNB
83 % DGNB DGNB
DGNB
Bedeutung Thema ESG und Green Building Zertifikate für Immobilieninvestoren Im Rahmen einer JLL-Studie im März 2021 wurden 23 ausgewählte Immobilieninvestoren befragt. Quelle: Research Deutschland: Nachhaltigkeitszertifikat als Werttreiber, JLL.
Welche Bedeutung hat bei Ihnen das Thema ESG beim Kauf einer Immobilie?
Welche Bedeutung hat bei Ihnen ein Green Building Zertifikat beim Kauf einer Immobilie?
53 %
70 %
Sehr hohe oder hohe Bedeutung
Sehr hohe oder hohe Bedeutung
Sehr geringe Bedeutung 13%
Geringe Bedeutung 13% weder noch 4%
Sehr geringe Bedeutung 14%
Geringe Bedeutung 9% weder noch 24%
DGNB Zertifizierungen 2020 | 11
DGNB weltweit Nachhaltiges Bauen international Die DGNB setzt sich für nachweislich gute Gebäude und lebenswerte Quartiere für eine zukunftsfähige gebaute Umwelt ein. Und will dabei nicht weniger als die Bau- und Immobilienwirtschaft transformieren – hin zu einem angemessenen Qualitätsverständnis als Grundlage für ein verantwortungsvolles, nachhaltiges Handeln. Mit diesem Ziel adressiert die DGNB nicht allein den deutschen Markt. Immer schon waren die Aktivitäten international ausgelegt. Dies betrifft gerade auch den Bereich der Fort- und Weiterbildung. Der Zugang zum Wissen aus dem DGNB Netzwerk und dem zugrundeliegenden Verständnis des nachhaltigen Bauens ist für zahlreiche Experten weltweit der Einstieg in das Thema. Hierfür bietet die DGNB Akademie eine eigene Fortbildung zum International DGNB Consultant an. Außerdem gibt es eine Reihe von Partnerorganisationen, die lokal vor Ort die DGNB Trainings übernehmen. Diese kommen aus China, Iran, Italien, Griechenland, Kroatien, Slowenien und Thailand. Hinzu kommen mit dem Green Building Council Denmark, der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft und dem Green Building Council España drei Systempartner der DGNB, die lokal auch als Zertifizierungsstelle fungieren.
5.500
DGNB Auditoren, Consultants und Registered Professionals gibt es insgesamt
43%
davon sind DGNB Experten im Ausland in
45
Ländern weltweit
Insgesamt haben sich Personen aus 45 Ländern über diese Angebote zu den Inhalten der DGNB Zertifizierung qualifiziert. Diese Menschen sind es, die die Idee des nachhaltigen Bauens global in die praktische Anwendung bringen.
DGNB System in weiteren Sprachen verfügbar
Für die lokale Anwendung der DGNB Zertifizierung in Ländern weltweit, steht das DGNB System für Neubauten ab sofort in zwei neuen Sprachen zu Verfügung. Die Adaption der DGNB Zertifizierung in Spanien durch das Green Building Council España wurde gleich von einer Pilotphase begleitet, womit die Anwendbarkeit der Kriterien vor Ort sichergestellt werden sollte. Auch für die Anwendung der DGNB Zertifizierung im chinesischen Markt fällt die Sprachbarriere weg. Mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und im Rahmen der Deutsch-Chinesischen Urbanisierungspartnerschaft konnte die Übersetzung des DGNB Systems realisiert werden.
12 | DGNB Zertifizierungen 2020
759 internationale Projekte in 26 Ländern mit Standort außerhalb Deutschlands
Hinzugekommen im Jahr 2020 ist Griechenland.
■ Bulgarien ■ China ■ Dänemark ■ Griechenland ■ Großbritannien ■ Italien ■ Kanada ■ Kroatien ■ Luxemburg ■ Mongolei ■ Niederlande ■ Österreich ■ Polen
■ Rumänien ■ Russland ■ Schweiz ■ Singapur ■ Slowakei ■ Slowenien ■ Spanien ■ Thailand ■ Tschechien ■ Türkei ■ Ukraine ■ Ungarn ■ Vietnam
DGNB Zertifizierungen 2020 | 13
Blick in die DGNB Märkte Die Einführung des DGNB Systems in Spanien
Bruno Sauer, CEO des Green Building Council España,
spricht über die Einführung des DGNB Systems in Spanien, Besonderheiten des spanischen Immobilienmarkts, die Herausforderungen des Jahres 2020 und erklärt, warum Lösungen im Bausektor gesamteuropäisch sein müssen.
Was war Ihre Motivation, mit der DGNB zusammenzuarbeiten? Neben meiner persönlichen Motivation, waren es auch eine ganze Reihe von Umständen, die uns dazu gebracht haben, die Anfrage von Dr. Christine Lemaitre, ob das GBCe die DGNB Zertifizierung auf dem spanischen Markt durchführen möchte, mit „ja“ zu beantworten. Das GBCe zertifiziert mit seinem eigenen Tool VERDE seit 2009 auf dem spanischen Markt. Es ist ein nationales Tool, das auf der Lebenszyklusanalyse basiert, aber keine internationale Anwendung findet. Einer der positiven Aspekte, die wir in der Zusammenarbeit mit der DGNB sahen, war die Möglichkeit, das Wissen und die Markterfahrung von zwei Instrumenten mit ähnlicher Methodik, aber unterschiedlicher Marktwirkung, zusammenzubringen. Sie haben gerade eine Pilotphase mit einer Reihe von spanischen Projekten abgeschlossen, die erstmals das DGNB System in Ihrem Land angewendet haben. Wie war das Feedback der teilnehmenden Bauherren und Planer? Die Pilotphase lief mit 6 Projekten – Wohn-, Hotel-, Bildungs- sowie Büro- und Verwaltungsgebäude. Wir haben uns nach Projekten umgesehen, die von GBCe Mitgliedern, Architekten und Auditoren mit VERDE Erfahrung sowie drei DGNB International Consultants, die eine
14 | DGNB Zertifizierungen 2020
Zulassung für den spanischen Markt haben, durchgeführt wurden. Alle sind vom Mehrwert durch die DGNB überzeugt. Nur dank diesem großen Expertenteam ist es uns gelungen, die Anpassung des DGNB Systems an die spanische Gegebenheiten zu bewältigen. Spanien wurde von COVID-19 hart getroffen. Wie hat die extreme Situation die Entwicklung der DGNB Zertifizierung in Spanien beeinflusst? Der gesamte Prozess lief schleppender als erwartet, aber das ist im Rahmen eines COVID-Jahres normal. Einige der Projekte sind noch nicht vorzertifiziert, doch wir sind auf dem Weg dorthin. Die Verzögerung wurde nicht durch die Abwesenheit von Personen oder die Dauer für die Anpassung der Kriterien verursacht. Einige Investoren beschlossen, den Prozess zu verlangsamen oder pandemie-bedingt Änderungen im Projekt vorzunehmen. Der Markt verlangsamte sich, also mussten wir uns anpassen. Ich gehe davon aus, dass das Vertrauen in den Markt in 2021 wiederhergestellt wird und wir den Prozess beschleunigen können. Was zeichnet den spanischen Bau- und Immobilienmarkt im Vergleich zu anderen aus? Ein großer Unterschied zum Rest von Europa ist der Rhythmus der Immobilieninvestitionen. Spanien hat sich
immer noch nicht von der Immobilienkrise 2008 bis 2016 erholt. Der Einbruch von Arbeitsplätzen und Investitionskapazitäten war gewaltig. Ich glaube, wir erreichen noch nicht einmal 20 bis 30 Prozent des Investitionsvolumens von vor 2008. Es gibt immer noch einen riesigen Gebäudebestand, der fertiggestellt werden muss oder saniert werden sollte, bevor eine starke Nachfrage nach Neubauten entsteht. Ein Markt für Sanierungen existiert. Millionen von Häusern müssen saniert werden, aber wir haben eine sehr zerstreute Eigentumsstruktur, die es sehr komplex macht, den Sanierungsprozess zu managen. Denken Sie, dass es wichtig ist, ein starkes europäisches Netzwerk zu haben, das ein gemeinsames Verständnis für die Anforderungen an eine nachhaltigere Planungs- und Baupraxis hat? Ja. Wir müssen ein Bewertungstool der dritten Generation anstreben, mit dem wir in der Lage sind, auf Grundlage künftiger Nachhaltigkeitsrichtlinien, Werte für Investoren zu schaffen. Und das im EU-Kontext. Europa ist der führende Kontinent bei den Klimabestrebungen, also müssen wir einen klaren EU-Ansatz für Nachhaltigkeit in unserem Gebäudesektor haben – mit lokalen oder nationalen Anpassungen, die aber eine Sprache sprechen. Wir sind noch nicht da, wo wir sein müssten.
DGNB Projekte in Spanien, die eine Zertifizierung anstreben: www.gbce.es/edificios
www.gbce.es
Welche Erwartungen haben Sie an die nächsten Monate und Jahre in Bezug auf die Relevanz von Nachhaltigkeit im spanischen Markt, aber auch für die dortige Akzeptanz der DGNB Zertifizierung? Es gibt kein Zurück. Wir sehen eine reale und klare Nachfrage nach Schulungen und Zertifizierungen im Bereich Nachhaltigkeit, aber wir haben noch mit den „Frühgeburten nach der Krise“ zu tun. Sehen wir es positiv: Die Entwicklung in den kommenden Jahren wird spektakulär werden, wir müssen nur geduldig sein und weiterarbeiten.
Zertifizierte Projekte des Jahres 2020 eine Auswahl aus dem Bereich Neubau © nps tchoban voss GmbH & Co. KG
Haus Postplatz, Dresden DGNB Vorzertifikat in Gold
69,0 % Gesamterfüllungsgrad
AUF EINEN BLICK IN PUNCTO NACHHALTIGKEIT ZEICHNET SICH DAS PROJEKT
Nutzungsprofil
Neubau Mischgenutzte Gebäude
Bauherr
PPE Postplatz Projektentwicklungsgesellschaft mbH
Architekturbüro
TCHOBAN VOSS Architekten GmbH
Auditorin
Michaela Lambertz für: "BAUES WUNDER" Lambertz & Friesdorf Beratende Ingenieure PartGmbB
Bruttogeschossfläche
29.958 m²
■ innerstädtische Lage mit optimaler Anbindung an Radwegenetz und ÖPNV und Nähe zu nutzungsrelevanten Einrichtungen ■ hohe Flexibilität mit vielfältigen Nutzungen und Nutzungsmöglichkeiten
OBJEKTBEWERTUNG
Ökologische Qualität
50,3 %
Ökonomische Qualität
87,0 %
Soziokulturelle und funktionale Qualität
80,3 %
Technische Qualität
55,3 %
Prozessqualität
75,7 %
Standortqualität
84,4 %
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U.A. AUS DURCH:
■ Gebäudehülle mit hoher thermischer Qualität ■ sehr gute lnnenraumluftqualität durch schadstoffarme Baustoffe und mechanische Lüftung ■ gutes Mikroklima und hohe Aufenthaltsqualität durch intensiv begrünten Innenhof
Lautenschlager Areal, Stuttgart DGNB Zertifikat in Gold AUF EINEN BLICK
77,0 % Gesamterfüllungsgrad
IN PUNCTO NACHHALTIGKEIT ZEICHNET SICH DAS PROJEKT
Nutzungsprofil
Neubau Mischgenutzte Gebäude
Bauherr
Fünfte Industriehof Objekt GmbH
Architekturbüro
Schaller Architekten BDA RIBA
Auditor
Joachim Hirschner für: IWTI GmbH
Bruttogeschossfläche
14.600 m²
U.A. AUS DURCH:
■ hochwertige und langlebige Materialien mit baubiologischen Eigenschaften ■ vorhandene Kunststofffenster wurden durch Holzfenster ersetzt und im Vorfeld mit dem Denkmalamt abgestimmt ■ begrünte Dachgärten über dem Erdgeschoss und dem 4. Obergeschoss kompensieren hohen Versiegelungsgrad
OBJEKTBEWERTUNG
Ökologische Qualität
87,3 %
Ökonomische Qualität
86,5 %
Soziokulturelle und funktionale Qualität
77,5 %
Technische Qualität
64,6 %
Prozessqualität
59,8 %
Standortqualität
81,4 %
■ Ausstattung der Wärmeversorgung sowie die grundsätzliche Konzeption wurden unter besonderer Berücksichtigung der Energieeffizienz und den Nachhaltigkeitsmerkmalen realisiert
© Lukas Frontzek
© Niels Schubert Fotograf I BFF
Neubau Eisbärhaus Bauteil C, Kirchheim u. Teck DGNB Zertifikat in Platin
94,2 % Gesamterfüllungsgrad
AUF EINEN BLICK IN PUNCTO NACHHALTIGKEIT ZEICHNET SICH DAS PROJEKT
Nutzungsprofil
Neubau Mischgenutzte Gebäude
Bauherr
Grundstücksgemeinschaft Hindenburgstraße 34 GbR
Architekturbüro
BANKWITZ beraten planen bauen GmbH
Auditor
Volker Auch-Schwelk für: sustainable strategies
U.A. AUS DURCH:
■ Be-/Entlüftung jeder Nutzungseinheit durch je ein dezentrales Komfort-Lüftungsgerät
Bruttogeschossfläche 1.576 m²
■ die warme Abluft der Server wird zur thermischen Konditionierung der Zuluft genutzt
OBJEKTBEWERTUNG
■ Bezug der für die Beheizung notwendigen Wärmemenge über den Bestand (Nahwärmenetz)
Ökologische Qualität
100,0 %
Ökonomische Qualität
100,0 %
Soziokulturelle und funktionale Qualität
88,1 %
Technische Qualität
95,2 %
Prozessqualität
89,1 %
Standortqualität
80,2 %
18 | DGNB Zertifizierungen 2020
■ Kälteversorgung über Geothermie (vier Bohrungen bis in 100 m Tiefe) ■ Sammlung und Nutzung von Regenwasser (Zisterne) ■ Nutzung einer Photovoltaikanlage (Nennleistung 25,92 kWp) und einer Batteriespeicheranlage (40,96 kW)
Neubau Bürohaus Lister Dreieck, Hannover DGNB Zertifikat in Platin
81,0 % Gesamterfüllungsgrad
AUF EINEN BLICK
Nutzungsprofil
Neubau Büro- und Verwaltungsgebäude
Bauherr
KK 7 GmbH & Co. KG
Architekturbüro
Hascher Jehle Assoziierte GmbH
Auditor
Christian Kemper für: HOCHTIEF Infrastructure GmbH, Building
Bruttogeschossfläche
31.264 m²
IN PUNCTO NACHHALTIGKEIT ZEICHNET SICH DAS PROJEKT U.A. AUS DURCH:
■ energetisch hochwertige Gebäudehülle mit außenliegendem Sonnenschutz ■ gesundes Raumklima aufgrund schadstoffarmer Materialauswahl ■ optimale Tageslichtausnutzung durch hohen Verglasungsanteil und geringe Gebäudetiefen
OBJEKTBEWERTUNG
Ökologische Qualität
80,8 %
■ Präsenz- und tageslichtgesteuerte Beleuchtung
Ökonomische Qualität
83,4 %
■ große Flexibilität für variable Grundrissgestaltung
Soziokulturelle und funktionale Qualität
80,5 %
Technische Qualität
77,2 %
■ niedrige Lebenszykluskosten bezogen auf einen Betrachtungszeitraum von 50 Jahren
Prozessqualität
85,4 %
Standortqualität
85,7 %
© Roland Halbe
© HUGO BOSS AG
BOSS Outlet Metzingen DGNB Zertifikat in Platin
90,0 % Gesamterfüllungsgrad
AUF EINEN BLICK IN PUNCTO NACHHALTIGKEIT ZEICHNET SICH DAS PROJEKT
Nutzungsprofil
Neubau Geschäftshäuser
Bauherr
Hugo Boss AG
Architekturbüro
blocher partners
Auditor
Jan Zak für: ikl Ingenieurbüro Prof. Dr.-Ing. Kunibert Lennerts GmbH
Bruttogeschossfläche
11.976 m2
U.A. AUS DURCH:
■ Einsatz von Ökostrom, sobald Strombedarf über die Leistung der Photovoltaikanlage hinausgeht
OBJEKTBEWERTUNG
Ökologische Qualität
98,5 %
Ökonomische Qualität
95,3 %
Soziokulturelle und funktionale Qualität
88,8 %
Technische Qualität
82,0 %
Prozessqualität
79,6 %
Standortqualität
70,3 %
20 | DGNB Zertifizierungen 2020
■ Nutzung von Erdwärmesonden und einer Photovoltaikanlage
■ Wärmeversorgung aus zwei reversibel betreibbaren Glykol-Wasser-Wärmepumpen ■ Nutzung von Erdwärme mittels U-Rohrbohrsonden zur Grundlastabdeckung sowie Nutzung eines Gas-Brennwertkessels zur Spitzenlastabdeckung
Factory Outlet Center - Innenräume, Metzingen DGNB Zertifikat in Platin AUF EINEN BLICK
87,7 % Gesamterfüllungsgrad
IN PUNCTO NACHHALTIGKEIT ZEICHNET SICH DAS PROJEKT
Nutzungsprofil
Innenräume, Shopping
Bauherr
HUGO BOSS AG
Architekturbüro
blocher partners
■ LED-Beleuchtung vollflächig im gesamten Verkaufsraum
Auditor
Jan Zak für: ikl Ingenieurbüro Prof. Dr.-Ing. Kunibert Lennerts GmbH
■ Steuerung der Beleuchtung in den Nebenräumen über Bewegungssensoren
Nettoraumfläche
6.300 m2
U.A. AUS DURCH:
■ Einsatz FSC zertifizierter Hölzer sowie recycelter und schadstoffarmer Materialien
OBJEKTBEWERTUNG
■ großes Angebot an Sitzflächen erhöht die Aufenthaltsqualität und ein Kundenleitsystem mit Touchscreens bietet einfache Orientierung
Ökologische Qualität
94,5 %
Ökonomische Qualität
85,5 %
Soziokulturelle und funktionale Qualität
92,0 %
■ Barrierefreiheit auf der gesamten Verkaufsfläche
Technische Qualität
46,5 %
Prozessqualität
95,0 %
■ Möbelkonzept bietet schnelle Umnutzungsmöglichkeiten, die nachhaltig ohne den Einsatz von neuen Elementen möglich sind
© HUGO BOSS AG
© Cobe
Deutzer Hafen, Köln DGNB Vorzertifikat in Platin
83,3 % Gesamterfüllungsgrad
AUF EINEN BLICK IN PUNCTO NACHHALTIGKEIT ZEICHNET SICH DAS PROJEKT
Nutzungsprofil
Stadtquartiere
Bauherr
moderne stadt Gesellschaft zur Förderung des Städtebaues und der Gemeindeentwicklung bH
Stadtplanung
Cobe
Landschaftsplanung RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten Auditor
Thomas Kraubitz für: Happold Ingenieurbüro GmbH
Bruttobauland
55 ha
OBJEKTBEWERTUNG
Ökologische Qualität
87,0 %
Ökonomische Qualität
77,6 %
Soziokulturelle und funktionale Qualität
88,1 %
Technische Qualität
78,3 %
Prozessqualität
85,3 %
22 | DGNB Zertifizierungen 2020
U.A. AUS DURCH:
■ herausragende Raumqualität durch überzeugende Infrastruktur-und Raumkonzepte ■ hohe Flächeneffizienz durch optimierte Dichte, lebendige Freiräume und Nutzungsvielfalt ■ Identität des Deutzer Hafens wird durch Bewahrung, Umnutzung als auch Neuinterpretation bestehender Elemente weiterentwickelt ■ integrierte Planung, in der Klimafolgen sowie Anpassung für Hitze und Starkregen mitgedacht werden ■ buntes Viertel mit vielfältigen Nutzungen, hochwertiger Architektur, anregenden Freiräumen sowie bestmöglicher Vernetzung aller Mobilitätsformen
Urbane Produktion im Neuen Huckepackbahnhof, Hamburg DGNB Vorzertifikat in Platin AUF EINEN BLICK
82,8 % Gesamterfüllungsgrad
IN PUNCTO NACHHALTIGKEIT ZEICHNET SICH DAS PROJEKT
Nutzungsprofil
Gewerbegebiete
Bauherr
Billebogen Entwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG
Stadtplanung
HENN GmbH
Auditor
Martin Hoffmann für: Arcadis Deutschland GmbH
Bruttobauland
20 ha
U.A. AUS DURCH:
OBJEKTBEWERTUNG
Ökologische Qualität
84,6 %
Ökonomische Qualität
86,2 %
Soziokulturelle und funktionale Qualität
80,5 %
Technische Qualität
86,2 %
Prozessqualität
76,6 %
■ geringe Flächeninanspruchnahme aufgrund der Konversion eines ehemaligen Bahnareals ■ Ausrichtung auf nachhaltige und urbane Mobilitätsformen und die Herstellung einer Verträglichkeit von Fuß- und Radverkehr ■ flexible, resiliente städtebauliche Struktur ■ Fokussierung auf vorbildliche Ökobilanz und menschenfreundliches Stadtklima
© Henn GmbH / HafenCity Hamburg GmbH
DGNB System für Gebäude im Betrieb
Zedler – Institut Fahrradwelt, Ludwigsburg DGNB Zertifikat in Platin und DGNB Auszeichnung Klimapositiv AUF EINEN BLICK
92,2 % Gesamterfüllungsgrad
IN PUNCTO NACHHALTIGKEIT ZEICHNET SICH DAS PROJEKT
Nutzungsprofil
Gebäude im Betrieb, Mischgenutzte Gebäude
Bauherr
Dirk Zedler
Architekturbüro
Kelzenberg + Jahnke - freie Architekten GbR
Auditorin
Lea Heinle für: Zedler – Institut für Fahrradtechnik und -Sicherheit GmbH
Bruttogeschossfläche
1846,3 m²
U.A. AUS DURCH:
■ vielfältige Nutzungsmöglichkeiten in einem reduzierten Betonskelett mit Massivholz-Innenausbau ■ Dämmung mit Holzfasern, Verschalung mit Lärchenholz ■ Verzicht auf Lacke, Farben oder Gips ■ Antrieb des Prüflabors durch Photovoltaik
OBJEKTBEWERTUNG
Ökologische Qualität
100,0 %
Ökonomische Qualität
75,6 %
Soziokulturelle und funktionale Qualität
98,3 %
■ Regenwassernutzung durch Zisterne ■ Umgehung der Flächenversiegelung durch Regenwasserversickerung ■ Einrahmung des Gebäudes durch Streuobstwiese
© Zedler-Institut
© Allianz Real Estate GmbH
MEDIENFABRIK, MÜNCHEN
72,7 %
DGNB Zertifikat in Gold
Gesamterfüllungsgrad
OBJEKTBEWERTUNG
AUF EINEN BLICK
Ökologische Qualität
66,3 %
Nutzungsprofil
Gebäude im Betrieb, Büro- und Verwaltungsgebäude
Ökonomische Qualität
88,8 %
Eigentümervertretung
Allianz Real Estate GmbH
Soziokulturelle und funktionale Qualität
65,0 %
Auditor
Christian Bösselmann für: agradblue GmbH
Architekturbüro
KSP Jürgen Engel Architekten
Bruttogeschossfläche
34.088 m²
IN PUNCTO NACHHALTIGKEIT ZEICHNET SICH DAS PROJEKT U.A. AUS DURCH:
■ hohes Maß an Flexibilität der Mietflächen sowie zahlreiche Begegnungsflächen (überwiegend außen) für die Mieter
■ Bereitstellung von PKW E-Ladestationen sowie Fahrradladestation für E-Bikes in der Tiefgarage
■ Förderung der Biodiversität auf dem Areal durch Streuobstwiesen, Bienenvölker, Hochbeete, Insektenhotels sowie Schmetterlingswiesen
■ Green Lease Verträge bei ca. 50 % der Mieter
■ Areal wurde nach Feng Shui Richtlinien entwickelt und verfügt über mehrere Wasserläufe (in sich geschlossener Kreislauf)
■ stufenweise Umrüstung auf LED Beleuchtung bei Mieterumbauten, Umrüstung der Leuchtmittel in der Tiefgarage bereits abgeschlossen ■ Energieversorgung durch CO2-schonende Fernwärme sowie Grünstrom in den Allgemeinflächen
DGNB Zertifizierungen 2020 | 25
DGNB System DGNB System für den Gebäuderückbau – Kreisläufe schließen Die Wertschätzung der in Gebäuden vorhandenen Ressourcen ist wesentlich, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Die Verknappung von Rohstoffen fordert ein Umdenken hin zum Gebäude als Rohstofflager der Zukunft. Vielversprechend ist das Konzept der Circular Economy, die die Wieder- und Weiterverwendung von Baustoffen und Materialien fordert und Deponiemüll vermeidet. Vor diesem Hintergrund ist der Erhalt von Bestandsbauten häufig die nachhaltigste Lösung.
tigkeit werden zudem technische und prozessbezogene Kriterien geprüft. Dabei geht es nicht nur darum, möglichst viele Materialien in Neubauprojekten wiederzuverwenden und Abfälle sortenrein zu trennen. Es werden auch Themen wie die Gefahrstoffsanierung, Risikobewertung und Kostensicherheit berücksichtigt. Ein besonderer Fokus liegt darauf, Schnittstellen zwischen allen Beteiligten aufzubauen und neue Abstimmungswege und Maßnahmen zur Qualitätssicherung systematisch durchzuführen.
Sollte ein Rückbau stattfinden, ist es wichtig, diesen im Sinne der Ressourcenschonung durchzuführen. In der heutigen Rückbaupraxis liegen hier noch große unausgeschöpfte Potenziale. Die DGNB hat deshalb ein Zertifikat für diese letzte Lebensphase des Gebäudes entwickelt. Damit macht sie drei große Ziele greifbar: Stoffströme im Kreislauf halten, wirtschaftliche Vorteile generieren und negative ökologische Auswirkungen minimieren.
Im Jahr 2020 konnte mit dem FOUR Frankfurt das erste Projekt die Zertifizierung erfolgreich abschließen. Auf dem rund 16.000 Quadratmeter großen ehemaligen Areal der Deutschen Bank wurden nahezu alle mineralischen Baustoffe des Rückbaus aufbereitet und verwertet, das sind fast 150.000 Tonnen Beton und Ziegel. Unter Einbezug der denkmalgeschützten Bausubstanz, die erhalten wurde, entsteht ein repräsentatives Ensemble aus vier Hochhäusern und für die Öffentlichkeit zugänglichen Freiräumen.
Insgesamt umfasst das Rückbauzertifikat zwölf Kriterien, die ökologische, ökonomische und soziokulturelle Qualitäten ansprechen. Im Sinne einer ganzheitlichen Nachhal-
IN PUNCTO NACHHALTIGKEIT ZEICHNET SICH DAS PROJEKT U.A. AUS DURCH:
■ Kreislaufführung von 89,5 Prozent der Materialien ■ Aufbereitung und Verwertung von 99,3 Prozent der mineralischen Stoffströme ■ große CO2-Einsparung durch geringere Entsorgungswege und dem Einsatz energiesparender Maschinen: Reduktion von 17,8 Mio. Tonnenkilometer auf 1,3 Mio. Tonnenkilometer ■ Minimierung schadstoffbelasteter Abfälle durch werkstoffliche Verwertung ■ umfangreiche Projektkommunikation mit der Nachbarschaft ■ fortlaufende Kommunikation mit der direkten Nachbarschaft Die Grundmotive des Rückbauzertifikats spiegeln sich in den Kriterien wider.
26 | DGNB Zertifizierungen 2020
■ Verfügbarkeit des Ansprechpartners während der gesamten Rückbaumaßnahmen ■ Sicherheitskonzept für alle Baubeteiligten
© Groß & Partner
© Groß & Partner
FOUR Frankfurt DGNB Zertifikat in Platin 89,7 % Gesamterfüllungsgrad
AUF EINEN BLICK
Nutzungsprofil
Gebäude Rückbau
Bauherr
Groß & Partner Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH
Rückbauunternehmen
AWR Abbruch GmbH
Auditorin
Johanna Kübchen für: Groß & Partner Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH
Bruttorauminhalt
320.000 m3
OBJEKTBEWERTUNG
Ökologische Qualität Ökonomische Qualität
100,0 % 50,5 %
Soziokulturelle und funktionale Qualität
100,0 %
Technische Qualität
100,0 %
Prozessqualität
98,0 %
© Groß & Partner
DGNB Zertifizierung international ausgewählte Projekte THE BRICK, Büro- und Geschäftsgebäude Biotope City, Wien (Österreich) DGNB Zertifikat in Platin AUF EINEN BLICK
87,0 % Gesamterfüllungsgrad
OBJEKTBEWERTUNG
Nutzungsprofil
Neubau Büro- und Verwaltungsgebäude
Ökologische Qualität
83,0 %
Bauherr
SoReal GmbH
Ökonomische Qualität
92,1 %
Architekturbüro
Rüdiger Lainer + Partner Architekten ZT GmbH
Soziokulturelle und funktionale Qualität
93,6 %
Auditoren
Mag. Doris Wirth, Mag. Peter Wirth, MAS und Elisabeth Schmid-Schmidsfelden, B.A. für: BLUESAVE Consulting GmbH
Technische Qualität
82,5 %
Prozessqualität
79,8 %
30.728 m²
Standortqualität
90,8 %
Bruttogeschossfläche
© Wienerberger
© Helene Høyer Mikkelsen
Villa Greena, Greena (Dänemark) DGNB Zertifikat in Platin
AUF EINEN BLICK
80,6 % Gesamterfüllungsgrad
OBJEKTBEWERTUNG
Nutzungsprofil
Einfamilienhaus
Bauherren
Louise und Dennis Friis Thaagaard
Architekt
Jakobsen Huse
Auditorin
Hanne Tine Ring Hansen für: Søren Jensen Engineering Consultants A/S
Bruttogeschossfläche 135 m²
Ökologische Qualität
84,0 %
Ökonomische Qualität
79,3 %
Soziokulturelle und funktionale Qualität
65,5 %
Technische Qualität
89,5 %
Prozessqualität
90,0 %
DGNB Zertifizierungen 2020 | 29
© DGNB
Ausblick Nachhaltigkeit nimmt Fahrt auf Es deutet Vieles darauf hin, dass 2021 das Jahr sein könnte, in dem nachhaltigem Bauen der Durchbruch gelingt. Dies hat vielfältige Gründe. Die zunehmende Sensibilität für die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit wächst mit jeder Extremwetterkatastrophe. Der Druck aus der Bevölkerung auf politische Entscheidungsträger, endlich ins Handeln zu kommen, wird spürbar höher. Die Europäische Kommission hat mit ihrem Vorstoß zum New Green Deal etwas Großes in Bewegung gesetzt. Seit Jahren spricht die DGNB gebetsmühlenartig davon, dass Nachhaltigkeit kein kurzfristiger Trend ist, sondern als Selbstverständlichkeit angesehen wird. Dass diejenigen, die sich dem Thema heute verschließen, morgen dem Wettbewerb hinterherlaufen. Dass Nachhaltig zum neuen Normal werden muss, wie es die DGNB seit 2017 offensiv fordert. Voilà, da sind wir! Die DGNB als Non-Profit-Verein hat im ersten Halbjahr 2021 den mit Abstand größten Zuwachs an Neumitgliedern der letzten zehn Jahre erzielt. Immer mehr Unternehmen entdecken das Thema neu für sich und nutzen die DGNB als Anlaufpunkt.
30 | DGNB Zertifizierungen 2020
Eine wichtige Beobachtung dabei: Bei den Allermeisten geschieht dies nicht primär aus vertriebsstrategischen Gründen, sondern aus der Überzeugung heraus, etwas Positives bewegen zu wollen. Auch in der DGNB Zertifizierung spüren wir die ersten Auswirkungen dieser neuen Aufbruchstimmung. Die Anzahl der Projekte, die zur Zertifizierung angemeldet wurden, hat nochmals deutlich zugelegt. DGNB Auditoren berichten davon, dass sie erstmals aktiv Aufträge ablehnen müssen, weil ihnen Kapazitäten zur Bearbeitung fehlen. Dieser Trend wird sich weiter verstärken. Die neuen Anforderungen der EU-Taxonomie spülen das Thema Nachhaltigkeit im neuen ESG-Gewand massiv in weite Teile der Immobilienund Finanzwirtschaft. Und mit der Erweiterung der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) um die Finanzierung von Nachhaltigkeitsleistungen im Rahmen einer DGNB Zertifizierung steht der nächste große Treiber vor der Tür, der nochmal ganz andere Personenkreise erreicht. Corona zum Trotz: Nie war nachhaltiges Bauen so relevant und präsent wie heute!
Mitwirkende (DGNB): Dr. Stephan Anders, Tamira Bethke, Witold Buenger, Sven Feyhl, Pia Hettinger, Felix Jansen, Johannes Kreißig, Dr. Christine Lemaitre, Ulrike von Gemmingen DGNB GmbH Tübinger Straße 43 70178 Stuttgart
+49 711 722322-0
info@dgnb.de www.dgnb-system.de
Die DGNB GmbH ist eine hundertprozentige Tochter des DGNB e.V.
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