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Drachenfliegen light
Weniger Gewicht – mehr Spaß – mehr Sicherheit
TEXT: THOMAS KEHREN | FOTO: MATTHIAS KÜFFER
Ich bin nun etwas älter geworden und mag nicht mehr den schnellsten Drachen fliegen, den es auf dem Markt gibt. Wenn ich in der Luft bin, nehme ich mir Zeit, um zu genießen und bin happy», sagt der erfahrene Schweizer Deltafluglehrer Thomas Kehren, der durch seine über 45 Jahre Erfahrung weiß, worauf es beim Drachenfliegen ankommt.
«Es war schon immer mein Wunsch, einen Drachen für Genusspiloten zu bauen. Dazu zählen natürlich viele Piloten der älteren Generation und im Weiteren alle anderen Piloten in der Genussklasse, die es besonders schätzen, einen gutmütigen und leichten Drachen zu fliegen. In unserem Alter muss man ja niemandem mehr etwas beweisen, fügt Thomas Kehren lächelnd hinzu.
Die Drachenszene hat in den vergangenen
Jahren einige Piloten verloren, weil sie sich aus verschiedenen Gründen vom faszinierenden Flugsport zurückzogen oder für den leichteren Gleitschirm entschieden haben.
Was früher das Lieblingsgerät der Piloten war, ist heute mit Gewichts- und Leistungsdaten nicht mehr für alle Piloten beherrschbar und mit der abnehmenden Körperkraft und der reduzierten Reaktionsfähigkeit sind viele ältere oder untrainierte Piloten überfordert.
Sich diese Einbußen einzugestehen, fällt gerade den älteren Hasen häufig schwer, sagt Thomas, der selbst bereits über 70 Jahre alt ist und noch immer fliegt.
Ob nach all den Jahren Drachenfliegen die Abwanderung zur Gleitschirmszene die richtige Entscheidung ist, wenn man weiß, dass zwei bisherige wichtige Sicherheitsfaktoren (Leistungsreserven bei Starkwind und Profilstabilität bei Turbulenzen) fehlen, sei dahingestellt.
Dass Leistung aber schon lange nicht mehr das Maß aller Dinge ist, haben einige Piloten erkannt und vergnügen sich mit modernen Allroundgeräten in den DHV Klassen 1-2, die in etwa auch im leicht erhöhten Geschwindigkeitsbereich von Gleitschirmen liegen.
Die Drachenhersteller haben in den letzten Jahren einige sehr geeignete und gutmütige Allround-Geräte auf den Markt gebracht, die die meisten Wünsche der Piloten erfüllen. Die Attribute der „eierlegenden Milchwollsau“, die sich fast alle Piloten wünschen, um entspanntes Fliegen zu erleben, sind größtenteils vorhanden. Dazu gehört eine ordentliche Gleitleistung, Wendigkeit in der Thermik, weniger Gewicht, kurze Aufbauzeit fürs Gerät und einfaches Starten und Landen.
Geeignete Geräte sind beispielsweise der FOX von Aeros, PIUMA von Icaro, CREX von Condor, FUNKY von Skypoint, MALIBU von
Moyes und der FALCON von Wills Wing. Dies sind alles Geräte, die Spaßgefühle der Extraklasse vermitteln. Thomas fügt im Bezug auf den CREX noch hinzu, dass dieser bei Piloten selbst im Landeanflug ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Ein wichtiges Argument sollte man auch nicht außer Acht lassen: Weniger Gewicht und weniger Speed ergeben weniger kinetische Energie, was bei einem Crash bedeutet, dass weniger Kräfte auf den Piloten einwirken, was ein weiteres Plus für den leichteren Drachen bedeutet. Ich komme zum Entschluss, dass diese Allround-Drachen, obwohl ursprünglich für Flugschüler und die ältere Generation gedacht, für viele Genusspiloten eine echte Alternative darstellen können und Er WENIGER STRESS IST MEHR SPASS lebnis und Entspanntheit in der Luft gleichermaßen ermöglichen und so dem Drachenfliegen vielleicht wieder eine Renaissance vermitteln könnten. Wenn sich diese Erkenntnis durchsetzt, könnten viele Piloten ein stressfreieres Fliegen erleben, was auch von Alex Ploner dem aktuellen Weltmeister und Regina Glas DHV Teamchefin bestätigt wird. Mal ehrlich, wer von uns mag schon Stress in der Luft? Diese wunderbaren Momente der fast unbegrenzten Möglichkeiten, wo wir Piloten so privilegiert die Vogelperspektive durch unser eigenes Handeln erleben können. „Fliegen wie ein Vogel“ – seit jeher der Traum des Menschen. Warum sich vor allem ältere Piloten abmühen, wenn es auch leichter ginge, wissen sie wahrscheinlich selber nicht.
DER AUTOR
Thomas Kehren, 76 Jahre jung Fluglehrer seit 1975 mit Leidenschaft Konstrukteur von Flex und Crex