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Wie liest man eine AIP?

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Schaufenster

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Die Struktur der AIP ist fast weltweit standardisiert. Wer eine AIP lesen kann, der kann dies für jedes Land.

Nie wieder veraltete Luftraumdaten oder Unsicherheiten!

TEXT UND FOTOS: FERDINAND VOGEL

In der Aeronautical Information Publication (AIP) stehen viele wichtige Luftraumdaten des jeweiligen Landes. Sie ist das gültige Dokument für die aktuellen Lufträume. Eine ausgedruckte ICAO Karte ist veraltet, sobald sie gedruckt wurde. Auch die von Hobbypiloten viel benutzten Luftraumdatenbanken sind nur von Drittanbietern bereitgestellt, reichen daher nicht zur gesetzlich vorgeschriebenen Flugvorbereitung aus. Gerade im Ausland verzweifeln viele Piloten bei der Beachtung von Lufträumen und vertrauen auf

Hörensagen.

Die Struktur der AIP ist fast weltweit standardisiert. Wer eine AIP lesen kann, der kann dies für jedes Land.

Die online Version der AIP finden

Hier hilft die Suchmaschine! Die AIP ist meist in der Landessprache, aber immer auch in Englisch auffindbar. Sie wird regelmäßig aktualisiert und hat immer einen Gültigkeitszeitraum. Deutschland: https://ais.dfs.de/pilotservice/service/information/ aip_online/aip_online.jsp Österreich: https://eaip.austrocontrol.at/ Frankreich: https://www.sia.aviation-civile.gouv.fr/ Italien: https://www.enav.it/en/login-required (Registrierung nötig) Spanien: https://aip.enaire.es/AIP/

Standardisierter Aufbau

Die AIP ist in drei Parts unterteilt. GEN, ENR und AD. GEN Allgemeines: Hier sind für das Land allgemeingültige Informationen aufgeführt. Für die tägliche Flugplanung aber weniger relevant. ENR Strecke: Hier wird es spannend! Von aktuellen Luftraumkarten, den Koordinaten, Luftraum-Unter- und Obergrenzen und vielem mehr ist dort fast alles aufzufinden. AD Flugplätze: mal ganz interessant. Hier finden sich viele Informationen zu allen Flughäfen. Wie viele Lichter sind wo auf der Rollbahn angebracht. Wie lang und breit ist die Startbahn, welche Preise werden für eine Landung fällig. Am informativsten sind die Standardanflüge von Sicht- (VFR) und Instrumentenflugzeugen (IFR), damit man abschätzen kann, in welchen Bereichen des Luftraum E vermehrt mit Kleinflugzeugen oder auch großen Passagierflugzeugen zu rechnen ist. Aber auch hier finden wir für unsere tägliche Flugplanung sonst wenig Relevantes.

Die spannendsten Infos

Aktuelle Luftraumkarten finden: ENR6 kann hilfreiche Karten im PDF-Format bieten. Je nach Land findet man hier eine kostenlose ICAO Karte, Karten zu Luftbeschränkungs- u. Gefahrengebieten, militärische Übungsgelände und auch für Segel- und Gleitschirmflieger nutzbare Lufträume. Wird man doch nicht fündig, kann ein Blick in

Tools wie die deutsche WebAUP (https://ais.dfs.de/pilotservice/service/ aup/aup_edit_map.jsp) oder das österreichische Homebriefing (https:// www.homebriefing.com/) zur Flugplanung helfen. In solchen Navigationskarten kann kostenlos die Karte auf ICAO umgeschaltet werden und die aktuellen NOTAMs werden einem oft auch direkt mit angeboten. Details zu Luftsport- und Erholungsaktivitäten (Segelflugsektoren): TRA (Temporary Reserved Area) oder SRZ (Special Rules Zone) genannte Gebiete können mit entsprechenden Auflagen die sonst für uns Gleitschirm- und Drachenflieger gesperrten Lufträume öffnen. Die Bezeichnung des Luftraums entnimmt man zunächst der Karte ENR6.3 und sucht anschließend unter ENR5.5 die Details, wie Koordinaten, Ober-, Untergrenzen und Auflagen heraus. Ist ein Verweis auf das AIC (Aeronautical Information Circular) genannt, findet man dies, wie die AIP bei den AIM-Produkten (Aeronautical Information Manual). Auch hier hilft im Zweifel eine online Suchmaschine. Beispiel: Die TRA an der Nordkette über Innsbruck findet man in der AIC B13 (die Segelflieger unter B04) der österreichischen AIM-Produkte, die von AustroControl GmbH bereitgestellt werden. In diesem Dokument steht endlich eine Schritt für Schritt Anleitung zur Nutzung dieses Sektors. Auch die nötigen Telefonnummern, Betriebszeiten und Auflagen sind alle hier aufgelistet. Details zu Gefahren- und Flugbeschränkungsgebieten: Ähnlich wie bei den TRAs sucht man unter ENR6.3 auf der Karte die richtige Bezeichnung des Luftraums heraus und findet die Details dann unter ENR5.1 bzw. ENR5.2 (MIL). Betriebszeiten sind zum Beispiel „MON–FRI 0800-1700 local time except legal holidays.“ definiert. Achtung: Werktags bedeutet immer MO-SA. Sollte ein Verweis auf die aktuellen NOTAMs gegeben sein, sind dort die ergänzenden aktuellen Betriebszeiten tagesaktuell abzurufen. Die deutsche Übersetzung für NOTAMs (Notice to Airmen auch Notice to Air Missions) ist Nachricht(en) für Luftfahrer. Der Blick in die NOTAMs sind jeden Tag auch für uns Gleitschirm- und Drachenpiloten verpflichtend. Die aktuellen Sichtflugregeln: ENR1.2 Wie war das nochmal mit den Sichtflugminimas? VFR (Visual Flight Rules) sind die für uns relevanten Regeln. In Europa durch die SERA normiert, hat trotzdem jedes Land seine Eigenheiten. Koordinaten der Lufträume: Wer den Luftraumdaten von seinem Drittanbieter nicht traut, kann unter ENR2.1 die Koordinaten der zivilen TMAs (Luftraumkästen über den Flughäfen) finden. Militärische (MIL) Regelungen unter ENR2.2 sind oftmals separat zu finden.

Was genau ist nun eine NOTAM?

Die Notice to Airmen (NOTAM) ist eine Zusammenfassung aller aktuellen Abweichungen und Ergänzungen zum bestehenden Regelwerk (AIP). Von defekten Funkanlagen und Lichtern finden sich hier auch für uns Freizeitpiloten wichtige Luftraumänderungen, wie veranstaltungsbedingte Luftraumwarnungen oder -beschränkungen (Fallschirmshowsprünge, politische Großveranstaltungen, militärische Übungen). Die Relevanz ergibt sich daraus von selbst. Ein NOTAM-Briefing Tool kann helfen, eine Übersicht zu erhalten. Oft muss ein Luftfahrtkennzeichen eingegeben werden, das wir nicht besitzen, aber durch einen beliebigen Platzhalter füllen können. In manchen Ländern sind diese auch Homebriefings genannten Tools kostenpflichtig. Dann können Drittanbieter-Tools wie notaminfo. com oder die App VFRnotam grob helfen.

DER AUTOR

Ferdinand Vogel ist DHV-SkyPerformance Fluglehrer und Prüfer.

Als Nationalmannschafts Pilot gibt er seine Erfahrungen bei

Weiterbildungskursen zu den Themen Thermik und Streckenfliegen weiter. Weitere Infos findet man unter https://ferdinand-vogel.de

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