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„Ich habe mit vielen eine gemeinsame Geschichte“

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Heinz Thaler war 35 Jahre im Diakoniewerk, 17 Jahre davon im Vorstand. Im April geht der studierte Psychologe in Pension. Ein Rückblick auf eine ereignisreiche Zeit.

Karin Windpessl

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Heinz Thaler hatte schon die Zusage für einen Job in der Industrie in der Tasche, als ihn der Ruf aus dem Diakoniewerk ereilte. Ein junger Psychologe wurde gesucht, Thaler hatte sein Psychologie-Studium gerade abgeschlossen, drei Jahre in der evangelischen Jugendarbeit gearbeitet und ein Ziel: Menschen und ihre Motive verstehen zu lernen.

Thaler überlegte und entschied kurzerhand: in diese Richtung wolle er gehen. Man schrieb das Jahr 1985. Bis 1990 war Thaler als Psychologe tätig, anschließend leitete er bis 2003 den Bereich Behindertenarbeit.

Was waren die wesentlichen Meilensteine dieser Zeit? „Der größte Erfolg ist für mich, dass sich die Angebote für Menschen mit Behinderung und Menschen im Alter verbessert haben“, betont Thaler. Wohnraum wurde in vielen einzelnen Schritten geschaffen: „In der Mühle haben auf 70 Quadratmeter fünf Kinder gewohnt. Die Wohnfläche wurde schließlich auf bis zu 200 Quadratmeter erhöht.“ Bessere Wohnbedingungen bedeuten generell bessere Lebensbedingungen und so investierte das Diakoniewerk konsequent in bessere Qualität. Auch die Vielschichtigkeit des Netzwerkes an Einrichtungen wuchs kontinuierlich. Waren es anfangs Wohneinrichtungen in Gallneukirchen und Engerwitzdorf, eine Werkstätte am Linzerberg und die Gärtnerei Friedenshort, so ließen nach und nach immer mehr Puzzlesteine das heutige Bild entstehen. Bedarfsgerechte, individuelle Förderung war Thaler stets ein Anliegen: „Wir orientieren uns heute am Grad der Selbstständigkeit, an spezifischen Bedürfnissen der Menschen und entscheiden, welche Wohnformen angeboten werden. Das hatten wir zu Beginn noch nicht in dieser Form.“ Expansion und das Hineingehen in den Sozialraum waren und sind nach wie vor zwei zentrale Leitthemen des Unternehmens.

Neben der Arbeit mit dem Menschen, dem Entwickeln von Strategien und dem Einbinden neuer Arbeitsweisen war es Thaler stets wichtig, die Bodenhaftung nicht zu verlieren. Immerhin kommt Thaler aus einem Handwerkerhaushalt, einer Tapeziererei. „In einem Familienbetrieb muss alles erledigt werden“, meint der Generalist heute rückblickend. Eine Ausbildung an der HTL Steyr mit Schwerpunkt auf Maschinen, Motoren- und Kraftfahrzeugbau trägt seiner Herkunft Rechnung. Das Interesse an der Technik war groß, trotzdem fiel die Entscheidung auf die Studienfächer Psychologie und Sportwissenschaften.

2003 kam der Ruf in den Vorstand. Gemeinsam mit Josef Scharinger und Gerhard Gäbler bildete Thaler eine Dreifachspitze. 35 Jahre später sind es viele Geschichten, Begegnungen, die Thaler mitgetragen und mehr als das: Richtungen und Konzepte vorgegeben, zur Welt gebracht hat. Seither ist das Diakoniewerk unaufhörlich gewachsen. „In fünf Jahren werden hier 4000 MitarbeiterInnen arbeiten“, schätzt Thaler. Menschen mochte Thaler schon immer gerne, den einzelnen in seiner Individualität sehen war Thalers Bestreben. Viele Begegnungen reihen sich da aneinander: „Ich habe mit vielen eine gemeinsame Geschichte.“

Was macht Heinz Thaler nun nach 35 Jahren im Diakoniewerk an seinem ersten Tag in der Pension? „Ausschlafen und gemütlich frühstücken“, meint Thaler schmunzelnd und setzt nach: „Hin und wieder sicherlich auch im KOWALSKI.“

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