Der fruchtbare Moment Das Element der Zeit in der bildenden Kunst Nach einem Text von Ernst Gombrich
I
Definition/ Übersicht
II
Ziel bzgl. der zeitl. Darstellung und von Bewegung im Bild und: Möglichkeiten dieser Darstellungen
III
Theorien und Standpunkte: was darf, was soll gezeigt werden? → physische Argumentation, die Physik des Sehens und die Gedächtnisspanne
IV
Darstellungsmittel: Moment vor d. höchsten Bedeutung – der fruchtbare Moment in Der bildenden Kunst
V
Beispiele
Theorie und Praxis Referat von Nadja Niegel Und Verena Porcher
Der fruchtbare Moment in der bildenden Kunst
„darunter wird der Moment der Darstellung (in der bildenden Kunst) verstanden, der sich diesseits des Augenblicks der höchsten Expressivität befindet, der diese nur andeutungsweise evoziert, ohne sie sinnlich zur Anschauung zu bringen“ - (Lessing)
Anfang des 18. Jahrhunderts erstes Auftauchen in der Kunsttheorie Zunächst nur Auseinandersetzung mit der Räumlichkeit im Bild, theoretische Entwicklungen zur Thematik der Zeit im Bild erst später
Peter Paul Rubens, Die Wildschweinjagt, 1618
Wie kann Zeit in einer Momentaufnahme dargestellt werden und warum ist der fruchtbare Moment eine gute Lösung dafür?
Die Diskussion beginnt... Standpunkte Shaftesburys und Harris' Vor
Im Nach x x X dem Moment höchster Bedeutung
Moment höchster Spannung, ~> am meisten Wert, abgebildet zu werden
- der punctum temporis > Shaftesbury: Ziel der Abbildung: - Richtigkeit (historisch und zeitlich) - aufschlussreiche Darstellung Handlung und Stimmung Zeitüberschreitung nicht erlaubt → ein einziger Moment = punctum temporis „Die Malerei kann […] nur einen einzigen Augenblick der Handlung nutzen und muss daher den prägnantesten wählen[...].“ - Möglichkeiten d. Darstellung: > direkt vor o. nach Höhepunkt Liegendes oder Besser nach Shaftesbury: > möglicher Handlungs-Wendepunkt Vorausdeutungen und Verweise erlaubt aber: - nur realistischeBildinhalte (Spuren)
- höchstes Maß an Einbildungskraft gewähren G. Bernini, "Die Verzückung der hl Theresia" (1652), Rom
Lessing: Der Moment höchster Bedeutung darf nicht gewählt werden: Die Phantasie kann dann Dramatik nicht mehr höher Staffeln
Lessing verändert bisherige Theorien: fruchtbare Augenblick dürfe nicht mit dem expressiven Höhepunkt des Dargestellten zusammenfallen, → Dramatik muss in Vorstellungskraft wachsen/ schrumpfen können - prägnantester Moment: Verweis auf Vorher und Nachher, auf Erinnerung und Erwartung => Vorhergehendes und Folgendes wird am begreiflichsten - wichtige Rolle des Sinnzusammenhangs / des Bekannten → halluzinatorisches Weiterkonstruieren des Moments
Gegeneinanderstehende Auffassungen: z.B. Shaftesbury, Harris, Bernini Aktion müsse für höchsten Bilderwert im Moment größter Aktion und höchster Spannung gezeigt werden
z.B. Winckelmann, Lessing: Aktion müsse in der direkten Vorstufe der Höchsten Spannung/Aktion gezeigt werden, Um dem Betrachter Möglichkeit des Weiterdenkens/ Übersteigerns zu lassen
→ der fruchtbare Augenblick
Physiologischer Aspekt der Wahrnehmung
S e he n is t e in ze itlic he r P ro ze s s p u nc tu m te m po ris e rs: ta rrte r sinn lo s e r L e uc htpu n kt Z e its pa nne :
B e w e g un g, ga n ze B ild
Tr채 g he it de s W a hrne h m u n gs a ppa ra te s
Physiologischer Aspekt der Wahrnehmung
Unfassbarkeit eines Augenblickes, heiliger Augustin „Temporal Integration Professor“ Hearnshawn 1956 Das gleichzeitig empfundene Erleben von Erinnerung und Erwartung
Wahrnehmung der Gegenwart:
Geistige Aspekte der Wahrnehmung
Wahrnehmung ist ein Vorgang im zeitlichen und inhaltlichen Kontext Akustik: Echo Ged채chtnis: right, rite, write [raIt] Optik: Unser Sichtfeld setzt sich aus einzelnen St체cken zusammen. Durch Kontext entsteht Realit채t
Das Element der Zeit in der Kunst – Bildmittel der Verzögerung und der Dramatik
Tizian: Maria Tempelgang. Urn 1535. Venedig, Accademia Tintoretto: Maria Tempelgang. Urn 1552. Venedig, Madonna dell'Drto →
von Tizian von Tintoretto Mariä Tempelgang - weiter Weg Maria ↔ Hohepriester - Format/Distanz - - optische Verkürzung durch Perspektive - linear = statisch → Stillstand - Komposition - - perspektivisch, auf Punkt zustrebend - helle, leuchtende Töne - viele Schatten, erdige Töne - Farbwahl - eine Hauptblickrichtung - Richtungen - - eine Hauptblickrichtung - Personen etwa gleich groß - Relationen - - unterschiedl. Größen/ Verhältnisse
Letztlich konnte fruchtbarer Moment über punctum temporis siegen
Wahrnehmung der Realität und Wahrnehmung von Bildern = zeitliche Prozesse → statische Bilder können in uns nicht Erinnerungen an und Vorwegnahmen von Bewegungen hervorrufen. (Gombrich, S. 21)
Mittel zur Dramatisierung des fruchtbaren Moments - sorgen zusätzlich für Dynamik z.B.: - Schnappschusseffekt (Degas) - Durch Verdeckung (Poggendorfscher Effekt)
Donatello: Cantoria. Detail. 1433-1440. Florenz, Museo dell'Opera del Duomo
oben: E. Degas: Tänzerinnen in blauen Kostümen, 1899
Poggendorfscher Effekt
1.) Der Diskuswerfer des Myron, Mitte 5. Jh. v. u. Z. M端nchen, Staatliche Antikensammlungen
3.) http://fotodesign-ilg.com, Jasmin Ilg
Visualisierte Bewegung: Beispiele heute
fruchtbarer Moment heute
Bridget Riley: Fall. 1963. London, The Tate Gallery
Versuche zur Erklärung menschlichen Sehens (u.A. bei Beispiel) zeigen Kompliziertheit: Und damit Unzulänglichkeit jene Apriori-Unterscheidungen der Ästhetik
Quellen
Textquellen: - Der fruchtbare Moment: Vom Zeitelement in der bildenden Kunst, E. Gombrich, - Der fruchtbare Augenblick, Eine medientheoretische Untersuchung, Romanita Constantinescu Universitatea BucureĹ&#x;ti http://media.lit.uaic.ro - Baudson, Michel (HG): Zeit. Die vierte Dimension in der Kunst. Weinheim 1985 - Boehm; Gottfried: Bild und Zeit. In Paflik 1987
Bildquellen: - E. Gombrich, s. o. - http://fotodesign-ilg.com - http://www.kunstkopie.de/ - http://simcoeart.com/2009/06/17/ - http://www.penwith.co.uk/ - www.maddesign.de - www.w-werbung.de www.frauen-in-Bewegung.de