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Vorwort
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste der Theater Chemnitz,
Sie halten das Spielzeitheft 2023/2024 in den Händen, mit dem wir Sie auf die neue Saison neugierig machen möchten. Knapp 30 Premieren, ebenso viele Konzerte und zahlreiche Extra-Angebote halten wir für Sie bereit und wir hoffen auf Ihre Lust, die Menschen auf der Bühne hautnah erleben und pure Emotionen spüren zu wollen. Dem Ganzen geht ein langer Prozess der Planung voraus, mit vielen Ideen, Gesprächen, Erwägen der Sinnhaftigkeit, Prüfen der Machbarkeit, manchmal auch Verwerfen von Lieblingsstücken und Suche nach neuen Werken. Ein Spielplan ist ein komplexes Gebilde, er soll im besten Sinne ein Spiegel unserer Zeit sein, er soll für unsere Theaterschaffenden neue künstlerische Aufgaben beinhalten und vor allem – er soll Sie mit Ihren ganz unterschiedlichen Vorlieben und Bedürfnissen erreichen. Was alles dazugehört, das haben wir uns als künstlerisches Leitungsteam einmal gegenseitig gefragt.
Christoph Dittrich, der Spielplan liegt nun vor. Viel Energie und Kreativität sind in die Vorbereitung geflossen. Was bewegte Sie in den letzten Monaten besonders?
Voller Zuversicht waren wir vor einem Jahr an gleicher Stelle in die neue Spielzeit gestartet. Die Corona-Pandemie ebbte ab und erlaubte wieder eine Teilhabe am kulturellen und gesellschaftlichen Leben. Alles gut also? Die Realität belehrt uns eines Besseren: Der unfassbare Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine ist zu einem zähen Ringen alter wie neuer Weltmächte geworden und hinterlässt unzählige Opfer und verbrannte Erde. Die Energiekrise und die steigende Inflation führen zu tiefen Erschütterungen im gesellschaftlichen Gefüge. Flüchtende Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten suchen bei uns Schutz und werden teilweise mit harscher Ablehnung empfangen. Radikale Gesinnung greift laut- und immer öfter tatenstark Raum. Die Auswirkungen der Klimaveränderung sind ernüchternd und nicht mehr wegzuschweigen. Leben wir in schrecklichen Zeiten? Eine Antwort darauf habe ich nicht, aber wir als Theater dürfen und müssen Position beziehen, wollen unser Publikum ebenso unterhalten und stärken wie auch Denkanstöße liefern.
Carsten Knödler, das Schauspiel ist nun seit mehr als einem Jahr im Spinnbau zuhause. Wie wirkt sich die Interimsspielstätte auf den Spielplan aus?
Wir sind auf den neuen Bühnen gut angekommen und haben sie weiterentwickelt. Das Publikum ist unserer Einladung gerne gefolgt und hat den Reiz dieses alten Fabrikgebäudes entdeckt. Das sind gute Voraussetzungen, um die Zeit bis zum ersehnten Wiedereinzug in das sanierte Schauspielhaus nicht nur zu überbrücken, sondern aktiv zu gestalten. Bis dahin dauert es nun länger als gedacht, aber wir werden gerne warten, wenn sich für unser Publikum und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Attraktivität des Schauspielhauses so erhöht, wie wir das erhoffen. Auch in der neuen Spielzeit wollen wir Treffpunkt und Ort der Begegnung sein und fantasievoll Geschichten erzählen, die vom Umgang mit Macht, mit Ängsten, aber auch von Freundschaft, Solidarität und einem Wir-Gefühl handeln. Durch Kunst und Poesie möchten wir Empathie lernen und Identität neu finden. In diesem Sinne haben wir spannende Stoffe geplant vom Familienstück bis zum Klassiker, von Elfriede Jelinek bis Édouard Louis, von Tschick, das nun endlich im dritten Anlauf Premiere haben wird, bis Don Quijote, dem Ritter, der sich einfach weigert, an das Böse im Menschen zu glauben.
Stefanie Müller-Lietzau, die Robert-Schumann-Philharmonie ist im Opernhaus genauso präsent wie auf dem Konzertpodium. Wo liegen die Schwerpunkte in der neuen Spielzeit?
Seit vielen Jahren ist unser Orchester ein bedeutender Teil der Stadt Chemnitz, immerhin geht unsere Gründung auf das Jahr 1833 zurück. Musiker:innen aus allen Nationen kommen zu uns, um aus der Individualität jedes Einzelnen und der gemeinsamen Liebe zur Musik einen einzigartigen Klangkörper zu schaffen. In der neuen Spielzeit möchten wir mit unserem Publikum nicht nur im Konzertsaal ferne Welten entdecken, in berauschende Träume eintauchen und meisterhaften Kompositionen lauschen. Wie wichtig Partnerschaft und Zusammenhalt in der heutigen Zeit sind, ist uns nicht erst seit dem vergangenen Jahr bewusst. Die Robert-Schumann-Philharmonie freut sich deshalb besonders, mit dem Sinfoniekonzert im Juni 2024 Mosty musyczny – Musikalische Brücken und anschließenden Gastspielen in Łódz ´ und Wrocław ihren Beitrag zu einem gemeinsamen Europa leisten zu können. Zusammen mit der Stadt Chemnitz schaffen wir anlässlich der 50-jährigen Städtepartnerschaft Chemnitz – Łódz neue Begegnungen unter Freunden in der Kulturhauptstadt Chemnitz 2025. Und wir möchten alle Konzertbesucher:innen herzlich einladen, gemeinsam mit uns zu hören, zu erleben und zu fühlen, mit welcher Kraft die Musik uns alle verbindet.