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Vorwort

Sabrina Sadowska, die Ballettcompany ist mit großen Handlungsballetten ebenso erfolgreich wie mit zeitgenössischen Choreografien, zudem im Stadtraum beim Festival präsent. Was spornt Sie an?

Das Ballett Chemnitz mit seinen Tänzerinnen und Tänzern aus 17 Nationen trägt viel Internationalität in das Theater und die Stadt. Egal ob auf der Bühne oder auf der Straße mitten in der Stadt, sie tanzen sich für alle verständlich, unabhängig von Sprache, Alter oder Geschlecht, tief in die Herzen von Jung und Alt hinein. Mit unseren Stücken suchen wir stets aufs Neue den Bezug zu Chemnitz inmitten des aktuellen Zeitgeschehens und der vielen Themen, die uns berühren, vorantreiben oder aber auch ängstigen. Und immer mit einem bildstarken Ausdruck, unerschöpflich in Form und Sprache, Poesie und Energie. So wollen wir gemeinsam mit unserem Publikum in der kommenden Spielzeit den Altmeister Hans van Manen und die kanadische Starchoreografin Aszure Barton entdecken. – Bewegung tut gut, ob beim Zuschauen oder aktiven Mitmachen in der Opernballettschule, beim Schultanzprojekt oder bei unserem europäischen Projekt Rail2Dance: Tanz schafft Freude und Gemeinschaft.

Gundula Hoffmann, auch das Figurentheater hat im Spinnbau eine neue Spielstätte. Wie nimmt das Publikum sie an und welche Erwartungen sind an die nächste Spielzeit geknüpft?

Mit unserem Spielplan erreichen wir längst Zuschauer:innen jeden Alters, die uns – was uns sehr freut – auch in den Spinnbau gefolgt sind. Dieses Publikum möchten wir auch in der neuen Spielzeit herzlich einladen, mit Geschichten in Berührung zu kommen, die uns unter den Nägeln brennen, die unbedingt erzählt werden wollen und thematisch wie ästhetisch vielfältig angelegt sind. Zugleich lädt insbesondere die Interimsspielstätte Spinnbau zu intergenerationellen Begegnungen ein. Während sich die Kinder auf unserer Spielwiese im Foyer tummeln und das Theater auf ganz eigene Weise zu ihrem Ort machen, bieten wir mit einführenden Workshops und begleitenden Formaten auch eine intensive Auseinandersetzung mit unseren Inszenierungen im Abendspielplan an. Und das funktioniert! Mit Blick auf das Kulturhauptstadtjahr 2025 und darüber hinaus möchten wir natürlich unser Selbstverständnis beibehalten, uns auf poetisch-kreativen Wegen gesellschaftskritischer und sozialer Themen anzunehmen, die der Lebenswirklichkeit unseres Publikums entsprechen. So bleibt Theater lebendig und immer in Bewegung.

Christoph Dittrich, die Werke von Peter Eötvös haben im Chemnitzer Opernhaus schon Tradition, nun kommt seine neueste Oper hier auf die Bühne. Was hat Sie dazu bewogen und worauf können sich die Besucherinnen und Besucher noch freuen?

Auf den Eötvös freue ich mich sehr. Erst 2021 in Berlin uraufgeführt, hat seine Oper Sleepless diesen schwebenden Klang und den warmen Umgang mit den Menschen in der Geschichte, für die wir den Komponisten so schätzen. Als ein sehr persönliches soziales Drama passt es perfekt ins Hier und Heute. Eine weitere Tradition, auf die wir stolz sein können, sind die Familienstücke, die extra für unser Haus geschrieben worden sind. Und so bleibt der „Spuk unterm Riesenrad“ auch weiterhin im Spielplan. Damit erfüllen wir einen Herzenswunsch von Kindern, Eltern und Großeltern gleichermaßen. Ein bisschen „verrückt“ wiederum ist die Oper Die drei Wünsche oder Die Launen des Lebens von Bohuslav Martinu ˚ Eine Ausgrabung mit wunderbarer Musik in mehreren Stilrichtungen, viel Witz und vor allem Lebensweisheit. Darin gibt es großartige Rollen für unser junges Sänger:innenensemble. Die Handlung spielt am Set, es wird ein Film gedreht. Und klar, Wünsche an Feen sollte man schon sehr genau formulieren, damit nichts schiefgeht. Klassiker gehören wie immer auch ins Programm, vom Musical Cabaret bis zu Verdis Rigoletto

Viel haben wir also vor in der Spielzeit 2023/2024 und wir möchten Sie herzlich einladen, mit uns gemeinsam in das neue, immer wieder aufregende Abenteuer zu starten. Mit Ihnen zusammen möchten wir außergewöhnliche Momente erleben und ein Miteinander gestalten – in einer jeweils einzigartige Zeit zwischen uns, den Künstler:innen auf und hinter der Bühne, und Ihnen, unseren Besucher:innen im Saal.

Wir freuen auf Sie!

Sehr geehrte Damen und Herren,

Die Theater sind offen – dieses einstige Statement der städtischen Bühnen in Chemnitz ist schon ein paar Jahre alt. Damals wurde mit der Vieldeutigkeit des Offenen gespielt. Heute aber, im Jahr zwei nach Corona, ist das, was vordem „normal“ war, nämlich für den Spielbetrieb geöffnete Bühnenhäuser, der besonderen Erwähnung wert. Ja – die Theater sind wieder offen! Die Chemnitzer Bühnen konnten im Laufe des Jahres 2022 für ihr Publikum wieder öffnen und sind Schritt für Schritt erfolgreich auf dem Weg zu vollen Häusern.

Es herrscht also wieder der Normalzustand in der Chemnitzer Theaterwelt? Und die Kunst und ihr Publikum haben nach den Jahren pandemischer Erschütterung ihre alten Rollen wiedergefunden? Abgesehen davon, dass eine Rückkehr zum Status quo ante grundsätzlich kein künstlerisches Credo sein kann, wäre sie angesichts des Anspruchs an die künftige Kulturhauptstadt Europas auch nicht wünschenswert.

Die Aufgaben sind vielfältig: Das Ausweichquartier für das sanierungsbedürftige Schauspielhaus, der sogenannte Spinnbau, hat sich etabliert, ist beim Publikum gar beliebt – und fordert gleichzeitig seinen Akteurinnen und Akteuren vor und hinter der Bühne viel künstlerischen und handwerklichen Einsatz ab. Das wird auch noch etwas länger so bleiben. Denn der glückliche Umstand, dass das Schauspielhaus nun doch für die nächsten Jahrzehnte ertüchtigt werden kann, bedeutet gleichzeitig ein längeres Leben mit dem Provisorium. Sei‘s drum. Denn auch hier gelingen Maßstäbe setzende Inszenierungen, wie die Chemnitzer Bühnenbearbeitung von Stefan Heyms Der große Hanussen gezeigt hat.

Weit über Chemnitz und Sachsen hinaus Maßstäbe gesetzt hat auch Sergej Prokofjews Cinderella in der Choreografie von Ballettdirektorin Sabrina Sadowska, die eine große deutsche Tageszeitung als einen seltenen Glücksfall und jeder großen Bühne in Europa würdig pries. Die angehende Spielzeit wird weitere Ausrufezeichen setzen in den fünf Sparten der Städtischen Theater, wird deutlich schon den Weg weisen zum Kulturhauptstadtprogramm und hierzu neue Wege beschreiten.

Es sind dies Chemnitzer Kulturleistungen, die unsere Stadt voranbringen in ihrem Ziel, von der eigenen Stadtgesellschaft und ebenso von außen gesehen und erkannt zu werden mit all dem, was sie hervorbringen kann. C the Unseen ist das Motto der Kulturhauptstadt. Kommen und sehen Sie die Stadt auch auf ihren Bühnen, ich lade Sie herzlichst dazu ein.

Ihre Dagmar Ruscheinsky Bürgermeisterin der Stadt Chemnitz Aufsichtsratsvorsitzende der Theater Chemnitz

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