Kurzgeschichten - Das Magazin zur Bäckerei (Ausgabe 02 - 2017)

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KURZ GESCHICHTEN Das Magazin zur Bäckerei . Ausgabe Nr. 02 . 2017


KURZ Geschichten

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Das Magazin zur Bäckerei

KURZ GESAGT Ein Wort vorweg von Hannes Kurz

» Beim heimischen Bäck’ können sich die Menschen darauf verlassen, dass ihr täglich’ Brot ein ehrliches Stück Leben ist. «

Schritte setzen. Wir haben in den letzten

Begeisterung schaffen. Eine so weitreichende

Monaten die Produktionsprozesse in un-

Umstellung bedarf eines Teams, das diese Werte

serer Backstube nachhaltig umgestellt. Ab

hundertprozentig lebt und mitträgt. Unser

sofort verwenden wir keinerlei vorgefertigte

junger Backstubenleiter Mario, der das alles ja

Backmischungen mehr, sondern kaufen nur

schließlich verantworten und umsetzen muss,

mehr die natürlichen Rohstoffe aus Tirol und

hat während der letzten Monate viele zusätzliche

Österreich zu. Alles andere machen wir selbst.

Stunden und viel, viel Engagement investiert.

Das ist einmalig in unserer Gegend. Nun haben

Sämtliche Abläufe mussten überdacht und neu

Backmischungen per se durchaus ihre jeweilige

organisiert werden. In Summe haben er und

Berechtigung. Aber wir gehen bereits jetzt

das Backstubenteam jetzt ca. 30 Prozent mehr

diesen entscheidenden Schritt weiter: Wir wollen

Zeit- und Arbeitsaufwand als früher. Aber die

natürliche und unverwechselbare Produkte her-

Rückbesinnung auf die Ursprünge ihres Hand-

stellen, wie es sie nur beim heimischen Bäcker

werks „taugt ihnen voll“, wie wir in Tirol sagen!

gibt. Diese Natürlichkeit und Regionalität gelten uns als Leitmotive für unser gesamtes Denken

Weiter denken. Wir lassen uns Zeit und Mehr-

und Handeln. Handeln durchaus im doppelten

aufwand etwas kosten. Weil sich die Reduktion

Sinne – im täglichen Tun und im Handeln mit

auf das Wesentliche, auf wahre Werte lohnt. Für

einem der wichtigsten Lebensmittel an unserem

uns alle. Die Frage nach den Zutaten und deren

Lebensmittelpunkt: hier im Paznauntal.

Herkunft wird künftig noch viel öfter als bisher gestellt werden. Beim heimischen Bäck’ können

Zeit nehmen. Lassen Sie mich ein wenig in der

sich die Menschen darauf verlassen, dass ihr

Bäckersprache aus der Backstube plaudern:

täglich’ Brot ein ehrliches Stück Leben ist.

Wir führen all unsere Teige seit jeher selbst und verwenden dafür jetzt ausschließlich Koch-, Quell- und Brühstücke. Unsere Natursauerteige und Teiglinge brauchen mehr denn je viel Zeit und Ruhe zum Reifen. Das macht die Produktion aufwändiger, es braucht viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Aber diesen „Luxus“ gönnen wir uns, unseren Produkten und Ihnen gerne und mit Überzeugung.

Kurz gesagt

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SÜSSE FRÜCHTCHEN Hätte Österreich nicht eine Ausnahmeregelung, müssten wir sie EU-konform „Aprikosenkonfitüre“ nennen. Weil wir aber im Tiroler Ischgl bei KURZ sind, kocht uns Konditorin-Lehrling Rebekka heute mit ihrer traditionellen Marillenmarmelade ein. So wie Oma. Hausgemacht. Mit ganz viel Liebe und ganz ohne alles, was nicht reingehört.

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Süße Früchtchen Kurz gesagt


Das Magazin zur Bäckerei

Süße Früchtchen

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G’scheite Qualität: Rebekka verwendet nur frische, reife Marillen aus der Region. Sie werden von Hand geteilt, entkernt und in Stücke geschnitten. KURZ stellt nie große Chargen Marmelade her, immer nur kleinere Mengen, maximal aus fünf Kilo frischen Früchten. Für die Himbeermarmelade eignen sich auch tiefgefrorene Himbeeren, die vollreif geerntet und sofort schockgefroren werden. So bleiben der volle Geschmack und die

2 Teile Marillen, 1 Teil Zucker, ein

wertvollen Inhaltsstoffe erhalten.

wenig Zitronensaft und sonst nix. Die Früchte mitsamt Kristallzucker, Gelierzucker und Zitronensaft langsam erhitzen und unter ständigem Rühren ca. 20 Minuten einkochen. Tipp: Vorher die Marillen auf ihre Süße hin verkosten und Zuckermenge daran anpassen. Mittels Finderdruck wird geprüft, ob sie schön weich sind.

Der Pürierstab sorgt für eine cremige Konsistenz. Übrigens: Rebekka aus dem oberösterreichischen Steyr hat der berufliche Ehrgeiz nach Ischgl geführt. Die leidenschaftliche Konditorin ist im 3. Lehrjahr bei KURZ und vertritt ihren Lehrbetrieb heuer beim Bundes-Lehrlingswettbewerb in Villach/Kärnten.

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Süße Früchtchen


Das Magazin zur Bäckerei

Die Gelierprobe ist Ehrensache im Konditor-Handwerk. Ein wenig Marmelade auf einen Teller geben, abkühlen lassen und schauen, ob sie nicht zu flüssig oder zu fest ist. In diesem Falle: Passt perfekt und schmeckt auch so!

Gelierzucker mit dem natürlichen Geliermittel Apfelpektin dazu und nochmal unter Rühren aufkochen. Sie sehen schon: Das große Geheimnis für gute Marmelade lautet: Es gibt keins. Einfach. Nur. Natur.

Heiß in die Gläser füllen, Deckel drauf und auf den Kopf stellen: Durch die Hitze bei der Abfüllung entsteht ein Vakuum im Glas, das für eine natürliche Konservierung sorgt.

Die handgemachte Marillen- und Himbeermarmelade gibt's bei KURZ im Glas zu 150 oder 220ml. Und außerdem zum guten Frühstück im Cafè in Ischgl und in der Filiale Galtür.

Etiketten drauf und fertig!

Süße Früchtchen

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DIE NÄCHSTE EISZEIT STEHT KURZ BEVOR Zu einem Konditor gehört auch Konditoreis. Deshalb gibt’s jetzt auf vielfachen Kundenwunsch ganz neu bei KURZ zehn feine Creme- und Wassereissorten sowie Eisbecher aus eigener Erzeugung. Il Gelatiere Giovanni Breve – alias Hannes Kurz – zeigt uns, wie Eismachen geht. Vor allem: wie köstlich es schmeckt …

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Die nächste Eiszeit steht kurz bevor


Das Magazin zur Bäckerei

Die nächste Eiszeit steht kurz bevor

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A

m Beginn steht das Rezept: Das Wissen zur Eisherstellung hat Hannes Kurz – wer hat’s erfunden? – natürlich aus Italien

geholt. Wenn schon, dann richtig. Die Zutatenliste ist unspektakulär: Frische Milch, Sahne, Zucker und Eispulver aus Bella italia fürs Cremeeis bzw. Wasser, Früchte, Zucker und Eispulver fürs Wassereis. So weit, so einfach, aber das Gewusst-wie ist eine eigene Wissenschaft. „Die wichtigste Regel während des ganzen Herstellungsprozesses lautet: Sauberkeit und Hygiene!“, betont Hannes. Und gibt damit am Beispiel des köstlich-cremigen Vanilleeises das Stichwort für den ersten Schritt: das Pasteurisieren. Erst heiß, dann kalt. Wenn die Eismacher dieser Welt „Carpigiani“ hören oder lesen, lächeln sie verzückt. Der Name des führenden italienischen Herstellers professioneller Eismaschinen ziert auch die Geräte im eigens eingerichteten Eisraum der Konditorei KURZ. Und in eine dieser schönen Edelstahl-Kisten – den Pasteur – schüttet Hannes Kurz gerade die frische Milch und die Sahne, woraus zusammen mit dem spä-

In der Eismaschine - dem Freezer - wird das Eis durchgespachtelt.

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Die nächste Eiszeit steht kurz bevor


Das Magazin zur Bäckerei

» Die wichtigste Regel während des ganzen Herstellungsprozesses lautet: Sauberkeit und Hygiene! «

ter hinzugefügten Zucker die Milcheis-Grundmasse

La bella macchina. Die Grundmasse übersiedelt

entsteht. Das weiße Gold wird zuerst langsam auf 85°

zusammen mit der Vanille und dem Eispulver für eine

C erhitzt, um etwaige Keime abzutöten – pasteurisiert

noch softere, cremigere Konsistenz zur Nachbarin, der

eben. Dann geht’s wieder abwärts mit der Temperatur

eigentlichen Eismaschine, im Fachsprech sinniger-

bis auf chillige 4° C. Eine gute halbe Stunde dauert

weise als „Freezer“ bezeichnet. Das Ganze wird dort

das. Normalerweise wird die Grundmasse bereits am

ordentlich durchgespachtelt und das Ergebnis vom

Vortag hergestellt, weil sie dann noch besser quellen

Herrn Eismacher mit flinker Hand in jene Behälter

kann und cremiger wird. Inzwischen richtet Hannes

gefüllt, die uns dann an der Eistheke mit ihrem süßen

Kurz die weiteren Zutaten her, im Falle des Klassikers

Inhalt verführen. Ab in den Kühlschrank, fertig! Das

Vanilleeis nimmt er eine spezielle Vanille aus Frank-

Spiel wiederholt sich – jeweils nach einem kompletten

reich. „Diese hoch konzentrierte, natürliche Paste ohne

Reinigungsvorgang der Maschine – für die Sorten

jegliche Zusatzstoffe gibt dem Eis eine nicht ganz so

Schokolade (hmmm!, mit Konditor-Kuvertüre),

gelbe Farbe, dafür einen besonders feinen Vanillege-

Haselnuss, Raffaello (mit Kokos) und Pistazie. Zur

schmack.“ Da hat er recht, wie wir später schmecken.

marmorierten Eissorte Stracciatella schwärmt uns Hannes vor: „Die verwendete Kuvertüre hat einen späteren Schmelzpunkt als die Eismasse. Da sind die Schokostückchen dann noch knackig im Mund.“

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Erntefrische Erdbeeren - das Geheimnis des guten Geschmacks im Erdbeereis.

» Ich verwende nur erntefrische Erdbeeren. Da schmeckst du einen gewaltigen Unterschied! «

Frische Früchte, ganz cool! Jetzt zum Wassereis:

Grüner Apfel (herrlich erfrischend) und Mango

„Für unser Erdbeereis nehme ich ausschließlich

(ebenso) sowie Joghurt-Himbeere verwendet il

erntefrische Erdbeeren. Da schmeckst du einen

maestro natürliches Fruchtmark, frei von allen

gewaltigen Unterschied gegenüber tiefgefrorenen

Zusatzstoffen. Apropos Joghurt: Ob mit oder

Erdbeeren oder künstlichem Erdbeermark“, freut

ohne Himbeeren – diese Sorte ist der absolute

sich Giovanni und schneidet die tiefroten Beeren

Geheimtipp. Frisches Joghurt gibt dem Eis

klein, nachdem er sie kurz kalt abgewaschen

einen Geschmack…

hat – kalt zwecks Vitaminerhalt. Eine lässt

Da kniest du nieder.

er sich genüsslich munden, denn: „Ich muss kosten, wie süß sie sind und die Zugabe des Zuckers daran anpassen.“ Für die richtige Mischung braucht’s eben eine feine Zunge und Fingerspitzengefühl. Für die weiteren Sorten

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Die nächste Eiszeit steht kurz bevor

Mille grazie, Giovanni!


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BAUERNWEISSHEIT „Guat. Sehr guat. Innen saftig, außen resch.“ Otto Jehle ist glücklich. Er legt Butter und Paznauner Graukas auf das Bauernweiß vor ihm, beißt genüsslich ab. Genau so mag er eine Jause auf seinem Brandhof. Am liebsten in netter Gesellschaft und geistreicher Begleitung eines Selberbrennten. Zum Wohle!

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Bauernweissheit


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Bauernweissheit

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Otto Jehle mit seinem Bäck' Hannes Kurz.

» Viel håt sich verändert rundherum, åbr ’s Baureweiß isch gottseidånk gleich blieba. « Otto Jehle, Baujahr 1933

D

er Brandhof-Bauer rührt so gut wie nie ein anderes Brot als das Bauernweiß an und ist überzeugt: „Deswegen

bin i o so ålt g’woara.“ Die Beständigkeit als Lebensweise und -weisheit hat er sich in bisher 84 Jahren redlich erworben. Seiner Frau Trudi, Haus, Hof, der Musikkapelle Ischgl, dem Land Tirol – Otto hält stets die Treue. Denn: „Warum ändern, wås guat ischt?“ Vom »Dampfl« bis zum Ofen. Da denkt er wie die Ischgler Bäckersfamilie Kurz. Das Bauernweiß ist das traditionsreichste Produkt im Sortiment. Schon Firmengründer Josef Kurz hat vor weit mehr als 100 Jahren diese typischen Wecken aus dem Ofen geholt. Das alte Paznauner Rezept für das reine Weißbrot mit der rustikalen Kruste ist damals wie heute das gleiche: Man nehme Weizenmehl, Wasser, Hefe, Salz und vor allem: Zeit. Denn schon das „Dampfl“, ein weicher

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Bauernweissheit


Das Magazin zur Bäckerei

Vorteig, braucht erstmal Ruhe zum Reifen – so

zengefühl ausgleichen.“ So wie der Bauer in der

um die zwölf Stunden. Gemeinsam mit den rest-

Landwirtschaft, wenn er sich von der Aussaat bis

lichen Zutaten darf der Teig im Kessel dann zwei

zur Ernte nach dem Wetter richten muss. Nur so

Stunden rasten, mindestens. Kesselgare heißt

entsteht regionale Qualität, welche die gesamte

das. Dann auswiegen, portionieren, formen und

DNA ihrer Herkunft in sich trägt.

eine weitere Stunde ruhen lassen (im Bäckersprech: Stückgare). Und endlich: lang und kräftig

Weil´s gleich isch. Das Bauernweiß zelebriert

backen, wiederum eine ganze Stunde lang.

also Brotbackkunst in Vollendung. Ebenso seine kleine, resche fesche Schwester, die

Saftige Krume, rustikale Kruste. So viel

Bauernsemmel. Die mag der Jehle Otto auch, als

Zuwendung formt den Charakter: Die Krume ist

Abwechslung. Und weil der Besuch zur Brotzeit

saftig, die Kruste dank Mehlbelag dicht, dunkel

heute so sehr nett war, spielt er zum Abschluss

und knackig. Vor allem aber: Es ist nicht immer

einen auf. 63 Jahre bei der „Musi“, davon 24

gleich, denn im Handwerk gibt’s halt natürliche

als Kapellmeister: Am Flügelhorn macht ihm

Schwankungen und Umwelteinflüsse. Josefs

keiner was vor. Ebenso wenig beim Brot, wie er

Urenkel Hannes Kurz weiß: „Wenn’s im Winter

Hannes Kurz versichert: „I bin 1933 auf ’d Welt

draußen saukalt ist, hat’s auch in der Backstube

kema. I hån schua dein’ Groaßvåter kennt, kenn

ein bis zwei Grad weniger. Die können bei der

dein’ Våter und kenn di. Viel håt sich verändert

Teigruhe Welten ausmachen. Der Bäckermeister

rundherum, åbr ’s Baureweiß isch gottseidånk

muss das mit seiner Erfahrung und Fingerspit-

gleich blieba.“

Bauernweissheit

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Bauernweissheit


Das Magazin zur Bäckerei

HOLZWURM AUF ERFOLGSKURS Tischler, Rennfahrer, Hausmeister, Fahrlehrer, Dorfpolizist und in der Freizeit Holzwurm: Warum der Steirerman Willibald „Willi“ Fröis nach bewegten Jahrzehnten in Ischgl sesshaft geworden ist und bei KURZ als Mann für Alles seinen idealen Brot-Beruf gefunden hat.

E

s ist eine dieser Lebensgeschichten, die

Pole Position. An den Start: Das 1957er-Baujahr

irgendwann mal starten und dann in

Willi aus dem steirischen Ennstal nahe Stift Ad-

einem langen Rennen nebst schnellen

mont absolviert Anfang/Mitte der 1970er neben

Geraden auch viele, sehr viele Kurven nehmen.

einer soliden Tischlerlehre auch die Rennfah-

Manche weit, manche eng, manche flach, man-

rer-Schule – ja, so etwas gab es auch hierzulande

che verdammt steil. Und irgendwann zeichnet

mal – im gut eine Stunde von seinem Heimatort

sich so etwas wie ein Ende ab – wenn zum

entfernten Zeltweg. Der dortige Österreichring

Beispiel Amor die Zielflagge schwenkt. Oder ein

wird für den jungen Spund und seine Kollegen

vielversprechender Job, der das umtriebige Natu-

zur asphaltierten Spielwiese. Die kurze Karriere

rell auf Safety-Modus bremst. Oder – wie im Fall

beginnt mit Go-Carts und endet zum Glück

Willi – beides und zudem unter dem Dach eines

ohne gröbere Ausritte Richtung Beton oder

einzigen „Rennstalls“. Denn: Willi Fröis hat

Botanik mit der Formel Ford, immerhin der

seine große Liebe – Martina aus Kappl – als Be-

Einstiegsklasse des Formel-Rennsports. „Auch

dienung im Café der Bäckerei-Konditorei Kurz

heute noch sind Autorennen eine große Leiden-

getroffen. Seit 2013 arbeitet auch er im Ischgler

schaft, halt mehr passiv jetzt“, schmunzelt der

Traditionsunternehmen als Alleskönner in der

stille Mann mit Schalk im Nacken.

Waren-Kommissionierung und im Expedit.

Holzwurm auf Erfolgskurs

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KURZ Geschichten

Willi prüft, ob das Weißbrot schon durchgetrocknet ist.

Boxenstopps. Bis 1987 verdient er sich sein

Kappl. 2011 wechselt er dann die Seiten: vom

Leben als Tischler und tingelt als solcher bereits

ehemaligen Rennfahrer und Fahrlehrer zur

durch ganz Österreich. Zum Dreißiger wird es Zeit für Veränderung: „Ich habe meinen erlernten Beruf sprichwörtlich an den

Straßenaufsicht. Zwei Jahre lang unterstützt er als Ischgler Dorfpolizist die Exekutive in allen Belangen. Seine ihm eigene Gutmütigkeit

Nagel gehängt, wollte etwas anderes

auch bei der Arbeit schont der Legende nach

tun”. Nachdem er den einen Hobel

so manchen Zeitgenossen, dem mal die Pferde

hingelegt hat, steigt er in einen anderen

durchgehen, vor allzu arger Strafe.

ein: Er lässt sich zum Fahrlehrer ausbilden

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Holzwurm auf Erfolgskurs

– die automobilen Gene schlagen wieder durch,

Zieleinlauf: Das berufliche Rennen nähert sich

wenn auch sehr viel solider und mit weit weniger

seinem Ende: Willi nutzt die Chance und steigt

Gas als in den wilden jungen Jahren. Von nun

2013 bei KURZ ein – endlich ein sicherer Ganz-

an führt er das klassische Doppelleben: „Im

jahresjob in einem, wie er sagt, „super

Sommer jobbte ich als Fahrlehrer, im Winter als

feinen Team“. Er „schupft“, also

Hausmeister in diversen Hotels und Betrieben

betreut umfassend, die gesamte

in den großen Tourismus-Hochburgen in ganz

Kommissionierung, Verpackung

Österreich.“ Und weil Tirol die schönsten derer

und alle Tätigkeiten im Expedit. In

hat, kommt Willi auch nach Ischgl. In diesem

dieser Pufferzone zwischen Backstube

Fall, um zu bleiben, Stichwort Martina aus

und Vertrieb steht Willi in Spitzenzeiten von


Das Magazin zur Bäckerei

Die Brotkisten kommen regelmäßig in eine eigene Waschmaschine sehr großen Zuschnitts.

6 Uhr früh bis 15 Uhr seinen Mann. Als Erstes

im Ofen, daraus machen wir dunkle Brösel.“

bringt er die Semmeln ins Café, dann reinigt

Auch süßes Feingebäck wird einem besonderen

er ca. 500-600 Backbleche in einer eigenen

Recycling zugeführt: „Das bekommen bei uns

Waschmaschine. Auch die Brotkisten, mit

die Bauern im Tal als Nahrungsergänzung für

denen die Fahrer von der Auslieferung zurück-

ihre Tiere, vor allem Schweine und Ziegen.“

kehren, wäscht er regelmäßig mit maschineller

Alles andere als diese natürliche Bio-Verwertung

Unterstützung – in der Hochsaison bis zu drei

würde den Kurz’schen und auch Willis Grund-

Stunden lang. Als Fahrer ist er sowieso immer

sätzen widersprechen.

einsetzbar, eh klar. Nach dem Rennen. Jetzt kommt der Teil mit Das täglich Brot. Im Expedit werden zahlreiche

dem Holzwurm: Einmal Tischler, immer

frisch gebackene Brotsorten wie Schwarz- oder

Tischler, denn nach der Arbeit taucht Willi jeden

Vollkornbrot von Willi fein säuberlich geschnit-

Tag ab in seine Werkstatt zu Hause, um das Holz

ten und verpackt. Die Sortierung des Altbrotes

„ein bissel zu riechen und zu spüren“. Er fertigt

aus den Retouren ist eine nachhaltige Wissen-

mit fachmännischer Hand u. a. Futterhäuschen

schaft für sich. Er erklärt: „Weißbrot wird in

und Kinderspielzeug, mit Vorliebe schnelle

Säcken in einem eigenen Raum getrocknet und

Autos. Er ist auf seine Art sesshaft geworden.

zu Semmelbröseln und Knödelbrot verarbeitet.

Und wenn es nach ihm geht, soll das auch so

Dunkle Brote schneide ich auf und trockne sie

bleiben. Immerhin ist man knapp sechzig.

» Bei KURZ habe ich endlich einen sicheren Ganzjahresjob in einem super feinen Team gefunden. «

Holzwurm auf Erfolgskurs

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Holzwurm auf Erfolgskurs Neu & Ur-Gut: 100% Dinkelkrustenbrot


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NEU & UR-GUT: 100% DINKELKRUSTENBROT » Dinkel ist das hochwertigste Getreide, gelinder (besser verträglich) als alle anderen Körner, wirkt wärmend und fettend. Es verschafft dem, der es isst, ein rechtes Fleisch und bereitet ihm gutes Blut. Die Seele des Menschen macht er froh, gibt ein aufgelockertes Gemüt und die Gabe des Frohsinns. Dinkel ist mit einem Wort gut und leicht verdaulich. « So in etwa beschrieb Hildegard von Bingen

Sonst nix! Bereits am Tag zuvor

das Urgetreide Dinkel, den zentralen

kocht Backstubenleiter Mario dafür

Bestandteil ihrer Ernährungslehre. Die

ein Dinkel-Kochstück – ein Dinkel-

Gute musste es ja wissen, lebte sie doch zu

mehl-Wassergemisch – auf. Die Stärke

den – wie man heute sagt – Heydays des

im Mehl verkleistert im heißen Wasser

Dinkelanbaus in Mitteleuropa, wie auch

und bindet damit viel mehr Flüssigkeit,

in Tirol. Das war im Mittelalter, so um das

was das Brot so außerordentlich saftig

11./12. Jahrhundert. Und schon damals

macht. Das Kochstück mischt er mit

blickte der Dinkelanbau auf eine zirka

den restlichen Zutaten und lässt den

6.000-jährige Geschichte zurück. Dinkel

Teig bis zum folgenden Tag rasten.

also als unangefochtenen Oldie unter den

Dann geht's ab in den heißen Ofen.

Getreidearten zu bezeichnen, ist noch untertrieben. Weil der Dinkel aber ein

Heraus kommt ein bekömmlicher 500

eigenwilliges Korn ist, dessen Ernteerträge

Gramm-Laib mit saftiger Krume und

halt geringer sind als die des Weizens, trat

ausgeprägter Kruste. Weit weniger

der Anbau ab dem 20. Jahrhundert in den

Gluten und hochwertiges Eiweiß

Hintergrund. Erst in den letzten Jahren hat

machen das neue Dinkelkrustenbrot äu-

der ökologische Bio-Landbau Dinkel als

ßerst bekömmlich auch für Allergiker,

robustes, hochwertiges, schmackhaftes und

reichlich Mineralstoffe und Vitamine

vielseitiges Urgetreide wiederentdeckt. Seit-

erfreuen Körper und Geist. Spezielle

dem erlebt er – endlich – eine Renaissance.

Aminosäuren in besonders hoher Konzentration fördern die Bildung von

In der Backstube von KURZ in Ischgl ent-

glücklich machenden Gehirnbotenstof-

steht in liebevoller Handarbeit und mit der

fen wie zum Beispiel Serotonin.

nötigen Zeit das ganz neue weiße Dinkelkrustenbrot aus 100% hellem Dinkelmehl,

Danke, Hildegard, du hattest schon

Dinkelmalzmehl, Salz, Hefe und Wasser.

immer recht!

Neu & Ur-Gut: 100% Dinkelkrustenbrot

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BÄCKEREI KONDITOREI KURZ GMBH A-6561 Ischgl · Dorfstraße 53 Tel.: +43 5444 5211 · Fax: +43 5444 5504 office@baeckerei-kurz.at · www.baeckerei-kurz.at

Medieninhaber, Herausgeber & für den Inhalt verantwortlich: Bäckerei Konditorei Kurz, Ischgl Texte: Polak Mediaservice, Imst

Gestaltung, Illustration & Fotografie: West Werbeagentur GmbH, Imst


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