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KURZ GESCHICHTEN Das Magazin zur Bäckerei . Ausgabe Nr. 02 . 2017
KURZ Geschichten
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Das Magazin zur Bäckerei
KURZ GESAGT Ein Wort vorweg von Hannes Kurz
» Beim heimischen Bäck’ können sich die Menschen darauf verlassen, dass ihr täglich’ Brot ein ehrliches Stück Leben ist. «
Schritte setzen. Wir haben in den letzten
Begeisterung schaffen. Eine so weitreichende
Monaten die Produktionsprozesse in un-
Umstellung bedarf eines Teams, das diese Werte
serer Backstube nachhaltig umgestellt. Ab
hundertprozentig lebt und mitträgt. Unser
sofort verwenden wir keinerlei vorgefertigte
junger Backstubenleiter Mario, der das alles ja
Backmischungen mehr, sondern kaufen nur
schließlich verantworten und umsetzen muss,
mehr die natürlichen Rohstoffe aus Tirol und
hat während der letzten Monate viele zusätzliche
Österreich zu. Alles andere machen wir selbst.
Stunden und viel, viel Engagement investiert.
Das ist einmalig in unserer Gegend. Nun haben
Sämtliche Abläufe mussten überdacht und neu
Backmischungen per se durchaus ihre jeweilige
organisiert werden. In Summe haben er und
Berechtigung. Aber wir gehen bereits jetzt
das Backstubenteam jetzt ca. 30 Prozent mehr
diesen entscheidenden Schritt weiter: Wir wollen
Zeit- und Arbeitsaufwand als früher. Aber die
natürliche und unverwechselbare Produkte her-
Rückbesinnung auf die Ursprünge ihres Hand-
stellen, wie es sie nur beim heimischen Bäcker
werks „taugt ihnen voll“, wie wir in Tirol sagen!
gibt. Diese Natürlichkeit und Regionalität gelten uns als Leitmotive für unser gesamtes Denken
Weiter denken. Wir lassen uns Zeit und Mehr-
und Handeln. Handeln durchaus im doppelten
aufwand etwas kosten. Weil sich die Reduktion
Sinne – im täglichen Tun und im Handeln mit
auf das Wesentliche, auf wahre Werte lohnt. Für
einem der wichtigsten Lebensmittel an unserem
uns alle. Die Frage nach den Zutaten und deren
Lebensmittelpunkt: hier im Paznauntal.
Herkunft wird künftig noch viel öfter als bisher gestellt werden. Beim heimischen Bäck’ können
Zeit nehmen. Lassen Sie mich ein wenig in der
sich die Menschen darauf verlassen, dass ihr
Bäckersprache aus der Backstube plaudern:
täglich’ Brot ein ehrliches Stück Leben ist.
Wir führen all unsere Teige seit jeher selbst und verwenden dafür jetzt ausschließlich Koch-, Quell- und Brühstücke. Unsere Natursauerteige und Teiglinge brauchen mehr denn je viel Zeit und Ruhe zum Reifen. Das macht die Produktion aufwändiger, es braucht viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Aber diesen „Luxus“ gönnen wir uns, unseren Produkten und Ihnen gerne und mit Überzeugung.
Kurz gesagt
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SÜSSE FRÜCHTCHEN Hätte Österreich nicht eine Ausnahmeregelung, müssten wir sie EU-konform „Aprikosenkonfitüre“ nennen. Weil wir aber im Tiroler Ischgl bei KURZ sind, kocht uns Konditorin-Lehrling Rebekka heute mit ihrer traditionellen Marillenmarmelade ein. So wie Oma. Hausgemacht. Mit ganz viel Liebe und ganz ohne alles, was nicht reingehört.
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Süße Früchtchen Kurz gesagt
Das Magazin zur Bäckerei
Süße Früchtchen
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G’scheite Qualität: Rebekka verwendet nur frische, reife Marillen aus der Region. Sie werden von Hand geteilt, entkernt und in Stücke geschnitten. KURZ stellt nie große Chargen Marmelade her, immer nur kleinere Mengen, maximal aus fünf Kilo frischen Früchten. Für die Himbeermarmelade eignen sich auch tiefgefrorene Himbeeren, die vollreif geerntet und sofort schockgefroren werden. So bleiben der volle Geschmack und die
2 Teile Marillen, 1 Teil Zucker, ein
wertvollen Inhaltsstoffe erhalten.
wenig Zitronensaft und sonst nix. Die Früchte mitsamt Kristallzucker, Gelierzucker und Zitronensaft langsam erhitzen und unter ständigem Rühren ca. 20 Minuten einkochen. Tipp: Vorher die Marillen auf ihre Süße hin verkosten und Zuckermenge daran anpassen. Mittels Finderdruck wird geprüft, ob sie schön weich sind.
Der Pürierstab sorgt für eine cremige Konsistenz. Übrigens: Rebekka aus dem oberösterreichischen Steyr hat der berufliche Ehrgeiz nach Ischgl geführt. Die leidenschaftliche Konditorin ist im 3. Lehrjahr bei KURZ und vertritt ihren Lehrbetrieb heuer beim Bundes-Lehrlingswettbewerb in Villach/Kärnten.
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Süße Früchtchen
Das Magazin zur Bäckerei
Die Gelierprobe ist Ehrensache im Konditor-Handwerk. Ein wenig Marmelade auf einen Teller geben, abkühlen lassen und schauen, ob sie nicht zu flüssig oder zu fest ist. In diesem Falle: Passt perfekt und schmeckt auch so!
Gelierzucker mit dem natürlichen Geliermittel Apfelpektin dazu und nochmal unter Rühren aufkochen. Sie sehen schon: Das große Geheimnis für gute Marmelade lautet: Es gibt keins. Einfach. Nur. Natur.
Heiß in die Gläser füllen, Deckel drauf und auf den Kopf stellen: Durch die Hitze bei der Abfüllung entsteht ein Vakuum im Glas, das für eine natürliche Konservierung sorgt.
Die handgemachte Marillen- und Himbeermarmelade gibt's bei KURZ im Glas zu 150 oder 220ml. Und außerdem zum guten Frühstück im Cafè in Ischgl und in der Filiale Galtür.
Etiketten drauf und fertig!
Süße Früchtchen
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DIE NÄCHSTE EISZEIT STEHT KURZ BEVOR Zu einem Konditor gehört auch Konditoreis. Deshalb gibt’s jetzt auf vielfachen Kundenwunsch ganz neu bei KURZ zehn feine Creme- und Wassereissorten sowie Eisbecher aus eigener Erzeugung. Il Gelatiere Giovanni Breve – alias Hannes Kurz – zeigt uns, wie Eismachen geht. Vor allem: wie köstlich es schmeckt …
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Die nächste Eiszeit steht kurz bevor
Das Magazin zur Bäckerei
Die nächste Eiszeit steht kurz bevor
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A
m Beginn steht das Rezept: Das Wissen zur Eisherstellung hat Hannes Kurz – wer hat’s erfunden? – natürlich aus Italien
geholt. Wenn schon, dann richtig. Die Zutatenliste ist unspektakulär: Frische Milch, Sahne, Zucker und Eispulver aus Bella italia fürs Cremeeis bzw. Wasser, Früchte, Zucker und Eispulver fürs Wassereis. So weit, so einfach, aber das Gewusst-wie ist eine eigene Wissenschaft. „Die wichtigste Regel während des ganzen Herstellungsprozesses lautet: Sauberkeit und Hygiene!“, betont Hannes. Und gibt damit am Beispiel des köstlich-cremigen Vanilleeises das Stichwort für den ersten Schritt: das Pasteurisieren. Erst heiß, dann kalt. Wenn die Eismacher dieser Welt „Carpigiani“ hören oder lesen, lächeln sie verzückt. Der Name des führenden italienischen Herstellers professioneller Eismaschinen ziert auch die Geräte im eigens eingerichteten Eisraum der Konditorei KURZ. Und in eine dieser schönen Edelstahl-Kisten – den Pasteur – schüttet Hannes Kurz gerade die frische Milch und die Sahne, woraus zusammen mit dem spä-
In der Eismaschine - dem Freezer - wird das Eis durchgespachtelt.
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Die nächste Eiszeit steht kurz bevor
Das Magazin zur Bäckerei
» Die wichtigste Regel während des ganzen Herstellungsprozesses lautet: Sauberkeit und Hygiene! «
ter hinzugefügten Zucker die Milcheis-Grundmasse
La bella macchina. Die Grundmasse übersiedelt
entsteht. Das weiße Gold wird zuerst langsam auf 85°
zusammen mit der Vanille und dem Eispulver für eine
C erhitzt, um etwaige Keime abzutöten – pasteurisiert
noch softere, cremigere Konsistenz zur Nachbarin, der
eben. Dann geht’s wieder abwärts mit der Temperatur
eigentlichen Eismaschine, im Fachsprech sinniger-
bis auf chillige 4° C. Eine gute halbe Stunde dauert
weise als „Freezer“ bezeichnet. Das Ganze wird dort
das. Normalerweise wird die Grundmasse bereits am
ordentlich durchgespachtelt und das Ergebnis vom
Vortag hergestellt, weil sie dann noch besser quellen
Herrn Eismacher mit flinker Hand in jene Behälter
kann und cremiger wird. Inzwischen richtet Hannes
gefüllt, die uns dann an der Eistheke mit ihrem süßen
Kurz die weiteren Zutaten her, im Falle des Klassikers
Inhalt verführen. Ab in den Kühlschrank, fertig! Das
Vanilleeis nimmt er eine spezielle Vanille aus Frank-
Spiel wiederholt sich – jeweils nach einem kompletten
reich. „Diese hoch konzentrierte, natürliche Paste ohne
Reinigungsvorgang der Maschine – für die Sorten
jegliche Zusatzstoffe gibt dem Eis eine nicht ganz so
Schokolade (hmmm!, mit Konditor-Kuvertüre),
gelbe Farbe, dafür einen besonders feinen Vanillege-
Haselnuss, Raffaello (mit Kokos) und Pistazie. Zur
schmack.“ Da hat er recht, wie wir später schmecken.
marmorierten Eissorte Stracciatella schwärmt uns Hannes vor: „Die verwendete Kuvertüre hat einen späteren Schmelzpunkt als die Eismasse. Da sind die Schokostückchen dann noch knackig im Mund.“
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Erntefrische Erdbeeren - das Geheimnis des guten Geschmacks im Erdbeereis.
» Ich verwende nur erntefrische Erdbeeren. Da schmeckst du einen gewaltigen Unterschied! «
Frische Früchte, ganz cool! Jetzt zum Wassereis:
Grüner Apfel (herrlich erfrischend) und Mango
„Für unser Erdbeereis nehme ich ausschließlich
(ebenso) sowie Joghurt-Himbeere verwendet il
erntefrische Erdbeeren. Da schmeckst du einen
maestro natürliches Fruchtmark, frei von allen
gewaltigen Unterschied gegenüber tiefgefrorenen
Zusatzstoffen. Apropos Joghurt: Ob mit oder
Erdbeeren oder künstlichem Erdbeermark“, freut
ohne Himbeeren – diese Sorte ist der absolute
sich Giovanni und schneidet die tiefroten Beeren
Geheimtipp. Frisches Joghurt gibt dem Eis
klein, nachdem er sie kurz kalt abgewaschen
einen Geschmack…
hat – kalt zwecks Vitaminerhalt. Eine lässt
Da kniest du nieder.
er sich genüsslich munden, denn: „Ich muss kosten, wie süß sie sind und die Zugabe des Zuckers daran anpassen.“ Für die richtige Mischung braucht’s eben eine feine Zunge und Fingerspitzengefühl. Für die weiteren Sorten
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Die nächste Eiszeit steht kurz bevor
Mille grazie, Giovanni!
Das Magazin zur Bäckerei
Die nächste Eiszeit steht kurz bevor
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BAUERNWEISSHEIT „Guat. Sehr guat. Innen saftig, außen resch.“ Otto Jehle ist glücklich. Er legt Butter und Paznauner Graukas auf das Bauernweiß vor ihm, beißt genüsslich ab. Genau so mag er eine Jause auf seinem Brandhof. Am liebsten in netter Gesellschaft und geistreicher Begleitung eines Selberbrennten. Zum Wohle!
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Bauernweissheit
Das Magazin zur Bäckerei
Bauernweissheit
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Otto Jehle mit seinem Bäck' Hannes Kurz.
» Viel håt sich verändert rundherum, åbr ’s Baureweiß isch gottseidånk gleich blieba. « Otto Jehle, Baujahr 1933
D
er Brandhof-Bauer rührt so gut wie nie ein anderes Brot als das Bauernweiß an und ist überzeugt: „Deswegen
bin i o so ålt g’woara.“ Die Beständigkeit als Lebensweise und -weisheit hat er sich in bisher 84 Jahren redlich erworben. Seiner Frau Trudi, Haus, Hof, der Musikkapelle Ischgl, dem Land Tirol – Otto hält stets die Treue. Denn: „Warum ändern, wås guat ischt?“ Vom »Dampfl« bis zum Ofen. Da denkt er wie die Ischgler Bäckersfamilie Kurz. Das Bauernweiß ist das traditionsreichste Produkt im Sortiment. Schon Firmengründer Josef Kurz hat vor weit mehr als 100 Jahren diese typischen Wecken aus dem Ofen geholt. Das alte Paznauner Rezept für das reine Weißbrot mit der rustikalen Kruste ist damals wie heute das gleiche: Man nehme Weizenmehl, Wasser, Hefe, Salz und vor allem: Zeit. Denn schon das „Dampfl“, ein weicher
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Bauernweissheit
Das Magazin zur Bäckerei
Vorteig, braucht erstmal Ruhe zum Reifen – so
zengefühl ausgleichen.“ So wie der Bauer in der
um die zwölf Stunden. Gemeinsam mit den rest-
Landwirtschaft, wenn er sich von der Aussaat bis
lichen Zutaten darf der Teig im Kessel dann zwei
zur Ernte nach dem Wetter richten muss. Nur so
Stunden rasten, mindestens. Kesselgare heißt
entsteht regionale Qualität, welche die gesamte
das. Dann auswiegen, portionieren, formen und
DNA ihrer Herkunft in sich trägt.
eine weitere Stunde ruhen lassen (im Bäckersprech: Stückgare). Und endlich: lang und kräftig
Weil´s gleich isch. Das Bauernweiß zelebriert
backen, wiederum eine ganze Stunde lang.
also Brotbackkunst in Vollendung. Ebenso seine kleine, resche fesche Schwester, die
Saftige Krume, rustikale Kruste. So viel
Bauernsemmel. Die mag der Jehle Otto auch, als
Zuwendung formt den Charakter: Die Krume ist
Abwechslung. Und weil der Besuch zur Brotzeit
saftig, die Kruste dank Mehlbelag dicht, dunkel
heute so sehr nett war, spielt er zum Abschluss
und knackig. Vor allem aber: Es ist nicht immer
einen auf. 63 Jahre bei der „Musi“, davon 24
gleich, denn im Handwerk gibt’s halt natürliche
als Kapellmeister: Am Flügelhorn macht ihm
Schwankungen und Umwelteinflüsse. Josefs
keiner was vor. Ebenso wenig beim Brot, wie er
Urenkel Hannes Kurz weiß: „Wenn’s im Winter
Hannes Kurz versichert: „I bin 1933 auf ’d Welt
draußen saukalt ist, hat’s auch in der Backstube
kema. I hån schua dein’ Groaßvåter kennt, kenn
ein bis zwei Grad weniger. Die können bei der
dein’ Våter und kenn di. Viel håt sich verändert
Teigruhe Welten ausmachen. Der Bäckermeister
rundherum, åbr ’s Baureweiß isch gottseidånk
muss das mit seiner Erfahrung und Fingerspit-
gleich blieba.“
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KURZ Geschichten
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Bauernweissheit
Das Magazin zur Bäckerei
HOLZWURM AUF ERFOLGSKURS Tischler, Rennfahrer, Hausmeister, Fahrlehrer, Dorfpolizist und in der Freizeit Holzwurm: Warum der Steirerman Willibald „Willi“ Fröis nach bewegten Jahrzehnten in Ischgl sesshaft geworden ist und bei KURZ als Mann für Alles seinen idealen Brot-Beruf gefunden hat.
E
s ist eine dieser Lebensgeschichten, die
Pole Position. An den Start: Das 1957er-Baujahr
irgendwann mal starten und dann in
Willi aus dem steirischen Ennstal nahe Stift Ad-
einem langen Rennen nebst schnellen
mont absolviert Anfang/Mitte der 1970er neben
Geraden auch viele, sehr viele Kurven nehmen.
einer soliden Tischlerlehre auch die Rennfah-
Manche weit, manche eng, manche flach, man-
rer-Schule – ja, so etwas gab es auch hierzulande
che verdammt steil. Und irgendwann zeichnet
mal – im gut eine Stunde von seinem Heimatort
sich so etwas wie ein Ende ab – wenn zum
entfernten Zeltweg. Der dortige Österreichring
Beispiel Amor die Zielflagge schwenkt. Oder ein
wird für den jungen Spund und seine Kollegen
vielversprechender Job, der das umtriebige Natu-
zur asphaltierten Spielwiese. Die kurze Karriere
rell auf Safety-Modus bremst. Oder – wie im Fall
beginnt mit Go-Carts und endet zum Glück
Willi – beides und zudem unter dem Dach eines
ohne gröbere Ausritte Richtung Beton oder
einzigen „Rennstalls“. Denn: Willi Fröis hat
Botanik mit der Formel Ford, immerhin der
seine große Liebe – Martina aus Kappl – als Be-
Einstiegsklasse des Formel-Rennsports. „Auch
dienung im Café der Bäckerei-Konditorei Kurz
heute noch sind Autorennen eine große Leiden-
getroffen. Seit 2013 arbeitet auch er im Ischgler
schaft, halt mehr passiv jetzt“, schmunzelt der
Traditionsunternehmen als Alleskönner in der
stille Mann mit Schalk im Nacken.
Waren-Kommissionierung und im Expedit.
Holzwurm auf Erfolgskurs
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KURZ Geschichten
Willi prüft, ob das Weißbrot schon durchgetrocknet ist.
Boxenstopps. Bis 1987 verdient er sich sein
Kappl. 2011 wechselt er dann die Seiten: vom
Leben als Tischler und tingelt als solcher bereits
ehemaligen Rennfahrer und Fahrlehrer zur
durch ganz Österreich. Zum Dreißiger wird es Zeit für Veränderung: „Ich habe meinen erlernten Beruf sprichwörtlich an den
Straßenaufsicht. Zwei Jahre lang unterstützt er als Ischgler Dorfpolizist die Exekutive in allen Belangen. Seine ihm eigene Gutmütigkeit
Nagel gehängt, wollte etwas anderes
auch bei der Arbeit schont der Legende nach
tun”. Nachdem er den einen Hobel
so manchen Zeitgenossen, dem mal die Pferde
hingelegt hat, steigt er in einen anderen
durchgehen, vor allzu arger Strafe.
ein: Er lässt sich zum Fahrlehrer ausbilden
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Holzwurm auf Erfolgskurs
– die automobilen Gene schlagen wieder durch,
Zieleinlauf: Das berufliche Rennen nähert sich
wenn auch sehr viel solider und mit weit weniger
seinem Ende: Willi nutzt die Chance und steigt
Gas als in den wilden jungen Jahren. Von nun
2013 bei KURZ ein – endlich ein sicherer Ganz-
an führt er das klassische Doppelleben: „Im
jahresjob in einem, wie er sagt, „super
Sommer jobbte ich als Fahrlehrer, im Winter als
feinen Team“. Er „schupft“, also
Hausmeister in diversen Hotels und Betrieben
betreut umfassend, die gesamte
in den großen Tourismus-Hochburgen in ganz
Kommissionierung, Verpackung
Österreich.“ Und weil Tirol die schönsten derer
und alle Tätigkeiten im Expedit. In
hat, kommt Willi auch nach Ischgl. In diesem
dieser Pufferzone zwischen Backstube
Fall, um zu bleiben, Stichwort Martina aus
und Vertrieb steht Willi in Spitzenzeiten von
Das Magazin zur Bäckerei
Die Brotkisten kommen regelmäßig in eine eigene Waschmaschine sehr großen Zuschnitts.
6 Uhr früh bis 15 Uhr seinen Mann. Als Erstes
im Ofen, daraus machen wir dunkle Brösel.“
bringt er die Semmeln ins Café, dann reinigt
Auch süßes Feingebäck wird einem besonderen
er ca. 500-600 Backbleche in einer eigenen
Recycling zugeführt: „Das bekommen bei uns
Waschmaschine. Auch die Brotkisten, mit
die Bauern im Tal als Nahrungsergänzung für
denen die Fahrer von der Auslieferung zurück-
ihre Tiere, vor allem Schweine und Ziegen.“
kehren, wäscht er regelmäßig mit maschineller
Alles andere als diese natürliche Bio-Verwertung
Unterstützung – in der Hochsaison bis zu drei
würde den Kurz’schen und auch Willis Grund-
Stunden lang. Als Fahrer ist er sowieso immer
sätzen widersprechen.
einsetzbar, eh klar. Nach dem Rennen. Jetzt kommt der Teil mit Das täglich Brot. Im Expedit werden zahlreiche
dem Holzwurm: Einmal Tischler, immer
frisch gebackene Brotsorten wie Schwarz- oder
Tischler, denn nach der Arbeit taucht Willi jeden
Vollkornbrot von Willi fein säuberlich geschnit-
Tag ab in seine Werkstatt zu Hause, um das Holz
ten und verpackt. Die Sortierung des Altbrotes
„ein bissel zu riechen und zu spüren“. Er fertigt
aus den Retouren ist eine nachhaltige Wissen-
mit fachmännischer Hand u. a. Futterhäuschen
schaft für sich. Er erklärt: „Weißbrot wird in
und Kinderspielzeug, mit Vorliebe schnelle
Säcken in einem eigenen Raum getrocknet und
Autos. Er ist auf seine Art sesshaft geworden.
zu Semmelbröseln und Knödelbrot verarbeitet.
Und wenn es nach ihm geht, soll das auch so
Dunkle Brote schneide ich auf und trockne sie
bleiben. Immerhin ist man knapp sechzig.
» Bei KURZ habe ich endlich einen sicheren Ganzjahresjob in einem super feinen Team gefunden. «
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Holzwurm auf Erfolgskurs Neu & Ur-Gut: 100% Dinkelkrustenbrot
Das Magazin zur Bäckerei
NEU & UR-GUT: 100% DINKELKRUSTENBROT » Dinkel ist das hochwertigste Getreide, gelinder (besser verträglich) als alle anderen Körner, wirkt wärmend und fettend. Es verschafft dem, der es isst, ein rechtes Fleisch und bereitet ihm gutes Blut. Die Seele des Menschen macht er froh, gibt ein aufgelockertes Gemüt und die Gabe des Frohsinns. Dinkel ist mit einem Wort gut und leicht verdaulich. « So in etwa beschrieb Hildegard von Bingen
Sonst nix! Bereits am Tag zuvor
das Urgetreide Dinkel, den zentralen
kocht Backstubenleiter Mario dafür
Bestandteil ihrer Ernährungslehre. Die
ein Dinkel-Kochstück – ein Dinkel-
Gute musste es ja wissen, lebte sie doch zu
mehl-Wassergemisch – auf. Die Stärke
den – wie man heute sagt – Heydays des
im Mehl verkleistert im heißen Wasser
Dinkelanbaus in Mitteleuropa, wie auch
und bindet damit viel mehr Flüssigkeit,
in Tirol. Das war im Mittelalter, so um das
was das Brot so außerordentlich saftig
11./12. Jahrhundert. Und schon damals
macht. Das Kochstück mischt er mit
blickte der Dinkelanbau auf eine zirka
den restlichen Zutaten und lässt den
6.000-jährige Geschichte zurück. Dinkel
Teig bis zum folgenden Tag rasten.
also als unangefochtenen Oldie unter den
Dann geht's ab in den heißen Ofen.
Getreidearten zu bezeichnen, ist noch untertrieben. Weil der Dinkel aber ein
Heraus kommt ein bekömmlicher 500
eigenwilliges Korn ist, dessen Ernteerträge
Gramm-Laib mit saftiger Krume und
halt geringer sind als die des Weizens, trat
ausgeprägter Kruste. Weit weniger
der Anbau ab dem 20. Jahrhundert in den
Gluten und hochwertiges Eiweiß
Hintergrund. Erst in den letzten Jahren hat
machen das neue Dinkelkrustenbrot äu-
der ökologische Bio-Landbau Dinkel als
ßerst bekömmlich auch für Allergiker,
robustes, hochwertiges, schmackhaftes und
reichlich Mineralstoffe und Vitamine
vielseitiges Urgetreide wiederentdeckt. Seit-
erfreuen Körper und Geist. Spezielle
dem erlebt er – endlich – eine Renaissance.
Aminosäuren in besonders hoher Konzentration fördern die Bildung von
In der Backstube von KURZ in Ischgl ent-
glücklich machenden Gehirnbotenstof-
steht in liebevoller Handarbeit und mit der
fen wie zum Beispiel Serotonin.
nötigen Zeit das ganz neue weiße Dinkelkrustenbrot aus 100% hellem Dinkelmehl,
Danke, Hildegard, du hattest schon
Dinkelmalzmehl, Salz, Hefe und Wasser.
immer recht!
Neu & Ur-Gut: 100% Dinkelkrustenbrot
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Gestaltung, Illustration & Fotografie: West Werbeagentur GmbH, Imst